Gefecht von Dakar
Das Gefecht von Dakar, mitunter auch als Operation Menace bezeichnet, war der erfolglose Versuch der Alliierten im September 1940, den strategisch wichtigen Hafen Dakar in Französisch-Westafrika (heutiges Senegal) unter ihre Kontrolle zu bringen.
Vorgeschichte
Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 war unklar, wie sich die französische Flotte verhalten würde. Beim Angriff der Briten auf Mers-el-Kébir (Operation Catapult) am 3. Juli 1940 wurde die französische Flotte im Mittelmeer am Überlaufen gehindert. Die verbleibenden Einheiten im Atlantik fürchteten ein ähnliches Schicksal. Zu Kriegsbeginn hatte die französische Flotte im Mittelmeer die italienische Flotte blockiert, dadurch hatte Großbritannien im Atlantik freie Hand.
Nach dem kapitulationsähnlichen Waffenstillstand Frankreichs war auch das Verhalten der einzelnen Kolonien unklar. Während Kamerun und Französisch-Äquatorialafrika mit Ausnahme Gabuns zum Freien Frankreich übertraten, blieben Französisch-Nordafrika, Französisch-Westafrika, Syrien und Französisch-Indochina unter der Kontrolle von Vichy-Frankreich.
De Gaulle glaubte, die französischen Truppen in Dakar überzeugen zu können, die Seite zu wechseln. Dakar war ein gut ausgebauter Marinehafen und besser ausgestattet als das britische Freetown, der einzige Hafen der Alliierten im mittleren Ostatlantik. [1]
Um eine Entscheidung herbeizuführen, entsandten die Alliierten eine Streitmacht nach Dakar, die aus folgenden, nahezu ausnahmslos britischen Schiffen bestand: dem Flugzeugträger (HMS Ark Royal), zwei Schlachtschiffen (HMS Resolution und Barham), fünf Kreuzern, zehn Zerstörern und einigen Truppentransportern für 8.000 Mann Landungstruppen. Der Gefechtsauftrag war, den französischen Gouverneur Pierre Boisson zur Übergabe aufzufordern und andernfalls die Stadt einzunehmen.
Zu den in Dakar liegenden Flottenkräften Vichy-Frankreichs gehörte das zu 95 % fertige Schlachtschiff Richelieu, eine der fortschrittlichsten Schlachtschiffkonstruktionen der Epoche. Die Richelieu hatte Brest am 18. Juni 1940, wenige Tage vor der Einnahme durch die Wehrmacht, verlassen. Bis zur Machtergreifung Pétains (10. Juli 1940) operierte die Richelieu noch gemeinsam von Dakar aus mit dem britischen Flugzeugträger HMS Hermes. Nach der Niederlage Frankreichs trennte sich die Hermes von der Richelieu, verlegte aufs offene Meer vor Dakar und bildete mit dem australischen Schweren Kreuzer HMAS Australia den Kern einer neuen Kampfgruppe. Aus Toulon hatten sich die drei französischen Kreuzer (Gloire, Georges Leygues und Montcalm) sowie drei Zerstörer nach Dakar begeben. Die Gloire wurde durch Maschinenschäden aufgehalten und nach Casablanca beordert. Die anderen französischen Schiffe erreichten Dakar und vereinigten sich dort mit der Richelieu, einigen weiteren Kleinkampfschiffen und drei französischen U-Booten des 1500-Tonnen-Typs (Bévéziers (Q 179), Ajax (Q 148) und Persée (Q 154)).
Verlauf
Trägerflugzeuge der britischen Flugzeugträger warfen in den Morgenstunden des 23. September 1940 Flugblätter ab, in denen die Besatzung von Dakar zur Aufgabe aufgefordert wurde. Flugzeuge der Streitkräfte für ein freies Frankreich (Forces fr. libres) starteten von der Ark Royal und landeten auf dem Flughafen Dakar; die Besatzungen wurden aber sofort festgesetzt. Zur gleichen Zeit landete Marineinfanterie der Forces françaises libres (De Gaulles) an einem Strand in Rufisque südöstlich von Dakar. Nebel und starkes Abwehrfeuer der Verteidiger ließen diese Operation scheitern. De Gaulle befahl ihren Abbruch, um nicht „Blut von Franzosen für Franzosen“ zu vergießen.[2]
Die nächsten zwei Tage waren von Artillerieduellen bestimmt. Die Richelieu wurde von zwei 38,1-cm-Granaten der Barham getroffen, sie selbst erwiderte das Feuer nur sporadisch, nachdem durch einen Bedienfehler der hintere der beiden Hauptgeschütztürme beschädigt worden war. Britische Torpedoflugzeuge versenkten die Vichy-U-Boote Persée und Ajax, beschädigten den Zerstörer L'Audacieux und töteten in der Innenstadt von Dakar über 100 Zivilisten.
Auf Seiten der Alliierten traten folgende Verluste auf: Das Vichy-französische U-Boot Bévéziers griff vor Dakar das Schlachtschiff Resolution mit Torpedos an. Ein Torpedo traf und führte zu einem Wassereinbruch, der das Schiff um 12° krängen ließ. Darüber hinaus brach im Kesselraum ein Feuer aus, wodurch die Maschinenanlage ausfiel. Die Resolution musste von der HMS Barham nach Freetown geschleppt werden und war erst im Oktober 1941 wieder voll einsatzfähig. Die französischen Küstenbatterien beschädigten die Barham.
Ergebnisse
Die Vichy-Streitkräfte zeigten sich loyal zu ihrem Staat und verteidigten Dakar gegen die vormaligen Verbündeten. Die Resolution wurde derart stark beschädigt, dass sie nach Kapstadt geschleppt werden musste. Bei einem Vergeltungsschlag am 24. und 25. September 1940 bombardierten die Vichy-Luftstreitkräfte Gibraltar und versenkten einen Hilfskreuzer im Hafen.
Die Alliierten mussten den Gedanken aufgeben, dass die französischen Kolonien beschleunigt ins Lager des Freien Frankreich wechseln würden. De Gaulles Ansehen bei den Briten hatte durch seine Fehleinschätzung gelitten, selbst der Erfolg in der Schlacht um Gabun im Oktober 1940 stellte sein Ansehen nur mühsam wieder her.
Beteiligte Schiffe
Alliierte
- Flugzeugträger: HMS Ark Royal
- Schlachtschiffe: HMS Barham, HMS Resolution
- Schwere Kreuzer: HMAS Australia, HMS Cumberland, Devonshire
- Leichte Kreuzer: HMS Dragon, HMS Delhi
- Zerstörer: HMS Echo, HMS Eclipse, HMS Escapade, HMS Faulknor, HMS Foresight, HMS Forester, HMS Fortune, HMS Fury, HMS Greyhound, HMS Inglefield
- Geleitschiffe: HMS Bridgewater, Commandant Dominé, Commandant Duboc, Houduce, HMS Milford, Savorgnan de Brazza en:Elan class minesweeping sloops
- Handelsschiffe: vier freifranzösische und ein britisches
- Truppentransporter: Westernland (niederländischer Passagierdampfer), Pennland (niederländischer Passagierdampfer), Sobieski (polnischer Passagierdampfer) und drei weitere
- 101. Royal Marine Brigade
- 13. Demi-brigade der Légion étrangère
Vichy-Regime
- Schlachtschiff: Richelieu
- Leichte Kreuzer: Georges Leygues, Montcalm
- Zerstörer: L’Audacieux, Le Fantasque, Le Malin, Le Hardi
- Geleitschiffe: Calais, Commandant Rivière, D'Entrecasteaux, D'Iberville, Gazelle, La Surprise
- Hilfskreuzer: El Djezair, El Kantara, El Mansour, Schœlcher, Ville d’Oran
- Handelsschiffe: Porthos, Tacoma[3] Sally Maersk (Dänischer Frachter)
- U-Boote: Ajax, Béveziers, Persée
Siehe auch
Weblinks
- Private französische Seite mit detaillierter Darstellung der Vorgänge und der beteiligten Schiffe
- Dakar: Operation Menace (Memento vom 13. August 2014 im Internet Archive)
- Royal Navy and World War 2: September 1940
- Buchrezension: The Guns of Dakar and Operation Menace
- Fotografien
- Die Landung in Afrika wurde für die Royal Navy und de Gaulle zum Desaster
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Lippman, David H., "Debacle at Dakar", WWII History, July 2011, S. 48–55.
- Churchill, Winston Spencer: The Second World War: the Finest Hour, Houghton Mifflin Company, Boston, 1949.
- Lindba︠e︡k, Lise: Norway's new saga of the sea: the story of her merchant marine in World War II. Exposition Press, 1969, S. 204.