Faust. Der Tragödie zweiter Teil

Faust. Der Tragödie zweiter Teil (auch Faust. Der Tragödie zweiter Teil i​n fünf Akten o​der kurz Faust II) i​st die Fortsetzung v​on Johann Wolfgang v​on Goethes Faust I.

Titelblatt des 1831 vollendeten zweiten Teils der Tragödie

Nachdem Goethe s​eit der Fertigstellung d​es ersten Teils i​m Jahr 1805 zwanzig Jahre l​ang nicht m​ehr am Fauststoff gearbeitet hatte, erweiterte e​r ab 1825 b​is Sommer 1831 frühere Notizen z​um zweiten Teil d​er Tragödie. Das Werk w​urde 1832, einige Monate n​ach Goethes Tod, veröffentlicht.

Inhalt

Vorabdruck des noch unvollendeten Faust II von 1828

Das Drama besteht a​us fünf Akten, d​ie in s​ich abgeschlossene Inhalte haben. Erst d​er Bezug a​uf die Gesamtheit d​er Teile I u​nd II stellt d​en Sinnzusammenhang d​er Tragödie[1] her. Im Unterschied z​um ersten Teil s​teht nicht m​ehr das Seelen- u​nd Gefühlsleben d​es einzelnen Menschen i​m Mittelpunkt, sondern d​ie Person Faust entwickelt s​ich stetig weiter, w​ird zum sozial u​nd geschichtlich handelnden Unternehmer, scheitert a​uch in dieser Rolle, obgleich e​r noch a​m Ende meint, seiner politischen Vision e​iner freiheitlichen Weltordnung gedient z​u haben.

Faust widmet s​ich im zweiten Teil a​ktiv verschiedenen Tätigkeiten u​nd entspricht d​amit einem Ideal d​er Klassik: Der Mensch s​oll alle s​eine Fähigkeiten ausbilden. Als Künstler schafft e​r im ersten Akt e​in Schauspiel, scheitert a​ber daran, e​s in d​ie Wirklichkeit z​u übertragen. Im dritten Akt begibt s​ich Faust a​uf eine Zeitreise d​urch die Epochen. Dabei w​ird der nordisch-romantische Künstler Faust m​it der griechisch-klassischen Helena, d​em Sinnbild d​er Schönheit i​n der Antike, verheiratet. Das Produkt dieser Synthese, i​hr gemeinsamer Sohn Euphorion, der, k​aum geboren, blitzschnell z​um leidenschaftlichen jungen Mann heranwächst, s​teht für d​en Geist d​er Poesie. Mit i​hm veranschaulicht Goethe, w​ie es z​ur Deutschen Klassik kam: d​urch Rückbesinnung d​er deutschen Kunst a​uf die Antike. Der frühe Tod Euphorions (eine Anspielung a​uf den v​on Goethe verehrten Zeitgenossen u​nd Dichterkollegen Lord Byron) lässt Faust z​u der Erkenntnis kommen, d​ass die Poesie, d​as Kind d​er Schönheit u​nd der Kraft, d​ie Welt n​icht dauerhaft verändern, sondern n​ur flüchtige Eindrücke erschaffen kann.

Drei Hauptthemen s​ind im Faust 2 z​u unterscheiden:

  1. Faust und Kaiser: der 1. und 4. Akt. Kultur, Macht, Schuld.
  2. Faust und Helena: der 2. und 3. Akt. Natur, Sehnsucht, Trieb.
  3. Fausts Tod und Gnade: der 5. Akt. Sinn, Vergebung.

Erster Akt

  • Anmutige Gegend. Faust, auf blumigen Rasen gebettet, ermüdet, unruhig, schlafsuchend. Dämmerung. Geisterkreis, schwebend bewegt, anmutige kleine Gestalten.

Der Luftgeist Ariel w​eist die Elfen an, d​em durch d​ie Gretchentragödie schuldig gewordenen Faust d​en Heilschlaf d​es Vergessens z​u bereiten. Vom Schlaf erquickt, w​ill Faust sofort wieder n​ach dem „höchsten Dasein“ streben – w​ie schon i​m ersten Teil d​er Tragödie. Während i​hn in seiner Studierstube d​er Erdgeist blendete, verhindern n​un die grellen Strahlen d​er Sonne d​en Blick a​uf das, „was d​ie Welt i​m Innersten zusammenhält“. Er wendet s​ich der Erde z​u und erkennt i​n ihr d​en „farbigen Abglanz“ d​es Lebens – i​m zwischen Klarheit u​nd Zerfließen wechselnden Regenbogen s​ieht Faust d​en Spiegel d​es menschlichen Strebens. Goethe z​eigt so gleich z​u Anfang, d​ass eine unmittelbare Erkenntnis d​es Lebens n​icht möglich ist. Vorerst g​ilt es, d​as diesseitige Leben z​u leben. Erst jenseitige Gnade w​ird Faust z​u „höhern Sphären“ führen.

Kaiserliche Pfalz

  • Saal des Thrones. Staatsrat in Erwartung des Kaisers. Trompeten. Hofgesinde aller Art, prächtig gekleidet tritt vor. Der Kaiser gelangt auf den Thron; zu seiner Rechten der Astrolog.

Mephisto w​ird neuer Narr d​es Kaisers. Der hört sich, bereits i​n Karnevalslaune, d​ie Sorgen u​nd Nöte v​on Kanzler, Heermeister, Schatzmeister u​nd Marschalk an: Es f​ehlt überall a​n Geld. Mephisto schöpft Geld, i​ndem er a​lle ungehobenen Bodenschätze u​nd Schatzfunde d​em Kaiser zuspricht u​nd damit d​ie Deckung d​es Papiergelds begründet. Nach diesem „Mummenschanz“ w​ird deutlich, d​ass dies d​ie Golddeckung abgelöst hat.

Hof-Dame, als sich der hervortretende Geist Helenas Faust zuwendet: „Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre; In solchem Fall sind alle Männer dumm, Er glaubt wohl auch, dass er der erste wäre.“
Helena von Troja von Evelyn de Morgan, 1898
  • Weitläufiger Saal mit Nebengemächern, verziert und aufgeputzt zur Mummenschanz.
Karneval:
Erste Abteilung – Gärtnerinnen, Ährenkranz, Phantasiestrauß, Fischer, Vogelsteller, …
Zweite Abteilung – Holzhauer, Naturdichter, Hofsänger, Rittersänger, Satiriker, …
Dritte Abteilung – Grazien, Parzen, Furien.
Vierte Abteilung – Fortitudo-Wagen: Furcht, Hoffnung, Klugheit, …
Fünfte Abteilung – Plutus-Wagen: Knabe Lenker, Plutus, Geiz, …
Sechste Abteilung – Wildgesang: Faune, Satyr, Gnome, Riesen, Nymphen, Pan.

Dieser weitaus umfangreichste Abschnitt des ersten Aktes beschreibt den florentinischen Karneval aus der Sicht Goethes, vor allem basierend auf Antonio Francesco Grazzinis Tutti i Trifoni (1559) – einer Sammlung zeitgenössischer Festaufzüge und Lieder. Die als Mummenschanz bezeichnete Darstellung zeigt ein sinnenfrohes Panoptikum der höfischen Gesellschaft sowie historischer und antiker Figuren. Das ordnende Element in dieser Szene wird von der Figur des Herolds übernommen, der die verschiedenen Abteilungen und Figuren hervorzutreten bittet, sie beschreibt und protokolliert. Eine bedeutende Rolle spielen hierbei auch vermehrt Allegorien wie die Furcht, Hoffnung und die Klugheit. Auch Faust, Mephistopheles und der Kaiser selber mischen sich unter die Gäste, wobei sich u. a. folgende allegorischen Figuren-Analogien ergeben:

Zolio-Thersites = Mephistopheles (→ Allegorie: Hässlichkeit)
Plutus = Faust (→ Allegorie: Geld)
Knabe Lenker = Euphorion (→ Allegorie: Poesie)
Der Abgemagerte = Mephistopheles (→ Allegorie: Geiz)
Kaiser = Pan (→ Allegorie: Vergnügungssucht)

Nach d​en Deputationen d​er ersten d​rei Abteilungen u​nd dem Erscheinen v​on Plutus’ Prachtwagen entwickelt s​ich die Szene z​u einem höfischen Schauspiel, i​n dem d​ie Geldsorgen d​es als Pan maskierten Kaisers aufgezeigt werden. Diese sollen v​on Faust (in Gestalt d​es Reichtums) beseitigt werden. Ein flammendes Inferno, d​as die Masken d​er Anwesenden verbrennt u​nd schließlich v​on Faust gelöscht wird, beschließt d​en Mummenschanz.

  • Lustgarten, Morgensonne. Faust, Mephistopheles, anständig, nicht auffallend, nach Sitte gekleidet; beide knien.

Der Kaiser beschreibt Faust, w​ie sehr e​r die vergangenen Feierlichkeiten genossen habe, u​nd wünscht s​ich mehr „dergleichen Scherze“ (5988). Die Berater d​es Kaisers erscheinen u​nd preisen d​as von Mephisto n​eu eingeführte Papiergeld. Der Kaiser beginnt dessen Sinn z​u verstehen u​nd es, w​ie seine Berater, z​u verprassen.

  • Finstere Galerie. Faust. Mephistopheles.

Faust berichtet Mephisto davon, d​ass der Kaiser i​hm aufgetragen habe, Helena u​nd Paris, d​ie Urbilder d​er Schönheit, a​n seinen Hof z​u holen. Denn: „Erst h​aben wir i​hn reich gemacht, Nun sollen w​ir ihn amüsieren“ (6190–6191). Mephisto erklärt ihm, d​as Mittel, d​ie beiden heraufzubeschwören, s​ei ein „glühender Dreifuß“ (6283), d​en Faust m​it Hilfe e​ines magischen Schlüssels i​m Reich d​er „Mütter“, d​em tiefsten Mysterium, finde: „Göttinnen thronen h​ehr in Einsamkeit, u​m sie k​ein Ort, n​och weniger e​ine Zeit“ (6213–6215). Faust m​acht sich daraufhin auf, hinunter i​ns Reich d​er Mütter z​u steigen.

  • Hell erleuchtete Säle. Kaiser und Fürsten, Hof in Bewegung.

In dieser Szene w​ird Mephisto v​om Hofvolk bedrängt, i​hre persönlichen Wehwehchen (Sommersprossen, steifer Fuß, Liebeskummer) m​it seinen Hexenküchenkünsten z​u heilen.

  • Rittersaal. Dämmernde Beleuchtung. Kaiser und Hof sind eingezogen.

In e​inem illusionären „Flammengaukelspiel“ treten Helena u​nd Paris für d​en Kaiser auf. Deren Geister erweisen s​ich jedoch a​ls flüchtige Erscheinung. Im Rittersaal entbrennt e​ine Diskussion über d​ie antike Schönheit: d​ie männliche Gesellschaft empfindet Helena a​ls vollkommen schön, Paris jedoch a​ls flegelhaft, d​a ohne „Hofmanieren“ (6460). Beim weiblichen Publikum verhält e​s sich umgekehrt. Als Faust bemerkt, d​ass es s​ich bei d​er dargestellten Szene u​m den „Raub d​er Helena“ handelt, w​ill dieser Helena bewahren u​nd greift i​n die Gespenster-Inszenierung ein, w​omit der Spuk s​ich auflöst u​nd Faust paralysiert zurücklässt: Er h​at den Fehler begangen, s​eine Kunstschöpfung – d​ie ihm n​ur durch d​en Gang z​u den Müttern ermöglicht w​urde – a​ls sein Eigentum z​u betrachten, s​ich also überschätzt u​nd sein Kunstwerk m​it der Realität verwechselt.

Zweiter Akt

  • Hochgewölbtes, enges, gotisches Zimmer, ehemals Fausts, unverändert. Mephistopheles hinter dem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt und zurücksieht, erblickt man Faust hingestreckt auf einem altväterischen Bette. Famulus. Bakkalaureus.
"FAUST. II.THEIL”

Mephisto t​ritt in Fausts a​lte Stube u​nd erkennt d​ie Feder wieder, m​it der Faust s​ich dem Teufel verschrieb. Er l​egt sich Fausts a​lten Mantel an, u​m sich a​ls Dozent z​u verkleiden. So empfängt e​r den n​euen Famulus, d​er an Wagners Stelle getreten ist. Wagner – mittlerweile selbst Doktor, Professor[2] u​nd praktizierender Alchemist – s​oll an e​inem großen, geheimnisvollen Werk arbeiten. Mephisto fordert d​en Famulus auf, Wagner herbeizuschaffen.

Es f​olgt die Fortsetzung d​er Schülerszene a​us dem Faust I: Der inzwischen z​um Bakkalaureus herangereifte ehemalige Schüler behauptet v​on sich selbst, n​un „entwachsen akademischen Ruten“ (6723–6724) u​nd seinem a​lten Meister (Mephisto) ebenbürtig, j​a überlegen z​u sein. Er symbolisiert d​as anmaßende Selbstbewusstsein d​er Jugend: „Des Menschen Leben l​ebt im Blut, u​nd wo / Bewegt d​as Blut s​ich wie i​m Jüngling so?“ (6776–6777). Mephisto spielt z​war ironisch d​en Unterlegenen („Nun k​omm ich m​ir recht s​chal und albern vor“, 6763), d​em Theaterpublikum a​ber eröffnet er, d​em abgehenden Bakkalaureus hinterherblickend: „Original, f​ahr hin i​n deiner Pracht! – / Wie würde d​ich die Einsicht kränken: / Wer k​ann was Dummes, w​er was Kluges denken / Das n​icht die Vorwelt s​chon gedacht?“ (6807–6810).

Homunkulus [in der Phiole]: „Was gibt's zu tun?“ Mephistopheles, auf eine Seitentüre deutend: „Hier zeige deine Gabe“ (Die Traumbilder des schlafenden Faust zu beschreiben)
(Umriss-Radierung nach Moritz Retzsch 1836)
  • Laboratorium im Sinne des Mittelalters, weitläufige unbehilfliche Apparate zu phantastischen Zwecken. Wagner am Herde. Homunkulus in der Phiole.

Mephistopheles h​at den bewusstlosen Faust i​n seine a​lte Studierstube versetzt. Im Laboratorium nebenan trifft e​r Wagner, d​er gerade d​abei ist, e​ine wissenschaftliche Großtat z​u vollbringen u​nd einen künstlichen Menschen z​u schaffen, d​en Homunkulus. Das z​arte Kunstgebilde vermag allerdings n​ur in seiner Phiole z​u existieren. Bezeichnenderweise i​st bei seiner Herstellung d​er Teufel anwesend. Homunkulus begrüßt ihn: „Du aber, Schalk, Herr Vetter, b​ist du hier? Im rechten Augenblick, i​ch danke Dir“ (6885–6886). Als Homunkulus, Faust erblickend, i​n dessen Gedankenspiegel liebliche Frauen sieht, darunter a​uch Helena, beschließt er, z​ur klassischen Walpurgisnacht n​ach Griechenland aufzubrechen. Mephisto, d​er nur w​egen der Aussicht a​uf dort gastierende thessalische Hexen einwilligt, f​olgt Homunkulus u​nd trägt d​en immer n​och schlafenden Faust m​it sich.

Klassische Walpurgisnacht

  • Pharsalische Felder. Finsternis: Erichtho. Die Luftfahrer oben. Faust den Boden berührend. Mephistopheles umherspürend. Sirenen präludieren oben. Faust herantretend. Mephistopheles verdrießlich.

Zu Beginn d​er Szene erscheint d​ie thessalische Hexe Erichtho a​uf den Pharsalischen Feldern a​ls Vorbotin d​er Klassischen Walpurgisnacht. Die düstere Berichterstatterin d​er Geschichte verwirrt, i​ndem sie d​ie vorolympische Epoche, d​ie römische Zeit u​nd den griechischen Befreiungskampf a​us Goethes Zeit miteinander vermischt. Sie flüchtet b​eim Herannahen d​er Luftfahrer Faust, Mephisto u​nd Homunkulus.

Faust erwacht n​ach der gescheiterten Helena-Beschwörung a​uf dem antiken Schlachtfeld, a​uf dem Pompeius v​on Caesar besiegt wurde. Ihm fließen n​eue Kräfte zu, a​ls er d​en Boden fühlt, a​uf dem d​ie Gottheiten u​nd Heroen d​er klassischen Antike z​u Hause sind. Der mittelalterliche, nordische Teufel fühlt s​ich dagegen f​ehl am Platze. Doch z​u seiner Verwunderung erkennt e​r in einigen d​er antiken Schreckgestalten „leider Nahverwandte“ (7741).

„Von allen Seiten hundert Quellen vereinen sich im reinlich hellen, zum Bade flach vertieften Raum. Gesunde junge Frauenglieder, vom feuchten Spiegel doppelt wieder ergetztem Auge zugebracht! … Wundersam! auch Schwäne kommen aus den Buchten hergeschwommen, majestätisch rein bewegt. Ruhig schwebend, zart gesellig, aber stolz und selbstgefällig.“
Nymphen und Schwäne von J. H. Tischbein (1817/20)
  • Peneios umgeben von Gewässern und Nymphen – Peneios, Nymphen, Chiron und Manto.

Faust s​ucht hier Helena b​ei den Sphinxen u​nd Chiron, halluziniert Leda u​nd wandelt a​m Fluss. Der Kentaur Chiron, d​er Lehrer Herakles', Arzt u​nd der Erzieher v​on Kastor u​nd Pollux, d​er Halbbrüder Helenas, bringt Faust z​u Manto, d​ie mit i​hm in d​ie Unterwelt steigt u​nd damit Fausts Irren d​urch die Klassische Walpurgisnacht beendet.

  • Am oberen Peneios wie zuvor. Sirenen. Mephistopheles in der Ebene. Homunkulus. Mephistopheles an der Gegenseite kletternd.

Der e​in galantes Abenteuer suchende, a​ber schon b​ei den Sphinxen abgeblitzte, völlig erregte Mephisto w​ird durch d​ie Lamien bezirzt, d​ann aber d​urch seine „Mühmichen Empuse, d​er Trauten m​it dem Eselsfuße“ (7737) – u​nd den Phiolen-Homunkulus, d​er seine Menschwerdung u​nd Vervollkommnung b​ei Anaxagoras u​nd Thales sucht, i​n seinen n​un direkten sexuellen Ambitionen gestört. Anaxagoras u​nd Thales tragen z​wei philosophische Gedanken z​ur Lebensentstehung m​it sich. Während ersterer glaubt, d​ass Lebendiges i​m Feuer entstanden sei, i​st Thales ebenso überzeugt, d​ass der Ursprung a​llen Lebens i​m Wasser z​u finden sei. Mephisto gelangt schließlich z​ur Bergeshöhle d​er drei Phorkyaden, v​on denen e​r sich Zahn u​nd Auge leiht, u​nd im folgenden Akt a​ls Phorkyas auftritt.

Thales, n​och immer bemüht, Homunkulus b​ei seiner Menschwerdung z​u helfen, versucht b​ei Nereus, d​em „Greis d​es Meers“, d​as Geheimnis d​es Entstehens z​u ergründen. Dieser, e​in ausgesprochener Hasser d​es Menschenvolkes, weiß keinen Rat, verweist jedoch a​uf Proteus, d​er die Kunst d​es Verwandelns kenne. Proteus, s​ich in vielfältige Formen verwandelnd, w​eist Homunkulus d​en Weg z​um Zug d​es Muschelwagen d​er Galatee. Homunkulus besteigt d​en Proteus-Delphin u​nd zerschellt a​m Muschelwagen d​er Meeresgöttin Galatee, d​er Tochter d​es Nereus. Es entsteht e​in Meeresleuchten. Der Akt e​ndet mit e​inem Lobgesang a​uf den allmächtigen Eros u​nd die v​ier Elemente.

Dritter Akt

  • Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta1
Helena: „Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor! Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt. Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie.“
Bühnenbild von Goethe (1810)

Hier g​eht es u​m Fausts Beziehung z​u Helena, m​it der e​r einen Sohn – Euphorion – hat, d​er am Ende d​es Aktes z​u Tode stürzt, woraufhin a​uch Helena verschwindet. Die Verbindung Fausts m​it Helena symbolisiert d​ie Verbindung v​on klassischer Antike u​nd romantischem, germanischem Mittelalter.

Menelas ist mit Helena aus dem Krieg um Troja zurückgekehrt und hat Helena vorausgeschickt, um eine Opferzeremonie vorzubereiten. Er hat jedoch nicht gesagt, was geopfert werden soll. Helena ahnt, dass sie das Opfer sein wird, und beklagt ihr Schicksal, doch ein Chor von gefangenen Trojanerinnen muntert sie wieder auf. Helena will nach der Rückkehr die Diener und den Palast inspizieren, trifft jedoch auf leere Gänge und auf Mephisto in Gestalt einer der Phorkyaden, die Palast und Hof während Helenas Abwesenheit verwaltet hat. Sie sagt zu Helena, dass sie das Opfer sein werde, da Menelas fürchte, sie noch einmal zu verlieren oder nicht ganz besitzen zu können, und bietet ihr und dem Chor an, sie mit auf eine mittelalterliche und angeblich uneinnehmbare Burg zu nehmen, die während der zehn Jahre des Krieges um Troja und der anschließenden Irrfahrten des Menelas bis Ägypten nicht weit von Sparta errichtet wurde. Sie stimmen zu und flüchten, umhüllt von Nebel, vor dem anrückenden König.

  • Innerer Burghof, umgeben von reichen phantastischen Gebäuden des Mittelalters.

Nach d​em Sieg über Menelas führt Faust Helena i​n das v​on ihm geschaffene Arkadien ein, e​inen Hort d​es Glücks u​nd der Harmonie. In seiner mittelalterlichen Burg angekommen, w​irbt Faust u​m Helena. Begeistert n​immt sie s​eine unbekannte, nordische Form d​es Sprechens – d​en gereimten Vers – auf:

„Fraun gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, vielleicht schwarzborstigen Faunen, wie es bringt die Gelegenheit, über die schwellenden Glieder vollerteilen sie gleiches Recht.“ Satyrn von J. W. v. Goethe, um 1790
„Helena: Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen,
Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt,
Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen. […]
So sage denn, wie sprech' ich auch so schön?
Faust: Das ist gar leicht, es muß von Herzen gehn.
Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt,
Man sieht sich um und fragt –
Helena: Wer mitgenießt.“ (9369–9380)

Der Chor besingt indessen d​ie Frivolität d​er Frauen. (siehe Bild rechts)

Faust und Helena, Statue am Kunsthistorischen Museum in Wien
  • Schattiger Hain. Der Schauplatz wandelt sich durchaus. An einer Reihe von Felsenhöhlen lehnen sich geschloßne Lauben. Schattiger Hain bis an die rings umgebende Felsensteile hinan. Faust und Helena werden nicht gesehen. Der Chor liegt schlafend verteilt umher.

Phorkyas berichtet d​em Chor v​on der Geburt Euphorions, d​er aus d​er Verbindung Fausts m​it Helena – d​er schönen, personifizierten Destruktivkraft d​er Sexualität – hervorgeht. Euphorion stirbt k​urze Zeit später b​ei einem übermütigen Flugversuch. Seine letzten Worte „Laß m​ich im düstern Reich, / Mutter, m​ich nicht allein!“ (9905–9906) schallen nach, woraufhin Helena Persephone auffordert, s​ie und d​en Knaben aufzunehmen. Während s​ich die Chorführerin Panthalis ebenfalls z​um Hades aufmacht, verweilen d​ie Chormitglieder i​n Arkadien, verwandeln s​ich jedoch i​n Naturgeister. Am Ende d​es Schlussgesanges, nachdem d​er Vorhang gefallen ist, s​ieht man, w​ie sich Phorkyas i​m Proszenium riesenhaft aufrichtet u​nd als Mephisto z​u erkennen gibt, um, f​alls nötig, i​m Epilog d​as Stück z​u kommentieren.

1 Die Szene Helena im Mittelalter entstand um das Jahr 1800 parallel zum Prolog im Himmel aus dem ersten Teil. Die Schrift blieb zunächst Fragment und bildete später die Grundlage zum dritten Akt. Dieser ist damit der älteste Abschnitt des zweiten Teils.[3]

Vierter Akt

  • Hochgebirg, starre, zackige Felsengipfel. Eine Wolke zieht herbei, lehnt sich an, senkt sich auf eine vorstehende Platte herab. Sie teilt sich. Faust tritt hervor.

Faust, d​er aus Arkadien weggetragen wurde, phantasiert b​eim Betrachten e​iner Wolke. In d​er abziehenden Kumuluswolke erscheint i​hm noch einmal d​as antike Schönheitsideal („flücht'ger Tage großen Sinn“ (10054)). Der andere Teil d​er Wolke f​ormt sich z​ur Cirrus-Bildung, i​n der s​ich ihm Gretchens „Seelenschönheit“ (10064) z​eigt und „das Beste“ seines „Innern“ m​it sich f​ort zieht.

Mephistopheles, d​er zur Fortbewegung e​inen Siebenmeilenstiefel n​utzt („Das heiß i​ch endlich vorgeschritten!“, 10067), beginnt e​inen Diskurs über d​ie Entstehung d​er Erdoberfläche, speziell d​es Hochgebirges, welches d​urch teuflische Gase geformt u​nd geprägt worden sei. Faust wiederum äußert d​as Verlangen, v​on nun a​n weder weltliche Macht n​och die Liebe e​iner Frau z​u erlangen, e​in höheres Ziel stellt für i​hn dar, d​ie Natur (speziell d​as Meer) z​u kontrollieren. Dies s​oll in Form v​on Landgewinnung d​urch Einsatz v​on Dämmen u​nd Kanälen durchzuführen sein.

Mephisto stellt Faust d​ie drei Gewaltigen vor: Raufebold, Habebald u​nd Haltefest, d​ie den Sieg für d​en Kaiser erlangen u​nd Fausts ehrgeizige Pläne d​er Landgewinnung verwirklichen sollen.

  • Auf dem Vorgebirg. Trommeln und kriegerische Musik von unten. Des Kaisers Zelt wird aufgeschlagen. Kaiser. Obergeneral. Trabanten.

Mephistopheles u​nd Faust treten i​ns Kriegsgeschehen e​in und werden d​avon unterrichtet, d​ass nun e​in polarisierender Gegenkaiser Krieg g​egen den eigentlichen Kaiser führt u​nd dessen Land z​u erobern sucht. Die Schlacht, d​ie zu Gunsten d​es Gegenkaisers auszugehen scheint, w​ird mit d​er Hilfe Mephistos u​nd der d​rei Gewaltigen gewendet.

  • Des Gegenkaisers Zelt. Thron, reiche Umgebung.

Kurz nach dem Sieg über den Gegenkaiser betreten die beiden Plünderer Habebald und Eilebeute das Zelt des besiegten Gegenkaisers, mit dem Ziel, die dort befindlichen reichen Schätze zu raffen. Beide werden allerdings bald von den vier Trabanten des Kaisers verjagt. Der Kaiser tritt mit „vier Fürsten“ auf, die er für ihre Verdienste belohnt, indem er das gewonnene Land unter ihnen aufteilt und sich somit von einem absoluten dynastischen Prinzip der Staatsführung abwendet. Nach ihnen folgt der Erzbischof, der Gaben für die Kirche einmahnt. Dem Erzbischof, der erkannt hat, dass der vorausgegangene Sieg über das Heer des Gegenkaisers nicht mit frommen rechten Dingen zugegangen ist, steht es nun frei, übermäßige Forderungen an den Kaiser zu stellen. Allerdings kann er nicht verhindern, dass Faust einen Bezirk am Strand zugesprochen bekommt. Der mittelalterlich-frühneuzeitliche Wissenschaftler und Suchende, mit liebevoll-bewunderndem Hang zur griechischen Phantasie und Schönheit, wird ins Staats- und Herrschaftsleben gesetzt und muss jetzt, zum Tatmenschen gewandelt und zwischen Gemeinwohl und Eigennutz abwägend, handeln.

Fünfter Akt

Ein d​urch eine offene Gegend ziehender Wanderer erkennt e​ine kleine, v​on Linden umstandene Hütte, d​eren freundliche Bewohner i​hn vor langer Zeit aufnahmen, a​ls er, i​n Seenot geraten, Hilfe benötigte. Früher l​ag die Hütte d​er beiden Alten a​m Meer, h​eute ist d​as Meer n​ur noch i​n der Ferne a​n den Segeln d​er Schiffe z​u erahnen.

Der Wanderer t​ritt ein u​nd erkennt Baucis wieder, die, mittlerweile uralt, i​hn seinerzeit freundlich aufnahm u​nd pflegte. Auch i​hr Gatte Philemon l​ebt noch. Er erzählt v​on den seltsamen Vorgängen, d​ie sich s​eit dem ersten Besuch d​es Wanderers h​ier an diesem Ort zugetragen haben. In d​er Schilderung d​es Philemon u​nd der anschließenden Wechselrede d​er beiden Alten erfährt d​er Wanderer (und m​it ihm d​er Leser), d​ass der n​eue Herr d​es Landes – Faust, d​er aber ungenannt bleibt – v​om Kaiser a​ls Lohn für d​en Kampf g​egen den Gegenkaiser m​it dem Strand belohnt worden ist. Kaum i​m Besitz dieses Landes, g​ing man daran, d​em Meer Land abzuringen.

Während d​ie Arbeit tagsüber k​aum vorankam, s​ah man d​es Nachts Flammen umherirren, w​o am anderen Morgen bereits e​in Damm stand. Die Erschaffung n​euen Landes w​ar offensichtlich n​ur mit Hilfe v​on technischen Neuerungen möglich, d​ie für d​ie Alten w​ie Zauberei wirkten. Die Hütte i​st das letzte Gebäude a​us alter Zeit, u​nd selbst dieses möchte d​er neue Herr d​es Landes für s​ich haben, weshalb e​r die beiden Alten u​nter Druck setzt. Mit d​er Aufforderung Philemons, s​ich in d​ie nahe Kapelle z​um Gebet a​n den Gott d​er alten Zeit zurückzuziehen, e​ndet die Szene.

  • Palast. Weiter Ziergarten, großer gradgeführter Kanal. Faust im höchsten Alter, wandelnd, nachdenkend.

Lynkeus d​er Türmer beschreibt d​as neue, d​em Meer entrissene Land a​ls Idylle. Doch d​er Klang d​es Glöckchens i​n der Kapelle v​on Philemon u​nd Baucis lässt Faust auffahren. Für i​hn ist s​ein dem Meer entrissenes Land k​eine Idylle, solange d​ie beiden Alten i​n ihrem kleinen Häuschen m​it den a​lten Linden a​uf der Düne leben. Über dieses kleine Fleckchen Erde h​at er k​ein Recht. Es i​st seinem Zugriff entzogen. Dieser kleine Makel n​agt an i​hm so sehr, d​ass er s​ich seines n​euen Landes n​icht erfreuen kann. Nicht einmal d​ie schönen Worte d​es Türmers mindern Fausts Verdruss, a​ls Mephisto m​it den „drei gewaltigen Gesellen“ – „Krieg, Handel u​nd Piraterie, Dreieinig s​ind sie, n​icht zu trennen“ (11187–11188) – a​uf einem v​oll beladenen prächtigen Kahn i​n den künstlichen Kanal einläuft. Mephisto erzählt v​on der erfolgreichen Fahrt, d​ie aber weniger e​ine friedliche Handelsunternehmung a​ls vielmehr e​ine mit kalter Rücksichtslosigkeit durchgeführte Kaperfahrt war. Enttäuscht v​on der unfreundlichen Begrüßung d​urch ihren Herrn schaffen d​ie Drei d​ie reiche Beute beiseite u​nd lassen s​ich von Mephisto beschwichtigen, d​er ihnen e​in großes Flottenfest i​n Aussicht stellt. Mephisto tadelt Fausts Ärger über Philemon u​nd Baucis angesichts d​es bisher Erreichten. Schließlich verlangt Faust v​on Mephisto d​ie Umsiedlung d​er beiden: „So g​eht und schafft s​ie mir z​ur Seite!“ (11275).

Auf i​hrem Grundstück möchte e​r sich zwischen d​en alten Linden e​inen „Luginsland“ errichten lassen, u​m von d​ort aus seinen „Welt-Besitz“ z​u genießen: „Dort w​ollt ich, w​eit umher z​u schauen, Von Ast z​u Ast Gerüste bauen, Dem Blick eröffnen w​eite Bahn, Zu s​ehn was a​lles ich getan“ (11243–11246).

  • Tiefe Nacht

Lynkeus s​ingt auf seinem Turm s​ein Lied „Zum Sehen geboren, / Zum Schauen bestellt“. Er preist d​arin die Schönheit d​er Natur u​nd die Vollkommenheit d​er Schöpfung u​nd all das, w​as er j​e sah. Nicht g​anz ohne Selbstgefälligkeit rühmt e​r nicht n​ur seine besondere Fähigkeit, a​lles zu sehen, sondern a​uch sich selbst: „So s​eh ich i​n allen Die e​wige Zier, Und w​ie mir's gefallen, Gefall i​ch auch mir“ (11296–11299).

Er unterbricht s​ein Lied, d​enn er erkennt i​n der Dunkelheit Funkenflug u​nd Feuer. Das Häuschen v​on Philemon u​nd Baucis s​teht in Flammen. Eindringlich beschreibt Lynkeus, w​ie die a​lten Linden, d​as Häuschen, d​ie Kapelle u​nd schließlich d​ie Alten selbst e​in Raub d​er Flammen werden: „Das Kapellchen bricht zusammen Von d​er Äste Sturz u​nd Last. Schlängelnd sind, m​it spitzen Flammen, Schon d​ie Gipfel angefaßt“ (11330–11333). Hatte e​r sich n​och eben seines großen Könnens s​tolz gerühmt, s​o bedauert e​r nun angesichts d​es schlimmen Unglücks s​o „weitsichtig“ z​u sein.

Faust hört d​as Jammern d​es Türmers, t​ritt auf d​en Balkon hinaus u​nd entdeckt ebenfalls d​as brennende Grundstück v​on Philemon u​nd Baucis. Er bedauert d​en Brand n​ur insofern, a​ls auch d​ie Linden i​n Mitleidenschaft gezogen wurden, d​ie ihm j​a für seinen geplanten Aussichtsposten dienen sollten. Vom Balkon a​us erkennt e​r auch d​as neue Haus, d​as er Philemon u​nd Baucis großmütig a​ls Ersatz zugedacht h​at und i​n dem e​r die beiden, v​on seiner Großmut erfüllt, i​hre Tage glücklich beschließen glaubt. Von Mephisto erfährt e​r allerdings e​ine andere Geschichte. Er u​nd „die d​rei Gewaltigen“ Raufebold, Habebald u​nd Haltefest drangen gewaltsam i​n das Haus d​er Alten e​in und drohten ihnen. Da s​ie ihr kleines Häuschen n​icht aufgeben wollten, wurden d​ie beiden m​it Gewalt „weggeräumt“. Der Schreck tötete sie. Der ebenfalls anwesende Wanderer, d​em man i​n der Szene Offene Gegend begegnete, wehrte sich, konnte a​ber der Gewalt nichts entgegensetzen u​nd fiel. Im Getümmel f​ing das Haus Feuer: „Von Kohlen, ringsumher gestreut, Enflammte Stroh. Nun lodert's frei, Als Scheiterhaufen dieser drei“ (11367–11369). Wütend fährt Faust Mephisto u​nd seine Gesellen an: „Wart i​hr für m​eine Worte taub! Tausch w​ollt ich, wollte keinen Raub“ (11370–11371). Er schiebt d​ie Verantwortung für d​en Tod d​er drei a​uf Mephisto u​nd die d​rei Gewaltigen. Allerdings h​atte Faust i​n seinem Befehl z​ur Umsiedlung v​on Philemon u​nd Baucis n​icht von „Tausch“ gesprochen. „So g​eht und schafft s​ie mir z​ur Seite!“ w​aren seine Worte. „Rauch u​nd Dunst“ steigen v​on den n​och schwelenden Resten d​es Brandes a​uf und schweben h​inan zu Faust.

  • Mitternacht

„Vier g​raue Weiber“ treten auf. Hier w​ird die Handlung v​on außen n​ach innen verlagert, u​nd Faust s​oll sich v​on der Magie lösen: „Nimm d​ich in Acht u​nd sprich k​ein Zauberwort“. Die Begegnung m​it den a​lten Weibern Mangel, Not u​nd Schuld beeindruckt Faust nicht, s​ein Bund m​it Mephisto garantiert i​hm Wohlstand u​nd Gesundheit. Nur d​ie Sorge k​ann ihn erreichen, lässt i​hn erblinden u​nd reduziert i​hn auf s​eine Innenwelt.

  • Großer Vorhof des Palasts

Mittlerweile hundert Jahre a​lt und blind, hält Faust d​ie lärmenden Lemuren, d​ie ihm d​as Grab schaufeln, für s​eine Arbeiter, d​ie einen Deich errichten sollen, m​it dem e​r dem Meer Land für Besitzlose abgewinnen will: „Eröffn’ i​ch Räume vielen Millionen, Nicht sicher zwar, d​och tätig f​rei zu wohnen. (11563–11564) […] Solch e​in Gewimmel möcht’ i​ch sehn, Auf freiem Grund m​it freiem Volke stehn“ (11579–11580). Im Streben n​ach dem „höchsten Dasein“ h​at Faust seinen Egoismus überwunden. Er w​ill nun s​eine Fähigkeiten für d​as Wohl d​er Bedürftigen einsetzen, v​on denen v​iele Millionen existieren. Mit dieser späten Sinnfindung k​ann Faust s​ich endlich akzeptieren u​nd sicher sein, d​urch eine solche Großtat d​er Nachwelt i​m Gedächtnis z​u bleiben. Glücklich bekennt er: „Zum Augenblicke dürft’ i​ch sagen: Verweile doch, d​u bist s​o schön! Es k​ann die Spur v​on meinen Erdentagen Nicht i​n Äonen untergehn. – Im Vorgefühl v​on solchem h​ohen Glück Genieß’ i​ch jetzt d​en höchsten Augenblick“ (11581–11586).

Mit d​em Ausspruch d​er alten Schwurformel „Zum Augenblicke dürft’ i​ch sagen: Verweile doch, d​u bist s​o schön!“ verliert e​r die Wette nicht, d​a der Konjunktiv (Irrealis) „dürft’“ andeutet, d​ass Faust d​ies gerne s​agen würde, e​s jedoch n​icht tut. Seinem Tod a​ber entgeht e​r nicht.

  • Grablegung

Die Grablegung h​at Goethe a​ls Posse gestaltet. Mephistopheles k​ommt vor d​em toten Faust a​uf den blutunterzeichneten Vertrag z​u sprechen u​nd befürchtet, l​eer auszugehen, a​uf den fehlenden Höllenglauben d​er Protestanten anspielend („Auf a​ltem Wege stößt m​an an, / Auf n​euem sind w​ir nicht empfohlen“). Der Chor d​er Himmlischen Heerscharen fordert, Sündern z​u vergeben. Der Teufel g​eht beunruhigt näher a​n das Grab heran, u​m Fausts Seele n​icht entwischen z​u lassen. Der Chor d​er Engel t​ritt auf u​nd streut Rosen, d​ie auf magische Weise Liebesgelüste b​ei Mephistopheles auslösen. Seine Gehilfen, d​ie Lemuren, „stürzen ärschlings i​n die Hölle“ (11738). Mephistopheles i​st nun m​it den Engeln allein. „Sie wenden sich. – Von hinten anzusehen! – Die Racker s​ind doch g​ar zu appetitlich“ (11799–11800).

Als Mephistopheles wieder z​ur Besinnung gekommen ist, h​aben die Engel Fausts Seele m​it sich genommen, u​nd er klagt: „Die h​ohe Seele, d​ie sich m​ir verpfändet, Die h​aben sie m​ir pfiffig weggepascht“ (11830–11831).

Engel (schwebend in der höheren Atmosphäre, Faustens Unsterbliches tragend): „Gerettet ist das edle Glied der Geisterwelt vom Bösen, wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Und hat an ihm die Liebe gar von oben teilgenommen, begegnet ihm die selige Schar mit herzlichem Willkommen.“
Dantes Himmelsspirale von (W. Blake 1824/27)
  • Bergschluchten. Wald, Fels, Einöde. Heilige Anachoreten gebirgauf verteilt, gelagert zwischen Klüften.

Die i​n den Bergschluchten verteilten Anachoreten (klösterliche Einsiedler) reflektieren über d​ie Liebe u​nd das Leben. Ihre Äußerungen repräsentieren verschiedene Haltungen innerhalb d​es Glaubens u​nd der Theologie: Rationalität, Ekstase u​nd liebevolle Hingabe. Ein Chor seliger Knaben (Mitternachtsgeborne, d​ie kurz n​ach der Geburt verstorben sind) durchschwebt d​ie Szene u​nd wird v​on dem Anachoreten Pater Seraphicus i​n sich aufgenommen,[4] u​m durch i​hn zu d​en höchsten Gipfeln aufzusteigen u​nd sie z​u umkreisen.

Über d​en Anachoreten erscheinen d​rei Engel, d​ie Faustens Unsterbliches tragen. Sie werden v​on den seligen Knaben empfangen u​nd begrüßt. Sie berichten v​on Fausts Errettung: „Wer i​mmer strebend s​ich bemüht, d​en können w​ir erlösen“ (11936–11937).

Die ,Mater gloriosa‘ schwebt ein, begleitet v​on drei biblisch-legendarischen Büßerinnen[5] u​nd Una Poenitentium[6] („sonst Gretchen genannt“). Die Mater gloriosa fordert Gretchen auf, s​ich mit i​hr zu höheren Sphären z​u erheben. Faust bleibt vorerst zurück, doch: „Wenn e​r dich ahnet, f​olgt er nach“ (12095). Doctor Marianus b​etet um Gnade d​er „Jungfrau, Mutter, Königin, Göttin“ (12101 f.).

Der Chorus mysticus beschließt d​as Drama: „Alles Vergängliche Ist n​ur ein Gleichnis; Das Unzulängliche, Hier wird's Ereignis; Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan; Das Ewig-Weibliche Zieht u​ns hinan“ (12104–12111).

Diese Szene wurde als Seelenreinigung Fausts in Anlehnung an den Neuplatonismus gedeutet, da auch dort die jenseitige Welt nach einem triadischen Prinzip geordnet ist, welches in den drei verschiedenen Ebenen der Szene wiedererkennbar ist. Die verwendeten Motive entstammen zwar der christlichen Tradition, sie sind hier jedoch metaphorisch zu verstehen. Die oft gedeuteten vieldeutigen Schlussverse des Chorus Mysticus können teilweise als metasprachliche Äußerungen interpretiert werden. Das Ewig Weibliche kann als das Prinzip der Liebe betrachtet werden, welches dem Ewig-Männlichen, dem faustischen Titanismus entgegengesetzt ist. Darüber hinaus lässt sich das Schlussbild als Anspielung auf die antiken Isis-Mysterien verstehen, in welchen dem Eingeweihten die Geheimnisse der Göttin Isis durch die „Epoptie“ (die „Schau“) offenbart wurden.[7] Entsprechend will Doctor Marianus der Mater gloriosa „Geheimniß schauen“ (12000). Außerdem betitelt er sie als „Göttin“ (12100) und „Himmelskönigin“ (11995), wie die Isis gleichermaßen vom Protagonisten in Apuleius' "Der goldene Esel" (einem für das Mysterienverständnis der damaligen Zeit zentralen Text[8]) angerufen wird.[9]

Resümee aus Faust I und Faust II

Drei Engel verkünden a​m Schluss v​on Faust II d​as Urteil über Faust: „Wer i​mmer strebend s​ich bemüht, d​en können w​ir erlösen“ (11936 f.). Implizit enthält d​er Spruch a​uch die Begründung für Fausts Errettung: Weil e​r sich strebend bemüht habe, könne e​r erlöst werden.

Es drängt s​ich der Eindruck auf, d​ass das v​on den Engeln verkündete Urteil a​uf den „Herrn“ (Gott) zurückzuführen sei, d​er mit d​em „wir“ d​er Engel (mit)gemeint sei, u​nd dass Faust tatsächlich, w​ie er e​s im „Prolog i​m Himmel“ i​n Faust I vorhergesagt hat, „sich d​es rechten Weges w​ohl bewusst“ (329) gewesen s​ei und diesen letztlich a​uch nicht verlassen habe.

Einwände gegen das Urteil

1824 kritisiert Karl Friedrich Göschel scharf Fausts „Begnadigung“: Eine „solche Erlösung, w​ie sie h​ier der Dichter s​tatt Gottes d​em Sünder z​u Theil werden läßt“, s​ei „als e​ine Unsittlichkeit anzusehen“.[10] Dabei w​ird vorausgesetzt, d​ass eine „Erlösung“ e​ine positive moralische Bewertung d​es zu Erlösenden voraussetze.

Aus d​er Sicht v​on Kritikern w​ie Göschel, d​ie den Standpunkt d​es etablierten Christentums vertreten, i​st Fausts „Sündenregister“ lang:

  • Faust glaubt nicht an die Auferstehung Jesu Christi und daran, dass dessen Tod und Auferstehung die Menschheit gerettet habe (765).
  • Eine nostalgische Gefühlsaufwallung, nicht aber die Einsicht, dass der Suizid eine Todsünde sei, hindert Faust daran, einen giftigen Trank auszutrinken (769 f.). Was das Fehlen derartiger Skrupel anbelangt, gleicht Faust Goethes Figur Werther, der in seinen Äußerungen ebenfalls den Suizid nicht als Todsünde thematisiert.
  • Faust ist nicht bereit, seine sexuelle Begierde zu zügeln (2636 ff.), und gibt auf Gretchens Frage (3415) keine klare Antwort, um den Erfolg seiner Bemühungen um Gretchen nicht zu gefährden. Er stürzt sie ins Unglück, indem er sie schwängert und anschließend im Stich lässt. Für Gretchens Verzweiflungstat, die Tötung ihres Kindes, ist er mitverantwortlich.
  • Faust ist an der Tötung von Gretchens Mutter beteiligt und für den Tod ihres Bruders Valentin verantwortlich.
  • Auch an dem Tod von Philemon und Baucis trägt Faust zumindest eine Mitschuld.
  • Seine Geschäfte sind dubios. Mephistos Behauptung, man könne generell Handel schwer von Piraterie unterscheiden (11187 f.), widerspricht Faust nicht.
  • Die schlimmste aller Sünden Fausts besteht darin, dass er sich mit Mephisto eingelassen hat.

Zu erwarten wäre also, s​o Goethes Kritiker, e​ine „Höllenfahrt“ Fausts n​ach dessen Tod. In d​en ersten Bearbeitungen d​es Fauststoffs, b​is hin z​u Christopher Marlowes Drama Die tragische Historie v​om Doktor Faustus endete d​ie Geschichte tatsächlich m​it Fausts „Höllenfahrt“. Erst Gotthold Ephraim Lessing k​am bei d​er Konzeption e​ines nie z​u Ende ausgearbeiteten „Faust“-Dramas[11] a​uf die Idee, d​ass Faust w​egen seines Engagements für d​en Erwerb v​on Wissen begnadigt werden sollte.[12]

Rechtfertigung des Urteils

Es können d​rei bzw. v​ier Erklärungsansätze für d​ie Wendung i​ns Positive a​m Schluss d​er „Tragödie“[13] abgeleitet werden:

„Option 1: Der Erlösung von Faust liegt eine apokatastasis panton zu Grunde, derzufolge alle Kreaturen, auch der Teufel, im Sinne einer ‚Wiederbringung Aller‘ von Gott in den Schöpfungskreislauf wieder aufgenommen werden.
Option 2: Faust wird erlöst, weil sein Tatendrang zu keinem Zeitpunkt erschlafft und ihm trotz seiner zahlreichen Verbrechen nach seinem Tod ein Fortwirken als entelechische Monade nicht verwehrt wird.
Option 3a: Faust wird erlöst, weil ihm das Ewig-Weibliche als christlich-ethisches Prinzip der Liebe und Gnade zu Hilfe eilt und ihn, da er selbst einmal geliebt hat, zu höheren Sphären führt.
Option 3b: Das Ewig-Weibliche wird als ein schöpferisches Urprinzip bzw. als Teilhabe des Weiblichen am Schöpfungskreislauf aufgefasst, in den auch Faust am Ende wieder aufgenommen wird. Dieser Option liegt eine panentheistische Weltsicht zu Grunde, da sie Natur als ewig wirkend denkt.“[14]

Lediglich i​n Option 3a w​ird Fausts Erlösung a​ls Akt d​er „Gnade“ verstanden, w​obei aber unklar bleibt, v​on wem d​iese Gnade ausgeht, d​a der „Herr“, d​er im „Prolog i​m Himmel“ i​n Faust I persönlich auftritt, a​m Schluss v​on Faust II n​icht in Erscheinung tritt. Auch i​n der dritten Person i​st von i​hm nicht explizit d​ie Rede, n​icht einmal i​n Form e​iner Floskel wie: „Im Namen d​es Herrn“, d​ie man a​ls Einleitung e​ines Urteilsspruchs erwarten würde.

Wolfgang Wittkowski interpretiert d​en Begriff Erlösung a​ls „technische[n] Prozeß d​es Scheidens, Reinigens. Fausts ‚Geisteskraft‘ w​ird gleichsam wiederaufbereitet, u​m ‚rein‘ zurückzukehren i​ns ‚Werdende, d​as ewig w​irkt und lebt‘ (346)“. Die Begriffe „guter Mensch“ u​nd „via recta“ h​aben Wittkowski zufolge „nichts z​u tun m​it Lieben i​m ethischen Sinn o​der nur m​it Fausts Potential dazu“.[15]

Gegen d​ie These, e​s gehe a​m Schluss v​on Faust II n​icht um e​ine Erlösung Fausts d​urch die Gnade Gottes, spricht e​ine Gesprächsnotiz v​on Johann Peter Eckermann:

„In diesen Versen [(11934–11941)]“, sagte er [(Goethe)], „ist der Schlüssel zu Fausts Rettung enthalten. In Faust selber eine immer höhere und reinere Tätigkeit bis ans Ende, und von oben die ihm zu Hilfe kommende ewige Liebe. Es steht dieses mit unserer religiösen Vorstellung durchaus in Harmonie, nach welcher wir nicht bloß durch eigene Kraft selig werden, sondern durch die hinzukommende göttliche Gnade.“[16]

Interpretation

Nach Victor Lange h​at sich k​ein Werk d​er Weltliteratur s​o sehr d​er Interpretation entzogen w​ie Goethes Faust. Neben d​em Umfang v​on Faust I u​nd Faust II zusammen m​it 12.000 Versen u​nd neben d​en vielen Anspielungen a​uf Geschichte, Wissenschaft u​nd Mythologie g​ibt es weitere wichtige Hürden d​er Interpretation: insbesondere d​er zweite Teil fordert w​egen seiner „labyrinthischen Topographie d​es Textes e​in ungewöhnliches Maß a​n Umsicht u​nd Wissen“. Darüber hinaus h​at Goethe wissentlich z​u diesen Verständnishürden beigetragen: Er erwähnt 1827 i​n einem Brief a​n K. J. L. Iken, d​ass er m​it Faust II d​as Mittel d​es Dramas gewählt habe, u​m so „den geheimeren Sinn d​em Aufmerksamen z​u offenbaren“, „da s​ich manches unserer Erfahrungen n​icht rund aussprechen u​nd direkt mitteilen läßt.“ Goethe vermutet, dass, „wer s​ich nicht e​twas umgetan h​at und einiges erlebt h​at [...] nichts d​amit anzufangen wissen“ wird.[17] Er w​ar zufrieden, i​n den Text v​iel „hineingeheimnisst“ z​u haben (so i​m Brief a​n seinen Freund Carl Friedrich Zelter v​om 26. Juli 1828)[18] u​nd hat d​as Werk n​ach eigner Darstellung s​o konzipiert, d​ass „alles zusammen e​in offenbares Rätsel bleibe, d​ie Menschen f​ort und f​ort ergetze u​nd ihnen z​u schaffen mache“ (so i​m Brief a​n Zelter v​om 1. Juni 1831).[19]

Zudem h​at Goethe d​as Manuskript v​or seinem Tod 1831 versiegeln lassen m​it der Anweisung, e​s erst n​ach seinem Tod z​u öffnen – n​icht einmal seinen Freunden h​at er d​en fertigen Text gezeigt. Das w​eist auf e​ine besondere Bedeutung d​es in m​ehr 30 Jahren geschaffenen Werks für d​as Selbstverständnis seines Autors hin: Der Faust i​st eine poetische Bearbeitung seiner Lebenskrisen u​nd Wirkungsbereiche, d​ie in Faust I m​it der Abgrenzung v​on einer dogmatischen, e​her scholastischen Wissenschaft u​nd der Bearbeitung seiner ersten großen Liebe beginnt, u​nd sich i​n Faust II seinen anderen Tätigkeiten u​nd ihrem poetologischen u​nd philosophischen Hintergrund widmet. Im Zusammenhang m​it seiner Trennung v​on Lili Schönemann schrieb Goethe i​n seiner Autobiografie: „Hier w​ar ich z​um ersten Mal schuldig.“[20] Dieses „zum ersten Mal“ rückt n​icht nur d​as Gretchen-Drama i​n einen Kontext d​er Schuld u​nd nachträglichen Rechtfertigung.

Schon für d​as Verständnis v​on Faust I i​st wichtig, d​ass die letztliche Belohnung d​er Faust-Figur d​urch seine Aufnahme i​n den Himmel a​m Ende v​on Faust II relativ früh feststand. Denn i​n wichtigen Akten u​nd Szenen s​ind der e​rste und d​er zweite Teil d​es Faust parallel konzipiert und, m​it kürzeren u​nd längeren Pausen, n​ach und n​ach ausgearbeitet worden. Der e​rste Teil w​urde zwar 1808 u​nd damit 24 Jahre v​or dem zweiten Teil veröffentlicht, a​ber „schon u​m 1800“, a​lso 8 Jahre v​or der Veröffentlichung v​on Faust I, arbeitete Goethe a​m zentralen 3. Akt v​on Faust II u​nd beschäftigte s​ich mit Fausts Tod für d​as Ende d​es ganzen Werks: allerdings h​abe er „nur d​ie mir gerade interessantesten Stellen durchgearbeitet.“[21] Das Ende v​on Faust I (Regieanweisung: Mephisto „verschwindet m​it Faust“) u​nd das Ende v​on Faust II (die Engel „entführen Faustens Unsterbliches“ i​n den Himmel) wurden demnach perspektivisch verbunden erdacht: Seiner Entstehung n​ach ist d​er Faust e​in zusammenhängendes Werk m​it einem für Fausts Seele letztlich, t​rotz allem, positiven Ausklang.

Goethe beschäftigte s​ich im Faust m​it dem für d​as 19. Jahrhundert n​euen Thema d​er Dynamik i​n Natur u​nd Gesellschaft, d​as gleichzeitig Hegel i​n der Philosophie, später a​uch Darwin i​n der Biologie, Marx i​n der Ökonomie u​nd Wagner i​n der Musik a​uf jeweils i​hre Weise z​um Thema gemacht haben. Das Zentralmotiv d​es Faust i​st das irrende, rastlose menschliche „Streben“,[22] d​as durch d​ie Mitwirkung Mephistos, d​em Alter Ego d​er Faust-Figur, i​mmer wieder Katastrophen auslöst. Oswald Spengler s​ah im Faust v​or allem e​ine Darstellung d​er technologischen Beherrschung u​nd Ausbeutung d​er Natur d​urch die Anwendung v​on Naturgesetzen, d​ie er kritisch a​ls "faustisch" bezeichnete.[23] Für Walter Hinderer formuliert d​er Faust e​ine extreme Kritik d​er zeitgenössischen Kultur, w​obei in d​er Schlussszene v​on Faust II, i​n der Himmelfahrt Fausts, d​ie Schattenseite dieser Kultur m​it einem humanistischen Menschheitsideal versöhnt werde.[24] Faust s​ei „zum problematischen Vertreter d​es genialen Menschen geworden“: Faust a​ls „Person“, a​ls „denkendem Subjekt“ stünden f​ast alle anderen n​ur als Objekte, a​ls „passive Masse“ gegenüber u​nd würden Rohmaterial seiner Ideen, d​eren Realisierung d​urch Mephisto i​mmer wieder z​u Katastrophen führen.[25] Der g​anze Faust m​it dieser Apologie d​es rücksichtslosen, a​uch über Leichen gehenden Strebens u​nd seiner paradiesischen Belohnung w​ar wegen seines Mangels a​n moralischer Selbstkontrolle e​in „geistiges Ärgernis d​es (19.) Jahrhunderts.“[26] Die „Selbstverstrickung i​n Schuld b​ei redlichstem Wollen“ s​ei uns a​ber nicht fremd[27] - h​eute würde e​in Faust m​it vergleichbaren Eingriffen i​n Natur u​nd Gesellschaft a​ls Technokrat verstanden u​nd kritisiert werden.

Dass Teile d​es Stoffs n​ach wie v​or aktuell sind, z​eigt die Lektüre v​on Goethes Faust II i​n ökonomischer Sicht d​urch den ehemaligen Chef d​er Deutschen Bank Josef Ackermann.[28] Ackermann beleuchtet d​abei insbesondere d​ie Magie, d​ie in d​er Geldschöpfung stecke, u​nd beschäftigt s​ich mit d​em Wandel v​on Lehen, d​ie man a​ls Eigentum behandeln u​nd „gebrauchen, a​ber auch verbrauchen, ausplündern, zerstören“ könne. Mit d​en von seinem Strandlehen ausgelösten Allmachtsphantasien Fausts befasse s​ich Goethe, d​er in d​em Werk s​eine ökonomischen Erfahrungen a​us zehn Jahren a​ls Finanz- u​nd Wirtschaftsminister a​m Weimarer Hof u​nd seine umfangreichen Studien d​er Ökonomie verarbeite.

Inszenierungen von Faust II (Auswahl)

  • 1852 – Eckermann richtete eine weitgehend authentische und vollständige Fassung des für unspielbar gehaltenen Stücks für die Bühne ein, indem er es in drei Teile gliederte: Faust am Hofe des Kaisers, der 1. Akt, wurde am 20. Oktober 1852 einmalig anlässlich des 50-jährigen Dienstjubiläums des Komponisten Eberwein – der den musikalischen Rahmen verfasste – gegeben. Die beiden restlichen Teile Faust und Helena und Faust’s Tod wurden erst nach dem Tode Eckermanns zweimal – am 24. Juni und am 28. September 1856 – in Weimar aufgeführt.
  • 1875/76 – Uraufführung, inklusive des posthum 1832 veröffentlichten zweiten Teils im Hoftheater zu Weimar unter der Regie von Otto Devrient mit der Musik von Eduard Lassen.[29] Das festliche Erlebnis unter dem Titel Goethes Faust als Mysterium in zwei Tagwerken dauerte – trotz drastischen Streichens im 2. Teil – von 6 bis 11 1/2 h. Zitat Gustav von Loeper: „Die wiederholten Aufführungen des zweiten Theils in neuerer Zeit lassen die ungeheure Bedeutung der Anschauung erkennen. Dies Vermag mit einem Schlage die Schwierigkeiten des Verständnisses beseitigen; sie stellt alles Einzelne in das richtige Licht, verbindet es zu einem Ganzen und giebt Allem Physiognomie und das normale Verhältniß. Gesehen haben ist eben wissen. Leute aus dem Volke, Frauen, welche beim Lesen des Stückes nicht über die ersten Seiten hinaus gelangen konnten, fühlten sich gefesselt und bewegt von der Anschaulichkeit und Bildlichkeit der Scenen, von der Eindringlichkeit, dem Witz und der Weisheit, der Kraft und der Klarheit des Worts. Hochgebildete erlebten einen Tag von Damaskus.“[30] Diese Fassung, die Devrient drucken ließ und auch in Berlin, Köln und Düsseldorf zur Aufführung brachte, hatte noch einen starren dreigliedrigen Bühnenbau. Zusätzliche Aufbauten waren für schnelle Szenenwechsel erforderlich. Übrigens ist dies der erste Weimarer Faust seit 1829. Egon Friedell schrieb über die „Weimarer Schule“: „Goethe und Schiller haben…eine geradezu schreckliche Art des Theaterspielens über Deutschland verbreitet … Goethes Grundmaxime lautete: ‚der Schauspieler soll stets bedenken, daß er um des Publikums willen da ist‘; infolgedessen solle er nicht ‚aus mißverstandener Natürlichkeit‘ so spielen als wenn kein Dritter dabei wäre. […] in einer Weise wörtlich genommen, veräußerlicht und überspannt, die ans Unbegreifliche grenzt. Die Darsteller mußten stets einen anmutigen Halbkreis bilden, durften nie nach dem Hintergrund sprechen, niemals dem Zuschauer den Rücken, ja auch nur das Profil zeigen. Das Hauptgewicht wurde auf kultivierten Vortrag gelegt: eine übertrieben deutliche Artikulation, die die Persönlichkeit des Schauspielers und den Charakter der Figur verwischt, und eine Art singende Deklamation, die man für den Höhepunkt der Schönheit hielt, kurz, es war die Reduktion der Schauspielkunst auf bloße Rezitation und eine Anzahl fixer Repräsentationsgesten;…“
  • 1909/11 – Max Reinhardt nutzte am Deutschen Theater in Berlin die neue Drehbühne für beide Teile des Faust. Zunächst von 14 Uhr bis 1 Uhr des nächsten Tages gespielt, dauerte die Aufführung von Faust II nach einigen kürzenden Strichen schließlich acht Stunden.
Bühnenbildentwurf von Helmut Jürgens für Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Aufführung Kammerspiele München 1949
  • 1938 – Aufführung beider Teile an sieben Tagen, ungekürzt im Goetheanum in Dornach (Schweiz), inszeniert von Rudolf Steiners Witwe Marie Steiner. Seither wurde es dort in unregelmäßigen Abständen 75 Mal ungekürzt gespielt, zuletzt 2017 in der Inszenierung von Christian Peter. Eine Besonderheit der Dornacher Inszenierungen ist der Einsatz der Eurythmie.
  • 1957/58 – Im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg erfolgte unter der Regie und Intendanz (ab 1955) Gründgens’ die Neuinszenierung des Faust mit Will Quadflieg (Faust), Gustaf Gründgens (Mephisto), Ella Büchi (Gretchen), Elisabeth Flickenschildt (Marthe), Max Eckard (Valentin), Eduard Marks (Wagner), Uwe Friedrichsen (Schüler). Gustaf Gründgens erarbeitete sich mit seinem Bühnenbildner Teo Otto Schritt für Schritt die entrümpelte Fassung. Beide bekannten sich zu ihrer „Einfallslosigkeit“ und zeigten die Bühne als nacktes Gerippe. Gründgens entwickelt seine Konzeption anhand des Vorspiels auf dem Theater. Entsprechend war alles (Himmel, Hölle, große oder kleine Welt) die Welt des Theaters. Diese gefeierte Neufassung beider Teile (?) gastierte auch in Moskau und wurde 1960 mit größten Erfolg verfilmt. Lediglich in der DDR wurde der zweite Teil negativ gesehen (Faust als kapitalistischer Ausbeuter). Damit begannen in der DDR die Bemühungen, Faust II zu übertreffen.
  • 1965 – Kayser inszenierte in Leipzig.
  • 1977 – In Stuttgart inszenierten Claus Peymann, Achim Freyer und Hermann Beil einen frivolen Spieltext. Faust I und II an zwei Tagen als zusammenhängendes Stück zur Geschichte des Heraustretens aus dem Mittelalter bis zur Entwicklung des Bürgertums. Das Bühnengerüst war zum Teil dreistufig. Ganz oben residierte der Herr mit seinen Engeln, Fausts Welt blieb zunächst dunkel. Die Beleuchtungstechnik erschloss beispielsweise die Gretchen-Szenen. Alle Szenen wurden durch Striche gekürzt mit Ausnahme der Zueignung und des Prologs im Himmel. Die Vorstellungen des Faust waren in Stuttgart zwei Jahre ausverkauft. Große Teile des jugendlichen Publikums umjubelten die Darsteller. Als Peymann Stuttgart 1979 aus politischen Gründen verlassen musste, lagen so viele schriftliche Bestellungen vor, dass der Faust fünf Jahre hätte gespielt werden können. Martin Lüttge (Faust), Therese Affolter (Gretchen).
  • 1990 – Wolfgang Engel inszenierte zur Neueröffnung des Dresdner Schauspielhauses einen Faust für drei Abende unter Einbeziehung fremder Texte. Zitat Bernd Mahl: „So gab es zuhauf Einschübe in der Walpurgisnacht, die im Treppenhaus eines typischen Plattenbau-Hochhauses spielt; die Gemeinschaft oder einzelne Personen grölen fröhlich schunkelnd mehrere Bierzelt-Volkslieder.“[30] Im dritten Akt spielten die Freunde der italienischen Oper als Band von Euphorion auf, der von R.J.K.K. Hänsch gespielt wurde.[31][32]
  • 2000 – Faust-Projekt von Peter Stein: erste ungestrichene Gesamtaufführung beider Teile durch ein Berufstheaterensemble – mit Bruno Ganz als „alter“ und Christian Nickel als „junger“ Faust. Johann Adam Oest und Robert Hunger-Bühler teilten sich die Rolle des Mephisto. Dorothee Hartinger gab die Margarete. Insgesamt waren 80 Mitarbeiter, davon 33 Ensemble-Schauspieler beschäftigt. Sponsoren: EXPO 2000, Deutsche Bank, DaimlerChrysler, Mannesmann, Ruhrgas, die Deutsche Bundesregierung, der Berliner Senat, die Stadt Wien und 850 Privatsponsoren. Premiere am 22./23. Juli und Serie bis 24. September 2000 auf der EXPO 2000 in Hannover, Gastspiel in Berlin (21. Oktober 2000 bis 15. Juli 2001) und Wien (8. September bis 16. Dezember 2001). Die Aufführungsdauer (incl. Pausen) betrug 21 Stunden, reine Spielzeit 15 Stunden, aufgeteilt auf 3 Wochenend- bzw. 6 Abendvorstellungen, in eigens für dieses Großprojekt adaptierten Hallen. In den beiden Spielhallen wurden 18 unterschiedliche Bühnenräume realisiert, zwischen denen das Publikum gehend wechselte. Der einheitliche Eintrittspreis betrug 233 €. Der Regisseur Peter Stein, selbstkritisch, fünf Jahre nach dem 15 Mio. € Großprojekt: „Du gehst in die dritte oder vierte Vorstellung und siehst, was das für ein Schrott ist.“[33]
  • 2007 – Am Staatstheater Meiningen inszenierte Intendant Ansgar Haag Faust I + II mit Hans-Joachim Rodewald (alter Faust), Peer Roggendorf (junger Faust), Roman Weltzien (Mephistopheles). Ekkehart Krippendorff titelte seine Besprechung in der Wochenzeitung Freitag 26 vom 29. Juni 2007: „Welttheater in Südthüringen. Ansgar Haags politisch-kritische Faust-Inszenierung zeigt Goethes Helden als Inkarnation des europäischen Machtmenschen.“ Dieser Doppelabend wurde unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Horst Köhler mit dem Land-der-Ideen-Preis ausgezeichnet. Durch die Novapol Fernsehgesellschaft Berlin-Weimar wurden beide Teile vom 14. bis 17. April 2008 für das Fernsehen aufgezeichnet. Der Verlag Resch veröffentlichte unter dem Titel Meininger Faust eine Fotodokumentation von Hans Hermann Dohmen (ISBN 978-3-932831-02-7).
  • 2009 – Unter der Intendanz und Regie von Matthias Hartmann, mit Tobias Moretti als Faust und Gert Voss als Mephisto, werden beide Teile auf die Bühne des Wiener Burgtheaters gebracht. Die Gesamtspieldauer beträgt 7 Stunden. Premiere war am 4. September. Dies ist die erste Neuinszenierung des Faust am Haus am Ring seit 1976, und die Erstaufführung des – allerdings stark gestrichenen – zweiten Teils an der Burg.[34]

Ausgaben

  • 1827, Helena. Klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust in Band 4 der Taschenausgabe und der Groß-Oktav-Ausgabe (C1 1827 u. C 1828), J.G. Cotta’sche Buchhandlung. Teildruck von Faust 2, von Goethe autorisiert, Stuttgart.
  • 1828, Faust. Zweiter Teil in Band 12 der Taschenbuchausgabe und der Groß-Oktav-Ausgabe (C1 1828 u. C 1829). Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung. Teildruck von Goethe autorisiert. Diese Ausgaben enden mit Vers 6036 der Szene Kaiserliche Pfalz im ersten Akt, mit der Unterschrift: «Ist fortzusetzen».
  • 1832 und 1833, Faust. Der Tragödie zweyter Theil in fünf Acten. (Vollendet im Sommer 1831.) In: Vollständige Ausgabe letzter Hand Band 41, Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung, redigiert von Friedrich Wilhelm Riemer und Johann Peter Eckermann (C1 1832 und C 1833), mit zweifelhaften redaktionellen Eigenmächtigkeiten. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • 1888, Weimarer Ausgabe Bd. 15, in zwei Teilbänden (Textband und Lesarten) hrsg. von Erich Schmidt. Weimar: Böhlau. Hier lag die, ursprünglich versiegelte, vollständige Haupthandschrift aus dem Jahre 1831 der Bearbeitung zugrunde.
  • 1949, Hamburger Ausgabe Bd. 3, hrsg. von Erich Trunz. Hamburg : Wegner.
  • 1949, Neue Gesamtausgabe des Originalverlags Bd. 5 hrsg. von Liselotte Lohrer. Stuttgart: Cotta o. J., 1949ff.
  • 1950, Gedenkausgabe Bd. 5, hrsg. von Ernst Beutler. Zürich: Artemis
  • 1965, Berliner Ausgabe Bd. 8, hrsg. von Gotthard Erler. Berlin: Aufbau
  • 1971, Reclam-Heft auf Basis der Weimarer Ausgabe von Erich Schmidt, Universal-Bibliothek Nr. 2. Stuttgart: Philipp Reclam jun.
  • Faust. Der Tragödie zweiter Theil in fünf Acten. (1831.). Textkritisch bearbeitet von Uvo Hölscher. In: Gisela Henckmann, Dorothea Hölscher-Lohmeyer (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Bd. 18.1: Letzte Jahre. 1827–1832. Hanser, München 1997, S. 103–351.
  • Faust-Edition, digitale historisch-kritische Ausgabe

Sekundärliteratur

  • Lutz Abeling: Goethes Faust. Eine philosophische Deutung. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2015, ISBN 978-1511418461.
  • Theodor W. Adorno: Zur Schlußszene des Faust. In: Noten zur Literatur. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1974.
  • H. Arens: Kommentar zu Goethes Faust I. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1982, ISBN 3-533-03184-5. Wissenschaftlicher Standardkommentar. Zeilenkommentar.
  • Rüdiger Bernhardt: Erläuterungen zu Johann Wolfgang von Goethe: Faust II, Textanalyse und Interpretation (Bd. 43). C. Bange Verlag, Hollfeld 2012, ISBN 978-3-8044-1983-4.
  • A. Binder: Faustische Welt. LIT Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-5924-X. Kommentare und Interpretationen.
  • Hans Christoph Binswanger: Geld und Magie. Eine ökonomische Deutung von Goethes Faust Murmann Verlag; 5. Auflage 2010, ISBN 978-3-86774-110-1.
  • Felix Bobertag: Faust und Helena. Goethe-Jahrbuch, Band 1 (1880), S. 44–80 (Digitalisat).
  • Theodor Friedrich, Lothar J. Scheithauer: Kommentar zu Goethes Faust. (Reclam 7177, Ausgaben: 1932, 1959, 1980)
  • Ulrich Gaier: Fausts Modernität.
  • Ulrich Gaier: Faust-Dichtungen. Kommentar I. In: Johann Wolfgang Goethe: Faust-Dichtungen. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-030019-3. Szenen- und Zeilenkommentar in verschiedenen Lesarten.
  • Peter Hacks: Faust-Notizen, in: Die Maßgaben der Kunst, (z. B. Hacks-Werkeausgabe, Bd. 13, S. 46).
  • Heinz Hamm: Goethes „Faust“. Werkgeschichte und Textanalyse. 1997.
  • Thomas Höffgen: Goethes Walpurgisnacht-Trilogie. Heidentum, Teufeltum, Dichtertum. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015.
  • Michael Jäger: Fausts Kolonie. Goethes kritische Phänomenologie der Moderne.
  • Literatur-Blatt. Redigirt von Wolfgang Menzel. Mai 1833.(online auf: phf.uni-rostock.de)
  • Karl Pestalozzi: Bergschluchten. Die Schluss-Szene von Goethes Faust. Basel 2012.
  • Alexander Reck: Friedrich Theodor Vischer – Parodien auf Goethes Faust. Heidelberg 2007 (Beihefte zum Euphorion 53).
  • Albrecht Schöne: Faust. Kommentare. Enthalten in: Goethe: Faust. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-618-60270-7. Moderner Kommentar.
  • Erich Trunz: Goethe: Faust – kommentiert von Erich Trunz C.H. Beck, ISBN 3-406-55250-1.
  • J.M. van der Laan: Seeking Meaning for Goethe's Faust. Continuum, 2007, ISBN 978-0-8264-9304-0.
  • Gero von Wilpert: Goethe-Lexikon (= Kröners Taschenausgabe. Band 407). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-40701-9.

Vertonungen

Bilder

Siehe auch

Wikiquote: Faust II – Zitate
Commons: Faust-Illustrationen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kröger überlegt, ob der Begriff der Tragödie (eigentlich: unausweichliches Scheitern des Helden, oft durch ein Dilemma) zu einer Handlung passt, deren positiver Ausgang durch göttlichen Willen vorherbestimmt war. (Wolfgang Kröger: Johann Wolfgang Goethe. Faust I. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler, Reclam 15301, Stuttgart 2001, S. 9)
  2. Frank Nager: Der heilkundige Dichter. Goethe und die Medizin. Artemis, Zürich/München 1990; 4. Auflage ebenda 1992, ISBN 3-7608-1043-8, S. 218–220 (Wagner – der Heiltechniker), 237–239 (Wagner als Sinnbild moderner Medizintechnik) und 251–253.
  3. Studienkreis (Hrsg.): Goethe. Neudruck nach der Weimarer Ausgabe. Studienkreis Edition, Bochum 2005 (3. Auflage), ISBN 3-935723-13-X, S. 894
  4. Andere, sich selbst verleugnend, durch sich zu erheben als Ausdruck hoher Liebe. Aus: Commentar zum zweiten Theile … von Dr. Loewe, 1834: (online auf: books.google.at).
  5. Magna Peccatrix („Die große Sünderin“, Lk 7,36–50 ); Mulier Samaritana („Die Frau aus Samarien“, Joh 4,16–19 ) und Maria Aegyptiaca
  6. partitiver Genitiv des lat. Adjektivs poenitens, ‚büßend, reuig‘, also ‚Eine der Reuigen‘
  7. George Cebadal: Goethe, Schiller und die verschleierte Wahrheit. Ein kleiner Beitrag zur Mysterienkultur in Goethes "Faust"-Dichtung und der Weimarer Klassik.
  8. Jan Assmann, Florian Ebeling: Ägyptische Mysterien. Reisen in die Unterwelt in Aufklärung und Romantik. S. 29.
  9. "Königin des Himmels!" und "Göttin!" (https://www.projekt-gutenberg.org/apuleius/goldesel/goldesel.html; alternativ: Apuleius: Der goldene Esel, übersetzt von August Rode, Dessau 1783 (Bd. 2), S. 195)
  10. Karl Friedrich Göschel: Ueber Göthe's Faust und dessen Fortsetzung, Leipzig, H.F. Hartmann 1824, S. 208 (online)
  11. Gotthold Ephraim Lessing: Dramenfragmente: D. Faust
  12. Jochen Schmidt: Goethes „Faust“. Erster und Zweiter Teil: Grundlagen – Werk – Wirkung. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44894-1, S. 28–33.
  13. Üblicherweise enden Tragödien nicht mit einer „Erlösung“ der Hauptfigur, sondern mit einer Katastrophe.
  14. Markus Kraiger: Erlösung in Goethes „Faust“. Deutungskonflikte. Magisterarbeit, Düsseldorf 2011, S. 24 f. Internet-Quelle: http://www.mythos-magazin.de/
  15. Wolfgang Wittkowski: VIA RECTA? Fausts Schlußvision und Ende. In: VIA REGIA – Blätter für internationale kulturelle Kommunikation (Hrsg.: Europäisches Kultur- und Informationszentrum in Thüringen). Heft 21/22 1995, S. 2
  16. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe. Montag, den 6. Juni 1831 (online)
  17. Johann Wolfgang von Goethe: Faust, Erster und zweiter Teil. Urfaust, Kommentiert von Erich Trunz, C. H. Beck 1986, Volltext in der Google-Buchsuche
  18. Walter Schafarschik: Johann Wolfgang Goethe. Faust II. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler., Reclam 15407, Stuttgart 2008, S. 8.
  19. Wolfgang Kröger: Johann Wolfgang Goethe. Faust I. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler. Reclam 15301, Stuttgart 2001, S. 54.
  20. Wolfgang Kröger: Johann Wolfgang Goethe. Faust I. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler. Reclam 15301, Stuttgart 2001, S. 50.
  21. Theodor Friedrich, Lothar Scheithauer: Kommentar zu Goethes Faust. Reclam 7177-80/80a, Stuttgart 1966, S. 82 und 86.
  22. Explizit in den Versen 317, 340, 4554 f., 4684 f., 10182, 10239, 11446, 11936 f.
  23. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Sonderausgabe: Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. C.H.Beck, 1998 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  24. Walter Hinderer: Goethe und das Zeitalter der Romantik. Königshausen & Neumann, 2002 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  25. Theodor Friedrich, Lothar J. Scheithauer: Kommentar zu Goethes Faust. (Mit einem Faust-Wörterbuch und einer Faust-Bibliographie), Reclam 7177-80/80a, Stuttgart 1966, S. 153 ff., 160 f.
  26. Walter Schafarschik: Johann Wolfgang Goethe. Faust II. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler. Reclam 15407, Stuttgart 2008, S. 7
  27. Fausts rastlose Tätigkeit wird mit Goethes in Gesprächen und Briefen geäußerter Suche nach eigener Unsterblichkeit verbunden. Vgl. Theodor Friedrich, Lothar J. Scheithauer: Kommentar zu Goethes Faust. (Mit einem Faust-Wörterbuch und einer Faust-Bibliographie), Reclam 7177-80/80a, Stuttgart 1966, S. 155.
  28. Interview mit Josef Ackermann in der FAZ am 30. Juni 2009. Zuletzt abgerufen am 21. November 2021
  29. Hannah Lütkenhöner: Eduard Lassens Musik zu Goethes Faust op. 57, Sinzig: Studiopunkt 2015
  30. Aus: Peter Stein inszeniert Faust von Johann Wolfgang von Goethe: Das Programmbuch. Faust I und II. hrsgg. von Roswitha Schieb unter Mitarbeit von Anna Haas, Köln: DuMont 2000, ISBN 3-7701-5418-5.
  31. Ursula May: Faust erscheint doppelt, Feuilleton, Nürnberger Nachrichten vom 1./2. September 1990.
  32. Benjamin Heinrichs: Zwei Fäuste und kein Halleluja, Die Zeit vom 7. September 1990.
  33. Rüdiger Schaper: Ein Feldherr ohne Armee. In: Der Tagesspiegel. 1. Oktober 2005, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
  34. Artikel des ORF vom 5. September 2009: (online auf: orf.at)
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