Giuseppe Volpi
Giuseppe Volpi (* 19. November 1877 in Venedig; † 16. November 1947 in Rom) war ein italienischer Unternehmer und ein einflussreicher Politiker in der Zeit des Faschismus.
Volpi war neben Vittorio Cini der führende Kopf des Gruppo veneziano. Er gründete 1905 die Società Adriatica di Elettricità (SADE), der vor allem den Nordosten Italiens mit elektrischer Energie belieferte. Er war 1912 zum Ende des Italienisch-Türkischen Kriegs maßgeblich an den Waffenstillstandsverhandlungen beteiligt. Die Gründung des Industriehafens von Venedig, Porto Marghera, geht auf seine Initiative zurück. Von 1921 bis 1925 setzte er im Rahmen des zweiten Italienisch-Libyschen Kriegs als Gouverneur der nordafrikanischen Kolonie Tripolitanien deren militärische Wiedereroberung durch. Zum Dank wurde er 1925 vom italienischen König zum „Grafen von Misrata“ erhoben. Danach wurde er von 1925 bis 1928 unter Benito Mussolini zum Finanzminister berufen.
Volpi wurde 1932 zum Präsidenten der Biennale di Venezia ernannt, die bis dahin eine klassische Kunstausstellung war. Er war seit einigen Jahren außerdem Besitzer des Hotel Excelsior am Lido in Venedig. Zu Beginn der 1930er Jahre war die Auslastung seines Hotels in Venedig schwach. Um dies zu ändern und nach Rücksprache mit Mussolini erweiterte er im selben Jahr die Biennale um ein Filmfestspiel, das zunächst in seinem Hotel stattfand. Dies war der Beginn der Internationalen Filmfestspiele von Venedig, die die ältesten Filmfestspiele der Welt sind. Seit 1935 wird zu Ehren des Gründers im Rahmen der Festspiele die Coppa Volpi als Preis für die beste schauspielerische Leistung verliehen. Das Festival geriet unter seiner Führung zunehmend unter den Einfluss der faschistischen Politik. 1937 wurde als Standort der pompöse Palazzo del Cinema in Venedig gebaut. Präsident der Biennale blieb Volpi bis 1943. 1937 erwarb er den Palazzo Vendramin-Calergi und besaß ihn bis 1946.
Aufgrund seines Einflusses wird Volpi manchmal auch der letzte Doge von Venedig genannt. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs floh er am 25. Juli 1945 in die Schweiz. Einige Monate später kehrte er nach Italien zurück und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1947 in Rom.
Alleinerbe wurde sein Sohn Giovanni Volpi. Mit Unterstützung des Patriarchen von Venedig Angelo Giuseppe Roncalli fand Giuseppe Volpi, obwohl er auf das Engste mit dem faschistischen Regime zusammengearbeitet und davon in enormem Ausmaß profitiert hatte, in der Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari in Venedig seine letzte Ruhestätte.
Literatur
- Giuseppe Graf Volpi, in: Internationales Biographisches Archiv 48/1948 vom 15. November 1948, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Zeitungsartikel über Giuseppe Volpi in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft