Jiangsu
Jiangsu (chinesisch 江蘇 / 江苏, Pinyin Jiāngsū, veraltet: Post Kiangsu) ist eine Provinz im Osten der Volksrepublik China, am Gelben Meer gelegen. Jiangsu liegt im Mündungsbereich des Jangtsekiang. Der chinesische Kurzname ist Su. Der Name Jiangsu leitet sich von den Namen der beiden Präfekturen ab, aus deren Zusammenfassung Jiangsu 1667 hervorging: Jiangning (das heutige Nanjing) und Suzhou.
Abkürzung: 苏 (Pinyin: Sū) | |
Hauptstadt | Nanjing |
Fläche – Gesamt |
Rang 24 von 33 102.600 km² |
Bevölkerung
– Gesamt 2020 |
Rang 4 von 33 |
Verwaltungstyp | Provinz |
Gouverneur | Wu Zhenglong |
ISO-3166-2-Code | CN-JS |
Bezirksebene | 13 Städte[2] |
Kreisebene | 55 Stadtbezirke, 21 Städte, 19 Kreise[2] |
Gemeindeebene | 712 Großgemeinden, 503 Straßenviertel, 31 Gemeinden[2] |
Geographie
Hauptstadt der Provinz ist Nanjing, weitere wichtige Orte sind Suzhou, Nantong, Wuxi und Changzhou. Nachbarprovinzen sind: Anhui, Shandong, Shanghai, Zhejiang
Die Topografie der Provinz ist im Süden (Jangtsekiang-Delta) und Osten (Küste) flach, im Norden und Westen hügelig bis bergig. Die Küstenlinie ist rund 1.000 km lang. Unter allen Provinzen Chinas hat Jiangsu den höchsten Anteil an Flachland und Wasser und den niedrigsten an Hügel- und Bergland. Mit dem Tai-See und dem Hongze-See liegen zwei der größten Binnenseen der Volksrepublik China in Jiangsu. Der im 7. Jahrhundert erbaute Kaiserkanal, der den Jangtsekiang und den Huang He miteinander verbindet, liegt zu einem großen Teil in Jiangsu. Er ist innerhalb von Jiangsu 690 km lang und stellte eine wichtige Nord-Süd-Verkehrsader dar.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Am Ende des Jahres 2016 hatte Jiangsu eine ansässige Bevölkerung von 79,986 Millionen Einwohnern, was einer Bevölkerungsdichte von 746 Personen pro Quadratkilometer entspricht.[1]
Das Bevölkerungswachstum ist in den letzten Jahren stetig zurückgegangen. Zwischen 2000 und 2010 ist die Bevölkerung noch im Schnitt jährlich um 0,72 % gewachsen, bis 2015 ist der Zuwachs auf 0,2 % gesunken. Im Jahr 2016 ist das Bevölkerungswachstum aufgrund der Aufgabe der Ein-Kind-Politik auf 0,27 % bzw. 223 000 Personen angestiegen. Die Geburtenrate lag im Jahre 2016 bei 9,76 pro Tausend Einwohner (oder 779 600 Neugeborene), die Sterberate lag bei 7,03 pro Tausend. Im Jahre 2016 ist die Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter um 530 000 Personen auf 20,65 Millionen zurückgegangen. Etwa 60 % der Frauen hat ein Kind, der Anteil der Frauen mit zwei oder mehr Kindern ist auf 40 % gestiegen, so dass vorübergehend ein höheres Bevölkerungswachstum erwartet wird.[1]
Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (Alter zwischen 15 und 64 Jahren) lag am Ende des Jahres 2016 bei 58,9639 Millionen Menschen oder 73,73 % der Gesamtbevölkerung; gegenüber dem Jahresende 2015 war der Anteil an der Gesamtbevölkerung um 0,41 Prozentpunkte gesunken. Der Anteil der Personen unter 15 Jahren lag bei 13,51 % und war um 0,17 Prozentpunkte gestiegen, der Anteil der Personen über 64 Jahren lag bei 12,77 % und war um 24 Prozentpunkte gestiegen. Dadurch ergibt sich ein Jugendquotient von 18,33 (Anstieg gegenüber 2015 um 0,33 Punkte) und ein Altenquotient von 17,33 (Anstieg gegenüber 2015 um 0,43 Punkte) bzw. ein Abhängigenquotient von 35,66.[1] 2013 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 78,8 Jahren und damit über dem chinesischen Durchschnitt.[3]
Einwohnerentwicklung der Provinz seit dem Jahre 1954
Jahr | Einwohnerzahl[4] |
---|---|
Zensus 1954 | 41.252.192 |
Zensus 1964 | 44.504.608 |
Zensus 1982 | 60.521.114 |
Zensus 1990 | 67.056.519 |
Zensus 2000 | 73.043.577 |
Zensus 2010 | 78.660.941 |
Zensus 2020 | 84.748.016 |
Urbanisierung und Städte
Im Jahre 2016 lebten 54,1665 Millionen Menschen in den städtischen Gebieten Jiangsus, das entspricht 67,72 % der Gesamtbevölkerung. Dieser Anteil ist gegenüber 2015 um 1,2 Prozentpunkte bzw. 1,1082 Millionen Menschen gewachsen. Der Verstädterungsgrad ist dabei regional verschieden: im Süden der Provinz lebten fast 76 % der Bevölkerung in Städten, während es im Norden knapp 61 % waren; im Zentrum der Provinz lag der Anteil bei 64 %. Dafür wuchs die städtische Bevölkerung im Zentrum mit 1,62 und im Norden mit 1,55 Prozentpunkten Zuwachs schneller als im Süden mit 0,68 Prozentpunkten. Die Ursache liegt hierfür liegt darin, dass der Süden der Provinz wirtschaftlich am weitesten entwickelt ist. Dies hat zahlreiche Menschen aus anderen Regionen Jiangsus oder Chinas in die Städte Süd-Jiangsus gezogen. Mittel-Jiangsu hat eine stabile Industriebasis, wodurch sich Zuzug und Abwanderung die Waage halten und die Verstädterung schnell voranschreitet. Der Norden Jiangsus profitiert von starken Investitionen in Verkehrswege und Wohnbau, was ebenfalls die Verstädterung vorantreibt.[1]
Aufgrund der relativ hohen Urbanisierung hatte die Provinz 2010 bereits 11 Millionenstädte.[5] Die zehn größten Städte der Provinz mit Einwohnerzahlen der eigentlichen städtischen Siedlung auf dem Stand der Volkszählung 2010 sind die folgenden:
Rang | Stadt | Einwohner | Rang | Stadt | Einwohner |
---|---|---|---|---|---|
1 | Nanjing | 5.827.888 | 6 | Nantong | 1.612.385 |
2 | Suzhou | 4.083.923 | 7 | Huai’an | 1.523.655 |
3 | Wuxi | 2.757.736 | 8 | Yancheng | 1.136.826 |
4 | Changzhou | 2.257.376 | 9 | Kunshan | 1.118.617 |
5 | Xuzhou | 2.214.795 | 10 | Yangzhou | 1.077.531 |
Sprache
Es werden Hochchinesisch und Wu-Dialekte gesprochen.
Nationale Minderheiten
Die Bevölkerung der Provinz Jiangsu besteht fast ausschließlich aus Han-Chinesen. Die Volkszählung von 2010 ergab, dass nur 0,49 % der ansässigen Bevölkerung einer der nationalen Minderheiten angehörte, was 384 900 Menschen entspricht. Davon lebten 99 100 Personen in der Provinzhauptstadt Nanjing. Die größte der Minderheiten sind die Hui mit 130 757 Personen bei der Volkszählung 2010; die Hui sind in Jiangsu auch heimisch. Darüber hinaus lebten im Jahre 2010 49 535 Miao, 41 258 Tujia, 20 880 Zhuang, 18 896 Yi, 18 074 Mandschu, 16 689 Bouyei, 13 089 Sui, 12 280 Dong und 10 691 Mongolen. Es wird geschätzt, dass sich unter der nicht langfristig in Jiangsu lebenden Bevölkerung (Wanderarbeiter) weitere 600 000 Angehörige nationaler Minderheiten befinden.[6]
In Jiangsu gibt es eine Nationalitätengemeinde (Gemeinde Lingtang der Hui), eine Großgemeinde, die als Nationalitätengemeinde behandelt wird (Zhuzhen im Stadtbezirk Luhe von Nanjing) und 39 Nationalitäten-Einheiten auf Dorfebene. Über die ganze Provinz verteilt gibt es spezielle Einrichtungen für die nationalen Minderheiten, v. a. Grund- und Mittelschulen.[6]
Geschichte
Bei einem Selbstmordanschlag am 15. Juni 2017 auf einen Kindergarten durch einen psychisch Kranken starben dieser, sieben weitere Personen und 65 Personen wurden verletzt.[7]
Administrative Gliederung
Die Provinz Jiangsu setzt sich aus 13 bezirksfreien Städten zusammen. Diese sind:[2]
- Stadt Nanjing (南京市);
- Stadt Wuxi (无锡市);
- Stadt Xuzhou (徐州市);
- Stadt Changzhou (常州市);
- Stadt Suzhou (苏州市);
- Stadt Nantong (南通市);
- Stadt Lianyungang (连云港市);
- Stadt Huai’an (淮安市);
- Stadt Yancheng (盐城市);
- Stadt Yangzhou (扬州市);
- Stadt Zhenjiang (镇江市);
- Stadt Taizhou (泰州市);
- Stadt Suqian (宿迁市).
Die beiden Städte Kunshan und Taixing sowie der Kreis Shuyang werden direkt von der Provinzregierung verwaltet.[2]
Wirtschaft
Im Jahr 2015 erwirtschaftete die Provinz ein BIP in Höhe von 7,01 Billionen Yuan (1.125 Milliarden US-Dollar) und belegte damit den zweiten Rang unter den Provinzen Chinas. Das BIP pro Kopf betrug 95.259 Yuan (14.343 US-Dollar/ KKP: 27.428 US-Dollar) pro Jahr (Rang 4 unter den chinesischen Provinzen). Das Wohlstandsniveau in der Provinz lag damit ungefähr auf dem Niveau von Ungarn und betrug 176 % des chinesischen Durchschnitts.[8]
Jiangsu ist heute eine der wohlhabendsten und dichtest besiedelten Provinzen der Volksrepublik. Schwerindustrie, Chemie, Bergbau und Hightech sind die Industriesparten, die hier vertreten sind. Das südliche Jiangsu ist eine der reichsten Regionen Chinas, der Norden zählt dagegen zu den ärmeren Gebieten. Trotz seines Ressourcenmangels nimmt Jiangsu Platz eins in der industriellen Fertigung ein; der Produktionswert liegt fast 24 Prozent über dem Guangdongs, der Provinz auf dem zweiten Platz.
Energie
Tourismus
Die Jangtsekiang-Brücke, Changjiang Daqiao, ist ein technisches Meisterwerk, das die Chinesen ohne ausländische Unterstützung bewerkstelligen mussten, da die sowjetischen Berater 1960 das Land verließen und westliche Fachleute das Projekt für technisch undurchführbar hielten. Von 1960 bis 1968 wurde an der doppelstöckigen, zweispurigen Eisenbahn- und Autobrücke gebaut. Sie überspannt den Jangtsekiang mit einer Breite von fast 20 Metern und ist mit den Zubringern fast 7 Kilometer lang. Die Brücke ruht auf neun 80 Meter hohen Stützpfeilern im Strom, der hier 20 Meter tief ist.
Suzhous Gärten wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte von reichen Beamten, Kaufleuten und Grundherren angelegt. Hierhin zogen sich Würdenträger zurück, um die letzten Jahre ihres Lebens in Ruhe zu verleben. Die Baumeister hatten die Aufgabe, auf einem begrenzten Raum eine maximale Anzahl von Szenerien zu schaffen. Wichtigste Elemente waren Teiche und Berge. Da Suzhou in einer Niederung liegt, war es ein Leichtes, Teiche anzulegen, denn in 1–2 m Tiefe gab es schon Grundwasser. Die durch das Ausheben gewonnene Erde wurde zu Hügeln aufgeschüttet. Häufig anzutreffen sind die so genannten Taihu-Steine. Die Gärten sollten eine teils ländliche, teils städtische Atmosphäre wiedergeben.
Arbeitsmarkt
Zum Ende des Jahres 2016 waren 47,5622 Millionen Menschen oder 59,56 % der ansässigen Bevölkerung erwerbstätig. Im Vorjahr waren es 22 800 Personen oder 0,2 Prozentpunkte mehr. Die Landwirtschaft beschäftigte 8,4185 Millionen Menschen oder 17,7 % der Erwerbstätigen, der industrielle Sektor beschäftigte 20,4517 Millionen Menschen oder 43 % der Erwerbstätigen und das Dienstleistungsgewerbe beschäftigte 18,692 Millionen Personen oder 32,42 % der Erwerbstätigen. Die Beschäftigung in der Landwirtschaft ging 2016 um 0,7 Prozentpunkte zurück, die Beschäftigung im Dienstleistungsgewerbe stieg um 0,7 Prozentpunkte, der Anteil der Industrie blieb gleich.[1]
Der Anteil der urbanen Bevölkerung an der erwerbstätigen Bevölkerung betrug am Jahresende 2016 57,72 % oder 31,2626 Millionen Menschen. Er stieg im Verlaufe des Jahres um 500 400 Personen oder 0,28 Prozentpunkte. Im Süden von Jiangsu nahm die urbane erwerbstätige Bevölkerung im Jahre 2016 um 1,66 % zu, in der Mitte um 2,08 % und im Norden um 4,01 %. Am Ende des Jahres 2016 waren 352 100 Stadtbewohner als arbeitslos verzeichnet, um etwa 2,2 % weniger als im Vorjahr. Die registrierte Arbeitslosigkeit überstieg im Jahresverlauf 2016 den niedrigen Wert von 3,02 % nicht.[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- 人口. In: 江苏省地方志. 江苏省地方志编纂委员会办公室, 29. Dezember 2017, abgerufen am 14. Februar 2018 (chinesisch).
- 走进江苏 行政区划. 江苏省政府门户网站, 20. Juli 2020, abgerufen am 6. März 2021 (chinesisch).
- 中国统计年鉴-2013. Abgerufen am 6. Mai 2018.
- China: Provinzen und größere Städte - Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. Abgerufen am 6. Mai 2018.
- Jiangsu (China): Provinz, Städte & Kreise - Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. Abgerufen am 12. Dezember 2017.
- 民族. In: 江苏省地方志. 江苏省地方志编纂委员会办公室, 29. Dezember 2017, abgerufen am 31. März 2018 (chinesisch).
- Eintrag mit GTD ID 201706150025 in der Global Terrorism Database der University of Maryland; abgerufen am 20. August 2018.
- National Data. Abgerufen am 4. Dezember 2017.