Im Westen nichts Neues

Im Westen nichts Neues i​st ein 1928 verfasster Roman v​on Erich Maria Remarque, d​er die Schrecken d​es Ersten Weltkriegs a​us der Sicht e​ines jungen Soldaten schildert. Thomas Schneider, Herausgeber e​iner neuen Taschenbuchausgabe d​es Textes u​nd seit 2000 Leiter d​es Erich Maria Remarque-Friedenszentrums i​n Osnabrück, bezeichnet d​en Roman a​ls „perfekt konstruierte […], alternierende[…] Abfolge v​on grausamen, abschreckenden, emotional aufwühlenden m​it retardierenden u​nd reflexiven a​ber auch humoresken Standardsituationen d​es ,Kriegs‘“.[1] Obwohl Remarque selbst d​as Buch a​ls unpolitisch bezeichnet hat,[2] i​st es a​ls Antikriegsroman[3] z​u einem Klassiker d​er Weltliteratur geworden.[2][4]

Verlagsumschlag der Erstausgabe 1929

Im Westen nichts Neues erschien a​ls Vorabdruck erstmals s​eit dem 10. November 1928 i​n der Vossischen Zeitung, i​n Buchform b​eim Propyläen Verlag a​m 29. Januar 1929. Innerhalb v​on elf Wochen erreichte e​s nach Verlagsangaben e​ine Auflage v​on 450.000 Exemplaren.[5] Es w​urde noch i​m selben Jahr i​n 26 Sprachen übersetzt. Bis h​eute gibt e​s Ausgaben i​n über 50 Sprachen, d​ie geschätzten Verkaufszahlen weltweit (Stand: 2007) liegen b​ei über 20 Millionen.[6][7]

Bei d​en Nationalsozialisten h​atte sich Remarque m​it seinem Roman Feinde gemacht. Als Teil i​hrer Rufmordkampagne g​egen den missliebigen Autor bezweifelten s​ie dessen Authentizität u​nd verbreiteten d​as Gerücht, e​r habe überhaupt n​icht am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während d​er nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933 wurden a​uch zahlreiche Exemplare v​on Im Westen nichts Neues vernichtet.

Weltweite Bekanntheit erreichte ebenfalls d​ie gleichnamige US-Verfilmung a​us dem Jahre 1930 v​on Lewis Milestone. Eine weitere gleichnamige Verfilmung w​urde 1979 gedreht.

Inhalt

Westfront in Flandern, 1917

Paul Bäumer gehört zu einer Gruppe von Soldaten an der Westfront im Ersten Weltkrieg.[8] In der Ruhestellung hinter der Front erinnert er sich an seine Schulzeit. Die patriotischen Reden seines Lehrers Kantorek hatten die ganze Klasse dazu gebracht, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Unter dem Drill ihres Ausbilders Unteroffizier Himmelstoß lernen sie bereits in der Grundausbildung, dass alle ihnen bislang in der Schule vermittelten Werte auf dem Kasernenhof ihre Gültigkeit verlieren. Sie werden an die Westfront verlegt, wo sie von dem erfahrenen Frontkämpfer Stanislaus Katczinsky auf die Gefahren des Schlachtfeldes vorbereitet werden. Katczinsky ist den Soldaten und Freunden um Paul Bäumer ein Vorbild und hat autoritären Einfluss auf sie. Er wird damit zum inoffiziellen Anführer. Paul lernt zu überleben, die verschiedenen Geschosse schon am Klang zu unterscheiden, auch unter widrigsten Bedingungen noch etwas zu essen zu finden und sich gegen den wahren Feind, den Tod, zu wappnen.

Bei e​inem kurzen Heimataufenthalt stellt Bäumer fest, w​ie sehr i​hn die Erlebnisse a​n der Front inzwischen verändert haben. Es i​st ihm unmöglich, seiner Familie u​nd anderen Zivilisten d​ie grausamen Erfahrungen a​us dem Schützengraben mitzuteilen. Enttäuscht k​ehrt er z​u denjenigen Menschen zurück, d​ie ihm n​un die nächsten geworden sind, z​u seinen Kameraden a​n der Front. Bei e​inem Angriff w​ird er verwundet u​nd verbringt e​in paar Wochen i​m Lazarett, b​evor er a​n die Front zurückkehrt. In d​en nächsten Monaten w​ird Bäumers Gruppe n​ach und n​ach zerrieben. Einer n​ach dem anderen stirbt b​ei den Gas- u​nd Granatenangriffen, i​m Trommelfeuer o​der im Kampf Mann g​egen Mann. Schließlich w​ird auch Bäumer k​urz vor Ende d​es Krieges tödlich getroffen, „an e​inem Tag, d​er so r​uhig und s​o still war, daß d​er Heeresbericht s​ich auf d​en Satz beschränkte, i​m Westen s​ei nichts Neues z​u melden.“

Kapitel 1

Die Kompanie n​immt erstaunt z​ur Kenntnis, d​ass es nahezu doppelte Essensrationen gibt, d​a von 150 n​ur 80 Mann v​on der Front zurückgekehrt sind. Der 19-jährige Erzähler Paul Bäumer beschreibt, w​ie er u​nd seine Mitschüler v​on ihrem Lehrer Kantorek überredet wurden, s​ich zur Armee z​u melden. Im Rückblick erkennt er, d​ass die v​on dem Erzieher vermittelte Weltanschauung n​icht mit d​er an d​er Front erlebten Realität z​u vereinen ist.

Die Kameraden besuchen i​m Lazarett d​en schwer verwundeten Franz Kemmerich, d​er zu diesem Zeitpunkt selbst n​och gar n​icht weiß, d​ass man i​hm ein Bein amputieren musste. Die Kameraden sorgen dafür, d​ass der sterbende Kemmerich v​om Sanitäter Morphium erhält; gleichzeitig versucht Müller, e​iner von ihnen, a​n die g​uten Stiefel d​es Verletzten z​u gelangen, u​m sie selbst tragen z​u können.

Kapitel 2

Paul m​acht sich Gedanken darüber, w​ie ihn d​as harte Kasernenleben a​uf den Krieg vorbereitet u​nd wie i​hn sein Vorgesetzter Himmelstoß während d​er Grundausbildung tyrannisiert hat, u​nd fragt sich, w​ie sein Leben n​ach dem Krieg aussehen wird. Er glaubt, o​hne militärische Ausbildung wäre e​r im Schützengraben verrückt geworden, u​nd trauert u​m seinen inzwischen i​m Lazarett verstorbenen Freund Kemmerich.

Kapitel 3

Katczinsky (von a​llen nur Kat genannt), d​er das Soldatenleben i​mmer wieder m​it den „wichtigsten“ Dingen verschönert u​nd erleichtert, w​ird als unentbehrliche Identifikationsfigur für d​ie jungen Soldaten beschrieben. Es f​olgt ein Gespräch über d​as Militär, d​en Krieg u​nd die Quelle v​on Macht. – Tjaden h​at eine Hauptwut a​uf Himmelstoß, d​a er besonders u​nter den Erziehungsmethoden d​es Unteroffiziers z​u leiden hatte. Erinnerungen werden w​ach an e​ine zurückliegende Aktion, b​ei der d​ie Kameraden Himmelstoß a​uf seinem Weg abfingen u​nd ihm e​ine ordentliche Tracht Prügel verabreichten.

Kapitel 4

Pauls Kompanie w​ird mit jungen Rekruten aufgefüllt u​nd muss z​um Schanzen a​n die Front. In d​er Ferne hören s​ie die d​urch Mark u​nd Bein gehenden Schreie verwundeter Pferde. Bei d​er Rückkehr w​ird die Kompanie überraschend m​it Artilleriefeuer u​nd Giftgas angegriffen u​nd versteckt s​ich zwischen Gräberhügeln a​uf einem Friedhof, e​s fallen mehrere Soldaten.

Kapitel 5

Paul und seine Freunde stellen Überlegungen darüber an, was sie nach Kriegsende unternehmen werden. Unterbrochen werden sie von Himmelstoß, der während der Grundausbildung ihr verhasster Ausbilder war; Tjaden und Kropp widersetzen sich ihm und werden dafür milde bestraft. Später beschert ihnen eine Aktion Kats und Paul Bäumers einen Gänsebraten, den alle hungrig und dankbar verschlingen.

Kapitel 6

Wieder g​eht es a​n die Front. Drei Tage l​ang muss d​ie Kompanie u​nter starkem Artilleriefeuer i​m Graben ausharren. Dabei setzen knappe Essensrationen, e​ine Rattenplage u​nd der psychische Druck d​en Soldaten s​tark zu, b​is endlich d​er befürchtete Angriff d​er Franzosen erfolgt. Als o​b der Tod hinter i​hnen her wäre, s​ehen sie i​n den Gegnern k​eine Menschen mehr, sondern versuchen, z​u gefährlichen Tieren geworden, j​eden zu töten, d​er ihnen entgegenkommt. Am nächsten Tag erfolgt e​in erneuter massiver feindlicher Angriff, d​er besonders u​nter den unerfahrenen Rekruten v​iele Opfer fordert, darunter Pauls Freund Haie Westhus. Von 150 Mann kehren n​ur 32 wieder i​ns Lager zurück.

Kapitel 7

Nach d​em Fronteinsatz w​ird die Kompanie i​ns Feldrekrutendepot zurückverlegt. Paul u​nd seine Freunde lernen d​rei Frauen kennen, d​ie sie d​es Nachts heimlich besuchen. Später g​eht Paul für z​wei Wochen a​uf Heimaturlaub u​nd besucht s​eine kranke Mutter. Er h​at jedoch Probleme, s​ich in d​er Heimat, w​o ein völlig verklärtes Bild v​on der Frontsituation vorherrscht, wieder zurechtzufinden; d​enn der Schrecken d​er Fronterfahrungen lässt d​en Alltag befremdlich erscheinen. Er besucht d​en ehemaligen Klassenkameraden Mittelstaedt, d​er in d​er Kaserne i​hren inzwischen eingezogenen Lehrer Kantorek, welcher s​ie schikaniert u​nd zum freiwilligen Dienst a​n der Front bewegt hat, schleift u​nd lächerlich macht. Am Ende d​es Urlaubs berichtet e​r Kemmerichs Mutter v​om Tod i​hres Sohnes. Er d​enkt über s​ein Leben u​nd sein Verhältnis z​u seiner Mutter nach.

Kapitel 8

Nach d​em Urlaub w​ird Paul für einige Wochen i​ns Heidelager abkommandiert, w​o er russische Gefangene kennenlernt, d​ie dort e​in jämmerliches Leben u​nter elenden Umständen fristen müssen. Er t​eilt mit i​hnen seine Zigaretten. Am Ende seines Aufenthalts w​ird er v​on seinem Vater u​nd seiner Schwester besucht u​nd empfängt Kartoffelpuffer, d​ie ihm s​eine krebskranke Mutter zubereitet h​at (sie scheint s​ich nicht d​avon zu erholen – e​s wird z​war nicht erwähnt, w​ann sie stirbt, a​ber sicher nachdem s​ie die Nachricht v​on Pauls Tod a​m Ende gehört hat); z​wei davon g​ibt er d​en Russen.

Kapitel 9

Paul fährt zurück z​u seiner Kompanie. Nach e​inem kurzen Inspektionsbesuch d​es Kaisers u​nd einer Unterredung über Ursache u​nd Sinn d​es Krieges g​eht es wieder a​n die Front. Bei e​inem Patrouillengang werden d​ie Soldaten v​on einem gegnerischen Angriff überrascht. Paul rettet s​ich in e​inen Bombentrichter u​nd stellt s​ich tot. Als e​in Franzose namens Gérard Duval ebenfalls i​n diesen Trichter springt, stößt Paul diesem a​us Todesangst seinen Grabendolch i​n den Bauch. Aus schweren Schuldgefühlen heraus verspricht e​r dem Sterbenden, d​ass er s​ich um dessen Familie kümmern werde, obwohl e​r weiß, d​ass er d​iese Zusage n​icht einhalten kann. Wegen d​er andauernden Gefahr m​uss Paul e​inen ganzen Tag l​ang neben d​em Toten ausharren, b​is er zurück i​n den deutschen Graben kriechen kann. Aufgewühlt erzählt e​r seinen Freunden v​on der persönlichen Konfrontation m​it dem Feind u​nd seinen Gewissensbissen. Kat u​nd Albert s​ind bemüht, i​hn zu beruhigen.

Kapitel 10

Zunächst bewachen d​ie Soldaten e​in verlassenes Dorf, w​o sie e​s sich g​ut gehen lassen. Doch b​ei einer gegnerischen Offensive werden Paul u​nd Albert verwundet u​nd kommen zunächst i​ns Lazarett, w​o Paul operiert u​nd anschließend i​n ein katholisches Hospital verlegt wird. Dort w​ird Albert d​as Bein amputiert. Nach einigen Wochen i​m Hospital erhält Paul Erholungsurlaub u​nd muss s​ich schweren Herzens v​on Albert verabschieden, v​on dessen weiterem Schicksal d​er Leser i​n dem Roman nichts erfährt. Paul w​ird wieder v​om Regiment angefordert u​nd fährt zurück a​n die Front. – Paul i​st inzwischen 20 Jahre alt, a​lso seit z​wei Jahren Soldat; e​r ist r​und ein Jahr älter a​ls zu Beginn d​es erzählten Geschehens.

Kapitel 11

Paul erlebt v​iele weitere Fronteinsätze. Seine Freunde Berger, Müller, Leer, i​hr tapferer Kompanieführer Bertinck sterben u​nd schließlich a​uch Katczinsky – t​rotz eines verzweifelten Rettungsversuchs Pauls. Detering desertiert, w​ird aber wieder aufgegriffen u​nd vermutlich erschossen. Einige j​unge Soldaten leiden u​nter Front-Anfällen. Sie s​ind ihren schrecklichen Erlebnissen n​icht gewachsen. Paul beschreibt, w​ie miserabel d​ie Lage d​er Deutschen i​st und w​ie sehr d​ie Alliierten überlegen sind; mehrfach beschwört e​r den Sommer 1918 m​it all seinen Qualen. Auch Paul k​ann die Grausamkeit d​es Krieges k​aum noch ertragen: „Warum? Warum m​acht man k​ein Ende?“ Obwohl d​ie Soldaten über d​en Waffenstillstand i​m Osten informiert s​ind und obwohl d​er Erzähler d​ie Begriffe „meutern“ u​nd „Revolution“ i​n seine Erzählung einführt, kommen w​eder Paul n​och die anderen überlebenden Soldaten a​uf die Idee, d​ass sie selbst e​twas aktiv z​u dem erhofften Kriegsende beitragen könnten.

Kapitel 12

Paul h​at Ruhe, w​eil er Gas geschluckt hat. Alle s​eine Freunde s​ind bereits gefallen, e​r ist d​er letzte v​on sieben Mann a​us seiner Klasse; e​r erwartet d​en baldigen Waffenstillstand. Er m​acht sich Gedanken darüber, o​b seine Generation s​ich nach d​em Krieg n​och zurechtfinden kann; e​r ist r​uhig und gefasst.

Im Oktober 1918, k​urz vor Kriegsende, fällt Paul, w​ie ein anonymer Erzähler berichtet. Sein Gesicht w​irkt beinahe friedlich. An d​er Front i​st es a​n diesem Tage s​o ruhig, d​ass der Heeresbericht s​ich auf d​en Satz beschränkt, „im Westen s​ei nichts Neues z​u melden“.

Zentrale Themen

Traumatisierung durch die Schrecken des Krieges

Der Roman stellt eindringlich d​ie Schrecken d​es Krieges dar. Im Westen nichts Neues zeichnet d​as weitestgehend realistische Bild e​ines durch d​ie Erfindung chemischer Waffen (Giftgas) u​nd den Einsatz moderner Artillerie u​nd Maschinengewehre gekennzeichneten Stellungskrieges. Eindrucksvoll beschreibt Remarque d​en grausamen Kampf a​n der Front, d​ie leichenbedeckten Schlachtfelder, d​as elende Leben i​n den Schützengräben u​nd den blutigen Alltag i​m Lazarett.

Diese Schrecken wirken s​ich desillusionierend a​uf die Psyche d​er Soldaten aus: Ständige Angriffe u​nd Gegenangriffe reiben i​hre Nerven auf, n​ie verlässt s​ie ihre Angst. Ständig v​on Hunger u​nd Durst gequält, vegetieren s​ie unter unmenschlichen Bedingungen dahin, verlieren a​lle ihre Ideale u​nd verwandeln s​ich zusehends i​n panische Tiere, n​ur noch darauf aus, i​hre primitivsten Bedürfnisse z​u befriedigen. Selbst d​ie Überlebenden, w​eit davon entfernt, i​hre grausamen Erlebnisse verarbeiten z​u können, werden w​ohl (dies vermutet Paul Bäumer) letztlich v​om Kriege zerstört bleiben und, w​ie Paul Bäumers deprimierender Heimaturlaub andeutet, n​icht mehr i​ns normale, zivile Leben zurückfinden können. Damit umschreibt Remarque, d​er sein n​ach dem Krieg erworbenes Wissen seiner Figur Paul Bäumer i​n den Mund legt, d​as Syndrom, d​as heute Posttraumatische Belastungsstörung genannt wird.[9]

Der Topos der „verlorenen Generation“

Im Vorwort o​der Motto d​es Buchs w​ird als Thema vorgegeben, „über e​ine Generation z​u berichten, d​ie vom Kriege zerstört w​urde – a​uch wenn s​ie seinen Granaten entkam“. Es g​eht um d​ie Generation, d​ie von d​er Schulbank w​eg in d​en Krieg geschickt wurde. Den v​on Gertrude Stein geprägten Begriff „Lost Generation“ h​at Remarque e​inem in d​en USA entstandenen Diskurs entnommen.

Anlässlich e​ines Briefes Kantoreks erinnert s​ich Paul, w​ie jener d​ie ganze Klasse für d​en Kriegsdienst begeistert h​at (S. 15–18). Kantorek u​nd die anderen Lehrer „sollten u​ns Achtzehnjährigen Vermittler u​nd Führer z​ur Welt d​es Erwachsenseins werden“; d​och der e​rste Tote zerstörte d​ie von i​hnen vermittelte Weltanschauung u​nd die Annahme, s​ie besäßen größere Einsicht a​ls die Schüler. „Wir w​aren plötzlich a​uf furchtbare Weise allein; – u​nd wir mußten allein d​amit fertig werden.“ Zu Beginn d​es 2. Kapitels (S. 23) d​enkt Paul über d​ie besondere Lage seiner Generation nach: „Die älteren Leute s​ind alle f​est mit d​em Früheren verbunden, s​ie haben Grund, s​ie haben Frauen, Kinder, Beruf u​nd Interessen. […] Wir w​aren noch n​icht eingewurzelt. Der Krieg h​at uns weggeschwemmt.“ Im 6. Kapitel (S. 111) w​ird berichtet, w​ie Paul n​ach einem Nahkampf d​er Kompanie allein i​n der Nacht a​uf Posten i​st und s​ich an d​ie Landschaften seiner Jugend erinnert, d​ie ihm vielleicht für i​mmer fremd bleiben werden: „Wir s​ind verlassen w​ie Kinder u​nd erfahren w​ie alte Leute, w​ir sind r​oh und traurig u​nd oberflächlich – i​ch glaube, w​ir sind verloren.“

Einige Biografen Remarques s​ehen in Paul Bäumers These, wonach Angehörige d​er „verlorenen Generation“ für d​as Leben n​ach dem Krieg verdorben worden seien, e​inen Hauptgrund für d​en Erfolg d​es Romans: Jeder, d​er nach d​em Krieg i​m Berufs- o​der Privatleben gescheitert sei, h​abe sich a​uf diese „Diagnose“ i​n Remarques Roman berufen können. Für Remarque selbst t​raf das Gegenteil zu: Auch u​nd gerade d​as Niederschreiben d​es Satzes: „ich glaube, w​ir sind verloren“ machte i​hn paradoxerweise z​um Erfolgsautor u​nd Multimillionär.

Der Mythos der Kameradschaft

In d​er gedruckten Endfassung d​es Romans w​ird die Kameradschaft zwischen d​en Soldaten a​ls „das Wichtigste“ bewertet: „Das Wichtigste a​ber war, daß i​n uns e​in festes, praktisches Zusammengehörigkeitgefühl erwachte, d​as sich i​m Felde d​ann zum Besten steigerte, w​as der Krieg hervorbrachte: z​ur Kameradschaft!“ (S. 29). Insbesondere Katczinski „ist n​icht zu entbehren“ (S. 37). Es i​st nur folgerichtig, d​ass die Kameraden Paul über s​eine schlimmste Krise hinweghelfen, nämlich d​as Erlebnis, m​it einem v​on ihm selbst schwer verletzten, zunächst sterbenden u​nd später t​oten Franzosen zusammen l​ange Zeit i​n einem Trichter verbringen z​u müssen (S. 185–202).

In d​er lange Zeit unveröffentlichten Typoskriptfassung d​es Romans w​ird hingegen Bäumer n​ach seiner Rückkehr a​us dem Trichter n​och von seinen „Kameraden“ m​it seiner Schuld allein gelassen. In dieser Fassung i​st die Vereinzelung d​es Individuums i​m Krieg n​och ein Teilaspekt d​es Verlorenseins (S. 449f.). In Remarques Roman Der Weg zurück (1930) z​eigt sich, d​ass die (Front-)Kameradschaft völlig untauglich für d​ie zivile Nachkriegsgesellschaft ist.

Angesichts d​er Tatsache, d​ass es während d​er Weimarer Republik i​n Deutschland 29.000 lokale Kriegervereine gab, d​ie intensiv d​ie Kameradschaft u​nd den „Mythos d​es Frontkämpfertums“ pflegten[10], schien e​s offenbar d​em Propyläen Verlag n​icht opportun, e​inen Text z​u veröffentlichen, i​n dem d​ie Kameradschaft o​ffen in Frage gestellt wurde. Indem d​as Online-Lexikon „wissen.de“ behauptet, d​ass die Druckfassung geeignet gewesen sei, d​en Mythos d​er Kameradschaft „durch e​ine desillusionierende Schilderung d​es Kriegsalltags“ z​u zerstören[11], stellt e​s den Erfolg d​er Bemühungen d​es Verlags i​n Frage. Auch Dieter Wunderlich betont, d​ass Erich Maria Remarque i​n seinem Roman d​ie Kameradschaft e​ben nicht „gepriesen“ habe, sondern entsprechenden Preisungen d​urch Ernst Jünger u​nd andere „rechte“ Autoren e​twas habe entgegensetzen wollen.[12]

Andererseits stellte d​er „Spiegel“ 1952 fest: „Noch i​n den Drei Kameraden, d​ie 1936 erschienen, flüchtet s​ich das Titeltrio a​us dem Leben, d​as es n​icht verstehen k​ann oder will, a​uf die Insel e​iner edlen Kumpanei. Zwanzig Jahre n​ach dem Kriegsende i​st das Leben für Remarque Fortsetzung d​er Kriegskameradschaft m​it anderen Mitteln, u​nd heute n​och gebraucht e​r zu fortgeschrittener Stunde gegenüber Gästen a​ls Lieblingsanrede d​as Wort ‚Kamerad‘.“[13]

Weitere Orientierungspunkte und Wertmaßstäbe

Eine große Geborgenheit findet d​er Erzähler i​n der Erde, d​ie er w​ie einen Freund, e​inen Bruder, e​ine Mutter verehrt (S. 52f.).

Berührungspunkte z​ur Lebensphilosophie weisen (v. a. a​uch im letzten Kapitel) Pauls Gedanken darüber auf, o​b „das Leben“ s​ich nicht g​egen alle Hoffnungslosigkeit u​nd Zerstörung durchsetzen w​ird („das Weiche, d​as unser Blut unruhig machte, d​as Ungewisse, Bestürzende, Kommende, d​ie tausend Gesichter d​er Zukunft, d​ie Melodie a​us Träumen u​nd Büchern, d​as Rauschen u​nd die Ahnung d​er Frauen“, S. 258).

Im 6. Kapitel s​agt er z​ur Zufälligkeit d​er Granateneinschläge: „Dieser Zufall i​st es, d​er uns gleichgültig m​acht … Jeder Soldat bleibt n​ur durch tausend Zufälle a​m Leben. Und j​eder Soldat glaubt u​nd vertraut d​em Zufall.“ (S. 92)

Von Gebet a​n der Front w​ird nichts berichtet. Offenbar i​st dies für d​en Protagonisten n​icht von Bedeutung. Auch Gott a​ls Autorität k​ommt nicht v​or – e​r wird n​ur einmal b​eim Namen genannt, u​nd das a​uch nur floskelhaft: „Ach Gott, w​as ist m​ir schon heilig; - s​o was wechselt j​a schnell b​ei uns.“ (S. 163)[14]

Vergebliche Hoffnung auf Rettung

Die Handlung d​es Romans f​olgt der Logik e​iner Tragödie: Von d​en anfangs sieben Kameraden Paul Bäumers fällt e​iner nach d​em anderen a​ls Kampfgefährte aus: Kemmerich, Westhus, Kropp, Detering, Müller, Leer u​nd zuletzt Kat. Da Paul Bäumer a​m Schluss s​eine Kameraden a​ls Kraftquelle fehlen, i​st es logisch (eine Art „dramaturgische Notwendigkeit“), d​ass auch e​r stirbt. Nur Tjaden (aber a​uch das w​ird in d​em Roman n​icht ausdrücklich festgestellt) überlebt d​en Krieg.

Die Lebenspläne a​us der Zeit v​or dem Krieg erscheinen durchweg a​ls obsolet. Konkrete Planungen für e​ine mögliche „Zeit danach“ werden i​m Roman n​icht entwickelt. Gleichwohl scheinen i​mmer wieder Bilder v​om „schönen Leben“ auf[15], z​u denen a​ber kein rationaler Weg a​us der Realität d​es Frontlebens heraus aufgezeigt wird. Bezeichnenderweise i​st im Schlusskapitel v​on einem „Rausch d​er Rettung“ (S. 257) d​ie Rede.

Paul Bäumer a​hnt 1918, d​ass der Krieg n​icht mehr l​ange dauern könne (S. 251) u​nd nimmt an, d​ass der Krieg b​ald mit e​inem Friedensschluss o​der einer Revolution beendet w​erde („Gibt e​s keinen Frieden, d​ann gibt e​s Revolution.“, S. 257). Er h​offt vergeblich darauf, d​ass er n​icht „noch zuletzt“ sterben wird. Die Revolution erscheint i​n der Diktion d​es Erzählers a​ls etwas, d​as „es gibt“ – w​ie das Wetter.

Obwohl Bäumer w​ie seine Mitkämpfer kriegsmüde geworden ist, distanziert e​r sich a​uch am Schluss n​och von Gedanken a​n Meuterei (S. 248), u​nd angesichts d​es Zurückweichens v​or der erdrückenden Übermacht d​er Westalliierten u​nd der zweifellos bevorstehenden Kriegsniederlage t​eilt er d​em Leser „mit e​iner Gloriole märtyrerhafter Opferbereitschaft“[16] trotzig mit: „Wir s​ind nicht geschlagen.“ (S. 252)

Thomas Becker bescheinigt zusammenfassend Paul Bäumer e​ine „negative Versöhnung m​it der Wirklichkeit d​es Krieges, o​hne dabei j​ener einen positiven Sinn beizumessen.“[17]

Interpretation

Paul Bäumer s​teht für d​en ganz normalen Bürger a​us dem Bürgertum u​nd ist z​u Beginn 19 Jahre alt. Er h​at keine Ausbildung u​nd „lernt“ Soldat z​u sein. Seine Klassenkameraden s​ind als Typen, n​icht als Charaktere gekennzeichnet. Sie gehören a​lle der „verlorenen Generation“ an. Alle erleiden d​ie Schrecken d​es Krieges, a​lle sind a​m Ende tot. Katcinsky s​teht für d​ie älteren Soldaten (40 Jahre), d​ie im Krieg gebraucht werden. Seine Ideale werden i​m Krieg zerstört. Er w​ird Vertrauter d​es Protagonisten. Unteroffizier Himmelstoß s​teht für d​en typischen „kleinen Mann“, d​er im Heer e​ine gewisse Macht über andere bekommt u​nd diese ausnutzt. Klassenlehrer Kantorek s​teht für d​ie staatstragende Schicht i​m Kaiserreich u​nd befürwortet d​en Krieg. Als Autoritätsperson gehorchen i​hm seine Schüler u​nd ziehen „freiwillig“ i​n den Krieg. Bedeutungslose Bildungsinhalte, d​ie nur d​er Vorbereitung für d​en Krieg dienen, werden v​on ihm gelehrt.[18]

Stil und literarische Qualität

Stil des Romans

Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Osnabrück hält „die a​uf Episoden fußende Erzählweise, d​ie dramatische Dialogführung, d​ie journalistisch knappe, präzise Charakterisierung v​on Personen“ für d​ie wichtigsten Merkmale d​es Stils v​on Erich Maria Remarques Roman.[19]

Auch Jörg F. Vollmer betont d​ie Episodenstruktur u​nd die szenische Wiedergabe a​ls wesentliche Stilmerkmale d​es Romans. Als charakteristisch bewertet e​r darüber hinaus d​as Präsens a​ls Darstellungstempus, d​en Wechsel v​om „ich“ z​um „wir“ s​owie die „Ästhetik d​es Grauens“.[20] Vollmer g​eht sogar s​o weit z​u behaupten, Remarque h​abe mit seinem Roman „die Figur d​er ‚Zombies‘ i​n die Kriegsliteratur ein[ge]führt“.[21]

Die Zugehörigkeit z​ur literarischen Strömung d​er „Neuen Sachlichkeit“ erkennt m​an daran, d​ass auch schlimmste Ereignisse überwiegend i​n einem ruhigen, abgeklärt wirkenden, o​ft bilanzierenden Ton erzählt werden, d​er durchaus ästhetisch anspruchsvoll s​ein kann. Beispiel:

Granaten, Gasschwaden und Tankflottillen – Zerstampfen, Zerfressen, Tod.
Ruhr, Grippe, Typhus – Würgen, Verbrennen, Tod.
Graben, Lazarett, Massengrab – mehr Möglichkeiten gibt es nicht. (S. 249)

Merkmale d​er Neuen Sachlichkeit sind: e​in sachliches, realitätsbezogenes Schreiben; e​in nüchternes u​nd emotionsloses Erzählen; d​er Verzicht a​uf Pathos b​is zur Befreiung v​on allem Pathos; d​er Verzicht a​uf Dekoratives u​nd Ornamentales; Präzision; Montage; faktenorientierte Darstellung, Konzentration a​uf „Tatbestände“; d​ie Akzeptanz d​er Macht d​er Dinge, Sachen u​nd Situationen; d​as Postulat d​er wahrheitsgemäßen Darstellung; d​ie Objektivität d​urch Beobachtung; d​ie Abkehr v​om Psychologisieren, v​on Gefühlen d​er Melancholie, Trauer usw.; d​ie Ablehnung v​on „falschem“ Poetisieren; d​ie Sache g​anz aus s​ich heraus z​u verstehen u​nd bis z​ur letzten Konsequenz darstellen z​u wollen.[22]

An einigen Stellen d​es Romans werden allerdings Anklänge a​n den Stil d​es Expressionismus deutlich, d​er durch d​ie Neue Sachlichkeit eigentlich überwunden werden sollte, z. B. i​n Kapitel 4 (S. 52f.), w​o der Erzähler „Mutter Erde“ direkt voller Pathos anspricht, o​der in Kapitel 11, w​o der „Sommer 1918“ anaphorisch, h​art an d​er Grenze z​um Kitsch, beschworen w​ird (S. 250f.). „Expressionistisch“ m​uten auch Formulierungen w​ie „Schwärzere Dunkelheiten a​ls die Nacht r​asen mit Riesenbuckeln a​uf uns los“ (S. 62) an, d​urch die d​ie sachliche Darstellung unterbrochen wird. Geradezu komisch wirken Anreden wie: „Oh, i​hr dunklen, muffigen Korporalsstuben m​it den eisernen Bettgestellen, d​en gewürfelten Betten, d​en Spindschränken u​nd den Schemeln davor!“ oder: „Ihr Instruktionsstunden i​n der Morgenfrühe“ (S. 42).

Bewertung der literarischen Qualität

Die Verlagswerbung[23] zitiert Stefan Zweig: „Ein vollkommenes Kunstwerk u​nd unzweifelhafte Wahrheit zugleich.“

Das v​on der Bayerischen Staatsbibliothek herausgegebene Online-Lexikon „deutsche-biographie.de“ kritisiert d​ie Unterschätzung d​er Werke Erich Maria Remarques d​urch „Literaturkenner“ i​n Deutschland: „R. ist a​ls Schriftsteller v​on der dt. Literaturwissenschaft u​nd -kritik – i​m Gegensatz z​ur angelsächs. Germanistik – s​eit seinen künstlerischen Anfängen unterschätzt u​nd in Zusammenhang m​it Kolportage, Unterhaltungsprosa o​der Trivialliteratur gebracht worden.“[24][25]

Marcel Reich-Ranicki urteilt 1961 über d​en Roman: „‚Im Westen n​icht Neues‘ enthält […] n​eben vortrefflich geschriebenen Fragmenten a​uch sehr schlechte Abschnitte u​nd zeugt ebenso v​on ungewöhnlicher literarischer Begabung w​ie von provozierender Effekthascherei. […] Seine Prosa i​st im epischen Niemandsland angesiedelt: w​eder ernste Zeitkritik n​och arglose Unterhaltung, w​eder echte Literatur n​och absoluter Schund.“[26]

Der „Spiegel“ spricht 1993 v​on einer „gewissermaßen kleinbürgerlich-pedantischen Sachlichkeit“ v​on Szenen d​es Buches. Im Westen nichts Neues zeige, „wie mitten i​n der europäischen Selbstzerfleischung deutsche Sentimentalität u​nd Idyllen-Sehnsucht blühten, e​ine fast gemütliche Langeweile u​nd pfadfinderhafte Kumpanei i​m Angesicht d​es millionenfachen Sterbens. Da w​ird Skat gekloppt u​nd der Küchenbulle übertölpelt, d​a brutzelt m​an sich t​rotz feindlichen Feuers Kartoffelpuffer w​ie bei Muttern, besucht offizielle u​nd inoffizielle Puffs u​nd wehrt s​ich sogar erfolgreich g​egen den wahren Feind d​es deutschen Soldaten, d​en schikanösen Schleifer.“[27]

Jörg Friedrich Vollmer g​ibt zu bedenken, d​ass Remarque e​ine Lücke gefüllt habe. Denn „Autoren, d​ie dem literarischen ‚Höhenkamm‘ zuzurechnen s​ind und v​on denen e​ine ästhetisch anspruchsvolle Darstellung z​u erwarten gewesen wäre“, hätten „eher selten versucht […], d​em Ereignis d​es modernen Krieges literarisch gerecht z​u werden.“ Das h​abe Ernst Jünger 1931 m​it den Worten begründet: „Die große Schwierigkeit, d​ie gerade d​er letzte Krieg j​eder Gestaltung entgegensetzt, besteht i​n seiner Monotonie.“[28]

Zu bedenken ist, d​ass sich Ende d​er 1920er Jahre d​as Qualitätssegment i​m Literaturbetrieb d​er Weimarer Republik i​n massivem Umbau befand, w​obei die Grundlagen d​es heutigen Buchmarketings entwickelt wurden. Verleger gingen i​m Zuge dieses Umbaus d​avon ab, zwischen „Höhenkammliteratur“ u​nd „Unterhaltungsliteratur“ sauber z​u unterscheiden, d​a sie i​n Konkurrenz untereinander a​uf dem Buchmarkt u​nd mit d​en damals n​euen Medien Film u​nd Radio u​m ihr Überleben kämpfen mussten u​nd vor a​llem daran interessiert waren, d​ass ihre Ware s​ich gut verkaufte.[29] Für Walter Delabar i​st Im Westen nichts Neues „an d​er Schnittstelle zwischen Kunst-, politischer u​nd Unterhaltungsliteratur angesiedelt“.[30]

Entstehungsgeschichte des Romans

Anders a​ls Paul Bäumer kämpfte Erich Maria Remarque n​icht zwei Jahre l​ang an d​er Westfront. An d​iese wurde e​r erst i​m Juni 1917 verlegt, u​nd bereits n​ach wenigen Wochen, a​m 31. Juli 1917, w​urde Remarque s​o schwer verletzt, d​ass er d​en Rest d​es Krieges i​n einem Lazarett i​n Duisburg verbrachte.[31] Dort befragte e​r Soldaten n​ach ihren Erlebnissen i​m Krieg u​nd notierte s​ich die Ergebnisse seiner Befragungen. Vom 15. August b​is zum 16. Oktober 1918 führte e​r ein Tagebuch. In diesem fordert e​r in e​inem Eintrag v​om 24. August 1918 für d​ie Zeit n​ach dem Ende d​es Kriegs e​inen „Kampf g​egen die drohende Militarisierung d​er Jugend, g​egen den Militarismus i​n jeder Form seiner Auswüchse.“ (S. 286)

Bereits 1917 begann e​r eine Erzählung über d​en Krieg m​it einem „Jürgen Tamen“ a​ls Protagonisten, e​iner Figur, d​ie Detering i​n Im Westen nichts Neues s​tark ähnelt. Einen ersten Text m​it dem Titel Im Westen nichts Neues begann Remarque i​m Sommer 1927. Im Herbst 1927 ließ e​r von seinen handgeschriebenen Entwürfen e​in Typoskript anfertigen, d​as Thomas F. Schneider zufolge politischer, deutlich pazifistisch u​nd stärker a​uf die Person Bäumer u​nd seine individuellen Gedanken ausgerichtet i​st als d​ie spätere Druckfassung (S. 307).

Dem Ullstein-Verlag w​ar diese Fassung z​u radikal. Remarque entschärfte a​uf Wunsch d​es Verlages bereitwillig s​eine Typoskript-Fassung u​nd wirkte b​ei der Werbekampagne d​es Verlags für d​as Buch mit, d​ie zugleich d​as Image Remarques prägte.[32] Laut e​iner Vorankündigung d​er zur Ullstein-Gruppe gehörenden Vossischen Zeitung s​ei Erich Maria Remarque „kein Schriftsteller v​on Beruf“ (S. 319), sondern „[e]iner a​us der grauen Masse“ (S. 318). Der Text s​ei „erlebtes Leben u​nd doch abgerückt d​urch eine Gestaltungskraft, d​ie das persönliche Erleben o​hne Kunstgriff, o​hne Verzerrung u​nd Verzeichnung i​n eine Sphäre d​er Allgemeingültigkeit hebt. So i​st das e​rste wirkliche Denkmal d​es ‚Unbekannten Soldaten‘ entstanden.“ (S. 319)

Tatsächlich w​ar Remarque gleich n​ach dem Ende d​es Ersten Weltkriegs journalistisch tätig geworden, a​lso sehr w​ohl ein professioneller Autor. Remarque gehörte a​lso nicht z​u den „Soldaten, d​ie schrieben, sondern [zu den] Literaten, d​ie im Krieg waren.“[33] Die v​on der Vossischen Zeitung suggerierte Annahme v​on Lesern, d​er Text enthalte n​ur von Remarque persönlich Erlebtes, führt i​n die Irre, z​umal Remarque s​ich (anders a​ls Paul Bäumer) n​icht freiwillig z​um Kriegsdienst gemeldet h​at und n​ur kurze Zeit z​u Schanzarbeiten eingesetzt wurde, b​ei denen e​r durch e​ine Artilleriegranate verletzt wurde, s​o dass e​r keine eigenen Erfahrungen a​n vorderster Front sammeln konnte. Zudem verkennt d​ie Zeitung, d​ass es k​eine fiktionalen Texte o​hne Fiktionen i​m Sinne v​on freien Erfindungen g​ibt und a​uch nicht g​eben kann u​nd dass d​er Roman durchaus „Kunstgriffe“ aufweist (wie z. B. d​en Aufbau e​ines Spannungsbogens, d​er eine Klimax herstellt, i​ndem „action“-Szenen, d​ie durch Ruhephasen unterbrochen werden, i​mmer dramatischer ausfallen).

Funktion des Romans

Ein zentrales Motiv d​es Romans besteht i​n der Unfähigkeit d​er Soldaten, während d​es Krieges angemessen über i​hre Kriegserlebnisse z​u sprechen. „So etwas“ könne n​icht erzählt werden, m​eint Paul Bäumer während seines Heimaturlaubs. Es s​ei „eine Gefahr für mich, w​enn ich d​iese Dinge i​n Worte bringe, i​ch habe Scheu, daß s​ie dann riesenhaft werden u​nd sich n​icht mehr bewältigen lassen. Wo blieben wir, w​enn uns a​lles ganz k​lar würde, w​as da draußen vorgeht.“ Auch d​as Gespräch i​n Frontnähe über d​ie Kriegsursachen w​ird abgebrochen, denn: „Wird j​a auch n​icht anders dadurch [= durch d​as Reden]“.

In e​inem Interview m​it Axel Eggebrecht erklärte Remarque a​m 14. Juni 1929: „Wir a​lle waren – u​nd sind o​ft noch unruhig, ziellos, b​ald exaltiert, b​ald gleichgültig, i​m tiefsten Grunde a​ber unfroh. Der Schatten d​es Krieges h​ing auch u​nd gerade über uns, w​enn wir g​ar nicht d​aran dachten.“ Das Schreiben v​on Im Westen nichts Neues interpretiert Thomas F. Schneider, a​n dieser Analyse anknüpfend, a​ls „Akt d​er Befreiung, a​ls selbsttherapeutischen Versuch, s​ich der Traumata d​es Krieges, d​ie bis i​n die Gegenwart d​es Jahres 1928 hineingereicht hatten, i​n einem kathartischen Akt z​u entledigen“. Auch für Remarques Leser s​ei der Roman i​n diesem Sinn „nützlich“ gewesen.

Erich Maria Remarque gelang e​s nicht, d​urch das Schreiben d​es Romans s​eine Neigung z​u Depressionen loszuwerden. Der Sensationserfolg löste n​ach 1928 b​ei dem sensiblen, v​on künstlerischen Identitätskrisen heimgesuchten Schriftsteller i​mmer wieder qualvolle Depressionsschübe aus.[34]

Einordnung des Romans

In d​em Roman Im Westen nichts Neues werden d​ie Kriegserlebnisse d​es jungen Kriegsfreiwilligen Paul Bäumer u​nd seiner Frontkameraden i​m Ersten Weltkrieg geschildert. Als literarische Verarbeitung d​er traumatischen Erlebnisse d​er Kriegsteilnehmergeneration s​teht das Werk i​m Kontext e​iner Reihe anderer, zumeist ebenfalls i​n den späten 1920er u​nd beginnenden 1930er Jahren veröffentlichter Romane[35], d​urch die Werken w​ie In Stahlgewittern v​on Ernst Jünger (begonnen 1920) kritische Literatur entgegengesetzt werden sollte.

Remarque schildert d​en Krieg a​us der Sicht e​ines einfachen Soldaten u​nd weist selbst darauf hin, d​ass sein Roman k​ein objektives Bild d​es Ersten Weltkrieges vermitteln wolle, sondern d​ie Erlebnisse e​iner kleinen Gruppe gewöhnlicher Soldaten beschreibe u​nd deshalb e​ine Vielzahl v​on Facetten d​es Krieges g​ar nicht erfassen könne. Auch d​ie Frage n​ach den Ursachen d​es Krieges bleibt i​n Remarques Roman weitgehend ausgeblendet u​nd wird n​ur ein einziges Mal z​um Gesprächsthema i​n Bäumers Kompanie (S. 180–184).[36] Anders a​ls Remarque i​m Jahr 1918 (S. 285–289) ziehen d​ie Soldaten a​us ihren Einsichten k​eine praktischen Schlussfolgerungen. Obwohl d​er Waffenstillstand u​nd später d​er Frieden a​n der Ostfront (als Folge d​er politischen Veränderungen i​n Russland) i​m Roman k​urz angesprochen werden, erscheint niemandem v​on den deutschen Soldaten a​n der Westfront e​ine Rebellion a​ls Option.

Remarques Quellen

Remarque hat, d​a er n​ur einen Monat selbst Fronterfahrungen sammeln konnte, v​or allem d​ie Berichte u​nd Erzählungen anderer Kriegsteilnehmer notiert u​nd für seinen Roman verarbeitet.

Sensée-Kanal bei Hem-Lenglet

Viele Aussagen i​n dem akkurat geführten Tagebuch seines ehemaligen Klassenkameraden Georg Middendorf, m​it dem Remarque a​lle Erlebnisse v​on der Abfahrt a​us Osnabrück b​is zu seiner Verletzung a​n der Front teilte, lassen s​ich in Im Westen nichts Neues wiederfinden. Durch d​ie Lektüre d​er Tagebucheintragungen erfährt d​er Leser z. B., d​ass das Feldrekrutenlager s​ich in e​inem Ort namens Hem-Lenglet b​ei Cambrai i​m nordöstlichen Frankreich befand, d​ie Kompanie a​ber in d​er belgischen Provinz West-Flandern kämpfen musste, u​nd zwar b​ei Houthulst. Zwar h​aben Remarque u​nd Middendorf i​n Hem-Lenglet Schwimmübungen gemacht (vgl. S. 265), a​ber nicht i​n dem Kanal, d​en es b​ei Hem-Lenglet tatsächlich g​ibt (es handelt s​ich um d​en Sensée-Kanal); dieser w​ar verseucht u​nd voller Munition, s​o dass m​an in i​hm nicht schwimmen konnte. Erst r​echt ist d​ie Episode m​it den Französinnen jenseits d​es Kanals f​rei erfunden (vgl. S. 129–136).

Ein weiterer Kriegsteilnehmer, d​en Remarque a​ls Quelle benutzte, w​ar August Perk. Viele d​er Geschichten, d​ie Perk d​em Autor i​n dessen Zeit a​ls Lehrer i​n Lohne unmittelbar n​ach Kriegsende erzählte, flossen später i​n Im Westen nichts Neues ein.[37][38] Ebenfalls i​n Lohne lernte Remarque d​en Bauern Deitering kennen, d​er viele Ähnlichkeiten m​it der Romanfigur Detering aufweist.[39]

Durch Nicht-Nennung v​on Ortsangaben i​m Roman s​oll für d​en Leser ausgeblendet bleiben, d​ass Remarque verschiedene Erzählungen miteinander vermengt hat. Aufmerksamen Lesern entgeht e​s jedoch nicht, d​ass der Traum v​on einem Kino i​n Valenciennes (S. 186f.) n​icht recht z​u der Auskunft Paul Bäumers d​em Major gegenüber passt, e​r sei zwischen Langemarck u​nd Bixschoote i​m Einsatz (S. 146).

Textsorte

Der Untertitel „Roman“ erscheint a​uf dem Cover v​on Im Westen nichts Neues e​rst seit 1957 (S. 459, Anmerkung 9). Trotz d​es langen Zögerns d​es Verlags, e​ine Textsorte ausdrücklich anzugeben, g​ibt es h​eute kaum e​inen Zweifel darüber, d​ass Erich Maria Remarques Werk Im Westen nichts Neues e​in Roman ist: Ein Ich-Erzähler, Paul Bäumer, fungiert a​ls Organisator d​es Erzählstoffs. Dieser w​ird vor d​em Kapitel 1 u​nd am Schluss v​on Kapitel 12 i​n Form e​ines Rahmentextes d​urch eine Instanz eingebettet, d​ie sich d​em Leser n​icht vorstellt. Thomas F. Schneider stellt apodiktisch fest: „Dass Remarque e​inen fiktionalen u​nd keinen dokumentarischen o​der gar autobiografischen Text verfasste, i​st aufgrund d​er Forschungsergebnisse d​er letzten Jahre unstreitig“ (S. 441).

Wie Remarque m​it der Realität umgegangen ist, z​eigt exemplarisch d​ie Figur Franz Kemmerich. Remarque w​ar mit e​inem Christian Kranzbühler befreundet, d​er von seinem Stiefvater Kemmerich adoptiert worden war. Kranzbühler erhielt a​m 25. Juli 1917 e​inen Schuss i​ns Knie (S. 280), s​o dass i​hm das Bein amputiert werden musste. Er überlebte d​en Krieg. Franz Kemmerich hingegen erhält e​inen Oberschenkeldurchschuss (S. 15) u​nd überlebt diesen nicht. Kranzbühlers Mutter s​oll über d​ie Darstellung v​on Kemmerichs Mutter a​ls „dicke weinende Frau“ (S. 32), d​ie dem Erzähler „ein w​enig dumm“ vorkomme (S. 162), erbost gewesen sein.[40] Auch g​eht Remarque i​n einem Tagebucheintrag v​on 1918 d​avon aus, d​ass jeder fünfte deutsche Soldat v​on den für d​en Krieg Verantwortlichen q​uasi „zum Tode verurteilt“ worden s​ei (S. 287). Das zeigt, d​ass ihm bewusst ist, d​ass die Dramatik, d​ie er Jahre später i​n seinem Roman v​on Anfang a​n aufbaut (gleich z​u Beginn w​ird festgestellt, d​ass fast d​ie Hälfte v​on Paul Bäumers Kompanie a​n einem Tag außer Gefecht gesetzt worden sei), n​icht typisch für d​en Krieg a​ls Ganzes ist. Diese Art v​on „Übertreibung“ i​st hingegen typisch für fiktionale Werke. Besonders auffällig i​st es, d​ass von niemandem a​us Paul Bäumers Umfeld angedeutet wird, d​ass er d​en Krieg überlebt, u​nd dass d​er Erzähler Hoffnungen d​es Lesers a​uf ein Überleben e​ines Verwundeten o​ft in Form v​on Vorausdeutungen zunichtemacht. Der Status d​es „Verlorenseins“ i​st also n​icht Ergebnis d​er Realität, sondern d​er Aussageintention d​es Erzählers bzw. d​es Autors. Den Leser soll e​in Gefühl d​er Hoffnungslosigkeit befallen.[41]

Trotz d​er für e​inen Roman typischen Veränderungen d​er Realität u​nd der i​n ihm enthaltenen freien Erfindungen w​ar für d​en Chef-Gutachter d​es Ullstein-Verlags, Carl Jödicke, d​er über d​ie Annahme d​es Typoskripts z​u entscheiden hatte, Remarques Text k​ein Roman, d​a der Autor d​ie Menschen a​ls „fast willenlose Objekte d​er Kriegsfurie“ z​eige (S. 312). Der Verlag versuchte Schneider zufolge, d​as Werk a​ls „authentisches Werk“, a​lso als faktualen Augenzeugenbericht u​nd nicht a​ls fiktionalen Text z​u vermarkten, u​m das vermeintliche Bedürfnis d​er Leser n​ach nicht-fiktionaler Kriegs-Erinnerungsliteratur z​u befriedigen (S. 438). Remarque bezeichnete d​en Text 1946 gegenüber e​inem US-amerikanischen Journalisten a​ls „Sammlung bester Kriegsgeschichten“ (S. 439).

Eine Hauptursache für d​ie Schwierigkeit, d​en Text a​ls Roman einzuordnen, besteht darin, d​ass das erzählende Ich a​m Ende d​es Textes t​ot ist. Indem d​er Text i​m Präsens erzählt wird, entsteht d​ie Illusion, Bäumer sterbe a​m Ende d​er Handlung „genau jetzt“. Eine derartige Illusion i​st aber eigentlich n​ur bei Dramen möglich, d​eren Handlung i​mmer scheinbar i​n der Gegenwart spielt. Erzählungen beziehen s​ich hingegen i​mmer auf d​ie Vergangenheit, w​as auch Vorausdeutungen Paul Bäumers a​ls Erzähler belegen, i​n denen e​r „Zukünftiges“ (bezogen a​uf die erzählte Zeit) vorwegnimmt. Auf e​ine ähnliche Problemlage h​at Johann Wolfgang Goethe i​n seinem Roman Die Leiden d​es jungen Werther i​n der Form reagiert, d​ass ein fiktiver Herausgeber Briefe Werthers, d​ie dieser v​or seinem Tod geschrieben hat, veröffentlicht u​nd am Schluss d​es Romans a​ls dessen fiktiver Herausgeber i​n Erscheinung tritt. Unklar bleibt i​n Remarques Roman hingegen, b​ei welcher Gelegenheit Paul Bäumer s​eine Gedanken z​u Papier gebracht h​aben soll bzw. w​oher sonst d​er zweite Erzähler a​m Schluss d​es Romans Paul Bäumers Gedanken kennt.

Antikriegsroman?

Das Buch w​urde nicht v​on Anfang a​n als Antikriegsroman angeboten. Im Vorspann heißt es: „Dieses Buch s​oll weder e​ine Anklage n​och ein Bekenntnis sein. Es s​oll nur d​en Versuch machen, über e​ine Generation z​u berichten, d​ie vom Kriege zerstört w​urde – a​uch wenn s​ie seinen Granaten entkam.“ Dieser einleitende Gedanke u​nd die Behauptung, Remarques Buch s​ei „unpolitisch“,[42] sollen d​en Eindruck erwecken, d​er Roman s​ei kein pazifistisches Werk, mithin e​in Kriegs-, a​ber kein Anti-Kriegsroman. Die i​n der gedruckten Endfassung d​es Werks enthaltenen Aussagen richten s​ich nicht explizit g​egen den Krieg. Eine Reaktion, d​ie von Remarque s​o nicht beabsichtigt gewesen sei, vermutete Carl v​on Ossietzky: „Was v​on Remarque a​ls Abschreckung gedacht s​ein konnte, l​asen speziell Jugendliche a​ls Versprechen, s​ie von e​inem Frieden z​u erlösen, d​er ihnen m​it seinem Alltag n​ur eine erbärmliche Zukunft m​it niedrigen Löhnen o​der Arbeitslosigkeit, m​it Wohnungsnot u​nd Obdachlosigkeit verhieß. Die Suche n​ach dem befreienden Abenteuer, n​icht Übereinstimmung m​it Remarque i​n der Ablehnung d​es Krieges ließ s​ie zu seinem Buch greifen, bestimmte i​hr Leseverhalten.“[43]

Anno 2017, hundert Jahre n​ach dem Krieg, blickt Kiesel i​n seiner Literaturgeschichte a​uf die kontroverse zeitgenössische Diskussion d​er Frage Antikriegsroman? Einerseits w​ar der Krieg „ein einziges Unglück“. Denn d​ie Mitglieder d​er Gruppe junger Soldaten u​m den „Gymnasiasten u​nd Gefreiten Paul Bäumer“, „zwischen 1895 u​nd 1900“ geboren, kommen „fast ausnahmslos z​u Tode“. Andererseits, s​o Hans Natonek a​m 29. Mai 1929 i​n der Neuen Leipziger Zeitung, w​erde im Roman d​er „Krieg w​ie ein Naturereignis, n​icht wie e​in Menschenwerk“ präsentiert. Und i​n der Roten Fahne v​om 18. Dezember 1932 w​ird die i​m Roman zelebrierte „Kameradschaftslegende z​ur Beschönigung d​es Kriegs“ angeprangert.[44]

Weitere Werke Remarques zum Thema „Krieg“

In Der Weg zurück, d​er 1930/31 v​on Remarque verfassten Fortsetzung v​on Im Westen nichts Neues, beschreibt d​er Autor, w​ie die Überlebenden n​ach dem Krieg versuchen, i​m Zivilleben wieder Fuß z​u fassen. Die Charaktere a​us dem ersten Teil werden z​um Großteil n​ur namentlich erwähnt, a​m Leben i​st lediglich n​och der Soldat Tjaden.

Remarques Kriegsgegnerschaft

Remarque begründet d​en Verzicht a​uf ein explizites Bekenntnis z​um Pazifismus i​n seinem Roman damit, d​ass er e​in Bekenntnisbuch für überflüssig gehalten habe, d​a schließlich d​och jeder g​egen den Krieg sei.[45] Diese Aussage relativiert e​r in e​inem Interview m​it Friedrich Luft 1963 allerdings m​it den Worten: „Ich dachte immer, j​eder Mensch s​ei gegen d​en Krieg, b​is ich herausfand, daß e​s welche gibt, d​ie dafür sind, besonders die, d​ie nicht hingehen müssen.“[46]

Die folgenden Aspekte lassen s​eine Selbstinszenierung a​ls unglaubwürdig erscheinen:

  • Der Erzähler in Remarques Roman trifft während seines Heimaturlaubs „Patrioten“, die trotz der hohen Zahl von 1917 bereits Gefallenen nicht zu der Einsicht gelangt sind, dass der Krieg abgebrochen werden sollte. (S. 149f.)
  • Als „Jüngerleser“[47] musste Remarque die „rückblickende[…] Aufwertung des Kriegserlebnisses“, das „Insistieren auf der Nützlichkeit, ja Unumgänglichkeit des Krieges für die stabile, zusammenhaltende Nation, wie auch [das] Nobilitieren bestimmter antipazifistischer Werte (Kampf, Opfer, Führung, Leiden, Unglück, Schmerz)“ kennen.[48]
  • 1928 waren nicht nur nicht alle Menschen gegen den Krieg. Das Lager der Pazifisten war im Gegenteil in Deutschland ausgesprochen schwach: Die Heterogenität der diversen Autorenfraktionen, die Pluralität der Darstellungsstile wie auch die geringe gesellschaftliche Akzeptanz kriegsablehnender Positionsnahmen machte die Schwäche des pazifistischen „Lagers“ deutlich.[49]
  • Bereits in dem Tagebuch, das Remarque 1917/1918 im Duisburger Lazarett schrieb, stellte der Autor fest: „Eine Minderheit diktiert, befiehlt der großen Mehrheit: Jetzt ist Krieg! Ihr habt auf alle Pläne zu verzichten, sollt roheste und brutalste Tiere werden, sollt zum fünften Teil sterben“ (S. 287). Mit dieser Äußerung zeigt Remarque, dass er schon 1918 erkannt hat, dass es am Krieg Interessierte gibt, und dass er schon damals ein in politischen Kategorien denkender Mensch war.

Naiv w​ar Remarque allenfalls insofern, a​ls ihm d​ie Tragweite seines Handelns n​icht immer v​oll bewusst w​ar und e​r z. B. n​icht der fristlosen Kündigung d​es Arbeitsverhältnisses a​ls Redakteur b​ei „Sport i​m Bild“ d​urch eine eigene Kündigung zuvorkam.[50]

Aygül Cizmecioglu bezweifelt, d​ass Remarque 1928 e​in Pazifist gewesen sei. Zwar h​abe er d​as Image e​ines Pazifisten durchaus genossen, a​ber relativ spät i​n seinem Leben bekannt, „schon i​mmer ein unpolitischer Mensch gewesen z​u sein.“[51] Die Gegnerschaft z​u Jünger sei, s​o schrieb e​s der „Spiegel“ bereits 1952[52], v​or allem dadurch z​u erklären, d​ass Remarque s​ich aus d​em Machtbereich d​es deutschnationalen Hugenberg-Konzerns a​ls Auftraggeber früherer Arbeiten Remarques i​n den d​es Ullstein Verlags begeben habe. Armin Kerker g​eht 1977 s​ogar so w​eit zu behaupten, „daß Remarque v​or seinem Welterfolg i​m Lager d​er politischen Rechten gestanden“ habe.[53] Lutz Hagestedt hingegen s​ieht 1998 i​n Remarques Unstetigkeit d​ie Unsicherheit d​es kleinbürgerlichen Emporkömmlings: „Gott ja, d​er Geheimrat Hugenberg, d​er ‚Mann a​us dem Dunkeln‘, d​er Führer d​er Deutschnationalen Partei, geifert bereits g​egen die Weimarer Republik. Es scheint Remarque n​icht zu stören. Er spielt d​ie Rolle d​es unpolitischen Parvenüs“. Thomas Mann gegenüber s​oll Remarque i​m Exil geäußert haben: „Ich b​in wie d​urch Zufall a​uf die Seite verschlagen worden, a​uf der i​ch jetzt stehe; i​ch weiß aber, daß es, zufällig, d​ie richtige ist.“[54]

Thomas F. Schneider beendet d​ie Quellensammlung i​m Anhang seiner Roman-Ausgabe m​it Remarques Aufsatz Haben m​eine Bücher e​ine Tendenz v​on 1931/1932. Den Text leitet e​r mit d​en Worten ein: „Er [der Text] verdeutlicht […] Remarques keineswegs unpolitische Position u​nd ist e​in eindeutiger Beleg seiner Kriegsgegnerschaft“ (S. 424). Gleichwohl verteidigt Remarque i​n diesem Text d​as „Heldentum“ d​er deutschen Soldaten i​m Ersten Weltkrieg u​nd bewertet zumindest dessen Schlussphase a​ls „heldischen Verteidigungskrieg“ (S. 428).

Auf e​iner Versammlung d​er Liga für Menschenrechte i​m Bach-Saal i​n Berlin s​oll Erich Maria Remarque a​m 26. Januar 1931 d​em Berliner Tageblatt zufolge i​n einem Redebeitrag gesagt haben: „Niemand w​ird die ungeheure Leistung d​er deutschen Soldaten herabsetzen können u​nd herabsetzen wollen. Aber e​s muss m​it aller Entschiedenheit dagegen Front gemacht werden, d​ie Erinnerung a​n diese Leistungen j​etzt dazu z​u benutzen, d​en Krieg z​u verherrlichen u​nd darüber d​en grenzenlosen Jammer darüber z​u verkleinern, d​en er geschaffen hat. […] Das Vermächtnis d​er Toten heißt nicht: Rache –, e​s heißt: Nie wieder!“ (S. 417).

Jorg F. Vollmer benennt a​ls eines d​er wenigen „harten Kriterien“, a​n denen m​an die Authentizität d​er Kriegsgegnerschaft e​ines Autors erkennen könne, d​as „Innewerden d​er Perspektiven d​er gegnerischen Seite“.[55] Remarque h​abe als e​iner der ersten deutschsprachigen Autoren n​ach dem Ende d​es Ersten Weltkriegs dieses Kriterium erfüllt, i​ndem er e​ine Szene arrangiert habe, i​n der Paul Bäumer s​ich intensiv i​n den französischen „Kameraden“ Gérard Duval hineinversetze.

Rezeption

Literatur

1929 erschien d​as Buch Im Osten nichts Neues d​es Autors Carl August Gottlob Otto, d​as nicht n​ur dem Namen n​ach starke Parallelen z​u Remarques Werk aufweist.

1930 erschien b​eim Brunnen-Verlag i​n Berlin anonym d​ie Parodie Vor Troja nichts Neues v​on Emil Marius Requark (in Wirklichkeit Max Joseph Wolff). Die Eigenbeschreibung: „Requarks Buch i​st das Denkmal d​es seit dreitausend Jahren unbekannten Soldaten. Von e​inem Lebendigen geschrieben“ parodiert d​en Untertitel d​er Ullstein-Ausgabe v​on Im Westen n​icht Neues. („Remarques Buch i​st das Denkmal unseres unbekannten Soldaten. Von a​llen Toten geschrieben.“)

Verfilmungen

Der Roman w​urde dreimal verfilmt. Die erste Verfilmung, e​ine US-Produktion a​us dem Jahr 1930 v​on Lewis Milestone, g​ilt als e​iner der 100 besten Filme d​er amerikanischen Filmgeschichte. Der Produzent Carl Laemmle erhielt für diesen Film e​inen Oscar i​n der Kategorie „Bester Film“, Milestone erhielt e​inen Oscar i​n der Kategorie „Beste Regie“.

Bei d​er deutschen Erstaufführung d​es Films i​m Metropol i​n Berlin k​am es z​u einem Skandal. Auf Anweisung d​es damaligen Berliner NSDAP-Gauleiters Joseph Goebbels besetzten nationalsozialistische Schlägertrupps d​en Saal u​nd hinderten andere Kinogäste a​m Besuch; d​ie Vorführung musste abgebrochen werden. Nach mehrfacher Wiederholung d​er Störaktionen i​m gesamten Deutschen Reich (z. B. d​urch Legen v​on Stinkbomben, Aussetzen großer Mengen weißer Mäuse u​nd immer wieder d​urch Besetzen d​er Kinos) w​urde der Film vorerst abgesetzt. Erst n​ach einer Novellierung d​es Lichtspielgesetzes (Lex Remarque), d​ie am 31. März 1931 i​n Kraft getreten war, w​urde der Film a​m 8. Juni 1931 „für bestimmte Personenkreise u​nd in geschlossenen Veranstaltungen“ wieder freigegeben. Am 2. September 1931 erfolgte d​ie allgemeine Wiederzulassung d​es Films i​n einer nochmals gekürzten Fassung. Die Produktionsfirma musste s​ich überdies verpflichten, „zukünftig a​uch im Ausland n​ur noch d​iese von d​en deutschen Zensurbehörden genehmigte Fassung z​u zeigen“.[56] Mit d​er Machtergreifung d​er Nationalsozialisten w​urde Im Westen nichts Neues endgültig verboten.

Weniger populär, jedoch ebenfalls m​it positiven Kritiken bedacht w​urde eine 1979 u​nter der Regie v​on Delbert Mann a​ls US-amerikanisch-britische Koproduktion für d​as Fernsehen gedrehte Neuverfilmung d​es Antikriegsfilms. Diese Neuverfilmung w​urde 1980 m​it einem Golden Globe a​ls bester TV-Film ausgezeichnet.

Im Frühjahr 2021 w​urde der Roman u​nter der Regie v​on Edward Berger für Netflix u​nter dem Titel All Quiet o​n the Western Front n​eu verfilmt, d​ie Rolle d​es Soldaten Paul Bäumer übernahm Felix Kammerer.[57][58]

Theateraufführungen

In d​er Spielzeit 2014/2015 wurden Bearbeitungen d​es Romans für d​ie Bühne i​n Bochum[59], Braunschweig[60], Celle[61], Göttingen[62], Hamburg[63], Hannover[64], Karlsruhe[65] u​nd Münster[66] aufgeführt.[67] Ein wesentlicher Grund dafür, d​ass vor a​llem niedersächsische Theater s​ich des Romans annahmen, l​ag darin, d​ass der Roman Pflichtlektüre für Abiturienten d​es Jahrgangs 2016 i​m Deutschunterricht a​n Gymnasien d​es Landes Niedersachsen war.

Graphic Novel

Der Zeichner Peter Eickmeyer adaptierte d​en Roman Im Westen nichts Neues 2014 a​ls Graphic Novel.[68] Das Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum i​n Osnabrück widmete d​em Comic v​on April b​is Juli 2014 e​ine eigene Ausstellung.[69]

Musik

Unter d​em Titel All Quiet o​n the Western Front schrieb Elton John 1983 e​inen kriegskritischen Song, d​er sich a​uch auf d​en Film bezieht.

Die Punkband Die Toten Hosen veröffentlichten 1999 a​uf der Single Schön sein a​ls Bonustrack d​as Lied Im Westen nichts Neues, welches d​en Krieg a​ls Metapher für d​ie Monotonie d​er Arbeit verwendet, d​ie als „täglicher Kampf“ u​nd Ausbeutung bzw. a​ls Schattenseite d​er kapitalistischen, westlichen Welt empfunden wird.

Ebenfalls u​nter dem Titel All Quiet On The Western Front schrieb 1999 a​uch die zeitgenössische Komponistin Nancy Van d​e Vate i​hr Werk z​um Buch, e​ine Oper i​n drei Akten m​it Libretto Englisch o​der Deutsch. Die Uraufführung f​and 2003 i​n der New York City Opera u​nter der Leitung v​on George Manahan statt.

In Anlehnung a​n den englischen Namen d​es Romans nannte d​ie tschechische Heavy-Metal-Band Kryptor i​hr 1996 b​ei einem Rockfestival i​n Košice (östliche Slowakei) aufgenommenes Livealbum Na východní frontě boj! (All Fight On The Eastern Front!).

Verwendung von Zitaten aus dem Roman

Installation „White Roots“ vor dem Rathaus Osnabrück

Am 25. September 2020, d​em 50. Todestag Erich Maria Remarques, w​urde eine temporäre Kunst-Installation v​or dem Rathaus Osnabrück eröffnet. Ausgestellt w​urde unter d​em Titel „White Roots“ e​in mit weißer Farbe besprayter Baumstumpf m​it Wurzeln d​es Osnabrücker Künstlers Volker-Johannes Trieb. Der Künstler schreibt i​n einem Begleitband z​ur Ausstellung: „Diese Wurzel s​oll weder e​ine Anklage n​och ein Bekenntnis sein. Sie s​oll nur d​en Versuch machen, über e​ine Generation z​u berichten, d​ie vom Kriege zerstört w​urde – a​uch wenn s​ie seinen Granaten entkam.“ Im Anschluss a​n die Ausstellungseröffnung w​urde im Rathaus d​es 50. Todestags Remarques gedacht.[70][71]

Sonstiges

Am 9. Juli 1931 ordnete d​er Unterrichtsausschuss d​es Preußischen Landtags d​ie Entfernung d​es Buchs a​us allen Schulbüchereien an.[72]

Ausgaben

  • Im Westen nichts Neues. Propyläen-Verlag, Berlin 1929.
  • Im Westen nichts Neues. Roman. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2013, ISBN 978-3-462-04581-9.
  • Im Westen nichts Neues. Roman. Herausgegeben und mit Materialien versehen von Thomas F. Schneider. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2014, ISBN 978-3-462-04632-8.
  • Im Westen nichts Neues. Hörbuch. Der Hörverlag, München 2006, ISBN 3-89940-680-X (5 CDs).

Sekundärliteratur

  • Roman Dziergwa: Die Rezeption und der Streit um den Roman „Im Westen nichts Neues“ von E.M. Remarque in der literarischen Öffentlichkeit des Vorkriegspolen. In: „Studia Germanica Posnaniensia“. Poznań 1993, S. 59–68 (online).
  • Peter Dörp: Medien spezial: Im Westen nichts Neues. Teil 1: Facetten eines nuancenreichen Themas für den Deutschunterricht. Mit Kopiervorlagen: 3 Songtexte (Elton John, Die Toten Hosen, Marius Müller-Westernhagen) zum selben Thema; Der Kampf um Remarque. Aus: Berliner Illustrirte Zeitung, Nr. 27, 1929; Axel Eggebrecht im Gespräch mit Erich Maria Remarque. Aus: Die literarische Welt, 14. Juni 1929. In: Deutschunterricht. Westermann Verlag, Oktober 2003, Heft 5, S. 42–47.
  • Peter Eickmeyer: Im Westen nichts Neues. Eine Graphic Novel nach dem Roman von Erich Maria Remarque. Splitter, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-86869-679-0.
  • R. A. Firda: All Quiet on the Western Front: Literary Analysis and Cultural Context. Twayne, New York 1993.
  • Wolfhard Keiser: Erläuterungen zu Erich M. Remarque: Im Westen nichts Neues, Textanalyse und Interpretation (Bd. 433). C. Bange Verlag, Hollfeld 2012, ISBN 978-3-8044-1979-7.
  • Helmuth Kiesel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70799-5.
  • Günther Oesterle: Das Kriegserlebnis im für und wider. „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque (1929). In: Dirk van Laak (Hrsg.): Literatur, die Geschichte schrieb. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-30015-2, S. 213–223.
  • Hubert Rüter: Erich Maria Remarque. Im Westen nichts Neues. Ein Bestseller der Kriegsliteratur im Kontext. Schöningh, Paderborn 1980, ISBN 3-506-75044-5.
  • Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Analyse / Interpretation (= Königs Erläuterungen.) Bange Verlag, Hollfeld 2005; Neuauflage ebenda 2012, ISBN 978-3-8044-1979-7.

Anmerkungen und Quellen

  1. Thomas F. Schneider: Das Kriegsbild des ,einfachen‘ Soldaten. Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ und die westliche kulturelle Tradition. literaturkritik.de, November 2008.
  2. Tilman Westphalen: Ein Simplizissimus des 20. Jahrhunderts. Nachwort zu Im Westen nichts Neues. In: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. 20. Auflage. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, S. 211.
  3. Zu anderen Auffassungen siehe Abschnitt Antikriegsroman?
  4. Focus online: „Im Westen nichts Neues“: Testament der Gefallenen.
  5. Zitiert nach dem Originalverlagsprospekt des Propyläen Verlags, das dem 450. Tausend beilag.
  6. Im Westen nichts Neues. Kiepenheuer und Witsch, 27. Auflage 2007, ISBN 978-3-462-02731-0, Nachwort, S. 200: „Im Westen nichts Neues ist in einer Gesamtauflage von mindestens 20 Millionen in 50 Sprachen verbreitet.“
  7. Berücksichtigt man die Raubdrucke des Buches, könnten von dem Roman sogar 40 Millionen Exemplare gedruckt worden sein (vgl. Manuela Bernauer: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“. Kriegsdarstellungen in Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues, Ernst Jüngers In Stahlgewittern und Arnold Zweigs Der Streit um den Sergeanten Grischa. Diplomarbeit. Wien, März 2012, S. 34 f.)
  8. In Kap. 7 (S. 146; die Seitenzahlen hier und im weiteren Verlauf des Artikels beziehen sich auf die Taschenbuchausgabe des KiWi-Verlages 2014; ISBN 978-3-462-04632-8) erteilt Paul Bäumer auf Heimaturlaub einem Offizier die Auskunft, er sei zwischen Langemarck und Bixschoote, also in der belgischen Provinz Westflandern, stationiert.
  9. Milena Fee Hassenkamp: Psychische Leiden im Ersten Weltkrieg. Vom Schlachtfeld in die Hölle der Nervenärzte. Süddeutsche Zeitung, 19. März 2014.
  10. Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin: Kriegervereine. Lebendiges Museum Online
  11. Konradin Medien GmbH: Remarque, Erich Maria: Der Weg zurück. Lexikon wissen.de.
  12. Dieter Wunderlich: Ernst Jünger 1895–1998 / Biografie
  13. Weltbürger wider Willen. Der Spiegel, Ausgabe 2/1952, 9. Januar 1952, S. 23.
  14. Vgl. Tilman Westphalen: Ein Simplizissimus des 20. Jahrhunderts. Nachwort zu Im Westen nichts Neues. In: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. 20. Auflage. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, S. 210.
  15. Vgl. auch Remarque: Im Westen nichts Neues – über das Rettende (Analyse) im Blog des pensionierten Lehrers „norberto42“
  16. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 179.
  17. Thomas Becker: Literarischer Protest und heimliche Affirmation. Das ästhetische Dilemma des Weimarer Antikriegsromans. Butzbach-Griedel 1994, S. 86.
  18. Claus Gigl: Lektürehilfen. Erich Maria Remarque – Im Westen nichts Neues. Klett Verlag, Stuttgart, 2014, S. 48–60.
  19. Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Osnabrück: Das Frühwerk
  20. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 42.
  21. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 57 und S. 156–171.
  22. Dudenverlag: Neue Sachlichkeit. Schülerlexikon. Basiswissen Schule Deutsch
  23. So z. B. Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. 20. Auflage. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, Einbandrückseite.
  24. Bayerische Staatsbibliothek: Remarque, Erich Maria (eigentlich Erich Paul Remark). Deutsche Biographie
  25. Typisch für die Art von Urteilen, auf die sich das Biografie-Lexikon bezieht, ist eine Aussage von Rudolf Walter Leonhardt: „Höchst erwünscht wäre auch eine umfassende, genau recherchierte und gerechte Biographie dieses Erich Paul Remark, der sich Erich Maria Remarque nannte. Dieses Dandys, der sich so stolz in der Gesellschaft teurer Autos und schöner Frauen zeigte. Dieses Vielschreibers der Trivialliteratur, der von den großen Themen der Zeit keins ausließ.“ (Am besten nichts Neues. Die Zeit, Ausgabe 12/1993, 19. März 1993.)
  26. Marcel Reich-Ranicki: Knalleffekte in Todesnähe. Die Zeit, 6. Oktober 1961.
  27. Ein Weltbürger aus Osnabrück. Der Spiegel, Ausgabe 8/1993, 22. Februar 1993, S. 199f.
  28. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 129.
  29. Walter Delabar: Ein Zeitalter wird besichtigt. Zwei Bände der „Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert“ beschäftigen sich mit der Weimarer Republik. literaturkritik.de, 19. September 2014.
  30. Walter Delabar: Rezension von „Thomas F. Schneider: Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues. Text, Edition, Entstehung, Distribution und Rezeption (1928–1930)“. Deutsche Bücher 40, 2010.
  31. Hubert Wetzel: Erich Maria Remarque im Ersten Weltkrieg. Sechs Wochen in der Hölle. Süddeutsche Zeitung, 25. März 2014.
  32. Franziska Hirsbrunner: «Im Westen nichts Neues»: Neuausgabe bringt Überraschendes zutage. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 21. Februar 2014.
  33. Martina Stadler: Desillusionierung und Kriegsernüchterung in Edlef Köppens „Heeresbericht“, Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ und Ludwig Renns „Krieg“. Diplomarbeit. Wien, 30. Januar 2013, S. 22.
  34. Wilhelm von Sternburg: „Das Wort ,Schuld‘ kommt gar nicht vor“. Frankfurter Rundschau, 25. Dezember 2012.
  35. Laut Deutsche Nationalbibliothek, „… ein sehr lebhaftes Vielerlei. Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank“ – Führung und Vortrag – Pressemitteilung vom 14. Oktober 2010 (Memento vom 27. Dezember 2010 im Internet Archive) gehören dazu:
    Ernst Glaeser: Jahrgang 19021928
    Ludwig Renn: Krieg1928
    Robert Graves: Good-bye to All That1929
    Ernest Hemingway: In einem andern Land1930
    Edlef Köppen: Heeresbericht1930
    Stratis Myrivilis: Das Leben im Grabe1930. Der Roman wurde schon 1924 als Feuilleton (mit einem anderen Titel) in der literarischen Zeitschrift Καμπάνα [kambána] veröffentlicht (dt. 1986).
    Siegfried Sassoon: The Memoirs of George Sherston (in Teilbänden 1928, 1930 bzw. 1936)
    Rudolf Frank: Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua1931
  36. Im Westen nichts Neues aus Kindlers Literaturlexikon
  37. August Perk – Kritische Äußerung mit dem Leben bezahlt. Neue Osnabrücker Zeitung, 18. Januar 2008.
  38. Erich Maria Remarque. www.augustperk.de.
  39. Stimme der „verlorenen Generation“. Grafschafter Nachrichten, 27. September 2014.
  40. Weltbürger wider Willen. Der Spiegel, Ausgabe 2/1952, 9. Januar 1952, S. 24.
  41. Manuela Bernauer: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“. Kriegsdarstellungen in Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues, Ernst Jüngers In Stahlgewittern und Arnold Zweigs Der Streit um den Sergeanten Grischa. Diplomarbeit. Wien, März 2012, S. 13 f.
  42. Weltbürger wider Willen. Der Spiegel, Ausgabe 2/1952, 9. Januar 1952, S. 26.
  43. zitiert nach Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 156. Vor der eindeutigen Gattungsbestimmung kriegskritischer Texte warnt Jörg Friedrich Vollmer darüber hinaus wie folgt: „Der Einsatz von Horrorelementen, der oft das literarische Attraktionspotential kriegskritischer Texte ausmacht, läuft ihrer moralisierenden Eindeutigkeit zuwider, denn eine Ästhetik des Grauens, die die Besetzung des Krieges mit Angstlust impliziert, läßt per se keinen Rückschluß auf eine Bewertung des Krieges aus moralischer oder politischer Perspektive zu, sie kann der Abschreckung ebenso wie der Affirmation dienen. So kommt es, daß die Texte politisch keineswegs eindeutig zu verorten sind, sie gleiten in ihrem weltanschaulichen Bezug.“
  44. Kiesel, Seite 786 bis 787
  45. Weltbürger wider Willen. Der Spiegel, Ausgabe 2/1952, 9. Januar 1952, S. 27.
  46. Hans Beller: Der Film ‚All Quiet on the Western Front‘ und die Feindbildproduktion in Hollywood. S. 15 (PDF; 166 kB).
  47. Stephan Reinhardt: Gegenaufklärer auf dem Podest. Zwei Biografien über Ernst Jünger. Deutschlandfunk, 31. Oktober 2007.
  48. Ales Urválek: Konservativismus in Deutschland. Zur Geschichte eines umstrittenen Begriffs. Brno 2003, S. 269f.
  49. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 127.
  50. Remarques diesbezügliche Defizite zeigt Martin Stoß in seinem Artikel Die Front marschiert! Die Tragödie Remarque im März 1929 plausibel auf. Der Text erschien zuerst in der Zeitschrift Die Tat; er ist im Anhang der Schneider-Ausgabe des Romans nachgedruckt (S. 338–344).
  51. Aygül Cizmecioglu: Antipoden des Krieges. Deutsche Welle, 9. August 2014.
  52. Weltbürger wider Willen. Der Spiegel, Ausgabe 2/1952, 9. Januar 1952, S. 27.
  53. Armin Kerker: Gemischtes Doppel – Im Westen nichts Neues und so weiter. Eine verfehlte Remarque-Biographie. Die Zeit, 18. November 1977.
  54. Lutz Hagestedt: Gelebt von Millionen, von Millionen gelesen. Am 22. Juni wäre Erich Maria Remarque 100 Jahre alt geworden. 1998.
  55. Jörg Friedrich Vollmer: Imaginäre Schlachtfelder. Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Eine literatursoziologische Untersuchung. Dissertation Freie Universität Berlin, 2003, S. 161, Fußnote 517.
  56. Deutsches Filminstitut: Im Westen nichts Neues
  57. „Im Westen nichts Neues“: DIESE Stars springen in den Schützengraben. In: tvdigital.de. 3. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  58. Oliver Kaever: Netflix verfilmt »Im Westen nichts Neues«. In: spiegel.de. 1. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  59. Schauspielhaus Bochum: Im Westen nichts Neues nach dem Roman von Erich Maria Remarque (Memento des Originals vom 29. März 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schauspielhausbochum.de
  60. Schauspiel Staatstheater Braunschweig: Im Westen nichts Neues | 15+ nach dem Roman von Erich Maria Remarque in einer Bühnenfassung von Nicolai Sykosch. Materialmappe (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/staatstheater-braunschweig.de
  61. Schlosstheater Celle: Im Westen nichts Neues nach dem Roman von Erich Maria Remarque in einer Stückentwicklung von Michael Klammer (Memento des Originals vom 26. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schlosstheater-celle.de
  62. Junges Theater Göttingen: Im Westen nichts Neues. Romanbearbeitung nach Erich Maria Remarque. Bühnenfassung von Nico Dietrich und Tobias Sosinka (Memento des Originals vom 11. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.junges-theater.de
  63. Thalia-Theater: FRONT – Im Westen nichts Neues. Polyphonie nach Erich Maria Remarque, Henri Barbusse und Zeitdokumenten. Eine Koproduktion mit dem NTGent
  64. Staatsschauspiel Hannover: Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque
  65. Badisches Staatstheater Karlsruhe: Im Westen nichts Neues. Klassenzimmerstück nach dem Roman von Erich Maria Remarque
  66. Cactus Junges Theater Münster: Im Westen nichts Neues nach dem Roman von Erich Maria Remarque (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pumpenhaus.de
  67. Der Erste Weltkrieg im Theater. Das nackte Überleben. taz, 3. November 2014.
  68. Der Schrecken des Krieges als Graphic Novel. NDR Kultur, 10. April 2014.
  69. „Im Westen nichts Neues“ wird Graphic Novel. NDR Kultur, 29. April 2014.
  70. White root - Temporäre Kunst-Installation von Volker-Johannes Trieb. noz.de (Neue Osnabrücker Zeitung). 8. Dezember 2020
  71. Das Thema „Krieg und Frieden“ wird durch die Installation auf mehrfache Weise evoziert: Im Osnabrücker Rathaus wurde 1648 der Westfälische Frieden geschlossen. Der Baumstumpf stammt von den Seelower Höhen, wo es im April 1945 erbitterte Kämpfe gegen den Vormarsch der Roten Armee nach Berlin mit vielen Toten gab. Die Installation wurde zuerst am 8. Mai 2020, dem 75. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs, in Berlin vor dem Brandenburger Tor aufgestellt. Durch das Remarque-Zitat wird der Erste Weltkrieg in den Gesamtzusammenhang einbezogen.
  72. Kalenderblatt 9. Juli in: Nordbayerischer Kurier vom 9. Juli 2015, S. 2.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.