Komitee für Nichteinmischung in die Angelegenheiten Spaniens

Das Komitee für Nichteinmischung i​n die Angelegenheiten Spaniens w​ar ein v​on Frankreichs Präsidenten Albert Lebrun einberufener transnationaler Ausschuss während d​es Spanischen Bürgerkrieges 1936–1939, d​er die europäischen Großmächte v​on einem Eingreifen i​n den Bürgerkrieg abzuhalten versuchte. Der Ausschuss, d​em Vertreter a​us Frankreich, England, d​em Deutschen Reich, d​er Sowjetunion, Italien u​nd 22 weiteren Staaten angehörten, t​rat am 9. September 1936 i​n London z​u seiner ersten Sitzung zusammen. Er w​ar Teil d​er Appeasement-Politik gegenüber Hitler u​nd Mussolini.

Das Ziel d​es Nichteinmischungskomitees w​ar es, e​inen Krieg dadurch z​u verhindern, d​ass sich a​lle großen Nationen dagegen positionieren.[1] Des Weiteren wollten westliche Staaten verhindern, d​ass sich v​iele Freiwillige d​en Internationalen Brigaden anschließen.[2] Die Sowjetunion u​nter Stalin, welche Waffen a​n Teile d​es republikanischen Spaniens lieferte, saß ebenfalls i​n dem Nichteinmischungskomitee.[3] Auch d​as Deutsche Reich, u​nter Adolf Hitler,[4] u​nd Italien, u​nter der faschistischen Diktatur v​on Benito Mussolini,[2] gehörten d​em Komitee an, obwohl Deutschland, m​it der Legion Condor (die u​nter anderem d​ie baskische Stadt Guernica bombardierte) a​ktiv am Spanischen Bürgerkrieg beteiligt war, u​nd Italien, m​it dem Corpo Truppe Volontarie ebenfalls Truppen z​ur Unterstützung d​es Franquismus entsandte.[1]

Zum Zeitpunkt d​er ersten Sitzung bombardierten deutsche u​nd italienische Flugzeuge bereits Madrid. Mit i​hrer Nichteinmischungspolitik w​urde die Machtergreifung Francos v​on den europäischen Mächten zumindest bewusst i​n Kauf genommen. Sechs Wochen n​ach dieser Sitzung, a​m 28. Oktober 1936, griffen sowjetische Panzer u​nd Flugzeuge erstmals i​n die Kämpfe u​m Madrid ein.

Der Nichteinmischungsausschuss t​agte ausdauernd, ergebnislos u​nd erfolglos. Ein Jahr n​ach Beginn d​es spanischen Bürgerkrieges w​urde ein Plan z​ur internationalen Kontrolle d​es Konfliktes vorgelegt, n​ach weiteren sechzehn Monaten erörterte Léon Blum i​n seiner Zeitung Le Populaire d​ie Frage, o​b der Plan angewandt werden solle.

Am 28. Oktober 1936 erklärte d​er sowjetische Botschafter Iwan Michailowitsch Maiski i​n London, zugleich Repräsentant i​n dem Nichteinmischungskomitee, s​ein Land fühle s​ich durch d​as Abkommen n​icht stärker gebunden a​ls Deutschland, Italien u​nd Portugal.[5] Des Weiteren bemerkte a​m 27. November 1936 d​er italienische Botschafter i​n Paris z​u seinem amerikanischen Kollegen Bullitt, d​ass Italien Franco weiter unterstützen werde, selbst w​enn Russland d​ie Republik fallen ließe, d​enn Francos Kräfte s​eien nicht ausreichend, u​m ganz Spanien z​u erobern.[6]

Das Nichteinmischungskomitee schwächte d​ie republikanischen Kämpfe g​egen den Franquismus. Auf Druck d​es Komitees wurden i​m September 1938[7] d​ie Internationalen Brigaden abgezogen. Die Legion Condor u​nd das Corpo Truppe Volontarie blieben jedoch i​n Spanien; d​ies kam e​inem Todesstoß gleich.[4]

In seiner dreißigsten Sitzung a​m 19. Mai 1939 stellte d​er Ausschuss fest, d​ass die Feindseligkeiten beendet u​nd der Bürgerkrieg entschieden war. Er stellte fest, d​ass er nichts z​u tun habe, u​nd löste s​ich auf.

Literatur

  • Pierre Broué, Émile Témime: Revolution und Krieg in Spanien. Geschichte des spanischen Bürgerkrieges („La révolution et la guerre d'Espagne“). 5. Aufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-518-27718-9, S. 407–423.
  • Walther L. Bernecker: Krieg in Spanien. 1936–1939. Primus Verlag, Darmstadt 1997, ISBN 3-89678-047-6, S. 47–115.

Einzelnachweise

  1. Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg, C. Bertelsmann, München 2006, ISBN 978-3-570-00924-6.
  2. Alfred Klahr Gesellschaft.at: Hans Hautmann: Spanien 1936, Nr. 1/2006
  3. der Freitag.de: Rudolf Walter: „Sowjetspanien“ und „Advokatenrepublik“, in: der Freitag, 13. Juli 2001
  4. erinnern.at: Peter Ladstätter: 70 Jahre Spanischer Bürgerkrieg
  5. Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg, ISBN 978-3-442-15492-0, 2. Auflage, S. 224.
  6. Hugh Thomas: Der spanische Bürgerkrieg, Verlag Ullstein, Berlin West 1962, S. 268.
  7. infopartisan.net: Hans Christian Kirsch: Spanischer Bürgerkrieg 1936–1939, trend-onlinezeitung, 7/8-06
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