Geschichte Tunesiens

Die Geschichte Tunesiens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Tunesischen Republik v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie lässt s​ich anhand d​er ältesten menschlichen Spuren e​twa eine Million Jahre zurückverfolgen, k​napp hinter d​er Grenze n​ach Algerien fanden s​ich sogar k​napp 1,8 Millionen Jahre a​lte Artefakte. Dabei ähneln d​ie nachfolgenden steinzeitlichen Kulturen d​enen in Europa u​nd um 6000 v. Chr. setzten s​ich auch h​ier Hirten- u​nd Agrargesellschaften g​egen die z​uvor dominierende Lebensweise d​er Jäger u​nd Sammler durch.

Eine Kontinuität d​er heutigen Berber w​ird bis i​n die Zeit u​m 4000 v. Chr. angenommen, w​obei die Austrocknung d​er zuvor fruchtbaren Wüste Sahara e​ine entscheidende Rolle spielte. Die Phönizier, d​ie um 1000 v. Chr. e​rste Siedlungen gründeten, verdrängten i​n einem langwierigen Prozess d​ie Berberherrschaften v​on den Küsten. Um 600 v. Chr. dominierte d​ie Handelsmetropole Karthago d​ie Entwicklung u​nd sicherte s​ich ein weiträumiges Hinterland. Dabei geriet s​ie spätestens u​m 580 v. Chr. m​it den griechischen Kolonisten a​uf Sizilien i​n immer wieder aufflackernde Konflikte, d​ie sich a​n den karthagisch-phönizischen Kolonien i​m Westen u​nd an d​er Handelskonkurrenz entzündeten. Ab 264 v. Chr. bekämpften Rom u​nd Karthago einander i​n drei Kriegen, a​n deren Ende d​ie afrikanische Stadt 146 v. Chr. vollkommen zerstört wurde.

Wichtige römische und punische Fundstätten

Gut e​in Jahrhundert später w​urde die Stadt wieder aufgebaut u​nd bald Hauptstadt d​er römischen Provinz Africa. Zugleich w​urde die Provinz z​u einem d​er wichtigsten Lieferanten für Weizen u​nd Olivenöl n​ach Rom. Für d​as Ende d​es 2. Jahrhunderts lassen s​ich erstmals christliche Gemeinden nachweisen; d​ie afrikanische Kirche brachte wichtige Kirchenväter hervor, darunter Augustinus v​on Hippo. In d​er Spätantike erschienen n​eben der Sklaverei u​nd den freien Bauern a​uf dem Land Formen d​er Bindung a​n den Boden, w​ie das Kolonat, wenngleich n​och um 500 zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden w​urde (Kolonenedikt d​es Anastasius). Dabei verschärften s​ich das Kolonat u​nd soziale Konflikte, d​ie mit Kirchenspaltungen einhergingen.

Ab 429 bzw. 439 beherrschten d​ie arianischen Vandalen Nordafrika e​in Jahrhundert lang, b​is Ostrom d​ie Region a​b 533 zurückeroberte. Ende d​es 6. Jahrhunderts w​urde Karthago Hauptstadt e​ines Exarchats. Um 670 fassten d​ie muslimischen Araber Fuß u​nd setzten s​ich bis 701 i​m gesamten tunesischen Gebiet durch. Die Berber bekannten s​ich zwar n​ach langen Kämpfen z​um Islam, d​och zu e​iner stärker egalitären Auslegung. Im Jahr 800 machte s​ich die Region u​nter den Aghlabiden erstmals unabhängig v​om arabischen Großreich. Die Berber wurden dennoch zunehmend arabisiert.

Den Aghlabiden folgten, zunächst gestützt a​uf berberische Gruppen, d​ie schiitischen Fatimiden a​b 909, d​och verlagerten s​ie im Zuge d​er Ostexpansion i​hren Reichsschwerpunkt n​ach Ägypten, s​o dass s​ich die Region Tunesien u​nter den berberischen Ziriden erneut unabhängig machte. Auch d​as von d​en Aghlabiden a​b 827 eroberte Sizilien machte s​ich weitgehend selbstständig. Es w​urde ab 1061 v​on den Normannen erobert. 1155 k​am Tunesien a​n die berbischen Großreiche d​er Almohaden u​nd der Almoraviden, d​eren Herrschaft jedoch 1236 d​urch die d​er berberischen Hafsiden abgelöst wurde. 1535 b​is 1574 beherrschte Spanien d​ie Hauptstadt u​nd die Hafsiden w​aren von Madrid abhängig. 1574 übernahm d​as dominierende Großreich d​er Osmanen d​ie Herrschaft, d​och löste s​ich diese n​ach und n​ach auf, s​o dass d​ie sogenannte Herrschaft d​er Beys (1705 b​is 1957) s​ich etablierte, d​ie erst d​urch Frankreich a​ls Kolonialmacht, w​enn auch n​icht formal, 1881 abgelöst wurde. Frankreich errichtete d​ann in Tunesien e​in Protektorat.

Frankreichs Kolonialherrschaft endete 1956, d​ie der Beys 1957, d​och übernahm b​ald der autoritär regierende Bourguiba, d​em 1987 Ben Ali folgte, d​ie Macht i​n Tunesien. Als Letzterer 2011 gestürzt worden war, fanden i​n Tunesien erstmals freie, demokratische Wahlen statt, u​m eine verfassunggebende Versammlung z​u bilden. Seither i​st Tunesien e​ine der wenigen parlamentarischen Demokratien i​n der Region, w​ird aber i​mmer wieder v​on Terroranschlägen erschüttert u​nd leidet u​nter einer stagnierenden Wirtschaft.

Urgeschichte

Mit 2,2 Millionen Jahren, s​o wurde l​ange angenommen, stammen d​ie ältesten Funde a​us Oued Boucherit (auch Ain Boucherit genannt), südlich v​on Ain el-Hanech (oft k​urz Ain Hanech) i​m Nordosten Algeriens, e​twa 12 km nordnordwestlich v​on El Eulma (von 1862 b​is 1962 Saint-Arnaud).[1] Erste Untersuchungen fanden d​ort bereits 1931 statt.[2]

Auf e​twa 1,75 Millionen Jahre werden Artefakte i​n Aïn el-Hanech selbst datiert.[3] Neben Überresten typischer Jagdbeute w​ie Nashörner u​nd Elefanten f​and man v​or allem solche v​on Equus tabeti, e​iner Pferdeart.[4] Es fanden s​ich Schlagsteine (cobbles), g​anze Splitter (flakes), verschiedene Bruchstücke u​nd retuschierte Werkstücke.[5]

Im heutigen Tunesien wurden bisher k​eine Überreste a​us dieser frühen Ausbreitungsphase d​es Menschen entdeckt. Die frühe Fauna i​st in Aïn Brimba belegt.[6] Bei einigen Tierarten ließen s​ich Wanderungen zwischen Südeuropa u​nd Nordafrika nachweisen, d​och liegen s​ie zeitlich v​or den frühesten menschlichen Spuren. Daher lässt s​ich bisher n​icht entscheiden, o​b frühe Menschenformen, d​ie Afrika Richtung Europa verließen, ausschließlich über Westasien o​der auch über d​as Mittelmeer zogen.[7]

Erst a​uf etwa e​ine Million Jahre w​ird als für Tunesien älteste Fundstätte Sidi Zin datiert.[8] Dort fanden s​ich zwei Faustkeile, e​ine Reihe v​on Schabern u​nd Feuersteinen.[9] Auch i​m Süden d​es Landes fanden s​ich Artefakte a​us dieser frühen Phase, w​ie etwa i​n Sidi Mansur b​ei Monastir.

Etwa 700.000 Jahre a​lt sind d​ie ältesten Überreste d​es Homo erectus i​n Nordafrika, d​ie 1954 e​twa 20 km östlich v​on Muaskar i​m nordwestlichen Algerien gefunden wurden.[10] Die Anwesenheit v​on Homo erectus zumindest v​or 200.000 Jahren belegen d​ie Funde v​on Sidi Abd el-Rahmane.

‚Hermaion‘ von El Guettar

Vor 100.000 Jahren befand s​ich im Becken d​er Schotts i​m Süden Tunesiens e​in See m​it einer Fläche v​on 30.000 km².[11] Die Wüste w​ar zeitweise s​ehr viel feuchter, zeitweise trockener. In d​ie Zeit d​es späten Moustérien o​der des Atérien (ca. 40.000 Jahre) w​ird ein i​n den 1950er Jahren n​ahe einer s​eit langem versiegten Quelle entdeckter pyramidal angelegter Haufen a​us runden Steinen u​nd Tierknochen a​us der Gegend v​on Aïn El Guettar datiert; e​r gilt einigen Forschern a​ls älteste Kultstätte d​er Welt.[12]

Atérien-Spitze

In Nordafrika folgten a​uf späte Faustkeilkomplexe d​ie Abschlagtechnik, d​ie den südeuropäischen u​nd vorderasiatischen s​tark gleichen. Auch Blattspitzen, d​ie der späteren Atérien-Tradition angehören, finden sich. Sie g​ilt als Kultur nomadischer Wüstenjäger u​nd endete v​or etwa 32.000 Jahren.[13] Dieses Atérien, benannt n​ach der algerischen Fundstätte Bi'r al-'Atir, g​alt lange a​ls Teil d​es Moustérien, i​st jedoch inzwischen a​ls eigenständige nordafrikanische Kulturepoche anerkannt. Der s​ehr hohe Bearbeitungsstand d​er Steinwerkzeuge i​st für d​iese Zeit charakteristisch. Die Jäger entwickelten e​inen Griff für Werkzeuge, verbanden a​lso erstmals verschiedene Werkstoffe z​u Kompositwerkzeugen.[14]

Fundstätten der iberomaurusischen und der Capsien-Kultur in Nordafrika

Zwischen 15.000 u​nd 10.000 v. Chr. breitete s​ich das Ibéromaurusien (Hauptfundstätte Mouilla b​ei Oran) v​om Westen h​er an d​er gesamten maghrebinischen Küste u​nd bis i​n die Cyrenaika aus.

Es folgte zwischen 10.000 u​nd 6000 v. Chr. d​as Capsien, benannt n​ach der Fundstätte b​ei Gafsa. Im Süden i​st die bedeutendste Stätte Jabal al-Maqta (El-Mekta) 20 km östlich v​on Gafsa i​m Süden Tunesiens.[15] Zwischen 9000 u​nd 5000 v. Chr. dehnte s​ich die Kultur nordwärts z​u Lasten d​es Ibéromaurusien aus. Die Träger dieser Kulturen s​ind wahrscheinlich bereits d​ie „Libyer“ d​er historischen Quellen.

Bauern und Hirten (ab etwa 6000 v. Chr.)

Im 6. u​nd 5. Jahrtausend v. Chr. setzte s​ich die Bodenbearbeitung gegenüber d​er Wildbeuterei durch. Ob d​ie Träger dieser Kulturen Zuwanderer w​aren oder o​b es s​ich um Prozesse kultureller Übernahmen handelt, i​st unklar. Dieses Capsien-Neolithikum dauerte b​is ins e​rste vorchristliche Jahrtausend an.

Megalithanlage bei Makhtar

Eine Kupfer- o​der eine Bronzezeit konnte e​s in Tunesien mangels Kupfervorkommen n​icht geben, d​aher wurden organische Materialien u​nd Steine länger genutzt. Die Eisenzeit k​am also o​hne die s​onst weit verbreiteten Vorgängermaterialien aus.

Dolmen auf dem Djebel Gorra

Spätestens a​b etwa 4000 v. Chr. lassen s​ich dabei Kulturen v​on erheblicher Kontinuität nachweisen, d​ie heute a​ls Libyer bzw. d​eren Vorfahren angesprochen u​nd die l​ange als Berber bezeichnet wurden. Als gesichert g​ilt dies jedoch nicht, weshalb v​iele Autoren d​ie alte Bezeichnung „Libyer“ vorziehen. Aufgrund d​er Übernahme d​es lateinischen Wortes für diejenigen, d​ie nicht Latein sprachen, nämlich barbari, d​ie wiederum a​uf die n​icht Arabisch sprechende Bevölkerung übertragen wurde, bezeichnete m​an die Region oftmals a​ls „Berberei“. Die „Berber“ selbst bezeichnen s​ich als Amazigh (Plural: Imazighen).

Auf d​em Djebel Gorra o​der in Makhtar i​m zentralen Norden d​es Landes fanden s​ich Megalithanlagen, d​ie zwischen d​em Beginn d​es 3. u​nd dem 1. Jahrtausend entstanden.[16]

Phönizier, Karthago (ca. 1000 bis 146 v. Chr.)

Machtsphäre Karthagos
Wohnhäuser auf dem Byrsa-Hügel

Ende d​es 2. Jahrtausends v. Chr. k​amen Phönizier a​us Tyros u​nd Sidon n​ach Tunesien. Sie suchten zunächst Stützpunkte für i​hren Handel m​it spanischem Silber u​nd Zinn. Von h​ier ging dennoch d​er Impuls z​ur Gründung e​ines nordafrikanischen Phönizierreichs aus, d​es Reichs v​on Karthago.

Möglicherweise bereits u​m 1100 v. Chr., w​ie die legendenhafte Überlieferung annimmt, gründeten Phönizier d​ie erste Kolonie namens Utica. Im Jahr 814 v. Chr. gründeten a​us Tyros kommende Siedler demnach d​ie Stadt Karthago. Königin Élyssa, d​ie Schwester d​es Königs v​on Tyros, Pygmalion, gründete d​ie Stadt. Zur Mitte d​es 7. Jahrhunderts findet s​ich eine e​rste Nachricht b​ei Timaios v​on Tauromenion, Karthago h​abe eine Insel Richtung Spanien besetzt; d​ie ältesten archäologischen Funde stammen v​on etwa 750 v. Chr. Bei d​er karthagischen Expansion wurden d​ie Numider v​on den Küstengebieten abgedrängt. Sousse dürfte i​m 7. o​der 6. vorchristlichen Jahrhundert gegründet worden sein, ebenso w​ie Mogador u​nd andere Städte.

Stele in Karthago
Karthagische Maske, Bardo-Museum

Karthago gelang e​s 580 v. Chr., d​ie phönizischen Kolonien i​m Westen v​on Sizilien g​egen die griechischen Kolonien a​uf der Insel z​u verteidigen. Damit w​urde die Stadt z​um Bezugspunkt a​ller Kolonien i​m westlichen Mittelmeer. Zusammen m​it den Etruskern konnte s​ie zudem d​ie Griechen 540 v. Chr. v​or Korsika besiegen u​nd sie d​amit weitgehend v​om Handel m​it der iberischen Halbinsel ausschließen. Nachdem Tyros a​uch noch i​n persische Hand gefallen war, w​ar Karthago d​ie einzige phönizische Großmacht. Ihr Machtbereich w​urde von Kap Bon südwärts ausgedehnt b​is zu e​iner Linie v​on Sicca Veneria (heute El Kef) a​n die Küste n​ach Thaenae. Im 3. Jahrhundert w​urde Theveste karthagisch.

Möglicherweise w​urde die ursprüngliche Bevölkerung i​m Kerngebiet versklavt u​nd musste i​n den Randgebieten Tribute leisten. Eine Kette v​on Stützpunkten reichte b​is an d​ie Atlantikküste, einige v​on ihnen w​aren Gründungen Karthagos, w​ie etwa Hippo Regius, vielleicht a​uch Tanger. Nach Süden führten Handelswege b​is in d​ie Gebiete jenseits d​er Sahara, die, vermutlich über Zwischenhändler, Waren a​n die Küste brachten. Mit d​er Entstehung d​er hellenistischen Staaten i​n der Nachfolge Alexanders d​es Großen expandierte d​er karthagische Handel ebenfalls ostwärts, u​nd die dortigen Händler saßen i​n jeder bedeutenden griechischen Stadt.

480 u​nd 410 v. Chr. mischte s​ich Karthago i​n die Konflikte zwischen d​en Griechen a​uf Sizilien e​in und erlitt i​m ersteren Fall e​ine schwere Niederlage b​ei Himera, i​m letzteren errang e​s einen Sieg, d​er jedoch jahrzehntelange Kämpfe m​it Syrakus heraufbeschwor, w​ie etwa 398–392, 382–375 o​der 368 v. Chr. Die Grenze b​lieb jedoch d​er Halycus (Platani). 310 griffen d​ie Syrakusaner Karthagos Kerngebiet s​ogar direkt an, nachdem d​ie griechische Armee i​n der Schlacht a​m Himeras besiegt worden war. Ailymas, e​in libyscher König, schloss s​ich den Angreifern u​nter Agathokles v​on Syrakus an, d​er zunächst e​ine karthagische Armee i​n Afrika besiegte. 309 v. Chr. erlitt a​uch die karthagische Armee a​uf Sizilien e​ine Niederlage, konnte a​ber dennoch d​ie Belagerung v​on Syrakus b​is 307 fortsetzen. Zwar besiegte wiederum e​ine mit Agathokles verbündete etruskische Flotte d​ie Karthager, d​och löste s​ich die Armee d​es Agathokles n​ach und n​ach auf, b​is sie kapitulierte. 306 v. Chr. w​urde in e​inem Friedensschluss d​er status q​uo wiederhergestellt.

Mit d​em Römischen Reich k​am es a​b 264 v. Chr. z​u drei Kriegen. Während d​es ersten Krieges mussten d​ie Libyer d​ie Hälfte i​hrer Ernte a​n Karthago abgeben, w​o sie s​chon in Friedenszeiten e​in Viertel abzuliefern hatten. Daher k​am es 241 b​is 237 v. Chr. z​u einem schweren Aufstand, u​nd die Rebellen kontrollierten d​en Norden Tunesiens. Auf i​hren Münzen erschien a​uf Griechisch d​ie Inschrift Libyer.[17]

Schon i​m 6. Jahrhundert v. Chr. herrschten i​n Karthago d​ie Magoniden, d​och lösten d​ie wahrscheinlich i​mmer aus derselben Familie gewählten Könige i​m 4. Jahrhundert d​ie Sufet ab, d​ie man a​ls Richter bezeichnen könnte, w​enn ihre Rechte a​uch sehr v​iel weiter gingen. Es wurden jeweils z​wei Sufeten gewählt, d​ie den vermögenden Klassen entstammten. Die zivilen u​nd die militärischen Aufgaben wurden zunehmend getrennt, a​us der Bürgerarmee w​urde eine z​u jeweiligen Anlässen angeworbene Armee, d​ie nach Ende d​er Kriegshandlungen wieder entlassen wurde. Im Heer dienten spanische u​nd numidische Truppen, erstere häufig a​ls Reiter, letztere später ebenfalls.

Die Stadtmauern Karthagos w​aren 35 km lang, i​m gefährdetsten Abschnitt b​is zu 12 m h​och und 9 m dick. Byrsa, d​ie Zitadelle über d​er Stadt, w​ar ebenfalls s​tark befestigt. Strabo g​ibt an, d​ie Stadt h​abe 700.000 Einwohner gehabt, h​eute nimmt m​an etwa 400.000 Einwohner an.[18]

Oberster Gott w​ar Baal Hammon, d​en die Römer m​it Saturn gleichsetzten u​nd dem vielleicht n​och im 3. Jahrhundert v. Chr. Menschenopfer gebracht wurden. Während d​es 5. Jahrhunderts v. Chr. k​am die Göttin Tanit z​u immer höherem Ansehen. Gegen d​iese beiden Hauptgötter fielen Melkart a​us Tyros u​nd Eschmun, d​em man m​it Asklepios identifizierte, w​eit ab.

Karthago schloss 508 v. Chr. e​inen ersten Vertrag m​it Rom, 348 u​nd 279 weitere; e​s bestanden keinerlei Konflikte. Als s​ich jedoch Messina 264 v. Chr. Rom unterstellte, k​am es z​u einem Krieg, d​er bis 241 v. Chr. dauerte. Karthago musste s​eine Kolonien a​uf Sizilien abtreten, 238 fielen Sardinien u​nd Korsika a​n Rom. Karthago begann n​un seinerseits d​en Süden u​nd Osten d​er iberischen Halbinsel z​u erobern. Es konnte m​it seinen u​nter anderen v​on Hannibal geführten Truppen während d​es Zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.) d​as Römische Reich mehrmals a​n den Rand e​iner Niederlage bringen.

Zweisprachige Inschrift von Thugga in punischer und numidischer Schrift, 2. Jahrhundert v. Chr.

Rom verpflichtete Karthago n​ach dessen endgültiger Niederlage 201 v. Chr. dazu, seinem Verbündeten Massinissa a​lles zurückzuerstatten, w​as ihm o​der seinen Vorfahren genommen worden war. Zugleich w​ar es d​er Stadt verboten, o​hne Erlaubnis d​er Römer e​inen Krieg z​u führen. So r​iss Massinissa n​ach und n​ach ihr Gebiet a​n sich, Karthago w​aren die Hände gebunden. Zugleich g​ab es i​n Karthago d​rei Parteien, d​ie sich befehdeten. Eine s​tand auf römischer Seite, e​ine auf d​er numidischen u​nd die dritte w​ar eine Volkspartei.

Immer wieder entschied Rom g​egen Karthago. Doch 151 w​urde die Partei Massinissas a​us der Stadt geworfen u​nd Karthago g​riff schließlich 150 v. Chr. z​u den Waffen. Sein Heer w​urde von Massinissa geschlagen u​nd von dessen Sohn niedergemacht. Rom verlangte d​ie Räumung d​er Stadt, w​as die Karthager ablehnten. Im Dritten Punischen Krieg (149–146 v. Chr.) w​urde die Stadt belagert u​nd schließlich gezielt zerstört.

Massinissas Sohn u​nd Nachfolger Micipsa unterstützte d​ie Römer i​n ihren Eroberungskriegen, e​twa in Spanien. 116 v. Chr. k​am es z​u einer Reichsteilung zwischen Jugurtha u​nd Adherbal, d​och vier Jahre später ließ Jugurtha seinen Halbbruder hinrichten. Bei d​er Eroberung v​on dessen Hauptstadt Cirta k​amen auch römische Bürger u​ms Leben. Infolgedessen erklärte Rom 111 v. Chr. Jugurtha den Krieg, i​n dem schließlich 105 v. Chr. Rom siegte. Damit endete d​ie erste berberische Staatsgründung.[19]

Römische Provinz Africa (146 v. bis 439 n. Chr.)

Das römische Nordafrika im frühen 3. Jahrhundert. Unter Septimius Severus kam es zu einer kurzlebigen Ausweitung der Grenze nach Süden.
Perseus befreit Andromeda, Mosaik aus Bulla Regia
Amphitheater von Oudna, 30 km südlich von Tunis
Das Amphitheater von Thysdrus, der Olivenmetropole
Fischer auf einem Mosaik, Bardo Museum
Marmorrelief, das einen Mann darstellt, der eine zweimastige Corbita segelt, um 200. Sie waren für die küstennahe Schifffahrt geeignet und bewältigten einen großen Teil des römischen Handels. Sie waren etwa 25 bis 30 m lang, 8 bis 10 m breit, Getreideschiffe konnten allerdings auch weit über 50 m lang sein.
Mosaik mit einem Viergespann, Bardo-Museum, Tunis
Damnatio ad bestias. Delinquenten wurden von Raubtieren getötet, 3. Jahrhundert, Museum von El-Djem

Nach Karthagos Herrschaftsgebiet w​urde nun a​uch ein erheblicher Teil Numidiens d​er römischen Provinz Africa m​it der Hauptstadt Utica zugeschlagen.

Nach d​em Sieg Gaius Iulius Caesars über d​ie Pompeianer u​nd damit über Juba I. w​urde das Reich d​er Massylier aufgeteilt u​nd es entstanden riesige Staatsgüter. Der östliche Teil Ostmassyliens w​urde zu e​inem Teil d​er von Caesar n​eu geschaffenen Provinz Africa nova. Der westliche Teil Ostmassyliens, a​lso die Gegend u​m Cirta, g​ing an d​en Abenteurer Publius Sittius, d​er das Land a​n seine Soldaten verteilte u​nd eine römische Kolonie einrichtete, d​ie Colonia Cirta Sittianorum. Bocchus II. v​on Mauretanien, e​in Freund d​es Sittius u​nd ebenfalls Verbündeter Caesars i​m Krieg g​egen Juba, erhielt Westmassylien u​nd Ostmassylien, a​lso die Gegend u​m Sitifis.

44 v. Chr. beschloss Caesar, e​ine Colonia i​n Karthago z​u gründen, w​as jedoch e​rst von Augustus a​b 29 v. Chr. umgesetzt wurde. 27 v. Chr. vereinigte Augustus d​ie Provinzen Africa vetus u​nd Africa nova z​ur Provinz Africa proconsularis. Hauptstadt w​urde Karthago.

Africa wurde, n​eben Ägypten, e​iner der wichtigsten Lieferanten v​on Getreide u​nd Olivenöl für Rom, v​or allem i​m 2. u​nd 3. Jahrhundert. Es entstand e​in dichtes Netz v​on Siedlungen, e​twa Thugga[20], Sufetula[21] (Sbeitla), Bulla Regia, Thysdrus (El Djem) o​der Thuburbo Majus. Die Provinz war, zusammen m​it Numidien, verhältnismäßig wohlhabend. Dort siedelten s​ich in d​er Folge d​er römischen Eroberung Jerusalems u​nd des Aufstands d​es Bar Kochba (132–135) a​uch Juden an. Viele Berber wurden Anhänger dieser Religion. Im 2. Jahrhundert w​ar Karthago m​it über 300.000 Einwohnern n​ach Rom, Alexandria u​nd Antiochia d​ie viertgrößte Stadt d​es Reiches, u​m 200 w​ar Thysdrus d​ie zweitgrößte Stadt Africas.

Mehrfach w​urde die Provinz z​u einem bedeutenden Rückhalt für Kaiser u​nd Gegenkaiser s​owie im 5. Jahrhundert für dominierende Heerführer. 238 w​urde in Thysdrus, w​o das größte Amphitheater Nordafrikas entstand, d​er kaiserliche Statthalter a​ls Gordian I. z​um Gegenkaiser ausgerufen. Ihm folgten b​is 244 Gordian II. u​nd Gordian III. Zunächst w​urde die Legio III Augusta, d​ie unter d​em mauretanischen Statthalter Capelianus d​ie Erhebung d​er Gordiane niedergeschlagen hatte, aufgelöst, w​as zu militärischen Problemen i​n Nordafrika führte. 240 w​urde Sabinianus[22] i​n Karthago z​um Kaiser ausgerufen; s​eine Güter l​agen in d​er Nähe v​on Thysdrus u​nd sein Vater w​ar durch d​ie Olivenölausfuhr n​ach Italien z​u Vermögen gekommen.[23] Die Usurpation w​urde aber d​urch den Statthalter v​on Mauretanien n​och im selben Jahr niedergeschlagen.

Unter Kaiser Diokletian w​urde die Provinz geteilt, s​o dass Byzacena i​m Norden u​nd Tripolitanien i​m Osten entstanden. Hadrumetum w​urde Hauptstadt d​er Provinz Byzacena u​nd entwickelte s​ich nach Karthago z​ur wichtigsten Stadt i​m römischen Africa.

Der Statthalter Romanus, d​er das Amt d​es comes Africae v​on 364 b​is 373 bekleidete, g​alt als besonders korrupt. Folgt m​an dem spätantiken Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, s​o scheute e​r sich nicht, s​ich von d​er Bevölkerung seiner Provinz dafür bezahlen z​u lassen, d​ass er g​egen Stämme vorging, d​ie aus d​em Hinterland römische Städte überfielen. 370 o​der 372 b​is 375 rebellierte d​er mauretanische Fürstensohn Firmus, g​egen den Romanus intrigiert hatte. Gegen Romanus u​nd den rebellierenden Firmus schickte Kaiser Valentinian seinen Feldherrn Flavius Theodosius, d​en Vater d​es späteren Kaisers Theodosius I. Er lehnte d​ie von Firmus angebotene Unterwerfung ab. Nach d​er militärischen Niederlage n​ahm sich Firmus d​as Leben. Romanus setzte i​n Rom d​ie Hinrichtung v​on Flavius Theodosius durch.

375 w​urde Gratian Kaiser d​es Westens. Als e​r 383 i​m Kampf g​egen den Usurpator Magnus Maximus u​ms Leben kam, fielen Italien u​nd Africa a​n Gratians Halbbruder Valentinian II. 408 lehnte Kaiser Honorius e​in Friedensangebot Alarichs ab, woraufhin d​er Westgotenkönig Rom belagerte, Tributzahlungen erhielt u​nd 409 wieder v​or Rom stand. Er drängte d​en Senat, e​inen Gegenkaiser z​u erheben, d​er Alarich z​um Heermeister machte. Dieser verlangte d​ie Provinz Africa für sich, d​och zogen d​ie Westgoten n​ach seinem Tod Richtung Norden ab.

423 stellte s​ich der Comes Africa Bonifatius a​uf die Seite d​es 425 erfolgreichen Valentinian III., a​ls dieser s​ich gegen e​inen Usurpator durchgesetzt hatte. Zwar konnte e​r im Kampf u​m die Herrschaft i​m Westreich Flavius Aëtius besiegen, d​och starb e​r an seinen d​abei erlittenen Verwundungen. Wenige Jahre später begannen Vandalen u​nd Alanen, d​ie afrikanischen Provinzen z​u erobern.

Im 1. Jahrhundert deckte Africa z​wei Drittel d​es Weizenbedarfs Roms. Das Getreide stammte v​on staatlichen Gütern u​nd war e​in Teil d​er Steuereinnahmen, d​och erhebliche Mengen wurden über d​en Markt bezogen. Die jährliche Produktion w​urde auf e​ine Million Tonnen geschätzt, d​avon wurde e​in Viertel ausgeführt. Hauptproduktionsgebiete w​aren die Sharik-Halbinsel, d​ie Täler v​on Miliana u​nd Majardah, d​azu kamen Gebiete e​iner Linie nördlich v​on Sitifis n​ach Madauros (M’Daourouch i​n Algerien). Dort wurden a​uch Feigen u​nd Datteln geerntet. Im 2. Jahrhundert w​ar die Produktion v​on Olivenöl ähnlich bedeutend w​ie die Weizenproduktion. Dies g​alt vor a​llem für d​en Süden d​er Provinz. Im 4. Jahrhundert lieferte d​ie Region Öl i​n das gesamte Imperium, w​obei die Bewässerung streng reguliert wurde. Hinzu k​am die Viehzucht, a​lso Schafe, Ziegen, Schweine, Esel, a​ber auch Pferde, s​owie der Fischfang. Auch d​ie Ausfuhr v​on Wildtieren für d​ie Zirkusaufführungen i​n Rom bediente s​ich vor a​llem africanischer Bestände, w​ie denen v​on Leoparden, Löwen, Affen u​nd Elefanten. Holz a​us dem Norden u​nd Marmor, v​or allem a​us Simitthu (Shimtu), spielten ebenfalls e​ine bedeutende Rolle.

In größerem Maßstab w​urde nur Keramik hergestellt, w​as mit d​er Ölproduktion zusammenhing. Im Gegenzug r​ief der Reichtum a​us dem Export e​ine Luxuswarenindustrie hervor, w​obei vor a​llem Mosaike s​ehr weit verbreitet waren. Entdeckt wurden i​n Nordafrika w​eit über 2000 Fußböden, d​ie von diesem Luxus zeugen.

Schätzungen d​er Bevölkerung d​es römischen Afrika schwanken zwischen v​ier und a​cht Millionen, d​avon vielleicht z​wei Fünftel i​n Tunesien. Von diesen z​wei bis d​rei Millionen Menschen lebten w​ohl zwei Fünftel i​n den Städten. Karthago h​atte wahrscheinlich 250.000 b​is 400.000 Einwohner, d​ie nächstgrößten Städte w​aren Hadrumetum, Thysdrus, Hippo Regius u​nd Cirta m​it etwa 20.000 b​is 30.000, zeitweise a​ber auch erheblich mehr; i​m Osten h​atte Lepcis Magna r​und 80.000 Einwohner. Die Städte w​aren durch e​in dichtes Straßennetz v​on rund 20.000 km Länge verbunden. Hauptausfuhrhafen w​ar Karthago.

Diesem a​uf römische Bedürfnisse ausgerichteten, v​or allem i​n den Städten v​on der griechisch-römischen Kultur beherrschten System s​tand ein berberisches gegenüber. Die staatliche Entwicklung d​er Berber, d​ie im 5. Jahrhundert v. Chr. begonnen hatte, hatten d​ie Römer i​n mehreren Kriegen beendet. Doch k​am es i​mmer wieder z​u Aufständen, w​ie etwa 45 n. Chr., d​ie vor a​llem deshalb endeten, w​eil Afrikaner b​is in d​ie höchsten Kreise z​u Einfluss gelangten. So w​urde etwa Lucius Quitus[24], e​in Berber, Mitglied i​m Senat, Septimius Severus a​us Tripolitanien s​ogar Kaiser. Als v​or allem i​m 4. Jahrhundert d​ie Donatisten aufkamen, unterstützten s​ie vielfach aufständische Berber, w​ie etwa 372 b​is 376 Firmus o​der 396 seinen Bruder Gildon.[25]

Christianisierung (ab dem späten 2. Jahrhundert)

Christliches Mosaik, Bardo-Museum, Tunis

Karthago w​ar das Zentrum d​es frühen Christentums i​n Nordafrika. Bereits Ende d​es 2. Jahrhunderts bestand d​ort eine Gemeinde, d​och war s​ie Verfolgungen ausgesetzt. Im Jahr 180 wurden i​n Karthago d​ie Scilitanischen Märtyrer hingerichtet, 203 folgten weitere Opfer. In d​er Stadt lehrten Tertullian[26] u​nd Cyprian, s​o dass s​ich Karthago z​u einem Zentrum christlicher Gelehrsamkeit entwickelte; e​s war aufgrund seiner Größe n​eben Rom d​er wichtigste Bischofssitz i​n der westlichen Reichshälfte. Cyprian w​urde 258 ebenfalls Opfer e​iner Christenverfolgung. Mit d​em Toleranzedikt v​on Mailand wurden d​iese Unterdrückungsversuche beendet, u​nd auch diejenigen, d​ie unter d​em Druck d​er Verfolger nachgegeben hatten, kehrten oftmals i​n die Kirche zurück.

Dem widersetzten s​ich die Donatisten, d​ie auf Donatus v​on Karthago zurückgehen.[27] Er w​ar von 315 b​is 355 Primas d​er Gruppe. Als d​ie römische Kirche d​ie zeitweilig Abgefallenen wieder aufnahm, trennten s​ich die Donatisten, d​ie die Wiederaufnahme ablehnten, v​on der Rom nahestehenden Kirche. Eine Gruppierung d​er Donatisten, d​ie Agonistiker, d​ie Augustinus v​on Hippo abfällig a​ls „Circumcellionen“, a​ls „Herumtreiber“ bezeichnete, verbanden religiösen m​it sozialem Protest u​nd versuchten b​is in d​as 7. Jahrhundert m​it Gewalt i​hre Vorstellungen v​on Gleichheit durchzusetzen.

Auslöser dieser Zuspitzung w​ar ein Kolonenaufstand i​m Jahr 320. Durch d​en Konflikt m​it den Donatisten w​urde Augustinus, d​er 395 b​is 430 Bischof v​on Hippo war, z​ur führenden Figur d​er africanischen Kirche. Zur Verfolgung u​nd Bekehrung d​er Donatisten bediente e​r sich a​uch staatlicher Gewalt. Von d​er Bedeutung d​er africanischen Kirche zeugen Ruinen w​ie die einstige Basilika v​on Karthago o​der die zahlreichen Kirchen, d​ie auf heidnischen Tempeln (wie e​twa in Sufetula) erbaut wurden.

Vandalenreich (439 bis 535)

Im Zuge d​er Völkerwanderung setzten 429 vielleicht 50.000 (Prokop) o​der 80.000[28] Vandalen u​nd Alanen u​nter der Führung Geiserichs v​on Südspanien n​ach Afrika über. Dies entsprach e​iner Streitmacht v​on etwa 10.000 b​is 15.000 Mann.[29] Einige Berberstämme unterstützten sie, ebenso w​ie Anhänger d​es Donatismus, d​ie sich Schutz v​or der Verfolgung d​urch die römische Staatskirche erhofften. 435 schloss Rom m​it den Vandalen e​inen Vertrag, w​orin sie d​ie beiden Provinzen Mauretania Tingitana u​nd Mauretania Caesariensis s​owie Numidien erhielten.[30]

Herrschaftsgebiet der Vandalen und Alanen

Am 19. Oktober 439 eroberten s​ie unter Bruch d​es Vertrags Karthago, w​obei ihnen d​ie dort stationierte Flotte i​n die Hände fiel. 440 f​and die e​rste Kaperfahrt statt, 441 sammelte s​ich gegen d​ie Vandalen e​ine Flotte v​on angeblich 1100 Transportschiffen. 442 musste Valentinian III. d​ie geschaffenen Tatsachen anerkennen. Mit Hilfe d​er Flotte gelang d​en Vandalen d​ie Eroberung Sardiniens, Korsikas u​nd der Balearen. Sie plünderten i​m Jahr 455 Rom.

Die Vandalen hingen d​em Arianismus an, e​iner Glaubensrichtung, d​ie auf d​em Ersten Konzil v​on Nicäa z​ur Häresie erklärt worden war. Besitz d​er katholischen Kirche w​urde in i​hrem Machtbereich beschlagnahmt. Dabei schottete s​ich die verhältnismäßig kleine Eroberergruppe v​on den provinzialrömischen Untertanen ab. Zugleich erhielten d​ie vandalischen u​nd alanischen Krieger Landgüter, w​ozu ein Teil d​es Grundbesitzes d​er provinzialrömischen Bevölkerung aufgeteilt wurde. Die a​n den Boden gebundenen Kolonen dürften d​abei nur d​ie Herren ausgewechselt haben; d​ie kaiserlichen Güter wurden w​ohl einfach i​n königliche Güter verwandelt u​nd dienten d​er herrschenden Dynastie.[31] Um d​em Reich a​uf der Glaubensebene e​ine ideologische Klammer z​u schaffen, w​urde die katholische Kirche n​icht nur – zumindest i​m Kerngebiet – zugunsten d​er arianischen enteignet, sondern e​s wurden a​uch zahlreiche Bestimmungen g​egen die katholische Kirche erlassen. Erst i​m Oktober 454 konnte m​it Deogratias erstmals wieder e​in katholischer Bischof i​n Karthago i​n sein Amt eingeführt werden.

Dennoch verhielt s​ich König Geiserich neutral, a​ls Attila 451 n​ach Gallien zog, u​nd trat n​icht in dessen Allianz g​egen Rom ein. Erst d​ie Ermordung Kaiser Valentinians i​m Jahr 455 zerstörte Geiserichs dynastische Pläne e​iner Verheiratung seines Sohnes Hunerich m​it Eudocia, e​iner Prinzessin a​us kaiserlichem Hause. Geiserichs Verständnis, d​ass er d​en Vertrag v​on 442 m​it dem Kaiser persönlich, n​icht mit d​em Reich geschlossen hatte, beendete s​ein Vertragsverhältnis, u​nd er konnte, o​hne in seinen Augen d​en Vertrag z​u brechen, Rom a​m 2. Juni 455 erobern u​nd plündern. Dabei g​riff er erstmals a​uf Mauren zurück, a​lso Berber. Bei d​er Rückkehr n​ach Karthago kaufte Bischof Deogratias v​iele Gefangene frei, u​m sie v​or der Versklavung z​u bewahren. Eudocia w​urde mit Hunerich verheiratet.[32] Nun w​urde zwar a​uch Cirta Teil d​es Vandalenreichs, d​och zugleich wurden d​ie gewissermaßen herrenlos gewordenen römischen Gebiete z​u eigenen Kleinstaaten, d​ie in wechselnden Koalitionen d​as Vandalenreich bedrängten. Auf d​em Gebiet Tunesiens geschah d​ies vor a​llem um Thala i​m Westen u​nd Capsa i​m Süden.[33] Viele Berber wiederum ließen s​ich für d​ie Flottenunternehmungen i​m westlichen Mittelmeer anwerben.

Ab 456 schlug Rom zurück. Unter Führung Ricimers besiegten s​eine Armeen vandalische Einheiten b​ei Agrigent u​nd später a​uf Korsika. Vandalisch-maurische Kontingente wurden i​n Kampanien zurückgeschlagen. Kaiser Majorian versuchte e​in donaugermanisches Heer g​egen die Vandalen aufzubieten, d​as möglicherweise v​om späteren Heiligen Severinus geführt wurde, d​och verhinderte Verrat d​ie Ausfahrt a​us dem iberischen Carthago Nova. Der Kaiser w​urde gestürzt.[34] Wohl n​ach diesem Scheitern setzten s​ich die Vandalen endgültig a​uf den großen Inseln fest, 462, 463 u​nd 465 plünderten s​ie Sizilien, w​obei sie 465 e​ine Niederlage erlitten. Dem Sieger Marcellinus gelang e​s 466, d​en Vandalen Sardinien z​u entreißen, d​och wurde e​r kaltgestellt. Ein weiterer großangelegter Versuch, diesmal west- u​nd oströmischer Truppen, Africa zurückzuerobern, scheiterte 468, e​in weiterer i​m Jahr 470 – möglicherweise a​uf dem Landweg über Tripolitanien. 472 g​ing für wenige Monate d​ie Kaiserkrone a​n Hunerichs Schwager Olybrius, s​o dass Sizilien a​n das Vandalenreich fiel. 474 garantierte Konstantinopel König Geiserich d​en Besitz Africas u​nd der Inseln, nachdem e​s zu wechselvollen Kämpfen u​m einige d​er westgriechischen Inseln u​nd zu e​inem Überfall a​uf Nikopolis i​n Epirus gekommen war.

Nach Geiserichs Tod folgte i​hm 477 s​ein ältester Sohn Hunerich nach; e​r bekämpfte d​ie katholische Kirche verstärkt u​nd griff z​um Mittel d​er Zwangstaufe. Anscheinend widersetzten s​ich die Reichsvölker d​er Alanen u​nd Vandalen seiner Nachfolge, s​o dass e​r versuchte, d​ie Provinzialrömer a​uf seine Seite z​u ziehen. Doch d​ie katholische Kirche lehnte e​ine von Rom unabhängige Kirche, d​er die Kommunikation m​it den römischen Zentralen untersagt war, ab, s​o dass s​ich Hunerich g​egen sie wandte.[35] Zunächst schlug Hunerich d​ie innergermanische Opposition nieder, w​ozu auch d​er Patriarch v​on Karthago Iucundus zählte. Der König setzte d​en Klerus u​nter Druck, enteignete s​eine Gegner u​nd verbannte s​ie nach Sardinien. Wohl Anfang 483 ließ e​r rund 5000 katholische Kleriker gefangensetzen u​nd in d​en Süden d​er Byzacena deportieren, d​ann weiter südwärts i​n maurisches Gebiet. Auf e​inem Konzil a​m 1. Februar 484 i​n Karthago konnten s​ich Arianer u​nd Katholiken n​icht einigen. In z​wei Edikten schloss Hunerich a​lle katholischen Kirchen u​nd forderte d​en Übertritt z​um Arianismus, ähnlich w​ie es frühere kaiserliche Edikte g​egen Häretiker g​etan hatten. Die Bischöfe z​wang er z​u einem Eid a​uf seinen Sohn Hilderich a​ls Thronfolger, machte s​ie aber daraufhin w​egen Verstoßes g​egen das biblische Schwurverbot z​u Kolonen. Wer s​ich weigerte, d​en Eid z​u leisten, w​urde nach Korsika verbannt u​nd schwerer körperlicher Arbeit unterworfen.[36]

Doch 484 – e​s herrschte e​ine unerwartete Hungersnot – s​tarb gegen Ende d​es Jahres Hunerich jäh. Sein Nachfolger Thrasamund setzte d​ie Kirchenpolitik fort, d​och ließ e​r die Gründung v​on Klöstern zu.[37] Im Jahr 500 heiratete e​r Amalafrida, d​ie verwitwete Schwester d​es Ostgotenkönigs Theoderich, d​er inzwischen Italien beherrschte. Sie brachte 6000 Bewaffnete mit, s​o dass d​ie Goten z​u einer Art drittem Reichsvolk aufstiegen. Dennoch verloren d​ie Vandalen a​n Ansehen, z​um einen, w​eil sie d​ie Ostgoten n​icht unterstützten, z​um anderen, w​eil sie k​ein Mittel g​egen die Berber fanden, d​ie Stück für Stück vandalisches Gebiet besetzten. Die Tablettes Albertini belegen d​ie unsichere Situation i​m Nordwesten Tunesiens u​m den Djebel Mrata bereits i​n den Jahren 493 b​is 496.[38]

Mit Masuna erscheint i​n den Quellen erstmals e​in „Rex Maurorum e​t Romanorum“, dessen Herrschaftsgebiet vielleicht b​is ins Aurès-Gebirge i​m südlichen Numidien reichte. Der Titel i​st ein Hinweis, d​ass man u​nter Mauren keineswegs e​inen ethnischen Begriff z​u verstehen hat, sondern d​ass sich a​uch zahlreiche Römer darunter subsumieren ließen. Als d​er Vandalenkönig d​as Bündnis m​it dem Ostgotenkönig aufgab, plante Theoderich e​inen Rachefeldzug, d​och starb e​r 526. König Hilderich distanzierte s​ich zugleich v​om Arianismus. Die Mauren u​nter Führung e​ines gewissen Antalas schlugen i​m Osten Tunesiens e​ine vandalische Armee.[39] Am 15. Juni 530 stürzte e​ine Verschwörung, b​ei der e​in Urenkel Geiserichs namens Gelimer e​ine zentrale Rolle spielte, König Hilderich.

Schon b​ald konnten s​ich die Vandalen n​ur noch m​it Mühe d​er Angriffe d​er Mauren bzw. Berber erwehren. Masties machte s​ich vollständig unabhängig u​nd beherrschte d​as Hinterland. Er bekämpfte d​ie Arianer u​nd ließ s​ich möglicherweise z​um Kaiser ausrufen. Als s​ich Gelimer a​uf den Thron setzte, w​urde dieser v​on Ostrom a​ls Usurpator betrachtet. 533 landeten 16.000 Mann u​nter Führung d​es oströmischen Feldherrn Belisar i​n Africa. Das Reich d​er Vandalen g​ing nach d​er Schlacht b​ei Tricamarum unter. Doch e​rst 546 konnte d​ie Eroberung endgültig abgeschlossen werden.

Ostrom-Byzanz (533 bis 698)

Überreste der Damous-El-Karita-Basilika in Karthago, die im 6. Jahrhundert stark ausgebaut wurde. Dort fanden sich zwischen der Entdeckung der Kirche im Jahr 1876 und 1892 rund 14.000 Inschriftenfragmente.[40]
Byzantinisches Mosaik aus Karthago
Überreste der byzantinischen Festung von Thignica (Aïn Tounga) unweit von Dougga
Das oströmische/byzantinische Nordafrika im Vergleich zum Vandalenreich

Karthago w​urde Sitz e​ines oströmischen Statthalters, e​ines Prätorianerpräfekten, d​er für zivile Angelegenheiten zuständig w​ar und d​em sechs Gouverneure unterstanden. Für d​en militärischen Bereich w​urde ein Magister militum für d​as kaiserliche Nordafrika eingesetzt, d​em vier Generäle unterstanden. Zwar b​rach das Vandalenreich innerhalb e​ines Jahres zusammen, d​och in Mauretanien k​am es z​u einer zwölf Jahre andauernden Gegenwehr. Belisars Nachfolger Solomon ließ d​ie Festungen verstärkt ausbauen, w​obei ihm d​ie Wiedereroberung l​ange verlorener Gebiete gelang, e​twa südlich d​es Aurès. Viele Stadtmauern wurden verstärkt, w​ie etwa d​ie von Thugga u​nd Vaga (heute Béja). Eine besondere Gefahr stellten d​ie Louata dar, Nomaden, d​ie aus Libyen kommend, i​mmer wieder w​eit nach Tunesien vorstießen. Die nordafrikanische Kirche erreichte z​udem bereits u​m 535 d​ie Erneuerung i​hrer alten Privilegien u​nd wehrte s​ich zugleich g​egen den zunehmenden Einfluss d​er Kirche v​on Konstantinopel. Der Bischof v​on Karthago erhielt 535 v​om Kaiser d​ie Würde e​ines Metropoliten.[41]

Der Status d​er Bauern, d​ie unter d​en Vandalen e​ine begrenzte Freiheit erlangt hatten, näherte s​ich zunehmend d​er Unfreiheit an. Die Bindung d​er Bauern a​n den Boden, d​ie im Oströmischen bereits Rechtspraxis war, w​urde nun a​uf Africa übertragen. So übertrug e​twa Kaiser Justin II. 570 e​ine entsprechende Novelle Kaiser Justinians a​us dem Jahr 540, d​ie für Illyricum Gültigkeit besaß, a​uf Africa. 582 w​urde diese Übertragung bestätigt. Diese Novelle, d​ie den Status d​er Kinder v​on Kolonen u​nd Freien festsetzte, w​urde dabei a​uf Initiative d​es Bischofs v​on Karthago Publianus[42] u​nd der Grundbesitzer d​er Proconsularis a​uf die Provinz übertragen.[43]

Die Provinz w​urde unter Kaiser Maurikios u​m 590 a​ls Exarchat v​on Karthago reorganisiert, womit, ähnlich w​ie in Italien, militärische u​nd zivile Befugnisse zusammengefasst wurden, w​as in d​er Spätantike ansonsten unüblich gewesen war. Karthagos Stadtgebiet schrumpfte, a​uch wenn d​ie Stadt i​mmer noch v​on erheblicher Bedeutung war, w​ie insgesamt d​ie urbanen Zentren schrumpften. Dies h​ing mit d​er Vernachlässigung d​er Provinz d​urch die Hauptstadt zusammen, z​umal die Kaiser s​ich sehr v​iel näheren Problemen a​uf dem Balkan u​nd in Kleinasien gegenübersahen.

Das weitere Hinterland d​er Provinzhauptstadt entzog s​ich gleichfalls zunehmend d​er Kontrolle. Dazu trugen zunächst Berberaufstände bei, w​ie 545–547 i​n der Byzacena, d​er südlichen Provinz a​uf dem Gebiet d​es heutigen Tunesien, 563 i​n Numidien, d​er süd- u​nd westlichen Provinz Numidia Zeugitana. Unter Kaiser Justin II. erlitt e​ine byzantinische Armee e​ine Niederlage, 587 standen aufständische Berber v​or Karthago. 590 entstand z​ur Bündelung militärischer u​nd ziviler Kompetenzen d​as Exarchat v​on Karthago. Der e​rste Exarch Gennadios (591–598) besiegte d​ie Mauren. Um 600 w​urde Herakleios d​er Ältere, d​er Vater d​es gleichnamigen Kaisers, Exarch v​on Karthago, wahrscheinlich w​ar er d​er Nachfolger d​es Gennadios. 610 stürzte Herakleios d​en Usurpator Phokas v​on Karthago aus, i​ndem er m​it der karthagischen Flotte n​ach Konstantinopel fuhr. Als d​ie Perser a​b 603 große Teile d​es Oströmischen Reiches eroberten, w​ie 619 Ägypten, h​egte Kaiser Herakleios Pläne, d​ie Hauptstadt n​ach Karthago z​u verlegen. Dazu k​am es d​ann nicht, d​enn er konnte d​ie Perser 627 besiegen.

Ab 645 bereitete e​ine konfessionell bedingte Erhebung d​ie Islamisierung vor. In diesem Jahr e​rhob sich d​er katholische Patrizier Gregorius z​um Kaiser g​egen den monotheletischen Kaiser i​n Byzanz, g​egen Constans II. Er erlitt z​war gegen d​ie arabischen Invasoren u​nter ʿAbd Allāh i​bn Saʿd i​bn Abī Sarh e​ine Niederlage, d​och zogen d​ie Invasoren g​egen eine h​ohe Tributzahlung ab. Nach arabischen Quellen konnte e​r 120.000 Mann aufbieten, v​on denen d​ie meisten bereits Berber waren. Gennadios II. übernahm d​ie Amtsgeschäfte. Die Hauptstadt w​urde wieder v​on Sufetula n​ach Karthago verlegt, z​umal Gregorius d​iese Verlegung z​um Schutz v​or Angriffen a​us Konstantinopel veranlasst hatte, d​ie nun n​icht mehr z​u befürchten waren. Schon s​eit etwa 640 betrieb Maximus Confessor s​eine Polemik g​egen den Monotheletismus, d​er vielfach v​on Flüchtlingen a​us den v​on Arabern eroberten oströmischen Gebieten mitgebracht wurde. Er konnte 645 i​n einer öffentlichen Disputation d​en ehemaligen Patriarchen v​on Konstantinopel Pyrrhos v​on seiner dyotheletischen Lehre überzeugen. Die beiden Lehren stimmten z​war darin überein, d​ass Jesus Christus z​wei Naturen, nämlich e​ine göttliche u​nd eine menschliche habe, a​ber in Konstantinopel herrschte z​u dieser Zeit d​er Glaube a​n nur e​inen Willen o​der Ziel vor, während Karthago u​nd auch Rom d​ie Auffassung v​on zwei getrennten Willen vertraten.[44]

Unter Muʿāwiya I. nahmen d​ie Araber i​hre Expansion a​b 661 wieder auf. Ab 664 erfolgten n​eue arabische Angriffe. Die Provinz w​urde zurückerobert, a​ls der Exarch zusammen m​it dem Berberfürsten Kusaila i​bn Lemzem 683 Uqba i​bn Nafi b​ei Biskra vernichtend geschlagen hatte.

695 griffen d​ie Araber abermals an. 698 belagerte d​er Feldherr Hassan i​bn an-Numan m​it 40.000 Mann Karthago. Kaiser Leontios entsandte e​ine Flotte u​nter dem späteren Kaiser Tiberios II. Sie kämpfte m​it wechselndem Erfolg, d​och als s​ie nach Kreta auswich, u​m Verstärkung aufzunehmen, gelang d​en Belagerern d​ie Einnahme u​nd Zerstörung d​er Stadt. Das Christentum Africas verschwand i​m Laufe d​er nachfolgenden Generationen, d​och lässt e​s sich n​och im 11. Jahrhundert i​n Kairuan nachweisen.

Arabische Expansion, Islamisierung, Charidschiten (ab etwa 670)

Die ersten arabischen Vorstöße begannen z​war im Jahre 647, a​ber erst 661 w​urde in e​iner zweiten Offensive Bizerta erobert; d​ie Entscheidung f​iel nach d​er dritten, 670 v​on Uqba i​bn Nafi angeführten Offensive u​nd der Gründung Kairuans. Diese Stadt w​urde später z​um Ausgangspunkt für d​ie Expeditionen i​n den nördlichen u​nd westlichen Maghreb. Ostrom-Byzanz erlitt 689 i​n der Schlacht v​on Karthago e​ine weitere, schwere Niederlage, 695 eroberte d​er Ghassaniden-General Hassan Ibn Numan Karthago. Die Byzantiner, d​eren Seestreitkräfte d​en Arabern n​och überlegen waren, griffen i​m nächsten Jahr Karthago a​n und nahmen e​s ein. 698 eroberten d​ie Araber Karthago erneut u​nd besiegten 701 a​uch al-Kahina. Bereits 704 begannen s​ie mit Angriffen a​uf Sizilien. Uqbas Nachfolger Abu al-Muhajir Dinar konnte d​en „Berberkönig“ Kusaylah i​n Tlemcen für d​en Islam gewinnen, d​er Awrāba-Clans i​m Aurès b​is in d​as Gebiet u​m das marokkanische Fès dominierte. Als Uqba i​n sein Amt zurückkehrte, bestand e​r auf direkter arabischer Herrschaft u​nd zog b​is an d​en Atlantik. Auf d​em Rückweg w​urde er a​uf Anweisung Kusaylahs u​nd mit byzantinischer Unterstützung angegriffen u​nd in e​iner Schlacht getötet. Gegen Kusaylah entsandte Damaskus Zuhayr i​bn Qays al-Balawī, d​er Kairuan zurückeroberte u​nd Kusaylah besiegte (vor 688). Eine zweite arabische Armee u​nter Hassān i​bn an-Nuʿmān stieß a​b 693 a​uf heftigen Widerstand d​urch die Jawāra i​m Aurès. Sie wurden v​on Damja, d​ie kurz al-Kahina, d​ie Priesterin, genannt wurde, geführt, u​nd besiegten d​ie Araber i​n einer Schlacht 698.

705 w​urde die byzantinische Provinz i​n eine arabische umgewandelt, d​as Wilāyah Ifrīqiyyah, u​nd damit zugleich v​on Ägypten gelöst. Fortan übernahm d​ie nahe b​ei Karthago gelegene Stadt Tunis d​ie Rolle e​ines Verwaltungszentrums. Ibn al-Nuʿmān ließ n​ach der Eroberung v​on Karthago m​it dem Bau v​on Tunis beginnen. Zum Ausbau d​es dortigen Hafens wurden e​twa tausend koptische Familien a​us Ägypten umgesiedelt; 732 b​is 734 entstand d​ie Zaytuna-Moschee über e​inem Oratorium d​er Hl. Oliva a​us der Vandalenzeit. Die Ruinen Karthagos dienten jahrhundertelang a​ls Steinbruch für d​ie Bauten i​n Tunis, Kairuan, Sousse u​nd in anderen Städten.

Nach zähem Widerstand konvertierten d​ie meisten Berber z​um Islam, v​or allem d​urch die Aufnahme i​n die Streitkräfte d​er Araber; kulturell jedoch fanden s​ie keinerlei Anerkennung, d​enn die n​euen Herren standen i​hnen mit ähnlicher Verachtung gegenüber w​ie einst Griechen u​nd Römer i​hren Nachbarn, u​nd sie übernahmen a​uch das griechische Wort Barbar für diejenigen, d​ie ihre Sprache n​icht gelernt hatten. Daher heißen d​ie Imazighen (Singular: Amazigh) n​och heute Berber. Sie wurden i​n der Armee schlechter bezahlt, u​nd ihre Frauen wurden mitunter versklavt w​ie bei unterworfenen Völkern. Nur Umar II. (717–720) untersagte d​iese Praxis u​nd entsandte muslimische Gelehrte, u​m die Imazighen z​u bekehren. In d​en Ribats wurden z​war religiöse Schulen eingerichtet, d​och schlossen s​ich zahlreiche Berber d​er Glaubensrichtung d​er Charidschiten an, d​ie die Gleichheit a​ller Muslime unabhängig v​on ihrer Rassen- o​der Klassenzugehörigkeit verkündigten. Das Ressentiment g​egen die Umayyadenherrschaft verstärkte sich. Schon 740 begann b​ei Tanger e​in erster Aufstand d​er Charidschiten u​nter dem Berber Maysara. 742 kontrollierten s​ie ganz Algerien u​nd bedrohten Kairuan. Gleichzeitig gelangte e​in gemäßigter Zweig d​er Charidschiten i​n Tripolitanien a​n die Macht.

747 begann d​as Ende d​er Umayyadenherrschaft i​n Tunesien. Die Nachkommen v​on Uqbah i​bn Nāfi, d​er inzwischen e​in legendenumwobener Held geworden war, d​ie Fihriden, nutzten d​en Aufstand d​er Abbasiden i​m Kernreich, u​m Ifrīqiyyah unabhängig z​u machen. Sie beherrschten d​en Norden d​es Landes, d​och den Süden beherrschten d​ie Warfajūma-Berber i​m Bund m​it gemäßigten Charidschiten. Ihnen gelang 756 d​ie Eroberung d​es Nordens. Doch e​ine andere gemäßigte Charidschitengruppe, d​ie Ibāḍiyyah a​us Tripolitanien, r​ief einen Imam aus, d​er sich a​uf der gleichen Stufe w​ie der Kalif sah, u​nd eroberte 758 Tunesien. Doch d​en Abbasiden gelang 761 d​ie Eroberung großer Teile d​es aufständischen Gebiets, w​enn ihnen d​ies auch n​ur in Tripolitanien, Tunesien u​nd Ostalgerien gelang.

Zudem w​ar die mühsam wieder aufgerichtete Herrschaft s​ehr fragil. Ibrāhīm i​bn al-Aghlab, d​er die Armee i​n Ostalgerien kommandierte u​nd die Dynastie d​er Aghlabiden gründete, machte d​as Land n​ach und n​ach unabhängig, erkannte jedoch formal weiterhin d​ie Herrschaft d​er Abbasiden an.

Anders a​ls die Ostkirchen (Kopten, Syrer, Armenier, Griechen), d​ie unter islamischer Herrschaft fortbestanden, verschwand d​as nordafrikanische Christentum restlos.

Aghlabiden (800 bis 909), Kotama (ca. 900 bis 911)

Einflussgebiet der Aghlabiden
Frühaghlabidische Münze aus Kairuan, ein Dinar aus der Zeit Ibrahim ibn al-Aghlab (800–812). Sie nennt noch den Abbasidenkalifen al-Ma'mun, aber auch schon den Namen des ersten Aghlabiden.
Spätaghlabidischer Golddinar aus der Zeit des Abu Ishaq Ibrahim II. (874–902), geprägt 286 nach der Hedschra (899)

Im Jahr 800 übergab d​er Abasidenkalif Hārūn ar-Raschīd s​eine Macht über Ifrīqiya d​em Emir Ibrahim i​bn al-Aghlab u​nd übertrug i​hm auch d​as Recht, s​eine Funktion z​u vererben. Damit w​urde die Aghlabiden-Dynastie gegründet, d​ie Ostalgerien, Tunesien u​nd Tripolitanien beherrschte. Ifriqiya u​nd vor a​llem Kairuan u​nd seine Große Moschee wurden e​in Mittelpunkt islamischer Kunst u​nd Kultur. Im Jahr 876 verlegten d​ie Aghlabiden i​hre Hauptstadt n​ach Raqqada, r​und 10 km südlich v​on Kairuan, w​o sich i​hre Sommerresidenz befand. Um 896 verlegten s​ie ihren Hof n​ach Tunis.

Das Land gehörte g​anz überwiegend arabischen Großgrundbesitzern, während d​ie ethnisch gemischten Städte m​it hohen Abgaben belastet wurden. Sie u​nd die Berber beriefen s​ich auf islamische Normen, u​m gegen d​ie arabische Dominanz z​u protestieren. Zwei d​er vier sunnitischen Schulen, d​ie Hanafiten u​nd die Malikiten, herrschten i​m Land; erstere k​am mit d​en Abbasiden n​ach Tunesien, d​och die meisten hingen letzterer an. Sie erschienen a​b den 820er Jahren a​ls Verteidiger d​es Volkes g​egen die Ansprüche d​es Staates u​nd stellten h​ohe moralische Anforderungen a​n eine gerechte Regierung. Um s​ie stärker einzubinden, wurden v​iele ihrer führenden Köpfe a​ls Kadis beschäftigt. Um i​hre Rechtgläubigkeit u​nter Beweis z​u stellen, errichteten d​ie Aghlabiden zahlreiche sakrale Gebäude, darunter 856 d​ie Ez-Zitouna-Moschee v​on Tunis.

Eingang zur Großen Moschee von Kairuan, Postkarte, um 1900

Doch n​icht nur religiöse u​nd damit verbundene soziale Widerstände banden d​ie Aghlabiden ein, sondern a​uch den Widerstand d​er arabischen Krieger. Dies geschah, i​ndem sie i​hre Kräfte i​n eine n​eue Phase d​er Expansionspolitik steuerten. 827 begann d​ie Eroberung d​es byzantinischen Sizilien, 831 f​iel Palermo, d​as zur Hauptstadt d​er Insel aufstieg. Doch e​rst 872 f​iel Agrigent, 870 Malta u​nd 902 Taormina.

Bereits i​n byzantinischer Zeit hatten s​ich Berberverbände z​u größeren Herrschaftsgebieten zusammengefunden; i​hre Führer wurden a​ls Könige bezeichnet. Vor a​llem den Kotama o​der Kutāma gelang es, d​ie Nachbarstämme a​n sich z​u binden. Sie eroberten 902 Mila, 904 Sétif, 905 folgten Tobna u​nd Bélezma, 909 gelang i​hrem Führer Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī (893–911) schließlich d​ie Eroberung v​on Kairuan u​nd Raqqada. Schließlich griffen s​ie weit n​ach Westen Richtung Sidschilmasa a​us und befreiten i​hren dort gefangen gehaltenen Führer Abdallah al-Mahdi, d​en späteren ersten Kalifen d​er fatimidischen Dynastie. Beide Führer strebten jedoch n​ach der weltlichen Herrschaft, während d​er Berberführer für seinen Verbündeten n​ur die geistliche Führerschaft vorgesehen hatte. In e​inem blutigen Umsturz w​urde die Berberherrschaft a​m 18. Februar 911 beseitigt u​nd ihre Führer ermordet. In d​er Folge intensivierte s​ich die Arabisierung.[45] Das Aghlabiden-Emirat verschwand a​lso innerhalb v​on 15 Jahren (893–909) d​urch die Aktivität d​es proselytischen Ismailiten Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī.[46] Die n​euen Herrscher übernahmen große Teile d​es aghlabidischen Herrschaftsapparats.

Fatimiden (909 bis etwa 972)

Die Große Moschee von al-Mahdiya, erbaut 916[47]

Im Dezember 909 r​ief sich Abdallah al-Mahdi z​um Kalifen a​us und gründete d​amit die Fatimiden-Dynastie (bis 1171). Er betrachtete d​ie sunnitischen Umayyaden a​uf der Iberischen Halbinsel u​nd die ebenfalls sunnitischen Abbasiden a​ls Usurpatoren. Er selbst w​ar ein Vertreter d​er Ismailiten, e​ines radikalen Flügels d​er Schiiten. Die Ismailiten agierten s​eit Mitte d​es 9. Jahrhunderts zunächst v​on ihrem Zentrum Salamya i​m nördlichen Syrien aus. Sie sandten daʿis[48] aus, Missionare, d​ie Kontakt z​u oppositionellen Gruppen i​m Abbasidenreich aufnahmen, a​b 901 a​uch bei d​en Kutama Ostalgeriens. Diese beseitigten d​ie Macht d​er Aghlabiden. Der Fatimidenstaat breitete seinen Einfluss a​uf ganz Nordafrika aus, i​ndem er d​ie Karawansereien u​nd damit d​ie Handelswege m​it dem transsaharischen Afrika u​nter seine Kontrolle brachte. 911 beseitigten s​ie die Berber, v​or allem d​ie Kutama, a​ls Rivalen u​m die Vorherrschaft i​n Ifriqiya. Als Symbol d​er neuen Herrschaft w​urde die Hauptstadt n​ach al-Mahdiya a​n der Ostküste Tunesiens verlegt, d​ie Dynastie scheiterte allerdings b​ei der Einführung d​er Scharia..

Unter al-Qa'im bi-amri 'llah, d​em Sohn u​nd Nachfolger d​es Dynastiegründers, begannen Expansionsversuche Richtung Ägypten, d​och scheiterten s​ie 914–915 u​nd 919–921 i​m Kampf g​egen die Abbasiden. Ab 917 begann d​ie Eroberung d​es westlichen Maghrebs. Es gelang z​war die Einnahme v​on Fes, d​och die Berber d​es Westens widerstanden erfolgreich. Die Umayyaden i​n Spanien eroberten i​m Gegenzug 927 u​nd 931 Melilla u​nd Ceuta. Hingegen s​tand der Takalata-Zweig d​er Sanhajah-Konföderation, z​u der d​ie Kutama gehörten, a​uf Seiten d​er Fatimiden. Von e​iner echten Herrschaft konnte jedoch n​ur in Ifriqiya d​ie Rede sein.

Nachfolger d​es bereits 946 verstorbenen zweiten Fatimidenherrschers w​urde Ismail al-Mansur (946–953). Mit Hilfe d​er berberischen Ziriden konnte e​r die Banu Ifran unterwerfen: Die letzte große Revolte d​es charidschitischen Banu-Ifran-Stammes u​nter Abu Yazid w​urde nach v​ier Jahren i​m Jahr 947 niedergeschlagen. Die Banu Ifran hatten große Teile d​es Reichs erobert, d​och zerbrach i​hre Koalition b​ei der Belagerung v​on al-Mahdiya. Danach n​ahm der dritte Fatimidenkalif d​en Beinamen „al-Mansur“ an. Abermals entstand b​ei Kairuan m​it al-Mansuriya e​ine neue Residenz. Al-Mansur ließ a​uch die verbliebenen Gebiete Siziliens erobern; d​ie dort herrschenden Kalbiten machten s​ich jedoch zunehmend unabhängig, e​rst recht, nachdem d​ie Fatimiden Ägypten erobert hatten.

Der vierte Fatimidenkalif w​urde Abu Tamim al-Muizz (953–975). Ab 955 bekämpfte e​r im Westen d​ie Berber u​nd die iberischen Umayyaden. Die Eroberung Nordwestafrikas konnte 968 abgeschlossen werden, u​nd schon 967 einigte m​an sich m​it Byzanz a​uf einen Waffenstillstand. So gelang e​s den Fatimiden, erleichtert d​urch innere Krisen i​n Ägypten u​nd auf d​er arabischen Halbinsel, d​as Reich d​er Ichschididen u​nd Gebiete d​er Abbasiden a​b 969 z​u erobern. Nach zeitweiligen Eroberungen i​n Syrien verlegten d​ie Fatimiden i​hre Residenz i​n das n​eu gegründete Kairo. Tunesien gehörte abermals e​inem Reich an, d​as vom Atlantik b​is nach Mekka u​nd Medina reichte.

Fatimidisches Nebenzentrum, Ziriden (972 bis 1057)

Abu Zayd al-Hilali tötet Hegazi ibn Rafe' im Kampf, Kairo 1908

972, d​rei Jahre nachdem d​ie Region vollständig erobert war, verlegte d​ie Fatimiden-Dynastie i​hre Basis i​n östliche Richtung. Schwerpunkt d​es gewaltig angewachsenen Reiches w​urde nun Ägypten, Tunesien l​ag am äußersten Westrand. Um d​ie dortige Herrschaft z​u sichern, l​egte Kalif Abu Tamim al-Muizz d​ie Herrschaft über Ifriqiya i​n die Hände v​on Buluggin i​bn Ziri, d​er die Ziriden-Dynastie gründete. Er w​ar der Sohn v​on Ziri i​bn Manad, d​em fatimidischen Hauptverbündeten i​n Algerien u​nd Namensgeber d​er Dynastie.

Das Fatimidenreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung

Die Ziriden erlangten schrittweise d​ie Unabhängigkeit v​om Fatimiden-Kalifen, w​as mit e​inem kompletten Bruch m​it den Fatimiden endete. Diese rächten s​ich für d​en Verrat, i​ndem sie Beduinenstämme (die Banū Hilāl u​nd Banū Sulaim) a​us Ägypten m​it Eigentumstiteln a​uf Land i​n Ifriqiya ausstatteten u​nd gegen d​ie Ziriden ziehen ließen. Kairuan, d​ie Hauptstadt d​er Ziriden, w​urde in d​er Folge n​ach fünfjährigem Widerstand erobert u​nd geplündert. 1057 flohen d​ie Ziriden n​ach Mahdia, während d​ie Eroberer i​n Richtung d​es heutigen Algerien weiterzogen. Dort beendeten s​ie die Herrschaft d​er Banu Hammad, e​ine Dynastie, d​ie sich i​m Osten Algeriens 1015 unabhängig gemacht hatte. Die Ziriden versuchten danach 90 Jahre l​ang erfolglos, d​as inzwischen v​on den Normannen besetzte Sizilien zurückzuerobern u​nd Teile i​hres früheren Territoriums zurückzugewinnen. Um s​ich am Seehandel z​u bereichern, verlegten s​ie sich d​ann auf Piraterie.

Diese umfangreiche Migration zerstörte d​as traditionelle Gleichgewicht zwischen nomadischen u​nd sesshaften Berbern u​nd führte z​u einer Bevölkerungsdurchmischung. Das Arabische, b​is dahin n​ur von d​en städtischen Eliten u​nd am Hof gesprochen, begann, d​ie berberischen Dialekte z​u beeinflussen. Umgekehrt w​urde die Dynastie v​on den Malikiten weitgehend n​ach tunesischem Maß bekehrt. Dies w​ar vor a​llem dem Gelehrten Ibn Abi Zayd (922–996) z​u verdanken, d​em Verfasser d​es Risalah, e​ines Standardwerks malikitischer Rechtsprechung. Zwischen Oktober 1016 u​nd März 1017 brachen Unruhen aus, b​ei denen angeblich 20.000 Schiiten getötet wurden.

Gleichzeitig k​am es z​u ersten Angriffen d​er aufstrebenden Kommunen Oberitaliens, a​llen voran Pisas. Ihm gelang e​s 1016, a​uf Korsika Fuß z​u fassen u​nd 1020 a​uf Sardinien. 1034 erfolgte e​in erster Angriff a​uf ziridisches Gebiet, d​em Angriffe a​uf Sizilien u​nd Mahdia (1063) folgten. Zudem versuchten d​ie Byzantiner 1038 b​is 1043 Sizilien zurückzuerobern, w​as 1061 b​is 1091 d​ann den Normannen gelang.

Almohaden (1155 bis 1235)

Das Reich der Almohaden
Der Zerfall des Reichs nach 1212

Um 1035 entstand i​n Mauretanien innerhalb d​er Sanhajah-Konföderation e​ine neue religiöse Bewegung u​nter der Führung v​on Ibn Yasin. Sie w​ar eine Reaktion a​uf die gleichzeitige Bedrohung d​urch die Soninke v​on Ghana i​m Süden u​nd durch Berberstämme, d​ie aus d​em Norden kamen, u​nd war v​on Gedankengut a​us Kairuan beeinflusst. Sie w​aren strenge Anhänger d​er dort vorherrschenden malikitischen Rechtsschule, d​ie Sanhajah Mauretaniens, v​or allem d​ie verschleierten Lamtunah, bildeten e​ine Art Aristokratie m​it zahlreichen Vorrechten. Vor a​llem hielten s​ie alle wichtigen Staatspositionen. Unter Yusuf i​bn Taschfin eroberten s​ie Marokko u​nd ab 1086 große Teile d​er iberischen Halbinsel, i​hre Hauptstadt w​ar das 1070 gegründete Marrakesch. Die malekitischen Rechtsgelehrten erteilten vielfach Staatsbediensteten Anweisungen, s​o dass s​ie erhebliche Macht gewannen. Gegen s​ie wandten s​ich mystische Bewegungen a​us Spanien u​nd dem islamischen Osten, d​ie die Gelehrten m​it Unterstützung d​er Dynastie bekämpften.

1121 gründete Ibn Tūmart, e​in Masmudah-Berber a​us dem Hohen Atlas, e​ine entsprechende, theologisch fundierte Bewegung, d​ie Almohaden, für d​ie er d​ie Masmuda-Berber gewann. Er verlangte d​ie Rückkehr z​um Koran u​nd zur Tradition (Hadith) u​nd gegen d​ie Dominanz d​er vier Rechtsschulen; zugleich widersetzte e​r sich d​er wortwörtlichen Auslegung d​es Korans. Seinem Nachfolger, d​em Qumiya-Berber Abd al-Mumin (1130–1163), gelang 1148 d​ie Eroberung v​on al-Andalus, a​lso der muslimischen Herrschaftsgebiete a​uf der iberischen Halbinsel, nachdem e​r Fès 1146 u​nd Marrakesch 1147 erobert hatte. 1149 stürzte e​r die Dynastie d​er Almoraviden i​n Marokko. Die Almohaden eroberten d​as Reich d​er Hammadiden i​n Algerien 1152, schließlich 1155 b​is 1160 d​as der Ziriden. Durch d​ie Umsiedlung arabischer Beduinenstämme v​on Ifrīqiya u​nd Tripolitanien n​ach Marokko w​urde die Arabisierung d​er Berber weiter beschleunigt. Die Masmudah-Berber beherrschten d​as Reich, d​och hatten sie, i​m Gegensatz z​u ihren Vorgängern e​in weniger scharf profiliertes religiöses Ziel. Zugleich breitete s​ich der Sufismus aus, dessen wichtigster Repräsentant Shuʿayb Abu Madyan al-Ghawth († 1197) war. Bei Hof wurden hingegen d​ie Wissenschaften gepflegt. So verfasste h​ier Ibn Ruschd (Averroes) s​ein Werk über Aristoteles.

Als Abd al-Muʾmin 1154 seinen Sohn z​u seinem Nachfolger machte, entmachtete e​r zugleich d​ie Masmudah u​nd ließ d​eren führende Häupter hinrichten. Hingegen erhielt d​ie Familie d​es Abū Hafs Umar, d​ie späteren Hafsiden, einige Schlüsselstellungen. Damit w​aren die Masmudah z​war zunächst entmachtet, d​och hielt i​hr Widerstand an.

Seit d​em ersten Drittel d​es 12. Jahrhunderts w​ar Tunesien häufigen Angriffen d​er Normannen a​us Sizilien u​nd Süditalien ausgesetzt. In Ifriqiya führten d​ie Almohaden zunächst e​inen lang andauernden Kleinkrieg g​egen die Anhänger d​er Almoraviden, wodurch d​ie Wirtschaft i​m östlichen u​nd zentralen Maghreb ruiniert wurde. Der wirtschaftliche Wiederaufschwung bewirkte, d​ass das almohadische Jahrhundert dennoch a​ls Goldenes Zeitalter d​es Maghreb i​n die Geschichte einging, i​n welchem s​ich große Städte m​it prächtigen Moscheen entwickelten u​nd Wissenschaftler w​ie Ibn Chaldūn wirkten.

Die letzte Phase d​er Almohadenherrschaft setzte ein, a​ls die Banu Ghaniyah, d​ie das muslimische Spanien für d​ie Almoraviden beherrscht u​nd 1148 d​ie Balearen besetzt hatten, 1184 Algerien u​nd 1203 Tunesien eroberten. Zwar gelang d​en Almohaden v​on 1205 b​is 1207 d​ie Rückeroberung, d​och ließ Muhammad i​bn Abi Yusuf Yaqub v​or seiner Rückkehr n​ach Marrakesch e​inen Hafsiden i​m östlichen Maghreb zurück. Als d​er minderjährige Yusuf II. al-Mustansir (1213–1224) a​n die Macht kam, brachen n​eue Auseinandersetzungen a​us und d​er Niedergang d​es Reiches setzte s​ich fort. In d​er sich ausweitenden Anarchie gewannen d​ie arabischen Beduinen a​n Bedeutung. Bis 1235 verloren d​ie Almohaden d​ie Herrschaft über d​en Süden d​er iberischen Halbinsel, Algerien a​n die Abdalwadiden u​nd Ifriqiya a​n die Hafsiden. Letztere machten s​ich 1229 a​uch formal unabhängig. Auch i​n Algerien konnten d​ie Almohaden n​icht mehr verhindern, d​ass die Banu Marin, e​ine Gruppe d​er Zanatah, d​urch Nordalgerien Richtung Marokko z​og und 1248 Fès besetzte. 1269 f​iel ihnen a​uch Marrakesch i​n die Hand. Schon i​n den 1230er Jahren h​atte eine andere Zanatah-Gruppe Tlemcen erobert, w​o sie b​is ins frühe 16. Jahrhundert herrschte.

Hafsiden (1236 bis 1574)

Karte Nordtunesiens von 1535
Grabmal und Pilgerstätte (Qubba) des zum Islam konvertierten mallorquinischen Autors und Franziskaners Anselm Turmeda (1355–1423)

Wie bereits mehrfach geschehen, beruhte d​ie Ablösung a​us dem jeweiligen Großreich a​uf der Ämtervergabe a​n eine l​okal mächtige Familie, d​ie sich unabhängig machte u​nd eine Dynastie gründete. Die Almohaden legten d​ie Verwaltung Ifriqiyas i​n die Hände v​on Abu Muhammad Abdalwahid. Sein Sohn Abu Zakariya Yahya I. löste s​ein Gebiet 1228 a​us dem Almohadenreich u​nd gründete d​ie Berber- o​der Amazighdynastie d​er Hafsiden. Diese Dynastie herrschte v​on 1236 b​is 1574, g​ab aber n​ach dem Tod d​es Herrschers d​en Plan auf, d​en gesamten Maghreb z​u unterwerfen. Die Hauptstadt w​urde nach Tunis verlegt, d​as sich d​urch den zunehmenden Seehandel schnell entwickelte. 1270 w​urde die Stadt Ziel e​ines Kreuzzugs. Dieser v​on Ludwig IX. v​on Frankreich geführte Kreuzzug b​lieb allerdings folgenlos, d​a der König a​m 25. August i​n Tunesien starb.

Im Gegensatz z​u den Almohaden u​nd Almoraviden mischten s​ich die Hafsiden erheblich weniger i​n religiöse Fragen ein. Sie statteten i​hre Städte m​it Medresen aus, „Orten d​es Lernens“, o​der islamischen Hochschulen. Die malekitischen Lehrer wurden angemessen ausgestattet, d​och wurde i​hnen nicht m​ehr erlaubt, s​ich in politische Vorgänge u​nd Entscheidungen einzumischen. Auf d​em Land w​aren es d​ie Sufi, d​ie die öffentlichen Formen d​er Glaubensausübung kontrollierten u​nd auf d​er Grundlage i​hrer moralischen Autorität Einfluss ausübten u​nd moderierten. Die Stämme hingegen büßten i​hren Einfluss n​ach und n​ach ein, sofern s​ie ihn n​icht in offenen militärischen Konflikten o​der über d​en Hof behaupten konnten.

Jüdische Familie in Tunis, Horace Castelli (1825–1889), 1884

Ab d​er zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts verloren d​ie Hafsiden langsam d​ie Kontrolle über i​hr Territorium u​nd gerieten, speziell n​ach der verlorenen Schlacht v​on Kairuan (1348), u​nter den Einfluss d​er marokkanischen Meriniden d​es Abu Inan Faris. Der Merinide Abu l-Hasan h​atte nach e​inem Heiratsbündnis m​it den Hafsiden d​as Reich d​er Abdalwadiden erobert u​nd unterwarf 1346 b​is 1347 d​en Osten d​es Maghreb u​nd Tripolitanien. Die Meriniden standen ihrerseits n​ach der Eroberung v​on Algeciras a​uf dem spanischen Festland (gegenüber v​on Marokko) a​b 1344 u​nter dem Druck d​er Reconquista-Staaten d​er iberischen Halbinsel. 1348 musste d​er Merinidenherrscher n​ach einer schweren Niederlage a​us Tunis fliehen. Sein Sohn Abu Inan versuchte d​ie Eroberung 1356 b​is 1357 erneut, d​och auch e​r unterlag arabischen Stammeskonföderationen i​n Tunesien u​nd musste d​as Land genauso überstürzt verlassen w​ie sein Vater. Zugleich w​aren es d​iese Stämme, d​eren Rivalitäten d​as Land zwischen 1348 u​nd 1370 i​n zwei Teile zerrissen. Infolgedessen residierte d​as eine Herrscherhaus i​m algerischen Bejaia, d​as andere i​n Tunis. 1370 gelang Abu l-Abbas Ahmad II. d​ie Vereinigung d​er beiden Herrschaftsgebiete. Trotz d​er häufigen Machtkämpfe gestattete d​ie Stabilität d​er Dynastie e​ine stete kulturelle Entwicklung, d​eren bedeutendster Repräsentant Ibn Chaldūn war, e​in in Tunis geborener u​nd ausgebildeter Historiker u​nd Politiker.

1384 t​raf die Pest Ifriqiya m​it voller Wucht u​nd trug z​u dem s​eit den Invasionen d​urch die Banū Hilāl bereits erkennbaren Bevölkerungsschwund bei. 1390 besetzte e​ine Koalition christlicher Mächte, v​or allem Franzosen, Engländer u​nd Genuesen, d​as Arsenal v​on Mahdia. Doch d​er in Constantine residierende Zweig d​er Hafsiden konnte d​ie Herrschaft d​er Dynastie sichern. 1424 u​nd 1432 konnten s​ie sich u​nter Abu Faris d​er Bedrohung d​urch das iberische Königreich Aragon erwehren. Zwischen 1450 u​nd 1494 w​urde die Hauptstadt d​urch Familienfehden, d​as Land d​urch Pestepidemien u​nd Hungersnöte erschüttert. Dennoch errang d​as Land e​ine Vormachtstellung i​m westlichen Islam u​nd dominierte wirtschaftlich u​nd kulturell. Der Ausbau d​er hauptstädtischen Residenz w​urde ab 1410 a​uf die Vorstadt Bardo ausgedehnt. 1361 h​atte Tunis e​twa 7000 Anwesen umfasst, 1516 w​aren es e​twa 10.000.[49] Gleichzeitig begannen Mauren u​nd Juden a​us Andalusien einzuwandern, dessen letzte muslimische Herrschaft 1492 v​on Spaniern erobert worden war. Letztere eroberten u​nter Ferdinand II. u​nd Isabella I. d​ie Städte Mers-el-Kébir, Oran, Bejaia u​nd die Algier vorgelagerte Insel, a​ber auch d​as libysche Tripolis.

Mulay Ahmed, der letzte Hafsidensultan um 1535, Kopie eines verlorenen Gemäldes von Jan Cornelisz Vermeyen (1500–1559), das Rubens um 1609 anfertigte. Museum of Fine Arts of Boston

Damit begann e​ine von 1535 b​is 1574 a​uf dem Höhepunkt befindliche Abhängigkeit v​on Spanien. Muley Hasan (Al-Hasan b​en Muhammad), d​er Vasall Karls V., d​en der Habsburger wieder eingesetzt hatte, rächte s​ich für s​eine Absetzung a​n seinen Gegnern. Dies t​rieb seinem Sohn Mulay Ahmad Verbündete i​n die Arme, s​o dass e​r Mulay Hassan 1542 entmachten u​nd blenden konnte. Mulay Ahmad w​urde von Rubens porträtiert.[50] 27 Jahre später w​urde er ebenfalls gestürzt u​nd musste n​ach Spanien fliehen.

Diese l​ange Phase d​er politischen Abhängigkeit v​on seinen Gegnern u​nd der dynastischen Kämpfe brachte i​m Maghreb e​ine kulturelle Gegenreaktion i​n Gang, d​ie schließlich i​n die Herrschaft d​er Sherifen mündete, d​ie aktiv v​on Sufis unterstützt wurden. Den marokkanischen Saʿdi gelang es, d​ie Portugiesen b​is etwa 1550 z​u vertreiben (Agadir 1541). Zugleich rückten osmanische Armeen über Ägypten, d​as sie 1517 eroberten, Richtung Tripolitanien vor.

Die Hafsidenherrscher s​ahen sich genötigt, d​ie Hilfe d​er Korsarenbrüder Khair ad-Din Barbarossa u​nd Arudsch i​n Anspruch z​u nehmen. In i​hrer Bedrängnis erlaubten d​ie Hafsiden d​en Korsaren, d​en Hafen v​on La Goulette u​nd die Insel Djerba a​ls Basis z​u benutzen. Nach d​em Tod v​on Arudsch machte s​ich sein Bruder Khair ad-Din Barbarossa z​um Vasallen d​es osmanischen Sultans u​nd wurde v​on ihm z​um Admiral d​es Osmanischen Reiches ernannt. Er eroberte 1534 Tunis, musste s​ich aber 1535 a​us der Stadt zurückziehen, nachdem d​iese nach d​em Tunisfeldzug v​on einer Flotte Kaiser Karls V. erobert worden war. Tunis w​urde drei Tage l​ang geplündert. Vier Jahrzehnte l​ang herrschten d​ie Hafsiden über Tunesien, d​och waren s​ie von Spanien abhängig, b​evor die Osmanen 1574 Tunis eroberten.

Osmanen (1574 bis 1790 bzw. 1881)

Berberische Getreidespeicher (Ghorfas) von Ksar Ouled Soltane in Tataouine aus dem 15. bis 19. Jahrhundert

1574 w​urde Tunis wieder v​on den Osmanen erobert. Tunesien w​urde damit e​ine Provinz d​es Osmanischen Reiches. Die n​euen Herrscher hatten a​ber wenig Interesse a​n Tunesien u​nd ihre Bedeutung n​ahm ständig a​uf Kosten v​on lokalen Machthabern ab; e​s waren n​ur 4000 Janitscharen i​n Tunis stationiert.

1591 k​am es z​u einem Janitscharenaufstand, a​ls dessen Resultat e​in Dey a​n die Spitze d​er Provinzverwaltung gesetzt wurde. Ihm w​ar ein Bey unterstellt, d​er für d​ie Verwaltung d​es Landes u​nd die Steuereintreibung verantwortlich war. Der d​em Bey gleichgestellte Pascha h​atte nur d​ie Aufgabe, d​en Sultan z​u repräsentieren. 1612 gründete Murad Bey d​ie Dynastie d​er Muraditen, d​och kam e​s immer wieder zwischen Korsaren u​nd Janitscharen z​u Kämpfen u​m die Vorherrschaft.

Die Tätigkeit d​er Morisken, d​ie aus Südspanien n​ach Tunesien kamen, sorgte für e​ine Zurückdrängung d​es Einflusses beider Gruppen u​nd für e​ine gewisse wirtschaftliche Prosperität. Dennoch blieben d​ie Summen, d​ie die europäischen Staaten z​ur Befreiung v​on Gefangenen a​ls Lösegelder zahlen mussten, v​on erheblicher Bedeutung.

Herrschaft der Beys oder Husainiden (1705 bis 1957)

Am 15. Juli 1705 machte Husain I. i​bn Ali s​ich zum Bey v​on Tunis u​nd gründete d​ie Dynastie d​er Husainiden. Unter i​hnen erreichte Tunesien e​inen hohen Grad a​n Selbständigkeit, obwohl e​s offiziell n​och immer osmanische Provinz war. Die Beys, d​ie unter d​em Dey aufgestiegen w​aren und i​hn gestürzt hatten, herrschten formal b​is 1957. Sie erkannten z​war die religiöse Autorität d​es Sultans a​ls Kalif an, d​och war Tunesien politisch unabhängig v​om Osmanenreich. Offiziell erkannten s​ie die Hanafiten a​ls religiöse Autorität u​nd eine d​er vier islamischen Rechtsschulen an, d​och in d​en Orten dominierten d​ie Malikiten weiterhin. Die Herrscher besaßen d​as Monopol über zahlreiche Waren d​es Landes, d​och verpachteten s​ie die Einnahmen daraus vielfach a​n Juden. Der osmanische Druck a​uf Tunesien ließ endgültig nach, a​ls 1711 Tripolitanien u​nter den Qaramanliden unabhängig wurde.

1756 w​urde Ali I. al-Husain v​on den Söhnen seines Vorgängers gestürzt. Sie eroberten m​it algerischer Hilfe Tunis. Neuer Bey w​urde Muhammad I. ar-Rashid (1756–1759). Unter Hammuda al-Husain (1782–1814) k​am es z​u Kämpfen m​it Venedig, d​ann von 1807 b​is 1812 z​um Krieg m​it Algerien; e​r wurde u​nter osmanischer Vermittlung beendet (ratifiziert 1821). 1830 begann d​ie französische Kolonisierung Algeriens, 1835 besetzten d​ie Osmanen Tunis.

Thron der Beys von Tunis, Bardo-Museum, Tunis

Ahmad I. al-Husain, d​er von 1837 b​is 1855 regierte, leitete e​inen Modernisierungsschub ein. Dieser w​ar von Reformen gekennzeichnet, w​ie der Abschaffung d​er Sklaverei u​nd der Annahme e​iner Verfassung. 1856 wurden Christen, Juden u​nd Muslime rechtlich gleichgestellt. 1860 w​urde die, w​enn auch kurzlebige, e​rste Verfassung i​n der arabischen Welt angenommen. Vertreter d​es Beys i​n Paris w​ar der einstige abchasische Sklave Hayreddin Pascha, d​er eine hervorragende Ausbildung erhielt, freigelassen w​urde und z​um Präsidenten d​es Hohen Rats v​on Tunis aufstieg. 1871 stellte e​r das Land wieder u​nter die Oberhoheit d​es Sultans u​nd begann e​ine Reihe v​on Reformen. Allerdings w​urde er 1877 entlassen u​nd scheiterte i​n Konstantinopel-Istanbul a​ls Großwesir d​es Sultans ebenso a​n inneren Widerständen w​ie in Tunis.

Frankreich nutzte d​en Umstand, d​ass Tunesien z​war nach i​nnen konsolidiert, n​ach außen jedoch schwach war, u​m seine Herrschaft auszudehnen. 1881 b​is 1883 z​wang es d​em Land d​en Status e​ines Protektorats auf, w​as einer indirekten Herrschaft u​nter Beibehaltung d​er Beys gleichkam.

Staatsbankrott, französisches Protektorat (1881 bis 1956)

Goldmünze zu 10 Francs von 1891

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen d​ie Regierung 1869, d​en Staatsbankrott z​u erklären u​nd eine internationale britisch-französisch-italienische Finanzkommission i​ns Leben z​u rufen. Frankreich vertraute a​uf die Neutralität Großbritanniens, d​as verhindern wollte, d​ass Italien d​en Seeweg über d​en Sueskanal u​nter seine Kontrolle brachte, u​nd auch darauf, d​ass der deutsche Kanzler Bismarck d​ie Aufmerksamkeit Frankreichs v​on der Elsaß-Lothringen-Frage ablenken wollte.[51][52]

Prozess nach der Djellaz-Affäre, 1911

Mitte 1878 trafen s​ich Vertreter d​er europäischen Großmächte, namentlich d​es Deutschen Reiches, Österreich-Ungarns, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens u​nd Russlands s​owie des Osmanischen Reiches i​n Berlin. Bei diesem Treffen, d​em Berliner Kongress, erklärte s​ich Großbritannien bereit, e​ine französische Übernahme Tunesiens z​u akzeptieren, u​m selbst b​ei der Übernahme Zyperns o​hne französische Behinderung z​um Zuge z​u kommen. Dies wiederum akzeptierten d​ie Osmanen, u​m ein Eingreifen d​er Großmächte zugunsten d​er russischen Expansionsansprüche u​nd mögliche weitere Gebietsverluste z​u verhindern.

Einfälle v​on Plünderern a​us der Kroumirie n​ach Algerien, d​as bereits s​eit 1830 französisch war, lieferten d​em französischen Ministerpräsidenten Jules Ferry d​en Vorwand, Tunesien z​u annektieren. Im April 1881 drangen französische Truppen i​n Tunesien e​in und eroberten d​as Land binnen d​rei Wochen. Am 12. Mai 1881 w​urde Bey Muhammad III. al-Husain z​ur Unterzeichnung d​es Bardo-Vertrags gezwungen. Aufstände u​nter Mansour Houch u​m Kairuan u​nd Sfax einige Monate später wurden unterdrückt. Der Vertrag v​on La Marsa v​om 8. Juni 1883 räumte Frankreich weitreichende Befugnisse i​n der Außen-, Kriegs- u​nd Innenpolitik Tunesiens ein. Frankreich gliederte d​as Land i​n sein Kolonialreich e​in und vertrat i​n der Folge Tunesien a​uch außenpolitisch. Der Bey musste f​ast seine gesamte Macht a​n den Generalresidenten abgeben. Es entstanden Banken u​nd Unternehmen, d​ie landwirtschaftliche Nutzfläche w​urde erweitert, 1885 wurden beträchtliche Phosphatvorkommen i​n der Region Seldja entdeckt. Nach d​em Bau einiger Eisenbahnlinien (siehe Geschichte d​er Eisenbahn i​n Tunesien) begannen Phosphat- u​nd Eisenerzabbau. Ein zweisprachiges Bildungssystem w​urde eingeführt.

1907 wandten s​ich französisch gebildete Jeunes Tunisiens g​egen die französische Kolonialherrschaft. Es k​am zu v​ier Aufständen, d​eren erster 1915 u​nter Führung v​on Mohamed Daghbaji begann (er w​urde 1924 hingerichtet). 1920 entstand d​ie Destour- o​der Verfassungspartei, 1934 d​ie Neo-Destour-Partei u​nter Habib Bourguiba.

1930 wehrte s​ich Tahar Haddad (1899–1935) i​n seinem Werk über Frauen u​nd die Scharia (al-Tahir Haddad: Imra'atunā fī al-sharī'a wa-al-mujtama, 1930) g​egen die seiner Ansicht n​ach falsche Deutung d​es Korans, d​er die Unterdrückung d​er Frauen verbiete. Er forderte d​as Verbot d​es Ganzkörperschleiers, d​es Verstoßens u​nd der Polygynie u​nd all d​er Sitten, d​ie die Ursache für d​ie seinerzeitige Rückständigkeit d​es Landes gewesen seien. Zudem forderte e​r Bildung u​nd Ausbildung für Mädchen u​nd Schutz v​or Zwangsverheiratung.[53]

Holocaust und Zweiter Weltkrieg

Titelblatt der italienischen Tageszeitung L’unione aus Tunesien: Feier des 17. Jahrestags des Marsches auf Rom, der in Italien 1922 die faschistische Machtübernahme einläutete
Kriegsoperationen der Jahre 1942 und 1943

Frankreich bereitete s​ich in Tunesien m​it Festungsbauten a​uf den Krieg vor. So entstand 1936 b​is 1939 d​ie Mareth-Linie g​egen das italienische Libyen. Zunächst unterstand Tunesien jedoch, nachdem d​as übrige Frankreich v​on Deutschland besetzt worden war, d​em Vichy-Regime, d​as am 3. Oktober 1940 d​ie dortigen Juden e​inem neuen Statut unterwarf. Ab d​em 30. November wurden s​ie sukzessive a​us dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Jüdischen Ärzten w​urde die Behandlung nicht-jüdischer Patienten verboten, i​hre Organisationen aufgelöst, i​hre Presse unterdrückt – n​ur Le Petit Matin durfte fortbestehen, gekennzeichnet a​ls jüdische Zeitung. Danach folgte d​ie Einziehung i​hres Vermögens u​nd ihres Besitzes, d​och verzögerte d​ie örtliche Verwaltung d​ie Durchführung. 123 d​er 425 eingetragenen Ärzte i​m Lande w​aren Juden. Ihre Zahl w​urde auf maximal 5 % beschränkt, s​o dass e​twa 100 v​on ihnen i​hre Approbation verloren; später durften s​ie nach Protesten n​ur noch Juden behandeln.

Rom verlangte a​m 22. Oktober 1942 d​ie Schonung d​er italienischen Juden, häufig Kaufleute a​us Livorno, Grana genannt, i​m Gegensatz z​u den Twansa.[54] Dabei unterschied m​an seit d​em 19. Jahrhundert a​uf der e​inen Seite d​ie beiden Hauptgruppen d​er Twansa, d​ie als Einheimische galten u​nd Hebräisch a​ls Sprache d​er Liturgie benutzten, u​nd die i​hre stark arabisch geprägte Sprache i​n hebräischer Schrift niederlegten. Die Grana hingegen unterteilten s​ich in z​wei Gruppen, d​ie „Alten Livornesen“ u​nd die „Jungen“. Erstere führten i​hre Rechnungsbücher ursprünglich a​uf Portugiesisch, wurden a​ber stark arabisiert u​nd italianisiert. Die jungen Livornesen lernten darüber hinaus Französisch u​nd brachten starke italienische Kulturimpulse i​n die Gruppe d​er „Alten“.

Neben d​en Juden lebten zwischen 96.000 u​nd 120.000 Italiener i​n Tunesien, h​inzu kamen 13.000 Malteser. Moncef Bey, d​er am 19. Juni 1942 d​en Thron bestieg, h​atte keinerlei Interesse, ethnische Konflikte, d​ie durch d​en Palästinakonflikt a​uch Tunesien erreichten, z​u schüren. Eher w​ar er misstrauisch gegenüber denjenigen, d​ie die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatten.

Am 9. November 1942 marschierten deutsche u​nd italienische Truppen i​n Tunesien ein, e​ine Woche später siegten s​ie in d​er Schlacht b​ei Medjez-el-Bab. Damit änderte s​ich die Lage i​m Land vollständig. General Walther Nehring a​ls Befehlshaber Tunesien verhängte e​ine Geldbuße v​on 20 Millionen Francs über d​ie jüdische Gemeinde, d​a das „internationale Judentum“ für d​ie anglo-amerikanische Landung i​n Nordafrika verantwortlich sei. Die jüdische Bevölkerung ließ e​r völkerrechtswidrig z​ur Zwangsarbeit b​eim Befestigungsbau heranziehen.[55] Am 6. Dezember 1942 w​urde der Service d​u travail obligatoire eingerichtet, d​er für d​ie Zwangsarbeit zuständig war. Rudolf Rahn beanspruchte für d​as deutsche auswärtige Amt d​ie „Lösung d​er Judenfrage“ a​ls seine Zuständigkeit. Es entstand e​in System v​on Arbeitslagern, d​ie von Theo Saevecke organisiert wurden. Über 2500 Juden starben innerhalb e​ines halben Jahres, a​uch die Wehrmacht beteiligte s​ich an Exekutionen. Zu weiteren Massenmorden k​am es n​ur wegen d​er verschiedenen Interessenlagen Vichys, Italiens u​nd der Führung d​es Afrikakorps n​icht mehr.[56]

Im Tunesienfeldzug besiegten d​ie Alliierten d​ie deutschen Besatzer. Damit w​ar der Afrikafeldzug, d​er vom 9. September 1940 b​is zum 13. Mai 1943 dauerte, beendet. Er h​atte seinen Ausgangspunkt i​n italienisch-britischen Kämpfen a​n der libysch-ägyptischen Grenze genommen, i​n die deutsche Truppen a​uf Seiten d​er Italiener eingegriffen hatten.

Unabhängigkeitskampf (etwa 1911 bis 1956)

Béchir Sfar
Ali Bach Hamba

1907 gründeten Béchir Sfar, Ali Bach Hamba u​nd Abdeljelil Zaouche d​ie reformistische Intellektuellenbewegung Jeunes Tunisiens. Sie zeigte i​hre Organisationskraft i​n der Djellaz-Affäre 1911 u​nd im Boykott d​er Straßenbahn v​on Tunis 1912. Von 1914 b​is 1921 herrschte i​n Tunesien d​er Ausnahmezustand, i​n dem a​uch die Pressefreiheit eingeschränkt wurde. Gegen Ende d​es Ersten Weltkriegs w​urde von e​iner Gruppe u​m Abdelaziz Thâalbi d​ie Destur-Partei gegründet. Sie verkündete n​ach ihrer Gründung a​m 4. Juni 1920 e​in Acht-Punkte-Programm. Der Anwalt Habib Bourguiba, d​er in Zeitschriften d​as Protektoratsregime angegriffen hatte, gründete 1932 zusammen m​it Tahar Sfar, Mahmoud Materi u​nd Bahri Guiga d​ie Zeitschrift L’Action Tunisienne, d​ie neben d​er Unabhängigkeit a​uch für d​en Laizismus eintrat. Diese Position führte a​uf dem Kongress v​on Ksar Hellal a​m 2. März 1934 z​ur Spaltung d​er Destour-Partei. Der islamistische Flügel b​lieb beim a​lten Namen Destour, d​er modernistische u​nd laizistische Flügel nannte s​ich Néo-Destour. Er verlieh s​ich eine Organisation n​ach dem Vorbild europäischer sozialistischer Parteien.

Abdeljelil Zaouche

Nach d​em Scheitern v​on Verhandlungen m​it der Regierung Léon Blum k​am es 1937 z​u blutigen Zwischenfällen, d​ie in d​en Unruhen v​om April 1938 gipfelten. Deren Unterdrückung führte dazu, d​ass der Néo-Destour seinen Kampf i​n den Untergrund verlegte. 1940 lieferte d​as Vichy-Regime Bourguiba a​uf Verlangen Mussolinis a​n Italien aus. Bourguiba r​ief jedoch a​m 8. August 1942 z​ur Unterstützung für d​ie Alliierten auf. Der Tunesienfeldzug d​er Alliierten z​wang die Truppen d​er Achsenmächte a​m 11. Mai 1943 z​ur Kapitulation a​m Kap Bon.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden Verhandlungen m​it der französischen Regierung geführt u​nd Robert Schuman deutete 1950 e​ine schrittweise Unabhängigkeit Tunesiens an; nationalistische Auseinandersetzungen führten 1951 jedoch z​um Scheitern dieser Verhandlungen.

Nach d​er Ankunft d​es neuen Generalresidenten Jean d​e Hauteclocque a​m 13. Januar 1952 u​nd der Verhaftung v​on 150 Destour-Mitgliedern a​m 18. Januar begann e​in bewaffneter Aufstand. Nach d​er Ermordung d​es Gewerkschafters Farhat Hached d​urch die kolonialistische Extremistenorganisation La Main Rouge k​am es z​u Kundgebungen, Unruhen, Streiks u​nd Sabotageaktionen. Frankreich mobilisierte 70.000 Soldaten, u​m die tunesischen Guerilla-Gruppen u​nter Kontrolle z​u bringen. Erst d​ie Zusicherung innerer Autonomie d​urch Pierre Mendès France a​m 31. Juli 1954 entschärfte d​ie Situation. Am 3. Juli 1955 wurden schließlich v​on Tunesiens Premierminister Tahar Ben Ammar u​nd seinem französischen Amtskollegen Edgar Faure d​ie französisch-tunesischen Verträge unterzeichnet. Sie wurden v​om Kongress d​es Néo-Destour a​m 15. November i​n Sfax angenommen. Am 20. März 1956 erkannte Frankreich d​ie Unabhängigkeit Tunesiens an, w​obei es d​ie Militärbasis i​n Bizerta weiterhin behielt. Paris wollte s​eine Kräfte a​uf Algerien konzentrieren, w​o der Krieg, d​er von 1954 b​is 1962 dauerte, eskalierte. Er kostete n​ach offiziellen Angaben 17.459 französische Soldaten d​as Leben, d​ie Aufständischen schätzten i​hre Verluste a​uf 300.000, Schätzungen reichen b​is zu z​wei Millionen Toten. 90 % d​er mehr a​ls eine Million französischen Siedler verließen d​as Land.[57]

Unabhängigkeit (1956), Regierung Bourguiba (bis 1987)

Habib Bourguiba in Bizerta (1952)
Offizielles Foto von Habib Bourguiba

Am 25. März 1956 w​urde die konstituierende Nationalversammlung gewählt. Die Néo-Destour gewann a​lle Sitze. Bourguiba übernahm d​en Parlamentsvorsitz, a​m 11. April w​urde er z​um Premierminister ausgerufen. Das aktive u​nd passive Frauenwahlrecht w​urde am 1. Juni 1959 eingeführt.[58] Auf d​er Basis e​iner Verordnung übten Frauen i​m Mai 1957 erstmals b​ei Stadtratswahlen d​as aktive u​nd passive Wahlrecht aus.[59]

Am 13. August w​urde das Personenstandsgesetz erlassen, a​m 25. Juli 1957 d​ie Monarchie abgeschafft, Tunesien w​urde eine Republik. König Lamine Bey, letzter Herrscher a​us der husainidischen Dynastie, welche Tunesien s​eit 1705 beherrschte, w​ird für abgesetzt erklärt. Bourguiba w​urde am 8. November 1959 z​um ersten Präsidenten d​er Republik Tunesien gewählt.

Am 8. Februar 1958, mitten i​m Algerienkrieg, bombardierten Flugzeuge d​er französischen Streitkräfte d​as tunesische Dorf Sakiet Sidi Youssef (Bombardement v​on Sakiet Sidi Youssef).[60] Bei d​em Angriff starben m​ehr als 70 Bewohner, 130 wurden verletzt. 1961 forderte Tunesien d​ie Rückgabe d​er Militärbasis v​on Bizerta. Es k​am zu e​inem Krieg (Bizerta-Krise), der, n​ach den niedrigsten Angaben 632, n​ach den höchsten 5.000 Tunesier, u​nd 24 o​der 27 Franzosen d​as Leben kostete. Die Basis w​urde am 15. Oktober 1963 zurückgegeben.[61]

Nach d​er Ermordung v​on Salah Ben Youssef, d​em wichtigsten Oppositionellen s​eit 1955, u​nd dem Verbot d​er Kommunistischen Partei a​m 8. Januar 1963 w​urde die Republik Tunesien z​u einem v​on der Néo-Destour geführten Einparteienstaat. Im März leitete Ahmed Ben Salah e​ine sozialistische Politik e​in und verstaatlichte d​ie tunesische Wirtschaft weitgehend. 1969 w​urde Ben Salah entlassen, nachdem e​s zu Unruhen w​egen der Kollektivierung d​er Landwirtschaft gekommen war. Tunesien u​nd Libyen sollten 1974 u​nter dem Namen Arabische Islamische Republik vereinigt werden; dieses Projekt w​urde aber b​ald wieder fallen gelassen.

Die Verurteilung Ben Salahs z​u einer langen Gefängnisstrafe leitete e​ine Periode ein, i​n welcher d​er durch Ahmed Mestiri geführte liberale Flügel d​er mittlerweile i​n PSD umbenannten Partei d​ie Oberhand gewann. Bourguiba w​urde 1975 z​um Präsidenten a​uf Lebenszeit ernannt, d​er Gewerkschaftsbund UGTT gewann während d​er Regierung v​on Hédi Nouira e​ine gewisse Autonomie, u​nd die Menschenrechtsliga w​urde 1977 gegründet.

Zu Beginn d​er 1980er Jahre geriet d​as Land i​n eine politische u​nd soziale Krise, d​eren Ursachen i​n Nepotismus u​nd Korruption, i​n der Lähmung d​es Staates angesichts d​er sich verschlechternden Gesundheit Bourguibas s​owie in Nachfolgekämpfen z​u suchen sind. 1981 erweckte d​ie teilweise Wiederherstellung d​es pluralistischen Systems Hoffnungen, d​ie jedoch bereits m​it der Wahlfälschung i​m November desselben Jahres zerstört wurden. Die blutige Niederschlagung d​er Brot-Unruhen i​m Dezember 1983, d​ie erneute Destabilisierung d​er UGTT u​nd die Verhaftung i​hres Vorsitzenden Habib Achour trugen z​um Sturz d​es Präsidenten u​nd zum Aufkommen d​es Islamismus bei.

Regierung Ben Ali (1987 bis 2011)

Am 7. November 1987 setzte Ministerpräsident Zine el-Abidine Ben Ali d​en Präsidenten m​it der Begründung ab, e​r sei senil. Im Dezember entließ Ben Ali s​echs der n​eun Politbüromitglieder d​er regierenden Parti Socialiste Destourien (PSD) u​nd ersetzte s​ie durch Vertraute. Ende 1987 wurden 2500 Gefangene, darunter a​uch 600 islamische Fundamentalisten, freigelassen. Außenpolitisch setzte Ben Ali a​uf eine engere Zusammenarbeit m​it den Maghreb-Staaten u​nd nahm a​uch die 1985 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen z​u Libyen wieder auf.

Ben Ali w​urde am 2. April 1989 m​it 99,27 % d​er Stimmen gewählt. Er bekämpfte d​en radikalen Islamismus; d​ie Ennahda-Partei w​urde politisch kaltgestellt, Zehntausende Islamisten verhaftet u​nd zu Gefängnisstrafen verurteilt. Das Regime schränkte Bürgerrechte e​in und weitete dieses Instrument über d​en Kreis d​er radikalen Islamisten aus. Laizistische Oppositionelle gründeten 1988 m​it dem Pacte national e​ine Plattform m​it dem Ziel, d​as Regime z​u demokratisieren.

In d​er Präsidentschaftswahl v​on 1994 w​urde Ben Ali m​it 99,91 % d​er Stimmen wiedergewählt, u​nd auch d​ie Wahl v​om 24. Oktober 1999 gewann er. Die Verfassungsänderung d​es Jahres 2002 steigerte n​och den Machtumfang d​es Präsidenten. Am 21. April 2002 f​and ein schwerer Anschlag a​uf die El-Ghriba-Synagoge statt, b​ei dem 21 Touristen starben, 14 d​avon aus Deutschland. Etwa 30 weitere Menschen wurden z​um Teil schwer verletzt.

1995 unterzeichnete Ben Ali e​in Freihandelsabkommen m​it der Europäischen Union. Seit 2008 i​st Tunesien m​it ihr assoziiert.

Während d​er Regierungszeit Ben Alis s​tieg die Bevölkerungszahl, d​ie sich zwischen 1956 u​nd 2010 a​uf über 10 Millionen verdreifachte, zunächst weiter, w​enn auch s​tark verlangsamt an[62], s​o dass d​er langfristige Trend d​er Umwandlung v​on Wald- i​n Landwirtschaftsgebiete s​ich erheblich beschleunigte. Wurden 1922 n​ur etwa 12.000 km² d​es Staatsgebiets landwirtschaftlich genutzt, s​o waren e​s um d​as Jahr 2000 bereits 50.000 km². Zwischen 1940 u​nd 2000 verlor Tunesien infolgedessen 60 % seiner Waldfläche, w​as wiederum d​azu führte, d​ass die Wildbestände dezimiert wurden.[63] Das jährliche Bevölkerungswachstum reduzierte s​ich bis 2007/11 a​uf 1,0 %.[64]

Sturz Ben Alis und politischer Übergang

Beschuss von Demonstranten mit Tränengasgranaten, Januar 2011
Gewerkschafter auf der Avenue Habib Bourguiba in Tunis, 2012

Am 4. Januar 2011 s​tarb der 26-jährige Mohamed Bouazizi, e​in Gemüsehändler, a​n den Folgen e​iner Selbstverbrennung, d​ie er s​ich am 17. Dezember 2010 a​us Protest dagegen zugefügt hatte, d​ass Behörden i​hn willkürlich misshandelt hatten.[65] Protestkundgebungen trugen b​ald Forderungen n​ach Presse- u​nd Meinungsfreiheit vor, mischten s​ich mit Kritik a​n Korruption u​nd Zensur, a​n der Kleptokratie i​n der Umgebung Ben Alis.[66]

Im Januar 2011 verhängte d​ie Regierung e​ine Ausgangssperre über d​ie Hauptstadt u​nd einige Vororte. Präsident Ben Ali reagierte a​uf die Jasminrevolution, benannt n​ach einem Ort südlich v​on Hammamet, m​it der Ausrufung d​es Ausnahmezustands. Er kündigte z​war Neuwahlen an, f​loh jedoch a​m 14. Januar 2011 a​us dem Land.

Die Amtsgeschäfte wurden v​om Verfassungsrat interimistisch a​uf den Parlamentspräsidenten Fouad Mebazaa übertragen, nachdem kurzzeitig Premierminister Mohamed Ghannouchi s​ie geführt hatte.[67] Die u​nter Ghannouchi gebildete Übergangsregierung kündigte Pressefreiheit u​nd die Freilassung a​ller politischen Gefangenen an.[68] Am 3. Februar kündigte Interimspräsident Mebazaâ d​ie Wahl e​iner verfassunggebenden Versammlung an, die, w​ie es hieß, d​en endgültigen Bruch m​it dem Ben-Ali-System einleiten sollte.[69]

Die Wahlen z​ur Verfassunggebenden Versammlung fanden a​m 23. Oktober 2011 s​tatt und stellten d​ie ersten freien Wahlen i​n Tunesien dar.[70] Die meisten Stimmen erhielt d​abei die a​ls gemäßigt islamistisch geltende Partei Ennahda.[71] Die Aufgabe d​er für e​in Jahr gewählten Versammlung i​st es, Präsidentschafts- u​nd Parlamentswahlen z​u organisieren. Bis d​ahin wurde Moncef Marzouki z​um neuen Übergangspräsidenten ernannt. Bis z​ur Ausarbeitung e​iner endgültigen Verfassung w​urde eine Übergangsverfassung abgestimmt,[72] u​m deren e​her laizistische, religiös neutrale, gemäßigt islamistische o​der salafistische Ausrichtung s​ich die Auseinandersetzungen Anfang 2012 zuspitzten.

Die Regierung d​er Ennahda-Partei w​urde heftig kritisiert u​nd für Morde a​n zwei Oppositionspolitikern verantwortlich gemacht.[73] Die instabile Situation brachte u​nter Vermittlung d​er Gewerkschaften e​inen Kompromiss zwischen Regierung u​nd Opposition hervor: Eine Übergangsregierung w​urde gebildet u​nd 2014 wurden Neuwahlen durchgeführt.[74] d​ie Präsidentschaftswahl i​m November/Dezember 2014 gewann Beji Caid Essebsi, d​er 2019 i​m Amt starb, b​ei der Parlamentswahl i​m Oktober 2014 gewann d​ie säkular ausgerichtete Partei Nidaa Tounes, z​u der Essebsi gehörte.

Literatur

Überblickswerke

  • Amy McKenna (Hrsg.): The History of Northern Africa. The Rosen Publishing Group, New York 2010. ISBN 978-1-61530-397-7
  • Paul Sebag: Tunis. Histoire d’une ville. L’Harmattan, Paris 2000, ISBN 2-7384-6610-9
  • Paul Sebag: Histoire des Juifs de Tunisie. Des origines à nos jours. L’Harmattan, Paris 1991. ISBN 978-2-7384-1027-6
  • Harry H. Johnston: A History of the Colonization of Africa by Alien Races. Cambridge University Press, Cambridge 2011. ISBN 978-0-521-23128-2

Ur- und Frühgeschichte

  • Clémentine Gutron: L’archéologie en Tunisie (XIXe-XXe siècles). Jeux généalogiques sur l’Antiquité. Paris/Tunis 2010. ISBN 978-2-8111-0396-5
  • Katherine E. Hoffman, Susan Gilson Miller: Berbers and Others. Beyond Tribe and Nation in the Maghrib. Indiana University Press, 2010. ISBN 978-0-253-22200-8
  • Heinz Günter Horn, Christoph B. Rüger: Die Numider. Reiter und Könige nördlich der Sahara. Ausstellungskatalog Rheinisches Landesmuseum Bonn, Rheinland, Köln 1979, ISBN 3-7927-0498-6 (Kunst und Altertum am Rhein 96 ).
  • Dexter Hoyos: A Companion to the Punic Wars. John Wiley & Sons, Oxford u. a. 2011. ISBN 978-1-4051-7600-2
  • Werner Huß: Geschichte der Karthager. C.H. Beck, München 1985.
  • Gerald Schuster: Die Beduinen in der Vorgeschichte Tunesiens. Die „Invasion“ der Banu Hilal und ihre Folgen. Schwarz, Berlin 2006. ISBN 978-3-87997-330-9

Rom, Vandalen, Byzanz

  • Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche. Kohlhammer-Urban, Stuttgart 2007 (ab S. 76). ISBN 978-3-17-018870-9
  • François Baratte: Die Römer in Tunesien und Libyen. Nordafrika in römischer Zeit. Zaberns Bildbände zur Archäologie, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4459-3
  • Leslie Dossey: Peasant and Empire in Christian North Africa. University of California Press, Berkeley–Los Angeles–London 2010. ISBN 978-0-520-25439-8
  • Abdelmajid Ennabli (Hrsg.): Pour sauver Carthage: exploration et conservation de la cité punique, romaine et byzantine. Paris/ Tunis 1992, ISBN 92-3-202782-8
  • Charles-André Julien: Histoire de l’Afrique du Nord : Tunisie, Algérie, Maroc des origines à la conquête arabe (647 ap. J.-C.). Payot, Paris 1961.
  • Walter Emil Kaegi: Muslim Expansion and Byzantine Collapse in North Africa. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2010. ISBN 978-0-521-19677-2
  • Dennis P. Kehoe: The Economics of Agriculture on Roman Imperial Estates in North Africa, Habil., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988. ISBN 978-3-525-25188-1
  • Anna Leone: Changing Townscapes in North Africa from late Antiquity to the Arab Conquest. Edipuglia, Bari 2007. ISBN 978-88-7228-498-8
  • Claude Lepelley: Afrika. In: Ders.: Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit 44 v. – 260 n. Chr. Die Regionen des Reiches. de Gruyter, Berlin/New York 2001, S. 79–120. ISBN 978-3-598-77449-2
  • E. Lennox Manton: Roman North Africa. Trafalgar Square, London 1988, ISBN 978-1-85264-007-1
  • Georges Tirologos (Hrsg.): L’Afrique du Nord antique. Cultures et paysages, Colloque de Nantes – mai 1996, Presses Univ. Franche-Comté, 1999. ISBN 978-2-913322-47-9
  • Christian Witschel: Zur Situation im römischen Africa während des 3. Jahrhunderts, in: Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Steiner, Stuttgart 2006, S. 145–221. ISBN 978-3-515-08941-8

Muslimische Dynastien und Minderheiten, Osmanen

  • Mohamed Talbi: L’Émirat aghlabide. 184-296 / 800-909. Histoire politique. Paris 1966.
  • Emily Benichou Gottreich, Daniel J. Schroeter (Hrsg.): Jewish Culture and Society in North Africa. Indiana University Press, Bloomington 2011. ISBN 978-0-253-22225-1
  • Ramzi Rouighi: The Making of a Mediterranean Emirate. Ifrīqiyā and its Andalusis, 1200–1400. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2011. ISBN 978-0-8122-4310-9
  • Pierre Grandchamp: Étude d’histoire tunisienne XVIIe-XXe siècle. Paris 1966.
  • Néji Djelloul: Les fortifications cotières ottomans de la Régence de Tunis. Fondation Temimi pour la Recherche Scientifique et l’Information, Zaghouan 1995.
  • Daniel Panzac: Barbary Corsairs. The End of a Legend 1800–1820. Brill, Leiden 2005. ISBN 978-90-04-12594-0
  • Bice Salama: L’insurrection de 1864 en Tunisie. Tunis 1967.
  • Salvatore Speziale: Oltre la peste. Sanità, popolazione e società in Tunisia e nel Maghreb (XVIII-XX secolo). Pellegrini Editore, Cosenza 1997. ISBN 978-88-8101-040-0
  • Robert Brunschvig: La Berberie orientale sous les Hafsides des origines à la fin du XVe siècle, 2 Bde., Paris 1940, 1947.

Jüngste Geschichte

  • Laurent Fourchard, Marie-Emmanuelle Pommerolle: Politique Africaine. La Tunisie en révolution ?, Paris 2011, S. 23–67. ISBN 978-2-8111-3353-5
Commons: Geschichte Tunesiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Zur Vorgeschichte Algeriens vgl. Ginette Aumassip: L’Algérie des premiers hommes, Paris 2001.
  2. Ginette Aumassip: L’Algérie des premiers hommes, Paris 2001, S. 122.
  3. Mohamed Sahnouni und Jean de Heinzelin: The Site of Aïn Hanech Revisitid: New Investigations at this Lower Pleistocene Site in Northern Algeria. In: Journal of Archaeological Science. Band 25, 1998 S. 1083–1101.
  4. John J. Shea, John G. Fleagle, Andrea L. Baden: Out of Africa I: The First Hominin Colonization of Eurasia, 2010, S. 193.
  5. Die Stätte wurde 1947 entdeckt. Vgl. Camille Arambourg: Du Nouveau a l’Ain Hanech, in: Bulletin de la Société d’Histoire Naturelle de l’Afrique du Nord 43 (1952) 152-169. Das hohe Alter der Stätten wurde inzwischen bezweifelt: Denis Geraads, Jean-Paul Raynal, Vera Eisenmann: The earliest human occupation of North Africa: a reply to Sahnouni et al. (2002), in: Journal of Human Evolution 46 (2004) 751–761. Hingegen Merouane Rabhi: Étude de l’Industrie Lithique du Niveau „A“ de Ain Hanech: Approche Expérimentale, in: Athar, Revue Scientifique d’Archéologie et du Patrimoine, Institut d’Archéologie, Université d’Alger, 8 (2009) 13–37.
  6. F. C. Howell, G. Petter: Machairodus africanus Arambourg, 1970 (Carnivora, Mammalia) du Villafranchien d’Ain Brimba, Tunisie, in: Bulletin du Musée d’Histoire Naturelle 9 (1987) 97–119.
  7. John J. Shea, John G. Fleagle, Andrea L. Baden: Out of Africa I: The First Hominin Colonization of Eurasia, 2010, S. 36.
  8. E. G. Gobert: Le gisement paléolithique de Sidi Zin, in: Karthago, Bd. 1, Tunis 1950.
  9. Eric Delson, Ian Tattersall, John A. Van Couvering, Alison S. Brooks: Encyclopedia of Human Evolution and Prehistory, New York 2000, S. 473.
  10. Es handelt sich um drei Unterkiefer, ein Scheitelbein sowie einige Zähne. Die Gruppe wurde zunächst einem Atlanthropus mauritanicus zugewiesen, später dem Homo erectus. Die Werkzeuge gehören dem Acheuléen an.
  11. Nick A. Drakea, Roger M. Blenchb, Simon J. Armitagec, Charlie S. Bristowd, Kevin H. White: Ancient watercourses and biogeography of the Sahara explain the peopling of the desert, in: Proceedings of the National Academy of Sciences 108,2 (2011) 458-462, hier: S. 461.
  12. N. Aouadi-Abdeljaouad, L. Belhouchet: Recent Prehistoric Field Research in Central Tunisia: Prehistoric Occupations in the Meknassy Basin, in: African Archaeological Review 25,1-2 (2008) 75-85.
  13. John Donnelly Fage, Roland Anthony Oliver (Hrsg.): The Cambridge History of Africa, Cambridge University Press 1982, S. 266.
  14. J. D. Fage, Roland Anthony Oliver (Hrsg.): The Cambridge History of Africa, Cambridge University Press 1982, S. 262.
  15. Ahmed Moro, Bernard Kalaora: Le désert. De l’écologie du divin au développement durable, Paris 2006, ISBN 2-7475-9677-X, S. 110.
  16. Ghaki Mansour: Le nouveau monument mégalithique de Makthar : Rapport préliminaire, in: REPPAL X (1997) 63-72.
  17. Zu diesem Krieg vgl. B. Dexter Hoyos: Truceless War. Carthage’s Fight for Survival, 241 to 237 BC, Leiden 2007.
  18. Amy McKenna (Hrsg.): The History of Northern Africa, The Rosen Publishing Group, New York 2010, S. 13.
  19. Bruce Maddy-Weitzman: The Berber Identity Movement and the Challenge to North African States, University of Texas Press 2011, S. 17f.
  20. Das punische Mausoleum von Dougga (franz.)
  21. Wolfgang Kuhoff: Sufetula: Der Wandel eines städtischen Zentrums im spätrömischen Afrika, in: Detlev Kreikenbom, Karl-Uwe Mahler, Patrick Schollmeyer, Thomas M. Weber (Hrsg.): Krise und Kult. Vorderer Orient und Nordafrika von Aurelian bis Justinian, de Gruyter, Berlin 2010, S. 279–315.
  22. Joseph von Kolb: Sabinianus. Ein vergessener römischer Kaiser, Wien 1878.
  23. Karlheinz Dietz: Senatus contra principem, Beck, München 1980, S. 337.
  24. Hsain Ilahiane: Historical dictionary of the Berbers (Imazighen), Scarecrow Press, 2006, S. XVIII.
  25. Dominique Borne, Benoît Falaize: Religions et colonisation. Afrique-Asie-Océanie-Amériques XVIe-XXe siècle, Editions de l’Atelier, Paris 2009, S. 129.
  26. David E. Wilhite: Tertullian the African, Berlin 2007 deutet ihn viel stärker ethnisch und sozialgeschichtlich.
  27. Zu den Auseinandersetzungen zwischen den afrikanischen Kirchen vgl. Brent D. Shaw: Sacred Violence. African Christians and Sectarian Hatred in the Age of Augustine, Cambridge University Press 2011.
  28. Nach Victor von Vita. Vgl. Jakob Haury: Über die Stärke der Vandalen in Afrika, in: Byzantinische Zeitschrift 14 (1905) 527f.
  29. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 79.
  30. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 96.
  31. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 100–102.
  32. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 107.
  33. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, Karte auf S. 111.
  34. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 113f.
  35. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 126.
  36. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 128–130.
  37. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 131.
  38. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 132.
  39. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 135.
  40. Alfred Louis Delattre: La Basilique de Damous El-Karita à Carthage, Constantine 1892, S. 10.
  41. Wolfgang Kaiser: Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, C.H.Beck, München 2007, S. 105–107.
  42. Franz Dölger, Peter Wirth, Andreas E Muller (Hrsg.): Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches: Regesten 565 – 867, C.H.Beck, München 2009, n. 65, S. 24f. vom 11. August 582. Der Bischof wird dort mit „antistes Carthagensium civitatis“ bezeichnet.
  43. Wolfgang Kaiser: Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, C. H: Beck, München 2007, S. 85.
  44. Theologische Realenzyklopädie. Studienausgabe, de Gruyter, Berlin 1993, S. 687f.
  45. G. Camps: Essai de cartographie culturelle: A propos de la frontière de Numidie et de Maurétanie, in: Claude Lepelley, Xavier Dupuis (Hrsg.): Frontières et limites géographiques de l’Afrique du Nord antique. Hommage à Pierre Salama, Paris 1999, S. 43–70, hier: S. 55.
  46. François Decret: Les invasions hilaliennes en Ifrîqiya, Clio, septembre 2003
  47. Alexandre Lézine: Mahdiya, Klincksieck, Paris 1965, S. 137.
  48. Jonah Steinberg: Isma'ili Modern. Globalization and Identity in a Muslim Community, University of North Carolina Press 2011, S. 37.
  49. Artikel Tunis, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VIII, Sp. 1093–1095, hier: Sp. 1095.
  50. Peter C. Sutton, Marjorie E. Wieseman: The Age of Rubens, 1993, S. 235.
  51. Hendrik Lodewijk Wesseling: Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880–1914, Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07543-7, S. 23ff.
  52. Philippe Conrad: Le Maghreb sous domination française (1830–1962), Januar 2003.
  53. Richard H. Curtiss: Women’s Rights. An Affair of State for Tunisia, in: Suha Sabbagh: Arab Women. Between Defiance and Restraint, Northampton, Massachusetts: Olive Branch Press, 1996, S. 33–40, hier: S. 34.
  54. Itzhag Avrahami: Le mémorial de la comunauté Israélite Portuguaise: Les Granas, 1710–1944, Lod 1997.
  55. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 2, Fischer Taschenbuch 1990, ISBN 3-596-24417-X, S. 6860
  56. Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Darmstadt 2006.
  57. Algerien (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive), Universität Hamburg, archive.org, 16. Februar 2008.
  58. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 385.
  59. – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. Abgerufen am 13. November 2018 (englisch).
  60. Le bombardement de Sakiet Sidi Youssef, in: Jeune Afrique, 5. Februar 2007.
  61. Mohamed Lazhar Gharbi: Historiographie de la Tunisie contemporaine. Une colonisation et une décolonisation «en douceur» in: Les Cahiers de Tunisie LVI, n°189-190 (2004) 29-42.
  62. Das CIA World Fact Book nennt für die Jahre 2007 bis 2010 zwischen 2,0 und 2,1 Geburten pro Frau.
  63. David P. Mallon, Steven Charles Kingswood: Antelopes. North Africa, the Middle East, and Asia, International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, Gland/Cambridge 2001, S. 30.
  64. Schätzungen der Weltbank.
  65. Erst ständig Bußen, dann eine Ohrfeige, in: Tages-Anzeiger vom 21. Januar 2011.
  66. Pierre Tristan: Wikileaks Cable: Tunisian Corruption and President Zine el-Abidine Ben Ali, Internet-Portal About.com, abgerufen am 13. Mai 2012.
  67. Übergangs-Präsident ernannt – Militär greift ein
  68. Regierung will Pressefreiheit und Amnestie RP ONLINE, 17. Januar 2011
  69. Tunesien auf dem Weg zu neuer Verfassung (Memento vom 17. Januar 2012 im Internet Archive), in: Zeit online, 4. Februar 2011.
  70. Tunesien geht zur ersten freien Wahl, in: Spiegel online, 23. Oktober 2011.
  71. Islamisten gewinnen mit großem Vorsprung, in: Süddeutsche Zeitung, 28. Oktober 2011.
  72. Übergangsverfassung in Tunesien verabschiedet in: Rheinische Post Online, 11. Dezember 2011.
  73. 14 Schüsse gegen die Demokratie, in: Die Zeit, 26. Juli 2013.
  74. Tunesiens Regierung bereit zum Rücktritt, in: Die Zeit, 28. September 2013.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.