Fernando Botero
Fernando Botero (* 19. April 1932 in Medellín) ist ein kolumbianischer Maler und seit 1976 auch Bildhauer.
Leben und Werk
Fernando Botero ist einer der bekanntesten bildenden Künstler Lateinamerikas. Geboren wurde er 1932 als Sohn einer in bescheidenen Verhältnissen in den Anden lebenden Familie. Noch als Sekundarschüler begann Fernando Botero im Alter von 12 Jahren zu malen. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt schnell als Designer und Illustrator. Mit 16 Jahren nahm er 1948 zum ersten Mal an einer Ausstellung von Malern in Medellín teil. 1951 zog er nach Bogotá, weil das Leben dort kulturell reichhaltiger war, und kurz darauf nach Europa.
Bereits Ende der 1950er Jahre hat er zu seinem eigenen, heute weltberühmten Stil gefunden. Sein Thema ist der Mensch, das menschliche Leben mit all seinen Facetten. Die Darstellung der Figur erlebt eine besondere Ausprägung in seinen Arbeiten, denn er zeigt den menschlichen Körper wie auch alle anderen Formen in überzeichneten Proportionen. Die Kunst von Botero verfügt über eine sehr spezielle Charakteristik. Alle seine Figuren sind dick – sehr dick. In seiner Ästhetik sind dicke Menschen schön. Somit bilden seine Bilder dicke Menschen ab: Könige, Soldaten, aber auch Tänzerinnen und Toreros, die man eher mit dünnen Figuren assoziieren würde. 1977 schuf er beispielsweise eine Variation von Leonardo da Vincis Mona Lisa mit kugelrundem Gesicht. Auf diese Art und Weise steigert er die sinnliche Präsenz, ein Stilmittel, das fortan zu seinem prägenden Gestaltungsmerkmal wird. Wie kaum ein anderer Künstler hat sich Botero intensiv mit der Kunstgeschichte und Tradition auseinandergesetzt – von Piero della Francesca über Rubens zu Picasso. Er erforscht, wie diese Maler vor ihm, den Raum und die Präsenz der Form. Boteros Gemälde leben von der Spannung, die sich durch den Gegensatz der Üppigkeit der menschlichen Figur und der gleichzeitigen Reduktion der Details aufbaut. Nach ersten plastischen Arbeiten Anfang der 1960er Jahre widmet sich Botero ab 1976 mehr und mehr der Skulptur. Auch hier finden sich die für ihn wichtigen Themen wieder: die sinnlichen Formen, der Umgang mit Volumen und die technische Perfektion.
Wie Astor Piazzolla in der Musik oder Gabriel García Márquez in der Literatur repräsentiert er wie kaum ein Anderer das Bild der lateinamerikanischen Kulturen. Botero selbst bezeichnet sich als den kolumbianischsten aller kolumbianischen Maler. Seine grotesk-naiven Figuren mit aufgeblähten Körpern versteht er als Symbole einer degenerierten Kolonialbourgeoisie.
In Bamberg wurden 1998 im Rahmen des Skulpturenweges eine Vielzahl von Plastiken im gesamten Stadtgebiet ausgestellt. Im Anschluss an die Präsentation erwarb die Stadt mit Hilfe zahlreicher Spender die Liegende mit Frucht.[1] 2006 sorgte er mit seinen Gemälden zum Folterskandal im Abu-Ghuraib-Gefängnis für Aufsehen.[2]
Im Herbst 2007 waren Werke von Botero in Berlin im Lustgarten und vor dem Brandenburger Tor zu sehen.[3]
Zum Abschluss des 26. Filmfest München wurde am 28. Juni 2008 der Dokumentarfilm „Botero – Born in Medellin“ in Anwesenheit des Künstlers und des deutschen Regisseurs Peter Schamoni uraufgeführt. Der Film erzählt die Lebensgeschichte und den beruflichen Werdegang Boteros.[4]
Auszeichnungen
- 1958: Erster Nationalpreis für Malerei im Salón Nacional de Artistas de Colombia für La Camara Degli Sposi
Literatur
- David Ebony: Fernando Botero: Abu Ghraib. Prestel, München 2006, ISBN 3-7913-3741-6.
- Werner Spies: Fernando Botero. Prestel, München 1997, ISBN 3-7913-1810-1.
- C. Sylvia Weber (Hrsg.): Fernando Botero. Aus dem Spanischen von Elke Wehr, Swiridoff, Künzelsau 2005, ISBN 3-89929-054-2 (Katalog zur Ausstellung vom 11. November 2005 bis 17. April 2006 in der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall).
- Evelyn Benesch, Ingried Brugger (Hrsg.): Fernando Botero, Interview mit und Kurzgeschichten von Fernando Botero, Texte von Conny Habbel, Mariana Hanstein, Mario Vargas Llosa u. a., Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2011, ISBN 978-3-7757-3220-8 (Katalog zur Ausstellung vom 12. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012 im Bank Austria Kunstforum, Wien).[5]
- Mariana Hanstein: Botero. TASCHEN, Köln 2017, ISBN 978-3-8365-4880-9.
Filme
- 2007: Bravo Botero! – Regie: Peter Schamoni (Dokumentarfilm)
- 2008: Botero – Geboren in Medellín – Regie: Peter Schamoni (Dokumentarfilm)
- 2018: Botero – Regie: Don Millar (Dokumentarfilm)
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Fernando Botero im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Künstlerportrait-Video von CastYourArt, Wien, CastYourArt, 2011
Einzelnachweise
- Liegende mit Frucht. bamberg.info, abgerufen am 8. September 2012
- Folter in Öl. auf: Spiegel online. mit Bildbeispielen, abgerufen am 17. Januar 2011
- website: Botero in Berlin, abgerufen am 17. Januar 2011
- website: Botero - Born in Medellin (Memento des Originals vom 4. Mai 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 17. Januar 2011
- Botero (Memento des Originals vom 20. März 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Ausstellungen im Kunstforum Wien, abgerufen am 20. März 2017.