Panzerdivision

Panzerdivisionen (PzDiv) sind bewegliche Großverbände der Panzertruppe, die aus Kampfpanzer-, motorisierten oder gepanzerten Infanterie-, Kampfunterstützungs- und Führungsunterstützungverbänden bestehen. Erstmals fasste die deutsche Wehrmacht Kampfpanzer zu selbständigen Divisionen zusammen, wodurch das Deutsche Reich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gegenüber den meisten anderen Staaten eine operativ-taktische Überlegenheit besaß.

Entwicklung des Konzepts

Die ersten Versuche mit Einheiten, die überwiegend aus Panzern bestanden, fanden aufseiten der Entente im Ersten Weltkrieg statt. Panzer wurden dazu in selbständigen Kompanien oder Bataillonen zusammengefasst und bei Durchbruchsoffensiven konzentriert eingesetzt. Beispiele hierfür sind die Schlacht von Cambrai 1917 und die Schlacht von Amiens 1918. In der Zwischenkriegszeit begann in vielen Ländern die Eingliederung mechanisierter und gepanzerter Verbände in die früheren Kavalleriedivisionen, die schließlich komplett von Panzerdivisionen und mechanisierten Infanteriedivisionen (in Deutschland als Panzergrenadierdivision bezeichnet) abgelöst wurden.

Die Forderung, dass ein Panzerverband einen solchen Umfang haben muss, dass mit ihm auf operativer Ebene Entscheidungen herbeigeführt werden können, geht auf Heinz Guderian zurück. Mit dem 15. Oktober 1935 wurden drei Panzer-Divisionen aufgestellt:

Deutsche Panzerdivisionen im Zweiten Weltkrieg

Eine deutsche Panzer-Division des Zweiten Weltkriegs bestand aus zunächst zwei, später einem Panzer-Regiment, einem, später zwei motorisierten oder teilmechanisierten Schützen-Regimentern, die ab 1943 beide als Panzergrenadiere bezeichnet wurden, sowie einem Artillerieregiment mit zumeist gezogenen, später zum Teil auch gepanzerten Geschützen auf Selbstfahrlafetten. Unterstützt wurden die Regimenter durch Panzerjäger, Pioniere, Flakartillerie, Aufklärungs- und Nachrichtentruppen sowie Sanitäts-, Versorgungs- und Instandsetzungseinheiten in Abteilungsstärke.

Bereits die Divisionen der ersten Kriegsjahre bis 1941 litten unter unzureichender Personalstärke und Kampfwagenausstattung. Für den Russlandfeldzug wurde zwar die Zahl der Panzer-Divisionen von 10 auf 20 verdoppelt, dies allerdings auf Kosten der Stärke bereits bestehender Divisionen. Diese wurden um je ein Panzer-Regiment verkleinert, was deren Kampfkraft theoretisch verringerte. Es hatte sich aber schon beim Überfall auf Polen gezeigt, dass die Panzer-Divisionen zu panzerlastig waren. Stattdessen fehlte es ihnen an unterstützenden motorisierten Infanterieverbänden. Für die Neuaufstellungen wurden die Verbände geteilt, um auf diese Weise neue Verbände mit erfahrenem Personal ausstatten zu können. Als Ergebnis wurde zwar die Zahl der Divisionen verdoppelt, doch vermehrten sich die Panzerabteilungen nur um 40 %. Da zusätzlich innerhalb der Abteilungen die Ausstattung mit Panzern geringfügig geändert worden war, ergab sich insgesamt nur eine Verstärkung um etwa 30 %. Weiterhin wiesen die Divisionen einen komplexen Bestand an Panzermodellen auf, was vor allem der anfangs unbefriedigenden Leistung der deutschen Panzerindustrie und der hohen Anzahl „erbeuteter“ Panzer, etwa aus der Zerschlagung der Rest-Tschechei, geschuldet war. So waren mehrere Divisionen nur mit tschechischen oder französischen Beutepanzern ausgestattet, was im Feld eine Vielzahl logistischer Probleme aufwarf. Jedoch wurden diese mit Funkgeräten nachgerüstet und wiesen damit eine bessere Gefechtsführungsfähigkeit auf als bei den gegnerischen Verbänden.

Der Wert von Panzer-Divisionen zeigte sich im Zweiten Weltkrieg besonders dort, wo Verbände in der Tiefe operieren oder weit umfassende Flankenangriffe führen konnten. Hier zeigte sich die Überlegenheit vollmotorisierter und gepanzerter Verbände der Wehrmacht gegenüber der nur zu Fuß beweglichen Infanterie, die sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf deutscher Seite wegen zunehmenden Mangels an modernen Transportmitteln wie Kfz und des allgemeinen Übergangs in die Defensive wieder auf traditionelle Kampfformen zurückgeworfen sah. Der Militärhistoriker Martin van Creveld bezeichnete dies als den Prozess der „Entmotorisierung“ der Wehrmacht. Diese mangelnde Beweglichmachung der Infanterie führte dann auch während der Rückzüge zu den großen Katastrophen im Ostfeldzug.

Allerdings traten auch sehr schnell die offensichtlichen Nachteile von Panzer-Divisionen zu Tage: Hoher Ressourcenverbrauch an Kraftstoff und Ersatzteilen und die zu Fuß marschierenden Infanterie-Divisionen derselben Armeekorps konnten ihnen nur langsam folgen. Die von Panzern gebildeten Kessel konnten nicht ausreichend abgeriegelt und schnell genug durch die Infanterie „gesäubert“ werden. 1941 beobachtete man bereits das Phänomen der wandernden Kessel. In unübersichtlichem Gelände wie Wald, Ortschaften oder urbanem Gefechtsgelände war der Einsatz von Panzerverbänden ohne begleitende Infanterie gegenüber feindlichen Panzerabwehrkräften problematisch.

Panzerdivisionen nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Panzerdivisionen das Kernstück der meisten modernen Armeen. Insbesondere stand sich auf deutschem Gebiet beiderseits der innerdeutschen Grenze eine Massierung von Panzerverbänden gegenüber.

Aufgrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende des Kalten Krieges verloren große Panzerverbände stark an Bedeutung. Gründe dafür sind ihre fehlende globale Beweglichkeit, ihre eingeschränkte Einsatzmöglichkeit in panzerhemmenden Gebieten (Wald, Siedlungen, Gebirge) und die gestiegene Verwundbarkeit des Panzers durch große Fortschritte in der Raketen-, Munitions- und Aufklärungstechnik. Trotz dieser Tendenz wurden allerdings in den letzten zwei Irakkriegen (1991 und 2003) und in Afghanistan (2001) die nach wie vor große Kampfkraft und Schutzwirkung des Panzers erneut bestätigt. Länder, die bereits eine vollständige Ablösung der Panzerwaffe durch leichtere, beweglichere Fahrzeuge in Betracht zogen, änderten dieses Vorhaben wieder ab (so verzichtete Kanada auf die Aufstellung von Stryker-Großverbänden nach dem Vorbild der US Army und beschaffte stattdessen u. a. 20 Leopard 2 A6 zum Einsatz in Afghanistan). Zwar wird der Kampfpanzer somit durchaus weiterhin eine Rolle in Konflikten spielen, allerdings wird er eher in kleinen Gruppen in enger Kooperation mit der Infanterie zum Einsatz kommen.

Deutsche Panzerdivisionen

Wehrmacht

Waffen-SS

Nationale Volksarmee (NVA)

Bundeswehr

Australische Panzerdivisionen

  • 1st Armoured Division
  • 2nd Armoured Division
  • 3rd Armoured Division

Britische Panzerdivisionen

Französische Panzerdivisionen

Frankreichfeldzug

  • 1. Leichte mechanisierte Division (1re DLM)
  • 2. Leichte mechanisierte Division (2e DLM)
  • 3. Leichte mechanisierte Division (3e DLM)
  • 1. Gepanzerte Division (1re DCr)
  • 2. Gepanzerte Division (2e DCr)
  • 3. Gepanzerte Division (3e DCr)
  • 4. Gepanzerte Division (4e DCr)

Nach 1943

Italienische Panzerdivisionen

Japanische Panzerdivisionen

Kaiserlich Japanische Armee

Bodenselbstverteidigungsstreitkräfte

  • 7. Panzer-Division

Kanadische Panzerdivisionen

  • 4th (Armoured) Division
  • 5th (Armoured) Division

Polnische Panzerdivisionen

Sowjetische und russische Panzerdivisionen

Zweiter Weltkrieg

  • 1. bis 61., 101., 102., 104., 105., 107. bis 112. Panzerdivision

(Nach 1942 setzte die sowjetische Armee anstelle von Panzerdivisionen insgesamt 31 sogenannte Panzerkorps ein, die meist aus drei Panzerbrigaden sowie einer motorisierten Schützenbrigade und Unterstützungstruppen bestanden. Verschiedene dieser Einheiten wurden mit der Benennung als Garde-Einheiten ausgezeichnet.)

Nach 1945

  • 4. Gardepanzerdivision
  • 5. Gardepanzerdivision
  • 9. Panzerdivision
  • 10. Gardepanzerdivision
  • 17. Gardepanzerdivision
  • 21. Gardepanzerdivision
  • 90. Gardepanzerdivision
  • 193. Panzerdivision

Südafrikanische Panzerdivisionen

  • 6th Armoured Division

US-amerikanische Panzerdivisionen

Siehe auch

Wiktionary: Panzerdivision – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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