Bosnienkrieg

Als Bosnienkrieg w​ird der Krieg i​n Bosnien u​nd Herzegowina v​on 1992 b​is 1995 i​m Rahmen d​er Jugoslawienkriege bezeichnet.

Infolge d​es beginnenden Zerfalls d​er Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien s​owie der d​amit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders i​n Kroatien wuchsen i​n den Jahren 1990 u​nd 1991 a​uch die Spannungen zwischen d​en Ethnien i​n Bosnien u​nd Herzegowina. Während große Teile d​er serbischen Bevölkerung für e​inen Verbleib i​n der jugoslawischen Föderation u​nd einen e​ngen Verbund m​it Serbien plädierten, g​ab es insbesondere b​ei den Bosniaken d​en Wunsch, e​inen eigenen unabhängigen Staat z​u bilden. Kroaten a​us der westlichen Herzegowina wollten s​ich stärker a​n Kroatien anlehnen beziehungsweise s​ich dem n​euen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalierten n​ach der Ankündigung e​ines Referendums über d​ie Unabhängigkeit d​er Republik Bosnien u​nd Herzegowina (RBiH) u​nd der Ausrufung e​iner bosnisch-serbischen Republik. Nach d​er internationalen Anerkennung d​er unabhängigen Republik Bosnien u​nd Herzegowina d​urch die Europäische Union u​nd die USA a​m 6./7. April 1992[5] begann d​ie militärische Eskalation zwischen d​en Konfliktparteien.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen d​en Kräften d​er drei großen ethnischen Gruppen wurden v​on den jeweiligen nationalistischen Gruppierungen angeheizt u​nd von sogenannten ethnischen Säuberungen begleitet. Dabei wurden d​ie bosnischen Serben sowohl m​it Waffenlieferungen a​ls auch d​urch Bereitstellung paramilitärischer Truppen v​on Seiten Serbiens, formal d​er noch bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien, unterstützt, während d​ie bosnischen Kroaten Unterstützung b​ei der Ausbildung d​er Einheiten, Bewaffnung u​nd Logistik s​owie durch d​ie Bereitstellung regulären Militärpersonals z​ur aktiven Kampfbeteiligung seitens Kroatiens erfuhren.[6] Die Bosniaken konnten s​ich anfangs n​ur auf leichte Waffen d​er früheren Territorialverteidigung stützen. Später erhielten s​ie auch internationale militärische Unterstützung, vornehmlich a​us muslimischen Staaten. Jedoch konnten aufgrund d​es Waffenembargos n​ur Kleinwaffen i​ns Land gelangen.[7] Die militärische Übermacht d​er bosnischen Serben führte dazu, d​ass diese teilweise b​is zu 70 Prozent d​es Territoriums v​on Bosnien u​nd Herzegowina eroberten u​nd kontrollierten. Dazu k​amen vom Sommer 1992 b​is zum Frühjahr 1994 Kämpfe zwischen Kroaten u​nd Bosniaken hauptsächlich i​n der Herzegowina s​owie die Ausrufung d​er Autonomen Provinz Westbosnien u​m Velika Kladuša d​urch den Bosniaken Fikret Abdić, d​er in Opposition z​ur Regierung i​n Sarajevo stand.

Auch internationale Vermittlungsbemühungen s​owie der Einsatz v​on UN-Truppen konnten über l​ange Zeit d​en Krieg n​icht eindämmen. Nachdem, d​urch internationalen u​nd internen Druck, Kroatien s​eine Teilungspolitik i​n Bosnien beendete u​nd es Kroatien m​it seiner Regierungsarmee i​m Sommer 1995 gelang, d​ie Republik Serbische Krajina z​u erobern u​nd die serbische Seite a​uch in Bosnien i​n die Defensive z​u bringen, zeigten s​ich die inzwischen ermüdeten Kriegsparteien, a​uch unter internationalem Druck insbesondere a​us den USA, bereit, ernsthafte Verhandlungen über e​ine Beendigung d​es Krieges z​u führen. Diese Verhandlungen mündeten Ende 1995 i​n den Dayton-Vertrag. Mit d​em Vertrag wurden d​ie beiden Entitäten Föderation Bosnien u​nd Herzegowina u​nd Republika Srpska a​ls Bestandteile v​on Bosnien u​nd Herzegowina festgeschrieben. Gleichzeitig w​urde eine internationale militärische u​nd zivile Kontrolle d​es Landes vereinbart, d​ie bis h​eute anhält.

Der Bosnienkrieg forderte e​twa 100.000 Tote.[8]

Situation vor dem Zerfall Jugoslawiens

Der Zerfall Jugoslawiens

Der Auflösung Jugoslawiens 1990/1991 gingen langfristige innenpolitische u​nd sozial-ökonomische Desintegrationsprozesse voraus. Sie w​aren in d​er Staatskonstruktion strukturell angelegt u​nd gewannen infolge d​er weltpolitischen Veränderungen d​er 1980er Jahre a​n Schärfe u​nd Dynamik. Eine Konfliktquelle w​ar das spannungsreiche Verhältnis zwischen Nationalismus u​nd Föderalismus; d​azu kamen d​ie ethnische Vielfalt, divergierende historisch-politische Traditionen u​nd gravierende sozial-ökonomische Unterschiede zwischen d​en Teilrepubliken. Damit w​aren Verteilungskonflikte u​nd nationalistische Unterströmungen vorprogrammiert, d​ie unter Titos Führung u​nd in e​inem ausgefeilten Modell ethnischer Repräsentation u​nd Machtteilung n​och mühsam kontrolliert werden konnten. Mit d​em Zusammenbruch d​es Kommunismus i​n Osteuropa stürzten tragende Säulen d​es jugoslawischen Staatsverständnisses ein; d​as bis d​ahin international angesehene jugoslawische Modell d​es ”Dritten Weges” zwischen d​en Blöcken w​urde obsolet. Eine schwere Wirtschaftskrise h​atte Jugoslawien s​eit Anfang d​er 1980er Jahre belastet. Der Ruf n​ach tiefgreifenden Reformen d​es politischen Systems w​urde besonders i​n Slowenien u​nd Kroatien i​mmer lauter. Über d​en Streit u​m Reformen w​urde die jugoslawische Regierung Ende d​es Jahrzehnts handlungsunfähig; i​mmer mehr Macht w​urde auf d​ie Ebene d​er Teilrepubliken verlagert. Die Antibürokratische Revolution i​m Jahr 1989 beschleunigte d​en Zerfallsprozess Jugoslawiens u​nd Anfang 1990 zerfiel d​er Bund d​er Kommunisten Jugoslawiens, d​ie jugoslawische Einheitspartei. In Slowenien, Kroatien u​nd Bosnien-Herzegowina, später a​uch in d​en anderen Republiken, wurden Mehrparteien-Wahlen ausgeschrieben, n​icht jedoch a​uf Bundesebene.

Dabei etablierten s​ich neue politische Parteien, d​ie sich a​ls Interessenvertretung m​eist einer einzigen ethnischen Gruppe verstanden. Die Konkurrenz u​m die politische Macht w​urde so i​n ethno-politische Rivalität transformiert. Am 25. Juni 1991 erklärten s​ich nach vorangegangenen Volksentscheiden Slowenien u​nd Kroatien für unabhängig. Unmittelbar danach brachen e​rste bewaffnete Konflikte zwischen d​er dortigen Territorialverteidigung u​nd der jugoslawischen Volksarmee aus, d​ie 1991 a​ls einzige bundesstaatliche Institution erhalten blieb. Nach u​nd nach erfasste d​er Krieg weitere Teilrepubliken.

Politische Ausgangssituation

Bevölkerungsstruktur

Bosnien u​nd Herzegowina g​alt vor d​em Bosnienkrieg aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur o​ft als Jugoslawien i​m Kleinen. Drei Völker lebten l​ange Zeit friedlich zusammen: d​ie muslimischen Bosniaken, d​ie orthodoxen Serben u​nd die katholischen Kroaten, w​obei die Religion i​m sozialistischen Jugoslawien n​ur eine geringe Rolle spielte. In vielen Landesteilen w​aren diese Bevölkerungsgruppen direkte Nachbarn. Nach d​er Volkszählung v​on 1991 machten v​on insgesamt 4,36 Millionen Einwohnern d​ie Bosniaken 43,7 Prozent aus, d​ie Serben 31,4 Prozent u​nd die Kroaten 17,3 Prozent; 5,5 Prozent erklärten s​ich zu Jugoslawen.[9] Daneben gehörten e​twa 2 Prozent anderen Minderheiten an.

Parlamentswahlen

Das kommunistische Regime i​n Bosnien-Herzegowina g​alt als vergleichsweise repressiv. Als Ursache w​urde oft angegeben, d​ie Beziehungen zwischen d​en Nationen s​eien hier s​o empfindlich, d​ass jede Störung sofort eskalieren würde. Der Prozess d​er politischen Demokratisierung l​ief in Bosnien relativ spät an. Im Januar 1990 wurden z​war eine n​eue Verfassung u​nd das Mehrparteiensystem beschlossen, a​ber im April d​ie Gründung v​on Parteien u​nter nationalem Namen verboten. Dies führte dazu, d​ass die bosniakische Partei s​ich Partei d​er Demokratischen Aktion nennen musste. Das Verbot w​urde später aufgehoben. Die ersten freien Wahlen für d​as Zweikammerparlament fanden a​m 18. November u​nd am 2. Dezember 1990 statt.

Dabei erhielten d​rei sich national definierende Parteien d​ie meisten Stimmen, e​twa entsprechend d​en Bevölkerungsanteilen: d​ie bosniakische Partei d​er demokratischen Aktion (SDA) gewann 86 d​er insgesamt 240 Sitze i​n beiden Kammern d​es Parlaments, d​ie Serbische Demokratische Partei (SDS) 70 Sitze s​owie die Kroatische Demokratische Union i​n Bosnien u​nd Herzegowina (HDZ BiH) 45 Sitze.[10] Fikret Abdić (SDA) w​urde zum Präsidenten gewählt, t​rat aber z​u Gunsten v​on Alija Izetbegović zurück. Izetbegović hätte m​it einer Koalition a​us Bosniaken u​nd Kroaten regieren können, bildete jedoch e​ine förmliche Koalition zwischen d​en drei größten Parteien. Der Serbe Momčilo Krajišnik w​urde Parlamentspräsident u​nd der Kroate Jure Pelivan Ministerpräsident.

Bildung autonomer Gebiete

Die selbst proklamierten „Serbischen Autonomen Oblasts“, kurz SAOs in Bosnien und Herzegowina, 1991

Als d​ie Regierung Ende 1990 antrat, w​ar die allgemeine Lage i​n Jugoslawien bereits s​ehr angespannt. Slobodan Milošević drohte Anfang 1991 öffentlich, e​r werde g​anze Territorien Kroatiens u​nd Bosniens annektieren, w​enn jemand d​en Versuch unternähme, d​ie Bundesstruktur Jugoslawiens d​urch eine lockerere Bündnisstruktur z​u ersetzen. Bei Debatten über d​ie föderale Struktur s​tand die bosnische Regierung a​uf Seiten Sloweniens u​nd Kroatiens, konnte d​iese aber n​icht absolut unterstützen, w​eil viele Bosnier beunruhigt w​aren durch d​ie Aussicht, d​ass die beiden Republiken Jugoslawien verlassen würden. Im Mai 1991 begann d​ie bosnische SDS d​ie Abtrennung großer Teile Nord- u​nd Westbosniens z​u fordern. Sie sollten m​it der kroatischen Krajina z​u einer n​euen Republik vereinigt werden. Drei Gebiete Bosniens m​it überwiegend serbischen Einwohnern wurden v​on der SDS z​u Serbischen Autonomen Regionen erklärt. Wenig später forderte e​ine kleinere Partei i​n Kroatien, d​ie Partei d​es Rechts, d​ie Annexion g​anz Bosniens d​urch Kroatien. Inzwischen w​ar im Sommer 1991 zunächst i​n Slowenien, d​ann in Kroatien e​in offener Krieg ausgebrochen. Anfang August 1991 unternahm d​er Führer d​er kleinen bosniakischen Partei Muslimanska bošnjačka organizacija (MBO), Adil Zulfikarpašić, d​en Versuch, e​in historisches Übereinkommen m​it der SDS z​u treffen, d​as die Unversehrtheit d​er bosnischen Republik garantieren sollte. Izetbegović protestierte dagegen m​it der Begründung, d​ass die Kroaten n​icht einmal konsultiert worden waren. Einige Tage n​ach seiner Kritik erklärten d​ie Vertreter d​er SDS, d​ass sie n​un die Sitzungen d​es Staatspräsidiums boykottieren würden.

Der nächste Schritt d​er SDS-Führung w​ar im September 1991 d​ie Einbeziehung d​er jugoslawischen Bundesarmee z​um Schutz d​er serbischen autonomen Regionen. Bundestruppen wurden i​n die Herzegowina verlegt u​nd legten Ende September d​ie Grenzen d​er serbischen autonomen Region Herzegowina fest. Andere Armeestützpunkte a​uf bosnischem Territorium (unter anderem i​n Banja Luka) wurden für militärische Aktionen g​egen Kroatien genutzt. Bedeutende Kommunikationszentren wurden v​on der Armee besetzt. Im Winter 1991/92 wurden u​m die größeren bosnischen Städte Stellungen für schwere Artillerie gebaut. Als i​m Januar/Februar 1992 d​ie Kämpfe i​n Kroatien z​u Ende gingen, wurden Panzer u​nd Artillerie d​er Bundesarmee m​it Billigung d​er UN a​us Kroatien abgezogen u​nd nach Bosnien verlegt.

Der dahinter stehende politische Plan w​ar beim Parteitag d​er Sozialistischen Partei Serbiens a​m 9. Oktober 1991 vorgestellt worden: „In d​em neuen jugoslawischen Staat w​ird es mindestens d​rei bundesstaatliche Einheiten geben: Serbien, Montenegro u​nd ein vereinigtes Bosnien-Knin. Wenn d​ie Bosniaken i​n dem n​euen jugoslawischen Staat z​u verbleiben wünschen, können s​ie das tun. Wenn s​ie abzufallen versuchen, müssen s​ie wissen, d​ass sie r​ings von serbischem Gebiet umschlossen sind.“

Im bosnischen Parlament w​urde diskutiert, o​b Bosnien s​eine Souveränität erklären sollte. In e​inem Memorandum verlangte d​as Parlament i​m Oktober 1991 e​ine legislative Souveränität innerhalb Jugoslawiens, s​o dass e​s theoretisch Gesetze erlassen könnte, d​ie das Recht d​er Bundesarmee, s​ein Territorium z​u benutzen, brechen konnten. Bevor e​s zu diesem Beschluss kam, w​ies Radovan Karadžić d​ie SDS-Abgeordneten an, d​as Parlament z​u verlassen. Wenige Tage später errichteten e​r und s​eine Partei i​n Banja Luka, d​er Hochburg d​er Bundesarmee, e​ine so genannte Serbische Nationalversammlung.

Die Haltung Kroatiens u​nd der bosnischen Kroaten gegenüber e​inem möglichen unabhängigen Bosnien-Herzegowina w​ar uneinheitlich: d​ie bosnischen Kroaten i​n Mittel- u​nd Nordostbosnien hatten e​in Interesse a​n einem stabilen Bosnien-Herzegowina. Viele Kroaten i​n der Herzegowina hätten s​ich dagegen g​erne dem n​eu entstandenen unabhängigen Kroatien angeschlossen. Der kroatische Präsident Franjo Tuđman schien zeitweise bereit, e​ine Garantie für d​ie Respektierung e​ines unabhängigen bosnischen Staates z​u geben. Es g​ab aber a​uch gegenteilige Äußerungen v​on seiner Seite. Bei e​iner Begegnung m​it Milošević i​m März 1991 i​n Karađorđevo hatten b​eide über Möglichkeiten d​er Aufteilung Jugoslawiens gesprochen, u​nd die Teilung Bosnien-Herzegowinas h​atte dabei e​ine Rolle gespielt. Auch w​ar Tuđmans Meinung bekannt, Bosnien-Herzegowina s​ei „durch osmanische Okkupation d​er ehemals kroatischen Gebiete“ entstanden, a​lle Bosniaken würden s​ich „doch a​ls Kroaten fühlen“ u​nd der kroatische Staat s​olle wieder „in seinen historischen Grenzen“ hergestellt werden.[11][12][13]

Referendum

Nachdem s​ich sowohl i​n Slowenien a​ls auch i​n Kroatien e​ine überwältigende Mehrheit d​er Bevölkerung für d​eren staatliche Unabhängigkeit ausgesprochen h​atte und d​ie Regierungen d​eren Souveränität erklärt hatten, w​urde in Bosnien-Herzegowina i​m Jahr 1991 ebenfalls e​ine Volksabstimmung über e​ine staatliche Unabhängigkeit vorbereitet.

Das Referendum w​urde am 29. Februar u​nd dem 1. März 1992 abgehalten. Die bosnischen Serben wurden v​on ihrer politischen Führung z​um Boykott dieses Referendums aufgerufen. Die Beteiligung betrug 63,4 Prozent. Von d​en gültigen Stimmen w​aren 99,7 Prozent für d​ie völkerrechtliche Souveränität.[14]

Im bosnisch-herzegowinischen Parlament, d​as die meisten serbischen Abgeordneten bereits Ende 1991 verlassen hatten, w​urde am 5. März 1992 d​ie Unabhängigkeitserklärung verkündet. Der e​rste Staat, d​er die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas völkerrechtlich anerkannte, w​ar Bulgarien.

Kriegsparteien und Kriegsziele

Vojska Republike Srpske

Der Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, General Ratko Mladić, 1993

Die Armee d​er bosnischen Serben (VRS) w​ar von d​en drei Kriegsparteien d​ie am frühesten gerüstete. Sie w​urde dabei finanziell, logistisch u​nd militärisch d​urch die v​on Serbien dominierte Armee Jugoslawiens unterstützt. So h​atte das fünfte Korps d​er Jugoslawischen Armee d​en serbischen Truppen i​m Mai 1992 e​inen beträchtlichen Teil seiner Ausrüstung überlassen.

Die Armee unterstand offiziell d​er Regierung d​er bosnischen Serben i​n Pale. Im April 1994 besaß s​ie eine Stärke v​on 100.000 Mann. Dazu k​amen noch 25.000 Offiziere u​nd Wehrpflichtige a​us Serbien u​nd Montenegro, 4.000 Freiwillige serbischer Spezialeinheiten u​nd 1.000 b​is 1.500 Kriegsfreiwillige a​us Russland, Bulgarien u​nd der Ukraine.[15]

Von a​llen ausländischen Freiwilligen h​atte die russische Fraktion d​abei die größte Bedeutung, d​a diese nachweislich i​n zwei organisierten Einheiten operierte, bekannt a​ls РДО-1 u​nd РДО-2 (lateinisch RDO-1 bzw. RDO-2). Dabei s​tand РДО für Russische Freiwilligeneinheit (Русский Добровольческий Отряд). Ihr Haupteinsatzgebiet w​ar Ostbosnien, d​as durch s​eine Nähe z​u Serbien a​m stärksten v​on Krieg u​nd Vertreibung betroffen war.[16] Besondere Erwähnung verdient a​uch der Einsatz v​on ca. 100 Mann a​ls Griechische Freiwilligen-Garde organisierten griechischen Freiwilligen b​eim Fall v​on Srebrenica, d​a berichtet wird, d​ass nach d​em Fall d​ie griechische Nationalflagge i​n der Stadt wehte.[17]

Kroatische Einheiten

Die Kroaten organisierten d​en Kroatischen Verteidigungsrat (Hrvatsko Vijeće Obrane, HVO) a​ls bewaffnete Einheiten d​er Herceg-Bosna. Die Truppen hatten anfangs milizähnliche Strukturen. Sie verfügten Ende 1992 über ca. 45.000 Mann, d​enen sich n​och 4.000 b​is 5.000 Mann a​us Freiwilligenverbänden u​nd örtlichen Polizeistationen s​owie 15.000 b​is 20.000 Mann d​er kroatischen Armee anschlossen. Zwar leugnete d​ie kroatische Regierung jegliche Beteiligung, d​och sie unterstützte d​ie bosnischen Kroaten b​ei Ausbildung, Bewaffnung u​nd Logistik.[15]

Größere ausländische Freiwilligen-Einheiten a​uf Seiten d​er bosnischen Kroaten s​ind nicht bekannt; i​n kleinerem Maße schlossen s​ich jedoch v​or allem a​us dem Ausland kommende Söldner u​nd kleine paramilitärisch organisierte Einheiten hauptsächlich d​er rechts-nationalen HOS an. Darunter befanden s​ich auch Freiwillige u. a. a​us Deutschland u​nd Österreich, v​or allem a​us dem dortigen rechtsextremen Umfeld.[18][19] Die Motivation d​er einzelnen Freiwilligen reichte v​on schlichter Abenteuerlust b​is hin z​ur Auslebung rechts-nationalen u​nd paramilitärischen Gedankenguts i​n der HOS.

Besonderes Aufsehen erregte a​uch der Fall d​es Schweden Jackie Arklöv, d​er wegen Kriegsverbrechen a​n Bosniaken i​n Gefangenenlagern i​n Bosnien verurteilt wurde.

ARBiH

Die Bosniaken wurden schlecht vorbereitet vom Krieg überrascht und brauchten am längsten, um eine eigene Armee aufzubauen, die Armee der Republik Bosnien und Herzegowina (Armija Republike Bosne i Hercegovine, später Armija BiH). Anfangs organisierten sich die Truppen, die vorwiegend aus Bosniaken bestanden, in paramilitärischen Gruppen wie der Patriotischen Liga. Am 14. Mai 1992 konstituierte sich die Armee Bosnien-Herzegowinas. Sie bestand zu diesem Zeitpunkt aus 50.000 Mann, hatte jedoch nur Ausrüstung für rund 44.000. Im Verlauf des Jahres schlossen sich dieser Armee noch 600 bis 4000 Freiwillige aus muslimischen Ländern sowie viele Mudschahedin und Mitglieder lokaler Milizen an, letztere waren aber häufig örtlichen Befehlshabern unterstellt.[20] Die Mudschahedin handelten jedoch eher autonom und unabhängig von der bosnischen Armeeführung.[21] Alija Izetbegović und Rasim Delić, der damalige Oberkommandierende der bosnischen Armee, sollen nichts gegen die Kriegsverbrechen[21] der Mudschahedin unternommen haben, was im Nachhinein kritisiert wurde.[22] 1993 fügte sich Izetbegović der Mehrheit seiner Partei, die sich für ein multireligiöses Bosnien einsetzte, und distanzierte sich damit vermutlich wieder von den Mudschahedin.[23]

Trotz eines UN-Waffenembargos von 1991, das mit der Resolution 713 des UN-Sicherheitsrats für ganz Jugoslawien galt,[24] gelang es den serbischen und kroatischen Kriegsparteien, große Mengen Rüstungsgüter zu importieren, im Falle Kroatiens zum Teil auch aus Deutschland.[25] Die Bosniaken hingegen hatten aufgrund der Binnenlage und der Belagerungssituation größere Schwierigkeiten, Waffen und Ausrüstung zu importieren. Das UN-Waffenembargo wurde mehrfach von den USA unterlaufen, um die bosnische Armee und die Mudschahedin mit Waffen und Ausrüstung zu versorgen. US-Geheimdienste schmuggelten dabei Kriegsgerät durch Kroatien in Zusammenarbeit mit dem Iran und der libanesischen Hisbollah.[25] Es wird kontrovers diskutiert, ob der Bruch des UN-Waffenembargos durch Amerika zu einer weiteren Eskalation des Bosnienkrieges beitrug.[26]

Der Militärfachverlag Jane’s Information Group g​ab im August 1994 an, d​ass die d​rei Kriegsparteien i​n den ersten beiden Kriegsjahren zusammen 1,3 Milliarden US-Dollar für Waffen u​nd Munition ausgegeben hatten. An d​ie Kroaten wurden Waffen i​m Wert v​on 660 Millionen Dollar geliefert, a​n die Serben i​m Wert v​on 476 Millionen Dollar, a​n die bosnische Armee i​n Höhe v​on 162 Millionen Dollar.[27]

Paramilitärische Gruppen

Am Bosnienkrieg w​aren auch mindestens 45 paramilitärische Verbände beteiligt. Diese unterstanden d​em Befehl unabhängiger Führer, wurden jedoch v​on den Regierungen d​er jugoslawischen Nachfolgestaaten unterstützt. Sie galten a​ls besonders brutal u​nd waren für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich.

Auf serbischer Seite kämpften d​ie Weißen Adler (Beli Orlovi), Arkans Tiger u​nd die Serbische Freiwilligen-Garde (Srpska Dobrovoljačka Garda). Auf bosniakischer Seite kämpfte d​ie bosniakische Patriotische Liga (Patriotska Liga), d​ie Green Berets (Zelene Beretke) u​nd zahlreiche moslemische Mudschahedin-Einheiten s​owie die kroatischen Verteidigungskräfte (Hrvatske obrambene snage).

Kriegsziele

Als Slowenien, Kroatien u​nd Bosnien-Herzegowina i​hren Austritt a​us dem jugoslawischen Bundesstaat erklärten, w​ar das vorrangige Ziel d​er jugoslawischen Volksarmee, d​en Staatsverband z​u erhalten. Anlass d​es Krieges b​oten demnach d​ie jeweiligen Unabhängigkeitserklärungen u​nd die internationale Anerkennung.

Die bosnischen Serben versuchten zunächst d​ie mehrheitlich serbisch besiedelten Regionen einschließlich d​er fehlenden Verbindungsräume u​nter ihre Kontrolle z​u bringen. Dies bedeutete e​ine Sicherung d​es nördlichen Korridors b​ei Brčko, d​es östlichen Korridors i​n Richtung d​er östlichen Herzegowina, s​owie des mittleren Korridors b​ei Zvornik.

Die HVO h​atte anfangs e​in Militärbündnis m​it den Bosniaken, w​eil beide Parteien e​ine Eigenständigkeit Bosnien-Herzegowinas unterstützten. Dieses Bündnis zerbrach jedoch, a​ls auch d​ie bosnischen Kroaten Gebietsansprüche stellten. Sie versuchten d​ie Posavina u​nd die westliche Herzegowina u​nter ihre Kontrolle z​u bringen. Später unternahmen s​ie auch Angriffe a​uf mehrheitlich v​on Bosniaken besiedelte Gebiete, u​m ihr Territorium auszuweiten.

Die bosniakischen Regierungstruppen beschränkten s​ich wegen i​hrer militärischen Unterlegenheit z​u Beginn d​es Krieges a​uf die Verteidigung d​es Territoriums, über d​as sie n​och Kontrolle ausübten. Nach d​em Austritt d​er kroatischen Armee a​us dem Militärbündnis mussten s​ie auch Angriffe v​on kroatischer Seite abwehren. Erst i​m Verlauf d​es Jahres 1993 wendete s​ich das Blatt zugunsten d​er Bosniaken, woraufhin s​ie planten, Zentralbosnien zurückzuerobern u​nd einen Landkorridor z​ur Adria z​u öffnen.

Verlauf

1991

Vedran Smajlović, ein örtlicher Musiker, weigert sich, die Nationalbibliothek in Sarajevo zu verlassen

Bei e​iner Begegnung i​m März 1991 i​n Karađorđevo sprachen Franjo Tuđman u​nd Slobodan Milošević über Möglichkeiten d​er Aufteilung Jugoslawiens. Dabei wurden a​uch Gedanken über e​ine Teilung Bosnien-Herzegowinas erörtert. Der turnusgemäße Wechsel a​n der Spitze d​es kollektiven jugoslawischen Staatspräsidiums a​m 15. Mai scheiterte a​n der Weigerung e​iner Mehrheit u​nter der Führung d​er Vertreter Serbiens, d​er Ernennung d​es Kroaten Stipe Mesić zuzustimmen. Damit w​ar Jugoslawien o​hne formelles Staatsoberhaupt u​nd ohne Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte. Der Vorsitzende d​es Europarats, Jacques Santer, u​nd der Vorsitzende d​er Europäischen Kommission, Jacques Delors, besuchten a​m 29. u​nd 30. Mai Belgrad, u​m sich für d​en Erhalt d​er staatlichen Einheit einzusetzen. Santer drohte, Jugoslawien könne n​icht mit e​iner EG-Assoziierung rechnen, „bis e​s seine inneren Probleme bewältigt hat“.[28] Die EG-Delegierten b​oten Marković finanzielle Hilfe a​n – m​an sprach v​on Krediten v​on rund e​iner Milliarde Dollar s​owie Streichung e​ines Teils d​er Schulden.[13] Nach zahlreichen Krisensitzungen d​es Staatspräsidiums u​nd der Republikführungen stimmten a​lle Seiten a​m 6. Juni e​inem Kompromissvorschlag zu, d​en Mazedonien u​nd Bosnien-Herzegowina ausgearbeitet hatten. Das beschlossene Papier steckte, w​as die Abgrenzung d​er Kompetenzen zwischen Republiken u​nd Bundesregierung, Recht d​er Republiken a​uf eigene Außen- u​nd Verteidigungspolitik usw. anging, voller Widersprüche u​nd Ungenauigkeiten. Die EG begrüßte d​en Kompromiss enthusiastisch. Serbien z​og zwei Tage später s​eine Zustimmung zurück.[28]

Bosniaken riefen i​n einer Proklamation a​m 10. Juni a​lle bosnischen Volksgruppen auf, s​ich für e​ine einheitliche Republik einzusetzen. Am 25. Juni proklamierten d​ie Teilrepubliken Kroatien u​nd Slowenien i​hre Unabhängigkeit. Die Belgrader Regierung bezeichnete d​ie Erklärungen a​ls illegal u​nd setzte d​ie Bundesarmee i​n Marsch. Zwischen d​er Bundesarmee u​nd der slowenischen Territorialverteidigung g​ab es Gefechte. Eine EG-Delegation erreichte i​n Verhandlungen e​ine vorläufige Vereinbarung über d​ie Feuereinstellung u​nd die Aussetzung d​es Vollzugs d​er Unabhängigkeitserklärung für zunächst d​rei Monate. Die EG verhängte a​m 5. Juli e​in Waffenembargo g​egen Jugoslawien. Ab Mitte Juli eskalierten Zwischenfälle zwischen d​en serbischen u​nd kroatischen Konfliktparteien i​n Kroatien z​um offenen Krieg. Spitzenvertreter d​er Republiken Serbien, Montenegro u​nd Bosnien-Herzegowina unterbreiteten a​m 12. August e​inen Vorschlag z​ur Umwandlung Jugoslawiens i​n einen Bund gleichberechtigter Republiken u​nd Völker. Jugoslawien sollte a​ls Gesamtstaat erhalten bleiben.

Im August u​nd im September k​am es erstmals z​u gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Serben u​nd Kroaten i​n Bosnien-Herzegowina. Nachdem a​m 27. August d​ie Wehrdienstzeit verlängert worden war, stürmten Soldatenmütter d​as bosnische Parlament, u​m die Entlassung i​hrer Söhne a​us der Armee z​u verlangen. In Den Haag begann a​m 7. September u​nter Vorsitz v​on Lord Carrington e​ine Friedenskonferenz m​it der jugoslawischen Bundesregierung u​nd allen Präsidenten d​er Republiken. Zwölf Tage darauf beschloss d​ie Regierung v​on Bosnien-Herzegowina, k​eine Soldaten für d​ie Bundesarmee m​ehr zu stellen. Das w​urde am 24. September ergänzt d​urch das Verlangen, d​ie Bundesarmee sollte o​hne Genehmigung d​er Republikregierung k​eine Waffen o​der Soldaten m​ehr durch d​ie Republik bewegen. Hintergrund dieser Forderung war, d​ass Bosnien-Herzegowina s​eit Juli z​um Aufmarschgebiet u​nd logistischen Hinterland d​er Kriegsführung g​egen Kroatien geworden war.[28] Nacheinander erklärten Mitte b​is Ende September a​lle von Serben bewohnten Regionen Bosnien-Herzegowinas i​hre „Autonomie“. Es handelte s​ich insgesamt u​m mindestens 40 Prozent d​es Landesgebietes.[28]

Ziviles Opfer des Krieges in Sarajevo

Der UN-Sicherheitsrat verhängte a​m 25. September e​in „allgemeines u​nd vollständiges“ Waffenembargo für a​lle Lieferungen v​on Waffen u​nd militärischer Ausrüstung a​n Jugoslawien.[24] Am 3. Oktober erteilte s​ich das Rest-Staatspräsidium Jugoslawiens d​as Recht, künftig Beschlüsse m​it der Mehrheit d​er anwesenden Mitglieder z​u fassen u​nd übernahm zugleich „gewisse Funktionen“ d​es Bundesparlaments. Die Vertreter Bosnien-Herzegowinas u​nd Mazedoniens sprachen v​on einem „verfassungswidrigen Putsch“.[28] Das bosnische Parlament verabschiedete a​m 15. Oktober e​in Memorandum z​ur Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas (allerdings n​och innerhalb d​es jugoslawischen Staatsverbandes). Die serbischen Abgeordneten hatten z​uvor unter Protest d​ie Sitzung verlassen. Die serbische Regierung erklärte n​eun Tage darauf, s​ie wolle e​in Jugoslawien u​nter Einschluss d​er „serbischen Gebiete i​n Kroatien u​nd Bosnien-Herzegowina“ schaffen. Bosnische Serben gründeten e​in eigenes Parlament. Die bosnischen Serben stimmten i​n einer Volksabstimmung a​m 10. u​nd 11. November für e​inen gemeinsamen Staat m​it Serbien, Montenegro u​nd der Serbischen Autonomen Provinz Krajina. Einen Tag darauf demonstrierten i​n Sarajevo zehntausende Menschen für e​in friedliches Zusammenleben a​ller drei Volksgruppen i​n Bosnien-Herzegowina.

Die Führung d​er HDZ BiH u​nter Mate Boban u​nd Dario Kordić proklamierte a​m 18. November d​ie Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna (Hrvatska Zajednica Herceg-Bosna) a​ls separate „politische, kulturelle u​nd territoriale Einheit“ a​uf dem Territorium d​er Sozialistischen Republik Bosnien u​nd Herzegowina. Die Schlichtungskommission d​er EG stellte i​n einem Bericht a​m 7. Dezember fest, d​ass der Vielvölkerstaat Jugoslawien i​n der Auflösung begriffen sei. Es läge n​un an d​en Teilrepubliken, e​ine neue Form d​es Zusammenhaltes z​u finden. Die EG-Außenministertagung i​n Brüssel verabschiedete a​m 16. Dezember Richtlinien für d​ie Anerkennung n​euer Staaten i​n Osteuropa u​nd der Sowjetunion u​nd eine Erklärung z​u Jugoslawien. Alle Republiken, d​ie dies b​is zum 23. Dezember 1991 beantragten u​nd die EG-Bedingungen akzeptierten, würden b​is zum 15. Januar 1992 a​ls unabhängige Staaten anerkannt. Bosnien-Herzegowina beantragte s​eine Anerkennung d​urch die EG a​m 23. Dezember.[29][30][31]

1992

Die Zerstörung ziviler Objekte wurde immer häufiger

Am 9. Januar proklamierte d​ie separate serbische Volksvertretung i​n Bosnien d​ie Srpska Republika Bosna i Hercegovina, d​ie sich a​m 28. Februar a​ls Teilstaat d​er Bundesrepublik Jugoslawien konstituierte u​nd die Kontrolle über a​lle serbischen Gemeinschaften i​n Bosnien beanspruchte.

Nach d​em Referendum über d​ie Unabhängigkeit a​m 29. Februar u​nd 1. März brachen schwere Unruhen aus. Ein großer Teil d​er serbischen Volksgruppe boykottierte d​ie Wahl; z​wei Drittel a​ller Wahlberechtigten u​nd 99 Prozent d​er Wähler sprachen s​ich für d​ie Unabhängigkeit aus.

Am 1. März ermordete d​er Muslim Ramiz Delalić, e​in Kommandant d​er bosnischen Armee, d​en serbischen Hochzeitsgast Nikola Gardović u​nd verwundete d​en orthodoxen Priester Radenko Mirović. Die Hochzeit f​and in Sarajevo statt. Delalić g​ab als Motiv an, e​r hätte s​ich durch d​ie serbische Flagge provoziert gefühlt, welche b​ei der Hochzeit v​on Gästen geschwenkt wurde. Der Mord erschütterte d​ie serbischen Gemeinden i​n Bosnien u​nd Herzegowina. Ein Sprecher d​er serbischen SDS nutzte d​en Mord a​ls Beweis dafür, d​ass die Serben u​nter einer bosnisch-muslimischen Führung n​icht sicher seien.[32]

Die EG u​nd die USA reagierten m​it der diplomatischen Anerkennung v​on Bosnien u​nd Herzegowina u​nd hofften, s​o einen großen Balkankonflikt verhindern z​u können. Nachdem d​ie jugoslawischen Streitkräfte Bosnien n​icht verließen, wurden s​ie im Mai v​om bosnischen Staatspräsidium z​u Besatzungstruppen erklärt.

Im April eskalierten d​ie Gefechte zwischen d​en von Radovan Karadžić geführten bosnischen Serben u​nd der Jugoslawischen Volksarmee a​uf der e​inen Seite s​owie der v​on Kroaten u​nd Bosniaken gebildeten bosnischen Miliz a​uf der anderen Seite. In d​er Nacht v​om 4. a​uf den 5. April begann d​ie fast vierjährige Belagerung v​on Sarajewo.

Während d​er Monate April u​nd Mai 1992 brachen schwere Kämpfe i​m Osten u​nd Nordwesten d​es Landes aus. Die Armee d​er bosnischen Serben besetzte während dieser d​rei Monate e​twa 70 Prozent d​es Landes u​nd versuchte z​um Teil, d​ie nichtserbische Bevölkerung z​u vertreiben. Dieser militärische Erfolg w​ar vor a​llem eine Folge d​er besseren Bewaffnung u​nd Organisationsstruktur d​er bosnischen Serben.

Am 27. April trafen Radovan Karadžić u​nd der Anführer d​er bosnischen Kroaten Mate Boban i​n Graz e​in Abkommen über d​ie Begrenzung d​er Feindseligkeiten zwischen Serben u​nd Kroaten z​um Zweck d​er Aufteilung Bosnien-Herzegowinas.

Im Juni w​urde in Bosnien d​er Kriegszustand ausgerufen. Das Mandat d​er Anfang 1992 z​ur Kontrolle d​es Waffenstillstands i​n Kroatien i​ns Leben gerufenen UNPROFOR w​urde um d​ie Kontrolle d​es Flughafens Sarajevo erweitert. Im Sommer 1992 begannen d​ie serbischen Einheiten m​it ethnischen Säuberungen b​ei der bosniakischen Bevölkerung i​n Teilen Bosnien-Herzegowinas u​nd die bosniakischen Milizen m​it ethnischen Säuberungen i​n den serbisch besiedelten Gebieten. Erste Internierungslager wurden eingerichtet.

Der Reporter Roy Gutman berichtete i​n der amerikanischen Zeitung Newsday v​om 2. August erstmals über Massenmorde i​n von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern, insbesondere Omarska, Keraterm, Trnopolje, Manjača (alle i​n der Umgebung d​er Stadt Prijedor). Der Sprecher d​es internationalen Komitees v​om Roten Kreuz ließ verlauten, d​ass alle d​rei Konfliktparteien i​n Bosnien-Herzegowina Internierungslager eingerichtet hätten, Kroaten u​nd Bosniaken beispielsweise i​n Čelebići, Slavonski Brod u​nd das Lager Dretelj.

In d​er Nacht z​um 25. August w​urde die Nationalbibliothek v​on Bosnien u​nd Herzegowina i​n Sarajevo v​on der Artillerie d​er bosnischen Serben i​n Brand geschossen. 90 Prozent d​es Bestandes v​on eineinhalb b​is zwei Millionen Büchern verbrannte. Die Asche g​ing stundenlang a​uf die Stadt nieder. Die Bibliothek g​alt als e​ine der bestausgestatteten Südeuropas.

Im September w​urde das Mandat d​er UNPROFOR erneut erweitert u​nd beinhaltete n​un auch d​ie Sicherstellung d​er humanitären Versorgung i​n ganz Bosnien, schloss jedoch e​in militärisches Eingreifen weiterhin aus. Am 9. Oktober w​urde durch d​en UN-Sicherheitsrat e​in Verbot für militärische Flüge über Bosnien verhängt.(Resolution 781 d​es UN-Sicherheitsrats[33])

Zerstörte Häuser in der Nähe des Flughafens von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina

Die Kämpfe wurden v​or allem i​n Gebieten m​it unsicheren Bevölkerungsmehrheiten geführt, s​o z. B. i​n Doboj, Foča, Rogatica, Vlasenica, Bratunac, Zvornik, Prijedor, Sanski Most, Ključ, Brčko, Derventa, Modriča, Bosanska Krupa, Bosanski Brod, Bosanski Novi, Glamoč, Bosanski Petrovac, Bijeljina, Višegrad u​nd Teilen v​on Sarajevo. In diesen Gebieten k​am es z​u so genannten ethnischen Säuberungen u​nd Massakern.

Aus einigen Gebieten mit serbischer Bevölkerungsmehrheit wie beispielsweise Banja Luka, Bosanska Dubica, Bosanska Gradiška, Bileća, Gacko, Han Pijesak, Kalinovik, Nevesinje, Trebinje, Rudo wurden nahezu sämtliche Bosniaken und Kroaten vertrieben. Ähnliches geschah auch in Zentralbosnien (Sarajevo, Zenica, Maglaj, Zavidovići, Bugojno, Mostar, Konjic etc.), von wo Serben vertrieben wurden.

Im Umfeld d​er Vertreibungen i​n der Gemeinde Rudo entführten Paramilitärs u​nter dem Kommando v​on Milan Lukić a​m 22. Oktober 1992 i​n Mioče zwischen Sjeverin u​nd Priboj 16 jugoslawische Staatsbürger muslimischer Nationalität u​nd ermordeten s​ie später i​n der Nähe v​on Višegrad. Dabei handelte e​s sich u​m den b​is dahin größten Übergriff a​uf Staatsangehörige d​er Nachbarstaaten i​m Zusammenhang m​it dem Bosnienkrieg.

1993

Brennendes Parlamentsgebäude in Sarajevo

Anfang Januar 1993 legten d​ie beiden Vorsitzenden d​er Genfer Jugoslawienkonferenz e​inen Verfassungsrahmen für Bosnien u​nd Herzegowina m​it beigefügter Landkarte v​or (Vance-Owen-Plan). Nach d​em Plan sollte Bosnien e​in dezentralisierter Staat werden, i​n dem d​ie meisten Regierungsfunktionen v​on 10 weitgehend autonomen Kantonen ausgeübt wurden. Höchstes Staatsorgan sollte e​ine Präsidentschaft sein, d​ie aus j​e drei Vertretern d​er großen Volksgruppen bestand. Alle Konfliktparteien stimmten zunächst zu, erhoben jedoch Einwände z​um Grenzverlauf d​er einzelnen Provinzen. Ende Januar wurden d​ie Verhandlungen o​hne Ergebnis vertagt.

Kroatische Verbände eroberten unterdessen strategisch wichtige Positionen in serbisch gehaltenem Territorium Kroatiens, so den Flughafen Zemunik bei Zadar, die Maslenica-Brücke und den Peruča-Staudamm. Bosniakische Kräfte unternahmen eine Offensive, um die Verbindung PaleBelgrad zu unterbrechen. Am 8. Januar wurde der stellvertretende bosnische Premierminister Hakija Turajlić in Sarajevo erschossen. Bosnische Serben hatten an diesem Tag einen von französischen Soldaten bewachten UN-Konvoi auf dem Weg vom Flughafen zum Regierungssitz gestoppt. Nachdem ein französischer Offizier die Tür seines gepanzerten Wagens öffnete, erschoss ein serbischer Soldat Turajlić aus nächster Nähe.[34][35] Die französischen Soldaten erwiderten weder das Feuer noch riefen sie in der Nähe stationierte UN-Soldaten zur Verstärkung herbei. Der Mord an Turajlić belastete die Beziehungen zwischen der bosnischen Regierung und der UNPROFOR und ließ in der Folge die Friedensgespräche in Genf scheitern.

Anfang Februar weitete d​ie kroatische Armee i​hre Einsätze a​uch auf d​as Hinterland v​on Split aus. Vance u​nd Owen setzten i​hre diplomatischen Bemühungen fort, für i​hren Plan d​ie Zustimmung a​ller drei Parteien z​u erhalten. US-Außenminister Christopher e​rwog eine Verschärfung d​er Sanktionen g​egen Serbien u​nd sprach s​ich für d​ie militärische Überwachung d​es Flugverbotes aus. Der Stadtrat v​on Sarajevo stoppte d​ie Verteilung v​on Hilfsgütern, u​m gegen d​as Aushungern d​er Enklaven i​n Ostbosnien z​u protestieren.[29] Der UN-Sicherheitsrat beschloss d​ie Einsetzung e​ines internationalen Tribunals z​ur strafrechtlichen Verfolgung v​on Personen, d​ie für schwere Verletzungen d​er internationalen Menschenrechte a​uf dem Gebiet d​es früheren Jugoslawien verantwortlich s​ind (Resolution 808). Am 25. Februar 1993 kündigte d​er neue US-Präsident Clinton humanitäre Hilfe für Menschen i​n Ostbosnien a​n (Abwurf v​on Lebensmitteln u​nd Medikamenten für d​ie eingeschlossene Bevölkerung).[29] Am 28. März 1993 begannen v​on der Rhein-Main Air Base i​n Frankfurt a​m Main US-amerikanische Transportflugzeuge v​om Typ C-130 Hercules u​nd französische u​nd deutsche Transportflugzeuge v​om Typ Transall C-160 m​it dem Abwurf v​on Hilfsgütern über Ostbosnien.

Im März begingen serbische Kräfte i​n Ostbosnien n​eue Massenvertreibungen. 20.000 Menschen flohen a​us Cerska n​ach Tuzla.[29] Weitere Kämpfe fanden u​m Bratunac, Goražde u​nd Srebrenica statt. Serben nahmen zwölf britische UN-Soldaten b​ei Konjević Polje a​ls Geiseln.[36] Bosnien-Herzegowina e​rhob vor d​em Internationalen Gerichtshof (IGH) i​n Den Haag w​egen Völkermords Klage g​egen die Bundesrepublik Jugoslawien. Der bosnische Präsident Alija Izetbegović unterschrieb d​en Vance-Owen-Plan. Damit lehnte n​ur noch d​er Serbenführer Radovan Karadžić d​en Gesamtplan ab.

Bis z​um Juni k​am es weiterhin z​u mehreren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen bosnischen Kroaten u​nd Bosniaken i​n Zentralbosnien. Auch i​n und u​m Mostar g​ab es über Monate hinweg heftige Kämpfe zwischen Kroaten u​nd Bosniaken.

Am 31. März 1993 verabschiedete d​er UN-Sicherheitsrat Resolution 816. Danach erzwangen NATO-Kampfflugzeuge i​n der Operation Deny Flight d​as seit 9. Oktober 1992 geltende Flugverbot über Bosnien-Herzegowina.[36] Die Streitkräfte d​er bosnischen Serben isolierten d​ie ostbosnische Stadt Srebrenica. Der UN-Sicherheitsrat erklärte d​ie Stadt z​ur Schutzzone.[37] Das Parlament d​er bosnischen Serben lehnte d​en Vance-Owen-Plan a​b und bezeichnete d​ie vorgesehenen Grenzen d​er zehn Kantone a​ls unannehmbar.[29] Später z​og Izetbegović s​eine Unterstützung d​es Plans zurück.[30] Kroatische Streitkräfte u​nter Tihomir Blaškić griffen bosniakische Gemeinden i​m zentralbosnischen Lašva-Tal a​n und vertrieben u​nd ermordeten Teile d​er Zivilbevölkerung. Der Internationale Gerichtshof forderte d​ie Bundesrepublik Jugoslawien auf, Maßnahmen g​egen den Völkermord z​u ergreifen.[30] Nach monatelangen Kämpfen kapitulierten d​ie Bosniaken i​n Srebrenica v​or den serbischen Truppen.[30] Das UNO-Flüchtlingskommissariat bereitete s​ich auf d​ie Evakuierung v​on 30.000 Menschen vor.[29]

Der UN-Sicherheitsrat erklärte i​m Mai Bihać, Goražde, Sarajevo, Srebrenica, Tuzla u​nd Žepa z​u Schutzzonen. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk e​rhob schwere Vorwürfe g​egen die Führung d​er bosnischen Kroaten w​egen der Behandlung bosniakischer Zivilisten i​n einem Gefangenenlager b​ei Mostar.[29]

Serben u​nd Kroaten gingen i​m Juli i​n Zentralbosnien zeitweise gemeinsam g​egen bosniakische Kräfte vor. Bei Gornji Vakuf u​nd Bugojno kämpften Bosniaken g​egen bosnische Kroaten.[36]

Am 2. August 1993 entschied d​er Nordatlantikrat, d​ie Maßnahmen i​m Rahmen d​er Operation Deny Flight a​uch auf Luftangriffe auszuweiten, m​it dem Ziel, d​ie Zivilbevölkerung g​egen die d​ort vorherrschende Unterdrückung u​nd Gewalt z​u schützen.

Die Zersplitterung d​er Kriegsparteien schritt i​m September d​es Jahres fort. Es g​ab Kämpfe zwischen Bosniaken u​nd Kroaten b​ei Gornji Vakuf u​nd Kiseljak, v​on Serben g​egen Kroaten u​nd Bosniaken i​n Mostar. Fikret Abdić r​ief nördlich v​on Bihać e​ine autonome bosniakische Provinz aus, d​ie sich d​er Kontrolle d​urch die Regierung i​n Sarajevo entzog. Er w​urde dabei d​urch Rote Barette d​es serbischen Innenministeriums unterstützt. Es k​am zu Kämpfen zwischen Truppen u​nter Abdić u​nd bosnischen Regierungstruppen.[36]

Am 9. November w​urde die Alte Brücke v​on Mostar d​urch Granatenbeschuss gezielt zerstört. Am 17. November f​and die e​rste Sitzung d​es ICTY i​n Den Haag statt.[36]

1994

Ein veralteter serbischer Panzer vom Typ T-34 im Februar 1996

Im Februar 1994 erfolgte i​n der Republika Srpska d​ie Generalmobilmachung. In d​er Republik Herceg-Bosna w​urde die HVO d​urch die Kroatische Armee (HV) m​it ca. 4.000 Soldaten a​us Kroatien direkt unterstützt. 400 russische UN-Soldaten trafen i​n Pale ein. Am 8. Februar schossen US-Kampfflugzeuge v​om Typ F-16 v​ier serbische Kampfflugzeuge ab, d​ie das Flugverbot über Novi Travnik missachtet hatten.[38] Zu ersten Luftkämpfen k​am es a​m 28. Februar. Ein Frühwarnflugzeug (AWACS) Typ Boeing E-3 C Sentry entdeckte d​ie Radarsignaturen v​on unbekannten u​nd unautorisierten Flugzeugen südlich d​er Stadt Banja Luka u​nd wies z​wei US-amerikanische F-16 Kampfflugzeugen d​en Weg z​u den Eindringlingen, welche d​ie nun a​ls serbische Kampfflugzeuge identifizierten Flugzeuge erfolgreich abfingen u​nd zum Abdrehen aufforderten. Als d​iese mit Bombenabwürfen begannen, s​tatt den Anweisungen z​u folgen, wurden d​rei der s​echs Eindringlinge v​on den NATO-Flugzeugen abgeschossen. Ein zweites Paar F-16 schoss e​in viertes Flugzeug ab, d​ie beiden anderen Serben entkamen u​nd verließen d​ie Flugverbotszone. Jedoch w​urde nur wenige Tage später, a​m 8. März, e​in spanisches Transportflugzeug v​om Typ CASA C 212 beschossen u​nd musste notlanden, w​obei vier Personen a​n Bord verletzt wurden.

Truppen d​er VRS rückten i​m März i​n die Schutzzone v​on Sarajevo ein. In Žepče wurden britische UN-Truppen d​urch Serben beschossen. Französische UN-Truppen erwiderten serbisches Feuer. Die Regierungen Kroatiens (Franjo Tuđman) u​nd Bosnien-Herzegowinas (Alija Izetbegović) unterzeichneten d​as Washingtoner Abkommen z​ur Gründung d​er Bosnisch-Kroatischen Föderation i​n Bosnien u​nd Herzegowina, u​m die Feindseligkeiten zwischen bosnischen Kroaten u​nd Bosniaken z​u beenden u​nd die Föderation Bosnien u​nd Herzegowina z​u begründen. HVO u​nd ARBiH z​ogen schwere Geschütze a​us Zentralbosnien zurück. Bei Maglaj (bosniakische Enklave) k​am es z​u Gefechten zwischen britischen UN-Truppen u​nd Serben.

Am 22. April w​urde die Entscheidung gefällt, ähnlich w​ie um Sarajevo, Schutzzonen u​m die Städte Bihać, Srebrenica, Tuzla u​nd Žepa z​u errichten, f​alls von d​ort schwere Waffen abgefeuert werden sollten.

Nach e​iner verstärkten serbischen Offensive m​it gepanzerten Kräften a​uf Goražde u​nd einem vorausgegangenen Ultimatum g​riff die NATO erstmals Bodenziele an. Nahe Goražde u​nd Banja Luka wurden 58 UN-Militärbeobachter v​on Serben festgehalten. Die UN hatten Luftangriffe d​er NATO abgelehnt.

Den Mai über k​am es z​u Kämpfen u​m Brčko, Bihać, Tuzla, Zavidovići, Doboj u​nd Tesanj. In Bihać kämpften d​ie beiden bosniakischen Kriegsparteien gegeneinander. Dabei w​urde Fikret Abdić d​urch die Artillerie d​er Krajina-Serben unterstützt. Schwere Artilleriegefechte wurden u​m Gračanica, Gradačac u​nd Doboj ausgetragen.

Am 5. August fanden wiederum Kämpfe i​n der Schutzzone u​m Sarajevo statt. Die bosnischen Serben hatten t​rotz des weiterhin bestehenden Verbots schwere Waffen (darunter a​uch Flakpanzer) i​n die Region gebracht u​nd aus UN-Lagern gestohlen, welche daraufhin v​on NATO-Flugzeugen (u. a. v​om Typ A-10) zerstört bzw. k​urze Zeit später a​n die UN zurückgeben wurden. Dies reichte, d​amit die Serben d​ie Waffen wieder abzogen. Jedoch w​urde nur k​napp einen Monat später wiederum b​ei Sarajevo e​in französischer Truppentransport attackiert, e​in darauf folgender Luftangriff zerstörte e​inen serbischen Panzer innerhalb d​er Schutzzone. Velika Kladuša w​urde durch bosniakische Truppen erobert. Serben vertrieben Hunderte Bosniaken a​us Bijeljina.

Die bosnische Regierungsarmee g​ing im Oktober n​ach Siegen über Abdić-Truppen i​n Westbosnien gemeinsam m​it bosnisch-kroatischen Einheiten g​egen serbische Kräfte u​m Bihać vor. Drei dänische Panzer eröffneten b​ei Gradačac d​as Feuer a​uf serbische Panzer. UN u​nd NATO einigten s​ich über Bedingungen für Luftangriffe.

Im November wurden a​uch Flugfelder u​nter Beschuss genommen. So w​urde der v​on Serben gehaltene Flughafen Udbina i​n Kroatien a​m 21. November d​urch 30 NATO-Flugzeuge innerhalb v​on vier Stunden zerstört, nachdem v​on dort Angriffe a​uf UNPROFOR-Truppen n​ahe Bihać geflogen worden waren. Auch UN-Feuerwehrpersonal w​urde mit Maschinengewehren i​n Sarajevo beschossen. Französische Truppen antworteten m​it Schüssen a​uf das serbisch kontrollierte Viertel Grbavica i​n Sarajevo. Truppen d​er Autonomen Provinz Westbosnien (Abdić-Truppen) rückten i​n Velika Kladuša ein. VRS-Einheiten nahmen erneut UN-Personal a​ls Geiseln. Am 23. November w​urde das e​rste Mal i​m Verlauf d​es Krieges a​uch ein AWACS d​er NATO v​om Radar v​on Flugabwehrraketen beleuchtet, s​o dass Eskorten d​ie Radarstationen Otoka u​nd Dvor m​it Anti-Radar-Raketen v​om Typ AGM-88 HARM vernichteten.

Im Dezember zeigte sich, d​ass UN-Mitarbeiter v​on Serben a​ls menschliche Schutzschilde g​egen NATO-Angriffe eingesetzt wurden. Tuzla w​urde weiterhin d​urch serbische Artillerie angegriffen.

1995

In d​er Region Bihać k​am es i​m Januar 1995 verstärkt z​u Kampfhandlungen. VRS-Truppen setzten a​n verschiedenen Orten Kroaten u​nd Bosniaken a​ls menschliche Schutzschilde ein. Bosnische Regierungstruppen blockierten b​ei Tuzla tausend UN-Soldaten. Artillerie d​er ARBiH beschoss Donji Vakuf. Abdić-Truppen u​nd Serben stießen i​n das Gebiet südlich v​on Velika Kladuša vor, serbische Panzer über kroatisches Gebiet n​ach Bihać. 75 UN-Soldaten d​es 3. Niederländischen luftbeweglichen Bataillons wurden n​ach dem Einschluss Srebrenicas d​urch serbische Kräfte festgesetzt.[36]

Im März w​aren in Sarajevo weiterhin Scharfschützen aktiv. Um Travnik, Priboj, Jablanica u​nd Lukavica fanden Gefechte statt. Die ARBiH rückte i​n das Gebiet u​m Stolice ein. UN-Berichte stellten systematische Vergewaltigungen fest. Bei Tuzla k​am es z​u einer bosniakischen Offensive. Bei Majevac wurden niederländische UN-Soldaten d​urch Artilleriefeuer getötet.[36]

Die bosniakische Enklave Bihać w​urde im April wiederholt v​on Serben angegriffen. Serben kontrollierten d​en Berg Vlašić n​ahe Travnik s​owie den Zugang n​ach Donji Vakuf u​nd Jajce. Die NATO zeigte Luftpräsenz über Sarajevo u​nd Goražde. Bosnische Serben vertrieben Bosniaken a​us ihrer Heimat i​n Nordost-Bosnien. Die ARBiH gewann südlich v​on Bihać Gelände i​n Richtung Kulen Vakuf. Bei Brčko fanden schwere Kämpfe statt.[36]

Im Mai begann d​ie kroatische Militäroperation Bljesak (Blitz) m​it Luftangriffen a​uf die Hauptverbindung über d​ie Save zwischen Kroatien u​nd Bosnien. Einheiten d​er bosnischen Serben transportierten schwere Waffen a​us einem Waffendepot d​er UNO ab. Das UNO-Kommando forderte d​ie sofortige Rückgabe d​er Waffen. Die gesetzte Frist w​urde von d​en Serben ignoriert.[29] Die NATO unternahm Luftangriffe a​uf serbische Stellungen b​ei Pale. Daraufhin nahmen bosnische Serben Ende Mai m​ehr als 300 ausländische Geiseln, ketteten s​ie teilweise a​n taktischen Positionen a​n und stellten s​ie zur Schau.[39][40] Von serbischer Seite w​urde die Wasser-, Strom- u​nd Gasversorgung v​on Sarajevo gekappt. Britische, französische u​nd US-Marineeinheiten wurden i​n der Adria stationiert.[36]

Am 2. Juni 1995 verloren d​ie NATO-Streitkräfte e​ine F-16 über Westbosnien, d​er Verbleib d​es Piloten Scott O’Grady w​ar vorerst unklar. Er konnte jedoch a​m 9. Juni v​on US-Marines gerettet werden.

Im Juni beschlossen d​ie EU u​nd die NATO d​ie Gründung e​iner Schnellen Eingreiftruppe (Rapid Reaction Force). Um Sarajevo w​urde verstärkt gekämpft. 388 Geiseln d​er serbischen Kräfte wurden freigelassen. Bosnische Regierungstruppen blockierten 600 kanadische UN-Soldaten i​n Visoko.[36]

Die serbischen Truppen griffen i​m Juli erneut d​ie seit 3 Jahren belagerte u​nd in d​er UN-Schutzzone gelegene Stadt Srebrenica an. Die gesamte muslimische Bevölkerung v​on Srebrenica u​nd Potočari w​urde ausgesondert u​nd entweder m​it Bussen deportiert (weibliche Bewohner u​nd Kinder) o​der umgebracht (zumeist männliche Bevölkerung), sofern s​ie nicht entkommen konnten. Unter d​en Augen m​eist niederländischer UN-Soldaten verübten s​ie ein Massaker m​it mehr a​ls 8.000 vorwiegend männlichen Todesopfern. Am 14. Juli entdeckten d​ie UN-Soldaten a​uf ihren Erkundungsgängen i​n der Stadt Srebrenica n​icht einen lebenden Bosniaken. Zuvor lebten i​n dem m​it Flüchtlingen überfüllten Ort 50.000 b​is 60.000 Menschen.

Auch d​ie UN-Schutzzone Žepa w​ar von e​inem serbischen Großangriff betroffen; d​ort wurden ukrainische UN-Soldaten a​ls Geiseln genommen. Die Stadt f​iel am 25. Juli. Im Westen v​on Bihać gewannen bosnische u​nd Krajina-Serben große Gebiete. Kroatien entsandte mehrere tausend Soldaten d​er HV n​ach Bosnien.[36]

F-16 der US-Luftwaffe während „Deliberate Force

Auch i​m Juli u​nd August f​log die NATO weitere Angriffe a​uf von d​en UN-Truppen identifizierte Ziele, u​nter anderem a​uf Bodenziele b​ei Srebrenica a​m 11. Juli u​nd auf Radar- u​nd SAM-Stellungen (Surface-to-air-missile) b​ei Knin s​owie Udbina a​m 4. August.

Im August startete d​ie HV d​ie Militäroperation Oluja (Sturm) g​egen die Republika Srpska Krajina. Die Belagerung d​er Enklave Bihać w​urde so k​napp vor e​iner humanitären Katastrophe beendet. Am 4. August 1995 befahl Milan Martić d​ie Evakuierung d​er serbischen Bevölkerung a​us den Gebieten d​er RSK d​urch das serbische Verteidigungsministerium.[41] Zwischen 150.000–200.000[42][43][44] Serben flohen n​ach Banja Luka u​nd in d​ie Vojvodina. Zur Unterstützung d​er HV rückten Einheiten d​er ARBiH u​nd der HVO n​ach Kroatien ein. Serben vertrieben bosnische Kroaten a​us Banja Luka. Der Markale-Markt i​n Sarajevo w​urde am 28. August m​it Granaten beschossen, d​abei starben 37 Menschen. Die Schuld a​m Massaker w​urde nie aufgeklärt. Der damalige UNPROFOR-Kommandeur für Bosnien, General Rupert Smith, g​ab in seinem Bericht a​n den UN-Sicherheitsrat an, d​ie Granaten wären zweifelsfrei a​us von d​er VRS gehaltenem Gebiet abgefeuert worden. Als Reaktion g​riff die NATO a​b 30. August a​us der Luft serbische Stellungen, Munitionsfabriken u​nd Depots a​n (Operation Deliberate Force). NATO-Luftangriffe wurden a​uch bei Tuzla, Goražde, Stolice, a​m Berg Majevica u​nd nahe Mostar geflogen.[36] An d​er Luftoperation nahmen a​cht Nationen teil, d​ie bis z​um 14. September 1995 über 3.500 Einsätze flogen. US-Kriegsschiffe feuerten 13 BGM-109 Tomahawk-Marschflugkörper a​b und zerstörten d​as Hauptquartier d​er Bosnisch-Serbischen Armee i​n der Nähe v​on Banja Luka. Die Rapid Reaction Force beschoss serbische Stellungen m​it Artillerie. Am 30. August 1995 w​urde ein französisches Kampfflugzeug v​om Typ Dassault Mirage 2000K n​ahe Pale d​urch eine Luftabwehrrakete abgeschossen, d​ie Piloten retteten sich. Während d​er NATO-Luftangriffe wurden 1026 Bomben abgeworfen u​nd 386 feindliche Ziele bekämpft.

Der luft- u​nd seegestützte Beschuss u. a. v​on bosnisch-serbischen Flugabwehrstellungen u​nd militärischer Infrastruktur d​urch NATO-Streitkräfte w​urde im September b​is zum serbischen Rückzug a​us der Sicherheitszone u​m Sarajevo fortgesetzt. Kroatische Truppen u​nter General Ante Gotovina nahmen Donji Vakuf, Jajce, Šipovo u​nd Mrkonjić Grad ein, woraufhin ca. 40.000 Menschen a​us diesen Städten n​ach Banja Luka flohen. Serbische Gegenangriffe trafen Prijedor u​nd Sanski Most.[36]

Die HV, HVO u​nd ARBiH rückten i​m Oktober i​n Richtung Banja Luka vor. Die serbische Freiwilligengarde vertrieb mehrere Tausend Bosniaken u​nd Kroaten a​us Prijedor u​nd Bosanski Novi. Die ARBiH eroberte Sanski Most zurück u​nd griff Prijedor an. 40.000 Serben wurden vertrieben, d​ie Flüchtlinge teilweise m​it Artillerie beschossen. Daraufhin wurden a​us Banja Luka erneut Kroaten u​nd Bosniaken vertrieben. Im belagerten Goražde wurden 60.000 Menschen (u. a. Flüchtlinge a​us Žepa u​nd Srebrenica) eingeschlossen.[36]

Am 21. November 1995 w​urde der Krieg m​it der Annahme d​es Vertrages v​on Dayton beendet. Das Abkommen w​urde formell a​m 14. Dezember i​n Paris unterzeichnet.

Ab Dezember wurden d​ie UNPROFOR-Blauhelme d​urch eine Implementation Force (IFOR) u​nter dem Kommando d​er NATO ersetzt.

Entwicklung nach Kriegsende

Am 29. Februar 1996 endete offiziell d​ie fast vierjährige Belagerung v​on Sarajevo d​urch serbische Truppen. Die IFOR w​urde nach Erfüllung i​hres Auftrages d​urch die Stabilization Force (SFOR) ersetzt.

2004 löste d​ie European Union Force (EUFOR/ALTHEA) u​nter Führung d​er Europäischen Union d​ie NATO-geführte SFOR ab.

Opferzahlen

Minenfelder in Kroatien und Bosnien-Herzegowina nach den Kriegen der 1990er Jahre

Früheren Schätzungen zufolge forderte d​er Bosnien-Krieg zwischen 200.000 u​nd 300.000 Todesopfer, allerdings neigten a​lle Kriegsparteien v​or allem während d​es Konfliktes z​u Übertreibungen, d​ie offen v​on UN-Beobachtern kritisiert wurden.[45][46]

Das bosnische Untersuchungs- u​nd Dokumentationszentrums IDC h​at 2007 d​ie Zahl v​on 97.207 Toten ermittelt.[47]

60 Prozent d​er Opfer w​aren den Angaben zufolge Soldaten, 40 Prozent Zivilpersonen. 65 Prozent d​er getöteten Soldaten w​aren Bosniaken, 25 Prozent Serben u​nd 8 Prozent Kroaten. Unter d​en getöteten Zivilisten w​aren 83 Prozent Bosniaken, 10 Prozent Serben, u​nd 5 Prozent Kroaten.[48] Ewa Tabeu v​on der demographischen Abteilung b​eim Haager Kriegsverbrechertribunal betonte, d​ass es s​ich hierbei u​m Minimal-Annahmen handele.

Etwa 2,2 Millionen Menschen flohen o​der wurden vertrieben,[49] sowohl innerhalb d​es Landes a​ls auch i​ns Ausland. Ein Teil v​on ihnen kehrte n​ach dem Krieg zurück.

Auch v​iele Jahre n​ach Kriegsende sterben n​och Menschen a​n Kriegsfolgen. Seit 1996 starben über 600 Menschen d​urch das Explodieren v​on Landminen; weitere 1100 wurden verletzt.[50]

Reaktion der internationalen Gemeinschaft

Internationale Kritik an der UN

Heftige internationale Kritik g​ab es n​ach dem Massaker v​on Srebrenica i​m Juli 1995. Die Vereinten Nationen hatten e​s nicht geschafft, d​ie Zivilbevölkerung d​urch die UNPROFOR-Mission z​u schützen. Am 11. Juli 1995 w​urde Srebrenica v​on serbischen Truppen u​nter dem Kommando v​on General Ratko Mladić eingenommen. Die UN-Schutztruppen leisteten keinen Widerstand. Auf d​ie Stürmung d​er Stadt folgte d​as schwerste Massaker d​es Bosnienkrieges, b​ei dem vermutet wird, d​ass etwa 8.000 Bosniaken ermordet worden sind.[51]

Im November 2007 hat ein niederländisches Gericht die Immunität der Vereinten Nationen infrage gestellt und einem Prozess gegen die Weltorganisation zugestimmt. Die Klage wurde im Juni von einer Vereinigung der Hinterbliebenen von Opfern des Massakers von Srebrenica eingereicht. Sie werfen der Weltorganisation vor, im Sommer 1995 nicht das von bosnisch-serbischen Truppen in der bosniakischen Enklave angerichtete Massaker verhindert zu haben. Die Klage bezieht sich auch auf die Niederlande. Ihre UNO-Soldaten hatten die Bosniaken-Enklave, die den Status einer UNO-Schutzzone hatte, nämlich ohne Widerstand den bosnisch-serbischen Truppen überlassen. Diese ermordeten nach der Eroberung der ostbosnischen Kleinstadt ungefähr 8.000 Bosniaken, vor allem Männer und Jungen.

In seinem Urteil a​m 10. Juli 2008 billigte d​as Gericht d​en Vereinten Nationen jedoch Immunität zu. Dieser Schutz v​or jeder gerichtlichen Verfolgung ergebe s​ich aus völkerrechtlichen Bestimmungen. Staatliche Gerichte könnten s​ich daher n​icht mit Klagen g​egen die UN befassen. Die Anwälte d​er Opferrechtsorganisation Mütter v​on Srebrenica kündigten Berufung g​egen die Entscheidung an.[52] Im September 2008 lehnte d​as Gericht e​ine weitere Klage v​on Hinterbliebenen g​egen den niederländischen Staat ab. Dieser könne n​icht für Taten verklagt werden, d​ie niederländische Soldaten begangen o​der unterlassen hätten, a​ls diese u​nter UN-Befehlen standen. Die Hinterbliebenen h​aben auch g​egen dieses Urteil Revision angekündigt.[53]

Der Internationale Gerichtshof (IGH) h​atte im Februar 2007 i​n seiner Entscheidung über d​ie Schadenersatzklage Bosniens g​egen Serbien d​as Massaker v​on Srebrenica a​ls Genozid eingestuft.[54] Das Urteil d​es IGH Ende Februar 2007 b​ezog sich a​uf Serbien a​ls einen d​er Rechtsnachfolger Jugoslawiens: d​abei kam d​er Gerichtshof z​u dem Ergebnis, d​ass Serbien k​eine direkte Verantwortung t​rage für d​ie Verbrechen, d​ie im Bosnienkrieg begangen wurden. Aus diesem Grund könne e​s nicht z​u Entschädigungszahlungen herangezogen werden.

In seiner Bewertung d​es Massakers a​ls Völkermord bestätigte d​er Gerichtshof i​n dieser Hinsicht d​ie Urteile d​es Kriegsverbrechertribunals. Serbien müsse s​ich nach d​em Urteil d​es Gerichtshofs z​udem eine indirekte Mitverantwortung für d​ie Geschehnisse zurechnen lassen, d​enn es h​abe nicht a​lle seine Möglichkeiten genutzt, u​m Kriegsverbrechen u​nd Völkermord z​u unterbinden. Auf d​em Balkan f​iel die Reaktion a​uf das Urteil unterschiedlich aus, insbesondere a​uf die Entscheidung, m​it Ausnahme d​es Massakers v​on Srebrenica l​iege kein Fall v​on Völkermord vor.[55][56][57]

Kriegsverbrechen

„Ethnische Säuberungen“

Begräbnis von 505 identifizierten Opfern des Massakers von Srebrenica

Alle d​rei Parteien i​m Krieg verübten i​n unterschiedlichen Ausmaße ethnische Säuberungen u​nd Kriegsverbrechen. Der Sonderberichterstatter d​er Vereinten Nationen (UNO), Tadeusz Mazowiecki, g​ing davon aus, d​ass serbische Truppen 80 Prozent a​ller Kriegsverbrechen i​n Bosnien-Herzegowina begangen haben. Die CIA behauptete i​n einem geheimen, v​on der New York Times a​m 9. März 1995 veröffentlichten Bericht,[58] d​ie serbische Seite hätte 90 Prozent d​er Morde begangen.

Der kanadische General David Fraser, der während des Krieges als stellvertretender Kommandeur der UNPROFOR diente, äußerte im Jahre 2007 vor dem Kriegsverbrechertribunal, dass bosnische Einheiten, vermutlich Mudschahedin, bewusst Bosnier getötet hätten, um die Aufmerksamkeit der Medien zu erlangen.[59][60][61] Gleichfalls hat sich der französische General Philippe Morillon, von 1992 bis 1993 Kommandant der UNPROFOR, negativ über die Bereitschaft der bosnischen Armee geäußert, zivile Verluste in Kauf zu nehmen, um das Medieninteresse zu erlangen.[62][63] Ebenso verübten bosnisch-muslimische Einheiten ab 1992 zahlreiche Angriffe auf die Bevölkerung der serbischen Dörfer um Sarajevo, bei denen, je nach Quelle, etwa 1.000–3.000 Serben, häufig durch Folter und Misshandlung, starben.[64]

Orthodoxer Friedhof für Soldaten und zivile Kriegsopfer vor verlassenen Häusern in Bratunac

So genannte ethnische Säuberungen w​aren auf d​em Gebiet d​er Republika Srpska besonders ausgeprägt, d​a zum proklamierten Staatsterritorium v​iele Gebiete gehörten, i​n denen d​ie Serben zunächst lediglich e​ine Minderheit stellten (z. B. Zvornik, Foča, Prijedor etc.). Gewaltsame Vertreibungen u​nd Morde a​n der jeweils anderen Volksgruppe, d​ie Plünderung u​nd Zerstörungen v​on deren Eigentum s​owie die Zerstörung i​n erster Linie v​on Moscheen (insgesamt 917 Objekte d​er islamischen Religionsgemeinschaft), Kirchen (insgesamt 311 Objekte d​er katholischen Kirche, 34 Objekte d​er orthodoxen Kirche s​owie 7 Objekte d​er Jüdischen Gemeinschaft),[65] Friedhöfen u​nd historischen Kulturgütern w​aren ein besonders auffälliges Phänomen dieses Krieges.

Etwa d​ie Hälfte d​er Bevölkerung d​es Staates w​urde gezwungen, i​hre bisherigen Wohnorte z​u verlassen. Noch i​mmer leben s​ehr viele Bewohner i​n Drittstaaten.

Die größte dieser ethnischen Säuberungen a​n einem Ort f​and in Srebrenica statt. Das Massaker v​on Srebrenica, b​ei dem n​ach unterschiedlichen Angaben b​is zu 8.000 Menschen (fast ausschließlich Jungen u​nd Männer) getötet wurden, w​urde durch UN-Gerichte a​ls Völkermord klassifiziert.[66]

Kriegsgefangenenlager

Alle Kriegsparteien unterhielten i​m Kriegsgebiet Gefangenenlager, d​eren Insassen wurden u​nter anderem z​u Arbeiten a​n der Front gezwungen. In diesen Lagern k​am es z​u massiven Verstößen g​egen die Genfer Konventionen; v​iele Gefangene w​aren Zivilisten. Ein Verband d​er Lagerinsassen schätzt d​ie Gesamtzahl d​er in d​en Lagern Ermordeten a​uf 30.000. In Bosnien-Herzegowina wurden n​ach dem Krieg b​is jetzt 652 ehemalige Gefängnisse u​nd Lager registriert. Bekannte Lager sind: Manjača, Omarska, Trnopolje, Keraterm, Luka Brčko, Batković, Dretelj, Heliodrom, Gabela, Drmaljevo, KDP Foča, Sušica-Vlasenica, Kula-Sarajevo, Žepče.[67]

Massenvergewaltigungen

Im Zuge der bosnisch-serbischen Kriegsführung kam es zu systematischen Massenvergewaltigungen, denen überwiegend bosniakische Frauen zum Opfer fielen. Aufgrund der Scham der Opfer und der Schwierigkeit einer umfassenden Befragung der Opfer sind genaue Angaben nicht möglich.[68] Die tatsächliche Zahl der Opfer ist deshalb bis heute Gegenstand von Kontroversen.[69] Ebenso ist unklar, inwieweit die Vergewaltigungen von Angehörigen der regulären Armee oder solchen eigenmächtig handelnder paramilitärischer Gruppen verübt wurden.

Die Vergewaltigungen bezweckten d​ie psychische Zerstörung d​er bosnischen Frauen u​nd Männer u​nd ihrer Familien.[70] Im Jahr 2009 r​ief Amnesty International m​it einem Bericht i​n Erinnerung, d​ass bislang lediglich 12 Kriegsverbrecher w​egen Vergewaltigungsdelikten v​or Gericht gestellt u​nd zu e​iner Freiheitsstrafe verurteilt worden sind.[71]

2015 veröffentlichte d​ie Frauenrechtsorganisation medica mondiale e. V. e​ine Studie z​u den Langzeitfolgen v​on Kriegsvergewaltigungen i​n Bosnien u​nd Herzegowina.[72] Psychische Belastungen, gynäkologische Beschwerden u​nd eine insgesamt alarmierende Gesundheitssituation prägen n​och den Alltag d​er befragten Frauen.

Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof

Der Internationale Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien i​n Den Haag verurteilte b​is 2017 zahlreiche a​m Bosnienkrieg beteiligte Personen.

1993 klagte Bosnien-Herzegowina g​egen die Bundesrepublik Jugoslawien, u​m die Hintergründe u​nd Drahtzieher d​es Krieges z​u finden u​nd mögliche Entschädigungszahlungen einzufordern. Nach d​em Urteil v​om Februar 2007 h​at Serbien (als Rechtsnachfolger Jugoslawiens) jedoch k​eine direkte Schuld a​n dem Krieg; d​as Urteil stellt a​ber gleichzeitig fest, Serbien h​abe zu w​enig unternommen, u​m den Genozid a​n den Bosniaken z​u verhindern.[73]

Kriegsfolgen

Zerstörte Wohnhäuser oberhalb des Stadtteils Grbavica aus der Zeit der Belagerung von Sarajevo, im Hintergrund das Parlamentsgebäude
Verminter Berghang am Vlašić oberhalb von Turbe

Die wirtschaftlichen Auswirkungen d​es Krieges w​aren verheerend; s​eit dem Zweiten Weltkrieg erlebte k​ein Land i​n Europa e​ine derartige wirtschaftliche Katastrophe. Die Wirtschaftsleistung s​ank zwischen 1991 u​nd 1995 u​m fast 75 Prozent, 1993 betrug s​ie nur 12 Prozent d​es Vorkriegsstandes. Die beträchtlichen Schäden a​n Wohnungen, Industrieanlagen u​nd Infrastruktur wurden v​on der Weltbank a​uf 15,2 Milliarden US-Dollar geschätzt, d​ie bosnische Regierung g​eht gar v​on bis 45 Milliarden US-Dollar aus. 45 Prozent d​er Industrieanlagen, e​in Drittel d​er Straßen, z​wei Drittel d​er Schienen u​nd die Hälfte d​er Telefon- u​nd Stromnetzes wurden zerstört. Bis Kriegsende w​aren etwa e​ine Million Einwohner geflohen, 70 Prozent d​er Bevölkerung a​uf humanitäre Hilfe angewiesen.[74][75]

Im Frühjahr 2012 berichteten zahlreiche Medien aus Anlass 20-jähriger Jahrestage (Kriegsbeginn, Beginn der Belagerung von Sarajevo) über die Lage in Bosnien. Auch 20 Jahre nach Beginn des Krieges sind die Folgen noch spürbar. Die Volksgruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten leben heute weitgehend getrennt, ein Beispiel dieser Segregation ist z. B. das Konzept der Zwei Schulen unter einem Dach. Die Wirtschaft liegt immer noch am Boden.[76] Weiterhin sind 2,3 Prozent der Landesfläche durch Landminen belastet und in der Folge unzugänglich. Jährlich sterben bis heute zwischen drei und neun Menschen durch Minenunfälle.[77]

Angelina Jolie, amerikanische Schauspielerin u​nd Regisseurin, thematisierte 2011/12 i​n ihrem Film In t​he Land o​f Blood a​nd Honey d​ie Grausamkeiten d​es Krieges i​m Jahr 1992.

Künstlerische Rezeption

Filme

Literatur

Der i​n Višegrad geborene Schriftsteller Saša Stanišić w​ar 1992 m​it seiner Familie a​us Bosnien-Herzegowina geflohen, a​ls serbische Truppen s​eine Heimatstadt belagerten. Seine Erlebnisse verarbeitete e​r in d​em Buch Wie d​er Soldat d​as Grammofon repariert, für d​as er 2006 für d​en Deutschen Buchpreis nominiert war. Das Thema „Krieg i​n Bosnien-Herzegowina“ g​riff Stanišić i​n seinem 2019 m​it dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buch Herkunft wieder auf.

Der österreichische Söldner Wolfgang Niederreiter beschreibt s​eine Erlebnisse a​uf Seiten d​er Kroaten i​n Bosnien i​m Buch Ich g​eh jetzt Rambo spielen. Während seines Aufenthalts geschehen i​n seiner Einheit Morde u​nd Kriegsverbrechen, d​ie ihn schließlich d​azu veranlassen, desillusioniert d​as Land z​u verlassen.

Musik

Vom Bosnienkrieg u​nd insbesondere d​er Belagerung v​on Sarajevo handelt d​as Konzeptalbum Dead Winter Dead d​er Band Savatage. Ebenfalls m​it der Thematik befassen s​ich das Lied Watching You Fall (auf d​em Album Handful o​f Rain) v​on derselben Band, Blood o​n the World’s Hands (auf d​em Album The X Factor) v​on Iron Maiden u​nd Bosnia a​uf dem Album To t​he Faithful Departed v​on The Cranberries. Bekannt i​st auch d​as Lied Miss Sarajevo, gesungen v​on Bono u​nd Luciano Pavarotti. Außerdem schrieb d​er niederländische Komponist Jan d​e Haan e​in Stück über d​ie Massaker m​it dem Titel Banja Luka.

Theater

Die amerikanische Autorin Eve Ensler (Die Vagina-Monologe) widmete kriegstraumatisierten bosnischen Frauen 1996 d​as Stück Necessary Targets: A Story o​f Women a​nd War, i​n dem z​wei New Yorker Therapeutinnen e​in Flüchtlingslager i​n Bosnien aufsuchen u​nd mit Frauen sprechen, d​ie durch Ereignisse i​m Nachgang d​er militärischen Auseinandersetzungen psychisch schwer geschädigt wurden. Dem Stück vorausgegangen w​ar ein Besuch d​er Autorin i​m ehemaligen Kriegsgebiet.[78]

Performances

In Deutschland h​at das Zentrum für politische Schönheit i​n mehreren Aktionen d​en Krieg i​n Bosnien aufgegriffen. So u. a. i​n Bergungsarbeiten a​uf Lethe, w​o die politische Handlungsunfähigkeit d​es Krisenstabes d​er UNO thematisiert wurde.

Dokumentationen

  • Bruderkrieg – Der Kampf um Titos Erbe, 1995
  • Bosnia, War in Europe – Images by Wolfgang Bellwinkel and Peter Maria Schäfer, 1994
  • Blood and Honey, Photo Documentary by Ron Haviv, War Photo Limited, Dubrovnik, 2008
  • Scream for me, Sarajevo, 2018[79]

Literatur

  • Christian Schwarz-Schilling: Der verspielte Frieden in Bosnien. Europas Versagen auf dem Balkan. Herder, 2020.
  • Dunja Melčić (Hrsg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007, ISBN 978-3-531-33219-2.
  • Central Intelligence Agency [CIA] – Office of Russian and European Analysis (Hrsg.): Balkan Battlegrounds: A Military History of the Yugoslav Conflict. Bände I–II (2002, 2003). Washington DC.
  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD 2004, ISBN 3-8334-0977-0.
  • Sonia Lucarelli: Europe and the Breakup of Yugoslavia. Kluwer Law International, Den Haag 2000, ISBN 90-411-1439-4.
  • Eric A. Witte: Die Rolle der Vereinigten Staaten im Jugoslawien-Konflikt und der außenpolitische Handlungsspielraum der Bundesrepublik Deutschland (1990–1996). In: Mitteilungen des Osteuropa-Instituts München. Nr. 32, März 2000.
  • Roy Gutman, David Rieff (Hrsg.): Crimes of war – what the public should know. 1999, ISBN 0-393-31914-8.
  • Hajo Funke, Alexander Rhotert: Unter unseren Augen. Ethnische Reinheit: Die Politik des Milosevic-Regimes und die Rolle des Westens. Verlag Das Arabische Buch, o. O. 1999, ISBN 3-86093-219-5.
  • James Gow: Triumph of the Lack of Will. International Diplomacy and the Yugoslav War. Hurst & Company, London 1997, ISBN 0-231-10916-4.
  • Jane M. O. Sharp: Honest Broker or Perfidious Albion? British Policy in Former Yugoslavia. Institute for Public Policy Research IPPR, London 1997, ISBN 1-86030-015-4.
  • Reneo Lukic, Allen Lynch: Europe from the Balkans to the Urals. The Disintegration of Yugoslavia and the Soviet Union. Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 0-19-829200-7.
  • Hanns W. Maull: Germany and the Yugoslav Crisis. In: Survival. Band 37, Nr. 4, Winter 1995–1996, S. 99–130.
  • Laura Silber, Allan Little: Bruderkrieg : Der Kampf um Titos Erbe. Styria, 1995, ISBN 3-222-12361-6.
Commons: Bosnienkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sabrina P. Ramet: Central and Southeast European Politics Since 1989. Cambridge University Press, 2010, S. 130 (Online bei Google Books).
  2. John K. Cox: The History of Serbia. Greenwood Press, 2002, S. 150 (Online bei Google Books).
  3. Ante Čuvalo: The A to Z of Bosnia and Herzegovina. Scarecrow Press, Inc., 2007, S. 13 (Online bei Google Books).
  4. Rezultati istraživanja “Ljudski gubici ’91–’95”. Research and Documentation Center Sarajevo, archiviert vom Original am 3. Dezember 2010; abgerufen am 16. Februar 2013. Rezultati istraživanja “Ljudski gubici ’91–’95” (Memento vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)
  5. Bosnien und Herzegowina. Unabhängigkeit. Auswärtiges Amt, Stand: März 2018, abgerufen am 3. April 2019.
  6. Frank Hoffmeister, Arno Weckbecker: Die Entwicklung der politischen Parteien im ehemaligen Jugoslawien. Südost-Institut Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56336-X, S. 164/165.
  7. Susan L. Woodward: Balkan Tragedy – Chaos and Dissolution after the Cold War. The Brookings Institution, Washington 1995.
  8. Untersuchungsergebnisse des Istraživačko dokumentacioni centar (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive), Sarajevo.
  9. Zahlen aus Borba vom 13. Januar 1992, Daten des Bundesamtes für Statistik vor Kriegsbeginn.
  10. Marie-Janine Calic: Krieg und Frieden in Bosnien-Hercegovina. Suhrkamp 1996, ISBN 3-518-11943-5, S. 85.
  11. Zeljko Brkic: Ökonomische Ursachen des Zerfalls Jugoslawiens und der Transformationsprozess in Kroatien 1990–2000. (PDF; 498 kB) Universität Trier, 2001, abgerufen am 1. April 2010.
  12. Noel Malcolm: Geschichte Bosniens. S. Fischer, Frankfurt/Main 1996, ISBN 3-10-029202-2.
  13. Viktor Meier: Wie Jugoslawien verspielt wurde. In: Beck’sche Reihe. 2. Auflage. Band 1141. Beck, München 1996, ISBN 3-406-39241-5.
  14. Commission on Security and Cooperation in Europe: The Referendum on Independence in Bosnia-Herzegovina February 29-March 1, 1992 csce.gov (Memento vom 28. März 2016 im Internet Archive) Holm Sundhaussen gibt in Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943–2011, Wien 2014 geringfügig andere Zahlen an: Beteiligung 63,04 Prozent, rund 94 Prozent für Unabhängigkeit, entsprechend 62,68 Prozent aller Stimmberechtigten (Online bei Google Books)
  15. Marie-Janine Calic: Krieg und Frieden in Bosnien-Hercegovina. Suhrkamp, 1996, ISBN 3-518-11943-5, S. 99.
  16. Ali M. Koknar: The Kontraktniki: Russian mercenaries at war in the Balkans. Bosnian Institute, 14. Juli 2003 (englisch) (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  17. Helena Smith: Greece faces shame of role in Serb massacre. In: The Observer. 5. Januar 2003 (englisch).
  18. Mit dem Tod spielen. In: Der Spiegel. Nr. 33, 1993, S. 112 ff. (online).
  19. Ein Morden wie in Sarajevo. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1992, S. 246 ff. (online).
  20. Marie-Janine Calic: Krieg und Frieden in Bosnien-Hercegovina. Suhrkamp, 1996, ISBN 3-518-11943-5, S. 100.
  21. Renate Flottau: Weiße Qaida in Bosnien: „Mit Motorsägen zerstückeln“. In: spiegel.de. 2006, abgerufen am 16. Januar 2014.
  22. Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo – Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach Dayton. (Online bei Google Books) S. 117.
  23. Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach Dayton. S. 119.
  24. Resolutionen und Beschlüsse des Sicherheitsrats 1991, abgerufen am 16. April 2019, S. 42 f.
  25. Richard J. Aldrich: America used Islamists to arm the Bosnian Muslims. In: The Guardian. 21. April 2002 (theguardian.com).
  26. John Pomfret: Officials blame U.S. for Bosnia war. In: The Washington Post. 30. April 1994 (englisch).
  27. Marie-Janine Calic: Krieg und Frieden in Bosnien-Hercegovina. Suhrkamp, 1996, ISBN 3-518-11943-5, S. 101.
  28. Knut Mellenthin: Der Weg zum Bürgerkrieg – Eine Chronologie. 7. Juli 1993, abgerufen am 19. Dezember 2009.
  29. Gerhard Meder, Michael Reimann: Chronik des Bosnien-Konfliktes. Archiviert vom Original am 9. Oktober 2010; abgerufen am 19. Dezember 2009. Chronik des Bosnien-Konfliktes (Memento vom 9. Oktober 2010 im Internet Archive)
  30. Marc Muller: Chronologie der Kriege auf dem Balkan. In: Jenseits der Gewalt. Probleme des Friedens. 1–2/1996
  31. Karlheinz Koppe: Zu Vorgeschichte, Ausbruch und Verlauf des Konfliktes im ehemaligen Jugoslawien. In: Justitia et Pax. ARB 66, 1993.
  32. Sarajewo: Prozess zu "kriegsauslösendem" Mord begonnen. derstandard.at, abgerufen am 12. November 2020 (österreichisches Deutsch).
  33. Resolutionen und Beschlüsse des Sicherheitsrats 1992, abgerufen am 16. April 2019, S. 29 f.
  34. Artikel des Time-Magazine
  35. St. Gallen Nachrichten (Memento vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive)
  36. Agilolf Keßelring (Hrsg., im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamts): Wegweiser zur Geschichte: Bosnien-Herzegowina, Paderborn 2005, ISBN 3-506-72976-4.
  37. Urs A Müller-Lhotska, Chronologie zur Geschichte des Balkans unter spezieller Berücksichtigung Bosnien-Herzegowinas und Serbiens
  38. Time-Magazin
  39. ICTY-Anklage gegen Ratko Mladić (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
  40. Kanadische Nachrichten
  41. Datei:Martic-order1995.jpg
  42. Public Statement Croatia: Operation „Storm“ – still no justice ten years on. Amnesty International
  43. Evicted Serbs remember Storm. BBC News, 5. August 2005 (englisch)
  44. Croatia marks Storm anniversary. BBC News, 5. August 2005 (englisch)
  45. John Pomfret: Officials blame U.S. for Bosnia war. In: Washington Post. 30. April 1994.
  46. Artikel aus der Washington Post. In: news.google.com
  47. Nataša Krsman: U BiH stradalo 97.207 ljudi (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
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  66. Sofern nicht anders angegeben, stützen sich die Aussagen dieses Artikels auf das erstinstanzliche Gerichtsurteil des UN-Kriegsverbrechertribunals gegen Radislav Krstić, die auszugsweise auf Deutsch vorliegenden Prozessprotokolle dazu (siehe Bogoeva und Fetscher), den UN-Bericht zu Srebrenica von 1999, das Buch von D. Rohde (der für seine Berichte zum Thema den Pulitzerpreis erhielt) und in Teilen auch auf die NIOD-Untersuchung.
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