Carl Wilhelm Hübner
Carl Wilhelm Hübner (* 17. Juni 1814 in Königsberg; † 5. Dezember 1879 in Düsseldorf) war ein deutscher Genre- und Landschaftsmaler der Romantik und des Realismus.
Leben
Seinen ersten künstlerischen Unterricht bekam Hübner, Sohn eines armen Bauhandwerkers,[1] bei Professor Johann Eduard Wolff in seiner Heimatstadt. Durch dessen Förderung wurde Hübner 1837 mit 23 Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen. Er blieb dort bis 1841 und war dort Schüler von Wilhelm von Schadow und Carl Ferdinand Sohn.
Hübner gilt als Vertreter der Düsseldorfer Malerschule. Ab 1841 führte er ein eigenes Atelier in Pempelfort und hatte eine Caroline, geborene Dorn, geheiratet, die ihm viele Kinder schenkte.[2][3] Zwei Söhne gingen in die Vereinigten Staaten. Der Sohn Joseph Julius Hübner wurde ebenfalls Maler.[4][5]
Hauptwerke Hübners sind Ölgemälde mit Darstellungen von Szenen des Alltags, vor allem Szenen menschlicher und sozialer Konflikte. Sein Augenmerk galt oft der Betrachtung „der anderen Seite“, wie zum Beispiel dem Leben von Dieben, Schmugglern oder Wilderern.
Ein bekanntes Werk ist das Gemälde Die schlesischen Weber, in dem unter dem Eindruck der ökonomischen Lage der Weber die menschlichen, sozialen und damit politischen Konflikte des Arbeiterdaseins im Zeichen der sich verändernden Welt in der Mitte des 19. Jahrhunderts anhand der Darstellung eines bürgerlichen Fabrikanten und der von ihm abhängigen Weber Ausdruck finden (Pauperismus, soziale Frage). Das Bild wurde 1844 unter großem Publikumsandrang in Köln, Berlin, Halberstadt und anderen deutschen Orten gezeigt.[6] Es ist in Stil und Aussage verwandt mit Wilhelm Kleinenbroichs Gemälde Die Mahl- und Schlachtsteuer. Wegen gesellschaftskritischer Parteinahme für die schlesischen Weber warf ihm ein Teil der Kunstkritik vor, Tendenzmalerei zu betreiben.[7]
1847 unternahm Hübner eine ausgedehnte Studienreise durch die Vereinigten Staaten. Seine Skizzen, die dabei entstanden, bildeten nach seiner Rückkehr die Basis vieler seiner Bilder. Am 6. August 1848 war Hübner maßgeblich an der Gründung des Künstlervereins Malkasten beteiligt und einige Zeit auch dessen Vorsitzender. Der Verein der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen Unterstützung und Hülfe zählte ihn zu seinem Vorstand,[8] zudem war er Mitglied verschiedener weiterer Akademien. Er signierte mit Carl Hübner oder C. Hübner. Der preußische König ehrte Hübner 1864 mit dem Titel Professor, später erhielt er noch den Roten Adlerorden. Im Dezember 1854 dekorierte ihn der belgische König Leopold I. in Brüssel mit dem Leopoldsorden.[9]
Carl Hübner huldigte dem Zeitgeist durch seine immense Schaffenskraft, doch fehlte es seinen Bildern in den Augen der zeitgenössischen Kritiker am „akademischen Gefühl“. Man warf ihm „Realismus“ vor in dem Sinne, dass er üblicherweise auf Sentimentalisierung und Idealisierung des in seinen Gemälden dargestellten Geschehens verzichtete. Eben deshalb wurde Hübner von der späteren Kritik, insbesondere auch in der kunstwissenschaftlichen Würdigung der 1970er Jahre, zu einem „deutschen Courbet“ stilisiert. Lilian Landes hingegen sieht in Hübners Malerei eine sich „nur partiell den Mut zur Veränderung zugestehende Innovationsbereitschaft“.[10]
Werke (Auswahl)
- Die schlesischen Weber, 1. und 2. Fassung, 1844; 3. Fassung, 1846
- Das Jagdrecht, später auch als Lithografie von Wildt
- Die Auswanderer (Abschied der Auswanderer von ihrer Heimat), 1846, Nationalmuseum Oslo
- Abschied deutscher Auswanderer auf dem Kirchhof, 1847, Museum Kunstpalast[11]
- Die Auspfändung, 1847
- Der Hochzeitsantrag, 1850
- Rettung aus Feuersgefahr, 1853, 1854 auf der großen Ausstellung in Brüssel
- Die Überraschung, wurde 1853 lithografiert
- Abschied der Auswanderer, 1855, Kunstforum Ostdeutsche Galerie
- Die Waisenkinder
- Zwillinge
- Die Witwe
- Beim Schreiber, 1863
- Die Sünderin an der Kirchentür, 1867
- Auf der letzten Bank im Gotteshaus, 1867 (1868 für die Gartenlaube auf Holz gezeichnet vom Sohn Julius Hübner)
- Trost im Gebet 1875, angekauft vom Galerieverein 1876[12]
- Fechtboden, undatiert
- Die schlesischen Weber, 3. Fassung, 1846
- Abschied der Auswanderer, 1855
- Junger Seemann als Freier, 1862
- Beim Schreiber, 1863
Literatur
- Hübner (4) Karl. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 8, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 753.
- Hübner, Karl Wilhelm. In: Friedrich Müller (Hrsg.): Die Künstler aller Zeit en und Völker: oder, Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher … etc. Band 2: F–L. Ebner & Seubert, Stuttgart 1860, S. 412 (books.google.de).
- Hermann Julius Meyer: Hübner (4) Karl Wilhelm. In: Neues Konversations-Lexikon. Ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens. Band 9: Holbach–Kirschkerne. Bibliographisches Institut, Hildburghausen 1865, S. 134 (books.google.de).
- Moritz Blanckarts: Hübner, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 270 f.
- C. R. Nyblom: Hübner, Karl Wilhelm. In: Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 11: Harrisburg–Hypereides. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1909, Sp. 1438–1439 (schwedisch, runeberg.org).
- Hübner, Carl Wilhelm. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 18: Hubatsch–Ingouf. E. A. Seemann, Leipzig 1925, S. 44.
- Lilian Landes: Carl Wilhelm Hübner (1814–1879) – Genre und Zeitgeschichte im deutschen Vormärz. Deutscher Kunstverlag, München, 2008, ISBN 978-3-422-06788-2.
- Kunstmuseum Düsseldorf, Galerie Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule. Band 2: Haach–Murtfeldt. Bruckmann, München 1998, ISBN 3-7654-3010-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hübner (Karl). In: Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1877, 12. Auflage, Band 8, S. 415 (Google Books)
- Vermählung der minderjährigen Tochter (Maria Wilhelmina) der Eheleute Professor Maler Carl Hübner und Caroline geb. Dorn in Düsseldorf wohnend, im September 1856 mit dem Kaufmann Franz Georg Groll. In Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Nr. 63 (Jahrgang 1865) S. 484 (ub.uni-duesseldorf.de).
- Tochter Maria Wilhelmina geboren am 21. August 1846 in Pempelfort. in Düsseldorfer Kreisblatt und Täglicher Anzeiger (No. 233) vom 28. August 1846 (ub.uni-duesseldorf.de)
- Sohn Joseph Julius geboren am 4. April 1841 in Pempelfort (verstarb am 30. Dezember 1874 am Typhus). In Düsseldorfer Kreisblatt und Täglicher Anzeiger (No. 107) vom 21. April 1841 (ub.uni-duesseldorf.de)
- Sohn Robert Anton Paul Hübner geboren am 8. Februar 1843 in Pempelfort. In Düsseldorfer Kreisblatt und Täglicher Anzeiger (No. 47) vom 17. Februar 1843 (ub.uni-duesseldorf.de)
- Hubert Locher: Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, S. 79 f.
- Friedrich Mueller: Die Künstler aller Zeiten und Völker. 1860, S. 412 (books.google.de).
- Verein der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitiger Unterstützung und Hülfe. Vorstand: C. Hübner In: Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf. II. Oeffentliche Behörden, Privat-Unternehmungen, Vereine. zusammengestellt am 1. Juli 1865 (uni-duesseldorf.de).
- Nachricht aus Brüssel: … Preis-Vertheilung der diesjährigen General-Kunstausstellung, geruhte der König von Belgien dem Maler Carl Hübner aus Düsseldorf den Königl. Leopolds-Orden zu verleihen. in Düsseldorfer Journal und Kreisblatt (No. 288) vom 5. Dezember 1854 ub.uni-duesseldorf.de
- Lilian Landes: Literarische Vorlagen sozialthematischer Malerei im deutschen Vor- und Nachmärz – am Beispiel Carl Wilhelm Hübners. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. 36, 2009, S. 355–390.
- Abschied deutscher Auswanderer auf dem Kirchhof, auf emuseum.duesseldorf.de, abgerufen am 12. August 2016.
- Trost im Gebet, 1875 von Carl Hübner. In Nachtrags-Verzeichniss der in der städtischen Gemälde-Sammlung zu Düsseldorf vom 31. Dezember 1877 (ub.uni-duesseldorf.de)