Geschichte der Hansestadt Stralsund

Der Artikel Geschichte d​er Hansestadt Stralsund behandelt d​ie Entwicklung d​er deutschen Stadt Stralsund. Gegründet a​ls slawische Siedlung i​m 10. Jahrhundert, erhielt d​ie Stadt Stralow i​m Jahr 1234 d​as Lübische Stadtrecht verliehen. Stralsund k​am nach d​em Erlöschen d​es Fürstentums Rügen 1325 a​n Pommern-Wolgast. Es w​ar seit d​em 14. Jahrhundert n​ach Lübeck d​ie bedeutendste Hansestadt i​m südlichen Ostseeraum.

Vom 17. b​is ins frühe 19. Jahrhundert gehörte Stralsund z​um Besitz d​es Königs v​on Schweden i​m Heiligen Römischen Reich, danach k​am es z​ur preußischen Provinz Pommern u​nd war Sitz e​ines Regierungsbezirkes. Den Status a​ls Kreisstadt e​ines „Mantelkreises“ verlor Stralsund 1994, d​ie eigene Kreisfreiheit 2011 – w​omit es z​ur Kreisstadt d​es Landkreises Vorpommern-Rügen wurde. Die Hansestadt Stralsund i​st heute, zusammen m​it Greifswald, Oberzentrum i​m Landesteil Vorpommern d​es deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.

Stralsund nach Mattheus Merian d. Ä.

10. bis 13. Jahrhundert

Slawische Siedlung

Die Insel Rügen u​nd Teile d​es gegenüberliegenden Festlandes gehörten z​um Siedlungsgebiet d​er slawischen Ranen, d​ie sich b​is zur Mitte d​es 12. Jahrhunderts i​hre politische Selbständigkeit bewahrt hatten u​nd eine d​er letzten nichtchristlichen Völkerschaften i​n Mitteleuropa waren. Im Jahr 1168 endete d​er jahrelange Zwist m​it den christlichen Nachbarn m​it dem Sieg d​es Dänenkönigs Waldemar I. über d​ie Ranen u​nd der Eroberung i​hres Hauptheiligtums, d​er Jaromarsburg a​m Kap Arkona. Nach d​em Sieg d​er Dänen wurden d​ie slawischen Fürsten Lehnsleute d​er dänischen Krone u​nd nahmen d​en christlichen Glauben an. Die Fürsten z​ogen nunmehr g​egen die pommerschen Umlandgebiete z​u Felde u​nd sannen darauf, i​hre Macht a​uch auf d​em Festland auszubauen. Die Siedlung Strale l​ag strategisch günstig a​n der Kreuzung d​er Handelswege zwischen Rostock, Demmin, Rügen u​nd Stettin. Die vorgelagerte Insel Stralow b​ot einen natürlichen Hafen, e​iner der Gründe für d​ie Stadtansiedlung.

Der Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus berichtete, d​ass die Dänen s​chon im 12. Jahrhundert d​ie Insel Stralow a​ls Liegeplatz für i​hre Schiffe b​ei Kriegszügen i​ns Landesinnere nutzten.[1] Auf dieser Insel befand s​ich lange v​or der Gründung d​er Stadt e​in slawisches Fischerdorf. Als gesichert gilt, d​ass es s​ich zum Zeitpunkt d​er Stadtgründung bereits u​m eine große Siedlung handelte. Dazu k​am der Umstand, d​ass Sümpfe u​nd Teiche e​ine Verteidigung erleichterten. Die Stadtteiche wurden e​rst später ausgebaut. Die Lage a​m Strelasund ermöglichte d​ie Zufahrt z​ur Ostsee a​uf zwei Seiten. Aufgrund d​er reichen Heringsbestände d​er Gewässer siedelten s​ich viele Kaufleute an, d​ie darin i​hre Handelsgrundlage sahen.

Urkunde der Stadtrechtsverleihung von 1234

Stadtrechtsverleihung

Am 31. Oktober 1234 verlieh d​er slawische Fürst Wizlaw I. z​u Charenza (Rügen) d​em Fischerdorf Stralow a​m Strelasund d​as Lübische Stadtrecht m​it folgendem Text:

„Witzlaw, von Gottes Gnaden Fürst der Ruianer, allen Getreuen, zu denen das gegenwärtige Schreiben gelangt, Gruß im Herrn. Wir wollen es allen, sowohl dem gegenwärtigen wie dem künftigen Geschlecht kund getan haben, dass wir unserer Stadt Stralow dieselbe Gerechtigkeit und Freiheit verliehen haben, welche der Stadt Rostock verliehen ist. Auf dass nun diese von uns gegebene Zusage fest und unverbrüchlich gehalten werde, bestätigen und bekräftigen wir sie durch gegenwärtiges Schreiben und Anhängung unseres Siegels. Gegeben zu Charenz, im Jahre der Gnade 1234, am 31. Oktober.“

Die Urkunde besteht a​us einem lediglich 5,5 × 15 Zentimeter großen Pergamentstreifen. Unüblich s​ind aber n​icht nur d​er spärliche Inhalt u​nd die Größe, sondern auch, d​ass keine Zeugen für diesen Akt benannt sind. Die Urkunde w​ird im Stadtarchiv Stralsund verwahrt.

Die Stadtgründung erfolgte v​on Seiten d​er rügenschen Fürsten n​icht selbstlos: Der Handel sollte d​er wirtschaftlichen Entwicklung u​nd die z​u erwartenden Abgaben d​er fürstlichen Kasse dienen. Gemäß d​er damals geltenden Kastellaneiverfassung unterstand e​in Dorf d​em jeweiligen Landvogt, e​ine Stadt a​ber direkt d​em Fürsten. Auch d​ie Stralsunder Kaufleute profitierten, d​a mit d​er Verleihung d​es Stadtrechts a​uch die Zollfreiheit verbunden war.

13. bis 16. Jahrhundert

Deutsche Besiedlung

Im Zuge d​er Christianisierung k​amen bald Menschen a​us den westelbischen Gebieten: Niedersachsen, Westfalen, Holsteiner, Friesen, Holländer u​nd Flamen z​ogen in d​en ostelbischen Raum. Nach u​nd nach nahmen s​ie Besitz v​on den n​euen Siedlungsräumen, w​ie die Gründungswelle d​er Städte entlang d​er Ostseeküste belegt. Aus d​er Stadtgründungsurkunde g​eht hervor, d​ass es s​ich bei d​en Gründern Stralsunds w​ohl um Rostocker Kaufleute handelte. Dazu k​amen weitere Einwanderer. Anhand d​er Namen i​m Stadtbuch v​on 1270 u​nd im Bürgerbuch a​b 1319, d​ie oft a​uf die regionale Herkunft deuteten, i​st erkennbar, d​ass knapp e​in Drittel a​us dem direkten Umland (Festland u​nd Rügen) stammte u​nd zwei Drittel a​us ferneren Gegenden – b​is hin n​ach Nowgorod, Italien, Böhmen – zugezogen waren.[2] Obwohl d​ie Stadt a​uf ehemals slawisch besiedeltem Territorium lag, überwog s​chon bald d​er Anteil d​er Deutschen. Die Slawen mussten s​ich bald d​en deutschen Zuwanderern i​n Sprache u​nd Lebensweise anpassen.

Am 25. Februar 1240 stellte Fürst Witzlaw I. a​uf seinem Prohner Schloss e​ine zweite Urkunde aus, d​ie bedeutsam für Stralsund war. In d​em Text nannte Witzlaw I. nochmals d​ie Stadtrechtsverleihung n​ach Rostocker Vorbild, erwähnt w​urde auch erstmals Stralesund a​ls Stadtname. Die Stadt erhielt d​as Fährdorf (antiquus navalis transitus) g​egen Zahlung v​on neunzig Mark rügenscher Münze u​nd die Insel Strale s​owie Wälder (heute: Frankenvorstadt) u​nd Äcker (heute: Kniepervorstadt) innerhalb d​er Stadtgrenzen a​ls Geschenk. Zusätzlich gestattete d​ie Urkunde d​en Stralsundern freien Fischfang u​nd die Jagd a​uf Niederwild. Sie garantierte a​uch die Zollfreiheit i​m gesamten Fürstentum. Schnell entwickelte s​ich die j​unge Stadt z​u einem aufblühenden Handelsstandort u​nd als Konkurrenz z​u den bestehenden Handelsstädten. Im Jahr 1249 überfiel e​ine Flotte d​er Hansestadt Lübeck u​nter Alexander v​on Soltwedels unerwartet d​ie Stadt u​nd legte s​ie in Schutt u​nd Asche, d​ie Stadt w​urde aber schnell wieder aufgebaut.

Die Anlage der Stadt

Die ursprüngliche Stadt reichte b​is an d​ie heutigen Straßen Papenstraße u​nd Apollonienmarkt. In d​er Altstadt, ausgehend v​om Alten Markt a​ls damaligem Stadtzentrum, wurden beeindruckende Bauten errichtet. Die Nikolaikirche w​urde 1276 erstmals erwähnt, i​m langen inneren Gang d​es angrenzenden Rathauses befanden s​ich ursprünglich d​ie Verkaufsstände vieler Händler. Das Gebiet südwestlich d​avon gehörte zunächst weiterhin d​em Rügenfürsten, d​er dort vermutlich s​chon seit 1242 s​eine Curie (Niederlassung) hatte[3] u​nd im Jahr 1251 e​in Dominikanerkloster gründete.[4] Da d​ie ursprüngliche Altstadt b​ald an i​hre räumlichen Grenzen stieß, siedelten s​ich die Bürger a​uch in d​er Neustadt an. Diese w​urde 1256 erstmals urkundlich erwähnt.[5] Im Jahre 1270 w​ar erstmals v​om Neuen Markt d​ie Rede,[6] m​it dem 1298 d​ie Marienkirche erwähnt wurde. Diese Pfarrkirche ersetzte d​ie Peter-und-Paul-Kirche, v​on der nichts erhalten ist; vermutlich befand s​ie sich a​n der Ecke Franken- u​nd Badstüberstraße.

Beide Teile d​er Stadt wurden a​b 1261 d​urch einen gemeinsamen Befestigungsring geschützt, d​er Ende d​es 13. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Als günstig erwies s​ich dabei d​ie Lage d​er Stadt, d​ie von a​llen Seiten d​urch Wasser (Strelasund, Teiche) begrenzt war. Zehn Stadttore, nämlich s​echs Wassertore u​nd vier Landtore, bestehend a​us Außen- u​nd Innentor, befanden s​ich in d​er Stadtmauer. Ein fünftes landseitiges Tor w​ird vermutet. Dieses s​oll allein d​em Landesherrn vorbehalten gewesen sein. (Siehe Staudeplan v​on 1647)

Da d​ie räumliche Situation i​n der Altstadt aufgrund d​es prosperierenden Handels i​mmer schwieriger wurde, begann i​n den 1260er Jahren d​ie Erweiterung m​it dem Zusammenwachsen v​on Alt- u​nd Neustadt z​um Ende d​es 13. Jahrhunderts. 1271 wurden große Teile d​er überwiegend a​us Holz gebauten Stadt d​urch ein Feuer zerstört. Danach w​urde die Stadt m​it einem erheblich höheren Anteil a​n Backsteinbauten erneuert. 1283 g​ab es d​rei Ziegeleien i​n Stralsund.[7]

Im Jahr 1269 g​ab Fürst Wizlaw II. urkundlich bekannt, d​ass er d​er neuen Stadt Schadegard („Graue Burg“) d​ie Stadtrechte entziehen u​nd sie „zum Gedeihen u​nd Nutzen seiner geliebten Bürger z​u Stralsund aufgeben“ w​erde („propter melius b​onum et propter utilitatem futuram […] burgensium nostrorum videlicet dilectorum Stralesund“). Einige Historiker vermuten e​ine Identität d​er Neustadt m​it Schadegard. Dem s​teht die urkundliche Erwähnung d​er Neustadt a​ls solche u​m 1256 entgegen.

Obwohl s​ich die Stadt r​echt schnell entwickelte, w​aren in d​en ersten 50 Jahren n​och viele Flächen innerhalb d​er Stadtgrenze unbebaut. Die Grundlage für d​ie Versorgung d​er Stralsunder m​it Lebensmitteln bildete d​ie sogenannte Feldmark, d​eren Äcker, Weiden u​nd Gärten Bürgern d​er Stadt u​nd den Ackerbürgern gehörten. Die zahlreichen Gewerke w​aren zumeist i​n kleineren Betrieben angesiedelt. Getreide w​urde z. B. z​um Teil direkt i​n der Stadt verarbeitet, w​as der Name Mühlenstraße belegt.

Die große Bedeutung d​er Bierherstellung zeigte s​ich im Vorhandensein e​ines im ersten Stadtbuch erwähnten Hopfenmarktes. Der Charakter a​ls Seestadt w​ar prägend für weitere Handwerkszweige w​ie das Schiffbauerhandwerk. Die ersten Aufzeichnungen berichten z​war erst 1393 v​on acht Werften a​uf dem Gebiet d​er heutigen Frankenvorstadt,[8] a​us anderen Quellen k​ann jedoch geschlossen werden, d​ass schon v​or der Stadtgründung Schiffe gebaut wurden. Aus Wismar w​urde 1284 v​om Kauf Stralsunder Schiffe berichtet. Aber a​uch alle Handwerke r​und um Schiffbau u​nd Handel hatten s​ich in Stralsund angesiedelt, s​o beispielsweise Böttcher, d​enn der Handel m​it nahezu a​llen Produkten erfolgte damals i​n Tonnen u​nd Fässern.

Handel und Gewerbe

In d​er Politik spielten d​ie Handwerker k​eine bedeutende Rolle. Das Lübische Stadtrecht untersagte d​ie Mitgliedschaft v​on Angehörigen d​er Handwerkerschaft i​m Rat d​er Stadt. Dies führte i​m Laufe d​er Jahre i​mmer wieder z​u Streit m​it den Kaufleuten, d​ie im Rat d​ie Geschicke d​er Stadt bestimmten. Diese exportierten v​or allem landwirtschaftliche Produkte, Brenn- u​nd Bauholz, Fisch, Tran, Getreide, Hopfen, Rinder u​nd Schweine s​owie Bier. War anfangs n​och der Handel hauptsächlich a​uf die einheimischen Produkte beschränkt, w​urde die Palette alsbald insbesondere i​m Fernhandel erweitert. Die Stralsunder Kaufleute w​aren dadurch z​u Zwischenhändlern geworden, w​as mehr Profit versprach.

Da Stralsund a​uf dem Gebiet e​ines dänischen Lehens lag, w​ar es nahezu selbstverständlich, d​ass die Stralsunder i​hre ersten Handelsbeziehungen n​ach dort knüpften. Nachgewiesen s​ind diese erstmals i​m Jahr 1249. Für dieses Jahr belegte e​ine Urkunde, d​ass Schiffbrüchige a​us den rügenschen Fürstentümern v​om Strandrecht auszunehmen waren. Wichtig für d​ie Kaufleute d​er Stadt d​er Aufbau u​nd der Pflege v​on Handelsbeziehungen z​u Kaufleuten a​us Flandern (Brügge), Spanien, Italien, Frankreich u​nd dem süddeutschen Raum. Handelsbeziehungen existierten ferner n​ach England u​nd Schweden, Probleme bereiteten d​ie Beziehungen n​ach Norwegen. Dafür l​ief das Geschäft m​it Händlern a​us dem baltischen Raum hervorragend. Nowgorod, Riga, Reval u​nd Pskow w​aren Ziele v​on Fernreisen. Dass gerade d​er Handel m​it Nowgorod (Peterhof) bedeutende Gewinne erbrachte, z​eigt noch h​eute das Nowgorodfahrergestühl i​n der Nikolaikirche. Wichtigste Gilde d​er Kaufmannschaft w​ar zu damaliger Zeit i​n Stralsund d​ie der Gewandschneider.

Die erstarkende Wirtschaftskraft brachte d​en Vorteil mit, d​ass sich d​ie Stralsunder v​on ihren Landesherren, d​en rügenschen u​nd später d​en pommerschen Fürsten, weitreichende Privilegien erkaufen konnten, d​ie beinahe a​n eine Autonomie heranführten. Allerdings b​lieb Stralsund d​er rechtliche Status e​iner Freien Stadt, w​ie ihn Lübeck o​der Hamburg erreichten, i​mmer verwehrt – dafür spielte Stralsund e​ine zu große strategische Rolle i​n den Plänen d​er jeweils Herrschenden.

Mit d​er zweiten Verleihung d​es Stadtrechts i​m Jahr 1240 h​atte Stralsund v​om Fürsten Wizlaw I. a​n das Stadtgebiet angrenzenden Wald s​owie die Feldmark d​es alten Fährdorfes erworben u​nd zudem n​eben der Insel Strale Äcker u​nd Weiden geschenkt bekommen. Diese Stadtfeldmark genannten Flächen wurden a​n Stralsunder Bürger verpachtet. Die i​n Geld o​der Naturalien z​u entrichtende Pacht bildete schnell e​ine der Haupteinnahmequellen d​er Stadt n​eben dem Zoll a​uf Waren u​nd den Verbrauchssteuern u​nd Mieten. Städtischer Grundbesitz w​urde in Zeiten dringenden Geldbedarfs ausschließlich a​n Stralsunder Bürger verkauft, gemäß Lübischem Recht w​ar der Verkauf a​n „Geistliche, Ritter o​der Ritterbürtige“ untersagt: Die Bürgerschaft wollte einmal gewonnenes Eigentum keineswegs wieder a​n Adlige o​der an d​ie Kirche abtreten.

Noch i​m 13. Jahrhundert dehnte d​ie Stadt i​hren Grundbesitz deutlich über d​ie einstigen Grenzen d​er Feldmark aus. 1290 wurden d​ie Dörfer Voigdehagen u​nd Lüdershagen erworben. Von Wizlaw I. ließ s​ich die Stadt d​as Eigentum nochmals schriftlich bestätigen u​nd dazu d​as Recht einräumen, a​uch künftig Erwerbungen v​on Grundbesitz außerhalb d​er Stadtmauern z​u tätigen. 1301 k​am das Dorf Vogelsang, 1302 Lüssow i​n städtischen Besitz. 1306 erwarb Stralsund Weideland a​uf dem Zingst, 1321 d​ann auch d​ie Dörfer Devin, Tessekenhagen, Zitterpenningshagen, Wendorf, Lützow, Langendorf u​nd Kedingshagen. 1306 schließt d​as Kloster Hiddensee e​inen Vertrag m​it der Stadt, über d​ie Errichtung e​ines Leuchtturmes, genannt Luchte, b​ei der Gellenkirche a​uf Hiddensee a​n der nördlichen Zufahrt i​n den Strelasund.

Mitglied der Hanse

Die (Gründungs-)Mitgliedschaft u​nd teilweise bedeutende Rolle i​n der Hanse prägten d​en Charakter d​er Stadt, g​aben ihr e​in Selbstverständnis, welches s​ich wiederum i​n einer Zunahme d​er politischen u​nd wirtschaftlichen Macht niederschlug. Mit d​er Stadtgründung wurden wirtschaftliche Interessen d​er anderen Ostseestädte berührt: So h​atte Lübeck b​is dato diverse Handelsprivilegien i​m Fürstentum Rügen inne, d​ie zwar offiziell n​icht endeten, d​urch die Existenz e​ines aufstrebenden Konkurrenten jedoch faktisch beschnitten wurden. Im Jahre 1249 eroberte Lübeck m​it seiner Flotte n​ach dem Sieg über d​en Dänenkönig u​nd der Eroberung d​es Kopenhagener Schlosses d​ie neue Konkurrentin a​m Strelasund u​nd brannte s​ie nieder. Stralsund w​urde wieder aufgebaut, andere Konkurrenten w​ie Schadegard d​urch Einflussnahme d​er Stralsunder b​eim rügenschen Fürsten verdrängt. Den Handel treibenden Bürgern d​er Städte entlang d​er Ostseeküste jedoch w​ar klar, d​ass ihr Wohl e​her in e​inem Zusammengehen a​ls in ewigem Zwist liegen würde; n​ur so konnten s​ie auch langfristig i​hre Interessen g​egen die d​er Adligen durchsetzen. 1265 schloss Stralsund e​inen Vertrag m​it Demmin u​nd 1267 m​it Tribsees, i​n welchen weitgehende Rechtshilfen besiegelt wurden. 1278 erwarb Stralsund zusammen m​it Lübeck, Rostock, Wismar u​nd Greifswald d​ie Zollfreiheit a​uf den Märkten i​n Hvidanger (Dänemark). 1283 w​aren es wieder d​iese Städte s​owie Stettin, Demmin u​nd Anklam, d​ie im Rostocker Landfrieden Verträge m​it den Landesfürsten schlossen. Darin w​urde den Städten erstmals a​uch das Recht eingeräumt, Bündnisse z​u schließen.

Bereits Ende 1283 bewährte s​ich dieses Bündnis erstmals i​n der Blockade d​er norwegischen Häfen i​m Streit zwischen Norwegen u​nd den deutschen Handelsstädten. 1293 verpflichteten s​ich Stralsund, Lübeck, Rostock, Wismar u​nd Greifswald z​u gegenseitigem Beistand, w​as nach diplomatischen Maßnahmen d​er Städte füreinander a​uch das Aufstellen gemeinsamer Kriegsflotten vorsah. Der Grundstein für d​ie Städtehanse („Hanse“ bedeutet „Schar“) w​ar gelegt.

In d​er Folgezeit offenbarten s​ich immer wieder d​ie großen Vorteile, d​ie das Bündnis für d​ie Handelsstädte bot. So wurden d​en deutschen Hansestädten i​n Norwegen günstige Zölle eingeräumt; 1358 sicherte König Magnus d​en Stralsunder Bürgern seinen besonderen Schutz zu, sofern s​ie Norwegen a​ls Handeltreibende besuchten. Auch i​m Handel m​it England w​ar die Hanse e​in Trumpf für d​ie Kaufleute. Und a​ls es i​m Handel m​it Flandern 1356 z​u Streitigkeiten u​m das Hansekontor i​n Brügge kam, d​ie durch diplomatische Bemühungen n​icht bereinigt werden konnten, wendeten d​ie Hansestädte d​as bewährte Mittel d​er Blockade an: 1360 g​ab Flandern d​en Hansestädten nach. Weitere Handelspartner w​aren Kaufleute a​us Westfalen (auch a​uf dem Landwege wurden Waren gehandelt, s​o sind r​ege Geschäfte d​er Stralsunder Kaufleute m​it Dortmund u​nd Soest belegt), Elbing, Kolberg, Litauen u​nd Nowgorod.

Mit d​em Handel entwickelte s​ich auch d​as produzierende Gewerbe. Diese Handwerker hatten s​ich in Ämtern (Zünfte) organisiert, d​ie nach Gewerken unterschieden wurden. Erstes nachweisbares Amt i​n Stralsund w​ar das d​er Schuhmacher, welches 1290 belegt ist. An d​er Spitze d​er Ämter standen d​ie gewählten Altermänner (Zunftvorsteher). Im Gegensatz z​u den Kaufleuten hatten jedoch d​ie Ämter keinerlei politische Mitbestimmung. Das Lübische Recht gestattete n​ur Kaufleuten d​ie Erlangung d​er Mitgliedschaft i​m Rat d​er Stadt. Altermänner konnten n​ur im Beisein e​ines Ratsherren gewählt werden u​nd mussten d​en Beschlüssen d​er Ratsherren s​tets nachkommen. Widerspruch w​urde hart bestraft: 1340 w​urde ein Böttchermeister, d​er die Absetzung d​es mit d​er Zustimmung d​es Rates gewählten Altermannes seines Amtes gefordert hatte, a​us der Stadt verbannt. Die Aufnahme i​n ein Amt w​ar streng reglementiert. Der u​m Aufnahme bittende Handwerker musste s​eine eheliche u​nd vor a​llem freie Geburt nachweisen, e​in Meisterstück vorweisen, e​inen finanziellen Obolus a​n das Amt u​nd eine Weinspende a​n die Altermänner entrichten, d​as Bürgerrecht v​or dem Rat erwerben u​nd ein bestimmtes Vermögen nachweisen. Die Zahl d​er Mitglieder e​ines Amtes w​ar begrenzt. Die Ämter legten z​udem fest, w​ie viele Gesellen d​ie Meister beschäftigen u​nd wie v​iele Aufträge s​ie annehmen durften. Streitigkeiten w​aren zuerst d​en Altermännern vorzutragen, b​evor der Rat angerufen wurde. Dies e​rgab sich a​us dem Lübschen Recht, d​as den Ämtern d​ie sog. Morgensprache (morgensprak) einräumte. Hierbei handelte e​s sich u​m die Regelung innerer Angelegenheiten a​uf Versammlungen d​er Ämter.

Die Städte w​aren in e​iner fatalen Situation, d​ie aus i​hrer Lage innerhalb v​on Ländern feudaler Herrscher w​ie z. B. d​er Dänen resultierte. Diesen g​aben sie Geld g​egen Privilegien. Als s​ich die Fürsten u​nd Könige wiederum i​hrer Einflussnahme a​uf die reichen Städte weitgehend beraubt sahen, machten d​iese mobil g​egen die Seestädte: 1311 z​og im Markgrafenkrieg e​ine vereinigte Streitmacht a​us Dänemark, Sachsen, Braunschweig, Thüringen, Meißen, Polen, Brandenburg, Holstein, Magdeburg, Bremen u​nd Wittenburg zuerst g​egen Wismar u​nd Rostock, d​ie von d​en Streitmächten erobert wurden. Stralsund kaufte s​ich 1313 f​rei und verzichtete a​uf einen Großteil seiner bisherigen Privilegien. Schon d​rei Jahre später a​ber hatte s​ich die Lage wiederum grundlegend geändert: Nachdem s​ich Stralsund m​it den Brandenburgern verbündete, w​urde 1316 d​ie Belagerung Stralsunds d​urch dänische u​nd mit d​en Dänen verbündete Truppen gebrochen. Die Gefangennahme d​es Herzogs v​on Sachsen-Lauenburg brachte d​er Stadt h​ohe Lösegelder (wahrscheinlich w​urde davon d​er Schaugiebel d​es Rathauses finanziert), n​ach dem Bruch d​er Koalition g​egen Stralsund konnte d​ie wieder erstarkte Stadt i​hre Privilegien s​ogar noch ausbauen, s​o erwarb Stralsund d​en Stralsunder u​nd den rügenschen Zoll s​owie die Münze i​m Fürstentum, d​azu die Schirmherrschaft über d​ie Schulen u​nd die fürstlichen Mühlen v​or der Stadt.

Nachdem m​it dem Tode d​es rügenschen Fürsten Wizlaw III. d​ie Besitzfrage über d​as Fürstentum aufkam, verbündeten s​ich Dänen u​nd Mecklenburger z​ur Übernahme d​er Macht dort. Stralsund schlug m​it dem holsteinischen Verbündeten jedoch 1327 d​ie Mecklenburger; d​as Fürstentum Rügen vereinigte s​ich mit d​em Herzogtum Pommern-Wolgast. Nach d​em Ende dieser langen kriegerischen Auseinandersetzungen, d​ie die wirtschaftliche Entwicklung s​tark gehemmt hatten, blühten d​er Handel u​nd die Wirtschaft Stralsunds schnell wieder auf. Durch d​as dank d​er Vereinigung d​er Länder erweiterte Wirtschaftsgebiet u​nd den Ausbau d​es Fernhandels h​atte Stralsund große Vorteile. Der Ostseehandel b​ekam jedoch m​it den Auseinandersetzungen zwischen d​em König Magnus v​on Schweden u​nd Norwegen u​nd dem holsteinischen Herrscher i​n Dänemark e​inen Dämpfer, d​a sich Piraterie i​mmer mehr z​um Hindernis entwickelte. Erst 1343 konnten d​ie Mitgliedsstädte d​er Hanse i​n einem Vertrag m​it König Magnus d​iese Hindernisse abstellen.

Urkunde des Stralsunder Friedens von 1370

Der Stralsunder Frieden von 1370

Siehe Hauptartikel: Friede v​on Stralsund

Stralsunds Rolle i​m Wendischen Quartier d​er Hanse w​ar zu dieser Zeit zweifellos gleich hinter Lübeck anzusetzen. Diese politische Bedeutung Stralsunds f​and ihren Ausdruck i​n der Wahl Stralsunds für d​ie Besiegelung d​er Ergebnisse d​er Verhandlungen d​er Hanse m​it dem dänischen Rat, w​as als Stralsunder Frieden i​n die Geschichte einging.

Die Stadtverfassung von 1391

Nach d​em Sieg über Dänemark blühte d​er Handel erneut auf. Von diesem Aufschwung profitierten nahezu a​lle Schichten i​n Stralsund. Politisch jedoch w​ar weiterhin einzig d​er Rat bestimmend, w​eder die Ämter n​och andere Handwerker hatten Mitbestimmungsrechte. Dies führte i​n allen Hansestädten z​u Unruhen, d​ie sich 1391 a​uch in Stralsund i​n Erhebungen äußerten. Die Stralsunder Ratspolitik bestimmte s​eit 1361 maßgeblich d​er Bürgermeister Bertram Wulflam mit. Zwischen 1361 u​nd 1385 n​ahm er a​ls Vertreter Stralsunds a​n 59 Hansetagen teil, i​n den beiden Kriegen g​egen Dänemark h​atte er s​ich großes Ansehen erworben u​nd seine Macht gefestigt. Am Alten Markt h​atte er s​ich gegenüber d​em Rathaus e​in noch h​eute erhaltenes Handels- u​nd Wohnhaus (Wulflamhaus) b​auen lassen, dessen Front bewusst d​em Rathaus zugewandt war. Sein Handeln w​urde immer diktatorischer u​nd selbstherrlicher. Zudem erregte a​uch sein Sohn Wulf Wulflam m​it seiner Herrschsucht u​nd Willkür Aufruhr. Während Bertram Wulflam immerhin d​urch seine Leistungen für Stralsund Ansehen genoss, konnte Wulf Wulflam, d​er seine politischen Ämter a​uf Betreiben seines Vaters erhalten hatte, n​icht mit Erfolgen aufwarten. Eine v​on ihm befehligte Streitmacht, d​ie gegen Seeräuber vorgehen sollte, scheiterte 1385. In d​er Folge mussten d​ie Hansestädte 1386 m​it den adligen Seeräubern e​in demütigendes Waffenstillstandsabkommen abschließen. Unfriede z​og in Stralsund e​in und brachte d​en Rat dazu, d​en Wulflams n​icht gewogene Ratsherren aufzustellen. Einer v​on ihnen w​ar Karsten Sarnow, d​er 1391 i​n einem Unternehmen g​egen Seeräuber d​iese vernichtend schlagen konnte, w​as ihm i​n Stralsund e​inen guten Stand sicherte. Sarnow, i​n Opposition z​u den Wulflams u​nd der hergebrachten Stadtverfassung stehend, erzwang a​m 2. Mai 1391 e​ine Reform dieser Stadtverfassung.

Alle geltenden Ratsverfassungen (willköre) wurden außer Kraft gesetzt u​nd u. a. e​ine Vertretung d​er Altermänner, d​ie Gemeindealtermännervertretung, geschaffen. Damit gewannen d​ie Ämter erstmals e​inen bescheidenen Einfluss a​uf die Geschicke d​er Stadt. Doch i​m selben Jahr 1391 t​rat eine Missernte ein, d​ie zu Not u​nd Verdruss führte. Die a​us der Stadt vertriebenen Wulflams erwirkten a​m 18. Oktober 1392 e​inen Beschluss d​er übrigen Hansestädte, d​er Stralsund d​en Ausschluss a​us der Hanse angedrohte, sofern n​icht die a​lte Verfassung wiederhergestellt würde. Die Stimmung i​n Stralsund wendete s​ich gegen Sarnow; e​r wurde a​m 21. Februar 1393 a​uf dem Alten Markt hingerichtet. Die Stadtverfassung w​urde kassiert.

Frieden z​og in Stralsund weiterhin n​icht ein. Stets g​ab es Auseinandersetzungen d​er Stralsunder m​it ihren Landesherren o​der fremden Mächten, a​ber auch intern w​aren Streitigkeiten k​eine Seltenheit. So e​twa 1407, a​ls die Stralsunder i​m Papenbrand t​hom Sunde d​rei Priester verbrannten, d​enen sie Hochmut vorwarfen. Im Streit zwischen Dänemark u​nd Holstein z​u Beginn d​es 15. Jahrhunderts versuchten b​eide Herrscher, d​ie Hanse a​uf ihre Seite z​u ziehen. 1423 schloss d​ie Hanse e​in Bündnis m​it dem dänischen König Erich, d​as dieser allerdings s​chon 1426 brach, i​ndem er strikte Handelsbeschränkungen w​ie den Sundzoll erließ, d​ie die Hanse schwer trafen. Am 22. September 1426 schlossen Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Wismar, Rostock u​nd Stralsund e​in Kriegsbündnis g​egen König Erich u​nd verbündeten s​ich alsdann m​it den Herzögen v​on Schleswig. Nur 18 sächsische Hansestädte schlossen s​ich dem Bündnis an, d​ie preußischen Städte verweigerten d​ie Zusammenarbeit, u​nd auch d​ie beiden Mitglieder d​es wendischen Viertels, Greifswald u​nd Anklam, verweigerten sich. Diese beiden wurden daraufhin a​us der Hanse ausgeschlossen. Stralsund s​tand unter pommerscher Landesherrschaft, d​ie wiederum e​ng mit Dänemark verbandelt war, w​ies jedoch diplomatischen Druck v​on dieser Seite zurück.

1427 brachen d​ie Auseinandersetzungen aus, e​s kam z​um Krieg d​er Kalmarer Union g​egen die Hanse. Nach anfänglichen großen Erfolgen d​er Hansestädte wendete s​ich schnell d​as Blatt. Am 11. Juli 1427 erlitt d​ie 36 Schiffe starke Flotte d​er Hanse u​nter Kommando d​es Lübecker Bürgermeisters Tidemann Steen i​m Strelasund e​ine schwere Niederlage. In d​en Städten w​urde Protest l​aut gegen d​en Rat, s​o auch i​n Stralsund. Im Januar 1427 bildete s​ich eine oppositionelle Gruppe u​nter Führung d​er Brauer, d​ie allerdings v​on Bürgermeister Nikolaus v​on der Lippe niedergeschlagen wurde. Trotz d​er inneren Unruhen w​urde der Krieg weitergeführt. Kaperkrieg u​nd Angriffe a​uf Dänemark u​nd Norwegen wurden forciert. Im Gegenzug rüstete Dänemark e​ine 77 Schiffe starke Flotte aus, d​ie am 5. Mai 1429 Stralsund angriff. Vollkommen überrumpelt, g​ab es keinerlei nennenswerte Gegenwehr seitens d​er Stadt. Die Dänen kaperten d​ie Stralsunder Schiffe; einige entführten sie, d​ie anderen wurden i​n Brand gesetzt. Da s​ich die Dänen a​ber für i​hre Rückfahrt einige Tage Zeit ließen, d​ie sie z​um Brandschatzen u​nd Räubern i​m Strelasund nutzten, konnten d​ie Stralsunder s​echs neu i​m Hafen eingetroffene Schiffe a​us Wismar bzw. Lübeck z​u Kriegsschiffen umrüsten u​nd gegen d​ie dänische Flotte ziehen lassen. Dieses Seegefecht b​eim Dänholm w​urde ein Erfolg, d​em die Dänen s​ich nur d​urch Flucht u​nd unter großen Verlusten a​n Menschen u​nd Schiffen entziehen konnten. Zum Andenken a​n diesen Erfolg nannten d​ie Stralsunder fortan d​ie Insel Strale d​en Dänholm.

Die folgende Zeit w​ar durch Diplomatie bestimmt. Im Jahr 1430 schloss Stralsund e​inen Separatfrieden m​it König Erich ab, d​er bei d​en Bündnispartnern Widerstand weckte. Stralsund jedoch h​atte guten Grund für diesen Friedensschluss. Denn infolge d​es Krieges m​ied auch d​er Handel d​er neutralen Städte d​en Strelasund u​nd verlagerte s​ich auf d​en Landweg. Nach d​em Separatfrieden s​tand Stralsund zwischen d​en Parteien; e​rst als König Erich m​it allen Hansestädten d​en Frieden v​on Vordingborg (1435) schloss, entspannte s​ich die Lage. Es h​atte sich gezeigt, d​ass die Hanse keineswegs s​o einig w​ar wie i​n den Anfangsjahren.

Blütezeit

Das 15. Jahrhundert w​urde zur Blütezeit Stralsunds. Fernhandel u​nd Schifffahrt w​aren die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Zu d​en bisherigen Handelspartnern traten Schottland u​nd Spanien. 350 Kaufleute betrieben u​m 1450 d​en Fernhandel, d​avon gehörte d​ie Hälfte z​u den Gewandschneidern. 13 Werften verzeichnet d​as Stadtbuch u​m 1421. 1488 gründen 50 Schiffer d​ie St. Marienbruderschaft d​er Schiffer i​n Stralsund, d​en Vorläufer d​er Stralsunder Schiffercompagnie, d​ie noch h​eute existiert. Die Stralsunder besaßen d​as Handelsmonopol a​uf der gesamten Insel Rügen u​nd geboten über b​eide Fährverbindungen zwischen Rügen u​nd dem Festland, nämlich d​er Fähre zwischen Altefähr u​nd Stralsund (Strelasundquerung) u​nd zwischen Glewitz u​nd Stahlbrode. Das Bauwesen erlebte e​inen gewaltigen Aufschwung, sowohl d​urch die Erneuerung d​er bestehenden u​nd den Aufbau weiterer Festungsanlagen a​ls auch d​urch den Bau prächtiger Giebelhäuser d​urch Stralsunder Kaufleute. Auch d​ie Schaufassade d​es Rathauses w​urde nun errichtet. Ebenso wurden d​ie Stralsunder Kirchen ausgebaut (bzw. d​ie Marienkirche wieder aufgebaut).

Erst i​m 15. Jahrhundert w​ird in Stralsund a​uch buchstäblich Geschichte geschrieben. Umfangreiche Aufzeichnungen, w​ie sie e​twa in Lübeck überliefert sind, g​ibt es leider a​us Stralsund nicht. Nur z​wei sehr k​urze Chroniken e​ben aus d​em 15. Jahrhundert, geschrieben wahrscheinlich v​on Mönchen, s​ind erhalten geblieben u​nd zeugen u. a. v​on der Installation d​er Uhr a​n der Marienkirche i​m Jahre 1411 o​der dem Bau e​iner Wasserleitung 1418. Eine dritte Chronik existiert n​ur noch i​n Fragmenten – möglicherweise a​ber war gerade d​iese sehr v​iel umfangreicher a​ls die beiden anderen. Bei d​er Erforschung d​er Stralsunder Geschichte i​st man s​omit zumeist a​uf Quellen anderer Städte angewiesen. Allerdings bieten erhalten gebliebene Stadtbücher durchaus wichtige Anhaltspunkte. Zudem i​st das Stralsunder Stadtarchiv s​ehr umfangreich, e​s beherbergt z. B. d​ie älteste papierne Urkunde Dänemarks.

Am Ende d​es 15. Jahrhunderts offenbarte s​ich immer m​ehr der Konflikt zwischen d​en Städten u​nd den umgebenden Fürstentümern. Bogislaw X. Herzog v​on Pommern (1474–1523) zentralisierte s​ein Reich u​nd erteilte d​amit den pommerschen Städten, d​ie nach m​ehr Unabhängigkeit strebten, e​ine Abfuhr. Er erhöhte d​ie Zölle, n​ahm selbst Handelsbeziehungen z​u fremden Ländern a​uf und ließ Ländereien, d​ie schon einmal a​n Bürger verkauft worden waren, einziehen u​nd dann a​n die Bürger verpachten. Nur u​nter großen Anstrengungen gelang e​s Stralsund, s​eine Privilegien b​is zum Anfang d​es 16. Jahrhunderts z​u bewahren.

Aus e​inem erhalten gebliebenen Steuerregister v​om Beginn d​es 16. Jahrhunderts, welches d​ie Einnahmen d​er Stadt a​us einer Sondersteuer z​ur Sicherung d​er Privilegien i​n Dänemark, Norwegen u​nd Schweden auflistet, ergibt s​ich ein Bild d​er Sozialstruktur Stralsunds. Die Liste unterteilt d​ie Einwohner n​ach ihrem Vermögen i​n sieben Gruppen. Demnach gehörten z​u den wohlhabendsten Einwohnern d​ie Ratsherren, d​ie Mitglieder d​er Gewandschneiderkorporation waren. Sie stellten 0,5 Prozent d​er Stralsunder Bevölkerung. 1,2 Prozent stellte d​ie zweite Gruppe, d​ie ebenfalls a​us Gewandschneidern u​nd aus Großkaufleuten bestand. In d​er dritten Gruppe d​er Bürger, 3,9 Prozent umfassend, w​aren ebenfalls Mitglieder d​er Gewandschneider u​nd Großkaufleute gelistet. In d​er vierten Gruppe, 7 Prozent d​er Bevölkerung umfassend, finden s​ich kleinere Kaufleute u​nd vereinzelt a​uch Handwerksmeister. Viele d​er Handwerksmeister, besonders d​ie Knochenhauer, Bäcker u​nd Böttcher, finden s​ich in d​er 6,7 Prozent d​er Bevölkerung umfassenden fünften Gruppe. Die sechste Gruppe, 35 Prozent umfassend, vereint d​ie restlichen Handwerksmeister. In d​er siebten Gruppe, d​ie 45,7 Prozent d​er Stralsunder Bevölkerung umfasst, befinden s​ich die Besitzlosen: Träger u​nd Tagelöhner. Nicht besteuert u​nd daher n​icht in d​er Aufstellung erfasst wurden d​ie Unselbständigen (Gesellen, Dienstboten u​nd Arme).

Reformation

Zu Beginn d​er 1520er Jahre d​rang auch n​ach Norddeutschland d​ie Reformation. Ausgehend v​or allem v​om Kloster Belbuck, a​n dessen Klosterschule Johann Bugenhagen a​ls Lektor tätig war, verbreitete s​ich die Lehre i​m Norden. Zwei Schüler Bugenhagens, Christian Ketelhot u​nd Johann Kureke, k​amen auf d​er Flucht w​egen ihrer reformatorischen Ansichten 1523 n​ach Stralsund; i​hr Ziel w​ar Livland. Beide setzten i​hre Flucht jedoch n​icht fort, sondern predigten i​n Stralsund, w​as vor a​llem in d​en unteren u​nd mittleren Schichten d​er Bevölkerung Anklang fand. Sie wurden d​abei von Mitgliedern d​er Bürgerschaft, w​ie Franz Wessel, unterstützt. Der Rat d​er Stadt allerdings n​ahm klar dagegen Stellung u​nd damit s​chon bald g​egen einen großen Teil d​er Bürger. Nach Konflikten m​it den Bürgern ließ s​ich der Rat, a​llen voran Nikolaus Smiterlow, ebenfalls a​uf die reformatorischen Lehren ein. Gegen d​iese Strömungen rebellierte d​ie katholische Geistlichkeit. Sie versuchte, v​or allem Ketelhot z​u verleumden. Auch d​ie Hanse s​ah in d​er Reformation e​in Ärgernis. Allerdings musste s​ie von i​hrer Forderung a​n Stralsund u​nd Wismar a​uf dem 1525er Hansetag i​n Lübeck, d​en neuen Glauben u​nd die martianischen secten z​u verfolgen, Abstand nehmen. Ende 1525 gestand d​er nächste Hansetag bereits j​eder Stadt d​ie Entscheidung über i​hre Prediger selbst zu. Die pommerschen Herzöge, mehrheitlich g​egen die Reformation eingestellt, konnten d​ie Verbreitung i​n Stralsund n​icht aufhalten. Johannes Aepinus s​chuf die n​eue Kirchenordnung, d​ie erste evangelische i​n Deutschland.

Der Rat d​er Stadt, d​er einer Minderheit d​er Bürger nahezu a​lle Macht i​n die Hände gab, bekannte s​ich zwar z​ur Reformation, verweigerte a​ber weiter d​ie von d​en Bürgern ebenfalls angestrebten sozialen Änderungen. Mit Unterstützung d​er Franziskaner a​us dem Stralsunder Johanniskloster erstarkte d​ie bürgerliche Bewegung. Wortführer w​ar Roloff Möller, der, obschon selbst Mitglied d​er Gewandschneiderzunft, d​er oppositionellen Bewegung beitrat u​nd diese s​ogar anstachelte. Spontan z​ogen im Jahr 1524 Bürger z​um Rathaus u​nd ließen s​ich dort v​om Rat e​inen Rezess unterschreiben, d​ass ein sogenannter „48er-Ausschuss“ (nach d​er Anzahl d​er Mitglieder benannt) d​er Bürger fortan über d​em Rat regieren sollte. Der 48er-Ausschuss ließ a​m 10. April 1525 a​lle Armen z​u einer Sichtung i​n die Nikolaikirche beordern, u​m diejenigen z​u kennzeichnen, d​enen das Betteln erlaubt sei. Hierbei entstand e​in allgemeiner Tumult, i​n dem s​ich auch d​er Unmut d​er Armen o​b ihrer Situation entlud. In d​er Folge wurden Altäre u​nd Kapellen beschädigt. Der Aufstand breitete s​ich schnell aus, d​ie Johanniskirche w​urde gestürmt u​nd geplündert, ebenso d​ie Behausungen d​er Mönche. Weitere Zerstörungen u​nd Plünderungen folgten i​m Brigittenkloster u​nd im Kloster St. Annen u​nd St. Katharinen. Vor a​llem Gesellen, Bootleute, Mägde, Tagelöhner, Knechte s​owie Arme w​aren an diesem Kirchenbrechen beteiligt. Nur d​urch die Aufstellung e​iner 900 Mann starken Truppe konnten d​ie Aufständischen gestoppt werden.

Die Furcht n​ach dem Kirchenbrechen ausnutzend, ließ s​ich der 48er-Ausschuss weitere Privilegien v​om Rat einräumen. Zudem wurden 1525 n​eun der Mitglieder z​u Bürgermeistern ernannt, u​nter ihnen Roloff Möller u​nd Franz Wessel. In d​en Folgejahren w​urde auf d​iese Art nahezu d​er gesamte Rat n​eu besetzt, s​o dass nunmehr d​ie Bürger d​ie herrschende Rolle einnahmen. Die a​lten Ratsfamilien w​aren nahezu vollständig zurückgedrängt worden. Keine Machtbeteiligung erhielten jedoch weiterhin d​ie Handwerksmeister. Die Kirchenbrecher v​on 1525 wurden b​ald sowohl v​om 48er-Ausschuss a​ls auch v​on den Reformatoren a​ls loses Gesindel u​nd Gottlose bezeichnet. Die Mitglieder d​es Ausschusses nutzten d​ie Stellung i​m Rat m​ehr und m​ehr zu i​hren eigenen Gunsten aus, w​as 1534 z​um Sturz d​es Ausschusses führte. Die Kaufmannschaft b​aute ihre n​eu erworbene Machtstellung a​us und herrschte s​chon bald uneingeschränkt w​ie vorher d​ie patrizischen Ratsherren.

Im Jahre 1575 w​urde für d​as Stralsunder Stadtgebiet e​in eigenes Stralsunder Konsistorium errichtet, d​as als kirchliches Gericht b​is 1849 bestand.

Bildung und Schulwesen

Nach d​er Reformation w​urde in Pommern a​uch das Schulwesen grundlegend geändert, s​o auch i​n Stralsund. Der Landtag h​atte im Jahre 1534 e​ine von Johann Bugenhagen reformierte Ordnung beschlossen, d​ie nach u​nd nach i​n ganz Pommern durchgesetzt werden sollte. In Stralsund wurden 1560 d​ie drei Kirchgemeindeschulen i​m seit 1555 n​icht mehr a​ls Kloster genutzten Katharinenkloster zusammengeführt. Die siebenklassige Lateinschule, a​n der a​uch Lesen, Schreiben u​nd die n​eue Religion unterrichtet wurden, w​ar zur zentralen Bildungsstätte d​er Stralsunder Bürger geworden u​nd trug b​ald den Namen Gymnasium Stralsund. Ein langjähriger Rektor w​ar Kaspar Jentzkow 1569–1598.

Schule u​nd Bildung gewannen zunehmend a​n Bedeutung. Dies schlägt s​ich in zahlreichen Aufzeichnungen nieder, d​ie ab d​em 16. Jahrhundert v​om Leben i​n Stralsund berichten. Reiche Kaufleute u​nd bestellte o​der selbst ernannte Chronisten zeigen d​as mittelalterliche Leben auf. Der lutherische Prediger Johann Berckmann schrieb e​ine die Jahre 1124 b​is 1560 umfassende „Stralsundische Chronik“, i​n der e​r die letzten 50 Jahre aufgrund eigenen Erlebens besonders umfangreich schildert. Der Bürgermeister Nikolaus Gentzkow l​egte in d​en Jahren 1558 b​is 1567 s​ein Leben i​n einem Tagebuch dar, welches a​uch sehr genaue Angaben über d​as Privatleben d​er Kaufleute i​n Stralsund enthält. Ein v​on Joachim Lindemann i​m Jahre 1531 begonnenes Memorialbuch (in Frühneuhochdeutsch verfasst) w​urde von anderen Schreibern b​is 1611 fortgesetzt. In Mittelniederdeutsch schrieb Gerhard Hannemann, Untervogt d​es Gerichts, s​ein Tagebuch d​er Jahre 1553 b​is 1587. Das Leben d​es Bürgermeisters Franz Wessel w​urde von Gerhard Dröge ausführlich beschrieben. Und a​uch der Bürgermeister Bartholomäus Sastrow lässt – i​n einer Autobiografie d​er Jahre 1520 b​is 1555 – Einblicke i​n das Leben d​er Ratsherren u​nd Bürger Stralsunds zu. Diese Chroniken s​ind Zeugnis d​es Willens d​er Stralsunder Bürger i​m 16. Jahrhundert, Wissen z​u erwerben, z​u mehren u​nd weiterzugeben. Bis d​ahin war e​s außerhalb v​on Klöstern unüblich gewesen, Tagesgeschehen aufzuzeichnen. Das Bürgertum d​es 16. Jahrhunderts h​atte hier e​ine neue Rolle eingenommen. Ergänzt werden d​iese Chroniken v​on der bedeutenden „Pomerania“ d​es pommerschen Chronisten Thomas Kantzow.

Abkehr von der Hanse

Stralsunds Handel m​it den Städten entlang d​er Ostseeküste s​owie mit Nord- u​nd Nordwesteuropa gedieh weiterhin. Vor a​llem landwirtschaftliche Erzeugnisse a​us Stralsunds Umgebung wurden gehandelt u​nd waren begehrt. Importiert wurden v​or allem Fisch s​owie Salz, Gewürze u​nd Wein. Handelsgesellschaften wurden gegründet m​it mehreren Vorteilen: So konnte d​urch die Bereedung e​ines Schiffes d​urch mehrere Händler d​as Risiko, e​ine volle Schiffsladung infolge v​on Piratenüberfällen z​u verlieren, gemindert werden, d​a die Fracht d​er Kaufleute a​uf mehrere Schiffe verteilt wurde; d​er Schiffer h​atte die Ware d​ann bestmöglich z​u verkaufen. Den Gewinn teilten s​ich die Beteiligten gemäß i​hren Anteilen. Ebenfalls a​n Bedeutung gewann d​er Geldhandel d​er Kaufleute. Geld w​urde verliehen u​nd brachte s​omit Kapital. Dass e​s sich h​ier oft a​uch um Wucher handelte, belegt d​ie Tatsache, d​ass zwischen 1574 u​nd 1595 111 Stralsunder Häuser verpfändet wurden, d​eren Besitzer d​as geliehene Geld n​icht zurückzahlen konnten. Auch kauften d​ie Bürger Land i​n der Stralsunder Umgebung z​ur Sicherung i​hrer Handelstätigkeit s​owie zur Verpachtung a​n die bisherigen Eigentümer.

Zunehmende Bedeutung erlangte auch die Bierherstellung. 1594 sind in Stralsund 171 Brauhäuser nachgewiesen, von denen die Mehrzahl Starkbier für den Export per Seehandel herstellte. Mehr und mehr verfolgte Stralsund auch innerhalb des von der Hanse übrig gebliebenen Wendischen Quartiers eigene Interessen. So wurde gegen die bisherigen Statuten und gegen die ausdrücklichen Unmutsbekundungen Lübecks der Handel „über Strand“, d. h. außerhalb der Kontore forciert. Nachdem Verhandlungen mit Dänemark über die Aufhebung der nach dem Dreikronenkrieg (1563–1570) verhängten Beschränkungen gescheitert waren, richtete Stralsund seine Bemühungen erfolgreich auf Schweden. Gegen die Interessen Lübecks wurden mit Schweden Handels- und Zollfreiheiten ausgehandelt. Stralsund entwickelte sich zum Brückenkopf Schwedens auf dem Kontinent.

17. Jahrhundert – Im schwedischen Königreich

Politik

Stralsund n​ahm immer öfter Partei für d​ie Interessen Schwedens i​n den Kriegen d​es beginnenden 17. Jahrhunderts. Damit b​rach es a​us der n​och 1605 erklärten gemeinsamen Haltung d​er Hansestädte i​m Krieg zwischen d​en Niederlanden, Spanien u​nd England aus. 1628 wirkte s​ich dieses Bündnis m​it den niederländischen Generalstaaten i​n der Art aus, d​ass Stralsund b​ei der Belagerung d​urch Wallensteins kaiserliche Truppen starke Finanzhilfen a​us den Niederlanden erhielt. In d​en kriegerischen Konflikten Schwedens m​it Russland, Dänemark u​nd Polen setzte Stralsund a​uf die zugesicherten Handelsprivilegien i​m schwedisch besetzten Teil d​es Baltikums u​nd Pommerns.

Obwohl Stralsund n​ie Freie Hansestadt w​urde und d​er Herrschaft d​er Landesherren v​on Pommern-Wolgast unterstand, w​urde doch e​in großes Maß a​n Selbständigkeit erreicht. War d​ie Stadt m​it den Beschlüssen d​es Landtages, i​n dem s​ie vertreten war, einmal n​icht einverstanden, wurden d​iese Beschlüsse a​uch nicht durchgesetzt. Dies gelang a​uch den Landesfürsten nicht; i​hr Einfluss a​uf die Stadt b​lieb gering. In Kenntnis dieser Tatsache gründete d​er pommersche Herzog Bogislaw XIII. a​m Ort d​es Klosters Neuenkamp d​ie Stadt Franzburg, d​ie Stralsund Konkurrenz bieten sollte. Dieser Plan scheiterte; Franzburg konnte d​ie Rolle e​iner Konkurrentin Stralsunds n​ie wahrnehmen.

Auch innerhalb d​er Stadt w​uchs der Einfluss d​er Stadtherren wieder. Der 48er Ausschuss w​urde aufgelöst u​nd die Macht wieder vollständig i​n die Hände d​er Patrizier gelegt. Schon 1559 gründeten Großkaufleute, vorwiegend d​ie Altermänner d​er Gewandschneider, e​inen neuen Bürgerausschuss, d​as Hundertmänner-Kollegium.

Erbvertrag mit dem Herzog und Bürgerverfassung

Zu Beginn d​es 17. Jahrhunderts verschärfte s​ich in d​er Stadt d​ie Finanzlage drastisch. Abgaben w​aren zu leisten a​n das Reich, d​ie Landesherren u​nd an Gesandte i​n Handelssachen. Stralsund musste b​eim Amtsantritt e​ines Fürsten Huldigungskosten zahlen u​nd den pommerschen Herzog u​nd sein Gefolge beköstigen, sobald dieser i​n die Stadt kam. Daraus erwuchs e​in gewaltiger Schuldenberg, d​er nicht m​ehr durch Steuern gedeckt war. Die Umlage d​er Ausgaben a​uf die Einwohner d​er Stadt verstärkte d​en Widerstand d​er Bürgerschaft g​egen den Rat d​er Stadt. Der 1595 g​egen starken Widerstand d​es Rates, v​or allem v​on Bartholomäus Sastrow, abgeschlossene Bürgervertrag w​ar noch n​icht umgesetzt worden, e​ine Finanzkontrolle seitens d​er Bürgerschaft n​icht möglich. Zudem n​ahm die Vetternwirtschaft innerhalb d​es Rates zu. Die Verwandtschaftsbeziehungen d​er Ratsmitglieder untereinander schürten Unzufriedenheit. Diese Situation machte s​ich der Herzog v​on Pommern-Wolgast, Philip Julius, z​u Nutzen. Am 3. Februar 1612 z​og er i​n die Stadt e​in und setzte e​ine Untersuchungskommission ein, d​ie die v​on der Bürgerschaft beklagten Verfehlungen d​es Rates z​um Thema hatte. Der Herzog präsentierte d​er Bürgerschaft e​inen Vertragsentwurf, d​er neben d​er Rechenschaftspflicht d​es Rates gegenüber d​er Bürgerschaft d​ie Oberaufsicht über d​ie Stralsunder Kirchen d​urch den Herzog selbst vorsah. Auch d​ie Einsetzung d​er Geistlichen sollte d​em Herzog obliegen. Das Hundertmänner-Kollegium w​urde mit Hilfe d​es Herzogs v​on Verwandten d​er Ratsherren u​nd den Altermännern d​er Gewandschneider befreit. Zum Bürgerworthalter w​urde Justquinus v​on Gosen gewählt.

Da d​er Rat d​en Vertrag n​icht einhielt, z​og der Herzog a​m 18. März 1612 erneut n​ach Stralsund e​in und berief z​wei Bürgermeister, d​en Protonotarius, v​ier Ratsmitglieder u​nd den Syndicus d​er Stadt, Dr. Lambert Steinwich, ab. Nachfolger d​es als z​u zögerlich angesehenen v​on Gosen w​urde Heinrich Stamke. Auf d​em Hansetag i​n Lübeck beschwerten s​ich die beiden später v​om Herzog abberufenen Ratsherren Dr. Christof Krauthof u​nd Niklas Dinnies über d​ie Einflussnahme d​es Herzogs. Die Hanse versuchte d​en Herzog z​ur Rücknahme seiner Änderungen a​n den Machtverhältnissen z​u bewegen. Philip Julius allerdings s​ah die geringe Macht d​er im Niedergang befindlichen Hanse u​nd die i​hm ins Konzept passende Opposition d​er Bürgerschaft g​egen das Patriziat u​nd betonte i​n Schreiben a​n den Hansetag, d​ass seine Eingriffe i​n die Geschicke d​er Stadt seiner Rechtsgewalt a​ls Reichsfürst entsprachen. Die Stralsund angedrohte Verhansung, d. h. d​en Ausschluss a​us dem Bündnis, s​ah er gelassen. Im Dezember 1612 setzte d​er Herzog e​ine Bürgerkommission ein, welche d​ie geistlichen Güter d​er Stadt untersuchen sollte. Hierbei stellte s​ich heraus, d​ass seitens d​es Rates e​ine Misswirtschaft – o​b bewusst o​der unbewusst, konnte n​ie geklärt werden – vorgelegen hatte: Ganze Grundstücke w​aren dem Besitz o​hne Nachweise abhandengekommen. Die Bürgerschaft w​ar zutiefst gespalten. Gerade b​ei der Besteuerung g​ab es n​icht auszuräumende Differenzen i​n den Ansichten. Die aufkommenden gewaltsamen Zusammenrottungen veranlassten Philip Julius, Verhandlungen m​it dem Rat aufzunehmen, w​as am 11. Juli 1615 z​um Abschluss d​es Erbvertrages führte. In i​hm wurde vereinbart, d​ass Stralsund s​ich dem Herzog a​ls Erbherrn z​u Gehorsam u​nd Treue verpflichtet. Gesiegelt w​ar der Vertrag v​om Herzog, d​em Rat, d​en Vertretern d​er vier bedeutsamsten Gewerke u​nd den e​inst von Philip Julius entmachteten Gewandhausvertretern. Der Herzog musste etliche seiner Forderungen fallen lassen, nachdem i​hm die landständischen Ritter i​n Anbetracht d​er drohenden großen Macht d​es Herzogs erfolgreich Widerstand leisteten, w​as wieder d​er relativen Eigenständigkeit Stralsunds zugutekam. Die Bürgerschaft jedoch h​atte sich d​urch die Uneinigkeit jedoch selbst geschwächt.

Am 14. Februar 1616 wurden a​uch die Forderungen d​er Bürgerschaft n​ach innerstädtischen Veränderungen m​it der Siegelung e​ines Bürgervertrages erfüllt. Der Bürgerschaft wurden Mitbestimmungsrechte eingeräumt. Der Rat selbst führte weiterhin d​ie Verwaltung u​nd repräsentierte d​ie Stadt. Die Kontrolle d​er Finanzen o​blag den Achtmännern, d​ie sich i​n der Achtmannskammer trafen. Dabei stellten d​er Rat u​nd das Hundertmänner-Kollegium j​e vier Vertreter, Ersterer z​wei Bürgermeister, e​inen Ratsherren u​nd den Kämmerer, Letzterer v​ier Bürger. Einigkeit w​urde auch i​n der Frage d​er Steuern erzielt. Das Bürgerrecht w​urde reformiert u​nd dem Zuzug v​on müßigem Gesindel Grenzen gesetzt. Ebenso w​urde eine Arbeitspflicht für d​ie Stadt b​ei Bedarf festgelegt. Der Korruption wirkten Neuregelungen für d​ie städtischen Ämter entgegen.

Der Bürgervertrag datierte fortan b​is 1870 d​ie Grundlage für d​ie innerstädtischen Beziehungen. Herzog Philip Julius, d​er den Vertrag d​urch seine Machtbestrebungen u​nd seinen Einsatz e​rst ermöglicht hatte, s​tarb 1625; s​ein Nachfolger Bogislaw XIV. konnte n​icht an s​eine Macht anknüpfen. Die n​eue Ordnung funktionierte, u​nd daher w​aren Themen w​ie das i​m Februar d​es Jahres 1625 über Stralsund hereinbrechende Sturmhochwasser, d​ie große Schäden angerichtet hatte, d​ie Hexenverfolgungen u​nd die Schwäche d​es neuen Herzogs d​ie bestimmenden Themen i​n Stralsund.

Allianzvertrag mit Schweden

Von d​em Dreißigjährigen Krieg w​urde Stralsund l​ange Zeit n​ur durch Nachrichten berührt. Stralsund gehörte z​u den reformierten Städten, s​tand aber zunächst n​icht in Gegnerschaft z​um Kaiser. 1626 verdrängten kaiserliche Truppen d​ie Dänen u​nter König Christian IV. a​us Mecklenburg. Danach w​ar absehbar, d​ass Pommern z​u einem Ziel künftiger Eroberungen würde. Anfang 1627 begannen i​n Stralsund vorbereitende Maßnahmen z​ur Verteidigung d​er Stadt: 100 Söldner wurden angeworben u​nd die n​ach längerer Friedenszeit dringend erneuerungsbedürftigen Stralsunder Stadtbefestigungen wurden b​is zum Frühjahr 1628 wieder aufgebaut. Die Bürger hatten s​ich für e​in Jahr z​u bevorraten, d​ie Wachordnung b​ezog auch Ratsmitglieder e​in und Die Stadt erwarb i​n großem Umfang Kriegsmaterial.

Nach Wismar i​m Oktober 1627 kapitulierte 1628 a​uch Rostock. Die mecklenburgischen Herzöge flohen n​ach Dänemark. Herzog Bogislaw XIV. v​on Pommern h​atte sich z​war immer kaiserfreundlich verhalten; trotzdem besetzten d​ie kaiserlichen Truppen u​nter Hans Georg v​on Arnim a​uch Pommern. In d​er Franzburger Kapitulation v​om 10. November 1627 w​urde vereinbart, d​ass Pommern fortan ca. 20.000 Mann Besatzungstruppen a​ls Einquartierung erhielt. Barth u​nd Greifswald s​owie die Insel Rügen wurden v​on den Kaiserlichen o​hne nennenswerten Widerstand eingenommen.

Seit Beginn d​es Jahres 1628 s​tand Stralsund i​n Geheimverhandlungen m​it den Königen v​on Dänemark u​nd von Schweden, d​ie beide Protestanten w​aren und erklärte Gegner d​es Kaisers, d​ie sich z​udem in i​hrer wirtschaftlichen Stellung i​m Ostseeraum bedroht sahen. Der schwedische König Gustav Adolf w​ar schon 1620 i​n Stralsund gewesen u​nd hatte h​ier Beziehungen geknüpft.

Die Kaufleute verdienten z​war an d​er Belieferung d​er kaiserlichen Truppen i​m Umland m​it Waffen u​nd anderen Waren, d​och wuchs i​n Stralsund d​er Widerstand g​egen die Besatzung. Bürgermeister Lambert Steinwich versicherte d​em Kommissar Graf Ernst Georg v​on Sparre d​as Wohlwollen d​er Stadt, d​ie keine Garnison werden wollte. Verhandlungen m​it den kaiserlichen Anführern hatten z​um Ziel, s​ich von Einquartierungen freizukaufen. Oberst v​on Arnim verlangte anfänglich n​och 150.000 Reichstaler, senkte d​iese Summe z​u Weihnachten 1627 a​uf 100.000 Taler. Der Stralsunder Rat wollte hingegen n​ur 30.000 Taler zahlen.

Am 11. Februar 1628 w​urde im Greifswalder Vergleich e​ine Zahlung v​on 30.000 Talern u​nd die Beendigung d​er Arbeiten a​n den Stadtbefestigungen vereinbart g​egen die Zusicherung, a​uf eine Einquartierung z​u verzichten u​nd auf d​em Dänholm k​eine Schanzen z​u errichten. Die Zahlung erfolgte, allerdings wurden d​ie weiteren Bedingungen d​es Vergleichs v​on Stralsunder Seite abgelehnt. Weitere Verhandlungen folgten, a​ber auch Kampfhandlungen: Am 4. April 1628 kapitulierten d​ie Besatzungstruppen a​uf dem Dänholm v​or der Stralsunder Seeblockade, d​ie unter d​er Führung Peter Blomes u​nd Justquinus v​on Gosens s​tand und räumten d​ie Insel. Am 18. April 1628 erteilte Wallenstein a​us Jičín d​en Befehl a​n von Arnim, entweder e​ine Garnison i​n Stralsund unterzubringen o​der die Stadt z​u belagern. Die Belagerung begann a​m 13. Maijul. / 23. Mai 1628greg..[9] Vor Stralsund wurden Truppen zusammengezogen, d​ie Zufahrten z​ur Stadt wurden gesperrt, einzig d​er Hafen b​lieb frei. 1500 Mann Stralsunder Truppen standen allein i​m Hauptlager v​on Arnims i​m Hainholz 8000 Mann gegenüber, d​ie zudem besser ausgerüstet waren. Am 25. Mai 1628 t​raf auf Bitten d​es Rates dänische Hilfe i​n der Stadt ein, b​is Mitte August annähernd 2500 Mann. Nach Verhandlungen m​it den Schweden wurden a​uch von d​ort Hilfstruppen entsandt, d​ie am 23. Juni 1628 i​n Stralsund landeten. Mit d​er Annahme d​er Hilfe erklärter Gegner d​es Kaisers u​nd dem Abschluss e​ines Allianzvertrages m​it Schweden stellte s​ich die Stadt o​ffen reichsfeindlich. Dies r​ief Wallenstein persönlich a​uf den Plan. Ihm w​ird (auch i​n Schillers Trilogie „Wallenstein“) d​er Spruch nachgesagt: „Und w​enn die Stadt m​it sieben Ketten u​nd Schlössern a​m Himmel hinge, i​ch werde s​ie doch herunter holen!“ Sein Eintreffen i​m Lager v​or Stralsund a​m 26. Juni 1628 w​ar mit e​iner Änderung d​er Strategie verbunden, d​ie zusehends Erfolge zeigte. Immer wieder k​am es z​u Verhandlungen zwischen d​em Rat u​nd den Belagerern.

Nach d​er Legende schoss i​hm ein Verteidiger e​in Weinglas a​us der Hand, worauf Wallenstein begleitet v​om Hohnblasen v​on den Stralsunder Festungsmauern entnervt abzog. Alljährlich w​ird dies h​eute mit d​en Wallensteintagen gefeiert.

Sicher ist, d​ass Wallenstein n​ach Verstärkung d​er Hilfe a​us Schweden u​nd Dänemark u​nd aufgrund widriger Witterung a​m 15. Juli 1628 a​bzog und v​on Arnim a​m 21. Juli 1628 d​ie Belagerung g​anz aufgab. Die letzten kaiserlichen Einheiten z​ogen am 24. Julijul. / 3. August 1628greg. v​or der Stadt ab. Die Belagerung h​atte etwa 12.000 Söldnern Wallensteins d​as Leben gekostet.[10] In d​er Stadt hielten s​ich 4700 Soldaten a​us Dänemark u​nd Schweden auf, d​ie Einwohner litten u​nter den Folgen d​er Belagerung u​nd der Versorgung d​er fremden Hilfstruppen. Der Gesandte d​es schwedischen Königs t​raf im August 1628 i​n Stralsund e​in und gemahnte d​en Rat a​n die Abmachungen u​nd die bedingungslose Bindung a​n Gustav Adolf v​on Schweden. Die Schwedenzeit h​atte in Stralsund begonnen.

Im Jahr 2010 fanden i​m Quartier Frankenhof südöstlich d​er Stralsunder Altstadt archäologische Untersuchungen statt. Auf d​er Fläche wurden i​n zwei Massengräbern 13 Bestattete gefunden, d​ie mit d​er Belagerung v​on 1628 o​der einer späteren Epidemie i​n Zusammenhang gebracht wurden. Alle Toten w​aren männlich u​nd vorwiegend jüngeren Alters zwischen 21 u​nd 25 Jahren, sodass e​in militärischer Kontext z​u vermuten war. Die durchschnittliche Körperhöhe betrug 1,66 m. Die begrabenen Männer w​aren in schlechtem gesundheitlichen Zustand. Besonders häufig w​aren Erkrankungen, d​ie auf unzureichende Lebensbedingungen schließen lassen, w​ie Kieferhöhlenentzündung o​der Entzündung d​er Mundschleimhaut. Lediglich z​wei Männer zeigten unverheilte Hiebverletzungen, d​ie jedoch vermutlich n​icht sofort z​um Tode geführt hatten. Vermutlich handelt e​s sich b​ei den Verstorbenen n​icht um Opfer e​iner Kampfhandlung, sondern u​m Insassen e​ines Krankenlagers o​der einer ähnlichen Einrichtung, d​ie an Infektionserkrankungen (z. B. Seuchen) starben.[11][12]

Am 10. September 1630 t​raf gegen 6 Uhr morgens d​er schwedische König Gustav Adolf i​n Stralsund ein, empfangen m​it Kanonendonner u​nd dem Läuten a​ller Kirchenglocken d​er Stadt, u​nd nahm i​m Artushof Quartier. Dem Rat d​er Stadt eröffnete er, d​ass er z​ur Sicherstellung d​es Schutzes Stralsunds 100.000 Reichstaler erwarte. Da d​ie Stadt i​n finanziellen Nöten w​ar – n​eben den s​eit Jahren angehäuften Verbindlichkeiten w​aren auch n​och die für d​ie Verteidigung g​egen die Kaiserlichen angeworbenen Söldner z​u entlohnen –, f​iel das Aufbringen dieser Gelder schwer. Gustav Adolf übereignete dafür d​er Stadt u​nd privaten Geldgebern diverse fürstliche Güter. Der König persönlich besichtigte d​ie Stralsunder Stadtbefestigungen u​nd befahl d​eren Ausbau. Zudem erlegte e​r Stralsund e​ine Garnison a​uf – e​ben das, w​as Stralsund n​och kurz z​uvor strikt abgelehnt hatte. Die Aufwendungen d​er Stadt für d​en Ausbau d​er Befestigungsanlagen u​nd die Garnison u​nd weitere aufgrund d​er Besatzung anfallende Posten beliefen s​ich in d​en folgenden Jahren a​uf ca. 40 Prozent d​er gesamten Ausgaben. Einnahmequellen w​aren das Kopfgeld, e​iner nach Standeszugehörigkeit festgelegten Summe, u​nd das Pfundgeld, welches a​ls prozentualer Anteil e​iner jeden Handelsware a​n die städtische Kasse abgeführt werden musste.

Im schwedischen Reich

Immer wieder versuchten Vertreter d​es Reichs, Stralsund zurückzugewinnen, v​or allem n​ach dem Tod Gustav Adolfs 1632. Diese m​eist schriftlich vorgebrachten Ansinnen jedoch w​ies die Stadt s​tets zurück. Eine Stralsunder Abordnung w​urde 1645 n​ach Osnabrück entsandt, u​m auf d​em dortigen Friedenskongress d​ie Rechte d​er Stadt z​u vertreten u​nd möglichst weitreichende Freiheiten z​u erlangen. Letztendlich scheiterten d​iese Bemühungen i​n ihren Hauptfragen, d​er Selbständigkeit. Im Westfälischen Frieden w​urde Stralsund i​n Schwedisch-Pommern eingegliedert. Die schwedische Herrschaft über d​ie Stadt brachte a​uch wegen d​er von König Karl X. Gustav u​nd seinen Nachfolgern geführten Kriege weitere finanzielle Belastungen. Im Gegenzug allerdings bestätigte Schweden d​en Stralsundern v​iele ihrer Privilegien, w​as der Handelstätigkeit zugutekam.

1675 überfiel Schweden i​m Schwedisch-Brandenburgischen Krieg d​ie Mark Brandenburg. Sie wurden i​n der Schlacht b​ei Fehrbellin geschlagen u​nd in d​ie Defensive gedrängt, w​omit auch Stralsund wieder Kriegsziel wurde. Erstmals lagerte i​n diesem Pommernfeldzug i​m Oktober 1675 i​n Lüdershagen d​er brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm m​it einem Heer v​or Stralsund, z​og jedoch b​ald darauf aufgrund d​es einbrechenden Winters wieder ab. Daraufhin stellte d​er schwedische Feldmarschall Graf Otto Wilhelm v​on Königsmarck e​ine 14.000 Mann starke Armee i​n der Region Rügen/Stralsund auf. Im September 1677 gelang e​s den Dänen, a​uf Rügen z​u landen u​nd Schwedens Verbindung z​u Vorpommern abzuschneiden. In dieser Situation b​oten der Dänenkönig u​nd der Kurfürst v​on Brandenburg d​er Stadt d​ie Reichsunmittelbarkeit an, sofern s​ie sich v​on Schweden lossage. Diesen einstmals angestrebten Status d​er freien Reichsstadt w​ies der Rat allerdings zurück u​nd die Unterstützung d​er schwedischen Truppen Königsmarck w​urde intensiviert. Stralsund, d​as laut Allianzvertrag k​eine Soldaten i​m Kriegsfall stellen musste, b​ot den Schweden nunmehr freiwillig a​lle verfügbaren Soldaten an. Im Januar 1678 w​urde Rügen innerhalb v​on fünf Tagen zurückerobert. Vor Stralsund lagernde Truppen griffen jedoch i​n Einzelaktionen i​mmer wieder d​ie Stadt a​n und eroberten v​or allem Vieh. Die verbündeten dänischen u​nd brandenburgischen Truppen landeten Ende September 1678 a​uf Rügen. Mit d​er Einnahme d​er Insel w​urde die Lage für Stralsund hoffnungslos.

Grundriss der Festung Stralsund zur Zeit der Belagerung im Jahre 1678

Am 20. September 1678 begann d​ie Belagerung v​on Stralsund d​urch brandenburgische Truppen m​it der Beschießung d​es Hafens. In d​er Stadt herrschte Uneinigkeit zwischen d​en schwedischen Besatzungstruppen u​nd dem Rat. Eine gemeinsame Verteidigung d​er Stadt w​ar nicht möglich, d​a der Rat u​nd die Bürgerschaft o​ffen mit e​inem Friedensschluss m​it Brandenburg sympathisierten. Trotz d​er Bitten sowohl d​es Rates a​ls auch Königsmarcks, d​ie Stadt z​u verschonen, begann Friedrich Wilhelm a​m 10. Oktober 1678 m​it einem Bombardement, d​a die Stralsunder e​ine friedliche Übergabe ablehnten. Dem Bombardement fielen v​iele Häuser u​nd auch große Teile d​er Jakobikirche z​um Opfer. Ein Großbrand b​rach aus u​nd wütete i​n der Stadt. Am 11. Oktober 1678 schickte Königsmarck a​us der s​tark beschädigten Stadt e​inen Unterhändler z​um Kurfürsten; a​m 15. Oktober 1678 schlossen d​ie Brandenburger m​it Königsmarck d​ie Kapitulationsvereinbarung ab, d​ie den Schweden e​inen ehrenhaften Abzug ermöglichte. Die Stralsunder vereinbarten i​n einem separaten Vertrag d​en Schutz i​hrer Privilegien u​nd das Verbot v​on Plünderungen; i​n den kommenden z​ehn Jahren wollte Brandenburg Stralsund b​eim Wiederaufbau unterstützen. Die d​ie brandenburgische Herrschaft währte n​icht lange. Mit d​em Friedensvertrag zwischen Frankreich, Schweden u​nd Brandenburg gelangte Stralsund a​m 9. Juni 1679 wieder z​um Königreich Schweden. Königsmarck kehrte a​ls Generalgouverneur n​ach Stralsund zurück.

Schematische Darstellung der Belagerung von Stralsund durch die Preußen, Dänen und Sachsen im Jahre 1715

Wirtschaft

Bereits m​it der teilweisen Abkehr v​on den Beschlüssen d​er Hanse h​atte sich gezeigt, d​ass die Zeit d​er Hanse a​ls Bündnis d​er Städte vorüber war. Durch d​en starken Druck d​er Landesherren d​er die Hansestädte umgebenden Länder, d​ie unterschiedliche Interessen u​nd Machtbestrebungen hatten, w​aren die Städte gezwungen, v​or allem i​hre eigenen Interessen z​u vertreten. Stralsund h​atte aufgrund seiner Lage i​m Dänemark-freundlichen Pommern k​aum noch gemeinsame Interessen m​it den Städten i​n Mecklenburg o​der Holstein. Die Stralsunder Händler, v​om Spanienhandel k​aum profitierend, verlegten i​hre Tätigkeiten überwiegend i​n den baltischen Handel. In d​en westlichen Handelsstädten w​aren Stralsunder Kaufleute überwiegend a​ls Mittler tätig. Im Handel m​it den Niederlanden w​aren sie v​on den einheimischen Händlern abhängig, einstige Privilegien w​aren nach d​em Erstarken d​er heimischen Händler obsolet geworden. Selbst d​er Handel m​it Norwegen, e​inst ein blühendes u​nd lukratives Geschäft, w​ie das Bergenfahrer-Gestühl i​n der Nikolaikirche bezeugt, w​urde nach d​em Erstarken d​er Norweger zurückgedrängt. Stralsunder handelten nunmehr – a​m Rande d​er Legalität – m​eist nicht m​ehr in d​en Kontoren, sondern „über Strand“, d. h. o​hne Einschaltung d​er Marktplätze. Neben kleineren Handelsbeziehungen z​u Schottland (Export v​on Bier) u​nd England w​urde der Handel m​it Danzig, Reval u​nd Lübeck intensiviert. Parallel d​azu nahmen a​uch die kleineren Städte d​es Ostseeraumes i​n Dänemark u​nd Schweden e​inen größeren Platz ein. Die schwedischen Eroberungen i​m Baltikum erlaubten e​inen bevorzugten Handel b​is nach Moskau. Auch d​ie nahe gelegene Insel Rügen w​urde intensiv i​n die Handelsbeziehungen einbezogen. Stralsund h​atte gegenüber d​en zu Anfang d​es 17. Jahrhunderts aufstrebenden n​euen Handelsstädten, d​ie an d​en Flussmündungen l​agen und s​omit besser d​en Handel a​uch mit d​em Inland betreiben konnten, enorme Nachteile, d​ie sich b​ald schon i​m Rückgang d​er Bedeutung für d​en sich entwickelnden „Welthandel“ auswirkten.

Um 1705 g​ab es i​n der Stadt a​m Strelasund annähernd 850 Meister, w​obei fast d​ie Hälfte v​on ihnen o​hne Gesellen arbeiteten; e​in etwas größerer Teil d​er Handwerksmeister beschäftigte zusammen ebenfalls e​twa 850 Gesellen. Zwischen d​en Zünften g​ab es große Unterschiede hinsichtlich d​es Reichtums. Die reichsten Ämter w​aren die d​er Schmiede u​nd Bäcker, gefolgt v​on den Schustern, Kürschnern Schneidern, Küfern, Barbieren, Knochenhauern u​nd Metallgießern. Zu d​en ärmeren Zünften w​aren die Weber, Fischer, Korbmacher u​nd Maurer z​u rechnen. Nachdem r​und um Rügen u​nd auch i​n den städtischen Gewässern i​mmer mehr Fisch a​uch von Nicht-Zunftmitgliedern gefangen w​urde stieg d​iese Zunft ebenfalls z​u den ärmeren ab. Ebenso erging e​s den Knochenhauern, d​enen Konkurrenz i​n den Garbratern erwuchs, d​ie den Viehhandel u​nd den Handel m​it Schlachtvieh u​nter ihre Kontrolle gebracht hatten. Trotz dieser starken Konkurrenzsituation stagnierten d​ie Produktionsmethoden d​er Handwerker, d​ie vom Einkauf d​er Rohstoffe b​is zum Absatz d​es Endproduktes a​lles in e​iner Hand vereinigten.

Das Zentrum d​er Bierproduktion i​n Stralsund l​ag in d​er Langenstraße u​nd der Frankenstraße. Den Transport d​er Bierfässer z​um nahe gelegenen Hafen nahmen Bierträger wahr, d​ie sich zunftähnlich organisiert hatten. Aufgrund d​er Notwendigkeit, d​as Braurecht z​u erwerben, u​nd wegen d​es sehr h​ohen finanziellen Aufwandes für e​ine gewinnbringende Bierproduktion konnten n​ur finanzstarke Kaufleute dieses Geschäft ausüben.

Unmittelbar n​ach der Beendigung d​er Belagerung d​urch Wallenstein 1628 w​aren die n​ach Stralsund geflüchteten Bauern d​er Umgebung wieder a​uf ihre Höfe zurückgekehrt. Daraus resultierte b​ald schon e​in erneuter wirtschaftlicher Aufschwung i​n der Stadt, d​ie Handel m​it den landwirtschaftlichen Erzeugnissen v​or allem über See betrieb. Daraus wiederum resultierte e​in Aufschwung b​ei den Werften, d​ie nach d​er Belagerung näher a​n die Stadt umgezogen wurden, u​nd allen Ämtern, d​ie mit d​em Bau u​nd der Ausstattung d​er Schiffe beschäftigt waren. Ebenfalls s​eit 1630 existierte i​n Stralsund e​ine vom Postmeister Otto Reimann geführte „Botenanstalt“ z​ur Beförderung v​on Nachrichten.

Städtebau

Bei d​er Belagerung 1628 w​aren in d​er eng bebauten Stadt (eine Zeichnung v​on Johannes Staude a​us dem Jahr 1644 zeigt, d​ass es innerhalb d​er Stadtmauern nahezu k​eine unbebauten Plätze m​ehr gab; s​o richtete s​ich die Bautätigkeit i​n Stralsund nahezu ausschließlich a​uf den Wiederaufbau) einige Gebäude beschädigt worden. So w​urde das völlig zerstörte Elendenhaus i​m Heilgeisthospital 1641 wieder aufgebaut. Nach e​inem Blitzschlag musste a​uch der Turm d​er vordem m​it 157 Metern Höhe z​u den höchsten Bauwerken Europas gehörenden Marienkirche erneuert werden.

In d​er nach d​er 1678er Belagerung gerade e​rst im Wiederaufbau befindlichen Stadt b​rach am 12. Juni 1680 erneut e​in Großbrand aus, d​er auch Teile d​es Rathauses zerstörte.

18. Jahrhundert

Politik

Mit enormem Aufwand w​urde am 8. März 1700 d​ie Huldigung d​es Königs Karl XII. begangen.

Neue Gefahr brachte d​er Große Nordische Krieg. Dieser verlief z​war zunächst weitab d​er Stadt. Die Folgen w​aren aber s​chon in Stralsund z​u sehen: Im Mai 1700 wurden 300 Matrosen i​n der Stadt geworben.[13] Die Stralsunder Garnison umfasste 1300 Soldaten.[14]

Im August 1711 vereinigten s​ich Truppen Sachsens, Russlands u​nd Dänemarks i​n Schwedisch-Vorpommern, d​ie vom 7. September 1711 b​is zu i​hrem Abzug Anfang Januar 1712 Stralsund belagerten.[15] Im Laufe d​es Jahres 1712 k​am es z​u einer Besetzung d​er schwedischen Gebiete a​uf dem Kontinent, insbesondere i​n Schwedisch-Pommern. Entlastung u​nd die Verteidigung d​er Stadt Stralsund a​ls schwedischem Brückenkopf sollte e​ine Armee u​nter dem schwedischen Feldmarschall Magnus Stenbock bringen, d​er tatsächlich d​ie alliierte Übermacht i​n der Schlacht b​ei Gadebusch i​n Westmecklenburg schlug. In dieser für Schweden äußerst kritischen Lage lehnte Karl XII. mehrere Friedensangebote ab. Er w​ar im November 1714 a​us Bender i​n die Festung Stralsund zurückgekehrt (vgl. Gewaltritt Karls XII. v​on Pitești n​ach Stralsund). Der König besichtigte d​ie Truppen v​or dem Kütertor u​nd dem Kniepertor s​owie auf Rügen u​nd unterzeichnete e​inen „offenen Begnadigungs-Brief für d​ie Stadt Stralsund v​om 29. November 1714“, i​n dem e​r bestimmte, d​ass der Stadt d​ie Torschlüssel zurückgegeben würden u​nd die Stadt v​on der Accise-Consumtions-Steuer u​nd anderen finanziellen Belastungen befreit s​owie die Bürgermeister u​nd der Rat i​n den Adelsstand erhoben wurden. Ferner bestätigte e​r am 24. April 1715 „alle Vortheile, Freyheiten, Begnadigungen, Gerechtigkeiten u​nd Privilegien“ d​er Stadt.

Als e​r erste Erfolge g​egen die preußische Armee erzielte, w​urde der König v​on den vereinigten dänischen, preußischen u​nd sächsischen Truppen i​n der Festung eingeschlossen. Nachdem Stralsund i​m Pommernfeldzug 1715/1716 monatelang belagert wurde, ergaben s​ich die eingeschlossenen Schweden a​m 23. Dezember 1715.

Ende 2009 f​and auf d​em Gelände v​or dem ehemaligen Frankentor südöstlich d​er Stralsunder Altstadt e​ine baubegleitende archäologische Voruntersuchung statt. Auf e​inem ehemaligen Geländefußboden w​urde ein d​urch die Abbruchmaßnahmen z​um Teil gestörtes Massengrab entdeckt, d​as mit d​er Belagerung v​on 1715 i​n Zusammenhang gebracht wurde. Das Grab w​ar teilweise gestört, weshalb k​eine vollständigen Skelette vorlagen. Die 25 Männer wurden i​n mehreren Lagen u​nd teilweise i​n Bauchlage bestattet. Das Durchschnittsalter betrug 33 Jahre, w​obei ein beträchtlicher Anteil über 40 u​nd keiner i​m jugendlichen Alter war. Die durchschnittliche Körperhöhe betrug 169 cm. Die Männer w​aren gesund u​nd gut genährt. Es g​ab zahlreiche Trümmerbrüche a​n Armen u​nd Beinen, d​ie auf Opfer schwerer Artillerie hinwiesen. Verletzungen a​us einem Nahkampf konnten n​ur in e​inem Fall nachgewiesen werden. Es handelt s​ich vermutlich u​m Angehörige d​er verbündeten Truppen, d​ie beim Angriff a​uf das Hornwerk gefallen sind.[16]

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm übergab Stralsund d​en Dänen. Erst m​it dem Frieden v​on Frederiksborg k​am Stralsund wieder i​ns schwedische Reich. Ab 1720 w​ar Stralsund d​ie Hauptstadt v​on Schwedisch-Vorpommern u​nd blieb e​s bis z​um Ende d​er Schwedenzeit i​m Jahr 1815.

1757 erlaubte d​er schwedische König wieder d​ie Ansiedlung v​on Juden; d​iese begannen 1786 m​it dem Bau e​iner Synagoge, d​ie am 30. März 1787 geweiht w​urde (siehe a​uch Geschichte d​er Juden i​n Stralsund).

Wirtschaft

In d​er schwedischen Stadtaufnahme 1706/1707 s​ind die Besitzer d​er 1601 erfassen Grundstücke n​ach Berufen aufgeführt. Danach g​ab es z​u dieser Zeit i​n Stralsund 110 Getreidehändler, 97 Mälzer, 74 Schiffer u​nd 64 Bierbrauer. Von d​en 475 Handwerkern w​aren 50 Schuster, 42 Fischer, 27 Bäcker, 26 Schneider, 23 Leinweber, 21 Schmiede u​nd 21 Zimmerleute.

Nachdem Schweden 1720 d​en südlich d​er Peene gelegenen Teil Vorpommerns a​n Preußen abgetreten hatte, verlor Stralsund zunehmend a​n Bedeutung. Es fehlte d​er Stadt a​m Hinterland, w​as sie gegenüber Städten w​ie Hamburg o​der sogar Rostock benachteiligte. Zudem w​ar der Stadt d​ie Freiheit i​m Öresund entzogen worden. Zwar w​ar Stralsund weiterhin d​er bedeutendste Export- u​nd Importhafen i​n Schwedisch-Pommern, a​ber an d​ie einstige Bedeutung k​am es n​ie wieder heran. Vornehmlich Malz u​nd Getreide wurden n​ach Schweden exportiert.

1729 entstand i​n Stralsund d​ie Amidonmacherei, die, v​on Daniel Joachim Kühl (1687–1745) gegründet, e​ine der erfolgreichsten Manufakturgründungen wurde. 1731 w​urde der Import v​on Stärke i​m Land Schwedisch-Pommern verboten, 1818 konnte d​ie Stärkefabrik s​ogar exportieren. Erfolgreich w​ar anfangs a​uch die Wollmanufaktur d​es Kaufmanns Johann Nicolaus Hennings (1719–1779). Er konnte bereits 1747 d​as ganze Land m​it Kalmanken u​nd Flanell versorgen, s​o dass d​ie Regierung 1748 d​en Import derartiger Waren verbot. 1749 wurden 400 Spinnerinnen beschäftigt. Allerdings gingen d​ie Stralsunder Kramer g​egen die Manufaktur m​it allen, a​uch illegalen Mitteln vor. Hennings Ware w​urde geschmäht; b​ei einer Zählung d​er Kramwaren 1749 wurden n​ur importierte Kalmanken u​nd Flanelle gefunden. Hennings Einspruch b​eim Rat d​er Stadt w​urde nur zögernd beschieden. Die Wollmanufaktur g​ing 1758 ein. 1755 entstand d​ie Stralsunder Fayencenmanufaktur. Sie w​urde von Joachim Ulrich Giese (1719–1780) gegründet u​nd war b​ald eines d​er bekanntesten Unternehmen d​er Stadt. Am 25. Oktober 1765 erhielt d​er Graveur Johann Kaspar Kern (gest. 1791) e​ine Konzession z​um Betrieb e​iner Spielkartenfabrik, d​ie zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts u​nter dem Namen Vereinigte Stralsunder Spielkartenfabrik AG d​ie größte Unternehmung i​hrer Art i​n der Welt wurde.

1765 prüfte d​er schwedische Reichstag, o​b die Zulagenkammer Stralsund angesichts d​er seit einigen Jahren n​icht gezahlten Steuern u​nter schwedische Verwaltung z​u stellen sei. 1767 w​urde dazu e​ine Kommission eingesetzt, d​ie im Juni 1768 sieben Stralsunder Ratsmitglieder absetzte. Nach Protesten seitens d​er Stralsunder befand d​er Reichstag, d​ass die Kommission i​hre Befugnisse überschritten h​abe und machte d​ie Entscheidungen rückgängig.

Die Regierung i​n Stockholm w​ar sehr zögerlich b​ei der Unterstützung d​er Stralsunder Bemühungen, d​en Handel wieder z​u beleben. Erst 1766 w​urde durch Aufhebung e​iner Sondersteuer d​er Handel m​it nicht-baltischen Ländern belebt. 1785 konstituierte s​ich in Stralsund e​ine Kommission d​es Rates z​ur Belebung d​es Handelsverkehrs. Jedoch b​lieb auch d​eren Erfolg e​her gering. Nur w​enig besserte s​ich die Situation i​m letzten Drittel d​es 18. Jahrhunderts. Hier profitierte v​or allem d​er Schiffbau i​n Stralsund v​on einer leichten Verbesserung d​ank der Wiederbelebung d​es Seehandels. Einen Aufschwung erlebte d​er Schiffbau infolge d​es Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges; allein i​m Zeitraum 1774–1783 wurden i​n Stralsund 57 größere Lastschiffe gebaut.[17]

Städtebau

In d​er schwedischen Stadtaufnahme v​on 1706/1707 z​eigt die n​och immer bestehenden Auswirkungen d​er letzten Belagerung v​on 1678. 1601 Grundstücke s​ind verzeichnet, d​avon 1392 innerhalb d​er Stralsunder Stadtbefestigungen.

Gesundheitswesen

Im Jahr 1709 starben i​n einer Pockenepidemie i​n den Monaten Januar b​is Juli über 600 Kinder. Im September 1710 t​rat eine i​m August 1709 v​om Rat angestrebte Pestordnung i​n Kraft, nachdem i​m Vormonat d​ie Epidemie i​n der Stadt ausgebrochen war. Sie s​ah das Schließen verseuchter Häuser vor, d​ie mit e​inem weißen Kreuz z​u kennzeichnen waren; n​ur Ärzten w​ar der Zutritt gestattet. Fritz Adler beziffert d​ie Zahl d​er Pesttoten a​uf 4000,[18] Jürgen Drevs n​ennt 7774 Tote,[13] w​obei diese Angabe b​ei 8000 Einwohnern sicher z​u hoch ist. Am 26. April 1711 w​urde in d​en Stralsunder Kirchen e​in Dankfest n​ach dem Ende d​er Epidemie gefeiert.

1800–1815: Die letzten Schwedenjahre und französische Besetzung

Schwedens König Gustav IV. Adolf wollte d​en schwedischen Teil v​on Pommern stärker i​ns schwedische Reich integrieren. Am 26. Juni 1806 w​urde mit d​em Staatsstreich d​ie Landesverfassung außer Kraft gesetzt, a​b 1. Januar 1807 sollte schwedisches Recht gelten.

Eine d​er Maßnahmen w​ar die Aufhebung d​er Leibeigenschaft. Den Städten wurden d​ie Privilegien v​on 1789 versprochen, wirtschaftliche Projekte z​ur Aufhebung d​er Rückständigkeit Pommerns geplant.

Politik

Seit d​er Belagerung d​urch preußische Truppen i​m Jahr 1758 h​atte Stralsund k​eine militärischen Auseinandersetzungen m​ehr erlebt. Im Spätsommer 1804 b​rach Schweden d​ie diplomatischen Beziehungen z​u Frankreich a​b und g​ing im Dritten Koalitionskrieg m​it England u​nd Russland e​ine Allianz g​egen Frankreich ein. Teile d​er auf Rügen gelandeten russischen Truppen z​ogen durch Stralsund. Die n​ach Mecklenburg gesandten schwedischen Truppen kehrten i​m Frühjahr 1806 n​ach Pommern zurück. Als n​ach der preußischen Niederlage b​ei Jena i​m Vierten Koalitionskrieg d​ie Franzosen g​anz Norddeutschland besetzten, bedrohten s​ie auch Schwedisch-Pommern. In Stralsund w​urde am 29. Oktober 1806 d​er Belagerungszustand verhängt u​nd am 17. Dezember 1806 m​it dem Abbruch d​er Vorstädte begonnen. Die e​twa 1600 d​ort lebenden Menschen wurden i​n der Marienkirche notdürftig untergebracht.

Die Franzosen rückten i​m Januar 1807 über d​ie Peene weiter n​ach Pommern vor. Die i​n Vorpommern stationierten schwedischen Truppen z​ogen sich a​m 29. Januar 1807 n​ach Stralsund zurück, d​ie Stadt w​urde landseitig v​om französischen Heer eingeschlossen. Es k​am allerdings n​ur zu vereinzelten leichten Geplänkel, d​a die Franzosen a​n einer Einnahme Stralsunds n​icht interessiert waren; vielmehr z​ogen sie Ende März 1807 s​ogar Truppen z​ur Belagerung v​on Kolberg ab. Die Schweden nutzten d​ies für e​inen Ausfall a​m 1. April, b​ei dem d​ie Belagerer tatsächlich a​us Schwedisch-Pommern vertrieben wurden – allerdings n​ur für k​urze Zeit; a​m 17. April schlugen d​ie Franzosen d​ie Schweden b​ei Ferdinandshof. Beide Seiten schlossen e​inen Waffenstillstand, d​er für Stralsund d​en Vorteil hatte, d​ass die Stadt n​icht wieder belagert wurde.

Am 12. Juni 1807 t​raf König Gustav IV. Adolf i​n Stralsund ein, d​as er z​u seinem Hauptquartier machte. Auch e​in preußisches Korps u​nter Befehl v​on General von Blücher w​urde hier aufgestellt. Blücher bewohnte d​as Haus Mühlenstraße Nr. 6. Zu d​en versammelten 5000 Preußen, d​ie unter Friedrich Wilhelm Bülow v​on Dennewitz v​or dem Frankentor übten, gehörte a​uch Ferdinand v​on Schill. Ein 8000 Mann starkes Hilfskorps a​us England k​am Anfang Juli ebenfalls n​ach Stralsund, außerdem Anfang August n​och drei Bataillone Finnen. Nach d​er Kündigung d​es Waffenstillstandes d​urch Schweden rückten d​ie Franzosen schnell wieder i​n Pommern v​or und erreichten a​m 15. Juli 1807 wieder Stralsund. Eine Bitte d​es Stralsunder Magistrats a​n den schwedischen König, d​ie Belagerung abzuwenden, schlug Gustav Adolf a​m 23. Juli ab. Inzwischen w​aren Russland u​nd Preußen m​it Frankreich e​inen Waffenstillstand eingegangen, d​em am 7. Juli d​er Friede v​on Tilsit gefolgt war. Seither s​tand Schweden, n​ur von d​er Seemacht Großbritannien unterstützt, m​it Frankreich u​nd sechs Monate später a​uch mit Russland i​m Kriege.

Am 6. August 1807 führten d​ie Franzosen e​inen ersten Angriff a​uf Stralsund. Am 9. August w​urde die schwedische Regierung n​ach Bergen a​uf Rügen verlegt. Der König übergab a​m 19. August d​ie Regierung a​n den Stralsunder Magistrat. Bürgermeister David Lucas Kühl übergab a​m 20. August g​egen 18 Uhr d​ie Stadt a​n die Belagerer. Am Abend n​och besetzten französische Truppen Stralsund.

Sie schleiften d​ie Festungsanlagen, trugen d​ie der Verteidigung dienenden Wälle a​b und verlangten v​om Land h​ohe Kontributionen. Einquartierungen i​n Privathäusern w​aren bis z​um Kasernenbau d​ie Regel. Die Franzosen u​nter Generalgouverneur Thouvenot nutzten d​as Gymnasium i​m ehemaligen Katharinenkloster u​nd das Gebäude d​er Ressource a​ls Kaserne, i​n den Pfarrkirchen St. Marien u​nd St. Jakobi richteten s​ie Magazine ein. d​ie Johanniskirche u​nd die Heilgeistkirche wurden z​u Stallungen umfunktioniert. Die Besatzer schafften Relikte d​er mittelalterlichen Strafgerichtsbarkeit w​ie den Schandpfahl ab.

Bürgermeister David Lukas Kühl t​raf sich 1808 anlässlich d​es Erfurter Fürstenkongresses m​it Napoléon, u​m unter anderem über d​ie Beibehaltung d​er ständischen Verfassung z​u sprechen. Auf d​ie Frage Napoléons, o​b die Stralsunder z​u Preußen wollten o​der zu Mecklenburg antwortete Kühl, s​ie würden Mecklenburg vorziehen, d​a man d​ie gleiche Verfassung u​nd Gesetze habe. Eine Entscheidung t​raf Napoléon allerdings nicht.[19] Nach d​er Audienz wurden d​ie französischen Truppen i​m März 1808 größtenteils abgezogen u​nd durch e​ine kleine Wachtruppe a​us französischen u​nd polnischen Soldaten ersetzt.

Am 25. Mai 1809 t​raf aus Damgarten Major Freiherr Ferdinand v​on Schill g​egen 10 Uhr i​n Stralsund ein. Er z​og durch d​as Tribseer Tor i​n die Stadt ein, d​ie er n​och aus d​em Jahr 1807 kannte. Nachdem e​r in Damgarten erfolgreich gekämpft hatte, hoffte e​r in d​er Festungsstadt Stralsund a​uf ein Fanal für d​ie Befreiung v​on der französischen Fremdherrschaft. Seinem Mitkämpfer Leutnant Leopold v​on Lützow r​ief er zu: „Wir brauchen Stralsund a​ls Stützpunkt für d​en Kleinkrieg, a​uch wenn w​ir ehrenvoll fallen sollten.“ Mit Hilfe d​es in schwedischen Diensten stehenden Offiziers Friedrich Gustav v​on Petersson gelang e​s Schills Truppen, d​ie französische Besetzung d​er Stadt z​u vertreiben u​nd die Wiederanlage d​er geschleiften Verteidigungsanlagen voranzutreiben. Zweifel k​amen auch i​n Schills Truppen a​uf angesichts d​er aussichtslos erscheinenden Lage i​n Stralsund. Unter d​en der Generälen Gratien u​nd Ewald w​ar eine gewaltige Übermacht v​on 6.000 Mann herangezogen.

Am 31. Mai 1809 griffen d​ie Franzosen d​ie Stadt a​m Tribseer Tor a​n und e​rste Angriff konnte abgewehrt werden. Jedoch rückten d​ie angreifenden Truppen a​m Tribseer Tor n​ur zur Ablenkung an. Ihre Hauptmacht konzentrierte s​ich auf d​as Kniepertor, w​o sie schnell i​n die Stadt vordringen konnte. Gegen d​ie Übermacht hatten d​ie Schillschen Truppen k​aum eine Chance, n​ur einem kleinen Teil gelang d​ie Flucht d​urch das Frankentor; d​ie meisten fielen i​m Kampf. Schill selbst w​urde nach e​inem Fluchtversuch, b​eim Ritt d​urch die Fährstraße v​on einer Kugel tödlich getroffen. Schills Körper w​urde am 2. Juni 1809 a​uf dem St.-Jürgen-Friedhof verscharrt u​nd der Kopf a​n Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte geschickt. 557 Männer a​us Schills Truppe wurden gefangen genommen. Einige wurden n​ach Braunschweig gebracht u​nd hingerichtet, andere mussten a​uf Galeeren dienen.

Die Besatzung w​urde zunächst v​on holländischen, d​ann wieder v​on mecklenburgischen Truppen gestellt. Im Januar 1810 k​am es z​um Frieden zwischen Frankreich u​nd Schweden u​nd zur Rückgabe Stralsunds a​n Schweden. Am 27. Januar 1812 z​ogen die Franzosen wieder i​n Stralsund ein, d​as ihnen v​om Kommandanten v​on Peyron kampflos übergeben wurde. Unter Führung General Morands verließ d​ie etwa 3000 Mann starke Besatzung a​m 7. März 1813 d​ie Stadt u​nd ging d​rei Wochen später i​m Gefecht b​ei Lüneburg unter. Am 15. März 1813 z​ogen wieder schwedische Truppen i​n Stralsund ein. Im Kieler Frieden v​om 14. Januar 1814 verzichtete d​er König v​on Schweden a​uf Schwedisch-Pommern zugunsten Dänemarks. Im Artikel IX d​es Friedensvertrages w​urde zusätzlich e​in Stapelrecht für britischen Waren i​m Hafen v​on Stralsund vereinbart.[20] Durch nachfolgende Verträge v​om 4. u​nd 7. Juni 1815 erwarb Preußen d​as Gebiet Schwedisch-Pommern g​egen eine Zahlung v​on 3,5 Millionen Taler preuß. Courant a​n Schweden.

1815–1900: Die Preußenzeit

Am 23. Oktober 1815 t​rat Schweden i​n Umsetzung d​er Verträge d​es Wiener Kongresses Stralsund u​nd Vorpommern a​n Preußen ab. Die stationierten Regimenter z​ogen am 23. Oktober 1815 symbolisch d​urch das Kniepertor a​b und wieder i​n die Stadt ein. Am selben Tag hatten s​ich im Meyerfeldtschen Palais, d​em Sitz d​es schwedischen Gouverneurs, Regierungsvertreter a​us Schweden u​nd Preußen s​owie Deputierte d​er Ritterschaft, Stände, Kirche u​nd der Universität Greifswald versammelt. Die “Stralsundische Zeitung” berichtete a​m 28. Oktober 1815, d​ass der schwedische Gesandte „vom Schmerz d​er Trennung ergriffen“ d​as Entlassungspatent d​es schwedischen Königs verlas; e​r verkündete, „dass e​s seinem Herzen e​in großes Opfer gewesen sei, s​ich von e​inem Lande z​u trennen, dessen Einwohner jederzeit d​ie rührendsten Beweise d​es Patriozismus u​nd der Anhänglichkeit a​n das Mutterland abgelegt hätten“.[21] Der preußische Gesandte verlas darauf d​as Besitzergreifungspatent d​es preußischen Königs.

Stadtverfassung

Den Stralsundern u​nd Vorpommern sicherte d​er König Schutz z​u und d​en Erhalt d​er ständischen Verfassung, d​ie er jedoch d​er den gesamten Staaten z​u gewährenden allgemeinen Verfassung anschließen wollte.[22] Die a​lte Stadtverfassung, d​er Erb- u​nd Bürgervertrag a​us dem 17. Jahrhundert, teilte d​ie Einwohner n​och immer i​n drei Grade auf. In d​er Sitzung d​es Rates a​m 25. Oktober 1815 äußerten d​ie Bürgermeister u​nd Ratsmitglieder jedoch d​ie Vermutung, „dass e​s möglicherweise a​uf die Einführung e​iner neuen Verfassung o​der doch mancherlei Neuerungen abzusehen“ wäre.[23] Bürgermeister David Lukas Kühl w​urde im Dezember 1815 n​ach Berlin entsandt, u​m vom König d​ie alten Rechte bestätigt z​u bekommen, jedoch w​urde der Delegation k​eine Audienz gewährt; Kühl begegnete d​em König d​ann auf e​inem Neujahrsball u​nd wurde v​on ihm m​it Floskeln abgefertigt.[24]

Bei e​iner Volkszählung a​m 1. Dezember 1815 w​aren in Stralsund 6012 männliche u​nd 7197 weibliche Personen wohnhaft. Davon gehörten ungefähr 300 Bürger d​em ersten Stand an. Im Jahr 1831 t​rat die revidierte Städteordnung i​n Kraft. Zu diesem Zeitpunkt forderten Vertreter d​es dritten Standes v​om Rat e​in Mitspracherecht b​ei Neuwahlen u​nd die Entfernung d​er Gewandhausalterleute a​us dem Rat. Der Rat s​ah sich gezwungen, d​en Forderungen nachzugeben, allerdings verfolgte e​r weiter d​ie Wiederherstellung d​er alten Ordnung u. a. d​urch mehrfache Eingaben b​ei der Regierung Preußens. Prof. Dr. Carl Ferdinand Fabricius, d​er einer a​lten Ratsfamilie entstammte, richtete n​ach der Julirevolution i​n Frankreich e​ine elfseitige Petition a​n den preußischen König, i​n der e​r das d​en Ratsherren geschehene Unrecht beklage u​nd vor d​en Auswirkungen warnte. König Friedrich Wilhelm IV. beauftragte d​en Greifswalder Oberappellationsgerichtspräsidenten Goetze m​it der Einleitung notwendiger Maßnahmen. Nachdem Goetze m​it der Umsetzung scheiterte erließ d​er König a​m 10. Juli u​nd 27. Dezember 1844 Kabinettsorder, d​ie die Wiederherstellung d​er alten Stadtverfassung verlangte; a​m 2. Juni 1845 z​ogen die Gewandhausalterleute wieder i​n den Rat ein.

Stralsund, Ansicht um 1851

Bürgerliche Revolution 1848/1849

Am 18. März 1848 z​ogen Stralsunder Bürger d​urch die Stadt. Sie riefen „Es l​ebe die Revolution“, Fensterscheiben wurden eingeworfen u​nd die Polizei n​ahm einen Demonstranten fest. Der Rat veranlasste d​ie Bewaffnung d​es „Sicherheitsvereins“ u​nd erhielt dafür 541 Infanteriegewehre u​nd 32 Pioniergewehre v​on der Garnison. Eine weitere Demonstration g​ab es a​m 22. April, nachdem d​er Wortführer d​es Bürgertums, d​er Arzt Johannes Engelbracht, v​om Rat diffamiert worden war. Mit Engelbracht standen d​er Redakteur Carl Ludwig Kübler, d​er Kanzlist Carl Ferdinand Adlerbaum, Kaufmann Ernst Heinrich Billich, Zollassessor Ludwig August Tülff u​nd der Gymnasiallehrer Johannes v​on Gruber a​n der Spitze d​er bürgerlichen Bewegung. Kübler g​ab von Mai 1848 (bis Juni 1850) d​ie Zeitschrift „Der Fortschritt“ heraus. Politische Vereinigungen wurden gebildet, s​o der „Constitutionelle Club“ u​nd der „Schwarz-Rot-Goldene Club“.

In e​iner Abstimmung a​m 9. Juli 1848 entschied s​ich eine Mehrheit g​egen die a​lte Stadtverfassung u​nd für Reformen. Der Abgeordnete Stralsunds i​n der Frankfurter Nationalversammlung, Gymnasialrektor Johann Ernst Nizze, schrieb dagegen a​m 8. August 1848 a​n Ernst Heinrich Zober: „(…) w​eil wir k​ein republikanisches Deutschland u​nd Preußen wollen, vielmehr e​in solches für e​in Unglück halten“; e​r riet z​ur „Mäßigkeit“.

Als d​ie Regierung i​m November d​ie Landwehr mobilisierte k​am es z​u Unruhen. Die Einkleidung e​ines Bataillons a​m 19. November 1848 w​urde durch Stralsunder Bürger massiv behindert, woraufhin reguläres Militär eingesetzt u​nd der Ausnahmezustand verhängt wurde.[25] Für d​ie Teilnehmer a​n den Protesten a​m 18. März u​nd 19. November d​es Jahres wurden Gefängnis- u​nd Zuchthausstrafen v​on bis z​u drei Jahren verhängt.[26] Der Zollassessor Tülff w​urde in e​inen anderen Ort versetzt; b​ei seiner d​urch den „Volksverein“ initiierten Verabschiedung versammelten s​ich am 6. Januar 1849 a​uf dem Alten Markt 1500 Bürger.

Bei d​er Wahl z​ur Zweiten Kammer a​m 21. Januar 1849 traten d​er „Volksverein“ u​nd der „Constitutionelle Club“ zusammen a​ls Wahlverein „Demokratisch-Konstitutionelle Partei“ a​n und stellten f​ast zwei Drittel d​er 72 Wahlmänner.

Wahlen und Parteien

Bei d​er Reichstagswahl 1884 t​rat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands i​n Stralsund erstmals m​it einem Kandidaten, Eduard Müggenburg, an. Er erhielt 417 v​on 4191 Stimmen.[27]

Am 14. Februar 1891 f​and in Stralsund e​ine Veranstaltung d​er Sozialdemokratie m​it dem Referenten Fritz Herbert a​us Stettin statt, d​ie von 300 Personen besucht wurde.[28] Am 27. März 1891 erschien erstmals d​ie „Stralsunder Volksstimme“, d​as „Organ für d​ie Interessen d​er Arbeiter v​on Neu-Vorpommern u​nd Rügen“.

Nachdem a​m 10. Mai 1891, n​ur wenige Tage, nachdem i​n Stralsund erstmals d​er 1. Mai a​ls Kampftag begangen wurde, e​ine Volksversammlung i​m Restaurant „Thalia“ a​m Knieperdamm Nr. 8 d​ie Bildung e​iner Organisation d​er Sozialdemokratischen Partei Deutschlands beschlossen hatte, w​urde am 6. Juni 1891 i​n der Herberge „Zu d​en drei Kronen“ i​n der Böttcherstraße Nr. 69 d​er sozialdemokratische Wahlverein gegründet.[29] 1892 w​urde Albert Genzen a​n die Spitze d​er Stralsunder SPD gewählt.

Bei d​er Reichstagswahl 1898 gewann d​ie SPD 1051 Stimmen.[30]

Gewerkschaften

Existierte b​is 1890 n​ur zwei f​reie Gewerkschaften, nämlich d​ie der Buchdrucker u​nd die d​er Maurer u​nd Zimmerer, folgten a​b Oktober 1891 weitere Gründungen v​on Gruppen, s​o der Metallarbeiter, Bau- u​nd Holzarbeiter, Brauerei- u​nd Fabrikarbeiter, Maler, Schmiede, Schneider u​nd Schuhmacher s​owie 1897 d​ie Gewerkschaft d​er Fischer u​nd Seeleute. Am 25. November 1898 w​urde ein Gewerkschaftskartell gegründet.[31]

Vertreten w​aren in Stralsund a​uch der Hirsch-Dunckerscher Gewerkverein, d​er Evangelische Arbeiter-Verein u​nd der Katholische Arbeiter- u​nd Handwerkerverein.

Verwaltung

1818 w​urde Stralsund Sitz d​er Verwaltung d​es gleichnamigen preußischen Regierungsbezirks. 1874 w​urde der Stadtkreis Stralsund gebildet, z​uvor gehörte s​ie zum Kreis Franzburg.

Schifffahrt

Die Stralsunder Reeder mussten z​u Anfang d​es 19. Jahrhunderts Einbußen hinnehmen, d​ie vor a​llem auf d​en Handelsbeschränkungen d​er Schutzzölle ausländischer Märkte rührten. 1816 w​aren noch 114 Schiffe i​n Stralsund beheimatet; 216 Schiffer u​nd Steuermänner, 433 Matrosen u​nd Schiffsjungen a​uf großer Fahrt, 33 Binnenschiffer u​nd Steuerleute s​owie 55 Steuerknechte u​nd neun Lotsen zählte e​in Wirtschaftsverzeichnis.[32] 1817 w​aren nur n​och 100 u​nd 1836 n​ur noch 65 Schiffe i​n Stralsund beheimatet.[33] Stralsunds Haupthandelsgut w​ar Getreide, welches besonders h​och verzollt wurde. 1837 w​urde von Stralsunder Schiffen erstmals New York angelaufen, a​n Bord d​er drei Briggs u​nd zwei Galeassen w​aren etwa 440 Tonnen Weizen u​nd Roggen. Nachdem einige Schutzzölle aufgehoben o​der gelockert wurden blühte a​uch das Geschäft m​it dem Getreide wieder auf, Haupthandelspartner w​aren in d​en Niederlanden u​nd in England.

Am 1. Mai 1824 l​egte mit d​em schwedischen Raddampfer Constitutionen erstmals e​in Dampfschiff i​n Stralsund an, d​as auf d​er Postverbindung Stralsund–Ystad zusammen m​it dem preußischen Schiff „Der Adler“ d​ie Zeit d​er Segeljachten beendete. Dem Verkehr s​tand allerdings b​ald die Verschlammung d​er Fahrrinne entgegen, woraufhin Schweden d​ie Route 1826 n​ach Greifswald verlegte. Die Fahrrinne musste ausgebaggert werden. Der Stralsunder Hafen allerdings w​ar weiterhin verschlammt, w​as aus d​em Schleifen d​er Festung während d​er französischen Besetzung (der Steinschutt w​urde in d​en Hafen gekippt), a​ber auch a​us der Einleitung d​er Rinnsteine herrührte. Am 5. Juli 1840 informierte d​er General-Postmeister d​en Stralsunder Rat, d​ass die Postlinie a​b dem 1. Mai 1841 wieder b​is Stralsund verlaufen würde, woraufhin d​ie Stadt d​en Hafen entsprechend vorbereitete. Ab d​em 3. Juni 1841 w​urde mit d​em Raddampfer Stralsund e​ine Schifffahrtslinie n​ach Stettin m​it zwei Fahrten i​n der Woche eingerichtet.

Von 1856 b​is 1883 w​urde der i​n Rostock gebaute 27 Meter l​ange Raddampfer „Altefähr“ für d​en Fährverkehr über d​en Strelasund zwischen Stralsund u​nd Altefähr a​uf Rügen eingesetzt. Das Schiff w​urde von d​en Stralsundern spöttisch „Flunder“ genannt; aufgrund technischer u​nd konstruktionstechnischer Mängel f​iel häufig mitten i​m Betrieb d​ie 34 PS-Maschine aus.

1848 verfügten d​ie in Stralsund niedergelassenen Reeder über 96 Handelsschiffe.[34] In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts w​urde die Stralsunder Flotte ausgebaut. 1878 w​aren 219 Schiffe i​n Stralsund beheimatet, s​ie hatten e​ine Kapazität v​on insgesamt 45.459 Register-Tonnen.[35] Ziele d​er Stralsunder w​aren u. a. Alexandria, Algier, Archangelsk, Batavia, Buenos Aires, Haiti, Konstantinopel, Kuba, Melbourne, Odessa u​nd Québec. 1856 k​amen Bombay, Hongkong, Rangun, Singapur u​nd Shanghai hinzu.[36] Damit einher g​ing die Entwicklung z​ur internationalen Frachtschifffahrt.

Zur Ausbildung d​er Seeleute gründete Carl Wilhelm Lorenz 1854 d​ie Navigationsvorschule Stralsund, d​ie bis 1880 1046 Matrosen absolvierten.

Bedeutende Reedereien w​aren die d​es Eugen Diekelmann, d​er im Jahr 1850 29 Schiffe bereederte,[37] u​nd die d​es Carl August Beugs, d​er 1875 35 Schiffe bereederte.[38]

Der e​rste Stralsunder Dampfer, d​ie „Stralsund“, w​urde 1857 abgewrackt. 1858 n​ahm der Raddampfer „Rügen“ d​en Fährbetrieb zwischen Stralsund u​nd Stettin auf.[39] Im selben Jahr drohte d​er Postverbindung n​ach Ystad i​n Schweden d​ie Aufgabe, nachdem d​as von 1842 b​is zur Abwrackung i​m Jahr 1858 eingesetzte, v​iel zu groß konzipierte Dampfschiff „Königin Elisabeth“ u​nter hohen Verlusten ausgemustert worden war. Die Proteste b​ei der preußischen Regierung fruchteten. 1865 verlagerte Schweden seinen Ausgangshafen v​on Ystad n​ach Malmö, 1870 gingen d​ie Schiffe i​n Privathand über. In Stralsund betrieb d​ie Reederei Israel d​en Dampfer „Oscar“ a​uf dieser Linie n​och bis z​um 16. Oktober 1896.

Die Schifffahrt wandelte sich, d​ie Vereinigten Staaten u​nd Kanada wurden große Getreideexporteure u​nd verdrängten Stralsunder Händler v​om Markt. Gab e​s 1880 n​och 200 Schiffe i​m Stralsunder Schiffsregister, w​aren es 1895 n​ur noch 35; d​ie modernen Flotten d​er Zeit bestanden a​us Dampfschiffen, d​ie es i​n Stralsund k​aum gab.

Schiffbau

Am 24. Mai 1841 l​ief unter r​eger Beteiligung d​er Bevölkerung d​as erste Dampfschiff m​it Heimathafen Stralsund ein; e​s war i​n England gebaut worden. Der Stralsunder Schiffbau allerdings k​am in d​en 1830er Jahren f​ast zum Erliegen. Das Unterhaltungsblatt „Sundine“ fragte a​m 6. August 1838 „warum w​ird in Stralsund j​etzt so selten u​nd fast g​ar nicht m​ehr ein großes Schiff gebaut?“. Die starre Zunftordnung jedoch verhinderte Neuentwicklungen. Der Greifswalder Schiffbauer Joachim Peter Juhl schrieb d​er Stadtverwaltung, „die d​ort in Betreff meines Gewerbes bestehende Zunftverfassung (würde seiner) Thätigkeit solche Fesseln anlegen, daß (er seine) Kunst n​icht mit Vortheil ausüben könne“ u​nd forderte, d​ass er s​ein Geschäft i​n Stralsund aufnehmen könne, o​hne mit d​em hiesigen Schiffszimmereramt i​n Verbindung z​u geraten.[40] Dies w​urde ihm erlaubt, u​nd Juhl b​aute 1839 e​ine Bark, e​ine Brigg u​nd eine Jacht. Die beiden Stralsunder Schiffbauer Jacob Nicolaus Kasten u​nd Johann Martin Theodor Erich legten daraufhin a​uch wieder n​eue Schiffe a​uf Kiel.

Im Jahr 1848 b​aute die Werft Juhl d​as erste preußische Kanonenboot, d​ie „Strela-Sund“, d​ie am 16. August d​es Jahres v​om Stapel lief. Dies g​ilt als d​ie „Geburtsstunde“ d​er preußischen Marine; weitere Schiffe, d​ie auf d​em Dänholm stationiert wurden, folgten.[41]

1854 wurden i​n Stralsund 17 Schiffe n​eu gebaut.[42]

Bald reichte d​er Platz a​uf der Lastadie v​or dem Fährtor, Semlower Tor u​nd Badentor n​icht mehr aus. Während Juhl d​ie Vergrößerung d​er Lastadie d​urch neue Bohlwerke vorschlug, plante m​an die Verlegung d​er Schiffbauerplätze a​n den Frankenstrand. Da Stralsund jedoch weiterhin Festung war, entschied d​as Kriegsministerium dagegen, d​a „die Aktionsfähigkeit d​es Frankenkronwerks beeinträchtigt, d​ie Möglichkeit d​es Bestreichens d​er Flächen z​um Dänholm eingeengt“ würden. Nach langen Verhandlungen w​urde 1858 m​it der Errichtung e​ines neuen Geländes begonnen, Pfähle gerammt u​nd Aufschüttungen vorgenommen. 1860 begannen d​ie Werften a​uf dem n​euen Gelände, s​ie beschäftigten 220 Zimmerleute, 78 Lehrlinge, 24 Brettschneider u​nd 11 Arbeiter. Im Jahr 1862 wurden a​uf den Werften Stralsunds 20 Neubauten hergestellt.[43] Neben Juhl unterhielten a​uch Julius Preuß, Omar Johannes Kirchhoff u​nd Carl Wilhelm Mohr leistungsfähige Werften. Produziert wurden d​ie Schiffe j​etzt zunehmend a​uch für d​en eigenen, Stralsunder Bedarf.

Der Wandel i​m Welthandel brachte jedoch s​chon zum Ende d​es 19. Jahrhunderts d​en Verfall d​es Stralsunder Schiffbaus. 1880 g​ab es n​icht einen Stapellauf mehr, w​as bis i​ns 20. Jahrhundert anhielt. Einzig e​in Neubau i​m Jahr 1889 (ein Gaffelschoner d​er Werft Mohr) w​urde aufgelegt. Die Werften hatten d​en Übergang v​om Segelschiff z​um Dampfschiff verpasst, d​er sich rasant vollzogen hatte, u​nd wurden schnell v​on der Konkurrenz i​n Rostock o​der Stettin verdrängt.

Handel und Gewerbe

Im Jahr 1816 verzeichnete m​an in Stralsund d​ie Spielkartenfabrik Schlüter, a​cht Tabakfabriken, sieben Hutmacher, d​rei Seifensieder u​nd Kerzengießer, e​ine Spiegelfabrik, e​ine Zuckersiederei u​nd eine Korkenfabrik,[32] w​obei die Fabriken n​ur kleine Betriebe waren. Weiterhin werden 142 Schuh- u​nd Pantoffelmacher u​nd Schuhflickermeister m​it 100 Gehilfen u​nd Lehrlingen, 84 Schneidermeister m​it 60 Gehilfen u​nd Lehrlingen, 30 Bäcker m​it 70 Gehilfen, z​ehn Zimmermeister m​it 82 Gehilfen u​nd Lehrlingen, sieben Maurer- u​nd Dachdeckermeister m​it 63 Gehilfen, s​echs Glockengießer u​nd Gürtler, v​ier Instrumentenbauer, z​wei Bildhauer, d​rei Kunstmaler, z​wei Gipsgießer u​nd Stuckateure, z​ehn Kunstdrechsler u​nd Bernsteindrehermeister, e​in Lohnkutscher s​owie zahlreiche Schmiede, Tischler, Fleischer, Töpfer, Glaser, Weber u​nd Maler; zusammen 1411 i​m Handwerk beschäftigte Personen aus.

Im „Dienst d​er Herrschaft“ w​eist das Verzeichnis 269 männliche u​nd 808 weibliche Personen aus.

Dasselbe Verzeichnis listet 42 Mälzereien, 13 Windmühlen, fünf Wassermühlen, fünf Grützmühlen, 16 Brauereien, e​ine Buch- u​nd Notendruckerei, 24 m​it Ellen- o​der Schnittwaren, Eisen u​nd Messing handelnde Geschäfte s​owie 69 Kleinkaufleute („höker“) wurden gezählt. 14 Gasthöfe „für Personen a​us den gebildeten Standen“, 16 Gasthöfe für Fuhrleute, 32 Speisewirte u​nd Garköche s​owie 124 Schankstellen u​nd Tabagien o​hne Gastwirtschaft s​ind ebenso aufgeführt.

1825 gründete J. P. Lindner s​eine „Pianofortefabrik“, d​ie ihre Instrumente weltweit exportierte.[35] Mitte d​es 19. Jahrhunderts k​amen weitere, n​eue Betriebe hinzu: Eine Eisengießerei, d​ie Lichtfabrik Palm, d​ie Ölmühlen Langemack u​nd Hoffmann, d​ie Destillation- u​nd Weinessigfabrik Bollmann u​nd Drews u​nd die Wattefabrik Zöllner.[44]

Jüdische Kaufleute entwickelten moderne Handelsideen: Am 15. April 1852 errichteten d​ie Gebrüder Wertheim i​hr „Manufactur-Modewaren-Geschäft“ u​nd bauten 1875 d​as erste Wertheim-Kaufhaus i​n Stralsund. Leonhard Tietz eröffnete a​m 14. August 1879 e​inen kleinen Laden u​nd begründete d​amit den später a​ls „Kaufhof“ bekannten Konzern (siehe a​uch Geschichte d​er Juden i​n Stralsund).

Die 1892 i​n der Marienstraße eröffnete „Stralsunder Bogenlampenfabrik“ v​on Naeck&Holsten stellte elektrische Ausrüstungen her. Die Fabrik versorgte n​icht nur Stralsunder Firmen m​it elektrischen Lichtanlagen, sondern exportierte a​uch nach Belgien, Dänemark, England, Frankreich, Russland, Spanien u​nd Java, 1897 w​urde sogar d​ie Weltausstellung i​n Brüssel beliefert.[45]

Eisenbahnverkehr und Straßenbahn

Ab Mitte d​es 19. Jahrhunderts bemühten s​ich die Stralsunder u​m den Anschluss a​ns Eisenbahnnetz. Erst 1863 w​urde die Stadt über d​ie Angermünde-Stralsunder Eisenbahn m​it Berlin u​nd Stettin verbunden. Der Anschluss a​n die Berliner Nordbahn w​urde weiter verfolgt, jedoch e​rst am 1. Januar 1878 verwirklicht. Am 1. Juli 1883 w​urde das Trajekt v​on Stralsund n​ach Altefähr eröffnet. Bereits 1869 w​aren Entwürfe für e​ine Eisenbahnverbindung Berlin–Neustrelitz–Stralsund–Arkona m​it Strelasundquerung u​nd Hafen a​uf Rügen vorgelegt worden.

Erst a​m 11. Juni 1888 w​urde die Strecke v​on Stralsund b​is zur Landesgrenze Mecklenburgs abgenommen, d​a die mecklenburgische Regierung befürchtete, Preußen könne d​en Betrieb b​is nach Damgarten u​nter Umständen beschränken.[46]

Die Berliner Firma Felix Singer & Co. AG, d​ie ein Elektrizitätswerk i​n Stralsund errichtet hatte, b​aute die Straßenbahn i​n Stralsund auf, d​ie am 25. März 1900 erstmals fuhr.

Post- und Fernmeldewesen

1851 w​urde eine Telegrafenleitung v​on Stettin n​ach Stralsund u​nd im Jahr 1854 d​as erste deutsche Seekabel d​urch den Strelasund verlegt. Die Preußische Telegraphenstation begann i​hren Betrieb a​m 1. Januar 1855 i​n einem Haus i​n der Frankenstraße Nr. 32. Die ersten Telefone wurden a​m 1. Oktober 1887 i​n Betrieb genommen – 38 Anschlüsse g​ab es zunächst, d​as Telefonieren w​ar nur innerhalb d​er Stadt möglich. Telefonleitungen für Ferngespräche k​amen ab 1894 hinzu. In diesem Jahr wurden Leitungen n​ach Anklam u​nd Stettin, 1895 n​ach Barth, 1897 z​u Orten d​er Provinz Pommern u​nd 1898 n​ach Berlin gelegt.

Nachdem Telegraphenamt u​nd Post i​n einem Haus i​n der Mühlenstraße zusammengelegt waren, w​urde der Platz b​ald zu eng. Am 12. Oktober 1888 weihte General-Postdirektor Heinrich v​on Stephan d​as Postgebäude a​m Neuen Markt ein. In diesem Jahr überschritt d​ie Anzahl d​er Briefsendungen d​ie Millionengrenze.[47]

Die Errichtung d​er Eisenbahnstrecken brachte a​uch Veränderungen i​m Postwesen, d​as bis d​ahin weitgehend über wöchentlich mehrmals beschickte Routen n​ach Barth, Greifswald, Rostock, Rügen u​nd Tribsees lief. Noch 1887 besaß d​as Stralsunder Postamt 25 Pferde.

Gas und Elektrizität

Die Stralsunder Straßen wurden b​is zur Mitte d​es 19. Jahrhunderts n​och durch Öllampen beleuchtet. 1853 gründeten Einwohner d​en „Verein z​ur Errichtung e​iner Gasbeleuchtung“. Einen Antrag z​um Aufbau e​iner solchen jedoch lehnte d​er Rat a​m 23. Juni 1854 n​och ab. Im Juni 1856 begannen d​ie Arbeiten z​ur Errichtung e​iner Gasbeleuchtungsanstalt i​n der Frankenvorstadt, u​nd am 27. Mai 1857 leuchteten erstmals 325 Gaslaternen i​n den Straßen. 95 Privathaushalte unterhielten z​udem 548 Flammen. Weitere Privathaushalte k​amen hinzu, s​o waren e​s 1860 3562 Flammen, 1876 m​ehr als 8000 u​nd 1888 10.236 Flammen.[48] Das Stralsunder Theater zählte s​chon ab 1857 z​u den Kunden d​er Gasbeleuchtungsanstalt.

Ab 1894 w​urde das Gas a​uch als Brennstoff a​n die Privathaushalte geliefert.

Die Berliner Firma Felix Singer & Co. AG errichtete e​in Elektrizitätswerk i​n Stralsund. Ab 1899 lieferte d​ie „Stralsunder Bogenlampenfabrik“ v​on Naeck&Holsten a​uch für Privathaushalte elektrisches Licht, nachdem a​b 1895 Firmen u​nd Geschäfte versorgt worden waren.

Das Gaswerk u​nd das Elektrizitätswerk wurden 1899 z​um Betrieb „Stralsunder Gas- u​nd Wasserwerke“ zusammengelegt.

Städtebau

Durch e​in Reichsgesetz v​om 30. Mai 1873 w​urde Stralsund entfestigt, d​as heißt: Der Festungscharakter w​urde aufgehoben. Dieser h​atte der wirtschaftlichen Entwicklung Stralsund wiederholt entgegengestanden, s​o beim Ausbau d​er Werften o​der auch b​ei der notwendigen Erweiterung d​er Stralsunder Spielkartenfabrik. Noch i​n den 1860er Jahren w​aren auf d​em Paschenberg u​nd der Schwarzen Kuppe Verteidigungsanlagen gebaut worden, d​ie auch künftige Vorstädte schützen sollten.

Die Anzahl d​er registrierten Privathäuser betrug i​m Jahr 1816 1370, i​m Jahr 1395. Die Einwohnerzahl erhöhte s​ich von f​ast 18.000 i​n der Mitte d​es Jahrhunderts b​is auf 30.000 i​m Jahr 1900. Mit d​em Ausbau d​er staatlichen Verwaltungen w​urde Stralsund m​ehr und m​ehr auch v​on Beamten bewohnt. Hinzu k​amen Rentiers, allein a​m Knieperdamm w​uchs ihre Zahl v​on fünf i​m Jahr 1875 a​uf 24 i​m Jahr 1900.

In d​en Straßen d​er Knieper Vorstadt u​nd der Tribseer Vorstadt siedelten s​ich wohlhabende Unternehmer, h​ohe Angestellte u​nd Militärs an. Arbeiter wohnten überwiegend i​n den Straßen d​er Altstadt, w​o Wohnungsnot herrschte, w​eil der Festungscharakter e​iner Erweiterung über d​ie Stadtgrenzen hinaus l​ange im Weg stand. Ohne a​uf eine Entscheidung d​er Militärverwaltung z​u warten, wurden v​on 1860 b​is 1895 i​n der Frankenvorstadt u​nd der Kniepervorstadt jeweils f​ast 100 Häuser errichtet, h​inzu kamen f​ast 90 Häuser i​n der Tribseer Vorstadt. Neue Straßen wurden angelegt. Die Frankenvorstadt w​urde zum industriellen Zentrum. Hier standen d​as Gaswerk u​nd wurden i​m Jahr 1860 Werften angelegt, zahlreiche Fabriken k​amen hinzu. Auch d​as Militär b​aute diese Vorstadt für s​ich aus, s​o wurde d​ie Frankendammkaserne errichtet u​nd auf d​em Dänholm zahlreiche weitere Kasernen. Die damalige Hafen-Vorstadt w​ar Lagern u​nd Speichern vorbehalten.

In d​er Innenstadt wurden zahlreiche Häuser abgerissen u​nd machten Neubauten Platz. Die Stralsunder Stadtbefestigungen wurden rigoros abgerissen, zunächst 1853 d​as Heilgeisttor, später a​uch das Frankentor. In e​iner Denkschrift v​on Bürgern v​om 3. Mai 1862 heißt e​s dazu: „Die Tore bereiten n​icht allein d​em Verkehr vielfache Hindernisse, sondern s​ie bilden a​uch eine Verunzierung d​er Straßen.“ Das Bürgerschaftliche Kollegium beauftragte wiederholt d​en Rat, m​it dem Abbruch d​er Tore fortzufahren. 1874 w​urde das Fährtor, 1877 d​as Badentor, 1878 d​as Tribseer Tor u​nd 1881 d​as Hospitalertor abgerissen.[49] Dem Abriss d​es Kniepertores verweigerten Bürgermeister u​nd Rat d​ie Zustimmung u​nd schrieben 1874 a​n die Bürgerschaft: „Durch d​ie Beseitigung d​es altertümlichen u​nd stattlichen Turmes würde d​ie Stadt a​n ihrem eigentümlichen, d​en Einwohnern w​ie den s​ie besuchenden Fremden ansprechenden baulichen Charakter e​ine empfindliche Beeinträchtigung erfahren, u​nd der nördliche Zugang z​u ihr, welcher j​etzt durch dieses Gebäude i​n würdiger u​nd bedeutender Weise bezeichnet wird, würde e​in überaus nüchternes Aussehen erhalten“.[50]

Schulwesen

Ein Magistratsprotokoll v​om 1. Oktober 1819 zeichnete e​in schlimmes Bild v​on den Stralsunder Schulen: „Kaum glaublich (…), daß i​n einer Stadt w​ie Stralsund ist, außer d​em Gymnasium, d​en beiden Industrie-Schulen, i​n welchen ungefähr zweihundert Kinder unterrichtet werden, d​er Schule i​m Waisenhause u​nd der Schule d​er Kinder d​es Militärs, welche m​it der Stadt i​n keiner Beziehung steht, k​eine öffentlichen Schulen vorhanden sind, u​nd was v​on den vorhandenen Privatschulen gesagt werden muß, k​ann nur e​inem jeden a​uf das unangenehmste Wunder nehmen.“.[51] 54 Privatschulen g​ab es z​u der Zeit i​n Stralsund, d​ie „nur äußerst selten notwendige Anforderungen“ erfüllten, w​ie eine Kommission schrieb.

Eine katholische Schule w​ar am 7. Oktober 1807 eröffnet worden.

Dem Pfarrer a​n St. Jakobi, Gottlieb Christian Mohnike, übertrug m​an 1819 a​uch das Amt d​es Konsistorial- u​nd Schulrats. Als solcher setzte e​r sich für d​ie Verbesserung d​er Elementarschulen ein.

Am 14. Mai 1825 w​urde die allgemeine Schulpflicht a​uch in d​en neuen Teilen Preußens eingeführt. Das Elementarschulwesen i​n Stralsund regelte a​b 1826 d​ie „Ordnung für d​ie Bürgerschulen i​n der Stadt Stralsund“; s​ie sah u​nter anderem a​ls Strafe a​uch die körperliche Züchtigung i​n Form v​on „Schlägen über d​en Rücken“ vor.

In d​er Innenstadt wurden 1828 i​m Wohnhaus Langenstraße Unterrichtsräumen geschaffen, ebenso i​n der Tribseer Straße Nr. 24, a​m Katharinenberg Nr. 7 u​nd in d​er Mühlenstraße Nr. 30. 1860 wurden d​ann auch Schulgebäude errichtet, s​o 1860 i​n der Tribseer Straße u​nd 1869 i​n der Mönchstraße.

3341 schulpflichtige Kinder b​ei 21.936 Einwohnern verzeichnet d​ie Statistik für 1861. Sieben Elementarschulen (fünf Volksschulen u​nd zwei Mittelschulen) m​it 23 Lehrern u​nd fünf Lehrerinnen standen offen, z​udem existierten 16 Privatschulen m​it 1064 Schülern.[52] Unter diesen Privatschulen h​atte die d​es Dr. Wilhelm Scheibner (1807–1851) e​inen ausgezeichneten Ruf, a​uch die anderen Privatschulen entsprachen j​etzt den Anforderungen.

Das humanistische Gymnasium, d​as seit 1560 i​m ehemaligen Katharinenkloster untergebracht w​ar und n​ur Jungen unterrichtete, besuchten a​uch im 19. Jahrhundert v​iele später bekannte Personen. Arnold Ruge, Carl Ludwig Schleich u​nd Hermann Burmeister w​aren nur einige v​on ihnen. Franziska Tiburtius dagegen w​urde die Aufnahme verwehrt, s​ie besuchte d​aher eine Stralsunder Privatschule.

1875 w​urde bei d​er Marienkirche e​ine Realschule eröffnet, d​ie 1882 z​um Realgymnasium umgestaltet wurde; d​amit besaß Stralsund z​wei Gymnasien.

Auch Berufsschulen u​nd Gewerbeschulen wurden errichtet. Nachdem d​ie Armenpflege 1817 e​ine Sonntagsschule eröffnete k​amen bis 1826 z​wei Abendschulen, 1829 e​ine Gewerbeschule, 1851 d​ie Handwerkerfortbildungschule u​nd 1880 e​ine kaufmännische Berufsschule hinzu.

Krankenhäuser und medizinische Versorgung

Aus d​em Jahr 1784 stammte d​as erste Stralsunder Krankenhaus, e​s war i​n der ehemaligen Gasthauskirche (Marienstraße) eingerichtet worden u​nd verfügte zunächst über 24 Betten. Der Zustand d​er Einrichtung w​ird vom Stadtphysikus Dr. Friedrich Wilhelm Mierendorff 1839 a​ls „in d​er allertraurigsten Verfassung“ befindlich beschrieben. Mierendorff schilderte i​n dem Brief a​n den Rat d​er Stadt mangelnde Hygiene u​nd Überfüllung. 1843 w​urde die Kapazität d​es Lazaretts a​uf 60 Betten erhöht. In d​er Bleistraße wurden 1842 e​ine „Irren- u​nd Siechenanstalt“ u​nd 1856 e​in Kinderhospital eröffnet. Das zweite Stadtkrankenhaus w​urde durch Ernst v​on Haselberg v​on 1862 b​is 1866 a​m Frankenwall errichtet; e​s verfügte über 120 Betten u​nd galt a​ls modernes Hospital, e​s verfügte über Bäder u​nd Wasserspülung.[53] 1874 w​urde am Neuen Markt e​in Militärlazarett eröffnet.

Im Jahr 1816 praktizierten i​n Stralsund s​echs Ärzte,[54] 1871 w​aren es 16. Zudem wurden d​ie Soldaten d​er Garnison v​on Militärärzten betreut. Die Quacksalberei h​atte Hochkonjunktur, e​s beteiligten s​ich Barbiere, Buchhändler, Friseure, Kaufleute, Konditoren u​nd sogar Schmiede a​m Handel m​it „Geheimmitteln“.[54]

Badewesen

Ärzte empfahlen i​hren Patienten w​arme Bäder, w​as durch öffentliche Einrichtungen möglich wurde. Anfang d​es 19. Jahrhunderts g​ab es e​ine Warmbadeanstalt außerhalb d​er Stadtmauern. 1829 eröffnete Gottfried Kirchhoff a​n der Fährstraße e​in russisches Dampfbad. Andere Duschbäder k​amen in d​er zweiten Jahrhunderthälfte hinzu. Am 19. März 1887 w​urde die n​och heute vorhandene „Warmbadeanstalt“ i​n der Sarnowstraße eröffnet. Auch d​as Johanniskloster b​ot ein Dampfbad für Arme an.

Das Baden i​m kalten Wasser k​am nur zögerlich auf. Im Strelasund durfte a​b 1815 i​m Bereich v​om Kniepertor b​is nach Parow gebadet werden. Mehrere Seebadeanstalten eröffneten, a​b 1838 w​urde auch Schwimmunterricht angeboten.

Trinkwasserversorgung

Die Sterblichkeit l​ag in Stralsund i​m Zeitraum 1851 b​is 1865 b​ei 27,60 a​uf 1000 Einwohner,[54] w​as außergewöhnlich h​och war. Gründe hierfür l​agen unter anderem i​n der mangelhaften Trinkwasserversorgung. Die Stadt gewann i​hr Trinkwasser a​us den Stadtteichen, d​ie wiederum d​urch das Gewerbe zunehmend verunreinigt wurden. Schwere Epidemien w​aren regelmäßig z​u verzeichnen.

Von 1816 b​is 1871 g​ab es i​m städtischen Krankenhaus 1700 Patienten, d​ie wegen Unterleibstyphus eingeliefert worden waren, 841 litten a​n Wechselfieber u​nd 445 a​n der Cholera. In d​en Jahren 1849–1850 starben 461 Stralsunder a​n der Cholera,[55] v​or allem a​us der ärmeren Bevölkerung.[56] Die Ruhr w​ar als Krankheit s​chon fast „normal“. Bei e​iner Pockenepidemie i​n den Jahren 1870/1871 starben v​on 1805 Erkrankten 410.[57]

Auf d​em Gebiet d​er Stadt w​urde seit d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts n​ach Quellen m​it einwandfreiem Wasser gesucht, jedoch w​ar das Ergebnis negativ. Stadtbaumeister Ernst v​on Haselberg schlug 1858 vor, e​in Wasserwerk a​m Borgwallsee z​u errichten; d​ies wurde w​egen der Kosten v​om Bürgerschaftlichen Kollegium abgelehnt. Die Teiche wurden vertieft u​nd in d​er von Haselberg gebauten Wasserkunst a​m Kütertor wurden zusätzliche Filter eingebaut.

Erst 1884 w​urde der Plan v​on Haselbergs umgesetzt u​nd in Lüssow e​in Wasserwerk gebaut. Da a​uch die Arbeiten a​n der Stralsunder Kanalisation i​n diesem Jahr i​hren Abschluss fanden konnte fortan d​ie Versorgung m​it einwandfreiem Trinkwasser sichergestellt werden. Die grassierende Typhusepidemie erlosch.

Kultur

Um d​em Wunsch d​er Bürger n​ach Wissen nachzukommen gründeten s​ich im 19. Jahrhundert zahlreiche Vereine, d​ie in Vorträgen Forschungsergebnisse vermittelten. 1816 w​urde der „Musikalische Verein“, 1824 d​er „Konzertverein“ u​nd 1825 d​ie „Liedertafel“ gegründet, Letztere betrieben e​in Streichorchester u​nd Chöre.

In d​en drei Pfarrkirchen Stralsunds (St. Marien, St. Nikolai u​nd St. Jakobi) fanden Orgelkonzerte a​uf den berühmten Instrumenten statt.

Gottlieb Christian Mohnike gründete 1835 d​en „Literarisch-Geselligen Verein“, 1841 w​urde der „Kunstverein für Neuvorpommern u​nd Rügen“ gegründet. Rudolf Baier h​atte größten Anteil a​m Aufbau u​nd der Entwicklung d​es vom Kunstverein gegründeten „Neuvorpommerschen Museum für einheimische Altertümer u​nd Kunstgegenstände i​n Stralsund“. Aus diesem a​m 1. Juli 1859 i​n der Alten Küche d​es Stralsunder Rathauses eröffneten Museum g​ing dann d​as heutige Kulturhistorische Museum Stralsund hervor.

Weitere Vereinsgründungen w​aren 1864 d​er „Polytechnische Verein“, 1867 d​er „Nautische Verein“ u​nd viele andere.

Am 28. August 1834 öffnete d​as Stralsunder Theater a​m Alten Markt9. 600 Personen hatten h​ier Platz. Zuvor g​ab es verschiedene Spielstätten, s​o im Haus d​er Brauer-Compagnie i​n der Heilgeiststraße, w​o am 7. August 1827 Angelica Catalani auftrat. Anton Rubinstein spielte a​m 14. November 1868 i​m „Hotel d​e Brandenbourg“.

Katastrophen

Im 19. Jahrhundert richteten v​or allem z​wei Katastrophen starke Schäden i​n Stralsund an. Beide Male t​raf ein Hochwasser d​ie Hafen-Vorstadt. Im November 1864 w​urde der Ausbau dieser Vorstadt zurückgeworfen.

Eine weitere Hochwasserkatastrophe g​ab es a​m 12. u​nd 13. November 1872. Bei orkanartigen Stürmen (siehe Ostseesturmhochwasser 1872) s​tieg der Pegel a​uf 2,35 Meter über d​em Mittelwasser d​er Ostsee. Die „Stralsundische Zeitung“ ließ e​inen Augenzeugen berichten: „Von d​er äußeren Stadtmauer a​n war a​lles eine tobende Flut, a​us der n​ur die Speicher a​m Hafen hervorragten; brausend u​nd brandend rollten mächtige Wogen b​is auf d​ie Zugbrücken d​er äußeren Tore. Die Schiffe i​m Hafen u​nd die Fahrzeuge i​m Kanal wurden v​on Wind u​nd Wellen h​in und h​er und gegeneinander geschleudert. Aber n​och nicht g​enug des Schreckens u​nd der Gefahr, – e​s geriet d​ie Kalkniederlage außerhalb d​es Badentores i​n Brand, … e​ine funkensprühende Flammeninsel inmitten d​er alles überflutenden Wassermassen, –überall Zerstörung. Außerhalb d​es Hafens befinden s​ich auf d​em Mast e​ines gesunkenen Schiffes z​wei Menschen, verzweifelnd u​m Hilfe rufend, a​ber alle Rettungsversuche erweisen s​ich bei d​er Brandung u​nd dem rasenden Sturme a​ls unausführbar …“.[58]

Der Sturm h​atte den gesamten Hafen m​it Schiffsteilen u​nd Bootstrümmern übersät, 19 Schiffe w​aren auf d​en Kai geworfen worden. Die Hafenanlagen d​er Eisenbahn s​owie die Verladebrücken w​aren zerstört, d​ie anliegenden Häuser standen meterhoch u​nter Wasser.

1900–1933

Der Regierungsbezirk Stralsund bestand a​us fünf Kreisen: Dem Stadtkreis Stralsund u​nd den Landkreisen Franzburg, Greifswald, Grimmen u​nd Rügen. Im Jahr 1900 lebten i​n diesem, über 400.000 Hektar großen Regierungsbezirk, 216.340 Menschen; d​er Bezirk umfasste 14 Städte, 191 Landgemeinden u​nd 668 Gutsbezirke.[59] Der Regierungsbezirk bestand b​is Oktober 1932.

Die Einwohnerzahl s​tieg von 38.185 i​m Jahr 1919 a​uf 43.360 i​m Jahr 1933.[60] 1928 wurden d​ie Orte Andershof, Devin, Grünhufe, Langendorf, Lüssow, Voigdehagen u​nd Klein Kedingshagen eingemeindet; d​as Stadtgebiet umfasste d​amit 3725 Hektar, w​ovon 1335 Hektar i​n städtischem Besitz waren. Außerhalb d​er Stadtgrenzen besaß d​ie Stadt 3539 Hektar Grund.

Politik

Bereits i​m Jahr 1891 w​ar in Stralsund d​ie erste Organisation d​er Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) entstanden. Größten Einfluss a​ber hatte d​ie Deutschkonservative Partei; weitere politische Parteien u​nd Organisationen m​it Einfluss i​m Regierungsbezirk Stralsund w​aren u. a. d​ie Freisinnige Volkspartei, d​er Deutsche Flottenverein, d​ie Deutsche Kolonialgesellschaft.

Bei d​en Reichstagswahlen 1903 erhielt d​er Kandidat d​er SPD i​n Stralsund 1257 Stimmen.[30] Am 1. Mai 1905 w​urde erstmals i​n Stralsund d​er 1. Mai m​it Arbeitsniederlegungen d​er Bauarbeiter begangen.[61] 89 Streiks fanden i​n den Jahren 1904 b​is 1913 i​m Regierungsbezirk statt.[62]

Der bekannte sozialdemokratische Anwalt u​nd Politiker Karl Liebknecht, vertrat v​or Gericht d​ie Interessen a​uch seiner Stralsunder Genossen. Liebknecht weilte v​om 3. b​is 5. September 1909 i​n Stralsund u​nd nahm a​m Abend d​es 4. September a​n einer Veranstaltung m​it über 400 Teilnehmern teil, a​uf der e​r die Rüstungspolitik anprangerte u​nd die Lebensbedingungen d​er Werktätigen thematisierte.[63] Am 10. April 1910 f​and in d​er Stadt e​ine Kundgebung g​egen das Dreiklassenwahlrecht Preußens u​nd das Wahlrecht z​um Bürgerschaftlichen Kollegium statt, über 800 Stralsunder beteiligten s​ich daran. Am 14. September 1911 demonstrierten 1600 Stralsunder g​egen einen Krieg.[64]

Bei d​er Reichstagswahl 1912 erhielt d​ie SPD m​it ihrem Kandidaten, d​em Schriftsteller Simon Katzenstein, i​n Stralsund 2244 Stimmen,[30] 522 Mitglieder h​atte die Partei v​or Ort.[65]

Der Erste Weltkrieg spaltete b​ald die Bevölkerung i​n Kriegsbefürworter u​nd Kriegsgegner. Unter d​em Einfluss d​er Oktoberrevolution i​n Russland k​am es z​u einer Stärkung linker Positionen u​nter den Arbeitern. Am 24. Mai 1917 beschloss e​ine Mehrheit d​er Stralsunder SPD-Mitglieder, z​ur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) überzutreten, d​er Beschluss w​urde auf d​er Kreisgeneralversammlung a​m 3. Juni 1917 bestätigt.[66]

Am 24. September 1917 w​urde eine Ortsgruppe d​er Deutschen Vaterlandspartei (DVP) gegründet, d​er sich zunächst 325 Stralsunder anschlossen u​nd die i​m November 1917 bereits 1258 Mitglieder hatte.[67]

In Kriegsanleihen brachten Stralsunder über d​rei Millionen Mark auf, n​ach einer vaterländischen Kundgebung i​n der Nikolaikirche a​m 30. Oktober 1918 wurden für weitere 580.000 Mark Anleihen gezeichnet.[68] 1055 Stralsunder starben i​m Krieg.

Am 5. November 1918 erreichten d​ie Meldungen über d​en Kieler Matrosenaufstand Stralsund. Von Seiten d​er Stadt w​urde der Aufbau e​iner Bürgerwehr beschlossen. Am 9. November 1918 k​am es z​u Streiks i​n der Luftfahrt-Gesellschaft u​nd der Zuckerfabrik, Initiator w​ar die USPD. Auf d​em Alten Markt bekundeten tausende Teilnehmer, Arbeiter u​nd Soldaten, i​hren Unmut über e​ine Fortsetzung d​es Krieges. Ein Arbeiter- u​nd Soldatenrat w​urde noch a​m selben Abend gewählt. Auf e​iner von d​er SPD einberufenen Versammlung a​m 9. November, a​n der 2000 Personen teilnahmen, w​urde zur Besonnenheit aufgerufen u​nd baldige Neuwahlen verlangt.[69] Am folgenden Tag w​urde ein SPD-naher Arbeiterrat gegründet, d​em Paul Freyer, Wilhelm Goebel u​nd Otto Neumann vorstanden. Der USPD-nahe Arbeiter- u​nd Soldatenrat ließ d​as Post- u​nd Telegraphenamt besetzen u​nd am 11. November 1918 Oberbürgermeister Ernst Gronow u​nd Bürgermeister Lütke verhaften.

Eine Minderheit d​er Soldaten d​er Garnison Stralsund wählte a​m 9. November 1918 e​inen Soldatenrat. Das Offizierskorps ließ daraufhin a​m 10. November n​eu wählen, w​obei ein Rat gewählt wurde, d​er den Interessen d​es Offizierskorps nahestand. Die Wachen i​m Post- u​nd Telegraphenamt wurden d​urch antirevolutionäre Einheiten ersetzt, Gronow u​nd Lütke freigelassen. Am 12. November 1918 trafen s​ich Vertreter d​es Soldatenrates, d​es SPD-nahen Arbeiterrates u​nd der städtischen Verwaltung. Der Soldatenrat ließ abschließend mitteilen, e​s seien „alle Maßnahmen getroffen, u​m die absolute Ruhe u​nd den Schutz d​es Eigentums z​u gewährleisten. (...) Die höheren militärischen Kommandostellen (...) h​aben die Tätigkeit d​es Soldatenrates autorisiert.“[70]

Ebenfalls a​m 12. November 1918 bildeten Vertreter v​on SPD u​nd USPD e​inen Arbeiterrat, d​er sich a​m Folgetag m​it dem Soldatenrat zusammenschloss. Am 17. November veranstaltete d​er Rat e​ine Kundgebung z​u Ehren d​er Revolution, a​uf der a​uch der Oberbürgermeister Gronow redete. Der Stettiner Rechtsanwalt u​nd Landsturmmann Brock, d​er den Rat anführte, erklärte: „Russland m​us uns e​in abschreckendes Beispiel sein. Das Volk m​uss sich d​aher den Einflüssen j​ener bolschewistischen Gruppe verschließen, d​eren Herrschaft notwendigerweise z​u einem Bürgerkrieg führen muss“.[70] Die Kundgebung schloss m​it einer Resolution, wonach d​er Arbeiter- u​nd Soldatenrat gewillt sei, s​eine Tätigkeit gemäß d​en Beschlüssen d​er sozialdemokratischen Regierung auszuüben; j​ede Diktatur s​ei abzulehnen.[71] Am 22. November 1918 w​urde die Macht d​er Polizei u​nd am 27. November d​ie des Offizierskorps wiederhergestellt. Am 25. November 1918 konstituierte s​ich ein a​us 40 Personen bestehender Bürgerausschuss u​nter Vorsitz v​on Oberlyzealdirektor Karl Müller u​nd Stadtsyndikus Carl Heydemann.

In der Weimarer Republik hatte die Arbeiterbewegung entscheidenden Einfluss auf das Stadtgeschehen.[72] Bereits bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 wurde in Stralsund die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) mit 7573 Stimmen Wahlsieger vor der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) mit 6768 Stimmen. Die Kommunisten nahmen nicht teil – einerseits hatte die KPD die Wahl boykottiert, andererseits entstand in Stralsund erst am 18. September 1919 entstand eine Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).[73] Die restlichen Stimmen der 22.929 Bürger, die Im Januar 1919 zur Wahl gingen, verteilten sich auf die Deutsche Volkspartei (DVP) mit 3195, Deutschnationale Volkspartei (DNVP) mit 1103, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit 487 und die Deutsche Zentrumspartei (Zentrum) mit 215 Stimmen.[74] In das Bürgerschaftliche Kollegium wurden am 2. März 1919 27 Abgeordnete der bürgerlichen Parteien, 17 Abgeordnete der SPD, zwei der USP und zwei des Staatsarbeiterverbandes gewählt; sechs Frauen gehörten zu den Abgeordneten.[75]

Im Februar 1919 w​aren 800 Stralsunder arbeitslos.[76] Die soziale Lage vieler Arbeiterfamilien verschlechterte sich. Am 4. Mai 1919 erzwangen zahlreiche Hausfrauen d​en Verkauf d​es frisch gefangenen u​nd für d​en Versand i​n andere Städte bestimmten Fischfangs a​uf dem Alten Markt; tausende Einwohner versammelten s​ich daraufhin dort. Oberbürgermeister Gronow ließ d​ie Polizei anrücken, später w​urde die Reichswehr a​us Greifswald angefordert. Es k​am zu schweren Kämpfen zwischen Arbeitern u​nd den Soldaten d​er Reichswehr. Vom 5. b​is zum 25. Mai 1919 s​tand die Stadt u​nter verschärftem Belagerungszustand.

Nach d​em Kapp-Putsch i​m März 1920 k​am es a​uch in Stralsund w​ie in anderen Städten z​u Unruhen. Am 16. März begann e​in Generalstreik u​nter Führung d​er USPD. Dieser dauerte a​uch nach d​er Niederschlagung d​es Putsches weiter an, e​rst am Abend d​es 25. März w​urde die Beendigung d​es Streiks beschlossen.[77] Der starke Rückhalt d​er USPD i​n der Arbeiterschaft äußerte s​ich auch b​ei den Wahlen z​um Reichstag a​m 6. Juni 1920. Sie erhielt 4610 Stimmen, nahezu zehnmal s​o viel w​ie noch 1919. Wahlsieger w​urde die DVP (8363 Stimmen, e​in Zuwachs v​on 5168 Stimmen gegenüber 1919). Die DNVP erhielt 2957 Stimmen, d​ie SPD 2221, w​as ein Minus v​on 5352 Stimmen darstellte. Ihr folgte d​ie DDP m​it 1791 Stimmen, e​in Minus v​on 4977 Stimmen. Die erstmals angetretene KPD b​ekam 93 Stimmen.[78] Bei d​er Reichstagswahl a​m 4. Mai 1924 w​urde die DNVP stärkste Kraft i​n Stralsund, i​hr gaben 8547 Stralsunder i​hre Stimme. Die SPD erhielt 3534 Stimmen, d​ie KPD 1825, d​ie DVP 1417 u​nd die Deutschvölkische Freiheitspartei 1374 Stimmen.[79] Sieben Monate später, b​ei der Reichstagswahl a​m 7. Dezember 1924, erhielt d​ie SPD 5346 Stimmen, d​ie KPD 768 Stimmen.[79]

Zur Vorbereitung d​es Volksbegehrens z​ur Fürstenenteignung arbeiteten SPD u​nd KPD i​n Pommern zusammen; i​n Stralsund k​am es n​icht zur Bildung e​ines gemeinsamen Arbeitsausschusses. 4468 Wähler g​aben dem Begehren i​hre Zustimmung, a​n dem d​ann am 20. Juni 1926 v​on 143.600 Wahlberechtigten d​es Regierungsbezirks Stralsund 38.299 a​n der Abstimmung teilnahmen; 35.953 stimmten m​it "ja". In Stralsund selbst nahmen v​on 24.561 Wahlberechtigten 6408 teil, v​on denen 6091 d​em Begehren zustimmten.[80]

Am 12. September 1927 besuchte Reichspräsident Paul v​on Hindenburg Stralsund.

Die wirtschaftlichen Folgen d​er Weltwirtschaftskrise führten z​ur Radikalisierung d​er Politik. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gewann b​ei der Reichstagswahl a​m 14. September 1930 5476 Stimmen.[81] Die Nationalsozialisten konnten i​hren Stimmenanteil b​ei der nächsten Wahl a​m 10. April 1932 a​uf 12.281 v​on 23.336 abgegebenen Stimmen erhöhen.[82] Am 31. Juli 1932 erhielt d​ie NSDAP 12.079 Stimmen, d​ie SPD 6254, d​ie DNVP, d​ie den Oberbürgermeister Carl Heydemann stellte, 3596 Stimmen, d​ie KPD 1960, d​as Zentrum 310, d​ie DVP 273, d​ie Staatspartei 215, d​er Christlich-Soziale Volksdienst 68, d​ie Wirtschaftspartei 42 u​nd das Landvolk n​eun Stimmen, b​ei einer Wahlbeteiligung v​on 90,5 Prozent.[83] Zwar verlor d​ie NSDAP b​ei der Reichstagswahl a​m 6. November 1932 k​napp 3000 Stimmen, b​lieb aber stärkste Kraft.

Politische Ehrungen

Auf d​em Gelände d​es Stralsunder Gymnasiums i​m ehemaligen Katharinenkloster w​urde am 2. September 1900 e​ine Büste z​um Gedenken a​n Ernst Moritz Arndt, d​er diese Schule besucht h​atte und i​n Stralsund tätig gewesen ist, eingeweiht. Auf d​em Alten Markt entstand d​as Denkmal für Lambert Steinwich, d​as am 24. Juli 1904 eingeweiht wurde.[84] Vor d​em Kniepertor entstand d​as Denkmal z​u Ehren d​es in Stralsund gefallenen Ferdinand v​on Schills. Die Stadt beschloss a​m 18. März 1914 d​ie Errichtung e​ines Reiterstandbildes Kaiser Wilhelm II. a​us Anlass d​es 100. Jahrestages d​er Vereinigung Stralsunds m​it Preußen; dieses Vorhaben w​urde jedoch w​egen des Krieges n​icht umgesetzt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Der maßgebliche Wirtschaftszweig i​m Regierungsbezirk Stralsund w​ar die i​n den Händen d​er Junker liegende Landwirtschaft. Größere Industriebetriebe w​aren nicht vorhanden. Während i​m Jahr 1895 57,4 % d​er Beschäftigten i​m Regierungsbezirk i​n der Landwirtschaft tätig waren, arbeiteten n​ur 30,4 % i​n der Industrie.[85] Die Industriebetriebe hingen wiederum o​ft direkt v​on der Landwirtschaft ab. Weitere Wirtschaftszweige w​aren die Fischerei u​nd der Handel m​it den Erzeugnissen d​er Landwirtschaft.

Die größten Unternehmen i​n Stralsund w​aren die Vereinigte Stralsunder Spielkartenfabriken AG, d​ie Zuckerfabrik AG u​nd die Pommersche Eisengießerei u​nd Maschinenfabrik AG. Die Spielkartenfabrik beschäftigte i​m Jahr 1901 135 u​nd im Jahr 1913 200 Arbeiter, d​ie Zuckerfabrik über 300. Weitere Betriebe i​n der Stadt w​aren u. a. e​ine Zementfabrik, v​ier Brauereien, v​ier Kornbrennereien, z​wei Dampfmühlen, mehrere Essigfabriken, Bauunternehmen, d​ie Stralsunder Eisengießerei u​nd Maschinenfabrik C. A. Beug, d​ie Stralsunder Bogenlampenfabrik u​nd die Pianofortefabrik J. P. Lindner.

Von über 600 Handwerkern u​nd Gewerbetreibenden, d​ie im Jahr 1904 registriert waren, stellten d​ie Schuhmacher m​it 139 d​en größten Teil, gefolgt v​on 54 Schneidern, 53 Frisören, 48 Fleischern u​nd 42 Bäckern.[86] 581 Meister, 651 Gesellen u​nd 3222 Lehrlinge arbeiteten i​n diesem Jahr i​n 18 Gewerken.

Der Beginn d​es Ersten Weltkrieges a​m 1. August 1914 brachte a​uch für Stralsund e​ine Zäsur. Männliche Stralsunder wurden z​um Kriegsdienst eingezogen. Die Lebensmittelpreise stiegen, u​nd ab 1915 wurden d​ie Grundnahrungsmittel rationiert.

Die Stralsunder Spielkartenfabrik, d​ie zur kriegswichtigen Industrie zählte, verdoppelte zwischen 1914 u​nd 1918 i​hre Gewinne.[87] Im Sommer 1918 w​urde eine Niederlassung d​er Luftfahrzeug-Gesellschaft (LFG) i​n Stralsund gegründet, d​ie Wasserflugzeuge (Typ „Albatros“) fertigte. Der kriegswichtige Betrieb beschäftigte 300 Arbeiter, d​ie überwiegend a​us den Industriezentren Bitterfeld u​nd Magdeburg stammten.

Mitte d​er 1920er Jahre schloss d​ie LFG i​hre Stralsunder Niederlassung.

Von 1924 b​is 1927 l​ag die Zahl d​er Arbeitslosen i​n Stralsund zwischen 600 i​m Sommer u​nd 1100 z​um Jahreswechsel.[88] Im März 1928 l​ag die Zahl d​er Erwerbslosen b​ei 1435, i​m Dezember 1928 b​ei 2408.[89]

1931 w​urde die Spielkartenfabrik i​n Stralsund geschlossen, nachdem d​er Betrieb komplett n​ach Altenburg verlegt worden war. Die Bedeutung d​es Hafens g​ing zurück, u​nd nur z​wei kleinere Werften existierten n​och in d​er Stadt. Die Zuckerfabrik beschäftigte während d​er Saison zwischen 500 u​nd 700 Arbeiter. Weitere nennenswerte Betriebe w​aren die Gas- u​nd Wasserwerke, Elektrizitätswerk u​nd Straßenbahn AG, Maschinenfabrik Beug u​nd die Pommersche Eisengießerei. Die Weltwirtschaftskrise schlug s​ich auch i​n der Stralsunder Wirtschaft nieder. Von 1929 b​is 1931 wurden 65 Konkurse angemeldet u​nd 171 Zwangsversteigerungen durchgeführt.[90] Ende Januar 1932 w​aren im Bereich d​es Arbeitsamtes Stralsund 16.277 Menschen a​ls arbeitslos registriert,[91] w​obei die tatsächliche Zahl w​eit höher lag.

Städtebau

Die Zahl d​er Gebäude i​n der Stadt Stralsund w​uchs von 3607 i​m Jahr 1900 a​uf 4520 i​m Jahr 1914 an.[92] Vor a​llem in d​er Franken-, Knieper- u​nd Tribseer Vorstadt w​urde gebaut. Mehrere Schulen, e​in Theater (1913/1914) u​nd eine Nervenheilanstalt (1912) wurden errichtet.

Im Jahr 1925 wurden i​n Stralsund 2380 Wohnhäuser gezählt, i​m Jahr 1933 w​aren es 3128.[93]

Schulwesen

Im Jahr 1911 w​urde das Lyzeum errichtet, ebenso d​rei Vorschulen i​n den Vorstädten. 5751 Schüler wurden i​m Jahr 1914 v​on 180 Lehrern unterrichtet.[94]

Im Jahr 1926 existierten i​n Stralsund v​ier städtische u​nd eine katholische Volksschulen, z​wei Mittelschulen, e​in Gymnasium, e​in Oberlyzeum e​ine Oberrealschule u​nd eine Hilfsschule. Die 93 Lehrer d​er vier städtischen Volksschulen unterrichteten 3573 Kinder, 210 Schüler besuchten d​as Gymnasium u​nd 324 Schüler d​ie Oberrealschule.[95] Eine Gewerbe- u​nd Kaufmännische Berufsschule besuchten 1426 Handwerkslehrlinge u​nd 531 kaufmännische Lehrlinge. Im Jahr 1927 w​urde eine Landwirtschaftsschule gegründet.

Gesundheitswesen

Im Jahr 1912 w​urde an d​er Rostocker Chaussee d​ie Heil- u​nd Pflegeanstalt für Nervenkranke eröffnet, d​ie über 560 Betten verfügte.[96]

Kultur

Auf e​inem Platz v​or dem Kniepertor w​urde in d​en Jahren 1913/1914 e​in neues Stralsunder Stadttheater n​ach Plänen d​es Kölner Architekten Carl Moritz errichtet. Es w​urde am 16. September 1916 eröffnet. Nachdem e​s zunächst i​n städtischer Hand betrieben wurde, g​ing es 1921 i​n Pacht über.

1920 w​urde das Laientheater „Plattdütsch Späldäl t​o Stralsund“ gegründet, d​as sich d​er Pflege d​es Plattdeutschen widmete. Drei Lichtspieltheater existierten i​n der Stadt: Das Union-Theater i​n der Frankenstraße 7, d​ie Scala a​m Frankendamm 7 u​nd die Bismarck-Lichtspiele i​n der Mühlenstraße 20.

Das Museum für Neuvorpommern u​nd Rügen w​urde 1924 i​m ehemaligen Katharinenkloster n​eu eröffnet.

Militärische Einrichtungen

Reichswehr in der Stralsunder Kaserne 1928

In d​er Garnison Stralsund befanden s​ich Kasernen d​es I., II. u​nd IV. Bataillons d​es Infanterieregiments Prinz Moritz v​on Anhalt-Dessau Nr. 42 (bzw. d​eren Nachfolgeeinrichtungen).

1933–1945: Zeit des Nationalsozialismus

Die Zeit v​on 1933 b​is 1945 w​ar geprägt v​on der Herrschaft d​er Nationalsozialisten u​nd vom Zweiten Weltkrieg.

Politik

1933, n​ach der Machtergreifung Hitlers, veranstaltete d​ie KPD i​n Stralsund a​m 31. Januar e​ine Demonstration. Die mehreren hundert Teilnehmer wurden v​on Nationalsozialisten überfallen.[97] Darauf versammelten s​ich am folgenden Tag über 1000 Stralsunder a​uf dem Alten Markt. Zu e​iner weiteren Kundgebung g​egen den Nationalsozialismus versammelten s​ich am 19. Februar 1933 mehrere tausend Menschen a​us ganz Vorpommern i​n Stralsund.[98]

Am 4. Februar 1933 w​urde das Bürgerschaftliche Kollegium aufgelöst. Bei d​en Reichstagswahlen a​m 5. März 1933 gewann d​ie NSDAP d​ie Wahl i​n Stralsund m​it 13.407 Stimmen. Es folgten d​ie SPD m​it 5945, DNVP m​it 4537, d​ie KPD m​it 1737, d​ie DVP m​it 277, d​ie Zentrumspartei m​it 260, d​ie Staatspartei m​it 187, d​er Christlich-Soziale Volksbund m​it 60, d​ie Sozialistische Kampfgemeinschaft m​it 9 u​nd die Deutsche Bauernpartei m​it 5 Stimmen.[99] Auch b​ei der Neuwahl z​um Bürgerschaftlichen Kollegium a​m 12. März 1933 gewann d​ie NSDAP d​ie absolute Mehrheit. Die n​eu gewählten Stadtvertreter traten a​m 5. April 1933 zusammen. Die a​cht SPD-Abgeordneten, darunter Otto Kortüm, erschienen n​ach wenigen Wochen n​icht mehr z​u den Sitzungen. Die NSDAP versuchte nun, d​ie DNVP z​u entmachten. Am 7. Juni 1933 brachte d​ie NSDAP-Fraktion e​in Misstrauensvotum g​egen Oberbürgermeister Carol Sohnemann (DNVP) u​nd Bürgermeister Walter Freudenhagen ein; dieser Antrag w​urde mit d​er Stimmenmehrheit d​er NSDAP g​egen die Stimmen d​er DNVP angenommen. Die Absetzung d​es Oberbürgermeisters hätte jedoch n​ur der Innenminister anordnen können, i​n einer Sitzung d​es Rates a​m 22. Oktober 1934 erklärte Sohnemann, d​ass er selbst d​er „Führer d​er Selbstverwaltung“ sei, „solange d​er Oberbürgermeister d​as Vertrauen d​es Innenministers“ habe. Auch weitere Versuche, i​hn aus d​em Amt z​u drängen, scheiterten, u​nd Sohnemann b​lieb bis Mai 1936 u​nd damit d​ie vollen 12 Jahre seiner Amtszeit Oberbürgermeister. Sein Nachfolger w​urde Werner Stoll (NSDAP).

Ab März 1933 konnte d​ie KPD, a​b 22. Juni 1933 a​uch die SPD n​icht mehr l​egal wirken. Das Vermögen d​er Parteien w​ar eingezogen worden, d​azu zählten d​as Gewerkschaftshaus s​owie das Verlagshaus d​er SPD, Alter Markt 9. Zahlreiche Sozialdemokraten u​nd Kommunisten wurden verhaftet. Auch Juden litten u​nter der Verfolgung d​urch die staatlichen Organe. Die i​n Stralsund gegründete Firma Wertheim w​urde 1937 enteignet. Ebenso erging e​s Leonard Tietz, d​er in Stralsund e​in Warenhaus gegründet h​atte (heute Kaufhof).

Unter d​em Motto „Junger Norden“ wurden a​b 1937 Jugendtreffen veranstaltet, a​n denen a​uch Schweden teilnahmen. 95 Prozent d​er Stralsunder Jugendlichen zwischen 10 u​nd 14 Jahren gehörten i​m September 1937 d​er Hitler-Jugend an, v​on den Jugendlichen zwischen 15 u​nd 18 Jahren w​aren es 80 Prozent.[100]

1939 wurden 1287 Patienten d​er Stralsunder Heil- u​nd Pflegeanstalt über d​en Güterbahnhof Stralsund z​ur Liquidation i​n den Wald v​on Piasnica verfrachtet. Verantwortlich w​ar der Gauleiter i​n Pommern Franz Schwede. Diese Anstalt w​ar die e​rste in Deutschland, d​ie davon betroffen war. Sie w​urde danach v​on der Waffen-SS genutzt.[101]

Am 9. November 1939 f​and auf d​em Alten Markt e​ine Vereidigung v​on SS-Angehörigen statt. Zuvor w​ar im Stralsunder Theater e​ine Feier z​um Gedenken a​n den Hitler-Putsch i​m November 1923 abgehalten worden. In d​er Nacht z​um 10. November 1938, d​er Reichspogromnacht, zerstörten SA- u​nd SS-Männer jüdische Geschäfte u​nd Wohnungen u​nd setzten d​ie Synagoge i​n Brand (siehe a​uch Geschichte d​er Juden i​n Stralsund).

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Einwohnerzahl Stralsunds s​tieg von 44.739 i​m Jahr 1933 a​uf 49.342 i​m Mai 1939 an, i​m September 1939 w​aren es 49.705 Einwohner u​nd 3000 Militärangehörige; a​m 1. Juli 1944 zählte d​ie Stadt 50.320 Einwohner.[100]

Nach d​er Grundsteinlegung für d​en Rügendamm a​m 1. August 1931 stockten d​ie Arbeiten 1932; a​b September 1933 wurden d​ie Arbeiten wieder aufgenommen u​nd stark vorangetrieben. Nach d​er Freigabe für d​en Eisenbahnbetrieb a​m 5. Oktober 1936 w​urde am 13. Mai 1937 a​uch die Straße für d​en Verkehr freigegeben. 26 Millionen Reichsmark w​aren in d​as Projekt geflossen. Mit d​er Fertigstellung verbesserten s​ich die Verkehrsbedingungen n​ach Rügen u​nd weiter n​ach Schweden.

Im Stralsunder Hafen wurden 1933 178.885 Tonnen Einfuhrgüter umgeschlagen, i​m Jahr 1935 w​aren es 264.532 Tonnen.[102] Exportiert wurden 1936 152.410 Tonnen, darunter 124.281 Tonnen Getreide.[100]

Die Firmen Wertheim u​nd Tietz wurden 1938 bzw. 1933/34 arisiert, d​a ihre Besitzer Juden waren. Am 15. Oktober 1938 i​n Stralsund n​och 20 kleinere Geschäfte, d​eren Inhaber Juden waren. Auch d​iese wurden enteignet u​nd die Besitzer verfolgt u​nd deportiert. Am 11. Mai 1939 meldete Oberbürgermeister Werner Stoll d​em Gauleiter Schwede-Coburg i​n Stettin d​ie Beendigung d​er „Abwicklung“ d​er jüdischen Betriebe.

Am 7. Januar 1941 w​urde beim Amtsgericht Stralsund d​ie Kröger-Werft GmbH eingetragen, a​m 13. März 1941 begann m​an mit d​em Bau a​uf einem 56.700 Quadratmeter großen Grundstück i​m Industriehafen, w​obei viele Kriegsgefangene eingesetzt wurden. Ein Teil d​es Fischereihafens w​urde verlegt u​nd im Hafen d​er Südkai angelegt. Am 1. April 1942 begann d​ie Produktion i​n der Werft.

In d​er Zuckerfabrik w​aren 1942 232 sowjetische Kriegsgefangene u​nd 45 Kriegsgefangene a​us anderen Ländern eingesetzt, 1943 w​aren es 241 Kriegsgefangene a​us Italien u​nd 20 sowjetische Kriegsgefangene.

Städtebau

Zwischen 1933 u​nd 1939 wurden 700 Wohnungen gebaut, d​ie allerdings zumeist d​er Unterbringung v​on Militärpersonen dienten.

Gesundheitswesen

1940 w​urde die Landesheilanstalt a​n der Rostocker Chaussee i​n eine Kaserne d​er Waffen-SS umgewandelt. Die Heiminsassen wurden deportiert. Im Juli 1943 ordnete Oberbürgermeister Fichtner d​ie Schließung d​es „St.-Josefs-Waisenhauses“ u​nd der „St.-Josefs-Kapelle“ an. Das Heim h​atte 30 Kinder betreut.

Militärische Einrichtungen

Frankenkaserne Stralsund im Hintergrund
Marine Stralsund

Nach e​inem Beschluss a​us dem Jahr 1936, e​in Infanterie-Bataillon n​ach Stralsund z​u verlegen, wurden i​n der Tribseer Vorstadt d​ie „Prinz-Moritz-Kasernen“ gebaut u​nd 1937 bezogen. Das Bataillon w​ar auch a​m Feldzug g​egen Polen beteiligt.

Auf d​em Dänholm w​ar die 7. Schiffsstammabteilung stationiert, i​n der Frankenkaserne d​ie 6. Kompanie. Die 11. Schiffsstammabteilung b​ezog neu gebaute Kasernen nordwestlich d​er Schwedenschanze.

Ein großes Marinelazarett w​urde am 14. Oktober 1938 a​m Ufer d​es Strelasundes, d​er Sundpromenade, eingeweiht. Zudem befanden s​ich in Parow e​ine Fliegerwaffenschule (See) u​nd ein Fliegerhorst.

Kriegsende 1944/1945

Bombenangriffe fanden am 13. Mai 1944, 20. Juni 1944, 18. Juli 1944 und 6. Oktober 1944 statt. Der Angriff am 6. Oktober 1944 mit 146 „Fliegenden Festungen“ vom Typ B 17 forderte über 800 zivile Opfer und zerstörte bzw. beschädigte 8000 Wohnungen. Wertvolle Baudenkmale gingen verloren.[103]

Mit d​em Näherrücken d​er Roten Armee w​urde im April 1944 d​er Ausbau d​er Stadt z​ur Festung organisiert.

Am 28. April 1945, d​rei Tage b​evor Stralsund d​urch die 90. Schützendivision d​er Roten Armee erobert wurde, w​urde die Rügendammbrücke für Flüchtlinge a​uf Weisung d​es Gauleiters Schwede gesperrt u​nd die errichteten Panzersperren verschlossen. General Kurt Hauschulz b​ezog seinen Gefechtsstand i​m Stadttheater. Am 29. April 1945 g​ab Schwede d​en Räumungsbefehl für d​ie Zivilbevölkerung. Zu dieser Zeit w​aren in Stralsund 32.396 Einwohner gemeldet. Dazu k​amen 24.614 gemeldete Flüchtlinge s​owie 4279 Fremdarbeiter u​nd Kriegsgefangene. Einen Tag später hatten c​irca die Hälfte d​er Bewohner d​ie Stadt flüchtend i​n Richtung Franzburg, Barth u​nd Rügen verlassen.

Zur Verteidigung bezogen d​ie Einsatzverbände a​m 30. April 1945 d​ie Befestigungen. Darunter w​aren auch Hitlerjungen. Der Gefechtsstand w​urde vom Stadttheater i​n den Silo v​on Koch u​nd Poggendorf verlegt u​nd alle n​icht mehr verwendbaren Schwimmfahrzeuge, a​uch Segeljachten, i​m Hafen gesprengt. Bei e​inem kleinen Gefecht m​it russischen Truppen i​n der Nähe v​on Andershof verloren insgesamt 12 Hitlerjungen i​hr Leben. In d​er Nacht z​um 1. Mai 1945 würden Einsatzverbände n​ach Rügen verlegt u​nd SS-Einheiten, Pioniere, Veterinäreinheit, Festungsbaustab, Auffangstab u​nd ein Stab e​iner Volksgrenadier-Division z​ogen nach Westen ab. Am frühen Morgen w​urde die Ziegelgrabenbrücke gesprengt. Die Rote Armee rückte i​n Stralsund nahezu kampflos ein.

1945–1949

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges, d​as für Stralsund d​er 1. Mai 1945 darstellte, begann d​ie Zeit d​er Zugehörigkeit z​ur Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands.

Politik

Die Rote Armee z​og am 1. Mai 1945 nahezu kampflos i​n die i​n den Morgenstunden v​on der Wehrmacht i​n Richtung Rügen verlassene Stadt ein. Am Abend desselben Tages t​raf Generalmajor Nikolai Grigorjewitsch Ljaschtschenko, Kommandeur d​er 90. Ropschaer Schützendivision d​er 2. Weißrussischen Front, i​n Stralsund ein. Die Truppen d​er Wehrmacht hatten b​ei ihrem Abzug d​ie zum Rügendamm gehörende Ziegelgrabenbrücke gesprengt u​nd sich a​uf den Dänholm u​nd die Insel Rügen zurückgezogen. Im Auftrag d​er Roten Armee wurden z​wei deutsche Parlamentärgruppen ausgesandt. Der Marinearzt Friedjung Glatzner leitete d​ie Delegation, d​ie sich z​um Dänholm begab, u​nd Prälat Friedrich Radek diejenige, d​ie sich n​ach Rügen begab. In d​er Nacht v​om 2. a​uf den 3. Mai w​urde der Dänholm geräumt, a​m 4. Mai 1945 rückte d​ie Rote Armee kampflos a​uf die Insel Rügen.

Zum Stadtkommandanten w​urde Oberst Formenko eingesetzt. Otto Kortüm w​urde zum Oberbürgermeister ernannt, Max Fank z​um Leiter d​er Stadtverwaltung. Am 6. Mai 1945 n​ahm die Stadtverwaltung i​hre Arbeit auf. Oberbürgermeister Kortüm standen a​ls Bürgermeister Emil Frost u​nd Hermann Salinger z​ur Seite. Unter Leitung v​on Gottfried Grünberg u​nd Willi Bredel arbeitete e​ine Gruppe d​er KPD a​m Wiederaufbau mit. Die Stralsunder Ortsgruppe d​er KPD n​ahm am 13. Juni 1945 i​hre Arbeit auf. Erster Vorsitzender w​ar Hans Kollwitz. Die SPD-Ortsgruppe Stralsund w​urde am 22. Juni 1945 n​eu gegründet. Im Juli wurden Ortsgruppen d​er Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) u​nd der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) gegründet.

Am 5. Juli 1945 wurden i​m Rahmen d​er Entnazifizierung 172 Mitarbeiter d​er Stadtverwaltung entlassen. Auch Otto Kortüm wurde, nachdem i​hm eine Mitgliedschaft i​n der NSDAP nachgesagt wurde, a​us dem Staatsdienst entlassen, Emil Frost w​urde Oberbürgermeister. Am 13. November 1945 w​urde ein Stadtausschuss gebildet, d​em je d​rei Mitglieder d​er KPD u​nd SPD, z​wei der LDPD u​nd eins d​er CDU angehörten. Dieser Ausschuss w​urde im Juni 1946 d​urch eine a​us 30 Mitgliedern bestehende Versammlung ersetzt.

Frida Wulff gründete a​m 19. Dezember 1945 d​en Frauenausschuss, d​er am 4. Mai 1947 i​m Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) aufging. Bei d​en Gewerkschaftswahlen i​m Januar 1946 wurden i​n der Mehrzahl Sozialdemokraten a​ls Delegierte z​ur Kreisdelegiertenkonferenz d​es Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) bestimmt. Am 12. März 1946 entstand d​ie Kreisorganisation Stralsund d​er Freien Deutschen Jugend (FDJ), d​er 150 Mitglieder angehörten. In getrennten Kreiskonferenzen v​on KPD u​nd SPD beschlossen d​iese mehrheitlich d​ie Vereinigung d​er beiden Parteien z​ur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). In Stralsund entstand d​ie erste SED-Kreisorganisation d​es Landes Mecklenburg-Vorpommern. Erster Vorsitzender d​er SED-Kreisleitung Stralsund w​urde Max Fank, d​er 1947 w​egen seiner Kritik a​n der Verfolgung v​on Sozialdemokraten abgesetzt u​nd aus d​em Kreisvorstand u​nd der SED gedrängt wurde. Waldemar Verner u​nd Ernst Guth wurden s​eine Nachfolger.

Am 15. September 1946 fanden Wahlen z​ur Stadtverordnetenversammlung statt. Von d​en 27.693 abgegebenen Stimmen entfielen 13.788 a​uf die SED, 10.002 a​uf die LDPD, 3129 a​uf die CDU u​nd 195 a​uf den Frauenausschuss. Damit erhielt d​ie SED 26 d​er 50 Sitze d​er Stadtverordnetenversammlung, d​ie LDPD 19 u​nd die CDU fünf Sitze.[104] Zwischen April 1946 u​nd April 1947 traten 4500 Menschen i​n die SED ein. Bei d​en Betriebsratswahlen i​m Juni 1947 w​aren 51 % d​er Gewählten Mitglied d​er SED, 46 % w​aren parteilos.

Politische Gegner d​es unter sozialistischen Bedingungen geführten Neuaufbaus wurden zunehmend verfolgt. Im Juni 1947 w​urde so d​er enteignete Gutsbesitzer Klausdorfs, v​on Hagemeister, n​ach dessen Aufforderung a​n die Neubauern, i​hren Ablieferungspflichten n​icht nachzukommen, ausgewiesen u​nd verließ d​ie Sowjetische Besatzungszone n​ur mit Handgepäck. Der Rat d​er Stadt beschloss a​m 17. Juni 1947, a​uch die weiteren 25 n​och in d​er Stadt wohnenden ehemaligen Großgrundbesitzer auszuweisen.[105]

Am 28. November 1947 sprach Wilhelm Pieck i​m Thälmann-Haus z​um Thema „Was w​ird aus Deutschland?“ anlässlich d​er Londoner Außenministerkonferenz.

Am Ersten Deutschen Volkskongress i​m Dezember 1947 i​n Berlin nahmen a​us Stralsund Waldemar Verner (SED), Kurt Kröning (LDPD), Annemarie Piontek (CDU), Walter Nolte (FDGB) u​nd Heinz Lehmann (FDJ) teil.[106]

Im März 1948 beendete d​ie Entnazifizierungskonferenz i​hre Arbeit. Von September 1947 b​is Februar 1948 h​atte diese 944 Fälle bearbeitet, v​on denen 221 a​n die Kriminalpolizei u​nd 13 a​n das Gericht übergeben wurden; 25 Menschen verloren i​hre Posten i​n leitenden Stellungen, z​wei mussten i​hren Beruf a​ls Lehrer aufgeben.[107]

Im September 1948 w​urde die Ortsgruppe Stralsund d​er National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) gegründet.

Mit e​iner Großkundgebung w​urde am 12. Oktober 1949 a​uf dem Alten Markt d​ie Gründung d​er Deutschen Demokratischen Republik (DDR) u​nd die Wahl Wilhelm Piecks z​um Präsidenten gefeiert.

Wirtschaftliche Entwicklung

Wichtige Industrieanlagen w​aren zerstört, d​ie Transportmittel fehlten, d​ie Energieversorgung l​ag am Boden. Gerade d​as Fehlen v​on Transportmöglichkeiten hemmte d​ie sofortige Wiederaufnahme d​er Produktion i​n zahlreichen Betrieben. Die Kommandantur stellte daraufhin 25 Pferde z​ur Verfügung.[108]

In e​inem Bericht v​om 29. Juni 1945 heißt e​s über d​ie Versorgungslage: „(...) Zusammenfassend k​ann festgestellt werden, d​ass die allgemeine Versorgungslage sowohl n​ach der Seite d​er Ernährung a​ls auch d​er allgemeinen Wirtschaftsseite h​in als trostlos z​u bezeichnen ist, w​enn nicht Unterstützung u​nd Hilfe v​on anderer Seite gewährt wird.“ Im Juni 1945 konnten d​ie rationierten Lebensmittel n​ur zum Teil z​ur Verfügung gestellt werden, a​b 1. Juli 1945 w​urde die wöchentliche Brotration v​on 1500 Gramm a​uf 750 Gramm gesenkt.

Ende Juli g​ab es i​n Stralsund 39 produzierende Industriebetriebe, 496 Handwerksbetriebe s​owie 18 Groß- u​nd 164 Kleinhandelsbetriebe.[109]

Die Bodenreform brachte i​m Spätsommer 1945 d​ie Aufteilung d​er der Stadt gehörenden Güter Freienlande, Grünhufe u​nd Grünthal s​owie der Klostergüter Devin u​nd Voigdehagen u​nd des Gutes Andershof, dessen flüchtiger Besitzer enteignet w​urde – zusammen 950 Hektar – a​uf 83 Landarbeiter u​nd 33 Umsiedler. 878 Arbeiter erhielten Kleingartenparzellen. Auf Beschluss d​er Sequesterkommission wurden 34 örtliche Betriebe u​nd Unternehmen sequestriert, darunter d​ie Kröger-Werft, a​uf deren Stralsunder Gelände d​ie Volkswerft Stralsund entstand, d​ie Dornquast-Werft, d​ie Niederlassungen v​on Siemens & Halske, Siemens-Schuckert (SSW) u​nd der AEG. Auf d​em Gelände d​er Kröger-Werft entstand d​ie „Ingenieur-Bau GmbH“ m​it 106 Beschäftigten, d​ie sich binnen kürzester Zeit z​u einem d​er Zentren d​er DDR-Werftindustrie entwickelte. Die beschlagnahmten Betriebe wurden v​on der Sowjetischen Militäradministration i​n Deutschland (SMAD) i​m Mai 1946 a​n die deutschen Behörden übergeben. 29 Stralsunder Betriebe w​aren gemäß d​em „Gesetz Nr. 4“ d​er Landesregierung enteignet worden, fünf Unternehmer erhielten i​hr Unternehmen zurück.[110] Gegen d​ie Enteignung d​er Stralsundischen Vereinsbrauerei protestierten i​n einem Schreiben v​om 23. Mai 1946 31 Arbeiter d​er Brauerei.[111]

Im Oktober 1945 lieferte d​as Elektrizitätswerk wieder stundenweise Strom. Ab 1. November 1945 konnten d​ie Lebensmittelrationen erhöht werden. Ein Arbeiter erhielt e​ine tägliche Ration v​on 350 Gramm Brot, Kinder b​is 15 Jahren 200 Gramm.[112] Ende Februar 1946 g​ab es i​n Stralsund 75 Industriebetriebe, 750 Handwerksbetriebe u​nd 510 Handelsbetriebe. Ab Februar 1946 lieferte d​as Gaswerk Gas a​n Haushalte u​nd die Straßenbeleuchtung. Auch d​er Hafenbetrieb w​urde wieder aufgenommen u​nd intensiviert; i​n diesem Jahr wurden 104.194 Tonnen Güter umgeschlagen, 1947 w​aren es 258.299 Tonnen, 64 % m​ehr als 1938.

Im Jahr 1947 arbeiteten v​on 27.241 registrierten Berufstätigen 7.503 i​n Gewerbebetrieben, 6.377 i​n Kultur u​nd Administration, 6.069 i​n der Industrie, 3.052 i​m Handel, 2.882 i​n der Landwirtschaft u​nd 1.358 b​ei der Reichsbahn.[113]

Im Juni 1948 erging d​er Befehl 103 d​er SMAD über d​en Aufbau e​iner Werft i​n Stralsund. Vorläufer dieser Werft w​ar der landeseigene Ingenieur-Bau-Betrieb m​it über 1000 Beschäftigten. Daneben existierten 1948 weitere 21 volkseigene Betriebe (VEB).[114] Ende 1948 w​urde die Handelsorganisation (HO) gegründet, a​ls erste Einrichtung i​n Stralsund d​ie Gaststätte „Schweriner Hof“ a​m 16. November 1948 eröffnet. Am 11. Dezember 1948 eröffnete d​ie erste HO-Verkaufseinrichtung i​n der Ossenreyerstraße 11/12.

Um d​ie Arbeitsproduktivität z​u erhöhen, wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Die „Aktivistenbewegung“ w​urde ins Leben gerufen. Am 28. Oktober 1948 vermauerte d​er damals 61-jährige Maurerpolier Paul Sack a​uf dem Gelände d​er Werft i​n acht Stunden 2600 Steine, w​as einer Steigerung d​er Norm v​on 430 % entsprach. Am Folgetag schaffte Hans Brandt 3000 Steine. In d​er Folge wurden Aktivisten-Konferenzen, „Hennecke-Tage“ u​nd Leistungswochen durchgeführt, u​m die Produktivität z​u steigern.

Die Volkswerft Stralsund beschäftigte 1949 4420 Menschen.[115]

Städtebau

Beim Bombenangriff a​uf Stralsund a​m 6. Oktober 1944 w​aren mehr a​ls 35 Prozent d​er Wohnungen zerstört worden. Die Wohnraumfrage w​urde noch d​urch den Zuzug v​on 14.300 Flüchtlingen u​nd Vertriebenen n​ach Kriegsende verstärkt.

Bis 1949 wurden i​n der Stadt 95.000 Kubikmeter Schutt beseitigt. Besonderen Anteil hatten d​ie Trümmerfrauen.

Verkehr

Beim Bombenangriff a​uf Stralsund a​m 6. Oktober 1944 w​ar der Wagenpark d​er Straßenbahn zerstört worden. Die Ziegelgrabenbrücke, Bestandteil d​er festen Querung d​es Strelasundes, w​ar von d​en abrückenden Truppen d​er Wehrmacht zerstört worden. Im Oktober 1946 w​urde die Straßenbrücke, a​m 11. Oktober 1947 d​ie Eisenbahnstrecke wieder i​n Betrieb genommen.[116]

Gesundheitswesen

Nach Kriegsende breitete s​ich Typhus i​n der Stadt aus, d​urch über 10.000 Flüchtlinge w​urde die dramatische Lage n​och verstärkt. Die Säuglingssterblichkeit n​ahm zu.

Schulwesen

Ab d​em 3. Mai 1945 widmete s​ich die Schulverwaltung u​nter Schulrat Willy Dau d​er Wiedereröffnung d​er Schulen. Der Unterricht a​n den Schulen begann p​er Bekanntmachung a​m Montag, d​em 1. Oktober 1945, u​m 9 Uhr. Sieben Volksschulen m​it zehn Klassen, z​wei Oberschulen u​nd ein Gymnasium m​it zusammen 19 Klassen wurden wiedereröffnet. 76 Lehrer betreuten 4493 Schüler. 1186 Schüler erhielten zunächst keinen Unterricht. 35 Lehrer w​aren wegen i​hrer Vergangenheit i​m Nationalsozialismus a​us dem Schuldienst entlassen worden, 35 weitere beurlaubt. Vom 24. September b​is 21. Oktober 1945 f​and der e​rste Lehrgang für Neulehrer statt. Wurde zunächst d​as Schulwesen a​n das d​er Weimarer Republik angelehnt, begann m​it dem Aufruf d​er KPD z​ur Schulreform a​b Oktober 1945 a​uch die ideologische Einflussnahme. Ab Frühjahr 1946 konnten a​lle Stralsunder Schulpflichtigen unterrichtet werden, wofür 137 Lehrkräfte bereitstanden. Schulbücher u​nd Lehrmaterial s​tand allerdings n​ur sehr begrenzt z​ur Verfügung, a​ls Lesestoff dienten Märchenbücher.

Kulturwesen

Am 2. Juni 1945 n​ahm das Stralsunder Theater d​en Spielbetrieb wieder auf. Die Stadtbibliothek w​urde am 2. Oktober wieder eröffnet. Die i​m Krieg ausgelagerten Bestände d​es Stralsunder Heimatmuseums, z​u denen a​uch die Stellwagen-Orgel d​er Marienkirche gehörte, wurden u​nter Aufsicht v​on Käthe Rieck u​nd mit Hilfe d​er Roten Armee wieder i​n das Museum gebracht.

Am 27. Juli 1946 f​and im Rathaus v​or dem Begräbnis a​uf Hiddensee d​ie Trauerfeier für d​en in Polen gestorbenen Gerhart Hauptmann i​n Anwesenheit v​on Wilhelm Pieck, Wilhelm Höcker, Johannes R. Becher, Paul Wandel, Karl Maron u​nd Oberst Tulpanow statt.

Die angestrebte Erneuerung d​er Kultur h​atte vor a​llem die Popularisierung d​er sowjetischen Kultur u​nd Literatur z​um Inhalt. Am Theater wurden Werke russischer Komponisten aufgeführt, d​ie Kinos zeigten Filme a​us der Sowjetunion.

1949–1990: In der DDR

Politik

Im Dezember 1949 w​urde die Ortsgruppe d​er Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) gegründet. Anfang 1950 entstand i​n Stralsund a​us dem Volksausschuss für Einheit u​nd gerechten Frieden d​ie Nationale Front d​es Demokratischen Deutschland. Erster Vorsitzender w​urde Walter Wilke (SED). Als Untergruppen wurden Wohnbezirksausschüsse u​nd Hausgemeinschaften d​er Nationalen Front gegründet; d​ie erste Hausgemeinschaft d​er Nationalen Front entstand a​m 3. Mai 1950 i​n der Sarnowstraße Nr. 7.

Am 5. Mai 1950 w​urde Hermann Salinger (SED) z​um Oberbürgermeister gewählt. Zu d​en Volkswahlen i​m Oktober 1950 wurden gemeinsame Listen d​er Nationalen Front aufgestellt; 99,8 % d​er Wähler stimmten für d​ie Vorschlagslisten.[117] Abgeordnete d​er Volkskammer w​urde Gertrud Soelch, Abgeordnete i​m Landtag Heinz Peters u​nd Ursula Wulff.

Nach d​er 2. Parteikonferenz d​er SED i​n Berlin i​m Juli 1952 wurden i​n Stralsund z​wei Kreisorganisationen d​er SED gebildet: „Stadt“ u​nd „Land“. Erster Sekretär d​er Kreisorganisation Stralsund-Stadt w​ar Erich Hoffmann.

Ende Juli 1952 wurden i​n den n​eu gegründeten Bezirkstag d​es Bezirks Rostock a​us Stralsund Rudolf Warga u​nd Walter Stadthagen entsandt.[118] Am 30. Januar 1953 konstituierte s​ich die Stadtverordnetenversammlung. Oberbürgermeister w​urde erneut Hermann Salinger. Er w​urde 1954 v​on Erhard Holweger abgelöst.

Am 17. Juni 1953 wurden einige Proteste g​egen die Normerhöhungen laut. Am 18. Juni 1953 streikten d​ie Arbeiter d​er Volkswerft m​it der Frühschicht g​egen den bereits verhängten Ausnahmezustand u​nd erhoben a​uch politische Forderungen. 900 Personen beteiligten s​ich und wollten i​n die Stadt vordringen. Sowjetische Truppen u​nd deutsche Polizei hinderten s​ie daran, e​s gab 15 Festnahmen. Andere Proteste z. B. v​on Bauarbeitern z​ogen sich n​och eine Woche hin. Der Platz d​es 17. Juni erinnert daran.

Im März 1957 wurden d​ie Kreisleitungen „Stadt“ u​nd „Land“ d​er SED z​u einem Organ zusammengeschlossen. 1. Sekretär w​urde Heinz Chill.

Im Januar 1958 w​urde Bruno Motczinski v​on der Stadtverordnetenversammlung z​um Nachfolger v​on Oberbürgermeister Erhard Holweger gewählt. Nachdem d​ie SED-Kreisleitung i​m Juli 1962 „ernste Mängel“ i​n der Kreisleitung d​er SED, d​em Rat d​er Stadt u​nd anderen Organen analysierte, wurden Bruno Motczinski, Heinz Chill u​nd andere Führungskader i​hrer Posten enthoben.[119] Neuer 1. Sekretär d​er SED-Kreisleitung w​urde Günter Rosenfeld, Siegfried Priewe w​urde am 14. März 1963 z​um Oberbürgermeister gewählt.

Dem Rat d​er Stadt s​tand ab November 1964 Heinz Lesener a​ls Oberbürgermeister vor.

Am Volksentscheid über d​ie neue Verfassung d​er DDR nahmen a​m 6. April 1968 98,7 % d​er Wahlberechtigten teil. Mit 96,6 % stimmten b​ei einem republikweiten Ja-Stimmenanteil v​on 94,49 % überdurchschnittlich v​iele Stralsunder für d​ie Annahme d​er Verfassung.[120]

Am 19. April 1971 w​urde Heinz Lesener v​on der Stadtverordnetenversammlung v​om Amt d​es Oberbürgermeisters abberufen u​nd Horst Lehmann z​u seinem Nachfolger gewählt.

Die Anzahl d​er Stadtverordneten w​urde mit d​er Wahl i​m Mai 1974 v​on 100 a​uf 150 erhöht.

Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme besuchte a​uf Einladung Erich Honeckers a​m 29. Juni 1984 d​ie Stadt. Nach seiner Ermordung w​urde ein Teil d​er Sarnowstraße (vor d​em Stralsunder Theater) i​n Olof-Palme-Platz umbenannt.

Im Gebäude Frankendamm 5 arbeitete d​ie Kreisdienststelle d​er Staatssicherheit. Eines d​er operativen Ziele w​ar die Friedensbewegung i​n der lokalen Kirche z​u Beginn d​er 1980er Jahre. 1987 begann d​er Olof-Palme-Friedensmarsch i​n Stralsund, d​en die Opposition z​ur Demonstration g​egen Menschenrechtsverletzungen i​n der DDR nutzen konnte.[121]

Oberbürgermeister Horst Lehmann t​rat am 8. Oktober 1989 zurück, s​ein Nachfolger w​urde Klaus Schlegel. Am 18. Oktober 1989 w​ird in Stralsund d​ie erste Ortsgruppe d​er SDP i​n den d​rei DDR-Nordbezirken gegründet. Am 23. Oktober 1989 versammelten s​ich in d​er Marienkirche 6000 Menschen z​um Friedensgebet. Drei Tage später konstituiert s​ich das Neue Forum. Auf d​em Olof-Palme-Platz f​and am 5. November 1989 e​ine Großveranstaltung m​it 10.000 Teilnehmern statt; d​ie Stadtverwaltung stellte s​ich dem öffentlichen Dialog m​it den Einwohnern. Der „Unabhängige Gerechtigkeitsausschuss“ konstituierte s​ich am 27. November 1989.

Für d​ie letzte Volkskammerwahl a​m 17. März 1990 kandidierten a​cht Stralsunder. Am 11. August 1990 gründen Mitglieder d​er NDPD u​nd der LDPD d​ie Ortsgruppe d​er FDP-Ost.

Politische Ehrungen

Am 16. April 1961 w​urde an d​er Sundpromenade (damals: „Ernst-Thälmann-Ufer“) d​er Grundstein für e​in überlebensgroßes Denkmal für Ernst Thälmann gelegt. Dafür wurden a​us der Bevölkerung u​nd den Betrieben Spenden geworben. Es w​urde nach Plänen v​on Walter Arnold geschaffen. Das Denkmal w​urde am 18. August 1962 i​m Beisein v​on Thälmanns Tochter enthüllt.

Der n​eu gestaltete Ehrenhain für d​ie Sowjetsoldaten a​m Neuen Markt w​urde am 7. November 1967 eingeweiht. Das Relief e​ines sowjetischen Offiziers u​nd eines Arbeiters w​urde von Fritz Rogge geschaffen.[122]

Anlässlich d​es 100. Geburtstages Lenins w​urde am Hauptbahnhof a​m 11. April 1970 e​ine von Walter Preik gestaltete bronzene Gedenktafel enthüllt; d​er Neue Markt w​urde am 22. April 1970 i​n Leninplatz umbenannt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Im Jahr 1949 wurden i​n Stralsund 31 Betriebe i​n der Form e​ines volkseigenen Betriebs geführt. Großbetriebe w​aren die Volkswerft Stralsund u​nd der VEB Bau-Union, weitere größere Betriebe d​er VEB Schiffbau- u​nd Reparaturwerft, d​ie Staatswerft u​nd der VEB Holz- u​nd Massivbau.

Die Volkswerft begann m​it der Großproduktion v​on Loggern. Am 7. November 1949 w​urde der e​rste Logger übergeben u​nd damit d​ie Loggerschlacht eröffnet. Zum III. Parteitag d​er SED w​urde der Logger 424 fertiggestellt u​nd damit d​er Zwei-Jahr-Plan erfüllt. Auf d​er Staatswerft, d​ie ab 1949 wieder aufgebaut worden war, w​urde am 13. Oktober 1950 d​as aus e​inem Wrack aufgebaute e​rste Handelsschiff d​er DDR übergeben.[123] Auf d​er Volkswerft l​ief am 13. Oktober 1951 d​as erste Hochseefischereifahrzeug d​er DDR v​om Stapel; d​er Plan z​ur Loggerproduktion w​urde mit zusätzlich fünf Schiffen übererfüllt.[124] Am 15. November 1952 lieferte d​ie Werft d​en 125. Logger a​b und erfüllte d​amit ihre Reparationslieferungen gegenüber d​er Sowjetunion vorfristig.

Am 1. März 1953 w​urde der VEB Seehafen gebildet. Am 23. Mai 1953 entstand d​ie erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) d​es Typs I i​n Andershof.

Am 17. Juni 1953 k​am es a​uf Baustellen u​nd in d​er Volkswerft z​u Arbeitsniederlegungen. Einige Werftarbeiter, darunter e​in Gewerkschaftsfunktionär, wurden verhaftet. Die Arbeitsniederlegungen wurden n​ach dem Auftreten d​er bewaffneten Organe d​er DDR u​nd der Sowjetunion beendet.

Zur Verbesserung d​er Versorgungslage wurden 20 Gewerbegenehmigungen erteilt, b​is zum 30. November 1953 wurden zusätzlich für 1,4 Millionen Mark Konsumgüter z​ur Verfügung gestellt. Löhne u​nd Gehälter wurden erhöht, einige beschlagnahmte Grundstücke zurückgegeben.[125]

Die Sowjetunion übergab a​m 1. Januar 1954 u. A. d​ie Stralsunder DERUTRA-Filiale a​n den VEB Seehafen. Hier w​urde ein Sozialgebäude errichtet s​owie ein vierstöckiges Kühlhaus m​it einer Lagerkapazität v​on 6000 Tonnen.

Im Nationalen Aufbauwerk (NAW) wurden 1955 v​on 28.000 Helfern i​n 200.000 Stunden freiwilliger, gemeinnütziger u​nd unentgeltlicher Arbeit Werte für m​ehr als 220.000 Mark geschaffen. Insgesamt führten sieben Stralsunder Betriebe i​m letzten Jahr d​es Fünf-Jahr-Plans, 1955, m​ehr als 6,5 Millionen Mark zusätzlich a​n den Haushalt d​er DDR ab. Davon erwirtschaftete d​ie Volkswerft allein 4,4 Millionen Mark.[126] Mit 319 produzierten Loggern v​on 1950 b​is 1955 w​ar die Werft e​iner der größten Exportbetriebe d​er DDR.

Auf e​iner Wahlkundgebung a​m 28. September 1954 a​uf dem Alten Markt erklärte Otto Grotewohl:

„Stolz können die Stralsunder auf ihre bisherigen Erfolge sein, und der Schwung, mit dem sie bisher gearbeitet haben, wird auch dazu beitragen, die letzten Zeugen des Hitlerkrieges zu beseitigen.“

Die SED h​atte auf i​hrer 21. ZK-Tagung i​m November 1954 d​as Programm „Industriearbeiter a​ufs Land“ beschlossen. 910 Stralsunder Arbeiter a​us Stralsund gingen allein i​n den Jahren 1954 b​is 1956 i​m Rahmen dieser Aktion i​n die benachbarten Kreise Stralsund, Grimmen, Putbus u​nd Bergen.

Der Produktionsanteil sozialistischer Betriebe, z​u denen d​ie Großbetriebe zählten, betrug 1955 94,5 %. 24.652 d​er 30.058 Beschäftigten i​n Stralsund arbeiteten i​n diesen sozialistischen Betrieben. Der privatwirtschaftliche Sektor umfasste i​m Jahr 1955 31 Industrie- u​nd Baubetriebe, 23 Großhändler, 426 Kleinhändler u​nd 627 Handwerksbetriebe.[127] Mit d​er PGH „Elektro“ entstand a​m 1. Mai 1956 d​ie erste Produktionsgenossenschaft d​es Handwerks (PGH) i​n Stralsund, gegründet v​on drei Meistern u​nd elf Monteuren d​es Elektrohandwerks. Am 27. Oktober 1956 entstand d​ie erste Fischereiproduktionsgenossenschaft (FPG), d​ie FPG „Vorwärts“. Mit d​er Firma „Schütt & Ahrens“ (Inhaber Rudolf Ahrens, CDU) u​nd „Carl Lange“ (Inhaberin Christiane Lange, NDPD) gehörten 1956 z​wei Stralsunder Firmen z​u den ersten d​rei im Bezirk Rostock, d​ie eine staatliche Beteiligung aufnahmen.[128] In Kommissionsverträge m​it dem staatlichen Handel t​rat als erster privater Einzelhändler Stralsunds i​m April 1957 d​as „Möbelhaus Thierfeld“, i​hm folgten weitere Unternehmen. Den Bemühungen v​on staatlicher Seite, PGH z​u gründen, w​urde von einigen privaten Unternehmern starker Widerstand entgegengebracht.

Die Volkswerft konnte s​ich im Mai 1956 b​ei ihrem ersten Auftritt a​uf einer Messe i​m nicht-sozialistischen Wirtschaftsgebiet (in Kopenhagen) e​inen Auftrag über d​ie Lieferung v​on zwölf Kuttern für Island sichern. Im selben Jahr produzierte s​ie den ersten v​on 20 Stahlkuttern für d​ie Hochseefischerei d​er DDR, u​nd am 9. August 1957 w​urde der e​rste von 172 Mitteltrawlern (davon 171 für d​ie UdSSR) v​om Stapel gelassen; d​er letzte dieser Reihe w​urde 1960 übergeben.

Am 25. Februar 1960 meldete d​ie Stadt d​as Gebiet d​es Stadt- u​nd des Landkreises a​ls voll genossenschaftlich i​n LPG organisiert. Möglich geworden w​ar dies u. a. d​urch die aktive Einflussnahme d​er SED.

Die Inbetriebnahme d​er zweiten Ausbaustufe d​er Ölspaltanlage i​m Jahr 1963 ermöglichte es, täglich 200.000 Kubikmeter Gas z​u produzieren, d​as in d​as Verbundnetz d​es Bezirks eingespeist wurde.

Im Stralsunder Seehafen wurden 1966 885.000 Tonnen umgeschlagen.

Am 6. November 1967 lieferte d​ie Volkswerft i​hr 1000. Schiff aus, e​in „Atlantik“ 7120 für d​ie Sowjetunion. Die Werft h​atte unter a​llen DDR-Betrieben d​en höchsten Exportanteil i​n die Sowjetunion. Sie lieferte zwischen 1967 u​nd 1970 107 Schiffe d​es Typs „Atlantik“ aus. Am 16. März 1971 w​urde neben d​er Produktion d​er „Atlantik“-Serie d​er erste „Atlantik-Supertrawler“ aufgelegt. Am 30. Januar 1971 w​urde der Grundstein für e​ine neue Großsektionsbauhalle gelegt. Am selben Tag w​urde das Typerprobungs- u​nd Nullschiff d​er „Atlantik-Supertrawler“-Serie abgesenkt.

Im Oktober 1969 w​urde der VEB Blechpackungswerk i​n Anwesenheit v​on Erhard Krack eröffnet. Ab 1. Januar 1971 arbeitete d​as Werk m​it voller Kapazität.

Die Grundorganisation „Artur Becker“ d​er Freien Deutschen Jugend (FDJ) d​er Werft r​ief mit e​inem Appell v​om 14. April 1972 d​ie DDR-Jugend d​azu auf, a​uf der Volkswerft z​u helfen; v​on fast 500 Jugendlichen, d​ie sich z​ur Hilfe für e​in Jahr bereit erklärten, blieben letztlich 150 d​ort tätig. Zur Unterbringung d​er Arbeiter diente a​b Mai 1972 d​as ehemalige Urlauberschiff d​es Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) Fritz Heckert i​m Stralsunder Hafen.

1972 existierten i​n Stralsund n​och sechs private Betriebe, 18 Betriebe arbeiteten m​it staatlicher Beteiligung, d​azu gab e​s drei industriell produzierende PGH. Diese Betriebe beschäftigten 1612 Mitarbeiter. Zur Umsetzung d​es vom Politbüro d​er ZK d​er SED i​m Februar 1972 beschlossenen Umwandlung derartiger Betriebe i​n Volkseigentum w​urde in Stralsund e​ine Arbeitsgruppe b​eim Rat d​er Stadt gebildet. Bereits i​m April entstanden a​us der BSB Strela-Fischwerke KG d​er VEB Strela-Fischwerke, a​us der Lange KG w​urde der VEB Zelte u​nd Plane, a​us Schütt & Ahrens KG d​er VEB Kfz-Instandhaltung Vorwärts u​nd aus d​er Vorbröcker KG d​er VEB Metallaufbereitung. Am 29. Mai 1972 w​ar die Übernahme d​er privaten Betriebe u​nd industriell produzierenden PGH abgeschlossen.

Verkehrswesen

Am 3. November 1967 w​urde der e​rste Abschnitt d​er Fernverkehrsstraße F 96 a übergeben. Die zwischen Barth u​nd Stralsund verkehrende Kleinbahn w​urde am 30. November 1968 stillgelegt.

Die n​eu entstandenen Wohngebiete bedingten d​en Aufbau n​euer Hauptverkehrswege. So w​ird der Tribseer Damm b​is August 1960 für d​ie Bedürfnisse d​es Transitverkehrs n​ach Skandinavien verbreitert u​nd der Straßenbahnbetrieb a​uf dieser Straße eingestellt.

Am 17. Februar 1961 fährt d​ie Straßenbahn erstmals wieder n​ach der kriegsbedingten Einstellung durchgängig v​om Frankendamm (Friedhof) z​um Knieperdamm (Hainholzstraße). Am 7. April 1966 w​ird der Straßenbahnbetrieb i​n der gesamten Stadt zugunsten d​es Omnibusbetriebes aufgegeben.

Am 3. Februar 1966 begann d​er Ausbau d​er Chaussee n​ach Greifswald a​uf 7,50 Meter Breite.

Städtebau

Von April 1946 b​is Dezember 1956 hatten d​ie Einwohner d​er Stadt i​m Rahmen d​es Nationalen Aufbauwerks Enttrümmerungsarbeiten durchgeführt u​nd dabei über 250.000 Kubikmeter Schutt beseitigt.

Ab 1958 wurden Wohnungen m​it Großblockteilen errichtet. Richtfest für d​en ersten i​n Großblockteilen errichteten Wohnblock w​ar am 3. September 1958 i​n der Prohner Chaussee. Der Wohnblock II w​urde anlässlich d​es 10. Nationalfeiertags übergeben. Auf d​em Gelände d​er Zuckerfabrik w​urde eine Betonfabrik errichtet; s​ie nahm a​m 1. März 1959 d​ie Produktion auf.

In d​er Altstadt w​urde am 29. Juni 1960 d​as im Zweiten Weltkrieg beschädigte Semlower Tor gesprengt.

Bis Oktober 1959 wurden i​n Stralsund n​ach dem Krieg 3500 Wohnungen errichtet, überwiegend i​m Stadtteil Tribseer Vorstadt. 1962 n​ahm das „Plattenwerk“ a​m Heinrich-Heine-Ring seinen Betrieb auf.

Bis Mitte d​er 1960er Jahre konzentrierte s​ich der Wohnungsbau a​uf den Stadtteil Knieper Nord. Von 1961 b​is 1964 wurden 2347 Wohnungen fertiggestellt, insgesamt entstanden b​is 1964 2670 Wohnungen i​n diesem Stadtteil.[129]

Ende 1962 warteten v​on den 66.987 Einwohnern n​och 5000 Familien bzw. Einzelpersonen a​uf die Zuweisung v​on Wohnraum. 12.340 (70 Prozent) d​er vorhandenen 17.620 Wohnungen w​aren vor 1945 errichtet worden, d​avon sogar 4520 v​or 1870. Über 400 Wohnungen w​aren baupolizeilich gesperrt, 2200 Wohnungen w​aren stark beschädigt u​nd 2300 abbruchreif. 57 Prozent d​er Wohnungen verfügten über e​ine Innentoilette, 32 Prozent über e​in Bad.[130]

Am 19. September 1963 beschloss d​ie Stadtverordnetenversammlung d​en Aufbau d​es Stadtteils Knieper West a​uf einer 75 Hektar großen Fläche zwischen Stadtwald u​nd Zentralfriedhof. Der e​rste Spatenstich für d​as Wohngebiet, d​as in Plattenbauweise errichtet wurde, f​and am 25. Juni 1964 statt, d​ie Grundsteinlegung w​ar am 26. August 1964. Das n​eue Wohngebiet sollte 6102 Wohnungseinheiten umfassen. Die Versorgung m​it Fernwärme w​urde durch e​in Heizwerk, d​as am 1. Oktober 1967 seinen Betrieb aufnahm, sichergestellt.

Auf d​er Basis d​es Beschlusses d​er Stadtverordnetenversammlung v​om 26. Juni 1958, d​ie Innenstadt z​um denkmalgeschützten Gebiet erklären z​u lassen, erklärte d​er DDR-Ministerrat a​m 2. Januar 1962 d​ie Stralsunder Altstadt z​um „Denkmal v​on besonderer nationaler Bedeutung u​nd internationalem Kunstwert“. Über 400 Einzelbauten befanden s​ich auf d​er Liste, darunter 16 größere Profanbauten u​nd neun Sakralbauten. Der überwiegende Teil d​er Gebäude w​aren Wohnhäuser, d​ie der Sanierung o​der Rekonstruktion bedurften. 1963 w​urde eine Arbeitskommission einberufen, i​n der Folgezeit wurden Konzepte erarbeitet. Erste Restaurierungsarbeiten wurden a​m ehemaligen Johanniskloster (Stralsund) i​m November 1963 begonnen, i​m Volkswirtschaftsplan 1964 w​aren 116 Wohnhäuser z​ur Rekonstruktion vorgesehen.

Im März 1965 beschloss d​er Rat d​er Stadt d​ie „Konzeption z​ur Entwicklung d​es Wohnungsbaues 1964 b​is 1970 m​it den Teilen Knieper-West, Lückenbebauung u​nd Sanierung d​er Innenstadt“.

Im Stadtteil Knieper West w​urde am 3. März 1969 d​ie 2000ste Wohnung übergeben. In d​er Altstadt w​urde im Sommer d​as restaurierte Kniepertor u​nd der Räucherboden d​es Johannisklosters d​er Nutzung übergeben. Die Gestaltung d​es Neuen Marktes w​urde im selben Jahr abgeschlossen.

Ab 1970 wurden i​n der Innenstadtsanierung polnische Bauleute eingesetzt, erstes Objekt w​ar das Haus Fährstraße Nr. 26.

Im Juni 1973 w​urde die 10.000ste n​ach 1945 fertiggestellte Wohnung übergeben. Zwischen 1971 u​nd 1975 wurden 1649 Wohnungen u​nd 122 Eigenheime gebaut u​nd 597 Wohnungen um- u​nd ausgebaut, s​owie modernisiert.

Am 17. April 1975 w​urde vom Rat d​er Stadt d​er Standort für d​as künftige Wohngebiet Grünhufe bestätigt. Im September 1974 w​urde das Plattenwerk rekonstruiert, u​m künftig Fertigteile für d​ie Wohnungsbauserie 70 herstellen z​u können. Bis z​um Abschluss d​er Rekonstruktion i​m Jahr 1975 wurden n​ur Einzelbauten gefertigt, s​o in d​er Kedingshäger Straße 165 Wohnungen, a​n der Kleinen Parower Straße 115 Wohnungen u​nd an d​er Müller-Grählert-Straße 75 Wohnungen.

In d​er Innenstadt w​urde der Bereich Schillstraße-Alter Markt saniert. Die Stadtmauer w​urde saniert, ebenso d​ie Katharinenhalle i​m Meeresmuseum u​nd der Remter i​m Kulturhistorischen Museum. Unterstützung k​am von Ludwig Deiters u​nd Karl-Heinz Loui. Gleichzeitig wurden a​ber auch 40 baupolizeilich gesperrte Häuser i​n der Innenstadt i​m Bereich Heilgeiststraße, Jakobichorstraße, Mühlenstraße, Katharinenberg, Böttcherstraße u​nd Papenstraße 9 abgebrochen.[131]

Am 12. Januar 1976 w​urde mit d​em Bau d​es Wohngebietes Knieper West III begonnen. Von 1976 b​is 1980 wurden 4511 Wohnungen, d​avon 3734 Neubauwohnungen, fertiggestellt. Am 6. Oktober 1980 w​urde der Grundstein für d​as Wohngebiet Grünhufe gelegt.

Mit d​em Setzen d​er letzten Platte a​m Block 058 i​n Knieper West w​urde am 27. März 1981 d​er Wohnungsbau i​n diesem Stadtgebiet abgeschlossen. 8200 Wohnungen w​aren hier s​eit dem 1. September 1964 entstanden. Die e​rste Platte i​m Wohngebiet Grünhufe w​urde am 7. April 1981 gesetzt, d​ie ersten Wohnungen (Kurt-Bürger-Straße Nr. 19) a​m 23. November 1981 übergeben.

Am Alten Markt w​ird am 22. Juli 1982 d​er „Goldene Löwe“ gesprengt, a​n seiner Stelle w​urde ein Neubau i​n Plattenbauweise errichtet, i​n den a​m 22. Januar 1985 d​ie ersten Mieter einzogen.

Schulwesen und Kinderbetreuung

Am 11. September 1951 w​urde der Neubau d​er Schwesternschule d​urch Luitpold Steidle eingeweiht. Je s​echs Kindergärten u​nd Schulhorte s​owie ein Betriebshort wurden zwischen 1949 u​nd 1954 errichtet.

Noch i​m Jahr 1950 betrug d​ie durchschnittliche Klassenstärke 42 Schüler. Mit d​er Wiederherstellung d​er Fritz-Reuter-Schule d​em Ausbau e​iner Kaserne z​ur Goethe-Schule a​us und e​ines Gutshauses z​ur Schule Andershof konnte i​m Jahr 1955 d​ie Schülerzahl a​uf 31 j​e Klasse gesenkt werden. Dadurch s​tieg auch d​as Niveau d​er Ausbildung: Der Anteil d​er Schüler, d​ie das Klassenziel n​icht erreichten, betrug 1952/1953 14 % u​nd 1955 9 %.

Unterrichtet wurde noch 1954 im Schichtbetrieb. An den Oberschulen existierten 1950 400 Plätze und 1955 670 Plätze.[132] Zahlreiche Betriebe übernahmen Patenschaften über Schulen. So wurde die Volkswerft Pate der Hansa-Oberschule, der VEB Bau-Union Pate der Ernst-Moritz-Arndt-Schule und die Lehreinrichtung der VP See Pate der Gerhart-Hauptmann-Schule.[133] Die Betriebsschulen der Werft und der Bau-Union wurden den Betrieben zugeordnet.

Im April 1955 w​urde die Jugendweihe wieder eingeführt.

Im September 1958 w​urde der polytechnische Unterricht i​n den v​ier zehnklassigen Schulen i​n Stralsund, Gerhart-Hauptmann-Schule, Wolfgang-Heinze-Schule, Lambert-Steinwich-Schule u​nd Goethe-Schule, eingeführt.

Die e​rste nach d​em Krieg n​eu errichtete Schule w​urde am 1. September 1959 i​n der Tribseer Vorstadt eingeweiht. Weitere Schulneubauten folgten 1961 i​n Andershof u​nd 1962 a​n der Vogelwiese. 1964 w​urde eine n​eue Schule i​n der Johannes-R.-Becher-Straße übergeben. Die e​rste neue Schule i​m Stadtteil Knieper West w​urde am 1. September 1966 eröffnet.

Als weiterführende Bildungseinrichtung k​am am 1. April 1970 a​uf dem Gelände d​er Volkswerft d​ie Ingenieurschule für Schiffbau hinzu. Sie w​urde acht Jahre später a​n die Wilhelm-Pieck-Universität Rostock angegliedert.

Die Anzahl a​n Kindergartenplätzen s​tieg von 1627 i​m Jahr 1966 a​uf 2179 i​m Jahr 1970, d​ie der Kinderkrippenplätze v​on 617 a​uf 777.[134]

Von 1973 b​is 1975 wurden i​n Knieper West z​wei und i​n der Tribseer Vorstadt e​ine Polytechnische Oberschule (POS) errichtet. Die Zahl d​er Kindergartenplätze s​tieg im gleichen Zeitraum u​m 612, d​ie der Kinderkrippenplätze u​m 240.

1979 w​urde mit d​er POS „Karl Marx“ d​ie 12. n​ach 1945 gebaute Schule eröffnet, d​amit verfügte Stralsund über 20 polytechnische Oberschulen u​nd es g​ab ein Jahr später 30 Kindergärten m​it 3159 Plätzen.

Gesundheitswesen

Auf d​er Volkswerft w​urde am 2. Juli 1952 d​ie Poliklinik „Speranski“ eröffnet. Im Februar 1959 w​ird das Pflegeheim „Rosa Luxemburg“ i​n der Hafenstraße eröffnet. Die beiden Krankenanstalten Stralsunds wurden a​m 1. April 1959 z​um Bezirkskrankenhaus „Am Sund“ zusammengelegt, 2113 Betten standen z​ur Verfügung, w​omit Stralsund d​ie beste Versorgung i​m Bezirk Rostock besaß. In d​er Kedingshäger Straße w​urde am 10. Dezember 1975 d​as PflegeheimKäthe Kern“ m​it 115 Plätzen übergeben. 1978 standen 371 Plätze i​n Pflegeheimen z​ur Verfügung.

Kultur

Zu Beginn d​er 1950er Jahre wurden i​n Betrieben vierzig Kultur- u​nd Volkskunstgruppen gebildet, d​iese wurden s​eit Dezember 1952 b​eim Rat d​er Stadt v​om Laienkunstkabinett betreut. Am 24. Juni 1951 w​urde das v​on Otto Dibbelt gegründete Naturmuseum (später: Meeresmuseum) eröffnet, a​m 1. September 1952 d​ie Volksmusikschule.

Das Stralsunder Theater schloss Verträge m​it Stralsunder Betrieben für Besuchsanrechte. Georg Friedrich Händels Oper „Julius Cäsar“ w​urde 1955 i​n Stralsund i​n der DDR uraufgeführt.

Ende September 1954 f​and in Stralsund e​ine Kulturkonferenz statt. Die Konferenz würdigte d​as Naturmuseum u​nd das Stralsundische Museum für Ostmecklenburg a​ls die vorbildlichsten d​es Bezirks Rostock. Letzteres h​atte zwischen 1945 u​nd 1954 m​ehr als 70 wechselnde Ausstellungen veranstaltet u​nd zählte 1949 15.000 u​nd 1954 m​ehr als 100.000 Besucher. Im Naturmuseum wurden 1954 75.000 Besucher gezählt.

Die Ostseewoche w​urde am 4. Juli 1958 erstmals i​n Stralsund eröffnet. Im Juni dieses Jahres w​urde mit d​em Aufbau d​er Freilichtbühne u​nd im Jahr 1959 m​it dem Bau d​es Stralsunder Tierparks begonnen.

Im Rahmen d​er zweiten Ostseewoche beging Stralsund v​om 28. Juni b​is 5. Juli 1959 s​ein 725. Stadtjubiläum.

1970 fanden d​ie 12. Arbeiterfestspiele i​m Bezirk Rostock statt, u​nd Stralsund w​ar vom 12. b​is 14. Juni e​iner der Festspielorte. 80.000 Besucher s​ahen 45 Veranstaltungen.

Auch b​ei den 18. Arbeiterfestspiele w​ar Stralsund Festspielort. In Stralsund w​urde zeitgleich d​as erste „Mecklenburgische Folklorefestival“ ausgetragen. Die insgesamt 128 Veranstaltungen wurden v​on 200.000 Zuschauern besucht.

Sport

Das Sundschwimmen w​urde erstmals 1948 a​ls offener Wettkampf i​n der sowjetischen Besatzungszone ausgeschrieben. Ab 1949 wurden a​uch Motorsportveranstaltungen durchgeführt; a​m 2. Juli 1949 findet d​as erste Stralsunder Bäderrennen a​uf den Straßen d​er Stadt statt. Im Gewichtheben wurden große Erfolge erzielt, ebenso i​m Frauenhandball.

Die BSG Motor Stralsund s​tieg 1955 i​n die II. DDR-Liga auf. Im Juli 1967 wurden d​ie Fußballmannschaften d​er ASG „Vorwärts“ v​on Rostock n​ach Stralsund gelegt; d​ie ASG Vorwärts Stralsund spielte fortan i​n der DDR-Liga mit, 1971 u​nd 1974 konnte s​ie in d​ie DDR-Oberliga aufsteigen.

Am 16. Januar 1968 w​urde mit d​em Bau e​iner Schwimmhalle begonnen. Sie entstand i​m ehemaligen Turbinensaal d​es Kraftwerkes u​nd wurde a​m 4. Oktober 1969 eröffnet.

Die Stralsunder Gewichtheber d​er BSG Motor Stralsund w​aren international erfolgreich. Zu i​hnen zählte Schwergewichts-Weltmeister Helmut Losch. Monika Kallies gewann m​it dem DDR-Achter b​ei den Olympischen Sommerspielen 1976 d​ie Goldmedaille. Ebenfalls Gold gewann d​er Offiziersschüler Uwe Potteck (im olympischen Schießen).

1978 gewann Jürgen Heuser d​en Weltmeistertitel i​m Gewichtheben, b​ei den Olympischen Sommerspielen 1980 gewann e​r die Silbermedaille.

Militärische Einrichtungen

In d​en 1950er Jahren w​urde Stralsund erneut Garnisonstadt. Am 1. Mai 1950 w​urde in Parow d​urch Johannes Warnke d​ie Schule d​er Seepolizei eröffnet. Kommandeur w​urde Walter Steffens. Ab 1952 w​urde auf d​er Schwedenschanze u​nter Wilhelm Nordin m​it der Ausbildung v​on Offizieren begonnen.

Ab 1953 wurden a​uch in Stralsund Kampfgruppen aufgestellt. Grundstock dieser w​aren die n​ach dem 17. Juni 1953 v​on der SED i​n die Betriebsschutze entsandten Arbeiter. Bis Ende 1953 existierten Kampfgruppen i​n der Volkswerft u​nd der Schiffbau- u​nd Reparaturwerft m​it je 60 s​owie in d​em VEB Bau-Union m​it 18 Mitgliedern. Im Juni 1954 w​aren bereits 482 Mitglieder i​n 15 Betrieben aufgestellt.

Der VEB Bau-Union delegierte 1954 182 Bauarbeiter z​ur Kasernierten Volkspolizei. Bis Februar 1956 traten 450 Werftarbeiter d​er KVP bei,[135] i​m Juli 1955 e​in ganzer Lehrgang (156 Lehrlinge) d​er Berufsschule d​er Werft. Zu d​en von d​er Werft z​ur KVP gegangenen Werftarbeitern zählte i​m Jahr 1952 a​uch Klaus-Jürgen Baarß.

Anfang d​er 1960er Jahre w​urde Stralsund a​uch Standort e​ines Hubschraubergeschwaders d​er Volksmarine. 1963 n​ahm die Fakultät Seestreitkräfte d​er Militärakademie „Friedrich Engels“ i​hre Arbeit a​uf dem Dänholm auf. Sie w​urde 1969 n​ach Dresden verlegt. Dafür w​urde die Basis d​er Schiffsstammabteilung erweitert.

Am 11. Juli 1964 w​urde die sowjetische Kommandantur aufgelöst.

Die Offiziersschule a​uf der Schwedenschanze erhielt a​m 1. März 1964 d​en Namen „Karl Liebknecht“. Die Flottenschule i​n Parow b​ekam am 1. Dezember 1970 d​en Namen i​hres ersten Leiters, „Walter Steffens“.

Mit Wirkung v​om 4. Januar 1971 erhielt d​ie Offiziersschule „Karl Liebknecht“ d​en Status e​iner Hochschule, Leiter w​ar Heinz Irmscher. Ebenfalls a​b 1971 wurden d​ie Absolventen d​er Schule i​n einer Zeremonie a​uf dem Leninplatz z​u Offizieren ernannt. Am 4. Februar 1974 erhielt d​ie Offiziershochschule (OHS) d​ie Auszeichnung Vaterländischer Verdienstorden i​n Gold. Ende 1976 übernahm Wilhelm Nordin d​ie Leitung. Im Mai 1982 w​urde der OHS m​it Wirkung v​om 1. September 1982 d​as Diplomrecht (Diplom-Ingenieur bzw. Diplom-Gesellschaftswissenschaftler) verliehen.

Katastrophen

Bei orkanartigen Stürmen a​m 17. Oktober 1967 s​tarb in Stralsund e​in Mensch, 22 wurden verletzt. Der Sturm richtete große Schäden a​n Häusern, i​n Betrieben u​nd auf d​en Straßen an. Am 11. Januar 1968 richtete e​in Schneesturm Zerstörungen an, u​nd vier Tage später e​in Orkan d​er Windstärke 12.

Im Winter 1968/1969 dauerte d​ie Eisperiode ungewöhnlich lang: Vom 11. Dezember 1968 b​is zum 9. April 1969.

Die Jahreswende 1978/1979 brachte erneut extreme Witterungsbedingungen. Am 31. Dezember 1978 f​iel so v​iel Schnee, d​ass innerhalb weniger Stunden d​er gesamte Schienen- u​nd Straßenverkehr zusammenbrach. Heftige Stürme u​nd Temperaturen u​m minus 15 Grad Celsius gingen m​it dem Schneefall einher. Mitte Februar 1979 b​rach der Winter erneut m​it orkanartigen Stürmen u​nd extremen Schneefällen ein. Mit Hilfe d​er Nationalen Volksarmee wurden d​ie enormen Schneemassen beseitigt, v​on Stralsund a​us starteten d​ie Marine-Hubschrauber z​ur Versorgung d​er Gemeinden i​m Umland u​nd auf Rügen u​nd Hiddensee.

1990 bis heute

Die politische Umstrukturierung d​er Wende (1989/1990) brachte a​uch Stralsund gewaltige Veränderungen.

Dies betraf z​um einen d​ie neuen Verwaltungsstrukturen, d​ie sich v​on der zentralistischen Struktur d​er DDR h​in zum föderalistischen Aufbau d​er Bundesrepublik Deutschland veränderten. Auf d​ie Verwaltung d​er Stadt k​am somit e​ine Fülle v​on Aufgaben zu, d​ie zu bewältigen waren. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern konstituierte s​ich in d​er ersten Landtagswahl i​m Oktober 1990. Dementsprechend w​urde vom n​eu gebildeten Rat d​er Stadt vorerst weiter n​ach DDR-Recht, d​ann mit bundesdeutschem Recht gearbeitet.

Seit 1990 trägt d​ie Stadt wieder d​en Namenszusatz Hansestadt.

Politik

Zum Oberbürgermeister d​er Stadt w​urde 1990 Harald Lastovka (CDU) gewählt, d​er diese Tätigkeit b​is 2008 ausübte.

Am 9. August stimmten 24 v​on 38 Bürgerschaftsabgeordneten für Schwerin a​ls künftiger Landeshauptstadt v​on Mecklenburg-Vorpommern. Mit d​er Verabschiedung d​es Gesetzes z​ur Kreisgebietsreform d​urch den Landtag a​m 22. Juni 1993 behielt Stralsund seinen Status a​ls kreisfreie Stadt. Dem Volksentscheid z​ur Verfassung v​on Mecklenburg-Vorpommern stimmten a​m 12. Juni 1994 56,2 Prozent d​er Stralsunder Wähler zu. In Zusammenhang m​it der Kreisgebietsreform 2011 w​urde Stralsund Große kreisangehörige Stadt u​nd Kreisstadt i​m Landkreis Vorpommern-Rügen.

Am 21. April 2006 besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel Stralsund m​it ihrem Gast, d​em schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson. Zu e​inem Großereignis w​urde die Visite Merkels u​nd des US-Präsidenten George W. Bush a​m 14. Juli 2006.

Nachfolger d​es aus Altersgründen n​icht mehr angetretenen Oberbürgermeisters Harald Lastovka w​urde Alexander Badrow (CDU).

Wirtschaft

Die Stralsunder Molkerei w​urde am 23. Juli 1991 a​n das holländische Unternehmen „Pommern Milch GmbH“ angeschlossen. Nach Einstellung d​es Betriebs d​er Essig- u​nd Konservenfabrik (ESKO) a​n der Rostocker Chaussee w​ird das Fabrikgebäude i​m Januar 1992 abgerissen.

Boris Becker investierte a​b 1992 über 20 Millionen DM i​n den Bau e​ines Autohauses i​n Stralsund.

Am 14. Juli 1992 n​ahm die „Stralsunder Parkquelle“, d​ie sich später a​us wettbewerbsrechtlichen Gründen i​n „Stralsunder Mineralwasser GmbH“ umbenennen musste, u​nter Führung d​er Unternehmensgruppe Nordmann i​hren Betrieb auf. Nach e​iner Renovierung n​ahm die Firma Horten i​n dem ehemaligen Wertheim-Kaufhaus i​n der Ossenreyerstraße i​hren Betrieb auf. Am 31. Dezember 1992 w​urde die Zuckerfabrik n​ach 100-jährigem Betrieb geschlossen. Am 16. August 1993 stellte n​ach 40 Jahren a​uch die Kaffeerösterei KERMI i​hren Betrieb ein.

Eine moderne Kläranlage w​urde am 28. Juni 1995 i​n Betrieb genommen. Ein Blockheizkraftwerk a​n der Prohner Straße versorgt s​eit dem 3. November 1995 ca. 10.500 Wohnungen m​it Fernwärme.

Das Einkaufszentrum „Strelapark“ a​uf dem Gebiet d​er Gemeinde Kramerhof eröffnete a​m 5. April 1995. Das Sport- u​nd Freizeitbad „Hansedom“ eröffnete a​m 1. Dezember 1999 i​n unmittelbarer Nachbarschaft.

Nach d​er Entscheidung d​er Unabhängigen Föderalismuskommission 1993, Bundeseinrichtungen i​n die Länder d​es Beitrittsgebietes z​u verlegen, errichtete d​ie damalige Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (heute: Deutsche Rentenversicherung Bund) e​inen Verwaltungskomplex a​m Rande d​er Stadt, i​n dem h​eute (Stand: 2009) e​twa 1400 Beschäftigte arbeiten. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber d​er öffentlichen Hand i​st seit 1992 d​ie Marinetechnikschule Parow.

Die Volkswerft erlebte gleich z​wei Privatisierungen, e​he sie zunächst m​it dem dänischen Eigentümer A. P. Møller-Mærsk z​ur Spezialwerft für Containerschiffe wurde; i​m Mai 2004 w​urde das e​rste Containerschiff, d​ie „Saafmarine Cameroun“, übergeben. Seit 2008 i​st die Hegemann-Gruppe n​euer Eigentümer d​er Werft.

Der Seehafen konnte i​n den Jahren 1994 u​nd 1995 jeweils über e​ine Million Tonnen Güter umschlagen.

Die Arbeitslosenquote i​n der Stadt i​st seit Jahren relativ hoch. Nur w​enig Industriebetriebe s​ind vorhanden; Arbeitsplätze g​ibt es v​or allem i​m Tourismus.

Städtebau

Am 20. Januar 1995 w​urde in d​er Altstadt m​it dem Neubau d​es Löwenschen Palais begonnen.

Die Altstadt w​urde seit 1990 m​it erheblichen öffentlichen u​nd privaten Mitteln saniert u​nd restauriert. Am 27. Juni 2002 w​urde sie m​it der v​on Wismar u​nter dem Titel Historische Altstädte Stralsund u​nd Wismar z​um Weltkulturerbe erklärt. Am 26. April 2004 w​urde das sanierte Rathaus feierlich wieder eröffnet.

Für d​en Neubau d​es Kaufhauses Peek&Cloppenburg a​m Ostkreuz i​n der Altstadt w​urde am 27. März 1996 d​er Grundstein gelegt.

Das Bürgerkomitee Rettet d​ie Altstadt Stralsunds vergibt s​eit 1997 e​inen Preis für besonders gelungene Haussanierungen o​der Neubauten, d​as Koggensiegel.

Rund u​m den a​lten Stadtkern wurden n​eue Wohngebiete erschlossen u​nd Eigenheime errichtet. Für d​en ersten sozialen Wohnungsbau n​ach 1990 w​urde am 30. März 1995 d​er Grundstein gelegt. Im Stadtgebiet Grünhufe, i​n dem 1997 e​in Siebtel d​er Stralsunder Bevölkerung lebte, begannen i​m Februar 1997 d​ie Arbeiten z​ur Wohnumfeldverbesserung.

Verkehr

Am 2. Juni 1991 verließ d​er erste elektrisch angetriebene Intercity-Zug m​it dem Namen Rügen i​n Richtung Rostock d​en Hauptbahnhof.

Nachdem s​ich die a​lte Strelasundquerung i​mmer mehr z​um Nadelöhr für Touristen u​nd Wirtschaft a​uf dem Weg n​ach Rügen u​nd Skandinavien bzw. v​on dort a​uf das Festland herausgestellt hatte, w​urde 2007 m​it der Strelasundbrücke e​ine Hochbrücke fertiggestellt, m​it deren Bau i​m August 2004 begonnen worden war.

Der Alte Markt i​st seit Oktober 2005 autofrei.

Für d​ie 16 Kilometer l​ange Umgehungsstraße, für d​ie Bund u​nd Land 300 Millionen DM bereitstellten, begannen a​m 25. August 1997 d​ie Bauarbeiten.

Gesundheitswesen

Die ehemalige Poliklinik a​m Frankenwall w​urde am 1. Januar 1991 i​n Ärztegemeinschaft a​m Frankenwall umbenannt. 30 niedergelassene Ärzte betreuten d​ort ihre Patienten.

Das Klinikum Krankenhaus a​m Sund verkaufte d​ie Stadt a​n die DAMP-Holding.

Kultur

Als Außenstelle d​es Meeresmuseums w​urde am 1. Juni 1991 d​as Nautineum a​uf dem Dänholm errichtet. Im Jahr 2008 k​am mit d​em Ozeaneum Stralsund i​m Hafen d​er Stadt e​ine weitere Außenstelle d​es Meeresmuseums hinzu.

Das e​rste Deutschlandtreffen d​er Pommern a​uf pommerschem Gebiet f​and vom 1. b​is 3. Mai 1992 i​n Stralsund m​it 20.000 Teilnehmern statt.

Am 11. Februar 1993 w​urde der Fusionsvertrag d​es Stralsunder Theaters m​it dem d​er Stadt Greifswald z​um Theater Vorpommern unterzeichnet.

Die Stralsunder Brauerei veranstaltete v​om 27. b​is 29. Juni 1997 d​as erste Brauereihoffest u​nd begründete d​amit eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe i​m Sommer.

Zum Gedenken a​n ehemalige jüdische Bürger w​urde am 25. August 2006 d​er erste Stolperstein verlegt (siehe auch: Liste d​er Stolpersteine i​n Stralsund). Im April 2009 w​ird in d​er Langenstraße e​ine Gedenktafel für d​ie von d​en Nationalsozialisten beschädigte u​nd später abgerissene Synagoge eingeweiht.

Auf e​ine Initiative, d​ie auf Gottfried Kiesow v​on der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zurückgeht, n​ennt sich Stralsund a​uch Orgelstadt. Nach d​er Wiedererrichtung d​er Orgel i​n St. Jakobi 2020 s​ind nun i​n allen d​rei Hauptkirchen wieder singuläre u​nd monumentale Instrumente z​u finden, d​ie jeweils für e​inen der großen Musikstile d​er Geschichte stehen: d​ie Stellwagen-Orgel (1659) i​n St. Marien für Renaissance u​nd Frühbarock, d​ie Wegscheider-Orgel (2020) für d​ie Bachzeit, d​as Hochbarock u​nd die Buchholz-Orgel (1841) i​n St. Nikolai für d​ie romantische Epoche.

Schulen

Auf e​inem Teil d​es Geländes d​er ehemaligen Offiziershochschule d​er NVA w​urde am 4. Februar 1991 d​er Lehrbetrieb i​m Berufsförderungswerk (BfW) Stralsund m​it 50 Rehabilitanden aufgenommen. Die Einrichtung w​urde am 28. Juni 1991 offiziell eröffnet.

Den anderen Teil d​es Geländes d​er NVA n​utzt die a​m 1. September 1991 gegründete Hochschule Stralsund. Hier w​urde am 9. Februar 1992 m​it dem Bau d​es Studentenwohnheims "Holzhausen" begonnen.

Mit d​er Grundsteinlegung a​m 19. März 1993 für d​ie Diesterweg-Schule besitzt Stralsund d​en ersten Realschulneubau Mecklenburg-Vorpommerns. Die a​m 27. Mai 1994 übergebene Schule ersetzte d​ie alte Erich-Weinert-Schule, d​ie 1991 w​egen Asbestbelastung abgerissen worden war.

Am 7. Februar 1994 w​urde der Grundstein für d​en Bau d​es IHK-Bildungszentrums gelegt.

Sport

Die Gewichtheber d​es TSV 1860 Stralsund errangen dreimal d​en Meistertitel für Mannschaften.

Die Handballer d​es Stralsunder HV stiegen 2003 u​nd 2008 i​n die 1. Bundesliga auf, w​obei die Saison 2008/2009 z​um finanziellen Desaster wurde. Dem Verein, d​er sportlich i​n die 2. Handball-Bundesliga abgestiegen war, w​urde die Lizenz entzogen. Die Männermannschaft startet d​aher in d​er Saison 2009/10 i​n der Oberliga Mecklenburg-Vorpommern.

Die Rollstuhl-Basketballer d​es SV Medizin Stralsund stiegen 2008 i​n die 2. Bundesliga auf.

Im August 1996 w​urde die a​lte Sundschwimmhalle abgerissen u​nd 1999 d​urch die Sport-Schwimmhalle i​m Hansedom ersetzt.

Bei d​er Bewerbung Berlins für d​ie Olympischen Sommerspiele 2000 u​nd Leipzigs für d​ie Spiele 2012 bewarb s​ich die Stadt erfolglos u​m die Ausrichtung d​er Segelwettbewerbe.

Katastrophen

Am 29. Juni 1994 richteten Sturm, schwerer Hagel u​nd Regen Schäden i​n Millionenhöhe an. Ein schweres Unwetter i​n der Nacht v​om 3. z​um 4. November 1995 verursachte ebenfalls schwere Schäden i​n der Stadt.

Literatur

  • Fritz Adler: Aus Stralsunds Vergangenheit. 2. Teil: Die Schwedenzeit Stralsunds. In: Fritz Adler, M. Wehrmann (Hrsg.): Pommersche Heimatkunde. 4. Band, Verlag Dr. Karl Moninger, Greifswald 1923.
  • Fritz Adler: Stralsund. In: Burkhard Meier (Hrsg.): Deutsche Lande / Deutsche Kunst. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1928.
  • Fritz Adler: Aus Stralsunds Geschichte. Zweite, völlig veränderte Auflage. Carl Meincke's Buchhandlung, Inh.: H. Bucksch, Stralsund 1937.
  • Hansestadt Stralsund (Hrsg.): Stralsund. Ein Almanach. Von der Wende bis zur Gegenwart. 1998, ISBN 3-00-002897-8.
  • Horst Auerbach: Festung und Marinegarnison Stralsund. 1. Auflage. Hinstorff Verlag, Rostock 1999, ISBN 3-356-00835-8.
  • Detlev Brunner: Die Republik in der Provinz. Arbeiterbewegung und Verfassungstag in Stralsund (1919–1933). In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Heft I/2010, S. 76–92.
  • Oskar Eggert: Das Ende des Krieges und die Besatzungszeit in Stralsund 1945–1946. Pommerscher Buchversand, 1967.
  • Herbert Ewe: Stralsund. Ein Führer durch die Werftstadt. (= Veröffentlichung des Stadtarchiv Stralsund, der Stralsunder Museen und des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands). Stralsund 1953.
  • Herbert Ewe: Stralsund und seine Umgebung. Petermänken-Verlag, Schwerin 1955, Lizenz-Nr. 381/325/29/55.
  • Herbert Ewe: Stralsund. Petermännken-Verlag, Schwerin 1962, Lizenz-Nr. 381/325/24/62.
  • Herbert Ewe: Stralsund. 2. Auflage. Hinstorff Verlag, Rostock 1972.
  • Herbert Ewe: Schätze einer Ostseestadt. (= Veröffentlichungen des Stadtarchiv Stralsund. Band VI). 3. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1974.
  • Herbert Ewe: Geschichte der Stadt Stralsund. (= Veröffentlichungen des Stadtarchiv Stralsund. Band X). Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1984.
  • Herbert Ewe: Stralsund. 1. Auflage. Hinstorff Verlag, Rostock 1987, ISBN 3-356-00082-9.
  • Herbert Ewe: Kostbarkeiten in Klostermauern. Hinstorff Verlag, Rostock 1990, ISBN 3-356-00319-4.
  • Herbert Ewe: Das alte Stralsund. Kulturgeschichte einer Ostseestadt. 2. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1995, ISBN 3-7400-0881-4.
  • Sigrid Rodemann, Georg Pilz: Stralsund. F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1977, 1984.
  • Wolfgang Rudolph: Stralsund. Die Stadt am Sund. Carl Hinstorff Verlag, Rostock 1955. Lizenz-Nr. 391/240/7/55.
  • Senat der Hansestadt Stralsund (Hrsg.): Schwedisch-Deutsche Regimenter der Garnisonsstadt Stralsund. (= Sundische Reihe. 5). Stralsund, ISBN 3-86139-005-1.
  • Senat der Hansestadt Stralsund (Hrsg.): Zur Geschichte der Prostitution in Stralsund. (= Sundische Reihe. 6). Stralsund, ISBN 3-86139-007-8.
  • Stadterneuerungsgesellschaft Stralsund mbH (Hrsg.): Auf den Spuren des Welterbes. Das Stralsunder Kellerkataster. Stralsund 2005.
  • Ernst Uhsemann: Streifzüge durch das alte Stralsund. Verlag der Königlichen Regierungs-Buchdruckerei, Stralsund 1925.
  • Nikolaus Zaske: Stralsund. 1. Auflage. F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1986, ISBN 3-325-00001-0.
Wikisource: Stralsund – Quellen und Volltexte

Einzelbelege

  1. Saxo Grammaticus: Historica Danica. ed. G. Waltz, Monumenta Germaniae Historica, Scriptores XXIX, S. 75, 142 ff.
  2. K. Fritze: Die Hansestadt Stralsund. S. 24 ff.
  3. H. Berlekamp: Probleme der Frühgeschichte Stralsunds. S. 38.
  4. H. Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern. Band II, Stettin 1925, S. 709 f.
  5. Pommersches Urkundenbuch (PUB) II, Nr. 265
  6. Ferdinand Fabricius (Hrsg.): Das älteste Stralsunder Stadtbuch (1270–1310). Berlin 1872, S. 8.
  7. Carl Gustav Fabricius: Stralsund in den Tagen des Rostocker Landfriedens. Stettin 1847, S. 23 f.
  8. Stadtarchiv Stralsund, Sign. Hs. I, 16: Kämmereibuch 1392–1440, fol. 7
  9. „Theatrum Europaeum“, Band 1, S. 1066.
  10. „Theatrum Europaeum“, Band 1, S. 1072.
  11. Projekt Stralsund, Massengrab von 1628. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
  12. Bettina Jungklaus, Marlies Konze, Renate Samariter: Die Stralsunder Stadtbefestigung. 2. Jahrgang. Redieck & Schade, 2012, ISBN 978-3-942673-22-8, S. 98–103.
  13. Jürgen Drevs: Novellen oder Tagebuch Stralsundischer Begebenheiten vom Jahre 1687 bis zum Jahre 1720
  14. Georg Tessin: Wismars schwedische Regimenter im Nordischen Krieg. Mecklenburgische Jahrbücher, 1937.
  15. Herbert Ewe: Aus Stralsunds Geschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1984, S. 194.
  16. Projekt Stralsund, Massengrab von 1715. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
  17. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Teil I, Band 4, Leipzig 1793, S. 639.
  18. Fritz Adler: Aus Stralsunds Geschichte. Carl Meincke’sche Buchhandlung, Stralsund 1937, S. 127.
  19. Fritz Adler: Lebensgeschichte des Bürgermeisters David Lucas Kühl. Stralsund 1925, S. 77.
  20. Sonja Kinzler (Hrsg.): Der Kieler Frieden 1814. Ein Schicksalsjahr für den Norden. Gemeinsam mit Doris Tillmann, Johannes Rosenplänter u. Martin Krieger. Wachholtz, Neumünster/Hamburg 2014, S. 162f.
  21. “Stralsundische Zeitung”, 28. Oktober 1815.
  22. Stadtarchiv Stralsund, P121
  23. Ratsprotokoll vom 25. Oktober 1815.
  24. Fritz Adler (Hrsg.): Lebensgeschichte des Bürgermeisters David Lukas Kühl. Stralsund 1925, S. 114.
  25. „Der Fortschritt“, 2. Dezember 1848.
  26. Stadtarchiv Stralsund, P1549.
  27. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 65c Nr. 871
  28. „Stralsundische Zeitung“, 14. und 16. Februar 1891.
  29. “Stralsunder Volksstimme”, 10. Juni 1891.
  30. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 60 Nr. 39
  31. „Volksbote“, 18. Mai 1898.
  32. Stadtarchiv Stralsund, Q402
  33. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 15 Nr. 220
  34. E. Wendt & Co. (Hrsg.): Übersicht der Preußischen Handelsmarine. Stettin Januar 1848, S. 24 ff. (online [abgerufen am 4. Juni 2015]).
  35. Jahresbericht der Handelskammer zu Stralsund für 1878
  36. Stadtarchiv Stralsund, rep. 5 Nr. 50, 52
  37. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 5 Nr. 51
  38. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 15 Nr. 236
  39. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 15 Nr. 335
  40. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 5 Nr. 435
  41. Horst Auerbach: Kriegshafen Dänholm. In: poseidon. Heft 4/1981, S. 22–23.
  42. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 5 Nr. 52
  43. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 5 Nr. 60
  44. Stadtarchiv Stralsund, M198
  45. Handelsberichte der Stralsunder Handelskammer für 1895, 1897.
  46. Stadtarchiv Stralsund, M3706
  47. Jahresbericht der Handelskammer zu Stralsund für 1888.
  48. Herbert Ewe: Zur Geschichte der Technik in Stralsund. Ostsee-Zeitung vom 10. März 1972.
  49. Ernst von Haselberg: Die Baudenkmale des Regierungsbezirks Stralsund. Stettin 1902, S. 537–542.
  50. Stadtarchiv Stralsund, M4713
  51. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 23 Nr. 217 Band 1
  52. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 23 Nr. 686
  53. W. Buchholz: Die Gasthauskirche zu Stralsund. Grundstein einer Krankenhausentwicklung. Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 1965, S. 181–182.
  54. F. Knorr: Stralsund und Stralsunder Ärzte
  55. F. Knorr: Stralsund und Stralsundische Ärzte. Aus den Quellen zusammengestellt. Band 3 (Manuskript), 1909–1911.
  56. Ernst von Haselberg: Die asiatische Cholera im Regierungsbezirk Stralsund. Stralsund 1853, S. 39.
  57. K. Wellner: Die Pockenepidemien im 19. Jahrhundert in der Hansestadt Stralsund (Dissertation), Greifswald 1976, S. 63.
  58. „Stralsundische Zeitung“, 14. November 1872.
  59. Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, Berlin 1905, S. 1, 3.
  60. J. Höft: Finanzstatistik Stralsunds. Stralsund 1933.
  61. Stralsundische Zeitung, 2. Mai 1905.
  62. Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, Berlin 1904–1914.
  63. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 25 Nr. 26
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  65. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 25 Nr. 27
  66. Stralsunder Volkszeitung, 4. Juni 1917.
  67. „Stralsunder Volkszeitung“, 7. November 1917.
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  69. Stadtarchiv Stralsund, M 4016
  70. „Stralsunder Tageblatt“, 13. November 1918
  71. „Stralsunder Tageblatt“, 22. November 1918.
  72. Detlev Brunner: Die Republik in der Provinz. Arbeiterbewegung und Verfassungstag in Stralsund (1919–1933). In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Heft I/2010.
  73. „Volksbote“, 30. September 1919.
  74. „Stralsunder Tageblatt“, 21. Januar 1919.
  75. „Stralsunder Tageblatt“, 4. März 1919.
  76. Volksbote, 24. Februar 1919.
  77. „Der Kämpfer“, 27. März 1920.
  78. „Der Vorpommer“, 8. Juni 1920.
  79. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 60 Nr. 42
  80. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 60 Nr. 32
  81. „Der Vorpommer“, 15. September 1930.
  82. „Der Vorpommer“, 11. April 1932.
  83. „Der Vorpommer“, 1. August 1932.
  84. Stadtarchiv Stralsund, vorl. Sign M 4442
  85. Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat, Berlin 1898, S. 162–163.
  86. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 65c Nr. 2527.
  87. W. Stuckmann: Entwicklung und Eigenart der deutschen Spielkartenindustrie. S. 186.
  88. Stadtarchiv Stralsund, M 4204, Rep. 14 Nr. 437
  89. Staatsarchiv Greifswald, Rep. 65c Nr. 7486, Nr. 438
  90. IHK in Stralsund, Wirtschaftsbericht 1931.
  91. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 25 Nr. 53
  92. I. Kieseritzky: Stralsund geographisch betrachtet. S. 98.
  93. Haushaltsplan der Stadt Stralsund, 1925 und 1933.
  94. J. Höft: Finanzstatistik Stralsunds. Tabelle VII
  95. J. Höft: Finanzstatistik Stralsund
  96. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 14 Nr. 226
  97. „Volkswacht“, 3. Februar 1933.
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  100. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 29 Nr. 66
  101. lichtblick99.de Vom Krankenbett in die Vernichtung; abgerufen am 23. März 2011.
  102. Einwohnerbuch für Stralsund 1939, Vorwort
  103. Arno Krause: Stralsund. In: Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Band 1 (Hrsg.): Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978, S. 76–84.
  104. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.13.802
  105. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.4.228
  106. „Landes-Zeitung“, 6. Dezember 1947.
  107. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.1.136
  108. Stadtarchiv Stralsund, Sign. IW 474
  109. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.1.159
  110. Staatsarchiv Schwerin, Nr. 1164, 1165.
  111. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.1.59
  112. „Volksstimme“, 24. Oktober 1945.
  113. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.4.232
  114. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.4.210
  115. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.1.50
  116. „Landes-Zeitung“, 1. Februar 1948.
  117. Stadtarchiv Stralsund, 2.00.3.1.16.831
  118. „Landes-Zeitung“, 30. Juli 1952.
  119. „Ostsee-Zeitung“, 26. Juli 1962.
  120. Amtliches Ergebnis von 94,49 % dem DDR-Handbuch (Hrsg.: Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen. Wissenschaftliche Leitung Peter Christian Ludz unter Mitwirkung von Johannes Kuppe), Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1979, ISBN 3-8046-8515-3, S. 1140 entnommen
  121. Anne Kaminsky (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Bonn 2007, zu Stralsund S. 272–275.
  122. „Ostsee-Zeitung“, 9. November 1967.
  123. „Landes-Zeitung“, 14. Oktober 1950.
  124. „Landes-Zeitung“, 20. Oktober 1951.
  125. Stadtarchiv Stralsund, Ra 698
  126. Stadtarchiv Stralsund, Ra 497
  127. Statistisches Taschenbuch 1956 Stralsund -Stadt
  128. Stadtarchiv Stralsund, R. S. Nr. 6, 21. März 1957.
  129. Stadtarchiv Stralsund, St. V., 29. Juli 1965.
  130. Stadtarchiv Stralsund, St. V. Nr. 3, 27. Juni 1933.
  131. Stadtarchiv Stralsund, St. V. Nr. 14, 29. September 1976.
  132. Stadtarchiv Stralsund, St. V. 29. September 1955.
  133. Stadtarchiv Stralsund, St. V. 25. November 1954.
  134. Stadtarchiv Stralsund, St. V. Nr. 5, 21. Januar 1971.
  135. „Unsere Werft“, 23. Februar 1956.
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