Célestine Galli-Marié
Célestine Galli-Marié, geborene Marie-Célestine Laurence Marié de l'Isle (* 15. März 1837 in Paris; † 21. September 1905 in Vence, Département Alpes-Maritimes)[1] war eine französische Opernsängerin (Mezzosopran), die erste Carmen in der Oper von Georges Bizet.
Leben
Célestine Galli-Marié war eine Tochter des Opernsängers (Tenor, später Bariton) Félix Mécène Marié de l'Isle (1811–1882) und hatte noch vier Schwestern. Darunter Paola (1851–1920) und Irma, die ebenfalls vom Vater unterrichtet wurden und als Opernsängerinnen Karriere machten.
Mit 22 Jahren konnte sie 1859 an der Oper in Straßburg debütieren. 1855[2] heiratete sie den italienischstämmigen Bildhauer Rizzardo Galli (1836–1861) und hatte mit ihm ein Kind. Ab ihrer Eheschließung trat sie nur noch unter dem Doppelnamen Galli-Marié auf.
Sie trat in Vichy, Toulouse und 1861 in Lissabon auf und in den Jahren danach in Opernhäusern in Belgien, Frankreich und Italien. Nachdem der Direktor der Pariser Opéra comique sie in Rouen hörte (in The Bohemian Girl von Michael William Balfe) lud er sie an seine Oper in Paris ein, wo sie zuerst 1862 als Servina in La serva padrona von Giovanni Battista Pergolesi auftrat, gleich mit großem Erfolg. Sie stieg zur Primadonna der komischen Oper in Paris auf. Am 17. November 1866 sang sie die Titelrolle der Mignon in der Oper Oper von Ambroise Thomas (1866), die eine ihrer Paraderollen wurde (neben der Carmen). 1872 sang sie in der Uraufführung der Oper Le Passant (von Émile Paladilhe, der auch zeitweise ihr Liebhaber war), die durch die damals populäre Arie La Manolinata in Erinnerung blieb. Erfolgreich war sie auch mit der Arie Sorrentino in der Oper Piccolino von Ernest Guiraud, die dieser für sie schrieb. Sie trat in ganz Europa auf.
Sie sang die Carmen in der Uraufführung am 3. März 1875 in der Opéra comique. Die Uraufführung war aber insgesamt kein Erfolg, später war sie umso erfolgreicher und sie sang die Carmen in ganz Europa. Die hundertste Vorstellung der Carmen in der komischen Oper fand 1885 statt. Im gleichen Jahr beendete sie ihre Karriere an der komischen Oper, allerdings trat sie 1890 dort noch einmal als Carmen auf in einer Benefizvorstellung zur Errichtung eines Denkmals für Bizet (mit Nellie Melba, Jean de Reszke, Jean Lassalle). Sie sang die Carmen in Brüssel 1876, Monte Carlo (1879), Neapel (1879, italienische Premiere), Genua, Barcelona (1881), Madrid (1882), Rom (1884), Mailand (1883), Lyon, Lüttich, Dieppe und sang 1886 in London.
Sie war für ihr großes Tonvolumen und gutes Timbre bekannt, eine klare Diktion und Phrasierung. Ein hoher Mezzosopran wurde manchmal als Galli-Marié bezeichnet. Außerdem war sie für ihre theatralischen Fähigkeiten bekannt, nach Modest Iljitsch Tschaikowski verband sie ungezügelte Leidenschaft mit einem mystisch zu nennenden Fatalismus.[3] Sie war schlank und graziös, lebhaft und sehr beweglich, so dass ein Kritiker sie mit einer Katze verglich. Ihre Interpretation der Carmen auf der Bühne war sehr realistisch, nach dem Kritiker Daniel Bernard fotografierte sie die Gesten, Ausdrücke und Kleidung der Senoritas der Straße.[4]
Im September 1905 starb Célestine Galli-Marié in Vence und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Père Lachaise (Div. 57). Ihre Schülerin und Nichte Jean Marié de l'Isle (1872–1926) war ebenfalls Sängerin, von der Schallplattenaufnahmen existieren, die auch Rückschlüsse auf Stil und Interpretation ihrer Tante erlauben.
Rollen (Auswahl)
- Carmen – Carmen (Georges Bizet)
- Fantasio – Fantasio (Jacques Offenbach)
- Mignon – Mignon (Ambroise Thomas)
- Freitag – Robinson Crusoé (Jacques Offenbach)
- Dorothée – Cendrillon (Jules Massenet)
- Andreloux – Mireille (Charles Gounod)
- Serpina – La serva padrona (Giovanni Battista Pergolesi)
- Blanche – Le Capitaine Henriot (François-Auguste Gevaert)
- Lazarille – Don César de Bazan (Jules Massenet)
- Kaleel – Lara (Aimé Maillart)
Literatur
- Mina Curtin: Bizet and his world. Vienna House, New York 1974, ISBN 0-8443-0085-3 (Nachdruck d. Ausg. New York 1958)
- Karen Henson: Opera Acts. Singers and Performance in the Late Nineteenth Century (= Cambridge Studies in Opera). University Press, Cambridge 2015, ISBN 978-1-107-00426-9. (Kapitel 2: Real Mezzo. Célestine Galli-Marié as Carmen)
- Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Band 3. K. G. Saur, München 2003.
- Henri Malherbe: Carmen. Édition Michel, Paris 1951.
Weblinks
- Célestine Galli-Marié bei Operissimo auf der Basis des Großen Sängerlexikons
- Célestine Galli-Marié bei Opera-arias.com
- Célestine Galli-Marié
- Célestine Galli-Marié bei Find a Grave
Einzelnachweise
- Nach den Angaben in: Archives de l'Opera comique (dezede.org, abgerufen am 24. August 2021), Archive, Marie Célestine Laurence Gally genannt Galli-Marié, ist das häufig angegebene Geburtsdatum November 1840 falsch. Aus Akten des Pariser Bürgermeisteramts geht stattdessen hervor, dass sie am 15. März 1837 geboren wurde. Außerdem wird der 21. September 1905 als Sterbedatum in dezede.org angegeben. Im Eintrag zu ihr in K. J. Kutsch, Leo Riemens, Großes Sängerlexikon, K. G. Saur, 2003, stehen stattdessen die Lebensdaten: geboren November 1840 in Paris, gestorben 22. September 1905 in Vence.
- Heirat mit Jean-Pierre Victor Gally am 27. November 1855 nach den Archives der Opera comique. Nach Kutsch-Riemens heiratete sie den Bildhauer Galli im Jahr ihres Debüts 1859.
- Zitiert nach Kutsch, Riemens, Großes Sängerlexikon
- Karen Henson, Opera Acts, 2015, S. 48