Udine
Udine [ˈuːdine] ; (furlanisch Udin[4]; slowenisch Videm; deutsch und keltisch Weiden[5][6][7][8], wenig verwendet) ist eine Stadt in der Region Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens.
Udine Udin[1] | ||
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Staat | Italien | |
Region | Friaul-Julisch Venetien | |
Koordinaten | 46° 4′ N, 13° 14′ O | |
Höhe | 113 m s.l.m. | |
Fläche | 56 km² | |
Einwohner | 99.051 (31. Dez. 2019)[3] | |
Fraktionen | Baldasseria, Beivârs, Casali Sartori, Chiavris, Cormôr, Cussignacco, Gervasutta, Godia, Laipacco, Molin Nuovo, Paderno, Paparotti, Rizzi, San Bernardo, San Domenico, San Gottardo, Sant’Osvaldo, San Paolo, San Rocco, Sant’Ulderico, Vât, Villaggio del Sole | |
Postleitzahl | 33100 | |
Vorwahl | 0432 | |
ISTAT-Nummer | 030129 | |
Volksbezeichnung | Udinesi | |
Schutzpatron | Hermagoras und Fortunatus | |
Website | Udine | |
Mit 99.341 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) ist Udine nach Triest die zweitgrößte Stadt der Region und zählt als wichtigste Stadt der historischen Landschaft Friaul. Eine Einwohnerzahl von über 100.000 bestätigte das Standesamt Anfang 2013 das erste Mal seit 25 Jahren.[9]
Bis 2018 war Udine die Hauptstadt der Provinz Udine, die dann aufgelöst wurde.
Geografie
Die Stadt liegt auf 46,07° n. B. und 13,24° ö. L. zwischen den Südalpen und der Adria, nur 20 km von der slowenischen Grenze entfernt.
Klima
Das Klima von Udine hat vorwiegend kontinentalen Charakter, jedoch weniger ausgeprägt als in den Städten der zentralen und westlichen Poebene. Die Temperaturen sind im Sommer ziemlich hoch und im Winter relativ streng. Im Winter fällt am wenigsten Regen, wogegen im Sommer häufig Gewitter auftreten, die auch von schwerem Hagel begleitet sein können. Udine gilt als regenreichste (Ex-)Provinzhauptstadt Italiens. In Udine können plötzliche Temperaturwechsel sowohl im Sommer als auch und vor allem im Winter auftreten. Milde und feuchte Luft aus der Adria kann schnell durch trockene und kalte Luftmassen kontinentalen Ursprungs ersetzt werden. Mit etwa 10 cm Schneefall jährlich ist Udine eine der schneeärmsten Städte Norditaliens. Der meiste Schnee der letzten Jahrzehnte fiel zu folgenden Zeiten:
- Januar 1985 (50 cm Anhäufung),
- Januar 1987 (40 cm),
- 31. Dezember 1996 (30 cm),
- 21. Februar 2005 (20–25 cm),
- 3. März 2005 (15 cm),
- 29. Dezember 2005 (18 cm),
- 17. Dezember 2010 (20–25 cm)
Ein Kälterekord wurde im Dezember 2009 mit −19,8 °C erreicht.[10]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Udine, Friaul-Julisch Venetien
Quelle: WMO |
Geschichte
An der Stelle des heutigen Udine stand wahrscheinlich in römischer Zeit der Ort Utina. Erstmals erwähnt wird die Stadt im Jahr 983 in einer von Kaiser Otto II. verbrieften Urkunde, der damals Udine dem Patriarchen von Aquileia schenkte, der 1238 seine Residenz dorthin verlegte. Zu jenen Zeiten waren Städte mit Stadtmauern befestigt; im Fall von Udine wurden sie im Laufe der Jahrhunderte fünfmal erweitert, um der wachsenden Bevölkerung mehr Platz zu geben. Zur fünften und letzten Mauer, welche die Stadt fast kreisförmig umlief, gehört der Turm der Porta Aquileia. In der Via Mercatovecchio entstand der erste Markt, der im Jahre 1223 von dem Patriarchen Berthold von Andechs dem damals mittelalterlichen Flecken gewährt wurde. „Die Marktfreiheit zusammen mit der (1248 gewährten) Steuerfreiheit zogen viele Freie an, die so burgenses, d. h. Bürger von Udine wurden, neue Häuser errichteten, den von Mauern umgebenen Flecken vergrößerten und zur Stadt machten“. Erst im 14. Jahrhundert erlangte der Ort auf Betreiben des Patriarchen von Aquileia, Bertrand de Saint-Geniès, an Bedeutung. 1420 fiel Friaul unter die Herrschaft Venedigs. Im Unglücksjahr 1511 griffen bürgerkriegsähnliche Zustände um sich, ein schweres Erdbeben zerstörte die Stadt und schließlich brach die Pest aus. 1752 wurde Udine Sitz eines Erzbischofs.
Nach dem Untergang der Republik Venedig wurden im Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) die Machtverhältnisse in Oberitalien neu geregelt. Udine kam damals unter die Herrschaft der Habsburger. Es wurde sodann 1805 dem napoleonischen Königreich Italien einverleibt und Hauptstadt des Departements Passariano. Am 25. Oktober 1813 besetzten österreichische Truppen die Stadt und sie blieb von da an unter österreichischer Herrschaft, da sie nach dem Wiener Kongress ein Teil des Königreichs Lombardo-Venetien wurde. Udine war 1848 die erste Stadt, die nach dem Aufstand in Venedig von Österreich abfiel und am 23. März die österreichische Besatzung zum Abzug zwang. Sie musste sich jedoch bereits am 23. April 1848 nach mehrstündiger Beschießung wieder unterwerfen, woraufhin österreichische Truppen unter Graf Nugent in Udine einrückten. In dieser Zeit wurde sie auch deutsch Weiden in Friaul genannt. 1866 fielen dann im Prager Frieden Udine wie auch ganz Friaul und Venetien an das neu gegründete Königreich Italien. Im Ersten Weltkrieg war Udine von 1915 bis 1917, bis zur Niederlage in der Schlacht von Karfreit, Sitz des italienischen Oberkommandos. Im Zweiten Weltkrieg stand Udine zwischen 1943 und 1945 unter deutscher Besatzung.
Im 17. und 18. Jahrhundert eiferten einheimische Adelsfamilien mit den reichen Patriarchen in einem kostspieligen Wettstreit um die prachtvollsten Paläste. So kam auch Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) von Venedig nach Udine, um Palazzi auszuschmücken.[11]
Sehenswürdigkeiten
- Der Dom, Duomo di Santa Maria Annunziata, ist die Kathedrale des Erzbistums Udine
- Das Dom-Museum (Museo del Duomo) im Baptisterium sowie in den Kapellen San Nicolò und Corpore de Cristo des Domes
- Das Oratorio della Purità mit Fresken von Giovanni Battista Tiepolo und dem Sohn Giandomenico Tiepolo
- Der Palazzo Patriarcale ist Ort des Diözesanmuseums und der Tiepolo-Galerien (Museo diocesano e gallerie del Tiepolo). Der Palast ist wegen der Fresken von Giovanni Battista Tiepolo bekannt.
- Loggia del Lionello: das Rathaus wurde von 1448 bis 1457 im Stil der venezianischen Gotik mit offener Loggia im Parterre erbaut
- Castello di Udine: Der Bogen spannt sich von einer Galerie antiker Kunst, einem Archäologiemuseum, über eine Galerie der Entwürfe und Drucke bis hin zum Friulanischen Museum der Fotografie.
- Die Casa Cavazzini (16. Jahrhundert) mit dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst.[12] Ende des 19. Jahrhunderts von Antonio Marangoni gegründet, setzte sich die Galerie zum Ziel, Werke junger Künstler anzukaufen, um eine Sammlung zeitgenössischer Kunst zu schaffen.
- Palazzo Valvason Morpurgo: Der Palast bewahrt die Archive von Architektur und Design auf, ist Gastgeber von Ausstellungen zur Thematik und nimmt sich verschiedener friulanischer Projekte an.
- Piazza Giacomo Matteotti: Ist der älteste Platz in Udine nach der Piazza della Liberta
- Kapelle Manin: Die Kapelle Manin kann wochentags nach Voranmeldung besucht werden.
Bildung
Eine wichtige Rolle für die Stadt spielt die 1978 gegründete Universität Udine, deren knapp 16.000 Studenten den jungen Eindruck der Stadt prägen.
- Karte der Stadt (um 1650)
- Castello di Udine
- Piazza Libertà und Loggia di San Giovanni
- Uhrturm der Loggia di San Giovanni
- Loggia del Lionello bei Nacht
- Piazza San Giacomo
Städtepartnerschaften und -freundschaften
Udine pflegt neun Städtepartnerschaften und sieben Städtefreundschaften:[13][14]
Städtepartnerschaften
- Esslingen am Neckar, Deutschland, seit 1958
- Vienne, Frankreich, seit 1959
- Neath Port Talbot County Borough, Wales, seit 1960
- Norrköping, Schweden, seit 1964
- Schiedam, Niederlande, seit 1970
- Villach, Österreich, seit 1979
- Maribor, Slowenien, seit 1985
- Albacete, Spanien, seit 2002
- Yaoundé, Kamerun, seit 2008
Städtefreundschaften
- Bikaner, Indien
- Klagenfurt, Österreich
- Óbuda, Ungarn
- Piotrków Trybunalski, Polen
- Resistencia, Argentinien
- Velenje, Slowenien
- Windsor, Kanada
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Giovanni da Udine (1487–1564), Maler der Renaissance
- Luca Carlevarijs (1663–1730), Maler
- Francesco Pavona (≈ 1695–1777), Maler
- Sanctus Seraphin (1699–1776), Geigenbauer
- Aloisius Scrosoppi (1804–1884), Heiliger der römisch-katholischen Kirche
- Carlo Belgrado (1809–1866), Bischof von Ascoli und Patriarch von Antiochien
- Alberto Mazzucato (1813–1877), Komponist und Musikpädagoge
- Romilda Pantaleoni (1847–1917), Opernsängerin
- Viktor Dankl (1854–1941), Generaloberst der Österreich-Ungarischen Armee
- Carlo Braida (1868–1929), Radrennfahrer
- Tina Modotti (1896–1942), Fotografin, Schauspielerin, Revolutionärin
- Dino Basaldella (1909–1977), Bildhauer
- Mirko Basaldella (1910–1969), Maler
- Ottavio De Liva (1911–1965), Erzbischof und Diplomat
- Alfredo Foni (1911–1985), Fußballspieler und -trainer
- Afro Basaldella (1912–1976), Maler
- Bruno Chizzo (1916–1969), Fußballspieler
- Sergio Graziani (1930–2018), Schauspieler und Synchronsprecher
- Giovanni Bruno Vicario (1932–2020), Psychologe
- Bruno Sacco (* 1933), Autodesigner
- Mario David (1934–2005), Fußballspieler und -trainer
- Attilio Maseri (1935–2021), Kardiologe
- Giuseppe Virgili (1935–2016), Fußballspieler
- Francesco Janich (1937–2019), Fußballspieler
- Getulio Alviani (1939–2018), Maler und Objektkünstler
- Andrea Centazzo (* 1948), Schlagzeuger und Komponist
- Corrado Barazzutti (* 1953), Tennisspieler
- Dalila Di Lazzaro (* 1953), Schauspielerin und Model
- Luigi De Agostini (* 1961), Fußballspieler
- Edi Orioli (* 1962), Motorradrennfahrer
- Glauco Venier (* 1962), Jazzpianist
- Giuseppe Battiston (* 1968), Schauspieler
- Francesco Renga (* 1968), Sänger und Liedermacher
- Isabella De Monte (* 1971), Politikerin
- Fabio Masotti (* 1974), Radrennfahrer
- Chiara Cainero (* 1978), Sportschützin
- Emanuele Blandamura (* 1979), Boxer
- Alessandro Talotti (1980–2021), Leichtathlet
- Alessia Tuttino (* 1983), Fußballspielerin
- Corinna Boccacini (* 1985), Snowboarderin
- Mara Navarria (* 1985), Fechterin
- Elena Cecchini (* 1992), Radrennfahrerin
- Matteo Fabbro (* 1995), Radrennfahrer
- Alessandro Piu (* 1996), Fußballspieler
- Alex Meret (* 1997), Fußballspieler
Personen mit Bezug zur Stadt
- Ludolf Jacob von Alvensleben (1899–1953), SS- und Polizeikommandeur im Zweiten Weltkrieg
Sport
Der Fußballverein Udinese Calcio, gegründet 1896, ist einer der ältesten Clubs in Italien. Zu seinen größeren Erfolgen gehört der zweite Platz in der Saison 1954/55 und der dritte Platz in der Saison 1997/98 in der Serie A, sowie eine Teilnahme an der Champions League in der Saison 2005/06.
Berufsspieler hat auch Rugby Udine FVG. Der 1928 gegründete Club vertritt die Stadt von Beginn an beim Campionato di Eccellenza, der italienischen Meisterschaft im Rugby, spielt jedoch gegenwärtig in der (zweitklassigen) Serie A, die als Unterbau des sogenannten Top 10 gilt.
Im Basketball war Pallalcesto Amatori Udine, besser bekannt als Snaidero Udine, bis 2009 in der Serie A vertreten.
Am 3. Juni 1990 war Udine Zielort der 13. Etappe des Giro d’Italia mit einem Sieg von Mario Cipollini. Im selben Jahr fanden im Stadio Friuli drei Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in der Gruppe E statt.
Literatur
- Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell’arte. Bruno Fachin Editore, Triest 1998, ISBN 978-88-85289-57-4, S. 283–295.
- Elena Commessatti: Udine. Una guida. Odós, Udine 2014, ISBN 978-88-96303-27-6.
- Touring Club Italiano: Udine e provincia. Palmanova, Aquileia, Carnia, Tagliamento. Guide Verdi D'italia, 2012, ISBN 978-88-365-6018-9.
Weblinks
- Webpräsenz der Stadt Udine (italienisch)
- Udine. In: Friaul entdecken. italia.it, abgerufen am 2. April 2019.
Einzelnachweise
- https://arlef.it/app/uploads/documenti/DPReg_Toponimi_ALLEGATO.pdf S. 174
- https://arlef.it/app/uploads/documenti/DPReg_Toponimi_ALLEGATO.pdf S. 174
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- https://arlef.it/app/uploads/documenti/DPReg_Toponimi_ALLEGATO.pdf S. 174
- Intorno alla origine della citta di Udine ragionamento postumo von Paolo Fistulario, S. 23 https://books.google.de/books?id=9-1VAAAAcAAJ&pg=PA23&lpg=PA23&dq=Weiden+Udine&source=bl&ots=kfnnV7UxqI&sig=ACfU3U3msTHWgJR0mhEwqhlaMjaNjgAUJA&hl=it&sa=X&ved=2ahUKEwiUjc7X2pz0AhUhif0HHQLLCfMQ6AF6BAglEAM#v=onepage&q=Weiden%20Udine&f=false
- Lexicon manuale, geographiam antiquam et mediam cum Lat. tum Germ. illustrans von Johann Wilhelm Müller, S. 121 https://books.google.de/books?id=7zrjJpuL7ZQC&pg=RA3-PA121&lpg=RA3-PA121&dq=Weiden+im+Friaul&source=bl&ots=r9OGXr_2jh&sig=ACfU3U3rxMXV85I9QudUmcobXaR1jNLs9g&hl=it&sa=X&ved=2ahUKEwiIsvWU2pz0AhUIC-wKHewEB_8Q6AF6BAgNEAM#v=onepage&q=Weiden%20Friaul&f=false
- http://www.viaggioinfriuliveneziagiulia.it/wcms/index.php?udine
- https://lignano.it/de/web/Udine/dintorno_1004.html
- Popolazione, Udine resta sopra 100 mila. In: Messaggero Veneto vom 22. Januar 2013, abgerufen am 26. Oktober 2019.
- Gemessen durch die Wetterstation Udine Rivolto WMO 16046 am 20 Dezember 2009.: Udine Rivolto. In: Temperature estreme in Toscana. (altervista.org [abgerufen am 11. Februar 2018]).
- Carla Mueller: Giovanni Battista Tiepolos Fresken im ehemaligen Patriarchenpalast zu Udine ( = Manuskripte für Kunstwissenschaft in der Wernerschen Verlagsgesellschaft 45). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995, ISBN 978-3-88462-944-4.
- siehe auch: Museo di arte moderna e contemporanea in der italienischen Wikipedia
- A Udine tutte le città gemellate 22/25 ott ǀ Udine 20. Abgerufen am 30. Januar 2022.
- Gemellaggi e relazioni internazionali (deutsch: Städtepartnerschaften und -freundschaften). In: comune.udine.it, abgerufen am 26. Oktober 2019.