Dordrecht
Dordrecht () ist eine Stadt und Gemeinde in der niederländischen Provinz Südholland, auf der gleichnamigen Insel. Sie liegt ungefähr 20 Kilometer südöstlich von Rotterdam. Ihre Gesamtfläche liegt bei 99,47 km², davon sind jedoch mehr als ein Fünftel (20,86 km²) Wasserfläche.[2] Die Einwohnerzahl betrug am 1. Januar 2021 laut Angabe des CBS 119.111 Einwohner. Dordrecht ist damit die fünftgrößte Stadt der Provinz. Um sie herum teilt sich der Rheinarm Beneden Merwede in den Kanal Noord, die Oude Maas und den Dordtsche Kil. Dieses „Drei-Flüsse-Eck“ im Norden der Stadt ist einer der am meisten befahrenen Wasserwege der Niederlande.
Flagge | Wappen |
Provinz | Zuid-Holland |
Bürgermeister | Wouter Kolff (VVD) |
Sitz der Gemeinde | Dordrecht |
Fläche – Land – Wasser |
99,47 km2 78,61 km2 20,86 km2 |
CBS-Code | 0505 |
Einwohner | 119.111 (1. Jan. 2021[1]) |
Bevölkerungsdichte | 1197 Einwohner/km2 |
Koordinaten | 51° 49′ N, 4° 40′ O |
Bedeutender Verkehrsweg | |
Vorwahl | 078 |
Postleitzahlen | 3301, 3311–3319, 3328–3329 |
Website | Homepage von Dordrecht |
Das Stadtgebiet erstreckt sich über die ganze Dordrechter Insel, während das Kerngebiet der Stadt sich im Nordwesten befindet.
Neben Werften finden sich holz- und metallverarbeitende Industrie sowie ein kleinerer Seehafen in der Stadt.
Die Stadt liegt an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route.
Geschichte
Dordrecht erhielt seine Stadtrechte 1220, womit die Stadt die älteste im ehemaligen Holland (aber nicht in den Niederlanden) ist. Die strategisch wertvolle Lage der Stadt, die auch ein Stapelrecht hatte, machte sie etwa ab 1299 zu einem wichtigen Stapelmarkt und Handelszentrum. Handelsgüter am Orte waren Wein, Holz und Getreide. Die Hanse wusste das Handelszentrum Brügge mit dem Standort Dordrecht mehrfach politisch erfolgreich unter Druck zu setzen. 1421 wurden mit der Sankt-Elisabeth-Flut große Teile Südhollands überschwemmt, wodurch Dordrecht zur Insel wurde.
Am 15./16. Juli 1572 kamen Repräsentanten der meisten Städte der Niederlande in Dordrecht, im Gebäude „Het Hof“, zusammen. Dort machten sie Wilhelm von Oranien zu ihrem Führer und erklärten ihre Unabhängigkeit von Spanien. Diese Dordrechter Ständeversammlung markiert somit den Beginn des Niederländischen Unabhängigkeitskampfes. 1618/1619 fand in Dordrecht als Dordrechter Synode eine wichtige religiöse Zusammenkunft der zwei reformierten Kirchen der Niederlande statt, um die Statenvertaling, die erste holländische Bibelübersetzung, zu beratschlagen. Sie wurde vom Dordrechter Prediger Balthasar Lydius eröffnet und geschlossen. 1632 wurde auf einer von den niederländischen Mennoniten einberufenen Synode das Dordrechter Bekenntnis beschlossen. Im 18. Jahrhundert nahm die Bedeutung von Dordrecht zugunsten Rotterdams erheblich ab.
Durch die Jahrhunderte hat Dordrecht eine Schlüsselposition bei der Verteidigung von Holland eingenommen. Bis weit in das 20. Jahrhundert war Dordrecht Garnisonsstadt. In der Benthienkazerne entlang der Oude Maas waren Pioniere stationiert. Während der Mobilisierung im August 1939 wurden Mannschaften nach Dordrecht gesandt, um die Insel zu verteidigen. Während der deutschen Besatzung war von 1941 bis 1945 die Flußräumflottile Niederlande im Nieuwe Hafen stationiert. Ebenfalls wurde im Zweiten Weltkrieg Dordrecht und seine Umgebung, der Mittelpunkt der Schlachten im Winter 1944/1945. Die Grenze zwischen befreitem und besetztem Gebiet lag damals beim Hollands Diep. 1970 gemeindete Dordrecht den bisher selbstständigen Ort Dubbeldam, sowie den auf der Insel von Dordrecht gelegenen Teil der (erhaltenen) Gemeinde Sliedrecht ein.
Politik
Sitzverteilung im Gemeinderat
Die Kommunalwahlen vom 21. März 2018 ergaben folgende Sitzverteilung:
Partei | Sitze[4] | |||
---|---|---|---|---|
2006 | 2010 | 2014 | 2018 | |
Beter Voor Dordt | 6 | 15 | 14 | 8 |
VVD | 6 | 5 | 3 | 5 |
CDA | 4 | 3 | 4 | 4 |
D66 | 1 | 2 | 4 | 4 |
GroenLinks | 3 | 3 | 2 | 4 |
ChristenUnie/SGP | 3 | 3 | 3 | 4 |
PVV | — | — | — | 3 |
SP | — | — | 3 | 2 |
Verenigde Senioren Partij | 2 | 2 | 2 | 2 |
PvdA | 12 | 6 | 4 | 2 |
Gewoon Dordt | — | — | — | 1 |
Dordtse Partij | — | — | — | 0 |
Blanco Lijst | — | — | — | 0 |
WEK Dordrecht | — | — | 0 | — |
Eco-Dordt | 2 | — | — | — |
Gesamt | 39 | 39 | 39 | 39 |
Bürgermeister
Seit dem 13. September 2017 ist Wouter Kolff (VVD) amtierender Bürgermeister der Gemeinde.[5] Zu seinem Kollegium zählen die Beigeordneten Piet Sleeking (Beter Voor Dordt), Peter Heijkoop (CDA), Rik van der Linden (ChristenUnie/SGP), Marco Stam (Beter Voor Dordt), Maarten Burggraaf (VVD).
Städtepartnerschaften
Dordrecht unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften:
Wappen
Blasonierung: „Auf dem roten Schild mit dem weißen Pfahl ruht eine goldene Krone. Schildhalter sind zwei goldene Greifen mit silbernen Krallen.“ | |
Sehenswürdigkeiten
- Der Flusskai und das Groothoofds-Tor
- Die gotische Grote Kerk („Große Kirche“) mit unvollendetem Turm, den man besteigen kann
- Hafen
- Kaufmannshäuser, darunter das Museum „Simon van Gijn“, im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingerichtet, mit Kunst- und Raritätensammlungen
- „Het Hof“, ehemaliges Augustinerkloster, später Hof des Statthalters, jetzt Kulturzentrum
- Das Dordrechts Museum mit zum Teil sehr bedeutenden Gemälden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert; bis 2009 wurden hier viele Bilder aus dem damals in Restaurierung befindlichen Amsterdamer Rijksmuseum ausgestellt
- Die Giebelhäuser in der Wijnstraat („Weinstraße“); viele beherbergen eine Antiquitätenhandlung oder ein Antiquariat
- Südlich und östlich der Stadt liegt der Nationalpark De Biesbosch, ein Feuchtgebiet
Galerie
- Hofstraat
- Grote Kerk
- Grote Kerk
- De Grote Kerk von der Lange IJzeren Brug
- Groothoofdspoort
- De Groothoofdspoort von der Taankade
- Het Hof
- Statue der
Gebrüder de Witt - Strassebild Visbrug-Groenmarkt
- Pottenkade
neben der Grote Kerk - Windmühle
Kyck over den Dyck - Dordrechts Museum
- Scheffersplein
- Strassebild (de Wijnhaven)
- Hafen
- Rathaus
Söhne und Töchter der Stadt
- Wilhelm Damasi Lindanus (1525–1588), Bischof, Inquisitor und Hochschullehrer
- Wouter van Gouthoeven (1577–1623), Historiker
- Samuel Naeranus (1582–1641), remonstrantischer Theologe
- Daniel Joncktys (1600–1654), Dichter und Mediziner
- Bartholomeus Assteyn (1607–1669/1677), Maler
- Jeremias de Decker (1609/1610–1666), Dichter
- Jacobus Lydius (um 1610–1679), Geistlicher und Theologe
- Daniel Gravius (1616–1681), Missionar
- Aelbert Jacobsz. Cuyp (1620–1691), Maler
- Cornelis de Witt (1623–1672), Politiker
- Johan de Witt (1625–1672), Bruder von Cornelis, Politiker, Ratspensionär von 1653 bis 1672
- Samuel van Hoogstraten (1627–1678), Maler
- Nicolaes Maes (1634–1693), Maler
- Johann von Honart (1636–1721), Ingenieur, Kartograph und Landmesser in ostfriesischen Diensten, Oberdeichgraf in Norden und im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
- Arent de Gelder (1645–1727), Maler
- Ahasverus van den Berg (1733–1807), reformierter Theologe und Dichter
- Ocker Repelaer van Driel (1759–1832), Politiker
- Johannes Christiaan Schotel (1787–1838), Marinemaler, Radierer und Lithograf
- Ary Scheffer (1795–1858), französischer Radierer und Bildhauer
- Willem de Klerk (1800–1876), Landschaftsmaler
- Frans Jacobus van den Blijk (1806–1876), Marinemaler
- Govert van Emmerik (1808–1882), Marinemaler
- Petrus Johannes Schotel (1808–1865), Marinemaler
- Hendrik Frederik Verheggen (1809–1883), Maler und Aquarellist
- Arie Johannes Lamme (1812–1900), Maler, Lithograf, Kunsthändler und Museumsdirektor
- Lindor Serrurier (1846–1901), Anthropologe
- Roland Larij (1855–1932), Maler, Zeichner und Radierer
- Willem Kes (1856–1934), erster Chefdirigent des Concertgebouworkest
- Carel Eliza van der Sande Lacoste (1860–1894), Porträtmaler und Zeichner
- Jan Veth (1864–1925), Maler und Schriftsteller
- Cornelis van Vollenhoven (1874–1933), Rechtswissenschaftler
- Henk de Court Onderwater (1877–1905), Maler
- Julius Christiaan van Oven (1881–1963), Rechtswissenschaftler und Politiker
- Lodewijk Hendrik Nicolaas Bosch van Rosenthal (1884–1953), Jurist und Politiker
- Johannes Christoffel Jan Mastenbroek (1902–1978), Fußballtrainer und Sportdirektor
- Nicolaas Bloembergen (1920–2017), US-amerikanischer Physiker
- Carolyne Van Vliet (1929–2016), niederländisch-amerikanische Physikerin und Hochschullehrerin
- Jan van Nerijnen (1935–2016), im Ortsteil Dubbeldam geborener Komponist und Dirigent
- Kees Van Der Pijl (* 1947), Politikwissenschaftler
- Frans Vermeerssen (* 1954), Jazzmusiker
- Ellen Berends (* 1955), Diplomatin
- Marcel Dicke (* 1957), Entomologe und Hochschullehrer
- Henk van den Dool (* 1961), Diplomat
- Lucas Hartong (* 1963), Politiker
- Sadet Karabulut (* 1975), Politikerin
- Eveline Kooijman (* 1980), Fotografin
- Mathieu Heijboer (* 1982), Radrennfahrer
- Remona Fransen (* 1985), Leichtathletin
- Eelco Sintnicolaas (* 1987), Leichtathlet
- Evander Sno (* 1987), Fußballspieler
- Lucinda Brand (* 1989), Radrennfahrerin, Weltmeisterin im Cyclocross 2021
- Maria Verschoor (* 1994), Hockeyspielerin
- Julia Wouters (* 1996), Beachvolleyballspielerin
Film
- „Dordrecht, Hollands aelteste Stadt“ – Reportage aus dem Jahr 1926, digitalisiert vom niederländischen Institut für Bild und Ton, insgesamt 26 Min. (Teil 1, Teil 2 und Teil 3 im Internet Archive)
Weblinks
- Website der Gemeinde (niederländisch)
- Website des Dordrechts Museum (niederländisch)
- Website des Museums Huis van Gijn (niederländisch)
- Abbildung der Stadt 1581 in Civitates orbis terrarum von Georg Braun
- Illustration von Daniel Meisner von 1625: Dort[recht]; Mors Bona Initium Vitæ (Digitalisat)
Einzelnachweise
- Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 10. März 2021 (niederländisch).
- Kerncijfers wijken en buurten 2017 Centraal Bureau voor de Statistiek, abgerufen am 29. Mai 2018 (niederländisch)
- Ergebnis der Kommunalwahlen: 2014 2018 (Memento des Originals vom 30. Mai 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 29. Mai 2018 (niederländisch)
- Sitzverteilung im Gemeinderat: 2006 2010 2014 2018 (Memento des Originals vom 30. Mai 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 29. Mai 2018 (niederländisch)
- Wouter Kolff nieuwe burgemeester Dordt: kans kon ik niet laten lopen. In: AD. De Persgroep Nederland, 4. Juli 2017, abgerufen am 29. Mai 2018 (niederländisch).