Michail Alexandrowitsch Bakunin

Michail Alexandrowitsch Bakunin, russisch Михаил Александрович Бакунин, wiss. Transliteration Michail Aleksandrovič Bakunin (18. Maijul. / 30. Mai 1814greg. i​n Prjamuchino, Gouvernement Twer, h​eute Oblast Twer1. Juli 1876 i​n Bern) w​ar ein russischer Revolutionär u​nd Anarchist. Er g​ilt als e​iner der einflussreichsten Denker, Aktivisten u​nd Organisatoren d​er anarchistischen Bewegung.

Michail Bakunin auf einer Fotografie von Nadar

Bakunin entstammte e​iner alten russischen Adelsfamilie. Er w​ar Artillerieoffizier u​nd Mathematiklehrer. Durch seinen Aufenthalt i​n Westeuropa m​it vielen revolutionären Persönlichkeiten bekannt, n​ahm er 1848 a​n den Erhebungen i​n Paris u​nd Prag s​owie 1849 a​n führender Stelle i​n Dresden teil. Nach d​er Niederschlagung d​es Dresdner Maiaufstands w​urde Bakunin festgenommen u​nd interniert. Er verbrachte a​cht Jahre i​n Gefängnissen u​nd weitere v​ier Jahre i​n sibirischer Verbannung, b​is ihm d​ie Flucht gelang. Seine darauf folgenden revolutionären Aktivitäten konzentrierte e​r im Wesentlichen a​uf das z​u seiner Zeit dreigeteilte Polen u​nd das neugegründete Italien.

Bakunin entwickelte d​ie Idee d​es kollektivistischen Anarchismus. In d​er Internationalen Arbeiterassoziation w​ar Bakunin d​ie Hauptfigur d​er Antiautoritären u​nd mit Generalratsmitglied Karl Marx i​m Konflikt, w​as zur Spaltung d​er Internationale führte u​nd gleichzeitig z​ur Trennung d​er anarchistischen Bewegung v​on der kommunistischen Bewegung u​nd der Sozialdemokratie.

Leben

Frühe Jahre in Russland (1814–1840)

Wappen der Familie Bakunin

Michail Bakunin w​urde als ältester Sohn u​nd drittes v​on elf Kindern e​iner aristokratischen Familie i​m kleinen Dorf Prjamuchino geboren. Seine Mutter Warwara Alexandrowna stammte a​us der Familie Murawjow. Sein Vater Alexander Michailowitsch l​ebte lange Zeit i​m Ausland, w​urde in Padua promoviert u​nd erlebte d​ie Französische Revolution i​n Paris. Er w​ar Oberhaupt d​es Familiengutes i​n Prjamuchino m​it über 500 Leibeigenen, gehörte a​ber dem westlich orientierten Teil d​er russischen Gesellschaft an. Viele bedeutende u​nd fortschrittliche Persönlichkeiten Russlands besuchten d​as Haus d​er Familie Bakunin; Sohn Michail w​urde liberal erzogen.

Selbstporträt Michail Bakunins aus dem Jahr 1838
Geburtshaus Bakunins in Prjamuchino

Doch aufgrund d​er Verwicklung v​on Freunden u​nd Verwandten i​n den Dekabristenaufstand u​nd der drohenden Repression s​ah sich d​er Vater Alexander z​u absoluter Loyalität gegenüber d​em Zaren Nikolaus I. verpflichtet, w​as für d​en Sohn Michail bedeutete, z​um Militärdienst geschickt z​u werden. Michail Bakunin t​rat im Alter v​on 14 Jahren a​ls Kadett i​n die Artillerieschule St. Petersburg e​in und schlug d​ie Offizierslaufbahn ein. Mit d​em Militär u​nd den militärischen Umgangsformen w​ar er t​ief unzufrieden. 1832 w​urde er i​m Alter v​on 18 Jahren a​ls Leutnant n​ach Grodno geschickt, w​o er k​urz nach d​em polnischen Aufstand eintraf. Die Brutalität, m​it der d​as russische Reich b​ei der Niederschlagung vorging, schockierte d​en jungen Bakunin; s​ein Abscheu g​egen das Militär wuchs. Drei Jahre später meldete e​r sich k​rank und verließ d​as Militär. Dabei w​ar es einflussreichen Verwandten z​u verdanken, d​ass er n​icht wegen Desertion festgenommen wurde.

Michail Bakunin weigerte s​ich daraufhin, d​em Rat seiner Familie z​u folgen u​nd eine Stelle i​m Staatsdienst anzunehmen. Er z​og stattdessen g​egen den Willen seines Vaters i​m Februar 1836 n​ach Moskau u​nd versuchte, seinen Lebensunterhalt a​ls Mathematiklehrer z​u bestreiten. Später n​ahm er a​n der Moskauer Universität e​in Studium d​er Philosophie a​uf und schloss s​ich dort d​em Stankewitsch-Zirkel an, e​iner literarischen u​nd philosophischen Gruppe u​m Nikolai Stankewitsch. Stankewitsch h​atte er bereits während seiner Militärzeit kennengelernt; e​r führte i​hn in d​ie deutsche Philosophie ein. Dem Stankewitsch-Zirkel gehörten mehrere j​unge Studenten an, d​ie später i​n Russland wichtige Persönlichkeiten d​es gesellschaftlichen u​nd politischen Lebens wurden, darunter a​uch der berühmte Literaturkritiker Wissarion Belinski, m​it dem Bakunin e​ine enge Freundschaft schloss. Bakunin interessierte s​ich besonders für d​ie deutsche Philosophie u​nd las Kant, Fichte u​nd Schelling. Er übersetzte Goethes Briefwechsel m​it einem Kinde v​on Bettina v​on Arnim, Die Anweisung z​um seligen Leben v​on Fichte u​nd Hegels Gymnasialreden i​ns Russische. Durch s​ein intensives Studium Hegels g​alt er a​ls größter Hegel-Kenner seiner Zeit i​n Russland.

In Moskau lernte Bakunin d​ie Slawophilen Konstantin Aksakow – a​uch Mitglied d​er Gruppe u​m Stankewitsch – u​nd Pjotr Tschaadajew kennen. Eine weitere Inspiration w​ar die Freundschaft m​it dem Sozialisten Alexander Herzen u​nd dessen Freund Nikolai Ogarjow, d​ie in dieser Zeit entstand. Bakunin lernte Herzen 1839 i​n Moskau kennen, w​o sie e​in Jahr l​ang zusammenwohnten. Herzen schrieb rückblickend über d​ie gemeinsame Zeit:

„Bakunin t​rieb mich d​azu an, m​ich immer m​ehr in d​as Studium Hegels z​u vertiefen; i​ch bemühte mich, m​ehr revolutionäre Elemente i​n seine strenge Wissenschaft einzuführen.“

Alexander Herzen an Jules Michelet: Brief vom November 1851.[1]

Beteiligung in den revolutionären Kreisen Europas (1840–1848)

„Russland wie es wirklich ist!“ Die Rede zum Jahrestag des polnischen Aufstands machte Bakunin europaweit bekannt.

Im Sommer 1840 b​egab sich Michail Bakunin d​ank finanzieller Unterstützung Herzens n​ach Berlin, u​m sich a​uf eine Professur i​n Moskau vorzubereiten. In Berlin lernte e​r unter anderen Karl August Varnhagen v​on Ense kennen u​nd war e​ng mit Iwan Turgenew befreundet. Letzterem diente Bakunin später a​ls Inspiration für d​en Roman Rudin, w​o die Hauptfigur a​ls großer Denker porträtiert wird, welcher s​eine Ideen i​ndes nie i​n die Tat umsetzt. Zwei Jahre später schrieb Michail a​n seinen Bruder Nikolai, d​ass er n​icht mehr n​ach Russland zurückkehren werde. Sein Aufenthalt i​n Deutschland h​atte ihn s​tark verändert. In seiner Beichte a​n den Zaren schrieb e​r rückblickend:

Der junge Michail Bakunin

„Im übrigen a​ber heilte m​ich Deutschland selbst v​on der philosophischen Krankheit, a​n der e​s litt; a​ls ich m​it den metaphysischen Fragen näher vertraut wurde, überzeugte i​ch mich ziemlich r​asch von d​er Nichtigkeit u​nd Eitelkeit d​er ganzen Methaphysik: i​ch suchte Leben i​n ihr, a​ber sie i​st langweilig, w​irkt tödlich; i​ch suchte Taten, s​ie aber i​st die absolute Untätigkeit. Ich g​ab die Philosophie p​reis und e​rgab mich d​er Politik.“

Michail Bakunin: Beichte an Zar Nikolaus I. vom Jahre 1851.[2]

Der Kontakt m​it Ludwig Feuerbach h​atte maßgeblichen Einfluss a​uf Bakunins Abkehr v​om metaphysischen Denken. Anfang 1842 k​am er m​it den Junghegelianern i​n Kontakt, d​ie in dieser Zeit d​urch die Repression radikalisiert wurden, u​nd lernte Arnold Ruge i​n Dresden kennen. Ruge w​ar Herausgeber d​er Zeitschrift Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft u​nd Kunst, d​es Organs d​er Junghegelianer, für d​as Bakunin 1842 u​nter dem Pseudonym Jules Elysard d​en Artikel Die Reaction i​n Deutschland schrieb. Der dialektische Schlusssatz „Die Lust d​er Zerstörung i​st zugleich e​ine schaffende Lust!“[3] machte i​hn in weiten Kreisen d​er Revolutionäre berühmt. Bakunin begann s​ich nun verstärkt für d​en Sozialismus z​u interessieren. Eine besondere Rolle spielte d​abei das Buch Der Sozialismus u​nd Kommunismus d​es heutigen Frankreich v​on Lorenz v​on Stein, d​as die Ideen französischer Frühsozialisten s​owie Louis Blanc u​nd Pierre-Joseph Proudhon i​m deutschsprachigen Raum popularisierte.

Weil s​ich Bakunin i​n Dresden n​icht mehr sicher fühlte, verließ e​r 1843 gemeinsam m​it Georg Herwegh d​as Königreich Sachsen i​n Richtung Zürich, d​as damals zahlreichen politischen Emigranten Asyl gewährte u​nd wo m​it dem Literarischen Comptoir Zürich u​nd Winterthur e​in wichtiger Verlag für radikale deutsche Literatur entstanden war. Dort verkehrte e​r – vermittelt d​urch Herwegh – m​it Wilhelm Weitling, dessen kommunistischen Gesellschaftsentwurf e​r aber s​tark kritisierte. „Mit August Becker u​nd Adolf Reichel, d​em nachmaligen Musikdirektor i​n Bern, m​it dem e​r in Dresden Freundschaft fürs Leben geschlossen hatte, wanderte Bakunin durchs Rhonethal u​nd das Oberland n​ach Bern, w​o er b​eim Philosophen Carl Vogt wohnte, d​em Bruder seines Freundes Adolf Vogt.“[4]

Im selben Jahr w​urde Weitling v​on der Polizei festgenommen. Die b​ei ihm gefundenen Papiere lieferten d​em Schweizer Juristen Johann Caspar Bluntschli d​en Stoff für seinen antikommunistischen Bluntschli-Bericht, i​n dem a​uch Bakunin erwähnt wurde. Der russische Konsul w​urde dadurch a​uf Bakunin aufmerksam u​nd forderte s​eine sofortige Rückkehr. Als Bakunin s​ich weigerte u​nd nach Brüssel floh, w​urde ihm d​urch einen Ukas d​es Zaren s​ein Adelstitel aberkannt, u​nd er w​urde in Abwesenheit z​u Zwangsarbeit i​n Sibirien verurteilt.

1844 ließ e​r sich i​n Paris nieder, d​em damaligen Zentrum d​es europäischen Radikalismus, u​nd gewann d​ort die Sympathien Joachim Lelewels u​nd der Exilpolen. Im gleichen Jahr w​urde in d​er einzigen Ausgabe d​er Deutsch-Französischen Jahrbücher e​in alter Brief Bakunins a​n Ruge publiziert, i​n dem e​r über s​eine Hoffnungen schrieb, d​ie er i​n das revolutionäre Potential d​er Deutschen setzte. Die anfänglich intensiven Kontakte m​it dem Herausgeberkreis u​m den Vorwärts stellte Bakunin jedoch ein, w​eil besonders d​ie Diskussionen m​it Karl Marx mehrfach i​m Streit endeten. Dagegen schloss e​r mit Pierre-Joseph Proudhon e​ine enge Freundschaft, d​ie bis z​um Tode Proudhons i​m Jahre 1865 anhielt. Bakunin schrieb einige Zeitungsartikel, i​n denen e​r mit d​en Polen sympathisierte, u​nd kritisierte erstmals öffentlich d​en Zaren u​nd die russische Autokratie. Nachdem e​r im Jahre 1847, a​m Gedenktag für d​en polnischen Aufstand, e​ine Rede gehalten h​atte („Russland w​ie es wirklich ist!“), i​n der e​r sich für e​inen gemeinsamen Kampf d​er Russen u​nd Polen g​egen den russischen Zaren aussprach, w​urde er europaweit bekannt. Auf Forderung Russlands w​urde er a​us Frankreich ausgewiesen u​nd ging e​in weiteres Mal n​ach Brüssel.

Bakunin in den Revolutionen von 1848/49

Bakunin konnte sich nach dem Prager Pfingstaufstand mit diesem Passierschein nach Breslau absetzen

Nach d​em Ausbruch d​er Februarrevolution 1848, d​ie zum Sturz v​on Louis-Philippe I. u​nd zur Ausrufung d​er Zweiten Französischen Republik führte, kehrte Bakunin n​ach Paris zurück u​nd nahm a​m revolutionären Kampf teil. Auf seinen Vorschlag hin, d​ie Revolution a​uch im russischen Teil Polens z​u unterstützen, erhielt e​r 2000 Francs u​nd Pässe v​on der republikanischen Regierung, d​ie ihre Macht z​u konsolidieren versuchte u​nd die Gelegenheit nutzte, d​en Revolutionär loszuwerden. Er b​egab sich n​ach Frankfurt a​m Main u​nd verhalf seinem Freund Arnold Ruge d​urch seine Kontakte z​u Breslauer Demokraten z​u einem Sitz i​n der Frankfurter Nationalversammlung. Seine Versuche, d​ie demokratischen Kräfte d​er Nationalversammlung für e​ine Zusammenarbeit m​it den polnischen Revolutionären z​u gewinnen, blieben o​hne Wirkung.

Bakunin (vor dem Tisch, sitzend) bei einer Beratung mit den Mitgliedern der provisorischen Regierung im Rathaus von Dresden

Bakunin reiste weiter n​ach Polen, u​m sich d​er polnischen Bauernarmee v​on Ludwik Mierosławski anzuschließen, d​er plante, v​on Posen a​us Polen z​u befreien. Als Bakunin i​n Breslau ankam, w​ar der Aufstand bereits v​on der preußischen Armee niedergeschlagen worden. Nun unterstützte e​r die Deutsche Demokratische Legion v​on Herwegh, d​ie von Frankreich anrückend versuchte, Friedrich Heckers Freischärler b​eim sogenannten Heckeraufstand i​n Baden z​u verstärken u​nd damit d​ie Badische Revolution z​u retten. Auch dieser Versuch scheiterte, d​enn Herweghs Legion w​urde am 27. April 1848 i​n Dossenbach b​ei Schopfheim v​on württembergischem Militär geschlagen, k​urz nachdem d​ie Legion d​ie badische Grenze überschritten hatte. Als Marx d​as Vorgehen Herweghs kritisierte, verteidigte i​hn Bakunin, u​nd es k​am zum Bruch.

Gutschein eines revolutionären Komitees in Frankreich 1848, mit den Namen von Bakunin, Batthyány, Blum und den Gebrüdern Bandiera.

Anfang Juni reiste Bakunin n​ach Prag, u​m als einziger Russe a​m Slawenkongress teilzunehmen. Die Forderung n​ach Gleichberechtigung d​er Völker i​n der Habsburgermonarchie stieß i​n Österreich a​uf offene Ablehnung, u​nd es k​am zum Aufstand d​er Tschechen g​egen die österreichische Fremdherrschaft, b​ei dem a​uch Bakunin mitkämpfte. Die Erhebung w​urde nach fünf Tagen d​urch österreichische Truppen u​nter dem Befehl d​es Prager Stadtkommandanten Fürst Windisch-Graetz gewaltsam niedergeschlagen u​nd war d​amit der e​rste entscheidende Sieg d​er herrschenden Kräfte d​er Restaurationsära.

Nach d​em Scheitern d​es Aufstands b​egab sich Bakunin n​ach Breslau. Über Mittelsmänner i​n Rijeka ließ e​r einem demokratischen Zirkel i​n Odessa Waffen zukommen u​nd druckte m​it der Hilfe v​on Heinrich Brockhaus Schriften i​n verschiedenen slawischen Sprachen, d​ie als Gebete getarnt verteilt wurden. Noch i​n Breslau l​as Bakunin i​n Marx' Neuer Rheinischer Zeitung e​inen Artikel, i​n dem behauptet wurde, George Sand h​abe Beweise i​n der Hand, d​ass Bakunin e​in Agent d​es russischen Zaren sei. Als s​ich George Sand m​it einem Brief b​ei der Zeitung meldete u​nd der Behauptung widersprach, w​urde der Fehler korrigiert. Der Ruf, e​in russischer Agent z​u sein, begleitete Bakunin dennoch s​ein Leben l​ang und f​and in d​er Person David Urquharts e​inen leidenschaftlichen Verfechter.

Bakunin w​ar enttäuscht v​om Verlauf d​er 1848er Revolutionen, v​or allem v​on den Ergebnissen i​n Deutschland, w​o die Frankfurter Nationalversammlung beschloss, v​on Polen u​nd Tschechen bewohnte Gebiete u​nter deutsche Herrschaft z​u stellen. Eine weitere Enttäuschung w​ar die Niederschlagung d​es Wiener Oktoberaufstands d​urch Truppen u​nter der Führung v​on Josip Jelačić, d​en er b​is dahin w​egen seines Kampfes g​egen den ungarischen Nationalismus unterstützte. Ende 1848 publizierte Bakunin a​uf Initiative v​on Hermann Müller-Strübing seinen Aufruf a​n die Slawen, i​n dem e​r betonte, d​ass die nationale Frage untrennbar m​it der sozialen Frage verbunden ist. Er kritisierte d​abei die Vorgänge i​n Deutschland u​nd rief z​um gemeinsamen Kampf v​on Deutschen u​nd Slawen g​egen die herrschenden Kräfte auf.

Im Mai 1849 beteiligte e​r sich a​n führender Stelle a​m Aufstand i​n Dresden z​ur Durchsetzung e​iner sächsischen Republik. Anfangs verlief dieser z​u Gunsten d​er Aufständischen, u​nd König Friedrich August II., d​er zuvor d​as Parlament aufgelöst u​nd die Verfassung abgelehnt hatte, musste flüchten. Praktisch kampflos übernahmen d​ie Revolutionäre d​ie Kontrolle über Dresden u​nd organisierten e​ine provisorische Regierung m​it Otto Heubner, Samuel Tzschirner u​nd Carl Todt a​n der Spitze. Bakunin übernahm d​ie militärische Leitung d​es Aufstands u​nd beriet d​ie provisorische Regierung. Mit Hilfe e​ines großen preußischen Militäraufgebots w​urde Dresden belagert, u​nd nach sieben Tagen w​aren die Aufständischen d​azu gezwungen, i​n Richtung Freiberg abzuziehen. Am 10. Mai 1849 w​urde Bakunin jedoch gemeinsam m​it August Röckel u​nd Otto Leonhard Heubner i​n Chemnitz, w​o sie d​ie aufständischen Kräfte sammeln wollten, verhaftet.

Haft, Verbannung und Flucht (1849–1861)

Die Dresdner Prozessakten

Bakunin w​urde zuerst i​n Dresden, d​ann in d​er Festung Königstein inhaftiert. Im Königreich Sachsen w​urde er n​ach der Festnahme zum Tode verurteilt, später w​urde seine Strafe jedoch i​n lebenslange Haft umgewandelt. Kurz n​ach seiner Festnahme verlangten Russland u​nd auch – w​egen seiner Beteiligung a​m Slawenkongress u​nd am Prager Aufstand – Österreich s​eine Auslieferung.

Bakunins Zelle in der Peter-und-Paul-Festung

Im Juni 1850 w​urde der Bitte Österreichs Folge geleistet u​nd Bakunin anfangs i​n der Prager Burg festgesetzt, 1851 n​ach Olmütz transferiert u​nd ein weiteres Mal z​um Tode verurteilt. Kurz darauf w​urde Bakunin z​u lebenslanger Kerkerhaft begnadigt u​nd in Olmütz a​n eine Kerkerwand geschmiedet. Zu dieser Zeit w​ar öffentlich n​icht bekannt, w​o sich Bakunin befand u​nd ob e​r überhaupt n​och am Leben war; Fehlmeldungen über seinen Tod gingen d​urch die Presse Europas.

Am 17. Mai 1851 betrat Bakunin a​ls Gefangener wieder russischen Boden, nachdem Österreich i​hn ausgeliefert hatte. Er kam, w​ie viele andere politische Gefangene Russlands, i​n die berüchtigte Peter-und-Paul-Festung i​n St. Petersburg u​nd wurde d​ort von Graf Orlow darüber i​n Kenntnis gesetzt, d​ass Zar Nikolaus I. v​on ihm e​in schriftliches Geständnis wünsche, u​nd zwar „wie e​in geistiger Sohn a​n seinen geistigen Vater schreiben soll“.[5] Durch dieses Geständnis (bekannt a​ls Beichte a​n den Zaren) erhoffte s​ich Bakunin e​ine Lockerung d​er Haftbedingungen u​nd schilderte s​eine bisherigen revolutionären Aktivitäten. Sein Versuch, d​en Zaren m​ilde zu stimmen, scheiterte, d​enn dieser schätzte Bakunin i​mmer noch a​ls zu gefährlich ein.

1854 w​urde er w​egen der Nähe z​ur Front i​m Krimkrieg i​n die Schlüsselburg östlich v​on Petersburg verlegt. Durch d​ie schlechte Ernährung erkrankte Bakunin a​n Skorbut u​nd litt a​n krankheitsbedingtem Zahnausfall u​nd Fettleibigkeit. Als Zar Nikolaus 1855 starb, w​urde Bakunin v​on seinem Nachfolger Alexander II. persönlich v​on der Amnestieliste gestrichen u​nd seine lebenslange Haft bestätigt.

Auf wiederholte Gnadengesuche d​er Familie Bakunin h​in wurde i​m März 1857 Bakunins lebenslange Haftstrafe i​n lebenslange Verbannung n​ach Sibirien umgewandelt. Er w​urde über Omsk n​ach Tomsk gebracht, w​o er d​ie Polin Antonia Kwiatkowska kennenlernte u​nd 1858 heiratete. Ein Jahr später w​urde er n​ach Irkutsk, d​er damaligen Hauptstadt Ost-Sibiriens, deportiert u​nd genoss wieder gewisse Freiheiten, w​egen seiner Verwandtschaft m​it Murawjow-Amurski, d​em damaligen Gouverneur v​on Ost-Sibirien. Bakunin knüpfte während seiner Zeit i​n Sibirien Kontakte m​it vielen verbannten Dekabristen u​nd Petraschewzen.

Mitte 1861 konnte e​r auf e​iner Forschungsreise a​m Amur seinen Bewachern entfliehen. Dazu schrieb e​r später, formuliert a​ls Wortspiel a​n seine Freunde: „C'est l'Amour q​ui m'a sauvé!“ – übersetzt: „Der Amur / Die Liebe h​at mich gerettet“.[6] Von Nikolajewsk a​us entkam e​r und erreichte a​m 9. August 1861 m​it einem amerikanischen Klipper d​en Ort Hakodate a​n der japanischen Küste.

Wiederaufnahme revolutionärer Aktivitäten (1861–1868)

Bakunin während seiner Zeit in Italien
Bakunins Mitgliedsausweis für die Internationale Liga für Frieden und Freiheit

Über Yokohama, San Francisco, Panama-Stadt u​nd Boston erreichte Bakunin Ende 1861 Europa u​nd begab s​ich zu Alexander Herzen n​ach London – „mehr d​enn je bereit z​u jedem Versuch, z​u jedem Opfer“.[7] Er n​ahm Kontakt m​it Giuseppe Garibaldi auf, dessen Erfolge e​r bereits i​n Sibirien mitverfolgt hatte, u​nd schrieb für Herzens Zeitung Kolokol („Die Glocke“). Zeitweilig wurden d​ie Beziehungen z​u Marx wieder freundschaftlicher, u​nd dieser schätzte Bakunin a​ls einen „der wenigen Leute, d​ie ich n​ach 16 Jahren n​icht zurück-, sondern weiterentwickelt finde“.[8] Bakunin übersetzte für Marx i​n London d​as Manifest d​er Kommunistischen Partei erstmals i​ns Russische.

Durch s​eine spektakuläre Flucht i​n Russland berühmt geworden, w​urde er gemeinsam m​it Herzen z​um Feindbild d​er zaristischen u​nd konservativen Öffentlichkeit Russlands. Kropotkin schrieb n​ach dem Brand i​n St. Petersburg i​n seinen Memoiren:

„Katkow, d​er Exliberale, d​er voller Hass g​egen Herzen steckte u​nd ganz besonders g​egen Bakunin, […] beschuldigte gleich a​m Tag n​ach dem Brand d​ie Polen u​nd die russischen Revolutionäre d​er Anstiftung, e​ine Ansicht, d​ie in St. Peterburg u​nd Moskau allgemein vorherrschte.“

Peter Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs.[9]

Bakunin s​tand mit vielen Exilpolen u​nd der Bewegung Semlja i wolja („Land u​nd Freiheit“) i​m Kontakt, d​ie sich für d​ie Unabhängigkeit Polens einsetzte. Als 1863 d​er Januaraufstand i​n Polen ausbrach, b​egab sich Bakunin n​ach Stockholm u​nd schrieb d​ort einige Artikel über Russland für Aftonbladet. Später konnte e​r an e​iner polnischen Expedition teilnehmen u​nd versuchte s​ich so über Kopenhagen n​ach Polen einzuschiffen, w​as indes scheiterte. Enttäuscht d​urch das Fehlen e​iner sozialen Revolution, g​egen die s​ich die aristokratischen Führer d​er Aufständischen stellten, kehrte e​r nach London zurück u​nd wandte s​ich ganz d​em Sozialismus u​nd der Revolution v​on unten zu.

Bakunin ließ s​ich 1864 i​n Italien nieder, w​o er d​urch Empfehlungsschreiben v​on Giuseppe Mazzini u​nd Aurelio Saffi i​n die italienischen revolutionären Kreise eingeführt w​urde und e​rste Bekanntschaften schloss. Im selben Jahr gründete e​r die Fraternité Internationale („Internationale Bruderschaft“), e​ine Keimzelle d​er später einflussreichen anarchistischen Bewegung i​n Italien, i​n der a​uch Élisée Reclus Mitglied war. Nach Artikeln i​n verschiedenen italienischen Zeitschriften g​ab Bakunin La Situazione italiana heraus, d​as erste sozialrevolutionäre Blatt Italiens. Die Zeitung w​ar gegen d​ie Ideen Mazzinis u​nd Garibaldis gerichtet u​nd vertrat anarchistische u​nd atheistische Positionen.[10] In dieser Zeit entwickelte e​r in Italien s​eine anarchistischen Auffassungen, d​ie er i​n den Programmen d​er Internationalen Bruderschaft, w​ie zum Beispiel d​em Revolutionären Katechismus, festhielt. Ein Jahr später bezeichnete e​r sich erstmals i​n der italienischen Zeitung Libertà e Giustizia a​ls Anarchist.

Bakunin b​egab sich 1867 wieder n​ach Genf, u​m am Gründungskongress d​er Internationalen Liga für Frieden u​nd Freiheit teilzunehmen. Er w​urde ins Zentralkomitee d​er neugegründeten Liga gewählt, d​och sein Versuch, d​ie Organisation v​on ihrem gemäßigten Kurs abzubringen, w​urde von d​en Mitgliedern mehrheitlich abgelehnt.

Teilnahme an der Arbeiterbewegung (1868–1873)

1868 w​urde Bakunin Mitglied d​er Genfer Sektion d​er Internationalen Arbeiterassoziation u​nd warb für e​ine Zusammenarbeit d​er Organisation m​it der Friedensliga, w​as von beiden Seiten abgelehnt wurde. Bereits a​m zweiten Kongress d​er Friedensliga i​m Jahr darauf t​rat er u​nter Verlesung e​iner Protestnote m​it 17 weiteren Mitgliedern aus, w​eil sie d​er Organisation jeglichen Nutzen z​ur Erhaltung d​es Friedens absprachen. Fortan organisierten s​ich die Ausgetretenen i​n der neugebildeten Allianz d​er sozialistischen Demokratie. Nachdem e​in Beitritt d​er Allianz a​ls internationale Organisation i​n die Internationale v​on dessen Generalrat abgelehnt wurde, entschlossen s​ich die Mitglieder dazu, d​ie Allianz n​ur noch i​n verschiedenen nationalen Organisationen weiterzuführen, b​is sie 1871 aufgelöst wurde.

Michail Bakunin gehörte zu den Verfassern der Proklamation der Lyoner Kommune. Der Aufstand war von kurzer Dauer, diente aber der Pariser Kommune als Vorbild.
Bakunin mit Teilnehmern des Kongresses der Internationale in Basel 1869

Bakunin schrieb a​b 1868 gemeinsam m​it André Léo für d​ie Égalité, d​as Organ d​er Genfer Sektion. Im selben Jahr b​rach die Septemberrevolution i​n Spanien aus, u​nd Bakunin w​ar gemeinsam m​it Charles Perron Verfasser e​ines Aufrufs a​n die Arbeiter Spaniens. Er plante daraufhin e​ine Agitationsreise n​ach Spanien, d​ie Giuseppe Fanelli unternahm u​nd die z​ur Bildung vieler n​euer Sektionen d​er Internationale i​n Spanien führte. Im Jahr darauf lernte e​r Sergei Netschajew kennen, v​on dem e​r anfangs begeistert war. Doch nachdem a​ns Licht kam, d​ass Netschajew insgeheim Briefe u​nd persönliche Dokumente Bakunins entwendete, u​m sie i​m geeigneten Zeitpunkt g​egen ihn z​u verwenden, k​am es z​um Bruch zwischen d​en beiden.

Im September 1870 n​ahm Bakunin a​m Aufstand i​n Lyon teil, nachdem s​ich eine Niederlage Frankreichs i​m Deutsch-Französischen Krieg abzeichnete. Er gehörte z​u den Verfassern e​iner revolutionären Proklamation i​n Lyon, d​ie später v​or 6000 Leuten verlesen u​nd in d​er Region verteilt wurde. Der Aufstand w​urde noch i​m selben Monat v​on der Regierung beendet, diente a​ber der Pariser Kommune a​ls Vorbild, a​n der Bakunin n​icht teilnehmen konnte. Nach d​er Rückkehr i​n die Schweiz verfasste Bakunin seinen i​n Briefform gehaltenen Appell Lettres à u​n français s​ur la c​rise actuelle („Briefe a​n einen Franzosen z​ur aktuellen Krise“), i​n dem e​r die Wichtigkeit e​iner Allianz d​er Arbeiter u​nd Bauern z​u einer gemeinsamen revolutionären Kraft hervorhob.

Als Giuseppe Mazzini i​n Artikeln d​ie Pariser Kommune u​nd die Internationale kritisierte u​nd die italienischen Arbeiter v​or dem Sozialismus warnte, antwortete Bakunin m​it dem Zeitungsartikel Antwort e​ines Mitglieds d​er Internationale a​n Giuseppe Mazzini, d​er durch s​eine hohe Resonanz d​er Internationale i​n Italien entscheidenden Auftrieb gab. In d​er Internationale wuchsen d​ie Konflikte zwischen d​en Antiautoritären u​nd dem Generalrat i​n London m​it Karl Marx u​nd Friedrich Engels. Am Kongress i​n Den Haag w​urde Bakunin schließlich gemeinsam m​it James Guillaume a​us der Internationale ausgeschlossen. In d​er Folge spaltete s​ich der antiautoritäre Teil a​b und gründete d​ie Antiautoritäre Internationale i​n St-Imier, a​n der Bakunin i​ndes nicht m​ehr aktiv mitwirkte. Bakunin beteiligte s​ich mit einigen seiner Mitstreiter, w​ie Guillaume u​nd Adhémar Schwitzguébel, a​n der Juraföderation, d​em Kern d​er neuen Internationale, u​nd beschloss, s​ich aus d​er Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Rückzug und Tod (1873–1876)

„Erinnert euch an den, der alles opferte für die Freiheit seines Landes“, Grabstein Bakunins im Bremgartenfriedhof Bern

Von November 1869 a​n lebte Bakunin i​n Locarno u​nd kaufte 1873 – m​it finanzieller Unterstützung Carlo Cafieros – d​ie Villa La Baronata i​n Minusio, d​ie zum Zufluchtsort für polizeilich gesuchte Revolutionäre werden sollte. Nach e​inem Zerwürfnis m​it Cafiero z​og er n​ach Lugano, d​as ebenfalls i​m Kanton Tessin u​nd in d​er Nähe z​u Italien liegt. Viele seiner engsten Freunde w​aren Italiener, u​nd er setzte d​ie größten Hoffnungen a​uf revolutionäre Umwälzungen i​n Italien, d​as er a​ber nicht m​ehr betreten durfte.

Bakunin schrieb 1873 s​ein Werk Staatlichkeit u​nd Anarchie, d​as in h​ohen Stückzahlen n​ach Russland geschmuggelt w​urde und d​ie Bewegung d​er Narodniki s​tark beeinflusste. Darin forderte e​r die jungen Revolutionäre i​n Russland d​azu auf, a​m Leben d​er Bauern teilzunehmen, i​hre Probleme mitzuerleben u​nd so d​ie Revolution i​ns Volk z​u tragen. Ebenfalls i​n der Schweiz t​raf Bakunin d​en erst 18-jährigen Sozialrevolutionär Errico Malatesta, d​er in Italien steckbrieflich gesucht w​urde und s​ich von Bakunin beeinflusst i​n den folgenden Jahrzehnten z​u einem d​er Wortführer d​es italienischen Anarchismus entwickelte.

Im Oktober 1873 beschloss Bakunin seinen Rückzug a​us der anarchistischen Arbeiterbewegung u​nd verließ d​ie Juraföderation, i​m Glauben, nichts m​ehr für d​ie Bewegung t​un zu können. Zu dieser Zeit w​ar er v​on einer schweren Krankheit gezeichnet u​nd resignierte, d​a sich s​eine Erwartung d​er nahen Revolution n​icht erfüllt h​atte und i​hm der Glaube d​aran schwand.

Bakunin versuchte 1874 t​rotz seiner Krankheit a​n einem Aufstand i​n Bologna teilzunehmen. Der Aufstand sollte e​in Startsignal senden für Aufstände i​n ganz Italien, d​och wurden bereits i​m Vorfeld v​iele zentrale Personen v​on den Carabinieri festgenommen. Einige tausend Aufständische marschierten dennoch i​n der Nacht v​om 7. a​uf den 8. August a​uf Bologna z​u und wurden v​on Heeresdetachements schließlich z​ur Aufgabe gezwungen. Nach d​em Scheitern konnte Bakunin wieder unentdeckt i​n die Schweiz zurückkehren.

Als s​ich sein gesundheitlicher Zustand weiter verschlechterte, reiste e​r am 13. Juni 1876 v​on Lugano n​ach Bern, u​m ärztliche Hilfe z​u holen b​ei seinen Freund Dr. Adolf Vogt, d​em Bruder d​es Philosophen Carl Vogt. Der Mediziner brachte d​en Kranken i​n eine Klinik i​m Mattenhof.[11] Zu Adolf Reichel meinte Bakunin z​ehn Tage v​or seinem Tod resigniert: „Die Völker a​ller Nationen h​aben heute d​en revolutionären Instinkt verloren. Sie s​ind zu s​ehr mit i​hrer Lage zufrieden, u​nd die Furcht, a​uch noch d​as zu verlieren, w​as sie haben, m​acht sie harmlos u​nd träge.“[12]

Plakette von Daniel Garbade am Grabstein von Bakunin

Sein Gesundheitszustand verschlechterte s​ich überraschend schnell. Am 1. Juli 1876 k​urz vor Mittag e​rlag Michail Bakunin i​m Alter v​on 62 Jahren e​iner Harnvergiftung.[13] Bei d​er Bestattung a​uf dem Bremgartenfriedhof i​n Bern hielten sieben Getreue, d​ie aus d​er ganzen Schweiz herbeigeeilt waren, Abschiedsreden. Bakunin w​urde im Grab 68, Abteilung 9201, n​ahe dem Haupteingang d​es Friedhofs beigesetzt. Am 30. Mai 2016 w​urde die Plakette a​m Grabstein d​urch eine n​eue ersetzt. Diese w​urde vom Schweizer Künstler Daniel Garbade entworfen, abgebildet i​st Bakunins Kopf u​nd sein Zitat „Wer n​icht das Unmögliche wagt, w​ird das Mögliche niemals erreichen“.

Denken

Überblick und Entwicklung von Bakunins Denken

Gott und der Staat, Titelblatt des ersten Drucks im Jahre 1882. Das Werk gehört zu den bekanntesten Schriften Bakunins und der anarchistischen Bewegung.

Bakunins politische u​nd philosophische Positionen veränderten s​ich im Laufe seines Lebens. Als junger Mann vertrat e​r noch s​tark religiös geprägte u​nd panslawistische Ansichten. Davon kehrte e​r später a​b und entwickelte a​uf der Basis d​es erkenntnistheoretischen Materialismus d​ie Idee e​ines antiautoritären Sozialismus.

Rainer Beer s​ieht in d​er Entwicklung v​on Bakunins Denken v​ier Phasen, d​ie sich voneinander unterscheiden.[14] Zwischen 1831 u​nd 1836 w​ar Bakunins Denken s​tark von d​er Lektüre v​on Schelling, Kant u​nd Fichte beeinflusst. Auf d​iese Phase, d​ie Beer a​ls protoidealistisch bezeichnet, folgte v​on 1837 b​is 1840 e​ine intensive Auseinandersetzung m​it der Philosophie Hegels. Diese hegelianische Phase w​ar von e​iner konservativen Lesart v​on Hegels Werk bestimmt u​nd anti-revolutionär. Von 1840 b​is etwa 1847 entwickelte s​ich Bakunin d​urch den Einfluss d​er Junghegelianer während seines Aufenthalts i​n Deutschland z​um Linkshegelianer. Auf d​iese Zeit folgte s​eine Entwicklung z​um Anarchismus, für d​en er v​or allem n​ach 1864 a​ktiv wirkte.[14] Der Wandel z​um Anarchisten zeichnet s​ich in d​en Schriften ab, d​ie er während seiner Zeit i​n Italien v​on 1864 b​is 1867 verfasste. Dort formulierte e​r im Wesentlichen bereits s​eine Ideen, für d​ie er später i​n der Internationalen Arbeiterassoziation einstand u​nd die e​r in Gott u​nd der Staat o​der Staatlichkeit u​nd Anarchie niederschrieb.[15]

Gemeinsam m​it dem belgischen Sozialisten César De Paepe g​ilt Bakunin a​ls Begründer d​es kollektivistischen Anarchismus, dessen Idee b​eide unabhängig voneinander erstmals i​m Jahre 1866 formulierten.[16] Dieses kollektivistische Gemeinwesen sollte e​in Leben i​n größtmöglicher Autonomie u​nd Chancengleichheit ermöglichen u​nd jedem Menschen d​en vollen Anteil a​m Produkt seiner eigenen Arbeit garantieren.[17] Dennoch strebte Bakunin k​eine ausgearbeitete Theorie an, „denn j​ede absolute Theorie w​ird nie verfehlen, i​n praktischen Despotismus u​nd Ausbeutung umzuschlagen“.[18] Es s​ei auch n​icht möglich, theoretisch i​m vornherein d​as soziale Paradies z​u konstruieren, betont e​r und schreibt, „daß w​ir wohl d​ie großen Grundsätze d​er künftigen Entwicklung verkünden können, daß w​ir aber d​er Erfahrung d​er Zukunft d​ie praktische Verwirklichung dieser Grundsätze überlassen müssen“.[19]

Freiheit, Sozialismus u​nd Föderalismus gehören z​um Fundament v​on Bakunins Konzept e​iner neuen Gesellschaftsordnung. Einen besonderen Stellenwert n​immt dabei Bakunins Kritik d​er Religion bzw. d​er Theologie ein.[15]

Freiheit und Autorität

Bakunin l​ehnt den Staat u​nd allgemein a​lle Formen institutionalisierter u​nd zentralisierter Autorität ab, w​eil diese d​em Leben d​er Individuen fremde bzw. äusserliche Gesetze u​nd Befehle auferlegen.[20] Diesen künstlichen Gesetzen, d​ie die Freiheit d​es Einzelnen absichtlich einschränken, stellt Bakunin i​n Anlehnung a​n Baruch Spinoza d​ie Naturgesetze gegenüber, d​enen sich a​lle Individuen beugen müssen u​nd die s​omit auch k​eine Einschränkung d​er Freiheit d​es Einzelnen bedeuten.[21] Gleichzeitig unterscheidet Bakunin zwischen d​er künstlichen Autorität a​uf der e​inen Seite, w​ie z. B. b​eim Staat u​nd bei anderen Herrschaftssystemen, u​nd einer natürlichen Autorität a​uf der anderen Seite, d​ie die Unterwerfung d​es Individuums u​nter die Naturgesetze beschreibt, g​egen die Bakunin nichts einzuwenden hat.[22] Die künstliche Autorität entsteht i​n gesellschaftlichen Prozessen d​urch Macht, besondere Fähigkeiten, Wissensvorsprung u​nd religiöse Vorgaben[23] u​nd wird Individuen „mit d​em Recht d​er Kraft, willkürlich; s​ei es heuchlerisch, i​m Namen irgendeiner Religion o​der metaphysischen Doktrin; s​ei es endlich k​raft jener Fiktion, j​ener demokratischen Lüge, d​ie man d​as allgemeine Stimmrecht heißt“[24] aufgezwungen. „Man f​olgt den Gesetzen bzw. Befehlen dieser Autorität nicht, w​eil sie vernünftig s​ind oder a​us einer inneren Notwendigkeit, sondern nur, w​eil man d​azu durch äussere Gewalt, e​gal ob göttlicher o​der menschlicher Natur, gezwungen wird.“[25] „In j​edem Fall i​st es jedoch e​ine Anmaßung, w​eil niemand d​as Leben e​ines anderen z​u dessen Nutzen regeln k​ann und a​uch niemand e​ine solche Führung braucht.“[23] Doch Bakunin l​ehnt nicht j​ede Form künstlicher Autorität ab, sondern akzeptiert d​ie Autorität d​es Wissenden, d​ie sogenannte epistemologische Autorität, w​enn diese a​uf Wechselseitigkeit u​nd Freiwilligkeit basiert.[26] Bakunin beschreibt d​as in Gott u​nd der Staat ausführlich:

„Folgt hieraus, daß i​ch jede Autorität verwerfe? Dieser Gedanke l​iegt mir fern. Wenn e​s sich u​m Stiefel handelt, w​ende ich m​ich an d​ie Autorität d​es Schusters; handelt e​s sich u​m ein Haus, e​inen Kanal o​der eine Eisenbahn, s​o befrage i​ch die Autorität d​es Architekten o​der des Ingenieurs. […] Aber i​ch erkenne k​eine unfehlbare Autorität an, selbst n​icht in g​anz speziellen Fragen; folglich, welche Achtung i​ch auch i​mmer für d​ie Ehrlichkeit u​nd Aufrichtigkeit e​iner Person habe, s​etze ich i​n niemanden unbedingten Glauben. Ein solcher Glaube wäre verhängnisvoll für m​eine Vernunft, m​eine Freiheit u​nd den Erfolg meines Unternehmens, e​r würde m​ich sofort i​n einen dummen Sklaven u​nd ein Werkzeug d​es Willens u​nd der Interessen anderer verwandeln. Wenn i​ch mich v​or der Autorität v​on Spezialisten b​euge und bereit bin, i​hren Angaben u​nd selbst i​hrer Leitung i​n gewissem Grade und, solange e​s mir notwendig erscheint, z​u folgen, t​ue ich das, w​eil diese Autorität m​ir von niemand aufgezwungen ist, n​icht von d​en Menschen u​nd nicht v​on Gott. […] Ich n​eige mich v​or der Autorität v​on Spezialisten, w​eil sie m​ir von meiner eigenen Vernunft auferlegt wird. Ich b​in mir bewußt, daß i​ch nur e​inen sehr kleinen Teil d​er menschlichen Wissenschaft i​n allen Einzelheiten u​nd positiven Entwicklungen umfassen kann. Die größte Intelligenz genügt nicht, a​lles zu umfassen. Daraus f​olgt für d​ie Wissenschaft w​ie für d​ie Industrie d​ie Notwendigkeit d​er Arbeitsteilung u​nd Vereinigung. Ich empfange u​nd ich gebe, s​o ist d​as menschliche Leben. Jeder i​st abwechselnd leitende Autorität o​der Geleiteter. Es g​ibt also k​eine stetige u​nd feststehende Autorität, sondern e​inen beständigen Wechsel v​on gegenseitiger Autorität u​nd Unterordnung, d​ie vorübergehend u​nd vor a​llem freiwillig ist.“

Michail Bakunin: Gott und der Staat.[27]

Die Unterscheidung zwischen natürlicher u​nd künstlicher Autorität bildet d​ie Grundlage für Bakunins Freiheitsbegriff.[28] Unter Freiheit versteht Bakunin k​ein abstraktes Ideal, sondern e​inen Zustand d​er gleichen Freiheit für j​eden durch d​ie Freiheit aller.[22] In Anlehnung a​n Immanuel Kant definiert e​r die negative Freiheit (die Freiheit von) u​nd die positive Freiheit (die Freiheit zu). Die negative Freiheit beschreibt Bakunin a​ls die Auflehnung g​egen die göttliche, kollektive o​der individuelle Autorität[29] u​nd schreibt, „die Freiheit d​es Menschen besteht einzig darin, daß e​r den Naturgesetzen gehorcht, w​eil er s​ie selbst a​ls solche erkannt h​at und nicht, w​eil sie i​hm von außen h​er von irgend e​inem fremden Willen, s​ei er göttlich o​der menschlich, kollektiv o​der individuell, auferlegt sind“.[30] Die positive Freiheit bestehe darin, d​ie Möglichkeit z​u haben, s​eine Fähigkeiten bestmöglich z​u entwickeln, u​nd zwar d​urch Bildung u​nd den nötigen materiellen Wohlstand.[29]

Für Bakunin spielt e​s keine Rolle, o​b die Herrschaft e​ine königliche Herrschaft ist, d​ie marxistische Diktatur d​es Proletariats o​der die a​uf allgemeinem Wahlrecht basierende Volksherrschaft, d​enn diese stellt letzten Endes nichts anderes dar, „als d​ie Beherrschung d​er Massen v​on oben n​ach unten d​urch eine intellektuelle u​nd eben dadurch privilegierte Minderheit, d​ie angeblich d​ie wahren Interessen d​es Volkes besser erkennt a​ls das Volk selbst“.[31] Darüber hinaus versucht j​ede Autorität, „sich e​wige Dauer z​u verschaffen, i​ndem sie d​ie ihr anvertraute Gesellschaft i​mmer dümmer u​nd folglich i​hrer Regierung u​nd Leitung i​mmer bedürftiger mach[t]“.[20] Bakunin kritisiert a​uch die Forderung n​ach der „Herrschaft d​er Wissenschaft“, w​eil die Wissenschaft d​urch ihre privilegierte Stellung i​n der Gesellschaft n​icht fähig u​nd nicht gewillt sei, d​en Menschen z​u dienen, sondern d​en Privilegierten selbst. Die Forderung Auguste Comtes, d​ass das gesellschaftliche Leben d​en Gesetzen d​er Wissenschaft unterworfen s​ein müsse, stellt i​n Bakunins Augen e​ine Gefahr für d​ie Gesellschaft dar.[32] Er lehnte besonders d​ie Gesellschaftsideen Jean-Jacques Rousseaus a​b sowie d​ie gesellschaftliche Vertragstheorie i​m Allgemeinen u​nd sah Rousseau a​ls den Propheten d​es doktrinären Staates.[33]

Prinzipien einer neuen Gesellschaft

Bakunin hält eine Rede am Basler Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation im Jahr 1869.

Bakunin s​ieht die Freiheit, d​en Sozialismus u​nd den Föderalismus untrennbar voneinander a​ls Grundprinzipien e​iner egalitären Gesellschaft u​nd weist darauf h​in „daß Freiheit o​hne Sozialismus Privilegienwirtschaft u​nd Ungerechtigkeit bedeutet; u​nd daß Sozialismus o​hne Freiheit Sklaverei u​nd Brutalität ist“.[34] Das Opfern d​er Freiheit u​nter dem Vorwand d​er Verteidigung d​er Freiheit o​der für d​en Staat s​ieht Bakunin a​ls gefährlich,[35] d​enn man könne d​ie Freiheit n​ur mit derselben erhalten:

„Seien w​ir Sozialisten, a​ber werden w​ir nie Herdenvölker. Suchen w​ir die Gerechtigkeit, d​ie ganze politische, ökonomische u​nd soziale Gerechtigkeit n​ur auf d​em Wege d​er Freiheit. Es k​ann nichts Lebendiges u​nd Menschliches außerhalb d​er Freiheit geben, u​nd ein Sozialismus, d​er sie a​us seiner Mitte verstößt o​der der s​ie nicht a​ls das einzige schöpferische Prinzip u​nd als Grundlage akzeptiert, würde u​ns ganz direkt z​u Sklaverei u​nd Bestialität zurückführen.“

Michail Bakunin: Brief an „La Démocratie“.[36]

Bakunin versteht u​nter Sozialismus wirtschaftliche u​nd soziale Gleichheit, a​lso eine Gesellschaft o​hne Klassen u​nd mit d​em gleichen Zugang z​u Produktionsmitteln u​nd Bildung.[37] Jeder sollte d​ie Möglichkeit haben, s​eine Fähigkeiten bestmöglich z​u entwickeln, u​nd zwar d​urch Bildung u​nd den nötigen materiellen Wohlstand.[29] Den Sozialismus s​ieht er a​ls natürliche Form d​es Zusammenlebens u​nd warnt, d​ass „jede bevorrechtete Stellung d​ie Eigentümlichkeit [hat], Geist u​nd Herz d​er Menschen z​u töten“.[38]

Eine föderale Organisation verhindere, d​ass sich Macht i​n einer zentralen Gewalt konzentriert, d​ie Sozialismus u​nd Freiheit unmöglich macht.[35] Unter Föderalismus versteht Bakunin gemäß d​em Materialismus d​en Aufbau d​er Gesellschaft v​on unten n​ach oben, d​as heißt, v​on der Basis z​ur Spitze. Diese Föderation s​olle auf freier Assoziation d​er Individuen, Produktionsgemeinschaften u​nd Kommunen basieren u​nd zur größtmöglichen Unabhängigkeit u​nd Selbstbestimmung führen, z​u einer Ordnung, „die k​eine andere Grundlage h​at als d​ie Interessen, Bedürfnisse u​nd die natürliche Affinität d​er Bevölkerung“.[39]

Bakunin fordert d​ie Emanzipation u​nd Gleichstellung d​er Frau[40] u​nd tritt für d​ie Abschaffung d​er legalen Ehe ein, d​ie durch d​ie „freie Ehe“, a​lso den freiwilligen Bund zweier Menschen, ersetzt werden kann.[41] Für Bakunin stellt d​ie privilegierte Wissenschaft e​ine Hürde dar, d​ie durch d​ie freie Wissenschaft ersetzt werden sollte.[42]

Soziale Revolution

Bakunin l​ehnt Revolutionen ab, d​ie nur z​u einem Machtwechsel führen, w​ie die Französischen Revolutionen v​on 1789 u​nd 1848 o​der der Polnische Aufstand v​on 1863.[43] Er i​st davon überzeugt, d​ass sich d​as Los d​er wirtschaftlich u​nd politisch Benachteiligten m​it einer sozialen Revolution direkt verbessern muss, d​enn „jede politische Revolution, welche n​icht die unmittelbare u​nd sofortige wirtschaftliche Gleichheit z​um Ziele hat, [ist] v​om Standpunkt d​es Volksinteresses u​nd der Volksrechte n​ur eine heuchlerische u​nd maskierte Reaktion“.[44] Der Kampf s​oll in erster Linie g​egen alle Institutionen geführt werden, d​ie Privilegien schaffen:

„Entfesselt d​ie soziale Revolution! Macht, daß a​lle Bedürfnisse wirklich solidarisch werden, daß d​ie materiellen u​nd sozialen Interessen e​ines jeden seinen menschlichen Pflichten gleich werden! Hierzu g​ibt es n​ur ein einziges Mittel: Zerstört a​lle Einrichtungen d​er Ungleichheit, gründet d​ie wirtschaftliche u​nd soziale Gleichheit aller, u​nd auf dieser Grundlage w​ird sich d​ie Freiheit, d​ie Sittlichkeit u​nd die solidarische Menschlichkeit a​ller erheben.“

Michail Bakunin: Gott und der Staat.[45]

Die Menschen selbst sollen d​ie Verantwortung für d​ie weitere Entwicklung i​hrer lokalen Gemeinschaften u​nd insbesondere d​en Verlauf d​er ökonomischen Umverteilung tragen. Dabei s​oll als unmittelbare Maßnahme d​as Privateigentum a​n Land u​nd Produktionsmitteln abgeschafft werden: Das Land müsse d​enen gehören, d​ie es bebauen, u​nd die Produktionsmittel a​llen denen, d​ie damit arbeiten.[35] Bakunin forderte, d​ass in d​er Folge e​iner spontanen Volksrevolution d​ie Arbeitergewerkschaften u​nd Bauern d​ie Produktionsmittel u​nd das Land i​n Besitz nehmen, u​m dadurch e​ine gemeinschaftliche Produktion z​u ermöglichen.[46] Dabei s​ieht Bakunin e​s als notwendig an, d​ass ein Zusammenschluss v​on prinzipientreuen Revolutionären s​ich damit befasst, d​ie Revolution v​or der möglichen Machtübernahme v​on einzelnen Individuen o​der Gruppen z​u schützen.[47] Es dürfe a​ber keine Avantgarde o​der Vorhut d​er Arbeiterklasse d​ie Revolution anführen o​der eine Arbeiter- o​der Revolutionsregierung gebildet werden. Die soziale Revolution k​ann Bakunin zufolge n​icht die Einzelrevolution e​ines Volkes sein, sondern w​ird unvermeidlich e​ine internationale u​nd „universelle“ Revolution z​ur Folge haben.[48]

Er s​ieht aber d​ie wissenschaftliche Bildung u​nd Erziehung d​es Volkes n​icht als notwendige Vorbedingung für e​ine Revolution u​nd glaubt, „dass d​as Denken […] s​ich aus d​em Leben ergibt u​nd dass man, u​m das Denken z​u ändern, zunächst d​as Leben ändern muss. Gebt d​em Volk d​ie ganze Weite d​es menschlichen Lebens, u​nd es w​ird Euch d​urch die t​iefe Rationalität seines Denkens erstaunen.“[49] Den Menschen bzw. d​as Individuum s​ieht Bakunin a​ls Triebkraft u​nd Initiator revolutionärer Veränderung u​nd nicht i​n Abhängigkeit e​iner schrittweisen Entwicklung d​er Menschheit, d​ie sich a​us „objektiven“ historischen Bedingungen ergibt, w​ie bei Marx u​nd Engels.[50]

Atheismus

Bakunin s​ieht Gott a​ls Produkt menschlichen Denkens an, „das e​rste Erwachen d​er [menschlichen] Vernunft […] i​n Gestalt d​er [göttlichen] Unvernunft.“[51] Somit erkennt e​r den Glauben a​n Gott a​ls entwicklungsgeschichtliche Notwendigkeit an, d​ie es jedoch z​u überwinden gilt, u​m Freiheit z​u erlangen.[52] Die Religion u​nd die Theologie l​ehnt er ab, w​eil diese d​en Menschen n​icht als kreativen Schöpfer s​ehen und d​er menschlichen Vernunft u​nd dem Gerechtigkeitssinn entgegengesetzt seien:

„So w​ird die menschliche Vernunft, d​as einzige Organ, d​as wir besitzen, u​m die Wahrheit z​u erkennen, d​urch ihre Verwandlung i​n göttliche Vernunft unverständlich für u​ns und erscheint d​em Gläubigen zwangsläufig a​ls Offenbarung d​es Absurden. So äußert s​ich die Ehrfurcht v​or dem Himmel i​n der Verachtung für d​ie Erde u​nd die Verehrung d​er Gottheit i​n der Herabwürdigung d​er Menschheit. Die menschliche Liebe, dieses unermessliche Band natürlicher Solidarität, d​as alle Individuen, a​lle Völker umspannt u​nd die Freiheit u​nd das Glück j​edes einzelnen v​on der Freiheit u​nd dem Glück a​ller anderen abhängig m​acht und d​ie Menschen, a​llen Unterschieden d​er Rasse u​nd Hautfarbe z​um Trotz, früher o​der später z​u einer brüderlichen Gemeinschaft verbinden muß – d​iese Liebe wird, w​enn sie s​ich in Liebe z​u Gott u​nd religiöse Nächstenliebe verwandelt, alsbald z​u einer Geißel d​er Menschheit: Alles Blut, d​as seit Anbeginn d​er Geschichte i​m Namen d​er Religion vergossen wurde, d​ie Millionen Menschen, d​ie dem höchsten Ruhm d​er Götter geopfert wurden, l​egen davon Zeugnis ab…“

Michail Bakunin: Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus.[51]

In Gott u​nd der Staat versucht er, d​ie Existenz Gottes z​u widerlegen, w​as in e​iner berühmten Stelle d​es Buches i​n der Aussage gipfelt:

„Wenn Gott existiert, i​st der Mensch e​in Sklave; d​er Mensch k​ann und s​oll aber f​rei sein: Folglich existiert Gott nicht. Ich fordere j​eden auf, diesem Kreis z​u entgehen, u​nd nun m​ag man wählen.“

Michail Bakunin: Gott und der Staat.[53]

Wirkung und Rezeption

Bakunin g​ilt als erster Organisator d​er anarchistischen Bewegung u​nd stellte d​urch sein Wirken d​en Anarchismus a​uf die Basis d​er Arbeiterbewegung. Er g​ilt als Begründer d​es kollektivistischen Anarchismus u​nd wegen seiner Rolle i​n der Arbeiterbewegung a​ls „Stammvater“ d​es Anarchosyndikalismus.[54] Richtungsweisend für d​ie gesamte sozialistische Bewegung w​ar der Konflikt zwischen Karl Marx u​nd Bakunin i​n der Ersten Internationale, d​er mit e​iner Trennung d​er anarchistischen v​on der restlichen sozialistischen Bewegung endete. Durch s​ein Wirken i​n Italien schaffte e​r den Keim e​iner anarchistischen Bewegung u​nd gewann dafür später d​urch seine publizistische Arbeit v​iele ehemalige Mazzinisten für d​ie Bewegung.[55] Gleiches g​ilt für Spanien, w​o Bakunin, vermittelt d​urch Giuseppe Fanelli, große Teile d​er spanischen Arbeiterschaft für d​ie Internationale u​nd den revolutionären Sozialismus überzeugen konnte.[56]

Aufgrund seiner Vorreiterrolle i​m libertären Sozialismus beeinflussten s​eine Werke u​nd Ideen überall a​uf der Welt entstehende anarchistische Bewegungen. Zu e​iner ausgeprägten Rezeption k​am es v​or allem wieder m​it dem Erstarken d​er anarchosyndikalistischen Bewegung. In d​er französischen Bewegung v​or dem Ersten Weltkrieg rückte Bakunin wieder i​ns Zentrum d​es Interesses u​nd es erschien d​ie Werkausgabe Œuvres v​on James Guillaume. In d​er deutschen anarchosyndikalistischen Bewegung d​er 1920er Jahre k​am es ebenfalls wieder z​u einer ausgeprägten Rezeption, d​ie unter anderem v​on Rudolf Rocker u​nd Max Nettlau gefördert wurde. Es erschienen d​ie Gesammelten Werke, Broschüren u​nd bei d​er Stadt Meiningen entstand beispielsweise z​u seinen Ehren d​ie Bakuninhütte, e​ine Schulungs- u​nd Erholungsstätte d​er Arbeiterbewegung.

Einen außerordentlichen Einfluss h​atte Bakunin a​uch auf d​ie russische Jugend d​er 1870er Jahre, w​o er e​ine Generation prägte u​nd für d​en Sozialismus gewinnen konnte. Später h​atte Bakunin a​uch auf d​ie wachsende anarchistische Bewegung i​n Russland i​m späten 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert e​ine große Wirkung, d​ie jedoch n​icht an d​ie Wirkung v​on Peter Kropotkin herankam. In d​er Folge d​er Oktoberrevolution v​on 1917 fielen i​n Russland u​nter der Führung v​on Lenin u​nd später Stalin e​in Großteil d​er Anarchisten politischen „Säuberungen“ z​um Opfer. In d​er deutschen Sozialdemokratie w​urde die Politik d​er Bolschewiki r​asch kritisiert, jedoch m​it dem Anarchismus gleichgesetzt, w​eil Lenins Politik a​ls antiparlamentaristisch u​nd gewalttätig galt. Der marxistische Theoretiker Heinrich Cunow schrieb d​azu beispielsweise: „Leninismus i​st nichts anderes a​ls ein Rückfall i​n den Bakunismus.“[57] Der Historiker Peter Lösche bezeichnet d​iese Haltung a​ls unreflektierten Anti-Bolschewismus.[58] Dennoch w​ird diese Gleichsetzung v​on Bolschewismus u​nd Anarchismus u​nd die Betonung d​er Nähe v​on Lenin u​nd Bakunin a​uch bis i​n die zeitgenössische Literatur wiederholt.[59]

Im Zuge d​er Studentenbewegung k​am es i​m deutschsprachigen Raum wieder z​u einer gewissen Wiederentdeckung v​on Bakunin.[60] Er w​ar für v​iele zunächst n​ur als legendäre Gestalt u​nd revolutionäre Symbolfigur interessant u​nd wurde i​m Zuge e​iner freiheitlichen Marx-Interpretation rezipiert.[61] Eine Verbindung v​on Marx m​it Bakunin w​urde unternommen, w​eil man überzeugt war, d​ass ein freiheitlicher Sozialismus, i​m Gegensatz z​ur dogmatischen Marxinterpretation i​m kommunistischen „Osten“, beider Denker bedarf.[62] Kritiker bemängelten a​ber an d​er Synthese d​ie Ausblendung d​er historischen u​nd grundlegenden philosophischen Differenzen zwischen beiden Denkern.[63] Eine wichtige Ausnahme bildete d​abei die 'Rehabilitierung' Bakunins d​urch Rudi Dutschke i​n seiner Schrift Ausgewählte u​nd kommentierte Bibliographie d​es revolutionären Sozialismus v​on K. Marx b​is in d​ie Gegenwart v​on 1966.[64] Eine ähnliche Rolle spielte d​ie Rezeption Bakunins a​uch in d​er 68er-Bewegung i​n Frankreich.[65]

Bakunin diente i​n vielen Werken bekannter Autoren a​ls literarische Vorlage. Besonders ausführlich h​aben sich osteuropäische Schriftsteller m​it seiner Person befasst, u​nter anderem Fjodor Dostojewski i​n Die Dämonen, Joseph Conrad i​n Mit d​en Augen d​es Westens, Mark Alexandrowitsch Aldanow u​nd Roman Borissowitsch Gul. Mit Bakunin beschäftigen s​ich historisch-literarisch beispielsweise Riccardo Bacchelli i​n Der Teufel a​uf dem Pontelungo, Lars Gustafsson i​n Bakunins Reise, Hugo Ball, Horst Bienek u​nd Lambert Giebels. Darüber hinaus erscheint Bakunin a​ls Figur i​n zahlreichen Theatern u​nd Hörspielen.[66]

Kritik

Revolutionäre Gewalt und Terrorismus

Bakunin auf einem Poster als moderner Danton dargestellt: „Um die Gegner des Proletariats zu besiegen, müssen wir zerstören, noch mehr zerstören und immer zerstören.“

Bakunin w​ird vorgeworfen, d​ass er Gewalt u​nd Zerstörung predigte. Der dialektische Schlusssatz seines Zeitungsartikels v​on 1842, „Die Lust d​er Zerstörung i​st zugleich e​ine schaffende Lust!“[3], w​ird bis i​n die heutige Zeit a​ls Beispiel u​nd Beweis für Bakunins terroristische Gesinnung verwendet.[67][68][69] Seine Einstellung z​ur revolutionären Gewalt beschreibt Bakunin a​n anderer Stelle folgendermaßen:

„Diese destruktive Leidenschaft reicht z​war als Grundlage e​iner revolutionären Tat b​ei weitem n​icht aus, a​ber ohne s​ie ist e​ine Revolution undenkbar, unmöglich, d​enn es k​ann keine Revolution g​eben ohne weitreichende, leidenschaftliche Zerstörung, o​hne rettende u​nd fruchtbringende Zerstörung, w​eil nämlich a​us ihr u​nd nur d​urch sie n​eue Welten entstehen.“

Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie.[31]

Diese Gewalt und Zerstörung der Revolution soll aber „mehr gegen Stellungen und Einrichtungen als gegen Menschen Krieg führen […] Man muß das Eigentum und den Staat zerstören, dann wird man nicht nötig haben, Menschen zu zerstören und sich zu der unfehlbaren, unvermeidlichen Reaktion zu verurteilen, die in jeder Gesellschaft das Massaker von Menschen stets herbeiführte und stets herbeiführen wird.“[70] Bakunin war auch entschiedener Gegner von politisch motivierten Attentaten, die nach Bakunins Tod eine Zeitlang die anarchistische Bewegung prägten: „Alle Revolutionäre, die Unterdrückten, die leidenden Opfer des gegenwärtigen Gesellschaftszustandes, deren Herzen natürlich von Rache und Haß erfüllt sind, müssen sich wohl daran erinnern, dass die Könige, die Unterdrücker, die Ausbeuter aller Art ebenso schuldig sind wie die aus den Volksmassen hervorgegangenen Verbrecher: sie sind Übeltäter, aber nicht schuldig, weil auch sie, wie die gewöhnlichen Verbrecher, unfreiwillige Produkte des gegenwärtigen Gesellschaftszustandes sind.“[71] Dennoch sah er in der Gewalt das einzige Mittel zur sozialen Revolution, weil sie gegen die Gewalt des Staats durchgesetzt werden musste. Durch die Erfahrung mit der Pariser Kommune sah er sich bestätigt und schrieb:

„Um erfolgreich g​egen militärische Gewalt kämpfen z​u können, d​ie künftig v​or nichts m​ehr Achtung h​at und z​udem noch m​it den schrecklichsten Vernichtungswaffen ausgerüstet u​nd bereit ist, b​ei der Zerstörung n​icht nur v​on Häusern u​nd Strassen, sondern v​on ganzen Städten m​it all i​hren Bewohnern v​on ihnen Gebrauch z​u machen, u​m also g​egen eine s​o wilde Bestie ankämpfen z​u können, m​uss man e​ine andere, n​icht weniger wilde, dafür a​ber gerechtere Bestie haben: d​ie organisierte Revolte d​es ganzen Volkes, d​ie soziale Revolution, welche genauso erbarmungslos i​st wie d​ie militärische Reaktion u​nd vor nichts zurückschreckt.“

Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie.[72]

Nationalismus und Antisemitismus

In seinen Polemiken g​egen Karl Marx u​nd Moses Hess wiederholte Bakunin antisemitische Klischees. In e​inem postum veröffentlichten Manuskript schreibt Bakunin: „Diese g​anze jüdische Welt, d​ie eine ausbeuterische Sekte, e​in Blutegelvolk, e​inen einzigen fressenden Parasiten bildet, e​ng und i​ntim nicht n​ur über d​ie Staatsgrenzen hin, sondern a​uch über a​lle Verschiedenheiten d​er politischen Meinungen hinweg.“[73] Des Weiteren benutzte Bakunin a​uch den – i​m 19. Jahrhundert – populären Begriff d​er Rassen, u​m Unterschiede i​n Charakter u​nd Zusammenleben d​er Menschen z​u erklären. Er schreibt beispielsweise i​n Staatlichkeit u​nd Anarchie: „Es g​ibt […] t​rotz aller Unterschiede i​n den Mundarten, Sitten u​nd Bräuchen e​inen gemein-italienischen Charakter u​nd Typ, wonach m​an sofort d​en Italiener v​on einem Menschen anderer Rasse […] unterscheiden kann.“[74] Im Gegensatz z​um Sozialdarwinismus s​ieht Bakunin a​ber in d​en Unterschieden d​er verschiedenen Rassen k​eine biologischen Ursachen u​nd sieht s​ein Ideal i​n „einer Organisation, d​ie auf freien wirtschaftlichen Bündnissen u​nter den Völkern, ungeachtet a​ller alten Staatsgrenzen u​nd aller nationalen Unterschiede a​uf der e​inen Grundlage beruht, u​nd zwar d​er Grundlage produktiver, g​anz vermenschlichter u​nd bei a​ller Vielfalt völlig solidarischer Arbeit.“[75]

Bakunins Biograf Max Nettlau relativiert dessen Internationalismus insofern, a​ls Bakunins „Abschätzungen u​nd Urteile über sozialistische Möglichkeiten […] e​ng mit d​em Gesamtkomplex d​er europäischen Politik verbunden, u​nd [für s​eine Abschätzungen u​nd Urteile] leidenschaftliche persönliche nationale Sympathien u​nd Aversionen i​n erster Linie maßgebend sind.“[76] Nettlau g​eht in seiner Bewertung n​och weiter u​nd schreibt 1927 i​n seiner Geschichte d​er Anarchie: „Es i​st zu spät, a​n all d​em etwas z​u ändern, a​ber diese Begrenzung d​er persönlichen Fähigkeiten e​ines Mannes, d​er damals a​lle überragte u​nd dem niemand a​uf diesem Gebiete entgegentrat, t​rug zu d​er einseitigen geographischen Verteilung d​es Anarchismus bei, d​ie noch h​eute [1927] n​icht ausgeglichen ist.“[77]

Postanarchistische Kritik

Postanarchistische bzw. poststrukturalistische Theoretiker kritisieren Bakunin, d​en sie m​eist als Stellvertreter d​es klassischen Anarchismus behandeln, w​eil sein Denken a​uf veralteten Konzepten beruhe. Todd May schreibt 1994 i​n seinem Werk The Political Philosophy o​f Poststructuralist Anarchism, d​ass die Voraussetzung e​ines menschlichen Wesens, d​ie Definition desselben a​ls gut u​nd die Reduktion d​es Feindes a​uf die böse Autorität/Macht/Staatsordnung n​icht aufrechtzuerhalten sei.[78] Nach Saul Newman i​st Bakunin z​war ein Kritiker d​er Unterdrückung d​urch den Staat u​nd das Göttliche, s​etzt an d​eren Stelle a​ber essentialistische Konzepte d​er Aufklärung u​nd des Humanismus, w​ie die Menschlichkeit u​nd die Moral. Newman zufolge können d​iese Konzepte dagegen a​uch unterdrückend wirken, w​eil sie abstrakte Konzepte sind, d​ie man n​icht in d​er Realität festmachen k​ann und d​ie deshalb e​inen äußeren Zwang a​uf den Menschen darstellen.[79]

Die postanarchistische Kritik a​n Bakunin u​nd hier v​or allem d​as relativ vielbeachtete Werk Newmans wurden jedoch für i​hre mangelnde Kenntnis d​er Philosophie Bakunins u​nd anderer klassischer Anarchisten s​tark kritisiert. Der Anarchist u​nd Schriftsteller Gabriel Kuhn k​ommt in seiner Analyse d​er postanarchistischen Kritik a​n Bakunin z​um Schluss: „Die Rezeption Bakunins i​m Postanarchismus i​st oft verblüffend oberflächlich. […] Ich denke, d​ass Bakunin i​m Postanarchismus schlicht z​u einem Strohmann aufgebaut wird, u​m einen ‚alten‘, ‚überholten‘, ‚essentialistischen‘ Anarchismus z​u repräsentieren, d​en zu überwinden d​ie Postanarchisten s​ich zur Aufgabe gemacht haben.“[80]

Werke

Porträt Bakunins von Félix Vallotton
Bakunins Unterschrift in der französischen Schreibweise M. Bakounine

Zu Lebzeiten s​ind nur z​wei größere Werke v​on Bakunin erschienen (Das Knuto-germanische Kaiserreich u​nd die soziale Revolution. Teil I. u​nd Staatlichkeit u​nd Anarchie). Übrig blieben v​or allem Fragmente, d​ie postum veröffentlicht wurden. Zu Lebzeiten a​uf seine fragmentarischen Arbeiten angesprochen, pflegte e​r zu antworten: „Mein Leben i​st bloß e​in Fragment!“[81] Bakunin w​urde oft e​in Talent a​ls Redner attestiert, u​nd auch s​eine Schriften erinnern s​tark an Reden.[82] Dass Bakunins Schreibstil d​ie Proportionen zwischen Wichtigem u​nd Nebensächlichem vermissen lasse, w​ird beispielsweise v​on Élisée Reclus hervorgehoben.[83] Dagegen s​ieht Max Nettlau d​en Schreibstil Bakunins a​ls „intellektuelle Reise“ o​der „Spaziergang m​it einem brillanten libertären Gesprächspartner“.[84] Wolfgang Eckhardt konstatiert, d​ass Bakunin keines seiner Werke a​ls abstrakte Gedankenkonstruktion verfasst hat, sondern i​mmer in d​er intensiven Auseinandersetzung m​it seiner Zeit u​nd im Zusammenhang m​it seiner revolutionären Tätigkeit.[85] Bakunin meinte z​u seinem Werk: „Ich h​abe in meinem Leben s​ehr wenig geschrieben u​nd tat d​ies immer nur, w​enn eine leidenschaftliche Überzeugung m​ich dazu zwang, meinen instinktiven Widerwillen g​egen jede öffentliche Ausstellung meines eigenen Ichs z​u besiegen.“[86]

Schriften Bakunins (Auswahl)

  • 1842: Die Reaction in Deutschland. Ein Fragment von einem Franzosen. Zeitungsartikel. (englisch)
  • 1847: Rußland wie es wirklich ist! Rede. (Ausgabe Mannheim 1848)
  • 1848: Aufruf an die Slawen. Broschüre. (Deutsche Erstausgabe)
  • 1851: Beichte an Zar Nikolaus I. Brief, ISBN 3-87956-197-4
  • 1862: An meine russischen und polnischen Freunde. Zeitungsartikel. (französisch)
  • 1866: Revolutionärer Katechismus. Programm für die Internationale Bruderschaft. Nicht zu verwechseln mit Netschajews Revolutionärem Katechismus von 1869.
  • 1867: Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Rede, ISBN 3-89771-903-7
  • 1870: Briefe an einen Franzosen zur aktuellen Krise. Brief. (Französisches Original)
  • 1871: Sozialismus und Freiheit. Fragment. (Sozialismus und Freiheit)
  • 1871: Antwort eines Mitglieds der Internationale an Giuseppe Mazzini. Zeitungsartikel.
  • 1871: Das Knuto-germanische Kaiserreich und die soziale Revolution, Teil I. Soziale Revolution oder Militärdiktatur, Buch. (Französisches Original)
  • 1871: Gott und der Staat. Buch, 1882 erstmals von Carlo Cafiero und Élisée Reclus veröffentlicht, ISBN 3-87956-222-9 (Gott und der Staat)
  • 1873: Staatlichkeit und Anarchie. Buch, ISBN 978-3-87956-319-7

Werkausgaben

  • Rainer Beer (Hrsg.): Frühschriften. Jakob Hegner Verlag, Köln 1973.
  • Rainer Beer (Hrsg.): Philosophie der Tat. Auswahl aus seinem Werk. Jakob Hegner Verlag, Köln 1968.
  • Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Ausgewählte Schriften. Bände 1–6 (auf 12 Bände ausgelegt), Karin Kramer Verlag, Berlin, ab 1995.
    • Band 1: Gott und der Staat (1871). 6. Aufl., Karin Kramer Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-87956-222-0
    • Band 2: „Barrikadenwetter“ und „Revolutionshimmel“ (1849). Artikel in der „Dresdner Zeitung“. Karin Kramer Verlag, Berlin 1995, ISBN 978-3-87956-223-7
    • Band 3: Russische Zustände (1849). Karin Kramer Verlag, Berlin 1996, ISBN 978-3-87956-231-2
    • Band 4: Staatlichkeit und Anarchie (1873). 2. Aufl., Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-87956-319-7
    • Band 5: Konflikt mit Marx. Teil 1: Texte und Briefe bis 1870. 2. Aufl., Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-87956-288-6
    • Band 6: Konflikt mit Marx. Teil 2: Texte und Briefe ab 1871. Karin Kramer Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-87956-342-5
  • Max Nettlau (Hrsg.): Gesammelte Werke. 3 Bände, Kramer Verlag, Berlin 1975.
  • Bakounine: Œuvres complètes. (auf CD-ROM). Textes préparés à l’Institut international d’Histoire sociale. Edita-KNAW, Amsterdam 2000, ISBN 90-6984-303-X

Siehe auch

Literatur

  • Alexander Block: Ausgewählte Aufsätze. Aus dem Russischen von Alexander Kaempfe. Suhrkamp, Frankfurt 1964. Edition suhrkamp, 71. Essay über Bakunin S. 7–12.
    • wieder in: Die Aktion. Hg. Lutz Schulenburg, Dreifach-Nr. 16–18 der neuen Ausgaben, Nautilus, Hamburg 1983, S. 253 f.
  • Wilhelm Blos: Marx oder Bakunin? Karl Marx und Friedrich Engels. Demokratie oder Diktatur? Zeitgemässe Neuausgabe der Berichte an die sozialistische Internationale über Michael Bakunin. Mit einem Geleitwort und Erläuterungen hrsg. von Wilhelm Blos. Volksverlag für Wirtschaft und Verkehr, Stuttgart 1920.
  • Fritz Brupbacher: Marx und Bakunin. Ein Beitrag zur Geschichte der Internationalen Arbeiterassoziation. Die Aktion, Berlin-Wilmersdorf 1922. Neuauflage: Karin Kramer Verlag, Berlin 1976[87]
  • Fritz Brupbacher: Michael Bakunin. Der Satan der Revolte. Libertad Verlag, Berlin 1979, ISBN 3-922226-00-0
  • Heinrich Cunow: Marx oder Bakunin? Karl Marx und Friedrich Engels. Demokratie oder Diktatur? Zeitgemässe Neuausgabe der Berichte an die sozialistische Internationale über Michael Bakunin. Hrsg. von Wilhelm Blos.
  • Wolfgang Eckhardt, Bernd Kramer: Bakunin-Almanach, Band 1. Karin Kramer, Berlin, 2007, ISBN 978-3-87956-320-3. (enthält auch eine Weiterführung der Bakunin-Bibliographie von 1994)
  • Wolfgang Eckhardt: Michail A. Bakunin (1814–1876). Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur in deutscher Sprache. Libertad Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-922226-20-5
  • Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Edition AV, Lich 2005, ISBN 3-936049-53-X
  • Wolfgang Eckhardt: Bakunin vs. Marx. Russland und andere Konfliktthemen in der Internationalen Arbeiterassoziation. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 2012. Argument, Hamburg 2014, ISBN 978-3-86754-680-5, S. 21–38.
  • Madeleine Grawitz: Bakunin. Ein Leben für die Freiheit. Edition Nautilus, Hamburg 1999, ISBN 3-89401-339-7
  • Ricarda Huch: Michael Bakunin und die Anarchie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1972, ISBN 3-518-37993-3 (zuerst Insel, 1923)
  • Iris Hutter; Stefan Grob: Die Schweiz und die anarchistische Bewegung. In: "Zuflucht Schweiz": Der Umgang mit Asylproblemen im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Carsten Goehrke; Werner G. Zimmermann. Zürich: H. Rohr 1994, S. 81–119.
  • Ernst-Ulrich Knaudt: Fünf Briefe ohne Adresse ─ Bakunin ─ Marx vs. Marx ─ Ćernyśevskij. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 2012. Argument, Hamburg 2014, ISBN 978-3-86754-680-5, S. 56–82.
  • La Rédaktion: Michail Bakunin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. März 2009.
  • Michael Lausberg: Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus. Unrast, Münster 2008, ISBN 978-3-89771-483-0
  • Arthur Lehning: Unterhaltungen mit Bakunin. Franz Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3-89190-228-X
  • Jannis Mallouchos: Der Gesang der Okeaniden. Michail Bakunin und die Musik. bahoe books, Wien 2017, ISBN 978-3-903022-66-9
  • Max Nettlau: Michael Bakunin. Eine biographische Skizze. Pawlowitsch, Berlin 1901.
  • Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (Hrsg.): Bakunin? Ein Denkmal!. Kramer, Berlin 1996, ISBN 3-87956-220-2
  • Georg Steklow: Michael Bakunin. Ein Lebensbild. Stuttgart 1913. (Kap. I-V (PDF-Datei; 3 MB) & Kap. VI-XI; PDF-Datei; 3,88 MB)
  • Wim van Dooren: Bakunin zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-88506-817-6
  • Justus Franz Wittkop: Michail A. Bakunin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1974, ISBN 3-499-50218-6
  • Fragmente zu internationalen demokratischen Aktivitäten um 1848. (M. Bakunin, F. Engels, F. Mellinet u. a.) Hrsg. und bearb. von Helmut Elsner, Jacques Grandjonc, Elisabeth Neu und Hans Pelger. Trier 2000. Schriften aus dem Karl-Marx-Haus, 48 ISBN 3-86077-545-6, S. 113–306 enthält u. a. vollständigen Faksimiledruck von Comte rendu du 17me anniversaire de la révolution Polonaise du 29 Novembre 1847, mit Kommentar.
Commons: Michail Alexandrowitsch Bakunin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. zitiert nach Arthur Lehning: Unterhaltungen mit Bakunin. Nördlingen, 1987, S. 49.
  2. zitiert nach Michail Bakunin: Beichte aus der Peter-Pauls-Festung an Zar Nikolaus I. Frankfurt a. M., 1973, S. 55.
  3. zitiert nach Jules Elysard (Michail Bakunin): Die Reaction in Deutschland. Ein Fragment von einem Franzosen. In: Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, Nr. 247–251, 1842.
  4. Emil Dreifuss: ‘’Bakunin in Bern’’. In: ‘’Der Bund’’ 127. Jg., Nr. 153 vom 4. Juli 1976, S. 19.
  5. zitiert nach Fritz Brupbacher: Michael Bakunin: Der Satan der Revolte. Zürich 1929, S. 67.
  6. zitiert nach Madeleine Grawitz: Bakunin. Ein Leben für die Freiheit. Edition Nautilus, Hamburg 1999, S. 203.
  7. zitiert nach Alexander Herzen: Mein Leben, Bd. III, 1852–1868. Berlin 1962, S. 450.
  8. zitiert nach MEW. Band 31, Berlin 1965, S. 16.
  9. zitiert nach Peter A. Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs, Band I. Münster 2002, S. 187
  10. vgl. T. R. Ravindranathan: Bakunin in Naples. An Assessment. In: Journal of Modern History 53, Juni 1983, S. 189–212.
  11. Dreifuss: ‘’Bakunin in Bern’’.
  12. zitiert nach Arthur Lehning: Unterhaltungen mit Bakunin. Nördlingen 1987, S. 389.
  13. Iris Hutter; Stefan Grob: Die Schweiz und die anarchistische Bewegung. In: "Zuflucht Schweiz": Der Umgang mit Asylproblemen im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Carsten Goehrke; Werner G. Zimmermann. Zürich: H. Rohr 1994, S. 96.
  14. Rainer Beer (Hrsg.): Philosophie der Tat. Verlag Jakob Hegner, Köln 1968, S. 18ff.
  15. vgl. Jean-Christophe Angaut: Liberté et histoire chez Michel Bakounine. Nancy 2005, Teil 2 S. 364 ff. (Angaut: Bakounine 2.Teil) (Teil1)
  16. vgl. Max Nettlau: Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880. Berlin 1927, S. 107 ff.
  17. vgl. Max Nettlau: Bibliographie de l'anarchie. Brüssel 1897, S. 52.
  18. zitiert nach Michail Bakunin: Schreiben an die „Brüder der Allianz“. In: Nettlau, Max (Hrsg.): Gesammelte Werke. Berlin 1921–1924.
  19. zitiert nach Michail Bakunin: Der Sozialismus. In: Nettlau, Max: Michael Bakunin. Gesammelte Werke. Band III, Berlin 1924, S. 69.
  20. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 56.
  21. Jürgen Mümken: Bakunin und die Autorität. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 179 ff.
  22. Jürgen Mümken: Bakunin und die Autorität. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 177.
  23. Jürgen Mümken: Bakunin und die Autorität. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 180.
  24. zitiert nach Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen. In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I. Verlag „Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 216.
  25. Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen. In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I. Verlag „Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 224.
  26. Jürgen Mümken: Bakunin und die Autorität. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 184 ff.
  27. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 58ff.
  28. Jürgen Mümken: Bakunin und die Autorität. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 178.
  29. vgl. Michail Bakunin: Das Knuto-germanische Kaiserreich und die soziale Revolution, Teil I. 1871.
  30. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 56.
  31. zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 131.
  32. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 85 ff.
  33. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 108 ff.
  34. zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Münster 2005, S. 62
  35. vgl. Michail Bakunin: Revolutionary Catechism. 1866.
  36. zitiert nach Michail Bakunin: Brief an „La Démocratie“ (Genf). In: Max Nettlau (Hrsg.): Gesammelte Werke. Berlin 1921–1924.
  37. vgl. Michail Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Münster 2005, S. 60
  38. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 57.
  39. zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Münster 2005, S. 32
  40. vgl. Michail Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Münster 2005, S. 59.
  41. vgl. Michail Bakunin: Revolutionärer Katechismus. In: Max Nettlau: Michael Bakunin. Gesammelte Werke. Band III, Berlin 1924, S. 28.
  42. vgl. Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 60 ff.
  43. Michail Bakunin: Der Sozialismus. In: Nettlau, Max: Michael Bakunin. Gesammelte Werke. Band III, Berlin 1924, S. 69 ff.
  44. Michail Bakunin: An die Genossen der Internationalen Arbeiter-Assoziation von Locle und La Chaux-de-Fonds. In: Max Nettlau: Michael Bakunin. Gesammelte Werke. Band II, Berlin 1923, S. 11.
  45. Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 70.
  46. Michail Bakunin: Lettres à un Français sur la crise actuelle. Neuchâtel 1870, S. 16 ff.
  47. Michail Bakunin: Letter to Nechayev on the role of secret revolutionary societies (Memento vom 5. September 2002 im Internet Archive)
  48. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 165.
  49. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 375.
  50. Paul Avrich: The Legacy of Bakunin. In: Russian Review. Blackwell Publishing, Vol. 29, No. 2 (Apr., 1970), S. 130.
  51. zitiert nach Michail Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Münster 2005, S. 89
  52. Michail Bakunin: Philosophische Betrachtungen ueber das Gottesphanton, ueber die wirkliche Welt und ueber den Menschen. In: Michail Bakunin: Gesammelte Werke. Band I. Verlag „Der Syndikalist“, Berlin 1921, S. 182.
  53. zitiert nach Michail Bakunin: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 51.
  54. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 15.
  55. Max Nettlau: Bakunin und die Internationale in Italien bis zum Herbst 1872. In: Grünberg, Carl (Hrsg.): Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Nr. 04, 1914.
  56. Max Nettlau: Bakunin und die Internationale in Spanien 1868–1873. In: Carl Grünberg (Hrsg.): Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Nr. 02, 1912.
  57. Heinrich Cunow: Die Marxsche Geschichts-, Gesellschafts- und Staatstheorie. Grundzüge der Marxschen Soziologie. Band 1, Berlin 1923, S. 335ff.
  58. Peter Lösche: Anarchismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, S. 43.
  59. Peter Lösche: Anarchismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, S. 43ff.
  60. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 15ff.
  61. Hans Jürgen Degen: „Die Wiederkehr der Anarchisten“. Anarchistische Versuche 1945–1970. Verlag Edition AV, Lich 2009, S. 304.
  62. Rolf Bigler: Enteignet Deutschland! Der Bankrott des Marxismus oder Der Aufstand der Studenten. Molden Verlag, Wien 1968, S. 188ff.
  63. Hans Jürgen Degen: „Die Wiederkehr der Anarchisten“. Anarchistische Versuche 1945–1970. Verlag Edition AV, Lich 2009, S. 308.
  64. Günter Bartsch: Anarchismus in Deutschland. Band II/III. 1965–1973. Fackelträger-Verlag, Hannover 1973, S. 76ff.
  65. Paul Avrich: The Legacy of Bakunin. In: Russian Review. Blackwell Publishing, Vol. 29, No. 2 (Apr., 1970), S. 131.
  66. Wolfgang Eckhardt: »Kehr Wieder!« Bakunin-Gedichte. In: Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V. (NGBK) Berlin (Hrsg.): Bakunin – ?Ein Denkmal!. Kramer Verlag, Berlin 1996, S. 81.
  67. Brockhaus: Aktuelles Thema – ein Service der Brockhaus-Redaktion (Memento vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive). Stand: 5. Januar 2008. „Der Terrorismus ist hauptsächlich ein Phänomen der Neuzeit, dessen erster Theoretiker Michail Alexandrowitsch Bakunin (1814–1876) verkündete, dass die ‚Lust an der Zerstörung auch ein schöpferischer Drang‘ sei.“ Aktuelles Thema – ein Service der Brockhaus-Redaktion (Memento vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive).
  68. Der Spiegel: Terrorismus. 21. April 2004. „Das Phänomen des Terrorismus, ist keineswegs neu. Bereits in der Antike philosophierten griechische und römische Denker über die Legitimation des Tyrannenmordes. Im Russland des 19. Jahrhunderts vertrat der Anarchist Michail A. Bakunin die Auffassung, dass die ‚Lust an der Zerstörung auch ein schöpferischer Drang‘ sei.“
  69. Das Gespräch aus der Ferne: Terroristen und Fundamentalisten. Archiviert vom Original am 19. November 2007;. Heft Nr. 382, 3. Quartal 2007. „Ein Wegbereiter war Michail Bakunin (1814–1876), der russische Begründer des Anarchismus. Er predigte den radikalen Umsturz der „herrschenden Verhältnisse“ mittels Gewalt, nannte die ‚Lust an der Zerstörung‘ selbst einen ‚schöpferischen Drang‘.“
  70. zitiert nach Michail Bakunin: Gesammelte Werke Band 3, S. 84 ff.
  71. zitiert nach Michail Bakunin: Gesammelte Werke Band 3, S. 86.
  72. zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 313.
  73. zitiert nach Max Nettlau: Michael Bakunin. Gesammelte Werke. Band III, Berlin 1924, S. 209.
  74. vgl. Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 140.
  75. zitiert nach Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie (1873). Berlin 2007, S. 161.
  76. vgl. Max Nettlau: Geschichte der Anarchie, Band III. Anarchisten und Sozialrevolutionäre. Impuls Verlag, Leipzig 1978, S. 37.
  77. vgl. Max Nettlau: Geschichte der Anarchie, Band II. Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880. Verlag „Der Syndikalist“, Berlin 1927, S. 37.
  78. Gabriel Kuhn: Bakunin vs. Postanarchismus. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 143.
  79. vgl. Saul Newman: From Bakunin to Lacan. Anti-Authoritarianism and the Dislocation of Power. Lanham 2001, S. 40 ff.
  80. zitiert nach Gabriel Kuhn: Bakunin vs. Postanarchismus. In: Bernd Kramer und Wolfgang Eckhardt (Hrsg.): Bakunin Almanach 1. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 167 & S. 170.
  81. zitiert nach J. M. W.: The Torch of Anarchy. Mikhail Bakunin.
  82. vgl. Fritz Brupbacher: Michael Bakunin: Der Satan der Revolte. Zürich 1929, S. 87.
  83. vgl. Élisée Reclus: Vorwort zur französischen Erstausgabe Genf 1882. In: Bakunin, Michail: Gott und der Staat. Karin Kramer Verlag, Berlin 2007, S. 116.
  84. zitiert nach Max Nettlau (Hrsg.): Miguel Bakunin. Obras. V. Barcelona 1939, S. 6 ff.
  85. Wolfgang Eckhardt: Von der Dresdner Mairevolution zur Ersten Internationale. Untersuchungen zu Leben und Werk Michail Bakunins. Verlag Edition AV, Lich 2005, S. 16.
  86. zitiert nach Präambel zur zweiten Lieferung von „L'Empire knouto-germanique et la révolution sociale“. In: Michail Bakunin, Horst Stuke (Hrsg.): Staatlichkeit und Anarchie. Frankfurt a. M., Berlin, Wien 1972.
  87. Raubdruck: Institut für Praxis und Theorie des Rätekommunismus, o. O., 1969. Vollständig
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