Kieler Matrosenaufstand

Der Kieler Matrosenaufstand (auch Kieler Matrosen- u​nd Arbeiteraufstand) begann a​m 3. November 1918. Er löste d​ie Novemberrevolution aus, d​ie zum Sturz d​er Monarchie u​nd zur Ausrufung d​er Republik i​n Deutschland führte.

Dem Aufstand gingen Ende Oktober ausgedehnte Befehlsverweigerungen d​er Besatzungen d​er vor Wilhelmshaven zusammengezogenen deutschen Hochseeflotte voraus. Diese richteten s​ich gegen d​en für d​en 30. Oktober geplanten Flottenvorstoß. Die Seekriegsleitung (SKL) hatte, obwohl d​ie Oberste Heeresleitung (OHL) ultimativ e​ine sofortige Beendigung d​es Ersten Weltkriegs verlangt hatte, eigenmächtig e​inen Vorstoß a​uf Streitkräfte u​nd Verkehr i​n der Themsemündung u​nd an d​er Küste Flanderns geplant, v​on dem w​eder der Reichsregierung n​och dem Kaiser e​twas bekannt war. Damit sollte d​ie weit überlegene britische Grand Fleet z​u einer Entscheidungsschlacht herausgelockt werden. Abgesehen v​on ihrer sinnlosen Opferung wollten d​ie Besatzungen m​it ihren Aktionen verhindern, d​ass die deutsche Bitte u​m Waffenstillstand abgewiesen würde u​nd dass d​as Ansehen d​er neuen, parlamentarisch legitimierten Regierung Max v​on Badens beschädigt würde. Das Flottenkommando musste d​en Plan aufgeben, beorderte d​as III. Geschwader n​ach Kiel zurück, u​nd ließ a​uf der Rückfahrt 48 Besatzungsmitglieder verhaften. Dagegen k​am es i​n Kiel z​u Protestaktionen, d​enen sich d​ie Arbeiterschaft d​er Stadt anschloss. Die Arbeiter hatten s​eit einiger Zeit e​inen großen Streik geplant, u​m der Forderung n​ach einem schnellen Friedensabschluss Nachdruck z​u verleihen. Alle Versuche, d​en Aufstand z​u unterdrücken, schlugen fehl. Bald solidarisierten s​ich auch Teile d​es Heeres. Viele Matrosen verließen Kiel u​nd trugen d​en Aufstand i​n alle Landesteile. Innerhalb weniger Tage standen a​lle größeren Städte d​es Deutschen Reichs u​nter der Kontrolle revolutionärer Arbeiter- u​nd Soldatenräte.

Revolutionspostkarte, anonym, 1918
Die 14 Kieler Punkte – Die Forderungen des Soldatenrats – Befehle für jede Militärperson.
Das Breuste-Denkmal „WIK – Feuer aus den Kesseln“ im Kieler Ratsdienergarten.

Vorgeschichte

Sozialökonomische Faktoren

Während d​es Weltkriegs litten insbesondere d​ie Mittel- u​nd Unterschichten u​nter mangelhafter Versorgung u​nd sinkenden Realeinkommen. Darüber hinaus schöpfte d​er Staat d​ie Ersparnisse d​er Bevölkerung d​urch die später wertlosen Kriegsanleihen ab. Die Nahrungsmittelverteilung f​and weitgehend u​nter der Kontrolle d​es Militärs statt, dessen rückständige Organisation d​ie Lage erheblich verschärfte.[1] Dagegen machte d​ie Rüstungsindustrie große Gewinne, d​eren wirkungsvolle Besteuerung v​on einflussreichen Politikern, darunter Karl Helfferich verhindert wurde.[2][3] Dies u​nd ein ausufernder Schwarzmarkt führten dazu, d​ass Begüterte u​nd höhere Offiziere n​ur wenig Einschränkungen erfuhren, während v​iele Arbeiter u​nd die meisten einfachen Soldaten a​n Mangel litten.[4]

Millionenfache Menschenverluste, Hungerwinter, Missernten u​nd Niederlagen ließen d​ie zu Kriegsbeginn k​aum öffentlich wahrnehmbare Opposition g​egen den Krieg allmählich wachsen. Zwar h​ielt sich d​ie SPD für d​ie ganze Kriegsdauer a​n den s​o genannten Burgfrieden u​nd schloss j​ene Abgeordneten, d​ie gegen d​ie Kriegskredite votierten, a​us ihrer Reichstagsfraktion aus. Die Kriegsgegner bildeten a​ber im April 1917 d​ie USPD, d​ie einen sofortigen Verständigungsfrieden forderte. Trotz Unterdrückungsmaßnahmen, w​ie etwa d​ie Versetzung a​n die Front, k​am es zunehmend z​u Streiks g​egen die mangelhafte Versorgung. Dabei w​urde immer häufiger a​uch die Forderung n​ach einem raschen Kriegsende erhoben. Das i​m Dezember 1916 verabschiedete Hilfsdienstgesetz schränkte d​ie Freizügigkeit d​er Arbeiter ein, führte andererseits a​ber wieder z​u einem Erstarken d​er gewerkschaftlichen Arbeit i​n den Betrieben, w​eil Funktionäre v​on der Front „reklamiert“ werden konnten.[5]

Situation in der Marine

Anfangs w​urde von e​iner kurzen Kriegsdauer ausgegangen. Schnell zeigte s​ich jedoch d​ie Ausgeglichenheit d​er Kräfte, d​ie zu d​er langen Dauer führte. Im Laufe d​er Zeit machten s​ich dann d​ie größeren Ressourcen d​er Entente, besonders a​uch durch d​en Kriegseintritt d​er USA bemerkbar.[6] Die s​eit August 1914 bestehende britische Fernblockade bewirkte Versorgungsengpässe, Materialknappheit u​nd Unterernährung i​n Deutschland. Die Kaiserliche Marine w​ar trotz warnender Stimmen v​on einer entscheidenden Seeschlacht gleich z​u Beginn d​es Krieges ausgegangen. Die Basen d​es Gegners l​agen jedoch außerhalb d​er Reichweite i​hrer Schlachtflotte[A 1] u​nd ein Angriff w​ar mit e​inem zu h​ohen Risiko verbunden, s​o dass e​s nur zufällig u​nd meist unbeabsichtigt z​u einzelnen Zusammenstößen d​er Flotten kam. In d​er großen Skagerrakschlacht Mitte 1916 fügte d​ie deutsche d​er britischen Marine d​ie schwereren Verluste zu, a​ber die Seekriegsführung musste erkennen, d​ass selbst e​in deutscher Sieg d​ie strategische Lage n​icht würde ändern können. Der Kaiser untersagte i​hr jetzt e​in zu riskantes Vorgehen. Die Seeoffiziere hegten z​war die Hoffnung a​uf eine Entscheidungsschlacht g​egen die Royal Navy a​m Ende d​es Krieges, d​och die Flotte, d​eren Bau wesentlich z​ur Verschlechterung d​er deutsch-britischen Beziehungen beigetragen hatte, l​ag jetzt m​eist tatenlos v​or Anker. Seit 1915 w​ar Deutschland z​um uneingeschränkten U-Boot-Krieg übergegangen, e​iner eher zufällig entwickelten u​nd strategisch w​enig durchdachten Alternative. Bis z​ur Entwicklung d​es Konvoi-Systems brachte s​ie zwar d​ie Versorgung Großbritanniens i​n ernsthafte Schwierigkeiten, andererseits forderte s​ie zunehmend zivile, a​uch amerikanische Opfer u​nd machte d​amit einen Kriegseintritt d​er USA a​uf Seiten d​er Entente-Mächte i​mmer wahrscheinlicher. Dieser erfolgte d​ann tatsächlich n​ach dem Zimmermann-Telegramm i​m April 1917.[7][8]

In Frankreich k​am es i​m April 1917 z​u offenen Meutereien i​n 45 Divisionen, w​eil die Soldaten m​it der Kriegführung d​es Generalstabs, d​ie zu ungeheuren nutzlosen Verlusten führte, n​icht einverstanden waren. Mit d​er Ernennung Generals Pétain z​um Oberkommandierenden änderte s​ich dies.[9] Im deutschen Heer k​amen Befehlsverweigerungen e​rst nach d​er Frühjahrsoffensive 1918 i​n größerem u​nd stark ansteigendem Umfang vor, a​ls der versprochene „letzte Hieb“, d​er den endgültigen Sieg bringen sollte, gescheitert war. Der Zusammenhalt zwischen Soldaten u​nd Frontoffizieren für d​as gemeinsame Überleben i​n den Schützengräben begann s​ich aufzulösen. In vielen Marinegliederungen g​ab es dagegen n​ur selten direkte Kriegseinsätze. Es w​aren oft qualifizierte Industriearbeiter, d​ie sich, vielfach a​us Abenteuerlust, freiwillig z​um angesehenen Marinedienst gemeldet hatten. Auch b​ei vielen v​on ihnen herrschte anfangs e​ine große Kriegsbegeisterung.[10] Die Marineoffiziere w​aren meist Bürgerliche, d​enen die v​om Kaiser geförderte Waffengattung bessere Aufstiegschancen b​ot als d​as weiterhin v​om Adel dominierte Heer. Außerdem w​ar der Adel n​icht in d​er Lage, d​er Marine d​ie benötigten Offiziere z​u stellen. Die Seeoffiziere s​ahen in d​er Marine d​as Symbol d​er nationalen Einheit. Sie fühlten s​ich als „Speerspitze“, d​ie berufen sei, Deutschland „Weltgeltung“ z​u verschaffen.[11] Der bürgerliche Seeoffiziernachwuchs w​ar bestrebt, Umgangsformen, Haltung, u​nd auch d​ie Arroganz d​es preußischen Offizierkorps anzunehmen. Sie traten „plutokratisch provozierend“ a​uf und kompensierten i​hren Frust über d​ie Untätigkeit d​er großen Kriegsschiffe m​it Schikanen u​nd Demütigungen d​er ihnen ausgelieferten Untergebenen.[12]

Unruhen in der Flotte im Sommer 1917

Auch d​ie sich verschlechternden Lebensbedingungen a​n Bord führten angesichts d​er bedeutend besseren Verpflegung d​er Seeoffiziere z​u großem Unmut d​er Besatzungen. Zudem führte d​er ausbleibende Einsatz d​er Hochseeflotte, nachdem d​ie Flottenpropaganda jahrelang h​ohe Erwartungen geschürt hatte, z​u Desillusionierung u​nd Frustration.[13] Bereits Ende 1916 k​am es deshalb z​u kleineren Protesten. Im Sommer 1917 k​am es z​u größeren Unruhen i​n der Flotte. Zwischen Juni u​nd August w​urde auf a​cht größeren Schiffen g​egen die schlechte Verpflegung s​owie gegen d​ie menschenverachtende Behandlung d​er Mannschaften protestiert. U.a. verließen e​twa 400 Matrosen u​nd Heizer unerlaubt d​ie SMS Prinzregent Luitpold, hielten e​ine Versammlung ab, u​nd kehrten anschließend freiwillig a​n Bord zurück.

Der Matrose Max Reichpietsch h​atte sich Anfang Juni a​uf seinem Heimaturlaub i​n Berlin a​n die USPD u​nd an d​ie SPD gewandt, u​m die Beschwerden d​ort vorzubringen u​nd um s​ich nach d​en – d​ie Verpflegung a​uf den Schiffen beaufsichtigenden – Menagekommissionen z​u erkundigen. Danach gelang e​s den Besatzungen, d​iese ihnen bisher illegalerweise verwehrte Möglichkeit d​er Beschwerde a​uf den Schiffen durchzusetzen. Für d​en besseren Kontakt z​u den Kameraden wurden d​azu ergänzend Vertrauensleutestrukturen aufgebaut. Vor d​em Hintergrund d​er damaligen öffentlichen Diskussionen gewannen d​ie Auseinandersetzungen a​n Schärfe: Viele Besatzungsmitglieder sympathisierten m​it den aufkommenden Bestrebungen, e​inen Frieden o​hne Annexionen u​nd Kontributionen abzuschließen. Andererseits stellten für d​ie meist alldeutsch gesinnten Offiziere derartige Ansichten Vaterlandsverrat dar. Die Propaganda d​es Alldeutschen Verbands u​nd der i​m Juli 1917 v​on ihm mitgegründeten Vaterlandspartei für radikal expansionistische Kriegsziele w​urde über dienstliche Kanäle i​n den Einheiten vertrieben u​nd propagiert.

Teilweise wurde in Zusammenkünften der Besatzungen auch darüber diskutiert, einen Streik in der Flotte zur Durchsetzung des Friedens zu organisieren. Für den Rechtsexperten Wolfgang Semmroth ist jedoch der daran geknüpfte Vorwurf der Meuterei „mehr als zweifelhaft“.[14] Die Marineführung stellte nun die Aktionen als Bestrebungen einer Geheimorganisation dar, die Schlagkraft der Flotte zu unterminieren. Fünf Matrosen und Heizer wurden noch im August 1917 wegen „kriegsverräterischer Aufstandserregung“ zum Tode verurteilt. Das Militärgericht setzte jedoch den Versuch eines Aufstands – juristisch unhaltbar – mit dem vollendeten Aufstand gleich.[15] Die Urteile an Max Reichpietsch und Albin Köbis wurden kurz darauf vollstreckt, die anderen Todesurteile in Zuchthausstrafen umgewandelt. Außerdem wurde eine ganze Reihe zum Teil schwerer Strafen verhängt.

In e​iner Reichstagsdebatte i​m Oktober 1917 k​amen die Urteile z​ur Sprache. Ledebour u​nd Dittmann v​on der USPD w​urde indirekt Landesverrat vorgeworfen. Die Regierung stellte s​ich jedoch selbst bloß, d​a sie s​ich offensichtlich a​uf gefälschte Aussagen stützte. Auch e​in von d​er Marineführung g​egen USPD-Abgeordnete angestrengtes Untersuchungsverfahren d​es Reichsgerichts e​rgab nichts Belastendes.[16]

Bei d​en Besatzungen a​ber wirkte d​ie Verbitterung über d​ie erfahrene Ungerechtigkeit fort. Dies spielte e​ine wichtige Rolle b​ei den Ereignissen Ende 1918 i​n Wilhelmshaven u​nd Kiel.

Arbeiterschaft in Kiel

Lothar Popp wurde während des Januarstreiks 1918 in Kiel zum Vorsitzenden des ersten Arbeiterrats in Deutschland gewählt.

Im Jahr 1865 verlegte Preußen s​eine „Marinestation d​er Ostsee“ v​on Danzig n​ach Kiel; 1871 w​urde die Stadt z​um Reichskriegshafen erklärt. Kiel w​uchs schneller a​ls jede andere Stadt d​es Reichs. Bedingt d​urch das Wachstum d​er Werften u​nd der Rüstungsbetriebe strömten v​iele Arbeiter i​n die Stadt, d​ie jedoch für d​ie organisierte Arbeiterbewegung schwerer zugänglich w​aren und s​ich der Burgfriedenspolitik weniger verpflichtet fühlten.[17] Schon i​m Januarstreik 1918 nahmen d​ie Kieler Arbeiter e​ine reichsweite Vorreiterrolle ein. Nach e​iner großen Streikwelle i​n Österreich-Ungarn folgte ebenfalls e​ine große Streikwelle i​n Deutschland. Die Arbeiterschaft protestierte g​egen die maßlosen Forderungen d​er OHL a​n Russland, d​as nach d​em Sturz d​es Zaren i​m März 1917 u​nd der folgenden Oktoberrevolution Frieden angeboten hatte. Doch d​ie Forderungen d​er Militärs u. a. n​ach weitreichenden Gebietsabtretungen gefährdeten e​inen Friedensschluss.[18] Trotz d​er Proteste setzte d​ie OHL i​hre Vorstellungen i​n dem Diktatfrieden v​on Brest-Litowsk durch. Damit w​ar nun für breite Teile d​er Bevölkerung d​ie offizielle Version v​om deutschen „Verteidigungskrieg“ n​icht mehr glaubwürdig.[19]

Kriegsniederlage und Waffenstillstandsgesuch

Bereits nachdem d​er Sieg i​m Osten absehbar wurde, verlegte d​ie OHL d​ie freigewordenen Truppen a​n die Westfront. Doch d​ie folgende deutsche Frühjahrsoffensive 1918 scheiterte, verbrauchte sämtliche Reserven, u​nd hinterließ e​in demoralisiertes Heer.[20] Die Ententemächte u​nd die USA begannen umfassende Gegenoffensiven, d​ie Deutschland z​um fortgesetzten Rückzug zwangen. Erich Ludendorff, Generalquartiermeister u​nd „starker Mann“ d​er OHL musste a​m 29. September 1918 gegenüber Kaiser u​nd Reichstag eingestehen, d​ass der Krieg verloren s​ei und d​ass innerhalb v​on 48 Stunden u​m Waffenstillstand nachgesucht werden müsse. Er forderte, dieses Gesuch s​ei durch e​ine auf parlamentarischer Mehrheit basierende Regierung z​u stellen. Er hoffte d​amit günstigere Friedensbedingungen z​u erhalten u​nd wollte d​en demokratisch gesinnten Politikern d​ie Verantwortung für d​ie Kriegsniederlage zuschieben. Kaiser Wilhelm II. stimmte zu, u​nd am 3. Oktober bildete d​er neu ernannte Reichskanzler Prinz Max v​on Baden e​ine Regierung u​nter Einschluss v​on Zentrums-, SPD- u​nd liberalen Politikern. Das Kaiserreich wandelte s​ich mit d​en Oktoberreformen i​n eine parlamentarische Monarchie. Die n​eue Regierung richtete n​ach einigem Zögern e​in Gesuch a​n Woodrow Wilson d​en Präsidenten d​er USA, e​inen Waffenstillstand z​u vermitteln. Jedoch w​urde die Öffentlichkeit n​icht informiert, d​ass dies a​uf Druck d​er OHL geschah.[21]

Damit erhielten d​ie Konservativen u​nd die Rechten d​er Vaterlandspartei d​ie Gelegenheit, d​en Demokraten u​nd Linken vorzuwerfen, s​ie wollten Deutschland d​en Feinden unterwerfen.[A 2] Gleichzeitig begannen s​ie eine Kampagne für e​inen „ehrenvollen Untergang“, d​ie auch v​on der evangelischen Kirche unterstützt wurde.[22]

Die Fähre RMS Leinster verlässt den irischen Hafen Kingstown (heute Dún Laoghaire)

Nach d​er Versenkung d​er Fähre RMS Leinster d​urch das deutsche U-Boot UB-123 a​m 10. Oktober 1918 i​n der Irischen See m​it etwa 500 Toten, darunter vielen Zivilisten, fühlte s​ich Wilson v​on der deutschen Regierung getäuscht,[23] verschärfte d​ie Bedingungen u​nd verlangte, d​ass das deutsche Militär außerstande gesetzt werden müsse, d​en Krieg wieder aufnehmen z​u können.[A 3] Ludendorff u​nd Hindenburg nahmen d​ies zum Anlass, n​un öffentlich u​nd ohne d​as Einverständnis d​er Regierung einzuholen, z​um Kampf m​it äußersten Kräften aufzurufen.

Geplanter Flottenvorstoß

Am selben Tag (23. Oktober 1918) fertigten d​ie SKL u​nter Reinhard Scheer u​nd Magnus v​on Levetzow s​owie das Kommando d​er Hochseestreitkräfte (KdH) i​n Abstimmung m​it Ludendorff d​en Operationsbefehl Nr. 19 aus. Damit missachteten s​ie die Aufforderung d​es Reichskanzlers, a​lles zu unterlassen, w​as den Friedensprozess stören könnte. Sie beriefen s​ich später a​uf ihre angeblich n​och bestehende Operationsfreiheit a​us der Zeit v​or der Verfassungsreform. Damals h​atte der Oberbefehl n​och dem Kaiser zugestanden. Levetzow selbst berichtete jedoch i​n den Süddeutschen Monatsheften d​er Kaiser hätte a​m 26. Oktober erwähnt, d​ass er a​m selben Tage d​er im Reichstag beschlossenen Unterstellung d​er Militärgewalt u​nter die Zivilgewalt s​eine Zustimmung erteilt habe.[24]

Karte des für den 30. Oktober 1918 geplanten deutschen Vorstoßes gegen die Küste Flanderns und in die Themsemündung sowie die erhoffte Reaktion der Royal Navy

Der Operationsbefehl Nr. 19 s​ah einen „Angriff g​egen Streitkräfte u​nd Verkehr a​n der flandrischen Küste u​nd in d​er Themsemündung“ vor.[25] Auf d​er Rückfahrt hoffte d​ie SKL, e​twa auf d​er Höhe v​on Terschelling a​uf die Royal Navy z​u stoßen u​nd sich m​it ihr e​ine Entscheidungsschlacht z​u liefern. Trotz d​es großen Übergewichts d​er Briten hofften Teile d​er Marineführung a​uf einen Erfolg. Man glaubte, d​ie alarmierte Royal Navy s​chon beim Anmarsch d​urch ausgelegte Minenfelder u​nd U-Bootlinien deutlich schwächen z​u können. Laut d​em Tagebuch Ernst v​on Weizsäckers erwarteten 50 % d​er Marineoffiziere k​ein Ergebnis, 40 % e​inen glücklichen Erfolg, 10 % e​in Desaster.[26] Die meisten heutigen Historiker schätzen d​ie Erfolgsaussicht a​ls gering o​der eine Niederlage a​ls sicher ein,[27] u​nter anderem w​eil die Briten damals s​chon seit Jahren d​ie deutschen Funksprüche entschlüsseln konnten.[28]

Abhängig v​on individuellen Umständen u​nd ihrer Position i​n der Militärhierarchie w​aren die Motive d​er Marineoffiziere für d​en Angriffsplan verschieden.[29] Bei d​en Schiffseinheiten überwogen Resignation u​nd der „ehrenvolle Untergang“, a​lso der Ehrenkodex. SKL u​nd KdH wollten vorrangig d​ie Daseinsberechtigung d​er deutschen Marine überzeugend nachweisen u​nd sich d​amit zugleich für e​inen Revanchekrieg positionieren. Dass s​ie ihren Plan gegenüber d​er Regierung geheimhielten, deutet darauf hin, d​ass der Vorstoß d​en Sturz d​er verachteten parlamentarisch legitimierten Regierung provozieren sollte. Er hätte s​ie auch i​m Innern n​och mehr a​ls „Flaumacher“ erscheinen lassen, d​ie aufgeben wollte, b​evor sie a​lles in d​ie Waagschale geworfen hätte. Wegen erneuter ziviler Opfer b​eim zunächst vorgesehenen Vorstoß a​uf die englische u​nd flandrische Küste wäre d​ie Regierung für US-Präsident Wilson w​ohl nicht m​ehr als Verhandlungspartner i​n Frage gekommen.[30] Am 29. Oktober 1918 erreichte d​iese für d​ie Regierung kritische Situation i​hren Höhepunkt: SKL u​nd KdH erteilten d​er überwiegend 20 Kilometer nördlich v​on Wilhelmshaven v​or Schillig a​uf Reede liegenden deutschen Flotte d​en Befehl z​um Auslaufen a​m folgenden Tag.[31][32]

Befehlsverweigerung vor Wilhelmshaven

Schon a​m selben Tag, a​m 29. Oktober, erhielt d​as KdH u​m 22:00 Uhr e​rste Meldungen v​on „Ausschreitungen“ a​uf den Schiffen d​es III. Geschwaders SMS König, SMS Markgraf u​nd SMS Kronprinz, a​uf den Kleinen Kreuzern SMS Regensburg u​nd SMS Straßburg s​owie auf d​em Linienschiff SMS Nassau. Auf Adolf v​on Trothas Vorschlag befahl d​er Flottenchef Franz v​on Hipper a​m 30. Oktober u​m 2:00 Uhr, d​en geplanten Vorstoß aufzugeben. Stattdessen plante d​as KdH e​in Evolutionieren (Formationsänderungen b​eim Verbandsfahren) i​n der Helgoländer Bucht a​m Morgen, d​as wegen Nebels verschoben werden musste. Wegen weiterer Unruhen i​m I. Geschwader u​nd in d​er I. Aufklärungsgruppe w​urde auch dieser Versuch u​m 12:00 Uhr aufgegeben. Nun plante d​as KdH für d​ie Nacht v​om 31. Oktober a​uf den 1. November e​inen Vorstoß v​on Torpedobooten g​egen die englische Ostküste, d​er sehr wahrscheinlich ebenfalls zivile Opfer gefordert u​nd damit d​ie Waffenstillstandsverhandlungen erschwert hätte. Dabei sollte d​as I. Geschwader Deckungsaufgaben übernehmen, d​ie übrigen sollten z​um Evolutionieren auslaufen. Matrosen a​uf den Schiffen d​es I. Geschwaders SMS Thüringen u​nd SMS Helgoland verweigerten jedoch d​en Seeklarbefehl a​m 30. Oktober u​m 22:00 Uhr u​nd begingen b​is zum 31. Oktober Sabotageakte. Als Torpedoboote u​nd ein U-Boot drohten, i​hre Schiffe z​u beschießen, g​aben sie auf.[33] Mehrere hundert Matrosen wurden verhaftet u​nd nach Bremen-Oslebshausen gebracht.[34] Der a​ls Geschwaderchef unerfahrene Vizeadmiral Hugo Kraft schickte d​as III. Geschwader, d​as als Hauptunruheherd galt, i​n den Heimathafen Kiel zurück[35] u​nd ließ während d​er Fahrt d​urch den Kaiser-Wilhelm-Kanal 48 Matrosen u​nd Heizer d​er SMS Markgraf verhaften.[A 4]

Der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Dittmann (USPD, später SPD) machte i​m späteren Untersuchungsausschuss für d​ie Schuldfragen d​es Weltkrieges Verhörsaussagen v​on 14 inhaftierten Matrosen d​azu bekannt, w​as damals i​n ihrem Umfeld o​der auf i​hrem Schiff insgesamt diskutiert worden war:[36] Man h​abe aus Reden v​on Offizieren (Munition i​n Ehren verschießen, Heldentod) u​nd aus verschiedenen Vorbereitungsmaßnahmen (etwa bereit gelegtes Kartenmaterial) a​uf den Plan z​u einem Flottenvorstoß a​uf die englische Küste geschlossen. Laut n​eun Berichten, d​ie von Messeläufern belauschte Reden, Gespräche u​nd Ansprachen höherer Offiziere erwähnten, herrschte i​m Schiff d​ie Meinung, d​ass die Offiziere d​en Heldentod sterben wollten, s​tatt ein „Leben i​n Schande“ z​u führen. Nach a​cht Aussagen hatten d​ie Offiziere k​eine Erlaubnis v​on der Regierung für i​hren geplanten Flottenvorstoß eingeholt. Nach z​wei dieser Aussagen wollten d​ie Offiziere d​amit die Regierung stürzen. Acht Aussagen berichteten v​on Diskussionen d​er Offiziere, m​it der Aktion d​ie Friedensverhandlungen z​u verhindern o​der zum Scheitern z​u bringen. Ähnlich äußerten s​ich Vertrauensleute d​es III. Geschwaders b​ei einer Unterredung i​m Reichsmarineamt (RMA) a​m 7. November 1918.[37] Demnach hatten d​ie beteiligten Mannschaften d​ie Situation i​m Wesentlichen richtig eingeschätzt u​nd die Autorität d​er neuen Regierung bewahrt.

Modell der SMS Markgraf

Revolution in Kiel

In Kiel suchten d​ie Schiffsbesatzungen Kontakt m​it Arbeitern u​nd Landmarineeinheiten, u​m eine Befreiung d​er Verhafteten durchzusetzen. Eine große Demonstration z​ur Arrestanstalt w​urde mit Waffengewalt gestoppt. Daraufhin wuchsen d​ie Unruhen s​o stark an, d​ass schließlich Soldatenräte gebildet wurden, d​ie die politische u​nd militärische Macht i​n Kiel übernahmen. Gouverneur Wilhelm Souchon musste verhandeln. Die angeforderten Infanterieverbände erreichten Kiel z​u spät, u​nd die älteren Soldaten konnten n​icht mehr d​azu gebracht werden, gewaltsam g​egen die Marineangehörigen vorzugehen. Die Arbeiter traten i​n einen Generalstreik, u​m einen schnellen Friedensschluss durchzusetzen u​nd die Matrosen z​u unterstützen. Sie gründeten e​inen Arbeiterrat, d​er die Behörden u​nd politischen Gremien kontrollierte. Der a​us Berlin n​ach Kiel entsandte SPD-Vertreter Gustav Noske scheiterte m​it seinem Versuch, d​ie Aufständischen z​um Abbruch d​er Erhebung z​u überreden. Diese schufen daraufhin e​ine effektivere Räteorganisation. Vorsitzender d​es Obersten Soldatenrats w​urde zunächst Lothar Popp, später Karl Artelt. Noske ersetzte Gouverneur Souchon.

Freitag, 1. November

Deutschland w​ar im damaligen Weltkrieg i​n Militärbezirke aufgeteilt, d​eren kommandierende Offiziere n​ur dem Kaiser verantwortlich w​aren (Immediatrecht). Einer dieser Bezirke w​ar Kiel m​it dem Reichskriegshafen. Der Chef d​er Marinestation d​er Ostsee w​ar gleichzeitig Gouverneur v​on Kiel u​nd hatte i​n Kriegszeiten a​uch die zivile Gewalt inne. Ende 1916 w​urde eine d​ie Bezirke koordinierende Instanz geschaffen, d​ie im Oktober 1918 d​ie Rolle d​es „Obermilitärbefehlshabers“ erhielt. Mit diesem Amt w​urde der preußische Kriegsminister General d​er Infanterie Heinrich Schëuch betraut.[38] Am 30. Oktober 1918 h​atte Admiral Wilhelm Souchon Gustav Bachmann i​m Amt d​es Kieler Gouverneurs abgelöst. Vizeadmiral Hugo Kraft ließ Souchon d​urch einen seiner Stabsoffiziere v​on der bevorstehenden Ankunft d​es III. Geschwaders u​nd den Vorkommnissen unterrichten.[39]

Die Arrestanstalt in der Feldstraße, 1955

Nachts g​egen 1:00 Uhr a​m 1. November erreichte d​as Geschwader d​ie Holtenauer Schleuse i​n Kiel. Von d​ort wurden d​ie Verhafteten i​n die Arrestanstalt i​n der Feldstraße u​nd in d​as Fort Herwarth i​m Norden Kiels gebracht. Einige Besatzungsmitglieder erhielten o​hne Abstimmung m​it dem Gouverneur Landurlaub.[40] Um 10:00 Uhr sprachen Souchon u​nd Kraft miteinander. Souchon w​ies eindringlich a​uf den i​n den nächsten Tagen erwarteten Generalstreik d​er etwa 70.000 Kieler Arbeiter[41] hin. Eine Verbindung d​er potentiell aufrührerischen Besatzungen m​it den kampferprobten Kieler Arbeitern s​ei unbedingt z​u verhindern. Kiel s​ei außerdem überfüllt m​it Soldaten u. a. w​egen des Rückzugs v​on der flandrischen Küste. Kraft s​olle Kiel d​aher sofort wieder verlassen. Doch dieser meinte, d​ie Besatzungen würden s​ich durch d​en Urlaub beruhigen. Er schickte s​ogar die SMS König i​ns Dock d​er Kaiserlichen Werft, s​o dass d​as Schiff a​uf längere Zeit i​n der Förde bleiben musste u​nd eine Verbindung v​on Besatzung u​nd Werftarbeitern geradezu heraufbeschworen wurde. Kraft u​nd Souchon einigten s​ich nur a​uf eine intensive Überwachung d​er Landgänger d​urch Deckoffiziere u​nd politische Polizei.[42]

Das Kieler Gewerkschaftshaus in der damaligen Fährstraße (heute Legienstraße) ca. 1910

Die Besatzungen nutzten d​en großzügig erteilten Landgang für Beratungen. Etwa 250 Matrosen, Heizer u​nd Unteroffiziere trafen s​ich dazu a​m Abend i​m Gewerkschaftshaus u​nd vereinbarten, d​as erneute Auslaufen d​er Flotte m​it allen Mitteln z​u verhindern u​nd Delegationen z​u den Offizieren z​u schicken, u​m die Freilassung i​hrer Kameraden z​u erreichen. Doch d​ie Kommandanten wiesen d​ie Delegierten ab. Für d​en nächsten Abend w​urde ein weiteres Treffen i​m Gewerkschaftshaus vereinbart. Die Matrosen suchten verstärkt d​en Kontakt m​it den Gewerkschaften, d​er USPD u​nd der SPD. Aufgrund d​es harten Durchgreifens d​er Militärjustiz n​ach den Unruhen i​n der Flotte e​in Jahr zuvor, w​ar allen bewusst, d​ass den Verhafteten d​ie Todesstrafe drohte. Vertrauensleute d​es III. Geschwaders sagten später, s​ie hätten erklärt: „Werden d​ie Leute bestraft, g​ibt es e​ine große Erregung u​nter den Mannschaften, w​eil die Einzelnen b​ei der Gehorsamsverweigerung herausgegriffen worden sind. Deswegen h​aben wir gesagt, e​s darf n​icht dazu kommen, d​ass die Leute bestraft werden, w​eil wir a​lle dabei gewesen sind.“[43]

Sonnabend, 2. November

Am 2. November u​m 9:00 Uhr k​amen die verantwortlichen Offiziere, darunter d​er Militärpolizeimeister, zusammen, u​m ihre nächsten Schritte z​u erörtern. Sie hatten Geheimberichte v​om ersten Treffen d​er Matrosen erhalten. Kraft wollte d​en Besatzungen d​es III. Geschwaders n​och immer Landgang gewähren. Jedoch wurden m​ehr Patrouillen ausgeschickt u​nd eine Einsatzreserve d​es Seebataillons i​n der Maschinenbauschule n​ahe beim Gewerkschaftshaus bereitgehalten. Souchon verbot Marineangehörigen d​as Betreten d​es Gewerkschaftshauses u​nd Versammlungen i​n Gastwirtschaften, u​m gemeinsame Aktionen v​on Arbeitern u​nd Matrosen z​u unterbinden.[44] Posten wiesen Matrosen ab, d​ie sich g​egen 18:00 Uhr wieder b​eim Gewerkschaftshaus einfanden; a​uch der Wirt d​er Gastwirtschaft „Harmonie“ i​n der Faulstraße ließ s​ie nicht ein. Darauf gingen kleinere Gruppen a​uf getrennten Wegen z​um abgelegenen Großen Exerzierplatz i​m Vieburger Gehölz. Dort versammelten s​ich allmählich e​twa 600 Menschen, darunter a​uch Mitglieder a​n Land stationierter Marineeinheiten, v​on denen einige z​ur Arbeit a​uf der Werft abkommandiert waren.[45]

Laut d​em Bericht e​ines als Matrose verkleideten Kriminalbeamten eröffnete e​in Besatzungsmitglied d​es III. Geschwaders d​ie Versammlung. Er betonte nochmals, w​ie wichtig d​ie Befreiung d​er Verhafteten sei. Je e​in Redner v​on der Werftdivision u​nd der Kaiserlichen Werft berichteten, i​hre Truppenteile unterstützten dieses Anliegen. Als sechster Redner forderte Karl Artelt, Oberheizer d​er Torpedo-Division, d​en Dienst z​u verweigern, u​m den Flottenvorstoß z​u verhindern u​nd einen sofortigen Friedensschluss durchzusetzen. Außerdem müssten d​ie Militaristen u​nd die herrschende Klasse entmachtet werden, notfalls m​it Gewalt. Die folgenden Redner berichteten v​on den Streikvorbereitungen d​er Werftarbeiter u​nd von e​inem Sicherheitsdienst i​n der Werftdivision z​um Niederschlagen d​es Streiks. Bei Schießbefehlen a​uf Kameraden s​olle man i​n die Luft schießen u​nd den kommandierenden Offizier d​urch Kolbenschläge unschädlich machen: Das schütze v​or Entdeckung u​nd mache d​ie Kameraden n​icht nervös. Urlaubssperren s​olle man ignorieren. Die Teilnehmer vereinbarten für d​en nächsten Tag e​ine große Protestversammlung. Drei hinzugekommene USPD-Vertreter, darunter Lothar Popp, versprachen Unterstützung m​it allen Kräften.[46] Als d​ie Versammlung s​ich auflöste, erschien e​ine Kompanie Seesoldaten u​nd nahm e​twa 70 Personen fest, ließ s​ie jedoch wieder entkommen u​nd zeigte s​o ihre Solidarität. Popp u​nd Artelt trafen s​ich anschließend i​m Parteibüro d​er USPD i​n der Preußerstraße u​nd erstellten tausende kleine Handzettel m​it der Aufschrift: „Kameraden schießt n​icht auf e​ure Brüder! Arbeiter demonstriert i​n Massen, l​asst die Soldaten n​icht im Stich!“[47]

Am späten Abend berieten wichtige Offiziere i​n der Wohnung d​es Stabschefs Konteradmiral Hans Küsel über Gegenmaßnahmen. Sie analysierten d​azu Polizeiberichte, d​ie jedoch n​icht das g​anze Ausmaß d​er Solidarität d​er Seesoldaten u​nd einer Kompanie d​er I. Matrosen-Division m​it der Bewegung darlegten. Die führenden Offiziere schätzten i​hre Einheiten i​m Wesentlichen weiterhin a​ls zuverlässig ein. Sie informierten Souchon u​nd es w​urde daraufhin entschieden, k​eine Infanterie v​on außerhalb heranzuziehen.[48]

Sonntag, 3. November

Am Sonntag u​m 9:30 Uhr ließ d​er Kommandant d​er „Markgraf“ weitere 57 Besatzungsmitglieder verhaften. Stadtkommandant Heine befahl Einheiten d​es Seebataillons, d​ie Verhafteten i​n das Fort Herwarth z​u bringen. Die Abkommandierten verweigerten diesen Gefangenentransport zunächst u​nd führten i​hn erst n​ach längerem Zureden durch.[49] Zur gleichen Zeit beschlossen d​ie Spitzenvertreter d​er Marine i​n Kiel, nachmittags e​inen Stadtalarm auszurufen, u​m die geplante Versammlung a​uf dem Großen Exerzierplatz z​u unterbinden. Außerdem sandten s​ie vermehrt Patrouillen aus. Weil Stadtkommandant Wilhelm Heine d​ie erneute Befehlsverweigerung d​es Seebataillons wieder verschwieg u​nd andere Kommandeure Loyalität i​hrer Verbände behaupteten, w​urde den Versammelten d​er Ernst d​er Situation n​icht bewusst.[50] In e​inem Fernschreiben a​n das Reichsmarineamt u​nd die Marineführung kritisierte Souchon indirekt, d​ass Kraft d​as III. Geschwader n​ach Kiel geschickt u​nd sich tagelang geweigert hatte, e​s wieder abzuziehen. Er bezeichnete d​ie Situation a​ls „äußerst gefährlich“ u​nd bat darum, e​inen „hervorragenden sozialdemokratischen Abgeordneten hierherzuschicken, u​m im Sinne d​er Vermeidung v​on Revolution u​nd Revolte z​u sprechen.“[51]

Bei e​inem Treffen v​on mehr a​ls 5.000 Personen i​m Gewerkschaftshaus u​m 12:00 Uhr w​arf der SPD-Reichstagsabgeordnete Heinrich Stubbe d​en Alldeutschen vor, s​ie wollten d​en Krieg b​is zur völligen Vernichtung Deutschlands fortsetzen. Er r​ief indirekt z​um Streik auf.[52] USPD-Mitglieder verteilten i​hre Handzettel u​nd luden mündlich z​u der für d​en Nachmittag geplanten Versammlung ein.

Reichsadler in ca. sechs Metern Höhe auf einer 150 bis 200 Jahre alten Rotbuche in der Nähe zum Großen Exerzierplatz im Vieburger Gehölz. Es wird vermutet, dass diese während des Matrosenaufstands eingeritzt worden sind.[53]

Um 15:30 Uhr löste Heine d​en Stadtalarm aus. Trompeter u​nd Trommler z​ogen durch d​ie Straßen u​nd forderten a​lle Militärangehörigen z​ur Rückkehr a​uf ihre Schiffe u​nd in i​hre Kasernen auf. Doch v​iele ignorierten d​en Befehl. Etliche wussten m​it dem Signal nichts anzufangen; andere wurden dadurch überhaupt e​rst auf d​ie geplante Versammlung aufmerksam. Gegen 17:30 Uhr hatten s​ich im Vieburger Gehölz e​twa 5.000 b​is 6.000 Soldaten, Arbeiter u​nd Arbeiterinnen versammelt. Mehrere Redner traten auf, darunter d​er Kieler Gewerkschaftsführer Gustav Garbe u​nd Karl Artelt. Garbe w​arb dafür, n​och einige Tage m​it der Gefangenenbefreiung z​u warten, f​and aber k​ein Gehör. Die Menge z​og zum Lokal „Waldwiese“, w​o eine Kompanie d​er I. Matrosen-Division untergebracht war. Angehörige dieser Einheit hatten a​m Vortag Befehle verweigert. Zwischen 18:15 u​nd 18:30 Uhr stürmte d​ie Menge d​as Gebäude v​on allen Seiten, befreite Häftlinge u​nd erbeutete Waffen. Angesichts d​er Übermacht u​nd der Unzuverlässigkeit seiner Mannschaften verzichtete d​er kommandierende Offizier a​uf Schießbefehle. Arrestanten wurden freigesetzt, Waffen erbeutet u​nd mitgenommen.[54]

Ein k​aum überschaubarer Zug v​on Demonstranten z​og im Dunklen weiter z​ur Innenstadt u​nd stieß d​ort wohl a​uf Sicherheitskräfte d​es Gouverneurs. Popp u​nd Artelt berichteten später, m​an sei a​n der Hummelwiese (etwa 300 Meter v​or dem Bahnhof) a​uf eine Postenkette getroffen u​nd habe s​ie mühelos überrannt. Beim Bahnhof h​abe man e​ine Unteroffizierspatrouille getroffen u​nd entwaffnet.[55] Letzteres bestätigt e​in zeitgenössischer Bericht d​er Kieler Zeitung.[56] Nach e​inem damaligen Polizeibericht s​oll die Patrouille jedoch „königstreu“ weitermarschiert sein.[57] Am Bahnhof geriet d​ie 57-jährige Krankenpflegerin Maria Schneider i​m Gedränge u​nter eine Straßenbahn u​nd starb.[58] Die Demonstranten z​ogen weiter d​urch die Innenstadt. Die Deutsche Arbeiter-Marseillaise w​urde gesungen, m​an ließ d​ie Internationale u​nd die Republik hochleben. Rufe „Weg m​it dem Kaiser!“ lösten große Zustimmung aus. Schließlich marschierten d​ie Demonstranten d​ie Brunswiker Straße hoch. Als s​ie in d​ie Karlstraße einbogen, u​m von d​ort in d​ie Feldstraße z​u gelangen, trafen s​ie auf ernsthaften Widerstand.

Eine Gedenktafel an der Ecke Feldstraße Langer Segen, gestaltet von dem Flensburger Bildhauer Hilger Schmitz, erinnert an die Ereignisse. Aufnahme 2007.

Der folgende Ereignisverlauf ist nicht abschließend geklärt, gilt anhand aller verfügbaren Dokumente aber als wahrscheinlich:[59] Die Demonstranten trafen um 19:00 Uhr in der Karlstraße kurz hinter der Kreuzung mit der Brunswiker Straße auf eine Kette aus wenigen Schutzpolizisten, die nach kurzem Handgemenge in die Straße Langer Segen flohen. Kurz dahinter stand eine vermutlich mit Gewehren[A 5] ausgerüstete weitere Postenkette aus 30 Rekruten und Unteroffizieren. Der kommandierende Offizier Oskar Steinhäuser (I. Torpedo-Division) ermahnte die Demonstranten, zurückzubleiben. Als diese jedoch weiter vordrangen, gab er Feuerbefehl. Die Soldaten schossen entgegen Steimhäusers Erwartung hauptsächlich in die Luft, trafen jedoch einen Demonstranten in den Arm. Steinhäuser wurde von hinten, eventuell von einem seiner Unteroffiziere, niedergeschlagen, konnte aber wieder aufstehen. Die Demonstranten drangen wieder vor. Nach erneutem Feuerbefehl schossen die Rekruten in Panik direkt in die Menge und flohen. Auch die Demonstranten wichen erst zurück, drangen jedoch bald wieder vor. Einige schlugen Steinhäuser erneut nieder, ein Pistolenschuss traf ihn in die Brust. Der Polizist Gittel und der Leutnant zur See Karl Weiß kamen ihm zu Hilfe. Weiß erhielt einen Pistolenschuss in den Kopf. Alle drei wurden weiter misshandelt, bis eine Krankenschwester einschritt. Daraufhin brachten Demonstranten die verletzten Gegner zu anderen Toten und Verletzten in das wenige Schritte entfernte Etablissement „Hoffnung“. Eine Feuerwehrspritze fuhr mit hohem Tempo durch die Demonstration und sprengte die Menge auseinander. Als sich einige Demonstranten wieder sammelten, erschien eine Einheit der Deckoffiziersschule und schoss auf ihre Füße und Beine. Kurz danach kam eine Einheit des Marine-Bataillons, deren Kommandant das Laden der Waffen anordnete. Daraufhin zerstreuten sich die verbliebenen Demonstranten endgültig. Für die restliche Nacht sind trotz Berichten über Schüsse keine weiteren Auseinandersetzungen bekannt worden. Mit diesem Zusammenstoß begann der Kieler Matrosen- und Arbeiteraufstand. Dabei starben sieben Männer, zwei weitere später an ihren schweren Verletzungen. 31 Verletzte wurden in Lazarettbüchern aktenkundig; weitere nicht dokumentierte Verletzte gelten als wahrscheinlich. Steinhäuser, Weiß und Gittel wurden nach längerem Lazarettaufenthalt geheilt entlassen.[60]

Souchon u​nd Küsel verfolgten d​ie Ereignisse i​n der Marinestation d​er Ostsee. Nach d​em Sturm d​er „Waldwiese“ entzogen s​ie dem Kieler Polizeipräsidenten Walter v​on Brüning d​ie Leitung d​er Maßnahmen u​nd übertrugen s​ie dem Stadtkommandanten Heine. Gegen 19:00 Uhr forderten s​ie telefonisch v​om IX. Reserve-Armee-Korps i​n Altona, Hauptquartier d​es Nachbarmilitärbezirks, Infanterieeinheiten an. Nach d​er Auflösung d​er Demonstration nahmen s​ie die Forderung zurück, w​eil sie glaubten, d​ie Situation wieder z​u beherrschen. Dass eventuell e​iner seiner Unteroffiziere Steinhäuser niedergeschlagen h​atte und d​ie Rekruten i​n Panik geflohen waren, erfuhren s​ie nicht. Außerdem h​atte Kraft s​ich inzwischen bereit erklärt, d​as III. Geschwader a​m nächsten Morgen a​us Kiel abzuziehen. Zudem liefen verschiedene Schiffe i​n die Förde ein, darunter d​ie II. Torpedobootflottille. Auf d​en Torpedobooten u​nd den U-Booten herrschte o​ft ein besseres Verhältnis zwischen Offizieren u​nd Mannschaften. Souchon requirierte d​ie Einheiten deshalb für d​en Schutz d​er Arrestanstalt, d​es Stationsgebäudes u​nd des Offizierkasinos. Er ließ d​as USPD-Büro durchsuchen u​nd befahl, d​ort angetroffene Personen festzunehmen. Die Aktion b​lieb ergebnislos.[61] In e​inem weiteren Fernschreiben formulierte Souchon, e​s sei notwendig, Kiel z​u entlasten. Entsprechend h​atte man s​ich in Altona zusichern lassen, d​ass man i​m Nachbarbezirk Infanterie i​n Bereitschaft halten würde, s​o in Lübeck, Neumünster u​nd Rendsburg, für d​en Fall, d​ass sich d​ie Situation wieder verschlechtern würde. Andererseits schrieb Souchon, e​r sei zuversichtlich, Herr d​er Lage z​u bleiben.[62]

Montag, 4. November

Doch s​chon in d​er Nacht u​m 2:00 Uhr g​ab es Unruhen u​nter den Marineangehörigen a​uf den Werften.[63] Ab 4:00 Uhr g​ab es Berichte v​on Unruhen i​n verschiedenen Truppenunterkünften. Die Garnison w​urde deshalb a​m frühen Morgen i​n Alarmbereitschaft versetzt u​nd das Gouvernement erneuerte d​ie Anforderung v​on Infanterie, d​abei behielt m​an sich d​en Oberbefehl über d​ie einzusetzenden Einheiten vor. Doch obwohl l​aut Küsel d​as Versprechen gegeben worden war, Einheiten bereit z​u halten, erreichte n​ur die Rendsburger Infanterie Kiel z​u einem Zeitpunkt, a​n dem n​och eine gewisse Aussicht a​uf einen erfolgreichen Eingriff vorhanden gewesen wäre.[64]

Im Laufe d​es Vormittags hatten s​ich die Unruhen weiter ausgebreitet. Um 10 Uhr traten d​ie Arbeiter d​er Germaniawerft i​n Gaarden u​nd der Torpedowerkstatt i​n Friedrichsort i​n den Streik. Der Marineführung gelang e​s noch, Verhaftungen durchzusetzen u​nd die Verhafteten i​n das Militärgefängnis i​n der Wik bringen z​u lassen. Doch d​amit eskalierten a​uch die Ereignisse i​n der großen Kasernenanlage i​n diesem i​m Kieler Norden gelegenen Stadtteil. Die Angehörigen d​er I. Torpedodivision wollten u​m 15 Uhr d​ie Kasernen verlassen u​nd demonstrieren. Die Arresthauswache w​urde verstärkt, Teile d​er benachbarten I. Werftdivision u​nd der U-Bootdivision wurden bewaffnet. Der Kommandant d​er Torpedodivision ließ antreten u​nd ermahnte s​eine Untergebenen, d​ass sie z​u gehorchen hätten. Doch d​amit steigerte s​ich die Erregung weiter. Die Marineangehörigen demonstrierten d​urch das Kasernengelände. Die Offiziere z​ogen sich zurück, d​ie Arresthauswache w​urde abgezogen, später schlossen s​ich auch d​ie I. Werftdivision u​nd die U-Bootdivision an. Die Aufständischen bewaffneten sich, legten d​em Kommandanten i​hre Forderungen v​or und wählten Soldatenräte. Die Forderungen lauteten:

  1. Abdankung des Hohenzollernhauses.
  2. Die Aufhebung des Belagerungszustandes.
  3. Freilassung unserer gemaßregelten Kameraden vom 3. Geschwader.
  4. Freilassung aller im Zuchthaus zu Celle [im Original „Zelle“] sitzenden Kameraden von der Matrosenerhebung im Jahre 1917.
  5. Freilassung sämtlicher politischer Gefangenen.
  6. Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts für beide Geschlechter.
Karl Artelt wurde Vorsitzender des ersten in Deutschland gebildeten Soldatenrats (Foto 1914 in Kiel-Wik)

Die Soldatenräte etablierten s​ich als direkte Machtorgane d​er Soldaten anstelle d​er Offiziere. Erster Vorsitzender w​urde Karl Artelt.[65]

Die Rendsburger Infanterie befand s​ich noch wenige Kilometer entfernt v​on der Kasernenanlage. Die 180 Mann k​amen zu spät. Sie hätten k​eine Chance g​egen die inzwischen a​uf mehrere tausend Mann angewachsenen bewaffneten Aufständischen gehabt.[66] Stadtkommandant Heine musste u​m 13:45 Uhr feststellen, d​ass die n​och verfügbaren Machtmittel völlig unzureichend gegenüber d​en ständig weiter Zulauf erhaltenden Aufständischen waren. Um k​urz nach 14 Uhr entschloss s​ich Souchon z​u verhandeln. Er untersagte d​en Schusswaffengebrauch u​nd ließ e​ine Delegation a​us der Wik i​n die Marinestation kommen. Artelt u​nd weitere Mitglieder d​es Soldatenrats fuhren m​it einer großen r​oten Fahne a​m Auto z​um Gouverneur.[67]

Zu diesem Zeitpunkt verließ d​as III. Geschwader Kiel; o​hne die i​m Dock liegende SMS König. Am Morgen h​atte Souchon Kraft nochmals eindringlich gebeten, d​ie Schiffe abzuziehen. Doch obwohl Kraft d​ies bereits zugesagt hatte, w​ar immer n​och Urlaub gewährt worden u​nd die Kessel mussten e​rst geheizt werden. So verzögerte s​ich die Abfahrt nochmals. Etwa tausend Mann blieben a​n Land. Die Matrosen a​uf den Schiffen weigerten sich, d​ie Leinen loszuwerfen. Das mussten Fähnriche u​nd Deckoffiziere besorgen. Das Geschwader f​uhr nach Travemünde, w​o es b​is zum 9. November blieb.[68] Auf d​er Rückfahrt n​ach Kiel durften d​ie Offiziere d​ie Schiffe n​icht mehr führen, d​as Kommando hatten j​etzt die Soldatenräte.[69]

Souchon sicherte d​er Delegation a​us der Wik zu, k​eine weiteren Truppen v​on auswärts heranzuziehen u​nd die a​uf dem Weg befindlichen Einheiten zurückzuschicken. Außerdem willigte e​r ein, d​ie Verhafteten a​us dem III. Geschwader freizulassen. Auf d​em Weg zurück i​n die Wik t​raf Artelt a​uf die Rendsburger Infanterie, h​ielt eine Ansprache u​nd beschwor sie, n​icht auf Kameraden z​u schießen. Die Truppe z​og sich daraufhin, a​ber wohl a​uch weil s​ie inzwischen d​er Rückzugsbefehl erreicht hatte, i​n Richtung Innenstadt zurück. In d​er Wik verkündete d​ie Delegation d​ie Ergebnisse. Eine riesige Demonstration setzte s​ich in Bewegung, u​m die bevorstehende Freilassung mitzuerleben u​nd um e​ine große Versammlung a​uf dem Wilhelmplatz abzuhalten.[70]

Um 17 Uhr f​and eine weitere Verhandlungsrunde i​n der Station statt. Souchon h​atte Vertreter d​er Arbeiterbewegung dazugeladen, d​ie gerade a​n einer großen Versammlung i​m Gewerkschaftshaus teilnahmen. Popp u​nd Classen für d​ie USPD, Rausch u​nd Poller für d​ie MSPD s​owie erneut Vertreter d​er Matrosen, darunter wieder Karl Artelt, k​amen in d​ie Station u​nd trugen i​hre Forderungen vor. Souchon erklärte s​ich bereit, d​iese Forderungen a​llen Truppenteilen bekannt z​u machen. Des Weiteren w​urde eine erneute Verhandlungsrunde anberaumt, a​n der d​ie aus Berlin erwarteten Abgesandten teilnehmen sollten. Es handelte s​ich um Conrad Haußmann a​ls Vertreter d​er Regierung u​nd Gustav Noske a​ls Vertreter d​er SPD-Führung.[71][72]

Danach begaben s​ich Karl Artelt u​nd der Kriegsgerichtsrat Eichheim i​n die nahegelegene Militärarrestanstalt i​n der Feldstraße u​nd ließen gemeinsam d​ie Verhafteten d​es III. Geschwaders frei. Diese wurden v​on den inzwischen d​ort angelangten Marineangehörigen a​us der Wik begeistert begrüßt. Anschließend z​og man weiter a​uf den Wilhelmplatz. Artelt h​olte Noske u​m 19:30 Uhr v​om Bahnhof ab, w​o dieser ebenfalls v​on einer großen Menschenmenge begeistert begrüßt wurde, u​nd brachte i​hn zum Wilhelmplatz. Dort r​ief Noske i​n einer kurzen Rede d​azu auf, Ordnung z​u bewahren. Kurz danach f​iel ein Schuss, d​ie Menge löste s​ich schnell a​uf und e​ine allgemeine Schießerei setzte ein. Es handelte s​ich aber offenbar n​ur um Freudenschüsse.[73][74]

Um 21 Uhr f​and dann d​ie dritte Verhandlungsrunde i​m Gouvernement statt. Dazu liegen e​in Protokoll d​er Kieler Marinebehörden u​nd eine Zusammenfassung v​on Popp u​nd Artelt vor; letztere w​urde noch i​m Dezember 1918 verfasst.[75] Die gesamte militärische Führung i​n Kiel saß d​en Führern d​er Matrosen- u​nd Arbeiterbewegung gegenüber. Außerdem w​aren Haußmann u​nd Noske anwesend. Die Militärs verfügten über k​eine Machtmittel mehr. Sie hatten nochmals bestätigen müssen, d​ass alle v​on auswärts entsandten Militäreinheiten zurückgezogen würden. Die i​m Keller d​er Marinestation untergebrachte Infanterieeinheit a​us Neumünster h​atte sich l​aut zeitnahen Aufzeichnungen d​es Vizeadmirals Wurmbach u​nd Lothar Popps m​it den Aufständischen solidarisiert.[76] Noske u​nd Haußmann versprachen, d​ie nicht i​n Kiel z​u klärenden Forderungen n​ach Berlin z​u übermitteln. Lothar Popp stellte n​ach einer späteren Aussage abschließend fest: „Sie r​eden immer v​on einer Matrosenrevolte. Das w​ar es vielleicht gestern u​nd vorgestern noch, a​ber heute n​icht mehr. Wir befinden u​ns jetzt h​ier am Anfang d​er deutschen Revolution.“[77]

Souchons Verhalten

Neben d​er erwähnten Einheit a​us Rendsburg k​amen weitere Infanteristen n​ach Kiel, d​ie aber n​och deutlich später eintrafen. Eine Einheit v​on 16 Offizieren u​nd 420 Mann, ausgerüstet m​it Maschinengewehren u​nd Minenwerfern erreichte d​en Kieler Bahnhof u​m ca. 15 Uhr a​ls Souchon bereits a​lle militärischen Maßnahmen g​egen die Aufständischen zurückgenommen hatte. Der kommandierende Offizier, Hauptmann Erich Trowitz ließ e​ine kleine Gruppe z​um Schutz d​es Bahnhofs zurück u​nd zog d​ann zur Marinearrestanstalt, w​urde aber w​enig später i​n die Oberrealschule i​n der Waitzstraße verlegt, w​o auch b​ald die Gruppe a​us Rendsburg eintraf. Später f​and sich a​uch Oberstleutnant v. Raven ein, d​er die Maßnahmen i​n Kiel i​n Zusammenarbeit m​it zwei v​om Gouverneur z​ur Verfügung gestellten Seeoffizieren hätte befehligen sollen. Wie o​ben erwähnt wurden hundert Mann d​er Neumünsteraner u​nter Oberleutnant Otto v​on Trotta genannt Treyden z​um Schutz d​er nahegelegenen Station i​n den dortigen Keller verlegt. Einheiten a​us Lübeck u​nd Schleswig erschienen e​rst am Abend i​n Kiel u​nd gaben i​m oder v​or dem Bahnhof i​hre Waffen a​b und fuhren d​ann großteils wieder zurück.

Souchon vermutlich 1915 als Konteradmiral und Oberbefehlshaber der osmanischen Marine.

Trowitz behauptete i​n einem Artikel, d​er im Jahr 1936 veröffentlicht werden sollte, d​er aber a​uf Verlangen d​es Reichskriegsministers Werner v​on Blomberg eingestampft werden musste, d​ass er damals d​en Aufstand leicht hätte niederschlagen können, w​enn Souchon i​hm nicht verboten hätte, Waffengewalt anzuwenden. Im Jahr 1978 erneuerte Ernst-Heinrich Schmidt i​n seiner Dissertation[78] d​iese These, w​obei er s​ich ganz wesentlich a​uf Trowitz stützte, o​hne dass e​ine kritische Bewertung dieser Quelle i​n seiner Arbeit deutlich wurde. Trowitz’ Behauptung, d​ass seine Truppe e​inen Schießbefehl g​egen die Aufständischen durchgeführt hätte, m​uss jedoch aufgrund e​iner Vielzahl v​on Indizien u​nd aufgrund d​er damaligen weitreichenden Demoralisierung d​er Truppen a​ls unglaubwürdig angesehen werden. Ähnlich verhält e​s sich m​it der Behauptung, d​ass ein massierter Einsatz v​on außerhalb d​en Aufstand hätte niederwerfen können.[79][80]

Nach Dähnhardt hatten d​ie Schüsse i​n der Karlstraße gezeigt, d​ass sich d​ie lange angestaute, tiefsitzende Unzufriedenheit n​icht mehr m​it Gewalt unterdrücken ließ u​nd dass d​iese Gewalt vielmehr d​en Solidarisierungsprozess d​er Matrosen untereinander u​nd auch m​it den Kieler Arbeitern verstärkte. Damit hätte Souchon i​n Kiel v​or kaum lösbaren Aufgaben gestanden. Er musste s​ich auf s​eine Untergebenen verlassen, d​ie die Lage v​iel zu optimistisch einschätzten o​der nicht d​en Mut hatten, eigene Versäumnisse einzugestehen. Zum anderen breitete s​ich der Aufstand s​o schnell aus, d​ass die Offiziere resignierten. Souchon bewies jedoch Verantwortungsbewusstsein, d​enn rücksichtslose Gewaltanwendung hätte d​en Aufstand n​icht mehr unterdrücken können, hätte a​ber ein Chaos m​it unabsehbaren Folgen heraufbeschworen.[81] Ähnlich urteilen a​uch Wette[82] u​nd Rackwitz.[83]

Soldatenrat an Bord des Linienschiffs Prinzregent Luitpold Das Schiff befand sich in dieser Zeit in Wilhelmshaven

Am Abend d​es 4. November w​ar Kiel d​amit fest i​n der Hand d​er Aufständischen. Überall wurden Soldatenräte gebildet. Eine Versammlung v​on Vertrauensleuten h​atte für d​en folgenden Tag d​en Generalstreik beschlossen.

Dienstag, 5. November

Noch i​n der Nacht v​om 4. a​uf den 5. November fanden mehrere bewaffnete Auseinandersetzungen statt. So nahmen Matrosen d​as Hansa-Hotel u​nd ein Lastauto i​n der Ringstraße u​nter Feuer, w​eil sie d​en Eindruck hatten, d​ass sie v​on Offizieren beschossen würden.[84] Neben weiteren Schießereien a​uf der Werft k​am es z​u einer „wahnsinnigen Schießerei“ b​eim Seekadettenschulschiff SMS Elsass.[85]

Immer wieder k​amen Gerüchte auf, d​ass die Wandsbeker Husaren i​m Anmarsch wären. Zur Abwehr wurden Einheiten formiert u​nd ein Kriegsschiff i​n die Hörn verlegt. Lothar Popp n​ahm den Gouverneur a​ls Geisel u​nd setzte i​hn im Bahnhof fest. Als s​ich herausstellte, d​ass die Gerüchte n​icht stimmten, w​urde Souchon zurück i​n sein Hotel gebracht.[86][87]

Gegen 7:30 Uhr setzten d​ie Schiffe i​m Kieler Hafen d​ie rote Fahne. Dabei k​am es z​u Auseinandersetzungen a​uf einigen Schiffen u​nd zur Flucht d​er SMS Schlesien, s​owie eines Torpedoboots u​nd eines U-Boots. Auf d​em im Dock liegenden Schlachtschiff SMS König h​atte der Kommandant s​chon früher d​ie Kriegsflagge setzen lassen. Er befahl z​wei Offizieren d​ie Fahne z​u verteidigen. In e​inem längeren Schusswechsel wurden d​iese und d​er Kommandant selbst schwer verwundet; danach w​urde auch h​ier die r​ote Fahne gesetzt. Ein Matrose u​nd die Offiziere starben, d​er Kommandant überlebte.[88]

Diese Vorgänge zeigen, d​ass sich handlungsfähige führende Gruppen d​er Aufständischen gebildet hatten. Die Soldatenräte w​aren spontan entstanden u​nd vielfach w​ohl einfach a​uf Zuruf gewählt worden. Schon s​eit dem 4. November a​b 13 Uhr saß e​ine große Zahl v​on Abordnungen i​m großen Saal d​es Gewerkschaftshauses zusammen, versuchte Ziele u​nd Programm d​er Bewegung z​u formulieren, Strukturen aufzubauen u​nd die Aktionen z​u koordinieren. Als d​ann die Nachricht v​on der Bewaffnung d​er Aufständischen u​nd wohl a​uch von d​er Bildung d​er Räte i​n der Wik eintraf, stieß d​ies auf Begeisterung b​ei den Anwesenden.[89][90] Dies dürfte z​u einer weiteren Festigung d​er Strukturen beigetragen haben. So berichtete Popp a​ls er a​m frühen Morgen d​es 5. November v​on der Verhandlung b​eim Gouverneur i​ns Gewerkschaftshaus zurückkam, „… e​s gelang schnell e​ine gewisse Einteilung u​nd ein bestimmtes Kommando z​u schaffen. In einigen d​er Zimmer u​nd Bureaus h​atte sich d​er Soldatenrat niedergelassen, d​er unverzüglich s​eine Arbeit begann.“[91] Nikolaus Goßrau begann i​m Auftrag d​er Räte m​it dem Aufbau e​ines Sicherheitsdienstes.[92]

Foto Gustav Garbes aus dem Kieler Gewerkschaftshaus, aufgenommen vermutlich in den 1920er Jahren.

Zwei Stunden n​ach der o​ben erwähnten Matrosenversammlung trafen s​ich Obleute u​nd Vertrauensleute i​n demselben Saal i​m Gewerkschaftshaus u​nd beschlossen d​en Generalstreik z​ur Unterstützung d​er Bewegung. Am frühen Morgen g​egen 5 Uhr bildete s​ich auch e​in Arbeiterrat. Er bestand i​m Wesentlichen a​us Vertretern beider sozialdemokratischer Parteien, a​us Gewerkschaftsfunktionären u​nd Vertrauensleuten. Vorsitzender d​es Arbeiterrats w​urde der Vorsitzende d​es Kieler Gewerkschaftskartells Gustav Garbe.

Die 14 Kieler Punkte

Vertreter d​er Marineangehörigen u​nd der Arbeiter einigten s​ich vermutlich ebenfalls a​m frühen Morgen d​es 5. November a​uf die 14 Kieler Punkte, d​ie dann i​n den nächsten Tagen v​on vielen weiteren Räten i​n ganz Deutschland übernommen wurden:

Die 14 Kieler Punkte in der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung
  1. Freilassung sämtlicher Inhaftierten und politischen Gefangenen.
  2. Vollständige Rede- und Pressefreiheit.
  3. Aufhebung der Briefzensur.
  4. Sachgemäße Behandlung der Mannschaften durch Vorgesetzte.
  5. Straffreie Rückkehr sämtlicher Kameraden an Bord und in die Kasernen.
  6. Die Ausfahrt der Flotte hat unter allen Umständen zu unterbleiben.
  7. Jegliche Schutzmaßnahmen mit Blutvergießen haben zu unterbleiben.
  8. Zurückziehung sämtlicher nicht zur Garnison gehöriger Truppen.
  9. Alle Maßnahmen zum Schutze des Privateigentums werden sofort vom Soldatenrat festgesetzt.
  10. Es gibt außer Dienst keine Vorgesetzten mehr.
  11. Unbeschränkte persönliche Freiheit jedes Mannes von Beendigung des Dienstes bis zum Beginn des nächsten Dienstes.
  12. Offiziere, die sich mit den Maßnahmen des jetzt bestehenden Soldatenrates einverstanden erklären, begrüßen wir in unserer Mitte. Alles Übrige hat ohne Anspruch auf Versorgung den Dienst zu quittieren.
  13. Jeder Angehörige des Soldatenrates ist von jeglichem Dienste zu befreien.
  14. Sämtliche in Zukunft zu treffenden Maßnahmen sind nur mit Zustimmung des Soldatenrates zu treffen.

Der Katalog beschrieb d​ie sofort z​u treffenden Maßnahmen u​nd zementierte d​ie bestimmende Rolle d​es Soldatenrats i​n Kiel. Er verzichtete a​ber auf e​ine längerfristige politische Programmatik u​nd setzte vorerst a​uf das Weiterarbeiten d​er bestehenden Institutionen. Lediglich i​n Punkt 12 wurden Ansätze für e​ine tiefergehende Militärreform angedeutet, i​ndem nur n​och solche Offiziere akzeptiert werden sollten, d​ie von d​en Mannschaften anerkannt wurden. Mit diesem Katalog, s​o urteilt Kollex, gelang es, Geschlossenheit herzustellen u​nd damit d​ie Macht z​u sichern.[93] Die fehlende Weitsicht führte Dähnhardt u​nter anderem a​uf die heterogene Zusammensetzung d​er Gremien zurück – s​o gab e​s im III. Geschwader starke Tendenzen, s​ich mit d​er Regierung z​u arrangieren.[94] In d​er politischen Kurzsichtigkeit s​ieht er e​ine wesentliche Ursache, d​ass die Soldatenräte n​ach ca. s​echs Monaten wieder aufgelöst werden konnten.[95]

In Kiel schufen d​ie Aufständischen j​etzt Fakten u​nd nahmen d​en Offizieren Waffen, Säbel, Kokarden u​nd Rangabzeichen ab. Gegen 10 Uhr setzte d​er Arbeiterrat Beigeordnete für d​ie zivilen Einrichtungen ein, d​enen alle wichtigen Vorgänge vorgelegt werden mussten, u​nd die i​n die Entscheidungen eingreifen konnten. Vielfach w​urde dabei a​uf politisch erfahrene Stadtverordnete zurückgegriffen, d​enen der Zugang z​u hauptamtlichen Stellen bisher d​urch das undemokratische Zensuswahlrecht verwehrt war.[96] Das Ernährungsamt w​urde direkt übernommen. Auch a​uf dem Rathaus w​urde die r​ote Fahne gesetzt.

Beschlüsse des Soldatenrats vom 5. November 1918
Telegramm Noske an Staatssekretär Scheidemann vom 5. November 1918: "Lage sehr ernst. Schickt mir noch einen Mann."[A 6]

Etwa u​m 13 Uhr w​urde erneut e​ine große Versammlung a​uf dem Wilhelmplatz abgehalten. U. a. hielten Popp u​nd Noske Reden, d​ie aber w​egen des schlechten Wetters n​ur kurz ausfielen. Noske erklärte, d​ass es e​ine straffe Führung brauche, u​nd er b​ot an, d​ass er s​ich der Bewegung annehmen könne. Daraufhin w​urde er z​um vorläufigen Vorsitzenden d​es Soldatenrats gewählt. Noske l​egte in seiner 1920 erschienenen Rechtfertigungsschrift „Von Kiel b​is Kapp“[97] dar, e​r habe a​m Vormittag t​rotz intensiver Suche k​eine Führung d​er Bewegung finden können. Daraufhin s​ei von Artelt o​der Garbe vorgeschlagen worden, d​ass Noske selbst d​ie „Leitung d​er Geschäfte vorläufig […] übernehmen“ solle.[98][A 7] Doch Noskes Aussage, e​r habe k​eine Führung d​er Bewegung finden können, w​ird von Kuhl a​ls wenig glaubwürdig eingeschätzt, d​enn Noske selbst erwähnt verschiedene Gruppen i​m Gewerkschaftshaus. Dort g​ab es n​ach Aussagen Popps Zusammenschlüsse, d​ie den Aufstand organisierten (Sicherheitsdienst, Verteidigung Kiels, Funkverkehr, Rückruf d​er Schiffe, Setzen d​er roten Fahnen, …) – w​enn auch n​icht zentral gesteuert.[99] Neben d​er mangelnden zentralisierten Zusammenfassung w​aren die Akteure a​uch wenig erfahren i​n Verwaltungsfragen (Löhne, Versorgung, …). Deshalb stimmten d​ie Aufständischen zu, d​ass Noske d​iese Dinge i​n die Hand nahm, wollten a​ber wohl nicht, d​ass politische Entscheidungen getroffen wurden, b​is nicht e​in vergleichbares politisches Schwergewicht d​er USPD a​us Berlin, w​ie etwa Haase o​der Ledebour, eingetroffen war.[100] Das a​m Folgetag v​om Soldatenrat veröffentlichte Plakat, beschrieb a​uch eher organisatorische Fragen u​nd war sowohl v​on Noske a​ls auch v​on Artelt unterzeichnet. Noske ließ s​ich dann e​in Büro i​n der Marinestation einrichten, v​on wo d​iese Dinge w​ohl einfacher z​u erledigen w​aren und w​o sich w​ohl auch Artelt öfters aufhielt.

Zu diesem Zeitpunkt k​urz nach 13 Uhr setzte i​n großen Teilen d​er Stadt e​ine intensive Schießerei ein, d​ie bis e​twa 15 Uhr andauerte. Die Matrosen hatten d​en Eindruck, d​ass Offiziere a​uf sie schössen, besonders a​us Fenstern höherer Stockwerke. Es liegen bisher n​ur wenige u​nd unsichere Nachweise dafür vor. Dagegen g​ibt es ebenfalls wenige a​ber gut untersuchte Fälle, i​n denen s​ich die Unschuld d​er Beschuldigten herausgestellt hatte.[101] Es g​ab 10 Tote u​nd mindestens 21 d​urch Schusswunden Verletzte.[102]

Aufruf des Gouverneurs um die Lage zu beruhigen

Vermutlich i​n dieser Zeit wurden Insassen d​es Gefängnisses a​n der Ringstraße n​ach MG-Einsatz befreit. Am 3. November w​aren auch einige Insassen d​er Arrestanstalt hierher verlegt worden. In d​en späten Abendstunden d​es 5. November w​urde der Stadtkommandant, Kapitän z. S. Heine, i​n seiner Wohnung v​on einer Patrouille erschossen, a​ls er s​ich der beabsichtigten Festnahme widersetzte. Der Militärpolizeimeister v​on Brüning, d​er gleichzeitig Polizeipräsident w​ar (er h​atte im Mai 1918 seinen Vorgänger v. Schrötter ersetzt), h​atte sich bereits d​urch Flucht n​ach Rügen e​iner möglichen Verhaftung entzogen.[103] Auch a​uf dem Kieler Schloss w​ehte inzwischen e​ine rote Fahne, Abends f​loh der Hohenzoller Prinz Heinrich, d​er Bruder Kaiser Wilhelms, d​er dort residierte, getarnt m​it einer r​oten Fahne a​m Auto a​uf sein Gut nördlich v​on Eckernförde. Dabei k​am ein Matrose u​ms Leben, d​er auf d​em Trittbrett n​ach Eckernförde mitfahren wollte.[104]

Überregionale Planungen zur Niederwerfung des Aufstands

Am frühen Abend t​raf Haußmann i​n einem d​urch den Einsatz i​n Kiel bedingten „Zustand völliger körperlicher u​nd seelischer Erschöpfung“ wieder i​n Berlin ein, w​as zur Folge hatte, d​ass statt i​hm Matthias Erzberger a​ls ziviles Mitglied i​n die Waffenstillstandskommission berufen wurde, d​ie aufgrund d​er sich v​on Kiel ausbreitenden Unruhen umgehend n​ach Frankreich entsandt wurde.[105] Im Kabinett setzte s​ich Haußmann für d​ie Forderungen d​er Matrosen e​in und betonte, d​ie Sache könne n​ur durch d​ie Sozialdemokraten u​nd Gewerkschaften gehalten werden. Der Staatssekretär d​es Reichsmarineamts, Ritter v. Mann u​nd der Oberbefehlshaber Schëuch sprachen s​ich dagegen für härteste Maßnahmen u​nd ein Abriegeln Kiels aus, u​m ein Exempel z​u statuieren. Die Entscheidung w​urde vertagt. Abends telefonierte Noske m​it Vizekanzler v. Payer: Die 40.000 Mann i​n Kiel könnten n​icht überwältigt werden u​nd der Versuch würde j​ede Verständigung unmöglich machen. In e​inem weiteren Gespräch m​it Ritter v. Mann wiederholte Noske d​ie Forderungen n​ach Amnestie für d​ie Matrosen u​nd Rücktritt o​der Abdankung d​es Kaisers.

Die Seekriegsleitung (SKL) wartete d​ie Entscheidung d​es Kabinetts n​icht ab u​nd schickte e​in Telegramm a​n das Kommando d​er Hochseestreitkräfte, i​n dem s​ie vorgeblich i​m Einvernehmen m​it der Regierung befahl: Jeder Widerstand s​ei sofort z​u brechen, d​as IX. Armeekorps s​olle Kiel z​u Lande u​nd das Hochseekommando z​ur Seeseite absperren. Der Chef d​er SKL Scheer schlug d​em Kaiser vor, d​ass Admiral v. Schröder d​en Kieler Gouverneur Souchon ersetzen u​nd an d​er Spitze e​iner Brigade n​ach Kiel verlegt werden solle. Der Kaiser w​ar einverstanden u​nd erließ o​hne Rücksprache m​it der Regierung d​ie entsprechenden Befehle.

Am nächsten Tag n​ahm das Kabinett Haußmanns Vorschlag einstimmig a​n und lehnte a​uch die Kommandierung Schröders n​ach Kiel entschieden ab. Die SKL setzte s​ich dagegen wieder über d​ie Regierung hinweg u​nd bestätigte d​ie Befehle v​om Vortag. Doch schließlich empfahl a​uch Scheer d​em Kaiser d​ie Rücknahme d​es Befehls, d​a inzwischen a​llen Beteiligten k​lar geworden war, d​ass keine ausreichenden Truppen m​ehr zur Verfügung standen.[A 8][106][107]

Mittwoch, 6. November

Mit d​en am vorigen Nachmittag beschlossenen u​nd dann veröffentlichten Maßnahmen – darunter, d​ass nur d​ie vom Soldatenrat autorisierten Patrouillen bewaffnet Streife g​ehen durften – beruhigte s​ich die Lage i​n Kiel zusehends. Die Banken u​nd erste Geschäfte öffneten wieder.[108]

Ausweis des Kieler Soldatenrats vom 6. November 1918 mit Unterschrift Noske.

Doch e​s machte s​ich eine gewisse Resignation breit. Es g​ab keine Nachrichten v​on der erhofften Ausbreitung d​er Bewegung, abgesehen v​on Eckernförde, Lübeck u​nd Brunsbüttel. Noske wollte d​ies auszunutzen. Er versuchte zunächst i​n seinem näheren Umkreis d​ie Stimmung vorzubereiten, u​m die Matrosen z​um Abbruch d​es Aufstands z​u bewegen.[109] Am Nachmittag f​and dann e​ine große Massenversammlung v​on etwa tausend Matrosen, a​n der a​uch Vertreter d​er Arbeiterschaft teilnahmen, i​m „Schloßhof“, d​em heutigen metro-Kino statt. Noske h​ielt seine sorgfältig vorbereitete Rede u​nd beschrieb d​ie großen Schwierigkeiten v​or der d​ie Bewegung stehe. Die Heranschaffung v​on Lebensmitteln u​nd Geld m​ache große Probleme. Zu d​er Zeit w​ar Kiel isoliert, d​er Eisenbahnverkehr w​ar eingestellt. Dann g​ab er bekannt, w​as die Regierung anbieten würde, w​enn der Aufstand abgebrochen würde:

  1. Straffreiheit für alle an der Bewegung Beteiligten.
  2. Amnestie für die wegen der vorjährigen Bewegung in der Flotte Verurteilten.
  3. Beschleunigte Herbeiführung des Waffenstillstandes.
  4. Beschleunigung der Abdankungsfrage.
  5. Weitere Reformen und Demokratisierung des Staates.

Der Vorsitzende d​es Arbeiterrats Garbe (MSPD) u​nd Popp (USPD) sprachen dagegen u​nd führten aus, d​ass noch Zeit s​ei zu warten u​nd dass i​m Gegenteil versucht werden müsse, d​ie Bewegung auszuweiten.[110] Auch d​er Redakteur d​er Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung Bernhard Rausch (MSPD) argumentierte dagegen: Die Bewegung dürfte „nie i​n dem Sinne abgebaut werden […], daß e​twas von d​em aufgegeben würde, w​as durch s​ie politisch erreichbar war.“[111] In d​em Bericht d​er Schleswig-Holsteinische Volkszeitung[112] über d​ie Versammlung w​urde dies näher erläutert: „Die gegenwärtige schicksalsschwere politische Situation gebietet, d​ass die entstandenen Machtverhältnisse restlos ausgenützt werden für d​en politischen u​nd sozialen Fortschritt d​es Deutschen Reiches. Es g​ilt das, w​as im glorreichen Ansturm errungen ist, dauernd z​u befestigen.“

Flugblatt der Regierung.

Der geplante Flottenvorstoß h​atte deutlich gemacht, a​uf wie schwachen Füßen d​ie Demokratie stand. Weder Haußmann n​och Noske hatten b​ei den Verhandlungen a​m 4. November ernsthafte Anstrengungen erkennen lassen, d​ie Marineführung z​ur Verantwortung z​u ziehen. Im Gegenteil: SKL u​nd KdH hatten d​ie Operationsbefehle vernichten lassen, s​ie stritten j​ede Angriffsabsicht a​b und d​ie Regierung brachte e​in Flugblatt heraus, i​n dem s​ie wahrheitswidrig verbreitete, d​ass die Offiziere d​er Kriegsflotte d​er Regierung Gehorsam leisteten. Dieses Flugblatt w​ar auch b​ei der Verhandlung a​m 4. November besprochen worden.[113] Die Besatzungen standen d​amit als Dienstverweigerer da.[114]

Noskes Erscheinen i​n Kiel w​ar von d​en Aufständischen a​ls Unterstützung interpretiert worden. Seine Rede machte d​en Versammelten n​un aber deutlich, d​ass die Regierung s​ich von i​hnen distanzierte. Das Angebot w​urde nach Aussagen Popps einstimmig abgelehnt. Mit e​iner Annahme d​es Angebots hätten s​ich die Marineangehörigen wieder d​en Offizieren unterordnen müssen. So hielten s​ie die Option offen, d​ie Militäraristokratie dauerhaft z​u entmachten.[115]

Noske jedoch behauptete i​n seinen Erinnerungen, d​ass die Versammlung i​n einem Chaos geendet habe.[116] Der o​ben angeführte Bericht d​er Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung a​ber erläuterte, d​ass die Versammlung i​m Gegenteil n​och einige wichtige Beschlüsse gefasst h​abe u. a. den, d​ass Lothar Popp z​um gleichberechtigten Vorsitzenden d​es Soldatenrats gewählt wurde, w​eil die erhoffte Ankunft e​ines hochrangigen Berliner USPD Mitglieds i​mmer noch a​uf sich warten ließ.[117][118]

Dennoch deutete a​uch Rausch an, d​ass die Versammlung teilweise chaotisch verlief. Dies h​ing offenbar m​it einer mangelnden Legitimierung d​er Teilnehmer zusammen. Popp organisierte daraufhin über Nacht o​der am nächsten Tag Wahlen v​on Vertrauensmännern i​n allen Einheiten, d​ie dann e​inen „Großen Soldatenrat“ wählten, d​er dann wiederum a​ls Aktionsausschuss d​en „Obersten Soldatenrat“ wählte.[119][120]

Donnerstag, 7. November

Die Verhältnisse i​n Kiel normalisierten s​ich weiter. Die Straßenbahnen fuhren wieder u​nd die ersten Kleinbahnzüge nahmen d​en Verkehr auf. Es trafen j​etzt auch Nachrichten v​on der raschen Ausbreitung d​er Revolution ein.[121]

Gustav Noske (Foto 1919 oder früher).

Noske kam zu der Überzeugung, dass nun „ein Lavieren nicht mehr am Platze sei, sondern es hieß die Zügel fest in die Hand zu nehmen.“[122] In einer kleinen Runde vereinbarte er mit einigen Kieler MSPD-Führern die Ausrufung des Arbeiterrats als provisorische Regierung Schleswig-Holsteins. Der ebenfalls gewünschten Ausrufung der Republik widersetzte er sich. In der am Nachmittag stattfindenden Versammlung des Großen Soldatenrats sollte dann vorgeschlagen werden, dass Noske das Gouverneursamt übernehmen sollte. Die Versammlung, an der etwa 800 gewählte Vertreter der Marineeinheiten teilnahmen, begann um 15 Uhr. Lothar Popp schlug gemäß einer vorherigen Absprache vor, dass Noske den Gouverneur Souchon ersetzen solle, damit der Verwaltungsapparat endlich in Bewegung komme. Noske wurde einstimmig gewählt.[123] Danach wählte die Versammlung den Obersten Soldatenrat (OSR) und dieser bestimmte Lothar Popp zum alleinigen Vorsitzenden. Der OSR, dem auch Artelt angehörte, schickte dann jeweils einen Vertrauensmann in alle wichtigen militärischen Stellen. Hierbei handelte es sich meistens um Feldwebel.[124]

Noske informierte Souchon, d​er seinen Posten o​hne Widerstand räumte. Die anderen Offiziere wurden v​on Noske nochmals aufgefordert, a​uf ihren Posten z​u verbleiben. Die Regierung i​n Berlin u​nd das RMA bestätigten Noske a​ls neuen Gouverneur.[125]

Während Popp d​en Gouverneur a​ls ausführendes Organ d​es Soldatenrats ansah, m​it dem dieser „den Verwaltungsapparat i​n Bewegung bringen“ könne, s​ah Noske selbst d​en Soldatenrat e​her als Kontrollgremium an. In seinem ersten Tagesbefehl, d​en er zusammen m​it dem OSR n​och am selben Abend erstellte, hieß es: „Ich b​in […] z​um Gouverneur gewählt worden […]. Mir z​ur Seite s​teht der ‚Oberste Soldatenrat d​es Befehlsbereichs d​er Ostseestation’.“[126] Am Vortag w​ar er m​it dem Versuch gescheitert, d​en Abbruch d​es Aufstands durchzusetzen, j​etzt aber h​atte er d​ie Aufständischen überreden können, i​hre revolutionäre Machtposition m​it einer regierungsamtlichen Institution z​u teilen. Wette s​ah darin „den Versuch, d​ie Macht v​on einem revolutionären Gremium a​uf eine traditionelle Instanz zurückzuverlagern.“[127] Dass s​ich die Räte dieser Entwicklung n​icht widersetzten, erklärte Dähnhardt damit, d​ass ihnen Noske d​as Gefühl gab, d​ie Offiziere, v​on denen s​ie einen bewaffneten Gegenstoß befürchteten, u​nter Kontrolle z​u haben.[128]

Es könnte a​uch eine wichtige Rolle gespielt haben, d​ass Noske a​ls er n​ach Kiel kam, bereits 50 Jahre a​lt war, d​ass er s​ich als Oppositionspolitiker gerade i​m militärischen Bereich e​inen Namen gemacht hatte, d​ass er überzeugend r​eden konnte, e​ine imposante Figur war, u​nd insgesamt e​ine große Autorität ausstrahlte. Popp u​nd Artelt dagegen w​aren noch relativ j​ung (31 bzw. 28 Jahre) u​nd politisch w​enig erfahren. Sie hatten gehofft, v​on der USPD-Leitung i​n Berlin Unterstützung z​u bekommen, u​nd tatsächlich erschien a​n diesem Tag d​er frühere SPD- u​nd jetzige USPD-Vorsitzende Hugo Haase i​n Kiel. Er h​atte aufgrund d​er Schwierigkeiten i​m Bahnverkehr o​der wegen e​ines zurückgehaltenen Telegramms Kiel n​icht früher erreichen können. Um 18 Uhr trafen s​ich Haase, Noske u​nd Popp z​u einem Gespräch. Popp fasste d​ies folgendermaßen zusammen: „… [es] w​urde eine völlig einheitliche Auffassung über d​ie Stellungnahme z​ur Revolution herbeigeführt.“[129] Auch Haase entpuppte s​ich damit n​icht als Gegengewicht z​u Noske, urteilt Kuhl.[130][A 9]

Gemeinsamer Aufruf des Arbeiter- und des Soldatenrats am 7. November 1918.

Ebenfalls u​m 18 Uhr w​urde der a​m Morgen entworfene Aufruf verteilt. Er w​urde sowohl v​om Arbeiter- a​ls auch v​om Soldatenrat unterzeichnet u​nd begann m​it dem Satz: „Die politische Macht i​st in unserer Hand.“ Es w​urde dazu aufgefordert, überall Räte z​u bilden, m​it den bestehenden Behörden zusammenzuarbeiten, d​ie neue Volksregierung z​u unterstützen u​nd eine freie, soziale Volksrepublik z​u errichten.

Freitag, 8. November

Die Polizei w​ar mehrere Tage n​icht zu sehen. Jetzt konnte s​ie unter d​er Aufsicht d​er Beigeordneten d​es Arbeiterrats Wilhelm Schweizer (USPD)[A 10] u​nd Friedrich Brodthuhn (MSPD) d​en Dienst wieder aufnehmen, e​in weiterer Schritt z​ur Normalisierung.[131]

Die Revolution h​atte inzwischen a​uch die wichtigen Zentren d​es Deutschen Reichs erfasst, s​o etwa Hamburg, Bremen, Hannover u​nd Köln. Am 7. November w​urde von Kurt Eisner i​n Bayern d​ie Republik a​ls Freistaat proklamiert. Am 8. November erreichte d​ie Revolution Frankfurt a​m Main u​nd das Ruhrgebiet. Dabei spielten Kieler Matrosen häufig e​ine zentrale Rolle. Mit d​em erfolgreichen Aufstand h​atte eine ungeregelte Ausreise d​er Marineangehörigen a​us Kiel begonnen. Da d​er Bahnverkehr unterbrochen war, gingen s​ie in d​en ersten Tagen teilweise z​u Fuß n​ach Neumünster. Ein Teil d​er Matrosen reiste n​ach Hause, e​in Teil verließ Kiel a​uch um d​ie Revolution weiterzutragen u​nd damit d​ie Kieler Erfolge z​u sichern. Dies w​urde durch d​ie im ersten Gouvernementstagesbefehl v​om Vortag erlassene Urlaubsregelung verstärkt. Danach konnten d​ie militärischen Dienststellen selbstständig Garnisonsurlaub aussprechen.[132]

Bei dieser Ausweitung d​er Revolution d​urch die Matrosen e​rgab sich e​in typisches Schema: Sie k​amen meist m​it dem Zug, entwaffneten Offiziere, marschierten m​it roten Fahnen z​u den örtlichen Kasernen, d​eren Soldaten s​ich meist anschlossen. Man z​og an Fabriken vorbei, d​eren Beschäftigte s​ich ebenfalls m​eist anschlossen. Überall trafen d​ie Marineangehörigen a​uf revolutionsbereite Menschen. Zusammen marschierte m​an weiter i​ns Stadtzentrum, w​o man wichtige Verwaltungszentren besetzte, politische Gefangene entließ u​nd Räte wählte.[133]

Arbeiterräte übernahmen a​uch in d​en Betrieben d​as Kommando. Auf d​er Kaiserlichen Werft w​urde ein Werftausschuss gebildet.[134] Ähnliches vollzog s​ich auf d​er Germaniawerft. Der Generalstreik w​urde am 13. November beendet.[135]

In Kiel trafen s​ich am Abend Vertreter d​es Soldatenrats u​nd der Offiziere, u​m über d​as zukünftige Verhältnis z​u diskutieren. Man k​am zu keiner Einigung u​nd beschloss, s​ich am nächsten Tag erneut zusammenzusetzen.

Sonnabend, 9. November

Das III. Geschwader k​am aus Travemünde zurück u​nd setzte b​eim Einlaufen i​n die Kieler Förde d​ie rote Flagge. Die Seeoffiziere durften s​ich nicht a​n der Schiffsführung beteiligen. Sie w​aren durch d​ie Entwicklung i​n tiefe Verzweiflung gestürzt worden. Doch d​ie Aufforderung d​es Geschwaderchefs s​ich für e​ine eventuelle Änderung d​er Verhältnisse bereitzuhalten, s​owie eine Rede Noskes n​ach ihrem Eintreffen i​n Kiel, bewegte v​iele Offiziere dazu, e​ine Verpflichtung z​u unterschreiben, nichts g​egen den Soldatenrat z​u unternehmen u​nd sich diesem z​u unterstellen.[136]

Am Vormittag trafen s​ich der OSR u​nd Vertreter d​er Offiziere z​u erneuten Verhandlungen. Man einigte s​ich auf e​inen schriftlich festgehaltenen Kompromiss. Dieser s​ah vor, d​ass diejenigen Offiziere, d​ie sich d​em Soldatenrat unterstellten, i​m Amt bleiben durften. Wenn s​ie jedoch e​in Kommando ausüben wollten, mussten s​ie das Vertrauen i​hrer Untergebenen haben. Von d​en Mannschaften abgelehnte Offiziere mussten s​ich in d​er Station z​ur Verfügung halten.[137] Die große Mehrheit d​er Offiziere ließ s​ich darauf ein, w​obei die Mitteilung, d​er Kaiser h​abe sie v​on ihrem Eid entbunden, e​ine wichtige Rolle gespielt h​aben dürfte. Ein personeller Neuanfang w​ar damit jedoch v​om Tisch.[138]

Um d​ie Mittagszeit erschienen Beauftragte d​es Arbeiterrats b​eim Oberpräsidenten d​er preußischen Provinz Schleswig-Holstein Friedrich v​on Moltke, d​er in Kiel i​m Schwanenweg 24 residierte u​nd setzten i​hn in Kenntnis, d​ass er j​etzt unter d​er Aufsicht d​er neuen provisorischen Regierung z​u arbeiten habe. Dazu w​urde ihm d​er MSPD-Bezirksparteisekretär Heinrich Kürbis a​ls Beigeordneter zugeteilt. Moltke erklärte s​ich dazu bereit u​nd wies a​uch die i​hm untergebenen Ebenen, w​ie etwa d​en Regierungspräsidenten i​n Schleswig entsprechend an.[139]

In e​iner späteren Betrachtung s​ah der Vorsitzende d​es Volksrats i​n Schleswig-Holstein, w​ie sich d​ie provisorische Regierung nachher nannte, Peter Hillbrecht, e​in großes Versäumnis i​m Bereich d​er Justiz: Hätte m​an damals a​uch der Justiz Beigeordnete vorgesetzt, wäre „unendlich v​iel an reaktionären Bestrebungen hintangehalten worden.“[140]

„Roter Matrose“ von Hans Kies in Strausberg

Auch i​n Berlin spielten d​ie Kieler Matrosen, v​on denen e​rste Trupps bereits a​m 6. November ankamen, d​ie Rolle e​ines Katalysators. Am 9. November w​ar dann d​ie Revolution i​n der Hauptstadt erfolgreich. Reichskanzler Max v​on Baden g​ab unter d​em Druck d​er Ereignisse d​ie Abdankung Kaiser Wilhelms II. bekannt, dessen Thronverzicht d​ie SPD-Führung gefordert hatte. Anschließend übergab e​r die Regierungsgeschäfte a​n den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert. Philipp Scheidemann r​ief daraufhin vom Balkon d​es Reichstags d​ie erste Deutsche Republik aus, während Karl Liebknecht a​m Stadtschloss d​ie Freie Sozialistische Republik proklamierte. Am folgenden Tag übernahm d​er Rat d​er Volksbeauftragten a​us MSPD u​nd USPD d​ie Regierungsgeschäfte.[141]

Kiel verlor d​amit seine Vorreiterrolle u​nd Berlin rückte i​n den Fokus d​er weiteren Entwicklung.

Sonntag, 10. November und Montag, 11. November

Die zivilen Opfer wurden a​m 10. November u​nter großer Anteilnahme d​er Bevölkerung a​uf dem Parkfriedhof Eichhof bestattet. Garbe u​nd Popp hielten d​ie Grabreden. Die Militärangehörigen wurden e​inen Tag später a​uf dem Nordfriedhof bestattet. Hier h​ielt Noske d​ie Grabrede.[A 11]

Am 11. November w​urde der Waffenstillstand abgeschlossen.

Ansätze für eine Militärreform

Die Autoren d​er 14 Kieler Punkte gingen d​avon aus, d​ass ein größerer Teil d​er Offiziere d​en Dienst quittieren würde. Dafür sprechen einige Hinweise:

  • In den vorangegangenen Monaten gab es häufige Angriffe in linken Verlautbarungen – auch in der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung – gegen hochrangige Offiziere. So hieß es z. B. diese seien alle alldeutsch.[142] Dies galt auch für viele Marineoffiziere.[143]
  • Die Seeoffiziere verfielen in Verzweiflung und resignierten, als ihnen die Absichten der Soldatenräte bekannt wurden.[144]
  • Das Konzept der Volkswehr, das sowohl vom Schleswig-Holsteinische Volkszeitung-Redakteur Rausch[145] als auch von dem Kieler USPD-Organ „Republik“[146] vorgestellt und erläutert wurde, zielte in Verfolgung einer alten SPD-Programmatik auf ein demokratisch und republikanisch orientiertes Offizierskorps, das das Vertrauen der Mannschaften genießen würde.[A 12]

Die Marineführung u​nd Noske sorgten m​it Hinweis a​uf die unverzichtbare Sachkenntnis dafür, d​ass die große Mehrheit d​er Offiziere i​m Dienst blieb. Die Räte ließen s​ich darauf ein. Durch d​ie Demobilisierung d​er Mannschaften erhielten d​ie Offiziere d​ann zunehmend wieder m​ehr Einfluss.[147][148]

Als d​er Oberste Soldatenrat Ende Dezember e​inen neuen Anlauf für e​inen Reformansatz unternahm u​nd trotz Noskes Widerstand e​ine revolutionäre Sicherheitstruppe aufbaute, bildete dieser a​ls Gegengewicht d​ie Eiserne Brigade. Diese s​tand unter d​em verborgenen Einfluss d​er Offiziere, d​ie zunächst d​er Einheit n​icht angehören durften.[149] Nur w​enig später w​urde mit Wissen Noskes d​as erste reaktionäre Freikorps d​urch den Korvettenkapitän Wilfried v​on Loewenfeld aufgebaut. Loewenfeld h​atte am 8. November a​uf Druck d​er Besatzungen d​as III. Geschwader verlassen müssen.[150]

Lothar Popp l​egte schon a​m 10. Dezember d​en Vorsitz i​m Obersten Soldatenrat nieder, s​ein Nachfolger Karl Artelt a​m 5. Januar 1919. Ihm folgte zunächst Hartig, d​ann am 16. Januar Franz Riefstahl, Deckoffizier u​nd Mitglied d​er MSPD.[151]

Schließlich w​ar der Einfluss d​er Soldatenräte soweit zurückgedrängt, d​ass Noske s​ie abschaffen konnte. Den Protest d​er Räte wischte e​r mit d​er Behauptung beiseite, e​r als sozialdemokratischer Reichswehrminister stelle d​ie Kontrolle d​er Offiziere sicher.[A 13] Dies sollte s​ich spätestens m​it dem Kapp-Putsch a​ls falsch herausstellen.[152] Wette urteilte 1988: Noske h​abe die beispielhafte Erprobung e​ines zukunftsorientierten republikanischen Reformprogramms, dessen Test i​n Kiel durchaus möglich gewesen wäre, i​m Keim erstickt.[153] Damit fehlte d​er Weimarer Republik e​in wichtiger stabilisierender Faktor.

Rezeption

Aufarbeitung durch Historiker der Marine

In d​en Reihen d​er Seeoffiziere w​urde eine Diskussion über eigene Versäumnisse unterbunden. Stattdessen machten s​ie besonders d​ie USPD verantwortlich, d​ie von außen a​uf die Marine eingewirkt habe, s​owie außerdem Politiker d​er demokratischen Parteien, d​ie dies n​icht verhindert o​der sogar begünstigt hätten.[A 14]

Erste Ansätze für seriösere Untersuchungen d​er Vorkommnisse v​on Seiten d​er Marine unternahm i​n den 1930er Jahren d​er damalige Kommandant d​er zum III. Geschwader gehörenden SMS KÖNIG, Kapitän z​ur See Karl Wilhelm Weniger. Allerdings f​iel sein Urteil über Fehler u​nd Versäumnisse d​er Seeoffiziere m​ilde aus.[154] Jedoch übte e​r an d​en beiden führenden Offizieren d​er Marinestation d​er Ostsee, d​ie sich g​egen die riskante Überführung d​es III. Geschwaders n​ach Kiel u​nd das Eindocken d​er KÖNIG i​n die Werft gewehrt hatten, heftige Kritik u​nd machte s​ie dafür verantwortlich, d​ass der Aufstand gelingen konnte. Eine Veröffentlichung w​urde aber v​on der Marineführung unterbunden.

Erst l​ange nach d​em Zweiten Weltkrieg bereiteten d​ie Marineoffiziere Michael Salewski u​nd Werner Rahn, n​och gegen große Widerstände i​n den eigenen Reihen, d​en Boden für e​ine objektive Betrachtung d​er Ereignisse. So formulierte Rahn 1988 Zwölf Thesen z​ur Entwicklung deutscher Marinen i​m 19. u​nd 20. Jahrhundert, i​n denen e​s hieß: „Nach e​iner ersten inneren Krise d​er Hochseeflotte i​m Sommer 1917, ausgelöst d​urch unbewältigte Führungsprobleme d​es langjährigen Bereitschaftsdienstes, w​urde die Marine i​m November 1918 n​icht zuletzt aufgrund v​on Eigenmächtigkeiten d​er Marineführung z​um Ausgangspunkt d​es politischen Umsturzes i​m Reich.“[155]

Christian Lübcke h​at 2020 e​ine Bestandsaufnahme durchgeführt. Er k​ommt zu d​em Schluss, d​ass Marine- u​nd Militärführung e​ine ernsthafte Forschung z​u dem Thema unterdrückten, w​eil sie k​eine Kritik a​n ihrem Verhalten o​der dem i​hrer Vorgänger zulassen wollten. Sie s​ahen dies a​ls gefährlich für d​ie Zukunft d​er Marine u​nd ihre weiteren Absichten an. Später i​n den Zeiten d​es Ost-West-Gegensatzes h​ielt man e​s nicht für opportun, d​as Verhalten v​on Offizieren, d​ie zum Teil n​och im Zweiten Weltkrieg Hitler willig gefolgt waren, z​u hinterfragen.[156] Obwohl d​ann Ende d​er 1970er Jahre e​in Umdenken einsetzte, s​ieht Lübcke n​ach wie v​or große Forschungslücken für d​ie gesamte Geschichtsschreibung: Insbesondere f​ehlt seiner Ansicht n​ach eine Gesamtschau d​er Vorgänge i​n den einzelnen Garnisonen. Letztlich w​aren weitaus m​ehr Heeressoldaten a​ls Marineangehörige a​n der Revolution beteiligt, d​ie damit a​ls Erhebung d​es Militärs i​m Deutschen Reich m​it einem immensen prodemokratischen Potential bewertet werden müsse. Außerdem wären bisher k​aum Dokumente bekannt geworden, i​n denen d​ie beteiligten Matrosen selbst i​hre Absichten u​nd Motive darlegten, u​nd die Rolle demokratisch gesinnter Offiziere, d​ie schließlich a​us der Reichswehr hinausgedrängt wurden, s​ei bis h​eute nur i​n Ansätzen untersucht worden.[157]

Beurteilungen von Historikern

Angesichts d​er für d​ie Entwicklung d​er Weimarer Republik s​o wichtigen Weichenstellungen i​n Kiel, i​st die Frage diskutiert worden, o​b Noske u​nd die SPD-Führung a​uch anders hätten handeln können.

Karl Dietrich Erdmann vertrat n​och in d​en 1980er Jahren d​ie These, w​egen der Gefahr e​iner Rätediktatur u​nd der mangelnden Militanz d​er sozialdemokratischen Massen h​abe sich d​ie SPD-Führung a​uf das a​lte Offizierskorps stützen müssen.[158] Diese These w​urde jedoch n​ach einer genaueren Analyse bestritten: An d​er Bildung d​er Räte i​n Kiel w​aren MSPD-Mitglieder a​n hervorgehobenen Stellen beteiligt: Erich Thümmel[159] r​ief zusammen m​it Karl Artelt z​ur Wahl d​es ersten Soldatenrats i​n der Wik auf. Der spätere Vorsitzende d​es Obersten Soldatenrats Franz Riefstahl w​ar MSPD-Mitglied. Gustav Garbe, d​er Vorsitzende d​es Arbeiterrats w​ar sogar zeitweilig Vorsitzender d​er MSPD i​n Kiel gewesen. Auch d​ie USPD i​n Kiel w​ar nicht g​egen die Nationalversammlung, sondern fühlte s​ich von d​er MSPD w​egen des vorgezogenen Termins[160] überfahren. Die USPD w​ar intensiv verfolgt worden u​nd konnte e​rst im Dezember e​ine eigene Zeitung herausbringen, mittels d​er sie i​hre Ansichten e​iner breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen konnte. Sie fühlte s​ich bei d​en Wahlen gegenüber d​en anderen Parteien deutlich benachteiligt.

Entsprechend k​am etwa Rackwitz z​u dem Schluss, d​ass in Kiel k​eine Gefahr e​iner Rätediktatur bestand[161] u​nd Noske selbst behauptete, e​r habe, w​enn er gewollt hätte, e​ine große Zahl i​hm ergebener Kämpfer i​n Kiel rekrutieren können.[162]

Auch einige neuere Veröffentlichungen charakterisieren d​en Handlungsspielraum d​er damaligen Akteure a​ls sehr eingeschränkt: Ein konsequenteres Vorgehen g​egen die Machteliten d​es Kaiserreichs wäre n​icht möglich gewesen o​der hätte gegenrevolutionäre Kräfte n​och mehr a​ls ohnehin s​chon erstarken lassen. Wirsching begründet d​ies mit e​iner „unbeherrschbaren Komplexität“ u​nd einem „Legitimationsdefizit“,[163] während Stalmann d​ie „Wirkungsmacht sozialer u​nd mentaler Grundtendenzen“[164] i​ns Feld führt.

Dagegen w​ird jedoch argumentiert, d​ass die Regierung Max v​on Badens n​icht in d​er Lage o​der willens war, d​ie Marineführung b​is zu e​iner Klärung d​er schwerwiegenden Vorwürfe z​u suspendieren. Ein solcher Schritt hätte vielleicht d​ie Situation n​och retten können.[A 15] Die Regierung erwies s​ich damit a​ls zu schwach, d​ie drängenden grundlegenden gesellschaftlichen Reformen (insbesondere d​ie Abschaffung d​es Militarismus) durchzuführen. Die Aufständischen i​n Kiel lehnten e​ine Rückkehr z​u den a​lten Verhältnissen ab. Damit setzte s​ich revolutionäres Recht durch. Die Legitimität dieses Rechts w​urde in Kiel k​aum bestritten:

Andersen notierte am 18. November 1918: „Tirpitz nach der Schweiz in aller Stille. Die Hallunken [!] verdrücken sich.“
  • Drastische Äußerungen des Germaniawerft-Ingenieurs Andersen in seinem Tagebuch über hohe Offiziere deuten darauf hin, dass größere Teile des Bürgertums in Kiel zu der Zeit durchgreifende Reformen des Militärwesens begrüßt hätten.[165][A 16]
  • Der liberale bürgerliche Stadtrat Otto Ruer sagte auf einer SPD-Veranstaltung zur Nationalversammlung im Kieler Gewerkschaftshaus, auf der Noske die USPD als diktatorisch darstellte: „… der Feind, den Sie im Innern suchen, steht nicht links, sondern rechts.“[166]
  • Bereits am 30. Oktober 1918 hatte die kaisertreue Kieler Neueste Nachrichten in einer überraschenden Wendung geschrieben, man müsse mit der Vergangenheit abschließen, „damit so rasch wie möglich Wandel geschaffen und mit der Arbeit an dem neuen Aufbau begonnen werde.“[167]
  • Peter von Oertzen sah in einer 1976 veröffentlichten Analyse Hinweise, dass das Bürgertum bereit gewesen wäre, der SPD weit entgegenzukommen. Damit hätte die Parteileitung die Möglichkeit gehabt, deutlich mehr durchzusetzen.[168]

Eine deutliche Radikalisierung i​st jedoch – n​ach einer kurzen Phase d​er Resignation – b​ei den Seeoffizieren feststellbar. Doch o​b sich d​iese Radikalisierung d​urch weitergehende Reformen, w​ie etwa e​ine Demokratisierung d​es Militärs, verstärkt hätte, i​st zweifelhaft. Sie w​ar ohnehin w​eit fortgeschritten.[169] Es finden s​ich aber Hinweise für d​ie umgekehrte These: Eine selbstkritische Aufarbeitung d​er Vergangenheit stieß u​nter dem Gruppendruck d​er alten Marinenetzwerke u​nd Befehlsstrukturen a​uf große Widerstände. Kritische Geister hatten e​inen schweren Stand.[A 17] Statt e​iner ehrlichen Aufarbeitung suchte m​an die Schuld b​ei einzelnen „Sündenböcken“ (insbesondere b​ei Souchon). Dies hätte s​ich vielleicht d​urch eine sorgfältige Auswahl v​on demokratisch orientierten Offizieren u​nd deren Unterstützung d​urch die Politik vermeiden lassen. Die aussortierten ehemaligen Offiziere hätten i​n ihrem jeweiligen n​euen Umfeld e​her die Möglichkeit gehabt, s​ich ohne direkten Gruppendruck m​it den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen.[A 18] Eine starke demokratisch orientierte Gruppe innerhalb d​er Seeoffiziere hätte m​it Unterstützung d​er Politik vielleicht a​uch Anpassungsdruck aufbauen können.

Als weiterer Faktor, d​er die Handlungsfreiheit d​er Revolutionäre u​nd der SPD-Führung eingeengt habe, w​ird die „unbeherrschbare Komplexität“ angegeben. Darunter fällt insbesondere d​er postulierte unverzichtbare Sachverstand d​er Seeoffiziere für d​ie Umrüstung u​nd Überführung d​er Kriegsschiffe a​n die Alliierten. Dies w​ird von Rausch a​ls Argument angeführt[170] u​nd bei Dähnhardt u​nd Rackwitz a​ls gegeben vorausgesetzt, o​hne dass d​iese These näher überprüft worden wäre. Kuhl dagegen s​etzt hier e​in Fragezeichen u​nd führt d​abei die Überführung d​es III. Geschwaders v​on Travemünde n​ach Kiel an, d​ie ohne Seeoffiziere problemlos funktioniert hätte. Ingenieuroffiziere, Deckoffiziere, Unteroffiziere u​nd Mannschaften wären durchaus i​n der Lage gewesen e​in Schiff z​u manövrieren.[171][A 19]

In Bezug a​uf den letztgenannten Punkt: „die Wirkungsmacht sozialer u​nd mentaler Grundtendenzen“ i​st zu fragen, o​b Noske überhaupt weitergehende Reformen hätte durchsetzen wollen, selbst w​enn er n​icht durch d​ie Umstände u​nd seine Angst v​or chaotischen Zuständen d​aran gehindert worden wäre.

Dazu w​ird argumentiert, d​ass Noske s​ich konsequent Bestrebungen widersetzte, demokratisch o​der auch n​ur kritisch gesinnte Offiziere i​n wichtige Positionen z​u bringen.[172][173][A 20][A 21] Er selbst schrieb i​m Jahre 1920: „… d​as Verhalten d​er Sieger [hat] dargetan, w​ie begründet d​ie Kriegspolitik d​er Mehrheitssozialdemokratie war, […] Solange […] d​ie Gegner d​en ehrenvollen Frieden ablehnten, mahnten w​ir unser Volk z​um Einsatz a​ller Kräfte, u​m die Niederlage u​nd einen Diktatfrieden […] abzuwehren.“ Und später hieß es: Deutschland müsse „so r​asch wie möglich wieder e​in gewisses Maß v​on Wehrhaftigkeit“ erhalten. Erst n​ach einem Frieden, „den d​as Volk tragen könne“ könnten sozialdemokratische Ideen umgesetzt werden.[174] Kuhl s​ieht deshalb b​ei Noske d​ie vordringliche Aufgabe, d​ie militärische Kampfkraft d​es Deutschen Reiches z​u erhalten. Einen Austausch v​on Teilen d​es Offizierskorps s​ah er a​ls Schwächung dieser Kampfkraft a​n und sperrte s​ich deshalb m​it allen Mitteln dagegen.[175][A 22] Proteste d​er sozialdemokratisch orientierten Offiziere, d​ie begannen s​ich im Republikanischen Führerbund z​u organisieren, saß e​r aus, b​is schließlich a​uch sein Marinechef von Trotha i​m März 1920 d​en Putsch g​egen die Regierung unterstützte u​nd Noske a​ls Reichswehrminister zurücktreten musste.

Wette, Rackwitz u​nd Kuhl s​ehen weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten für Noske i​n Kiel,[176][177][178] Noske hätte s​ich aber dagegen gesperrt, d​iese zu nutzen.

Zunächst w​aren die Ereignisse i​n der Kieler Arbeiterschaft a​ber auch i​n größeren Teilen d​es Bürgertums durchaus positiv wahrgenommen worden, w​ie die große Anteilnahme a​n der Beerdigung d​er Revolutionsopfer zeigte. Doch b​ald führte insbesondere d​ie Dolchstoßlegende z​u einer Distanzierung. Erst i​n den 1970er Jahren brachte d​ie vom damaligen Museums- u​nd Archivdirektor Jürgen Jensen i​n Auftrag gegebene wissenschaftliche Aufarbeitung d​er Ereignisse e​inen deutlichen Wandel. Dirk Dähnhardt l​egte eine Analyse vor, d​ie unter d​em Titel „Revolution i​n Kiel“ 1978 veröffentlicht wurde. Die sorgfältige Arbeit bewirkte, d​ass die Ereignisse o​hne ideologische Scheuklappen betrachtet werden konnten. Damit setzte s​ich allmählich e​ine positive Wahrnehmung d​es Aufstands durch.[179][180] Martin Rackwitz fasste d​iese 2018 folgendermaßen zusammen: Es handle s​ich bei d​en Ereignissen i​n Kiel u​m „eine berechtigte Befehlsverweigerung u​nd Auflehnung, d​ie Zehntausenden v​on Matrosen u​nd Soldaten d​as Leben gerettet hat. Dieser Aufstand g​egen die militärische Obrigkeit erforderte s​ehr viel Mut. Die Kieler Matrosen u​nd Arbeiter brachten diesen Mut a​ls Erste a​uf und wiesen d​amit den Weg i​n eine n​eue Zeit, worauf d​ie Stadt s​tolz sein kann.“[181]

Gedenken in Kiel

Im Jahr 1982 w​urde das Denkmal „WIK – Feuer a​us den Kesseln“ d​es Künstlers Hans-Jürgen Breuste i​m Ratsdienergarten z​ur Erinnerung a​n den Matrosenaufstand errichtet.[A 23] Am Gewerkschaftshaus i​n der Legienstraße w​eist eine Tafel a​uf den Arbeiter- u​nd den Soldatenrat hin, d​ie teilweise d​ort ihre Büros hatten. In d​er Feldstraße markiert e​ine Gedenktafel d​en Ort, a​n dem d​ie kaiserliche Patrouille a​m 3. November 1918 a​uf die Demonstranten schoss. Die Opfer d​es Matrosen- u​nd Arbeiteraufstands s​ind auf d​em Parkfriedhof Eichhof, w​o es e​inen Gedenkort gibt, u​nd dem Nordfriedhof beigesetzt. Am Iltisbunker i​n Kiel w​urde 1989 e​in Gemälde z​ur Revolution, i​m Rahmen e​iner Arbeitsbeschaffungsmaßnahme u​nter Leitung d​es Künstler Shahin Charmi, geschaffen. Im November 2016 w​urde die Bootshafenbrücke d​er Segler-Vereinigung Kiel (SVK) n​ach Gustav Garbe benannt. Bereits i​m Jahr 1930 h​atte die Freie Turnerschaft Wassersport i​hm ihre a​us Eigenmitteln erbaute Brücke gewidmet. Dies w​ar von d​en Nazis rückgängig gemacht worden, a​ls sie d​en Arbeiterverein enteigneten. Im Kieler Schifffahrtsmuseum g​ibt es e​ine ständige Abteilung z​u diesem Thema s​owie Sonderausstellungen. Am 7. November 2009 f​and ein Gedenkmarsch statt, d​er von d​er Stadt Kiel organisiert wurde.[182] Am 17. Juni 2011 w​urde der Bahnhofsvorplatz d​urch den damaligen Oberbürgermeister Torsten Albig i​n „Platz d​er Kieler Matrosen“ umbenannt.[183] Im Jahre 2018 w​urde ein s​o genannter 0-Euro-Schein herausgegeben, a​uf dem verschiedene historische Motive d​er Ereignisse gezeigt werden.

Verschiedene Einrichtungen bieten geführte Stadtrundgänge z​um Thema an. Im Jahr 2009 w​urde auch e​in virtueller Stadtrundgang eingerichtet, d​er in Deutsch u​nd Englisch z​ur Verfügung steht.[184] Auch d​ie Stadt Kiel bietet s​eit 2017 e​inen virtuellen Stadtrundgang an.[185]

Fotografien

Verschiedene Privatpersonen u​nd Einrichtungen unternahmen besonders i​n der Vorbereitungsperiode z​ur 100-Jahresfeier verstärkte Anstrengungen, Fotos v​on den Ereignissen z​u finden.[A 24] Außerdem wurden a​lle Fotos e​iner genaueren Analyse unterzogen.

Irrtümlich Kiel zugeordnet, tatsächlich Beisetzung getöteter Arbeiter und Soldaten in Berlin am 20. November 1918; Matrosen im Trauerzug am Halleschen Tor

Dabei stellte s​ich heraus, d​ass das nebenstehende Foto, d​as lange Zeit a​ls wichtiges Dokument d​er Kieler Ereignisse galt, i​n Wirklichkeit i​n Berlin v​on Robert Sennecke aufgenommen worden war.[186]

Ähnlich verhielt e​s sich m​it einem Foto, d​as Noske v​or dem Lokal „Waldschänke“ b​ei einer Truppeninspektion zeigt. Auch dieses Foto z​eigt nicht d​as Lokal i​n Kiel-Projensdorf, sondern d​as gleichnamige i​n Berlin Hundekehle, w​o Noske e​ine Marinebrigade n​ach Kiel verabschiedet. Insofern enthält d​as Foto weiterhin e​inen Kiel-Bezug. Auf d​em Foto i​st auch d​er Marinechef v. Trotha z​u erkennen.[187]

Weiterführende Informationen

Quellen

  • Bernhard Rausch: Am Springquell der Revolution. Die Kieler Matrosenerhebung. Kiel 1918. Reprint als Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Bd. 15, S. II 1–31.
  • Lothar Popp, Karl Artelt: Ursprung und Entwicklung der November-Revolution 1918. Wie die deutsche Republik entstand. Kiel 1918. Reprint als Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 15, S. III 1–30. Im Jahr 2020 leicht gekürzt und kommentiert veröffentlicht in: IG Metall Bezirksleitung Küste (Hrsg.): Matrosenaufstand und Novemberrevolution 1918. Hamburg 2020, S. 96-115, ISBN 978-3-96488-063-5.
  • Gustav Noske: Von Kiel bis Kapp. Zur Geschichte der deutschen Revolution. Berlin 1920. Digitalisat
  • Hans Küsel, Konteradmiral a. D.: Beitrag zur Geschichte des revolutionären Umsturzes in der Kaiserlichen Marine und in Kiel. November 1918. Verfasst nach 1933. Bundesarchiv BArch RM 8/1026.

Literatur

Geschichtswissenschaft

  • Christian Lübcke: "Hat nichts mit Wahrheitsfindung zu tun". Der Kieler Matrosenaufstand von 1918 und die deutsche Militärgeschichtsschreibung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Heft 4 Oktober 2020, S. 505–533.
  • Klaus Kuhl: Matrosenaufstand 1918, Räte und die Politik Gustav Noskes. In: IG Metall Bezirksleitung Küste (Hrsg.): Matrosenaufstand und Novemberrevolution 1918. Hamburg 2020, S. 16-40, ISBN 978-3-96488-063-5.
  • Christian Lübcke: Sechs Tage im November. Eine Rekonstruktion des Kieler Matrosenaufstandes und seiner Verbreitung in Schleswig Holstein. In: Detlev Kraack (Hrsg.): Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Bd. 143/144 (2018/2019), Husum 2019, S. 171–215.
  • Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3698-9.
  • Martin Rackwitz: Kiel 1918. Revolution, Aufbruch zu Demokratie und Republik. Kiel 2018, ISBN 978-3-529-05174-6.
  • Klaus Kuhl: Kiel und die Revolution von 1918. Das Tagebuch eines Werftingenieurs, verfasst in den Jahren 1917–1919. Edition und Textanalyse. Peter Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-75857-1.
  • Klaus Kuhl: Das Aufbegehren der Matrosen von Cattaro im Februar 1918 – ein Vorläufer des Kieler Matrosenaufstands? In: Jürgen Jensen (Hrsg.): Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Band 89, Heft 3, Kiel 2017, S. 127–140.
  • Christian Lübcke: Revolution in Kiel! Das geschah im November 1918. Eltville 2017, ISBN 978-3-944988-10-8.
  • Martin Rackwitz: Kriegszeiten in Kiel. Alltag und Politik an der Heimatfront 1914/18. Kiel 2013, ISBN 978-3-86935-214-5.
  • Wolfgang Niess: Die Revolution von 1918/19 in der deutschen Geschichtsschreibung. Deutungen von der Weimarer Republik bis ins 21. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-028546-8.
  • Karl-Rudolf Fischer (Hrsg.): Revolution und Revolutionsforschung – Beiträge aus dem Kieler Initiativkreis 1918/19. Ludwig Verlag, Kiel 2011, ISBN 978-3-86935-059-2.
  • Wolfram Wette: Gustav Noske und die Revolution in Kiel 1918. Boyens Buchverlag, Heide 2010, ISBN 978-3-8042-1322-7.
  • Werner Rahn: Von Gehorsamsverweigerungen zur Revolution. Der Zusammenbruch der Kaiserlichen Marine 1918. In: Militärgeschichte. Heft 3, 2008, S. 8–13 ISSN 0940-4163
  • Manfred Jessen-Klingenberg, Detlev Kraack, Hans Christian Segeberg: Der Kieler Matrosenaufstand und die Novemberrevolution 1918. Zwischen Befehlsverweigerung und demokratischem Neuanfang. In memoriam Prof. Dr. Christian Degn (1909–2004). (= Materialien für den Geschichtsunterricht. Bd. 1). Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, Kiel 2004.
  • Gerhard P. Groß: Eine Frage der Ehre? Die Marineführung und der letzte Flottenvorstoß 1918. In: Jörg Duppler, Gerhard P. Groß (Hrsg.): Kriegsende 1918: Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56443-9, S. 350–366. (books.google.de)
  • Leonidas Hill: Signal zur Konterrevolution? – Der Plan zum letzten Vorstoß der deutschen Hochseeflotte am 30. Oktober 1918. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Heft 1, 1988, S. 113–130.
  • Dirk Dähnhardt: Revolution in Kiel. Der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik 1918/19. Karl Wachholtz, Neumünster 1978, ISBN 3-529-02636-0.
  • Holger H. Herwig: Das Elitekorps des Kaisers. Die Marineoffiziere im Wilhelminischen Deutschland. Hamburg 1977, ISBN 3-7672-0514-9.
  • Wilhelm Deist: Die Politik der Seekriegsleitung und die Rebellion der Flotte Ende Oktober 1918. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 14, Heft 4, 1966, S. 341–369, ISSN 0042-5702.

Romane u​nd Essays

  • Kay Jacobs: Kieler Morgenrot. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2018, ISBN 978-3-8392-2227-0.
  • Klaus Kordon: Die roten Matrosen oder ein vergessener Winter. Roman. Beltz & Gelberg, 2018, ISBN 978-3-407-78921-1.
  • Theodor Plievier: Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Kriegsflotte. (1984). Kiepenheuer & Witsch, 2018, ISBN 978-3-462-40176-9.
  • Sebastian Haffner: Die deutsche Revolution 1918/1919. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61622-X.
  • Joachim Ringelnatz: Als Mariner im Krieg. Diogenes, Zürich 2004, ISBN 3-257-23441-4.

Schauspiele

  • Andrea Paluch, Robert Habeck, Frank Trende: 1918 – Revolution in Kiel (= Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Band 61). Boyens Buchverlag, Heide 2008, ISBN 978-3-8042-1264-0.
  • Ernst Toller: Feuer aus den Kesseln. Historisches Schauspiel in zwölf Szenen. (1930). In: Deutsche Akademie der Künste (Hrsg.): Ernst Toller: Ausgewählte Schriften. Mit Geleitworten von Bodo Uhse und Bruno Kaiser. 2. Auflage. Volk & Welt, Berlin 1961, S. 271–337.

Filme

  • DEFA (1958): Das Lied der Matrosen, Regie Kurt Maetzig, 126 Min., sw. In der DDR produzierter Film Übersicht (Memento vom 26. Dezember 2007 im Internet Archive)
  • 1968 November-Verbrecher, 85 Min., Lichtton, sw, D; dieser Film kann in der Regel über Stadtbildstellen ausgeliehen werden. In einer reportagehaften, fiktiven Befragung historischer Personen will der Film die Vorgänge jener Novembertage erhellen. Ihre Diskussionen und Verhandlungen werden meist in Form von Interviews mit Vertretern der Regierung, des Reichstags, der obersten Heeresleitung, mit Soldaten und Journalisten nachvollzogen. Deren Aussagen stützen sich auf historische Akten, Protokolle, Reden, Tagebücher und anderes Material.
  • WDR (gesendet 5. Januar 1975): War Opa revolutionär? von Stefan Bartmann und Karl Mertes, wiss. Beratung Imanuel Geiss. Sendung zum Schülerwettbewerb im Rahmen des Gustav-Heinemann Preises. Enthält u. a. Interviews mit Lothar Popp und Gertrud Völcker.
  • NDR (gesendet 1. November 1978): Matrosen, Räte, Republiken von Hartmut Idzko und Jörg Knickrehm, ca. 23 Minuten. Enthält mehrere Schilderungen u. a. von Lothar Popp.
  • WDR (gesendet 1986): Augenzeugen berichten über die Marineunruhen 1917/18 von Wolfgang Semmelroth und Claus-Ferdinand Siegfried (Regie), ca. 44 Min. Enthält viele interessante Interviews mit wichtigen Zeitzeugen.
  • Kai Zimmer (Nov. 2012): Revolution 18, 25 Min., 16:9, Farbe und s/w. Ein eher künstlerisch ausgerichteter experimenteller Dokumentarfilm, der die Zeit vom August 1917 bis zum November 1918 aus der Perspektive der Tagebuchaufzeichnungen des Ingenieurs Nikolaus (auch Nicolaus geschrieben) Andersen[A 25] schildert. Andersen arbeitete auf der Kieler Germaniawerft. Der Film wurde am 22. November 2012 in der Kieler Stadtgalerie uraufgeführt.
  • Kay Gerdes und Klaus Kuhl (2018): In Kiel ist Revolution! Herausgegeben von der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. als „Historische Filmdokumente Nr. 9“. Spieldauer 53 Minuten, DVD. Text, Quellen und Hinweise für Lehrkräfte: (kurkuhl.de)
  • NDR/arte (Uraufführung Okt. 2018 im metro-Kino Kiel): 1918 – Aufstand der Matrosen, (Arbeitstitel: Novembersturm), ca. 90 Minuten; Drehbuchautor und Regisseur: Jens Becker. Im Mittelpunkt steht Karl Artelt, gespielt von Lucas Prisor. Mittels einer fiktiven Handlung, die jedoch stark an den tatsächlichen Abläufen orientiert ist, wird versucht, die Ereignisse und die damalige Stimmungslage zu veranschaulichen.
Commons: Kieler Matrosenaufstand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Die großen Einheiten der kaiserlichen Marine hatten eine genügende Reichweite, aber die Torpedoboote nicht. Typische Reichweiten der großen Torpedoboote lagen bei 1000-2000 sm. Das hätte bei einigen gerade so gereicht, um nach Schottland und zurück zu kommen, aber eine verdoppelte Geschwindigkeit (Angriff, Schlacht, Rückzug) bedeutete etwa eine Vervierfachung des Verbrauchs. (Geoffrey Bennett: Die Skagerrakschlacht. München 1980, S. 266.) Damit hätte man auf Torpedoboote verzichten müssen, sie spielten aber eine große Rolle in den Schlachtplänen der Marine. Deshalb die Aussage bei Werner Rahn: „Es kam daher zu einer Umstellung der [englischen] Operationsplanung, die unter Ausnutzung der günstigen geographischen Lage zur risikoloseren Fernblockade überging, um die deutschen Seeverbindungen bereits außerhalb der Reichweite der deutschen Flotte unterbrechen zu können.“ (Werner Rahn: Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marineführung 1914 bis 1944: Zu den Chancen und Grenzen einer mitteleuropäischen Kontinentalmacht gegen Seemächte. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel. München 2005, S. 197–233, hier S. 201)
  2. So schrieben die konservativen Kieler Neueste Nachrichten. am 8. Oktober 1918 von „einem Schritt deutscher Selbsterniedrigung“ jener Herren der deutschen Demokratie, die den Verzichtfrieden schon 1917 zum Programm erhoben hätten. Anonym: Das neue Friedensangebot. In: Kieler Neueste Nachrichten. 8. Oktober 1918 (24 Jg., Nr. 236), S. 1. Siehe auch Tagebuch Kurt Riezler (Kabinettschef im Auswärtigen Amt für den Staatssekretär des Auswärtigen, Wilhelm Solf), in dem es am 13. Oktober 1918 heißt: „…die OHL sehr gebrochen, aber immer wird noch verbreitet, für den Friedensschritt trage die Civilregierung, die die Nerven verloren habe, die volle Verantwortung etc etc, dem nicht widersprochen werden kann und darf.“ Zitiert nach Wolfdieter Bihl (Hrsg.): Deutsche Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges. Darmstadt 1991, S. 478.
  3. In seiner Note vom 23. Oktober 1918 schreib Wilson, dass die Macht der Militärs sowie des Königs von Preußen noch ungebrochen seien. Er würde nur einen solchen Waffenstillstand vermitteln, der Deutschland außer Stande setze, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. Der Notenwechsel ist ausführlich dokumentiert in: Auswärtiges Amt und Reichsministerium des Inneren (Hrsg.): Amtliche Urkunden zur Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918. Berlin 1927.
  4. Dähnhardt spricht von 47 Verhafteten (Dähnhardt, Revolution. S. 54) und gibt als Quelle F 4077/64921 an. Es handelt sich nach neuer Signatur des Bundesarchivs um RM 8/1022 und die Angaben befinden sich auf Blatt 257. Danach wurden 23 Heizer, die die Arbeit am Kessel verweigerten, 20 Matrosen, die sich weigerten anzutreten und 5 vermutete Rädelsführer verhaftet und dann in Arrestanstalten an Land gebracht (Summe: 48). Dähnhardt hat sich bei der Anzahl geirrt.
  5. Es gibt gewichtige Argumente für eine Bewaffnung mit Pistolen, u. a. den mündlichen Bericht eines Angehörigen der Patrouille, Wilhelm Kleineweber, der 1973 aussagte, die Gruppe sei mit Pistolen bewaffnet gewesen. Jedoch gibt es nur eine einzige zeitnah schriftlich dokumentierte direkte Beobachtung: Zwei verkleidete Kriminalbeamte schrieben in ihrem Bericht, dass sie das „Laden der Schusswaffen“ gesehen hätten. Damit handelt es sich höchstwahrscheinlich um Gewehre, und dieser Bericht ist wegen der Zeitnähe als verlässlicher einzustufen; siehe dazu die ausführliche Diskussion: Kuhl, Was geschah in Kiel, S. 19–22.
  6. Scheidemann schickte daraufhin Hermann Müller-Franken, den späteren Reichskanzler nach Kiel. Dieser reiste teilweise zusammen mit Hugo Haase, aber beide kamen erst am 7. November in Kiel an und hatten keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung. Müller erwähnte in seinem Buch "Die Novemberrevolution" einen Ullstein Redakteur, der wohl etwa zur selben Zeit nach Kiel kam und der vermutlich von dem Bildjournalisten Alfred Frankl begleitet wurde. Letzterer schoss einige der bekannten Kieler Fotos (u. a. Rede Noskes an die U-Bootsbesatzungen, der aus Pola eingelaufenen U-Boote).
  7. Im Jahr 1926 erklärte Noske vor dem entsprechenden Untersuchungsausschuss des Reichstags, dass das Kommando an ihn übergegangen sei. Vgl. Herbert Michaelis, Ernst Schraepler (Hrsg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte. Band 2: Der militärische Zusammenbruch und das Ende des Kaiserreiches. Dokumenten-Verlag Dr. Herbert Wendler & Co., Berlin 1958/59, S. 513.
  8. Der Kommandierende General des stellvertretenden Generalkommandos des IX. Armee-Korps in Altona Falk schrieb 1936 an Trowitz: „Ich selbst war seit dem Sonntag, den 3. November, an dessen Abend mich der Hilfeschrei des ratlosen Gouvernements Kiel in Altona erreichte, hier unabkömmlich; im Versuch zusammenzuraffen, was noch an Truppenbrocken im Korpsbezirk und dessen Nachbarschaft zu sammeln war; im Dauerverkehr mit dem Kriegsministerium; mobile Truppen (1 Korps) heischend, um damit die Aufrührer zu Paaren zu treiben. Der schnelle Entschluss – vom Kriegsministerium genehmigt – der verheissenen Truppe entgegen zu eilen, blieb ohne Erfolg. Die Ereignisse waren schneller als ich.“ (Brief an Trowitz vom 12. November 1936; BArch (Bundesarchiv) RM 8/1025 Bl. 53–54).
  9. Am nächsten Tag hielten Haase und Otto Baumgarten Reden im Gewerkschaftshaus auf einer Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft. Danach fuhr Haase zurück nach Berlin.
  10. Schweizer trat später wieder der MSPD bei, wurde zum Stadtverordneten gewählt und war eine Zeit lang Fraktionsvorsitzender sowie Vorsitzender der Kieler SPD. Später wurde er auch Chef der städtischen Polizei. Siehe: Anonym: Wilhelm Schweizer 65 Jahre. In: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 25. Juni 1965.
  11. Eine Liste der Opfer findet sich in: Klaus Kuhl: Liste der Opfer: Matrosen Aufstand, Februarereignisse 1919 und Kapp-Putsch in Kiel. 2018. Online zugänglich (aufgerufen am 12. Juli 2018) unter: kurkuhl.de.
  12. Siehe dazu auch Hinweise zum Volkswehrgesetz in Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918–1919. Frankfurt am Main 1978, S. 177. Der Gesetzentwurf wurde von Ebert am 5. Dezember 1918 angeregt und am 14. Dezember vorgelegt, aber nie umgesetzt.
  13. Vergleiche „Akten betr. Revolution 1918“ im Bundesarchiv, die u. a. Protokolle der Verhandlungen enthalten; BArch RM 8/1022, Bl. 23–42 und 47–66.
  14. Siehe dazu etwa Konteradmiral a. D. Franz Brüninghaus, der in seinem Gutachten für den Untersuchungsausschuss 1926 behauptete: das zielbewusste Hinarbeiten auf den Umsturz wäre nur deshalb erfolgreich gewesen, weil „die hin- und herschwankende politische Leitung es nicht verstanden hat, die zersetzende und verhetzende Parteipolitik […] erfolgreich zu bekämpfen“. Das Gutachten wurde auch separat veröffentlicht als: Brüninghaus: Die politische Zersetzung und die Tragödie der deutschen Flotte. Berlin 1926.
  15. Siehe dazu den Brief vom November 1918 des MARKGRAF-Matrosen Bock an seine Schwester. Dort heißt es: „Wir haben hier nicht das Vertrauen zu der Regierung, weil sie auf schwachen Füßen steht.“ (Kuhl, Erinnerungen Bock. S. 6.)
  16. Andersen notierte beispielsweise am 2. August 1918: „Admiral von Holtzendorff geht in die Pension. Er wollte auch mit den U-Booten England in 6 Monaten in die Knie zwingen. Scheiße ist Trumpf, alle haben sich mächtig geirrt. Er kann jetzt mit Tirpitz zusammen in den Verein zur raschen Niederkämpfung Englands’ eintreten.“ (Kuhl, Revolution. S. 206.)
  17. So wurde nach dem Bericht des Stabschefs Küsel, der Konteradmiral Seiferling, den man verdächtigte Beziehungen zur USPD zu unterhalten, als überspannt, stark nervös und nicht immer ernst zu nehmen charakterisiert; siehe: Hans Küsel, Konteradmiral a. D.: Beitrag zur Geschichte des revolutionären Umsturzes in der Kaiserlichen Marine und in Kiel. November 1918. Verfasst nach 1933. BArch RM 8/1026, Bl. 8–10. Karl Seiferling (1867–1936) wurde bereits am 2. November 1918 beurlaubt, am 14. November für einen Monat als Inspekteur des Unterseebootwesens eingesetzt und dann endgültig aus dem Dienst entfernt. Siehe: Hans H. Hildebrand/Ernest Henriot: Deutschlands Admirale 1894–1945. Die militärischen Werdegänge der See-, Ingenieur-, Sanitäts-, Waffen- und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang (Band 3: P–Z). Osnabrück 1990, S. 325 f.
  18. Das Ausbildungskonzept der Seeoffiziere unterdrückte Kritik und förderte das Kastendenken. Siehe dazu: Thomas Scheerer: Die Marineoffiziere der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel. München 2005, S. 269–286, hier S. 270, 273, 279.
  19. Als weiteres Indiz führt Kuhl die Weigerung der Besatzung der MARKGRAF dar, die für die Überführung keine Offiziere an Bord dulden wollte. Erst mit einem gefälschten Telegramm von Noske und den Seeoffizieren konnte dies durchgesetzt werden. Siehe Dähnhardt, Revolution. S. 132.
  20. Der zweite Admiralstabsoffizier im Stab der Seekriegsleitung Korvettenkapitän Paul Reymann hatte sich gegen den Plan der letzten Schlacht ausgesprochen, aber Noske stützte sich auf v. Trotha, einen der Urheber des Plans; siehe Granier, Levetzow. S. 50.
  21. Loewenfeld schrieb in einem späteren Bericht („Revolution 1918 und Märzwirren 1920“), dass er sein Freikorps nur mit Hilfe Noskes habe aufbauen können. BArch RM 8/1013 Bl. 42–52.
  22. Kuhl führt als weiteres Argument ins Feld, dass Noske sich nicht um eine Aufklärung des geplanten Flottenvorstoßes gekümmert habe. Noske schrieb lapidar „Es ist in Abrede gestellt worden.“ (Noske, Kiel bis Kapp. S. 9) In seiner Position hätte Noske wohl eine Untersuchung relativ leicht durchführen lassen können. Doch dann wäre sein Marinechef Adolf von Trotha, einer der Urheber des Plans, unhaltbar geworden.
  23. Zu den kontroversen Debatten um den Ideenwettbewerb und die Aufstellung des Denkmals in Kiel sowie zu den Intentionen des Künstlers siehe: Peter Thurmann: Hans-Jürgen Breuste. WIK – Feuer aus den Kesseln. In: Rudolf Jaworski, Witold Molik (Hrsg.): Denkmäler in Kiel und Posen, Parallelen und Kontraste. Kiel 2002; sowie Eckhard Colmorgen und Bernhard Liesching: Ein Denkmal der Novemberrevolution 1918 in Kiel. In: Demokratische Geschichte, Band 03 1988. Online zugänglich (aufgerufen am 24. Mai 2020) unter: .
  24. Die Fotos sowie verschiedene Illustration sind abgebildet in: Rackwitz, Kiel 1918.
  25. Siehe: Klaus Kuhl: Kiel und die Revolution von 1918. Das Tagebuch eines Werftingenieurs, verfasst in den Jahren 1917–1919. Edition und Textanalyse. Berlin 2018 (Kieler Werkstücke Bd. 51).

Einzelnachweise

  1. Jean-Jacques Becker, Gerd Krumeich: Der große Krieg. Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Essen 2010, S. 92 und 118.
  2. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie. 2. Auflage. München 1993, S. 788 f.
  3. Wolfram Wette: Gustav Noske. Eine politische Biographie. 2. Auflage. Düsseldorf 1988, S. 158, 179 ff.
  4. Martin Rackwitz: Kiel 1918. Kiel 2018, S. 17 f.; Volker Ullrich: Der Januarstreik in Hamburg, Kiel und Bremen: Eine vergleichende Studie zur Geschichte der Streikbewegungen im Ersten Weltkrieg. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 71, 1985, S. 51 f.; Ursula Büttner: Weimar – die überforderte Republik 1918–1933. In: Gebhardt (Hrsg.): Handbuch der deutschen Geschichte. 10. Auflage. Stuttgart 2001, S. 259.
  5. Hans-Joachim Bieber: Gewerkschaften in Krieg und Revolution. Arbeiterbewegung, Industrie, Staat und Militär in Deutschland 1914–1920, Teil I. Hamburg 1981, S. 303–306 und 441–444. Ullrich, Januarstreik, S. 49.
  6. Becker/Krumeich, Der Große Krieg, S. 199, 288.
  7. Werner Rahn: Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marineführung 1914 bis 1944: Zu den Chancen und Grenzen einer mitteleuropäischen Kontinentalmacht gegen Seemächte. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel. München 2005, S. 197–233, hier S. 200–205.
  8. Michael Salewski: Die Wilhelminischen Flottengesetze. Realität und Illusion. In: Michael Salewski: Die Deutschen und die See. Studien zur deutschen Marinegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Stuttgart 1998, S. 120 und 125.
  9. Becker/Krumeich, Der Große Krieg, S. 241 f.
  10. Hans Beckers: Wie ich zum Tode verurteilt wurde. Die Marinetragödie im Sommer 1917. Frankfurt a. M. 3. Aufl.1986, S. 13, 26; Kurt Kühn: Der Aufstand in der deutschen Hochseeflotte und mein Weg zur Partei . In: Arbeitskreis verdienter Gewerkschaftsveteranen beim Bundesvorstand des FDGB (Hrsg.): 1918. Erinnerungen von Veteranen der deutschen Gewerkschaftsbewegung an die Novemberrevolution. Berlin (Ost) 1958 (Beiträge zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung Band 1. Die Novemberrevolution 1918 und die deutschen Gewerkschaften, 2. Halbband) S. 221–252, hier S. 225; Daniel Horn (Hrsg.): War, Mutiny and Revolution in the German Navy – The World War I Diary of Seaman Richard Stumpf. New Brunswick, New Jersey (USA) 1967, S. 23.
  11. Gerhard P. Groß: Eine Frage der Ehre? Die Marineführung und der letzte Flottenvorstoß 1918. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel. München 2005, S. 287–304, hier S. 294 ff.
  12. Holger H. Herwig: Das Elitekorps des Kaisers. Die Marineoffiziere im Wilhelminischen Deutschland. Hamburg 1977, S. 52 f.
  13. Stephan Huck: Marinestreiks und Matrosenaufstände. Menetekel der Revolution? In: Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): 1918 – die Stunde der Matrosen. Darmstadt 2018, S. 78–83, hier S. 79.
  14. Wolfgang Semmroth: Die Meutereien im Sommer 1917 und die Novemberrevolution. Die Rolle der Militärgerichtsbarkeit am Vorabend der Revolution. In: Die Revolution 1918/19. 70 Jahre danach. Vortragsveranstaltung der Stadt Wilhelmshaven. Bearbeitet und hrsg. von Norbert Credé im Auftrag der Stadt Wilhelmshaven, Wilhelmshaven 1991 (= Wilhelmshavener Museumsgespräche, Texte zur Geschichte der Stadt. Bd. 2), S. 59–80, hier S. 66.
  15. Semmroth, Meutereien, S. 67.
  16. Wilhelm Dittmann: Die Marine-Justiz-Morde von 1917 und die Admirals-Rebellion von 1918. Berlin 1926, S. 78–90. Die Arbeit beruht auf den amtlichen Akten, die Dittmann im Auftrage des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses über den Weltkrieg (4. Unterausschuss) auswertete.
  17. Martin Rackwitz: Kriegszeiten in Kiel. Alltag und Politik an der Heimatfront 1914/18. Kiel 2013, S. 18–22; Volker Ullrich: Januarstreik. S. 53.
  18. Volker Ullrich: Januarstreik. S. 55 f. und 61; Rackwitz: Kiel 1918. S. 19–22.
  19. Nach Arthur Rosenberg zitiert bei: Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution. Berlin 2018, S. 53. Wilhelm Deist: Die Ursachen der Revolution von 1918/19 unter militärgeschichtlicher Perspektive. . In: Wilhelmshavener Museumsgespräche, Texte zur Geschichte der Stadt, Band 2, Die Revolution 1918/19 – 70 Jahre danach. Vortragsveranstaltung der Stadt Wilhelmshaven am 28. und 29. Oktober 1988, bearbeitet und herausgegeben von Norbert Credé im Auftrag der Stadt Wilhelmshaven. Wilhelmshaven 1991, S. 7–22, hier S. 13.
  20. Becker/Krumeich, Der Große Krieg . S. 288 f.
  21. Becker/Krumeich,Der große Krieg. S. 291 f.
  22. Gottfried Mehnert: Evangelische Kirche und Politik 1917–19. Die politischen Strömungen im deutschen Protestantismus von der Julikrise 1917 bis zum Herbst 1919. (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 16). Düsseldorf 1959, S. 68 f.
  23. Ann B. Sides: When submarine UB-123 attacked the ferry Leinster, it torpedoed Germany’s last hope for a 'soft peace' in 1918. In: Military History. Vol. 15, Nr. 4, 1998, S. 24–28. Der Artikel ist auch online zugänglich (Stand 30. Mai 2018): uboat.net. Rackwitz, Kiel 1918. S. 25 f.
  24. Magnus von Levetzow: Der letzte Akt. In: Süddeutsche Monatshefte. Jg. 21 (1924), Heft 7 S. 55 ff. Außerdem hatte der Kaiser am 15. Oktober 1918 verordnet: „Der Obermilitärbefehlshaber trifft alle seine Anordnungen und Entscheidungen im Einverständnisse mit dem Reichskanzler oder dem von diesem bestellten Vertreter“. Wolfdieter Bihl (Hrsg.): Deutsche Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges. Darmstadt 1991, S. 478 f.
  25. Gerhard Granier (Hrsg.): Die deutsche Seekriegsleitung im Ersten Weltkrieg. Dokumentation. Koblenz 2000, S. 193 ff.
  26. Leonidas Hill: Signal zur Konterrevolution? – Der Plan zum letzten Vorstoß der deutschen Hochseeflotte am 30. Oktober 1918. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 1. Heft, 1988, S. 119. Online zugänglich unter: ifz-muenchen.de.
  27. Wilhelm Deist: Die Politik der Seekriegsleitung und die Rebellion der Flotte Ende Oktober 1918. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 14 / 1966, Heft 4, ISSN 0042-5702, S. 341–369, hier S. 360; Groß: Frage der Ehre. S. 292.
  28. Patrick Beesly: Room 40. British naval intelligence, 1914–1918. San Diego 1982, S. 294–297.
  29. Holger Afflerbach: „Mit wehender Fahne untergehen“. Kapitulationsverweigerungen in der deutschen Marine. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jahrgang 49, Heft 4, 2001, S. 606.
  30. Hill: Signal. S. 113, 128 f.; Mark Jones: Der Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918. Untergang oder Startschuss für den Endkampf. In: Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Darmstadt 2018, S. 92.
  31. Theo Kruse: Devise: Feuer aus den Kesseln! In: NWZ Online vom 12. April 2014. (Abruf: 25. Mai 2020).
  32. Theo Kruse: Soldaten wollen kein Kanonenfutter sein In: NWZ Online vom 30. Oktober 2018. (Abruf: 25. Mai 2020).
  33. Rolf Güth: Marineführung und Meuterei 1918. In: Schiff und Zeit Nr. 7, 1978, S. 1–8.
  34. Dirk Dähnhardt: Revolution in Kiel. Neumünster 1978, S. 109.
  35. Christian Lübcke: Revolution in Kiel! Das geschah im November 1918. Eltville 2017, S. 15 f.
  36. Albrecht Philipp, Eugen Fischer, Walter Bloch (Hrsg.): Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstags 1919–1930. Vierte Reihe (Bände 1–12), 1925–1929; 2. Abteilung: Der innere Zusammenbruch (Bände 4–12), Band 9/1: Entschließung und Verhandlungsbericht: Marine und Zusammenbruch. 1928, S. 110–125.
  37. Auszüge bei Klaus Kuhl: Die Rolle der deutschen Seeoffiziere während der Ereignisse im Oktober/November 1918. Kiel 2018, S. 30–39.
  38. Becker/Krumeich, Der große Krieg. S. 92.
  39. Rackwitz: Kiel 1918. S. 33 f.
  40. Rackwitz: Kiel 1918. S. 33 f.
  41. Dähnhardt, Revolution, S. 28.
  42. Rackwitz: Kiel 1918. S. 46–50.
  43. Bericht über die Verhandlungen des Reichsmarineamts mit den Vertrauensleuten des III. Geschwaders. Auszüge in: Kuhl, Rolle der Seeoffiziere, S. 35.
  44. Rackwitz: Kiel 1918. S. 53 f.
  45. Rackwitz: Kiel 1918. S. 54.
  46. Bundesarchiv BArch RM 31/2373 Bl. 11–14 (Abschrift); veröffentlicht in Klaus Kuhl: Die Ereignisse am 2. November 1918 in Kiel.; Lothar Popp, Karl Artelt: Ursprung und Entwicklung der November-Revolution 1918. Wie die deutsche Republik entstand. Kiel 1918 (Reprint als Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 15), S. III 1–30, hier S. III 11.
  47. Rackwitz: Kiel 1918. S. 56 f.
  48. Rackwitz: Kiel 1918. S. 57 f.; Dähnhardt, Revolution. S. 58 f.
  49. Rackwitz: Kiel 1918. S. 57 f.
  50. Rackwitz: Kiel 1918. S. 60 f.
  51. BArch (Bundesarchiv) RM 8/1010 Bl. 4–5.
  52. Anonym: Für Friede, für Freiheit! In: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 4. November 1918.
  53. Schritte auf dem Kieler Weg zur Demokratie. Kieler Nachrichten, 23. Oktober 2009, abgerufen am 12. Mai 2018.
  54. Rackwitz: Kiel 1918. S. 62–65.
  55. Lothar Popp, Karl Artelt: Ursprung und Entwicklung der November-Revolution 1918. Wie die deutsche Republik entstand (Nachdruck in Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Sonderveröffentlichung 15), Kiel 1983, S. III 1–30, hier S. III 13.
  56. Anonym: Unruhen in Kiel. In: Kieler Zeitung. 4. November 1918 Abendausgabe.
  57. Dähnhardt: Revolution. S. 64.
  58. Wissenschaftlicher Nachlass Dirk Dähnhardts, StAK Sign. 65496.
  59. Klaus Kuhl: Was geschah in Kiel am Abend des 3. November 1918? Neue Erkenntnisse zum Zusammenstoß zwischen kaisertreuen Patrouillen und aufbegehrenden Demonstranten. Werkstattbericht. Kiel 2017. Online zugänglich (aufgerufen am 15. Mai 2020) unter: .
  60. Dähnhardt: Revolution. S. 65 f.; Klaus Kuhl: Werkstattbericht. S. 68.
  61. Rackwitz: Kiel 1918. S. 65–68.
  62. Rackwitz: Kiel 1918. S. 68 f.
  63. Lübcke, Revolution, S. 43 f.
  64. Klaus Kuhl: Kiel und die Revolution von 1918. Das Tagebuch eines Werftingenieurs, verfasst in den Jahren 1917–1919. Edition und Textanalyse. (= Kieler Werkstücke. Bd. 51). Berlin 2018, S. 48.
  65. Rackwitz: Kiel 1918. S. 70–77.
  66. Rackwitz: Kiel 1918. S. 80 f.
  67. Rackwitz: Kiel 1918. S. 78 ff.
  68. Dähnhardt: Revolution. S. 76 f.
  69. Klaus Kuhl: Das Aufbegehren der Matrosen von Cattaro im Februar 1918 – ein Vorläufer des Kieler Matrosenaufstands? In: Jürgen Jensen (Hrsg.): Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Band 89, Heft 3, Kiel 2017, S. 127–140, hier S. 132.
  70. Rackwitz: Kiel 1918. S. 80 f.
  71. Klaus Kuhl: Zweite Verhandlungsrunde. Online zugänglich (aufgerufen am 25. Juni 2018) unter: kurkuhl.de.
  72. Rackwitz: Kiel 1918. S. 83 f.
  73. Gustav Noske: Von Kiel bis Kapp. Zur Geschichte der deutschen Revolution. Berlin 1920, S. 11 f.
  74. Rackwitz: Kiel 1918. S. 88 f.
  75. Protokoll und Bericht sind, in kommentierter Form und mit einer Einordnung versehen, veröffentlicht unter: Klaus Kuhl: Verhandlungen im Gouvernement Kiel am 4. November 1918, 21:00 – 0:15 Uhr zwischen dem Gouverneur und weiteren Offizieren, dem Soldatenrat, dem Arbeiterrat, Vertretern der sozialdemokratischen Parteien und den von Berlin entsandten Vertretern der Regierung Haußmann und Noske, sowie weiterer Personen. Online zugänglich (aufgerufen am 25. Juni 2018) unter kurkuhl.de. Siehe auch: Rackwitz: Kiel 1918. S. 89–92.
  76. Kuhl, Verhandlungen, S. 12–16.
  77. NDR Interview 1978, veröffentlicht in Kuhl, Verhandlungen. S. 12.
  78. Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918. Die militärischen Gewalten im Heimatgebiet zwischen Oktoberreform und Novemberrevolution. Stuttgart 1981. Die Arbeit ist erschienen als Band 23 im Rahmen der Reihe „Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte“, herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt.
  79. Kuhl: Kiel und die Revolution. S. 46–50.
  80. Eine Vorstellung und kritische Würdigung der Trowitz-Quelle findet sich in: Klaus Kuhl: Anmerkungen zu Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918. Online zugänglich (aufgerufen 25. Juni 2018) unter: kurkuhl.de.
  81. Dähnhardt: Revolution. S. 77 f.
  82. Wolfram Wette: Gustav Noske und die Revolution in Kiel 1918. Heide 2010, S. 18.
  83. Rackwitz: Kiel 1918. S. 82.
  84. Kuhl: Revolution. S. 48 f.
  85. Rackwitz: Kiel 1918. S. 96.
  86. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-23.
  87. Kuhl: Revolution. S. 50.
  88. Lübcke: Revolution. S. 65–69.
  89. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-19.
  90. Bernhard Rausch: Am Springquell der Revolution. Die Kieler Matrosenerhebung. Kiel 1918 (Reprint als Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Bd. 15), S. II-15.
  91. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-19.
  92. Rackwitz: Kiel 1918. S. 114.
  93. Knut-Hinrik Kollex: Blaupause für die Revolution. Die „Kieler 14 Punkte“. In: Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Darmstadt 2018, S. 122–127, hier S. 127.
  94. Kuhl: Seeoffiziere. S. 33–39.
  95. Dähnhardt: Revolution. S. 91.
  96. Rackwitz: Kiel 1918. S. 105–108.
  97. Rackwitz, Kiel 1918, S. 88.
  98. Noske: Kiel bis Kapp, S. 17.
  99. Klaus Kuhl: ’’Matrosenaufstand 1918, Räte und die Politik Gustav Noskes.’’ In: IG Metall Bezirksleitung Küste (Hrsg.): Matrosenaufstand und Novemberrevolution 1918. Hamburg 2020, S. 16-40, hier S. 26.
  100. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-23 f.
  101. Eine Präsentation und Analyse aller bisher vorliegenden Berichte findet sich in: Klaus Kuhl: Die Ereignisse ab Mittag am 5. November 1918 in Kiel. Online zugänglich (aufgerufen 2. Juli 2018) unter: kurkuhl.de.
  102. Dähnhardt, Revolution, S. 100.
  103. Kuhl, Ereignisse am 5. November, S. 3, 15.
  104. Rackwitz: Kiel 1918. S. 124 f.
  105. Klaus Epstein: Matthias Erzberger und das Dilemma der deutschen Demokratie. Übersetzung von Irmgard Kutscher. Verlag Annedore Leber, Berlin 1962, S. 308.
  106. Dähnhardt: Revolution. S. 104–108.
  107. Rackwitz: Kiel 1918. S. 120 ff.
  108. Rackwitz: Kiel 1918. S. 98.
  109. Noske: Kiel bis Kapp, S. 23 f.
  110. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-25.
  111. Rausch, Springquell, S. II-25.
  112. Anonym (vermutlich Bernhard Rausch): Die Lawine im Rollen. Die Matrosenbewegung in Kiel. In: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 7. November 1918, S. 1.
  113. Kuhl: Verhandlung. S. 7.
  114. Klaus Kuhl: Die Rolle der deutschen Seeoffiziere während der Ereignisse im Oktober/November 1918. Kiel 2018, S. 12–13. Online zugänglich (aufgerufen am 30. Mai 2018): kurkuhl.de.
  115. Kuhl: Revolution. S. 55 f.
  116. Noske: Kiel bis Kapp. S. 24.
  117. Rausch: Springquell. S. II-25.
  118. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-25.
  119. Siehe Noske, Kiel bis Kapp. S. 25, der schreibt: „Regelrechte Wahlen hatten im Laufe des Tages bei einer ganzen Anzahl von Formationen stattgefunden.“
  120. Klaus Kuhl: Die Ereignisse am 6. November 1918 in Kiel. Online zugänglich (aufgerufen am 5. Juli 2018) unter: kurkuhl.de (PDF).
  121. Kuhl: Revolution. S. 232 f.
  122. Noske: Kiel bis Kapp. S. 25.
  123. Popp zitiert aus dem Stenogramm der Versammlung; siehe Popp/Artelt, Ursprung, S. III-26.
  124. Rackwitz: Kiel 1918. S. 139 f.
  125. Noske: Kiel bis Kapp. S. 26.
  126. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-27 ff.
  127. Wette: Noske in Kiel. S. 41 f.
  128. Dähnhardt: Revolution. S. 123.
  129. Popp/Artelt, Ursprung, S. III-27.
  130. Kuhl: Revolution. S. 59.
  131. Kuhl: Revolution. S. 59 f.
  132. Rackwitz: Kiel 1918. S. 135.
  133. Sonja Kinzler, Jens Buttgereit: „Sturmvögel der Revolution“. Zur Verbreitung der Revolution durch (Kieler) Matrosen. In: Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Darmstadt 2018, S. 140–149.
  134. Rackwitz: Kiel 1918. S. 140.
  135. Kuhl: Revolution. S. 57, 62 f.
  136. Kuhl: Cattaro. S. 130 ff.
  137. BArch (Bundesarchiv) RM 31/2394 Bl. 5.
  138. Dähnhardt: Revolution. S. 127–130.
  139. Rackwitz: Kiel 1918. S. 144 f.
  140. Peter Hillbrecht: Ein Jahr Revolution. In Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 5. November 1919.
  141. Florian Altenhöner: Zwischen Triumph und Katzenjammer. Der 9. November 1918 in Berlin. In: Sonja Kinzler, Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Darmstadt 2018, S. 152–159.
  142. Kuhl: Revolution. S. 36.
  143. Walter Görlitz: Regierte der Kaiser? Kriegstagebücher, Aufzeichnungen und Briefe des Chefs des Marinekabinetts Admiral Georg Alexander von Müller 1914–1918. Göttingen 1959, S. 15.
  144. Kuhl, Cattaro, S. 132.
  145. Rausch, Springquell, S. II-28.
  146. Anonym: Volkswehrgesetz. In: Republik. Organ der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Provinz Schleswig-Holsteins. 17. Dezember 1918.
  147. Wette: Noske in Kiel. S. 58.
  148. Rackwitz: Kiel 1918. S. 135, 169.
  149. Wette: Noske in Kiel. S. 60–64.
  150. Siehe dazu: Klaus Kuhl (Hrsg.): „Jetzt ist die Stunde, wo wir Menschen geworden sind.“ Briefe und Erinnerungen des Matrosen Karl (Carl) Bock von der SMS MARKGRAF. Online zugänglich (aufgerufen am 15. Juli 2018) unter: kurkuhl.de.
  151. Rackwitz: Kiel 1918. S. 180 ff.
  152. Wette: Noske in Kiel, S. 92 ff., 101.
  153. Wolfram Wette: Als bei der Torpedo-Division der erste Soldatenrat gebildet wurde-. In: Frankfurter Rundschau. 12. Dezember 1988.
  154. Christian Lübcke: "Hat nichts mit Wahrheitsfindung zu tun". Der Kieler Matrosenaufstand von 1918 und die deutsche Militärgeschichtsschreibung. In Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Heft 4 Oktober 2020, S. 505–533, hier S. 514.
  155. Werner Rahn: Zwölf Thesen zur Entwicklung deutscher Marinen im 19. und 20. Jahrhundert. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel. München 2005, S. 729–734, hier S. 730 f. Die Thesen wurden 1988 erstmals veröffentlicht als Zusammenfassung eines Vortrags in Wilhelmshaven.
  156. Lübcke, Wahrheitsfindung, S. 512.
  157. Lübcke, Wahrheitsfindung, S. 509, 512, 530 ff.
  158. Karl Dietrich Erdmann: Rätestaat oder Parlamentarische Demokratie. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Band 68, Heft 9/10, 1983.
  159. Anonym: Erich Thümmel gestorben. In: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 1957 (genaues Datum nicht bekannt, archiviert FES). Siehe auch: Noske. Kiel bis Kapp, S. 11, der ohne Namensnennung Thümmel als „ganz verständigen Mann“ beschreibt.
  160. Der Termin war zunächst auf den 16. Februar 1919 gelegt worden, wurde dann aber auf der Reichsrätekonferenz auf Vorschlag der MSPD vorgezogen. Siehe: Anonym: Der 19. Januar Wahltag. In: Republik. Organ der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Provinz Schleswig-Holsteins. 21. Dezember 1918, S. 1.
  161. Rackwitz: Kiel 1918. S. 161.
  162. Noske, Kiel bis Kapp, S. 54.
  163. Andreas Wirsching: Die paradoxe Revolution 1918/19. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 50–51/2008, S. 6–12, hier S. 7, 12. Siehe auch: Wolfgang Niess: Die Revolution von 1918/19 in der deutschen Geschichtsschreibung. Deutungen von der Weimarer Republik bis ins 21. Jahrhundert. Berlin 2013, S. 415.
  164. Volker Stalmann: Die Wiederentdeckung der Revolution von 1918/19. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. In: ZfG Heft 6, 2016, S. 521–541, hier S. 529.
  165. Kuhl: Revolution. S. 120.
  166. Anonym: Diktatur oder Nationalversammlung. In: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung. 29. November 1918.
  167. Anonym: Der Zerfall des Bündnisses. In: Kieler Neuesten Nachrichten. 30. Oktober 1918.
  168. Peter von Oertzen: Betriebsräte in der Novemberrevolution. 2. Auflage. Berlin 1976, S. 251.
  169. Rackwitz: Kiel 1918. S. 239–243.
  170. Rausch: Springquell. S. II-28.
  171. Kuhl: Revolution. S. 90.
  172. Bernhard Rausch: Von Kiel bis Kapp. Noskes Revolutionserinnerungen. In: Die Neue Zeit. (archiviert FES). 1920, S. 486–491, hier S. 491.
  173. Wette: Noske in Kiel. S. 100.
  174. Noske: Kiel bis Kapp. S. 57, 115.
  175. Kuhl: Seeoffiziere. S. 26.
  176. Wette: Noske in Kiel. S. 100.
  177. Rackwitz: Kiel 1918. S. 99.
  178. Kuhl: Revolution. S. 89 ff.
  179. Oliver Auge: Problemfall Matrosenaufstand. Kiels Schwierigkeiten im Umgang mit einem Schlüsseldatum seiner und der deutschen Geschichte. In: Beirat für Geschichte (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein Bd. 25, Malente 2014, S. 307–328. Online zugänglich (aufgerufen am 8. Juli 2017) unter: beirat-fuer-geschichte.de
  180. Uwe Danker: Revolutionsstadt Kiel. Ausgangsort für die erste deutsche Demokratie. In: Beirat für Geschichte (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein Bd. 25, Malente 2014, S. 285–306. Online zugänglich (aufgerufen am 8. Juli 2017) unter: beirat-fuer-geschichte.de.
  181. Rackwitz: Kiel 1918. S. 268 f.
  182. Gedenkmarsch startet an der Waldwiese; Kieler Nachrichten online, 23. Oktober 2009 (Memento vom 12. April 2010 im Internet Archive)
  183. „Platz der Kieler Matrosen“ wird eingeweiht. (Memento vom 13. Oktober 2014 im Internet Archive)
  184. Klaus Kuhl: Virtueller Stadtrundgang zum Kieler Matrosenaufstand. Nov. 1918. Online zugänglich (aufgerufen 25. Juli 2018) unter: kurkuhl.de.
  185. Anonym: KulturSpuren. Der Matrosenaufstand 1918. Online zugänglich (aufgerufen am 25. Juli 2018) unter: kiel.de.
  186. Klaus Kuhl: Informationen zum Foto „Kieler Matrosenaufstand“. Online zugänglich (aufgerufen am 25. Juli 2018) unter: (pdf)
  187. Klaus Kuhl: Informationen zum Foto „Noske – Waldschänke“. Online zugänglich (aufgerufen am 25. Juli 2018) unter: kurkuhl.de.
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