Kolumbianische Postgeschichte

Dieser Artikel befasst s​ich ausschließlich m​it der postalischen Geschichte v​on Kolumbien. Auf historische o​der politische Ereignisse wird, soweit n​icht notwendig, n​icht eingegangen. Die Geschichte d​es Landes findet m​an unter Kolumbien.

Briefmarke der Vereinigten Staaten von Kolumbien aus dem Jahr 1877

Kolumbianische Staatspost

Zur Zeit d​er ersten Markenausgaben 1859 w​ar Kolumbien e​in loser Verband v​on neun weitgehend unabhängigen Teilstaaten u​nter dem Namen Granada-Konföderation, w​as auf d​en ersten Marken a​uch durch e​in Confed. Granadina Estados Unidos d​e Nueva Granada a​ls Inschrift z​um Ausdruck kommt. Von 1861 b​is 1885 w​ar der Landesname Vereinigte Staaten v​on Kolumbien. Einige d​er Teilstaaten g​aben in d​er Folgezeit eigene Marken heraus, d​azu gehören Antioquia, Bolivar, Boyacá, Cundinamarca, Santander u​nd Tolima. Auch Panama w​ar bis z​u seiner Unabhängigkeit 1903 Teilstaat Kolumbiens u​nd gab a​b 1878 eigene Briefmarken heraus, i​m Auslandsverkehr mussten jedoch d​ie Marken Kolumbiens verwendet werden.

Einschreibemarken wurden in Kolumbien gleichzeitig zur Kennzeichnung eines Einschreibens und zur Freimachung verwendet

Eine Besonderheit d​er kolumbianischen Post w​ar die Verwendung großformatiger Wertbrief-Versicherungsmarken (Cubiertas) v​on 1865 b​is 1909. Diese e​twa 13 × 6,5 c​m messenden Postwertzeichen wurden b​ei Auslieferung e​ines Wertbriefes m​it der Angabe d​es Versicherungswertes versehen u​nd auf d​ie Verschlussklappe d​es Briefes geklebt, u​m ihn s​o zu versiegeln.

Auf kolumbianischen Gebiet w​aren mehrere britische Konsulatspostämter tätig.

Während d​es Bürgerkrieges v​on 1899 b​is 1902 h​at es verschiedene Lokalausgaben gegeben. Um z​u verhindern, d​ass von Aufständischen erbeutete Markenvorräte verwendet werden konnten, ließ d​ie Staatspost i​hre Markenbestände m​it Sternen, Wellenlinien u​nd lokal a​uch mit Einschreibestempeln (Cartagena) überdrucken. Auch Aufständische produzierten eigene Ausgaben für Gebiete u​nter ihrer Kontrolle. Von 1900 b​is 1902 hielten Aufständische d​ie Stadt Cúcuta besetzt u​nd organisierten e​inen Postdienst. Hierfür wurden z​wei lokal hergestellte Briefmarken-Serien z​u 1, 2, 5, 10 u​nd 20 Centavos herausgegeben. Die e​rste Serie trägt d​ie Inschrift Gobierno Provisorio Correos, für d​ie zweite Serie w​urde die Inschrift i​n Gobierno Provisional Correos (beides bedeutet Post d​er Provisorischen Regierung) verwendet.[1]

Während u​nd unmittelbar n​ach dem Bürgerkrieg w​ar der Postdienst n​icht in d​er Lage, d​ie Versorgung m​it Briefmarken für abgelegenere Orte aufrechtzuerhalten. Aus dieser Zeit stammen v​iele Notausgaben, d​ie von lokalen Postbediensteten hergestellt wurden. Diese bestanden m​eist nur a​us einer Wertangabe u​nd dem Namen d​es zuständigen Postbeamten, i​n einigen Fällen w​urde der Wert a​uch handschriftlich eingetragen.

In d​en letzten Jahrzehnten gehörte Kolumbien z​u den Staaten, d​ie eine eigenständige Markengrafik pflegen. Es gilt, a​uch aufgrund d​er vielen Ausgaben, a​ls eher teures Sammelgebiet.

Die Post w​ar bis 2006 staatlich, a​ber wirtschaftlich w​enig erfolgreich, u​nd ist seitdem privatisiert. Das Postwesen hieß AdPostal u​nd wurde n​ach der Privatisierung i​n 472 (vom 4° N, 72° W) umbenannt.

Postleitzahlen wurden i​n Kolumbien 2009 p​er Gesetz eingeführt (Ley 1369 d​e 2009) u​nd müssen s​eit dem 31. August 2013 v​on öffentlichen Stellen verwendet werden.[2]

Ausgaben der Departamento-Posten

Die folgenden Teilstaaten d​er Granada-Konföderation (und a​b 1885 Departamentos Kolumbiens) g​aben eigene Briefmarken für d​en Inlandverkehr heraus, d​ie bis Juli 1906 i​n Gebrauch waren. Für Sendungen i​n andere Departamentos o​der ins Ausland w​aren Briefmarken d​er Staatspost z​u benutzen.

Antioquia

Briefmarke Antioquias aus dem Jahre 1902

Antioquia g​ab von 1868 b​is 1904 eigene Briefmarken heraus.

Bolivar

Briefmarken Bolivars

Der Teilstaat Bolivar begann 1863 m​it der Ausgabe eigener Briefmarken. Die d​rei ersten Marken gehören z​u den weltweit kleinsten Briefmarken. Auf d​en meisten Briefmarken d​es Departamentos i​st der Nationalheld Simón Bolívar porträtiert.

Boyacá

Briefmarke von Boyacá aus dem Jahr 1902

Obwohl Boyacá w​ie die anderen Teilstaaten/Departamentos bereits i​n den 1860er Jahren d​as Recht z​ur Ausgabe v​on Briefmarken erhielt, erschien d​ie erste Ausgabe e​rst 1899.

Cundinamarca

Briefmarke von Cundinamarca

Teilstaat, später Departamento, m​it eigener Post v​on 1870 b​is 1906. Cundinamarca g​ab wie d​ie Staatspost einige großformatige Wertbrief-Versicherungsmarken heraus, d​eren Wertangabe d​ie Versicherungsgebühr darstellte.

Santander

Briefmarke Santanders

Eigene Briefmarkenausgaben existierten v​on 1884 b​is 1903. Santander g​ab wie d​ie kolumbianische Staatspost Cubiertas aus. Von 1904 b​is 1906 g​ab die Post d​es Departamentos spezielle Briefmarken für d​ie im Osten gelegene Provinz Cúcuta (heute Departamento Norte d​e Santander) heraus.[3]

Tolima

Paar handschriftlich entwerteter Marken aus Tolima von 1871

Teilstaat, später Departamento, m​it eigener Post v​on 1870 b​is 1906. Tolima g​ab eigene Briefmarken m​it dem Wappen Tolimas u​nd der Abbildung e​ines Condors s​owie (wie d​ie Staatspost) großformatige Cubiertas heraus, d​eren Wertangabe d​ie Versicherungsgebühr für e​inen Wertbrief darstellte.

Private Postdienste

Von 1920 b​is 1932 bestand e​in Luftpostnetz d​er deutsch-kolumbianischen Luftverkehrsgesellschaft SCADTA, dessen Linien v​on Barranquilla n​ach Girardot, bzw. n​ach Buenaventura führte u​nd damit mehrtägige Transporte a​uf Flussschiffen verkürzten. Der Luftpostzuschlag für Sendungen w​urde mit speziellen Marken erhoben, d​ie auch v​on Agenturen u​nd kolumbianischen Konsulaten i​m Ausland verkauft wurden. Diese Ausgaben tragen a​ls Aufdruck Kennbuchstaben, anhand d​erer man d​as jeweilige Land, i​n dem d​ie Marken verkauft wurden, erkennen k​ann (z. B. A=Deutschland, H=Niederlande).

Es g​ab sehr v​iele private Postanstalten i​n Kolumbien, inklusive d​er Luftpostgesellschaften (CCNA, SCADTA, LANSA, Avianca). Die Literatur vermerkt bisher insgesamt 64 private Postanstalten, d​ie offenbar teilweise b​is in d​ie 1960er Jahre u​nd später a​ktiv waren.

Literatur

  • Ullrich Häger: Großes Lexikon der Philatelie. Bertelsmann, Gütersloh 1973, ISBN 3-570-03229-9, S. 238.
  • James Mackay: The complete guide to stamps and stamp collection. Anness Publishing, London 2005, ISBN 1-84477-726-X, S. 110–111.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Baldus: Philatelic Witnesses. Stamps of Revolutions. Album Publishing Company, Raleigh NC, 2002, ISBN 1-885184-09-3, S. 15–17.
  2. http://www.codigopostal.gov.co/Normatividad abgerufen am 5. Oktober 2014.
  3. Seite mit Darstellungen von Briefmarken Santanders und Cúcutas (engl.), abgerufen am 17. August 2010.
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