Carlo Sforza
Carlo Sforza (* 24. September 1872 in Montignoso; † 4. September 1952 in Rom) war ein italienischer Politiker.
Carlo Sforza entstammte einer Seitenlinie der einst einflussreichen Adelsfamilie Sforza. 1896 trat er in den diplomatischen Dienst seines Heimatlandes ein. Von 1911 bis 1915 war er Geschäftsträger in Peking und danach bis 1918 in Serbien. 1919 wurde er zunächst Unterstaatssekretär, 1920 Außenminister im Kabinett von Giovanni Giolitti. Sforza wurde durch einen Grenzziehungsvorschlag (Sforza-Linie) bei der Teilung Oberschlesiens im Jahre 1921 bekannt, der die französischen Interessen widerspiegelte und der auch umgesetzt wurde.[1] Er setzte sich für eine Aussöhnung mit Jugoslawien ein und war insbesondere in der Auseinandersetzung um Rijeka kompromissbereit. Dadurch geriet er in der italienischen Öffentlichkeit unter Druck, insbesondere von Seiten der Anhängerschaft Benito Mussolinis. Im Juni 1921 trat er als Minister zurück.
1922 wurde Sforza als Nachfolger von Lelio Bonin Longare Botschafter in Paris, gab diese Stelle jedoch schon nach wenigen Monaten wieder auf, da er den neuen faschistischen Machthabern in Rom nicht dienen wollte. International rief dieser Schritt, ebenso wie der folgende gleichlautende Entschluss des Botschafters in Berlin, Frassati, großes Aufsehen hervor. 1927 musste Sforza ins Exil gehen, das er in Frankreich, England, der Schweiz und ab 1940 in den USA verbrachte. In dieser Zeit entwarf er Pläne für eine zentraleuropäische und mittelmeerländische Föderation.
Bereits im Oktober 1943 kehrte Sforza nach Italien zurück. 1945 übernahm er den Vorsitz der Consulta Nazionale (ein von der Regierung ernanntes Übergangsparlament), 1946 wurde er in die Verfassunggebende Versammlung gewählt. Im gleichen Jahr trat er dem Partito Repubblicano Italiano bei, von 1947 bis 1951 bekleidete er unter Ministerpräsident Alcide De Gasperi das Amt des Außenministers und erreichte in dieser Zeit den Beitritt Italiens zur NATO. 1946 wirkte er maßgeblich an der Abdankung von König Viktor Emanuel III. mit, 1949 entwickelte er den Bevin-Sforza-Plan. Von 1948 bis zu seinem Tod war er Senator.
Literatur
- Carlo Graf Sforza, Internationales Biographisches Archiv 39/1952 vom 15. September 1952, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Biografische Daten beim italienischen Parlament
- Zeitungsartikel über Carlo Sforza in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft