Griechische Streitkräfte
Die griechischen Streitkräfte (griechisch Ελληνικές Ένοπλες Δυνάμεις ‚Hellenische bewaffnete Kräfte‘) umfassen die militärischen Einheiten der Republik Griechenland mit den Teilstreitkräften griechisches Heer, griechische Luftstreitkräfte und griechische Marine.
| |||
Führung | |||
---|---|---|---|
Oberbefehlshaber: | Staatspräsident Katerina Sakellaropoulou | ||
Verteidigungsminister: | Nikos Panagiotopoulos | ||
Militärischer Befehlshaber: | General Konstantinos Floros | ||
Sitz des Hauptquartiers: | Athen | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 107.600 (2019)[1] | ||
Reservisten: | 221.000[2] | ||
Wehrpflicht: | 9 oder 12 Monate | ||
Wehrtaugliche Bevölkerung: | Männer: 2,5 Mio., Frauen: 2,5 Mio. | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 18 Jahre | ||
Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung: | 0,98 % | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 8,4 Mrd. € (2020) | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 4,7 % (2020) | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 1821 |
Die griechischen Streitkräfte unterstehen im Frieden dem griechischen Verteidigungsministerium. In Griechenland gilt allgemeine Wehrpflicht für Männer zwischen 18 und 45 Jahren, die Wehrdienstdauer für Wehrpflichtige beträgt für das Heer, die Luftwaffe und die Kriegsmarine einheitlich zwölf Monate.[3] Für Frauen gilt keine Wehrpflicht, sie können jedoch ohne Einschränkungen dem Militär beitreten.
Geschichte
Die griechische Armee und Kriegsmarine gibt es seit den Unabhängigkeitskriegen gegen die Osmanen im Jahr 1821. Die erste Militärakademie wurde 1828 in Nafplion, der ersten griechischen Hauptstadt, durch Ioannis Kapodistrias gegründet, und trägt seitdem den Namen „Evelpidon-Militärakademie“. Im September 1912 wurden die Luftstreitkräfte als dritte Teilstreitkraft gegründet. Die griechischen Streitkräfte kämpften in den Balkankriegen 1912/1913 erfolgreich gegen die osmanische Armee und Bulgarien und konnten das griechische Staatsterritorium nahezu verdoppeln. Im Ersten Weltkrieg nahm das Königreich Griechenland an der Seite der Entente teil und anschließend, 1919, an der Expedition der Entente in den Wirren des Russischen Bürgerkriegs. Im Jahr 1919 entsandte Griechenland eine Armee nach Kleinasien.
Der erneute Griechisch-Türkische Krieg endete im Herbst 1922 mit einer schweren griechischen Niederlage („kleinasiatischen Katastrophe“). Im Zweiten Weltkrieg lehnte Griechenland unter dem Diktator Ioannis Metaxas am 28. Oktober 1940 ein italienisches Ultimatum zur Kapitulation ab, konnte die italienischen Truppen schlagen und bis hinter die albanische Grenze zurückdrängen. Der Angriff der deutschen Wehrmacht und der bulgarischen Streitkräfte im April und Mai 1941 (Balkanfeldzug) brach den griechischen Widerstand. Teilen der Armee gelang die Flucht nach Ägypten; sie setzten den Kampf gegen die Achsenmächte an der Seite des britischen Expeditionskorps in Afrika fort. Nach dem Abzug der Deutschen 1944 fand von März 1946 bis Oktober 1949 der griechische Bürgerkrieg statt.
Griechische Truppenteile nahmen 1951 bis 1955 am Koreakrieg teil.[4] Griechenland ist seit dem 18. Februar 1952 Vollmitglied der NATO. 1967 ergriff ein Militärregime unter Georgios Papadopoulos die Macht. Der andauernde Zypernkonflikt und die folgende Invasion der türkischen Streitkräfte auf Zypern führte im Juli 1974 zum Zusammenbruch der Militärdiktatur und zur Rückkehr zur Demokratie unter Konstantin Karamanlis. Griechenland gab jahrelang einen sehr hohen prozentualen Anteil des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungszwecke aus, der knapp unter/über dem prozentualen Anteil der Türkei lag. Hauptgrund ist die wahrgenommene Bedrohung Griechenlands durch die Türkei. Die Türkei droht mit dem casus belli, falls Griechenland den einseitig und durch die Türkei nicht ratifizierten Vertrag der Ausdehnung der Hoheitsgebiete auf dem Meer auf 12 Seemeilen umsetzt. Weiterhin kommt es zu häufigen Luftraumverletzungen und teilweise auch Überflügen über griechische Inseln. Alleine während eines Fluges der damaligen griechischen Außenministerin Dora Bakogianni zählte man 29 Luftraumverletzungen durch die Türkei. Bei einem Abfangversuch verunglückte 2006 ein griechischer Pilot.[5]
Im Januar 2015 stürzte eine griechische F-16 bei einem NATO-Übungsflug in Spanien auf den Luftwaffenstützpunkt Los Llanos und tötete dabei 11 Menschen.[6]
Kriege an denen die griechischen Streitkräfte beteiligt waren:
- Griechische Revolution (1821–1829)
- Türkisch-Griechischer Krieg (1897)
- Erster Balkankrieg (1912–1913)
- Zweiter Balkankrieg (1913)
- Erster Weltkrieg
- Makedonische Front (1916–1918)
- Russischer Bürgerkrieg (1919) und die Alliierte Intervention
- Griechisch-Türkischer Krieg (1919–1922)
- Zweiter Weltkrieg
- Griechisch-Italienischer Krieg (1940–1941)
- Deutsche Invasion in Griechenland während des Balkanfeldzuges (1941)
- Luftlandeschlacht um Kreta (1941)
- Nordafrika-Front (1941–1943)
- Italien-Front (1944)
- Griechischer Bürgerkrieg (1946–1949)
- Koreakrieg (1950–1953)
- Türkische Invasion im Zypernkonflikt (1974)
- Zweiter Golfkrieg (1990–1991)
- Krieg in Afghanistan (2001)
Kommandostruktur
Das griechische Heer, die griechischen Luftstreitkräfte, und die griechische Marine sind Teilstreitkräfte der griechischen Streitkräfte. Oberbefehlshaber der hellenischen Streitkräfte ist der Präsident des Landes, zurzeit Katerina Sakellaropoulou. In Friedenszeiten unterstehen die Streitkräfte dem jeweiligen Verteidigungsminister.
Die Flugabwehr ist in Griechenland, wie in allen NATO-Staaten, keine eigenständige Teilstreitkraft. Die Radaranlagen, Luft-Frühwarnsysteme, und diverse Luftabwehrsysteme unterstehen dem Heeres-, Luft- und Marinekommando, mit einer zentralen Leitungsstelle (ATA) in Larisa.
Die griechische Küstenwache (Λιμενικο Σωμα) ist in Friedenszeiten der zivilen Kontrolle des Ministeriums für Handelsschifffahrt unterstellt. Im Kriegsfall steht sie unter dem Kommando des Verteidigungsministeriums.
Militärbudget
Die griechischen Militärausgaben zwischen 2006 und 2014 nach Angaben der Europäischen Verteidigungsagentur:[7]
Claas Tatje schrieb im Januar 2012 für Die Zeit: „Fregatten, Panzer und U-Boote: An Griechenlands Militär geht jedes Sparpaket vorbei. Und Deutschland profitiert davon.“[8] Im Februar 2012 berichtete auch die Tagesschau (bzw. Tagesthemen) kritisch darüber, dass die griechischen Streitkräfte bis dahin von allen Sparanstrengungen ausgeklammert worden waren.[9] Ebenfalls im Februar 2012 titelte Bernhard Fischer im Schweizer Tages-Anzeiger: „Während die griechische Bevölkerung den Gürtel immer enger schnallen muss, wird die Armee vergleichsweise mit Glacéhandschuhen angefasst. Davon profitieren die Sparvögte Deutschland und Frankreich.“ Sein Beitrag zitiert einen Rüstungsexperten der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik und betont: „Paradox ist, dass ausgerechnet jene Länder am stärksten von den Militärausgaben Griechenlands profitieren, die das Land zum Sparen zwingen: Deutschland und Frankreich. Griechenland ist gemäss Mölling der grösste Rüstungsimporteur Europas. Rund 40 Prozent des importierten Rüstungsmaterials kommt aus Deutschland.“[10]
Für das Jahr 2020 kündigte das Verteidigungsministerium eine Erhöhung des Militärbudgets auf 5,4 Milliarden Euro an. Dazu sollen die Gelder für Rüstungsprogramme von 500 Millionen auf 2,5 Milliarden Euro angehoben werden.[11]
Personalstruktur und Ausrüstung
Personal
Während des Kalten Krieges hatten die Streitkräfte eine Sollstärke von 210.000 Soldaten. Danach wurde die Personalstruktur angepasst. Die griechischen Streitkräfte bestehen aus Berufssoldaten, Soldaten auf Zeit und Wehrpflichtigen. Wehrpflichtige dienen den Streitkräften 9 bis 12 Monate lang, und Soldaten auf Zeit (gr.: ΕΠΟΠ) verpflichten sich (Stand xxxx) für mindestens fünf Jahre. Ziel der Streitkräfte ist es, in absehbarer Zeit eine reine Berufsarmee zu werden. Das griechische Verteidigungsministerium ist einer der größten Arbeitgeber im Land und beschäftigt etwa 17.000 zivile Mitarbeiter. Alle Laufbahnen der griechischen Streitkräfte sind für Frauen uneingeschränkt geöffnet. 2008 gehörten den Streitkräften etwa 7000 Frauen an. Das Heer (Ελληνικός Στρατός) war die größte Teilstreitkraft mit 102.000 aktiven Soldaten und 150.000 in der Reserve. Die Luftstreitkräfte (Πολεμική Αεροπορία) war die zweitstärkste Teilstreitkraft mit 33.000 aktiven Offizieren, Unteroffizieren, und Soldaten. Weitere 30.000 befanden sich in der Reserve.
Die griechische Marine (Πολεμικό Ναυτικό) gilt als der traditionsreichste Teil der griechischen Streitkräfte mit 21.000 Mann aktivem Personal und 10.000 Reservisten. Bei der Küstenwache (Λιμενικό Σώμα) sind 6000 Personen angestellt und beim Grenzschutz (Συνοριακοί Φρουροί) etwa 5000 Personen.
Ausrüstung
Griechenland gab im Zeitraum von 1996 bis 2005 für Rüstungszwecke etwa 25 Milliarden Euro aus, von 2005 bis 2010 waren 52 Milliarden Euro eingeplant. Die griechische Rüstungsindustrie soll mittels multinationalen Synergien mit etwa 40 % daran beteiligt werden. Griechenland ist der größte Rüstungsimporteur Europas.[12] In den vergangenen Jahren haben die griechischen Streitkräfte einen großen Teil ihrer Ausrüstung modernisiert und den unterschiedlichen Anforderungen angepasst. Dabei geht es vor allem darum, die Streitkräfte für die nationale Verteidigung und die Streitkräfte für Auslandseinsätze entsprechend auszustatten. Zu diesem Zweck werden bestehende Waffensysteme angepasst und neuartige Systeme beschafft. Aufgrund des schnellen technischen Fortschritts und der geographischen Besonderheiten Griechenlands ist die Ausrüstung nicht homogen.
Die griechischen Streitkräfte verfügen im Jahr 2000 über 700 Fluggeräte, 5000 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, 400 Artilleriesysteme, 400 Flugabwehrsysteme und 120 maritime Waffensysteme. Im Rahmen der beschlossenen neuen Strukturierung der griechischen Streitkräfte, unter anderem die Verringerung der Reserveeinheiten um etwa 50 %, wurden in den Jahren 2000–2010 etwa 1210 Kampfpanzer und 671 Artilleriesysteme, einige Schnell- und U-Boote, eine Reihe von Flugzeugen sowie diverse andere Waffensysteme ausgemustert. Durch diese Maßnahme plante das griechische Verteidigungsministerium, jährlich etwa 250–300 Millionen Euro einzusparen. Folgende Waffensysteme wurden bzw. werden ausgemustert (Stand Januar 2008):
- Alle Kampfpanzer vom Typ M60A1/A3
- Kampfpanzer M48A5
- Kampfpanzer Leopard 1V,1GR
- Schützenpanzer BMP-1
- Feldhaubitze M114
- Feldhaubitze M101
- Panzerhaubitze M110
- Panzerhaubitze M109 A1/A2
- Vier Schnellboote „La Combattante III“
- Torpedoboote
- Vier Fregatten der Knox-Klasse
- Drei Unterseeboote vom Typ 209
- Kleinere Versorgungsschiffe
- Zwölf Hubschrauber Augusta Bell 212
- Alle Kampfflugzeuge vom Typ Vought A-7 Corsair
- Kampfflugzeuge F-4 Phantom
- Trainingsflugzeuge T-2E Buckeye
- Hubschrauber UH-1H
- Luftabwehrraketensystem Nike Hercules
- Diverse Handwaffen
Luftstreitkräfte
In einer Sitzung des zuständigen Gremiums (Regierungsrat der nationalen Verteidigung) im Frühjahr 2008 wurde beschlossen, bis zum Jahr 2015 für die Luftstreitkräfte etwa 10 Milliarden Euro bereitzustellen. Mit diesem Budget sollten schnellstmöglich neue Jagdflugzeuge beschafft und die Flotte der älteren F-16-Jäger modernisiert werden. Die Planung der Luftstreitkräfte sah u. a. etwa 400 Millionen Euro für die Kampfwertsteigerung der F-16 (Block 30) sowie ca. 1,5 Milliarden für die Kampfwertsteigerung der F-16 (Block 50, 52+) auf die Version 52+ Advanced vor. Darüber hinaus werden die 25 Mirage 2000 für etwa 1,2 Milliarden Euro auf den Stand MK-5 gebracht. Sowohl für die Beschaffung weiterer 20 F-16 als auch für ein neues Ausbildungsflugzeug sollen jeweils 1 Milliarde Euro bereitgestellt werden. Letzteres wird bereits seit einiger Zeit von der griechischen Luftstreitkräfte gesucht, weshalb Kooperationsvereinbarungen zwischen der griechischen, italienischen und koreanischen Rüstungsindustrie getroffen wurden.
Das übrige Budget von etwa 5 Milliarden Euro sollte dem Erwerb von Kampfflugzeugen der vierten Generation dienen. Geplant war, in einer ersten Phase 40-60 Maschinen und ab dem Jahr 2015 weitere 80 Maschinen zu bestellen. Für die Zeit ab dem Jahr 2015 waren noch einmal mehr als 5 Milliarden Euro zur Modernisierung der Luftstreitkräfte vorgesehen. Griechischen Experten zufolge war geplant, 60 Dassault Rafale und ab 2015 80 F-35 Joint Strike Fighter zu bestellen. Durch die Finanzkrise wurden die Pläne zur Beschaffung von neuen Flugzeugen verschoben. Die Modernisierung von 84 F-16 auf die Version „Viper“, sowie die Möglichkeit zur Finanzierung von 15-20 F-35, wurden im Laufe des Jahres 2018 angekündigt.
Bis März 2023 sollen den Luftstreitkräften 18 Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs Rafale im Wert von 1,92 Milliarden zugeführt werden. Ebenso sollen bis 2027 die vorhandenen F-16 Flugzeuge in Zusammenarbeit mit Lockheed modernisiert werden.[11]
Stand: Ende 2012[13]
Luftfahrzeuge | Foto | Herkunft | Verwendung | Version | Aktiv | Bestellt | Anmerkungen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kampfflugzeuge | ||||||||
F-16 Fighting Falcon | Vereinigte Staaten | Mehrzweckkampfflugzeug | F-16C F-16D |
116 39 |
Vorhandene Versionen: 32 C/D Block 30, 38 C/D Block 50, 55 C/D Block 52+, 30 C/D Block 52M (84 davon sollen auf die Version F-16V Block 70/72 bis zum Jahr 2024 modernisiert werden). | |||
Dassault Mirage 2000 | Frankreich | Mehrzweckkampfflugzeug | 2000BGM-3 2000EGM-3 2000-5 Mk.2 |
2 17 25 |
Die Pläne zur Modernisierung wurden vom Verteidigungsministerium beschlossen. Die Modernisierung soll noch innerhalb des Jahres 2022 vollendet werden. | |||
McDonnell-Douglas F-4 Phantom II | Vereinigte Staaten | Jagdflugzeug Aufklärer |
F-4E AUP | 34 | ||||
Dassault Rafale | Frankreich | Mehrzweckkampfflugzeug | Rafale-C | 6 | 18 | Eine erste Lieferung von 6 Stück erfolgte im Januar 2022.[14] | ||
Transportflugzeuge | ||||||||
Alenia C-27 Spartan | Italien | Transportflugzeug | 8 | 4 | Die weiteren Flugzeuge werden mit Luftbetankungsanlagen ausgerüstet.[15] | |||
Lockheed C-130 Hercules | Vereinigte Staaten | Militärischer Transporter | C-130H C-130H |
5 10 |
Avionics Upgrade (AUP) durch SPAR Aerospace und HAI | |||
Embraer ERJ 145 | Brasilien | VIP-Transport Frühwarnsystem (AEW&C) |
ERJ 135L(R) ERJ 145H |
2 4 |
auch als «Ericsson Eerie Eye» bezeichnet | |||
Gulfstream V | Vereinigte Staaten | VIP-Transport | G500 | 1 | Avionics Upgrade (AUP) durch SPAR Aerospace und HAI |
Daneben verfügen die Griechischen Luftstreitkräfte über Aufklärungsflugzeuge des Typs EAB Pegasus II (16), Mehrzweckhubschrauber (u. a. Bell 205 und Eurocopter Super Puma) und Schulflugzeuge der Typen Cessna T-41 Mescalero (19), Beechcraft T-6 Texan II (45) und Rockwell T-2 Buckeye (40).
Die Griechischen Luftstreitkräfte betreiben auch eine Flotte von Löschflugzeugen. Die Canadair CL-215 war das erste speziell als Löschflugzeug konstruierte Flugzeug, das in Griechenland eingesetzt wurde. Zusammen mit dem Nachfolgemodell Canadair CL-415 und kleineren Flugzeugen des Typs PZL M18 Dromader bildet sie noch heute das Rückgrat der luftgestützten Waldbrandbekämpfung in Griechenland.
Griechenland verfügt über ein dichtes aneinander gebundenes Luftabwehr-Verteidigungsnetz mit Komponenten aus Ost und West mit über 335 mobilen Luftabwehrbatterien. Die Flugabwehrraketenkräfte werden zum Schutz von Räumen, Objekten/Objektgruppen und Operationen in der Regel in Form von Flugabwehrraketen-Einsatzzonen eingesetzt und haben den Auftrag, einen weitreichenden und durchhaltefähigen Luftverteidigungsschutz sicherzustellen. Der Luftraum Griechenlands ist in drei Flugabwehr-Einsatzzonen unterteilt.
Inventar der Luftabwehr
- Patriot PAC III (36×4 Raketenstarter)
- S-300 PMU1 (12×4 Raketenstarter).[16]
- MIM-23 Hawk (42×3 Raketenstarter)
- 9K330 Tor (31 Raketenstarter)
- Crotale (11 Raketenstarter)
- 9K33M2 Osa-AK / 9K33M3 Osa-AKM (39 Raketenstarter)
- ASRAD-GR (54 Raketenstarter)
- Skyguard (84 Raketenstarter)
- Stinger (1000, davon 150 MANPADS)
- Artemis 30 Luftabwehrkanone
- Rheinmetall 202 Mk20 Luftabwehrkanone
Kriegsmarine
Die griechische Marine unterhält zurzeit etwa 100 kleinere und mittelgroße Kriegsschiffe in den Hauptstützpunkten Salamis, und in Souda, Kreta. Für die Kriegsmarine sind bis zu vier neue Bellh@ra-Fregatten eingeplant, die vor allem über Luftabwehrkapazitäten verfügen sollen.[17] Die Kriegsmarine betreibt u. a. auch U-Boote der U-Boot-Klasse 209 und der U-Boot-Klasse 214.
Die griechische Küstenwache (Λιμενικο Σωμα) ist in Friedenszeiten der zivilen Kontrolle des Ministeriums für Handelsschifffahrt unterstellt. Im Kriegsfall steht sie unter dem Kommando des Verteidigungsministeriums. Die Küstenwache wurde 1919 vom damaligen Ministerpräsidenten Eleftherios Venizelos gegründet. Ihre Hauptaufgaben in der Friedenszeit sind die Such- und Rettungsaktionen, die Vorbeugung gegen Umweltkatastrophen, die Vorbeugung gegen illegale Einwanderung, die polizeiliche Kontrolle von Schiffen und der Seehäfen, und die Sicherung der Seegrenze. Der höchste Offizier der Küstenwache hat den Rang des Vizeadmirals.
Inventar der Küstenwache
Landstreitkräfte
Das Griechische Heer wird die ausgemusterten Kampfpanzer durch weitere Leopard 2 A6 ersetzen, die entweder direkt vom deutschen Hersteller Krauss-Maffei Wegmann bestellt oder gebraucht gekauft werden. In ähnlicher Weise sollen ältere Panzerhaubitzen des Typs M-109A1/A2 durch weitere PzH 2000 ersetzt werden. Der Erwerb von 12 Kampfhubschraubern und 20 NH90 Transporthubschraubern hat ebenfalls eine hohe Priorität für die Armee.
Haushaltskonsolidierungsbemühungen sahen auch eine Kürzung des Wehretats um 25 % vor. Erst 2014 bestellte Griechenland bei Rheinmetall ausreichend Munition für die Leopard-2-Panzer.[18]
Die griechischen Streitkräfte in internationalen Bündnissen und Organisationen
NATO
Griechenland ist 1952 der NATO beigetreten. Ihre Streitkräfte waren während des Ost-West-Konflikts fest in die Gliederung der NATO eingebunden. 1974 während des Zypernkonfliktes ist diese feste Bindung zwischen Teilen der nationalen Streitkräfte und bestimmten Gliederungselementen der NATO-Kommandostruktur für kurze Zeit aufgehoben worden. Derzeit sind die griechischen Streitkräfte in den Streitkräfteplanungsprozess der NATO eingebunden. Als Beitrag zur NATO Response Force sind die griechischen Streitkräfte darauf eingestellt, jederzeit Kampfeinheiten in hoher Bereitschaft zu halten. Im Rahmen der NATO Erweiterung übernahm Griechenland die Kontrolle und Sicherung des Luftraumes über Bulgarien und Rumänien.
Mit dem Bündnisfall regelt der NATO-Vertrag im Artikel 5 in Verbindung mit der griechischen Verfassung eine weitere Einsatzmöglichkeit der nationalen Streitkräfte. Die griechischen Streitkräfte können auch eingesetzt werden, wenn ein NATO-Bündnispartner angegriffen wird. Der Bündnisfall wurde seit seiner Festlegung erstmals nach dem 11. September 2001 erklärt.
Europäische Union
Griechenland ist 1981 der EU beigetreten. Mit der Entwicklung einer eigenen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat sich die EU eine eigene militärische Handlungsfähigkeit zugelegt. Entsprechend dem so genannten European Headline Goal von 1999 sollen die Mitgliedstaaten 60.000 Soldaten bereithalten, die innerhalb von 60 Tagen für ein Jahr zum Einsatz gebracht werden können. Daran beteiligt sich Griechenland mit verschiedenen Formationen der Streitkräfte. So ist Griechenland mit der 71. Luftbeweglichen Brigade führende Nation der HELBROC Battlegroup, einer neu aufgestellten EU Battlegroup, der noch Einheiten der Streitkräfte Bulgariens, Rumäniens und Zyperns angehören.
Südosteuropa
Der Rat der Kooperation der Ministerien für Verteidigung in Südosteuropa (Southeastern Europe Defence Ministerial/ SEDM) wurde 1996 gegründet, mit dem Ziel der Stabilität- und Friedenssicherung in Südosteuropa. Der Rat hat seinen Sitz in Thessaloniki. Die beteiligten Länder sind Albanien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Rumänien, Slowenien, Türkei, USA, Kroatien. Einen Beobachterstatus haben Ukraine und Moldawien.
Die Haupttätigkeitsfelder des SEMD sind:
- Gründung und Führung einer multinationalen Brigade mit NATO-Standards, unter der NATO- oder WEU Kontrolle. Die multinationale Brigade ist seit 2004 operationsfähig.
- Gründung und Führung der Engineer Task Force (ETF).
- Satellitenkommunikation der Militärhospitalen in Südosteuropa.
- Kooperation der beteiligten Länder in der Forschung und der Rüstungsindustrie.
Vereinte Nationen
Um bei Bedarf möglichst schnell auf Truppen zurückgreifen zu können, hat die UN mit verschiedenen Staaten so genannte „Standby Arrangements“ abgeschlossen. 2004 hat sich Griechenland bereit erklärt, für die UNO etwa 200 Soldaten vorzusehen.
Auslandseinsätze
Die griechischen Streitkräfte sind in mehreren friedenserhaltenden und -sichernden Maßnahmen außerhalb Griechenlands eingesetzt, im Rahmen von UN-, NATO- und EU-Einsätzen. Die wichtigsten davon sind zurzeit in Kosovo, Bosnien, Afghanistan, Sudan sowie die Sicherung des östlichen Mittelmeerraumes mit „Active Endeavour“ und die Sicherung des Roten Meeres, des Persischen Golfes und des Indischen Ozeans mit „Enduring Freedom“. Die griechische Kampf- und Handelsmarine hat in der Libanonkrise im Sommer 2006 die entscheidendste Rolle zur Evakuierung von tausenden EU- und US-Bürgern innegehabt.
Wichtigste aktuelle Einsätze
- Zypern, seit 1974 sind in Zypern 1200 Offiziere und Soldaten stationiert (gr.:ΕΛΔΥΚ), ausgestattet mit 80 Kampfpanzern.
- ISAF (Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe)
- In Afghanistan sind derzeit 9 Soldaten stationiert (Stand: 3. September 2014).
- KFOR (Kosovo-Truppe)
- In Kosovo sind 118 Soldaten stationiert (Stand: 30. November 2012).
- EUFOR (Einsatzkräfte der Europäischen Union)
- Operation Enduring Freedom
- Seeraumüberwachung mit einer Fregatte.
- UNIFIL (Interimstruppe der Vereinten Nationen in Libanon)
- UNMIS (Mission der Vereinten Nationen im Sudan)
- Entsendung von unbewaffneten Militärbeobachtern in Sudan zur Überwachung des Friedensabkommens.
- Seeraumüberwachung mit einer Fregatte, einem U-Boot und einem Schnellboot.
Wichtigste abgeschlossene Einsätze
- November 1950 – Mai 1955, Korea Einsatz unter UN-Führung, mit 4708 Offizieren und Soldaten, sowie 9 Transportflugzeuge des Typs Douglas DC-3 (C-47D).
- März 1961 – November 1961, Kongo Einsatz unter UN-Führung, mit 21 Offizieren und 2 Transportflugzeugen.
- September 1990 – Juli 1991, Kuwait Einsatz (Zweiter Golfkrieg), unter UN-Führung, mit einer Fregatte.
- März 1993 – März 1994 Somalia Einsatz (UNITAF), unter UN-Führung, mit 106 Offizieren und Unteroffizieren.
- 15. März 1997, Evakuierung von 240 ausländischen Offizieren während der Unruhen in Albanien mit zwei Fregatten und einem Schnellboot.
- Dezember 1995 – Dezember 2004, Bosnien-Herzegowina Einsatz (IFOR, SFOR) unter NATO Führung, mit 290 Offizieren und Soldaten, zwei Transportflugzeuge vom Typ C-130 Hercules, sowie eine Fregatte und zwei Minensuchboote.
- 22. August 2001 – 27. September 2001, Operation Essential Harvest im ehemaligen Jugoslawien, mit 400 Soldaten und Offizieren.
Gefallene Angehörige der griechischen Streitkräfte
- Türkisch-Griechischer Krieg (1897), etwa 3748 Angehörige der Streitkräfte.
- Im Ersten Weltkrieg etwa 5000 Offiziere und Soldaten.
- Griechisch-Türkischer Krieg (1919–1922), etwa 15.000 Tote und vermisste Offiziere und Soldaten.
- Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 88.300 Angehörige der Streitkräfte getötet, verwundet oder gelten als vermisst.
- Korea-Krieg (1950–1954), 194 Offiziere und Soldaten.
Siehe auch
Literatur
Weblinks
- www.haf.gr (griechisch)
- www.army.gr (griechisch)
- www.hellenicnavy.gr (griechisch)
- Trenches on the Web (englisch)
- Source List and Detailed Death Tolls for the Twentieth Century Hemoclysm (englisch)
- Offizielle Homepage des Verteidigungsministeriums (englisch)
- de.statista.com
- de.statista.com
Einzelnachweise
- Truppenstärke der Streitkräfte der NATO nach Staaten von 1990 bis 2019. In: Verwaltung & Verteidigung. November 2019. Auf Statista.com, abgerufen am 24. September 2020-
- IISS (2020). The Military Balance 2020. Routledge. p. 111. ISBN 978-0367466398.
- Redaktion: Griechenland hebt allgemeine Wehrpflicht einheitlich auf ein Jahr an. Griechenland Zeitung, 22. Januar 2021, abgerufen am 1. Februar 2022 (deutsch).
- unc.mil: Greece; Zitat: A total of 4,992 Greeks fought in the Korean War. Greek casualties included 196 killed in action, 610 wounded, and the loss of two C-47 aircraft.
- Riskante Abfangmanöver und kein Ende – Gmünder Tagespost vom 24. Mai 2006 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- SDA: Elftes Todesopfer nach Absturz von NATO-Kampfjet in Spanien. In: Blick.ch, 28. September 2018.
- Defence Data of Greece in 2014
- Claas Tatje: Schöne Waffen für Athen. In: Die Zeit, Nr. 2/2012
- Marion von Haaren, ARD Brüssel: Militär statt Mindestlohn – tagesthemen, 15. Februar 2012.
- Bernhard Fischer: Milliarden für griechische Armee. In: Tages-Anzeiger, 20. Februar 2012.
- Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe: So rüstet Griechenland gegen die Türkei auf. Handelsblatt, abgerufen am 23. Dezember 2020.
- Internationale Rüstung: Die größten Waffenschmieden und ihre Kunden. In: Spiegel Online Fotostrecke. 24. April 2011, abgerufen am 22. Januar 2017.
- World Air Forces 2013 (englisch, PDF; 4,0 MB) In: Flightglobal Insight. 2013. Archiviert vom Original am 16. Dezember 2012. Abgerufen am 12. April 2013.
- Griechenland rüstet auf – wegen der Spannungen zum Nachbarn Türkei. In: Der Spiegel. 19. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Januar 2022]).
- Alenia Aeronautica: delivery of two C-27Js to the Hellenic Air Force (pdf, englisch) (PDF)
- S-300 PMU1. Hellenic Air Force, abgerufen am 13. Mai 2015.
- dapd: Rüstungsdeal alarmiert SPD und Grüne. In: Handelsblatt. 17. Oktober 2011, abgerufen am 22. Januar 2017.
- Rheinmetall liefert Panzermunition nach Griechenland. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 13. Oktober 2016]).