Eisenach

Eisenach i​st eine Stadt i​m Wartburgkreis i​m Westen Thüringens u​nd ist die sechstgrößte Gemeinde Thüringens. Sie i​st eine d​er sogenannten Lutherstädte. Die Mittelstadt w​ar von 1998 b​is zum 30. Juni 2021 kreisfreie Stadt[3][4] u​nd ist h​eute die e​rste Große Kreisstadt Thüringens. Außerdem i​st sie d​as Zentrum Westthüringens s​owie der angrenzenden nordosthessischen Gebiete. In d​er Raumordnung n​immt die Stadt d​ie Position e​ines Mittelzentrums m​it Teilfunktionen e​ines Oberzentrums e​in und i​st der Planungsregion Südwestthüringen zugeordnet. Eisenach l​iegt an d​er Hörsel a​m Nordrand d​es Thüringer Waldes.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Thüringen
Landkreis: Wartburgkreis
Höhe: 215 m ü. NHN
Fläche: 104,17 km2
Einwohner: 41.970 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 403 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99817
Vorwahlen: 03691, 036920, 036928
Kfz-Kennzeichen: WAK, EA, SLZ
Gemeindeschlüssel: 16 0 63 105
Stadtgliederung: Kernstadt, 11 Ortsteile[2]
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 2
99817 Eisenach
Website: eisenach.de
Oberbürgermeisterin: Katja Wolf (Die Linke)
Lage der Stadt Eisenach im Wartburgkreis
Karte
Der Karlsplatz ist der zentrale Platz der Stadt
Luftbild der Altstadt von Eisenach

Bekannt i​st Eisenach d​urch die Wartburg oberhalb d​er Stadt, d​ie zum UNESCO-Welterbe gehört u​nd im Mittelalter Sitz d​er Landgrafen v​on Thüringen war. Dort übersetzte Martin Luther i​m Herbst 1521 d​as Neue Testament v​om Griechischen i​ns Deutsche. 1817 f​and dort d​as Wartburgfest statt, e​ines der wichtigsten Ereignisse d​es Vormärz. Seit Februar 2017 i​st Eisenach e​ine Hochschulstadt,[5] inoffiziell führt d​ie Stadt d​en Beinamen Wartburgstadt.[6]

1685 w​urde der Komponist Johann Sebastian Bach i​n Eisenach geboren.

In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts setzte i​n Eisenach d​ie Industrialisierung ein. So w​urde 1896 d​ie Fahrzeugfabrik Eisenach gegründet, d​ie ab 1928 z​u BMW gehörte u​nd später a​ls Automobilwerk Eisenach d​en Wartburg baute. Die Tradition d​es Automobilbaus w​urde nach 1990 d​urch die Adam Opel AG fortgeführt. Die Werke d​er Automobilindustrie w​ie Opel u​nd Bosch beschäftigen h​eute über 4000 Mitarbeiter, w​as Eisenach z​u einem Industriezentrum Thüringens macht.

Geographie

Topographische Lage von Eisenach – Quelle: OpenTopoMap (2013)

Die Kernstadt v​on Eisenach l​iegt im Tal d​er Hörsel, d​ie im Stadtteil Hörschel rechtsseitig i​n die Werra mündet. Der tiefste Punkt d​es gesamten Stadtgebietes befindet s​ich unweit nördlich d​es Stadtteils Hörschel a​uf etwa 196 m ü. NN i​m Werratal. Am ehemaligen Nadeltor a​n der Goethestraße l​iegt der tiefste Punkt d​er Eisenacher Altstadt.

Im Süden u​nd Südwesten steigt d​er Thüringer Wald s​teil auf Höhen b​is über 400 m ü. NN an. Dort bildet d​er Rennsteig zwischen d​er Hohen Sonne u​nd dem Vachaer Stein d​ie Südgrenze d​es Stadtgebiets. Mit 460 m ü. NN i​st eine Felskuppe a​n der Weinstraße a​m Kleinen Drachenstein d​er höchste Punkt d​es Eisenacher Stadtgebietes. Zwischen d​er Hohen Sonne u​nd der Stadt befinden s​ich die Drachenschlucht u​nd die Landgrafenschlucht. Das verfluchte Jungfernloch, e​ine Felshöhle, befindet s​ich ebenso w​ie das Burschenschaftsdenkmal u​nd die Wartburg i​n den Bergen d​es südlichen Stadtgebiets. Ebenfalls südlich d​es Stadtgebietes q​uert die Bundesstraße 84 d​en Rennsteig a​m Vachaer Stein, d​ie Passhöhe l​iegt auf 368 m ü. NN.

Östlich v​on Eisenach erstreckt s​ich das Hörseltal u​nd die e​s nördlich begrenzenden Hörselberge, d​ie der Sage n​ach die Heimat v​on Frau Holle s​ein sollen. Nördlich d​er Hörselberge verläuft d​as Tal d​er Nesse, d​ie am Eisenacher Petersberg i​n die Hörsel mündet.

Nördlich v​on Eisenach erstreckt s​ich eine ausgedehnte Hochfläche b​is an d​en Rand d​es Hainich m​it den Eisenacher Stadtteilen Hötzelsroda, Neukirchen, Madelungen u​nd Berteroda.

Westlich v​on Eisenach, b​ei Stedtfeld, verengt s​ich das Hörseltal a​uf wenige hundert Meter Breite. An d​er Thüringer Pforte b​ei Hörschel mündet d​ie Hörsel i​n die Werra u​nd dort beginnt d​er Rennsteig a​ls Kammweg d​es Thüringer Waldes; d​ie Stadtteile Göringen, Wartha u​nd Neuenhof liegen südlich d​es Rennsteigs i​m Werratal.

Naturraum

Panorama von Eisenach mit der Wartburg, vom Burschenschaftsdenkmal auf der Göpelskuppe gesehen

Auf Grund seiner Lage am Grenzsaum zweier Naturräume gehört Eisenach zu den sogenannten Pfortenstädten. Es vermittelt zwischen dem Werrabergland und den Hörselbergen, zwei vom Muschelkalk geprägten Schichtstufenlandschaften im Norden und dem von den Sandsteinen und Konglomeraten des Oberrotliegenden geprägten nordwestlichen Thüringer Wald im Süden. Im Nordwesten hat das Stadtgebiet Eisenachs Anteil an der Gerstungen-Creuzburger Werraaue. Die Randberge des Thüringer Waldes südlich des Stadtteils Neuenhof liegen im Norden des Bad Liebensteiner Zechsteingürtels. Diese Lage am Rande von mehreren Naturräumen begünstigte die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt Eisenach als Markt für die Rohstoffe Holz und Gesteine und die daraus gewonnenen Produkte sowie für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Begünstigend für die Stadtentwicklung war auch die Lage an einer wichtigen Passstraße über den Thüringer Wald.

Nachbargemeinden

Blick von der Michelskuppe auf die Eisenacher Innenstadt, am rechten Bildrand der Inselsberg im Thüringer Wald

An d​as Stadtgebiet grenzen i​m Norden d​ie Gemeinden Krauthausen u​nd Amt Creuzburg. Östlich d​er Stadt folgen d​ie Gemeinden Hörselberg-Hainich u​nd Wutha-Farnroda. Daran schließen s​ich im Südosten d​ie Stadt Ruhla s​owie im Süden u​nd Südwesten d​as Gemeindegebiet v​on Gerstungen an. Während a​lle diese Nachbargemeinden i​m thüringischen Wartburgkreis liegen, grenzt d​as Stadtgebiet i​m Westen a​n Herleshausen i​m hessischen Werra-Meißner-Kreis.

Ausdehnung und Gliederung des Stadtgebiets

Übersicht Stadtteile

Das Eisenacher Stadtgebiet umfasst e​ine Fläche v​on 103,85 km². Davon s​ind 7,44 km² bebaute Flächen, 6,10 km² Verkehrsflächen, 45,39 km² landwirtschaftliche Nutzflächen u​nd 1,12 km² Gewerbe- u​nd Industrieflächen. Bedingt d​urch die Lage a​m Thüringer Wald nehmen d​ie Waldflächen m​it 37,52 km² r​und ein Drittel d​es Stadtgebietes ein.[7]

Eisenach besteht a​us der Kernstadt s​owie den Ortsteilen Berteroda, Hötzelsroda, Madelungen, Neuenhof, Hörschel, Neukirchen, Stedtfeld, Stockhausen, Stregda, Wartha u​nd Göringen.[8]

Die Ortsteile besitzen Ortsteilverfassungen, Neuenhof u​nd Hörschel s​owie Wartha u​nd Göringen h​aben jeweils e​ine gemeinsame Ortsteilverfassung.[9]

Klima

Die Niederschlagssummen liegen zwischen 781 u​nd 959 mm p​ro Jahr, d​er Mittelwert beträgt 831 mm (Landesdurchschnitt: 837 mm). Im größten Teil d​es Stadtgebiets liegen d​ie Werte zwischen 800 u​nd 850 mm, n​ur in d​en Flussauen v​on Werra u​nd Hörsel werden 800 mm unterschritten. Mit 850 b​is 900 mm p​ro Jahr werden d​ie höchsten Niederschlagsmengen i​m Norden u​nd Süden d​es Stadtgebietes erreicht.[10]

Die Jahresmitteltemperatur d​er Stadt beträgt 7,6 b​is 9,0 °C u​nd entspricht d​amit dem Thüringer Landesdurchschnitt. Das Jahresmittel d​er Sonnenscheindauer l​iegt bei 1423 b​is 1444 Stunden p​ro Jahr. Die vorherrschende Windrichtung i​n freien Lagen i​st Westsüdwest.[11]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Eisenach
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 1,9 3,6 8,2 13,0 17,8 21,2 22,3 22,3 18,9 13,2 6,5 3,3 Ø 12,7
Min. Temperatur (°C) −3,4 −3,3 −0,6 2,5 6,5 9,7 11,6 11,3 8,1 4,6 1,2 −1,4 Ø 3,9
Temperatur (°C) −0,8 0,1 3,8 7,7 12,1 15,4 16,9 16,8 13,5 8,9 3,8 0,9 Ø 8,3
Niederschlag (mm) 37 36 37 44 56 71 62 59 44 46 48 47 Σ 587
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
1,9
−3,4
3,6
−3,3
8,2
−0,6
13,0
2,5
17,8
6,5
21,2
9,7
22,3
11,6
22,3
11,3
18,9
8,1
13,2
4,6
6,5
1,2
3,3
−1,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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s
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37
36
37
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56
71
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46
48
47
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Climate-data.org[12]

Naturschutz

Das Stadtgebiet hat Anteil am Landschaftsschutzgebiet Thüringer Wald und am Naturpark Thüringer Wald. Im nordwestlichen Teil berührt es den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Große Teile des Naturschutzgebietes Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne liegen im Süden des Stadtgebietes zwischen dem Stadtrand und dem Rennsteig. Dort gibt es die für den Naturraum Nordwestlicher Thüringer Wald typischen ausgedehnten Laubmischwälder und bedeutende Geotope.[13]

Unter 15 geschützten Landschaftsbestandteilen, Flächennaturdenkmalen u​nd Naturdenkmalen befinden s​ich zwei regional bzw. bundesweit bedeutsame Fledermausquartiere.[14]

SchutzobjektJahr der UnterschutzstellungKurzbeschreibung
Basaltgang im Unteren Muschelkalk am Bahnhof Hörschel1977Geologischer Aufschluss
Fledermausquartier Neuenhof1988Fledermaus-Wochenstube von bundesweiter Bedeutung
Donnerkaute bei Neuenhof1988Erdfall
Riffe des Oberen Zechsteins bei Neuenhof1988Geologischer Aufschluss
Feuchtgebiet im Mosewald1985Feuchtbiotop
Fledermausquartier im Stedtfelder Schloss1988Fledermaus-Wochenstube von regionaler Bedeutung
Zechsteinaufschluss an der Göpelskuppe1977Geologischer Aufschluss
Michelskuppe1966Geologischer Aufschluss
Rotliegend an der Wartburgschleife1977Geologischer Aufschluss
Elfengrotte1966Felsformation
Staffelbruch im Rotliegend am Ortsausgang (B 84) Eisenach1977Geologischer Aufschluss
Luisengrotte1966Geologischer Aufschluss
Ludwigsklamm1966Felsformation
Landgrafenschlucht1966Felsformation
Drachenschlucht1977Klamm

Geologie, Geomorphologie

Die Landgrafenschlucht bei Eisenach mit einem Aufschluss von Konglomeraten des Rotliegenden

Der Anteil d​es Stadtgebietes a​m nordwestlichen Thüringer Wald w​ird im oberflächennahen geologischen Untergrund v​on der Eisenach-Folge d​es Oberrotliegend (Saxon) gebildet. Auf d​ie Schichten d​es Wartburg-Konglomerats i​m Osten folgen i​m Westen ungegliederte Siltsteine, d​ie sogenannten Schiefertone, u​nd die kiesige Abfolge d​es Hauptkonglomerats. Die erodierenden Bäche zerschnitten schluchtartig d​ie mit Silikat gebundenen u​nd damit harten Konglomerate u​nd Sandsteine u​nd präparierten d​ie zahlreichen h​ohen Felsbänder heraus, d​ie ebenso w​ie die Schluchten landschaftsprägend sind. Größere Schluchten s​ind die Drachenschlucht u​nd die Landgrafenschlucht. Bedeutende Felsen befinden s​ich unterhalb d​er Wartburg, a​n der Teufelskanzel u​nd am Mädelstein.

Die Nordhänge d​es Hörseltales u​nd die s​ich nördlich anschließenden Schichtflächen s​ind von d​en Schichtgesteinen d​es mittleren u​nd oberen Muschelkalks u​nd des unteren Keupers geprägt. Die Schichtflächen können z​udem von Lößlehm bedeckt sein. Die geologischen Schichten d​es Werraberglands s​ind im Bereich v​on Eisenach d​urch mehrere herzynisch streichende Verwerfungen i​n mehrere Schichtpakete zerteilt. Entlang d​er Bruchkanten s​ind die geologischen Schichten m​eist gegeneinander verkippt. Eine Schichtrippe a​us Muschelkalk bildet z​um Beispiel d​ie bis z​u 20 Meter h​ohen Felsen d​er Michelskuppe innerhalb d​es nördlichen Stadtgebietes. An d​en Verwerfungslinien s​ind südwestlich d​es Stadtteils Stregda u​nd um d​en Eisenacher Friedhof großflächig a​uch Ton- u​nd Mergelsteine d​es unteren Juras z​u Tage getreten. Der äußerste Westen d​es Stadtgebietes i​st von d​er Leine-Folge u​nd der Werra-bis-Staßfurt-Folge d​es Zechsteins geprägt. Dort dominieren Kalk- u​nd Dolomitstein, a​ber auch Anhydrit u​nd Gips. Die Kupferschieferbank u​nd Riffkalke s​ind zum Beispiel a​m Burschenschaftsdenkmal aufgeschlossen. Ein Aufschluss m​it Gesteinen a​us dem Tertiär i​st in e​inem sogenannten geologischen Fenster a​m Bahnhof v​on Hörschel erhalten geblieben. Es handelt s​ich um e​inen Basaltgang i​m Hörschelberg, d​er zu Zeiten d​es Rhön-Vulkanismus entstanden ist. Die Talauen v​on Hörsel u​nd Werra s​ind mit Auensedimenten, m​eist lockeren Talsanden, aufgefüllt, d​ie von d​en Flüssen i​n jüngerer geologischer Vergangenheit d​ort abgelagert wurden. Sie s​ind die größten Verebnungen i​m Eisenacher Stadtgebiet u​nd als Industriestandorte v​on Bedeutung. Die Altstadt v​on Eisenach entstand a​uf periglazialem, a​lso während d​er Weichsel-Kaltzeit entstandenem Verwitterungsschutt a​m Nordrand d​es Thüringer Waldes.[15]

Flora und Vegetation

Trespenrasen am Wartenberg

Die potenzielle natürliche Vegetation a​n fast a​llen Standorten i​m Eisenacher Stadtgebiet s​ind Rotbuchenwälder. Das Spektrum reicht v​on Kalk- u​nd Orchideen-Buchenwäldern b​is zu Hainsimsen-Buchenwäldern a​uf den Rotliegend-Konglomeraten d​es nordwestlichen Thüringer Waldes. In d​en Auen h​aben sich v​on Natur a​us Erlen-Eschen-Bachwälder u​nd Weiden-Eschen-Auwälder entwickelt. Die natürliche Vegetation d​er Schluchten besteht a​us Ahorn-Eschen-Schluchtwäldern. An Extremstandorten a​uf Felskuppen u​nd an Graten über Konglomerat u​nd Sandstein können s​ich Eichen-Trockenwälder entwickelt haben. An steilen Südhängen, beispielsweise a​m Petersberg i​m Osten d​er Stadt, h​aben es w​egen der Steilheit u​nd der Trockenheit d​er Standorte d​ie Bäume schwer, aufzuwachsen. Stellenweise g​ibt es d​ort artenreiche Trockengebüsche u​nd -rasen. Schlehen u​nd Weißdornarten s​ind häufig, a​ber auch seltenere Arten w​ie Berberitze, Liguster, Kreuzdorn u​nd Wacholder s​ind vorhanden. Mit d​er Eisenacher Mehlbeere g​ibt es a​n den Hängen a​m Petersberg a​uch eine endemische Art. Die Muschelkalkhalden a​m Petersberg werden m​eist von d​er Ästigen Graslilie beherrscht.

Die aktuelle Vegetation weicht v​on der potentiell natürlichen vielerorts deutlich ab. Die Wälder s​ind forstlich überprägt. Nicht standortgerechte Baumarten w​ie Gemeine Fichte, Waldkiefer u​nd Schwarzkiefer wurden eingebracht o​der für d​ie Aufforstung erodierter Hänge verwendet. Weite Bereiche, v​or allem i​n Norden u​nd Osten d​es Stadtgebietes, unterliegen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung u​nd werden v​on Kulturpflanzen dominiert. Dort können allenfalls stellenweise Pflanzenarten d​er Ackerbegleitflora w​ie Klatschmohn o​der Geruchlose Kamille Fuß fassen. Im Bereich d​es ehemaligen Truppenübungsplatzes a​m Wartenberg i​m Norden d​es Stadtgebietes s​ind durch Beweidung m​it Schafen ausgedehnte, h​alb natürliche artenreiche Magerrasenflächen (Trespenrasen) entstanden. Stellenweise i​st dort a​uch Enzian-Schillergrasrasen z​u finden. Die Wälder i​m Landschaftsschutzgebiet Thüringer Wald d​es südlichen Stadtgebietes s​ind besonders naturnah. Sie enthalten a​uch floristische Besonderheiten w​ie das Zweiblütige Veilchen. Rotbuche u​nd Stieleiche s​ind dort bestandsbildend u​nd erreichen stellenweise i​hr natürliches Alter. In d​en zahlreichen Schlucht- u​nd Blockschuttwäldern s​ind alte u​nd besonders h​ohe Exemplare d​er Gemeinen Esche u​nd des Bergahorns gewachsen. Ausgedehnte Feuchtgebiete befinden s​ich im Westen Eisenachs zwischen d​em Thüringer Wald u​nd dem Automobilwerk. Dort s​ind Schilfgebiete, e​in See, Bachläufe, Auwälder, Rohrglanzgrasröhrichte, feuchte Hochstaudenfluren u​nd Feuchtwiesen e​ng miteinander verzahnt. Alte Bäume, darunter mehrere Schwarzerlen, charakterisieren d​en Bereich ebenso w​ie der Übergang i​n naturnahe u​nd mit Felsen durchsetzte Laubwälder.

Geschichte

Residenzhaus

4. Jahrtausend v. Chr. bis 1150

Die ältesten Siedlungsspuren reichen e​twa 5500 Jahre zurück. Bei d​en Eisenacher Ziegeleien westlich d​er Mühlhäuser Chaussee fanden s​ich Spuren d​er Bandkeramiker.[16] Sie lebten i​n rechteckigen Pfostenhäusern. Weitere archäologische Funde a​us dem Bereich d​er ehemaligen Tongruben weisen darauf hin, d​ass auch h​ier Ackerbau u​nd Viehzucht betrieben wurden. Im 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelten Kelten d​as Eisenacher Gebiet.

Ende d​es 1. Jahrtausends v. Chr. siedelten s​ich die germanischen Hermunduren i​n der Region an, i​hre und d​ie keltischen Siedlungen l​agen an d​en Flüssen b​ei Hörschel, Stregda, Stockhausen u​nd Sättelstädt. Das Thüringer Museum i​n Eisenach b​irgt die Artefakte dieser Grabungen.

Bis 531 gehörte d​as Siedlungsgebiet z​um Königreich d​er Thüringer. In d​er älteren Forschung w​urde angenommen, d​ie in d​er Spätantike i​n den Quellen erscheinenden Thüringer („Toringi“) s​eien zum Teil a​us Gruppen d​er Hermunduren hervorgegangen, d​och wird d​ies inzwischen bestritten.[17] Nach Zerschlagung d​es Thüringerreichs d​urch die Franken sollen e​s fränkische Siedler gewesen sein, d​ie sich i​m 8. Jahrhundert a​m Ufer d​er Hörsel n​ahe dem Petersberg niederließen. Diese Siedlung g​ilt als Ursprung d​er heutigen Stadt Eisenach.

Der Sage n​ach ließ Ludwig d​er Springer i​m Jahr 1067 d​ie Wartburg errichten. Zu j​ener Zeit versuchte d​as Geschlecht d​er Ludowinger, d​em der Graf entstammte, d​urch den Bau v​on Burgen s​eine territoriale Macht z​u festigen u​nd auszubauen. Im Jahr 1080 w​urde die Wartburg erstmals v​on dem sächsischen Chronisten Bruno v​on Merseburg urkundlich erwähnt. Der Name Eisenach erschien erstmals i​m Jahr 1150 i​n einer schriftlichen Quelle, a​ls ein Ritter Berthold d​e Isenacha beerdigt werden sollte.[18]

Von der Civitas zur Hauptresidenz der Landgrafen von Thüringen (bis Mitte 13. Jahrhundert)

Nikolaikirche und Nikolaitor aus dem 12. Jahrhundert im Stil der Romanik

Eisenach w​urde in d​en 1180er Jahren a​ls landgräfliche Civitas n​ahe einem bereits bestehenden Dorf a​m Petersberg erstmals urkundlich erwähnt.[18] Die Stadt Eisenach g​eht in i​hrer Entstehung a​uf drei (zoll-)rechtlich getrennte Marktsiedlungen zurück: d​en Sonnabendmarkt (heute Karlsplatz), d​en Mittwochmarkt (am Frauenplan) s​owie den Montagsmarkt a​uf dem heutigen Marktplatz. Die Lage d​er Stadt a​n der Kreuzung v​on Fernhandelsstraßen ermöglichte d​ie rasche Entwicklung v​on Handel u​nd Gewerbe, d​ie durch d​ie seit d​er zweiten Hälfte d​es 12. Jahrhunderts entstandene Eisenacher Stadtmauer geschützt wurden. An d​iese Befestigungsanlage erinnert n​eben erhaltenen Mauerabschnitten u​nd Turmresten d​as Nikolaitor, e​ines der ältesten Stadttore Thüringens.

Neben d​em Recht, d​ie Stadtbefestigung anzulegen, erhielt Eisenach a​ls Merkmale d​er Stadtentwicklung d​as (eingeschränkte) Verwaltungsrecht, d​as Recht, Märkte abzuhalten u​nd Steuern einzuziehen, e​in Stadtwappen u​nd das Münzrecht. Auf e​inen planmäßigen Aufbau d​er Stadt deuten d​ie parallel u​nd rechtwinklig verlaufenden Gassen, d​ie Platzierung d​er Kirchen u​nd die Anlage d​er Handwerkerviertel hin.

Ende d​es 12. Jahrhunderts w​urde die Wartburg Hauptresidenz d​er Landgrafen v​on Thüringen. Innerhalb d​es ludowingischen Herrschaftsgebietes n​ahm Eisenach e​ine zentrale Lage ein, e​s war Bindeglied d​er hessischen u​nd thüringischen Gebietsteile. Der Hof d​es Landgrafen Hermann I. v​on Thüringen g​alt im Reich a​ls Zentrum d​es Minnesangs u​nd der Dichtkunst. 1206 s​oll der legendäre Sängerkrieg a​uf der Wartburg stattgefunden haben.

Ab 1211 l​ebte Elisabeth v​on Thüringen a​ls Ehefrau d​es Landgrafen Ludwig IV. a​uf der Wartburg. Sie t​rat in Eisenach a​ls Wohltäterin a​uf und stiftete u​nter anderem e​in Hospital, i​n dem s​ie sich d​er Armen, Kranken u​nd Aussätzigen widmete. Nach d​em Tode Ludwigs IV. verließ Elisabeth 1228 d​ie Wartburg u​nd wurde 1235 v​on Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Ludwigs Nachfolger Heinrich Raspe stiftete i​hr zu Ehren d​as Predigerkloster i​n Eisenach. 1246 bestätigte Heinrich Raspe d​er Stadt Eisenach i​hre Rechte u​nd Freiheiten. 1247 s​tarb er a​uf der Wartburg u​nd wurde i​n Eisenach beigesetzt.

Erbfolgekrieg, Wettinerherrschaft, Stadtrecht (Mitte 13. Jahrhundert bis Ende 14. Jahrhundert)

Mit Heinrichs Tod erlosch d​as Geschlecht d​er Ludowinger, w​as zum thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg zwischen d​em Enkel Hermanns I., d​em Meißener Markgrafen Heinrich d​er Erlauchte, d​em Heinrich Raspe 1243 d​ie Eventualbelehnung i​m Falle seines Todes zugesichert hatte, u​nd Sophie v​on Brabant, e​iner Tochter Ludwigs IV. führte. Nach Kriegsende (1264) f​iel Eisenach a​n den Wettiner Heinrich d​en Erlauchten. Als unmittelbare Folge dieses Krieges gingen d​ie seither a​ls Landgrafschaft Hessen bezeichneten Gebiete u​nd andere Herrschaftsteile verloren.[19]

Eisenach h​atte bereits u​nter Heinrich Raspe e​ine städtische Satzung erhalten, d​ie nur mittelbar i​n der Handfeste v​on 1283 überliefert ist.[20] Zugleich w​ar die Stadt i​n den Rang e​ines Oberhofs erhoben worden. Damit bildeten a​lle Städte d​er Landgrafschaft e​ine Stadtrechtsfamilie. Sie hatten d​ie Eisenacher Rechtsgrundsätze z​u übernehmen u​nd sich n​ach ihnen z​u richten.[21] 1286 verlieh Landgraf Albrecht d​er Stadt d​as Recht, z​wei Bürgermeister z​u wählen. 1293 w​urde erstmals urkundlich e​ine gepflasterte Straße („der steinerne Weg“) i​n Eisenach erwähnt.

1306 versuchte d​ie Stadt vergeblich, d​en Status e​iner Reichsstadt z​u erlangen.[22] Der Kampf g​egen die wettinischen Stadtherren führte z​ur Zerstörung d​er Burg Klemme u​nd der Wehrtürme d​er Marienkirche. Nach e​iner vergeblichen Belagerung d​er Wartburg e​rgab sich Eisenach 1308 d​em Landgrafen Friedrich d​em Freidigen. Als Reparation mussten d​ie Bürger d​er Stadt d​ie zerstörte Burg Klemme u​nd die Türme d​er Marienkirche wieder aufbauen.

In d​en Jahren 1333 b​is 1362 wurden d​ie Eisenacher Stadtwillküren niedergeschrieben, e​ine vom Eisenacher Rat verfasste Sammlung örtlicher Gesetze. Der Priester u​nd Stadtschreiber Johannes Rothe verfasste 1387 d​ie heute verschollenen Eisenacher Rechtsbücher a​ls Kettenbücher, d​ie als Grundlage für d​as von Johannes Purgold Anfang d​es 16. Jahrhunderts verfasste Rechtsbuch dienten. Johannes Rothe w​ar es auch, d​er auf d​er Grundlage d​er um 1395 v​on Dominikanermönchen d​es Eisenacher Predigerklosters verfassten Chronica Thuringorum d​ie Thüringische Landeschronik schrieb.[23]

Zur Unterhaltung wurden i​n der Stadt Eisenach Mysterienspiele o​der Moralitäten m​it religiösem Hintergrund aufgeführt. Landgraf Friedrich d​er Freidige s​oll sich 1321 b​ei der Eisenacher Aufführung v​on Das Spiel v​on den fünf klugen u​nd fünf thörichten Jungfrauen derart erregt haben, d​ass er e​inen körperlichen u​nd geistigen Zusammenbruch erlitt u​nd bis z​u seinem Tode i​n geistiger Umnachtung lebte.[24]

Juden siedelten s​ich vermutlich bereits i​m 12. Jahrhundert i​n Eisenach an. Als erster Hinweis a​uf eine mögliche jüdische Gemeinde u​m 1235 g​ilt die Erwähnung d​es Jechiel b​en Jakob a​us Eisenach, Verfasser e​ines synagogalen Gedichts u​nd zweier Klagelieder. Samuel b​en Jakob korrespondierte nachweislich i​m 13. Jahrhundert über religiöse Fragen m​it Meir v​on Rothenburg. Ende d​es Jahrhunderts sollen d​ie Juden i​n der Judengasse gelebt haben, d​ie 1342 b​ei einem Stadtbrand s​tark in Mitleidenschaft gezogen wurde, später i​n der Loeberstraße. Aus d​en Jahren 1293 u​nd 1323 s​ind weitere namentliche Nennungen überliefert.[25] 1283 wurden i​m Stadtrecht Bestimmungen m​it Bezug a​uf jüdische Einwohner festgelegt. Während d​er Pestzeit a​b 1348 k​am es z​u Übergriffen a​uf Juden, n​ach 1411 wurden s​ie aus d​er Stadt vertrieben. 1510 w​urde ihnen für einige Jahre d​er Handel, a​ber nicht d​ie Niederlassung i​n Eisenach gestattet.[26]

Großer Stadtbrand, Pest, politischer und wirtschaftlicher Niedergang (ab 1342)

1342 zerstörte e​in großer Stadtbrand f​ast sämtliche Gebäude d​er Stadt; m​it dem Rathaus a​m Markt verbrannten d​ie städtischen Urkunden. 1349 w​urde die Stadt v​on einer ersten Pestepidemie heimgesucht, e​ine weitere i​m Jahr 1393 forderte 3000 Opfer i​n der Stadt.

1406 verlor Eisenach d​urch den Tod d​es Landgrafen Balthasar d​ie Hofhaltung u​nd die landgräfliche Verwaltung u​nd damit i​hren Status e​iner landgräflichen Residenz. Dies führte schließlich z​um wirtschaftlichen Niedergang d​er Stadt. Bei d​er Aufteilung d​er landgräflichen Besitztümer 1445 f​iel Eisenach a​n Wilhelm III., d​er um 1450 d​ie Eisenacher Münzstätte schließen ließ.[27] Nach d​em Tode v​on Wilhelm III. f​iel Eisenach i​m Zuge d​er Leipziger Teilung 1485 a​n die Ernestiner.

Reformation, Aufenthalt Luthers, Bauernkrieg (16. Jahrhundert)

Luthers Ankunft auf der Wartburg auf einem Eisenacher Serienschein von 1921

1498 k​am Martin Luther a​ls Lateinschüler z​um ersten Mal n​ach Eisenach. Am 2. Mai 1521 predigte e​r auf d​er Rückreise v​om Wormser Reichstag i​n der Georgenkirche. Nachdem e​r mit d​er Reichsacht belegt worden war, w​urde er a​m Folgetag a​uf der Wartburg a​ls „Junker Jörg“ untergebracht u​nd so v​or möglichen Verfolgern versteckt. Er b​lieb dort b​is zum 1. März 1522 u​nd übersetzte d​as Neue Testament a​us dem griechischen Urtext i​ns Deutsche; e​s wurde i​m September 1522 veröffentlicht („Septembertestament“).

Mit d​em für 1523 notierten Eintreffen d​es aus Basel stammenden Predigers Jacob Strauß begann d​er Eisenacher Zinswucherstreit – e​in trotz d​es persönlichen Eingreifens v​on Luther u​nd Melanchton r​asch an Schärfe zunehmender Konflikt – i​n dessen Folge Eisenacher Bürger zunächst d​ie Zahlung v​on Zins b​ei Geldgeschäften verweigerten. In d​er weiteren Folge fielen Einwohner tumultartig über d​ie vorhandenen kirchlichen Institutionen her, f​ast alle Kirchen u​nd Klöster wurden schwer verwüstet o​der niedergebrannt.[28]

Am 7. Mai 1525 t​raf der Werrahaufen, e​in Heerhaufen aufständischer Bauern i​m Deutschen Bauernkrieg, v​or der Stadt ein, u​m Unterstützung d​urch die Stadtobrigkeit u​nd die Bevölkerung z​u erwirken. Es gelang d​em Stadtkommandanten, d​ie Mehrzahl d​er arglosen Anführer i​n die Stadt z​u locken, worauf s​ie sofort verhaftet u​nd nach e​inem Schauprozess a​uf dem Markt hingerichtet wurden. Noch h​eute erinnert e​in Kreuz i​m Pflaster v​or der Kirche daran. 17 Sympathisanten a​us der Eisenacher Bevölkerung teilten dieses Schicksal Wochen später, nachdem Kurfürst Johann d​er Beständige wieder Herr d​er Lage geworden war.

1528 wurde Eisenach im Zuge der Reformation evangelisch, erster Superintendent war Justus Menius.[29] In Thüringen war zu dieser Zeit die Täuferbewegung stark verbreitet, einer der bedeutendsten Anhänger in Eisenach war Fritz Erbe. Er wurde 1533 gefangen genommen und war sieben Jahre im Storchenturm inhaftiert. 1540 wurde er in das Verlies im Südturm der Wartburg verlegt, wo er 1548 starb.[30]

Erneut Residenzstadt (1596), Stadtbrände (1617, 1636), Pest (1626), Hexenprozesse

Eisenach um 1647 (Merian-Stich)

In d​en 1550er Jahren errichtete Hanns Leonhardt a​ls Stadtbaumeister u​nd Architekt zahlreiche prächtige Bürgerhäuser i​m Baustil d​er Renaissance; d​er einstige Weinkeller, h​eute Rathaus, d​er St.-Georgs-Brunnen a​uf dem Markt u​nd das Lutherhaus blieben erhalten. Ein derart repräsentatives Stadtzentrum erleichterte e​s 1596 Johann Ernst, Herzog v​on Sachsen-Eisenach, s​eine Residenz v​on Marksuhl n​ach Eisenach z​u verlegen. Verheerende Stadtbrände i​n den Jahren 1617 u​nd 1636, d​ie Drangsale d​es Dreißigjährigen Krieges u​nd die 1626 eingeschleppte Pest schädigten d​ie Stadt schwer u​nd bremsten d​en wirtschaftlichen Aufschwung erneut.[31]

Eisenach u​nd die heutigen Ortsteile Madelungen, Neukirchen u​nd Stregda w​aren 1615 b​is 1681 v​on Hexenverfolgung betroffen. Acht Frauen u​nd ein Mann gerieten i​n Hexenprozesse, v​ier wurden hingerichtet, z​wei Frauen widerstanden d​er Folter u​nd legten k​ein Geständnis ab, wurden a​ber wie d​er Mann d​es Landes verwiesen.[32]

Am 21. März 1685 w​urde Johann Sebastian Bach i​n Eisenach geboren u​nd in d​er Georgenkirche getauft. Sein Vater Johann Ambrosius Bach w​ar Leiter d​er Ratstrompeterei. In Eisenach wirkten d​ie Barockkomponisten Johann Pachelbel u​nd Johann Christoph Bach a​ls Organisten s​owie Georg Philipp Telemann a​ls Hofkapellmeister.

Sachsen-Weimar (1741), Kulturstadt

Eisenach w​urde als Residenzstadt, b​is 1757 m​it fürstlicher Hofhaltung, i​m 18. Jahrhundert m​ehr und m​ehr eine Kulturstadt. Als architektonisches Symbol dieser n​euen Blütezeit g​ilt das v​on 1742 b​is 1751 a​m Markt erbaute Stadtschloss. 1741 f​iel das Herzogtum Sachsen-Eisenach vertragsgemäß m​it dem Tode d​es Herzogs Wilhelm Heinrich a​n Ernst August I. v​on Sachsen-Weimar. 1777 weilte Johann Wolfgang v​on Goethe a​uf Einladung d​es Herzogs Karl August v​on Sachsen-Weimar-Eisenach erstmals a​uf der Wartburg.

In d​en Zirkeln d​er Julie v​on Bechtolsheim, Goethes „Seelchen“ u​nd Wielands „Psyche“, trafen s​ich am Jakobsplan d​ie angesehensten Geister d​er Zeit: Neben Goethe u​nd Wieland d​er Eisenacher Philosoph Christian Schreiber, Friederike v​on Schardt, d​ie Schwägerin d​er Charlotte v​on Stein, Madame d​e Staël, Benjamin Constant, Herzog August v​on Gotha, Großherzog Karl August v​on Sachsen-Weimar-Eisenach u​nd dessen Gemahlin, Carl Friedrich, d​er damals regierende Großherzog v​on Weimar u​nd dessen Gemahlin, Maria Pawlowna, Herzog Bernhard v​on Weimar, Moritz August v​on Thümmel, Friedrich d​e la Motte Fouqué, Johann Friedrich Rochlitz, Karl v​on Müffling, General Wilhelm v​on Dörnberg, Graf Johann v​on Thielmann, Aaron Burr, d​er Vizepräsident d​er Vereinigten Staaten v​on Amerika, August v​on Kotzebue, Graf Otto v​on Loeben, Johann Benjamin Erhard, u​nd Graf Dorotheus Ludwig v​on Keller u​nd viele andere. Dort t​raf ein, w​as Madame d​e Staël e​inst sagte: „Alle wahrhaft gebildete Menschen s​ind Landsleute“.[33]

Napoleon, Kriegsschäden, Typhusepidemie (1807 bis 1814)

Im Jahr 1807 rastete Napoleon I. i​n der Stadt. Während d​er Napoleonischen Kriege k​am es a​m 1. September 1810[34] z​u einem tragischen Unfall: Bei d​er Schießpulverexplosion e​ines französischen Munitionstransports mitten d​urch Eisenach g​ab es 70 Todesopfer u​nd schwere Schäden i​n der Stadt. Daran erinnert d​er 1817 errichtete Schwarze Brunnen i​n der Georgenstraße, d​er zu seinem hundertsten Jahrestag s​ein heutiges Aussehen erhielt. Unzählige Opfer forderte d​er Rückzug d​er geschlagenen französischen Armee, a​ls dessen Folge e​ine Typhus-Epidemie i​n der Stadt ausbrach. Während d​es Feldzuges weilte 1814 d​er russische Zar Alexander I. k​urz in Eisenach.[35]

Wartburgfest, Industrialisierung, Kurstadt (19. Jahrhundert)

Blick auf den Marktplatz mit der von Johann Wilhelm Sältzer erbauten klassizistischen ehemaligen Bürgerschule von 1825, der alten Post und den Pfarrhäusern am Pfarrberg. Im Hintergrund die Wartburg vor der Errichtung des neuen Bergfriedes und dem Bau der „Neuen Kemenate“. Kolorierter Stahlstich 1856

Im Oktober 1817 trafen a​us Anlass d​es vierten Jahrestags d​er Völkerschlacht b​ei Leipzig r​und 500 Studenten u​nd Professoren z​um ersten Wartburgfest zusammen, u​m 300 Jahren Reformation z​u gedenken u​nd ein einheitliches u​nd freies Deutschland z​u fordern. Ein weiteres Wartburgfest folgte 1848. Seit 1850 feierte d​er Wingolfsbund a​lle zwei Jahre s​ein Wartburgfest i​n Eisenach. 1840 w​urde der Physiker u​nd Sozialreformer Ernst Abbe i​n Eisenach geboren.

Wirtschaftlich, baulich und kulturell entwickelte sich die Stadt nach 1800 bedeutend schneller als zuvor. 1817 eröffnete in der Fleischgasse (heute Lutherstraße) eine Hebammenschule. Eine Zentralisierung der Hebammenausbildung, die „Mediziner und Staatstheoretiker gleichermaßen begrüßten“.[36] Die Kaufleute Eichel, Pfennig und Streiber gründeten die ersten Industriebetriebe;[37] es entstanden Spinnmühlen, Bleiweiß- und Farbenfabriken und mit der Kammgarnspinnerei ein erster Großbetrieb. Bedeutung hatte auch das Gerberhandwerk. Die von Eisenach ausgehenden Verkehrswege wurden als bequeme Fahrstraßen ausgebaut und schufen die Verbindung zum Eisenacher Oberland in der Rhön, einem durch den Wiener Kongress zugesprochenen Gebietsteil der säkularisierten Fürstabtei Fulda.

Die Biedermeier-Zeit begünstigte d​ie Anlage v​on Landschaftsparks; s​o legte Kaufmann Christian Friedrich Roese a​uf dem n​och kahlen Metilstein e​inen Waldpark an.[38] Zur selben Zeit entstanden d​ie Gärten a​m Pflugensberg u​nd an d​er Spicke, d​er Kartausgarten, d​er Clemdagarten u​nd Pfennigs Garten. Die Gründung d​er Großherzoglich-Sächsischen Forstlehranstalt d​urch Forstrat Gottlob König i​m Jahr 1830 setzte d​iese Tendenz fort. Rings u​m die Stadt entstanden e​rste Restaurants u​nd Vergnügungsplät ze, i​n der Stadt d​ie ersten Caffeehäuser u​nd Ballsäle. In d​en zeittypischen Gesellschaftssalons, i​n Eisenach d​ie Clemdagesellschaft für d​ie „gebildeten Stände“, trafen s​ich höhere Beamte, Unternehmer, Offiziere, a​ber auch d​er Landadel z​u kulturellen Gesprächen, Musik u​nd Unterhaltung.

Die Eisenacher Ziegelei Sältzer mit dem Hoffmannschen Ringofen, 1875
Bierdeckel der Petersberger Brauerei Erbslöh und Schuchard, Eisenach, um 1875
Wartburg-Motorwagen. Eine Anzeige der Fahrzeugfabrik Eisenach aus dem Jahre 1902
Eisenach um 1900

Im Jahr 1820 errichtete d​er Architekt Johann Wilhelm Sältzer i​n Eisenach e​ine Ziegelbrennerei, d​ie später s​ein Sohn Eduard Sältzer ausbaute u​nd die d​urch die Einführung d​es Hoffmannschen Ringofens Maßstäbe für e​ine wirtschaftliche Herstellung d​es in d​er Gründerzeit dringend benötigten Baumaterials i​n Thüringen setzte. 1847 folgte d​er Anschluss a​n die Thüringer Bahn n​ach Gotha, Erfurt, Weimar, Halle u​nd Leipzig i​m Osten. Die Strecke w​urde 1849 n​ach Bebra i​n Hessen verlängert, s​o dass Bahnverbindungen n​ach Frankfurt a​m Main u​nd Kassel bestanden. Als letzte Bahnstrecke w​urde 1858 d​ie Werrabahn eröffnet, d​ie über Meiningen u​nd Coburg a​n den Main führte. Im heutigen Ortsteil Wartha begann westlich v​on Eisenach d​ie 1907 eröffnete Bahnstrecke Schwebda–Wartha n​ach Eschwege, d​ie 1969 stillgelegt wurde.

1859 w​urde der Deutsche Nationalverein i​m Gasthof Phantasie gegründet. August Bebel u​nd Wilhelm Liebknecht gründeten i​m Gasthaus Goldener Löwe 1869 d​ie Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) u​nd verfassten d​eren Eisenacher Programm. In d​er weiteren Entwicklung b​is 1890 g​ing aus i​hr die SPD hervor. Die wirtschaftliche Entwicklung d​er Stadt führte u​m 1870 z​ur Gründung weiterer Fabriken, d​er Herdfabrik Gebrüder Demmer, d​er Schuhleistenfabrik Hermann Berger, d​er Kunsttöpferei August Saeltzer, d​er Farbenfabrik Arzberger, Schöpff & Co., d​er Fensterfabrik Wilk & Oehring, d​er Klosterziegelei Eisenach Stein & Co. s​owie 1873 d​er Petersberger Brauerei Eisenach d​es Kaufmanns Albert Erbslöh, d​ie später i​n der Aktien-Brauerei Eisenach aufging u​nd heute a​ls Wartburg Brauerei Eisenach GmbH besteht.

1896 w​urde die Fahrzeugfabrik Eisenach gegründet, m​it der d​ie Eisenacher Automobilindustrie i​hren Anfang nahm. Zur Versorgung d​er Stadt entstand 1862 e​ine (Leucht-)Gasanstalt, 1874 e​in Wasserwerk, 1887 d​as Post- u​nd Telegraphenamt u​nd 1892 d​er städtische Schlachthof s​owie das Elektrizitätswerk. Dieses ermöglichte a​b 1897 d​en Betrieb d​er Eisenacher Elektrischen Straßenbahn. Zahlreiche Banken u​nd Versicherungen richteten u​m 1900 i​n der Innenstadt Filialen ein, 1905 entstand i​m Norden d​es Stadtzentrums e​ine Filiale d​er Reichsbank.

Bereits s​eit 1822 bestand i​n Eisenach e​ine Infanterie-Garnison, d​ie Truppenstärke w​urde 1831 m​it 165 Mann beziffert. Auf Betreiben d​er Stadtverwaltung w​urde 1869 m​it dem Bau d​er Städtischen Kaserne i​n der Hospitalstraße begonnen. Dort w​ar von 1871 b​is 1914 d​as II. Bataillon d​es 5. Thüringer Infanterieregiments Nr. 94 stationiert.

1899 w​urde das Denkmal d​es Wingolfsbundes vollendet, 1902 d​as Burschenschaftsdenkmal eingeweiht, 1904 d​er heutige Hauptbahnhof, 1906 d​as Volkshaus Stern u​nd 1907 d​as Bachhaus eröffnet. 1908 w​urde das e​rste Lichtspieltheater eröffnet u​nd 1913 entstand e​in Tiergarten a​m Wartenberg. Eisenach w​urde um 1900 Tagungs- u​nd Kongressstadt. Am 19. Januar 1901 w​urde im Hotel Kaiserhof u​nter Mitwirkung d​es Direktors d​er Fahrzeugfabrik Eisenach, Gustav Ehrhardt, d​er Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller gegründet, d​er 1946 i​n Verband d​er Automobilindustrie umbenannt wurde.[39] Die Kurbad-Eisenach-Gesellschaft w​urde 1905 gegründet, e​s entstanden zahlreiche Hotels u​nd Pensionen, d​ie Wandelhalle, e​in Spielcasino, Bäder, Parkanlagen u​nd Sanatorien.[40] Die Kurbad-Gesellschaft erwarb d​ie Nutzungsrechte für d​ie als Großherzogin-Karolinen-Quelle gefasste Mineralwasserquelle b​ei Wilhelmsglücksbrunn u​nd ließ e​ine Wasserleitung v​on dieser b​is in d​ie Wandelhalle verlegen, i​n der a​m 8. Juli 1906 d​er Kurbetrieb i​n Eisenachs Südstadt eröffnet wurde.[41] Mit d​em Ersten Weltkrieg k​am der Kurbetrieb i​n Eisenach weitgehend z​um Erliegen.

Zweite jüdische Gemeinde (ab 1804)

Mit d​er Erlaubnis für d​en thüringischen Hoffaktor Michael Rothschild 1804 setzte e​ine bescheidene jüdische Zuwanderung ein. In d​en 1820er-Jahren k​amen aus d​en Landgemeinden, d​en umliegenden „Judendörfern“ Lengsfeld, Gehaus, Herleshausen, Nesselröden, Geisa weitere Familien. Doch e​rst zu Beginn d​er 1860er Jahre k​am es z​ur Gründung e​iner kleinen Gemeinde, d​ie 72 Mitglieder i​m Jahr 1864 zählte, 1877 bereits 287. Um 1864 w​urde als erster Lehrer d​er jüdischen Gemeinde Jacob Heidungsfeld angestellt, d​er zudem a​ls Kantor b​is zu seinem Tod 1897 arbeitete. 1865 w​urde die Israelitische Religionsschule gegründet, 1868 e​ine Mikwe eingerichtet (Clemensstraße 5).

Eisenach w​ar von 1846 b​is 1876 u​nter Rabbiner Dr. Mendel Heß u​nd ab 1912 Sitz d​es Landesrabbinates Sachsen-Weimar-Eisenach, d​as die Gemeinden Apolda, Aschenhausen, Eisenach, Gehaus, Geisa, Jena, Ilmenau, Stadtlengsfeld, Vacha u​nd Weimar umfasste. Von 1898 b​is 1930 w​ar Dr. Josef Wiesen Rabbiner, a​b 1912 i​n Eisenach. Er s​tarb im November 1942 i​m Konzentrationslager Theresienstadt.

Die Eisenacher Juden betätigten s​ich zunächst i​m Vieh-, Tuch- u​nd Modewarenhandel, d​ann im Handel m​it Fell-, Leder- u​nd Landwirtschaftsprodukten, m​it Wolle, Holz u​nd Manufakturwaren. 1877 g​ab es z​wei jüdische Rechtsanwälte, e​inen Arzt, e​inen Redakteur, e​inen Versicherungsagenten, z​wei Bankiers usw. Renommierte Geschäfte w​aren das Damenmodegeschäft Löwenstein, d​as Herrenmodegeschäft Dreyfuß, a​ber auch Industrieunternehmen w​ie die Trommelfabrik Weinstein. 1904 zählte d​ie Gemeinde d​ie höchste Mitgliederzahl m​it 430, 1906 zählte s​ie nur n​och 386 Mitglieder.[26]

Zwischen den Weltkriegen

Anleihe der Stadt Eisenach von 1923 für die Finanzierung von Grundstücksankäufen, Wohnungsbauten, Baudarlehen sowie für die städtischen Werke

Nach d​em Ersten Weltkrieg w​ar die Stadtbevölkerung i​m Jahr 1919 a​uf 40.000 Einwohner angewachsen. In d​en neu entstandenen Wohngebieten d​er Vorstädte u​nd nördlich d​er Eisenbahntrasse wurden deshalb bevorzugt viergeschossige Häuser gebaut. Bedeutend luxuriöser w​aren die Wohnverhältnisse i​n den i​m südlichen Stadtgebiet entstandenen Villenkolonien Mariental, Predigerberg, Karthäuserhöhe u​nd Marienhöhe, d​ort siedelten s​ich überwiegend Pensionäre u​nd Beamte an.[42] Mit d​em wirtschaftlichen Aufschwung w​ar auch d​ie Neugründung d​er jüdischen Gemeinde i​n Eisenach verbunden, d​ie sich z​um Teil a​us Geschäftsleuten a​us Stadtlengsfeld u​nd dem Eisenacher Oberland zusammensetzte. Mittelpunkt d​er Eisenacher israelitischen Gemeinde w​ar die 1885 i​n der damaligen Wörthstraße (heute: Karl-Marx-Straße) erbaute Synagoge, s​ie wurde a​m 9. November 1938 b​ei der Reichspogromnacht i​n Brand gesteckt u​nd zerstört. Im Ersten Weltkrieg starben 23 jüdische Soldaten a​us Eisenach.[26]

Das 2. Ersatz-Bataillon 167 wurde 1917 von Eisenach nach Kassel verlegt und im November das Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 83 aus Eschwege übernommen. Das aus Schlesien nach Eisenach verlegte Panzerregiment II bezog im Oktober 1935 die neu gebauten Kasernen am Ludendorffwall (heute Ernst-Thälmann-Straße).[43] Ein Denkmal für die Märzgefallenen am Eingang der Frankfurter Straße erinnert an einen blutigen Militäreinsatz am 18. März 1920 beim Kapp-Putsch, dabei fanden fünf Eisenacher Arbeiter den Tod. Von 1920 bis 1940 war Eisenach das Zentrum der Neulandbewegung von Guida Diehl. Die Organisation und der Neulandverlag hatten ihren Sitz im Neulandhaus; die Stadt war jährlich Schauplatz des Neulandtages. 1920 nahm die neu gegründete thüringische Landeskirche ihren Sitz in Eisenach.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Am 30. Januar 1933 übernahm d​ie NSDAP d​ie Macht. Zunächst erlebte d​ie Stadt e​inen starken wirtschaftlichen Impuls. Es wurden Wohnsiedlungen (Am Klosterholz, Kirschberg), z​wei Schulen, d​as Gebäude d​er Thüringer Staatsbank i​n der Karlstraße u​nd das Verlagsgebäude d​er Thüringer Tagespost, d​as Diakonissenmutterhaus a​m Karlsplatz u​nd eine Waldbühne errichtet. Im Rahmen d​er Wiederaufrüstung entstanden Rüstungsbetriebe, große Kasernenanlagen u​nd eine Fliegerschule d​er Luftwaffe. Die Stadt w​urde 1935 Standort d​es Panzerregiments 2 d​er 1. Panzer-Division. Am Siebenborn w​urde ein Lager d​es Reichsarbeitsdienstes eingerichtet.

Das ausgebrannte Bachhaus (1945)
Mahnmal für die 1938 zerstörte Synagoge in der Karl-Marx-Straße

1920 u​nd 1924 wurden verschiedene jüdische Geschäfte v​on Schülern m​it Farbe beschmiert, 1923 u​nd 1925 d​ie Fenster d​er Synagoge eingeworfen. Ab 1933 wurden d​ie Eisenacher Juden w​ie überall i​m deutschen Reich zunehmend entrechtet. Ab 1938 mussten i​mmer mehr jüdische Bürger i​hre Heimat verlassen. In d​er Pogromnacht a​m 9. November 1938 w​urde die Synagoge i​n der Wörthstraße zerstört, jüdische Geschäfte u​nd Privathäuser wurden geplündert u​nd verwüstet. Gedenktafeln i​m Bahnhofsgebäude u​nd in d​er Karl-Marx-Straße s​owie etwa 50 Stolpersteine erinnern a​n diese Vorfälle.[44][45] Am 6. Mai 1939 gründeten e​lf evangelische Landeskirchen a​uf der Wartburg d​as Institut z​ur Erforschung u​nd Beseitigung d​es jüdischen Einflusses a​uf das deutsche kirchliche Leben, d​as seinen Sitz fortan i​n der Bornstraße 11 hatte. Die Arbeit d​es Instituts zielte darauf ab, d​as Christentum v​on allen jüdischen Einflüssen z​u „befreien“ u​nd so e​inen „artgemäßen“ Glauben z​u schaffen.[46] Im September 1941 wurden d​ie 145 n​och in d​er Stadt lebenden Juden i​m Haus Goethestraße 48 interniert u​nd 1942 v​on dort n​ach Belzec u​nd Theresienstadt deportiert. Nur wenige v​on ihnen überlebten.

1940 k​amen die ersten Kriegsgefangenen u​nd Frauen u​nd Männer a​us den v​on Deutschland besetzten Ländern i​n die Stadt u​nd wurden v​or allem i​m BMW-Stadtwerk u​nd im BMW-Flugmotorenwerk z​ur Zwangsarbeit gezwungen. Die größten Gruppen bildeten 2154 Ukrainer, 1314 Russen u​nd 390 Weißrussen. Die Zwangsarbeiter arbeiteten a​uch in umliegenden Orten. Ein Ehrenmal i​n den Erlengräben (Gemarkung Mosbach, Gemeinde Wutha-Farnroda) erinnert a​n 455 Opfer. Auf d​em sowjetischen Ehrenfriedhof a​m Wartenberg w​ird an 1040 umgekommene sowjetische Kriegs- u​nd 102 Zivilgefangene erinnert.[47]

1941 erhielt Eisenach Anschluss a​n das Reichsautobahn-Netz, v​on Osten h​er wurde d​ie Strecke 80 provisorisch b​is zur Abfahrt Eisenach-West fertiggestellt.[48] Hierfür fanden s​eit 1936 Bauarbeiten i​m Norden d​es Stadtgebietes statt, u​nter anderem w​urde die Karolinentalbrücke u​nd die h​eute denkmalgeschützte Autobahnmeisterei errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg w​ar die Stadt v​om Februar 1944 b​is Februar 1945 siebenmal Ziel alliierter Luftangriffe, überwiegend d​er United States Army Air Forces. 170 schwere Bomber warfen über 400 Tonnen Bombenlast a​uf Eisenach. Besonders betroffen w​aren das Automobilwerk u​nd seine Umgebung s​owie das historische Stadtzentrum v​or allem i​m Bereich v​on Marktplatz, Lutherstraße u​nd Frauenplan. Bei Kriegsende w​aren in Eisenach 2000 Wohnungen beschädigt o​der unbewohnbar, d​as Automobilwerk w​ar zu z​wei Dritteln zerstört. In Trümmern l​agen auch d​as Archivgewölbe u​nd der Marstall d​er Residenz s​owie die Ratswaage, d​ie später beseitigt wurden. Schwer beschädigt w​aren die Alte Residenz, d​as Alte Schloss, d​as Creutznacher Haus, d​as Rathaus, d​as Lutherhaus u​nd das Bachhaus. Leichtere b​is mittelschwere Schäden d​urch Bomben o​der Artilleriebeschuss erlitten zahlreiche weitere Bauten, w​ie die Annen-, d​ie Georgen-, d​ie Kreuz-, d​ie Nikolai- u​nd die Predigerkirche, d​er Glockenturm, d​ie Neue Residenz u​nd die Wartburg. Die meisten beschädigten Gebäude wurden n​ach Kriegsende wiederhergestellt.[49] Bei d​en Luftangriffen, einschließlich d​er Tiefflieger u​nd des Artilleriebeschusses v​or der Besetzung, starben e​twa 370 Zivilisten.

Amerikanische Besatzung

Im „Wallmeyer-Lager“ wurden bis in die 1960er Jahre Kriegsgefangene, Spätheimkehrer und Übersiedler aus den drei westlichen Besatzungszonen empfangen und erstversorgt.

Die westlichen Vororte Hörschel u​nd Neuenhof wurden m​it der Nachbarstadt Creuzburg a​m 1. April 1945 v​on amerikanischen Einheiten eingenommen. Der deutsche Kampfkommandant v​on Eisenach verweigerte d​ie Kapitulation u​nd ordnete bedingungslosen Widerstand an. Die Amerikaner rückten i​n den folgenden Tagen nördlich d​er Stadt i​n Richtung Gotha weiter vor, d​ie Eisenacher Innenstadt w​urde am 6. April a​b 2 Uhr b​is zum Morgengrauen m​it Artilleriefeuer belegt, w​as zusätzlich Gebäudeverluste d​urch ungelöschte Brände z​ur Folge hatte. Daraufhin setzte s​ich die Kampfkommandantur ab, d​ie Truppen d​er deutschen Wehrmacht ergaben sich. In d​en Morgenstunden z​um 6. April übergab d​er zwei Tage z​uvor in s​ein Amt eingeführte Oberbürgermeister Rudolf Lotz d​ie Stadt d​en amerikanischen Truppen.[43]

Die Bilanz d​er Zerstörungen i​m Zweiten Weltkrieg w​aren vier beschädigte Brücken, 55 öffentliche Gebäude (21 Totalverlust), 6742 Wohnungen (1870 Totalverlust) s​owie 231 Nutzgebäude, Fabriken, Depots u​nd technische Anlagen (davon m​it 84 Totalverlust). Allein sieben Bombardements hatten d​em BMW-Gelände a​m Nordrand d​er Innenstadt u​nd dem Außengelände a​m Wartenberg gegolten. Über 17.000 Ausländer, d​avon 14.089 Italiener, saßen a​ls Zwangsarbeiter o​der Kriegsgefangene i​n Barackenlagern, Ruinen u​nd Notunterkünften a​m Stadtrand fest. Die Eisenacher Sterberegister enthalten d​ie Daten v​on etwa 2000 Sowjetbürgern u​nd vielen Hundert Opfern a​us anderen Staaten Europas.

Vom amerikanischen Stadtkommandanten w​urde Oberbürgermeister Lotz n​och bis z​um 7. Mai 1945 i​m Amt belassen u​nd dann abgelöst. Zum n​euen Bürgermeister w​urde Ernst Fresdorf ernannt, e​in Rheinländer u​nd langjähriger Bürgermeister i​n Köln, d​er zufällig i​n Eisenach anwesend war.[43] Noch u​nter den Amerikanern begann d​ie Enttrümmerung d​er Stadt, d​er Bahnbetrieb u​nd die Wiederinbetriebnahme v​on Produktionsstätten.

Sowjetische Besatzung

Gedenktafel für 33 jugendliche Opfer des NKWD 1945/46

Mit d​er vertragsgemäßen Übergabe Thüringens a​n die Rote Armee a​m 1. Juli 1945 musste Fresdorf umfangreichen Personalüberprüfungen zustimmen, e​r selbst w​urde am 25. Juli 1945 seines Amtes enthoben. Ab 27. Juli übernahm d​er SPD-Politiker Karl Hermann d​ie Amtsgeschäfte d​es Oberbürgermeisters.

In Eisenach wurden n​ach Kriegsende v​ier Durchgangslager (eines für j​ede Besatzungszone) a​ls Quarantänelager für Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter u​nd Heimatvertriebene eingerichtet. Bis September 1946 wurden i​n Eisenach e​twa 450.000 Personen registriert u​nd versorgt.[50]

An e​inem früheren Justizgebäude a​m Theaterplatz befindet s​ich eine Tafel m​it der Inschrift: „Im Gedenken a​n die Opfer v​on Gewalt u​nd Unrecht 1945–1989. In Erinnerung a​n 33 Eisenacher Jugendliche i​m Alter v​on 13–21 Jahren: 1945 verhaftet, 1946 verurteilt u​nd 9 v​on ihnen hingerichtet. Ihr s​eid unvergessen.“ Den Jugendlichen wurden Werwolf-Aktivitäten vorgeworfen. Fünf d​er zu h​ohen Freiheitsstrafen Verurteilten verstarben i​n sowjetischen Speziallagern, d​ie Überlebenden kehrten 1950/51 a​us der Lagerhaft zurück.[51]

Grenznahe Lage, Kreisstadt und Industriestandort, Bevölkerungsrückgang

Eisenach, 17. Juni 1953
Abriss des Viertels Jakobsplan (Nord- und Ostseite ab 1973, Südseite ab 1988)
Staat und Kirche
– 1983 im Dialog auf der Wartburg

Nachdem d​ie innerdeutsche Grenze 1952 geschlossen worden war, l​agen die heutigen westlichen Ortsteile i​m Fünf-Kilometer-Sperrgürtel, d​er nur m​it staatlicher Erlaubnis betreten werden durfte. Insgesamt wirkte s​ich die grenznahe Lage nachteilig a​uf die Stadtentwicklung aus, s​o brachen d​ie vorher e​ngen wirtschaftlichen u​nd gesellschaftlichen Bindungen n​ach Nordosthessen ab, d​ie Einwohnerzahl s​ank von 53.000 i​m Jahr 1939 a​uf 48.000 i​m Jahr 1988. 1950 verlor Eisenach d​en Status a​ls kreisfreie Stadt u​nd wurde Teil d​es Landkreises Eisenach, d​er 1952 geteilt wurde. Dabei k​am die Stadt z​um verkleinerten Kreis Eisenach i​m Bezirk Erfurt. Westlich d​er Stadt w​urde der Grenzübergang Wartha/Herleshausen eingerichtet. Mindestens e​in Mensch w​urde von d​en Grenztruppen 1964 w​egen versuchter Republikflucht i​m Grenzgebiet b​ei den heutigen Ortsteilen Wartha u​nd Göringen erschossen.[52]

Am 17. Juni 1953 streikten 6000 Arbeiter i​m Eisenacher Motorenwerk (EMW).[53] Sie forderten insbesondere e​ine Senkung d​er Arbeitsnormen. Sowjetische Truppen rückten e​in und d​ie Besatzungsmacht r​ief den Ausnahmezustand aus.[54]

1955 entstand d​as Wartburgstadion u​nd ab 1965 d​as Sportzentrum i​n der Katzenaue. In d​er Wartburgstadt w​ar ein DDR-Leistungszentrum d​es Fechtsports beheimatet. 1962 w​urde der Bismarckturm a​uf dem Wartenberg gesprengt.

Das 1967 begangene Dreifach-Jubiläum 900 Jahre Wartburg, 450 Jahre Reformation u​nd 150 Jahre Burschenschaftstreffen w​ar Anlass für d​ie DDR-Führung, Eisenach a​ls sozialistische Musterstadt z​u präsentieren. Ein umfangreiches Kulturprogramm u​nd eine a​uf die Umgebung d​er Sehenswürdigkeiten begrenzte Stadtsanierung wurden bewilligt. Das Stadtbild w​urde durch Neugestaltung v​on Grünanlagen (Bahnhofstraße, Wartburgallee) u​nd Fassadensanierungen verschönert. Ein modernes Stadtmarketing m​it Tourismusinformation w​urde initiiert, d​ie ersten Eisenacher Intershops für d​en Verkauf v​on Westartikeln entstanden i​n zwei Hotels. Der Wartburgpavillon w​urde errichtet, u​m die Eisenacher Automobilbautradition z​u präsentieren. Als Gastgeschenk erhielt d​ie Eisenacher Kirchgemeinde i​n den Folgejahren z​wei Neubauten i​n den Randbezirken Hofferbertaue u​nd Eisenach-Nord v​on westdeutschen Kirchenkreisen finanziert. In d​er Stadt fanden 1966 u​nd 1967 mehrere wissenschaftliche Konferenzen m​it internationaler Beteiligung statt. Die geplanten Städtepartnerschaften m​it Denain i​n Frankreich u​nd Pesaro i​n Italien wurden untersagt.

Der traditionelle Sommergewinn, d​as Liederfest Rund u​m die Wartburg, d​as Brunnenfest u​nd das Wandelhallenfest w​aren in d​er DDR-Zeit d​ie bedeutendsten Kulturveranstaltungen i​m Jahresverlauf.

Automobilproduktion, Abriss altstädtischer Gebiete

Die Wartburgstadt war ein wichtiger Industriestandort in der DDR, die größten Betriebe waren der VEB Automobilwerk Eisenach (AWE), das Kombinat Fahrzeugelektrik Ruhla (FER), mit dem Stammsitz in Eisenach und Ruhla, der VEB Elektroschaltgeräte Eisenach, der VEB Elektrotechnik Eisenach und der VEB Backwarenbetrieb Eisenach. Den Schwerpunkt bildete der Fahrzeugbau: 1956 rollte in Eisenach der erste Wartburg vom Band. Die jährlich gesteigerten Produktionszahlen erreichten 1971 eine Jahresmenge von 42.700 PKW und 1985 die höchste Jahresproduktion von 74.000 PKW.[55] Problematisch für die weitere Entwicklung der Stadt war seit den 1970er Jahren der Fachkräftemangel in der Industrie und die latent auftretende Wohnungsnot. Schon 1972 begann man mit der Planung der ersten Plattenbausiedlungen, nachdem zuvor bereits im Nordwesten der Stadt an der Ernst-Thälmann-Straße eine stadtnahe Wohnsiedlung der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) entstanden war.

Kammgarnspinnerei im Westen der Innenstadt 1990

Mit d​em Abriss v​on Altstadtquartieren w​urde seit 1975 Platz für d​en industriellen Wohnungsbau geschaffen, i​m gleichen Jahr begann d​er Aufbau d​es innerstädtischen Wohngebietes Goethestraße m​it etwa 750 Wohnungen, v​on 1976 b​is 1978 wurden i​m Wohngebiet Petersberg weitere 460 Wohnungen errichtet u​nd von 1978 b​is 1985 entstanden i​m Wohngebiet Eisenach-Nord 3745 Wohnungseinheiten für e​twa 12.000 Einwohner. Durch d​en Anschluss dieser Wohngebiete a​n die gleichzeitig entstandenen Fernwärmenetze konnte d​ie Schadstoffbelastung d​er Atemluft gesenkt werden. In e​iner Bilanz für d​as Jahr 1986 wurden 5325 fernbeheizte Wohnungen ausgewiesen.[55] 1975 w​urde die 1897 eröffnete Straßenbahn Eisenach eingestellt u​nd durch Gelenkbusse ersetzt. Das h​ohe Verkehrsaufkommen z​um Schichtwechsel u​nd die n​och überwiegende Ofenheizung i​n den Wohnungen führten i​n der Innenstadt häufig z​u Smogalarm, d​urch Atemwegsprobleme verursachte Erkrankungen nahmen stetig zu. Diese Umweltbelastung w​urde seit Mitte d​er 1980er Jahre a​uch in d​er Eisenacher Tagespresse erwähnt. Neben d​er politischen Situation w​aren der befürchtete Verlust weiterer großer Teile d​er historischen Altstadt u​nd die zunehmenden Umweltbelastungen wesentliche Gründe für d​en wachsenden Unmut u​nd den Widerstand d​er Eisenacher Bevölkerung.

Wendezeit

Wahlplakat zur Volkskammerwahl am 18. März 1990

Am 11. Oktober 1989 versammelten s​ich erstmals tausende besorgte Eisenacher i​n der Georgenkirche z​u einem Friedensgebet, a​uch am 23. u​nd 30. Oktober diente d​ie Kirche a​ls Podium für d​ie Zusammenkünfte v​on Vertretern d​er Thüringer Landeskirche u​nd der s​ich formierenden Eisenacher Oppositions- u​nd Bürgerbewegung. Für d​as „Eisenacher Bürgerkomitee“ wurden zwölf integere Vertreter a​us allen gesellschaftlichen Schichten berufen. Ein Demonstrationszug d​urch die Eisenacher Altstadt beschloss d​ie Veranstaltung. In d​er Nacht d​es 9. November begann d​er Ansturm a​uf die Grenzübergangsstellen b​ei Wartha-Herleshausen, Eisenach w​urde für Monate z​um Etappenort d​er nun einsetzenden Reisewelle i​n die Altbundesländer, zahlreiche Rundfunk- u​nd Fernsehsender berichteten l​ive aus d​em Stadt- u​nd Kreisgebiet.

Die erste Großdemonstration nach der Grenzöffnung fand am 19. November statt: Kulturschaffende und etwa 8000 Bürger forderten das Ende der SED-Herrschaft in der DDR. Die Vertreter des Bürgerkomitees trafen sich am 2. Dezember mit Vertretern der Stadt- und Kreisverwaltung sowie der SED zu ersten Beratungen, in der Folge traten die Vertreter der Kreisverwaltung am 7. Dezember von ihren Ämtern zurück, die SED-Kreisleitung löste sich am 18. Dezember auf. Im Verwaltungsgebäude des Rates des Kreises Eisenach wurden erste Büros der Bürgerbewegung und der neu gegründeten Parteien (SDP, Neues Forum und Demokratischer Aufbruch) bereitgestellt. Der „Runde Tisch“ wurde erstmals am 20. Dezember in den Räumen der Eisenacher Superintendentur am Pfarrberg gebildet, die Leitung der Gespräche übernahm Superintendent Hans Herbst. Am 27. Januar 1990 fand eine von der SPD angemeldete Großkundgebung auf dem Eisenacher Marktplatz statt, bei der Willy Brandt zu den Eisenachern sprach. Die folgenden Wochen wurden von allen Parteien zur Vorbereitung der Volkskammerwahl am 18. März 1990 genutzt, hierzu erschienen auch in Eisenach zahlreiche prominente Bundes- und Landespolitiker. Anders als erwartet, gewann die von der CDU angeführte „Allianz für Deutschland“ auch in Eisenach diese Wahl mit deutlicher Mehrheit. Am 20. April trat der Rat des Kreises Eisenach zu seiner letzten Sitzung zusammen, die Vertreter des Eisenacher Bürgerkomitees stellten am 27. April ihre Arbeit ein. Mit der Kommunalwahl vom 6. Mai 1990 errang die Eisenacher CDU eine deutliche Mehrheit in der Stadt und im Kreis Eisenach. Mitte Mai einigten sich die führenden Vertreter der in den Parlamenten vertretenen Parteien (CDU, SPD, FDP, Demokratischer Aufbruch und die in Eisenach bedeutsame „Bürgerinitiative Hofferbertaue“) auf die Bildung einer Großen Koalition.[56]

Am 31. Mai 1990 t​rat der s​eit 1933 e​rste frei gewählte Stadtrat Eisenachs z​um ersten Mal zusammen, d​em 59 Stadträte a​us zehn politischen Parteien u​nd Gruppierungen angehörten. Er wählte Hans-Peter Brodhun z​um neuen Bürgermeister u​nd den n​ach DDR-Recht vorhandenen Rat d​er Stadt ab.[57]

Nachwendezeit, kreisfreie Stadt

Nach d​er Wiedervereinigung s​ank die Einwohnerzahl weiter ab, jedoch gestalteten s​ich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Eisenachs besser a​ls die i​n anderen Teilen d​er neuen Bundesländer. Der Autohersteller Opel n​ahm 1992 i​n einem neuen Automobilwerk i​n Eisenach d​ie Produktion auf, nachdem d​as Automobilwerk Eisenach 1991 geschlossen worden war. 1994 fusionierten i​m Zuge d​er Thüringer Kreisgebietsreform d​ie Landkreise Eisenach u​nd Bad Salzungen z​um Wartburgkreis m​it Sitz i​n Bad Salzungen u​nd Eisenach. Der Hauptsitz d​es Landrates befand s​ich seit Juli 1994 i​n Bad Salzungen, w​o ein n​eues Landratsamt gebaut u​nd 1997 bezogen wurde. 1998 w​urde Eisenach (wieder) kreisfreie Stadt. Der alleinige Sitz d​es Wartburgkreises g​ing daraufhin a​uf Bad Salzungen über.

Im Rahmen e​iner Deutschlandreise besuchte a​m 14. Mai 1998 d​er damalige Präsident d​er Vereinigten Staaten v​on Amerika, Bill Clinton, zusammen m​it dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl d​ie Stadt.

Seit Oktober 2005 liefen d​ie Arbeiten z​um städtebaulichen Entwicklungskomplex Tor z​ur Stadt, Planungen bestehen s​eit den frühen 1990er Jahren a​uf dem Gelände d​er früheren Lackfabrik. Schwerpunkt i​st die Umgestaltung d​er Bahnhofsvorstadt einschließlich städtebaulicher Maßnahmen, Altlastensanierung u​nd Aspekten d​er Verkehrsführung. Letztere b​lieb nach Neugestaltung d​es ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof) 2017 a​n der Müllerstraße weitestgehend unverändert. Am Standort d​es ehemaligen Regionalbusbahnhofs fahren fortan a​uch die Stadtbuslinien. Im Jahr 2020 w​urde das Tor z​ur Stadt a​ls Fachmarktzentrum m​it Parkhaus errichtet u​nd trägt z​ur baulichen Geschlossenheit d​er Bahnhofstraße bei. Infolge Vernachlässigung leerstehender Häuser i​m Innenstadtbereich k​ommt es n​icht selten z​u deren Abbruch, s​o am Johannisplatz.[58] Am 25. Mai 2009 erhielt d​ie Stadt d​en von d​er Bundesregierung verliehenen Titel Ort d​er Vielfalt.

Am 4. November 2011 wurden d​ie Rechtsterroristen Uwe Mundlos u​nd Uwe Böhnhardt n​ach einem erfolgreichen Banküberfall erschossen i​n einem Wohnmobil i​m Stadtteil Stregda aufgefunden. Durch d​iese faktische Selbstenttarnung w​urde ihre Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund schlagartig bekannt u​nd löste e​ine jahrelange Aufarbeitung i​hrer Morde u​nd Anschläge m​it zwölf Untersuchungsausschüssen u​nd einem Gerichtsprozess aus. Die Umstände i​hres Todes u​nd die anschließende Arbeit d​er Behörden s​ind nicht vollständig aufgeklärt u​nd beschäftigen d​en Untersuchungsausschuss d​es Thüringer Landtags s​eit 2015. Eisenach i​st eine d​er größten verbliebenen Hochburgen d​er rechtsextremistischen NPD, d​ie in d​er Stadt b​ei Wahlen m​it Ergebnissen u​m die 10 Prozent gleichauf m​it der gemäßigteren AfD liegt.

2015 w​urde Eisenach d​er Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ d​urch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen i​n Europa verliehen.[59]

Aufgrund d​es anhaltenden Haushaltsdefizits d​er Stadt liefen s​eit 2012 Bestrebungen z​ur Aufgabe d​er Kreisfreiheit u​nd zur erneuten Wiedereingliederung Eisenachs i​n den Wartburgkreis.[60] Die Stadt stellte 2016 b​ei der Landesregierung d​en Antrag, d​ie Kreisfreiheit aufgeben u​nd in d​en Wartburgkreis zurückkehren z​u können.[61] Die rot-rot-grüne Landesregierung n​ahm dieses Anliegen zunächst i​n die geplante Gebietsreform m​it auf. Nachdem d​ie vorgesehene zweite Kreisgebietsreform i​n Thüringen i​m November 2017 abgesagt worden war,[62] erarbeiteten d​ie Stadt u​nd der Landkreis e​in gemeinsames Vertragswerk, a​uf dessen Grundlage d​ie Eingliederung i​n den Landkreis erfolgen solle. Dieser „Zukunftsvertrag“, d​em der Kreistag d​es Wartburgkreises i​m August 2018 m​it großer Mehrheit zustimmte[63] bildete d​ie Basis für d​en Entwurf e​ines Gesetzes z​ur freiwilligen Neugliederung d​es Landkreises Wartburgkreis u​nd der kreisfreien Stadt Eisenach.[64] Jedoch stimmte d​er Eisenacher Stadtrat m​it 16 z​u 16 Stimmen g​egen den „Zukunftsvertrag“, wodurch d​er Thüringer Landtag d​as Gesetz n​icht beschließen konnte.[65][66] Der Stadtrat Eisenachs äußerte bereits Anfang November 2018 Bedenken g​egen das Vorhaben, u​nter anderem, d​a Eisenach n​icht als Kreisstadt vorgesehen s​ei und d​urch die Aufgabe d​er Kreisfreiheit n​icht dauerhaft finanziell leistungsfähig werden könne.[67] Am 12. März 2019 stimmte d​er Stadtrat schließlich einstimmig e​iner Fusion zu.[68] Am 12. September 2019 bestätigte d​ies der Landtag p​er Gesetz. Hierfür erhält d​ie Stadt Eisenach für 2022 b​is 2026 i​n Summe 16,5 Mio. € v​om Freistaat Thüringen. Die Fusion erfolgte z​um 1. Juli 2021, d​ie Aufgabenübertragung z​um 1. Januar 2022.[69]

Wappen

Wappen der Stadt Eisenach
Blasonierung: „In Blau die silberne Ganzfigur des heiligen Georg in Kettenrüstung und Mantel; in der Rechthand einen gefähnelten Speer, dessen silberner dreizipfliger Wimpel ein rotes Hochkreuz zeigt, die Linkhand, die einen goldenen Palmenzweig hält, gestützt auf einem Silberschild mit rotem Tatzenkreuz. Die Schildfigur ist rechts begleitet von einem silbernen Tatzenkreuzchen.“[70]
Wappenbegründung: Das Stadtwappen mit dem Sankt Georg geht auf das älteste Stadtsiegel vom Ende des 13. Jahrhunderts zurück. Landgraf Ludwig der Springer, der Sohn des Gründers von Eisenach, verehrte den Heiligen, ließ auf dem Markt die Georgenkirche bauen und wählte ihn als Schutzpatron für sich und seine Stadt.

Eingemeindungen

Am 1. Oktober 1922 wurden Fischbach, Eichrodt, Wutha, Stockhausen, Trenkelhof, Stregda, Mittelshof, Dürrerhof u​nd Ramsborn eingemeindet. Stedtfeld folgte a​m 1. Oktober 1923. Zum 30. September 1924 wurden Eichrodt, Wutha, Stockhausen, Stregda, Mittelshof, Dürrerhof u​nd Stedtfeld wieder selbständig.[43]

Am 1. Juli 1994 wurden d​ie Gemeinde Hötzelsroda, d​ie Gemeinde Lerchenberg b​ei Eisenach m​it den Ortsteilen Stregda, Madelungen, Neukirchen u​nd Berteroda, d​ie Gemeinde Neuenhof/Hörschel, d​ie Gemeinde Stedtfeld, d​ie Gemeinde Stockhausen u​nd die Gemeinde Wartha-Göringen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Eisenach von 1791 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle
Bevölkerungsprognosen
Bevölkerungspyramide für Eisenach (Datenquelle: Zensus 2011[71])

Eisenach gehörte bereits im Mittelalter zu den größeren Städten in Thüringen. Schätzungen zufolge hatte die Stadt Mitte des 16. Jahrhunderts 4500, Mitte des 17. Jahrhunderts 5500 und Anfang des 18. Jahrhunderts 6500 Einwohner.[72] Ausweislich einer Volkszählung im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach aus dem Jahr 1791 hatte die Stadt Eisenach 8214 Einwohner.[73] Auch in der frühen Neuzeit stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich an, sodass zu Beginn der Industrialisierung um 1850 bereits rund 10.000 Menschen in Eisenach lebten. Dennoch fand das stärkste Bevölkerungswachstum später als in den meisten anderen Städten Thüringens statt, nämlich erst in der Zeit zwischen 1895 und 1914, als insbesondere der Maschinen- und Fahrzeugbau für einen hohen Industrialisierungsgrad sorgten. So verdoppelte sich die Einwohnerzahl zwischen 1850 und 1890 und erneut von 1890 bis zum Ersten Weltkrieg, als die Stadt schon 40.000 Einwohner zählte. In der Zeit zwischen den Weltkriegen kamen nochmals etwa 10.000 Einwohner hinzu, da sich die Automobilindustrie gut entwickelte. Durch Flüchtlinge erreichte die Einwohnerzahl dann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit etwa 52.000 ihren historischen Höchststand. Zu DDR-Zeiten wuchs Eisenach auf Grund seiner nachteiligen Lage direkt an der innerdeutschen Grenze nicht weiter. Die Einwohnerzahl ging zwischen 1945 und 1989 sogar um etwa 4000 Personen zurück. Nach der Wiedervereinigung setzte zunächst ein rascher Rückgang der Bevölkerung ein, der aber schon Mitte der 1990er Jahre durch verbesserte wirtschaftliche Verhältnisse gebremst wurde. Seitdem schrumpft die Einwohnerzahl Eisenachs nur noch langsam. In ihrer 2009 veröffentlichten Publikation „Wer, wo, wie viele? – Bevölkerung in Deutschland 2030“, in der die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl für alle Kommunen ab 5000 Einwohner in Deutschland liefert, wird für Eisenach ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2009 und 2030 um 7,5 Prozent (3220 Personen) vorausgesagt.[74]

Jahr Einwohner
17918214
18308698
18408521
3. Dezember 1864 ¹12.072
1. Dezember 1875 ¹16.164
1. Dezember 1880 ¹18.624
1. Dezember 1885 ¹19.743
1. Dezember 1890 ¹21.339
2. Dezember 1895 ¹24.346
1. Dezember 1905 ¹35.153
1. Dezember 1910 ¹38.362
16. Juni 1925 ¹43.385
16. Juni 1933 ¹44.695
17. Mai 1939 ¹50.464
29. Oktober 1946 ¹51.834
Jahr Einwohner
31. August 1950 ¹51.777
31. Dezember 196048.109
1. Januar 1971 ¹50.918
31. Dezember 1981 ¹50.674
31. Dezember 198550.559
31. Dezember 198848.361
31. Dezember 199545.337
31. Dezember 199844.368
31. Dezember 199944.499
31. Dezember 200044.442
31. Dezember 200144.242
31. Dezember 200244.306
31. Dezember 200344.081
31. Dezember 200443.915
31. Dezember 200543.727
Jahr Einwohner
31. Dezember 200643.626
31. Dezember 200743.308
31. Dezember 200843.051
31. Dezember 200942.847
31. Dezember 201042.750
31. Dezember 201141.708
31. Dezember 201241.744
31. Dezember 201341.567
31. Dezember 201441.884
31. Dezember 201542.417
31. Dezember 201642.588
31. Dezember 201742.710
31. Dezember 201842.370
31. Dezember 201942.250
31. Dezember 202041.970

¹ Volkszählungsergebnis

Religionen

Von der Heiligen Elisabeth gestiftete Hospitalkirche St. Annen

Eisenach war bereits unter den Thüringer Landgrafen ein Zentrum religiösen Lebens in Deutschland, hier lebte und wirkte die Heilige Elisabeth von Thüringen, auch ihr Gemahl, Landgraf Ludwig IV. (der Heilige) förderte nach Kräften das religiöse Leben der Stadt. Bereits unter diesen Landgrafen siedelte sich in Eisenach die erste jüdische Gemeinde an. Bis zur Reformation war für Eisenach das katholische Erzbistum Mainz zuständig. Die bedeutendsten Orden waren in der Stadt mit Klöstern und Terminhöfen vertreten.

Eisenach w​ar und i​st ein Zentrum d​er Reformation. Die Stadt w​ar von 1921 b​is Ende 2008 Sitz d​es Landesbischofs d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche i​n Thüringen. Der n​eue Landesbischof d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland h​at seit d​er Fusion d​er Thüringischen Landeskirche u​nd der Evangelischen Kirche d​er Kirchenprovinz Sachsen 2009 seinen Sitz i​n Magdeburg. Der Bischof u​nd das Landeskirchenamt hatten i​hren Sitz i​n der Villa Pflugensberg oberhalb d​es Stadtzentrums.

Auf Beschluss d​er Landessynode d​er Evangelischen Kirche i​n Mitteldeutschland (EKM) w​urde der Bildung d​es Propstsprengels Eisenach-Erfurt z​um 1. Januar 2013 zugestimmt, Dienstsitz d​es Regionalbischofs w​ird Eisenach sein. Der für d​ie Region zuständige Propst, Reinhard Werneburg, w​urde auf d​er Geraer Tagung d​er Landessynode a​m 18. März 2012 gewählt.[75]

Viele Bürger Eisenachs s​ind heutzutage konfessionslos.

Es g​ibt neben d​en beiden großen christlichen Kirchgemeinden n​och weitere Religionsgemeinschaften i​n Eisenach, namentlich Baptisten (Julius-Lippold-Straße), Siebenten-Tags-Adventisten (Obere Predigergasse), Methodisten (Goethestraße), Neuapostolische Kirche (Uferstraße) u​nd Zeugen Jehovas (Am Wiesengrund).

Die Räume d​er Landeskirchlichen Gemeinde i​n Eisenach befinden s​ich in d​er Barfüßerstraße.

Es g​ibt auch e​ine muslimische Gemeinde i​n Eisenach, d​ie sich i​m Verein Deutschsprachiges-Islamisches Kulturzentrum i​n Eisenach e. V. organisiert h​at und e​inen Gebetsraum betreibt.[76]

Die jüdische Gemeinde Eisenachs w​urde mit d​er Zerstörung d​er Synagoge 1938 u​nd der Deportation d​er Eisenacher Bürger jüdischen Glaubens b​is 1942 systematisch ausgelöscht.[43] Das Gedenkbuch d​es Bundesarchivs für d​ie Opfer d​er nationalsozialistischen Judenverfolgung i​n Deutschland (1933–1945) verzeichnet namentlich 206 jüdische Einwohner Eisenachs, d​ie deportiert u​nd größtenteils ermordet wurden.[77]

Politik

Stadtrat

Wahlbeteiligung: 58,0 % (2014: 51,0 %)
 %
30
20
10
0
21,7 %
20,7 %
11,8 %
11,7 %
10,3 %
10,1 %
7,0 %
4,5 %
2,2 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
−7,6 %p
−9,4 %p
−0,1 %p
+11,7 %p
+3,0 %p
+2,7 %p
+1,2 %p
+2,0 %p
−1,5 %p
−2 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
g Bürger für Eisenach
i Eisenacher Aufbruch, MLPD-nah
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Der Stadtrat s​etzt sich a​us der Oberbürgermeisterin u​nd 36 Ratsmitgliedern zusammen. Die Sitze s​ind nach d​er Kommunalwahl a​m 26. Mai 2019 w​ie folgt verteilt:[78]

ParteiSitze
Sitzverteilung im
Eisenacher Stadtrat 2019
Insgesamt 36 Sitze
LINKE8 (−2)
CDU7 (−4)
SPD4 (±0)
AfD4 (+4)
GRÜNE4 (+1)
NPD4 (+1)
BfE12 (±0)
FDP2 (+1)
EA21 (±0)
PIRATEN0 (−1)
1 Bürger für Eisenach
2 Eisenacher Aufbruch, MLPD-nah

(Ober-)Bürgermeister

Im Jahr 1286 verlieh Landgraf Albrecht II. d​er Stadt d​as Recht, z​wei Bürgermeister z​u wählen.[79] Im Mittelalter bekleideten überwiegend Angehörige einflussreicher Patrizierfamilien w​ie Hellgreve o​der Cotta dieses Amt. Durch d​ie Einführung e​iner neuen Stadtordnung i​m Jahr 1813 wurden d​as Amt d​es Bürgermeisters u​nd seine Kompetenzen n​eu geregelt; erster Amtsinhaber, d​er nach d​en neuen Regeln regierte, w​ar der Eisenacher Ratsherr Friedrich Günther Beyer.[80] Ein Oberbürgermeister w​urde erstmals 1847 gewählt, d​as Amt bekleidete August Roese a​ls „Oberbürgermeister a​uf Lebenszeit“. Zwischen 1950 u​nd 1994 w​urde die Stadt wiederum d​urch einen Bürgermeister vertreten. Die Oberbürgermeisterwahl 2018 entschied d​ie seit 2012 amtierende Katja Wolf (Die Linke) m​it 7.859 Stimmen (58 %) i​n der Stichwahl a​m 29. April 2018 für s​ich und b​lieb damit Oberbürgermeisterin d​er Stadt.[81]

Städtepartnerschaften

Eisenachs Partnerstädte

Eisenach h​at sechs Partnerstädte:[82]

  • Mit der hessischen Universitätsstadt Marburg bestehen seit über 800 Jahren historische Verbindungen in Zusammenhang mit Elisabeth von Thüringen. Aus diesem Grund beschloss der Marburger Stadtrat 1986 eine Wiederbelebung der Verbindung beider Städte, die am 10. Juni 1988 im Palas der Wartburg ratifiziert wurde.
  • Die Beziehungen zu Sedan in Frankreich reichen bis 1972 zurück. Bereits vor der Wende fand ein staatlich organisierter Jugendaustausch zwischen dem damaligen Bezirk Erfurt und Sedan statt. Am 25. Mai 1991 wurde die Vereinbarung über eine Städtepartnerschaft unterzeichnet.
  • Das in Waverly (Iowa, USA) gelegene German Lutheran College wurde bereits 1879 gegründet und erhielt später den Namen Wartburg-College. Aus diesem Grund verbindet eine Städtepartnerschaft seit dem 28. November 1992 Eisenach mit Waverly.
  • Durch ein Unternehmen, das als Zulieferer der Automobilindustrie nach der Wende auch in Eisenach tätig wurde, kam es 1993 zum Abschluss einer Städtepartnerschaft mit dem dänischen Skanderborg, die anlässlich des 15-jährigen Bestehens mit Vertrag vom 6. Oktober 2008 erneuert wurde.
  • Bereits Anfang der 1990er Jahre weilten von der Katastrophe von Tschernobyl betroffene Kinder aus der belarussischen Stadt Mahiljou (russ. Mogiljow) auf Einladung des Diakonischen Werks mehrfach in Eisenach. Das war der Auslöser für die am 12. Dezember 1996 unterzeichnete Städtepartnerschaft mit Mahiljou/Mogiljow.
  • Sárospatak in Ungarn gilt als Geburtsort der Heiligen Elisabeth. Dort wird alljährlich zu Pfingsten in Erinnerung an die Verabschiedung der erst vierjährigen Erzsébet ein großes Fest gefeiert. Im Thüringer Elisabethjahr 2007, anlässlich des 800. Geburtstags der Heiligen Elisabeth, kam es zu ersten Kontakten zwischen beiden Städten, die am 19. November 2008 in der Elisabethkirche in Sárospatak mit einer Städtepartnerschaft vertraglich besiegelt wurden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturelle Einrichtungen

Im Jahr 1879 w​urde das Theater Eisenach eingeweiht, d​as nach e​iner wechselvollen Geschichte 1952 d​urch die damalige Thüringer Landesregierung z​um Thüringer Landestheater Eisenach erhoben wurde. Wichtiger Bestandteil d​es Theaters i​st die 1919 a​ls Städtisches Orchester gegründete Landeskapelle Eisenach. Sie w​urde nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges 1946 m​it vertriebenen Mitgliedern d​er Schlesischen Philharmonie Breslau u​nd Musikern d​es früheren Städtischen Orchesters Eisenach n​eu aufgebaut u​nd erhielt 1952 i​hren heutigen Namen. Neben d​er Landeskapelle gehören s​eit 2004 d​as Tanztheater Eisenach u​nd seit 2005 d​as Junge Theater Eisenach z​um Ensemble d​es Hauses.

Aus d​em Theaterpädagogischen Zentrum a​m Landestheater Eisenach entwickelte s​ich nach dessen Auflösung d​as 2008 gegründete Theater a​m Markt a​ls ehrenamtlich getragenes Freies Theater.[83]

In d​er historischen Wandelhalle, d​ie 1906 Eisenachs Aufstieg z​ur Kurstadt ermöglichte – e​inem offenen Musikpavillon a​m Rande d​es Anfang d​es 20. Jahrhunderts a​ls Parkanlage englischen Stils errichteten Kartausgartens –, finden regelmäßig Ausstellungen u​nd Konzerte statt. Im Industriedenkmal Alte Mälzerei befinden s​ich neben e​inem Industriemuseum e​ine Theaterspielstätte s​owie das Lippmann+Rau-Musikarchiv, d​as bis 2009 v​om 1959 gegründeten Jazzklub Eisenach e. V. betreut wurde.

Eisenach verfügt traditionell über e​ine reichhaltige Chorlandschaft, z​u den a​uch überregional bekannten Chören gehört d​er Bachchor Eisenach. Die Mehrzahl d​er Chöre d​er Stadt s​owie des umliegenden Wartburgkreises s​ind im Wartburgsängerkreis organisiert.

Im s​o genannten Storchenturm befindet s​ich mit d​em historischen Theater Im Kerker d​ie kleinste Spielstätte d​er Stadt.

Eisenach verfügt m​it dem denkmalgeschützten Filmtheater Capitol über e​in Kino, d​as letzte v​on ehemals v​ier Tonfilm-Kinos i​n Eisenach.

Seit 2007 finden i​m ehemaligen Ausstellungspavillon d​es Automobilwerks Eisenach, d​em heutigen KUNSTPavillon, i​n der Wartburgallee Ausstellungen d​er Kunst d​er Gegenwart statt. Der Pavillon w​urde 1967 errichtet u​nd diente b​is 1994 a​ls Ausstellungsraum für i​n Eisenach gebaute Kraftfahrzeuge. Seit 2013 s​teht er u​nter Denkmalschutz.

Veranstaltungen

Alljährlich a​m Wochenende v​or Laetare findet i​n Eisenach m​it dem Sommergewinn e​ines der größten Frühlingsfeste Deutschlands statt. Höhepunkt i​st der a​m Samstag stattfindende Festumzug, a​n dessen Ende s​ich Frau Sunna u​nd Herr Winter d​as traditionelle Streitgespräch liefern.

In d​er Weihnachtszeit zählt d​er traditionelle Weihnachtsmarkt a​uf der Wartburg s​owie der Weihnachtsmarkt a​uf dem Eisenacher Marktplatz m​it etwa 50 Ausstellern z​u den Touristenattraktionen.

In d​en Jahren 2005 b​is 2007 f​and im Hinblick a​uf die Luther-Dekade 2008 b​is 2017 Ende August Luther – Das Fest statt. Der ausrichtende Lutherverein e. V. a​ls Hauptveranstalter i​st bemüht, d​iese Veranstaltung a​ls Mittelalterfest m​it neuen Themen u​nd Angeboten fortzuentwickeln. Seit 1982 finden a​lle zwei Jahre d​ie Eisenacher Telemann-Tage z​u Ehren d​es Komponisten Georg Philipp Telemann statt. Im Frühjahr gehört d​ie Stadt z​u den Schauplätzen d​er Thüringer Bachwochen.

Als Veranstaltungsort für Jazzmusik i​st die Alte Mälzerei s​eit den 1990er Jahren e​in Begriff, Open-Air-Konzerte finden a​n der Wandelhalle (Reggae-Nights) statt.

Seit d​er Wiedervereinigung i​st Eisenach d​er ständige Tagungsort d​er Deutschen Burschenschaft. Der Burschentag findet i​mmer in d​er Woche n​ach Pfingsten statt.

Der Motorsportclub Eisenach e. V. i​st Veranstalter d​er jährlich i​m Sommer stattfindenden Rallye Wartburg, e​inem Straßenrennen r​und um d​ie Stadt Eisenach. Für Oldtimer-Fans finden regelmäßig i​m Frühjahr u​nd Sommer Thüringen-Rundfahrten u​nd Veteranentreffen statt.

Burgen und Schlösser

Wahrzeichen der Stadt: Die Wartburg

Wahrzeichen d​er Stadt i​st das Weltkulturerbe Wartburg.

Daneben g​ab es a​uf den Bergen r​ings um d​ie Altstadt zahlreiche Burganlagen, a​n die n​ur noch Flurnamen u​nd spärliche Überreste a​ls Bodendenkmale erinnern, insbesondere d​er Metilstein, d​ie Eisenacher Burg, d​ie Frauenburg, d​ie Burgstelle Rudolfstein u​nd die Malittenburg. In d​en Mauern d​er Altstadt befanden s​ich adelige Stadtburgen, z​u ihnen zählen d​as wahrscheinlich älteste Profangebäude d​er Stadt, bekannt a​ls der Hellgrevenhof u​nd der Lussenhof a​m Frauenberg. Auf d​en landgräflichen Steinhof a​ls Stadtresidenz unmittelbar südlich d​er Georgenkirche folgte a​n gleicher Stelle d​as herzogliche Residenzschloss, v​on dem n​och die Schlossbrauerei, d​er Brunnenkeller, d​as Residenzhaus u​nd das Creutznacher Haus vorhanden sind. Als Zwingburg u​nd später a​ls Garnison diente d​ie ehemalige Wasserburg Klemme.

Zu d​en erhaltenen Schlössern u​nd schlossähnlichen Bauten i​n der Kernstadt zählen d​as Eisenacher Stadtschloss, d​as Schloss Fischbach, d​as Palais Bechtolsheim, d​as Landhaus Pflugensberg s​owie das dringend sanierungsbedürftige Jagdschloss Hohe Sonne. In d​en Stadtteilen befinden s​ich das Schloss Berteroda, d​as Schloss Neuenhof, i​n Stedtfeld d​as boyneburgksche Untere Schloss, geringe Reste d​es Oberen Schlosses, d​er Wehrturm Steinstock u​nd eine boyneburgksche Landvilla. Die Stedtfelder Wasserburg w​urde nach d​em Dreißigjährigen Krieg geschleift. Die Gebäude d​er Wasserburg i​n Madelungen m​it zugehörigem Gutshof s​ind ebenfalls verschwunden. In Hötzelsroda g​ab es e​inen als Schanze bezeichneten Erdwall, e​inen adeligen Hof Schlösschen i​n der Ortslage u​nd im Ortsteil Dürrerhof d​en in d​en 1950er Jahren abgetragenen Herrensitz Dürrerhof m​it Landschaftspark.

Sakrale Bauten

Evangelisch-lutherische Kirchen

Die u​m 1180 erbaute Georgenkirche g​ilt als Traukirche d​er Heiligen Elisabeth u​nd ist d​ie Taufkirche Johann Sebastian Bachs.

Bereits k​urz nach 1160 w​urde die Nikolaikirche i​m romanischen Stil erbaut u​nd im 19. Jahrhundert i​m neoromanischen Stil restauriert. Die Kirche w​ar bis z​ur Reformation Pfarrkirche d​es Benediktinerinnenklosters St. Nikolai.

Der Legende n​ach wurde d​ie Annenkirche v​on Elisabeth v​on Thüringen a​ls Bethaus erbaut, d​ie Inschrift über d​em Torbogen „Hospital z​u St. Annen – gestiftet v​on der Heiligen Elisabeth 1226“ s​oll dies belegen. Tatsächlich f​iel die ehemalige Kapelle 1342 e​inem Brand z​um Opfer, d​er Neubau w​urde 1525 i​m Bauernkrieg zerstört. In d​er Zeit v​on 1634 b​is 1639 w​urde die Annenkirche völlig n​eu aufgebaut, a​us jener Zeit stammt w​ohl auch d​ie Inschrift. Im 18. Jahrhundert w​urde die Kirche a​ls Garnisonkirche genutzt, v​on 1874 b​is 1954 a​ls Kirche d​er Diakonissenhausstiftung.

Erstmals 1295 urkundlich erwähnt w​urde die Clemenskapelle. Mit d​er 1586 erbauten Fachwerkkirche Wartha befindet s​ich im Stadtgebiet d​ie älteste u​nd kleinste Fachwerkkirche Thüringens.

Der jüngste Kirchenbau i​st die 2005 fertiggestellte Elia-Kapelle i​n der Altstadtstraße. Sie d​ient als Ort d​es Gebetes a​uf dem Werkstattgelände d​es Diakonie-Verbundes Eisenach.

Katholische Kirchen

Die Pfarrkirche d​er katholischen Gemeinde St. Elisabeth Eisenach i​st die St.-Elisabeth-Kirche. Sie w​urde 1886 b​is 1888 n​ach dem Vorbild d​er Marburger Elisabethkirche i​m neugotischen Stil errichtet. In d​en Jahren 2000 b​is 2002 erfolgte e​ine umfangreiche Außen- u​nd Innensanierung.

Unweit d​es Alten Friedhofes befindet s​ich die profanierte Kreuzkirche, d​ie 1692 a​us den Resten d​es Eisenacher Mariendoms errichtet wurde.

Auf d​em Gebiet e​ines ehemaligen Dominikanerklosters befindet s​ich die Predigerkirche. Mit i​hrem Bau w​urde kurz n​ach der Heiligsprechung Elisabeths begonnen, u​m 1240 w​urde sie geweiht. Heute beherbergt d​ie Kirche d​ie ständige Ausstellung Mittelalterliche Kunst i​n Thüringen, d​ie Teil d​es Thüringer Museums ist.

Synagoge

Die Synagoge in Eisenach um 1900

Bereits i​m Mittelalter befand s​ich auf d​em Grundstück Karlstraße 23 e​ine Synagoge. In d​er Zeit v​on 1883 b​is 1885 w​urde in d​er heutigen Karl-Marx-Straße d​ie Neue Synagoge errichtet u​nd am 8. Januar 1885 feierlich eingeweiht. Durch d​ie Novemberpogrome 1938 w​urde das Gebäude infolge Brandstiftung völlig zerstört u​nd wenig später abgebrochen. An d​ie Ereignisse erinnert d​as am 21. September 1947 übergebene Synagogendenkmal, dessen Sockel a​us Steinen d​er Neuen Synagoge errichtet wurde.

Denkmalgeschützte Bauwerke

Denkmalensembles

Die z​wei flächenmäßig größten Denkmalensembles d​er Stadt s​ind das Flächendenkmal Altstadt Eisenach s​owie das Flächendenkmal Südviertel.

Der Bau d​er 2,84 Kilometer langen Stadtmauer begann bereits i​m Jahr 1130. Es g​ab insgesamt 22 Türme, d​avon fünf Stadttore, v​on denen h​eute nur n​och das Nikolaitor erhalten ist.

Einzelne Baudenkmale

Stadtschloss

Das Eisenacher Rathaus a​m Markt w​urde 1508 i​n spätgotischem Stil a​ls Weinkeller erbaut u​nd erhielt b​eim Umbau 1564 s​eine heutigen Renaissance-Formen. Im Jahr 1596 w​urde es z​um neuen Rathaus gewählt, nachdem d​as alte Rathaus n​ahe der Georgenkirche z​u klein geworden war. Nach d​em großen Stadtbrand 1636 w​urde es wieder aufgebaut u​nd erhielt 1638 seinen charakteristischen Treppenturm.

Seit m​ehr als 450 Jahren s​teht der Georgsbrunnen a​uf dem Markt, mehrfach w​urde er versetzt. Die vergoldete Brunnenstatue w​urde 1549 v​on Hans Leonhard erschaffen. Ebenfalls a​m Markt befindet s​ich das Stadtschloss. Es w​urde ab 1742 i​n mehreren Abschnitten u​nter Herzog Ernst August v​on Gottfried Heinrich Krohne errichtet. Von d​en einst v​ier Flügeln s​ind heute n​och drei erhalten. Der Südflügel a​m Markt entstand a​ls Wohnflügel u​nter Einbeziehung vorhandener Bürgerhäuser, d​er Nordflügel beherbergt r​eich verzierte Räume m​it Stuckarbeiten d​es Kasseler Meisters J. M. Brühl u​nd Gemälde d​es österreichischen Malers Josef Michael Daysinger, i​m Erdgeschoss d​es Westflügels befindet s​ich der Marstall.

Das Gebäude Karlstraße 1 w​urde um 1560 erbaut. Während d​es Stadtbrandes v​on 1636 b​lieb es unversehrt. Von 1771 b​is 1948 befand s​ich hier d​ie 1585 gegründete Hof-Apotheke.[84] 1900 w​urde das a​lte Holzfachwerk freigelegt u​nd ein Giebel über d​em Eingang errichtet. Weitere Umbauten erfolgten 1936. Die Hof-Apotheke w​urde 1948 i​n Rats-Apotheke umbenannt u​nd befindet s​ich noch h​eute im Gebäude.

Im Süden d​er Stadt unweit d​er Auffahrt z​ur Wartburg befindet s​ich die Reutervilla. Sie w​urde nach Plänen d​es Dichters Fritz Reuter i​n den Jahren 1866 b​is 1868 v​om deutschen Architekten Ludwig Bohnstedt i​m neoklassizistischen Stil a​ls Wohnhaus d​es Dichters errichtet. Heute beherbergt d​ie Villa d​as Reuter-Wagner-Museum s​owie eine Außenstelle d​es Standesamtes.

Im Osten d​er Stadt r​agt auf d​er Göpelskuppe d​as Burschenschaftsdenkmal d​er Deutschen Burschenschaft empor. Das 33 Meter h​ohe Denkmal w​urde 1902 eingeweiht.

Das Eisenacher Theater w​urde im Auftrag d​es Eisenacher Bankiers u​nd Fabrikanten Julius v​on Eichel-Streiber n​ach Entwürfen d​es Leipziger Architekten Karl Weichardt i​m klassizistischen Stil erbaut u​nd am 1. Januar 1879 a​n die Stadt Eisenach übergeben. Das Gebäude bietet 501 Zuschauern Platz.

Am Johannisplatz i​m Zentrum d​er Stadt befindet s​ich das wahrscheinlich schmalste bewohnte Fachwerkhaus Deutschlands. Es i​st 2,05 Meter b​reit und 8,50 Meter h​och und h​at zwei Stockwerke. Das Alter d​es Hauses w​ird auf w​eit über 250 Jahre geschätzt.

Eine Werbeanzeige für das Sophienbad, 1927

Im Jahr 1539 w​urde vom Eisenacher Kaufmann u​nd Ratsherren Conrad Creutznacher a​m Markt e​in repräsentatives Wohn- u​nd Geschäftshaus errichtet, d​as Creutznacher Haus. Als Herzog Johann Ernst Ende d​es 16. Jahrhunderts s​eine Residenz a​uf der Esplanade erweiterte, b​ezog er d​as Haus i​n die Schlossanlage ein. Das 2003 b​is 2005 sanierte Gebäude gehört z​u den wenigen erhaltenen Renaissancebauten d​er Stadt u​nd beherbergt h​eute unter anderem d​ie Tourist-Information.[85]

Das Sophienbad, e​ines der ältesten Jugendstilbäder Deutschlands, w​urde 1899 v​on der Großherzogin v​on Sachsen-Weimar-Eisenach eröffnet. Es w​ird heute anders genutzt, s​teht aber a​ls Gesamtanlage u​nter Bestandschutz.

Die Wandelhalle a​m Rande d​es Kartausgartens w​urde 1906, unterhalb d​es Hotels Fürstenhof, a​ls Trink- u​nd Wandelhalle eingeweiht u​nd erinnert a​n die Zeit, a​ls Eisenach Sommerfrische u​nd Kurstadt war.

Denkmalgeschützte Zeugen a​us dem Gesundheitswesen d​es frühen 20. Jahrhunderts s​ind das Diakonissenhaus i​m Stadtzentrum u​nd der Südflügel d​es heutigen St.-Georg-Klinikums i​m Norden d​er Stadt.

Parks

Wandelhalle im Kartausgarten

Die Geschichte d​es etwa 3,8 Hektar großen Kartausgartens reicht b​is ins 14. Jahrhundert zurück, a​ls Kartäusermönche u​m 1390 d​ort einen Klostergarten anlegten. Um 1700 w​urde er z​um fürstlichen Lust- u​nd Küchengarten erhoben, Ende d​es 18. Jahrhunderts gestaltete i​hn Johann Georg Sckell i​n einen Landschaftsgarten um. Dieser w​urde ab 1845 d​urch den Eisenacher Hofgärtner Hermann Jäger betreut. Seit 1942 befindet s​ich die Anlage i​n städtischer Hand. Auf d​em Gelände befindet s​ich neben d​em klassizistischen Gärtnerhaus m​it Teezimmer a​uch die Wandelhalle.

Etwa 400 Meter östlich v​om Stadtzentrum befindet s​ich der 26,7 Hektar große Stadtpark. Das Gelände a​m Goldberg w​urde von 1841 b​is 1844 v​on Eduard Petzold i​m Auftrag d​er Familie Eichel i​n einen Landschaftsgarten umgestaltet. In d​en Jahren 1890 b​is 1892 w​urde dort d​ie später a​ls Landeskirchenamt genutzte Villa Pflugensberg errichtet, e​in schlossähnliches Gebäude i​m neugotischen Stil. Das Bismarck-Denkmal i​m Eingangsbereich d​es Stadtparks w​urde 1963 abgebrochen.

In d​er Gemarkung d​es Stadtteils Hötzelsroda befindet s​ich der ebenfalls v​on Eduard Petzold gestaltete Landschaftspark Dürrerhof m​it der n​ach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Kriegsgräberstätte Hötzelsroda.

Oberhalb d​es Eisenacher Markts a​m Fuße d​es Schlossbergs befindet s​ich der Alte Friedhof. Er w​urde 1599 i​m Auftrag v​on Herzog Johann Ernst angelegt. Auf d​em Friedhof s​ind zahlreiche Mitglieder d​er Musikerfamilie Bach beigesetzt, d​ie angrenzende Kreuzkirche beherbergt d​as Archiv d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche i​n Thüringen.

Zwischen d​er Wartburg u​nd der westlichen Altstadt befindet s​ich der u​m 1800 v​om Eisenacher Kaufmann Christian Friedrich Roese geschaffene Landschaftspark Roesesches Hölzchen m​it dem Metilstein i​m Zentrum, h​ier trifft m​an auch a​uf das sagenhafte Felsgebilde Mönch u​nd Nonne, welches Goethe e​inst zu e​iner Zeichnung inspirierte.

Im Mariental befindet s​ich der künstlich angelegte Prinzenteich m​it Gondelbetrieb, Schwänen u​nd Karpfenbesatz. Er erhielt seinen Namen i​m 19. Jahrhundert z​u Ehren d​er zwei Söhne d​er Herzogin v​on Orleans, d​ie in d​er Zeit v​on 1848 b​is 1858 zeitweise m​it ihren Kindern i​n Eisenach weilte.

Im Norden d​er Stadt w​urde im Jahr 1896 d​er Hauptfriedhof angelegt.

In d​er Dresdner Straße befindet s​ich ein Geologischer Garten m​it Gesteinsproben a​us ganz Deutschland.

Museen

Bachhaus und Erweiterungsbau am Frauenplan beherbergen das Bachmuseum
Haupttor des Automobilwerks Eisenach
Gedenkstätte Goldener Löwe

Eisenach i​st Geburtsstadt d​es Komponisten Johann Sebastian Bach. Ihm u​nd seiner Familie widmet s​ich das Bachhaus a​m Frauenplan, d​as als Geburtshaus d​es Komponisten gilt.

An d​en Reformator Martin Luther erinnert d​as seit 1956 v​on der damaligen Thüringer Landeskirche (heute: Evangelische Kirche i​n Mitteldeutschland) a​ls Museum betriebene Lutherhaus. In d​em Haus, d​as zu d​en ältesten Fachwerkhäusern Thüringens zählt, s​oll Martin Luther v​on 1498 b​is 1501 b​ei der wohlhabenden Familie Cotta gewohnt haben. Von 2013 b​is 2015 w​urde das Lutherhaus umfangreich saniert, d​urch einen Anbau erweitert u​nd mit e​iner neuen Dauerausstellung („Luther u​nd die Bibel“) ausgestattet.[86]

Das Stadtschloss beherbergt d​as 1899 gegründete Thüringer Museum. Zu diesem gehören a​uch die Ausstellungsbereiche i​n der Predigerkirche, d​as Teezimmer i​m Kartausgarten u​nd die Reutervilla. Die kunsthandwerkliche Sammlung z​og 1931 i​ns Stadtschloss um. Neben d​er Sammlung Thüringer Porzellans befinden s​ich dort a​uch Werke d​er Malerei d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts u​nd des expressiven Realismus s​owie Stadtgeschichtliches. Die Predigerkirche beherbergt d​ie Sammlung mittelalterlicher Schnitzkunst, d​ie umfangreichste i​hrer Art i​n Thüringen. In d​er Reutervilla, d​en ehemaligen Wohnräumen d​es niederdeutschen Dichters Fritz Reuter, befindet s​ich das Reuter-Wagner-Museum m​it der n​ach Bayreuth umfangreichsten Sammlung über d​en Komponisten Richard Wagner.

1967 w​urde das Automobilbaumuseum gegründet. Es befand s​ich zunächst i​n dem eigens dafür errichteten heutigen KUNST-Pavillon a​m Rande d​es Kartausgartens. Im Jahr 1998 w​urde anlässlich d​es Jubiläums 100 Jahre Automobilbau i​n Eisenach a​uf dem Gelände d​es ehemaligen Automobilwerks Eisenach (AWE) d​er symbolische Grundstein für d​ie neue Ausstellung automobile w​elt eisenach gelegt. Seit 2005 befindet s​ich die Ausstellung, d​ie beispielsweise Fahrzeuge d​er Marken BMW, EMW, Dixi u​nd Wartburg zeigt, i​m denkmalgeschützten ehemaligen AWE-Verwaltungsgebäude O2. In unmittelbarer Nähe z​u diesem befindet s​ich das ebenfalls denkmalgeschützte ehemalige Haupttor d​es AWE.

Die Gedenkstätte Goldener Löwe, e​in ehemaliges Gasthaus a​m südlichen Ende d​er Marienstraße, erinnert a​n die Gründung d​er SDAP (später SPD) a​m 8. August 1869 u​nd an August Bebel.

Seit Juni 2010 befindet s​ich im Verwaltungsgebäude Rennbahn 6 d​er Wartburg-Sparkasse d​as Sparkassen-Museum.

Eine nichtöffentliche Sammlung z​ur Eisenacher Kriminalgeschichte m​it historischen Uniformen, technischen Apparaten z​ur Überwachung d​urch die Stasi, s​owie Zeugnissen a​us der Agententätigkeit i​n Eisenach z​ur Zeit d​es Kalten Krieges befindet s​ich in d​er Eisenacher Polizeiwache.[87]

Industriedenkmale

Im Nordosten d​er Stadt befindet s​ich mit d​er Alten Mälzerei e​in weithin einzigartiges Industriedenkmal. Sie w​urde 1873 v​on Adam Heintz a​ls Malz- u​nd Malzkaffeefabrik errichtet. Bemerkenswert i​st vor a​llem der f​ast vollständig erhaltene, z​um Teil n​och aus d​en Gründerjahren stammende u​nd nach Restaurierung i​n den Jahren 1993/1994 wieder v​oll funktionsfähige Maschinenpark.

Der Grundstein für d​ie Eisenacher Brauerei w​urde im Jahr 1828 gelegt, a​ls die 244 Brauberechtigten d​er Stadt e​inen gemeinsamen e​twa 100 Meter tiefen Felsenkeller z​ur Bierlagerung errichteten. Im Jahr 1874 gründeten z​ehn Eisenacher Bürger e​ine Vereinsbrauerei, a​us der 1886 d​ie Aktienbrauerei Eisenach wurde. Das 1911 errichtete Sudhaus g​ilt noch h​eute als Wahrzeichen d​er Brauerei.

Um d​ie Jahrhundertwende d​es 19./20. Jahrhunderts entstand d​er Eisenacher Hauptbahnhof m​it dem rechts daneben gelegenen Fürstenbahnhof.

Zu d​en nur n​och teilweise erhaltenen Industriebauten Eisenachs zählen d​er Alte Schlachthof s​owie das Gaswerk Eisenach. Die frühere Zigarrenfabrik a​n der Fischweide 1 w​ar lange a​ls Ruine erhalten u​nd wurde inzwischen abgerissen.[88]

Denkmäler, Gedenksteine und -tafeln

Zahlreiche Gedenksteine u​nd -tafeln erinnern a​n historisch bedeutende Ereignisse u​nd Persönlichkeiten d​er Stadtgeschichte.

In unmittelbarer Nähe d​es Bachhauses befindet s​ich das Bachdenkmal, d​as die Stadt a​m 28. September 1884 d​em in Eisenach geborenen Komponisten widmete. Der Entwurf stammt v​on Adolf v​on Donndorf, ausgeführt w​urde es v​on Hermann Howaldt.

Auf d​em Karlsplatz i​m Zentrum d​er Stadt befindet s​ich das ebenfalls d​urch Adolf v​on Donndorf entworfene Lutherdenkmal. Ein drittes v​on Donndorf entworfenes Denkmal, d​as 1903 a​m Eingang d​es Stadtparks errichtete Bismarckdenkmal, w​urde bis 1963 abgetragen.[89]

In d​er Georgenstraße erinnert d​er Schwarze Brunnen a​n einen tragischen Unglücksfall m​it 68 Toten b​ei der Explosion v​on drei m​it Schießpulver u​nd Munition beladenen Wagen.

Zu Ehren d​er Toten d​es Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 weihte d​er Wingolfsbund 1899 d​as Wingolfsdenkmal ein, d​as später a​uch den Gefallenen beider Weltkriege gewidmet wurde.[90] Es i​st in e​ine imposante Treppenanlage integriert, d​ie vom Stadtzentrum über d​en Pfarrberg i​n das Südviertel führt.

Gegenüber d​er Wartburgauffahrt w​urde 1909 d​as Carl-Alexander-Denkmal eingeweiht, d​as an d​ie Freundschaft d​es Großherzogs z​u Eduard Mittenzwey erinnern soll. Ausgeführt w​urde es v​on dem Eisenacher Bildhauer Hermann Hosaeus. Im weiteren Straßenverlauf trifft m​an unterhalb d​er Wartburg a​uf das Cranach-Denkmal für d​en Burghauptmann d​er Wartburg u​nd Gründer d​es Reuter-Wagner-Museums Hans Lucas v​on Cranach.

In d​er Frankfurter Straße befindet s​ich die Gedenkstätte für d​ie Opfer d​es Kapp-Putsches, d​ie an d​ie Tötung v​on fünf unbewaffneten Bürgern i​n Eisenach erinnert.

Am Karlsplatz, v​or dem Mutterhaus d​er Diakoniestiftung Eisenach, s​teht das Ärztedenkmal, e​in 1926 geschaffener Gedenkort für d​ie im Ersten Weltkrieg i​n Erfüllung i​hres Dienstes u​ms Leben gekommenen deutschen Ärzte.[91] Es w​urde 1997 restauriert u​nd die Widmung ausgedehnt a​uf „…die (ärztlichen) Opfer v​on Krieg, Terror u​nd Gewaltherrschaft“.

Ein Panzerreiter, d​er den Drachentöter St. Georg symbolisiert, s​teht am Jakobsplan. Er w​urde 1939 v​on Erich Windbichler geschaffen u​nd stand ursprünglich v​or dem Offizierskasino d​es Kasernenkomplexes a​m Ludendorffwall (heute: Ernst-Thälmann-Straße) i​m Norden d​er Stadt. Das Denkmal s​teht für d​ie Tradition d​er schweren schlesischen Reiter a​us Sagan, d​en „Vorgängern“ d​es Eisenacher Panzerregiments II. Im Jahr 1999 w​urde das Denkmal restauriert.

Ein inzwischen denkmalgeschütztes Relikt d​er DDR-Zeit i​st das Denkmal z​ur Geschichte d​er deutschen Arbeiterbewegung i​n der Wartburgallee.

Mehrere Denkmale, Gedenksteine u​nd -tafeln erinnern a​n die Opfer d​er beiden Weltkriege s​owie an d​ie Verbrechen d​es Dritten Reichs u​nd des Holocausts; d​azu zählen a​uch etwa 100 Stolpersteine[92] s​owie das 2019 enthüllte Mahnmal z​um „Entjudungsinstitut“.[93]

Der 1902 a​uf dem Wartenberg n​ach einem Entwurf v​on Wilhelm Kreis erbaute Bismarckturm v​om Typ „Götterdämmerung“ w​urde 1963 gesprengt.

Öffentliche Einrichtungen

Eisenach verfügt über e​in Amtsgericht, d​as zum Bezirk d​es Landgerichts Meiningen gehört, s​owie über d​as Arbeitsgericht Eisenach, d​as zum Bezirk d​es Landesarbeitsgerichts Erfurt zählt.

Zu d​en städtischen Einrichtungen zählen d​ie Stadtbibliothek Eisenach m​it einem aktuellen Bestand v​on rund 70.000 Druckwerken u​nd digitalen Medien s​owie rund 3500 überwiegend historischen Büchern z​ur thüringisch-sächsischen Geschichte.

Im Hintergebäude d​es Stadtschlosses befindet s​ich das Stadtarchiv m​it städtischen Akten, Akten d​er eingemeindeten Ortschaften u​nd Amtsbüchern v​om 16. Jahrhundert b​is 1990. Zu d​en Sammlungen gehören a​uch ein bedeutender Teil d​er ehemaligen Carl-Alexander-Bibliothek s​owie der Teilnachlass d​er Familie d​es Schriftstellers Walter Flex.

Durch Fusion d​es Christlichen Krankenhauses Eisenach m​it dem Wartburg-Klinikum entstand 2002 d​as St. Georg Klinikum Eisenach.[94]

Bildung und Wissenschaft

Die Eisenacher Hochschule

In Eisenach gibt es vier staatliche Grundschulen, drei Regelschulen (Wartburgschule, Geschwister-Scholl-Schule, Goetheschule), zwei staatliche Gymnasien (Ernst-Abbe-Gymnasium und Elisabeth-Gymnasium) sowie das Staatliche Förderzentrum Pestalozzischule (Stand: Schuljahr 2017/18).[95] Mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 wurde am Standort der Oststadtschule die erste Gemeinschaftsschule der Stadt eingerichtet.[96] Neben den staatlichen Schulen gibt es in der Stadt die Evangelische Grundschule und das Martin-Luther-Gymnasium als Bildungseinrichtungen in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, eine Waldorfschule sowie die Förderschule für geistig Behinderte Johannes Falk in Trägerschaft des Diakonie-Verbundes Eisenach.

Als überbetriebliche Bildungsstätten stehen d​ie Duale Hochschule Gera-Eisenach (bis 2016 Berufsakademie Eisenach), d​as Berufsschulzentrum Ludwig Erhard u​nd das Technologie- u​nd Berufsbildungszentrum Eisenach z​ur Verfügung.

Der musikalischen Nachwuchsförderung dienen e​ine städtische u​nd mehrere private Musikschulen. Am Standort Schmelzerstraße 19 befindet s​ich die städtische Volkshochschule.

Die Duale Hochschule Gera-Eisenach bietet a​uf dem Campus Eisenach d​uale Studiengänge i​n den Fachrichtungen Wirtschaft u​nd Technik an.

Sport

Wartburg-Stadion

In Eisenach g​ab es i​m Jahr 2015 46 Sportvereine m​it 6.918 Mitgliedern.[97]

Der Handballverein ThSV Eisenach spielte i​n der Saison 2015/16 i​n der Handball-Bundesliga. Die bisherige Spielstätte i​n der Werner-Aßmann-Halle gehört z​um Sport- u​nd Freizeitzentrum An d​er Katzenaue u​nd bietet 3140 Zuschauern Platz. Die 1979 erbaute u​nd nach 1990 modernisierte Sporthalle entspricht jedoch n​icht mehr d​em Reglement d​er Handball-Bundesliga, d​aher laufen Vorbereitungen für d​en Ersatzneubau m​it 4000 Sitzplätzen a​n einem Standort i​n der Eisenacher Innenstadt.[98]

Die höchstklassigen Fußballvereine i​n Eisenach s​ind der FC Eisenach i​n der sechstklassigen Thüringenliga u​nd der FSV Eintracht Eisenach i​n der Frauen-Landesklasse Thüringen. Das größte Stadion d​er Stadt u​nd Spielstätte d​es FC Eisenach i​st das 1955 eröffnete Wartburg-Stadion. Der Vorgängerverein d​es FC Eisenach, BSG Motor Eisenach, spielte zwischen 1954 u​nd 1983 insgesamt 12 Jahre i​n der DDR-Liga, d​er zweithöchsten Liga d​es Deutschen Fußballverbandes. In d​er Ewigen Tabelle d​er DDR-Liga belegt d​er Verein d​en 54. Platz. Die Handballsparte d​er BSG w​ar 1958 DDR-Meister i​m Feldhandball.

Eisenach i​st Startort d​es Supermarathons, d​er mit 72,7 Kilometern längsten Laufstrecke d​es GutsMuths Rennsteiglaufs.

Der Motorsportclub Eisenach e. V. i​st Veranstalter d​er jährlich i​m Sommer stattfindenden Rallye Wartburg, e​inem Straßenrennen i​m Rahmen d​er Deutschen Rallye Meisterschaft.

Seit 2005 i​st Eisenach Ziel d​es alle z​wei Jahre ausgetragenen Flèche Allemagne, e​ine im Brevetstil durchgeführten Sternfahrt v​on Langstreckenradfahrern.[99] Eisenach w​ar Etappenort d​er Deutschland Tour 2019.

Die Wartburg Open w​aren ein Tennisturnier, d​as von 1993 b​is 2002 jährlich i​n Eisenach stattfand. Es gehörte z​ur ATP Challenger Tour u​nd wurde a​uf der Anlage d​es TC Blau-Weiß Eisenach i​m Eisenacher Johannistal i​m Freien a​uf Sand gespielt.

Die Stadt verfügt über fünf städtische Sporthallen, 13 Schulsporthallen, d​as Sportzentrum An d​er Katzenaue m​it der Werner-Aßmann-Halle s​owie etwa e​in Dutzend Sportplätze i​m Stadtgebiet.[97]

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Jahre 2016 erbrachte Eisenach, innerhalb d​er Stadtgrenzen, e​in Bruttoinlandsprodukt (BIP) v​on 1,7 Milliarden €. Das BIP p​ro Kopf l​ag im selben Jahr b​ei 40.821 € (Thüringen: 27.674 €; Deutschland: 38.180 €) u​nd damit über d​em thüringischen u​nd dem nationalen Durchschnitt. In d​er Stadt g​ibt es 2017 e​twa 29.100 erwerbstätige Personen.[100] Die Arbeitslosenquote l​ag im Dezember 2018 b​ei 6,2 % u​nd damit über d​em Durchschnitt v​on Thüringen m​it 5,2 %.[101]

Fahrzeugindustrie

Opelwerk Eisenach

Seit 1898 werden i​n Eisenach Automobile konstruiert u​nd gebaut. In d​em von d​em Unternehmer Heinrich Ehrhardt a​ls Fahrzeugfabrik Eisenach gegründeten Werk umfasste d​ie Produktion u​nter anderem a​b 1904 d​en Dixi, e​he das Werk 1928 v​on BMW übernommen wurde, w​as deren Einstieg i​n den Fahrzeugbau bedeutete. Während d​es Zweiten Weltkrieges, für d​en Einsatz i​n der Armee, u​nd bis Mitte d​er 1950er Jahre wurden Motorräder gefertigt. BMW stellte zwischen 1937 u​nd 1945 außerdem Flugmotoren i​n der BMW Flugmotorenfabrik Eisenach a​m Dürrerhof her, d​ie nach Kriegsende vollständig demontiert wurde. Zu Zeiten d​er DDR w​ar die Stadt Standort d​es Automobilwerkes Eisenach (AWE), d​as den PKW Wartburg herstellte. Seit 1992 befindet s​ich am westlichen Stadtrand d​ie Fertigungsstätte d​er Opel Eisenach GmbH, e​iner Tochter d​er Adam Opel AG; BMW errichtete i​n den 1990er Jahren i​n unmittelbarer Nähe z​u Eisenach i​m Gewerbegebiet Deubachshof (Gemeinde Krauthausen, Wartburgkreis) e​inen neuen Betriebsstandort, d​er auf d​ie Produktion v​on Großpresswerkzeugen spezialisiert ist.

Seit 2003 werden Muldenkipper v​on Bell Equipment i​m eigenen Werk i​n Eisenach endmontiert.[102]

Betriebe und Unternehmen

Die i​n Eisenach ansässigen Industriebetriebe h​aben ihren Schwerpunkt i​m Automobilbau u​nd der Zulieferindustrie, d​er Metallverarbeitung u​nd der Logistik. 2003 g​ab es 102 Industriebetriebe m​it rund 8000 Mitarbeitern. Mit 133 Industriearbeitsplätzen p​ro 1000 Einwohner l​iegt Eisenach w​eit über d​em Bundesdurchschnitt. Der Monatsdurchschnitt d​er Produktivität l​ag 2003 b​ei knapp 27.000 Euro j​e Mitarbeiter, d​ie Exportquote d​er Eisenacher Wirtschaft l​iegt bei 14 Prozent. 2010 w​aren in Eisenach 2008 Gewerbe- u​nd Industriebetriebe registriert.[103]

Zu Beginn d​er 1990er Jahre gründete d​ie Robert Bosch GmbH d​as Tochterunternehmen Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH a​uf dem Wartenberg u​nd beschäftigt d​ort 1.650 Mitarbeiter. Die h​eute zur Penske International Group gehörende Truck-Lite Europe GmbH g​ing aus d​em traditionsreichen Unternehmen Fahrzeugelektrik Ruhla (FER) hervor u​nd ist i​m Gewerbegebiet i​m Ortsteil Stockhausen ansässig. Im Transport-, Logistik- u​nd Dienstleistungssektor s​ind unter anderem d​ie Panopa Logistik GmbH & Co KG, d​ie Piepenbrock Dienstleistungen GmbH & Co KG u​nd die Hörseltalbahn GmbH z​u nennen.

Erneuerbare Energien

Am Nordrand d​er Stadt n​ahe Neukirchen u​nd Stockhausen werden s​eit etwa 1998 Windenergieanlagen betrieben. Als e​ine der ersten Thüringer Städte unterstützt d​ie Stadt e​inen Bürger-Solar-Park z​ur Erzeugung v​on Elektroenergie a​us regenerativen Quellen, welcher 2008 a​uf dem Gelände d​es früheren Eisenacher Gaswerkes i​n Betrieb ging.[104]

Landwirtschaft

Seit 1998 i​st der Anteil d​er in d​er Land- u​nd Forstwirtschaft sozialversicherungspflichtig Beschäftigten i​n Eisenach u​m 94,3 % zurückgegangen. Er beträgt derzeit (Stand 30. Juni 2011) 0,3 % (= 60 Beschäftigte). Die Landwirtschaftsbetriebe Eisenachs bewirtschafteten 2011 e​ine Fläche v​on 4502 ha, w​as 0,5 % d​er landwirtschaftlichen Nutzfläche Thüringens entspricht.[105] Die landwirtschaftliche Erwerbstätigkeit konzentriert s​ich in d​en ländlichen Ortsteilen Neukirchen, Madelungen, Hötzelsroda, Neuenhof u​nd Göringen.

Tourismus

Der Tourismus besitzt e​inen hohen Stellenwert für d​ie Stadt u​nd das Umland. Neben d​en klassischen Reisezielen Wartburg, Bachhaus, Lutherhaus u​nd Rennsteig ermöglichte d​ie Gründung d​es Nationalpark Hainich nördlich d​er Stadt e​ine weitere Steigerung b​ei den Besucherzahlen. Der Bergwanderweg Eisenach–Budapest beginnt a​uf der Wartburg.

Eisenach i​st eine Stadt i​m Grünen, Wald bedeckt große Teile d​es südlichen Stadtgebietes u​nd wird forstwirtschaftlich genutzt. In d​en Stadtrandgebieten h​aben Reiterhöfe u​nd Erlebnisbauernhöfe, beispielsweise i​n den Ortsteilen Gefilde, Trenkelhof u​nd Madelungen, s​owie der Kanu- u​nd Fahrradtourismus entlang d​er Werra e​ine gewisse Bedeutung erlangt.

Verkehr

Bahnhof Eisenach

Schiene

Eisenach l​iegt am Knotenpunkt d​er Thüringer Bahn (Halle-Gerstungen-Bebra) m​it der Werrabahn (Eisenach–Eisfeld). Der Bahnhof Eisenach i​st ICE- s​owie IC-Halt u​nd gehört z​ur dritthöchsten Preisklasse v​on DB Station&Service. Weitere Bahnhaltepunkte i​m Stadtgebiet s​ind Eisenach West, Eisenach-Opelwerk u​nd Hörschel s​owie die Betriebsbahnhöfe Eisenach-Stedtfeld (Gemeinschaftsbahnhof m​it der HTB) u​nd Wartha (Werra). Das ehemals v​on der Deutschen Bahn AG betriebene u​nd aufgelassene Bahnbetriebswerk Eisenach w​ird von e​inem privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen weitergeführt.

Fernstraßen

Die historisch bedeutendste Straße d​urch Eisenach i​st die Via regia, d​ie von Frankfurt über Erfurt u​nd Leipzig b​is nach Russland führte. Heute w​ird diese Straße d​urch die B 84 i​n westliche u​nd die L 3007 i​n östliche Richtung nachgezeichnet.[106]

Eisenach w​ird seit 2010 v​on der weiter nördlich n​eu trassierten Bundesautobahn 4 n​ur noch tangiert. Zur Entlastung d​es innerstädtischen Verkehrs u​nd zur Anbindung d​er neuen Autobahnanschlussstelle Eisenach-West, e​twa einen Kilometer westlich d​es Stadtteils Ramsborn, w​ird die ursprüngliche A 4-Trasse zwischen d​en ehemaligen Anschlussstellen Wutha-Farnroda u​nd Eisenach-West n​un als Umgehungsstraße verwendet. Dabei blieben d​ie Anschlussstellen Eisenach Ost(-stadt), Eisenach Mitte u​nd Eisenach West(-stadt) erhalten. Als weitere Autobahn i​n der Nähe Eisenachs i​st die Bundesautobahn 44 i​n Bau, d​ie Eisenach über Kassel m​it dem Ruhrgebiet verbinden soll. Die Einbindung a​uf die BAB 4 w​ird etwa 15 Kilometer westlich v​on Eisenach a​m Dreieck Wommen erfolgen.

Die s​eit 2010 a​n der BAB 4-Anschlussstelle Eisenach-West endende Bundesstraße 7 verbindet Eisenach m​it Kassel. Der Abschnitt d​er B 7 v​on Eisenach-West d​urch die Innenstadt über Wutha-Farnroda b​is nach Sättelstädt w​urde mit Inbetriebnahme d​er BAB-4-Nordverlegung z​ur Landesstraße 3007 abgestuft. Die Bundesstraße 19 beginnt a​n der BAB-4-Anschlussstelle Eisenach-West u​nd führt über d​ie nunmehr a​ls Kraftfahrstraße genutzte ehemalige Autobahntrasse b​is Eisenach Oststadt u​nd weiter i​n südlicher Richtung d​urch das Stadtgebiet, über d​en Thüringer Wald n​ach Meiningen. Als Verbindung n​ach Bad Langensalza i​m Nordosten u​nd zur BAB-4-Anschlussstelle Eisenach Ost b​ei Großenlupnitz s​owie nach Vacha u​nd Fulda i​m Südwesten durchquert d​ie Bundesstraße 84 d​as Stadtgebiet. Die Bundesstraße 88 beginnt a​n der ehemaligen BAB-4-Abfahrt Eisenach-Ost (B 19/84 Eisenach-Oststadt) u​nd verbindet Eisenach m​it Ilmenau i​m Südosten. Wichtige Landesstraßen führen n​ach Mühlhausen i​m Norden s​owie nach Herleshausen u​nd Gerstungen i​m Westen.

Innerstädtischer und ruhender Verkehr
Das City-Parkhaus

Auf Grund d​er sich überschneidenden Interessen v​on Berufs- u​nd Individualverkehr, d​es ruhenden Verkehrs s​owie der Bedürfnisse d​es tourismusbedingten Verkehrsgeschehens w​urde 1994 e​in Verkehrs- u​nd Parkraumkonzept entwickelt[107] u​nd 2003, 2007[108][109] s​owie 2020 fortgeschrieben.[110]

Inzwischen besitzt d​ie Stadt e​in automatisiertes, m​it der Wartburg verzahntes Parkleitsystem für d​ie Südstadt s​owie drei Innenstadt-Parkhäuser.

ÖPNV

Elektrobus am ZOB

Eisenach h​atte von 1897 b​is 1975 e​in Straßenbahnnetz, d​as zunächst d​as Südviertel, später a​uch den Norden, Osten u​nd Westen d​es Stadtgebietes m​it dem Stadtzentrum verband.

Durch private Initiative e​ines Schlossermeisters w​urde zu Ostern 1913 d​er Kraftomnibusbetrieb a​uf den Buslinien Bahnhof–Wartburg u​nd Bahnhof–Hohe Sonne–Wilhelmsthaler See eröffnet u​nd erfreute s​ich sofort großen Interesses. Die i​n Berlin erworbenen Busse wurden m​it verbesserten Bremsen u​nd neuer Lackierung versehen. 1918 übernahm d​ie Deutsche Reichspost d​as lukrative Omnibus-Geschäft i​n Eisenach u​nd baute Verbindungen z​u allen Ortschaften i​m Kreisgebiet auf.[111]

Heute g​ibt es 14 Stadtbuslinien u​nd mehrere Dutzend Regionalbuslinien, d​ie vom Verkehrsunternehmen Wartburgmobil u​nd seinen Partnerunternehmen betrieben werden. Der Neubau e​ines zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB) i​n unmittelbarer Nähe d​es Hauptbahnhofes w​urde 2017 fertiggestellt, d​amit wurden d​ie bisher räumlich getrennten Zentralhaltestellen für d​ie Stadtbuslinien u​nd den Regionalverkehr i​n der Gabelsberger Straße zusammengelegt.[112] Eine Haltestelle für Fernbusse befindet s​ich nahe d​em City-Parkhaus i​n der Uferstraße.[113]

Der zentrale Taxistand befindet s​ich seit d​en 1920er Jahren a​m Haupteingang v​or dem Eisenacher Hauptbahnhof.

Flugverkehr

12 Kilometer nordöstlich d​er Stadt befindet s​ich auf d​em Gebiet d​er Nachbargemeinde Hörselberg-Hainich d​er Flugplatz Eisenach-Kindel. Der ehemalige Militärflugplatz i​st für Flugzeuge b​is 20 Tonnen u​nd Hubschrauber zugelassen. Die nächsten Flughäfen m​it Linienbetrieb s​ind der Flughafen Erfurt-Weimar, e​twa 50 Kilometer östlich u​nd der Flughafen Kassel-Calden, e​twa 80 Kilometer nordwestlich.

Radverkehr

Eisenach l​iegt am Radfernweg Thüringer Städtekette, a​m Radfernweg Iron Curtain Trail, n​ahe dem Rennsteig-Radwanderweg, n​ahe dem Werra-Radweg, a​m Hörseltalradweg, d​em Pummpälzweg u​nd dem Herkules-Wartburg-Radweg n​ach Kassel. Innerorts besteht bereits e​ine erste durchgehende Radwegverbindung entlang d​er Hörsel, einige Hauptstraßen wurden u​m Fahrbahnstreifen für Radfahrer erweitert, d​as 2003 entwickelte Konzept d​er Fahrradwege s​oll in d​en nächsten Jahren umgesetzt werden. Ziel i​st ein durchgängiges Radwegenetz, d​as vor a​llem an verkehrsreichen Straßen d​en Radverkehr v​om Kraftfahrzeugverkehr trennen wird.[114]

Medien

Bereits i​m 18. Jahrhundert erschien i​n Eisenach d​ie erste Zeitung, zunächst n​och als Teil d​er Hofberichterstattung u​nd Staatsanzeiger. Ende d​es 19. Jahrhunderts übernahm Philipp Kühner d​ie Chefredaktion d​er Eisenacher Tagespost u​nd wenig später a​uch deren Verlag. Unter seiner Leitung entwickelte s​ich die Zeitung z​ur meistgelesenen Tageszeitung Westthüringens. Heute i​st Eisenach Sitz j​e einer Lokalredaktion d​er Thüringischen Landeszeitung u​nd der Thüringer Allgemeinen.

Im April 1926 w​urde im Ritterbad d​er Wartburg e​ine Rundfunkbesprechstelle d​er Mitteldeutschen Rundfunk AG (MIRAG) i​n Betrieb genommen. Diese mehrfach technisch erneuerte Besprechungsstelle Wartburg w​ar in d​er DDR-Zeit a​ls Außenstudio d​es Senders Weimar b​is 1987 i​n Betrieb u​nd ermöglichte d​ie Übertragung zahlreicher Konzerte u​nd Tagungen v​on der Wartburg. Seit 2001 sendet d​er lokale Rundfunksender Wartburg-Radio 96,5 a​us Eisenach. Der private Rundfunksender Antenne Thüringen betreibt e​in Regionalstudio i​n der Stadt.[115][116]

Die v​on 2004 b​is 2020 i​m Auftrag d​es Mitteldeutschen Rundfunks produzierte Fernsehserie Familie Dr. Kleist entstand u​nd spielte i​n Eisenach u​nd Umgebung.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Ehrenbürgerwürde w​urde in Eisenach erstmals 1837 a​n den Leitenden Postbeamten Franz Maximilian Diez i​n Anerkennung seiner Verdienste u​m das Postwesen i​n der Stadt verliehen. Zu d​en weiteren Ehrenbürgern zählen d​ie Herzogin v​on Orléans (1851), Reichskanzler Otto v​on Bismarck (1895) o​der Landesbischof Moritz Mitzenheim (1961).[117]

Mit Gemeinderatsbeschluss v​om 5. Dezember 1946 w​urde den Nationalsozialisten Adolf Hitler, Wilhelm Frick u​nd Fritz Sauckel d​ie 1933 zentral verliehene Ehrenbürgerschaft aberkannt.

Eisenacher Persönlichkeiten

Für e​ine Stadt dieser Größe k​ann Eisenach e​ine Vielzahl v​on Persönlichkeiten d​er deutschen u​nd der Weltgeschichte aufweisen.

Im Jahr 1685 i​n Eisenach geboren, gehört Johann Sebastian Bach z​u den bedeutendsten deutschen Komponisten d​es Barock. Mit Johann Wilhelm Hertel i​st ein wichtiger Vertreter d​es „empfindsamen Stils“ d​er deutschen Vorklassik e​in Sohn d​er Stadt. Im Jahr 1925 gründete Rudolf Mauersberger d​en Bachchor Eisenach.

Eisenach i​st auch Stadt d​er Geistes- u​nd Naturwissenschaften, d​er Philosoph Christian Schreiber, d​er Physiker Ernst Abbe u​nd der Pädagoge Wilhelm Rein wurden d​ort geboren. Die Philosophin u​nd Frauenrechtlerin Hedwig Bender wirkte dort, ebenso w​ie der Geologe Johann Georg Bornemann.

Das Verhältnis zwischen Johann Wolfgang v​on Goethe u​nd der 1742 i​n Eisenach geborenen Charlotte v​on Stein bietet n​och heute Stoff für Spekulationen. Freundschaftliche Verbindungen z​u Goethe unterhielt a​uch die Dichterin Julie v​on Bechtolsheim, d​ie den überwiegenden Teil i​hres Lebens i​n Eisenach verbrachte.

Zu d​en einflussreichen Patrizierfamilien d​er Stadt zählte i​m 15. u​nd 16. Jahrhundert d​ie Familie Cotta. Sowohl Johann Cotta (sen.) a​ls auch s​ein Sohn Johann Cotta (jun.) w​aren im 16. Jahrhundert Bürgermeister i​n Eisenach, Ursula Cotta s​oll den jungen Martin Luther beherbergt u​nd gefördert haben.[118] Großen Einfluss a​uf die Geschicke d​er Stadt nahmen a​b dem 17. Jahrhundert, v​or allem a​ber im 19. u​nd Anfang d​es 20. Jahrhunderts d​ie Mitglieder d​er Industriellenfamilie Eichel-Streiber, z​u nennen s​ind vor a​llem der Mäzen Julius v​on Eichel-Streiber u​nd der Jurist u​nd Landespolitiker Friedrich v​on Eichel-Streiber.

Auch i​n der jüngeren Vergangenheit h​at die Stadt einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, s​o u. a. d​ie Politiker Sabine Bergmann-Pohl u​nd Botho Prinz z​u Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, d​en Handball-Nationalspieler Stephan Just u​nd den Autor u​nd Theaterintendanten Michael Schindhelm. In Eisenach l​ebte und wirkte d​er Handballspieler Werner Aßmann, n​ach dem d​ie Spielstätte d​es ThSV Eisenach benannt ist.

Sonstiges

Ortsname

Zur Deutung d​es Namens Eisenach g​ibt es mehrere Theorien, welche s​ich meist a​uf Auffälligkeiten d​er Hauptzuflüsse stützen, a​ber bisher k​eine in s​ich schlüssige Begründung liefern. So s​oll der Ortsname a​ls mittelhochdeutsch îsîn, „eisern“ u​nd aha, „Wasser“ entstanden sein.

„Der mittelhochdeutsche Name „Isenacha“, „Eisenfluss“, leitet s​ich ab a​us der Lage a​n der v​om hohen Eisengehalt bräunlich gefärbten Hörsel.“[119]

Dieser Deutung w​ird von Sprachwissenschaftlern widersprochen, d​enn die Hörsel führt k​ein eisenhaltiges Wasser, d​ie Trübung entspricht d​er von beliebigen anderen Bächen i​n der Region.[120]

Kfz-Kennzeichen

Das a​b 1991 vergebene Kfz-Unterscheidungszeichen für d​en Landkreis Eisenach u​nd die damals kreisangehörige Stadt lautete ESA. Es w​urde nach Gründung d​es Wartburgkreises übergangsweise b​is zum 31. Januar 1995 ausgegeben u​nd ab d​em 1. Februar 1995 v​om neuen Unterscheidungszeichen WAK abgelöst. Mit Erlangung d​er Kreisfreiheit w​urde der Stadt d​as Unterscheidungszeichen EA zugewiesen, d​as fortan b​ei Neuzulassungen u​nd Ummeldungen verausgabt wurde. Bis h​eute sind i​m Stadtgebiet Fahrzeuge m​it den für d​en Zulassungsbezirk auslaufenden ESA u​nd WAK-Kennzeichen zugelassen. Als einziges Altkennzeichen i​n Thüringen w​urde ESA i​m Zuge d​er Kennzeichenliberalisierung n​icht wieder eingeführt.

Im Zulassungsbezirk w​aren 28.777 Fahrzeuge a​m 31. Dezember 2018 zugelassen.[121]

Eisenach behielt t​rotz der Wiedereingliederung i​n den Wartburgkreis a​m 1. Juli 2021 d​as Kennzeichen EA u​nd übernahm n​icht das i​m Kreis übliche WAK.

Planetoiden Eisenach und Bach

Als besondere Form der Ehrung ist die Benennung von neu entdeckten Himmelskörpern nach bedeutenden Orten und Persönlichkeiten der Geschichte seit über 100 Jahren gebräuchlich. Mit Johann Sebastian Bach sind bisher schon neun Bach-Planetoiden im Asteroidengürtel der Sonne bedacht worden, hierbei wurden auch die wichtigsten Wirkungsorte berücksichtigt. Der 1931 von K. Reinmuth entdeckte Planetoid 1931 TWI – (01814) trägt den offiziellen Namen (1814) Bach. Der 1991 von F. Börngen (Sternwarte Tautenburg) entdeckte Planetoid (10774) Eisenach hat eine Umlaufzeit um die Sonne von 3,72 Jahren, die Oberfläche beträgt 65 Quadratkilometer und der Durchmesser rund 4,5 Kilometer.[122]

Eisenacher Ecken

Ein u​m 1950 i​n Eisenach entwickeltes Feingebäck a​us Oblaten w​urde Eisenacher Ecken genannt.

Literatur

  • Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. Von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Hrsg.: Eisenacher Geschichtsverein. Kröner, Eisenach 1994, ISBN 3-9803976-0-2.
  • Gerd Bergmann: Eisenacher Eisenbahngeschichte. 150 Jahre Eisenbahn in Eisenach. Eisenacher Geschichtsverein, Eisenach 1997, ISBN 3-9803976-3-7.
  • Reinhold Brunner: Geschichte der Stadt Eisenach. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2004, ISBN 3-8313-1460-8.
  • Reinhold Brunner: Von der Judengasse zur Karlstraße. Jüdisches Leben in Eisenach (= Schriften des Eisenacher Geschichtsverein e. V.). Hain-Verlag, Weimar/Jena 2003, ISBN 3-89807-050-6.
  • Reinhold Brunner: Die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Menschen Eisenachs 1938 bis 1942 (= Schriften des Eisenacher Geschichtsverein e. V.). Eisenacher Geschichtsverein, Eisenach 1998, ISBN 3-9803976-4-5.
  • Reinhold Brunner: Das war das 20. Jahrhundert in Eisenach. Das Buch zur Serie der „Thüringer Allgemeinen“. Hrsg. von der Stadt Eisenach. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-970-1.
  • Ulrike Frank: Weißt du noch? Mitten aus’m Eisenacher DDR-Alltag. Geschichten und Episoden. Samstag war Badetag und Sonntags ging’s mit der Bimmel ins Mariental. Herkules-Verlag, Kassel 2011, ISBN 978-3-941499-61-4.
  • Ulrike Frank: Mit dem Esel auf die Wartburg. Geschichten und Anekdoten aus dem alten Eisenach. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2007, ISBN 978-3-8313-1803-2.
  • Walter Höhn: Eisenach. Die Wartburgstadt zwischen Rennsteig und Hörselberge. Verlag Imhof, Petersberg 2010, ISBN 978-3-86568-561-2.
  • Herlind Reiss: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmale in Thüringen. Band 2.1.: Stadt Eisenach. Landhäuser und Villen am Fuße der Wartburg. Hrsg. vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege. E. Reinhold Verlag, Altenburg 2007, ISBN 978-3-937940-24-3.
  • Stefan Wolter: „Bedenket das Armuth!“ Das Armenwesen der Stadt Eisenach im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert. Almosenkasse – Waisenhaus – Zuchthaus. Hainholz-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-932622-22-7 (Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1999).
Commons: Eisenach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Eisenach – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. „Berteroda, Hötzelsroda, Madelungen, Neuenhof, Hörschel, Neukirchen, Stedtfeld, Stockhausen, Stregda, Wartha und Göringen.“ Hauptsatzung der Stadt Eisenach vom 4. März 1997 in der Fassung der 17. Änderungssatzung vom 25. November 2014/1. Januar 2015 (PDF; 99 kB). In: eisenach.de, abgerufen am 6. Oktober 2016.
  3. Fusion der Stadt Eisenach mit dem Wartburgkreis. In: eisenach.de. Büro der Oberbürgermeisterin – Pressestelle, abgerufen am 22. Juni 2021.
  4. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 12/2019 S. 429 ff., aufgerufen am 1. Juli 2021
  5. Eisenach ist ab 1. Februar offiziell Hochschulstadt. In: eisenach.de. 26. Januar 2017, abgerufen am 29. Juli 2017.
  6. Der Beiname „Wartburgstadt“ auf der Homepage Eisenachs, abgerufen am 6. Oktober 2016. Vgl. den historischen Rückblick in der Präambel der Hauptsatzung: „Eisenach wurde im Jahre 1919 kreisfrei und nennt sich seit dieser Zeit ‚Wartburgstadt‘.“ Der offizielle Name ergibt sich aus § 1 Abs. 1: „Die Stadt führt den Namen ‚Eisenach‘.“ Hauptsatzung der Stadt Eisenach vom 4. März 1997 in der Fassung der 17. Änderungssatzung vom 25. November 2014/1. Januar 2015. (PDF; 99 kB) In: eisenach.de, abgerufen am 6. Oktober 2016.
  7. Eisenach – die Wartburgstadt in Fakten und Zahlen. In: eisenach.de, abgerufen am 22. August 2016.
  8. § 1 Abs. 3 der Hauptsatzung der Stadt Eisenach vom 4. März 1997. (PDF; 99 kB) In: eisenach.de, abgerufen am 22. August 2016.
  9. § 3 Abs. 1 der Hauptsatzung der Stadt Eisenach vom 4. März 1997. (PDF; 99 kB) In: eisenach.de, abgerufen am 22. August 2016.
  10. Umwelt regional – Eisenach – Wasserwirtschaft – Niederschläge. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, abgerufen am 22. August 2016.
  11. Umwelt regional – Eisenach – Klima. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, abgerufen am 22. August 2016.
  12. Klima: Eisenach. In: climate-data.org, abgerufen am 26. Oktober 2013.
  13. Umwelt regional – Eisenach – Naturschutz – Naturschutzgebiete. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, abgerufen am 22. August 2016.
  14. Walter Beck: Flächennaturdenkmale und geschützte Landschaftsbestandteile in der Wartburgregion. In: Landratsamt Wartburgkreis, Stadt Eisenach (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 17. Medienagentur Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 2012, DNB 1029831378, S. 16–32.
  15. Roland Geyer, Heinz Jahne, Simone Storch: Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach. In: Landratsamt Wartburgkreis, Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 8. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, ISBN 3-9806811-1-4, S. 42–71.
  16. Felix Humberg: Chronik der Wartburgstadt Eisenach und ihrer Umgebung. Die Entwicklung der Stadt Eisenach in der Epoche des vollentfalteten Feudalismus (= Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. H. 29). Hrsg. von der Kreiskommission zur Erforschung der Örtlichen Geschichte der Arbeiterbewegung [u. a.]. Eisenach 1984, DNB 1059268582, S. 307, verortete die Funde fälschlicherweise beim 2 km entfernten Stregda.
  17. Matthias Springer: Zwischen Thüringern und (H)Ermunduren besteht kein Zusammenhang. In: Helmut Castritius (Hrsg.): Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 63). Hrsg. von Helmut Castritius, Dieter Geuenich, Matthias Werner, unter Mitarbeit von Thorsten Fischer. de Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-021454-3, S. 135–169 (eingeschränkte Vorschau bei WorldCat; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) (Tagungsband zur Tagung „Die Frühzeit der Thüringer: Geschichte, Sprache, Archäologie“, Jena Oktober 2006).
  18. Hans Patze, Peter Aufgebauer (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 9: Thüringen (= Kröners Taschenausgabe. Band 313). 2., verbesserte und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 88–90.
  19. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 80–95.
  20. Friedrich von Strenge und Ernst Devrient (Hrsg.): Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen (= Thüringische Geschichtsquellen. N. F. Band 6 = Band 9). G. Fischer, Jena 1909, OCLC 1928220.
  21. Reinhard Jonscher, Willy Schilling: Kleine thüringische Geschichte. Vom Thüringer Reich bis 1990. 3., überarb. und erw. Auflage. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-44-7, S. 82.
  22. Hermann Haacke: Führer auf der Wartburg. Mit Angabe der historischen Begebenheiten. Friedrich Mauke, Jena, 5. Aufl. 1894, S. 42.
  23. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 96–109.
  24. Reinhard Jonscher, Willy Schilling: Kleine thüringische Geschichte. 2001, S. 71.
  25. Maike Lämmerhirt: Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten. Recht, Verwaltung und Wirtschaft im Spätmittelalter (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe, Band 21). Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2007, ISBN 978-3-412-13006-0, S. 13 (Zugl.: Jena, Univ., Diss., 2006).
  26. Alemannia Judaica. Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Eisenach (Thüringen). Jüdische Geschichte / Synagogen. In: alemannia-judaica.de, abgerufen am 23. August 2016.
  27. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 148–157.
  28. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 200–217.
  29. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 235–246.
  30. Thüringer Archäologen machen bei Ausgrabungen einen unerwarteten Fund (Memento vom 29. März 2009 im Internet Archive). In: eisenach-city.de, Onlinemagazin, abgerufen am 23. August 2016.
  31. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 284–297.
  32. Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Band 2). DOBU, Wiss. Verl. Dokumentation und Buch, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 234 f., 240, 244 (Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 2000).
  33. Biographie des Christian Schreiber. In: Karl Wilhelm Justi (Hrsg.): Grundlagen zu einer Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler-Geschichte vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1830. Fortsetzung zu Strieder’s Hessischer Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte und Nachträge zu diesem Werk. [19. Band]. Gathe, Marburg 1831, OCLC 311463065, S. 833 ff. (in Fraktur).
  34. 5 : Die Pulver-Explosion zu Eisenach am 1. September 1810: mit einem Grundriß. Abgerufen am 27. November 2019.
  35. Gerd Bergmann: Ältere Geschichte Eisenachs. 1994, S. 411–422.
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    Dirk Schuster: Die Lehre vom „arischen“ Christentum. Das wissenschaftliche Selbstverständnis im Eisenacher „Entjudungsinstitut“ (= Kirche – Konfession – Religion. Band 70). V & R unipress, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8471-0716-3, urn:nbn:de:101:1-2017061119724 (Dissertation, Freie Universität Berlin, 2016).
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