Menelik II.
Menelik II. (äthiop. ምኒልክ; * 17. August 1844 in Ankober; † 12. Dezember 1913 in Addis Abeba; eigentlich Sahle Mariam, in äthiopischer Rechtschreibung Menilek) war König von Shewa (1865–1889) und von 1889 bis 1913 Kaiser von Äthiopien. Titel dieser Kaiser war Neguse Negest (König der Könige).
Vor seinem Aufstieg war Menelik der Negus von Shewa, einer der drei wichtigsten Landesfürsten (Ras) Äthiopiens gewesen.
- „Nach Theodors II. Tod ging aus den Nachfolgekämpfen mit König Menelik von Schoa zunächst Johannes von Tigre als Sieger hervor, Gobasé von Amhara […] wurde geschlagen […] Durch die Vermittlung der Priesterschaft […] einigte sich Menelik 1878 in einem Vertrag mit dem Kaiser, in dem er ihn als Kaiser anerkannte, in den von ihm kontrollierten Gebieten jedoch eine Art Autonomie zuerkannt erhielt. Johannes Sohn Araya Johannes heiratete Meneliks Tochter Zawditu; nach dem Tod des Prinzen wurde der Negus von Schoa als Thronfolger anerkannt.“[1]
Regentschaft
Als König von Shewa eroberte er über einen Zeitraum von ungefähr 15 Jahren sukzessive im Süden und Osten gelegene unabhängige Gebiete und Staaten wie die Gurage, die Gibe-Königreiche der Oromo, das alte Emirat Harar u. a.; nach seiner Kaiserkrönung setzte er seine Expansionsbemühungen fort, die seine Herrschaft auch wirtschaftlich konsolidierte. Er eroberte unter anderem das Reich des „Gottkönigs“ von Kaffa und unterwarf schließlich auch den Sultan von Awsa (Aussa), eines bedeutenden Staates der muslimischen Afar.
Mit italienischer Hilfe und italienischen Waffen konnte er sich nach dem Tod Yohannes IV. innerhalb kurzer Zeit als Kaiser durchsetzen, obwohl Yohannes eigentlich seinen Sohn Mengesha Yohannes zum Nachfolger bestimmt hatte. Mit Italien schloss er 1889 den Friedens- und Freundschaftsvertrag von Wetschale, der sich allerdings in der italienischen und amharischen Version unterschied – in der italienischen Fassung konnte er als Errichtung eines italienischen Protektorats über Äthiopien verstanden werden. Da Italien sich in der Folge weigerte, diese Interpretation auszuschließen, erklärte Menelik II. Italien den Krieg und ließ die Italiener ab 1895 in Eritrea angreifen, und zwar zunächst durch seinen Vasallen Mengesha Yohannes, der Tigray beherrschte. Nach Ras Mengeshas Niederlagen bei Coatit, bei Senafe und bei Debra Ailà griff Menelik Ende des Jahres 1895 endlich selbst in den Italienisch-Äthiopischen Krieg ein. 1896 schlug er in der Schlacht von Adua ein italienisches Heer vernichtend. Um zu verhindern, dass sein unabhängiges Land eine britische oder italienische Kolonie würde, schloss er Verträge mit den anderen Kolonialmächten, z. B. mit Frankreich, ab. Besonders gute Kontakte unterhielt Menelik, der das 1886 von seiner Frau Taytu gegründete Addis Abeba zu seiner Hauptstadt machte, nach dem französisch-britischen (1899/1904) und französisch-italienischen Ausgleich (1902/1903) zum Deutschen Kaiserreich. Bereits im August 1900 besuchte der deutsche Naturforscher Carlo von Erlanger im Rahmen seiner Ostafrikaexpedition den Kaiser in Addis Abeba und schildert ihn als „festen und eisernen Charakter, ohne Despot zu sein“.[2] Am 7. März 1905 schlossen eine deutsche Delegation unter Leitung von Friedrich Rosen und Menelik einen Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Äthiopien.
In der Folgezeit wurde Äthiopien u. a. mit deutscher Hilfe rasch modernisiert. Unter anderem wurde eine französische Eisenbahnlinie nach Dschibuti gebaut, ein Telefon- und Telegrafennetz errichtet und eine äthiopische Nationalbank und Post gegründet. Die Bahnlinie sollte ursprünglich in drei Abschnitten gebaut werden: erst von Dschibuti nach Harar, dann von Harar nach Addis Abeba und dann weiter durch Kaffa in den Südwesten des Landes. Die Arbeiten unter der Aufsicht von Alfred Ilg begannen 1892 in Dschibuti und der erste Teilabschnitt mit Endpunkt Dire Dawa wurde 1903 für den Verkehr freigegeben. Der zweite Abschnitt bis Addis Abeba wurde 1915 fertiggestellt, Menelik erlebte diese Fertigstellung nicht mehr. Der dritte Abschnitt wurde bis heute nicht gebaut. Das Telegrafennetz verband Addis Abeba mit Harar und Dschibuti und wurde 1903 in Betrieb genommen. 1894 führte Menelik II. eigene Briefmarken ein und ersetzte den Maria-Theresien-Taler durch den äthiopischen Dollar mit seinem Konterfei auf der Münze.
Außerdem nahm Menelik II. mehrere deutsche Beamte in seine Regierung auf, von denen allerdings zahlreiche schon 1909 auf Druck der mächtigen und europafeindlichen Kaiserin Taytu wieder entfernt wurden.
Menelik starb nach langer Krankheit im Jahre 1913. Sein Nachfolger wurde sein Enkel Lij Iyasu (Iyasu V.).
Literatur
- Wilhelm Baum: Menelik II. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 27, Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-393-2, Sp. 959–966. miterwähnt unter seinem Vorgänger Johannes IV.
- Ralf Höller: Menelik II. von Äthiopien. Derselbe in: Der Kampf bin ich. Rebellen und Revolutionäre aus sechs Jahrhunderten. Aufbau TB Verlag, Berlin 2001, S. 213 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- Wilhelm Baum: JOHANNES IV. (Yohannes), Kaiser von Äthiopien. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Bautz, Nordhausen 2002, ISBN 3-88309-091-3, Sp. 817–821.
- Carlo von Erlanger: Wie ein Blick in die Lande eines schöneren Edens. Zwei Expeditionsberichte, 1997 [1901], S. 69.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Yohannes IV. | Kaiser von Äthiopien 1889–1913 | Iyasu V. |