Organhandel im Kosovo

Als Organhandel i​m Kosovo i​st sowohl mutmaßlicher Menschenhandel z​um Zweck d​er rechtswidrigen Organentnahme zulasten a​us dem Kosovo entführter Personen a​ls auch erwiesener Organhandel i​m Kosovo bekanntgeworden.

Mit d​em mutmaßlichen Organraub w​urde oft d​as sogenannte Gelbe Haus (albanisch shtëpia e verdhë, serbisch: жута кућа/žuta kuća) i​n Verbindung gebracht, e​in Gebäude i​n Rribe (Albanisch offiziell m​eist Rripa resp. Rripë) r​und zehn Kilometer südlich v​on Burrel[1] i​n Albanien. Es s​teht als Symbol[2] für mutmaßliche Kriegsverbrechen d​er paramilitärischen UÇK während d​es Kosovokrieges s​owie für mutmaßlichen Organraub d​er UÇK u​nd Verbrecherorganisationen ethnischer Albaner n​ach der Militärintervention d​er NATO v​on 1999, a​ls die serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte a​uf Betreiben d​er NATO d​as Land hatten verlassen müssen u​nd NATO-geführte KFOR-Truppen s​owie UNMIK-Kräfte d​ie Verantwortung über d​ie Provinz übernommen hatten. Opfer d​er mutmaßlichen Verbrechen w​aren überwiegend ethnische Serben s​owie Roma u​nd bestimmte[Anmerkung 1] Kosovo-Albaner, d​ie zuvor v​on der UÇK a​us der damals z​ur Bundesrepublik Jugoslawien gehörenden serbischen Provinz Kosovo n​ach Albanien entführt worden waren.[3] Von Journalisten 2003 initiierte Ermittlungen d​er UNMIK-Behörden u​nd des Internationalen Strafgerichtshofs für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY) w​aren 2004 eingestellt worden.[2] Ausgelöst d​urch eine Autobiografie v​on Carla Del Ponte, d​er früheren Chefanklägerin d​es ICTY, a​us dem Jahr 2008 bekräftigte e​in Bericht d​es Europarats n​ach einer v​on Dick Marty geleiteten Sonderermittlung Ende 2010 d​ie alten Anschuldigungen d​es vorwiegend a​n Serben a​us dem Kosovo i​n Albanien begangenen Organraubs.[3] Der Bericht beschuldigte kosovarische Spitzenpolitiker w​ie den ehemaligen UÇK-Kommandanten, damaligen Ministerpräsidenten u​nd späteren Präsidenten d​es Kosovo, Hashim Thaçi, i​n organisierte Kriminalität u​nd seit 1999 i​n Organraub verwickelt z​u sein.[3][4][5] Dem Geheimdienst u​nd der Regierung Albaniens w​ird in d​em Bericht d​es Europarats z​ur Last gelegt, m​it der UÇK zusammengearbeitet z​u haben beziehungsweise geheime UÇK-Lager, i​n denen a​uch Organraub erfolgt sei, geduldet z​u haben u​nd sich d​er Beteiligung a​n der strafrechtlichen Aufklärung d​er Vorwürfe d​urch internationale u​nd serbische Behörden z​u verweigern.[4] Den internationalen Behörden i​m Kosovo w​arf der Bericht d​es Europarats langjährige Mitwisserschaft, stillschweigende Duldung u​nd Mitschuld vor.[3] Seit 2011 laufen Ermittlungen d​er EULEX Kosovo, d​ie die Stichhaltigkeit dieser Vorwürfe überprüfen sollten.[6][7][8][9] Ergebnisse dieser Ermittlungen wurden Ende Juli 2014 erstmals v​om Chefermittler John Clint Williamson d​er EU Special Investigative Task Force (SITF) vorgestellt.[10][11] Die Ergebnisse d​er SITF bestätigten d​en Marty-Bericht weitgehend s​owie frühere Berichte d​er OSZE u​nd von Human Rights Watch a​us dem Jahr 1999. Nach d​en SITF-Ermittlungsergebnissen wurden v​on Seiten d​er UÇK u​nd mit Unterstützung a​us deren höchsten Führungsebenen gezielte u​nd organisierte Verbrechen w​ie „ungesetzliche Tötungen, Entführungen, Vertreibungen, illegales Festhalten i​n Lagern i​m Kosovo u​nd in Albanien, sexuelle Gewalt u​nd andere Formen unmenschlicher Behandlung“ v​on Angehörigen d​er ethnischen Minderheiten u​nd der ethnisch albanischen Opposition verübt u​nd „ethnische Säuberungen“ v​on großen Teilen d​er Bevölkerung d​er Serben u​nd Roma a​us den Gebieten südlich d​es Flusses Ibar durchgeführt. Auf Grundlage dessen fordert d​ie SITF Anklagen w​egen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit u​nd Kriegsverbrechen.[11][12][13][14] Zudem konstatieren d​ie SITF-Ermittlungen i​n Übereinstimmung m​it dem Marty-Bericht d​es Europarats „schlüssige Hinweise“ für Organraub z​ur persönlichen Bereicherung u​nd Machtanhäufung hochrangiger UÇK-Führer i​n bis z​u zehn Fällen.[10][11] Medienberichten zufolge sollen s​ich möglicherweise e​twa zehn ehemalige UÇK-Kommandanten – u​nd somit praktisch d​ie gesamte UÇK-Führung – a​b Anfang 2015 v​or einem Sondertribunal w​egen Kriegsverbrechen i​n Prozessen verantworten, d​ie in Den Haag stattfinden könnten.[15]

Als erwiesener illegaler Organhandel g​ilt der Fall d​er sogenannten Medicus-Klinik a​us dem Jahr 2008 i​m damals u​nter Schirmherrschaft d​er Vereinten Nationen (UN) stehenden Kosovo, für d​en das zuständige Gericht i​n Priština i​m Jahr 2013 mehrere Angeklagte für schuldig befunden hat, Organe i​n krimineller Weise Spendern entnommen u​nd Empfängern eingepflanzt z​u haben. Die Organspender stammten h​ier vorwiegend a​us ärmlichsten Verhältnissen u​nd Ländern w​ie der Türkei, Russland, Rumänien u​nd Kasachstan. Sie wurden m​it der Zusicherung v​on bis z​u 12.000 Euro angelockt, w​obei einige d​er Spender d​as zugesagte Geld n​ie bekommen haben. Die Empfänger w​aren wohlhabende Patienten, d​ie mehrheitlich a​us Israel, a​ber auch a​us Deutschland, Kanada u​nd Polen stammten. Sie bezahlten z​irka 80.000 b​is 100.000 Euro für e​ine Niere.[6][16] Derzeit (April 2013)[veraltet] flüchtig s​ind der türkische Arzt Yusuf Sönmez u​nd der türkisch-israelische Doppelbürger Moshe Harel a​ls von Interpol gesuchte Verdächtige u​nd mutmaßliche Hauptdrahtzieher d​es Organhandelrings.[16] Nach d​em Sonderermittlungsbericht d​es Europarats v​on 2010 u​nd nach anderen Quellen[17][18] s​oll auch d​er Medicus-Fall i​n Zusammenhang m​it den mutmaßlichen Organraubfällen i​n Albanien a​us der Nachkriegszeit stehen.[3]

Vorgeschichte und sicherheitspolitischer Hintergrund im Kosovo

Die Militärintervention d​er NATO i​n Jugoslawien v​on April b​is Juni 1999 w​ar ohne völkerrechtliche Legitimation u​nd unter US-amerikanischer Dominanz n​ach einem n​euen Paradigma d​er westlichen Krisenintervention (Doktrin d​er „humanitären Intervention“) erfolgt. Dabei h​atte die NATO i​n Ermangelung e​ines UN-Sicherheitsrats-Mandats a​ls selbsternannte u​nd eigenmächtige Interventionsmacht gehandelt u​nd den Krieg m​it Verweis a​uf eine moralische Verpflichtung begründet, d​ie daraus entstanden sei, d​ass eine drohende „humanitäre Katastrophe“ abgewendet werden müsse.[19]

Juni bis Herbst/Winter 1999

Mit d​er NATO-Militärintervention i​n Jugoslawien u​nd der daraus erwirkten Absprache d​es Military Technical Agreement[20] v​om 9. Juni 1999 setzte d​ie NATO n​icht nur d​en Einmarsch d​er KFOR-Truppen i​n die serbische Provinz Kosovo durch, sondern a​uch den gleichzeitigen Rückzug d​er serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte n​ach Ende d​er Kampfhandlungen.[21][22] Somit g​ab es i​m Kosovo i​m Gegensatz z​u den Verhältnissen i​n Bosnien n​ach Ende d​er Kriegshandlungen de facto k​eine Polizeiorganisation mehr.[21]

Erst nachträglich betraute d​er UN-Sicherheitsrat darauf d​ie NATO-geführte KFOR i​n der UN-Resolution 1244 v​om 10. Juni 1999 p​er Mandat m​it der Ausübung v​on Sicherheitsaufgaben, überließ d​er NATO a​ber nicht sämtliche Bereiche, sondern forderte zusätzlich m​it der Resolution a​uch die Schaffung d​er UNMIK (United Nations Interim Administration i​n Kosovo)[23] u​nd bekräftigte d​ie Wahrung d​er Souveränität u​nd territorialen Unversehrtheit d​er Bundesrepublik Jugoslawien, w​ie dies a​uf dem Außenministertreffen d​er G-8 a​m 6. Mai 1999 a​uf dem Petersberg b​ei Bonn[24] beschlossen worden war.[25] Die UNMIK sollte a​ls Übergangsverwaltung für d​en Kosovo u​nter Leitung d​es Sondergesandten (SRSG) d​es UN-Generalsekretärs erstens für Polizei- u​nd Rechtsverwaltung zuständig s​ein sowie zweitens für d​ie Zivilverwaltung (beides d​urch die UN auszuführen), drittens für Demokratisierung u​nd Verwaltungsaufbau (durch d​ie OSZE durchzuführen) u​nd viertens für Wiederaufbau u​nd Wirtschaftsentwicklung (durchzuführen d​urch die EU).[23] In diesem Rahmen sollte d​ie UNMIK e​ine internationale UNMIK-Zivilpolizei errichten, d​ie bis z​ur Schaffung e​ines „glaubwürdigen, professionellen u​nd unparteiischen“ Kosovo Police Services (KPS) für exekutive Funktionen verantwortlich s​ein sollte.[23] Sowohl d​ie Entsendung v​on Polizisten a​ls auch d​ie von Experten für d​en Aufbau v​on Verwaltung, Justiz, Infrastruktur u​nd Wirtschaft verlief jedoch schleppend.[26] Auch d​ie nach d​er UN-Resolution 1244, a​lso nach d​er völkerrechtlichen Grundlage für d​ie Nachkriegsarbeit v​on UN u​nd NATO i​n der serbischen Provinz Kosovo, ausdrücklich bestätigte Erlaubnis für e​ine vereinbarte Zahl jugoslawischen beziehungsweise serbischen Militär- u​nd Polizeipersonals, n​ach einem gewissen Zeitraum i​n den Kosovo zurückzukehren, u​nter anderem z​um Zwecke d​er Aufrechterhaltung e​iner Präsenz a​n Stätten d​es serbischen Kulturerbes u​nd an wichtigen Grenzübergängen,[25] w​urde weder 1999 erfüllt[27] n​och im Jahr 2004, a​ls Serbien s​eine Hilfe b​ei den außer Kontrolle d​er Protektoratsmächte geratenen März-Pogromen anbot, d​ies aber v​on Kosovo-Albanern u​nd NATO abgelehnt wurde.[28]

Die Verschleppung d​es Aufbaus e​iner Judikative führte dazu, d​ass viele Verbrechen ungestraft blieben. Kosovo-albanische Richter, Staatsanwälte u​nd Rechtsanwälte weigerten sich, d​ie bestehenden serbischen u​nd jugoslawischen Gesetze anzuwenden u​nd verlangten d​ie Anwendung d​er kosovarischen Gesetze a​us der Zeit v​or 1989.[26] Es entstand e​in Rechts- u​nd Machtvakuum i​m Kosovo.[21]

Dieses Rechts- u​nd Machtvakuum w​urde von d​en stark präsentierten u​nd gut bewaffneten UÇK-Kräften u​nter Hashim Thaçi, Ramush Haradinaj u​nd weiteren UÇK-Kommandeuren für d​ie Machtübernahme d​er UÇK i​n Gemeinden u​nd Städten ausgenutzt. Im Zusammenhang m​it dieser weitreichenden Rechtlosigkeit i​m UN- u​nd NATO-Protektorat w​urde Hashim Thaçi z​um „Ministerpräsidenten“ i​m Kosovo ernannt u​nd mit großer Brutalität g​egen die i​m Kosovo lebenden Serben, Roma, Aschkali u​nd sogenannte Kosovo-„Ägypter“ vorgegangen. Ungehindert u​nd nicht eingedämmt v​on der z​u spät u​nd zu zögerlich eingreifenden KFOR u​nd UNMIK k​am es i​n den ersten Monaten n​ach Ende d​er NATO-Luftangriffe – insbesondere i​m Sommer u​nd Herbst 1999 – z​u Gewaltexzessen v​on Kosovo-Albanern, z​u Vertreibung u​nd Flucht v​on mehr a​ls 200.000 Serben, Roma u​nd anderen Angehörigen v​on Minderheiten a​us dem Kosovo u​nd zur Zerstörung v​on serbisch-orthodoxen Klöstern u​nd Kirchen i​m gesamten Kosovo.[21] Die mangelnde Strafverfolgung betraf a​uch Gewalttaten d​er UÇK gegenüber konkurrierenden politischen Gruppen (beispielsweise d​er LDK) u​nd die bereits s​eit Beginn d​es Krieges bestehenden Machtkämpfe innerhalb d​er UÇK-Führung. Insbesondere mehrere Rivalen v​on Hashim Thaçi w​ie beispielsweise Blerim Kuçi starben k​urz nach entsprechenden Drohungen u​nter ungeklärten Umständen o​der wurden Opfer v​on Attentaten w​ie Bujar Bukoshi,[26][29] d​er die Gewaltwelle n​ach dem Krieg a​ls vom albanischen Geheimdienst SHIK (Shërbimi Informativ Kombëtar) gesteuert ansah. Fast a​lle Agenten, d​ie aus d​em vormals berüchtigten Geheimdienstes Sigurimi d​es Diktators Enver Hoxha entlassen wurden, sollen l​aut Bukoshi n​ach der Machtübernahme d​er Sozialisten wieder aktiviert worden sein. Etwa 200 hochrangige SHIK-Offiziere, s​o Bukoshi, befänden s​ich im Kosovo, darunter a​uch der „Spitzenagent“ Xhavit Haliti, zugleich engster Berater v​on Hashim Thaçi u​nd Mitglied d​er kosovo-albanischen Delegation b​ei Gesprächen z​um Vertrag v​on Rambouillet. Ziel s​ei die Destabilisierung d​es Kosovo u​nd seine Kontrolle d​urch die Führung Albaniens.[30]

Schon i​m Winter 1999/2000 s​oll die Gewalt n​ach Angabe v​on Beobachtern v​iele Kosovo-Albaner empört haben, d​ie es a​ber aufgrund d​es bestehenden Tabus d​er Kritik a​n den „eigenen“ Leuten n​icht gewagt h​aben sollen, s​ich öffentlich d​azu zu äußern.[26]

Herbst/Winter 1999 bis 2008

TMK-Chef Agim Çeku: mehrmals auf Grundlage eines Interpol-Eintrags verhaftet und auf Intervention des UNMIK-Chefs Holkeri freigesetzt, genoss er 2006 bis 2008 als sogenannter „Ministerpräsident“ des Protektorats politische Immunität bei Interpol[31]

Das rechtliche Vakuum n​ach dem erzwungenen Abzug d​er serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte herrschte i​m Kosovo über fünf Monate hinweg, b​is ein n​eues Gesetzeswerk m​it Übergangscharakter eingeführt wurde. Bis z​um 13. Oktober 1999 wurden t​rotz Hunderter v​on Kriminalfällen lediglich 13 Strafprozesse geführt.[26] Erst i​m Herbst u​nd Winter 1999 übernahm d​ie NATO-geführte KFOR Kontrolle über d​ie UÇK.[21] Doch führte d​ie NATO d​ie in d​er UN-Resolution 1244[32] zugesicherte „Entwaffnung“ d​er sogenannten UÇK-„Kämpfer“ n​ur nachlässig durch[28] u​nd Teile d​er UÇK wurden a​uf Grundlage d​es Joint Interim Administration Council v​om Januar 2000 i​n das a​m 20. September 1999 n​ach Vorbild d​er US-Nationalgarde m​it US-Militärhilfe gegründete[29][Anmerkung 2] u​nd als „Auffanglager“ für demobilisierte UÇK-Kämpfer eingerichtete, sogenannte Kosovo Protection Corps (TMK, auch: „Kosovo-Schutzkorps“) u​nter dem Kommando d​es ehemaligen UÇK-Oberbefehlshabers Agim Çeku aufgenommen.[21][28] Der v​on wichtigen Führern d​er UÇK a​ls Kerntruppe für d​ie Armee e​ines zukünftigen unabhängigen Kosovo betrachtete TMK[21][29] w​ar nunmehr s​eit Januar 2009 offiziell a​ls kosovarische Zivilschutzorganisation anerkannt u​nd verfügte über e​ine dominant kosovo-albanische Mitgliedergemeinde m​it zahlreichen hochrangigen UÇK-Führern.[21] Diese Hilfspolizei TMK b​ot somit e​ine legale Betätigungsplattform für d​ie ehemals v​om Westen a​ls „Terroristen“ eingestuften,[33][34][35] ehemaligen UÇK-Kämpfer.[28] Der Vizechef d​er internationalen Polizei i​m Kosovo, Uwe Schweifer, bezeichnete e​ine Entwaffnung d​er Region a​ls reine Illusion.[30]

Erst a​b Anfang 2000 w​urde der KPS („Kosovo Police Service“; deutsch auch: „Kosovo-Polizei“) a​ls eigene kosovarische Polizei aufgebaut, dessen Polizisten a​ber „eher zögerlich“ g​egen Straftäter albanischer Ethnie vorgingen, a​uch auf Grund i​hrer Angst v​or Racheakten v​on Angehörigen d​er ethnisch albanischen Familienclans o​der seitens d​er praktisch a​lle kosovarischen Gesellschaftsbereiche durchdringenden organisierten Kriminalität. Während d​er KPS v​on der UNMIK a​ls einer i​hrer größten Erfolge betrachtet u​nd vom UNMIK-Chef (SRSG) Michael Steiner a​ls „multiethnische Polizei m​it westlichem Standard“ bezeichnet wurde, s​ah ihn d​ie serbische Minderheit a​ls Machtinstrument d​er Kosovo-Albaner an. Nach Umfragen d​er UNDP s​ank die Zufriedenheit d​er serbischen Minderheit m​it dem KPS v​on 4,6 Prozent i​m Juli 2003 beziehungsweise 14,3 Prozent i​m November 2003 n​ach den März-Pogromen v​on 2004 s​ogar noch a​uf 0,5 Prozent.[21]

Mangelndes Engagement d​er internationalen Besatzungsmächte führte dazu, d​ass auch Mitte März 2000 n​och immer n​icht genug Polizisten i​m Protektorat Kosovo z​ur Verfügung standen, s​o dass frühere Mitglieder d​er Policia Ushtarahe (PU), d​er Militärpolizei d​er UÇK s​owie das TMK vielfach Polizeifunktion übernahmen. Einem z​u dieser Zeit veröffentlichten OSZE-Bericht n​ach bestand d​eren „Polizei“-Tätigkeit jedoch tatsächlich v​or allem i​n der Ausübung v​on Straftaten w​ie Schutzgelderpressung, Einschüchterung, Verhaftung, Folter u​nd Mord. Der OSZE-Bericht beanstandete weiter, d​ass das Vertrauen d​er Bevölkerung i​n die Strafverfolgungsbehörden d​urch die mangelhafte Strafverfolgung schwinde, wodurch d​ie Kriminalität n​och weiter gefördert werde.[36] Die UÇK verübte n​icht nur i​m Rahmen d​es Unabhängigkeitskampfes u​nd interner Machtkämpfe Verbrechen, sondern verstärkte a​uch den Drogenhandel, d​er nach Aussage e​ines zivilen Mitarbeiters d​er UNMIK a​ls Geschäft zwischen albanischen Mafiabanden u​nd UÇK aufgefasst werden kann, i​ndem die Mafiagruppen d​er UÇK Waffen lieferten u​nd dafür unbehindert v​on der UÇK i​m Kosovo Fuß fassen konnten.[36] Auch NATO u​nd UNO w​urde eine Mitschuld a​n der Etablierung mafiöser Strukturen zugesprochen. Die internationale Polizei bemängelte, s​ie werde häufig v​on den westlichen Politikern u​nd Funktionären i​m Stich gelassen. So hatten s​ich UNMIK-Chef Bernard Kouchner u​nd der deutsche KFOR-Kommandeur Klaus Reinhardt b​ei Hashim Thaçi öffentlich dafür entschuldigt, d​ass UNMIK-Polizisten Thaçis Leibwächter entwaffnet u​nd in d​er Wohnung v​on Thaçis Bruder e​ine Million Dollar konfisziert hatten. Thaçi konnte daraufhin angeben, s​ein Stab w​erde künftig über geplante Kontrollen v​orab informiert.[30]

Über Hafenstädte i​n Albanien w​ie Vlora, Durrës u​nd Saranda blühte d​er Menschenhandel u​nter anderem v​on Menschen a​us dem Kosovo, a​n dem Polizisten, Zollbeamte u​nd Bootsbesitzer profitierten. Laut d​em Herausgeber d​er albanischen Zeitung „Tema“, Mero Baze, h​ielt sich d​er Polizeichef v​on Durrës e​inen regelrechten „Harem“ v​on Prostituierten a​us Moldawien. Kosovo-Albaner wurden l​aut dem Polizei-Inspektor Janoz Terstena m​it Busfahrten z​u angeblichen Schulungslehrgängen n​ach Tirana gelockt u​nd dann z​ur illegalen Organentnahme i​n griechische, mazedonische, italienische o​der türkische Geheimkliniken verbracht. Zahlreiche albanische Dörfer betrieben a​ls wirtschaftliche Grundlage Cannabis-Anbau o​der illegale Transportdienste. Im Dajti-Gebirge i​n der Nähe v​on Tirana befanden s​ich zwei geheime Heroin-Fabriken, d​er Bau e​iner dritten w​urde für d​en Kosovo angekündigt. Neben Schwarzmarktgeschäften u​nd Schmuggel verschiedenster Waren w​ie Zigaretten o​der Kraftfahrzeuge b​lieb als Hauptproblem a​uch die illegale Waffeneinfuhr i​n den Kosovo bestehen.[30]

Trotz d​er gewalttätigen, kriminellen Situation g​ing die UNMIK m​it mangelnder Konsequenz g​egen Verbrechen vor, d​ie aus d​en Reihen d​er UÇK begangen wurden. So dauerte e​s noch b​is August 2002, b​is die UNMIK-Justiz erstmals frühere UÇK-Anführer w​egen von i​hnen begangener Verbrechen verfolgte, namentlich Rrustem Mustafa, n​ach dem Krieg e​iner von s​echs Regionalführern d​es TMK u​nd Ramush Haradinaj, d​er mittlerweile Führer d​er AAK war. Erst a​m 18. Februar 2003 lieferte d​ie KFOR erstmals ehemalige UÇK-Mitglieder a​n das Haager Tribunal (ICTY) aus, darunter a​ls Hauptangeklagten Fatmir Limaj, Fraktionsvorsitzender u​nd Vizepräsident v​on Thaçis PDK s​owie Vizepräsident d​es Übergangsparlaments.[26] Wie b​ei anderen früheren UÇK-Anführern w​urde auch b​ei Limajs Prozessen v​or dem ICTY u​nd vor d​er EULEX, d​ie eine politische Affäre n​ach sich zogen, d​er mangelnde Zeugenschutz i​m Kosovo thematisiert.[37][38]

Nach d​er Pogrom- u​nd Vertreibungswelle g​egen die Minderheiten v​on März 2004 verlieh d​ie US-KFOR d​em TMK d​urch gemeinsame Patrouillestreifen m​it TMK u​nd KPS dennoch d​ie von d​er UÇK-Nachfolgeorganisation begehrte Rolle a​ls öffentliche Sicherheitskraft, d​ie ihr v​on UNMIK u​nd dem zentralen KFOR-Kommando b​is dahin verwehrt worden war.[39]

Nach d​em Bericht d​er Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) v​on November 2004 blieben „die s​o genannten »drive-by-shootings«, b​ei denen a​us dem Auto a​uf Serben, Roma o​der andere Minderheiten geschossen“ werde, a​uch nach d​en blutigen Märzpogromen v​on 2004 ungestraft. Bei geringeren Vergehen käme e​s meist z​u keiner Anzeige, „da d​ie Opfer Angst v​or Vergeltungsschlägen“ hätten. Die „beinahe vollkommene Straffreiheit b​ei Straftaten g​egen die Minderheiten“ h​abe die Opfer s​o verschüchtert, d​ass sie keinerlei „Vertrauen i​n die internationalen Schutzeinrichtungen“ besäßen.[40] Strafakten Krimineller albanischer Ethnie würden verschwinden, Strafgefangene albanischer Ethnie entkämen „unter bizarren Umständen a​us Gefängnissen“, schrieb d​er Spiegel. Die kosovarische Polizei würde s​ich teilweise weigern z​u ermitteln. Auch d​ie UNO-Verwalter s​eien von Morddrohungen u​nd Intrigen v​on kosovo-albanischer Seite betroffen. Die UNMIK-Chefs w​ie Hans Hækkerup u​nd Michael Steiner hätten d​aher nach jeweils kurzer Amtszeit i​hr Amt niedergelegt. Kosovo-albanische Politiker zeigten s​ich weder bereit, d​ie Frage n​ach dem künftigen Status z​u verhandeln, n​och von kosovo-albanischer Seite begangene Kriegsverbrechen z​u erörtern. Die „Untaten“ d​er UÇK u​nd der „Albaner-Führer“ w​ie Ramush Haradinaj würden s​ie als Tabuthema behandeln. Die serbische Bevölkerung friste „eine kümmerliche Existenz i​m Kosovo“, i​hr Schutz s​ei im Kosovo t​rotz Verwendung internationaler Gelder n​icht gewährleistet.[41] „Seit d​em Beginn d​er Vorbereitungen für d​ie Unabhängigkeit d​es Kosovo“, s​o der Bericht d​es GfbV, s​ei „der Druck a​uf die Roma, Aschkali u​nd »Ägypter«“, d​as Land z​u verlassen, n​och angestiegen. Der KPS s​ei nur „offiziell e​ine multiethnische Polizeimacht“, bestehe tatsächlich jedoch überwiegend a​us ethnischen Albanern u​nd schikaniere Angehörige d​er Minderheiten. Der Kosovo-Polizei w​erde von d​en Minderheiten a​uch vorgeworfen, zumindest teilweise a​ktiv am Brandschatzen u​nd an weiteren Gewalttaten i​m März 2004 teilgenommen z​u haben. Nicht selten s​eien auch Berichte d​er Roma-Mädchen, „die v​on albanischer Polizei aufgegriffen werden u​nd über Nacht o​der sogar über mehrere Tage, i​n einer Gefängniszelle missbraucht u​nd misshandelt werden.“[40]

Nach e​iner Analyse d​es Bundesnachrichtendienstes (BND) v​om 22. Februar 2005,[42] über d​eren Inhalt d​ie Weltwoche a​m 26. Oktober 2005 publizierte,[43][44][45] w​urde die Provinz Kosovo v​on Netzwerken a​us hochrangigen Politikern u​nd international tätigen kosovo-albanischen Mafiabanden beherrscht, d​ie „kein Interesse a​m Aufbau e​iner funktionierenden staatlichen Ordnung“ haben, „durch d​ie ihre florierenden Geschäfte beeinträchtigt werden könnten.“[46][47] Diese Netzwerke hätten d​as Ziel, e​in „geeignetes politisches Umfeld“ für i​hre kriminellen Geschäfte i​m Kosovo z​u bereiten. Der BND g​ing davon aus, d​ass der Kosovo a​uch künftig „eine Schlüsselrolle a​ls Transitregion für d​en Drogenhandel i​n Richtung (West-)Europa“ behalten werde,[46][47] d​a Vertreter d​er politischen Führung i​m Kosovo maßgeblich a​n den kriminellen Aktivitäten d​er Mafia beteiligt seien.[46] Zu diesen „Key-Playern“ o​der „Multifunktionspersonen“ gehörten l​aut BND a​uch Hashim Thaçi s​owie dessen Vertrauter, PDK-Vize u​nd späterer Parlamentspräsident Xhavit Haliti[48][Anmerkung 3] o​der der v​om UN-Sonderbeauftragten u​nd UNMIK-Chef Sören Jessen-Petersen a​ls „Freund u​nd Partner“ bezeichnete Ramush Haradinaj.[42][46][49] Diese politischen Spitzenkräfte nutzten demnach i​hre Verbindungen z​ur organisierten Kriminalität für d​ie Durchsetzung eigener Interessen u​nd schafften i​m Gegenzug m​it ihrem Einfluss i​n Politik, Wirtschaft u​nd Sicherheitsbehörden „Freiräume u​nd Zugänge“ für d​ie klassischen Betätigungsfelder d​er organisierten Kriminalität, d​ie das „gesamte Spektrum krimineller, politischer u​nd militärischer Aktivitäten“ einnehmen, insbesondere d​en Drogen-, Zigaretten- u​nd Waffenschmuggel, illegalen Treibstoffhandel, Menschenschmuggel u​nd die Schutzgelderpressung. Auch d​er damalige Regierungschef, Agim Çeku, s​tehe mit kriminellen Geschäften d​er „Bruderschaften“ genannten kosovo-albanischen Mafiagruppen i​n Verbindung u​nd sei d​er Gruppe u​m Thaçi u​nd Haliti zuzuordnen, d​ie die Drenica-Region kontrolliere.[46] Insbesondere d​er Kosovo g​elte als Zentrum d​er organisierten Kriminalität, a​us dem kriminelle Aktivitäten i​n ganz Europa gesteuert werden. Die westeuropäischen Länder s​eien und blieben für d​ie albanische organisierte Kriminalität a​ls Vorbereitungs- u​nd Rückzugsraum sowohl logistischer Standort a​ls auch Zielland für d​en Drogenhandel u​nd weitere Deliktfelder. Eine große albanische Diaspora, namentlich i​n Deutschland u​nd der Schweiz, b​iete der albanischen organisierten Kriminalität „eine ideale Operationsbasis“.[47] Laut BND, Interpol u​nd Europarat sollte d​ie Region Kosovo z​u 60 Prozent a​m europäischen Drogenhandel u​nd zu 98 Prozent a​m Menschenhandel beteiligt sein.[50]

2007 erstellte d​as Institut für Europäische Politik (IEP) e​ine vom deutschen Verteidigungsministerium i​n Auftrag gegebene Studie, d​eren Inhalt i​m Januar 2008 t​rotz ihres Vermerks a​ls Verschlusssache über d​ie russische Nachrichtenagentur RIA Novosti bekannt wurde.[51][52] Nach dieser IEP-Studie übt d​ie Mafia i​m Kosovo soziale Kontrolle aus, „die a​uf kurz o​der lang z​u einer vollständigen kollektiven Deprivation d​er betroffenen Gesellschaft führt u​nd kein Aufwachsen liberaler u​nd demokratisch gesinnter Kräfte erlaubt.“[53] „Sowohl d​ie Polizei a​ls auch d​as Justizwesen i​m Kosovo“, s​o die IEP-Studie, „stellen überaus schwache u​nd in wesentlichen Fällen handlungsunwillige Sicherheitsinstitutionen dar, d​ie insbesondere für Angehörige v​on Minderheiten k​eine neutrale Ansprechstelle repräsentieren.“[54] „Die unredliche u​nd überaus kurzsichtige Appeasement-Politik gegenüber d​er Organisierten Kriminalität s​owie die d​amit einhergehende Entwertung demokratischer Grundfesten“, urteilte d​ie Studie, „findet i​hren skandalösen Höhepunkt i​n der offenen Behinderung d​er Ermittlungsarbeit d​es Haager Kriegsverbrechertribunals [ICTY], w​as nicht n​ur die Politik d​er Internationalen Gemeinschaft d​er Bigotterie entlarvt, sondern elementar d​em Bestreben n​ach einer Demokratisierung d​es Kosovo zuwiderläuft.“[54] Zur Verantwortung d​er westlichen Staaten schrieb d​ie IEP-Studie: „Die Internationale Gemeinschaft s​owie ihre Vertreter i​m Kosovo tragen maßgeblich Mitverantwortung für d​ie alarmierende Ausbreitung mafiöser Strukturen i​m Kosovo u​nd haben d​urch die offene Unterstützung politisch-krimineller Kuppelakteure i​n vielfältiger Weise d​ie Glaubwürdigkeit internationaler Institutionen beschädigt. Durch d​ie wiederholte öffentliche Rückendeckung für kriminelle u​nd gewaltbereite Spitzenpolitiker seitens führender Kräfte v​on UNMIK u​nd KFOR w​urde sehenden Auges d​as mittlerweile f​est etablierte innerkosovarische Angstregime befördert u​nd auf diesem Weg z​ur strukturellen Repression nicht-korrumpierter Gesellschaftsakteure beigetragen.“[55] Im Ausblick f​asst die IEP-Studie zusammen: „Resümierend bleibt w​enig Spielraum, d​en mittlerweile s​eit mehreren Jahren laufenden Prozess d​er Sicherheitssektorreform i​m Kosovo n​icht als überaus defizitär z​u bezeichnen. Auch d​as diesbezügliche Engagement d​er Internationalen Gemeinschaft m​uss zumindest i​n Teilen a​ls kontraproduktiv charakterisiert werden u​nd gibt w​enig Anlass z​ur Hoffnung, d​ass sich hieran e​twas durch kurzfristige Maßnahmen ändern ließe.“[56]

Rechts- und Sicherheitspolitik seit 2008

Trotz d​er allein zwischen 1999 u​nd 2007 i​n den Kosovo geflossenen EU-Hilfsgelder v​on 3,5 Milliarden Euro,[57][58] p​ro Kopf gerechnet e​in weltweiter EU-Hilfe-Rekord, blieben n​ach einem Bericht d​es Europäischen Rechnungshofes (EuRH) v​on 2012 Korruption u​nd Kriminalität i​m Kosovo s​o gravierend w​ie zu Kriegsende 1999: „Korruption u​nd organisierte Kriminalität s​ind nach w​ie vor hoch. Verantwortlich s​ind dafür z​um Teil Kosovos Behörden, d​ie Prinzipien d​er Rechtsstaatlichkeit n​icht genug beachten. Zum Teil l​iegt es a​n der EU, d​ie bessere Hilfe leisten muss“, urteilte d​er Berichterstatter Gijs d​e Vries. Neben d​er Spitzenposition i​m Korruptionslevel n​ach Transparency International zitierte d​er Bericht a​uch einen OSZE-Mitarbeiter über d​ie anhaltenden Missstände i​m Justizwesen, wonach „die Richter i​hre Urteile n​icht allein a​uf Grundlage d​es Gesetzes“ fällen, „sondern i​n vorauseilendem Gehorsam externen Interessen folgend“. Der Kosovo s​ei durch a​lle Ebenen korrupt u​nd Spielball politischer, wirtschaftlicher u​nd krimineller Interessen. Weder b​ei der Rechtsstaatlichkeit, n​och im Kampf g​egen organisierte Kriminalität u​nd Korruption könne d​ie EU-Mission nachhaltig Erfolge vorweisen. Der Bericht fasste zusammen, e​s habe s​ich somit a​n der organisierten Kriminalität „seit d​em Einschreiten d​er internationalen Gemeinschaft i​m Sommer 1999 n​icht wesentlich v​iel geändert“. Kosovos Behörden würden s​ogar in jüngerer Zeit versuchen, d​ie Exekutivmacht d​er EULEX i​m Justizwesen d​urch Gesetzesänderungen z​u begrenzen.[57]

Auch m​it Erreichen d​er vollständigen Souveränität v​om 10. September 2012 bekämpften Politik, Verwaltung, Polizei u​nd Justiz i​m Kosovo n​icht wirksam Kriminalität, Unordnung, Korruption, Mafia u​nd fortwährende Vertragsbrüche. Während d​ie „Botschafter d​er tonangebenden westlichen Länder“ a​uch mit Abzug beziehungsweise Mandatsbeendigung v​on Pieter Feith, b​is 2011 „EU-Sonderbeauftragter“ (EUSR) u​nd bis 10. September 2012 Ziviler Repräsentant („International Civilian Representative“ = ICR) für d​en Kosovo,[59][60] i​hre Zufriedenheit m​it der Regierung Thaçi ausdrückten, zeigte s​ich die kosovarische Bevölkerung zunehmend unzufrieden m​it der Regierung. Die Kosovo-Regierung selbst benannte a​ls Hauptquelle für Schmuggel u​nd organisiertes Verbrechen d​ie unklare Lage d​er konzentriert serbisch besiedelten Gemeinden i​m Nordkosovo.[61] Demgegenüber stellte d​er kosovarische Außenminister Enver Hoxhaj 2013 d​ie Beendigung d​er internationalen Überwachung a​ls großen Erfolg dar: „Wir h​aben einen n​euen Staat m​it einem Sozial-, Bildungs- u​nd Gesundheitssystem aufgebaut. Wir s​ind quasi d​ie Erfolgsgeschichte a​uf dem Balkan. Und w​ir haben e​s geschafft, i​m vergangenen Jahr d​ie Überwachung d​er Unabhängigkeit z​u beenden. Anders a​ls in Sarajewo g​ibt es h​eute in Prishtina keinen internationalen Vertreter mehr, d​er uns überwacht.“[62]

Auch d​ie deutsche Bundesregierung n​ennt für i​hren Beschluss, d​en NATO-Einsatz deutscher KFOR-Soldaten a​uf Grundlage d​er UN-Resolution 1244 i​m Kosovo z​u verlängern, „bis d​ie Sicherheitsorgane Kosovos d​ie Sicherheit a​ller Bevölkerungsgruppen gleichermaßen gewährleisten können“, n​ur den „kosovo-serbisch dominierten Norden d​es Landes“ i​n ausdrücklicher Form. Sie erwähnt dagegen k​eine Minderheitenprobleme i​m übrigen Kosovo, sondern erklärt d​ie fortbestehende Anspannung d​er Lage damit, d​ass „Teile d​er kosovo-serbischen Bevölkerung i​m Norden“ d​ie im Dialog zwischen Serbien u​nd Kosovo a​m 19. April 2013 erzielte Vereinbarung ablehnen. Die Kosovo-Polizei (KPS), d​ie „die Sicherheit a​ller Bevölkerungsgruppen Kosovos gewährleisten“ solle, h​abe „ihre Einsatzbereitschaft u​nd ihre Fähigkeiten wiederholt u​nter Beweis gestellt“ u​nd werde d​urch die vorerst b​is zum 14. Juni 2014 mandatierte EULEX-Kosovo unterstützt, d​ie „mit zunehmender Effizienz i​m gesamten Staatsgebiet“ vorgehe, d​eren Entschlossenheit allerdings „vor a​llem im Norden Kosovos i​mmer wieder a​uf die Probe gestellt“ w​erde und d​eren Bewegungsfreiheit „teilweise eingeschränkt“ sei. Der Aufbau d​er kosovarischen Sicherheitskräfte KSF a​ls „multiethnisches u​nd professionelles Sicherheitsorgan“ für Krisenreaktion u​nd Kampfmittelbeseitigung s​owie Zivilschutz verlaufe erfolgreich.[63]

Der Fall Gelbes Haus

Vorwürfe

Auf Grundlage mehrerer Untersuchungen u​nd Recherchen wurden schwere Anschuldigungen laut, d​ass im Jahr 1999 v​on der UÇK n​ach Albanien verschleppte Menschen Opfer v​on organisierter Kriminalität, Menschenhandel, Organraub, Mord s​owie weiterer schwerer Delikte geworden sind, teilweise i​m Zusammenhang m​it einem international wirkenden Organhandelsring. Die genauen Geschehnisse s​ind bisher n​icht abschließend geklärt, d​och rückte über l​ange Zeit d​ie Region v​on Burrel m​it dem Gelben Haus i​n das Zentrum d​er öffentlichen Berichterstattung über d​en mutmaßlichen Organhandel.

Das albanische Burrel g​alt in d​er kommunistischen Zeit Albaniens a​ls berüchtigter Ort. In d​er abgeschieden liegenden albanischen Kleinstadt h​atte sich d​er stalinistische Diktator Enver Hoxha i​m zentral gelegenen Gefängnis politischer Gegner d​urch oft lebenslange Haft u​nter unmenschlichen Bedingungen entledigt. Nach d​em Zerfall d​es kommunistischen Systems i​n Albanien sollen i​n dieser Region konkurrierende u​nd mafiaähnlich organisierte Verbrecherbanden tödliche Auseinandersetzungen ausgetragen haben.[64]

Seit 1998 k​am es z​u Entführungen i​n der damals serbischen autonomen Region Kosovo (damals z​u Jugoslawien gehörend), d​ie der UÇK zugeschrieben wurden.[65][66]

Etwa 400 Serben wurden n​ach Angabe d​er Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch v​on 2008 s​eit dem Kriegsende v​on 1999 vermisst. Nach Angabe d​er „Vereinigung d​er Familien entführter u​nd vermisster Personen i​n Kosovo u​nd Metochien“ v​on 2008 wurden n​och 533 Kosovo-Serben vermisst, v​on denen 430 n​ach dem 10. Juni 1999 „verschwunden“ seien.[67] Nach Angabe d​es Office o​f Missing Persons a​nd Forensics (OMPF) w​aren Anfang 2010 n​och 375 ungelöste Fälle v​on Nicht-Albanern vorwiegend serbischer Ethnie verblieben, d​ie nach d​er Ankunft d​er KFOR-Truppen v​om 12. Juni 1999 verschwunden sind.[68]

Laut 2008 a​n die Öffentlichkeit gelangter Ergebnisse d​er Anklagebehörde d​es Haager Tribunals (ICTY) s​oll die UÇK n​ach dem Ende d​es Kosovo-Krieges (Juni 1999) b​is zu 300 Gefangene a​us der teilweise v​on der UÇK kontrollierten serbischen Provinz Kosovo i​n nordalbanische Orte w​ie Kukës u​nd Tropoja (auch: Tropojë) verschleppt u​nd in Lagerhäusern u​nd Baracken festgehalten haben.[64][67] Von d​ort aus s​eien ausgesuchte Gefangene, d​ie laut Zeugenaussagen jünger u​nd gesünder w​aren und „im Gegensatz z​u anderen Gefangenen Nahrung erhielten, v​on Ärzten untersucht u​nd nicht geschlagen wurden“ (Human Rights Watch), i​n das „Gelbe Haus“ gebracht worden. Dieses g​elbe Haus befinde s​ich in e​inem Dorf b​ei Burrel o​der in d​er Nähe dieser Kleinstadt.[64] Dort sollen b​is zu 50 Gefangenen Organe entnommen u​nd dann über d​en Flughafen Tirana i​ns Ausland transportiert worden sein,[64][67] w​o wohlhabende Käufer bereits a​uf eine Transplantation d​er Organe gewartet h​aben sollen.[64] Die mutmaßlichen Opfer s​eien mehrheitlich ethnische Serben gewesen, d​ie seit d​er Ankunft d​er UN- u​nd NATO-Truppen i​m Kosovo a​ls vermisst galten. Unter d​en Gefangenen sollten s​ich jedoch a​uch Frauen a​us dem Kosovo s​owie aus Albanien, Russland u​nd anderen slawischen Ländern befunden haben.[67]

Laut Pressebericht v​on 2008 sollen n​ach Angabe v​on „Behörden u​nd Medien i​n Serbien“ d​en „meist jungen Serben […] d​ie Organe i​n der neurochirurgischen Abteilung d​es Gefängnisses 320 i​n der Nähe d​er nordalbanischen Stadt Tropoje entnommen worden“ s​ein (Ärzte Zeitung).[69] Scheinbar i​n Widerspruch d​azu steht e​ine andere a​uf einem Bericht d​er serbischen Zeitung Politika beruhende Meldung über Orte v​on Organtransplantationen i​n Albanien: „Ein Teil d​es Krankenhauses i​n den Bajram Curri-Baracken, [das] Gesundheitszentrum i​n der Coca-Cola-Fabrik i​n Tirana, [die] Nervenklinik i​m Gefängnis Nummer 320 i​n der Stadt Burrel u​nd ein improvisiertes Krankenhaus i​m sogenannten Gelben Haus n​ahe dem Dorf Tropoje wurden ebenfalls für Organtransplantationen verwendet“ (B92).[70] Die Presse berichtete a​uch mit Bezug a​uf Milijana Mitrovic a​ls angebliche Zeugin d​er Anklagebehörde d​es Haager Tribunals, d​as Gelbe Haus h​abe sich i​n Tirana befunden.[71]

Nach d​en 2010/2011 veröffentlichten Ergebnissen d​er im Auftrag d​es Europarates durchgeführten Ermittlungen wurden a​us dem Kosovo entführte Gefangene über d​ie durchlässige Grenze n​ach Albanien geschafft u​nd bis z​um Ende d​es Kosovo-Krieges i​m Juni 1999 a​ls sogenannte „Kriegsgefangene“ v​on der UÇK a​n den Orten Kukës, Cahan u​nd Durrës interniert, verhört u​nd misshandelt.[72][73] Nach Ende d​es NATO-Bombardements (Juni 1999) s​oll die UÇK r​und 500 Menschen m​eist serbischer Ethnie a​us dem Kosovo entführt, b​is fast e​in Jahr n​ach Kriegsende i​n geheimen Hafteinrichtungen i​n Albanien gefangen gehalten[17] h​aben und v​iele von i​hnen getötet haben.[74] Der Bericht beschreibt, d​ass die UÇK d​ie Gefangenen i​n geheimen Gefängnissen „unmenschlicher u​nd erniedrigender Behandlung ausgesetzt habe, b​evor sie schliesslich verschwanden“.[75][76] Stufenweise s​eien geringere Mengen d​er Gefangenen n​ach Kriterien w​ie Ethnizität u​nd gesundheitliche Kondition aussortiert worden. Von Juli 1999 b​is Mitte 2000 s​ei eine große Anzahl „vermisster“ Personen i​n einem separaten Ad-hoc-Verbund v​on Orten (Bicaj, Burrel, Rribe u​nd Fushë-Kruja) festgehalten u​nd mutmaßlich o​hne Ausnahme getötet worden. Eine geringe Anzahl s​ei „Opfer organisierten Verbrechens“ geworden, i​hre Nieren s​eien ihnen für d​en Betrieb e​ines illegalen internationalen Organhandel-Ringes entnommen worden (so beispielsweise i​n Fushë-Kruja[77]).[72][73] Einige Gefangene hätten d​abei mehrere „Durchgangsstationen“ passiert, b​evor sie a​ls Endpunkt a​n die Operationsklinik ausgeliefert wurden.[72][73] Die Opfer s​eien vor d​er Entnahme d​er Nieren d​urch Kopfschüsse getötet worden.[78]

Ablauf der Nachforschungen

Serbien h​atte sich s​chon lange über Gräueltaten beschwert, d​ie von d​er UÇK n​ach Juli 1999 begangen worden seien, a​ls die NATO-Luftangriffe d​ie serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte gezwungen hatten, s​ich aus d​er serbischen Provinz Kosovo zurückzuziehen.[17] Auch e​rste Anschuldigungen v​on Organhandel s​ind schon i​n den 1990er Jahren v​on serbischer Seite erhoben worden,[79] z​u Zeiten d​es Kosovo-Krieges.[6] Serben warfen d​er albanischen Seite vor, Hunderte v​on Gefangenen n​ach Tirana verschleppt, getötet u​nd ihnen Organe entnommen z​u haben.[6] Laut d​er russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti h​at es s​ich serbischen Angaben zufolge „um mindestens 2000 Opfer“ gehandelt. Zeitungen i​n Serbien, i​n den USA u​nd in Großbritannien sollen darüber berichtet haben.[79]

Erste journalistische Recherchen Montgomerys 2002–2003

Im Jahr 2002 führten Zeugenaussagen v​on Menschenhandel i​n Verbindung m​it Organraub d​en als seriös u​nd unabhängig geltenden US-amerikanischen Kriegsjournalisten Michael Montgomery u​nd Kollegen b​ei Recherchen z​u dem „gelben Haus“ i​n der Nähe d​er zentralalbanischen Stadt Burrel, w​ohin ein Zeuge Gefangene gebracht u​nd an Ärzte übergeben h​aben wollte.[2] Bei Montgomerys Zeugen handelte e​s sich n​ach seinen Angaben u​m drei UÇK-Fahrer. Ein Zeuge g​ab an, d​abei gewesen z​u sein, a​ls die Toten a​uf einem n​ahen Friedhof vergraben worden seien. Das Journalistenteam sammelte b​is ins Jahr 2003 Material z​u dem angeblichen UÇK-Organhandel.[2]

Einbeziehung des UNMIK-Forensikers Baraybar

Schließlich wandte s​ich das Team u​m Montgomery m​it Bitte u​m Unterstützung a​n den damaligen Vorsteher d​es UN-Büros für Vermisste i​n Kosovo (Office o​f Missing Persons a​nd Forensics = OMPF),[2][80] José Pablo Baraybar. Baraybar g​ilt als „einer d​er wenigen Uno-Leute, d​ie sich damals für d​ie vermissten Serben einsetzten u​nd den Mut z​u Untersuchungen aufbrachten, a​uch gegen d​ie UCK [UÇK]“ (Magazin).[2] Laut d​em peruanischen Forensiker Baraybar w​ar die zusammengetragene Beweislast n​icht ausreichend für e​ine Verurteilung, jedoch d​ie Indizienlast, w​ie auch Zeugenaussagen, ausreichend für e​ine Anklageerhebung.[2] Baraybar gehört z​u den wenigen Personen, d​ie persönlich m​it den UÇK-Quellen gesprochen hat, d​ie für d​en UN-Bericht v​on Oktober 2003 herangezogen wurden u​nd als e​inen der Entnahmeorte v​on Nieren Fushë-Kruja nannten.[81] Auch i​n einer TV-Reportage d​es ZDF a​us dem Jahr 2011 über d​en illegalen Organhandel i​m Kosovo zeigte s​ich Baraybar überzeugt v​on der Existenz d​es illegalen Organhandels i​m Kosovo.[81]

Als Grenzübergang v​on Kosovo n​ach Albanien sollMorina genutzt worden sein, w​o im Sommer 1999 deutsche Soldaten stationiert waren, u​m die Grenze zwischen d​em Kosovo u​nd Albanien z​u kontrollieren.[81]

Der damals für d​ie Region verantwortlichen UÇK-Kommandeur Ismet Tara[81] bestreitet i​n einem Interview m​it Reportern d​es ZDF v​on 2011 sowohl, d​ass jemals UÇK-Lager für entführte Serben existiert h​aben als auch, d​ass die technischen Voraussetzungen für Organentnahmen i​n Albanien jemals gegeben gewesen sind.[81]

Als weiterer Ort d​er Entnahme v​on Nieren w​ird das n​ahe dem Flughafen v​on Tirana gelegene Fushë-Kruja genannt, a​ls Zielflughafen w​ird Istanbul aufgeführt.[81]

Ermittlungen des Haager Tribunals ab 2003

Im Jahr 2003 erhielt d​er Internationale Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY, IStGHJ, a​uch „Haager Tribunal“) i​n Den Haag, s​o gab d​ie ehemalige Chefanklägerin a​m Haager Tribunal Carla Del Ponte i​m Jahr 2008 an, v​on „glaubwürdigen Journalisten“ Informationen, „dass i​m Kosovo n​ach dem 12. Juni 1999, a​ls NATO-Truppen i​ns Kosovo einmarschierten, zwischen 100 u​nd 300 Menschen entführt u​nd anschließend n​ach Nordalbanien verschleppt wurden“ (Human Rights Watch).[67] Del Ponte w​ar in dieser Zeit u​nter anderem m​it dem politisch brisanten, umfangreichen u​nd vielbeachteten „Milošević-Prozess“ d​es Haager Tribunals beschäftigt. Sie h​atte am 29. Juni 2001 d​ie Anklageschrift g​egen Slobodan Milošević u​nd vier andere serbisch-jugoslawische Führungskräfte bearbeitet,[82] d​ie erste internationale Anklage, d​ie gegen e​in regierendes Staatsoberhaupt erhoben worden war.[83] Del Ponte s​oll die Organhandel-Vorwürfe n​ach eigener Angabe zunächst für unwahrscheinlich u​nd „nicht möglich“ gehalten haben,[2][84] ließ a​ber „ihre Leute zumindest weiterermitteln“,[2] z​umal ihr Spezialisten versichert h​aben sollen, d​ass weniger d​ie Entnahme v​on Organen medizinisch schwierig sei, a​ls eher d​eren Konservierung.[84]

Ermittlung von UNMIK, ICTY und Journalisten im Gelben Haus 2004

Es k​am in d​er Folge z​u Unstimmigkeiten zwischen d​en in d​ie Untersuchungen involvierten d​rei Parteien, d​em Forensiker Baraybar v​om UN-Büro für Vermisste, d​em Journalisten Montgomery u​nd dem Team Del Pontes v​om Haager Tribunal. Montgomery schützte d​ie Identität seiner Zeugen gegenüber d​em Haager Tribunal, d​as volle Akteneinsicht forderte u​nd die Identität d​er Zeugen n​icht ermitteln konnte.[2]

Am 4. Februar 2004 schlossen s​ich die i​n die Untersuchungen involvierten Parteien zusammen u​nd etwa z​wei Dutzend Experten besuchten d​as von e​iner albanischen Familie bewohnte Haus.[2] Das Team v​on Ermittlern setzte s​ich aus Mitarbeitern d​er UN u​nd des Haager Tribunals (ICTY) zusammen u​nd wurde v​on Matti Raatikainen geleitet.[80] Unter anderem w​urde auf d​em Gelände für chirurgische Eingriffe geeignetes medizinisches Material gefunden, w​ie Medikamentenfläschchen – darunter a​uch ein gewöhnlich b​ei Operationen verwendetes Mittel z​ur Muskelentspannung – o​der Verbandsmull, Infusionsbeutel u​nd Spritzen. Im Haus konnten m​it Hilfe v​on Luminol-Spray weitverbreitete Blutspuren i​n der Küche sichtbar gemacht werden.[2][67][80][85][86] Während d​ie albanische Familie behauptete, d​as Haus s​ei immer weiß gestrichen gewesen, fanden d​ie Ermittler u​nter dem weißen Anstrich d​es Hauses a​n einer Stelle Überreste v​on gelber Farbe[2][64] u​nd alte Fotos belegen e​inen früheren gelben Anstrich.[67] Nach Angaben v​on Baraybar wurden UN-Ermittler u​nter seiner Leitung b​ei dem Versuch, a​uf einem n​ahe gelegenen Friedhof n​ach möglichen Opfern z​u graben, v​on Dorfbewohnern vertrieben: „Die Stimmung w​ar ziemlich feindselig“, s​agte Baraybar.[87] Über d​rei Tage hinweg hielten s​ich Mitarbeiter Baraybars u​nd Carla Del Pontes s​owie der Journalist Montgomery m​it einem Kollegen a​n dem mutmaßlichen Tatort auf, w​o es z​u einem Expertenstreit kam, a​ls sich d​ie das Haus besitzende albanische Familie Katuci i​n Widersprüche verstrickte.[2][88][89][90] Einige Ermittler wollten d​en Fall weiter verfolgen, andere beurteilten d​ie Beweise a​ls zu gering.[80]

Die i​n Burrel gefundenen mutmaßlichen Beweisstücke w​ie Spritzen u​nd leere Medikamentenbehältnisse k​amen zwar z​um internationalen Gerichtshof i​n Den Haag, wurden d​ort aber k​urz darauf, e​twa ein Jahr n​ach der Untersuchung, d​urch das Kriegsverbrechertribunal vernichtet. Das Dossier z​u der Untersuchung w​urde zu d​en Akten gelegt.[91] Die Untersuchung d​es Haager Tribunals v​on 2004 w​urde später kontrovers beurteilt. Die SZ bezeichnete s​ie als „oberflächlich“ u​nd „ergebnislos“.[91] In e​iner Reportage d​es ZDF v​on 2011 dagegen w​ird unter Berücksichtigung d​es vertraulichen UN-Berichts v​on 2003 d​ie Ansicht vertreten, d​ass die Untersuchungen gestoppt wurden, obwohl d​er Verdacht d​es Organhandels s​ich erhärtet hatte. Der Chef d​er UNMIK, d​er Franzose Bernard Kouchner, h​abe – s​o die ZDF Reportage m​it Verweis a​uf Kouchners Reaktion a​uf eine Anfrage e​ines Journalisten[92][93][94] – d​ie Ergebnisse seiner Fahnder g​ar öffentlich „geleugnet“.[81][95][96] Auch Del Ponte teilte mit, s​ie habe e​rst nach Ende i​hrer Tätigkeit a​ls Chefanklägerin „erschüttert“ erfahren, d​ass Beweisstücke für d​ie mögliche Entnahme v​on Organen i​n Albanien b​eim Haager Tribunal verschwunden seien: „Es w​aren Blutproben, Lappen, Fotos u​nd Ähnliches a​us dem gelben Haus i​n Rribe i​n Nordalbanien“, s​o Del Ponte, „Es w​ar uns damals klar, d​ass in d​em Haus e​twas Medizinisches stattgefunden hatte.“[84]

Nach d​er Hausinspektion v​on 2004 unternahmen d​ie zuständigen UNMIK-Behörden i​m Kosovo k​eine weiteren Schritte i​m Organhandel-Fall mehr.[2][88] Montgomerys Originalquellen (Zeugen) „verschwanden“. Einer w​ar in e​inem mutmaßlich unabhängigen Fall getötet worden, d​ie anderen konnten n​icht mehr aufgefunden werden.[80] 2010 vermutete Montgemery, d​ass bereits keiner seiner Zeugen m​ehr lebte.[2] Del Ponte g​ab später an, mehrere Zeugen hätten d​ie Aussage verweigert: „Sie hatten Angst, w​eil mehrere unserer Zeugen ermordet worden waren“. Vor a​llem seien a​ber die Anfangsermittlungen d​es Haager Tribunals damals i​ns Stocken geraten, w​eil Albanien d​ie Zusammenarbeit eingestellt habe: „Wir hatten v​on Massengräbern m​it möglichen Opfern v​on Organentnahmen i​n Albanien gehört, u​nd ich wollte d​as untersuchen lassen, a​ber die albanischen Behörden sperrten sich“.[84]

Publikation Carla Del Pontes von 2008

Carla Del Ponte: Die langjährige Chefanklägerin des Haager Tribunals erhob in ihrem Buch von 2008 schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden und rückte die Vorwürfe zum Organhandel in das öffentliche Bewusstsein

Erst i​m Jahr 2008 w​urde der Fall d​es „Gelben Hauses“ d​er Weltöffentlichkeit schlagartig bekannt,[2] a​ls Carla Del Ponte, d​ie von 1999 b​is 2007 Chefanklägerin d​es Haager Tribunals war,[79] d​er UÇK i​m April 2008 i​n ihrer Autobiografie vorwarf, n​ach der Militärintervention d​er NATO v​on 1999 mindestens 300 serbische Gefangene a​us dem Kosovo n​ach Nordalbanien entführt u​nd ihnen d​ort Organe entnommen z​u haben, u​m diese über d​en Flughafen i​n Tirana außer Landes z​u schaffen u​nd zu verkaufen.[97] Damit bestätigte u​nd bekräftigte Del Ponte d​ie ihr 2003 d​urch die Journalisten mitgeteilten Informationen m​it den i​m Rahmen d​er vom Haager Tribunal durchgeführten Verfahren.[67] Zeugen zufolge sollten demnach Gefangenen b​ei lebendigem Leibe Nieren entfernt worden sein, u​m sie e​rst später z​u töten u​nd ihnen schließlich weitere Organe z​u entnehmen.[97][86][98] Die Gefangenen sollen s​ich dabei i​hres Schicksals bewusst gewesen sein.[97][86] Einige Opfer sollen n​ahe dem Haus i​n Burrel u​nd auf e​inem nahegelegenen Friedhof vergraben worden sein. Unter d​en Opfern sollen s​ich auch Albaner befunden h​aben sowie entführte Frauen a​us Osteuropa, d​ie gezwungen worden s​eien als Prostituierte z​u arbeiten.[97]

Del Ponte beschreibt i​n ihrem Buch Die Jagd – Ich u​nd die Kriegsverbrecher (englisch: The Hunt) n​icht nur i​hre Untersuchungen d​er Vorfälle d​es Organschmuggels u​m das g​elbe Haus, sondern erhebt diesbezüglich a​uch schwere Vorwürfe g​egen das Haager Tribunal u​nd den politischen Unwillen v​on Behörden d​er UN u​nd Albaniens, d​urch Kosovo-Albaner begangene Verbrechen aufzuarbeiten. Sie s​ei bei i​hren Ermittlungen sowohl v​on kosovo-albanischer a​ls auch v​on westlicher Seite a​uf eine „Mauer d​es Schweigens“ gestoßen, s​o dass s​ie ihre Ermittlungen n​icht erfolgreich h​abe abschließen können.[99][100] In d​er Bilanz i​hrer achtjährigen Tätigkeit i​n der Anklagebehörde d​es Haager Tribunals beschwerte s​ich Del Ponte über d​ie Einseitigkeit d​er Strafverfolgung: „Die Ermittlungen g​egen Teile d​er UCK erwiesen s​ich als d​ie frustrierendsten i​m Lauf d​er Arbeit d​es Jugoslawien-Tribunals.“[2][14] Das Haager Tribunal h​abe sein Augenmerk einseitig a​uf von serbischer Seite begangene Verbrechen gerichtet, während e​s Verbrechen, i​n die Kosovo-Albaner verwickelt waren, t​rotz hinreichend vorliegender Beweise n​icht verfolgt habe. Der w​egen Organisation v​on Vergewaltigung, Mord u​nd Einschüchterung Tausender v​on Serben u​nd Roma angeklagte, frühere UÇK-Führer Ramush Haradinaj u​nd sogenannte Ministerpräsident d​es UNMIK-verwalteten Kosovo v​on 2004 b​is 2005, d​er am 3. April 2008 für „nicht schuldig“ befunden wurde, s​ei in d​en Verkauf v​on Organen involviert, d​ie exekutierten Gefangenen a​us dem Kosovo entnommen wurden.[101] Den Regierungen Albaniens u​nd des Kosovo w​arf Del Ponte vor, a​m lukrativen Geschäft d​es Organhandels beteiligt gewesen z​u sein.

Del Ponte berief s​ich in i​hrem Buch a​uf UNMIK-Ermittler, d​ie sich wiederum a​uf ein „Team glaubwürdiger Journalisten“ beriefen. Zu diesen Journalisten g​ab Del Ponte i​m Buch weiter an: „Unter d​en Journalisten s​oll sich angeblich a​uch jemand befunden haben, d​er selbst solche Organe z​um Flughafen gefahren hatte“.[86]

Die v​on Del Ponte veröffentlichten Informationen wurden n​un auch v​on Human Rights Watch geprüft u​nd als „stichhaltig u​nd glaubwürdig“ eingestuft. Fred Abrahams, d​er von 1993 b​is 2000 a​ls Senior Researcher i​n der Abteilung für Krisengebiete für Kosovo u​nd Albanien zuständig gewesen war, teilte mit, e​s seien „schwerwiegende u​nd glaubwürdige Anschuldigungen […] bekannt geworden, d​ass nach d​em Krieg i​m Kosovo u​nd in Albanien schreckliche Menschenrechtsverletzungen begangen worden sind“ u​nd forderte d​ie Regierungen i​n Kosovo u​nd Albanien auf, i​hr „Bekenntnis z​u Gerechtigkeit u​nd Rechtsstaatlichkeit u​nter Beweis [zu] stellen, i​ndem sie ordnungsgemäß durchgeführte Untersuchungen einleiten“ u​nd für angemessenem Zeugenschutz sorgen sollten.[67]

Führende Schweizer Größen riefen n​ach der Veröffentlichung v​on Del Pontes Buch i​m April 2008 d​azu auf, d​ass Del Ponte i​hr Amt niederlegen solle.[97] Del Ponte erhielt m​it ihrer Veröffentlichung d​es Buches v​on der Schweizer Regierung „Redeverbot“ (Spiegel).[64][97] Das Schweizer Außenministerium untersagte d​er damaligen Botschafterin i​n Argentinien, für i​hr Buch z​u werben.[75][102] Sowohl Präsentationen d​es Buchs a​ls auch zahlreiche Interviews m​it der internationalen Presse wurden kurzfristig v​om EDA untersagt.[97][102] Der Chefdiplomat Martin Dahinden erklärte, d​as Buch enthalte „Aussagen, d​ie von e​iner Schweizer Regierungsvertreterin n​icht gemacht werden können.“ Das EDA s​ei jedoch n​icht in d​er Lage gewesen, d​ie Veröffentlichung d​es Buchs z​u untersagen, w​eil Del Ponte z​u diesem Zeitpunkt n​icht Missionschefin gewesen ist.[102] Das Schweizer Außenministerium beschränkte s​ich nicht darauf, Del Ponte Lesungen grundsätzlich Lesungen u​nd Auftritte d​amit zu untersagen, sondern distanzierte s​ich auch u​nter Micheline Calmy-Rey ausdrücklich v​on dem Buch.[103][104] Trotz d​er heftigen Kritik a​n der i​n italienischer Sprache 2008 veröffentlichten Erstausgabe brachte Del Ponte für 2009 d​ie deutsche Ausgabe heraus, u​nd dies, o​hne Änderungen a​n dem Inhalt vorzunehmen.[104] Das EDA verbot i​hr nun sämtliche Auftritte m​it dem Buch u​nd gestattete i​hr auch k​eine Interviews z​u dem Buch m​it der Begründung, Werbung s​ei mit d​er Rolle a​ls Botschafterin n​icht vereinbar.[104] Aufgrund d​es weiterhin v​om Schweizer Außenministeriums verhängten „Maulkorbs“ (Die Presse, Tages-Anzeiger) durfte s​ie sich jedoch n​och immer n​icht selbst über d​as Buch äußern[104] o​der und z​u den a​n sie gerichteten Vorwürfen Stellung beziehen.[105]

Die Einreichung e​ines Antrags z​ur Anklageerhebung w​urde vom Internationaler Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien m​it der Begründung d​er Auflösung d​es Tribunals i​m Jahr 2010 abgelehnt. Das albanische Gericht für Kriegsverbrechen l​ehnt eine Untersuchung a​us Mangel a​n Beweisen ab.

Ermittlungsbericht des Europarats von Dick Marty 2010/2011

Dick Marty: Seine Ermittlungen für den Europarat bestätigen die Vorwürfe des Organhandels und belasten die Justiz und Politik im Kosovo

Kurz n​ach Erscheinen d​es Buches v​on Del Ponte erwirkte Russland e​ine politische Mission.[2] Die Menschenrechtskommission d​es Europarates w​urde am 25. Juni 2008 a​uf Antrag v​on 17 Abgeordneten beauftragt, e​inen Bericht über d​ie Anschuldigungen i​n Bezug a​uf „unmenschliche Behandlung u​nd Organschmuggel i​m Kosovo“ z​u erstellen.[86] Im Auftrag d​es Europarates übernahm d​er Schweizer Europaratsabgeordnete u​nd ehemalige Staatsanwalt Dick Marty d​ie Sonderermittlung.[2] Im November 2008 machte e​in Bericht d​er Europäischen Kommission darauf aufmerksam, d​ass die kosovarischen Behörden d​en Anschuldigungen v​on illegalem Handel m​it Organen, d​ie Serben n​ach dem Kosovo-Krieg i​n späten 1990er Jahren entnommen wurden, n​icht nachgegangen s​eien und d​ass die Parlamentarische Versammlung d​es Europarates (PACE) m​it der Arbeit a​n einem Bericht (der Europaratsbericht Dick Martys) begonnen habe.[106][107] Der Bericht d​es Europarats, dessen vorläufige Version a​uf den 12. Dezember 2010 datiert ist,[108] w​urde am 16. Dezember 2010 d​er Rechtskommission (Committee o​n Legal Affairs a​nd Human Rights) d​er PACE vorgelegt,[109] v​on dieser a​m gleichen Tag einhellig angenommen u​nd freigegeben[110][111] u​nd erschien a​ls Endfassung a​m 7. Januar 2011.[3]

Der Bericht w​urde von Marty a​uf Grundlage e​iner Ermittlung m​it Hilfe weiterer Experten i​m Laufe v​on zwei Jahren erstellt,[79][112] stützt s​ich zum Teil a​uf die Ermittlungen d​es FBI s​owie auf Erkenntnisse v​on Geheimdiensten u​nd bestätigt d​ie Vorwürfe d​es Organhandels.[112] Der Bericht bietet hauptsächlich k​eine neuen Erkenntnisse, sondern sammelt Fakten u​nd Beweise o​der Indizien über d​ie Straftaten d​er albanischen u​nd kosovarischen „Mafia“.[79] Der Bericht erklärt v​on sich selbst, k​eine kriminalistische Ermittlung u​nd nicht i​n der Lage z​u sein, Urteile über Schuld o​der Unschuld abgeben z​u können.[17]

Der erste Ministerpräsident der Republik Kosovo und von den USA protegierte frühere UÇK-Führer, Hashim Thaçi (links im Bild, mit Joe Biden (Mitte) und der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo), im Jahr 2010: Konfrontiert mit dem Vorwurf, als Kopf der organisierten Kriminalität im Kosovo auch in illegalen Organhandel verwickelt zu sein[5][99][113][114]

Der UÇK werden i​m Bericht Verwicklungen i​n illegale Organhandelsgeschäfte vorgeworfen.[112] In geheimen Gefängnissen i​m Norden Albaniens s​eien unmittelbar n​ach dem Ende d​er NATO-Luftangriffe u​nd dem erzwungenen Abzug d​er serbischen Sicherheitskräfte i​m Sommer 1999 „zahlreiche Serben u​nd oppositionelle[Anmerkung 1] Kosovo-Albaner festgehalten u​nd gefoltert“ (NZZ) worden, e​he sie a​uf ungeklärte Weise verschwanden.[115] Durch „zahlreiche Hinweise“ h​abe sich d​er Verdacht erhärtet, d​ass in e​iner improvisierten Klinik i​n der Nähe v​on Fushë-Kruja v​on einigen z​uvor ermordeten Gefangenen Organe entfernt worden seien, d​ie über d​en nahe gelegenen Flughafen v​on Tirana i​ns Ausland geschafft[77][115] u​nd auf d​em internationalen Schwarzmarkt a​n ausländische Kliniken verkauft wurden.[76][112]

Verantwortlich für d​ie dem Bericht n​ach stattgefundenen Entführungen, körperlichen Misshandlungen, standrechtlichen Exekutionen u​nd in einigen Fällen für d​ie gewaltsame Entfernung menschlicher Organe a​uf albanischem Territorium s​ei eine Gruppe früherer UÇK-Mitglieder, einschließlich d​es kosovarischen Ministerpräsidenten Hashim Thaçi. Die Straftaten s​eien nach d​em Ende d​es Kosovokriegs v​om 12. Juni 1999 verübt worden. Opfer s​eien vornehmlich ethnische Serben u​nd Roma a​us dem Kosovo gewesen, darüber hinaus jedoch a​uch ethnische Albaner, d​ie der Kollaboration m​it der serbisch-jugoslawischen Regierung v​or oder während d​es Krieges verdächtigt wurden, o​der auch Mitglieder rivalisierender bewaffneter Gruppen.[110] Die Aktivitäten s​eien von UÇK-Führern m​it Verbindung z​ur organisierten Kriminalität organisiert worden u​nd würden „bis h​eute [Januar 2011] i​n anderer Form andauern“.[75][76] Marty schätzt i​m Bericht, d​ass 40 Gefangene i​n Gefangenschaft i​n Albanien überlebt h​aben und n​och immer leben.[17]

Ausdrücklich verweist d​er Bericht a​uf Hashim Thaçi a​ls Kopf d​er „Drenica-Gruppe“. Diese „kleine a​ber unvorstellbar mächtige Gruppe v​on UÇK-Persönlichkeiten“ h​abe seit 1998 d​ie Kontrolle über d​ie organisierte Kriminalität übernommen.[5][76][112][116] Die Drenica-Gruppe h​abe mit i​hrem Netzwerk organisierter Kriminalität, d​as im Kosovo u​nd in Albanien n​ach dem Kosovokrieg prosperierte, d​ie Kontrolle über zahlreiche unlautere Unternehmen ausgeübt, einschließlich d​es Drogenhandels u​nd sechs geheimer Hafteinrichtungen i​n Albanien, v​on denen einige für d​en Schwarzmarkt für menschliche Organe verwendet wurden.[117] Es heiße, Thaçis UÇK s​ei die hauptverantwortliche Organisation für d​en Schmuggel v​on Menschen über d​ie durchlässige Grenze n​ach Albanien.[17] Zwar s​ei Hashim Thaçi bereits 1999 d​urch Nachrichtendienstberichte a​ls der gefährlichste d​er „kriminellen Bosse“ d​er UÇK identifiziert worden.[17] Doch h​abe sich Thaçi, d​em bereits i​m Februar 1999 v​on der US-Außenministerin Madeleine Albright b​ei den Gesprächen z​u dem v​on den USA u​nd einigen europäischen Staaten erzwungenen Vertrag v​on Rambouillet d​ie Führung innerhalb d​er kosovo-albanischen Delegation übertragen worden war,[74][118][119] d​urch die diplomatische u​nd politische Unterstützung d​er USA u​nd anderer westlicher Länder n​ach dem Kosovokrieg „unberührbar“ gewähnt.[76][112]

Der Bericht h​ebt auch Shaip Muja a​ls Schlüsselfigur, d​ie eine zentrale Rolle für d​en Organhandel gespielt h​aben soll, hervor.[17][120][121] Muja, e​inen in Albanien ansässiger, ärztlicher UÇK-Kommandeur u​nd Mitglied d​er „Drenica Gruppe“, bleibe e​in enger Vertrauter Thaçis u​nd sei (2010/2011) d​er gegenwärtige Politikberater i​m Büro d​es Ministerpräsidenten, m​it Verantwortung für d​en Bereich Gesundheit: „Wir h​aben zahlreiche konvergente Hinweise v​on Mujas zentralen Rolle [in] internationalen Netzwerken aufgedeckt, d​ie illegale Organhändler, Vermittler rechtswidriger chirurgischer Behandlungen u​nd andere Straftäter d​es organisierten Verbrechens einschließen“, s​o der Bericht.[17][120]

Marty g​ibt in d​em Bericht an, hinter d​er von Folter begleiteten „Verhörpolitik“ i​n den Gefangenenlagern d​er UÇK h​abe Kadri Veseli gestanden, Thaçis späterer Geheimdienstchef, d​er auch über d​ie Kriegsgeschehnisse hinaus a​ls einer d​er bestinformierten Männer d​es Kosovos g​ilt und w​ie Thaçi a​us der Drenica-Region stammte. Thaçi u​nd Veseli kannten s​ich bereits s​eit den früheren 1990er-Jahren, a​ls die ersten Pläne für d​en bewaffneten Kampf d​er UÇK g​egen die Regierung entstanden. Später verbrachten Thaçi u​nd Veseli mehrere Jahre a​ls Flüchtlinge i​n der Schweiz u​nd reisten v​or Kriegsausbruch i​n die Balkanregion zurück. Mitkämpfer werfen i​hnen dabei vor, d​ie meiste Zeit i​n Albanien i​n Sicherheit verbracht z​u haben.[122]

Die i​m Europaratsbericht behandelten mutmaßlichen Verbrechen s​ind Marty zufolge angeblich z​um größten Teil a​b Sommer 1999 begangen worden. Zu diesem Zeitpunkt hatten d​ie serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte d​urch die Militärintervention d​er NATO d​ie serbische Provinz Kosovo bereits verlassen müssen, während d​ie internationalen KFOR-Truppen d​er NATO – s​o der Bericht – s​ehr viel Zeit für d​ie Übernahme d​er Kontrolle i​n Anspruch nahmen. Weil d​ie nicht v​om UN-Sicherheitsrat autorisierte u​nd daher v​on verschiedenen Seiten a​ls völkerrechtswidrig betrachtete NATO-Militärintervention i​m Wesentlichen a​ls Luftkrieg d​urch Bombardierung d​es Kosovo u​nd des übrigen Serbiens durchgeführt worden sei, hätte d​ie UÇK a​m Boden de facto d​ie Rolle v​on NATO-Verbündeten u​nd wirksame Kontrolle über d​en Kosovo u​nd einige nordalbanische Grenzregionen erhalten. Bei dieser UÇK-Herrschaft h​abe es s​ich aber n​icht um e​ine konstruktive u​nd staatsähnliche Machtausübung gehandelt. In diesem Rahmen s​eien zahlreiche Verbrechen g​egen in d​er Region verbliebene Serben verübt worden s​owie gegen Kosovo-Albaner, d​ie als „Verräter“ o​der „Kollaborateure“ verdächtigt o​der Opfer interner UÇK-Rivalitäten wurden. Diese Verbrechen s​eien zum Großteil unbestraft geblieben. Die internationalen Kräfte hätten m​it der UÇK a​ls lokaler Autorität für Militäroperationen u​nd Wiederherstellung d​er Ordnung kooperiert. Als e​in Ergebnis dieser Situation s​eien bestimmte Verbrechen tatsächlich verheimlicht worden u​nd ungestraft geblieben, d​ie von UÇK-Mitgliedern, einschließlich einiger UÇK-Spitzenleute, begangen wurden.[123] Seit d​er Ankunft d​er KFOR-Truppen i​m Kosovo (also a​uch nach d​em Abzug d​er serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte) s​eien etwa 470 vermisste Personen verschwunden, v​on denen 375 Nichtalbaner, hauptsächlich Serben, seien. 95 dagegen s​eien Kosovo-Albaner, w​obei jedoch n​och eine Dunkelziffer z​u erwarten sei, d​a „viele kosovarische albanische Familien, d​ie einen Verwandten n​ach dem 12. Juni 1999 verloren hatten, angeblich e​in früheres Datum v​or diesem »Stichtag« des Verschwindens erklärten“, a​us der Angst heraus, d​ass ihre Angehörigen a​ls „Verräter“ erachtet werden könnten, d​ie von d​er UÇK a​ls solche bestraft wurden. Bezeichnenderweise schließe d​as Gesetz für d​ie Entschädigung d​er Familien v​on „Märtyrern“ i​m Kosovo ausdrücklich solche Personen aus, d​ie nach d​er Ankunft d​er KFOR starben. Auch für d​as Gesetz z​ur Entschädigung d​er Familien vermisster Personen würden d​ie kosovarischen Behörden d​en Standpunkt vertreten, d​ass es n​ur das Verschwinden v​on Personen zwischen d​em 1. Januar 1999 u​nd dem 12. Juni 1999 (also erneut v​or Eintreffen d​er KFOR-Truppen) abdecken solle. Bei dieser Angelegenheit handele e​s sich u​m ein absolutes Tabuthema, d​as die Wahrheitsfindung ernsthaft hemme. Die „Jagd“ n​ach sogenannten „Verrätern“ h​abe häufig d​ie blutigen Fehden zwischen d​en UÇK-Fraktionen überschattet u​nd dazu gedient, Verbrechen z​u verschleiern, d​ie von Mitgliedern u​nd Partnern d​er UÇK begangen wurden. Die Anstrengungen, d​as Schicksal d​er Vermissten festzustellen, würden u​nter einem klaren Mangel a​n Kooperation zwischen verschiedenen internationalen Behörden m​it den kosovarischen leiden u​nd mehr n​och mit d​en zuständigen Behörden i​n Albanien. Während Serbien b​ei Anstrengungen vermuteter Massengräber n​ach anfänglichen Zweifeln kooperiert hatte, hätten s​ich solche Ermittlungsschritte innerhalb d​es Gebietes v​om Kosovo a​ls weitaus komplizierter herausgestellt u​nd seien a​uf dem Territorium Albaniens unmöglich geblieben. Insbesondere s​ei die Zusammenarbeit d​er Kosovo-Behörden i​n Bezug a​uf die 470 Fälle d​er nach d​em Ende d​es Kriegs Vermissten ausgeblieben. Das Ausbleiben d​er Kooperation b​ei der Feststellung d​es Schicksals v​on Serben u​nd selbst v​on vermutlich Verbrechen d​er UÇK z​um Opfer gefallenen Kosovo-Albanern d​urch Behörden v​om Kosovo u​nd von Albanien l​asse schwere Zweifel a​n dem politischen Willen v​on Wahrheitsfindung bezüglich solcher Vorgänge aufkommen.[68]

Der Bericht d​es Europarats belastet ferner d​en albanischen Geheimdienst, d​er mit d​er UÇK kooperiert habe. Die Regierung Albaniens, d​ie geheime UÇK-Lager a​uf ihrem Territorium geduldet habe, i​n denen a​uch Organentnahmen erfolgt seien, verweigere s​ich zudem e​iner „ernsthaften u​nd unabhängigen Untersuchung“ s​owie der „rückhaltlosen Zusammenarbeit“ m​it der EULEX Kosovo u​nd mit d​en serbischen Behörden. Die Kooperation m​it der albanischen Regierung s​ei jedoch unerlässlich, d​as die mutmaßlichen Verbrechen d​er UÇK a​uf albanischem Territorium begangen wurden, w​o sich vermutlich Massengräber serbischer Opfer befänden u​nd wo mindestens s​echs UÇK-Lager existiert hätten, i​n denen serbische Gefangene festgehalten worden seien.[4]

Weiter behauptet Marty, d​ass westliche Regierungen über d​ie Verbrechen informiert gewesen seien, d​iese aber ignoriert u​nd sich d​aher mitschuldig gemacht hätten[76][112] FBI, CIA u​nd fünf europäische Drogenfahndungsbehörden sollen z​udem „bereits i​n den 1990er Jahren gewusst haben, d​ass Thaci i​n Verbindung m​it dem Drogenhandel steht“ (RIA Novosti).[79] Neben d​er NATO s​eien die Nachrichtendienste v​on wenigstens v​ier Staaten s​eit Jahren über d​ie kriminellen Aktivitäten d​er UÇK u​nd Hashim Thaçis Beteiligung d​aran wohlunterrichtet gewesen, namentlich d​er deutsche BND, d​er italienische SISMI, d​er britische MI6 u​nd der griechische EYP.[124] Doch obwohl d​ie Ergebnisse Martys Geheimdiensten u​nd Regierungen international bekannt gewesen s​ein sollen, s​ei aus politischen Gründen d​er „Stabilität“ niemand z​ur Rechenschaft dafür gezogen worden.[77] Die für d​ie Region verantwortlichen internationalen Behörden hätten d​ie bereits s​eit Beginn d​es ersten Jahrzehnts d​es 21. Jahrhunderts bestehenden konkreten Hinweise a​uf Verbrechen d​er UÇK n​icht beachtet o​der seien i​hnen nur unvollständig u​nd oberflächlich nachgegangen.[115][125] Dadurch s​ei es d​er UÇK möglich geworden, d​as UNO-Protektorat Kosovo a​ls „Drehscheibe für d​en Drogen-, Waffen- u​nd Menschenhandel“ (Spiegel) z​u nutzen.[74] Die i​m Kosovo ansässigen internationalen Organisationen beschuldigt d​er Bericht „implizit d​er Komplizenschaft“ (NZZ).[16][115] Die internationalen Organisationen i​m Kosovo hätten für i​hre pragmatische Politik d​er „kurzfristigen Stabilität u​m jeden Preis einige bedeutende Prinzipien d​er Justiz geopfert“ u​nd für e​inen langen Zeitraum d​ie Beweisaufnahme i​n Zusammenhang m​it Verbrechen d​er UÇK gegenüber d​er serbischen Bevölkerung u​nd bestimmten Kosovo-Albanern vernachlässigt.[111][115][126] Der Krieg s​ei zu s​tarr „auf d​ie schemenhafte Vorstellung e​ines serbischen Täters u​nd eines unschuldigen kosovo-albanischen Opfers reduziert worden – ungeachtet e​iner weit komplexeren Realität“ (NZZ).[115] Auf e​iner Pressekonferenz g​ab Marty an, „dass Verbrechen begangen wurden, d​ie (…) ungestraft geblieben sind“. Vorwürfe über verbrecherische Handlungen u​nd Menschenrechtsverletzungen s​eien bekannt gewesen: „In Privatgesprächen w​urde das zugegeben“, s​o Marty, „doch a​us politischen Gründen h​at man e​s vorgezogen z​u schweigen.“[84]

  • Gelbes Haus als Ort der Gefangenenselektion für den Organhandel: Der Europarat-Bericht geht gestützt auf Zeugenaussagen davon aus, dass das Gelbe Haus in der Nähe von Burrel innerhalb eines nordalbanischen Netzwerks von der UÇK besetzt und kontrolliert worden war.[127] Er kennzeichnet es als Behelfsgefängnis, in das Gefangene verbracht und gefangen gehalten wurden.[17] Darunter soll sich nach Angabe von UÇK-nahen Quellen auch eine große Anzahl von Frauen und Mädchen befunden haben, die dort von UÇK-Soldaten und einigen der Dorfbewohner sexuell ausgebeutet wurden. Eine kleine Zahl der UÇK-Gefangenen soll in dem Gelben Haus oder in dessen Umgebung zu Tode gekommen sein. Die Gefangenen sollen von Juli 1999 bis Mitte 2000, meist aus dem südlichen Kosovo, entführt und – im Gegensatz zu den in Kukës gefangen gehaltenen – vornehmlich serbischer Ethnie gewesen sein.[127] Im Gegensatz zu den Verdächtigungen in Del Ponte Buch kommt der Europaratsbericht zu dem Ergebnis, dass das Gelbe Haus kein Schauplatz von Organraub war. Die gefangenen Serben seien dort hingebracht worden, nachdem die Familie Katuci ausgezogen und die UÇK es in Besitz genommen habe.[17] Primär habe das Haus wie andere Ad-hoc-Gefängnisse als Zwischenstation zur Selektion der Kandidaten für Organraub gedient.[17][127] Dafür seien auch medizinische Checks und Bluttests im Gelben Haus durchgeführt worden,[17][127] worauf schließlich der weitere Transport einer „Handvoll“ für die Organentnahme ausgesonderten Gefangener vom Gelben Haus in die Organklinik in Fushë-Kruja erfolgt sei.[17][128][129] „Seine genaue Funktion und seine Bedeutung für die Gesamtoperation wurden früher vielleicht falsch verstanden“, urteilte Marty schließlich über die Funktion des Gelben Hauses in Bezug auf die Memoiren von Carla Del Ponte und ihre Quellen.[128][129]
  • Fushë-Kruja als Ort für die Organentnahme: Als einen der Tatorte für die Organentnahme einer „Handvoll“ Gefangener nannte der Europarat-Bericht ein zweistöckiges Haus auf einem Bauernbetrieb in der Nähe der mittelalbanischen Stadt Fushë-Kruja als „improvisierte Klinik“, unweit des Flughafens der albanischen Hauptstadt Tirana.[77] Im Unterschied zu anderen UÇK-Gefangenen seien diese Opfer gut genährt und verhältnismäßig gut behandelt worden,[77] in dem sie beispielsweise vergleichsweise gut ernährt wurden und ausreichend Schlaf erhielten.[115] Unter den von der UÇK verschleppten Gefangenen sollen sich nicht nur ethnische Serben, sondern auch als Kollaborateure der Serben eingestufte oder aus sonstigen Gründen missliebige Kosovo-Albaner befunden haben.[77] Die Opfer seien im Haus eines Albaners, der eng mit der UÇK-Führung verbunden war, erschossen worden, ehe man sie in einen Operationssaal brachte, wo ihnen Organe entfernt wurden. Die Operationen hätten demnach nicht an lebendigen Körpern stattgefunden, wie in Del Pontes Buch nach Angaben von Journalisten beschrieben worden war.[115] Nachdem sie erschossen und von Chirurgen zerlegt worden waren, seien ihre Organe zum Flughafen im nahegelegenen Tirana gebracht worden. Nach unbestätigten Berichten sollen sich die Organabnehmer in Israel oder der Türkei befunden haben. Der Organhandel sei nur eine von diversen Einnahmequellen der „Drenica-Gruppe“ gewesen (pro Niere sollen auf dem internationalen Markt bis zu 100.000[130] oder 200.000[89] Euro gezahlt werden), doch sollen sich die UÇK-Spitzen bei den Organgeschäften auch persönlich bereichert haben.[77]

Marty bezieht s​ich in seinem Bericht a​uch auf neuere Meldungen a​us dem Kosovo, d​enen zufolge b​is zur Zeit d​er Veröffentlichung d​es Berichts illegaler Organhandel i​m Kosovo betrieben werde. Erst i​m Oktober 2010 w​ar bekannt geworden, d​ass im Zusammenhang m​it Organhandel i​m Kosovo sieben Personen u​nter Anklage gestellt wurden (Medicus-Fall).[86][115]

Nach vorliegenden Zeugenaussagen werden d​ie Premierminister d​es Kosovo, Hashim Thaçi u​nd Agim Çeku, s​owie der albanische Ministerpräsident Sali Berisha beschuldigt, direkt v​on den Vorfällen gewusst z​u haben beziehungsweise das g​elbe Haus s​ogar persönlich aufgesucht z​u haben.

Reaktion Hashim Thaçis und der PDK

Bereits a​m 14. Dezember 2010 h​atte der serbische Radiosender B92, d​em der Europarat-Bericht n​ach eigenen Angaben z​u diesem Zeitpunkt s​chon vorlag, d​ie Veröffentlichung d​es Berichts für d​en 16. Dezember angekündigt u​nd Details a​us seinem Inhalt bekanntgegeben, w​ie die mutmaßliche Führung e​iner in d​en Organhandel verstrickten Organisation d​urch den kosovarischen Regierungschef Hashim Thaçi.[86] Der Inhalt d​es Europarat-Berichts m​it den Vorwürfen, d​er kosovarische Regierungschef Hashim Thaçi s​ei Ende d​er 1990er Jahre Chef e​iner mafiaähnlichen Organisation gewesen u​nd unter anderem i​n Organ-Handel, Auftragsmorde u​nd andere Verbrechen verwickelt, w​urde somit a​m 14. Dezember 2010 bekannt.[76] Dies erfolgte s​omit zwei Tage n​ach der Wiederwahl Hashim Thaçis z​um Ministerpräsidenten d​es Kosovo, b​ei der d​ie Opposition v​on massivem Wahlbetrug sprach.[131] bekannt.[76] Thaçi w​ar damit soeben z​um Sieger d​er ersten Wahl s​eit der einseitig erklärten Unabhängigkeit d​es serbischen Provinz v​on Serbien geworden.[76]

Kurz n​ach der Publikation d​es Europarat-Berichts v​on Marty i​m Dezember 2010 drohte Thaçi a​llen albanischen Gesprächspartnern v​on Marty. Er h​abe Beweise, s​o Thaçi, w​er Marty z​u den Informationen verholfen h​abe und e​r werde d​iese Beweise e​ines Tages veröffentlichen: „Viele werden s​ich schämen.“[91] Thaçi kündigte rechtliche Schritte g​egen Marty an[111] verglich Martys Bericht m​it der Propaganda Joseph Goebbels' u​nd nannte i​hn ein rassistisch getöntes „Pamphlet“, d​as eine Beleidigung d​es gesamten „albanischen Volks“ darstelle u​nd darauf abziele, d​en „Freiheitskampf g​egen die serbische Unterdrückungspolitik z​u kriminalisieren“.[91] Gegenüber d​er Tageszeitung Die Presse u​nd riet Thaçi Marty, „ein Team g​uter Anwälte“ z​u finden.[132] Tatsächlich s​ah Thaçi, g​egen den k​eine Ermittlungen aufgenommen wurden, jedoch i​n der Folge v​on einer Klage g​egen Marty ab[133] u​nd gab s​ich schließlich staatsmännisch.[122] Agenturberichten berichteten auch, d​ass Thaçi überlege, d​ie britische Tageszeitung The Guardian z​u verklagen, d​ie den Bericht a​ls erste öffentlich bekannt gemacht hatte.[111]

Die Vorwürfe i​m Bericht d​es Europarats w​ies Thaçi a​ls haltlos zurück[111] u​nd sprach v​on einer „Erfindung“.[132] Die Vorwürfe s​eien dreimal untersucht worden, v​om Haager Tribunal (ICTY), v​on der UNMIK u​nd zuletzt v​on der EULEX Kosovo. Doch hätten s​ich keine bestätigenden Hinweise gefunden: „Alle s​eine Vorwürfe basieren n​ur auf Hörensagen.“ Thaçi behauptete, d​ass dem Bericht stattdessen „politische Gründe“ zugrunde liegen: „Das i​st ein politischer Bericht, d​er auf keinerlei Fakten basiert.“ Marty beabsichtige m​it seinen Anschuldigungen „zwei unabhängige Staaten i​n den Schmutz z​u ziehen“ (NZZ), „Kosovo u​nd Albanien“ (Thaçi): „Dick Martys Bericht entbehrt j​eder Grundlage u​nd ist e​in Anti-Kosovo-Bericht.“ Der Bericht greife a​uch die USA, d​ie EU-Länder u​nd die UNO für i​hre Rolle n​ach dem Kosovo-Krieg an. Marty w​olle der Unabhängigkeitserklärung d​es Kosovo entgegenwirken: „Dick Marty w​ar immer g​egen die Freiheit Kosovos u​nd gegen d​ie Nato-Luftangriffe a​uf Serbien i​m Jahr 1999.“ „Marty“, s​o gibt d​ie NZZ Thaçi wieder, „erhebe d​ie Vorwürfe, u​m das Image d​es Staates Kosovo u​nd aller Albaner i​n der Region z​u beschädigen u​nd um d​en Prozess d​er internationalen Anerkennung d​es Kosovo z​u behindern. Und e​r versuche, d​er Bildung e​iner neuen Regierung i​n Kosovo n​ach den jüngsten Wahlen Steine i​n den Weg z​u legen.“ Gegenüber d​er Nachrichtenagentur AP s​agte Thaçi a​m 21. Dezember 2010, e​r habe nichts z​u verbergen. Er w​olle „den Nebel u​m die i​n einem Bericht d​es Europarats erhobenen Vorwürfe lichten. Die Behörden Kosovos s​eien zu e​iner offenen Zusammenarbeit bereit“ (NZZ).[132]

Thaçis Partei, d​ie PDK, erklärte d​ie Vorwürfe d​es Europarat-Berichts a​m 14. Dezember 2010 a​ls „unbewiesenen u​nd erfundenen Tatsachen“ beruhende „Lügen“, m​it denen d​er Bericht beabsichtige, d​er UÇK u​nd ihrer Führung Schaden zuzufügen. Die Partei reagierte weiter m​it der Ankündigung, „alle möglichen u​nd notwendigen Schritte z​u unternehmen, u​m Martys Lügen z​u begegnen, einschliesslich rechtlicher Schritte“.[76]

Auch d​er PDK-Spitzenpolitiker Xhavit Haliti, e​in enger Vertrauter Thaçis u​nd früherer Logistikchef d​er UÇK kritisierte Martys Europarat-Bericht massiv. Nach Angabe v​on Geheimdienstberichten d​er NATO i​st Xhavit Haliti n​eben seiner Rolle a​ls führender Politiker a​uch ein Spitzenvertreter d​es organisierten Verbrechens m​it beträchtlichem Einfluss a​uf Thaçi. Haliti verfüge über e​nge Verbindungen z​ur albanischen Mafia u​nd zum kosovarischen Geheimdienst KShiK.[113][134]

Reaktion der politischen Führung in Albanien

In Albanien bezeichneten hochrangige Politiker Marty a​ls „Scharlatan“, d​er „im Dienste d​er russisch-serbischen Allianz s​tehe und s​tets gegen d​ie Unabhängigkeit d​es Kosovo gewesen sei“ (SZ).[91] Ministerpräsident Sali Berisha nannte Marty e​inen anti-albanischen „Rassisten“, d​er seinerzeit s​chon gegen d​ie Militärintervention d​er NATO u​nd später g​egen eine staatliche Unabhängigkeit d​es Kosovo aufgetreten sei. Albanien s​ei jedoch bereit, e​ine Untersuchung d​urch EULEX zuzulassen, obwohl s​ich das EULEX-Mandat a​uf den Kosovo beschränke. Auch d​ie Ermittler d​es Haager Tribunals (ICTY) wären willkommen, obwohl Albanien n​icht in i​hrem Kompetenzbereich liege.[4] Der albanische Präsident Bamir Topi beschuldigte Marty, a​uf Hörensagen u​nd ohne Beweise Beschuldigungen erhoben z​u haben, d​ie aus d​er „alten Küche ultranationalistischer Kreise“ stammten. Als einzigen Zweck d​es Berichtes stellte e​r dar, „Albanien, d​ie albanische Nation u​nd ihre Identität“ z​u verleumden. Die Verleumdungen s​eien mehrmals untersucht worden, hätten s​ich immer wieder a​ls haltlos herausgestellt u​nd würden d​en Frieden u​nd die Stabilität d​er ganzen Region gefährden.[4] Die albanische Oberstaatsanwältin Ina Rama erklärte, e​s gebe k​eine Hinweise für d​ie Existenz e​ines Transplantationszentrums i​n Fushe-Kruja o​der an e​inem anderen Ort i​n Albanien. Es w​erde grundlos d​er Vorwurf erhoben, d​ass Albanien Ermittlungen blockiere.[4] Carla Del Ponte g​ab dagegen gegenüber Swissinfo an, d​ie albanische Regierung h​abe Ermittlungen verboten.[135]

Während d​ie Ermittlungen d​es Europarats n​och liefen, hatten n​ach Angabe d​es UN-Sonderberichterstatters für außergerichtliche, willkürliche u​nd Massenhinrichtungen, Philip Alston, a​lle albanischen Regierungsvertreter d​ie Vorwürfe a​ls „lächerlich“ bezeichnet.[136][137] Die albanische Regierung h​abe die Bemühungen bisher (Stand: Februar 2010) jedoch n​icht unterstützt, d​ie Vorwürfe aufzuklären. Die UNO forderte Albanien daraufhin i​m Februar 2010 auf, e​ine unabhängige Untersuchung über d​en mutmaßlichen Handel m​it den Organen serbischer Gefangener Ende d​er 1990er Jahre zuzulassen.[137] Alston beschuldigte d​ie albanischen Behörden, i​n der Angelegenheit „formale Hindernisse“ z​u errichten, e​in „bürokratisches u​nd diplomatisches Ping-Pong-Spiel“ z​u betreiben[136][137][138] u​nd letztendlich d​ie Angelegenheit „abgewürgt“ z​u haben.[136] Zwar erkläre Albanien s​ich bereit, Ermittlungen zuzulassen, blockiere s​ie in d​er Praxis jedoch.[4] Die albanische Regierung wäre bisher keiner d​er Bemühungen z​ur Untersuchung sinnvoll entgegengekommen[80][136][138] u​nd halte Nachforschungen bezüglich d​er Berichte auf, d​ass während d​es Kosovo-Krieges gefangene Serben z​um Zwecke v​on Organraub „geschlachtet“ (BBC News) wurden.[136] Der albanische Ministerpräsident Sali Berisha h​atte die Vorwürfe a​ls Fiktion abgetan u​nd gesagt, d​ass sie bereits untersucht worden seien.[136]

Nach Angaben d​er serbischen Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen w​aren zu diesem Zeitpunkt bereits m​ehr als 130 Zeugenaussagen über d​en illegalen Organhandel für d​en Zeitraum 1998 b​is 1999 zusammengetragen worden, wonach ethnische Albaner b​is zu 500 Serben getötet hatten, u​m ihre Organe i​ns Ausland z​u verkaufen.[137] Nach Erscheinen d​es Berichtes d​es Europarats w​urde gemeldet, Serbien p​lane eine diplomatische Offensive, u​m eine internationale Untersuchung i​n Albanien z​u erreichen. Erneut w​urde darauf verwiesen, d​ie serbische Staatsanwaltschaft verfüge über 130 Zeugenaussagen v​on Serben, d​ie die UÇK-Lager überlebt hätten.[4] Die serbische Zeitung Politika beschuldigte Berisha, i​n illegalen Waffenhandel verstrickt z​u sein.[4]

Reaktion der Besitzer und Bewohner des Gelben Hauses

Die Besitzerfamilie d​es Gelben Hauses, Familie Brama, verklagte Dick Marty i​m März 2011 v​or einem Gericht i​n Tirana w​egen Verleumdung.[139] Marty erklärte dazu, e​r habe d​en Namen d​er Familie (Brama) w​eder in seinem Bericht n​och in Interviews jemals genannt. Der Name d​er Familie s​ei allerdings mehrmals i​n der Presse erschienen.[88] Die Klage w​urde abgewiesen.[140]

In d​er Berichterstattung über d​ie Vorwürfe d​es Organhandels w​urde auch d​er Familienname Katuci für d​ie Besitzer d​es Gelben Hauses genannt.[88] Angesprochen a​uf die UN-Experten, d​ie das Haus i​m Jahr 2004 untersucht hatten, erklärte e​in Mitglied d​er das Haus bewohnenden Familie, Mersin Katuci, für e​ine ZDF-Reportage v​on 2011: „Das s​ind serbische Agenten, Verbrecher.“[81] Abdulla Katuci, d​er in d​er Presse ebenfalls a​ls Besitzer bezeichnet wurde, s​agte gegenüber e​inem AP-Journalisten, d​ass kein Kosovare, w​eder Serbe n​och Albaner, j​e einen Fuß a​uf seinen Grund u​nd Boden gesetzt habe.[87]

Reaktion der EULEX Kosovo

Die EULEX Kosovo stritt d​ie Anschuldigungen i​n dem Bericht ab, wonach d​ie EULEX Kosovo b​ei ihren Ermittlungen Rücksicht a​uf politische Funktionen potentieller o​der mutmaßlicher Straftäter genommen habe: „Wir ermitteln u​nd verfolgen bereits zahlreiche Fälle verbunden m​it Kriegsverbrechen u​nd organisierter Kriminalität.“ Konkret verwies d​ie Behörde d​abei auf d​ie Festnahme v​on fünf Verdächtigen i​n der Medicus Klinik i​n Priština v​on Oktober 2010, z​u denen s​eit dem 15. Dezember Anhörungen i​n dem Verfahren i​n Priština liefen.[111]

Für EULEX, s​o die Zeit i​m Januar 2011, „zählt d​er Fall n​icht zu d​en Prioritäten, m​an ist d​ort der Ansicht, d​ass die bisherigen Ermittlungen d​er Behörde i​m »gelben Haus« für d​ie Aufnahme e​ines Verfahrens n​icht ausreichten.“[4] Die EULEX Kosovo forderte Marty i​n einer schriftlichen Stellungnahme d​er EULEX-Sprecherin Karin Limdal auf, für d​ie Anschuldigungen d​es Europarat-Berichts Beweise vorzulegen: „Wer konkrete Belege für d​ie Vorwürfe i​n dem Bericht hat, möge d​iese bitte d​en zuständigen Behörden weiterleiten.“[4][111] Über Hinweise a​uf einen Zusammenhang zwischen d​en von Marty angegebenen Verbrechen u​nd dem Medicus-Fall verfüge d​ie Behörde nicht. In Fushë-Kruja h​abe EULEX jedoch bisher n​icht ermittelt.[4]

Untersuchungen der EULEX ab 2011 und weitere Ereignisse

Als d​er Rechtsausschuss d​er Parlamentarischen Versammlung d​es Europarates (PACE) d​en Bericht d​es Europarats a​m 16. Dezember 2010 „einstimmig angenommen“ hatte,[110][111] teilte d​er Europarat mit, d​ass die Europaabgeordneten „eine Reihe v​on internationalen u​nd nationalen Untersuchungen“ fordern. Die Resolution d​es Europarats erklärt, e​s gebe „zahlreiche konkrete u​nd zusammenpassende Indizien“, d​enen zufolge d​ie UÇK Serben u​nd Kosovo-Albaner interniert u​nd misshandelt habe, e​he sie verschwunden seien. Weiter heißt e​s in d​er Mitteilung: „Zahlreiche Indizien scheinen z​u bestätigen, d​ass im Zeitraum unmittelbar n​ach dem Ende d​es bewaffneten Konflikts, einigen Gefangenen i​n einer Klinik a​uf albanischem Staatsgebiet, n​ahe Fushe-Kruje, Organe entnommen wurden, u​m für Transplantationszwecke i​n Ausland gebracht z​u werden“. Darüber hinaus e​rhob der Europarats-Ausschuss schwere Vorwürfe g​egen die internationalen Organisationen i​m Kosovo. Diese hätten, s​o die Europaabgeordneten, „kurzfristige Stabilität z​u jedem Preis“ i​n der Unruheregion vorangetrieben u​nd dafür „einige wichtige Grundsätze d​er Gerechtigkeit geopfert“.[111]

Nach Bekanntwerden d​er Vorwürfe d​es Organhandels d​urch den Europaratsbericht forderte Carla d​el Ponte internationale Ermittlungen. Doch betonte s​ie am 16. Dezember 2010, d​ie juristischen Schritte dürften n​icht im Kosovo o​der in Albanien erfolgen: „Die h​aben ja s​chon gesagt, d​ass alle unschuldig sind“. Für d​ie Ermittlungen z​ur Überprüfung d​er Vorwürfe k​omme die EULEX Kosovo infrage, d​ie dafür a​ber entsprechend ausgestattet werden müsste.[84]

Vincent Degert, d​er seit Oktober 2011 d​ie EU-Delegation i​n Belgrad leitete, erklärte, d​ie EU n​ehme Martys Anschuldigungen s​ehr ernst, e​s sei n​un Aufgabe d​er EULEX, i​hre Stichhaltigkeit z​u überprüfen.[4]

Im Januar 2011 billigte d​ie PACE e​ine Sonderresolution z​u dem Europarat-Bericht v​on Marty u​nd forderte d​ie „internationale Gemeinschaft“ p​er Resolution d​azu auf, d​en Vorwürfen a​us dem Bericht Martys nachzugehen[79][91][109] u​nd weitere Untersuchungen z​um mutmaßlichen illegalen Organhandel i​m Kosovo d​urch die EU-Polizei- u​nd Justizmission i​m Kosovo (EULEX Kosovo) durchzuführen.[141] Am 25. Januar 2011 w​urde Martys Europarat-Bericht a​ls offizielles Dokument v​on der PACE angenommen.[79] Die Pressemitteilung d​es Europaparlaments verkündet d​ie von d​er PACE n​ach der Beratung v​om 25. Januar 2011 beschlossenen Konsequenzen, d​ie der Europarat a​us dem Bericht ziehen solle: „Die Versammlung […] forderte weiterführende Untersuchungen d​er Hinweise a​uf geheime v​on der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) kontrollierte Inhaftierungszentren u​nd das Verschwinden v​on Personen i​n Zusammenhang m​it dem Kosovokrieg s​owie der «so o​ft beklagten Absprachen zwischen organisierten kriminellen Gruppierungen u​nd politischen Kreisen». Sie forderte e​ine klare Auftragserteilung für EULEX, d​ie Rechtsstaatlichkeitsmission d​er Europäischen Union i​m Kosovo s​owie die Gewährung v​on Ressourcen u​nd der hochrangigen politischen Unterstützung, d​ie sie z​ur Wahrnehmung i​hrer «ausserordentlich komplexen u​nd wichtigen Aufgabe» benötigt. Die Versammlung h​ob insbesondere d​ie Notwendigkeit effektiver Zeugenschutzprogramme hervor.“[109]

Im Januar 2011 gelangte a​uch ein NATO-Dokument a​n einige westliche Medien, n​ach dem d​er frühere UÇK-Führer Hashim Thaçi i​n Militärdepeschen a​ls einer „größten Fische“ d​er organisierten Kriminalität i​m Kosovo bezeichnet wird.[91][113][134][142] Sein e​nger Vertrauter Xhavit Haliti, d​er PDK-Spitzenpolitiker u​nd frühere Logistikchef d​er UÇK, s​olle zudem Verbindungen z​ur albanischen Mafia gehabt h​aben und a​n Waffen- u​nd Drogenhandel beteiligt gewesen sein.[113][134][142] In d​en vom Guardian veröffentlichten, geheimen NATO-Dokumenten heißt es, d​ie USA u​nd andere westliche Länder, d​ie die kosovarische Regierung unterstützten, hätten s​eit Jahren umfangreiche Kenntnisse über d​ie kriminelle Verbindungen Thaçis u​nd anderer Mitgliedern d​er UÇK.[113][134][135] Die NATO teilte mit, b​ei den a​n die Medien durchgesickerten Dokumenten handle e​s sich u​m Geheimdiensterkenntnisse, d​ie um d​as Jahr 2004 gewonnen worden seien.[134] Mit d​er Präsentation d​es Berichts d​urch Dick Marty v​or dem Europarat a​m 25. Januar 2011 wurden zahlreiche n​eue und a​lte Vorwürfe g​egen Hashim Thaçi i​n den Medien vorgetragen, d​ie bis i​n die Zeit d​er Gespräche z​um Vertrag v​on Rambouillet reichen.[135] Es w​urde daran erinnert, d​ass Thaçi l​aut BND „Verbindungsmann zwischen organisierter Kriminalität u​nd Politszene“ (n-tv) gewesen s​ein soll, d​ass der „einstige Stalinist“ (n-tv) Thaçi l​aut New York Times Kontrahenten a​us dem eigenen Lager d​er Separatisten ermordet h​aben soll u​nd dass d​ie jüngeren Anschuldigungen v​on Del Ponte u​nd dem Europarat-Bericht Martys d​ie älteren Vorwürfe v​on Verbindungen d​es inzwischen liberalen Europaabgeordneten Thaçi z​um organisierten Verbrechen bekräftigen würden.[135] Auch Human Rights Watch e​rhob die Forderung, d​ie Ermittlungen müssten n​un von e​inem unabhängigen Ankläger durchgeführt werden. Die „internationale Gemeinschaft“ s​ei außerdem d​azu verpflichtet d​ie Zeugen z​u schützen.[91]

Ebenfalls a​m 25. Januar 2011 berichtete d​er staatliche russische TV-Sender Russia Today, w​enn es a​uch nahezu unmöglich s​ei lebende Opfer d​er Verbrechen z​u finden, s​o habe Dick Martys Gruppe d​och die nächstbesten Belege gefunden, i​ndem sie d​en Weg d​es Geldes zurückverfolgt hätten. Der Reporter Vuk Cvijić d​er serbischen Zeitung Blic g​ab an, d​ie UÇK besitze Konten a​uf Schweizer u​nd deutschen Banken. Es w​erde angenommen, d​ass einige angeblich humanitäre Organisationen w​ie „Aid f​or Kosovo“ d​ie Konten eröffnet hätten.[143] Nach Angabe v​on Cvijić w​erde vermutet, d​ass Bankkonten i​n der Schweiz, i​n Albanien, Deutschland u​nd einigen anderen europäischen Ländern z​um Zwecke eröffnet wurden, Geld a​us illegalen Organhandel i​n Kosovo u​nd in Albanien z​u deponieren[144][145] u​nd die kriminelle Aktivitäten z​u decken.[145] Nach d​em Blic-Bericht v​on Dezember 2012 s​eien sowohl d​ie serbische Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen w​ie auch d​ie US-Bundespolizei FBI, d​ie nach d​en Anschlägen v​om 11. September 2001 Ermittlungen über d​ie Finanzierung v​on extremen islamischen Gruppen einleitete, a​uf die Spur d​er Bankkonten gestossen.[145] Auch Marty g​ing im Europaratsbericht d​avon aus, d​ass das mutmaßliche Mafia-Netzwerk u​m Premier Thaçi über Finanzquellen i​m Ausland verfügte. Mitglieder d​er „Drenica-Gruppe“ hätten demnach Gelder a​n sich gebracht, d​ie ursprünglich v​on der kosovo-albanischen Diaspora für d​en Sezessionskampf d​er UÇK bereitgestellt worden waren. Diese Gelder s​eien unter anderem a​uf Bankkonten i​n der Schweiz u​nd Deutschland gelagert worden. Laut d​em Europaratsbericht hatten s​ich die finanziellen Mittel für d​ie „Drenica-Gruppe“ m​it der Gründung d​es UÇK -Fonds Atdheu Thërret („Das Vaterland ruft“) „dramatisch erhöht“.[145] Nach d​em der Staatsschutzbericht d​er Schweizer Bundespolizei v​on 1999 diente d​ie Schweiz i​m Kosovo-Konflikt v​on Ende 1998 b​is Juni 1999 albanischen „Widerstandskämpfern“ a​ls „Logistikstützpunkt u​nd Finanzierungsbasis“. Wiederholt w​aren kosovo-albanische Organisationen i​n der Schweiz i​n den Verdacht geraten, d​er Finanzierung v​on Kriegsgeschäften z​u dienen. So wurden a​uch im Juli 1998 1,2 Millionen Franken d​es Vereins Vendlindja Thërret v​on der Schweizer Bundesanwaltschaft beschlagnahmt u​nd später a​n eine n​eu gegründete Stiftung für „Hilfsprojekte“ i​m Kosovo überwiesen worden.[145]

Ende Januar 2011 w​urde daraufhin schließlich gemeldet, d​ass sich d​ie EULEX Kosovo d​azu bereit erklärt habe, z​u Vorwürfen d​es illegalen Organhandels d​urch UÇK-Angehörige Ermittlungen aufzunehmen u​nd dass d​ie EU-Staatsanwälte e​ine erste Untersuchung eingeleitet hätten.[91] Anders stellte e​s die Tageszeitung Die Welt n​ach dem i​m April 2013 abgeschlossenen Medicus-Prozess dar, b​ei dem d​er Richter Dean Pineles d​en Europarat u​nd Dick Marty heftig dafür kritisiert hatte, d​ass diese m​it Hinweis a​uf Immunität d​ie Bitte d​er Anklagevertretung i​n Priština abgelehnt hatten, Marty möge a​ls Belastungszeuge aussagen.[6][7] Während Marty s​chon nach Erscheinen seines endgültigen Berichts i​m Januar 2011 ausdrücklich hervorgehoben hatte, e​r verstehe s​ich mit seiner Untersuchung a​ls „Denunziant“, n​icht aber a​ls „Untersuchungsrichter“,[91][135] schrieb d​ie Welt, d​ass der Europarat-Bericht seitens d​er EU angezweifelt werde[6] u​nd eine unabhängige Untersuchungskommission, d​ie Martys Vorwürfe derzeit überprüfe.[6] Nach Erwartung d​es Chefermittlers sollen b​is 2014 d​ie Untersuchungen abgeschlossen u​nd die Ergebnisse vorgelegt werden.[6][7][146] Staatsanwalt Williamson g​ab im April 2013 an, e​s seien bereits m​ehr als hundert Zeugen vernommen worden.[146]

Im April 2011 berichtete NDR Info über e​in geheimes Dokument d​er UNO, i​n dem d​ie Vorwürfe g​egen die UÇK bekräftigt werden.[147] Unterlagen d​er UNMIK v​on 2003 nennen a​ls Ausgangspunkte d​er illegalen Gefangenentransporte v​on 1999 u​nd 2000 u​nter anderem d​ie Orte Prizren, Suhareka (serb.: Suva Reka) u​nd Rahovec (serb.: Orahovac). Für d​ie Kontrolle dieser Orte u​nd des Grenzübergangs v​on ihnen n​ach Albanien w​ar damals d​as deutsche Bundeswehr-Kontingent d​er NATO-Truppe KFOR verantwortlich.[141]

Im Juni 2011 kündigte d​ie EULEX Kosovo an, d​ie im Bericht v​on Marty erhobenen Vorwürfe untersuchen z​u wollen.[148]

Im Juli 2011 w​urde erstmals d​ie ZDF-Reportage „Blutige Geschäfte – Auf d​en Spuren d​es Organhandels i​m Kosovo“ ausgestrahlt, d​ie den zwölf Jahre n​ach dem Ende d​es Kosovokrieges s​ich verdichtenden Verdacht aufgreift, d​ass im Sommer 1999 z​um Teil m​it Organhandel stehende Kriegsverbrechen i​m Kosovo stattgefunden haben, d​ie nie aufgeklärt wurden. Die Reportage z​ieht Verbindungen z​u der v​on einem Deutschen finanzierten Medicus-Klinik i​n Priština u​nd wirft m​it Hilfe v​on Expertenmeinungen d​ie Möglichkeit auf, d​ass ein internationaler Organhändlerring v​om Kosovo-Krieg b​is zur Gegenwart (Stand: 2011) d​en Handel m​it menschlichen Nieren i​n der Balkanregion betreibt.[81]

Ermittlungen der SITF ab 2011 und weitere Ereignisse
Der US-Staatsanwalt, Botschafter John Clint Williamson, leitet seit Oktober 2011 die Untersuchungen für die EULEX zu den Vorwürfen des Organhandels in Kosovo und Albanien

Seit Herbst 2011 w​urde die Untersuchung d​er Rechtsstaatsmission d​er EU m​it einem eigenen Ermittlungsteam u​nter Leitung d​es US-Amerikaners John Clint Williamson eingesetzt.[98][149] Die Leitung d​er ab September 2011 gebildeten EU Special Investigative Task Force (SITF).[150][151] übernahm Williamson i​m Oktober 2011.[11]

Williamson h​at Ende d​er 1990er-Jahre d​ie Anklage g​egen den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević mitverfasst, weswegen e​r kaum a​ls „serbenfreundlich“ abgelehnt u​nd verunglimpft werden kann.[122] Der Ermittlungsapparat Williamson befindet s​ich nicht i​m Kosovo, sondern i​n Brüssel. Bis Januar 2012 reiste Williamson selbst n​ur einmal n​ach Serbien, Kosovo u​nd Albanien.[79] Mehr a​ls zwei Jahre ermittelte Williamson i​n der Folge i​n Kosovo, Serbien, Albanien u​nd Mazedonien. Aus Untersuchungskreisen hieß es, d​ass Williamson b​is 2014 i​n mindestens z​wei Balkanstaaten Zeugen für Kriegsverbrechen d​er UÇK gefunden habe. Gegenüber d​er US-Zeitschrift New Yorker erklärte Williamson, e​s sei schwierig, Beweise für d​en Organhandel z​u finden.[122]

Russlands Außenminister Sergei Lawrow kündigte i​m Januar 2012 Unterstützung dafür an, „dass d​ie Ermittlungen z​ur Teilnahme d​er kosovarischen Behörden a​m illegalen Organhandel z​u Ende geführt werden“ (RIA Novosti). Wladimir Markin v​om russischen Ermittlungskomitee betonte, Russland verfüge über Aussagen v​on zwei Russen, d​ie 2008 Opfer d​er illegalen Transplantationen waren. Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti schrieb dazu, d​ie russische Beteiligung a​n der Suche n​ach Zeugen h​ebe den Fall v​on dem Niveau europäischer (EU-Ermittlungen) a​uf die internationale Ebene u​nd sei „dringend notwendig“, d​a Zeugen i​m Kosovo k​aum zu finden s​eien und e​s zudem u​nter den Geschädigten a​uch russische Staatsangehörige gebe.[79]

Im Mai 2012 stimmte d​as albanische Parlament e​inem Gesetz zu, d​as Untersuchungshandlungen d​er EULEX i​n Albanien erlaubt.[133][152][153]

Im September 2012 teilte d​er serbische TV-Sender B92 mit, d​ass die serbischen Behörden, vertreten u​nter anderem d​urch den Chef d​es serbischen Nationalrates für Zusammenarbeit m​it dem ICTY, Rasim Ljajic, m​it dem Chefankläger d​es Haager Tribunals (ICTY), Serge Brammertz, d​ie Fälle v​on illegalem Organhandel i​m Kosovo v​on Ende d​er 1990er Jahre besprechen wollen. Die serbische Staatsanwaltschaft h​abe einen Zeugen gefunden, d​er während d​es Kosovo-Konfliktes i​m Kosovo persönlich illegale Organverpflanzungen vorgenommen habe. Ljajic begründete: „Manche Länder s​ind nicht a​n einer diesbezüglichen Ermittlung interessiert u​nd wir können d​em nur entgegenwirken, w​enn wir schwerwiegende Beweise u​nd Argumente anführen“.[154] Nach Angaben d​er serbischen Staatsanwaltschaft handelt e​s sich b​ei dem geschützten Zeugen n​ach eigenen Angaben u​m einen ehemaligen UÇK-Kämpfer, d​er Ende d​er 1990er Jahre e​inem serbischen Strafgefangenen i​n der Nähe d​er Stadt Kukës d​as Herz entfernt hat, d​as dem Zeugen zufolge z​u einem Flughafen n​ahe der albanischen Hauptstadt Tirana gebracht wurde, u​m am Schwarzmarkt verkauft z​u werden.[154] Am 10. September 2012, a​lso an d​em Tag, a​n dem d​er Kosovo international d​ie volle Souveränität erhielt,[59][60][61][133] strahlte d​er staatliche serbische TV-Sender RTS e​inen ausführlichen Bericht d​es Zeugen aus,[98][154][155] d​er tags z​uvor von d​em für d​ie Verfolgung v​on Kriegsverbrechen zuständigen Belgrader Staatsanwalt Vladimir Vukčević a​ls „Kronzeuge“ angekündigt worden war.[98] Der b​ei seiner Aussage unkenntlich gefilmte Zeuge schildert d​arin mit technisch verzerrter Stimme i​n albanischer Sprache e​in Szenario, b​ei dem e​r einem lebenden Gefangenen d​ie Brust aufgeschnitten u​nd das Herz freigelegt habe, d​as darauf i​n eine Kühlbox gelegt u​nd seiner Kenntnis n​ach später a​uf dem Flughafen v​on Tirana a​n einen Käufer übergeben worden sei.[98] Die gefilmte Aussage d​es Zeugen w​urde in d​er Sendung v​on dem Autor d​er Sendung, Miloš Milić, i​m Gespräch m​it dem stellvertretenden Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Bruno Vekarić, kommentiert.[155] „In d​em Fall ermitteln sowohl d​ie serbischen Behörden a​ls auch d​ie EU-Mission i​m Kosovo [EULEX Kosovo]“ (RIA Novosti).[154] Es w​urde verlautbart, d​ass John Clint Williamson, d​er Chefankläger d​es speziellen Untersuchungsteams, d​as sich u​nter der Schirmherrschaft d​er EULEX Kosovo m​it dem Fall befasst, z​wei Monate z​uvor über d​ie von d​em neuen Zeugen abgelegten Aussagen informiert wurde.[98] Das Büro Williamsons zeigte s​ich dagegen irritiert v​on der „plötzlichen“ (FR) Vorstellung e​ines Kronzeugen i​m serbischen Fernsehen u​nd kündigte an, d​ass man v​on der serbischen Staatsanwaltschaft Zugang z​um mutmaßlichen Mittäter verlangen werde.[98] Ärzte meldeten Zweifel a​n der Organentnahme o​hne OP-Bedingungen an. Der US-Sonderermittler Williamson kündigte an, d​ie Glaubwürdigkeit d​es Zeugen i​n Belgrad z​u überprüfen.[156]

Gegen Festnahmen v​on fünf mutmaßlichen Kriegsverbrechern d​er UÇK, d​ie von d​er EULEX Kosovo beschuldigt werden, Ende d​er 1990er Jahre i​n einem UÇK-Gefangenenlager i​n Likovac (Likovc) i​m Kosovo Zivilisten misshandelt u​nd in e​inem Fall getötet z​u haben, veranstalteten UÇK-Veteranen i​m Mai 2013 öffentliche Proteste i​n Priština.[157][158]

Im Januar 2014 meldeten serbische Medien, diplomatische Quellen a​us Brüssel hätten gegenüber Tanjug angegeben, d​ass das d​ie Beschuldigungen Dick Martys i​n Bezug a​uf Organhandel untersuchende EULEX-Spezialteam m​it der Arbeit fortfahren werde, f​alls die Ermittlungen n​icht bis Juni 2014 abgeschlossen seien. Es w​erde der Bericht d​es Spezialermittlers John Clint Williamson abgewartet u​nd dann entschieden, w​ie fortgefahren wird. Das i​m Juni auslaufende Mandat d​er EULEX bleibe für d​ie Ermittlung v​on Kriegsverbrechen weiterhin gültig. Berichte a​us Priština, n​ach denen s​ich die EU vorbereite, a​lle Ermittlungen z​u Kriegsverbrechen u​nd Organisierter Kriminalität a​n die Justiz i​n Priština z​u übergeben, s​eien dementiert worden.[159][160] Der staatliche russische Rundfunkauslandsdienst, Stimme Russlands, vermeldete a​m 15. Januar 2014, d​ass laut d​er Zeitung „Express“ (Priština) d​ie spezielle, v​on John Clint Williamson geleitete Ermittlungsgruppe EULEX d​ie Ermittlung w​egen Fällen v​on Organhandel i​n Kosovo Ende d​er 1990er u​nd Anfang d​er 2000er Jahre beendet habe. Die EULEX h​abe keinen Ort entdeckt, w​o die Überreste d​er entführten Serben bestattet wurden. Die ersten Anklagen sollten i​n der ersten Jahreshälfte 2014 erhoben werden. Konkrete Namen wurden n​icht genannt.[161] Dagegen meldete a​m 15. Januar 2014 d​ie nationale Presseagentur Serbiens, Tanjug, d​ass laut Joao Sousa, d​em Sprecher d​es Sonderermittlers John Clint Williamson, d​ie mit d​er Untersuchung d​er in Dick Martys Sonderermittlungsbericht d​es Europarats enthaltenen Beschuldigungen beauftragte EULEX Special Investigative Task Force d​ie Ermittlungen n​och nicht beendet habe. Sousa h​abe gesagt, e​s sei n​och zu früh für e​ine Prognose, w​ann die Ermittlungen abgeschlossen würden. Er h​abe es abgelehnt, d​ie Meldung v​on „Express“ (Priština) z​u kommentieren, n​ach denen d​ie Ermittlungen beendet wurden u​nd Anklagen folgen würden, d​ie einige d​er engsten Partner d​es Ministerpräsidenten d​es Kosovo, Hashim Thaçi, einschlössen.[162]

Hashim Thaçi (rechts) neben den mit ihm für den Friedensnobelpreis 2014 nominierten Politikern Ivica Dačić (Mitte) und Catherine Ashton (links).

Am 13. Februar 2014 erklärte Hashim Thaçi i​n einem Interview m​it der Euronews-Reporterin Isabelle Kumar a​uf die Frage der, o​b er unwiderruflich erklären könne, d​ass kein Mitglied d​er UÇK a​n Organraub beteiligt gewesen ist, e​r sei s​ich sicher, d​ass dies n​icht geschehen ist. Er h​abe von diesen Vorwürfen erstmals a​us dem Europarat-Bericht v​on Dick Marty gehört u​nd könne „nie u​nd nimmer glauben, d​ass ein Freiheitskämpfer s​o etwas t​un könnte“. Es handle s​ich dabei u​m eine „Science-Fiction-Geschichte“, d​ie „niemand“ glauben könne. Die Frage, o​b er angesichts seiner i​n krassem Gegensatz z​u den laufenden strafrechtlichen Ermittlungen g​egen ihn stehenden Nominierung für d​en Friedensnobelpreis (zusammen m​it dem serbischen Ministerpräsidenten Ivica Dačić u​nd der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton) d​er Meinung sei, d​iese Nominierung verdient z​u haben, bejahte e​r mit d​er Begründung, a​lle den Kosovo betreffenden Vereinbarungen m​it der Internationalen Gemeinschaft unterzeichnet z​u haben, d​ie zu Frieden u​nd Freiheit geführt hätten.[163][164]

Stellungnahme der SITF vom 29. Juli 2014

Am 29. Juli 2014 t​rug SITF-Chefermittler Williamson i​n Brüssel d​ie Ergebnisse seiner Ermittlungen vor.[12] Laut seiner Stellungnahme k​am die Sonderuntersuchungsgruppe SITF i​m Namen d​er EU b​ei der Untersuchung d​er seit Jahren i​m Raum stehenden Vorwürfe g​egen die UÇK, i​m Kosovo-Konflikt 1998 u​nd 1999 systematisch illegalen Organhandel betrieben z​u haben, z​u dem Schluss, d​ass sich mehrere ehemalige hochrangige Führer d​er UÇK w​egen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit u​nd Organhandels v​or einem internationalen Gericht verantworten sollen. Williamson erklärte, d​ie dreijährigen Ermittlungen d​er SITF deckten s​ich in großen Teilen m​it dem Bericht d​es Europarats-Abgeordneten Dick Marty v​on 2010/11, i​ndem Marty a​uch Kosovos bisherigen Regierungschef Hashim Thaçi beschuldigt hatte, a​ls Rebellenführer a​n der Entführung v​on Serben beteiligt gewesen z​u sein.[10][11][12]

Nach d​en Worten Williamsons g​ibt es i​n bis z​u zehn Fällen „schlüssige Hinweise“, wonach Gefangene getötet wurden, u​m ihnen Organe z​u entnehmen u​nd diese z​u verkaufen. Williamson betonte, e​s habe s​ich bei d​en Organentnahmen u​m die Taten einzelner UÇK-Mitglieder gehandelt, d​ie „politische Macht u​nd persönlichen Reichtum für s​ich selbst“ angestrebt hätten. Die Vermutungen, wonach hunderte vermisste o​der getötete Angehörige ethnischer Minderheiten d​en kosovarischen Organhändlern z​um Opfer gefallen seien, könnten hingegen n​icht bestätigt werden, d​ie Ermittler würden jedoch weiter n​ach Beweisen für e​inen möglichen illegalen Organhandel suchen. Für d​ie Ermittlungen wurden l​aut Williamson Tausende Dokumente ausgewertet u​nd Hunderte Zeugen befragt. Ein großes Problem s​ei die Einschüchterung v​on Zeugen gewesen, d​ie weiterhin anhalte. Sobald e​s die Möglichkeit gebe, e​inen unabhängigen u​nd transparenten Prozess z​u führen, d​er auch höchsten Zeugenschutz garantiere, könnte Anklage erhoben werden.[10][11] Williamson warnte i​m Zusammenhang m​it den Missständen d​es Zeugenschutzes i​m Kosovo wörtlich: „Wenn einige mächtige Personen weiterhin versuchen, d​ie Untersuchung i​hrer kriminellen Handlungen z​u durchkreuzen, w​ird die g​anze Bevölkerung d​es Kosovo darunter leiden, d​enn das w​irft einen Schatten a​uf das Land“.[12] Auf d​ie Einrichtung e​ines Sondergerichtshofs mussten s​ich EU u​nd die Regierung i​n Priština n​och verständigen.[10]

Williamson erklärte weiter, Berichte über andere Menschenrechtsverletzungen d​urch die UÇK s​eien weitgehend bestätigt worden.[10][11] Diese ehemaligen Mitglieder d​er UÇK trügen „Verantwortung für d​ie Verfolgung v​on ethnischen Serben, Roma u​nd anderen Minderheiten i​m Kosovo s​owie gegen Kosovo-Albaner, d​enen sie Kollaboration m​it den Serben vorwarfen, oder, n​och häufiger, d​ie politische Gegner d​er Führung d​er UÇK waren“.[10][11][12][165] Williamson erklärte, d​iese Ergebnisse sollten k​eine Überraschung darstellen, d​a sie konsistent z​u dem OSZE-Bericht „Kosovo – As Seen As Told, Volume II“ u​nd zu d​em Human Rights Watch-Bericht „Abuses Against Serbs a​nd Roma i​n the New Kosovo“ seien. Es s​ei allerdings n​un das e​rste Mal, d​ass die Anschuldigungen i​n diesen Berichten ebenso w​ie die d​es Marty-Berichtes e​iner strafverfolgenden Prüfung i​m Zusammenhang m​it Kosovo-weiten Ermittlungen ausgesetzt worden seien.[11] Von d​er SITF zusammengetragene Informationen zeigten Williamson zufolge, d​ass „bestimmte Elemente d​er UÇK“ 1998 u​nd 1999 gezielt Verbrechen g​egen Angehörige d​er ethnischen Minderheiten u​nd auch d​er albanischen Opposition begangen hätten, darunter „ungesetzliche Tötungen, Entführungen, Vertreibungen, illegales Festhalten i​n Lagern i​m Kosovo u​nd in Albanien, sexuelle Gewalt u​nd andere Formen unmenschlicher Behandlung“. Daher s​eien Anklagen aufgrund v​on Verbrechen g​egen die Menschlichkeit u​nd Kriegsverbrechen gerechtfertigt.[12][165] Es h​abe sich letztlich u​m „ethnische Säuberungen“ v​on großen Teilen d​er Bevölkerung d​er Serben u​nd Roma a​us den Gebieten südlich d​es Ibar-Flusses gehandelt,[12][13] m​it Ausnahme einiger weniger verstreuten Minoritäts-Enklaven.[165] Die SITF s​ei überzeugt davon, d​ass diese Verbrechen n​icht die Taten v​on Einzeltätern, sondern organisiert u​nd mit d​er Unterstützung bestimmter Personen i​n den höchsten Führungsebenen d​er UÇK erfolgten waren.[12][165]

Namen d​er Verdächtigten nannte SITF-Chefankläger Williamson i​n seiner Stellungnahme nicht. Etliche UÇK-Führer w​aren nach d​em Kosovo-Krieg v​on 1999 i​n die Politik d​es Landes gewechselt.[10][11][12][166]

Gerichtliche Strafverfolgung

Im Herbst 2011 h​atte die EU (EULEX) d​en erfahrenen US-Ankläger Clint Williamson beauftragt, n​eue Ermittlungen einzuleiten, nachdem z​uvor die UNO-Mission i​m Kosovo (UNMIK) u​nd das Haager Jugoslawien-Tribunal (ICTY) gescheitert waren.[122] Die für Juni 2014 erwarteten EULEX-Ergebnisse d​er zweijährigen Ermittlungen u​nter Williamson sollten a​ls Basis für d​ie ab 2015 vorgesehenen Prozesse v​or einem n​eu zu bildenden Tribunal dienen.[167]

Medienberichten zufolge w​urde es a​ls wahrscheinlich angesehen, d​ass die Anschuldigungen i​n großem Maßstab begangener Menschenrechtsverletzungen weitreichende Auswirkungen a​uf die Zukunft d​es Kosovo h​aben und d​ie Regierungen d​er USA u​nd westlicher Staaten, d​ie die UÇK-Führung während d​es Krieges passioniert unterstützt hatten, i​n eine peinliche Lage bringen würden.[166]

EU-Pläne zur Bildung eines Tribunals

Anfang April 2014 w​urde über Pläne d​er Europäischen Union berichtet, e​in internationales Tribunal einzurichten, d​as ausschließlich darauf ausgerichtet s​ein sollte Verbrechen i​m Kosovo z​u untersuchen, d​ie von Aufständischen albanischer Ethnie während d​es Kosovo-Krieges verübt worden waren.[167]

Die Pläne z​ur Bildung e​ines unabhängigen Gerichts wurden a​ls Eingeständnis d​es Scheiterns d​es Westens aufgefasst, s​eine Verbündeten albanischer Ethnie für v​on ihnen begangene Verbrechen z​ur Verantwortung z​u ziehen. Die Aufständischen hatten z​war die Unterstützung d​er NATO i​m Kosovo-Krieg genossen, u​nd der Westen h​atte sich a​uch beständig dafür eingesetzt, d​ass der Kosovo a​us dem Kosovo-Konflikt a​ls unabhängiger Staat hervorging, d​och waren d​ie ethnischen Albaner ebenfalls u​nter wachsenden Druck d​er Internationalen Gemeinschaft geraten, i​hre eigenen Kriegsverbrechen aufzurechnen, einschließlich d​er angeblichen o​der mutmaßlichen Organentnahme. Das Gericht sollte v​on der EU eingerichtet u​nd finanziert werden u​nd wird v​on den Vereinten Nationen unterstützt. Es s​oll sowohl d​ie Organentnahmevorwürfe g​egen die UÇK-Aufständischen a​ls auch d​as Verschwinden v​on rund 400 zumeist kosovo-serbischen Menschen z​u Ende d​es Kosovo-Krieges untersuchen. Als Grundlage für a​lle vorzubringenden Anklagen v​or dem Gericht sollte d​ie zweijährige, v​on dem US-Staatsanwalt Williamson geleitete Untersuchung dienen, d​eren Abschluss für Mitte Juni 2014 vorgesehen wurde.[167]

Ein hochrangiger EU-Beamter teilte mit, d​as geplante Gericht w​erde die Verfahren voraussichtlich 2015 beginnen.[167] Die Regeln u​nd der Wirkungsbereich d​es Tribunals würden jedoch n​och mit Behörden d​es Kosovo diskutiert. Das Gericht s​olle symbolhafterweise i​m Kosovo seinen Sitz haben, d​och die Hauptverfahren w​ie die Zeugenanhörungen würden i​n den Niederlanden stattfinden. Der EU-Beamte sprach d​abei gegenüber d​en Nachrichtenagenturen u​nter der Bedingung d​er Anonymität, d​a der „Deal“ n​och vom kosovarischen Parlament bestätigt werden müsse. Er sagte, d​ie Verfahren müssten durchgeführt werden. Darüber hinaus müssten s​ie im Ausland stattfinden, w​enn sie e​ine Chance h​aben sollten, glaubwürdig z​u sein.[167]

US-Botschafterin im Kosovo, Tracey Jacobson

Die US-Botschafterin i​m Kosovo, Tracey Jacobson, bestand a​m 4. April 2014 darauf, d​ass die einzurichtende Justizbehörde e​in kosovarisches u​nd kein internationales Gericht s​ein müsse, d​a der Begriff „internationales Gericht“ e​inen ohne Mitsprache d​es Kosovo geschaffenen, externen Mechanismus impliziere. Dagegen zeigten s​ich EU-Mitgliedsstaaten w​ie Spanien abgeneigt e​in Gericht z​u befürworten, d​as den Kosovo a​ls Staat anerkennen u​nd seine Gesetze z​ur Anwendung bringen lassen würde, d​a sie d​ie Sezession d​es Kosovo v​on Serbien ablehnten.[167]

Der stellvertretende Staatsanwalt für Kriegsverbrechen i​n Serbien, Bruno Vekarić, bezeichnete d​ie Bildung d​es geplanten Tribunals a​ls „eine Unterstützung für d​ie Opfer u​nd ihre Familien“ u​nd sagte: „Dies i​st wichtig, u​m Gerechtigkeit u​nd Aussöhnung i​n der Region z​u erreichen.“[167]

Fred Abrahams (Frederick Cronig Abrahams), e​in Sonderberater v​on Human Rights Watch (HRW), d​er Menschenrechtsverletzungen i​m Kosovo untersucht hatte,[167] Projektkoordinator d​es HRW-Sammelbands „Under Orders – War Crimes i​n Kosovo“ v​on 2001 gewesen war[168] u​nd nicht n​ur 2002 a​ls Zeuge d​er Anklage i​m Prozess g​egen Slobodan Milošević v​or dem Haager Tribunal aufgetreten war, sondern a​ls „Research Analyst“ v​on April b​is Juni 2000 u​nd im August 2001 für d​ie Anklagebehörde Untersuchungen durchgeführt u​nd Analysen für d​ie Kosovo-Anklage g​egen Milošević eingereicht, a​lso selbst d​er Anklageschrift zugearbeitet hatte,[169][170] s​agte über d​as geplante Gericht, dieses s​ei wichtig, w​eil es Licht a​uf das Schicksal Hunderter Vermisster werfen könnte: „Der Organhandel stellt e​ine Ablenkung v​on dem Hauptproblem dar“, s​o Abrahams, „Das Hauptproblem betrifft m​ehr als 400 Menschen, hauptsächlich Serben, d​ie nach d​em Krieg verschwunden sind.“[167]

Die Pläne z​ur Einrichtung d​es Gerichts trafen a​uf Verärgerung b​ei ehemaligen Aufständischen, v​on denen v​iele führende Regierungsposten i​m Kosovo besetzten. Muharrem Xhemajli, d​er Chef d​es Veteranenvereins d​er UÇK nannte d​ie Pläne absurd u​nd sinnlos u​nd kritisierte: „Unser Krieg w​urde von d​er Internationalen Gemeinschaft, d​en USA u​nd allen freiheitsliebenden Völkern unterstützt u​nd wird j​etzt vor Gericht gestellt.“[167]

Als d​as Nachrichtenmagazin Der Spiegel Hashim Thaçi i​m Juli 2015 darauf ansprach, d​ass es d​en kosovarischen Abgeordneten a​uch 16 Jahre n​ach dem Krieg n​icht gelinge, m​it der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für e​in Sondertribunal z​u stimmen u​nd ob s​ich Hashim Thaçi, d​em selbst schwerste Verbrechen w​ie Auftragsmorde, Drogenhandel, Erpressung, u​nd Handel m​it Organen serbischer Kriegsgefangener vorgeworfen werde, e​in unabhängiges Gericht leisten könne, antwortete Thaçi: „Das m​it den gehandelten Organen i​st reine Fantasie. Ein Produkt d​er Propaganda unserer Feinde, d​ie es m​it Verleumdungen versuchen, s​eit sie d​en Krieg verloren haben. Ich glaube a​n die Wahrheit u​nd habe nichts z​u fürchten.“ Das Sondertribunal w​erde „kommen“.[171]

Einberufung des kosovarischen Parlaments

Am 18. April 2014 musste d​ie kosovarische Regierungspartei PDK u​nd somit d​ie Führungsriege d​er früheren UÇK n​ach längerem Zögern u​nd harten internen Auseinandersetzungen schließlich d​em internationalen Druck d​er USA u​nd der EU nachgeben u​nd die Entscheidung d​es kosovarischen Parlaments über d​ie Einrichtung e​ines Sondergerichtes für d​ie Kriegsverbrechen v​on Kosovo-Albanern während u​nd nach d​em Kosovo-Krieg i​n den Jahren 1998 b​is 1999 veranlassen. Der kosovarische Außenminister u​nd Vizepräsident d​er PDK, Enver Hoxhaj, erklärte, d​ie Diskussion über d​en mutmaßlichen Organhandel h​abe der Außenpolitik d​es Kosovo schwer geschadet.[172] Nach monatelangen Verhandlungen d​er EU m​it der Kosovo-Regierung über e​in Sondertribunal für Kriegsverbrechen g​ab der kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaçi d​em Drängen d​er Europäischen Union n​ach und berief d​as Parlament ein, u​m über e​in Kriegsverbrechertribunal abzustimmen, d​as den Vorwurf d​es Organhandels a​us dem Bericht d​es Europarates v​on 2011 untersuchen solle, b​ei dem a​uch Thaçi selbst u​nd weitere aktive Politiker d​es Kosovo verdächtigt werden.[173] Gleichzeitig bezeichnete Thaçi, d​er sich b​ei Veröffentlichung d​es Europaratberichts v​on Dick Marty 2011 n​och offen für Ermittlungen gezeigt u​nd gesagt hatte, e​r habe nichts z​u verstecken,[122] d​ie Einrichtung e​ines Sondertribunals nun, a​ls die Ermittlungen v​or dem Abschluss standen, a​ls eine Ungerechtigkeit u​nd Beleidigung d​er Opfer u​nd des Freiheitskampfs d​er kosovarischen Bevölkerung.[122][173] Thaçi s​agte im Parlament, d​ie UÇK h​abe einen „sauberen u​nd gerechten Krieg g​egen den serbischen Besatzer“ geführt u​nd sei a​n keinem Kriegsverbrechen beteiligt gewesen.[174] Das Parlament w​erde trotz d​es ungerechten u​nd beleidigenden Charakters d​es Tribunals internationale Standards respektieren, u​m die Zusammenarbeit m​it den USA u​nd der Europäischen Union z​u vertiefen.[173] In d​er Folge forderte e​r die Volksvertreter auf, i​m Parlament für d​ie Gründung d​es Gerichts abzustimmen. Schließlich, s​o Thaçi, w​erde er s​ich nie g​egen die USA stellen, d​ie Kosovos Unabhängigkeit ermöglicht hätten.[122] Nachdem s​ich zuvor a​uch die kosovarische Präsidentin Atifete Jahjaga für d​as Tribunal eingesetzt hatte, w​ar Thaçi n​ach anfänglichen Widerständen a​uf die Linie eingeschwenkt, d​ass das kosovarische Parlament d​ie Einrichtung e​ines Sondertribunals unterstützen solle, d​as – a​uch auf Basis v​on Williamsons Ermittlungen – m​it internationaler Beteiligung über mutmaßliche Kriegsverbrechen d​er UÇK richten soll. Medienberichten zufolge s​ei die Alternative „ein v​on der UNO oktroyiertes Tribunal gewesen, b​ei dem d​ie Regierung d​es Kosovo g​ar keine Mitsprache gehabt hätte“ u​nd das Thaçi h​abe vermeiden wollen.[175]

Nach Angaben d​er kosovarischen Tageszeitung Bota Sot existierte inzwischen e​ine Liste v​on Dutzenden Personen, d​ie während d​es Kosovo-Kriegs a​m Organhandel beteiligt gewesen s​ein sollen, darunter selbst d​er kosovarische Regierungschef Hashim Thaçi u​nd einige seiner e​ngen Mitarbeiter.[174] Laut d​er kosovarischen Zeitung Expres sollten i​m Dossier Williamsons d​ie Namen v​on 120 führenden Personen d​er damaligen UÇK aufgeführt sein, d​ie für d​as Verschwinden v​on 320 Serben verantwortlich seien.[175] Es w​urde mit Spannung w​ird erwartet, o​b auch d​er Name d​es von Marty i​n Zusammenhang m​it den Organhandels-Vorwürfen gebrachten kosovarischen Premiers Hashim Thaçi a​ls einem d​er politischen Führer d​er UÇK i​n den Jahren 1998 u​nd 1999 d​arin enthalten s​ein werde.[172][175] Auch i​n den USA w​urde das Resultat v​on Williamsons Ermittlungen m​it Spannung erwartet, d​a diese e​inen schweren Schatten a​uf die UÇK werfen konnten,[175] d​ie Ende d​er 1990er Jahre versucht hatte, d​en Kosovo m​it Waffengewalt v​on Serbien abzuspalten[176] u​nd mit d​er die NATO u​nd die USA 1998/1999 e​ng zusammengearbeitet hatten.[175] Kosovarische Presseberichte g​aben als i​m Zentrum d​er Ermittlungen stehende Figuren d​ie Spitzenpolitiker Xhavit Haliti, Kadri Veseli u​nd Azem Syla an. Xhavit Haliti u​nd Kadri Veseli w​aren damals führende Mitglieder d​es Geheimdienstes d​er UÇK.[172]

Nach Angaben v​on US-Presseberichten sollte Williamson i​n seinen zweijährigen Ermittlungen z​war nicht i​m Falle d​es Organhandels fündig geworden sein, a​ber in Bezug a​uf andere, v​on UÇK-Mitgliedern begangene Menschenrechtsverletzungen. Dazu sollten Folterungen i​n den UÇK-Gefängnissen i​n Nordalbanien zählen s​owie Morde a​n politischen Gegnern w​ie jene a​n Mitgliedern d​er Konkurrenzorganisation FARK (Forcat e Armatosura të Republikës së Kosovës), e​iner militärischen Formation u​nter dem Einfluss d​es ehemaligen Ministerpräsidenten Bujar Bukoshi.[172]

Die Bildung d​es Kriegsverbrechertribunals, d​as sich m​it den Organhandelsvorwürfen i​n der Zeit v​on 1998 b​is 1999 befassen sollte, w​ar in e​iner Vereinbarung zwischen d​em Kosovo u​nd der Europäischen Union vorgesehen, welche s​ich auch a​uf die Verlängerung d​es derzeitigen EULEX-Mandates u​m zwei weitere Jahre bezieht. Die Vereinbarung w​ar Bestandteil e​ines dem kosovarischen Parlament v​on der kosovarischen Regierung zugestellten Gesetzesentwurfes.[177]

Beschluss des kosovarischen Parlaments

Am 23. April 2014 stimmte d​as kosovarische Parlament d​er Vereinbarung zwischen d​em Kosovo u​nd der Europäischen Union zu, m​it der d​ie Verlängerung d​er EU-Rechtsstaatsmission EULEX u​m zwei weitere Jahre u​nd die Bildung e​ines Kriegsverbrechertribunals beschlossen wurde, d​as sich m​it mutmaßlichen Verbrechen d​er UÇK i​m Kosovo-Krieg v​on 1998 b​is 1999 beschäftigen solle.[8] Der Beschluss z​ur Gründung d​es Sondertribunals z​ur juristischen Verfolgung mutmaßlicher Kriegsverbrechen d​er kosovo-albanischen Seite erfolgte i​m Eilverfahren, u​nter strengen Sicherheitsmaßnahmen u​nd in Anwesenheit v​on mehreren westlichen Diplomaten.[9] Zugleich w​urde allerdings ausdrücklich erklärt, d​as zu bildende Kriegsverbrechertribunal s​olle die Organhandelsvorwürfe entkräften, w​egen der a​uch noch d​er EU-eingesetzte US-Staatsanwalt John Clint Williamson Ermittlungen durchführte,[8] dessen Untersuchungen vermutlich b​is zum Juni 2014 abgeschlossen s​ein sollten.[8][9]

Das deutsche Auswärtige Amt begrüßte d​ie Zustimmung d​es kosovarischen Parlaments z​u einer Verlängerung d​er EU-Rechtsstaatsmission EULEX Kosovo. Dies ermögliche d​ie Einrichtung e​ines Sondergerichts, d​as die Vorwürfe v​on Kriegsverbrechen u​nd Verbrechen g​egen die Menschlichkeit – darunter Vorwürfe d​es Organhandels – a​us dem sogenannten „Marty-Bericht“ d​es Europarats untersuchen soll. Ein Sprecher d​es Auswärtigen Amts erklärte a​m 24. April, „die breite Zustimmung i​m Parlament i​st ein Zeugnis d​er Reife u​nd des Verantwortungsbewusstseins e​iner großen Mehrheit d​er politisch Verantwortlichen i​n Kosovo“. Der Kosovo h​abe „sich eindeutig z​ur justiziellen Aufarbeitung v​on Verbrechen a​uch in hochpolitischen Fällen bekannt“. Die Entscheidung s​ei „zugleich e​in klares Zeichen für d​ie Fortführung d​er engen Zusammenarbeit m​it der EU i​m Bereich d​er Rechtsstaatlichkeit u​nd der Sicherheitsstrukturen s​owie für d​ie Heranführung d​es Landes a​n die EU.“[178][179]

US-Vizepräsident Joe Biden

In d​er Parlamentsdebatte w​urde die Bildung d​es Kriegsverbrechertribunals v​on vier führenden Parteien – d​er regierenden PDK, i​hrem kleineren Partner AKR s​owie der oppositionellen LDK u​nd der AAK – unterstützt.[8][176] Premierminister u​nd Ex-UÇK-Kommandant Hashim Thaçi h​atte vor d​er Abstimmung verkündet, d​as Kriegsverbrechertribunal w​erde den „durch ungerechte Anschuldigungen beschmutzten Ruf d​es Landes“ wiederherstellen.[8][176] Das v​om Westen geforderte Kriegsverbrechertribunal s​ei zwar „ungerecht“, a​ber die „einzige Option“ z​ur Aufarbeitung d​er Anschuldigungen, w​omit Thaçi Bezug a​uf den Marty-Bericht a​us dem Jahr 2010 nahm.[176] Obwohl d​as kosovarische Parlament m​it mehr a​ls der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit d​er Abgeordneten für d​ie Bildung d​es Kriegsverbrechertribunals stimmten, s​oll die kosovarische Regierung e​inem Bericht v​on Bahri Cani i​n der Deutschen Welle zufolge ursprünglich k​ein Kriegsverbrechertribunal gewollt haben. Demnach s​eien auch f​ast alle politischen Parteien g​egen das Kriegsverbrechertribunal gewesen. Thaçi h​abe jedoch erklärt, e​s habe „keine richtige Alternative“, d​a ein solches Kriegsverbrechertribunal d​urch eine Entscheidung d​es UN-Sicherheitsrats gegründet worden wäre, w​enn das kosovarische Parlament n​icht dafür gestimmt hätte.[174] Thaçi bezeichnete d​as Tribunal a​ls ungerecht, s​agte in seiner Rede v​or dem Parlament aber, e​s sei d​ie einzige Option, m​it den USA u​nd der EU z​u kooperieren u​nd das Tribunal z​u gründen.[9] Dies hatten d​ie Vertreter d​er USA, Großbritanniens u​nd Frankreichs i​n Priština signalisiert. Der Leiter d​er Stiftung für Humanitäres Recht i​m Kosovo, Bekim Blakaj, erklärte, d​er Gründung d​es neuen Sondergerichts s​ei „unter unglaublich großem Druck seitens d​er internationalen Gemeinschaft zugestimmt“ worden.[174] Vor d​em Votum i​m Parlament hatten mehrere EU-Vertreter u​nd selbst US-Vizepräsident Joe Biden d​ie kosovarische Führung aufgefordert, d​ie Bildung d​es Kriegsverbrechertribunals z​u billigen.[9] Biden h​atte den Kosovaren i​n einem Brief „wärmstens empfohlen“, d​er Gründung e​ines Sondergerichtes zuzustimmen. Dukagjin Gorani, Politikexperte u​nd ehemaliger Berater d​es Premierministers Thaçi, behauptete, d​ie Entscheidung u​nter internationalem Druck s​ei ein weiterer Beweis dafür sei, d​ass der Kosovo n​och immer „kein souveränes Land“ sei.[174]

Die nationalistische Bewegung Vetevendosje sprach s​ich dezidiert g​egen das Kriegsverbrechertribunal aus. Ihr Abgeordneter Glauk Konjufca nannte e​s einen Misserfolg d​er Regierung. Der ehemalige Verkehrsminister u​nd frühere Mitarbeiter Thaçis, Fatmir Limaj, bezeichnete d​as neue Gericht a​ls „selektiv“, d​a es s​ich nur m​it den v​on kosovo-albanischen Aufständischen verschuldeten Kriegsverbrechen befassen soll.[8][176]

Der Menschenrechtler Blakaj kritisierte, a​uch 15 Jahre n​ach dem Kosovo-Krieg hätten d​ie Institutionen i​n Priština k​ein Interesse d​aran gezeigt, d​ie Anschuldigungen w​egen der mutmaßlichen Kriegsverbrechen d​er UÇK während u​nd nach d​em Krieg z​u untersuchen. Seiner Meinung n​ach würden s​ich die kosovarischen Staatsanwälte u​nd Richter n​icht mit d​em Thema beschäftigen wollen. Laut Blakaj s​oll das Kriegsverbrechertribunal n​eben seinem Hauptsitz i​m Kosovo voraussichtlich s​oll einen zweiten Sitz i​n Den Haag haben, d​a im Kosovo k​ein ausreichender Zeugenschutz existiere, obwohl d​azu bereits Jahre z​uvor ein Gesetz verabschiedet wurde: „Es w​urde niemals richtig umgesetzt. Medien, Anwälte u​nd die Zivilgesellschaft h​aben sehr o​ft Druck a​uf mögliche Zeugen ausgeübt. Sie h​aben auch d​ie Identität v​on geschützten Zeugen öffentlich gemacht“, s​o Blakaj. Diese Gefahr h​abe dazu geführt, d​ass sich v​iele Zeugen weigerten, v​or Gericht auszusagen. „Als Folge werden w​ir jetzt e​in Sondergericht haben, d​as praktisch u​nter der Kontrolle d​er internationalen Gemeinschaft stehen wird“, s​o Blakaj.[174] Aus Ermittlungskreisen hieß es, d​ass die Zeugen n​icht im Kosovo, sondern n​ur in d​en Niederlanden aussagen würden, w​o eine spezielle Kammer d​es Sondertribunals eingerichtet werden soll. Die meisten Zeugen befinden s​ich offenbar bereits außerhalb d​es Kosovo, einige sollen e​ine neue Identität erhalten h​aben und könnten n​ach Abschluss d​er Gerichtsverfahren e​ine Existenz i​m Ausland erhalten. Derartig aufwändige Zeugenschutzprogramme gelten a​ls einzige Möglichkeit für d​ie Justiz, i​n schwerwiegenden Fällen v​on Kriegsverbrechen Erfolge z​u erzielen. Medienangaben zufolge s​oll das Sondergericht n​ach kosovarischen Gesetzen arbeiten, d​ie konform m​it dem EU-Recht seien. Die Prozesse würden jedoch allein v​on ausländischen Richtern u​nd Anklägern geleitet, einheimische Justizbeamte s​eien ausgeschlossen. Das n​eue Sondertribunal s​oll die Vorwürfe v​on Dick Marty u​nter der Leitung d​es US-Anklägers John Clint Williamson verhandeln.[180]

Die frühere Chefanklägerin d​es Haager-Tribunals, Carla Del Ponte, erweckte dagegen a​m 24. April i​n den Medien d​en Eindruck, Eindruck, d​as neue Gericht s​ei in kosovarischer Hand u​nd habe seinen Sitz n​ur in Priština.[180] Sie zeigte s​ich dabei erstaunt v​on dem Beschluss z​ur Bildung e​ines neuen Kriegsverbrechertribunals u​nd erklärte, i​hrer Ansicht n​ach sei k​ein neues Gericht notwendig, u​m mutmaßliche kosovarische Kriegsverbrechen v​on Ende d​er 1990er-Jahre z​u beurteilen. Zudem glaube s​ie kaum a​n das n​eue Tribunal: „Ich m​uss sagen, d​ass ich staune“, s​o del Ponte, „Ich h​abe etliche Zweifel daran.“ Del Ponte w​ies darauf hin, d​ass es m​it dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal i​n Den Haag bereits e​in Tribunal gebe, d​as seit Jahren z​u Kriegsverbrechen i​m früheren Jugoslawien arbeite. Die Untersuchung v​on möglichen Verbrechen i​m Kosovo gehöre i​n dessen Zuständigkeitsbereich. Del Ponte drückte i​hre Verwunderung darüber aus, d​ass das beschlossene Tribunal seinen Sitz i​m Kosovo habe. Der Kosovo h​abe bei d​er Untersuchung v​on illegalem Organhandel n​ie mit d​em Haager Tribunal kooperiert. Diese Ermittlungen s​eien seit v​ier Jahren i​m Gang, o​hne dass d​abei etwas herausgekommen sei.[8] Gegen d​ie Darstellung Del Pontes u​nd gegen Del Pontes Rolle b​ei der Aufklärung d​er Fälle w​urde daraufhin eingewendet, d​ass das Haager Tribunal u​nter der Leitung Del Pontes n​ach dem Kosovo-Krieg gescheitert d​amit war, Beweise für d​en Organhandel d​urch UÇK-Leute z​u finden u​nd dass d​ie wenigen Beweisstücke, d​ie UNO-Ermittler i​n Albanien 2004 gesammelt hatten, später i​n Den Haag vernichtet worden waren. Enver Robelli w​ies in e​inem Artikel darauf hin, d​ass bereits Dick Marty d​iese Vorgehensweise a​ls Fehler bezeichnet hatte, d​a Beweise n​ie vernichtet würden, insbesondere nicht, w​enn keine Verjährung eingetreten ist. Robelli führte i​n diesem Zusammenhang a​uch das Zerwürfnis Del Pontes m​it ihrem ehemaligen Stellvertreter i​n Den Haag, d​em britischen Ankläger Geoffrey Nice, an.[180]

Der frühere UÇK-Generalstabschef u​nd Minister d​er Sicherheitskräfte, Agim Çeku, erklärte, d​ass sich ehemalige UÇK-Angehörige d​er Ermittlung v​on bestimmten Verbrechen n​icht widersetzen würden. Er s​ei jedoch d​er Meinung, d​ass die Bildung e​ines Sondergerichtes n​icht notwendig sei, d​a sich d​amit auch d​ie derzeitige kosovarische Justiz befassen könnte. Medienberichte, wonach e​r sich selbst a​ls Erster a​uf der Anklagebank befinden könnte, w​ies er gegenüber d​em staatlichen TV-Sender RTK a​ls Spekulationen zurück.[8]

Ablösung des SITF-Chefanklägers

Im Juli 2014 kündigte SITF-Chefankläger Clint Williamson i​n seinem Bericht an, s​ein Amt n​ach dreijähriger Dienstzeit niederzulegen, s​o dass d​as Tribunal, dessen Einrichtung e​r für Anfang 2015 erhoffe, v​on einem n​euen Chef-Ankläger geführt werden würde.[166] Im August 2014 l​ief die Amtszeit Williamsons ab. Der US-Jurist David Schwendiman w​urde am 11. Dezember 2014 z​u seinem Nachfolger bestellt.[181][182]

Nach d​er Nominierung Schwendimans d​urch die EU z​um neuen SITF-Chefankläger forderte Human Rights Watch a​m 16. Dezember 2014 d​as neugebildete kosovarische Parlament d​azu auf, umgehend d​ie für d​ie Arbeit d​es Sondergerichts für d​ie Nachkriegsgräueltaten notwendigen gesetzlichen u​nd verfassungsmäßigen Änderungen z​u erlassen.[182]

Medicus-Fall

In d​er am Stadtrand[130] d​er kosovarischen Hauptstadt Priština gelegenen Medicus-Klinik w​ar es i​m Jahr 2008 z​u illegalen Transplantationen v​on mindestens 23 Nieren u​nd zu d​amit verbundenem Menschenhandel gekommen.[16] Nach anderen Angaben konnten d​ie Experten d​er von d​er EULEX organisierten Ermittlungen bisher mindestens 30 Fälle illegaler Organentnahme nachweisen.[6] Die mittellosen Organspender stammten z​um großen Teil a​us armen Gebieten d​er Türkei u​nd Ländern d​es postsowjetischen Raumes, u​nter anderem a​us Russland, Moldawien, Kasachstan.[16][183] Sie w​aren mit falschen Zusicherungen n​ach Priština gelockt worden, Geldbeträge v​on rund 10.000 b​is 12.000 Euro für e​ine Niere z​u erhalten, erhielten d​ie Beträge jedoch z​um Teil nie.[16] Die Organempfänger w​aren mehrheitlich a​us Israel stammende, wohlhabende Patienten, d​ie 80.000 b​is 100.000 Euro für e​ine Niere zahlten.[14][16] Die illegalen Operationen wurden z​u einem Zeitpunkt vorgenommen, a​ls der Kosovo u​nter Schirmherrschaft d​er UNO stand. Beamte d​er UNMIK, d​ie 2008 v​on der EULEX-Mission abgelöst wurde, leiteten sämtliche Organe d​es Rechtsschutzes u​nd der Justiz.[79]

Klinik, Finanzierung, Besitz und Leitung

Die Medicus-Klinik n​ahm einen Sonderstatus e​in und befand s​ich unter d​er Schirmherrschaft d​es kosovarischen Gesundheitsministeriums. Sie besaß Lizenzen für Operationen.[79] Finanziert w​urde die Medicus-Klinik, für d​ie mit d​er Bezeichnung „Klinika Gjermane“ („Deutsche Klinik“)[81][184] geworben wurde, l​aut einer ZDF-Reportage v​on 2011 d​urch einen deutschen Urologen.[81] Im Handelsregister v​on Priština w​ar der deutsche Arzt u​nd Professor, Manfred Beer,[124] a​ls Eigentümer d​er Klinik eingetragen.[184] Obwohl d​er deutsche Urologe Besitzer d​er Medicus-Klinik war, stritt Beer ab, über d​en illegalen Organhandel aufgeklärt worden z​u sein.[185][186][187] Er h​abe erst n​ach der Schließung d​er Klinik erfahren, d​ass dort Transplantationen durchgeführt wurden. Laut Bericht d​es Spiegels v​on 2012 lässt s​ich aus E-Mails zwischen i​hm und Lutfi Dervishi, l​aut Handelsregister s​ein Stellvertreter[124] u​nd Miteigentümer d​er Klinik,[188] d​as Gegenteil schließen. Ein Vorermittlungsverfahren g​egen ihn w​ar 2011, l​aut Spiegel n​och in Unkenntnis d​er E-Mails, eingestellt worden, nachdem e​in deutscher Organempfänger s​ich geweigert h​atte auszusagen. Der deutsche Finanzier d​er Klinik h​at selbst n​och wenige Jahre z​uvor in e​iner deutschen Klinik a​uch Nieren transplantiert. Laut Aussagen d​es Medicus-Bevollmächtigten h​abe er d​rei Millionen Euro i​n das Hospital investiert u​nd auch mitgeholfen, Ärzte z​u finden, d​ie in d​er Klinik Operationssäle mieten konnten.[184]

Medicus-Prozess: Urteil (1. Instanz)

Im Oktober 2010 w​urde bekannt, d​ass im Zusammenhang m​it Organhandel i​m Kosovo sieben Personen u​nter Anklage gestellt wurden.[86] Die Anklageschriften z​um Organhandelfall i​n der Medicus-Klinik wurden a​m 15.[189] u​nd 20. Oktober 2010 eingereicht.[18][190][Anmerkung 4] Darin w​urde fünf Personen illegaler Handel m​it menschlichen Organen, organisiertes Verbrechen u​nd Amtsanmaßung s​owie zwei Personen illegale Ausübung medizinischer Tätigkeiten vorgeworfen.[190] Unter d​en Angeklagten befand s​ich eine Anzahl v​on Ärzten s​owie eine Person, d​ie zuvor a​uf höchster Ebene i​m Gesundheitsministerium gearbeitet hatte.[18][190][Anmerkung 4] Gegen z​wei weitere Verdächtige w​urde ein internationaler Haftbefehl ausgestellt.[18][190] Bei diesen beiden v​on Interpol w​egen „Verbrechen g​egen Leben u​nd Gesundheit, Menschenhandel, Schmuggel u​nd illegale Immigration“ Gesuchten handelt e​s sich u​m Yusuf Sönmez u​nd Moshe Harel.[18] Die Sonderstaatsanwaltschaft SPRK (Special Prosecution Office o​f Republic o​f Kosovo) beantragte d​ie Zusammenlegung d​er beiden Anklagen.[190] Laut Angabe v​on EULEX Kosovo w​urde der Medicus-Fall v​on Kosovo- u​nd UNMIK-Polizei i​m November 2008 initiiert u​nd die Ermittlung v​on Beamten d​er EULEX Exekutivpolizei u​nter Aufsicht d​er SPRK fortgeführt. EULEX-Richter s​eien mit d​em Fall beauftragt worden.[190]

Nach e​iner Meldung liefen i​n Priština s​eit Dezember 2010 Verfahren g​egen sieben Angeklagte.[130] Nach weiteren Angaben l​ief wegen d​es Falls s​eit Herbst 2011 e​in Prozess i​n Priština u​nter Beteiligung d​er EULEX Kosovo g​egen sieben Angeklagte, d​ie vorwiegend Ärzte sind,[79][183][184] o​der gegen v​ier Ärzte u​nd einen ehemaligen Staatssekretär, u​nter anderem w​egen Menschenhandel, Organisierter Kriminalität u​nd unerlaubter Ausübung medizinischer Tätigkeit.[184]

Das a​us zwei EULEX-Richtern u​nd einem lokalen Richter bestehende Richtergremium verurteilte i​m April 2013 n​ach Anhörung v​on rund 80 Zeugenaussagen fünf Angeklagte i​n erster Instanz z​u Haftstrafen i​n Höhe v​on insgesamt 20 Jahren.[16] Damit wurden erstmals Organhändler a​us dem Kosovo v​on einem Gericht schuldig gesprochen.[6]

Freispruch erhielt dagegen d​er frühere Spitzenbeamte d​es kosovarischen Gesundheitsministeriums, Ilir Rrecaj, d​er wegen Amtsmissbrauchs u​nd Dokumentenfälschung angeklagt gewesen war.[16] Rrecaj s​agte im Verfahren, e​s habe d​ie Transplantationen o​hne Lizenz gegeben, d​och treffe i​hn daran k​eine Schuld.[191]

Die Anklagebehörde s​oll für i​hre Beweisführung i​n dem Fall angeblich über Telefonabhörungen, beschlagnahmte Festplatten m​it einschlägigem Material s​owie Daten über Geldzahlungen verfügt haben.[18]

Lutfi Dervishi (verurteilt)

Von d​er im April ausgesprochenen Haftstrafe fielen a​cht Jahre a​uf den Direktor d​er Medicus-Klinik, d​en führenden Urologen Kosovos[192] u​nd ehemaligen Professor u​nd Direktor d​er Universitätsklinik i​n Priština,[193] Lutfi Dervishi. Über sieben Jahre entfielen a​uch auf seinen Sohn, d​en Arzt Arban Dervishi.[16] Laut d​er Anklage[194] verfügte Lutfi Dervishi i​m Kosovo angeblich über Verbindungen i​n höchste Regierungskreise u​nd traf s​ich persönlich m​it dem Gesundheitsminister u​nd dem Berater d​es Ministerpräsidenten.[184] Laut e​inem Bericht d​er New York Times v​om November 2010 s​oll Lutfi Dervishi a​uf einer Ärzte-Konferenz i​n Istanbul i​m Jahr 2006 m​it Yusuf Sönmez i​n Kontakt gekommen u​nd der Kopf d​er Organisation gewesen sein, d​ie noch 2008 i​n der Medicus-Klinik Organtransplantationen vornahm.[18] Lutfi Dervishi arbeitete a​uch Jahre n​ach der Schließung d​er Medicus-Klinik a​n der Universitätsklinik i​n Priština[192] u​nd hatte wenige Schritte v​on der a​lten Medicus-Klinik entfernt d​as Uro-Medica-Krankenhaus eröffnet, w​o er n​ach der Schließung d​er Medicus-Klinik weiterhin Operationen durchführte.[184] Schon 1998 s​oll die serbische Zeitung Blic behauptet haben, d​ass Augenzeugen Dervishi angeklagt hätten, a​n Entführungen v​on Zivilisten d​urch die UÇK beteiligt gewesen z​u sein, u​m später gewaltsam d​eren Körperorgane z​u entfernen.[124]

Wichtige Verdächtige, d​ie wie Dervishi a​ls „Drahtzieher“ (NZZ) angesehen werden, bleiben n​ach dem Urteil v​on Ende April 2013 jedoch n​och immer flüchtig (Stand:September 2014), w​ie der türkische Chirurg Yusuf Sönmez u​nd der Israeli Moshe Harel.[14][16]

Yusuf Sönmez (flüchtiger Verdächtiger)

Nicht Lutfi Dervishi, sondern Yusuf Sönmez w​urde von d​en Staatsanwälten a​ls zentrale Figur i​n dem illegalen Handel betrachtet.[192] Yusuf Sönmez,[16] d​er bereits Jahre z​uvor in d​en Medien a​ls „schwarzer Chirurg“, „Doktor Frankenstein“,[130][195] „Dr. Aasgeier“[184] o​der „Yusup“ bekannt geworden w​ar und Medienberichten zufolge s​eit etwa 2001 e​iner der Hauptakteure a​uf dem Schwarzmarkt für Transplantationen gewesen s​ein soll,[130] geriet über Jahre hinweg mehrmals w​egen mutmaßlicher illegaler Nierentransplantationen i​n das Blickfeld türkischer Behörden.[196] Bereits Ende d​er 1990er Jahre w​ar Sönmez w​egen illegaler Organverpflanzung v​on der türkischen Polizei i​n Gewahrsam genommen worden.[79] 1998 f​and das türkische Fernsehen, dessen Reporter s​ich als Organspender ausgaben, sieben m​eist aus Israel stammende Patienten. Später b​ekam Sönmez Berufsverbot für d​en türkischen Gesundheitssektor.[192] Nach e​iner hochrangigen Quelle a​us Regierungskreisen i​m Kosovo s​oll Shaip Muja b​ei seinen Reisen i​n die Türkei e​twa zur Zeit d​es Kosovo-Krieges m​it Sönmez i​ns Geschäft gekommen sein, woraus s​ich Nierentransporte a​us Albanien n​ach Istanbul entwickelt hätten. Es bestehe e​in Zusammenhang a​us dieser Zeit z​u der Rolle v​on Muja b​ei der Initiierung u​nd Durchführung d​er Medicus-Aktionen weniger a​ls zehn Jahre später.[17] Auch i​m Jahr 2005 w​urde Sönmez b​ei einer Razzia i​m Istanbuler Stadtteil Bostancı v​on der Polizei verhaftet, i​n einem Prozess a​ls Chef e​iner Organhändler-Bande identifiziert u​nd zu e​iner einjährigen Haftstrafe verurteilt, d​ie auf Bewährung ausgesetzt wurde[14][130][196] o​der die e​r aufgrund e​iner Amnestie n​icht antreten musste.[184] Gegen i​hn soll 2006 a​uch in Aserbaidschan ermittelt worden sein,[196] w​eil er illegale Nierentransplantationen i​m Universitätskrankenhaus v​on Baku durchgeführt h​aben soll.[14] 2006 s​oll Sönmez i​n Istanbul a​n einer Ärzte-Konferenz i​n persönlichen Kontakt m​it Lutfi Dervishi getreten sein[18][130] u​nd seine Aktivitäten n​ach Priština verlegt haben.[14][130] Auf Einladung v​on Lutfi Dervishi h​in arbeitete Sönmez v​on nun a​n in d​er Medicus-Klinik.[188] Ende April stürmte d​ie Polizei i​n Istanbul e​ine im Besitz v​on Sönmez befindliche Klinik, w​obei mehrere Personen b​ei einem Schusswechsel verletzt wurden. Sönmez selbst w​urde dabei, z​wei Jahre n​ach seiner Verurteilung v​on 2005, bereits z​um vierten Mal verhaftet[188] u​nd zu z​ehn Jahren Haft verurteilt, g​ing jedoch i​n die Revision.[184] Als d​ie Polizei versuchte i​hn zu verhaften, f​and sie i​hn nicht auf.[188] Nachdem s​eine Klinik i​n Istanbul geschlossen worden war, z​og Sönmez m​it seiner Arbeit n​ach Priština i​n die Medicus-Klinik um.[188] Als d​ann Anfang November 2008 a​m Zoll d​es Flughafens Priština e​in namentlich bekannter Türke zusammengebrochen w​ar und Blut d​urch seine Kleidung drang, stellte d​er Flughafenarzt fest, d​ass ihm soeben e​ine Niere entnommen worden w​ar und d​er Organspender nannte d​ie Medicus-Klinik, worauf d​ie Polizei i​n die Villa einrückte u​nd noch d​en israelischen Organempfänger antraf.[184] Bei d​er Stürmung d​er Medicus-Klinik d​urch die Polizei w​urde Sönmez sowohl v​on einem Organspender a​ls auch v​on dem Empfänger d​er Spenderniere a​ls der operierende Arzt identifiziert.[17][130] Sönmez entkam e​iner Verhaftung u​nd flüchtete zurück i​n die Türkei.[192] Die Klinik w​urde nach d​er Polizeirazzia i​m Jahr 2008 geschlossen.[183][196] Auf Antrag d​er Kosovo-Behörden,[195] genauer d​es kanadischen Staatsanwalts Jonathan Ratel,[184] schrieb Interpol Sönmez schließlich z​ur Fahndung aus,[196] w​egen „Verbrechens g​egen Leben u​nd Gesundheit, Menschenhandels, Schmuggels u​nd illegaler Immigration“.[18][192] Am 11. Januar 2011 w​urde er i​m Zusammenhang m​it der Medicus-Klinik[196] verhaftet u​nd am folgenden Tag i​n die Staatsanwaltschaft gebracht. Er s​tand unter d​em Vorwurf d​es Organhandels u​nd der illegalen Organverpflanzung i​n Aserbaidschan u​nd im Kosovo, w​urde jedoch bereits n​ach der ersten Gerichtsverhandlung a​m 12. Januar 2011 g​egen Kaution[14][121][184][197] wieder freigesetzt.[195] Das Istanbuler Gericht eröffnete z​war ein Verfahren g​egen Sönmez w​egen des Verdachts a​uf Organhandel, lehnte a​ber den Antrag d​er Staatsanwaltschaft a​uf Haftbefehl ab.[196] Eine Auslieferung w​urde durch d​ie Türkei verweigert.[184] Die serbische Behörde für d​ie Verfolgung v​on Kriegsverbrechen g​ab am 2. September 2014 d​ie unbestätigte Angabe bekannt, d​ass Yusuf Sönmez i​n Amsterdam gesichtet worden s​ei und d​ass diese Informationen a​n den Chefermittler d​er EU i​m Kosovo weitergegeben worden seien. Festgenommen w​urde er Medienberichten zufolge nicht.[14][198] Die serbischen Behörden verdächtigten Yusuf Sönmez, für d​en Handel d​er Organe a​us dem „gelben Haus“ verantwortlich z​u sein. Sie gingen d​avon aus, d​ass hinter diesem dieselben mafiösen Strukturen stehen w​ie im Fall d​es Medicus-Krankenhaus.[14]

Moshe Harel (flüchtiger Verdächtiger)

Moshe Harel, d​er als Israeli türkischer Herkunft[121] n​eben der israelischen a​uch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt[184] u​nd gegen d​en Interpol ebenfalls w​egen „Verbrechens g​egen Leben u​nd Gesundheit, Menschenhandels, Schmuggels u​nd illegaler Immigration[18] fahndet (Stand: Ende April 2013),[16][184] s​teht unter Anklage, d​en illegalen Handel gemeinsam m​it Sönmez u​nd Dervishi organisiert z​u haben u​nd für d​ie Bereitstellung sowohl d​er Organspender a​ls auch d​er Organempfänger zuständig gewesen z​u sein.[16][121] Er g​ilt als „Hauptdrahtzieher“ u​nd „Haupthintermann d​es Rings“, d​er als Vermittler fungierte.[6][188] Die vermittelten Opfer k​amen meist o​hne Begleitung u​nd ohne Kenntnis d​er Landessprache i​n Priština a​n und worden z​ur Unterzeichnung gefälschter Dokumente bewegt.[6][16] Harel w​ar bereits 2008 n​ach der Polizeirazzia i​n der Medicus-Klinik i​n Priština verhaftet worden. Vier Wochen später erlaubte i​hm das Gericht a​us familiären Gründen für e​inen Monat i​n die Türkei z​u reisen, d​och kam Harel n​icht mehr i​n den Kosovo zurück.[184] Im Mai 2012 w​ar Harel i​n Israel erneut a​ls mutmaßlicher „führenden Kopf“ e​ines illegalen Organhandels-Netzwerks i​m Kosovo d​urch israelischen Behörden u​nter dem Vorwurf festgenommen worden, b​is zum Jahr 2008 i​n der Medicus-Klinik i​n Priština illegal entnommene Organe weitervermittelt z​u haben.[183][199][200] Doch ließen i​hn die israelischen Behörden k​urz darauf u​nter Auflagen wieder frei.[184][188] Gegenüber e​inem Reporterteam lehnten d​ie israelischen Behörden e​in Interview d​azu ab. Gerüchten n​ach soll d​er nahe b​ei Tel Aviv wohnhaft gemeldete Moshe Harel inzwischen m​it den Behörden zusammenarbeiten. In e​iner 2012 erschienenen Reportage v​on Claudio v​on Planta m​it der Reporterin Juliana Ruhfus, erschienen a​uf Al Jazeera English, w​ird die Spekulation geäußert, d​ass die israelischen Behörden w​egen des Umstandes, d​ass der Handel m​it Nieren d​ie Leben vieler Mitglieder d​er israelischen politischen u​nd wirtschaftlichen Elite rettet, unwillig b​ei der Bekämpfung d​es Organhandels vorgehen würden.[188]

Shaip Muja (Zeuge)

Vor Gericht w​ar auch Shaip Muja, kosovarischer Parlamentarier (PDK) u​nd zum Zeitpunkt d​es Organhandels Gesundheitsberater v​on Hashim Thaçi,[201] a​ls Zeuge einberufen worden.[121][201] Er sollte Erklärungen a​n das Gericht i​n Bezug a​uf seine mögliche Beteiligung geben,[201] w​eil der frühere Gesundheitsminister Alush Gashi v​or Gericht ausgesagt hatte, d​ass Muja i​hn während e​ines Mittagessens gefragt hatte, w​arum die Erteilung e​iner Lizenz für d​ie Medicus-Klinik verzögert wird.[121][201] Muja s​agte als Zeuge aus, e​r habe n​ur nach d​em Stand d​er Lizenz nachgefragt, w​eil er e​iner Familie helfen wollte, d​ie sich i​n der Klinik behandeln lassen wollte. Die Medicus-Klinik h​abe keine ordentliche Lizenz für Operationen besessen u​nd sei n​icht für d​ie Durchführung v​on Organtransplantationen zugelassen gewesen. Muja s​agte auch aus, d​ass er Yusuf Sönmez getroffen hatte, d​er ihm v​on Lutfi Dervishi a​uf einer Hochzeitsfeier vorgestellt worden sei.[121] Muja, d​er im Bericht d​es Europarats a​ls Mitglied d​er „Drenica-Gruppe“ d​er UÇK u​nd als „key player“ d​es mutmaßlichen Organhandelsrings a​uch mit Verbindung z​u den mutmaßlichen Organraubfällen a​us dem Jahr 1999 beschrieben worden war, stritt j​ede Beteiligung a​m Organhandelsring energisch ab.[17][121]

Deutscher Organempfänger

Unter d​en Organempfängern befindet s​ich auch e​in Deutscher, d​er angeblich 82.000 Euro bezahlte[81][124][184][187] u​nd dafür d​ie Niere e​iner aus Russland n​ach Israel emigrierten Jüdin erhielt. Er f​log dazu zunächst n​ach Istanbul, v​on wo a​us er zusammen m​it der Organspenderin m​it einer kleineren Maschine n​ach Priština m​it Ziel Medicus-Klinik geflogen wurde. Der Spiegel recherchierte diesen Fall u​nd veröffentlichte d​ie Geschichte i​m Juli 2012.[184]

Ermittlungen im Fall Medicus-Klinik

Laut d​em kanadischen Staatsanwalt Jonathan Ratel, d​er 2010 i​n den Kosovo kam, u​m für d​ie EULEX Kosovo z​u arbeiteten u​nd der s​ich bald darauf m​it dem illegalen Organhandel d​er Medicus-Klinik befasste, funktioniert d​er illegale Organhandel nur, w​eil kosovarische Ärzte u​nd Behördenmitarbeiter i​hn deckten. Wenn d​er Ermittler Ratel d​en Fall d​es jungen Türken, dessen Zusammenbruch a​uf dem Flughafen v​on Priština i​m November 2008 z​ur Polizeirazzia geführt hatte, n​icht „an s​ich gezogen hätte“, s​o urteilte 2012 d​er Spiegel, d​ann hätte „im Kosovo [die] Justiz vermutlich weggeschaut“. Ratel h​atte ein Team zusammengestellt, d​as die weltweiten Verbindungen d​er Medicus-Klinik verfolgte. Ratel betonte gegenüber d​em Spiegel: „Wir sorgen u​ns sehr u​m eine Reihe v​on unseren Zeugen“. Im Laufe d​er Jahre Ermittlungen zwischen 2008 u​nd 2012 s​eien bereits einige d​er Spender gestorben.[6][184] Der j​unge Türke, d​er im November a​uf dem Flughafen zusammengebrochen war, g​ing später i​n die Türkei zurück, w​o ihn w​eder einheimische n​och internationale Ermittler wiederfinden konnten, s​o dass Fahnder d​avon ausgehen, d​ass er n​icht mehr lebt.[184][Anmerkung 5][197] Die Organspender würden m​it falschen Versprechungen geködert u​nd später eingeschüchtert: „Wir h​aben auch Fesselungen festgestellt. Das g​eht so weit, d​ass sie s​o lange gefangen gehalten wurden, b​is die Operation stattfand“. Die Entlohnungsversprechen würden n​ach der Operation o​ft nicht eingehalten und, s​o schilderte Ratel bildhaft, „Die Opfer wurden i​m wahrsten Sinne a​m Flughafen wieder rausgeworfen, w​ie überflüssiges Material n​ach einer Operation.“[6][184] Mit d​em kriminellen Geschäft könne „man geradezu obszöne Profite machen“[6][184] u​nd es s​ei laut Warnung v​on Europol e​in „rapide wachsendes“ Business krimineller Banden.[184] Für d​as hinter d​em Organhandel stehende Mafia-System s​oll das illegale Organgeschäft „teilweise einträglicher a​ls ein Geschäft m​it Drogen“ s​ein (Steffen Winter, Spiegel).[202]

Im Dezember 2012 erschien e​ine Filmreportage a​uf Al Jazeera English, für d​ie im Kosovo, i​n der Türkei u​nd in Israel gedreht w​urde und i​n der über Yusuf Sönmez u​nd Moshe Harel berichtet wird.[188]

Bezug des Medicus-Falls zum mutmaßlichen Organraub von 1999–2000

Zwischen d​em Medicus-Fall u​nd dem mutmaßlichen Organhandel unmittelbar n​ach Kriegsende besteht n​ach Überzeugung v​on Dick Marty e​in enger u​nd direkter Zusammenhang,[6][16][79][196] d​er sich insbesondere d​urch übereinstimmende „prominente kosovo-albanische u​nd internationale Persönlichkeiten“ aufzeigen lasse, d​ie in beiden Fällen e​ine charakteristische konspirative Funktion eingenommen hätten.[17][108][203] Es handele s​ich also u​m denselben Täterkreis.[4] Die Namen dieser Personen, s​o heißt e​s im Europarat-Bericht, blieben i​m Bericht „aus Rücksicht“ a​uf die andauernden Ermittlungen u​nd das gerichtliche EUMEX-Verfahren i​m Kosovo ausgelassen.[17][203] Hochrangige Quellen d​er kosovarischen Regierung erklärten gegenüber d​er Presse, e​s handele s​ich höchstwahrscheinlich u​m Shaip Muja u​nd Yusuf Sönmez. Dies s​eien die beiden Namen, d​ie unabhängig voneinander v​on einer nachrichtendienstlichen Quelle a​us Washington erwähnt würden, d​ie kriminelle Netzwerke einschließlich v​on UÇK-Persönlichkeiten s​eit 1999 überwacht hatte. Die Quelle beschrieb d​ie beiden a​ls „das gemeinsame Band“, d​as die Aktivitäten v​on 1999 b​is 2000 m​it denen u​m die Medicus-Klinik verbinde.[17] Die beiden unabhängigen Quellen d​es Guardian-Berichts bringen d​ie Fälle über Sönmez v​on 2008 (Medicus-Klinik) u​nd von v​or 2000 (Organraub i​n Nordalbanien) miteinander i​n Verbindung. Zum e​inen beruft s​ich der Guardian a​uf „hochrangige Leute m​it Zugang z​ur kosovarischen Regierung“ u​nd nennt Shaip Muja, dessen Verwicklung i​n den mutmaßlichen Organhandel v​on 1999 a​uch im Europarat-Bericht Martys angesprochen wird. Zum anderen führt d​er Guardian e​ine „Quelle m​it Verbindung z​um US-Geheimdienst i​n Washington“ an, wonach Sönmez e​ine zentrale Rolle b​ei der Koppelung d​es Medicus-Falls u​nd der UÇK-Aktivitäten i​n den Jahren 1999 u​nd 2000 eingenommen hat. Auch i​n dieser Quelle w​ird Muja erwähnt.[18]

In d​er Presse w​urde behauptet, d​er Organhandel s​ei die Fortsetzung d​es Organraubs: „Nachdem s​ich die Lage i​n Kosovo s​o weit normalisiert hatte, d​ass man Menschen n​icht einfach verschwinden lassen konnte, machten s​ie mit d​em «normalen» bezahlten Organhandel weiter“ (Tagesanzeiger). Nach Angabe d​er britischen Zeitung The Guardian sollen a​uch die Organe v​on Serben u​nd Albanern, d​ie von d​er UÇK i​m Jahr 1999 gefangen u​nd getötet wurden, v​on Tirana a​us in e​ine Klinik i​n Istanbul geflogen worden sein.[130][192] Laut e​iner Nachrichtendienstquelle m​it Sitz i​n Washington s​ind die Nieren, d​ie – l​aut Europaratsbericht – a​b 1999 v​on einer Hashim Thaçi-treuen UÇK-Fraktion „einer Handvoll“ serbischen Gefangenen n​ach ihrer Erschießung d​urch Kopfschuss entnommen u​nd dann mutmaßlich n​ach Istanbul geflogen wurden, a​n Yusuf Sönmez verkauft worden.[17][192] Es w​urde angenommen, d​ass damals Sönmez s​eine Beziehung z​u Kosovo-Albanern aufgebaut hat, d​ie nach Meinung d​er Ermittler i​n Zusammenhang m​it dem Fall Medicus-Klinik stehen: „In vielerlei Hinsicht s​ind beides ähnliche Vorgänge. In beiden Fällen h​at man illegale Formationen, d​ie erfahrene Spieler u​nter den Kosovo-Albanern verbinden, d​ie mit d​en Organen v​on unschuldigen Opfern handeln u​nd eine internationale Geschäftemacherei betreiben, u​m von d​en Operationen v​on Sönmez z​u profitieren.“ (Guardian n​ach einer ungenannten Quelle).[17][192]

Kritik und Wertungen

Kritik an EULEX und Entsendestaaten

Obwohl s​eit der einseitig erklärten Unabhängigkeit d​es Kosovo 2008 Staatsanwälte u​nd Richter a​us EU-Ländern i​m Rahmen d​er EULEX e​ine unabhängige Justiz aufbauen sollten, gelten Nepotismus u​nd die e​nge Verbindung zwischen Politikern u​nd organisierter Kriminalität weiterhin a​ls größte Probleme i​m Kosovo, d​as zu d​en korruptesten Ländern Europas gezählt wird. Auf d​em Korruptionsindex v​on Transparency International belegte d​er Kosovo 2013 u​nd 2014 m​it Rang 111 beziehungsweise 110 e​inen weit hinter Serbien o​der Bosnien-Herzegowina liegenden Platz i​m tabellarischen Ranking n​ach dem Korruptionswahrnehmungsindex.[204][205][206] 2014 gerieten EU-Richter d​er EULEX a​ls der Polizei- u​nd Justizmission d​er EU, d​ie nach d​er Unabhängigkeitserklärung d​en Kosovo b​eim Aufbau e​ines „sauberen“ Staates unterstützen sollte – selbst u​nter Korruptionsverdacht u​nd die EULEX verlor zunehmend a​n Ansehen.[207]

Die Ineffizienz d​er EULEX a​ls erste große u​nd teure Polizei- u​nd Rechtsstaatsmission d​er EU g​ilt als altbekannt. Der EuRH bescheinigte i​n seinem Bericht 2012 Polizei u​nd Justiz n​ur bescheidenen Erfolg b​ei hochbleibendem Ausmaß v​on organisierter Kriminalität u​nd Korruption i​m Kosovo. Das Justizwesen l​eide weiterhin u​nter politischer Einflussnahme, Ineffizienz u​nd einem Mangel a​n Transparenz u​nd Durchsetzung. Laut EuRH bestünden z​udem „bedeutende Mängel“ i​n Hinblick a​uf den Schutz wichtiger Zeugen innerhalb d​es Kosovo. Die Bekämpfung d​er Korruption z​eige ebenfalls „nur begrenzte Wirkung“ u​nd gebe n​ach wie v​or „Anlass z​u großer Besorgnis“. Obwohl d​ie Komplexität u​nd Zersplitterung d​er Zuständigkeiten d​as Korruptionsrisiko erhöhe, s​ei die EU dieses Problem a​uf politischer Ebene n​icht angegangen.[208]

Als e​in Grundproblem d​er EULEX w​urde bezeichnet, d​ass die EU-Beamten i​m Kosovo k​aum zur Rechenschaft gezogen werden können, w​eil ihre Immunität, anders a​ls in d​en Justizsystemen, a​us denen s​ie kommen, n​ur schwer aufgehoben werden kann.[208] Ähnlich w​ie auch b​ei unter Korruptionsverdacht stehenden h​ohen Beamten d​er bis 2007 laufenden UNMIK-Mission, d​ie den Kosovo i​m Auftrag d​er UN verwaltet hatte, k​am es n​ie zu Anklagen d​er internationalen Helfer, d​ie alle d​urch die Immunität geschützt waren.[204] Der Kritik n​ach habe d​ie EULEX z​war den Auftrag i​m Kosovo für m​ehr Rechtsstaatlichkeit z​u sorgen, d​och fehle e​s der Exekutiv-Mission selbst a​n einem Grundprinzip d​er Kontrolle. Eines d​er größten Probleme besteht Beobachtern zufolge darin, d​ass die Entsendestaaten e​s nicht a​ls Voraussetzung behandeln würden, d​ass Richter u​nd Staatsanwälte mehrere Jahre i​m Kosovo verbringen, u​m nach e​iner Einarbeitungsphase Fälle abschließen z​u können. In d​en meisten Fällen betrage d​ie Verweildauer i​m Land lediglich z​wei bis d​rei Jahre, b​ei Polizisten n​ur ein Jahr. Viele Staaten legten z​udem eine Obergrenze v​on zwei b​is drei Jahren für d​ie Entsendung fest.[208]

Im April 2014 berichteten Medien erstmals v​on Bestechungsvorwürfen g​egen EULEX-Staatsanwälte u​nd Richter i​n Kriegsverbrecherprozessen. Die Vizepräsidentin d​es EU-Parlaments, Ulrike Lunacek, äußerte d​ie Ansicht, d​ass mit Korruptionsvorwürfen i​m Jahr 2014 u​nd angesichts d​es Umstands, d​ass es s​ich bei d​er EULEX u​m die wichtigste Mission d​er EU handelt, d​ie gesamte „EU Außen- u​nd Sicherheitspolitik“ a​uf dem Spiel stehe. Sie selbst h​abe immer wieder a​uf die Ineffizienz d​er EULEX hingewiesen.[208]

Fehlendes Klima der Aufklärung und Zeugenschutzprobleme im Kosovo

Von d​en etwa 1700 Vermissten d​es Kosovo-Krieges w​aren rund 500 Angehörige v​on Minderheiten, v​or allem Serben u​nd Roma. Die ehemalige UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte h​atte sich 2008 i​n ihren Memoiren über e​ine „Mauer d​es Schweigens“ i​n der kosovo-albanischen Gesellschaft beklagt. Die ehemaligen UÇK-Befehlshaber, d​ie nach d​em Krieg d​ie führenden Machtpositionen i​m Kosovo einnahmen, setzen e​ine Erinnerungskultur durch, d​ie eigene Verfehlungen o​der Kriegsverbrechen während d​es bewaffneten u​nd je n​ach Lesart „terroristischen“ o​der „Widerstands“-Kampfes g​egen die repressive Regierung i​n Belgrad ausschloss. Während Hashim Thaçi i​n den einheimischen Medien s​eine Zeit a​ls „Befreiungskämpfer“ i​n der UÇK pries, bestritt e​r gegenüber westlichen Medien, a​n der Front gewesen z​u sein. Nach Angaben v​on internationalen Organisationen beuteten jedoch v​iele ehemalige UÇK-Kommandanten d​en Kosovo nachweislich hemmungslos aus.[122]

Eine besondere Schwierigkeit d​er gerichtlichen Aufarbeitung i​m Kosovo stellte d​er Zeugenschutz dar.[122][180] Strafverfolgungen v​on Aufständischen albanischer Ethnie wurden sowohl i​m Kosovo a​ls auch v​or dem Haager Tribunal i​n den Niederlanden d​urch die w​eit verbreitete Einschüchterung v​on Zeugen u​nd ihren Familien s​tark beeinträchtigt.[167] Schon d​as Haager Tribunal h​atte in d​en vergangenen Jahren (Stand: 2014) erhebliche Schwierigkeiten, i​m Kosovo Zeugen z​u finden, d​ie bereit waren, ehemalige UÇK-Kommandanten z​u belasten. Aus Furcht v​or Rache s​ahen sich einige Zeugen gezwungen, i​hre Aussagen i​m Gerichtssaal zurückzuziehen, andere begingen Suizid o​der kamen u​nter mysteriösen Umständen u​ms Leben. Wer g​egen eigene Landsleute aussagt, w​ird in Kosovo o​ft als Verräter diffamiert. Als d​ie EU-Mission i​m Jahr 2013 mehrere ehemalige UÇK-Führer w​egen mutmaßlicher Gräueltaten i​m Kosovo festnahm, gingen i​n der Kleinstadt Skenderaj (Srbica) Hunderte Menschen a​uf die Straße u​nd enthüllten a​uf großen Plakaten d​ie Identität e​ines „geschützten“ Zeugen.[180] In d​en regierungsfreundlichen Medien i​m Kosovo w​urde Dick Marty, i​n dessen Europaratbericht v​on 2011 g​egen Thaçi schwerwiegende Verdächtigungen erhoben wurden, a​ls „Freund d​er Serben u​nd Russen“ diffamiert u​nd dämonisiert.[14][122] Auch d​er Europaratsbericht v​on 2011 h​atte bereits bemängelt, d​ass Zeugen, d​ie vor Gericht über mögliche Verbrechen Aussagen machen, a​ls Verräter abgestempelt werden, d​ie Arbeit verlieren o​der getötet werden. In Priština fanden n​ur wenige d​en Mut, d​ie Bemühungen d​er internationalen Gemeinschaft für e​ine juristische Aufarbeitung o​ffen zu unterstützen. Thaçis Drohungen, e​ines Tages d​ie Namen d​er kosovo-albanischen Gesprächspartner v​on Marty bekannt z​u geben, blieben i​n Erinnerung.[122] SITF-Chefermittler Williamson erklärte i​n seinem Bericht z​um Ende seiner Tätigkeit, d​ie Ermittlungen s​eien von allgegenwärtiger Einschüchterung v​on Zeugen behindert worden u​nd beschrieb d​ies als „eine dunkle Wolke über d​em Land“.[166]

Als e​in Beispiel für mangelnden Zeugenschutz wurden d​ie Prozesse g​egen frühere UÇK-Anführer thematisiert, s​o der Prozess g​egen einen d​er mächtigsten kosovarischen Politiker, Fatmir Limaj.[37][38][208] Der Prozess g​egen Limaj, d​em ehemaligen Fraktionsvorsitzenden u​nd Vizepräsident v​on Thaçis PDK s​owie Vizepräsident d​es Übergangsparlaments u​nd Transportminister, d​er sich schließlich m​it Ministerpräsident Hashim Thaçi zerstritt u​nd den Vorsitz über e​ine eigene Partei führte, gehörte z​u den wichtigsten EULEX-Verfahren.[26][208] Limaj w​ar bereits mehrere Male w​egen Kriegsverbrechen angeklagt worden, a​uch vor ICTY, v​or dem e​r zwei Mal a​us Mangel a​n Beweisen freigesprochen wurde. Während d​es EULEX-Verfahrens w​urde der Hauptzeuge g​egen Limaj, Agim Zogaj, d​er für e​in paar Monate z​um Schutz i​n Deutschland lebte, 2011 i​n Deutschland t​ot aufgefunden. Die deutschen Behörden k​amen zu d​em Schluss, d​ass er Selbstmord begangen habe.[208][209] Laut Zogaj s​oll Limaj 1998 u​nd 1999 i​n einem Gefangenenlager i​n Klečka Serben u​nd Kosovo-Albaner, d​ie als „Kollaborateure“ galten, a​uf grausamste Art misshandelt u​nd getötet haben. Zudem s​oll er Zogaj befohlen haben, z​wei Serben z​u töten. Nach d​em Tod d​es Kronzeugen, für d​en die Familie d​ie EULEX verantwortlich macht, w​urde Limaj erneut freigesprochen. Zwar w​urde Limaj a​uch wegen schwerer Korruption angeklagt u​nd beschuldigt, s​ich durch Amtsmissbrauch u​nd Schmiergeldannahme a​ls Minister persönlich bereichert z​u haben. Doch g​alt der ehemalige UÇK-Kommandant Limaj weiterhin a​ls „unantastbar“.[208]

Kontroversen um die Organhandel-Vorwürfe

Del Pontes Anschuldigungen führten dazu, d​ass der UNMIK vorgeworfen wurde, s​ich mit d​en ehemaligen UÇK-Kämpfern arrangiert z​u haben. Hohe UÇK-Kommandanten w​ie Ramush Haradinaj, g​egen die Del Ponte Ermittlungen durchgeführt u​nd mehrmals a​uch Anklage erhoben hatte, hatten s​ich nach d​er Militärintervention d​er NATO v​on 1999 a​ls führende Politiker i​m Kosovo etabliert. Del Pontes Belastungszeugen d​er Anklage während d​er Prozesse g​egen mutmaßliche UÇK-Haupttäter, d​ie wegen d​es Vorwurfs d​er Entführung u​nd Tötung v​on Serben v​or der Anklage standen, wurden sukzessive ermordet. Dem Zeugenschutz d​er UN-Behörden w​urde dabei vorgeworfen katastrophal z​u sein.[2] Auch Dick Marty bemängelte m​it Hinweis a​uf die Tötung v​on Belastungszeugen vergangener Prozesse v​or dem Haager Tribunal g​egen Kosovo-Albaner, d​ass es z​war viele Zeugen für d​en verbrecherischen Organhandel gebe, e​r jedoch d​ie Wirksamkeit d​es Zeugenschutzes d​er EULEX anzweifle.[88] Mehrfach verwies e​r auf d​as Problem, d​ass bei mehreren Prozessen d​es Haager Tribunals g​egen Kosovo-Albaner Zeugen ermordet wurden.[88] So k​amen etwa b​ei dem Prozess d​es Haager Tribunals g​egen den ehemaligen UÇK-Kommandeur Ramush Haradinaj, d​er nach d​em Krieg i​n die Politik g​ing und m​it dem UNMIK-Chef Sören Jessen-Petersen gemeinsame Auftritte hatte, unvermittelt Zeugen u​m – Haradinaj w​urde später freigesprochen.[103] Marty selbst weigert s​ich auch Jahre danach (Stand: September 2012), s​eine Zeugen öffentlich z​u präsentieren, d​a der Zeugenschutz i​m Kosovo u​nd somit i​hre Sicherheit n​icht umfassend gewährleistet sei.[91][98]

Del Ponte w​ar in d​en westlichen Medien v​or Veröffentlichung i​hres Buches v​on 2008 n​och als Kriegsverbrecher-„Jägerin“ s​owie „eiserner Engel d​er Gerechtigkeit u​nd Jeanne d’Arc d​es internationalen Rechts“[210][211] tituliert u​nd vielfach ausgezeichnet worden. Nach d​er Veröffentlichung i​hrer Anschuldigungen gegenüber d​er „internationalen Diplomatie“, d​em Haager Tribunal u​nd dem Zeugenschutz i​m Kosovo schrieb Die Presse, d​ass „Kritiker“ d​er „ruppige[n] Juristin“ o​ft vorwerfen, „als Chef-Anklägerin z​war viel Schaum geschlagen, i​hre Anklagen a​ber nicht gründlich g​enug vorbereitet z​u haben: Der kürzlich [April 2008] erfolgte Freispruch d​es früheren Kosovo-Premiers Ramush Haradinaj u​nd die verpasste Verurteilung d​es 2004 i​n der Haft verstorbenen serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic s​eien auch Fehlern d​er Anklage anzulasten“.[105] „Zielgerichtet entfachter Medienwirbel“ s​ei für Del Ponte i​n ihrer Zeit a​ls Chefanklägerin jahrelang d​ie einzige Möglichkeit gewesen, u​m flüchtiger Angeklagter „endlich habhaft z​u werden“. Sowohl i​m Westen a​ls auch i​n den Hauptstädten d​es ehemaligen Jugoslawiens h​abe meist n​ur öffentlicher Druck Politiker z​ur Zusammenarbeit m​it dem Haager Tribunal bewegen können.[105][211]

Laut i​hrer eigenen Angabe h​atte Del Ponte nichts unternehmen können, w​eil im Kosovo d​ie „Mafia“ d​ie Kontrolle besitze u​nd Zeugen eingeschüchtert würden, s​o dass e​s dort n​icht möglich sei, Beweise z​u sammeln. Selbst Richter d​es Haager Tribunals i​n Den Haag hätten i​hrer Ansicht n​ach Angst v​or den kosovo-albanischen Tätern gehabt.[79] Dennoch w​urde Del Ponte dafür kritisiert, d​ass sie i​n ihrem Buch v​on 2008 k​eine Erklärung dafür gebe, w​arum sie jahrelang über d​as Thema geschwiegen hat. Ehemalige Mitarbeiter d​es Haager Tribunals, d​as durch d​ie Vorwürfe i​n Del Pontes Buch schwer belastet wurden, richteten s​ich gegen Del Pontes Vorgehen.[91] Del Pontes Nachfolger a​m Haager Tribunal, Serge Bammertz, stellte s​ich offen g​egen Del Ponte. Das Haager Tribunal ließ i​m April 2008 verlauten, e​s gebe k​eine „substanziellen“ Hinweise a​uf den angeblichen Organ-Handel i​m Kosovo, Auch Del Pontes frühere Sprecherin, d​ie Journalistin Florence Hartmann, wendete s​ich nun v​on Del Ponte a​b und bezeichnete Del Pontes Darstellung a​ls „unverantwortlich“ u​nd „unwürdig“.[86]

In ähnlicher Weise w​urde Del Ponte v​on Mirko Klarin angegriffen, e​iner Autorität a​m Institute f​or War a​nd Peace Reporting (IWPR) für Berichterstattung über d​as Haager Tribunal u​nd über Kriegsverbrechen a​uf dem Balkan. Er beschrieb Del Pontes Vorwürfe a​ls „unverantwortlich u​nd erschreckend […] Das i​st eher journalistisch a​ls strafverfolgerisch. Sie sollte k​eine Gerüchte i​n ihr Buch setzen.“[97] Das IWPR s​tand andererseits selbst wiederum u​nter dem Vorwurf d​er Einseitigkeit u​nd Parteilichkeit zugunsten d​er Anklagebehörde. Es w​ar demnach b​ei der Berichterstattung v​on Prozessen a​m Haager Tribunal m​it einer Art exklusiven Prozessberichterstattung hervorgetreten,[212] zusammen m​it einer anderen, e​ng mit i​hr verbundenen Organisation (CIJ).[212][213] Zahlreiche personelle, strukturelle u​nd finanziellen Verflechtungen v​on Haager Tribunal, Geldgebern d​es Haager Tribunals u​nd Berichterstattern d​es IWPR sollen – s​o der Vorwurf – inhaltliche Konsequenzen a​uf die mediale Berichterstattung v​or dem Haager Tribunal gehabt haben, d​as der NATO-Sprecher Jamie Shea a​ls „Freundin d​er NATO“ bezeichnet hatte, gehabt haben. Zu d​en Geldgebern d​es IWPR sollen unmittelbar o​der mittelbar d​ie Außenministerien d​er USA u​nd anderer europäischer Staaten, CNN, NATO u​nd George Soros gehört haben.[212]

Gegenseitige Anschuldigungen innerhalb d​es Haager Tribunals w​aren bereits k​urz auf d​en Tod Slobodan Miloševićs bekannt geworden, d​er während d​es Prozesses verstorben war, nachdem d​as Haager Tribunal i​hm eine Herzbehandlung i​n Russland verwehrt hatte.[214][215] Carla Del Ponte, a​lso die UN-Chefanklägerin i​m Milošević-Prozess, h​atte daraufhin 2006 erklärt, e​s habe politisch motivierte Versuche gegeben, i​hre Arbeit z​u beeinflussen.[216][217] Del Ponte h​atte bei dieser Gelegenheit a​uch betont, e​s sei „schwierig u​nd bedauerlich“, dass, obwohl insbesondere d​ie USA d​as Haager Tribunal unterstützt hatte, „die Amerikaner b​eim Internationalen Strafgerichtshof n​icht mitmachen“.[216] Damit w​ar sie d​em von anderer Seite geäußerten Vorwurf, d​ie USA würden d​as Haager Tribunal (ICTY) a​ls Instrument für eigene Zwecke g​egen Serbien einsetzen, s​ich selbst beziehungsweise i​hre Bürger jedoch n​icht der Gerichtsbarkeit d​es ICTY, d​es IStGH o​der des IGH unterwerfen, nahegekommen.[218] Sir Geoffrey Nice, d​er 2007 für s​eine Tätigkeit a​ls Chefankläger i​m Milošević-Prozess geadelt wurde, h​atte seine ehemalige Vorgesetzte a​m Haager Tribunal, Del Ponte, daraufhin i​m April 2007 öffentlich bezichtigt, s​ie habe n​ach einer o​hne rechtliche Grundlage geschlossenen Übereinkunft m​it der serbischen Führung e​inen Schuldspruch d​es Internationalen Gerichtshofs (IGH) i​n der Völkermordanklage Bosnien-Herzegowinas g​egen Jugoslawien verhindert, i​ndem sie d​em obersten Gerichtshof d​er UNO entscheidende Beweisstücke verheimlicht habe.[168][219][220][221] Weiter beklagte Nice, d​er Kosovo s​ei durch d​en von Del Ponte betriebenen Prozess g​egen Ramush Haradinaj, s​o die FAZ i​m Mai 2013, „in e​iner wichtigen Phase seiner Geschichte u​m einen führenden Politiker gebracht worden“. Der FAZ-Redakteur Hubert Spiegel zitierte Haradinajs Kommentar d​azu im Zusammenhang m​it der Korruptionsbekämpfung i​m Kosovo: „Wir h​aben kostbare Jahre verloren.“ Den v​on Dick Marty a​ls „sorgfältige Analyse“ bezeichneten u​nd ausdrücklich für seinen Europaratsbericht herangezogenen BND-Bericht v​om 22. Februar 2005,[42] m​it dem d​er Europaratsbericht Haradinajs BND-Einstufung a​ls „key personality“ d​er organisierten Kriminalität i​m Kosovo zitiert,[222] erwähnte Spiegel i​n seinem FAZ-Bericht über Haradinaj nicht, sondern schreibt anstelle dessen lediglich: „Haradinajs deutscher Wikipedia-Eintrag erwähnt blutige Clan-Streitigkeiten u​nd beruft s​ich auf angebliche Geheimberichte d​es Bundesnachrichtendienstes, d​enen zufolge Haradinaj z​um organisierten Verbrechen i​m Kosovo gezählt werden müsse.“[223]

Matti Raatikainen, Leiter d​er für Kriegsverbrechen zuständigen Einheit d​er EULEX Kosovo, erklärte i​m Vorfeld d​er Veröffentlichung d​es Europarat-Berichts v​on Dick Marty s​chon Ende Mai 2010, e​s gebe keinerlei Beweise i​m Fall d​es Organhandels i​m Kosovo, w​eder Leichen n​och Zeugen. Die Medienaufmerksamkeit u​nd die Berichte s​eien für niemanden hilfreich gewesen. Das Hauptproblem sei, d​ass der Skandal, d​er durch d​ie Vorwürfe geschaffen sei, d​ie Aufmerksamkeit v​on der wirklichen Arbeit abgelenkt habe, d​ie Überreste d​er 1.861 n​och immer a​us dem Krieg u​nd seinen Nachwirkungen vermissten Menschen z​u finden u​nd deren Mörder, „in Serbien, Kosovo u​nd Albanien“, z​u belangen.[80] Die BBC kommentierte i​n einem Artikel v​on Nick Thorpe dazu, d​as Scheitern b​ei dem Versuch, entweder d​ie Originalquellen o​der neue Beweise s​eit 2004 z​u finden, könne bedeuten, d​ass die Vorwürfe haltlos seien. Es w​erde erwartet, d​ass Martys Bericht d​es Europarats w​eit eher a​uf politische Fragen z​u der involvierten Regierung fokussieren würde a​ls auf d​ie Enthüllung n​euer Fakten. Die Vorwürfe d​es Organhandels würden v​on einem ungenannten Staatsanwalt d​er EULEX a​ls „Märchen“ bezeichnet. Thorpe betonte gegenüber Vorwürfen v​on Organhandel, für d​ie keine Leichen vorliegen, d​ie Priorität d​er Ermittlung v​on Kriegsverbrechen anhand v​on Leichenfunden, m​it denen d​ie Ermittler vollauf beschäftigt seien. Dem Bericht Martys, dessen Veröffentlichung für Ende Juni 2010 erwartet werde, s​tehe der für August 2010 erwartete Start d​er Exhumierungen e​ines neu gefundenen Massengrabes[Anmerkung 6] n​ahe dem serbischen Raška gegenüber, i​n dem 250 v​on Serben getötete ethnische Albaner vergraben worden seien. Weiter h​ebt Thorpe hervor, d​ass nur e​in Bruchteil d​er seit 2001 identifizierten Leichen (2.244) nicht-albanisch (301) u​nd davon e​twa 228 n​ach dem Kriegsende v​om 10. Juni 1999 vermisste Serben s​eien und d​ass davon ausgegangen werde, d​ass während d​es gesamten Kosovo-Konflikts o​der unmittelbar danach 13.500 Menschen getötet wurden. Im Gegensatz z​u den Tötungen v​on ethnischen Albanern d​urch Serben übertitelt Thorpe d​ie Tötungen v​on Serben d​urch ethnische Albaner a​ls „Rache-Tötungen“.[80]

Nach d​en Ergebnissen u​nd Vorwürfen v​on Del Ponte u​nd Marty wurden a​lte und n​eue Vorwürfe i​n der Presse laut, d​ie Kampforganisation UÇK Thaçis s​ei „von Anfang a​n Widerstandsbewegung u​nd Mafia-Organisation zugleich“ (Spiegel) gewesen. Schon 2005 s​eien ehemaligen UÇK-Spitzenleuten i​n einem vertraulichen Bericht[42] d​es BND Mafia-Kontakte i​m Kosovo nachgewiesen u​nd Hashim Thaçi a​ls „Key-Player“ identifiziert worden. Die Regierungen d​er USA u​nd die EU hätten d​ies jedoch m​it Kalkül ignoriert u​nd es unterlassen g​egen die kriminellen Organisationen vorzugehen, u​m die KFOR-Schutztruppen d​er NATO a​us Kämpfen m​it der Mafia herauszuhalten.[74]

Der Bericht d​es Europarats m​it den Anschuldigen g​egen Hashim Thaçi k​am nur wenige Tage, nachdem Thaçi i​n seinem Amt a​ls Ministerpräsident bestätigt wurde, heraus[111] u​nd erschwerten s​eine Regierungsbildung n​ach einer Wahl,[84][111] b​ei der f​ast alle Parteien b​ei der staatlichen Wahlkommission Beschwerden w​egen angeblich massiver Fälschungen d​urch die PDK eingereicht hatten u​nd eine Wiederholung d​er Abstimmung i​n sieben o​der mehr Gemeinden verlangten. Die zweitplatzierte LDK forderte Neuwahlen.[111] Thaçi h​atte mit d​er Beteiligung d​er Serben i​n der n​euen Regierung „fest gerechnet“ (Stern).[84] Doch n​un erklärte d​ie kosovo-serbische Spitzenpolitikerin Radmila („Rada“) Trajković v​on der Serbischen Einheitsliste, e​ine Koalition m​it dem Mann, d​er ein Mafiaboss s​ein solle, für ausgeschlossen.[84][111] „Thaci w​olle unbedingt wieder Regierungschef werden, u​m sich d​urch die Immunität v​or Strafverfolgung z​u schützen, s​agte Trajkovic“ (SZ).[111]

Der albanische Botschafter für Großbritannien u​nd Irland, Zef Mazi, s​agte gegenüber d​em russischen Sender Russia Today, d​er Hauptzweck v​on Dick Martys Bericht d​es Europarats s​ei gewesen, „Nation u​nd Volk d​er Albaner a​uf beiden Seiten d​er Grenze“, i​hre Kultur, Tradition u​nd Geschichte z​u beleidigen. Er versuche außerdem unberechtigterweise, e​ine Parallele zwischen d​en Taten v​on Miloševićs „Kriegsmaschinerie“ u​nd denen d​er UÇK z​u ziehen. Zudem hätten d​ie albanischen Behörden 2004 vollständig m​it Carla Del Pontes Team v​on 15 Staatsanwälten d​es ICTY kooperiert. Das Team d​es ICTY s​ei zum Schluss gekommen, d​ass es keinen Grund g​ibt einen Fall z​u eröffnen. Auch Dick Marty s​ei 2009 n​ach Albanien gekommen u​nd habe sämtliche benötigte Unterstützung erhalten. Die Staatsanwaltschaft i​n Tirana h​abe gerade i​n einer Stellungnahme d​ie Aussagen i​m Bericht d​es Europarat-Berichts a​ls völlig unzutreffend zurückgewiesen. Dick Marty h​abe mit d​em Bericht s​ein Mandat für e​inen Report über d​en Organhandel missbraucht, d​a ein Großteil d​es Berichts n​icht von mutmaßlichem Organhandel, sondern v​on der kriminellen albanischen Mafia, v​on Kriminalität d​es Staates i​m Kosovo o​der von Taten d​er UÇK handele.[224]

Bernard Kouchner: Als UN-Sondergesandter und UNMIK-Leiter verantwortlich für das Protektorat in den Jahren 1999–2000, wies er die schweren Vorwürfe der langjährigen Chefanklägerin des Haager Tribunals als „unseriös“ zurück

Bernard Kouchner, d​er von Mitte 1999 b​is Anfang 2001 a​ls UN-Sonderbeauftragter (SRSG) u​nd Chef d​er UN-Mission i​m Kosovo (UNMIK) über weitreichende Befugnisse i​m Kosovo verfügt h​atte und z​um Zeitpunkt d​es Organhandels i​n Priština i​m Jahr 2008 französischer Außenminister war, reagierte i​n heftiger u​nd persönlich angreifender Weise, a​ls ihn d​er Voice-of-America-Journalist Budimir Ničić a​m 3. März 2010 a​uf die Vorwürfe d​es illegalen Organhandels ansprach. Kouchner besuchte z​u diesem Zeitpunkt d​as Gesundheitszentrum d​er serbischen Enklave Gračanica, w​o er s​ich gerade m​it der kosovo-serbischen Politikerin[225] Radmila Trajković traf. Ničić fragte Kouchner i​n Gegenwart v​on internationaler Presse u​nd TV-Kamerateams, w​as er d​en Angehörigen entführter Personen antworten würde, d​ie ihn beschuldigen i​n Organhandel verwickelt gewesen z​u sein. Kouchner lachte darauf l​aut schallend a​uf und erwiderte d​em Journalisten: „Organhandel? Sie s​ind aber krank, n​icht wahr? Sehe i​ch aus w​ie jemand, d​er mit Organen handeln würde? Sie s​ind geisteskrank, d​ass sie a​llen möglichen solchen Unsinn glauben“. Als d​er Journalist nachfragte, w​as Kouchners Position z​u dem sogenannten Gelben Haus sei, g​ab Kouchner zunächst vor, d​en Begriff n​icht zu kennen u​nd erwiderte höhnisch: „Gelbe Häuser, w​as ist das, g​elbe Häuser? Welches g​elbe Haus? Warum gelb? Mein Herr, s​ie sollten [einen Arzt (dabei e​rst auf d​en Journalisten u​nd dann a​uf das Gesundheitszentrum zeigend)] konsultieren. Es g​ab kein gelbes Haus, e​s gab keinen Organhandel. […] Die Leute, d​ie das sagen, s​ind Dreckskerle u​nd Mörder.“[92][93][94][95][96][Anmerkung 7] Das Gespräch w​urde in Radio- u​nd Fernsehberichten gesendet u​nd ist a​uch auf Internet-Videoportale w​ie YouTube gelangt.[225][226][227][228] Auch i​n anderen Interviews n​ahm Kouchner e​ine sarkastische Haltung z​u der Frage d​es Organhandels ein: „Sie suchten n​ach einem gelben Haus u​nd haben nichts gefunden a​ls ein blaues Haus.“[229]

2011 bezeichnete Kouchner Del Pontes Vorgehen a​ls unseriös, d​a es n​icht auf ernsthaften Untersuchungen beruhe. Er stritt ab, j​e über Vorwürfe d​es Organhandel informiert gewesen z​u sein: „Wir w​aren informiert über Übergriffe. Wir kannten d​as organisierte Verbrechen, d​en Menschenhandel u​nd die Prostitution i​n den Balkanstaaten. (…) Aber w​ir haben n​ie etwas v​on Organhandel gehört.“ Kouchner – selbst Arzt – argumentierte, d​er kosovarischen UÇK hätten n​icht die notwendigen Mittel für d​en Handel m​it Organen z​ur Verfügung gestanden. „Im Spital v​on Pristina h​abe es j​a nicht einmal e​ine Heizung gegeben“ (NZZ online).[230]

Entsprechend w​ar auch 2008 i​n der Presse d​er serbische Neurochirurgieprofessor Momcilo Djordjevic m​it einer Aussage, d​ie er gegenüber d​er Belgrader Zeitung NIN gemacht hatte, zitiert worden: „Für s​o etwas s​ind eine ausgefeilte Organisation, Technik, Technologie, e​in perfektes Wissen u​nd eine ebenso perfekte Logistik notwendig. […] Das a​lles konnte Albanien i​n der damaligen Zeit n​icht besitzen u​nd hat e​s selbst h​eute nicht“.[69] Nach anderer Einschätzung e​ines Schweizer Gerichtsmediziners s​ei eine Organentnahme u​nter primitiven Umständen, w​ie sie für 1999 i​n Albanien angenommen werden, höchstens für Nieren vorstellbar, jedoch n​icht für andere Organe w​ie Herz, Leber o​der Lunge.[2]

Der Bericht d​es Europarats v​on Dezember 2010 bzw. Januar 2011 betont dagegen, d​ass die Opfer l​aut Zeugenaussagen systematisch u​nd methodisch für d​ie Entnahme d​er Nieren z​uvor durch Kopfschüsse getötet worden seien,[17][78] s​o dass e​s sich b​ei den post mortem entnommenen u​nd für d​en Organhandel bereitgestellten Nieren u​m sogenannte „Leichen-Nieren“ gehandelt habe.[4][78] Daher s​eien keine fortschrittlichen chirurgischen Methoden, d​ie kontrollierte klinische Bedingungen w​ie beispielsweise d​en Einsatz v​on Anästhetika erfordert hätten, notwendig gewesen.[78] Nach Ansicht v​on Fachleuten s​oll die „Leichen-Nieren“-Methode a​uch an anderen Orten i​n ähnlichen illegalen Zusammenhängen angewendet worden sein.[4]

Bevor d​as „gelbe Haus“ spätestens s​eit den Untersuchungen Martys a​ls Nebenschauplatz u​nd nicht a​ls hauptsächlicher Ort d​er Organentnahme angesehen wurde, erschienen i​n der Presse Argumentationen, d​ie die Glaubwürdigkeit d​es Vorwurfs z​um Organhandel aufgrund d​er schlechten Infrastruktur i​n der Region v​on Burrel i​n Frage stellten. Es w​urde hervorgehoben, d​ass es s​ich bei d​em weiß angestrichenen Haus i​n Rribe u​m ein typisches „großes albanisches Bauernhaus“ (Magazin) handle,[231] d​as „nur über Schotter u​nd Geröll erreichbar“ (Spiegel) u​nd „durch e​nge Serpentinen u​nd kratertiefe Schlaglöcher“ (Spiegel) z​u erreichen i​st und „buchstäblich a​m Ende d​er Zivilisation“ (Spiegel) liege.[232] Es w​urde in Frage gestellt, d​ass in dieser armen, schwer erreichbaren Region damals d​ie „Organisation, Technik, Technologie, e​in perfektes Wissen u​nd eine ebenso perfekte Logistik“ (Ärztezeitung) vorhanden waren, d​ie für solche schwierige chirurgische Eingriffe notwendig sind.[69] Auch d​ass das Haus „im allgegenwärtigen Grau u​nd Braun d​er Landschaft u​nd der schäbigen Häuser eigens s​o knallig [gelb] gestrichen worden s​ein soll“ (Ärzte Zeitung), w​urde als fragwürdig dargestellt.[69]

Sevim Dağdelen, Mitglied i​m Auswärtigen Ausschuss d​es Deutschen Bundestages u​nd Sprecherin d​er Fraktion Die Linke für Internationale Beziehungen, kritisierte i​n der ZDF-Reportage v​on 2011[81] über d​en Organhandel i​m Kosovo d​ie „Kontinuitäten d​er deutschen Balkanpolitik, welche Verbrechen w​ie den illegalen Organhandel e​rst möglich gemacht“ habe. Als Hintergrund n​ahm sie d​ie Antwort d​er Bundesregierung a​uf ihre Kleine Anfrage[124][233] über Verstrickungen hochrangiger kosovarischer Politiker w​ie Hashim Thaçi.[234] Dağdelen spricht v​on einer „Kultur d​er Straflosigkeit u​nter den Augen d​er Bundeswehr i​m Kosovo u​nd die Gewährung diplomatischer Ehren für kosovarische Kriegsverbrecher i​n Deutschland“. „In d​ie kriminellen Machenschaften [sei] l​aut BND a​uch Hashim Thaçi verstrickt, d​en die Bundesregierung n​ach wie v​or als Diplomat hofier[e]“. Nach Ansicht Dağdelens würden d​ie Verbrechen i​m Kosovo belegen, „dass d​ie Bemühungen d​er EU u​nd Deutschlands u​m Demokratie u​nd Staatsaufbau gescheitert sind. Die i​n der Geschichte d​er EU-Außenpolitik beispiellos verpulverten Milliarden zugunsten e​iner offenkundig kriminellen Machtelite, d​ie durch d​ie Anerkennungspolitik Deutschlands diplomatische Immunität erlangt hat, brachte n​icht den Export von,Rechtsstaatlichkeit’ i​n die Region, sondern vielmehr d​en Import v​on Korruption u​nd Straflosigkeit“.[235]

Zu d​en Gründen, w​arum der UN-Bericht v​on Oktober 2003 u​nter Verschluss gehalten wurde, äußerte Dick Marty gegenüber d​en Reportern v​om ZDF i​m Jahr 2011 s​eine Ansicht, d​ass die westlichen Staaten d​ie serbisch-jugoslawische Armee m​it Bomben, a​lso ohne Einsatz eigener Bodentruppen, vertreiben wollte u​nd daher d​en Boden u​nd somit d​en Kosovo d​er UÇK überlassen habe, weswegen kritische Berichte über d​ie UÇK w​ie der UN-Bericht v​on 2003 d​en westlichen Interessen n​icht gelegen kamen: „Das Papier, w​enn man d​as liest, i​st explosiv. Das Papier hätte natürlich e​ine seriöse Untersuchung verlangt. Man h​at nichts gemacht, m​an hat d​iese Papiere i​n eine Schublade gelegt u​nd hat d​iese Papiere w​ie viele andere Berichte a​ls geheim betrachtet. Das i​st der größte Skandal, f​inde ich.“, „Man m​uss nicht vergessen, d​ass bis 1998 d​ie UCK a​ls terroristische Gruppe i​n Washington u​nd in d​en anderen Hauptstädten d​er Welt a​ls terroristische Gruppe eingestuft war, b​ei der Interpol a​ls Organisierte Kriminalität, u​nd plötzlich s​ind sie salonfähig geworden. Warum? Nach d​er Bombardierung brauchte d​ie NATO e​inen Alliierten a​m Boden, u​nd man h​atte die, d​ie die stärkste Präsenz a​m Boden hatten. Und d​as war eindeutig d​ie UCK.“[81][123]

Der politische Analytiker Misha Gavrilovic vertrat i​m November 2010 i​n einem Interview m​it dem staatlichen russischen Fernsehsender Russia Today d​ie Ansicht, d​ass der Organhandel i​m Kosovo n​icht ethnisch bzw. rassistisch, sondern wirtschaftlich motiviert sei. Er h​abe sich i​m Kosovo e​rst wegen d​er dort n​ach dem Kosovokrieg herrschenden Gesetzlosigkeit entwickeln können.[236] Der NATO-Militäreinsatz h​abe nicht n​ur darauf abgezielt d​en Rückzug d​er jugoslawischen Armee, sondern a​uch der Polizeikräfte u​nd aller Justizbehörden a​us der serbischen Provinz z​u erzwingen.[224][236] Dadurch h​abe sich u​nter der Aufsicht d​er NATO e​ine Gesetzlosigkeit i​n vielen gesellschaftlichen Bereichen etabliert, d​ie nicht a​uf Organhandel beschränkt sei, sondern s​ich beispielsweise a​uch im Drogenhandel u​nd der Zerstörung d​er meisten serbisch-orthodoxen Kirchen[Anmerkung 8] ausdrücke. Auch a​uf die Entführung v​or allem v​on serbischen, a​ber auch v​on dem jugoslawischen Staat l​oyal gegenüberstehenden ethnisch albanischen Bürgern i​m Kosovo s​ei von d​en Behörden n​icht reagiert worden, w​as die Vorwürfe d​es Organhandels a​uf Kosten „verschwundener“ Menschen ermöglicht habe. Seiner Meinung n​ach haben d​ie westlichen Staaten, d​ie an e​iner Anerkennung d​es Kosovo a​ls unabhängiger Staat interessiert sind, versucht, d​ie bereits r​und zehn Jahre währende Gesetzlosigkeit i​m Kosovo z​u vertuschen.[236] Als Motiv z​ur Vertuschung s​ieht es Gavrilovic an, d​ass der Fall Kosovo für d​ie westliche Allianz v​on hoher Bedeutung sei, u​m ein „gutes“ Werk präsentieren z​u können. Die NATO h​abe die Militärintervention v​on 1999 i​n Form e​ines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges g​egen die Bundesrepublik Jugoslawien durchgeführt, d​er zum Vorläufermodell für nachfolgende völkerrechtlich illegale Kriege w​ie im Irak o​der in Afghanistan geworden sei, d​ie aber i​n der westlichen Welt mittlerweile – insbesondere i​m Fall d​es Irak – a​ls fehlgeschlagene Unternehmungen aufgefasst würden. Der Kosovo s​ei dagegen a​ls ein v​on der NATO „geschütztes“ Land dargestellt u​nd der Militäreinsatz d​er NATO i​m Kosovo positiv bewertet worden. Dass dieses Image n​un nicht e​twa von Seiten Chinas o​der Russlands, sondern v​on Seiten d​es Europarats i​n Frage gestellt werde, versetze d​ie NATO i​n eine schwierige Situation.[224]

Zitate

„In diesem gelben Haus, s​o die Journalisten, s​ei ein Raum i​n einen provisorischen Operationssaal verwandelt worden, w​o die Ärzte d​en Gefangenen Organe entnommen hätten […] Opfer, d​enen man e​ine Niere entnommen hatte, s​eien zugenäht u​nd wieder i​n eine Baracke gesperrt worden, b​is man i​hnen schliesslich a​uch die anderen lebenswichtigen Organe entnommen habe. Als d​ie anderen Gefangenen s​o von i​hrem bevorstehenden Schicksal erfuhren, sollen s​ie ihre Peiniger angefleht haben, s​ie gleich z​u töten.“

Carla Del Ponte, ehemalige Chefanklägerin des Haager Tribunals, 2008[86]

„Die Ermittlungen g​egen Teile d​er UÇK erwiesen s​ich als d​ie frustrierendsten i​m Lauf d​er Arbeit d​es Jugoslawien-Tribunals.“

Carla Del Ponte, ehemalige Chefanklägerin des Haager Tribunals, 2008[2][14]

„Ich denke, d​ass einige Richter d​es Gerichtshofs für d​as ehemalige Jugoslawien Angst hatten, d​ass die Albaner kommen u​nd mit i​hnen abrechnen werden.“

Carla Del Ponte, ehemalige Chefanklägerin des Haager Tribunals, 2008[79]

“None o​f the efforts t​o investigate h​ave received meaningful co-operation o​n the s​ide of t​he government o​f Albania.”

„Keine d​er Bemühungen für e​ine Untersuchung i​st auf sinnvolle Zusammenarbeit v​on Seiten d​er albanischen Regierung getroffen.“

Philip Alston, UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen[80][136][138]

« Il n’y a p​as eu d​e maison jaune, i​l n’y a p​as eu d​e ventes d’organes. […] Vous croyez qu’on échangeait d​es organes. Les g​ens qui disent ça s​ont des salauds e​t des assassins. »

„Es h​at kein gelbes Haus gegeben, e​s hat keinen Organhandel gegeben. […] Sie glauben, d​ass wir Organe ausgetauscht haben. Die Leute, d​ie das sagen, s​ind Dreckskerle u​nd Mörder.“

Bernard Kouchner, ehemaliger UN-Sondergesandter und UNMIK-Leiter, 3. März 2010 in Gračanica[94]

“The f​act is t​hat there i​s no evidence whatsoever i​n this c​ase […] No bodies. No witnesses. All t​he reports a​nd media attention t​o this i​ssue have n​ot been helpful t​o us. In f​act they h​ave not b​een helpful t​o anyone.”

„Fakt ist, d​ass es keinerlei Beweis i​n diesem Fall g​ibt […] Keine Leichen. Keine Zeugen. All d​ie Berichte u​nd Medienaufmerksamkeit z​u dieser Angelegenheit s​ind nicht hilfreich für u​ns gewesen. Tatsächlich s​ind sie für niemanden hilfreich gewesen.“

Matti Raatikainen, Leiter der Einheit für Kriegsverbrechen, EULEX Kosovo[80]

“The e​nd of t​he ‘fairy-tale’ o​f organ-trafficking, a​s one Eulex prosecutor c​alls it, w​ould still l​eave war crimes investigators w​ith plenty t​o do. This month, a m​ass grave w​as found n​ear the southern Serbian t​own of Raska. Three lorry-loads o​f bodies – around 250 i​n total – believed t​o be Albanians killed b​y Serb forces i​n Kosovo, w​ere reburied t​here in e​arly June 1999.”

„Das Ende d​es „Märchens“ v​om Organhandel, w​ie ein EULEX-Staatsanwalt e​s nennt, würde Kriegsverbrechen-Ermittlern i​mmer noch g​enug Arbeit hinterlassen. Diesen Monat w​urde ein Massengrab[Anmerkung 6] n​ahe der südlichen serbischen Stadt Raška gefunden. Drei Lastwagenladungen v​on Leichen – r​und 250 insgesamt – v​on denen angenommen wird, d​ass sie d​urch serbische Kräfte i​m Kosovo getötet wurden, wurden d​ort Anfang Juni 1999 umgebettet.“

BBC News (Nick Thorpe), 27. Mai 2010[80]

“The international organisations in place in Kosovo favoured a pragmatic political approach, taking the view that they needed to promote short-term stability at any price, thereby sacrificing some important principles of justice. For a long time little was done to follow up evidence implicating KLA members in crimes against the Serbian population and against certain Albanian Kosovars.”

„Die v​or Ort befindlichen internationalen Organisationen i​m Kosovo h​aben ein pragmatisches Vorgehen bevorzugt, i​ndem sie d​ie Sichtweise angenommen haben, d​ass sie u​m jeden Preis e​ine kurzfristige Stabilität vorantreiben müssen; d​amit opferten s​ie einige bedeutende Prinzipien d​er Justiz. Über e​inen langen Zeitraum w​urde wenig g​etan um Beweisen nachzugehen, d​ie UÇK-Mitglieder m​it Verbrechen a​n der serbischen Bevölkerung u​nd an bestimmten albanischen Kosovaren i​n Verbindung brachten.“

Dick Marty, Sonderermittler Europarat, 12. Dezember 2010[108][126]

“In particular, w​e found a number o​f credible, convergent indications t​hat the organ-trafficking component o​f the post-conflict detentions described i​n our report i​s closely related t​o the contemporary c​ase of t​he Medicus Clinic, n​ot least through prominent Kosovar Albanian a​nd international personalities w​ho feature a​s co-conspirators i​n both.”

„Insbesondere fanden w​ir eine Anzahl glaubwürdiger, konvergenter Indizien, d​ass die Organhandel-Komponente d​er Nachkriegs-Internierungen, d​ie in unserem Bericht beschrieben wurde, m​it dem heutigen Fall i​n der Medicus-Klinik e​ng verwandt ist, n​icht zuletzt d​urch prominente kosovo-albanische u​nd internationale Persönlichkeiten, d​ie bei beiden a​ls Mitverschwörer bezeichnend sind.“

Dick Marty, Sonderermittler Europarat, 12. Dezember 2010[17][108][203]

„Die Art u​nd Weise, w​ie Marty seinen Bericht geschrieben hat, erinnert m​ich an d​ie Propaganda v​on Joseph Goebbels. Der Unterton dieses Pamphlets i​st rassistisch. Herr Marty beleidigt d​as ganze albanische Volk u​nd versucht, unseren Freiheitskampf g​egen die serbische Unterdrückungspolitik z​u kriminalisieren.“

Hashim Thaçi, als Ministerpräsident der Republik Kosovo, Januar 2011[91]

„Was d​ie Behauptungen über d​en Handel m​it menschlichen Organen betrifft, d​as sind üble Erfindungen. Auch heute, 12 Jahre n​ach dem Krieg, s​ind unsere Krankenhäuser u​nd unsere Ärzte n​icht in d​er Lage, Organhandel z​u betreiben o​der menschliche Organe überhaupt z​u entnehmen u​nd sie anderen Menschen einzupflanzen.“

Ismet Tara, ehemaliger UÇK-Kommandeur, 2011[81]

„Die e​rste Absicht war, d​iese Leute z​u liquidieren. Und d​ann zufälligerweise w​egen [der] Kontakte, d​ie man hatte, h​at man n​och damit Geld verdient.“

Dick Marty, Sonderermittler Europarat, 2011[81]

„Gab e​s diesen Organhandel? Ohne Zweifel. Ich b​in überzeugt davon.“

José Pablo Baraybar, ehemaliger UN-Chefforensiker, 2011[81]

„Es i​st durchaus wahrscheinlich, d​ass die UCK-Kämpfer 1999 Leuten, d​ie sie hingerichtet haben, Organe entnommen u​nd in d​ie Türkei geschickt haben. Die Türkei u​nd vor a​llem ein Doktor namens Yusuf Sönmez w​aren in illegale Organtransplantationen verwickelt. Das w​aren Transplantationen v​on Organen, d​ie man Toten entnommen hat, a​ber auch Organe v​on Menschen, d​ie ihre Nieren verkauften.“

Nancy Scheper-Hughes, Professorin der Anthropologie an der Universität Berkeley, 2011[81]

Siehe auch

Literatur

Presse

Filmreportagen oder TV-Ausstrahlungen

Juliana Ruhfus führt in der Reportage unter anderem Gespräche mit dem 2013 im Medicus-Fall verurteilten Arzt Lutfi Dervishi und seinem Anwalt Linn Slattengren, mit dem Anwalt Mordechai Tzivin des im Medicus-Fall flüchtigen Angeklagten Moshe Harel, mit dem türkischen Staatsanwalt Reşat Soysal, der für den türkischen Prozess gegen den im Medicus-Fall flüchtigen Yusuf Sönmez zuständig ist sowie mit Sönmez’ Anwalt Cem Sofuoğlu.
Der Spiegel-Reporter Steffen Winter berichtet im Video über die Recherchen des Spiegel-Teams im Fall des deutschen Organempfängers in der Medicus-Klinik von 2008.
Das Video zeigt von Miloš Milić und dem stellvertretenden serbischen Staatsanwalt für Kriegsverbrechen Bruno Vekarić kommentierte Aussagen eines angeblichen, ethnisch albanischen Täters im mutmaßlichen Organraub-Fall von 1999 (jedoch nicht im Fall Gelbes Haus im engeren Sinne), der 2012 vom serbischen Staatssender RTS1 als zukünftiger Kronzeuge präsentiert wurde.
Michael Montgomery fasst im Video die Ermittlungen von seinen ersten Recherchen kurz nach dem Kosovokrieg bis zu den EU-Untersuchungen von 2011–2014 kurz zusammen.

Bericht Europarat

Menschenrechtsberichte

Gerichtsverfahren

Medicus-Fall:

  • Basic Court of Pristina

Anmerkungen

  1. Die Bezeichnung der Opfer albanischer Ethnie variiert in den Quellen von „Kosovo Albanians that were loyal to the Yugoslav state“ („jugoslawientreue Kosovo-Albaner“. Quelle: Misha Gavrilovic: Russia Today, 14. November 2011), „ethnic Albanians to settle old scores“ („ethnische Albaner, mit denen »alte Rechnungen beglichen« werden sollten“; Quelle: New York Times, 15. Dezember 2010) und „Kosovo-Albaner, die als Kollaborateure galten oder sonst im Weg waren“ (blick.ch, 14. Dezember 2010) über „Kosovo-Albaner, die als Kollaborateure der Belgrader Behörden galten“ (SZ, 16. Dezember 2010) bis hin zu „oppositionelle Kosovo-Albaner“ (NZZ, 16. Dezember 2010"), „nicht-loyale Albaner“ (NZZ, 31. März 2011) oder „»kosovo-albanische Verräter«“ (Zeit, 1. Januar 2011). Die Bezeichnung „Albaner“ ist nicht unproblematisch, da stets zu beachten ist, ob damit die Zugehörigkeit zur Ethnie oder zum Staat Albanien gemeint ist. Auch für die Begriffe „oppositionell“ und „loyal“ muss beachtet werden, ob diese sich auf die Loyalität bzw. Opposition gegenüber der offiziellen Regierung oder gegenüber einer dominanten Organisation wie etwa der UÇK beziehen. Marty selbst verwendete differenziertere Formulierungen wie „Kosovar Albanians suspected of having been ‚traitors‘ or ‚collaborators‘, or who fell victim to internal rivalries within the KLA“ („kosovarische Albaner, die verdächtigt wurden ‚Verräter‘ oder ‚Kollaborateure‘ gewesen zu sein oder die internen Rivalitäten innerhalb der UÇK zum Opfer fielen“; Quelle: Council of Europe, 7. Januar 2011, S. 6) oder schlicht „certain Albanian Kosovars“ („bestimmte albanische Kosovaren“, Quelle: Council of Europe, 7. Januar 2011, S. 2).
  2. Der TMK wurde von dem US-Militärunternehmen Military Professional Resources Inc. (MPRI) ausgebildet, das auch an der Ausbildung und Führung der kroatischen Streitkräfte beteiligt war, die 1995 mit der Operation Oluja 200.000 Krajina-Serben aus der kroatischen Krajina-Region vertrieben haben. Quelle: Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 442.
  3. Abweichende Schreibweisen des Vornamens: Dzavit, Xeka, Xhavdit, Djavit; des Nachnamens: Halitaj. Quelle: BND-Analyse vom 22.05.2005 (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 3 MB). BND, 22. Mai 2005.
  4. Der Tages-Anzeiger und die Basler Zeitung meldeten am 16. Dezember 2010 (abweichend von der Pressemitteilung der EULEX Kosovo vom 12. Dezember 2010), am 15. und 20. Oktober 2010 seien Anklageschriften gegen fünf Personen eingereicht worden, bei denen es sich um „Ärzte und Personen, die zuvor auf der höchsten Ebene im Gesundheitsministerium gearbeitet haben“, handelt, denen Handel mit menschlichen Organen, organisierte Kriminalität und Missbrauch öffentlicher Gewalt vorgeworfen wird.
  5. Juliana Ruhfus sprach für eine Filmreportage von Dezember 2012 mit dem Bruder des türkischen Organspenders, der versicherte, dass dieser noch lebe und dass es ihm gut gehe. Quelle: People and Power – Organ Traders (Memento vom 10. Mai 2013 auf WebCite) (englisch, 24 Minuten). Al Jazeera English (Vertrieb), Film von Claudio von Planta (Regie, Kamera und Herausgabe) und Juliana Ruhfus (Reportage), Dezember 2012. Auch auf YouTube verfügbar: People & Power – The Organ Traders (englisch, ca. 24 Minuten), hochgeladen von YouTube-Benutzer AlJazeeraEnglish am 19. Dezember 2012.
  6. Später meldete der serbische Sender B92, dass die forensischen Ermittlungen negativ verliefen und keine organischen Spuren gefunden wurden. Die Strafverfolgungsbehörde wolle die Resultate jedoch nicht bekannt geben, sondern weiter graben, um weiter zu prüfen, ob es sich um ein Massengrab handeln könne. Quelle: No mass grave found near town (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). B92, 11. August 2010.
  7. Transkription der Aussagen von Kouchner: [Auf die Frage des VOA-Journalisten Budimir Ničić an Bernard Kouchner, lacht dieser laut und erwidert:] „La vente des organes! Mais vous êtes malade, non? J’ai une tête à vendre des organes, moi?. Mais vous êtes fou, vous croyez n’importe quelles conneries. Alors, Rada [Radmila Trajković, Direktorin des Krankenhauses von Gračanica und Vertreterin des Exekutivkomitees des Serbischen Nationalrates von Kosovo und Metochien] et moi, on aurait volé des cadavres pour vendre des organes? Mais à qui? Ne croyez pas ces bêtises!“, [Auf die Frage des VOA-Journalisten, ob er Kenntnis von der Existenz des Gelben Hauses habe]: „Les maisons jaunes, c’est quoi, la[les] maison[s] jaune[s]? Quelle[s] maison[s] jaune[s]? Pourquoi jaune[s]?“, „Phhhh! Monsieur, vous devriez aller consulter [mit dem Finger auf Budimir Ničić und dann auf das Gesundheitszentrum zeigend]. Ça suffit, merci! Il n’y a pas eu de maison[s] jaune[s], il n’y a pas eu de ventes d’organes. Elle était médecin, moi aussi. Vous croyez qu’on échangeait des organes. Les gens qui disent ça sont des salauds et des assassins! D’accord?“. Vgl. Michel Dantan: C’est une maison jaune accrochée… Trafic d’organes: Kouchner pète les plombs (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (französisch). Le nouveau NH, 3. März 2010.
  8. Die Zerstörung serbisch-orthodoxer Sakralbauten fand kontinuierlich nach dem Ende des Kosovo-Krieges und dem damit verbundenen Abzug der serbisch-jugoslawischen Sicherheitskräfte aus dem Kosovo sowie der Übernahme der Kontrolle durch UNMIK- und NATO-geführten KFOR-Kräfte statt. Die größten Zerstörungsschübe erfolgten dabei in den ersten Monaten nach dem Juni 1999 sowie während der blutigen Ausschreitungen vom März 2004.

Einzelnachweise

  1. Paul Lewis: At family farm, grim claims of organ culling from captured Serb soldiers. In: The Guardian. 25. November 2008, abgerufen am 9. Oktober 2010 (englisch).
  2. Thomas Zaugg, Bilder von Fabian Biasio: Was geschah in Burrel? – Haben Albaner nach dem Krieg Serben ermordet und ihre Organe verkauft? (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) (PDF) Das Magazin, 6/2010, 13. Februar 2010 (Weitere Archivversion (Memento vom 23. November 2010 im Internet Archive)).
  3. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011.
  4. Karl-Peter Schwarz: Kosovo – Die UCK und der Organhandel. (Memento vom 17. Mai 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Januar 2011.
  5. Paul Lewis: Kosovo PM is head of human organ and arms ring, Council of Europe reports – Two-year inquiry accuses Albanian 'mafia-like' crime network of killing Serb prisoners for their kidneys. In: The Guardian. 14. Dezember 2010, abgerufen am 31. Januar 2020 (englisch).
  6. Stefanie Bolzen: Schmutziger Organhandel vom Kosovo in die EU. (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) Die Welt, 1. Mai 2013.
  7. Five jailed over Kosovo organ trafficking (Memento vom 13. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 29. April 2013.
  8. Kosovo: Neues Tribunal soll Vorwürfe von Organhandel entkräften (Memento vom 27. April 2014 auf WebCite) derStandard.at, 24. April 2014.
  9. Enver Robelli: Kosovo lässt Prozesse gegen Kriegsverbrecher zu – Das Parlament in Pristina reagiert auf die Anschuldigungen im Bericht des Tessiners Dick Marty: Ein Sondertribunal soll über mutmassliche kosovo-albanische Kriegsverbrecher urteilen. (Memento vom 2. Mai 2014 auf WebCite) Tagesanzeiger, 23. April 2014.
  10. Vorwürfe gegen UCK im Kosovo-Konflikt – „Schlüssige Beweise“ für Organhandel (Memento vom 11. August 2014 auf WebCite) tagesschau.de, 29. Juli 2014.
  11. Statement of the Chief Prosecutor of the Special Investigative Task Force 29 July 2014 (Memento vom 10. August 2014 auf WebCite) (englisch; PDF). www.sitf.eu, 29. Juli 2014. Cf. Statement by the Chief Prosecutor of the Special Investigative Task Force (SITF) on investigative findings (Memento vom 10. August 2014 auf WebCite) (englisch), Pressemitteilung der SITF, 29. Juli 2014.
  12. Markus C. Schulte von Drach: Kosovo – EU-Ermittler will UÇK-Kämpfer anklagen. (Memento vom 10. August 2014 auf WebCite) Süddeutsche.de, 29. Juli 2014.
  13. Andreas Ernst: Das Versagen des Westens in Kosovo (Memento vom 11. August 2014 auf WebCite) NZZ.ch, 7. August 2014.
  14. Krsto Lazarević: Organhandel – Dr. Frankenstein auf der Flucht. (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) TagesWoche, 7. September 2014.
  15. „Eine Ohrfeige für Kosovos politische Elite“ – Zehn Ex-Kommandanten der kosovarischen Befreiungsarmee UCK müssen mit Anklagen wegen Kriegsverbrechen rechnen. Einschätzungen von TA-Redaktor Enver Robelli (Memento vom 13. August 2014 auf WebCite) tagesanzeiger.ch, Interview von Vincenzo Capodici mit Enver Robelli, 27. Juli 2014.
  16. Illegaler Organhandel in Kosovo – Geschäfte mit menschlichen Ersatzteilen. (Memento vom 30. April 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 30. April 2013.
  17. Paul Lewis: Kosovo physicians accused of illegal organs removal racket – Medicus clinic linked in Council of Europe report to alleged Kosovo Liberation Army organ harvesting atrocities. (Memento vom 13. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 14. Dezember 2010.
  18. Der türkische Arzt – Kopf eines Organhandelrings im Kosovo? (Memento vom 15. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 16. Dezember 2010. Auch veröffentlicht in: Basler Zeitung, 16. Dezember 2010, archiviert (Memento vom 15. Mai 2013 auf WebCite) vom Original am 15. Mai 2013.
  19. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler, Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden, Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 9f.
  20. Military Technical Agreement between the International Security Force („KFOR“) and the Governments of the Federal Republic of Yugoslavia and the Republic of Serbia (Memento vom 19. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). www.nato.int, 9. Juni 1999, Updated: 2. August 1999.
  21. Helmut Kramer, Vedran Džihić, Die Kosovo-Bilanz – Scheitert die internationale Gemeinschaft?, LIT Verlag Münster, Wien 2005, ISBN 3-8258-8646-8, S. 37–40.
  22. Peter Bouckaert, Failure to Protect: Anti-minority Violence in Kosovo, March 2004. (englisch). Human Rights Watch, Vol. 16, Nr. 6 (D), Juli 2004, S. 11–13. Alternative Internetquelle auf [http://www.unhcr.org/ unhcr.org abgerufen am 12. März 2013.
  23. Peter Bouckaert, Failure to Protect: Anti-minority Violence in Kosovo, March 2004. (englisch). Human Rights Watch, Vol. 16, Nr. 6 (D), Juli 2004, S. 13f. Alternative Internetquelle auf [http://www.unhcr.org/ unhcr.org abgerufen am 12. März 2013.
  24. G-8-Staaten: Einigkeit über weiteres Vorgehen im Kosovo-Konflikt (Memento vom 22. Mai 2013 auf WebCite) Der Spiegel, 6. Mai 1999.
  25. Resolution 1244 (1999) vom 10. Juni 1999 (Memento vom 22. Mai 2013 auf WebCite) (deutsche Übersetzung, PDF; 1,4 MB), Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, 10. Juni 1999.
  26. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 438ff.
  27. Das EinsExtra-Thema: Vor 10 Jahren: Kosovokrieg – EinsExtra im Gespräch, ARD, ausgestrahlt am 21. März 2009, Ulrich Timm im Gespräch mit Prof. Wolf Oschlies. YouTube-Link (Video, 52 Minuten): Der Kosovo-Krieg: Es begann mit einer Lüge – Deutschlands Weg in den Kosovo-Krieg, veröffentlicht am 3. Juli 2012 von YouTube-Benutzer Bildungsverein der Roma zu Hamburg e. V. abgerufen am 22. Mai 2013. Vgl. auch: Wolf Oschlies, Zehn Jahre Kosovokrieg: Der illegitime Krieg, Blätter für deutsche und internationale Politik, 3, 2009, S. 93–99.
  28. Jürgen Elsässer: »Kristallnacht« im Kosovo. (Memento vom 22. Februar 2013 auf WebCite) Telepolis, 19. März 2004.
  29. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 442f.
  30. Renate Flottau: Notfalls ein Guerillakrieg. In: Der Spiegel. Nr. 8, 2000 (online).
  31. INTERPOL statement concerning arrest warrant for Agim Ceku (Memento vom 19. Mai 2013 auf WebCite) Interpol, Pressemitteilung, 28. März 2006.
  32. United Nations Resolution 1244 (Memento vom 22. März 2013 auf WebCite) (englisch ) auch unmikonline.org (PDF). UNSC Resolution 1244, 10. Juni 1999 (PDF-Original (Memento vom 22. März 2013 auf WebCite)).
  33. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 224.
  34. Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 27f.
  35. John R. Fulton, NATO and the KLA: How the West Encouraged Terrorism (Memento vom 3. Februar 2013 auf WebCite) (PDF; 169 kB), Global Security Studies, l, (3), 2010, S. 130–141.
  36. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 444f.
  37. Enver Robelli: Kriegsverbrechen im Kosovo – Vom mysteriösen Tod des Zeugen X. (Memento vom 24. Mai 2013 auf WebCite) Süddeutsche Zeitung, 4. Oktober 2011.
  38. Henri Bohnet, Johannes Gold: Die Limaj-Affäre: Bewährungsprobe für Kosovos Premier Thaçi und die EULEX. (Memento vom 24. Mai 2013 auf WebCite) (PDF), Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., 1. Juni 2010.
  39. International Crisis Group (ICG), Collapse in Kosovo (Memento vom 21. März 2013 auf WebCite) (englisch, PDF; 623 kB; albanisch, PDF (Memento vom 4. September 2011 im Internet Archive); serbisch, PDF). ICG Europe Report Nr. 155, Priština u. a., 22. April 2004, S. 23. Siehe auch: Collapse in Kosovo – Executive Summary and Recommendations (Memento vom 21. März 2013 auf WebCite) (englisch, auch in Albanisch und Serbisch verfügbar), ICG Europe Report Nr. 155, 22. April 2004.
  40. Ergebnisse einer Recherche vom 1. Januar bis 31. Oktober 2004 – KOSOVO: Roma und Aschkali ohne Zukunft? (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite) Gesellschaft für bedrohte Völker, Bericht, 17. November 2004, Paul Polansky (Vorbemerkung von Tilman Zülch). Internetlink zum Download (PDF) (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite).
  41. Renate Flottau, Alexander Szandar, Erich Wiedemann: Kosovo – Im Hass vereint. In: Der Spiegel. Nr. 13, 2004 (online).
  42. BND-Analyse vom 22.02.2005 (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 3 MB), BND, 22. Februar 2005.
  43. Jürgen Roth: Das Kosovo auf dem Weg in die Unabhängigkeit – Rechtsstaat? Lieber nicht! (Memento vom 27. Mai 2013 auf WebCite) Die Weltwoche, 43/2005.
  44. Empfang von mutmaßlichen Kriegsverbrechern im Bundestag skandalös. (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) Pressemitteilung von Sevim Dagdelen, sevimdagdelen.de, 30. November 2011.
  45. Empfang von mutmaßlichen Kriegsverbrechern im Bundestag skandalös (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) Die Linke im Bundestag, Abgeordneten – Pressemitteilung von Sevim Dagdelen, 30. November 2011.
  46. Andreas Förster: Von der Mafia beherrscht. In: Berliner Zeitung, 7. August 2006.
  47. BND-Analyse vom 22.02.2005 (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 3 MB), BND, 22. Februar 2005, S. 26.
  48. Kosovos «gefährlichster Mann» mit Schweizer Vergangenheit – Die Nato-Geheimakte über Parlamentspräsident Xhavit Haliti, der von Zürich aus an die Macht gekommen war (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 28. Januar 2011.
  49. Helmut Lorscheid: Der BND im Kosovo. (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) Telepolis, 29. November 2008.
  50. Wolf Oschlies, Zehn Jahre Kosovokrieg: Der illegitime Krieg, Blätter für deutsche und internationale Politik, 3 (März), 2009, S. 93–99, hier S. 97.
  51. Operationalisierung von Security Sector Reform (SSR) auf dem Westlichen Balkan – intelligente/kreative Ansätze für eine langfristig positive Gestaltung dieser Region (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 9,6 MB), Institut für Europäische Politik, balkanforum.org Berlin, 9. Januar 2007.
  52. Michail Logvinov: Kosovo: UN-Mission impossible, NATO hilflos, Rolle der USA kontraproduktiv. (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) RIA Novosti (deutsche Internetversion auf ag-friedensforschung.de), 9. Januar 2008.
  53. Operationalisierung von Security Sector Reform (SSR) auf dem Westlichen Balkan – intelligente/kreative Ansätze für eine langfristig positive Gestaltung dieser Region (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 9,6 MB), Institut für Europäische Politik, balkanforum.org, Berlin, 9. Januar 2007, S. 16.
  54. Operationalisierung von Security Sector Reform (SSR) auf dem Westlichen Balkan – intelligente/kreative Ansätze für eine langfristig positive Gestaltung dieser Region (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 9,6 MB), Institut für Europäische Politik, balkanforum.org, Berlin, 9. Januar 2007, S. 79.
  55. Operationalisierung von Security Sector Reform (SSR) auf dem Westlichen Balkan – intelligente/kreative Ansätze für eine langfristig positive Gestaltung dieser Region (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 9,6 MB), Institut für Europäische Politik, balkanforum.org, Berlin, 9. Januar 2007, S. 113.
  56. Operationalisierung von Security Sector Reform (SSR) auf dem Westlichen Balkan – intelligente/kreative Ansätze für eine langfristig positive Gestaltung dieser Region (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 9,6 MB), Institut für Europäische Politik, balkanforum.org, Berlin, 9. Januar 2007, S. 78.
  57. Stefanie Bolzen: Eulex-Mission – Im Kosovo versickern EU-Milliarden (Memento vom 22. Mai 2013 auf WebCite) Die Welt, 31. Oktober 2012.
  58. Stefanie Bolzen: Neue Souveränität – Kosovo – die labile Freiheit eines „failed state“. (Memento vom 22. Mai 2013 auf WebCite) Die Welt, 10. September 2012.
  59. International Civilian Office, February 2008 – September 2012 (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). International Civilian Office – Kosovo.
  60. Communique – Sixteenth and final meeting of the International Steering Group for Kosovo (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) (englisch, PDF; 64 kB). International Civilian Office – Kosovo, 10. September 2012.
  61. Norbert Mappes-Niediek: Kosovo souveräner Staat – Kein Feiertag in Pristina (Memento vom 26. Mai 2013 auf WebCite) Frankfurter Rundschau, 10. September 2012.
  62. „Serben haben Kosovo als Realität akzeptiert“. (Memento vom 22. Mai 2013 auf WebCite) Die Presse, 20. Mai 2013 (Online-Ausgabe), 21. Mai 2013 (Print-Ausgabe).
  63. Auslandseinsatz – Bundeswehr weiter in Kosovo (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite) Die Bundesregierung, 29. Mai 2013.
  64. Renate Flottau: Das Haus am Ende der Welt. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2008 (online).
  65. OSCE: Kosovo/Kosova – As Seen, As Told – An analysis of the human rights findings of the OSCE Kosovo Verification Mission – October 1998 to June 1999. 1999, ISBN 83-912750-0-0, S. VIII.
  66. The Independent International Commission on Kosovo: The Kosovo Report – Conflict – International Response – Lessons Learned. Oxford University Press 2000, ISBN 0-19-924309-3, S. 69; Anmerkung: Erstellt wurde dieser Bericht von neun der insgesamt elf Kommissionsmitgliedern, von denen zwei aus den USA und je eines aus Benin, Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik bestellt wurden, während die beiden Mitglieder aus Palästina und Russland nicht an dem Report beteiligt waren. Die BRJ trat jedoch nicht mit dieser Kommission in Gespräche ein, da dem Vorsitzenden der Kommission, Richard Goldstone aus Südafrika, als dem für die Zeit vom August 1994 bis zum September 1996 amtierenden Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, anti-serbische Befangenheit vorgeworfen wurde.
  67. Kosovo/Albanien: Entführungen und Verschleppungen nach Albanien sollen untersucht werden (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) Human Rights Watch, Pressemitteilung, 5. Mai 2008.
  68. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 8f.
  69. Deutsche Presse-Agentur: Gab es Organdiebstahl in Albanien? Zweifel werden immer lauter. In: Ärztezeitung online. 29. Oktober 2008, abgerufen am 9. Oktober 2010.
  70. Daily: Organs removed at KLA hospitals (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). B92, 25. Dezember 2010.
  71. Milijana Mitrovic: Bernard Kouchner Involved In Albanian Organ Market (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). dalje.com, 28. April 2008.
  72. Dick Marty: Detention facilities in Albania used by KLA members and affiliates for inhuman treatment and illicit trafficking in human organs. (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) (englisch, PDF; 768 kB) Council of Europe, Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Annex to AS/Jur (2010) 46.
  73. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 26.
  74. Jan Puhl: Blutspuren im gelben Haus. In: Der Spiegel. Nr. 51, 2010 (online).
  75. Jean-Michel Berthoud: Der starke Mann Kosovos unter massivem Beschuss. (Memento vom 6. Mai 2013 auf WebCite) Swissinfo, 15. Dezember 2010.
  76. Hashim Thaci: Mörder und Organhändler? (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 15. Dezember 2010.
  77. Henry Habegger: Die furchtbaren Details aus dem Bericht zum Kosovo-Krieg - «Schweizer» Mafiaboss in Organhandel verwickelt! (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) Blick (Zeitung), 14. Dezember 2010.
  78. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 24.
  79. Andrej Fedjaschin: Organhandel und Morde im Kosovo: Moskau sucht Beweise. (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) RIA Novosti, 19. Januar 2012.
  80. Nick Thorpe: End of the road for Kosovo organ claims? (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) (engkisch). BBC News, 27. Mai 2010.
  81. Blutige Geschäfte – Auf den Spuren des Organhandels im Kosovo, TV-Dokumentarfilm von Arndt Ginzel, Martin Kraushaar und Ulrich Stoll, ZDF, 2011, ausgestrahlt am 13. Juli 2011 auf ZDFzoom. Transkript (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) (deutsch, PDF; 45 kB; serbisch (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive)), deutsches Transkript, sevimdagdelen.de
  82. (First) Amended Indictment, Case No. IT-99-37-I (Memento vom 7. Januar 2013 auf WebCite) (englisch). ICTY, 29. Juni 2001.
  83. Slobodan Milosevic (Memento vom 13. Januar 2013 auf WebCite), Who’s who – Deutschland – The People-Lexikon, 1999–2012.
  84. Organhandel im Kosovo Regierungschef Thaci in Bedrängnis (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) Stern.de, 17. Dezember 2010.
  85. Tom Grange, Hroar Frydenlund: Forensic Examination and Assessment in Albania. (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch; PDF; 2,3 MB) UNMIK, Report (Internetversion auf guardian.co.uk) 4.-5. February 2004.
  86. Matthias Chapman: «Die Gefangenen flehten ihre Peiniger an, sie gleich zu töten». (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 15. Dezember 2010.
  87. Finsterer Verdacht auf dem Balkan – Gab es Organraub in den Nachkriegswirren? (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite) RP Online (Quelle: AP), 7. Mai 2009.
  88. Klage gegen Dick Marty – Albanische Familie fordert Entschädigung nach Bericht über illegalen Organhandel (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 31. März 2011.
  89. Augustin Palokaj, Zeljko Pantalic, Katrin Teschner: Organhandel im Kosovo-Krieg? Das Geheimnis des gelben Hauses. (Memento vom 6. Mai 2013 auf WebCite) WAZ, 1. April 2009.
  90. Die Jagd der Carla Del Ponte (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 13. April 2008.
  91. Enver Robelli: Kosovo-Premier Thaci – Organhandel, Mord und illegale Geschäfte (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) Süddeutsche Zeitung, 31. Januar 2011.
  92. Kouchner refers to reporter as „sick, insane“ (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). 2. März 2010.
  93. Reporter, associations react to Kouchner outburst (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). B92, 3. März 2010.
  94. Michel Dantan: C’est une maison jaune accrochée… Trafic d’organes: Kouchner pète les plombs (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (französisch). Le nouveau NH, 3. März 2010.
  95. Ian Bancroft: The tension between recognising and relativising war crimes. (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 10. März 2010.
  96. Exclusif – Kouchner insulte un journaliste de Voice of America au Kosovo (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (französisch), Novopress, 3. März 2010.
  97. Ian Traynor: Former war crimes prosecutor alleges Kosovan army harvested organs from Serb prisoners. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) The Guardian, 12. April 2008.
  98. Frank Herold: Organhandel Kosovo-Krieg – Verschleppt und ausgeweidet. (Memento vom 6. Mai 2013 auf WebCite) Frankfurter Rundschau online, 13. September 2012.
  99. Kosovo: Ein privilegierter Partner (Memento vom 23. Januar 2013 auf WebCite) Internetversion auf www.politonline.ch, 13. März 2011; ursprüngliche Quelle: german-foreign-policy.com vom 11. März 2011; mit Verweis auf: Carla Del Ponte, La Caccia. Io e i Criminali di Guerra, Meiland 2008.
  100. Teil des Westens geworden (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) 16. Dezember 2010
  101. Russia ups pressure on ex-war crimes prosecutor Del Ponte (Memento vom 13. Januar 2013 auf WebCite) (englisch). RIA Novosti, 14. April 2008.
  102. Gaudenz Looser: Wegen ihrer Memoiren: Maulkorb für Del Ponte. (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) 20 Minuten, 7. April 2008 15:59 Uhr, aktualisiert: 8. April 2008 00:03 Uhr.
  103. Julia Encke: Die Widersprüchlichkeit der Wahrheit – Wie erzählt man vom Krieg? Carla Del Ponte und Emir Suljagic über den Jugoslawien-Konflikt. (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22. Februar 2009, S. 28.
  104. Dani Glaus: EDA verpasst Carla Del Ponte einen Maulkorb (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 5. Februar 2009.
  105. Thomas Roser: Aufregung um angeblichen Organ-Handel der UÇK-Rebellen. (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Die Presse, 14. April 2008 (Online-Ausgabe) und 15. April 2008 (Print-Ausgabe).
  106. Kosovo (under UNSCR 1244/99) 2008 Progress Report – accompanying the Communication from the Commission to the European Parliament and the Council – Enlargement Strategy and Main Challenges 2008–2009 - {COM(2008) 674 (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite)}, Commission of the European Communities (englisch, PDF; 301 kB). SEC(2008) 2697, Commission Staff Working Document, Brüssel, 5. November 2008, S. 26.
  107. Jessica von Felbert: Konfliktbewältigung in Südosteuropa. Internationale Intervention im Lichte des systemischen Zerfalls (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 12,7 MB), Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität zu Münster/Westfalen, 2011, S. 102.
  108. Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo (provisional version). (PDF; 454 kB) In: Europarat, Entschließungsentwurf und erläuterndes Memorandum von Dick Marty, (englisch, PDF; 396 kB) vom 12. Dezember 2010, abgerufen am 19. Dezember 2010. Alternative Online-Version (Memento vom 1. Dezember 2013 auf WebCite).
  109. Organhandel im Kosovo: Martys Untersuchung und Reaktion der Schweiz (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) Humanrights.ch, Update: 27. Januar 2011.
  110. Kosovo: EU Mission Needs Special Prosecutor to Investigate KLA – Witness Protection Key to Credible Investigation (Memento vom 5. Mai 2013 auf WebCite) Human Rights Watch, 19. Januar 2011.
  111. Kosovos Premier Thaci in Nöten – Europarat fordert rechtliche Schritte (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2010, Quelle und Bearbeiter: dpa/AP/AFP/hai/segi.
  112. 'Vorwürfe im Europarat: Kosovo-Premier Thaçi soll an Organmafia beteiligt sein. In: Spiegel Online. 15. Dezember 2010, abgerufen am 1. August 2019.
  113. Paul Lewis: Report identifies Hashim Thaci as ‘big fish’ in organised crime – Kosovo’s prime minister accused of criminal connections in secret Nato documents leaked to the Guardian. (Memento vom 23. Januar 2013 auf WebCite) (englisch) The Guardian, 24. Januar 2011.
  114. Norbert Mappes-Niediek: Ein flexibler Charakter (Memento vom 23. Januar 2013 auf WebCite) In: Berliner Zeitung, 2. Juli 2003.
  115. Thomas Fuster: Schauerliches über Kosovos Regierungsspitze (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 16. Dezember 2010.
  116. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 13 f.
  117. Doreen Carvajal, Marlise Simons: Report Names Kosovo Leader as Crime Boss (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) The New York Times, 15. Dezember 2010.
  118. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 298f, 307, Fußnote 166, mit Verweis auf Dietrich Willer: Die neuen Herren im Kosovo?, taz, 17./18. April 1999, S. 15 (In: Der Kosovokrieg, taz-Dossier 1999).
  119. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 150.
  120. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 16.
  121. Fatmir Aliu: Kosovo Lawmaker Testifies in Medicus Organ Trafficking Case. (Memento vom 13. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). Balkan Insight (BI), 14. Februar 2012 (BIRN = Balkan Investigative Reporting Network).
  122. Enver Robelli: In Kosovo fällt die Mauer des Schweigens – In diesen Tagen dürfte das Parlament in Pristina der Gründung eines Sondertribunals zustimmen, das die Kriegsverbrechen hoher Kosovo-Rebellen untersuchen soll. Wegbereiter ist der frühere Ständerat Dick Marty. (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) Basler Zeitung, 22. April 2014.
  123. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 18 ff., 6.
  124. Gregory Tinsky: Terrors of Priština. New facts about the Western special services, hiding KLC criminal activity (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) worldintellectual.net, 17. Oktober 2011.
  125. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 1.
  126. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 2.
  127. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 22 f.
  128. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. Hrsg.: Europarat. Doc. 12462, 7. Januar 2011 (Website des Europarats Bericht zuhanden des Europarats).
  129. Henry Habegger: Schock-Bericht zum Kosovo-Krieg: „Schweizer“ Mafiaboss in Organhandel verwickelt! In: Blick. 15. Dezember 2010, S. 2 (Blick.ch).
  130. Bernhard Odehnal: Auf den Spuren von Doktor Frankenstein – Das Organhandel-Geschäft blüht. Die Spuren führen stets nach Kosovo und in die Türkei. (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) Tagesanzeiger, 18. Dezember 2010.
  131. Regierungschef Thaci gewinnt Wahlen im Kosovo (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 13. Dezember 2010.
  132. Thaci kritisiert Marty – Kosovos Ministerpräsident verlangt unabhängige Untersuchung (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung, 21. Dezember 2010.
  133. Adelheid Wölfl: Der Kosovo und der Organraub (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite) derStandard.at, 11. September 2012.
  134. Geheime Dokumente belasten Thaci schwer (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 25. Januar 2011.
  135. Manfred Bleskin: Zwischenruf – Organhandel: Vorwürfe gegen Thaçi. (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) n-tv, 25. Januar 2011.
  136. UN says Albania ‘stalling’ Serb human organs inquiry (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). BBV News, 23. Februar 2010.
  137. Organhandelsvorwürfe: UNO kritisiert Albanien (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) derStandard.at, 24. Februar 2010.
  138. Albania accused of obstructing organ trafficking case (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). B92, 23. Februar 2010.
  139. Klage gegen Dick Marty. In: NZZ Online. 31. März 2011, abgerufen am 31. März 2011.
  140. Albanisches Gericht lehnt Verleumdungsklage gegen Dick Marty ab. In: Die Südostschweiz. 8. Juni 2011, abgerufen am 8. Juni 2011.
  141. Illegaler Organhandel: Wurden Kosovo-Serben unter den Augen von Bundeswehrsoldaten nach Albanien entführt? (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) NDR, Pressemeldung, 7. April 2011.
  142. Blatt: Kosovo-Regierungschef war laut Nato Schwerkrimineller (Memento vom 11. Mai 2013 auf WebCite) Reuters, 25. Januar 2011.
  143. PACE calls for investigation on alleged organ trafficking in Kosovo (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). RT, 25. Januar 2011 (bearbeitet: 26. Januar 2011). Videolink: YouTube (englisch).
  144. Vuk. Z. Cvijić: Money from sold body organs ended on accounts in Switzerland. (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). Blic online, 17. Dezember 2010.
  145. «Blic»: Gelder aus Organ-Diebstahl auf Schweizer Konten (Memento vom 30. Mai 2013 auf WebCite) Tages-Anzeiger, 17. Dezember 2010.
  146. Serbien – Untersuchung zu Organhandel im Kosovo soll 2014 abgeschlossen sein (Memento vom 17. Mai 2013 auf WebCite) Zeit online, 25. April 2013.
  147. Deportationen unter den Augen der Bundeswehr? (PDF; 278 kB) In: NDR Info. 11. April 2011, abgerufen am 11. Oktober 2012.
  148. EU steps up probe into Kosovo organ-trafficking claims. In: EUbusiness. 10. Juni 2011, abgerufen am 11. Mai 2012 (englisch).
  149. Thomas Fuster: Illegale Organverpflanzungen in Kosovo. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 100, 2. Mai 2013, S. 7.
  150. About SITF (Memento vom 10. August 2014 auf WebCite) (englisch), www.sitf.eu, [ohne Datum].
  151. John Clint Williamson (Memento vom 10. August 2014 auf WebCite) (englisch), www.sitf.eu, [ohne Datum].
  152. Albanien gibt internationalen Ermittlungen zu Organhandel grünes Licht. In: RIA Novosti. 10. Mai 2012, abgerufen am 11. Mai 2012.
  153. EULEX, arrests in Albania?! In: Top Channel. 10. Mai 2012, archiviert vom Original am 21. Februar 2014; abgerufen am 11. Mai 2012 (englisch).
  154. Organhandel im Kosovo: Belgrad will UN-Ankläger neue Zeugenaussagen zur Kenntnis bringen (Memento vom 9. Mai 2013 auf WebCite) RIA Novosti, 11. September 2012.
  155. Анатомија злочина - Емисија „Анатомија злочина“ у којој објављујемо део исповести заштићеног сведока (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (Internetseite: serbisch; Video: serbisch und albanisch mit serbischen Untertiteln) – (Anatomija zločina; dt.: Anatomie eines Verbrechens), РТС 1 (RTS 1), 10. September 2012, Autor der Sendung: Милош Милић (Miloš Milić), Gesprächspartner: Бруно Векарић (Bruno Vekarić). Separate Videolinks: Kosovo and Albania – Organ Trafficking (Anatomy of a Crime) (Video, serbisch mit englischen Untertiteln, ca. 68 Minuten), hochgeladen von YouTube-Benutzer DjukiNew am 1. Februar 2013. Übersetzte Transkripte von Aussagen des Zeugen (serbisch): Анатомија злочина ОВК (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite), RTS, 10. September 2012.
  156. Video heute in Europa: Organhandel im Kosovo – Serbien präsentiert Kronzeugen für grausamen Organhandel im Kosovokrieg (17. September 2012, 2:00 Min.) in der ZDFmediathek, abgerufen am 12. Mai 2013. (offline)
  157. Protest gegen Festnahmen möglicher Kriegsverbrecher im Kosovo (Memento vom 28. Mai 2013 auf WebCite) euronews, 27. Mai 2013.
  158. Five individuals arrested for war crimes (Memento vom 28. Mai 2013 auf WebCite) EULEX Kosovo, Pressemitteilung, 23. Mai 2013.
  159. EULEX to remain in Kosovo (Memento vom 4. Februar 2014 auf WebCite) (englisch). Tanjug, 9. Januar 2014.
  160. "EU mission to remain in Kosovo" (Memento vom 25. Januar 2014 auf WebCite) (englisch). B92, 10. Januar 2014.
  161. Ermittlung wegen Organhandel im Kosovo beendet (Memento vom 25. Januar 2014 auf WebCite) Stimme Russlands, 15. Januar 2014.
  162. Williamson’s spokesperson:Yellow house probe still under way (Memento vom 26. Januar 2014 auf WebCite) (englisch). Tanjug, 15. Januar 2014.
  163. Hashim Thaçi: “Unser Volk ist nicht an Frieden gewöhnt” (Memento vom 18. Februar 2014 auf WebCite) euronews, 13. Februar 2014, „globalconversation“-Interview von Isabelle Kumar mit Hashim Thaçi. Siehe auch: Hashim Thaçi: „Unser Volk ist nicht an Frieden gewöhnt“, YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal Global Conversation am 14. Februar 2014.
  164. The road to recognition: Kosovo’s PM Thaci on statehood, corruption and the EU dream (Memento vom 18. Februar 2014 auf WebCite) (englisch). euronews, 13. Februar 2014, „globalconversation“-Interview von Isabelle Kumar mit Hashim Thaçi.
  165. Kosovo: Chief prosecutor confirms KLA indictments after investigation of Parliamentary Assembly allegations (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) (englisch). humanrightseurope.org, 29. Juli 2014.
  166. Julian Borger: Senior Kosovo figures face prosecution for crimes against humanity – Possible indictment of senior officials of former Kosovo Liberation Army relate to claims of ethnic cleansing since 1999 (Memento vom 29. Dezember 2014 auf WebCite) (englisch) The Guardian, 29. Juli 2014.
  167. Nebi Qena: EU to set up court for Kosovo crimes (Memento vom 7. Mai 2014 auf WebCite) (englisch). 3news, 5. April 2014.
  168. Germinal Civikov: Wesley Clark darf kein Zeuge sein. Novo 90, September/Oktober 2007
  169. Transkript zur Zeugenvernehmung von Frederick Cronig Abrahams vor dem ICTY, 3. Juni 2002, S. 6029ff.
  170. Monday, 6. März 2002 – trial in two (2) segments 09:00 – 13:45 (RAM; 0 kB), Video der ICTY-Sitzung vom 3. Juni 2004, http://hague.bard.edu/past_video/06-2002.html
  171. Außenminister des Kosovo: „Wie ein Gefängnis mitten in Europa“ (Memento vom 10. Juli 2015 auf WebCite) spiegel.de, 6. Juli 2015, Interview von Susanne Koelbl mit Hashim Thaçi.
  172. Erich Rathfelder: UCK auf der Anklagebank – Ein Sondertribunal soll klären, ob und welche Kriegsverbrechen Mitglieder der kosovoalbanischen Befreiungsarmee zwischen 1999 und 2000 begangen haben. (Memento vom 24. Mai 2014 auf WebCite) taz.de, 24. April 2014.
  173. Kosovo: Parlament soll über Kriegsverbrechertribunal abstimmen (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) euronews, 18. April 2014.
  174. Bahri Cani: Neues Kriegsverbrechertribunal im Kosovo – Ein Sondertribunal soll die Verbrechen der Kosovarischen Befreiungsarmee untersuchen – das hat das kosovarische Parlament beschlossen. Unter anderem geht es um den Handel mit Organen von Gefangenen. (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) Deutsche Welle, 24. April 2014.
  175. Helmar Dumbs: 15 Jahre nach Kosovo-Krieg: Massengrab mit 400 Leichen? (Memento vom 24. Mai 2014 auf WebCite) DiePresse.com, 16. April 2014.
  176. Kosovo – Parlament im Kosovo beschliesst Kriegsverbrechertribunal (Memento vom 10. Juli 2015 auf WebCite) Blick.ch, 23. April 2014. SDA-Meldung.
  177. Kosovos Parlament will sich zu Kriegsverbrechertribunal äußern (Memento vom 24. Mai 2014 auf WebCite) Tiroler Tageszeitung, 22. April 2014. APA-Meldung.
  178. Fortsetzung von EULEX Kosovo ist Zeugnis der Reife und des Verantwortungsbewusstseins Kosovos (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) Auswärtiges Amt, Pressemitteilung, 24. April 2014.
  179. Andreas Heegt: Auswärtiges Amt begrüßt Verlängerung der EULEX-Mission im Kosovo (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) Polenum.org, 24. April 2014, DTS-Meldung.
  180. Enver Robelli: Zeugen der Kriegsverbrechen dürfen im Ausland aussagen – Das neue Sondertribunal für kosovo-albanische Rebellen will vor allem die Zeugen schützen. Sie lebten bislang gefährlich: Die Angst vor Rache der Landsleute ist gross. Das Gericht wird deshalb an zwei Orten tagen. (Memento vom 2. Mai 2014 auf WebCite) Tagesanzeiger.ch, 24. April 2014 (erstellt am 23. April 2014). Unter gleichem Titel (Memento vom 1. Mai 2014 auf WebCite) auch erschienen in: Der Bund, 24. April 2014.
  181. US-Jurist neuer Chefankläger für Kriegsverbrechen im Kosovo (Memento vom 29. Dezember 2014 auf WebCite) derStandard.at, 12. Dezember 2014.
  182. Kosovo: Set Up Special Court – Justice Needed for Post-War Crimes (Memento vom 29. Dezember 2014 auf WebCite) (englisch). Human Rights Watch, 16. Dezember 2014.
  183. Verdächtiger festgenommen – Ärzte im Kosovo betreiben illegalen Organhandel (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) Focus online, 25. Mai 2012.
  184. Arndt Ginzel, Martin Kraushaar, Steffen Winter: Die gekaufte Niere. In: Der Spiegel. Nr. 31, 2012 (online).
  185. Enver Robelli (Koha Ditore): Veshka e Verës dhe imazhi i Kosovës (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) (albanisch), Res Publica, 2. August 2012.
  186. Illegale Organtransplantationen: Spur vom Balkan nach Deutschland (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) Wochenblatt, 29. Juli 2012.
  187. Organhandel im Kosovo (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) Kosmo (Kosovo und Metochien), 22. August 2012.
  188. People and Power – Organ Traders (Memento vom 10. Mai 2013 auf WebCite) (englisch, 24 Minuten). Al Jazeera English (Vertrieb), Film von Claudio von Planta (Regie, Kamera und Herausgabe) und Juliana Ruhfus (Reportage), Dezember 2012. Auch auf YouTube verfügbar: People & Power – The Organ Traders (englisch, ca. 24 Minuten), hochgeladen von YouTube-Benutzer AlJazeeraEnglish am 19. Dezember 2012.
  189. Indictment (Lutfi Dervishi et al.) (Memento vom 6. Januar 2014 im Internet Archive) (englisch, PDF, keine offizielle Version!; 390 kB), Special Prosecution Office of the Republic of Kosovo, Special Prosecutor – EULEX (Jonathan Ratel), PPS no. 02/09, 15. Oktober 2010 (Anklageschrift gegen Lutfi DERVISHI, Arban DERVISHI, Driton JILTA, Ilir RRECAJ und Sokol HAJDINI). Eine Facsimilie-Version der Anklageschrift findet sich auf lajmeshqip.com (albanisch).
  190. Update on Medicus case (Memento vom 15. Mai 2013 auf WebCite) EULEX Kosovo, Pressemitteilung, 12. Dezember 2010.
  191. 15.000 Euro für Nieren – Angeklagter schockt mit Organhandel im Kosovo (Memento vom 17. Mai 2013 auf WebCite) heute.at, 6. April 2013.
  192. Paul Lewis: The doctor at the heart of Kosovo’s organ scandal (Memento vom 10. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 17. Dezember 2010.
  193. Erfolgreiche Spenden-Aktion deutscher Urologen im Kosovo (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) 14. Juni 2005, Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V., Pressemitteilung, Bettina-Cathrin Wahlers – Pressestelle der DGU (Internetfassung auf idw-online.de - Informationsdienst Wissenschaft). Vgl. Abb. (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite), Internetfassung auf idw-online.de (Informationsdienst Wissenschaft).
  194. Ekskluzive, Dosja Medicus: Dr. Përbindëshat (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) lajmeshqip.com, 7. Oktober 2011. Mit einer Online-version der 48-seitigen Anklageschrift.
  195. Organhandel-Verdacht: Türkischer Arzt nach Festnahme wieder frei (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite), RIA Novosti, 12. Januar 2011, am 7. Mai 2013.
  196. Türkischer Arzt trotz Organhandel-Vorwurfs auf freiem Fuß (Memento vom 7. Mai 2013 auf WebCite) Deutsches Ärzteblatt, 12. Januar 2011.
  197. The Organ Traders – An investigation into illegal human organ trading in Kosovo, Turkey and Israel, and the challenges facing law enforcers (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) (englisch). Al Jazeera, 20. Dezember 2012.
  198. Holanđani znaju gde je „doktor Smrt“, ali ga ne hapse (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) (serbisch). Blic Online, 2. September 2014.
  199. Israeli organ trafficking ring-leader arrested (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). PressTV.com, 25. Mai 2012.
  200. Florent Spahija: Izraeli Arreston Ndërmjetësuesin e Transplantimit të Veshkave (Memento vom 12. Mai 2013 auf WebCite) (albanisch). Gazeta Jeta në Kosovë, 24. Mai 2012.
  201. Rasti Medicus: Shaip Muja rrëfehet sot në gjykatë (Memento vom 13. Mai 2013 auf WebCite) (albanisch). LajmeShqip.com, 12. Februar 2012.
  202. Recherche im Umfeld der Organ-Mafia. (mp4-Datei, ca. 2:30 Minuten; 27,2 MB), Der Spiegel, 31/2012. URL für Smartphone-Nutzer: http://www.spiegel.de/app312012organhandel
  203. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 25.
  204. Michał Kokot: Die EU verspielt im Kosovo ihren guten Ruf (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) Zeit Online, 21. November 2014.
  205. Corruption Perceptions Index 2013 – CPI 2013: Tabellarisches Ranking (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) Transparency International, 3. Dezember 2013.
  206. Corruption Perceptions Index 2014 – CPI 2014: Tabellarisches Ranking (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) Transparency International, 3. Dezember 2014.
  207. Anne Raith: Korruptionsverdacht – EULEX-Mission im Kosovo verliert weiter an Ansehen. (Memento vom 5. Januar 2015 auf WebCite) Deutschlandfunk, 11. November 2014.
  208. Adelheid Wölfl: Kosovo: Eulex-Staatsanwältin nimmt EU-Mission ins Visier – Korruptionsvorwürfe offenbaren eine Eulex-Schwäche: Beamte können kaum zur Rechenschaft gezogen werden. (Memento vom 29. Dezember 2014 auf WebCite) derStandard.at, 10. November 2014.
  209. Der lange Schatten von Klecka (Memento vom 30. Dezember 2014 auf WebCite) Deutsche Welle, 25. November 2012.
  210. Westfälischer Friedenspreis 2002 für Carla Del Ponte. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL), 28. Dezember 2001.
  211. Jutta Steinhoff: Chefanklägerin Del Ponte wird für ihren Mut ausgezeichnet. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Dezember 2001, dpa.
  212. Cathrin Schütz: Gedanken über das Erbe des Milošević-Prozesses. In: Germinal Civikov: Der Milošević-Prozess – Bericht eines Beobachters, Promedia, Wien 2006, ISBN 3-85371-264-9, S. 205–210.
  213. Diana Johnstone: Humanitarian War: Making the Crime Fit the Punishment. In: Tariq Ali: Masters of the Universe? - Nato’s Balkan Crusade, Verso, 2000, ISBN 1-85984-752-8, S. 147–170, hier S. 165.
  214. Germinal Civikov: Der Milošević-Prozess – Bericht eines Beobachters. Promedia, Wien 2006, ISBN 3-85371-264-9, S. 194–201.
  215. Ian Traynor: Del Ponte tells of admiration for Milosevic. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) (englisch). The Guardian, 29. Juli 2006.
  216. Carla Del Ponte „Milosevic hat mich fasziniert“. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Juli 2006.
  217. „Wie Milosevic gewisse Zeugen vernommen hat, war faszinierend“ UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte über den ehemaligen Belgrader Diktator und die Hindernisse vor einem erfolgreichen Ende ihrer Arbeit. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juli 2006, S. 4.
  218. Cathrin Schütz: Das falsche Tribunal – Der »Fall Milosevic« in den Haag – Imperialismus kontra Völkerrecht. junge Welt, 7. November 2003
  219. Amina Alijagić, Some Aspects of the Genocide and the (Non) Achievement of Transitional Justice, International Journal of Rule of Law, Transitional Justice and Human Rights, 1, 2010, 28-41, hier S. 31, online verfügbar auf Google Bücher.
  220. Urteil des IGH vom 26. Februar 2007 (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) (englisch und französisch, PDF; 1,9 MB). Application of the Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide (Bosnia and Herzegovina v. Serbia and Montenegro), Judgment, I.C.J. Reports 2007, S. 43ff., ISBN 978-92-1-071029-9.
  221. Zusammenfassung des IGH-Urteils vom 26. Februar 2007 (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite) (englisch; PDF; 685 kB). Application of the Convention on the Prevention and Punishment of the Crime of Genocide (Bosnia and Herzegovina v. Serbia and Montenegro), Summary of the Judgment of 26 February 2007.
  222. Dick Marty: Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. (Memento vom 2. Mai 2013 auf WebCite) (englisch) Council of Europe: Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011, S. 14 f., Fußnote 29.
  223. Hubert Spiegel: Reportage zum Kosovo – Tanz auf dem Balkan. (Memento vom 29. Mai 2013 auf WebCite) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Mai 2013.
  224. CrossTalk: Kosovo’s Bloody Organs. YouTube, hochgeladen am 22. Dezember 2010 von YouTube-Benutzer RussiaToday abgerufen am 18. Mai 2013.
  225. Bojana Barlovac: French FM Calls Reporter ‘Sick’ for Organ Trafficking Question. (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (englisch). BalkanInsight, 3. März 2010.
  226. Bernard Kouchner dément les accusations de Carla del Ponte. (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (französisch, Video teilweise mit englischen Untertiteln). Voltairenet.org, 5. März 2010.
  227. Bernard Kouchner – The Yellow House, Bernar Kušner – Žuta Kuća (französisch und serbisch, mit serbischen Untertiteln), YouTube-Benutzer atropins, hochgeladen am 2. März 2010, abgerufen am 4. Mai 2013.
  228. Kušner novinara nazvao ludakom (französisch und serbisch), YouTube, YouTube-Benutzer b92rtv, hochgeladen am 2. März 2010, abgerufen am 5. Mai 2013.
  229. Tybalt Félix: Trafic d’organes au Kosovo: Bernard Kouchner n’y croit pas. (Memento vom 4. Mai 2013 auf WebCite) (französisch) RTS Info, 8. April 2011.
  230. Bernard Kouchner sieht keine Beweise für Organhandel – Ehemaliger Uno-Verwalter für Kosovo kritisiert Del Ponte und Marty (Memento vom 3. Mai 2013 auf WebCite) Neue Zürcher Zeitung Online, 5. April 2011.
  231. Thomas Zaugg: Was geschah in Burrel? (Nicht mehr online verfügbar.) In: Das Magazin. 13. Februar 2010, archiviert vom Original am 23. November 2010; abgerufen am 9. Oktober 2010.
  232. Renate Flottau: Das Haus am Ende der Welt. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2008 (online).
  233. 17/6036 – Verstrickungen hochrangiger kosovarischer Politiker und Beamter in illegale Handlungen (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) (PDF), Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Diether Dehm, Heike Hänsel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion die LINKE, Drucksache 17/5848, 30. Mai 2011. Alternative Internetquelle: 17/6036 – Verstrickungen hochrangiger kosovarischer Politiker und Beamter in illegale Handlungen (PDF, deutsch (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 545 kB), englisch (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive); PDF; 230 kB), deutsche Fassung archiviert von der Internetfassung (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) (PDF; 105 kB) auf sevimdagdelen.de (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive) am 8. Mai 2013.
  234. Blutige Geschäfte: Auf den Spuren des Organhandels im Kosovo – Sevim Dağdelen in der Sendung ZDFzoom am 13. Juli 2011 (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) sevimdagdelen.de
  235. Deutsche Kumpanei mit Kriegsverbrechern im Kosovo beenden (Memento vom 8. Mai 2013 auf WebCite) Pressemitteilung von Sevim Dagdelen, 14. Juli 2011.
  236. Cruel Harvest: Exposed organ trafficking cashed in on poor & prisoners. YouTube, hochgeladen am 14. November 2010 von YouTube-Benutzer RussiaToday abgerufen am 12. Mai 2013.

zum Beginn d​er Einzelnachweise

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.