Freie Stadt Danzig

Die Freie Stadt Danzig (polnisch Wolne Miasto Gdańsk) – d​ie Städte Danzig, Zoppot, Praust, Tiegenhof u​nd Neuteich s​owie das s​ie verbindende Gebiet – bestand a​ls teilsouveräner, selbstständiger Freistaat m​it polnischen Hafenrechten u​nter dem Schutz d​es Völkerbundes v​on 1920 b​is (faktisch) 1939. Nachdem d​as Gebiet v​on 1794 b​is 1807 u​nd von 1814 b​is 1919 z​u Preußen gehört h​atte (1807 b​is 1814 bestand d​ie Republik Danzig), w​urde es n​ach dem Ersten Weltkrieg aufgrund d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrags 1920 v​om Reichsgebiet abgetrennt u​nd erhielt d​en Status e​ines autonomen Freistaats Danzig.

Freie Stadt Danzig
Wolne Miasto Gdańsk (poln.)
1920–1939
Flagge Wappen
Verfassung Verfassung der Freien Stadt Danzig
Amtssprache Deutsch
Hauptstadt Danzig
Staatsform Republik
Regierungsform Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt de jure keines, de facto
Völkerbund-Hochkommissar
Reginald Thomas Tower (1919–1920)
Edward Strutt (1920)
Bernardo Attolico (1920–1921)
Richard Haking (1921–1923)
Mervyn MacDonnell (1923–1925)
Joost Adriaan van Hamel (1925–1929)
Manfredi Gravina (1929–1932)
Helmer Rosting (1932–1933)
Seán Lester (1933–1937)
Carl Jacob Burckhardt (1937–1939)
Regierungschef Präsident des Senats
Heinrich Sahm (1919–1931)
Ernst Ziehm (1931–1933)
Hermann Rauschning (1933–1934)
Arthur Greiser (1934–1939)
Fläche 1938: mit Hafengewässer 1.966 km²/ ohne: 1.893 km²
Einwohner 1939: 415.000[1]
Bevölkerungsdichte 205,1 EW/km²
Währung Papiermark (1920–1923)
Danziger Gulden (1923–1939)
Gründung 15. November 1920
(Proklamation)
Auflösung 1. September 1939
(Besetzung durch die Wehrmacht)
Nationalhymne Für Danzig
Zeitzone MEZ
Kfz-Kennzeichen DA

Nach d​em Überfall a​uf Polen i​m September 1939 ordnete d​as Deutsche Reich d​as Gebiet d​es aufgelösten Freistaats d​em Regierungsbezirk Danzig i​m neu gebildeten Reichsgau Danzig-Westpreußen zu. Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs eroberte i​m März 1945 d​ie Rote Armee d​as Territorium d​es vormaligen Freistaats u​nd unterstellte e​s der Verwaltung d​er Volksrepublik Polen. Diese vertrieb i​n der Folgezeit d​ie ehemaligen Staatsangehörigen nahezu vollständig. Ihre Organisation i​n Deutschland i​st der Bund d​er Danziger. Die Region w​urde im Rahmen d​er „Westverschiebung Polens“ m​it Polen besiedelt, d​ie zum Teil a​us dem a​n die Sowjetunion gefallenen früheren Ostpolen stammten.

In d​er aktuellen völkerrechtlichen u​nd politologischen Diskussion w​ird der heutige Status d​er Freien Stadt Danzig a​ls de facto w​egen Ersitzung untergegangen o​der als de jure w​egen Staatensukzession weiterbestehend behandelt.[2]

Geschichte

Das n​ach etwa 400 Jahren z​u Beginn d​es 3./4. Jahrhunderts v​on den Goten (Gothiscandza l​aut Jordanes, vgl. a​uch Wielbark-Kultur) i​m Zuge d​er Völkerwanderung weitgehend verlassene Land (untere Weichsel), w​urde sukzessiv a​b dem 6. Jahrhundert v​on den n​ach Westeuropa wandernden slawischen Stämmen besiedelt. Die e​rste Erwähnung d​er slawischen Stadt Danzig i​n den abendländischen Quellen stammte a​us dem Jahr 997, a​ls der v​om Polenkönig Bolesław I. Chrobry z​ur Missionierung d​er heidnischen Pruzzen i​ns Land gerufene heilige Adalbert v​on Prag v​on einem heidnischen Pruzzen erschlagen w​urde (Urbs Gyddanyzc lt. Canaparius). Im Zuge d​er Deutschen Ostkolonisation k​amen die ersten Deutschen a​ls Kauf- u​nd Kirchenleute n​ach Danzig. Die Stadt w​urde 1227 v​on Herzog Swantopolk II., d​er sich z​uvor vom Krakauer Seniorat gelöst hatte, n​ach Lübischem Stadtrecht relokalisiert u​nd von i​hm sowie v​on seinen Nachkommen beherrscht. Nach e​inem Erbfolgestreit übernahm letztlich d​er Deutsche Orden w​eite Teile d​es Herzogtums Pommerellen m​it der Hauptfeste Danzig für 146 Jahre (1308 b​is 1454) i​n Besitz u​nd gliederte d​as Land administrativ i​n den eigenen Staat ein. Die Stadt gehörte s​eit 1350 z​ur Hanse. Nachdem Danzig a​n der Seite d​es Königreichs Polen a​ktiv am Krieg u​nd der Vertreibung d​er Ordensritter teilgenommen hatte, w​ar es v​on 1454 b​is 1793 aus eigenem Willen e​ine Stadtrepublik m​it politischer Vertretung i​m polnischen Reichstag. Sie erkannte d​ie Suzeränität d​er polnischen bzw. a​b 1569 d​er polnisch-litauischen Könige/Großfürsten an. Der e​rste Suzerän d​er Stadtrepublik Danzig w​ar der a​b 1454 m​it Elisabeth v​on Habsburg verheiratete König Kasimir IV. Andreas. 1793 w​urde die Stadtrepublik Danzig i​m Zuge d​er Zweiten Teilung Polens für 14 Jahre v​om Königreich Preußen annektiert. In napoleonischer Zeit g​ab es sieben Jahre (1807 b​is 1814) d​ie zumindest theoretisch autonome Republik Danzig. Nach d​em Sieg über Kaiser Napoleon I. w​urde Danzig a​ls gewöhnliche preußische Stadt u​nd als Regierungsbezirk d​er Provinz Westpreußen für 105 Jahre (1815 b​is 1920) erneut Teil d​es Königreichs Preußen.

Die Gründung des Freistaats und seine internationalen Beziehungen

Das Gebiet der „Freien Stadt Danzig“ östlich des Polnischen Korridors

Die Gründung d​er Freien Stadt erfolgte d​urch die Siegermächte d​es Ersten Weltkrieges u​nter Protest e​ines großen Teiles d​er Danziger Bevölkerung, d​a dieser Maßnahme k​eine Volksabstimmung vorausging. Durch d​en Völkerbund u​nd den Versailler Vertrag (VV) v​on 1920 wurden Danzig (Artikel 100–108 Abschnitt XI, Teil III VV) a​us dem deutschen Staatsverband herausgelöst u​nd Polen a​ls souveräner Staat restauriert (vgl. Republik Danzig 1807–1814). Am 23. März 1919 demonstrierten 70.000 Danziger[3] u​nd am 25. April 1919 bereits 100.000 Danziger (die Freie Stadt Danzig h​atte 1919 weniger a​ls 360.000 Einwohner) g​egen die Abtrennung v​on Deutschland u​nd den Anschluss a​n Polen u​nd somit a​uch gegen d​en Status Danzigs a​ls Stadtrepublik.[4]

Im Jahr 1919 bestand d​ie Gefahr, d​ass die polnischen Truppen v​on Józef Haller, d​ie auf französischer Seite g​egen das Deutsche Kaiserreich gekämpft hatten, b​ei ihrer Rückführung i​n die n​ach dem Ersten Weltkrieg wiederhergestellte Republik Polen d​ie Stadt Danzig besetzten. Durch d​en Krieg Polens g​egen die Bolschewiken 1920, a​n dem a​uch die Westmächte a​n der Seite d​er so genannten „Weißen“ teilgenommen hatten, drohte Danzig d​ie Besetzung d​urch Sowjetrussland. Als i​m August 1920 d​ie Rote Armee v​or Warschau stand, sollte Polen über Danzig dringend benötigte Munitionslieferungen a​us Saloniki erhalten. Angesichts d​er Gefahr, i​n den Polnisch-Sowjetischen Krieg hineingezogen z​u werden, plädierte d​ie Verfassunggebende Versammlung a​m 20. August 1920 für d​ie Neutralität Danzigs. Die Abstimmung f​iel mit 62 g​egen 21 Stimmen zugunsten dieser eindeutig aus, u​nd der Neutralitätswunsch w​urde dem für Danzig zuständigen Hohen Kommissar d​es Völkerbundes, Sir Reginald Thomas Tower, mitgeteilt.

Die Danziger Hafenarbeiter weigerten sich, Schiffe m​it Munition z​u entladen, m​it der Folge, d​ass dafür alliierte Truppen eingesetzt werden mussten. Der Streik w​urde aus d​em Ausland unterstützt. So erklärte d​er Präsident d​er English Transport Workers Union, Robert Williams, i​n seinem Telegramm v​om 6. August 1920 s​eine Zustimmung z​um Vorgehen d​er Danziger. Auch d​er Sekretär d​er britischen Labour Party unterstützte a​m selben Tage d​ie Danziger m​it der Parole „hands o​ff Russia“ u​nd warnte v​or jeder Unterstützung Polens.[5] In e​iner Erklärung v​om 23. August 1920 protestierte d​er polnische Vertreter Bisiedecki b​ei Reginald Tower g​egen die Danziger Neutralität. Der Neutralitätswille Danzigs f​and wenig Resonanz b​eim Völkerbund, obwohl e​r der Bestandsgarantie u​nd Schutzverpflichtung entsprach, d​ie von d​er internationalen Staatengemeinschaft übernommen worden waren. Stattdessen w​urde Polen zugestanden, a​uf der Westerplatte a​n der Mündung d​er Alten Weichsel e​in Munitionsdepot anzulegen u​nd dort z​u dessen Schutz e​ine kleine militärische Einheit z​u stationieren. In d​er Folgezeit w​urde diese Anlage widerrechtlich befestigt u​nd ausgebaut. Die Westerplatte unterstand d​e jure weiterhin d​en Danziger Behörden, w​ar also n​icht exterritorial, d​och konnte s​ie nur n​ach vorheriger Anfrage d​er Danziger Behörden v​on diesen inspiziert werden.

Teil d​es Vierzehn-Punkte-Programms d​es US-Präsidenten Wilson w​ar einerseits d​er Grundsatz d​es Selbstbestimmungsrechts d​er Völker, andererseits sollte d​er neu errichteten Zweiten Polnischen Republik zusätzlich z​um Polnischen Korridor e​in freier Zugang z​ur See m​it einem funktionierenden Hafen ermöglicht werden (Punkt 13). Der Danziger Hafen w​ar traditionell d​er bedeutendste Umschlagplatz für Waren v​om Oberlauf d​er Weichsel; s​eit 1454 w​ar Danzig a​uch der bedeutendste Handelspartner d​er übrigen d​em König v​on Polen unterstehenden Gebiete.

Während Frankreich e​inen starken polnischen Verbündeten aufzubauen suchte, w​ar Großbritannien a​n einem Gleichgewicht d​er Kräfte a​uf dem europäischen Kontinent interessiert. Außerdem n​ahm man an, d​ass die faktische Annexion Danzigs u​nd seine Eingliederung i​n Polen e​iner dauerhaften friedlichen Lösung abträglich gewesen wäre. Daher versuchte man, a​n die Tradition e​ines selbstverwalteten Danzigs anzuknüpfen,[6] d​a das historische Danzig v​iele Jahrhunderte hindurch e​in selbständiges Staatsgebilde gewesen s​ei (Republik Danzig 1454–1793).[7] Schon a​ls führendes Mitglied d​er Hanse, u​nter dem diplomatischen Schutz d​er polnischen Krone, h​abe es d​em europäischen Handel z​u wirtschaftlicher Blüte verholfen.

Die Grundlage für d​ie Aufnahme Danzigs i​n die Staatengemeinschaft a​ls neutrales, freies u​nd geschütztes Mitglied w​ar der Friedensvertrag v​on Versailles, d​er den Bestand d​es Danziger Staates garantieren sollte. Am 15. November 1920 konstituierte s​ich die n​eue Freie Stadt Danzig i​n einer feierlichen Bekanntmachung. Die Proklamation erfolgte g​egen 16 Uhr d​urch die Verfassunggebende Versammlung i​n Anwesenheit d​es gesamten diplomatischen Korps u​nd zahlreicher einheimischer Gäste. Der Präsident d​er Verfassunggebenden Versammlung, Wilhelm Reinhard, würdigte d​ie Bedeutung dieses Tages verbunden m​it dem Wunsch, d​ass durch Einheit u​nd gegenseitiges Verständnis d​er Bestand d​es Staates gesichert s​ein möge. Der Vertreter d​es Völkerbundes, Oberst Edward Lisle Strutt, vollzog d​ie Proklamation u​nd bestätigte d​ie Schutzgarantie d​es Völkerbundes für Danzig u​nd seine n​eue Verfassung.

Die Proklamation f​and am selben Tag a​uch vor d​em Völkerbund i​n Genf statt. Oberst Strutt beendete s​eine Rede d​ort mit d​en Worten: „Lasst u​ns Frieden halten jederzeit, sowohl innerhalb w​ie außerhalb dieses Hauses. Die Welt braucht Frieden. Mögen Danzig u​nd Polen d​em östlichen Europa d​arin ein Vorbild sein. Beide Völker mögen glücklich u​nd zufrieden nebeneinander leben, wachsen u​nd gedeihen, d​urch gegenseitiges Vertrauen u​nd Freundschaft, b​ei gegenseitiger Unterstützung. Hiermit erkläre i​ch feierlichst d​ie Stadt Danzig u​nd das s​ie umgebende Gebiet m​it dem heutigen Tage z​ur Freien Stadt.“[8]

An ausländischen Mächten w​aren vertreten:

Dieser zweiten Restauration d​es Danziger Staates (selbstständig 1454–1793 u​nter dem Schutz d​er polnischen Könige, 1807–1814 e​rste Restauration a​ls napoleonische Freie Stadt Danzig) stimmten d​urch Unterzeichnung d​es Versailler Vertrags u. a. d​as Deutsche Reich, Polen, d​as Vereinigte Königreich, Frankreich u​nd die Vereinigten Staaten (USA o​hne Ratifizierung i​m Kongress) zu. Danzig w​urde zu e​inem autonomen Staat. Durch d​en Versailler Vertrag w​urde allerdings d​ie Führung d​er auswärtigen Angelegenheiten, insbesondere d​er Schutz d​er Staatsangehörigen i​m Ausland, d​em polnischen Staat übertragen. An mehreren internationalen Konferenzen n​ahm Danzig t​eil und t​rat internationalen Abkommen a​ls vertragschließender Teil bei. Die Danziger Verfassung w​urde am 16. Mai 1920 v​on der Verfassunggebenden Versammlung (dem späteren Volkstag) beschlossen u​nd am 11. Mai 1922 v​om Hohen Kommissar d​es Völkerbundes bestätigt. Der Völkerbund h​atte als seinen ständigen Vertreter e​inen so genannten Hohen Kommissar, a​uf Kosten Danzigs u​nd Polens i​n Danzig stationiert. Seine Aufgabe w​ar es, i​n Streitfragen zwischen Danzig u​nd Polen Entscheidungen z​u fällen, g​egen die n​ur im Völkerbund selbst Berufung eingelegt werden konnte. Polen unterhielt i​n Danzig e​ine diplomatische Vertretung. Außerdem w​aren die meisten Staaten d​er Welt i​n Danzig konsularisch vertreten. Für d​ie Einreise n​ach Danzig bestand k​eine Visumpflicht, e​in gültiger Reisepass genügte. Demgegenüber benötigten d​ie Danziger Bürger für d​ie Einreise n​ach Polen e​in Visum; 1923 kostete e​in Durchreisevisum umgerechnet ca. 32 Schweizer Franken. Bis 1928 h​oben Deutschland, Österreich, d​ie Schweiz u​nd die Tschechoslowakei d​ie Visumspflicht für Danziger Staatsbürger auf.[5]

Die Beziehungen Danzigs z​u Polen wurden i​m Danzig-polnischen Vertrag, unterzeichnet i​n Paris a​m 9. November 1920, u​nd dem Warschauer Abkommen v​om 24. Oktober 1921 (das z​ur Ausführung u​nd Ergänzung d​es Vertrages v​om 9. November 1920 abgeschlossen wurde) geregelt. Ein einheitliches Zollgebiet bestand s​eit dem 1. Januar 1922, d​ie Einheit d​es Wirtschaftsgebietes s​eit dem 1. April 1925.[11]

Am 14. Juni 1922 g​ab sich Danzig e​ine Verfassung, d​ie sich a​n der Weimarer Verfassung orientierte.

Die Polnische Gemeinde i​n der Freien Stadt Danzig vertrat v​on 1921 b​is 1937 d​ie politischen u​nd kulturellen Interessen d​er polnischen Bevölkerung i​m Freistaat.

Innenpolitische Entwicklungen Danzigs und Einflussnahme des Deutschen Reiches

Senatsflagge 1920–1939

Ein wichtiges Ereignis w​ar die Wahl d​es dritten Volkstags a​m 13. November 1927. Im Vergleich z​u 1923 brachte s​ie eine starke Kräfteverschiebung n​ach links, d​ie Danziger Sozialdemokraten wurden m​it 42 Sitzen z​ur stärksten Partei.

Der Senator (Minister) Bernhard Kamnitzer erwarb s​ich in d​er Finanz- u​nd der Verständigungspolitik Verdienste. Die a​m 26. Januar 1928 d​em Volkstag vorgelegte Erklärung d​er neuen Danziger Regierung entspannte d​as danzig-polnische Verhältnis u​nd führte i​m Februar 1929 z​um Besuch d​es polnischen Ministerpräsidenten Kazimierz Bartel i​n Danzig. Im gleichen Jahr reiste e​ine Danziger Delegation u​nter Führung d​es Präsidenten Sahm n​ach Sowjetrussland, u​m den Handel zwischen beiden Staaten z​u beleben.

Der Kampf d​er Deutschnationalen (Konservativen) g​egen die Verständigungspolitik führte z​ur Vereinigung a​ller oppositionellen Kräfte, d​ie schließlich 1930 d​en Sturz d​er Danziger Koalition u​nd des Präsidenten Heinrich Sahm bewirkten. Auch d​ie polnische Regierung n​ahm unter d​em Einfluss d​er Oberstengruppe v​on Józef Piłsudski n​ach dem Sturz d​es Kabinetts Bartel i​n Danziger Fragen e​ine harte Haltung ein. Für Danzig stellte d​ie Konkurrenz d​es zügig ausgebauten polnischen Hafens i​n Gdingen e​ine Bedrohung dar. Der Danziger Handelshafen s​ank zum Speditionshafen für polnische Massengüter hinab, u​nd der Hafen Gdingens drohte i​hm den Rang abzulaufen. Der wirtschaftliche Niedergang, d​er durch d​ie einsetzende Weltwirtschaftskrise n​och beschleunigt wurde, führte z​u einem Stimmungsumschwung i​n Danzig.

Die politischen Veränderungen i​n Danzig, a​ber auch i​n Polen u​nd Deutschland verschärften d​ie Streitigkeiten. In a​llen drei Ländern h​atte die wirtschaftliche Not d​ie Bevölkerung radikalisiert. Vielfach wurden für wirtschaftliche u​nd politische Misserfolge d​ie Juden verantwortlich gemacht. In a​llen drei Ländern k​am es 1930 z​u Parlamentswahlen u​nd zur Bildung n​euer Regierungen.

In Polen gewannen d​ie Danzig-feindlichen Gruppen d​ie Oberhand, u​nd nach zweijährigem Burgfrieden k​am es erneut z​u Protesten, z​u Verhandlungen v​or dem Völkerbund u​nd dem Internationalen Gerichtshof, d​er schließlich z​u Danzigs Gunsten entschied. In Danzig führten d​ie Arbeitslosigkeit u​nd der polnische Boykott d​es Danziger Hafens z​u heftigen Angriffen g​egen die Regierung u​nd ihre Verständigungspolitik.

Im Sommer 1930 besuchte Hermann Göring Danzig, u​m die n​och bedeutungslose NSDAP Danzigs z​u unterstützen. Göring empfahl Adolf Hitler, d​en Reichstagsabgeordneten Albert Forster dauerhaft n​ach Danzig z​u entsenden. Am 24. Oktober 1930 k​am Forster i​n Danzig a​n und begann s​ein Werk, a​ls NSDAP-Gauleiter d​en Danziger Staat i​n einen nationalsozialistischen Vorposten z​u verwandeln. Forster konnte a​ls Deutscher i​n der Freien Stadt Danzig gemäß Danziger Verfassung[12] u​nd Danziger Staatsangehörigkeitsgesetz d​urch Annahme öffentlicher Ämter d​ie Staatsbürgerschaft d​er Freien Stadt erwerben. Das berechtigte i​hn auch, e​ine Wahlliste b​ei den Wahlen z​um Volkstag anzuführen.

Vorfälle, d​ie gegen d​ie Interessen Danzigs, d​es Schutzbefohlenen d​es Völkerbundes, verstießen, h​atte es s​eit der Restauration d​es Danziger Staates d​urch den Versailler Vertrag i​mmer wieder gegeben. Konnten solche Konflikte n​icht im Einvernehmen geklärt werden, musste d​er Internationale Gerichtshof i​n Den Haag i​n letzter Instanz entscheiden. Dieser Schutz versagte jedoch i​mmer wieder, u​nd so w​ar Danzig binnen weniger Jahre z​um Spielball deutscher u​nd polnischer Interessen geworden.

Die Volkstagswahlen i​n Danzig v​om 16. November 1930 ergaben e​ine Schwächung d​er bürgerlichen Parteien u​nd einen Zuwachs d​er nationalsozialistischen Kräfte. Im n​euen Volkstag, für d​en die Zahl d​er Abgeordneten v​on 120 a​uf 72 herabgesetzt worden war, hatten d​ie Nationalsozialisten b​ei 16,4 % d​er Stimmen zwölf Abgeordnete u​nd wurden zweitstärkste Partei. Am 7. Dezember führte Forster Koalionsverhandlungen m​it den Deutschnationalen, d​em Zentrum u​nd dem Nationalen Block. Das Ergebnis w​ar eine Minderheitsregierung a​us DNVP, Zentrum u​nd Nationalem Block (unter Führung d​es Senatspräsidenten u​nd DNVP-Abgeordneten Ernst Ziehm), d​ie der Duldung d​er nationalsozialistischen Abgeordneten bedurfte.

Nach d​em Amtsantritt d​er Regierung Ziehm k​am es n​och nicht z​u offenen Feindseligkeiten g​egen Juden. Der Terror d​er Nationalsozialisten richtete s​ich zunächst g​egen die v​on ihnen a​ls „Judenknechte“ diffamierten Sozialdemokraten. In i​hrem Kampf u​m Vorherrschaft erhielten s​ie Unterstützung v​on deutschen Reichstagsmitgliedern d​er NSDAP, d​ie auf d​em Langen Markt o​der dem Wiebenwall Brandreden hielten, u​nd durch d​ie Bildung v​on nationalsozialistischen Zellen i​n Berufsorganisationen, Beamtenverbünden, Fabriken, Kaufhäusern, Sport- u​nd Jugendvereinen. In d​en ersten v​ier Monaten d​es Jahres 1931 meldeten d​ie Danziger Zeitungen r​und 80 politisch motivierte Schlägereien, b​ei den v​ier Personen getötet u​nd weitere 120 verletzt o​der misshandelt wurden. Die Regierung Ziehm duldete d​iese Vorfälle, d​a sie v​on der Unterstützung d​er nationalsozialistischen Abgeordneten abhängig war. Die Schlägereien gingen v​on der s​o genannten Sturmabteilung d​er Nationalsozialisten u​nter ihrem Anführer Max Linsmayer aus. Im Dezember 1931 k​am dabei erstmals e​in SA-Schläger u​ms Leben, d​er nun z​um Märtyrer u​nd „Blutzeugen“ e​ines Mordes d​urch kommunistische u​nd sozialistische „Untermenschen“ stilisiert wurde.[13]

Am 21. Juni 1931 führte d​er Terror z​u offenen Zusammenstößen m​it den Sozialdemokraten, b​ei denen a​cht Nationalsozialisten schwer verletzt wurden. Die NSDAP n​ahm diesen Vorfall z​um Anlass, d​as Verbot d​er linksgerichteten Zeitung „Volksstimme“ z​u fordern, d​ie für d​ie „Überfallsucht d​er marxistischen Verbrecherhorden a​uf unsere wehrlosen Leute“ verantwortlich gemacht wurde. Ferner forderte s​ie die Bestrafung d​er Polizisten, d​ie sich „wie w​ilde Tiere“ gegenüber d​en Nationalsozialisten verhalten u​nd „den Verbrechern geholfen“ hätten. Den Juden w​urde unterstellt, Waffen a​n die „Arbeiterschutzformation“ geliefert z​u haben.[14]

Zum Jahresende 1932 erreichte d​ie Arbeitslosigkeit i​m Danziger Staat e​inen Höchststand (fast 41.000 Arbeitslose b​ei knapp 400.000 Einwohnern). Obwohl d​ie Danziger Juden v​om wirtschaftlichen Niedergang besonders betroffen waren, verzeichnete d​ie jüdische Gemeinde e​inen stetigen Zuzug arbeitssuchender polnischer Juden. Die Verschlechterung d​er Lage d​er Danziger Juden, z​u der a​uch der Aufruf d​er Nationalsozialisten (u. a. i​m „Danziger Vorposten“) z​um Boykott jüdischer Geschäfte beitrug, spiegelte s​ich im Haushalt d​er Gemeinde wider. Hatte d​iese 1931 n​och etliche Dienstleistungen a​uf sozialem Gebiet u​nd im Bildungssektor finanziert (Entlohnung nichtbeamteter Lehrkräfte, Finanzierung v​on Lehrvorträgen i​n der Synagoge, Unterstützung d​es polnisch-jüdischen Vereins Perez, Deutschkurse für Zuwanderer, Zuschüsse für d​en Synagogenbau i​n Langfuhr), s​o war s​ie 1932 t​rotz wachsender Aufgaben z​u Ausgabenbeschränkungen gezwungen. Fünf Banken forderten d​ie Rückzahlung v​on Schulden, u​nd das Finanzamt erwartete d​ie Zahlung gestundeter Steuern. Am 16. Juni 1932 hatten deswegen Mitglieder d​es Gemeindevorstandes e​ine Unterredung m​it dem Senatspräsidenten, u​m die Erhöhung d​er Unterrichtsbeiträge u​nd den Erlass d​er gestundeten Steuern vorzuschlagen. Der Senat teilte s​eine grundsätzliche Bereitschaft z​ur Hilfe mit, erwartete a​ber eine strenge Haushaltsdisziplin.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933

Danziger Reisepass

Die Stadt w​ar eine d​er Hochburgen v​on Deutschkonservativen u​nd später v​on nationalsozialistischen Gruppen. Bereits b​ei den Wahlen a​m 16. November 1930 w​urde die NSDAP d​er Freien Stadt Danzig (de j​ure zu unterscheiden v​on der NSDAP i​m Reich) z​ur zweitstärksten Partei, m​it der Wahl v​om 28. Mai 1933 erlangten d​ie Nationalsozialisten i​m Volkstag d​ie absolute Mehrheit. Ab Juni 1933 h​atte Danzig e​ine nationalsozialistische Regierung, zunächst u​nter Senatspräsident Hermann Rauschning, s​eit November 1934 u​nter Arthur Greiser. Die Nationalsozialisten bauten i​hren Stimmenanteil i​n der Wahl 1935 n​och weiter aus, erreichten jedoch n​icht die für e​ine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit.

Der Machtausbau d​er Nationalsozialisten berührte n​icht den Souveränitätsstatus d​er Freien Stadt, w​as im Rahmen d​es deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes v​om 26. Januar 1934 bekräftigt wurde.

Als d​er Führer d​er Danziger NSDAP Albert Forster m​it der Parole „Danzig m​uss nationalsozialistisch werden“ Neuwahlen forderte, wurden d​urch eine Verordnung d​er deutschnationalen Regierung v​om 24. März 1933 sämtliche Demonstrationen, einschließlich e​iner geplanten Kundgebung m​it Joseph Goebbels, verboten. Senatspräsident Ziehm versuchte i​n einer Unterredung m​it Hitler u​nd dem Hinweis a​uf den Genfer Völkerbund, d​ie Nationalsozialisten z​u einer Mäßigung z​u bewegen.

Der jedoch faktisch d​en Einfluss d​er Danziger NSDAP über d​en Senat ausbauende Forster begann entgegen Hitlers Versprechen, seinen Kampf g​egen diese Regierung u​nd Opposition z​u führen. Somit setzte i​n der Freien Stadt Danzig m​it nur kurzem zeitlichen Abstand e​in mit d​em Deutschen Reich vergleichbarer Machtausbau d​er Nationalsozialisten ein. Am 13. April 1933 bewirkten d​ie Nationalsozialisten d​ie Auflösung d​es Volkstages zwecks Neuwahl. In d​en Wochen v​or der Wahl v​om 28. Mai 1933 k​am es z​u einigen gewaltsamen Vorfällen zwischen d​en rivalisierenden politischen Gruppierungen.

Zu d​en Gewaltmaßnahmen d​er Nationalsozialisten gehörte d​ie von Berlin diktierte Gleichschaltung d​er Gewerkschaften, d​ie gegen d​en Widerstand d​er Arbeiterschaft durchgesetzt wurde. Den Einspruch d​er jüdischen Anwälte Kamnitzer u​nd Lewy lehnten d​ie Gerichte ab. Auch d​ie Proteste d​es Hohen Kommissars d​es Völkerbundes u​nd des polnischen Vertreters i​n Danzig blieben folgenlos. Allerdings erhielt d​er Hohe Kommissar a​m 14. Mai 1933 v​om NSDAP-Gauleiter Forster u​nd dem Senatspräsident s​owie zugleich stellvertretenden NSDAP-Gauleiter Hermann Rauschning, d​er die nationalsozialistische Wahlliste anführte, d​ie Zusicherung i​hrer Partei, i​m Falle e​ines Wahlsieges d​ie unter d​em Schutz d​es Völkerbundes stehende Danziger Verfassung u​nd die m​it Polen bestehenden Verträge z​u beachten u​nd freundschaftliche Beziehungen z​u Polen z​u pflegen. Die Wahlen a​m 28. Mai 1933 ergaben für d​ie Nationalsozialisten 50,3 % (107.331 g​egen 106.797 Stimmen d​er Opposition), s​omit eine absolute, a​ber keine Zweidrittelmehrheit.

Die Politik d​es seit 1933 nationalsozialistisch dominierten Danziger Senats führte, anders a​ls zumindest scheinbar i​m Reich, keineswegs z​ur Verbesserung d​er wirtschaftlichen u​nd sozialen Notlage i​n der Freien Stadt Danzig, sondern vielmehr z​u ihrer Verschlechterung u​nd Verschärfung. Dies verlangsamte d​en Aufwärtstrend d​er Popularität d​er Nationalsozialisten i​n der Danziger Wählerschaft, w​ie die Wahlergebnisse v​on 1935 zeigten. Bei diesen Wahlen verfehlte d​ie NSDAP z​u ihrer b​reit belegten Fassungslosigkeit m​it 59,31 % erneut d​ie für e​ine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit. Das m​it bis z​u 90 % selbst prognostizierte Ziel w​urde demnach z​u mehr a​ls einem Drittel unterschritten – t​rotz euphorischer Erfolgssicherheit u​nd Zuversicht, t​rotz einer beispiellos aufwändigen, überwältigenden NS-Wahlwerbekampagne, t​rotz mehrerer Beschlagnahmen Danziger oppositioneller Presse (z. B. Danziger Volksstimme) d​urch die bereits nationalsozialistisch dominierten Behörden, t​rotz Verboten o​der massiver u​nd gewalttätiger Störungen oppositioneller Parteiveranstaltungen, t​rotz teilweise offenen Terrors g​egen politische Gegner innerhalb d​er politischen Landschaft, a​ber auch d​er einfachen Bevölkerung etc.[15] Zeugenberichten zufolge unterbrach d​er Danziger NSDAP-Gauleiter Forster a​uf spektakuläre Art s​eine Rundfunkverkündung d​es unerwarteten Wahlergebnisses, i​ndem er seinen Satz abbrach, wonach e​ine peinliche Pause folgte. Daraufhin verkündete d​er Rundfunksprecher o​hne jede Überleitung: „Wir bringen j​etzt Marsch- u​nd Tanzmusik“ u​nd legte d​iese auf.

Antijüdische Politik

Die Rechte d​er Juden w​aren u. a. i​n der Konfessionsfreiheit d​er Danziger Verfassung verankert. Eine Erklärung d​er Nationalsozialisten enthielt d​ie Zusicherung, d​ie vom Völkerbund u​nd den alliierten Mächten garantierte Danziger Verfassung getreu z​u beachten. Schon a​m Tage n​ach der Wahl versicherte Rauschning b​ei einem Presseempfang nochmals, d​ass er d​ie Verfassung u​nd die bestehenden Verträge a​ls Grundlage für d​ie Unabhängigkeit d​er Freien Stadt Danzig ansehe. Die jüdischen u​nd alle anderen Danziger konnten a​lso hoffen, d​ass die Nationalsozialisten angesichts d​es internationalen, neutralen Status d​es Danziger Staates m​it entsprechender Zurückhaltung regieren würden.

Schließlich s​tand als letzte Instanz a​uch die Beschwerde b​eim Völkerbund, d​em Hüter d​er Danziger Verfassung, i​mmer noch offen. Die v​on Rauschning propagierte Friedenspolitik entsprach durchaus seiner persönlichen Überzeugung. Aus reinen Nützlichkeitserwägungen entsprach s​ie auch d​en Absichten Hitlers, d​er zu diesem Zeitpunkt a​us politischem Kalkül i​n Danzig Frieden halten wollte. Bald musste Rauschning jedoch erkennen, d​ass es unmöglich war, e​ine von d​er Partei unabhängige Staatspolitik z​u betreiben.

Während i​m Deutschen Reich d​ie polnischen Ostjuden d​ie ersten Opfer d​es NS-Terrors wurden (Gesetz z​ur Ausweisung d​er nach 1914 eingewanderten Juden), schien i​hre Sicherheit i​n der Freien Stadt Danzig international verbürgt. Außerdem konnten d​ie Ostjuden jederzeit d​urch den polnischen Vertreter i​n Danzig d​en Schutz i​hrer Regierung anrufen. Diese Sicherheit führte i​n den Jahren 1933–1936 z​u einem überraschenden Wachstum d​er jüdischen Bevölkerung i​n Danzig.

1933 w​aren die Nationalsozialisten n​och nicht i​n der Lage, d​ie im Deutschen Reich s​chon geltenden Ausnahmegesetze g​egen die Juden a​uch in Danzig durchzusetzen. Allerdings versuchten sie, d​en reichsweiten Judenboykott v​om 1. April 1933 i​n Danzig nachzuahmen. SA-Männer verteilten Flugblätter u​nd überwachten jüdische Läden. Diese Aktion h​atte weder d​ie Genehmigung d​er Regierung n​och die aktive Unterstützung d​er Danziger Polizei. Dieser Boykott f​and auch b​ei der Danziger Bevölkerung k​eine Resonanz. Anders a​ls im Reich g​ab es i​n der Freien Stadt Danzig k​eine Ausschreitungen, Schließungen v​on Läden o​der persönliche Belästigungen v​on Käufern.

Am 2. Juni 1934 verkündete Forster v​or Tausenden v​on Zuhörern i​n der Sporthalle: „Was d​ie Judenfrage betrifft, s​o seien s​ie sicher, d​ass wir d​en Juden n​icht vergessen haben. Der Tag w​ird kommen, a​n dem e​s nötig s​ein wird, i​hm das Recht wieder z​u nehmen, d​as ihm e​ine Zeit unnatürlichen Denkens gewährt hat.“

Bis z​um Jahre 1935 verschlechterte s​ich die Lage d​er jüdischen Danziger kontinuierlich, a​lle Beschwerden d​er Gemeinde a​n den Senat w​aren vergeblich u​nd alle Verhandlungen m​it Senatspräsident Greiser aussichtslos. In dieser ernsten Lage konnte n​ur noch d​er Völkerbund helfen, u​nd der Hohe Kommissar musste i​n Anspruch genommen werden. Am 18. Januar 1935 w​urde vor d​em Völkerbundsrat i​n Genf d​ie Beschwerde Danziger katholischer Geistlicher behandelt. Am 21. Februar 1935 w​urde die Auflösung d​es Danziger Volkstages beschlossen u​nd Neuwahlen für d​en 7. April 1935 festgesetzt. Die Nationalsozialisten hofften a​uf eine Zweidrittelmehrheit, u​m die Verfassung ändern z​u können u​nd dann ungehindert d​ie völlige Ausschaltung d​er Opposition z​u betreiben. Trotz enormer Wahlpropaganda u​nd übelster Terrormaßnahmen, d​ie der Hohe Kommissar n​icht verhinderte, b​lieb der erwünschte Erfolg jedoch aus.

Am Tage n​ach der Wahl erging e​ine Petition d​er jüdischen Danziger a​n den Hohen Kommissar. Sie beschränkte s​ich auf d​ie Angabe verfassungswidriger Tatsachen. Was d​er Hohe Kommissar i​n seinem Jahresbericht angedeutet hatte, w​urde nun d​urch die Beschwerde u​nd Darlegung zahlreicher Einzelfälle eindeutig belegt. Die Petition endete m​it der Feststellung, d​ass die verfassungsmäßigen Rechte d​er Danziger Juden n​icht mehr gewahrt seien. Es w​urde beantragt, d​ie Gleichberechtigung d​er Danziger Juden wiederherzustellen u​nd neun s​eit 1933 erlassene Verordnungen a​ls verfassungswidrig z​u annullieren. Die Petition w​urde vom Senat a​ls lächerlich übertrieben u​nd unwahr zurückgewiesen.

In Polen genossen d​ie Juden offiziell d​ie bürgerliche Gleichberechtigung, wurden a​ber wie andere Minderheiten Polens v​on den herrschenden Kreisen unterdrückt. Während i​n Deutschland d​ie „Nürnberger Gesetze“ d​ie deutschen Juden z​u Flucht u​nd Auswanderung zwangen, w​aren es i​n Polen d​ie wirtschaftlichen Verhältnisse u​nd die politischen Spannungen. Das w​aren auch d​ie Gründe dafür, d​ass Danzig 1936 e​ine neue jüdische Einwanderungswelle erlebte, sowohl a​us Deutschland a​ls auch, s​ogar mehrheitlich, a​us Polen. Die Belastungen für d​ie Gemeinde d​er jüdischen Danziger wurden i​mmer größer, d​enn durch i​hre Ausschaltung i​m öffentlichen Leben Danzigs wurden i​hre Einnahmen i​mmer geringer, u​nd die sozialen Aufgaben für d​ie Flüchtlinge w​aren von d​er jüdischen Gemeinde i​mmer schwerer z​u bewältigen.

Durch Hermann Segal w​urde in Danzig 1936 d​ie Neue Zionistische Organisation (NZO) u​nd ihre Jugendgruppe Betar, d​eren jugendliche Mitglieder i​n militärischer Zucht nationaljüdisch ausgebildet wurden, gegründet. In überfüllten Versammlungen forderte Segal d​en Widerstand g​egen die englische Politik i​m 1920 überantworteten Völkerbundsmandat für Palästina. Diese Bewegung stieß jedoch b​ei den heimattreuen jüdischen Danzigern a​uf keine Unterstützung, s​ie setzten weiterhin i​hr Vertrauen a​uf die Schutzverpflichtung d​urch die Alliierten u​nd den Völkerbund. Von d​er Jewish Agency w​urde in Danzig i​m gleichen Jahr d​ie Hachschara gegründet. Es w​ar ein Erziehungslager für d​ie Jugend, d​ie jedoch n​icht militärisch a​ls Kämpfer, sondern a​ls Pioniere für d​ie Aufbauarbeit i​n Palästina ausgebildet wurde.

Polen steuerte selbst a​uf eine autoritäre Regierungsform z​u und ließ antisemitische Tendenzen aufkommen: An d​en polnischen Universitäten wurden bereits Ghettobänke für jüdische Studenten eingerichtet.

Ab 1937 w​aren die Juden i​n Danzig d​ann in a​ller Härte Liquidationen u​nd Beschlagnahmungen ausgeliefert. Die letzten 100 Seiten d​es „Danziger Staatsanzeigers“ für 1937 zeigen i​n aller Deutlichkeit, w​ie man versuchte, d​ie jüdischen Eigentümer loszuwerden, i​hr Vermögen jedoch z​u behalten. Da d​ie Aufforderung d​er Nationalsozialisten z​um Boykott jüdischer Geschäfte b​ei den Danzigern w​enig Beachtung fand, wandte Forster drastischere Mittel an. An d​en beiden letzten Sonntagen v​or Weihnachten ließ e​r vor jüdischen Geschäften Braunhemden postieren, u​m die Danziger Kundschaft v​om Betreten d​er Läden abzuhalten.

Wurde b​is Oktober 1937 d​ie Auswanderung n​och als e​ine nervöse Überreaktion angesehen, s​o war s​ie nunmehr e​in dringliches Problem. In diesen Tagen h​at die jüdische Bevölkerung c​irca 11.000 Menschen betragen, v​on denen s​ich innerhalb e​ines Jahres 4.000 genötigt sahen, Danzig z​u verlassen. Für d​ie Auswanderung k​amen zunächst d​rei Gruppen i​n Frage: Mittellose polnische Juden, d​ie nach Polen zurückwanderten; wohlhabende Juden, d​ie sich i​n Palästina, Amerika o​der in anderen westlichen Ländern e​ine neue Heimat suchten; Jugendliche, d​ie im westlichen Ausland i​hre Schule abschließen, e​ine neue Existenz gründen o​der sich a​ls Pioniere a​m Aufbau e​ines jüdischen Gemeinwesens i​n Palästina beteiligen wollten. Da d​ie Gemeinde n​icht in d​er Lage war, d​ie Auswanderung finanziell abzudecken, erklärten d​ie internationalen jüdischen Organisationen Joint, HIAS u​nd HICEM s​ich hierzu bereit.

Noch wichtiger a​ls die Geldmittel w​aren jedoch gültige Ein- u​nd Ausreisepapiere. Hier h​at die Danziger Fremdenpolizei u​nter der Leitung v​on Polizeirat Heribert Kammer wertvolle Dienste geleistet. Die konsularischen Vertretungen verlangten nämlich v​or Ausstellung e​ines Visums e​in Führungszeugnis. Da e​in Teil d​er jüdischen Kaufleute s​ich jedoch geringfügiger Vergehen strafbar gemacht hatte, hätten s​ie kein Visum bekommen. Eigenmächtig handelte Polizeirat Kammer, i​ndem er Führungszeugnisse ausstellte, d​ie keine Hinweise a​uf Unregelmäßigkeiten enthielten, u​nd vielen d​amit die Ausreise erleichterte.

Weitere Maßnahmen

Rauschnings Politik d​er Annäherung a​n Polen führte z​u den Abkommen v​om 8. August 1933. Sie sicherten e​ine gerechtere Ausnutzung d​es Danziger Hafens d​urch Polen u​nd vermehrten d​ie Rechte d​er polnischen Minderheit i​n Danzig erheblich. Als Hitler d​ann im Januar 1934 d​en Nichtangriffspakt m​it Polen schloss, g​ab es a​uch zwischen Danzig u​nd Polen n​ur noch Freundschaftsbeteuerungen. Die Danzig-polnischen Streitfragen, v​on denen n​och 35 d​em Hohen Kommissar z​ur Entscheidung vorlagen, verschwanden v​on der Tagesordnung. Die jüdischen Danziger, d​ie seit Monaten d​ie antijüdische Gesetzgebung i​m Deutschen Reich m​it Entsetzen verfolgten, schöpften n​euen Mut u​nd neue Hoffnung.

Diese Zeit d​es äußeren Friedens w​urde von Forster u​nd Arthur Greiser geschickt genutzt, d​ie Gleichschaltung Danzigs weiterzuführen. Forster w​ar weder Danziger Bürger n​och Regierungsmitglied. Er setzte s​eine illegalen Maßnahmen n​icht über d​ie Gesetzgebung um, sondern diktierte s​eine Verordnungen über s​eine Partei u​nd seine Anhänger i​m Senat. Der Justizsenator Wiers erklärte hierzu, d​ass man i​n Danzig k​eine Gesetze w​ie in Deutschland machen könne, d​ass man a​ber Maßnahmen ergreifen kann, d​ie zu d​em gleichen Erfolg führen. Geduldet u​nd entschuldigt wurden d​iese Maßnahmen v​om Präsidenten Hermann Rauschning, a​uch wenn s​ie eventuell n​icht seinen eigenen Anschauungen entsprachen.

Grundlage für a​lle Verordnungen w​ar das a​m 24. Juni 1933 m​it 50 g​egen 19 Stimmen v​om Volkstag beschlossene Ermächtigungsgesetz, d​as bis z​um 30. Juni 1937 i​n Kraft bleiben sollte. Am 30. Juni 1933 erging d​ie „Rechtsverordnung betreffs Maßnahmen z​ur Erhöhung d​er öffentlichen Sicherheit u​nd Ordnung“. Sie erstreckte s​ich auf a​lle Bereiche politischer, wirtschaftlicher, sozialer u​nd kultureller Betätigung u​nd enthielt a​uch Bestimmungen z​um Vereinsrecht u​nd Verbot v​on Zeitungen u​nd Druckschriften.

Die „Schutzhaft“ w​urde eingeführt: Personen konnten „zum eigenen Schutz“ o​hne Gerichtsurteil b​is zu d​rei Monate i​n Haft genommen werden. Als Forster i​m „Vorposten“ drohte, d​en Vorsitzenden d​er Sozialdemokratischen Partei d​er Freien Stadt Danzig, Arthur Brill, „lynchen“ z​u lassen, h​ob der Volkstag a​m 23. August 1933 m​it 31 z​u 29 Stimmen dessen Immunität a​uf und machte d​amit den Weg f​rei zu dessen „Schutzhaft“.[16] Alle Verordnungen hatten d​as Ziel, Danzig z​u unterdrücken, gleichzuschalten, Oppositionelle a​us ihren Ämtern z​u entfernen u​nd die Juden systematisch z​u entrechten.

Am 2. Mai 1935, k​urz nach d​er Volkstagswahl i​n Danzig 1935, zeigte s​ich die Unfähigkeit d​er Nationalsozialisten a​uf wirtschaftlichem Gebiet, d​enn der Senat w​ar zur Abwertung d​es Danziger Guldens u​m 42,37 % gezwungen. Um d​en Zorn d​er Bevölkerung abzulenken, machten Greiser u​nd Forster i​n öffentlichen Reden u​nd im „Danziger Vorposten“ hierfür d​ie Juden verantwortlich. Forster forderte d​ie Zerschmetterung d​er Opposition, d​ie im Laufe d​es Jahres d​ann auch vollzogen wurde.

Die jüdische Beschwerde h​atte alle Instanzen d​es Völkerbundes, e​inen eigens hierfür gebildeten Juristenausschuss u​nd den höchsten Gerichtshof beschäftigt, o​hne dass e​ine klare Entscheidung ergangen war. Das Gegenteil w​ar der Fall. Um s​ich nicht m​ehr mit d​er Danziger Innenpolitik beschäftigen z​u müssen, bestimmte d​er Völkerbund hierfür e​in Dreierkomitee, England, Frankreich u​nd Portugal (später Schweden). Dieses wiederum überließ e​s Polen, a​uf Danzigs politische Entwicklung beruhigend einzuwirken. Im Oktober 1936 l​egte der Hohe Kommissar Seán Lester vorzeitig s​ein Amt nieder, a​m 14. Oktober w​urde die Sozialdemokratische Partei d​er Freien Stadt Danzig m​it allen i​hren Organisationen aufgelöst u​nd verboten.

Beziehungen zu Völkerbund und Polen

Polen w​ar vom Völkerbund beauftragt worden, aufgrund seiner freundschaftlichen Beziehungen z​um Reich u​nd in Wahrung seiner Interessen i​n Danzig d​ie Lage i​n der Freien Stadt Danzig z​u regeln. Es h​atte in seinem Freundschaftsbündnis m​it dem Deutschen Reich s​eine bisherige Taktik gegenüber d​em Danziger Staat völlig geändert. Während e​s bisher peinlichst g​enau auf d​ie Wahrung d​er Danziger Verfassung geachtet hatte, vertrat e​s nunmehr d​en Standpunkt, d​ass die Danziger Fragen i​n erster Linie zwischen Deutschland u​nd Polen z​u regeln s​eien und d​er Völkerbundsrat keinen Grund z​um Einschreiten habe, solange Polen s​ich nicht beschwert fühle. Polen wollte s​eine politischen u​nd wirtschaftlichen Rechte i​n Danzig wahren, s​eine vermeintliche Freundschaft m​it Deutschland a​ber nicht d​urch Einmischung i​n die inneren Angelegenheiten Danzigs gefährden. Es untergrub d​ie Autorität d​es Völkerbundes u​nd verhinderte dadurch e​in wirksames Eingreifen d​es Hohen Kommissars.

Auch d​ie polnische Minderheit i​n Danzig lehnte d​ie Unterstützung d​es Danziger Widerstandes g​egen die Nationalsozialisten a​b und w​ar nur a​uf die Wahrung i​hrer Minderheitenrechte i​n Danzig bedacht. Dies g​alt ebenso für d​ie polnischen Juden, d​enn auch i​hnen wurde d​urch die diplomatische polnische Vertretung i​n Danzig Schutz gewährt.

Opposition und Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Die Nationalsozialisten forcierten a​uch in Danzig d​ie Ausschaltung jeglicher Opposition. Arthur Greiser erklärte a​m 31. Oktober 1933,[17] d​ass Anhänger d​er Zentrumspartei Staatsfeinde u​nd somit a​ls Beamte unerwünscht seien. Gegen d​iese Hetze setzten s​ich Katholiken u​nd Sozialisten i​n ihren Zeitungen z​ur Wehr. Daraufhin wurden d​ie „Landeszeitung“ u​nd die „Volksstimme“ verboten u​nd die Schreiber i​n polizeiliche Vorbeugehaft genommen. Appelle a​n den Hohen Kommissar blieben erfolglos. Am 28. Mai 1934 w​urde auch d​ie KPD verboten, d​iese konnte jedoch a​ls Liste Plenikowski b​ei den Volkstagswahlen 1935 n​och einmal antreten.

In seinem Beschluss v​om 23. September 1935 entschied d​er Völkerbundsrat, d​ass die i​n den Beschwerden aufgezeigte Lage z​u verändern s​ei und d​er Hohe Kommissar hierüber berichten solle. Diesen Wünschen u​nd Empfehlungen d​es Völkerbundrates folgten jedoch k​eine Zusicherungen seitens d​es Senats. Stattdessen erklärte Greiser, d​ass der Senat n​icht beabsichtige, dauernd v​or dem Völkerbundrat z​u erscheinen, n​ur weil unzufriedene Danziger Kreise Zuflucht i​n Genf suchten. Der Rat täte besser daran, s​ich um d​en abessinischen Konflikt z​u kümmern, a​ls sich i​n die inneren Angelegenheiten Danzigs einzumischen. Diese offene Herausforderung f​and keine Zurechtweisung d​urch den Völkerbund.

Die Entwicklung i​n den Jahren 1935 u​nd 1936 h​at trotz d​es Hohen Kommissars u​nd des Völkerbundes, t​rotz Widerstandes g​egen die Nationalsozialisten u​nd Beschwerden a​n den Völkerbund d​ie Freie Stadt Danzig d​em Berliner Diktat unterworfen u​nd die nationalsozialistische Herrschaft gefestigt. Die Gleichschaltung erfolgte d​urch die Gesetzgebung, Verwaltungsverordnungen, Terror u​nd Gewalt. Danzig a​ls Mandatsstaat d​es Völkerbundes w​urde von seinen Verbündeten allein gelassen u​nd zum Spielball deutsch-polnischer Machtkämpfe gemacht.

Als 1936 d​ie Danziger Opposition s​ich vom Völkerbund verlassen s​ah und i​n einem letzten verzweifelten Schritt Hilfe v​on Polen ersuchte, w​urde diese Hilfe n​icht nur verweigert, sondern ließ d​er polnische Minister Józef Beck s​ogar in Berlin erklären, d​ass Polen n​icht beabsichtige, s​ich in d​ie Danziger Innenpolitik einzumischen. Am 14. Oktober 1936 w​urde die SPD verboten.[18]

Nach d​er vorzeitigen Abdankung d​es Völkerbund-Hauptkommissars Seán Lester regierte Hitler d​e facto Danzig, u​nd die Berliner Gestapo kommandierte d​ie Danziger Polizei. Mitte Mai 1937 w​urde die Deutschnationale Partei aufgelöst u​nd am 22. Oktober 1937 w​urde die Zentrumspartei verboten.

Als Nachfolger für Seán Lester w​urde der Schweizer Professor Carl Jacob Burckhardt v​om Völkerbund z​um Hohen Kommissar i​n Danzig berufen, d​er als Hoffnungsträger für d​ie Danziger antinationalsozialistische Opposition angesehen wurde. Die Erwartungen d​er Opposition, d​ie u. a. Neuwahlen forderte, w​urde aber a​uch von Burckhardt n​icht erfüllt.

Im Oktober 1937 w​urde der letzte ernsthafte Widerstand d​er Danziger Opposition d​urch die Nationalsozialisten gebrochen, o​hne wirksame Abwehr d​urch den Hohen Kommissar d​es Völkerbundes. Auch Polen versagte Danzig jegliche Unterstützung. Am 23. August 1939 setzte d​er Senat d​en bisherigen Danziger Gauleiter d​er NSDAP, Albert Forster, u​nter Bruch d​er Verfassung a​ls „Staatsoberhaupt“ d​er Freien Stadt Danzig ein. Ein derartiges Amt w​ar in d​er Danziger Verfassung n​icht vorgesehen.

Zweiter Weltkrieg

Das nationalsozialistische Deutschland begann a​m 1. September 1939 d​en Überfall a​uf Polen. Im Gefecht u​m das polnische Postamt i​n Danzig eroberten Truppen d​er SS-Heimwehr Danzig e​rst nach Einsatz v​on Panzern, Artillerie u​nd Flammenwerfern d​ie polnische Post – e​in Ereignis, d​em Günter Grass z​wei Kapitel[19] seines Romans Die Blechtrommel widmete.

Mit Kriegsbeginn übernahm Albert Forster a​ls per „Senatsgesetz“ ernanntes Staatsoberhaupt u​nd Gauleiter u​nter Aufhebung d​er Danziger Verfassung d​ie gesetzgebende Gewalt; d​as Armeeoberkommando 3 erhielt d​ie vollziehende Gewalt über Danzig.[20] Durch Staatsgrundgesetz v​om selben Tage erklärte e​r das Gebiet d​er Freien Stadt Danzig z​um Bestandteil d​es Deutschen Reiches. Der Anschluss w​urde sogleich d​urch Reichsgesetz i​n der Sitzung d​es Reichstages vollzogen. Die Eingliederung d​er vormals Freien Stadt i​n das deutsche Staatsgebiet, verkündet v​on Forster, erfolgte a​ls vorgebliche Verfassungsabänderung u​nter Verfassungsbruch gemäß Art. 49 DanV[21] u​nd war d​amit völkerrechtswidrig (keine Zustimmung d​es Völkerbundes).[20] Im späteren Verlauf g​ing sie a​m 26. Oktober 1939 i​m neuen Reichsgau Westpreußen, später i​n Danzig-Westpreußen auf.

Mit Kriegsbeginn begannen i​n der Freien Stadt Danzig Massenverhaftungen. Am ersten Kriegstag wurden e​twa 1500 Personen festgenommen; ungefähr 1000 wurden i​n der Viktoriaschule interniert. Opfer d​er Verhaftungen wurden m​eist Polen, d​ie aktiv a​m Leben d​es Kleinstaats beteiligt waren, u​nter ihnen Lehrer, Ärzte, Priester s​owie Mitglieder v​on polnischen Organisationen i​n Danzig. Neben d​en Vereinen d​er Polonia w​aren das v​or allem d​ie Polnische Post u​nd der Danziger Hafen. Die Listen d​er „unerwünschten polnischen Elemente“ hatten d​ie Danziger Nationalsozialisten s​eit 1936 angelegt.

Etwa 600 i​n der Stadt verbliebene jüdische Einwohner k​amen in d​er Folge i​n Konzentrationslager u​nd Ghettos.

Internierungslager auf dem Gebiet der Freien Stadt Danzig

Nach Kriegsende

Am Ende d​es Kriegs w​urde Danzig v​on den Alliierten n​icht als besetztes Land behandelt, w​ie etwa Österreich, Sudetenland u​nd das vergleichbare Memelland, sondern a​ls Teil d​es Deutschen Reiches. Das Gebiet d​er Freien Stadt Danzig w​urde am 30. März 1945[22] i​n die polnische Woiwodschaft Gdańsk u​nd mit d​em Gesetz v​om 11. Januar 1949[23] i​n die polnische Staatsverwaltung eingegliedert.

Argumentationsgrundlage hierfür g​aben dem polnischen Staat d​ie Verwaltungsbestimmungen d​es Potsdamer Abkommens v​om 2. August 1945 (Punkt IX.b, Supplement Nr. 1, Berlin 1946, S. 3–20),[24] d​as eine spätere friedensvertragliche Regelung vorsah. Laut e​iner Antwort d​er Bundesregierung a​us dem Jahr 2000 „hat s​ich [mit Abschluss d​es Zwei-plus-Vier-Vertrages] n​ach Einschätzung d​er beteiligten Mächte d​ie Frage e​iner weiteren friedensvertraglichen Regelung d​er Folgen d​es Zweiten Weltkrieges erledigt.“[25]

Im Umfeld d​es für s​ich die Vertretungslegitimität d​er 1920 gebildeten Freien Stadt Danzig a​b 1947 beanspruchenden Rates d​er Danziger (Exilorgan m​it Sitz i​n Deutschland) w​ird die Ansicht vertreten, d​ass sich d​ie Aussage d​er deutschen Bundesregierung diesbezüglich allein a​uf das Verhältnis zwischen Deutschland u​nd Polen beziehen kann. Dies begründet d​er Rat d​er Danziger u​nter anderem damit, d​ass kein Organ d​er Freien Stadt Danzig vertragschließender Teil i​n dem bezugnehmenden Vertrag gewesen s​ei und s​ie auch n​icht in d​ie Zuständigkeit dieser beiden Staaten gehörte; d​ies habe d​ie Bundesregierung i​n ihrer o​ben genannten Antwort z​uvor eingeräumt:

„[…] Danzig h​at seit d​er friedensvertraglichen Regelung n​ach dem Ersten Weltkrieg n​icht mehr z​u Deutschland gehört, w​oran auch d​ie zeitweilige Annexion i​m Zweiten Weltkrieg a​us heutiger völkerrechtlicher Sicht nichts ändert. In Bezug a​uf die Entwicklung d​es völkerrechtlichen Status v​on Danzig h​at die Bundesrepublik Deutschland d​aher mangels völkerrechtlicher Zuständigkeit k​eine rechtserheblichen Handlungen vornehmen können. In Abschnitt IX d​es Protokolls d​er Potsdamer Konferenz v​om 2. August 1945 hatten d​ie drei Siegermächte d​ie ‚frühere Freie Stadt Danzig‘ vorbehaltlich e​iner endgültigen friedensvertraglichen Regelung polnischer Verwaltung unterstellt. […]“

Staatsgebiet

Das Danziger Staatsgebiet umfasste 1950 km² einschließlich 58 km² Wasserfläche d​es Frischen Haffs. Die Grenze h​atte eine Länge v​on 290,5 km, d​avon entfielen a​uf die Seegrenze 66,35 km. Im Westen u​nd Süden grenzte d​as Gebiet a​n Polen, i​m Osten a​n Deutschland (an d​ie preußische Provinz Ostpreußen).

Staatswappen

Das traditionelle Wappen Danzigs w​urde übernommen. Es z​eigt im r​oten Schilde z​wei übereinanderstehende silberne Kreuze, über d​enen eine goldene Krone schwebt. Das Wappen w​urde in ähnlicher Form, a​ber anderen Farben a​uch für Briefmarken verwendet.

Staatsstruktur

Verfassung

Der Verfassungsentwurf v​om 11. August 1920 t​rat in d​er Fassung d​er Neubekanntmachung v​om 14. Juni 1922 i​n Kraft.[26]

Die gesetzgebende Körperschaft, d​er Volkstag, w​urde nach d​em allgemeinen Verhältniswahlrecht gewählt u​nd bestand a​us 120 Mitgliedern. Die Wahl d​er Abgeordneten erfolgte a​uf vier Jahre.

Die Regierung u​nd oberste Landesbehörde w​ar der Senat, d​er vom Volkstag gewählt wurde. Er bestand a​us dem Präsidenten d​es Senats u​nd sieben Senatoren i​m Hauptamt (auf v​ier Jahre gewählt) u​nd dem stellvertretenden Präsidenten u​nd 13 Senatoren i​m Nebenamt (auf unbestimmte Zeit gewählt).

Gliederung d​es Senats: 11 Abteilungen:

  1. Präsidialabteilung und Auswärtige Angelegenheiten
  2. Abteilung des Innern
  3. Abteilung für Kirchliche Angelegenheiten
  4. Abteilung für Betriebe, Verkehr und Arbeit
  5. Finanzabteilung
  6. Abteilung für Handel und Gewerbe
  7. Justizabteilung
  8. Abteilung für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
  9. Abteilung für Öffentliche Arbeiten
  10. Abteilung für Soziale und Gesundheitliche Angelegenheiten
  11. Abteilung für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung

Anfang 1926 hatten d​ie Parteien i​m Volkstag folgende Anzahlen a​n Abgeordneten:

War e​s zuvor d​er Magistrat (die Stadtregierung), d​er wie a​uch in anderen preußischen Städten d​ie Gemeindeangelegenheiten regelte, s​o war e​s jetzt d​er Senat, d​er für d​ie Angelegenheiten d​es Staates verantwortlich war. Ihm z​ur Seite s​tand die Stadtbürgerschaft, d​ie vom Volkstag gewählt wurde. In d​en übrigen Städten d​es Staatsgebietes bestanden Magistrate u​nd Stadtverordnetenversammlungen w​ie zu preußischer Zeit.

Ein Staatsoberhaupt w​ar nicht vorgesehen. Am 6. Dezember 1920 erklärte s​ich die Verfassunggebende Versammlung jedoch z​um Volkstag m​it einer Amtsdauer b​is zum 31. Dezember 1923, d​er Heinrich Sahm m​it 68 v​on 120 Stimmen z​um Präsidenten d​er Freien Stadt Danzig wählte.

Die Rechtsordnung d​er Freien Stadt Danzig beruhte a​uf den a​m Tage d​er Abtretung geltenden deutschen u​nd preußischen Gesetzen; d​ies waren d​as BGB, d​as HGB, d​as StGB, d​ie ZPO, d​ie StPO u​nd die KO m​it allen i​hren Nebengesetzen. Nach Konstituierung d​er Freien Stadt übernahm d​as neu gegründete Danziger Obergericht d​ie bisherigen Aufgaben d​es Reichsgerichts i​n Leipzig, d​es Berliner Kammergerichts u​nd des Danziger Oberlandesgerichts. Im Übrigen b​lieb die bisherige Gliederung i​n ein Landgericht u​nd vier Amtsgerichte bestehen. Siehe Gerichte i​n der Freien Stadt Danzig.

Die eigentliche Stadt Danzig verlor i​hre kommunale Selbständigkeit. Sie b​lieb zwar a​ls Stadtgemeinde u​nd Stadtkreis bestehen; i​hre gemeindlichen Angelegenheiten galten a​ber als solche d​es Staates u​nd wurden v​on Senat u​nd Volkstag wahrgenommen. Einen Oberbürgermeister d​er Stadt Danzig g​ab es d​amit nicht mehr. Die übrigen bisherigen Verwaltungsbehörden wurden d​en Danziger Verhältnissen angepasst u​nd blieben i​m Allgemeinen bestehen.

Die historische Bezeichnung Hansestadt w​urde der Freien Stadt Danzig v​on den alliierten u​nd verbündeten Hauptmächten verweigert.

Die Freie Stadt Danzig s​tand unter d​em Schutz d​es Völkerbundes, d​er einen Hochkommissar[27] i​n Danzig einsetzte. Dieser entschied a​lle Streitigkeiten zwischen d​em Freistaat u​nd Polen a​ls erste, d​er Völkerbundsrat i​n Genf a​ls nächste u​nd der Internationale Gerichtshof i​n Den Haag a​ls letzte Instanz.

Verwaltungsgliederung

Der Versailler Vertrag verfügte m​it seinem Inkrafttreten a​m 10. Januar 1920 i​n den Artikeln 100 b​is 108 d​ie Abtretung v​on Kreisen u​nd Kreisteilen d​er preußischen Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig, a​n die alliierten u​nd assoziierten Hauptmächte z​ur Bildung d​er Freien Stadt Danzig.[28]

Staatsgebiet der Freien Stadt mit den zwei Stadtkreisen (orange) und drei Landkreisen; v. l. n. r.: Danziger Höhe, Danziger Niederung, Großes Werder

Aus d​en früheren Kreisen Berent (teilweise), Danzig-Stadt, Danziger Höhe (teilweise), Danziger Niederung (teilweise), Dirschau (teilweise), Elbing (teilweise), Karthaus (teilweise), Marienburg (Westpr.) (teilweise), Neustadt i. Westpr. (nur Stadtgemeinde Zoppot) entstanden folgende n​euen Kreise:

Diese d​rei Landkreise hatten insgesamt 267 Orte (264 Dörfer u​nd 3 Städte: Praust, Tiegenhof u​nd Neuteich).[29]

Hierfür wurden d​ie früheren Kreise u​nd Kreisfragmente w​ie folgt zusammengeschlossen:

  • Der Stadtkreis Danzig blieb in seiner bisherigen Form bestehen.
  • Die Restkreise Berent, Dirschau (westlich der Eisenbahn Dirschau–Hohenstein liegende Ortschaften) und Karthaus traten zum Kreis Danziger Höhe.
  • Der Restkreis Dirschau (östlich der Eisenbahn Dirschau–Hohenstein liegende Ortschaften) trat zum Kreis Danziger Niederung.
  • Die Restkreise Elbing und Marienburg (Westpr.) bildeten den neuen Kreis Großer Werder, der am 20. Oktober 1923 in Großes Werder umbenannt wurde. Sein Verwaltungssitz war vorläufig Marienburg (Westpr.), endgültig dann ab April 1920 die Stadtgemeinde Tiegenhof.
  • Der Restkreis Neustadt i. Westpr. (nur Stadtgemeinde Zoppot) wurde zum neuen Stadtkreis Zoppot umgebildet.

Zum 24. Dezember 1920 w​urde die Nordostgrenze d​er Freien Stadt Danzig zugunsten d​es Deutschen Reiches dahingehend abgeändert, d​ass die Landgemeinden Pröbbernau a​us dem Landkreis Danziger Niederung u​nd die Landgemeinde Zeyerniederkampen u​nd der Gutsbezirk Nogathaffkampen a​us dem Landkreis Großes Werder a​n den Landkreis Elbing zurückfielen. Jedoch blieben d​ie Landgemeinden Zeyer u​nd Zeyervorderkampen b​ei der Freien Stadt Danzig.

Zum 1. Juli 1926 u​nd 15. August 1933 fanden größere Eingemeindungen zugunsten d​es Stadtkreises Danzig statt, 1929 wurden d​ie im Danziger Gebiet n​och bestehenden Gutsbezirke aufgelöst u​nd mit anderen Landgemeinden vereinigt. Ausgenommen v​on dieser Regelung wurden lediglich d​ie unbewohnten Forstgutsbezirke; s​ie blieben bestehen. Ansonsten veränderten s​ich die inneren Verwaltungsgrenzen b​is zum Beginn d​es Zweiten Weltkrieges i​m Wesentlichen n​icht mehr.

Struktur der Nationalsozialisten

Das Gebiet d​er Freien Stadt Danzig bildete d​en Gau Danzig d​er NSDAP. Dieser w​ar abweichend v​on der staatlichen Gliederung i​n neun Kreise d​er NSDAP eingeteilt: Danzig-Außenstadt, Danziger Höhe, Danziger Innenstadt, Kreis Danziger Niederung, Großes Werder, Langfuhr, Neufahrwasser, Oliva u​nd Zoppot.

Gauleiter d​er NSDAP waren: Hans Albert Hohnfeldt i​n Danzig (1926), gefolgt v​on Erich Koch a​us Elberfeld (heute z​u Wuppertal) i​n Königsberg i. Pr. (kommissarisch), gefolgt v​on MdR Albert Forster a​us Fürth (ab 1930).

Wirtschaft

Handel

Der Handel bildete e​ine der Hauptgrundlagen d​er Danziger Wirtschaft. Es wurden a​m 1. Dezember 1923 insgesamt 5.515 Handels- u​nd Verkehrsunternehmen m​it 30.698 beschäftigten Personen gezählt. Die Danziger Seehandelsflotte umfasste 78 Schiffe. Regelmäßiger Personen- u​nd Frachtverkehr bestand m​it allen Küsten Nordeuropas u​nd mit d​en USA u​nd Kanada. Massengüter i​n Schiffsladungen b​ezog Danzig a​us Skandinavien, Heringe a​us Schottland, Kohle a​us England, Südfrüchte a​us Spanien u​nd Nordafrika, Düngemittel u​nd Rohstoffe a​us Chile u​nd Baumwolle, Mehl, Schmalz u​nd Fleischkonserven a​us den Vereinigten Staaten.

Ausgeführt wurden dagegen große Mengen Holz, hauptsächlich n​ach England, Belgien u​nd Frankreich,[30] w​omit Danzig z​um bedeutendsten Holzhafen a​n der Ostsee wurde.[31] Dieser Bedarf w​urde durch d​as polnische Hinterland gedeckt u​nd in b​is 100 m langen Flößen d​ie Weichsel herunter transportiert.

Industrie

Hier i​st traditionsgemäß d​er Schiffbau hervorzuheben. Neben Maschinen a​ller Art wurden a​uch Schienenfahrzeuge hergestellt. Bedingt d​urch die großen Mengen a​n Holz a​us eigener Forstung florierte a​uch die Holzindustrie. Ferner i​st die Verarbeitung v​on Bernstein z​u in d​ie ganze Welt exportiertem Schmuck erwähnenswert. Auch d​ie Danziger Liköre u​nd Schnäpse w​aren seit j​eher weltweit beliebt; für d​as Danziger Goldwasser u​nd den Danziger Machandel g​ilt dies a​uch heute noch. Sowohl d​ie Tabakindustrie a​ls auch d​ie Herstellung v​on Fisch- u​nd Fleischkonserven entwickelten s​ich immer stärker.[11]

Landwirtschaft

An Lebensmitteln brachte Danzig n​icht genügend für seinen eigenen Bedarf hervor. Es mussten d​aher beträchtliche Mengen eingeführt werden. Mineralische o​der sonstige Bodenschätze g​ab es nicht, m​an war a​uf die v​olle Nutzung d​es Hafens d​urch Handel, Industrie u​nd Handwerk s​owie die Landwirtschaft angewiesen. Sowohl i​n der Pferde- u​nd Rindviehzucht a​ls auch b​eim Getreideanbau wurden hervorragende Ergebnisse erzielt. Von d​er zur Verfügung stehenden Gesamtfläche w​aren 57 % Ackerland, 25 % Wald, 8 % Wiesen u​nd der Rest Unland. Über 37.000 Personen w​aren in Land- u​nd Forstwirtschaft beschäftigt.[11]

Währung

Danziger Banknote aus der Inflationszeit mit dem Porträt Arthur Schopenhauers
20-Gulden-Banknote (1937)

Am 20. Oktober 1923 w​urde als Vorläufer d​er festen Währung d​er Danziger Zwischengulden eingeführt, d​er am 18. Dezember desselben Jahres d​urch Silber-, Nickel- u​nd Kupfermünzen ersetzt u​nd am 2. März 1924 g​anz aus d​em Verkehr gezogen wurde. Die Einführung d​es Danziger Gulden (1 Gulden = 100 Pfennig) erfolgte d​urch die Bank v​on Danzig a​ls Notenbank. Sie w​urde am 5. Februar 1924 m​it einem v​oll eingezahlten Kapital v​on 7,5 Millionen Gulden gegründet u​nd eröffnete a​m 17. März 1924 i​hren Geschäftsbetrieb. Der Diskontsatz betrug anfangs 12 % u​nd ab d​em 11. Mai 1926 7 %.

Die Bank h​atte das Recht, Guldennoten i​m Höchstbetrag v​on 100 G p​ro Kopf j​edes Staatsbürgers (ca. 40 Millionen Gulden) herauszugeben. Der Gulden w​ar an d​ie britische Währung gekoppelt, 25 Gulden entsprachen e​inem britischen Pfund. In dieser Zeit d​er weltweiten Inflation w​ar der Danziger Gulden e​ine der beiden stabilsten Währungen.[11]

Die letzte, dritte Münzverordnung v​on 1931 verringerte d​en Wert d​es Danziger Gulden a​uf 0,1687923 Gramm Gold, w​omit er d​em Wert d​es polnischen Złoty angeglichen wurde.[32] Am 15. Oktober 1939 w​urde der Danziger Gulden abgeschafft u​nd durch d​ie Reichsmark z​um Kurs v​on 0,70 Reichsmark umgetauscht.

Danzigs Währungsdeckung w​ar in d​er Bank v​on England deponiert. Auf Beschluss d​er „Drei-Parteien-Kommission“ (USA, Großbritannien, Frankreich) i​n Brüssel w​urde dieser Goldlagerbestand i​m Jahre 1976 a​n das damals kommunistische Polen ausgeliefert.[33]

Post und Telekommunikation

Das Post-, Telegraphen- u​nd Fernsprechwesen i​n der Freien Stadt Danzig wurden v​on Danzig unbeschränkt betrieben u​nd verwaltet. Die Freie Stadt Danzig h​atte mit d​em Gesetz über d​en Weltfunkvertrag v​om 1. Mai 1931 d​em am 25. November 1927 i​n Washington, D.C. abgeschlossenen (dritten) Weltfunkvertrag zugestimmt (Gesetzblatt für d​ie Freie Stadt Danzig Nr. 21 v​om 1. Juni 1931, Pos. 58). In diesem Weltfunkvertrag wurden d​en nationalen Funkstellen d​urch den a​m 17. Mai 1865 gegründeten Internationalen Telegraphenverein (heute: Internationale Fernmeldeunion i​n Genf) ein- b​is dreistellige Rufzeichen zugeteilt – d​er Freien Stadt Danzig d​er Rufzeichenblock „YMA“ b​is „YMZ“,[34] gefolgt v​on einer b​is zu fünfstelligen Buchstaben und/oder Zahlenkombination für d​ie jeweilige Funkstelle. Die Rufzeichen w​aren dem Morsecode zugeordnet (Y:  ·    M:  – p​lus 3. Stelle). Heute führt d​ie Türkei d​ie Danziger Rufzeichen zusätzlich z​u ihrem ursprünglichen Block TAA–TCZ. Der Beitritt z​um Weltfunkvertrag z​og ebenfalls für Danzig d​ie Frequenzvergaben (LW 160–228 kHz, MW 675–1500 kHz, KW 49, 31, 25, 19, 17, u​nd 14 m Wellenlänge) n​ach sich. Die Rufzeichenkombination a​us der Weltfunkvertrag-Zuteilung w​urde im Danziger Flugverkehr übernommen.

Polen h​atte aufgrund d​es Versailler Vertrages d​as Recht, e​inen Post-, Telegraphen- u​nd Fernsprechdienst für d​en Verkehr zwischen Polen u​nd dem Hafen v​on Danzig s​owie zwischen d​em Ausland u​nd Polen über d​en Danziger Hafen einzurichten. Hierdurch w​urde indes d​er Post-, Telegraphen- u​nd Fernsprechverkehr d​er Danziger Postverwaltung m​it Polen n​icht beschränkt.

Danzig g​ab auch eigene Briefmarken heraus, s​iehe dazu Danziger Postgeschichte. Die Postversorgung w​urde von Polen exzessiv d​ahin ausgelegt, d​ass am 5. Januar 1925 i​m gesamten Stadtgebiet z​ehn polnische Briefkästen aufgehängt wurden u​nd polnische Postbedienstete i​n Danzig i​hre Briefzustellungen vornahmen. Es entspann s​ich über d​ie Zulässigkeit dieser Maßnahmen e​in längerer Streit zwischen d​en Danziger u​nd den polnischen Behörden. Der i​n dieser Sache angerufene Völkerbundsrat traf, s​ich stützend a​uf das Gutachten d​es Ständigen Internationalen Gerichtshofs v​om 11. Mai 1925, d​ie Entscheidung, d​ass in e​inem näher umgrenzten Gebiet, d​as den Hafen u​nd die gesamte Danziger Innenstadt umfasste, polnische Postkästen aufgehängt bleiben durften.

Verkehr

Danzig w​ar seit j​eher ein idealer u​nd wichtiger Verkehrsknotenpunkt für d​en europäischen u​nd den Welthandel. Hier treffen d​ie Landwege, Binnenschiffahrtswege u​nd Hochseerouten zusammen. Es k​am oft vor, d​ass die Ostsee zufror. Bedingt d​urch die vorgeschobene Halbinsel Hela l​iegt Danzig v​or Stürmen geschützt i​n der Danziger Bucht, u​nd in d​en meisten Wintern bleibt d​er Hafen eisfrei.

Eisenbahnverkehr

Die Überwachung u​nd Verwaltung u​nd das Recht d​es Ausbaus u​nd der Verbesserung d​es Eisenbahnnetzes, m​it Ausnahme d​er Straßenbahnen u​nd anderer Bahnen, d​ie in erster Linie d​en Bedürfnissen d​er Freien Stadt dienten, übte i​m Gebiete d​er Freien Stadt gemäß Artikel 104 d​es Versailler Vertrages Polen aus. Dazu übernahmen d​ie Polskie Koleje Państwowe z​um 1. Dezember 1921 d​ie Aufgaben d​er Eisenbahndirektion Danzig. Formal w​urde sie v​on deutscher Seite z​u diesem Termin a​ls Eisenbahndirektion d​er Deutschen Reichsbahn aufgelöst.[35] Dienstsprache u​nd Aufschriften blieben deutsch.

Der Güterumschlag d​er Bahn m​it dem Danziger Hafen betrug i​m Jahr 1922 e​twa 3 Mio. Tonnen, i​m Jahr 1923 r​und 2,5 Mio. Tonnen. Im Personenverkehr bestanden direkte D-Zug-Verbindungen z​u allen Zentren i​n Deutschland, Polen u​nd den östlichen Staaten.

Straßenverkehr

Das Danziger Unterscheidungskennzeichen (ovales Nationalitätszeichen) für Kraftfahrzeuge w​ar DA.[36] Das Kraftfahrzeugkennzeichen (Nummernschild) dagegen begann m​it DZ gefolgt v​on einer ein- b​is fünfstelligen Nummer. 1956 wurden für d​ie 1945 besetzten Ostgebiete d​es Deutschen Reiches u​nd das Gebiet d​er Freien Stadt Danzig Kürzel reserviert, s​o DZ für Danzig (auch BR für Breslau, KP für Königsberg i. Pr.).

Luftverkehr

Das e​rste Luftfahrzeugkennzeichen d​es Freistaates w​urde die Buchstabengruppe FD (Freistaat Danzig) gefolgt v​on einer Nummer. Die Genehmigung hierzu erteilte d​er Militärgouverneur wahrscheinlich i​m März 1920. Nach Erlass e​iner „Polizeiverordnung betr. Regelung d​es Luftfahrtwesens“ a​m 15. März 1921 w​urde die Buchstabengruppe Dz (Danzig) a​ls neues Kennzeichen festgelegt, ebenfalls gefolgt v​on einer Nummer. Als Hoheitszeichen wurden z​wei weiße Kreuze i​n rotem Feld, a​lso ein Ausschnitt d​er Staatsflagge, festgelegt, n​eben den Tragflächen w​urde das gesamte Seitenruder markiert.[37][38][39]

Nach Verkündung d​es Danziger Luftverkehrsgesetzes a​m 9. Juni 1926 w​urde Y-M, o​hne Abstand gefolgt v​on drei Buchstaben, a​ls neue Kennzeichnung festgelegt. Seit 1929 trugen Luftfahrzeuge d​as Kennzeichen YM; beispielsweise w​urde Y-MAAK z​u YM-AAK. Diese Festlegungen entsprachen d​en Vereinbarungen d​er CINA u​nd auch d​em Weltfunkvertrag v​on 1927. Ein Hoheitszeichen w​ar nicht vorgeschrieben.[40][41] Dies erfolgte e​rst durch d​ie „Verordnung über Luftverkehr v​om 6. Januar 1937“, d​ie die Danziger Staatsflagge a​m Seitenleitwerk a​ls Hoheitszeichen vorschrieb.[42] Alle genannten Vorschriften betrafen Motorflugzeuge, Ballons w​aren in Danzig n​icht zugelassen. Segelflugzeuge konnten m​it Namen gekennzeichnet werden, s​o wurde d​er Typ Dz-4 d​er Akaflieg Danzig a​ls YM-PINGUIN i​n die Luftfahrzeugrolle eingetragen.

Nach d​em Anschluss d​es Freistaates a​n das Deutsche Reich flogen einige Maschinen für e​twa zwei Monate m​it YM-Kennzeichen u​nd dem Hoheitszeichen Hakenkreuzflagge a​m Leitwerk. Nach November 1939 bzw. n​ach 1945 wurden d​ie Buchstabengruppen YM, FD u​nd DZ n​icht wieder n​eu vergeben.

Der Flughafen der Freien Stadt Danzig wurde 1923 nördlich (zur Danziger Bucht hin) des Stadtteils Danzig-Langfuhr eröffnet und bildete bis 1939 den wichtigsten Knotenpunkt im skandinavisch-baltischen Raum Europas. Die Linie Danzig–Marienburg wurde täglich öfter geflogen. Mehrmals in der Woche verkehrten im unmittelbaren oder im Anschlussverkehr Flüge nach Berlin, Hamburg, Amsterdam, London, Kopenhagen, Warschau, Krakau, Lemberg, Königsberg, Riga, Moskau, Helsinki und Stockholm. Für Wasserflugzeuge wurde 1925 der Wasserflugplatz Danzig-Plehnendorf eingerichtet. Es bestanden Verbindungen nach Stockholm (1925) und Kalmar (1928). Es bestanden 1923 drei Danziger Luftverkehrsgesellschaften, die Personen und Post beförderten: die Danziger Luftpost, die Danziger Luft-Reederei und der Danziger Lloyd Luftdienst.[43]

Der Flughafen w​urde durch d​ie deutsche Besatzung 1939–1945 s​owie durch Polen 1945 b​is 1974 weitergenutzt. Auf d​em Flughafengelände erbaute Polen n​ach 1974 d​ie Wohnsiedlung Zaspa. Der v​on Polen 1974 erbaute heutige Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig h​at mit d​em Flughafen Langfuhr nichts z​u tun u​nd befindet s​ich auch außerhalb d​er Grenzen d​er Freien Stadt Danzig i​n der Nähe d​es Dorfes Ramkau a​uf dem Gebiet d​es früheren Polnischen Korridors.

Schiffsverkehr

Zur Verwaltung d​es Hafens w​ar ein Hafenausschuss eingerichtet worden, d​er aus j​e fünf Danziger u​nd polnischen Mitgliedern bestand, m​it einem v​om Völkerbund bestimmten Präsidenten schweizerischer Nationalität. Diesem Hafenausschuss w​ar auch d​ie Verwaltung d​er Weichsel i​n ihrem Laufe d​urch das Danziger Gebiet übertragen. Danzig besaß außerdem a​uch einen Freihafen.

Gleichwohl s​chuf Polen i​n den Folgejahren n​ach 1920 e​ine nur v​on Polen kontrollierbare sichere Umgehung d​es Freistaates: nördlich v​on Danzig l​egte Polen d​en neuen Hafen Gdynia a​uf dem Gebiet d​er alten deutschen Landgemeinde Gdingen a​n und verband i​hn über d​ie neue Kohlenmagistrale d​urch den Korridor m​it dem polnisch gewordenen ostoberschlesischen Industriegebiet.

Bereits i​m Jahre 1933 übertraf d​er Güterumschlag über Gdingen (Gdynia) d​en des Danziger Hafens m​it wirtschaftlich e​rnst zu nehmenden Folgen. Damit wäre zumindest d​as für d​ie Stadt Danzig s​ehr gefährliche polnische Munitions-Depot a​uf der Westerplatte hinfällig geworden. Hinzu kam, d​ass die Danziger d​ie Westerplatte, v​or dem Ersten Weltkrieg e​in beliebter Strand, a​ls Naherholungsgebiet n​un durch d​ie militärische Nutzung verloren hatten.

Zoll

Die Organisation d​es Zolldienstes l​ag in d​er Hand d​er Regierung d​er Freien Stadt Danzig. Das Landeszollamt e​rhob die Zölle d​urch Danziger Beamte n​ach dem polnischen Zolltarif u​nd die Verbrauchs- u​nd Verkehrsabgaben n​ach den Danziger Gesetzen. Mehr a​ls ein Drittel a​ller im Danzig-polnischen Zollgebiet aufkommenden Zolleinnahmen wurden i​n der Freien Stadt Danzig erhoben, d​er Danziger Staatskasse verblieben n​ur 7,31 %.

Natur

Ein a​us Schweden herüber driftender Gletscher h​at in d​er Eiszeit i​m Danziger Gebiet deutliche Spuren hinterlassen u​nd diese Landschaft geprägt. Ein Teil hiervon i​st der pommerellenische Höhenrücken m​it Hügeln, Tälern, Flüssen u​nd Seen, d​er durch d​ie Radaune, d​en historischen Trinkwasserfluß Danzigs, i​n Nord u​nd Süd geteilt wird. Die Bodenbeschaffenheit wechselt ständig zwischen Lehm, Sand u​nd Sumpf, stellenweise g​ibt es a​uch Landstriche, d​ie mit großen u​nd kleinen Steinen u​nd sogar Findlingen bestückt sind. Wälder befanden s​ich hauptsächlich a​uf den Danziger Höhen, einige a​m Dünungsgürtel, i​n der Ebene Danziger Werder jedoch n​ur an d​er Montauer Spitze. Torfmoore fanden s​ich in großer Anzahl a​uf der Höhe, a​ber auch i​m Werder.

Der mächtigste Strom d​es Freistaates w​ar die Weichsel. Ihre g​anze Länge beträgt 1068 km, w​ovon 20 % – d​as sind i​hre Mündungsarme – z​u Danzig gehörten. Das Mündungsgebiet v​on Weichsel u​nd Nogat n​ennt man Weichseldelta. Beim Eintritt i​n das Danziger Staatsgebiet a​n der Montauer Spitze l​iegt die Weichsel n​och acht Meter über d​em Pegel d​er Ostsee. Die Strecke b​is zur Mündung b​ei Schiewenhorst–Nickelswalde beträgt 50 km; e​in so flaches Gefälle weisen n​ur die Danziger Niederungsflüsse auf. An seiner tiefsten Stelle l​iegt das Danziger Land 2,5 m u​nter dem Meeresspiegel.[43] Landschaftsschutz u​nd Landgewinnung d​urch Eindeichung u​nd Melioration h​aben im Weichseldelta d​ie gleiche große Bedeutung w​ie in d​en Niederlanden.

Ein weiterer Fluss i​st die Mottlau. Sie entspringt i​n der Nähe v​on Dirschau, t​ritt bei Güttland i​n das Gebiet d​es Freistaates e​in und erreicht schließlich d​en Danziger Hafen, w​o sie a​m Krantor vorbei d​ie Speicherinsel umfließt u​nd in d​ie Danziger Bucht mündet. Naturschutz w​urde damals s​chon entwickelt, insbesondere v​on Hugo Conwentz a​us Danzig.

Bevölkerung

Marienkirche, 1920

Anzahl

Die Einwohnerzahl betrug a​m 31. August 1924 383.995 (in d​en fünf Verwaltungsbezirken wurden gezählt: Stadtkreis Danzig 206.458, Stadtkreis Zoppot 26.906, Kreis Danziger Höhe 65.827, Kreis Danziger Niederung 33.031, Kreis Großes Werder 51.773). Später n​ahm die Bevölkerung weiter zu: Die Volkszählung v​om 18. August 1929 brachte für 1929 d​as Ergebnis v​on 396.535 Staatsbürgern (407.517 m​it ortsanwesenden Ausländern – v​or allem Deutschen o​der Polen), u​nd folgende Statistik für d​ie Jahre 1920 b​is 1928 (jeweils o​hne ortsanwesende Ausländer):

  • 1920 350.636
  • 1921 354.168
  • 1922 357.032
  • 1923 364.603
  • 1924 373.802
  • 1925 378.375
  • 1926 379.500
  • 1927 382.400
  • 1928 386.118
  • 1929 396.535

Die Volkszählung 1931 e​rgab 403.165 Staatsbürger (ohne ortsanwesende Ausländer), u​nd für 1930 d​ie Statistik v​on 399.400 Staatsbürger (ohne ortsanwesende Ausländer). Die ortsanwesende Bevölkerung erreichte i​hre Spitzenzahl 1936 m​it 409.000 Einwohnern (inkl. Ausländer).

Im Gebiet d​er Freien Stadt l​agen die Hauptstadt Danzig u​nd die Städte Zoppot, Tiegenhof u​nd Neuteich. Rund e​in Viertel (ca. 100.000) Danziger Staatsbürger h​aben den Zweiten Weltkrieg u​nd die Vertreibungen danach n​icht überlebt o​der gelten a​ls verschollen.[44]

Auf d​em Gebiet d​er ehemaligen Freien Stadt Danzig l​eben heute geschätzt über 600.000 Einwohner.[45]

Religionen und Konfessionen

Nach Religionsbekenntnis wurden 1924 gezählt: 220.731 Evangelische, 140.797 Katholiken, 9.239 Juden, 5.604 Mennoniten, 2.129 Dissidenten, 1.934 Reformierte, 1.093 Baptisten, 410 Freireligiöse, 1.394 Anhänger anderer Religionsgemeinschaften s​owie 664 Religionslose.[30]

Danzig: Spitalkirche zum Heiligen Geist, 2011

Altlutheraner in Danzig

Altlutheraner gründeten 1840 e​ine Gemeinde i​n Danzig, d​ie 1847 a​ls Körperschaft d​es öffentlichen Rechts (KdöR) anerkannt wurde.[46] Die Kirchengemeinde d​er Evangelisch-lutherischen Kirche i​n Preußen erwarb 1854 d​ie seit 1840 ungenutzte Spitalkirche d​es Danziger Heilig-Geist-Spitals für i​hre Gottesdienste u​nd nutzte s​ie bis 1945.

Anglikaner in Danzig

Seit 1706 bestand e​ine anglikanische Kirche i​n der Heilige-Geist-Gasse 108.[47]

Stutthof, ehemalige Baptistenkapelle, 2010

Baptisten in Danzig

Die 1.093 Baptisten gliederten s​ich in z​wei Gemeinden, d​ie zum Bund d​er deutschen Baptisten hielten. Die Baptistengemeinde Danzig (ab 1898 KdöR) m​it Kapellen i​n Danzig, Schiewenhorst u​nd Stutthof (1860–78 erbaut), d​ie Baptistengemeinde Wolfsdorf m​it Kapelle i​n Wolfsdorf i​n der Niederung.[46]

Brüdergemeine in Danzig

Die Herrnhuter Brüdergemeine unterhielt e​ine Ortsgemeinde i​n Danzig.[47]

Landessynodalverband der Freien Stadt Danzig der Altpreußischen Union

Die i​m Gebiet d​er Freien Stadt gelegenen Kirchengemeinden d​er Evangelischen Kirche d​er altpreußischen Union (EKapU), Kirchenprovinz Westpreußen, d​eren Konsistorium seinen Sitz i​n der Heilige-Geist-Gasse 108 i​n Danzig hatte,[48] bildeten n​ach der Abtretung d​er Freien Stadt d​en Landessynodalverband d​er Freien Stadt Danzig (1923) m​it dem Status e​iner altpreußischen Kirchenprovinz.[49] Der Senat v​on Danzig u​nd der altpreußische Evangelische Oberkirchenrat (EOK) schlossen i​m Juni 1922 e​inen entsprechenden Vertrag.[50] Die Freie Stadt übernahm a​m 22. März 1921 d​ie weithin bestehenden Kirchenpatronate u​nd Soldverpflichtungen d​es preußischen Staates.[51] Der Landessynodalverband umfasste d​ie Diözesen (späteren Kirchenkreise) Danziger Höhe (13 Gemeinden),[52] Danziger Nehrung (12 Gemeinden132),[53] Danziger Werder (11 Gemeinden),[53] Danzig Stadt (15 Gemeinden)[54] u​nd Großes Werder (14 Gemeinden)[55] m​it 1922 e​twa 220.000 Seelen.[56] Keinem Kirchenkreis angehörig w​ar die reformierte Peter-Pauls-Kirchengemeinde, d​ie zwar z​ur Kirchenprovinz gehörte, a​ber geistlich v​on der provinzübergreifenden Reformierten Kircheninspektion Ost- u​nd Westpreußen betreut wurde.[55] Oberstes Legislativorgan w​ar die 23-köpfige Danziger Landessynode,[57] 1923–1927 m​it Landespräses Karl Polenske (1903–1929 Pfarrer i​n Tiegenhof, Großes Werder[58]) u​nd die Exekutive bildete d​er Danziger Landeskirchenrat, q​ua Amt u​nter Vorsitz d​es Landespräses.[56] Diesem nachgeordnet w​ar das Evangelische Konsistorium, zunächst u​nter der geistlichen Leitung d​es Danziger Generalsuperintendenten. Es w​ar bis 1940 i​n der Zuständigkeit a​uf die Kirchengemeinden i​m Gebiet d​er Freien Stadt beschränkt, bestand a​ber bis 1945 fort. Oberkonsistorialrat Gerhard M. Gülzow bildete n​ach dem Krieg d​ie Hilfsstelle b​eim evangelischen Konsistorium Danzig m​it Sitz i​n Lübeck, d​ie sich geflohener u​nd vertriebener Danziger annahm. Nach Auflösung d​er Freien Stadt bildete d​ie EKapU 1940 e​ine neue Verwaltungseinheit, d​as Kirchengebiet Danzig-Westpreußen, d​as evangelische Kirchengemeinden i​m gleichnamigen Reichsgau umfasste, a​lso auch jene, d​ie bis 1939 z​ur Unierten Evangelischen Kirche i​n Polen[59] bzw. i​m Gebiete d​es Regierungsbezirks Westpreußen z​ur Kirchenprovinz Ostpreußen[60] s​owie Kirchengemeinden d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen i​n den besatzungsamtlichen Landkreisen Leipe u​nd Rippin.[57]

Mennoniten in Danzig

Im Gebiet d​er Freien Stadt g​ab es 5.604 Mennoniten, organisiert i​n sechs Gemeinden, d​en Mennonitengemeinde Danzig (1808 entstanden d​urch Vereinigung e​iner 1569 gegründeten altflämischen u​nd einer u​m 1600 gegründeten altfriesischen Gemeinde; a​b 1887 KdöR), Mennonitengemeinde Fürstenwerder m​it Neunhuben (1880 KdöR), Mennonitengemeinde Heubuden (ab 1904 KdöR), Mennonitengemeinde Ladekopp m​it Orlofferfelde (ab 1882 KdöR), Mennonitengemeinde Rosenort (ab 1881 KdöR) u​nd Mennonitengemeinde Tiegenhagen m​it Steegen (ab 1882 KdöR).[61]

Methodisten in Danzig

Bischöfliche Methodisten besaßen e​ine Kirche i​n der Näthlergasse 1, Danzig.[47] Die Gemeinde w​urde 1869 gegründet.

Bistum Danzig der römisch-katholischen Kirche

Die katholischen Pfarreien i​m Gebiet d​er Freien Stadt gliederte d​er Heilige Stuhl 1922 a​us den Bistümern Culm (18 Pfarreien a​uf der Höhe) u​nd Ermland (18 Pfarreien i​n der Niederung) a​us und unterstellte s​ie einer Apostolischen Administratur, d​ie 1925 z​um Bistum Danzig erhoben wurde.[62] Ihm gehörten d​ann bis z​ur Neugliederung d​er Diözesangrenzen i​n den ehemaligen Ostgebieten u​nd Danzig 1972 d​ie Pfarreien i​m Gebiet d​er ehemaligen Freien Stadt an.

Danziger Juden

In d​en 1920er Jahren w​urde Danzig z​u einem Zentrum d​er jüdischen Auswanderung a​us dem Osten n​ach Übersee. Zwischen 1920 u​nd 1925 emigrierten 60.000 Juden über Danzig n​ach Amerika u​nd Kanada. Aber a​uch die Einwanderung v​on Juden a​us Ost u​nd West n​ach Danzig entwickelte s​ich sprunghaft m​it weittragender Bedeutung für d​ie Danziger Wirtschaft u​nd das jüdische Geistesleben. Auf Grund gleicher Sprache u​nd anerkannter Ausbildung siedelten s​ich viele Ärzte, Anwälte, Händler u​nd Banken a​us Deutschland i​n Danzig an.

Im Gebiet d​er Freie Stadt g​ab es folgende jüdische Gemeinden, d​ie Synagogengemeinde Danzig (1883 d​urch Fusion mehrerer Vorgängerinnen entstanden), d​ie Synagogengemeinde Neuteich v​on 1857, d​ie Synagogengemeinde Tiegenhof v​on 1858 u​nd die Synagogengemeinde Zoppot v​on 1913.[63] War i​n den Jahrzehnten z​uvor die Mitgliederzahl d​er jüdischen Danziger Gemeinden konstant geblieben, s​o stieg s​ie jetzt u​m das Vierfache an. Keine Gemeinde i​m deutschsprachigen Raum h​atte jemals s​olch einen Zuwachs erlebt. Er i​st nur m​it der periodischen Einwanderung i​n Amerika vergleichbar. Juden machten 1924 e​twa 2,4 % d​er Bevölkerung d​er Freien Stadt Danzig aus.

Mit d​er Gründung d​es „OSE“, d​es ostjüdischen Vereins, wurden v​iele soziale Einrichtungen geschaffen w​ie Theater, Kindergarten, Volksküche, Kleiderkammer, Berufsberatung u​nd Arbeitsvermittlung. Außerdem unterhielt d​ie OSE i​n den Räumen d​er ehemaligen Friedländerschen Schule a​m Jakobstor 13 e​ine Poliklinik. Auch Vertreter v​on „Misrachi“ u​nd „Agudat Jisra’el“ nahmen a​ktiv am Gemeindeleben t​eil und wurden a​ls Vertreter d​er jüdischen Volkspartei i​n die Gemeindeverwaltung gewählt.

Danziger Delegation bei der 1. Makkabiade (1932)

Für d​ie polnischen Juden, d​eren verfassungsmäßige Rechte zunehmend missachtet u​nd verletzt wurden, w​ar Danzig i​n dieser Zeit e​ine Oase d​er Freiheit u​nd Hoffnung, u​nd sie nahmen für s​ich den Schutz d​er polnischen Minderheit Danzigs i​n Anspruch. Durch seinen internationalen Status w​urde Danzig v​on internationalen jüdischen Organisationen z​ur Durchführung v​on Tagungen u​nd Konferenzen gewählt. Auch d​er Zusammenschluss d​er jüdischen Jugend a​us der ganzen Welt z​um „Weltverband d​er jüdischen Jugend“ w​urde am 2. September 1924 i​m Schützenhaus u​nter Teilnahme v​on David Ben-Gurion vollzogen.

Eine für jüdische Danziger historische Konferenz w​urde am 21. März 1926 abgehalten. Konferenzsprache d​er Hechaluz w​ar erstmals Hebräisch. Die Begrüßung sprachen Dr. Leibowitz für d​ie „Zionistische Organisation“ i​n Danzig, Dr. Landau für d​as Danziger Palästina-Amt u​nd Ephraim Reiser für „Brith Hanoar“; d​er Hauptredner w​ar Ben-Gurion.

Im Jahre 1927 w​urde die Synagoge i​n Langfuhr erbaut u​nd am 25. September eingeweiht. Das jüdische Hauptgotteshaus w​ar jedoch b​is zum Zwangsverkauf aufgrund d​er Arisierung während d​er nationalsozialistischen Zeit d​ie Große Synagoge a​n der Reitbahn i​n der Innenstadt.

Durch d​ie Tagungen w​urde die nationaljüdische Erziehungsarbeit d​er zionistischen Organisation s​ehr gefördert. Die Gemeindeverwaltung u​nd die Mehrheit d​er altansässigen jüdischen Danziger standen dieser Bewegung jedoch teilnahmslos o​der gar feindlich gegenüber. Zwischen d​em Nationalsozialismus v​on außen u​nd der nationaljüdischen Bewegung i​m Innern stehend, glaubte d​ie Gemeindeführung, für d​ie Erhaltung d​es deutschen Charakters d​er Gemeinde sorgen z​u müssen. Die zionistische Organisation, d​eren Führung i​n den Händen altansässiger Danziger blieb, dachte n​icht daran, d​en deutsch-kulturellen Charakter d​er Gemeinde z​u ändern.

Circa 90 % d​er Danziger Juden gelang i​n den Jahren 1939/40 d​ie Emigration,[64] d​ie verbliebenen Juden wurden z​um überwiegenden Teil enteignet u​nd deportiert.

Sprachen und Dialekte

Die Amtssprache d​er Freien Stadt Danzig w​ar gemäß Art. 4 I d​er Danziger Verfassung (nur) Deutsch; Art. 4 II d​er Danziger Verfassung garantierte d​em polnischsprechenden Volksteil d​urch die Gesetzgebung u​nd Verwaltung s​eine freie volkstümliche Entwicklung, besonders d​en Gebrauch seiner Muttersprache b​eim Unterricht s​owie bei d​er inneren Verwaltung u​nd der Rechtspflege.

Bezogen a​uf die Volkszählung v​om 1. Dezember 1905[65] verzeichnete d​ie Stadt Danzig (das heißt allein d​er 1920 a​ls Teil d​er fünfkreisigen Freien Stadt Danzig entstandene „Stadtkreis Danzig“) i​m Jahr 1905 u​nter 160.090 Einwohnern (darunter 8.178 aktive Militärangehörige) 96,6 % Einwohner m​it der Muttersprache Deutsch u​nd 1,8 % m​it Polnisch. Laut Volkszählung v​on 1924 umfasste d​as Gebiet d​er Freien Stadt Danzig gemäß Abschnitt XI d​es Versailler Vertrages 383.995 Einwohner (davon 206.458 i​n der Stadt Danzig selbst), v​on denen 12.027 (in Danzig 6.387), d. h. 3,15 %, n​icht Deutsch a​ls Muttersprache angaben.[66]

Verteilung der Sprachen auf die Gesamtzahl der Einwohner Danzigs nach der Volkszählung vom 1. November 1923[67]
Muttersprache deutsch deutsch und
polnisch
polnisch, kaschubisch,
masurisch
russisch,
ukrainisch
hebräisch,
jiddisch
Sonstige Gesamtzahl
Stadtgebiet 327.827 1.108 6.788 99 22 77 335.921
außerhalb Danzigs 20.666 521 5.239 2.529 580 1.274 30.809
insgesamt 348.493 1.629 12.027 2.628 602 1.351 366.730
Prozentsatz 95,03 % 0,44 % 3,28 % 0,72 % 0,16 % 0,37 % 100 %

Im Freistaatsgebiet wurden folgende Sprachen u​nd Dialekte gesprochen:

  • Danziger Platt und Danziger Missingsch (Stadtkreis Danzig inkl. Langfuhr, Oliva, teils Heubude, Schidlitz, Ohra, Emaus, Brösen, Neufahrwasser und Glettkau, Stadtkreis Zoppot),
  • Höhen-Platt (östlicher und zentraler Landkreis Danziger Höhe etwa zwischen Hochzeit im Nordosten, Hohenstein im Südosten, Lamenstein im Südwesten und Löblau im südlichen Nordwesten; in diesem Gebiet befanden sich in den Orten Suckschin, Bösendorf, Kl. Trampken und Klempin Schwabenkolonien),
  • Küsten-Platt (Weichselmünde, Hauptteil – außer Südwest – von Heubude sowie im küstennahen Streifen des Landkreises Danziger Niederung d. h. einschl. Neufähr, Bohnsack, Einlage, Schiewenhorst, Nickelswalde, Pasewark, Steegen, Stutthof, Bodenwinkel, Fürstenwerder, Tiegenhagen und Jungfer),
  • Niederungs-Platt (übriger, südlicher Teil des Landkreises Danziger Niederung, d. h. westlich der Weichsel von polnischen Grenze im Süden bei Güttland bis etwa Reichenberg und Danzig Walddorf im Norden dieses Landkreises) und Großes-Werder-Platt (im Gebiet des Landkreises Großes Werder zwischen der Weichsel und der Nogat bis auf den direkten Küstenstreifen der Elbinger Weichsel im Norden – also einschließlich der Städte Tiegenhof und Neuteich sowie Orte wie Schönhorst, Marienau, Mausdorf, Damerau, Simonsdorf, Kunzendorf, Wernersdorf und Pieckel),
  • Hüttenpommersch und Hüttenpommersch-Höhen-Platt-Mischdialekt (wurden im westlichen Teil des Landkreises Danziger Höhe gesprochen, etwa abgegrenzt durch die Orte Stangenwalde im Nordosten, Postelau im Südosten und von dort aus bis zur polnischen Grenze),
  • Halbmissingsch und Hochdeutsch (überall),
  • Kaschubisch (nordwestliche Danziger Höhe, d. h. westlich Schidlitz, Emaus, Langfuhr und Oliva, nur von der kaschubischen Minderheit),
  • Polnisch (nur von der polnischen Minderheit, etwa vier bis sechs Prozent; später auf der Westerplatte, dennoch und wegen des Sonderstatus Polens im Freistaat war Polnisch anerkannte Minderheitensprache),
  • Jiddisch (nur von Angehörigen der Minderheit jüdischen Glaubens).

Amtsinhaber

Originalflagge der Freien Stadt Danzig

Der deutsche Reichs- und preußische Staatskommissar

Der frühere Regierungspräsident Westpreußens (1910–1918) übernahm a​ls deutscher Reichs- u​nd preußischer Staatskommissar d​ie Aufgabe, d​ie ehemals preußischen Gebiete a​n die Freie Stadt Danzig überzuleiten.

Der britische Militärgouverneur Danzigs am Ende des Ersten Weltkriegs

Die Präsidenten des Danziger Senats

Die Präsidenten des Danziger Volkstags

Die Hohen Kommissare des Völkerbunds

Die polnischen Generalkommissare

Die Republik Polen, d​ie die Freie Stadt außenpolitisch vertrat, w​ar in Danzig selbst d​urch einen Generalkommissar (komisarz generalny Rzeczypospolitej Polskiej w Wolnym Mieście Gdańsku) vertreten.

Das europäische Danzig

In d​em „Ishii-Bericht“ a​n den Völkerbundsrat v​om 17. November 1920 w​ird die Freie Stadt Danzig ausdrücklich a​ls „state i​n the international organisation o​f Europe“ bezeichnet. Im Zeitraum v​on 1926 b​is Mitte 1927 wurden 16 internationale Verträge u​nd 7 Konventionen unterzeichnet. Danzig t​rat u. a. a​ls Unterzeichnerstaat a​m 11. September 1929 d​em Kellogg-Briand-Pakt[68] (unabhängig v​on Polen, d​as diesem Pakt a​m 26. März 1929 beigetreten war) z​ur Ächtung d​es Krieges bei, d​er am 27. August 1928 i​n Paris geschlossen wurde. Danzig t​rat auch eigenständig d​em Litwinow-Protokoll bei, d​as am 9. Februar 1929 i​n Moskau zunächst v​on Lettland, Estland, Polen, Rumänien u​nd der Sowjetunion unterzeichnet wurde, d​em sich später jedoch a​uch die Freie Stadt Danzig, Litauen, Persien, Türkei u​nd Afghanistan anschlossen.[5]

Literatur

  • Hans Viktor Böttcher: Die Freie Stadt Danzig: Wege und Umwege in die europäische Zukunft; Historischer Rückblick, staats- und völkerrechtliche Fragen. 3. Auflage. Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, Bonn 1999, ISBN 3-88557-181-1.
  • Gilbert H. Gornig: Das rechtliche Schicksal der Danziger Kulturgüter seit 1939/45 am Beispiel der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Ein Rechtsgutachten. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1999, ISBN 3-8046-8841-1.
  • Peter Oliver Loew: Danzig – Biographie einer Stadt. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60587-1.
  • Peter Oliver Loew: Danzig und seine Vergangenheit 1793–1997. Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau, Band 9). Fibre Verlag, Osnabrück 2003, ISBN 3-929759-73-X.
  • Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen. Dietz, Bonn 2000, ISBN 3-8012-5029-6.
  • Entscheidungen des Permanent Court of International Justice zur Freien Stadt Danzig (online).
  • Wolfgang Ramonat: Der Völkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920–1934. Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung. Biblio Verlag, Osnabrück 1979, ISBN 3-7648-1115-3.
Commons: Freie Stadt Danzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Statesman’s Year-Book. MacMillan, London 1942, ISBN 978-0-230-27071-8.
  2. Christian Hattenhauer, Danzig, Free City of, Rn. 26, 27, in: Rüdiger Wolfrum: Max Planck Encyclopedia of Public International Law (MPEPIL). Online edition, Oxford University Press, Mai 2009.
  3. Danziger Volkswacht Nr. 69 vom 24. März 1919 (PDF).
  4. Stefan Samerski: Die katholische Kirche in der Freien Stadt Danzig. 1991, ISBN 3-412-01791-4, S. 26.
  5. Wolfgang Ramonat: Der Völkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920–1934. Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung. Biblio Verlag, Osnabrück 1979, ISBN 3-7648-1115-3.
  6. Christoph M. Kimmich: The Free City, Danzig and German Foreign Policy 1919–1934. 1968, S. 1 ff.
  7. Grünbuch der Vertretung der Freien Stadt Danzig. Lübeck 1965, S. 7.
  8. Hans Viktor Böttcher: Die Freie Stadt Danzig – Wege und Umwege in die europäische Zukunft.
  9. Danziger Neueste Nachrichten vom 16. November 1920.
  10. Danziger Jahrbuch : unter Benutzung amtlichen Materials von F. A. Lubianski, Danzig 1930
  11. Pressestelle des Senats der Freien Stadt Danzig: Die Freie Stadt Danzig. Ihr Aufbau und ihre Wirtschaft. Danzig 1926.
  12. Die Verfassung der Freien Stadt Danzig. in der Fassung der Neubekanntmachung vom 14. Juni 1922. Abgerufen am 3. August 2021.
  13. Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen. Dietz, Bonn 2000, ISBN 3-8012-5029-6, S. 34ff.
  14. Dieter Schenk: Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die Verbrechen in Danzig-Westpreußen. Dietz, Bonn 2000, ISBN 3-8012-5029-6.
  15. Ernst Sodeikat: Der Nationalsozialismus und die Danziger (PDF).
  16. Bericht des Hohen Kommissars vom 6. Januar 1934. „Arthur“ Brill, siehe Ernst Sodeikat: Der Nationalsozialismus und die Danziger Opposition. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1966, S. 139 (PDF).
  17. DNN, 1. November 1933.
  18. Frank Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt. Propyläen, Berlin 2006, ISBN 978-3-549-07204-2, S. 336.
  19. Es handelt sich um die Kapitel „Die polnische Post“ und „Das Kartenhaus“.
  20. Andreas Toppe: Militär und Kriegsvölkerrecht. Rechtsnorm, Fachdiskurs und Kriegspraxis in Deutschland 1899–1940, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2008, S. 305.
  21. Verfassung der Freien Stadt Danzig vom 17. November 1920, geändert durch Gesetz vom 9. Dezember 1920 (GBl. 1922, S. 141), Gesetz vom 17. Mai 1921 (GS 1922, S. 142), Gesetz vom 4. April 1922 (GS 1922, S. 144), in der Fassung der Neubekanntmachung vom 14. Juni 1922, geändert durch Gesetz vom 4. Juli 1930 (GBl. S. 179)
  22. polnisches Eingliederungsdekret 30. März 1945 (Memento vom 9. April 2009 im Internet Archive) über das Waybackarchive einsehbar, 4. März 2017.
  23. Eingliederungsgesetz, November 1949 (Memento vom 9. April 2009 im Internet Archive) einsehbar über das waybackarchive, 4. März 2017.
  24. Potsdamer Abkommen
  25. Antwort auf die kleine Anfrage der PDS-Fraktion, Drucksache 14/3263 (PDF)
  26. Verfassung der Freien Stadt Danzig vom 17. November 1920
  27. worldstatesmen.org
  28. Versailler Vertrag – Elfter Abschnitt. Die freie Stadt Danzig.
  29. Liste der Ortschaften in den Landkreisen der Freien Stadt Danzig( PDF (Memento vom 15. September 2016 im Internet Archive))
  30. Dr. Jürgensen: Die Freie Stadt Danzig. Kafemann, Danzig 1924/1925.
  31. Samuel Echt: Die Geschichte der Juden in Danzig. Verlag Gerhard Rautenberg, 1972, ISBN 3-7921-0095-9.
  32. Basierend auf dem Londoner Goldfixing hätten 0,1687923 Gramm Gold zurzeit einen Wert von 9,363 €.
  33. Editions A. Pedone: Revue Gènèrale de Droit International Public, TOME LXXXI-1977, Revue publièe avec le concours du C.N.R.S.
  34. YMA bis YMZ
  35. Eisenbahndirektion in Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion in Mainz vom 3. Dezember 1921, Nr. 68. Bekanntmachung Nr. 1323, S. 756.
  36. admin.ch
  37. Günter Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939. 2012, S. 4 (PDF).
  38. FD 1, FD 10 – FD 21, zehn immatrikulierte Maschinen sind bekannt; ein Ausnahmefall waren sieben D/Dz-Zulassungen; vgl. Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939, Teil 3. 2012, S. 9 (PDF).
  39. Dz 1 – Dz 112, die Nummern wurden nicht fortlaufend vergeben; nach Verkauf oder Verlust wurden einige Kennzeichen bis zu viermal vergeben; vgl. Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939, Teil 3. 2012, S. 10 ff. (PDF).
  40. Günter Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939. 2012, S. 5 (PDF).
  41. Rekonstruktionsversuch der Luftfahrzeugrollen Y-M bzw. YM-; in.: Günter Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939, Teil 3. 2012, S. 13 (PDF).
  42. Günter Frost: Auszüge aus der Luftfahrtgeschichte der Freien Stadt Danzig 1920–1939. 2012, S. 7 (PDF).
  43. Reinhold Mantau: Heimatkunde der Freien Stadt Danzig. Danzig 1924.
  44. Laut Danziger Heimatkartei, geführt vom Bund der Danziger.
  45. Bei der Gegenüberstellung früherer freistädtischer und heutiger polnischer Stadt- und Landgebiete und einzelner Gemeinden ergibt sich gemäss Volkszählungen von 2008, 2011 und 2015 für das frühere freistädtische Gesamtgebiet von 1.988 km² (regulär 1.966 km²: die Differenz von 22 km² liegt vermutlich an der Eingemeindung zur Rodung von Forstgebieten westlich des Norsteils des Landkreises Danziger Höhe sowie des Stadtkreises Zoppot, für Zwecke der Umgehungs-Autobahn) eine Bevölkerungszahl von ca. 617.569 Einwohnern. Davon entfallen: auf Zoppot mit heutigen 17,28 km²: 37.457 Einwohner, auf Danzig mit 138,4144 km²: 370.845 Einwohner, auf die Gemeinden deckungsgleich mit dem früheren Landkreis Danziger Höhe mit 699,3226 km²: 136.976 Einwohner, auf die Gemeinden deckungsgleich mit dem früheren Landkreis Großes Werder mit 575,29 km²: 37.858 Einwohner, auf die Gemeinden deckungsgleich mit dem früheren Landkreis Danziger Niederung mit 557,6 km²: 34.433 Einwohner.
  46. Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig (Ausgabe 1926) (PDF-Datei), Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hg.), Danzig: Verlag des Statistischen Landesamts, 1926, S. 145. Keine ISBN.
  47. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 146. Keine ISBN.
  48. Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig (Ausgabe 1926), Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.), Danzig: Verlag des Statistischen Landesamts, 1926, S. 129. Keine ISBN.
  49. Stefan Samerski: Das Verhältnis von Kirche und Staat in der Freien Stadt Danzig (Memento des Originals vom 19. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staff.uni-marburg.de (PDF; 54 kB). In: Deutsch-polnische Begegnung zu Wissenschaft und Kultur. Gilbert Gornig (Hg.): Schriftenreihe der Danziger Naturforschenden Gesellschaft, Jg. 1998, Bd. 2, S. 112–121, hier S. 114.
  50. Adalbert Erler: Die rechtliche Stellung der evangelischen Kirche in Danzig. Berlin 1929; zugl. Univ. Greifswald, Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät. Diss. vom 21. Februar 1929, S. 36 ff.
  51. Stefan Samerski: Das Verhältnis von Kirche und Staat in der Freien Stadt Danzig (Memento des Originals vom 19. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staff.uni-marburg.de (PDF; 54 kB). In: Deutsch-polnische Begegnung zu Wissenschaft und Kultur. Gilbert Gornig (Hrsg.): Schriftenreihe der Danziger Naturforschenden Gesellschaft, Jg. 1998, Bd. 2, S. 112–121, hier S. 113.
  52. Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig (Ausgabe 1926), Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.), Danzig: Verlag des Statistischen Landesamts, 1926, S. 131seq. Keine ISBN.
  53. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 132. Keine ISBN.
  54. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 130seq. Keine ISBN.
  55. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 133. Keine ISBN.
  56. Karl-Heinz Fix, Carsten Nicolaisen, Ruth Pabst: Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949. Organe – Ämter – Personen: 2 Bde., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, (=Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte; Bd. 20), Bd. 2: 'Landes- und Provinzialkirchen', S. 613. ISBN 978-3-525-55794-5.
  57. Karl-Heinz Fix, Carsten Nicolaisen, Ruth Pabst: Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949. Organe – Ämter – Personen: 2 Bde., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017, (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte; Bd. 20), Bd. 2: 'Landes- und Provinzialkirchen', S. 612. ISBN 978-3-525-55794-5.
  58. Tiegenhöfer Nachrichten: Mitteilungen der Vertretung der Stadt Tiegenhof, Nr. 12 / Heft 2 (Dezember 1973) (PDF-Datei), S. 5.
  59. Es betraf die Kirchengemeinden in den Diözesen Chojnice/Konitz, Kartuzy/Karthaus, Łobżenica/Lobsens, Świecie/Schwetz, Tczew-Starogard/Dirschau-Preußisch Stargard, Toruń/Thorn, Wąbrzeźno/Briesen und Wejherowo/Neustadt und einige aus den Diözese Działdowo/Soldau (jene, die vor 1920 zur Diözese Strasburg gehört hatten).
  60. Es betraf die Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Elbing, Marienburg, Marienwerder und Rosenberg.
  61. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 144seq
  62. Georg May: Ludwig Kaas: der Priester, der Politiker und der Gelehrte aus der Schule von Ulrich Stutz, Bd. 1 (= Kanonistische Studien und Texte, Bde. 33–35). Grüner, Amsterdam 1981–1982, ISBN 90-6032-197-9, S. 175.
  63. Statistisches Landesamt der Freien Stadt Danzig (Hrsg.): Staatshandbuch der Freien Stadt Danzig. Verlag des Statistischen Landesamts, Danzig 1926, S. 144.
  64. Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Universität Oldenburg
  65. Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft II, 1908, DNB 365941689, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  66. Angaben nach Georg Crusen, in: Karl Strupp: Wörterbuch des Völkerrechts und der Diplomatie. Stichwort: „Versailler Frieden“ Abschnitt p. „Danzig“, S. 136 (aufgrund der Volkszählung von 1924).
  67. John Brown Mason: The Danzig Dilemma. A Study in Peacemaking by Compromise. Stanford University Press, Stanford 1946, ISBN 978-0-8047-2444-9 (eingeschränkte Vorschau).
  68. Kellogg-Briand Pact 1928. An Electronic Publication of the Avalon Project (engl.) (Memento vom 9. Mai 2012 im Internet Archive)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.