Clan del Golfo
Der Clan del Golfo (deutsch Golf-Clan, auch Clan Úsuga, Los Urabeños oder Autodefensas Gaitanistas de Colombia genannt) ist das mächtigste Verbrechersyndikat Kolumbiens. Die Bande ist aus rechtsgerichteten Paramilitärs aus der Demobilisierung hervorgegangen.[1] Die Gruppe arbeitet mit dem mexikanischen Sinaloa-Kartell zusammen und ist gegenwärtig für die Hälfte des kolumbianischen Kokain-Exports verantwortlich.[2] Der aus etwa 1800 Mann (2018) zusammengesetzte Golf-Clan benutzt als operative Basis die schwer zugängliche nordwestkolumbianische Subregion Urabá – daher auch der Name „Los Urabeños“. Im Dschungel um den Golf von Urabá an der undurchdringlichen Grenze zu Panama bestimmen sie das öffentliche Leben weitestgehend. Ihr Machtbereich erstreckt sich aber auch in andere Departamentos und Landesteile, wie Antioquia, Chocó und Córdoba bis hin zur östlichen Karibikküste in La Guajira. Des Weiteren verfolgen sie kriminelle Aktivitäten in Santander, im Valle del Cauca sowie Norte de Santander.
Die Bande ist vor allem in den Drogenschmuggel, illegalen Bergbau und der Schutzgelderpressung verwickelt. Zudem sind sie für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.[3] Seit 2015 macht eine Spezialeinheit der Policía Nacional de Colombia unter dem Begriff „Operation Agamemnon“ gezielt Jagd auf die Führungsebene der Gruppe um Dairo Úsuga, alias „Otoniel“, der den Clan seit 2012 mitregiert. Die Sicherheitskräfte intensivieren zusehends ihre Ermittlungen und haben bisher mehrere wichtige Anführer der Bande getötet oder festgenommen.[4] Ein ähnliches Team hatte Anfang der 1990er Jahre den Drogenboss Pablo Escobar zur Strecke gebracht.
Sicherheitsexperten befürchten, dass nach dem Friedensvertrag mit der linken Guerillaorganisation FARC-EP kriminelle Gruppen wie der Golf-Clan versuchen könnten, das Machtvakuum in den ehemaligen Farc-Gebieten zu füllen und die lukrativen Drogengeschäfte der Rebellen zu übernehmen. Kolumbien ist vor Bolivien und Peru der größte Kokain-Produzent der Welt.
Ende 2017 glückte den Ermittlern der kolumbianischen Streitkräfte ein 12-Tonnen-Fund im Wert von 360 Millionen Dollar; das Rauschgift wird dem Golf-Clan zugeschrieben. Es ist bislang die größte Menge an Kokain, die jemals in Kolumbien aus dem Verkehr gezogen wurde.[5]
Anführer
Der mutmaßliche Anführer des Golf-Clan war bis zu seiner Festnahme durch Spezialeinheiten im Oktober 2021 Dairo Antonio Usuga, alias „Otoniel“.[6] Nach vorliegenden Informationen ist der heute 50-jährige Otoniel in Antioquia geboren und wurde mit 16 Jahren zuerst Mitglied der linken Guerilla EPL (Volksbefreiungsarmee) und später Mitglied der rechten Paramilitärs AUC (Kolumbianische Selbstverteidigungskräfte). Er hatte die Führung des Clans in 2012 übernommen, nachdem sein Bruder Juan de Dios bei einem Polizeieinsatz getötet worden war.[7]
Otoniel wurde im Oktober 2021 in der groß angelegten Operation „Osiris“ mit 500 Mitgliedern kolumbianischer Spezialeinheiten aus Militär, Polizei und Staatsanwaltschaft und 22 Hubschraubern im dichten Dschungel zwischen Necoclí und San Pedro de Urabá,[8] in der Provinz Antioquia festgenommen. Ihm werden Drogenhandel, Mord, Erpressung und Entführung vorgeworfen.[9] Wenige Monate nach seiner Verhaftung wurden im Februar 2022 die Aufzeichnungen seiner Vernehmung gestohlen. Unbekannte waren in das Haus des zuständigen Ermittlers eingedrungen und hatten die Aufnahmegeräte und einen beim Verhör verwendeten Computer gestohlen.[10]
Davor war bis zu seiner Verhaftung Gustavo Adolfo Álvarez Téllez, alias „Tavo“ oder „Gordo“, für den Drogenhandel und die Auftragsmörderstruktur des Clans verantwortlich.[11]
Weblinks
- Urabeños. In: InSight Crime. 19. Oktober 2021 (englisch).
- Los Urabeños – Clan del Golfo. In: InSight Crime. 19. Oktober 2021 (spanisch).
Einzelnachweise
- Muriel Kalisch: Tonnenweise Kokainschmuggel: Meistgesuchter Drogenboss Kolumbiens gefasst. In: Spiegel Online. 24. Oktober 2021, abgerufen am 20. Februar 2022.
- Philipp Wesche: Kolumbien: Sie nennen es Frieden. In: Zeit Online. 25. November 2017, abgerufen am 20. Februar 2022.
- ELN y Clan del Golfo son responsables de desplazamientos en Antioquia:FFMM. In: Caracol Radio. 21. Februar 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021 (spanisch).
- Hochrangiger Drogenboss in Kolumbien gefasst. In: Tiroler Tageszeitung Online. 6. August 2018, abgerufen am 20. Februar 2022.
- Jens Witte: Rekordfund: Kolumbiens Sicherheitskräfte beschlagnahmen zwölf Tonnen Kokain. In: Spiegel Online. 9. November 2017, abgerufen am 20. Februar 2022.
- Kolumbien – Gefürchteter Drogenboss „Otoniel“ ist gefasst. In: Deutschlandfunk-Nachrichten. 24. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021.
Yorely Ibarguen: León Valencia: El gran poder de ‘Otoniel’, corromper a políticos y FF.MM. In: Caracol Radio. 23. Februar 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021 (spanisch).
Capturado alias ‘Otoniel’, máximo cabecilla del Clan del Golfo y el hombre más buscado del país. In: bluradio.com. 23. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021 (spanisch).
Solo y durmiendo en el piso, así cayó alias Otoniel, el narco más buscado de Colombia. In: Semana. 23. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021 (spanisch). - Drogenboss in Kolumbien gefasst: Von der Guerilla zum Golfclan taz, vom 25. Oktober 2021
- Revelan imágenes del sobrevuelo en el lugar donde fue capturado alias Otoniel en Antioquia semana.com, vom 24. Oktober 2021
- Schlag gegen "Clan del Golfo": Kolumbiens meistgesuchter Drogenboss gefasst tagesschau, vom 24. Oktober 2021, abgerufen am 20. Februar 2022
- Aufgezeichnetes Geständnis von kolumbianischem Drogenboss gestohlen n-tv, vom 20. Februar 2022
- Óscar Cuello: Juez ordenó cárcel para alias ‘Tavo’, el capo capturado en lujosa finca de Cereté. In: elheraldo.co. 20. August 2020, abgerufen am 4. Mai 2020 (spanisch).
Narcotics Rewards Program: Dario Antonio Usuga David. In: state.gov. 30. April 2012, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).