Leandro Arpinati
Leandro Arpinati (* 29. Februar 1892 in Civitella di Romagna; † 22. April 1945 in Argelato) war ein italienischer Politiker und Sportfunktionär.
Leben
Arpinati war nach der Schule zunächst Eisenbahner und Journalist. Er arbeitete mit seinem Freund Benito Mussolini für die sozialistische Zeitung La lotta di classe. In der Sozialistischen Partei war er Teil des individual-anarchistischen Flügels.[1] Während des Ersten Weltkrieges arbeitete für die italienische Eisenbahn. Er trat 1919 in die Faschistische Partei ein und gründete die Ortsgruppe in Mailand. Er gründete die Kampfgruppe Bologna (die zweite in Italien überhaupt) und beteiligte sich an den Straßenkämpfen in Bologna und nahm mit seinem Squadron am Marsch auf Rom teil.[2]
In der Folge war er von 1921 bis 1929 für Bologna und von 1931 bis 1934 für die Emilia-Romagna Mitglied des italienischen Parlaments, er wurde der stellvertretende Generalsekretär der Partito Nazionale Fascista (PNF) und 1926 Oberbürgermeister von Bologna. 1929 wechselte er nach Rom und wurde Staatssekretär des Innenministeriums (1929–1933). Zudem wurde er Präsident des Olympischen Komitees (CONI) und des Italienischen Fußballverbandes. Hier war er so erfolgreich, dass dies die erfolgreichste Zeit des italienischen Sports wurde: Die Mussolini Boys waren Zweite hinter den USA bei den Olympischen Sommerspielen 1932 und Italien gewann die Fußball-Weltmeisterschaft 1934 im eigenen Land sowie die Fußball-Weltmeisterschaft 1938 auf der von ihm gelegten Grundlage.[3] Die Nazi-Regierung übernahm nach 1933 viele der Elemente des italienischen Staatssports.[4] 1926 intervenierte er in der Vergabe der italienischen Fußballmeisterschaft, da in Folge eines Korruptionsskandals der Meister AC Turin die Meisterschaft aberkannt bekam, ohne dass ein neuer Meister proklamiert wurde, denn es waren zu viele Vereine in den Skandal involviert.[5]
Im Rahmen von Säuberungsaktionen von Linken wurde Arpinati schon 1930 beschuldigt, ein Attentat auf Mussolini geplant zu haben.[6] Er wurde daher als ein Feind des Regimes aus der Partei ausgeschlossen und verlor alle öffentlichen Ämter; außerdem wurde er zu 5 Jahren Verbannung auf die Insel Lipari (1934–1937) verurteilt, anschließend auf seinem Landsitz nahe Bologna unter einen immer wieder verlängerten Hausarrest gestellt. 1943 weigerte sich Arpinati, der persönlichen Einladung Mussolinis zu folgen und ein Amt in der Repubblica di Salò zu übernehmen.[7] Am 22. April 1945, zwei Tage nach der Befreiung Italiens durch die Alliierten, wurde er von dem kommunistischen Zweig der Resistenza standrechtlich erschossen.[8]
Literatur
- Arpinati, Leandro. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 4: Arconati–Bacaredda. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1962.
Weblinks
- Leandro Arpinati auf Camera dei Deputati – Portale storico (italienisch)
- Arpinati, Leandro. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 12. November 2021.
- Literatur von und über Leandro Arpinati in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Alessandro Luparini, Anarchici di Mussolini: dalla sinistra al fascismo tra rivoluzione e revisionismo, MIR, 2001.
- Venerio Cattani, Rappresaglia, Vita e morte di Leandro Arpinati e Torquato Nanni gli amici nemici di Benito Mussolini, Marsilio Editori, Venezia, 1997.
- Arnd Krüger: Sport im faschistischen Italien (1922–1933), in: G. Spitzer, D. Schmidt (Hrsg.): Sport zwischen Eigenständigkeit und Fremdbestimmung. Festschrift für Prof. Dr. Hajo Bernett. P. Wegener, Bonn 1986, S. 213–226; Felice Fabrizio: Sport e fascismo. La politica sportiva del regime, 1924–1936. Guaraldi, Rimini 1976.
- Arnd Krüger: “Heute gehört uns Deutschland und morgen…”? Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshälfte 1933, in: W. BUSS & A. KRÜGER (Hrsg.): Sportgeschichte: Traditionspflege und Wertewandel. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Henze.(= Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 2). Duderstadt: Mecke 1985, 175–196
- Gianni Brera, Storia critica del calcio italiano, Baldini & Castoldi, Milano, 1998.
- Stephen B. Whitaker: The anarchist-individualist origins of Italian fascism. New York: Peter Lang, 2002
- Brunella Dalla Casa, Leandro Arpinati. Un fascista anomalo, Bologna, Il Mulino, 2013.
- Mauro Grimaldi, Leandro Arpinati. Un anarchico alla corte di Mussolini, La Stampa Sportiva, Roma, 1999.