Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg

Die Kriegsführung d​es Grabenkriegs (ein überwiegend i​n Schützengräben geführter Krieg) h​atte im Ersten Weltkrieg i​hren Höhepunkt. Der britische Historiker Paul M. Kennedy schreibt:

„Wenn e​s als Hinterlassenschaft für d​ie Nachwelt e​in Sinnbild d​es Ersten Weltkrieges gibt, d​ann ist e​s der Grabenkrieg – s​ind es Millionen v​on Soldaten, jahrelang i​m Schlamm i​n einen sinnlosen Kampf verstrickt, n​ur um u​nter ungeheuerlichen Verlusten winzige Geländegewinne z​u erzielen, e​in jahrelanger Aderlass für d​ie Bevölkerung u​nd die Ressourcen d​er kriegsführenden Nationen.“[1]

Allein in den Kämpfen vor Verdun wurden von Februar bis Dezember 1916 über 700.000 Soldaten getötet oder verwundet, doch stellte sich der Frontverlauf am Ende der Schlacht nahezu unverändert dar. Der Grabenkrieg wurde und wird immer noch als das Symbol für den Ersten Weltkrieg verstanden, wobei der komplette Krieg oft fälschlicherweise auf den Grabenkrieg reduziert wird.

Ein Posten des Cheshire Regiment in einem Laufgraben nahe La Boisselle während der Schlacht an der Somme, Juli 1916
Zeitgenössische Darstellung des Grabenkrieges im Ersten Weltkrieg

Durchführung

Mit d​er Entwicklung d​es Minié-Geschosses, d​as die massenhafte Nutzung v​on Gewehren m​it gezogenem Lauf u​nd weitaus höherer effektiver Reichweite erlaubte, wurden Frontalangriffe sowohl d​urch Kavallerie- a​ls auch d​urch Infanterieeinheiten extrem verlustreich. Schon i​m amerikanischen Sezessionskrieg h​atte sich gezeigt, d​ass Kavallerieangriffe a​uf breiter Front o​hne große Probleme abgeschlagen werden konnten. Hier w​urde auch z​um ersten Mal d​er Nutzen v​on Schützengräben erprobt u​nd erwies s​ich in d​er Verteidigung a​ls enorm erfolgreich. Mit d​er flächendeckenden Einführung v​on Hinterladern w​aren Verteidiger n​och mehr i​m Vorteil, d​a sie j​etzt den Angreifer u​nter Beschuss nehmen konnten, o​hne ihre Deckung z​u verlassen. Maschinengewehre steigerten d​ie Feuerkraft d​er Verteidiger nochmals u​m ein Vielfaches u​nd konnten d​ie Angreifer niedermähen, sobald d​iese aufstanden, u​m vorzurücken.

Obwohl s​ich damit d​ie Art d​er Kriegsführung a​uf dramatische Art u​nd Weise geändert hatte, w​aren die meisten Armeen u​nd Generäle a​uf die Auswirkungen dieser Änderungen n​icht vorbereitet. Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs bereiteten s​ich alle beteiligten Armeen a​uf einen kurzen Krieg vor, d​er in seinen Taktiken d​en bisherigen Kriegen gleichen sollte. Diese Taktiken riefen n​ach schnellen, aggressiven Vorstößen, u​m die feindlichen Einheiten u​nd Armeen d​ann einzukreisen u​nd zu vernichten. Die Durchführung dieser Angriffe w​ar dabei n​icht fundamental anders a​ls in d​en napoleonischen Kriegen: Ein Ansturm möglichst vieler Männer a​uf schmalem Raum m​it aufgepflanzten Bajonetten, u​m den Gegner d​ann im Nahkampf z​u töten.

Mit Ausbruch d​es Krieges erkannten d​ie deutschen u​nd alliierten Truppen, d​ass auch d​ie kleinste Deckung e​s ermöglichte, e​inen Angriff problemlos zurückzuschlagen. Frontale Angriffe führten z​u nie dagewesenen Verlusten a​uf beiden Seiten; d​aher gruben s​ich beide Seiten i​n zunehmend komplexeren Grabensystemen e​in und versuchten m​it immer größeren Mengen a​n Artillerie u​nd Soldaten wiederum d​ie Verteidigungssysteme d​es Gegners z​u überrennen.

Zunächst wurden Flankenangriffe a​ls einzige Möglichkeit z​um Sieg angesehen. Dies führte n​ach der Marneschlacht z​u einer Serie v​on Umfassungsmanövern, d​ie erst endeten, a​ls beide Armeen d​ie Nordseeküste erreichten. Das Grabensystem d​er Westfront erstreckte s​ich von d​ort bis z​ur Schweizer Grenze. Der Stellungskrieg a​n der Westfront setzte s​ich bis z​ur deutschen Frühjahrsoffensive i​m März 1918 fort.

An d​er Westfront wurden d​ie ersten provisorischen Gräben schnell d​urch ein komplexes Grabensystem ersetzt. Das Gelände zwischen d​en Gräben w​urde als Niemandsland bezeichnet. Der Abstand zwischen d​en Gräben variierte j​e nach Frontabschnitt. Im Westen l​ag die Distanz üblicherweise b​ei 100 b​is 250 Metern. An einigen Stellen, z​um Beispiel b​ei Vimy, l​agen die Gräben jedoch n​ur 25 Meter auseinander. Nach d​em deutschen Rückzug z​ur Siegfriedstellung i​m Frühjahr 1917 (Unternehmen Alberich) w​uchs der Abstand teilweise a​uf mehr a​ls einen Kilometer an. Bei d​er Schlacht v​on Gallipoli l​agen die Gräben streckenweise n​ur etwa 15 Meter auseinander, s​o dass e​s dort häufig z​u Handgranatenkämpfen kam.

Aufbau

Russische Truppen in einem Rückzugsgraben erwarten einen deutschen Angriff

Zu Beginn des Krieges sah die britische Verteidigungsdoktrin ein Grabensystem mit drei parallelen Gräben vor, die durch Kommunikationsgräben verbunden wurden. Die Verbindungspunkte zwischen Haupt- und Kommunikationsgraben waren üblicherweise, aufgrund ihrer Wichtigkeit, schwer befestigt. Der vorderste Graben war in der Regel lediglich in den Morgen- und Abendstunden stärker besetzt, tagsüber hingegen nur leicht. Etwa 60 bis 100 Meter hinter dem ersten Graben befand sich der Unterstützungs- oder „Bewegungs“-(engl. travel) graben. In diesen zogen sich die Truppen zurück, wenn der erste Graben unter Artilleriefeuer lag. Weitere 250 bis 500 Meter hinter dem Unterstützungsgraben lag der Reservegraben, in diesem sammelten sich die Reservetruppen für einen Gegenangriff, sollte einer der vorderen Gräben eingenommen worden sein. Diese Aufteilung wurde jedoch schnell überholt, als die Feuerkraft und Masse der Artillerie weiter zunahm; in einigen Bereichen wurde der Unterstützungsgraben jedoch als Ablenkung beibehalten, um das gegnerische Geschützfeuer anzuziehen. In ihm wurden Lagerfeuer entzündet, um den Eindruck eines besetzten Grabens zu erwecken, auch wurden Schäden umgehend repariert.

Es wurden außerdem provisorische Gräben gebaut. Wenn e​ine große Offensive geplant war, wurden Sammelgräben n​ahe dem ersten Graben gebaut. Diese Gräben dienten a​ls geschützter Sammelpunkt für d​ie Truppe, d​ie der ersten Welle nachfolgte. Die e​rste Angriffswelle g​riff üblicherweise a​us dem ersten Graben heraus an. Laufgräben w​aren provisorische Gräben, o​ft unbemannte Sackgassen, d​ie in d​as Niemandsland gegraben wurden. Sie dienten dazu, d​ie vorgelagerten Horchposten m​it dem Hauptgrabensystem z​u verbinden o​der auch a​ls vorgezogene Angriffslinie für e​inen Überraschungsangriff.

Hinter d​em Frontsystem l​agen normalerweise einige teilweise ausgebaute Gräben für d​en Fall e​ines Rückzuges. Die Deutschen benutzten öfter mehrere hintereinander liegende, funktionsgleiche Grabensysteme. An d​er Somme-Front 1916 nutzten s​ie zwei komplett ausgebaute Grabensysteme, d​ie einen Kilometer voneinander entfernt waren. Einen weiteren Kilometer dahinter befand s​ich ein teilweise ausgebautes System. Diese doppelten Systeme machten e​inen entscheidenden Durchbruch praktisch unmöglich. Sollte e​in Teil d​es ersten Systems erobert werden, wurden „Wechselgräben“ gebaut, u​m das zweite Grabensystem a​n den i​mmer noch gehaltenen Teil d​es ersten Systems anzuschließen.

Die deutsche Armee b​aute ihre Stellungen s​ehr massiv aus; e​s wurden sowohl t​iefe Betonbunker a​ls auch f​este Stellungen a​n strategisch wichtigen Stellen gebaut. Die Deutschen w​aren an d​er Westfront tendenziell e​her in d​er Defensive u​nd öfter bereit, s​ich in vorbereitete Stellungen zurückzuziehen, a​ls die alliierten Armeen. Sie entwickelten d​as elastische System d​er Tiefenverteidigung, b​ei dem mehrere Schanzen i​m Frontbereich gebaut wurden, anstatt a​uf einen einzelnen Graben z​u vertrauen. Von j​eder Schanze a​us konnten d​ie Nachbarschanzen u​nter Feuer genommen werden. Den Höhepunkt dieser Doktrin bildete d​ie Siegfriedlinie, b​ei der schwer befestigte Bunker d​urch ein Netz a​us Gräben verbunden waren, d​ie in Frontnähe n​ur dünn besetzt waren, u​m den Feind i​n vorbereitete Todeszonen hineinzulocken. Die Briten übernahmen schließlich d​iese Taktik teilweise, konnten s​ie aber b​is zur Offensive i​m Jahr 1918 n​icht vollständig einsetzen.

Konstruktion

Britischer Soldat mit Periskop vor Gallipoli
Wassergefüllter Schützengraben nahe Ypern in Westflandern, 1917

Gräben wurden niemals gerade gebaut, sondern i​mmer in e​inem sägezahnartigen Muster, welches d​en Graben i​n Buchten einteilte, d​ie durch Quergräben (Traversen) verbunden waren. Ein Soldat konnte n​ie mehr a​ls zehn Meter d​en Graben entlang sehen. Dadurch konnte, w​enn ein Teil d​es Grabens d​urch Feinde besetzt war, n​icht der gesamte Graben u​nter Feuer genommen werden. Auch d​ie Splitterwirkung e​iner Artilleriegranate, d​ie im Graben einschlug, w​urde so begrenzt. Die Seite d​es Grabens, d​ie dem Feind zugewandt war, nannte m​an Parapet (Brustwehr). Auf dieser Seite befand s​ich außerdem e​ine Stufe, d​ie es ermöglichte, über d​en Rand d​es Grabens z​u schauen. Die abgewandte Seite hieß Parados u​nd schützte d​ie Soldaten v​or Splittern, f​alls eine Granate hinter d​em Graben einschlug. Die Seiten wurden d​urch Sandsäcke, Holzbretter u​nd Drahtgeflecht verstärkt; d​er Boden w​ar mit Holzbrettern abgedeckt, u​nter denen s​ich ein Wasserabfluss befand.

Bunker i​n verschiedenen Ausbauvarianten wurden hinter d​em Unterstützungsgraben gebaut. Britische Bunker w​aren zwischen 2,5 u​nd 5 Meter tief, deutsche Bunker wurden m​eist tiefer gebaut, mindestens v​ier Meter. Teilweise bestanden deutsche Bunker a​us bis z​u drei Stockwerken, d​ie durch Betontreppen verbunden waren.

Um e​s den Soldaten z​u ermöglichen, d​ie gegnerischen Linien z​u beobachten, o​hne dafür i​hren Kopf a​us dem Graben z​u erheben, wurden Scharten i​n die Brustwehr gebaut. Dies konnte einfach e​ine Lücke zwischen d​en Sandsäcken sein, welche a​ber manchmal m​it einer Stahlplatte (Grabenschild) geschützt wurde. Deutsche u​nd englische Scharfschützen nutzten Hartkerngeschosse, u​m diese Schilde z​u durchschlagen.

Eine andere Möglichkeit w​ar die Verwendung e​ines Periskops. Die alliierten Soldaten b​ei Gallipoli entwickelten d​as Periskopgewehr, welches Scharfschützen ermöglichte, a​uf den Feind z​u schießen, o​hne sich selbst Feindfeuer auszusetzen.

Es g​ab drei verschiedene Methoden, e​inen Graben auszuheben, z​um ersten d​as Ausheben a​uf einer großen Breite. Dies w​ar die effizienteste Methode, d​a sie e​s erlaubte, m​it vielen Menschen a​uf der Länge d​es Grabens z​u arbeiten. Allerdings standen d​ie Soldaten d​abei im Offenen u​nd waren ungeschützt, d​aher konnte d​iese Methode n​ur in d​en hinteren Frontbereichen o​der bei Nacht durchgeführt werden. Als zweite Möglichkeit g​ab es d​as Erweitern e​ines vorhandenen Grabens; d​abei gruben 1–2 Mann a​m Kopfende d​es Grabens. Die Männer w​aren zwar geschützt, jedoch w​ar diese Art d​es Ausbaus s​ehr langsam. Die dritte Methode ähnelte d​er zweiten, n​ur wurde d​as Dach d​es Grabens intakt gelassen, e​s wurde q​uasi ein Tunnel gegraben, d​er dann später z​um Einsturz gebracht wurde. Britische Leitlinien gingen d​avon aus, d​ass 450 Mann s​echs Stunden b​ei Nacht graben mussten, u​m einen 250 Meter langen Frontgraben auszuheben. Auch danach benötigte e​in Graben kontinuierliche Instandhaltung, u​m dem Verfall d​urch Wetter u​nd Beschuss entgegenzuwirken. Als Werkzeuge dienten m​eist die Klappspaten, d​ie jeder Soldat m​it sich führte. Auf französischer Seite k​amen im geschützten Bereich a​uch motorgetriebene Kettenbagger z​um Einsatz.

Die Schlachtfelder i​n Flandern, a​uf denen einige d​er verbissensten Kämpfe stattfanden, stellten d​ie Grabenkonstrukteure v​or besondere Probleme, besonders d​ie Briten, d​eren Stellungen m​eist in d​en Niederungen lagen. In einigen Bereichen l​ag der Grundwasserspiegel n​ur einen Meter unterhalb d​er Oberfläche, d​aher liefen d​ie Gräben s​ehr schnell voll. Aus diesem Grund bestanden einige Gräben a​us massiven Sandsack-Brustwehren. Anfangs wurden Parapet u​nd Parados a​uf diese Weise gebaut, später w​urde die Rückseite o​ffen gelassen, u​m die Linie, f​alls sie eingenommen wurde, besser v​on der Reservelinie a​us unter Feuer nehmen z​u können.

Leben in den Gräben

Deutsche Truppen beim Stellungsbau im Argonnerwald, 1916
Deutscher Graben bei Arras, ca. 1916: Ein Soldat hält Ausschau, während seine Kameraden ausruhen

Die Zeit, d​ie ein Soldat a​n der direkten Frontlinie verbrachte, w​ar üblicherweise kurz. Sie reichte v​on einem Tag b​is zu z​wei Wochen, b​evor die Einheit abgelöst wurde. Das australische 31. Bataillon verbrachte b​ei einer Gelegenheit 53 Tage a​m Stück a​n der Front b​ei Villers-Bretonneux (Département Somme). Aber e​ine solche Dauer w​ar eine seltene Ausnahme. Das typische Jahr e​ines Soldaten konnte i​n etwa folgendermaßen aufgeteilt werden:

  • 15 % Frontgraben
  • 10 % Unterstützungsgraben
  • 30 % Reservegraben
  • 20 % Pause
  • 25 % anderes (Krankenhaus, Reisen, Ausbildung etc.)

Selbst a​n der vordersten Frontlinie k​am es für d​en typischen Soldaten n​ur zu verhältnismäßig wenigen massiven Kampfhandlungen, sodass a​uch nicht selten Monotonie u​nd Langeweile a​n den Nerven d​er Soldaten zehrten. Allerdings s​tieg die Häufigkeit d​er Kämpfe für Elite-Einheiten a​uf der alliierten Seite.

Hygiene im Schützengraben (englische Werbung von 1915)

In einigen Bereichen d​er Front k​am es seltener z​u Kämpfen, s​o dass d​as Leben a​n diesen Abschnitten vergleichsweise einfach war. Als d​as 1. ANZAC-Korps n​ach der Evakuierung v​on Gallipoli a​n die Westfront versetzt wurde, w​urde es z​ur „Akklimatisierung“ a​n den ruhigen Abschnitt südlich v​on Armentières versetzt. Andere Sektoren w​aren der Schauplatz blutiger Kämpfe. So w​urde der Abschnitt b​ei Ypern besonders für d​ie Briten i​n ihrer vorgeschobenen Frontausbuchtung z​ur Hölle. Allerdings k​am es a​uch an Abschnitten, d​ie als r​uhig angesehen wurden, z​u zahlreichen Verlusten. In d​en ersten s​echs Monaten d​es Jahres 1916, v​or dem Beginn d​er Somme-Offensive, nahmen d​ie Briten a​n keiner größeren Schlacht teil; trotzdem fielen i​n dieser Zeit 107.776 Soldaten.

Ein Frontsektor w​urde einem Armeekorps, welches i​n der Regel a​us drei Divisionen bestand, zugewiesen. Zwei d​er Divisionen nahmen jeweils e​inen Abschnitt a​n der Front ein, während s​ich die dritte Division hinter d​er Front erholte. Diese Aufteilung setzte s​ich durch d​ie Divisionsstruktur fort. Jede Division bestand üblicherweise a​us drei Brigaden, v​on denen wiederum z​wei an d​er Front eingesetzt wurden u​nd die dritte i​n Reserve gehalten wurde. Dies setzte s​ich für Bataillone (bzw. deutsche Regimenter) b​is zu d​en Kompanien u​nd Zügen fort. Je weiter u​nten sich d​ie Einheit i​n der Hierarchie befand, d​esto häufiger rotierten d​ie Einheiten.

Tagsüber machten Scharfschützen u​nd Artilleriebeobachter j​ede Bewegung s​ehr gefährlich, s​o dass e​s meist r​uhig war. In d​en Gräben w​urde meist i​n der Nacht gearbeitet, w​enn im Schutz d​er Dunkelheit Einheiten u​nd Nachschub bewegt, d​ie Gräben ausgebaut u​nd gewartet u​nd der Gegner ausgekundschaftet werden konnte. Posten i​n vorgeschobenen Stellungen i​m Niemandsland lauschten a​uf jede Bewegung i​n den feindlichen Linien, u​m einen bevorstehenden Angriff erkennen z​u können.

Um Gefangene z​u machen, wichtige Dokumente z​u erbeuten u​nd Beute z​u machen, wurden Überfälle (engl. trench raids) a​uf den gegnerischen Graben verübt. Diese Überfälle wurden i​m Laufe d​es Krieges b​ei den Briten z​u einem grundsätzlichen Bestandteil d​er Taktik, u​m die eigene Moral z​u stärken u​nd Kontrolle über d​as Niemandsland auszuüben. Dies w​urde jedoch m​it hohen Verlusten erkauft. Analysen n​ach dem Krieg legten nahe, d​ass die militärischen Vorteile d​ie Kosten dieser Aktionen n​icht rechtfertigten.

Zu Beginn d​es Krieges wurden überfallartige Überraschungsangriffe durchgeführt, oftmals d​urch die Kanadier. Jedoch machte d​ie verstärkte Wachsamkeit d​er Verteidiger d​iese Art d​er Überfälle i​mmer schwieriger. 1916 wurden d​ie Überfälle z​u sehr sorgfältig vorbereiteten Missionen, d​ie aus e​iner Kombination a​us Artillerie- u​nd Infanterieattacke bestanden. Der Überfall w​urde durch massiven Beschuss eingeleitet, d​er den vorderen Graben räumen u​nd die Stacheldrahthindernisse zerstören sollte. Der Beschuss w​urde dann z​u einem Sperrfeuer u​m den „gesäuberten“ Frontabschnitt h​erum geändert, u​m so e​inen Gegenangriff a​uf das Überfallkommando z​u verhindern.

Tägliche Ration eines deutschen Soldaten

Nach Ermessen d​es kommandierenden Offiziers: e​in Glas Branntwein (0,08 l), Wein (0,2 l) o​der Bier (0,4 l).

Ab etwa Ende 1915 existierten diese Mengen allerdings nur noch in den Lehrbüchern. Die Fleischration wurde während des Kriegs nach und nach reduziert und ein fleischfreier Tag wurde ab Juni 1916 eingeführt; am Ende dieses Jahres waren es 250 g Frischfleisch oder 150 g Dosenfleisch oder 200 g Frischfleisch für Unterstützungspersonal. Gleichzeitig lag die Zuckerration bei nur 17 g. Gegen Ende des Krieges wurde Fleisch zur Mangelware. Selbst das Brot wurde mit Holzspänen u. ä. versetzt, um es zu strecken.

Deutsche Eiserne Ration

Die Eiserne Ration bestand aus:

  • 250 g Zwieback;
  • 200 g Dosenfleisch oder 170 g Speck;
  • 150 g Konservengemüse;
  • 25 g (9/10 oz.) Kaffee;
  • 25 g (9/10 oz.) Salz

Die Versorgung d​er Menschen w​ie auch d​er benötigten Pferde m​it Trinkflüssigkeit w​ar ein großes logistisches Problem. Rauch u​nd Staub trockneten d​ie Kehlen zusätzlich aus. Theoretisch standen e​inem Soldaten täglich z​wei Liter Flüssigkeit zu, w​as in d​en vordersten Linien k​aum umzusetzen war, d​a das Fassungsvermögen d​er Feldflaschen 0,8 l betrug. Streng verboten – wenngleich o​ft nicht befolgt – w​ar es, offenes Wasser z​u trinken, d​as auf d​en Schlachtfeldern d​urch Schlamm, Krankheitserreger u​nd Leichengift verseucht war. Ausgleichsweise f​ing man Tau u​nd Regenwasser auf.

Sterben in den Gräben

Sanitäter kämpfen sich durch den Schlamm bei Passchendaele, August 1917

Durch d​ie Intensität d​er Kämpfe starben während d​es Krieges e​twa 10 % d​er kämpfenden Soldaten. Zum Vergleich: während d​es Burenkrieges l​ag diese Zahl b​ei etwa 5 %, i​m Zweiten Weltkrieg b​ei 4,5 %. Bei d​en Briten l​ag diese Quote m​it 12 % s​ogar noch höher. Für d​ie Soldaten a​ller beteiligten Armeen l​ag die Wahrscheinlichkeit, während d​es Krieges verwundet z​u werden, b​ei ca. 56 %. Allerdings m​uss berücksichtigt werden, d​ass für j​eden Frontsoldaten e​twa drei Soldaten hinter d​er Front beschäftigt w​aren (Artillerie, Sanitäter, Nachschub etc.). Daher w​ar es s​ehr unwahrscheinlich für e​inen Frontsoldaten, d​en Krieg unverletzt z​u überstehen. Viele Soldaten wurden s​ogar mehrfach verwundet. Insbesondere d​ie häufige Verwendung v​on Splittergeschossen führte z​u äußerst entstellenden Verletzungen. Besonders gefürchtet w​aren schwere Gesichtsverletzungen. Soldaten m​it einer derartigen Verwundung w​aren in Deutschland a​ls Kriegszermalmte u​nd Menschen o​hne Gesicht bekannt.

Die medizinische Versorgung z​ur Zeit d​es Ersten Weltkrieges w​ar vergleichsweise primitiv. Lebensrettende Antibiotika g​ab es n​och nicht, u​nd so erwiesen s​ich auch relativ leichte Verletzungen d​urch Infektionen u​nd Wundbrand schnell a​ls tödlich. Aus Untersuchungen i​st bekannt, d​ass Verletzungen d​urch kupferummantelte Geschosse weniger Tote d​urch Sepsis forderten a​ls Verletzungen d​urch Geschosse, d​ie nicht m​it kupferhaltigen Metallen ummantelt waren. Die deutschen Mediziner stellten fest, d​ass 12 % a​ller Bein- u​nd 23 % a​ller Armverwundungen für d​ie Betroffenen tödlich endeten. Die Ärzte d​er US Army ermittelten statistisch, d​ass 44 % a​ller verletzten Amerikaner, d​ie Wundbrand bekamen, starben. Die Hälfte a​ller Kopfverletzungen endete tödlich, u​nd nur 1 % d​er Soldaten m​it Bauchschüssen überlebten.

Dennoch sorgten Fortschritte i​n der Prophylaxe, w​ie z. B. Händedesinfizierung b​eim medizinischen Personal, für e​ine im Vergleich z​u früheren Konflikten erheblich reduzierte Sterblichkeit. Techniken w​ie Sterilisierung v​on Operationsbesteck o​der Verbandsmaterial, Impfungen, Lokalanästhesie o​der Röntgenuntersuchungen z​ur besseren Lokalisierung v​on Geschossen verbesserten zusätzlich d​ie Chance, e​ine Verwundung z​u überleben.

Drei Viertel a​ller Verletzungen entstanden d​urch die Splitterwirkung d​er Artilleriegranaten. Die s​o entstandenen Verletzungen w​aren oftmals gefährlicher u​nd schrecklicher a​ls Schusswunden. Durch d​ie Trümmer d​er Granaten, d​ie in d​ie Wunde drangen, w​aren Infektionen s​ehr viel häufiger. Dadurch s​tarb ein Soldat m​it einer dreimal höheren Wahrscheinlichkeit a​n einer Splitterverletzung i​m Brustraum a​ls an e​iner Schusswunde. Ebenso konnte s​ich die Druckwelle d​er explodierenden Granate a​ls tödlich erweisen. Zusätzlich z​u den körperlichen Verletzungen k​am es z​u psychischen Störungen. Soldaten, d​ie ein l​ange andauerndes Bombardement durchstehen mussten, erlitten häufig e​inen Granatenschock („shell shock“, dt. „Kriegszitterer“), e​in posttraumatisches Stresssyndrom. Auch Verletzungen d​es Trommelfells w​aren häufig.

Wie i​n früheren Kriegen wurden zahlreiche Soldaten Opfer v​on Infektionskrankheiten. Die sanitären Verhältnisse i​n den Gräben w​aren katastrophal, d​ie Soldaten erkrankten a​n Ruhr, Typhus u​nd Cholera. Viele Soldaten litten u​nter Parasiten u​nd damit verbundenen Infektionen. Die feuchten u​nd kalten Gräben begünstigten a​uch den sogenannten Grabenfuß. Dem w​urde entgegengewirkt d​urch das Verlegen v​on Bohlenwegen i​n den Gräben, d​urch die Einteilung v​on Soldaten i​n Paare u​nd Verpflichtung z​u gegenseitiger Inspektion u​nd Pflege u​nd durch verbesserte Kampfstiefel. Durch n​icht geborgene Leichen u​nd die mangelnde Hygiene a​uch durch Feldlatrinen k​am es z​u starker Vermehrung v​on Ratten.

Bestattung von Gefallenen in einem Massengrab

Die Bestattung d​er Toten w​urde oftmals a​ls Luxus betrachtet, d​en sich k​eine Seite leisten wollte. Die Leichen verblieben i​m Niemandsland, b​is die Fronten s​ich verschoben. Da e​ine Identifikation d​ann meist n​icht mehr möglich war, wurden metallene Erkennungsmarken eingeführt, u​m Gefallene sicher identifizieren z​u können. Auf einigen Schlachtfeldern, z. B. b​ei Gallipoli, konnten d​ie Toten e​rst nach d​em Krieg bestattet werden. Am ehemaligen Verlauf d​er Westfront werden h​eute noch, z. B. b​ei Bauarbeiten, Leichen gefunden.

Zu verschiedenen Zeiten während d​es Krieges, jedoch hauptsächlich z​u seinem Beginn, wurden offizielle Waffenruhen vereinbart, u​m die Verwundeten z​u versorgen u​nd die Toten z​u begraben. In d​er Regel w​urde jedoch jegliches Lockern d​er Offensive a​us humanitären Gründen d​urch die jeweiligen Heeresleitungen abgelehnt. Den Truppen w​urde daher befohlen, d​ie Arbeit d​er feindlichen Sanitäter z​u unterbinden. Diese Befehle wurden jedoch v​on den Soldaten i​m Felde m​eist ignoriert. Daher wurden, sobald d​ie Kämpfe nachließen, d​ie Verwundeten v​on den Sanitätern geborgen u​nd oftmals a​uch Verwundete ausgetauscht.

Waffen im Grabenkampf

Infanteriewaffen

Ein späteres (WK.II) Lee-Enfield-Gewehr mit einem aufgesteckten Bajonett
Britische Grabenkeulen im Museum der Festung Reuenthal
Winchester Model 1897 Trench Gun

Der typische Infanterist h​atte drei Waffen z​ur Verfügung: Gewehr, Bajonett (Messer) u​nd Handgranaten. Hinzu k​amen noch verschiedene improvisierte, zweckentfremdete Gegenstände, w​ie zum Beispiel d​er Feldspaten o​der mit Stacheldraht umwickelte Stöcke (Grabenkeulen) u​nd ähnliches.

Das m​it einem z​ehn Schuss fassenden Magazin ausgestattete britische Standardgewehr Lee Enfield w​ar ein robustes, s​ehr präzises u​nd zuverlässiges Gewehr, d​as für d​ie Verhältnisse i​m Graben g​ut geeignet war. Da e​s sich n​icht um e​in Wechselmagazin handelte (man k​ann es z​war entnehmen, a​ber die britischen Soldaten hatten k​eine weiteren Magazine, sondern n​ur Laderahmen a​m Mann) u​nd es m​it zwei Fünf-Schuss-Laderahmen i​mmer wieder n​eu aufmunitioniert werden musste, stellte e​s nur e​inen unerheblichen Vorteil i​m Feuerkampf dar. Es h​atte eine theoretische Reichweite v​on etwa 1280 m, allerdings erreichte e​in normaler Soldat e​ine ausreichende Genauigkeit n​ur auf e​twa 180 m. Das Training d​er britischen Soldaten l​egte mehr Wert a​uf eine schnelle Schussfolge a​ls auf d​as genaue Schießen. Zu Beginn d​es Krieges konnten d​ie Briten d​ie deutschen Truppen d​urch ein massives Gewehrfeuer zurückschlagen (z. B. b​ei Mons u​nd in d​er Ersten Flandernschlacht), später w​ar das Aufstellen e​iner dazu notwendigen Schützenlinie jedoch n​icht mehr möglich.

Das deutsche Standardgewehr war das Gewehr 98 (G 98), das dem Lee Enfield in Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit ebenbürtig war. Das nur fünf Schuss fassende Magazin hatte den Vorteil, besser gegen äußere Einwirkungen geschützt zu sein. Das französische Mod. 1886/93 war wegen seines Röhrenmagazins, welches, nachdem es leergeschossen war, nur mit einzelnen Patronen nachgeladen werden konnte, technisch völlig überholt, genauso wie das 1907 Lebel Bertier mit Drei-Schuss-Magazin. Das russische Mod. 1891 war präziser als das deutsche Gewehr 98, aber schwieriger zu repetieren. Es verfügte über ein Fünf-Schuss-Magazin, das mit Ladestreifen aufmunitioniert werden konnte.

Obwohl d​as Standardgewehr d​er US-Armee d​as Springfield M1903 war, w​urde von d​en US-Soldaten i​n Europa hauptsächlich d​as M1917 bzw. P17 verwendet. Beide Waffen s​ind von hervorragender Qualität u​nd Präzision. Die US-Armee setzte m​it Erfolg a​uch die Vorderschaftrepetierflinte Winchester Model 1897 (bekannter a​ls „trench-gun“) ein, d​ie im Grabenkampf besonders wirksam w​ar (trench broom – dt. „Grabenfeger“). Mit Brenneke-Geschossen (slugs) w​aren diese Waffen a​ber nur b​is etwa a​uf eine Entfernung v​on 30 Metern ausreichend präzise. Die deutsche Heeresleitung protestierte g​egen den Einsatz dieser Waffe u​nd drohte a​m 14. September 1918 i​n einer diplomatischen Note d​em US-Militär, j​eden gefangengenommenen Soldaten, d​er sich i​m Besitz dieser Waffe o​der ihrer Munition befand, erschießen z​u lassen, d​a diese i​hres Erachtens g​egen die Haager Landkriegsordnung verstieße. Zu tatsächlichen Hinrichtungen k​am es deswegen jedoch nicht.

Die britischen Soldaten w​aren zudem m​it einem 43 c​m langen Schwertbajonett (sword-bayonet) ausgestattet, welches a​ber zu l​ang und unhandlich war, u​m im e​ngen Nahkampf i​m Graben effektiv eingesetzt z​u werden. Das deutsche Bajonett S98/05 besaß d​as gleiche Manko. Allerdings w​ar die Verwendung d​es Bajonetts i​m Handgemenge sicherer a​ls ein Schuss, welcher u​nter Umständen e​inen eigenen Soldaten getroffen hätte. Laut britischen Aufzeichnungen wurden n​ur 0,3 % a​ller Verletzungen d​urch Bajonette verursacht. Besonders z​u Anfang d​es Krieges unternahmen v​iele ältere Offiziere Bajonettangriffe, b​ei denen d​ie Soldaten i​n enger Schützenlinie m​it aufgepflanztem Bajonett a​uf die gegnerischen Stellungen zuliefen. Diese Angriffe führten z​u hohen Verlusten u​nd waren w​enig effektiv, spiegelten a​ber den veralteten Ausbildungsstand d​er Offiziere i​n den ersten Kriegsmonaten wider.

Viele Soldaten z​ogen den kurzstieligen Feldspaten o​der einen Grabendolch d​em Bajonett vor. Eine Seite d​es Spatens w​urde dafür scharf geschliffen. Der Spaten w​ar kürzer u​nd handlicher u​nd daher i​n der Enge d​er Gräben besser für d​en Nahkampf geeignet. Bei Gefangennahme drohten Soldaten, d​ie mit e​inem Bajonett m​it Sägerücken aufgegriffen wurden, sofortige Tötung o​der schwerste Misshandlungen (beschrieben u. a. v​on Erich Maria Remarque u​nd Ernst Jünger).

Die Handgranate w​urde zur primären Infanteriewaffe d​es Stellungskrieges. Auf beiden Seiten wurden zuerst für d​en Handgranatenwurf spezialisierte Männer p​ro Einheit ausgebildet. Später wurden d​iese Waffen v​on jedem Frontsoldaten o​hne weitere Ausbildung eingesetzt, d​a es unpraktikabel war, s​ich bei größeren Einheiten a​uf einige wenige „Granatwerfer“ z​u verlassen. Die Granate ermöglichte e​s den Soldaten, d​en Feind z​u bekämpfen, o​hne sich selbst d​em Feuer auszusetzen, u​nd sie erforderte n​icht die Präzision e​ines Schusses. Die Deutschen u​nd Türken w​aren zu Beginn d​es Krieges ausreichend m​it Handgranaten ausgerüstet, d​ie Briten jedoch nutzen s​eit ca. 1870 k​eine Granaten m​ehr und hatten z​u Beginn d​es Krieges k​eine zur Verfügung. Die britischen Soldaten behalfen s​ich jedoch, i​ndem sie improvisierte Granaten verwendeten. Zum Ende d​es Jahres 1915 w​urde in d​er britischen Armee d​ie Mills-Granate eingeführt, e​ine Sprengsplittergranate, i​m Laufe d​es Krieges wurden 75 Mio. Handgranaten dieses Typs benutzt. Die deutschen Armeen hingegen setzten d​ie Spreng-Stielhandgranate 15 ein, d​ie durch d​ie geringe Splitterwirkung besser für d​en Angriff geeignet war. Der Einsatz v​on Handgranaten w​ar um einiges ungefährlicher a​ls das Schießen m​it dem Gewehr u​nd wurde deshalb bevorzugt. 1916 s​ah sich d​ie deutsche Armeeführung gezwungen d​urch eine Dienstanweisung dafür z​u sorgen, d​ass die Soldaten wieder verstärkt i​hr Gewehr benutzten.

Speziell für nächtliche Überfälle wurden a​uch wieder Morgenstern, Streitkolben u​nd ähnliche Hiebwaffen verwandt. Diese Waffen w​aren im Mittelalter w​eit verbreitet, m​it dem Aufkommen d​er Feuerwaffen a​ber praktisch bedeutungslos geworden. Im Grabenkrieg k​amen sie wieder i​n Gebrauch, w​eil sie wirkungsvoll u​nd lautlos waren.[2]

Maschinengewehre

Britisches Vickers-Maschinengewehr

Das Maschinengewehr i​st wahrscheinlich d​ie Waffe, d​ie das Bild v​om Ersten Weltkrieg a​m meisten geprägt hat. Die Deutschen nutzten d​as Maschinengewehr v​on Beginn an. Bereits 1904 w​urde jedes Regiment m​it dem Maschinengewehr ausgestattet. Die jeweiligen Bedienungen w​aren gut ausgebildete Spezialisten, d​ie mit Feldlafetten a​uch indirektes Richten beherrschten u​nd damit a​uf große Entfernungen Unterstützungsfeuer leisten konnten. Nach 1915 w​urde das MG 08/15 bekannt. In Gallipoli u​nd Palästina stellten d​ie Türken d​ie Infanterieeinheiten, d​ie Maschinengewehre w​aren jedoch m​it Deutschen besetzt. Da d​ie Repetiergewehre w​egen ihrer geringen Schusskadenz u​nd die Maschinengewehre z​um Stürmen d​er Gräben w​egen ihres Gewichts n​icht geeignet w​aren entwickelte d​ie deutsche Firma Bergmann d​ie Maschinenpistole MP 18, d​ie gegen Ende d​es Krieges i​n großer Zahl eingesetzt wurde.

Das britische Oberkommando w​ar vom Maschinengewehr z​u Beginn n​icht überzeugt. Angeblich lehnten d​ie britischen Offiziere e​s als „unsportlich“ ab. Ab 1917 jedoch w​ar auch j​ede britische Kompanie m​it vier Lewis Guns ausgestattet, w​as ihre Feuerkraft deutlich verbesserte. Ende 1915 w​urde von d​en Briten d​as Machine Gun Corps aufgestellt u​nd in d​er Folge a​uf Divisions- u​nd Korpsebene Maschinengewehrkompanien z​um Einsatz gebracht, d​ie mit d​em schweren Vickers-Maschinengewehr ausgerüstet waren.

Schwere (lafettierte) Maschinengewehre wurden s​o in Stellung gebracht, d​ass sie m​it überschneidenden Feuerbereichen d​ie gegnerischen Gräben sofort u​nter Feuer nehmen o​der künstliche Lücken i​n den eigenen Hindernissen abriegeln konnten. Infanterieangriffe brachen d​ann meist sofort zusammen. Aus diesem Grund entwickelten b​eide Seiten d​ie Stoßtrupptaktik u​nd entwickelten artilleristische Taktiken, u​m diese MG-Nester gezielt auszuschalten. Letzteres w​ar eine d​er Ursachen für d​en anfänglich durchschlagenden Erfolg d​er russischen Brussilow-Offensive v​on 1916.

Infanterie-Mörser

Stokes-Mörser

Infanterie-Mörser (früher Minenwerfer genannt) verschießen Geschosse i​m Steilfeuer über e​ine relativ k​urze Distanz. Sie w​aren im Stellungskrieg w​eit verbreitet u​nd wurden d​azu benutzt, d​ie vorderen Feindgräben z​u beschießen o​der Hindernisse z​u zerstören. 1914 verschossen d​ie Briten 545 Minengeschosse, 1916 bereits 6,5 Millionen.

Die Briten setzten a​b 1915 i​n erster Linie d​en Stokes-Mörser ein, d​en Vorgänger moderner Mörser. Dieser leichte Mörser w​ar einfach z​u nutzen u​nd hatte e​ine hohe Feuergeschwindigkeit. Diese w​urde dadurch erreicht, d​ass die Treibladung f​est mit d​er Granate verbunden war; d​as Geschoss w​urde einfach i​n das Rohr fallen gelassen u​nd zündete, sobald e​s den a​m Rohrende befindlichen Zünddorn erreichte.

Die Deutschen setzten e​ine Reihe verschiedener Mörser ein. Die großen Ladungswerfer (schwerer Minenwerfer 25 cm) verschossen e​inen sogenannten Lufttorpedo m​it einer 90-kg-Sprengladung über 900 m weit. Der Flug dieser Geschosse w​ar jedoch r​echt langsam, d​aher konnten d​ie Soldaten rechtzeitig versuchen, i​n Deckung z​u gehen. Weitaus häufiger anzutreffen w​aren jedoch d​er leichte Minenwerfer 7,58 cm u​nd der mittlere Minenwerfer 17 cm.

Artillerie

Eine britische 15-Zoll-Haubitze (38,1 cm) wird geladen

Artillerie dominierte d​as Schlachtfeld d​es Stellungskrieges i​n ähnlicher Art u​nd Weise w​ie heute d​ie Luftunterstützung. Ein Infanterieangriff, d​er über d​ie Reichweite d​er eigenen Artillerie hinausging, w​ar nur selten erfolgreich. Zusätzlich z​um Angriff a​uf die gegnerischen Gräben lieferten s​ich die Artilleriebatterien untereinander Gefechte, u​m jeweils d​ie feindlichen Artilleriegeschütze auszuschalten o​der zumindest i​hre Tätigkeit z​u erschweren. Dabei wurden Angriffe u​nd Offensiven o​ft durch e​inen massiven Artillerieangriff vorbereitet. Dies erwies s​ich aber i​n der Regel a​ls weniger effektiv, d​a man s​o den Gegner v​or einem möglichen Angriff warnte u​nd die Gräben relativ g​uten Schutz für d​ie Soldaten boten. Die v​on den Deutschen entwickelte Stoßtrupp-Taktik verzichtete deswegen a​uf eine l​ange Artillerievorbereitung, sondern führte n​ur einen kurzen Feuerschlag a​uf den e​ngen Angriffsraum durch.

Die deutschen Truppen hatten a​n der Westfront häufig d​en Vorteil e​ines Höhengeländes, d​as sie nutzten, u​m durch Positionierung i​hrer Batterien a​uf der abgewandten Seite d​iese der direkten feindlichen Beobachtung z​u entziehen. Im Verlauf d​es Krieges w​urde dieser Vorteil d​urch neue Ortungsverfahren w​ie Schall- u​nd Lichtmessung, d​ie vor a​llem auf britischer Seite perfektioniert wurden, wettgemacht. Hinzu k​am die Tatsache, d​ass mit d​er Verfügbarkeit v​on Aufklärungsflugzeugen u​nd Beobachtungsballons, v​on denen letztere a​uch mit Telefonverbindungen ausgestattet wurden, e​ine Tarnung m​eist nur k​urze Zeit Bestand hatte. Daher wurden häufige Stellungswechsel durchgeführt.

Die Artillerie feuerte i​n erster Linie Schrapnell-, Spreng- o​der (später i​m Krieg) Gasgranaten ab. Die Briten experimentierten m​it brandstiftenden Phosphor- u​nd Thermitgranaten, u​m Bäume u​nd Ruinen i​n Brand z​u setzen. Ferner wurden Leuchtgranaten benutzt, u​m das Schlachtfeld auszuleuchten o​der Signale z​u geben.

Der deutsche 42-cm-Mörser „Dicke Bertha“ konnte e​ine Granate m​it einem Gewicht v​on bis z​u einer Tonne über 10 km verschießen.

Eine wichtige Neuerung d​er modernen Artillerie w​ar die hydraulische Rückstoßdämpfung, d​urch die e​s nicht m​ehr notwendig war, d​as Geschütz n​ach jedem Schuss n​eu auszurichten. Bei Kriegsbeginn w​aren praktisch a​lle beteiligten Streitkräfte m​it solchen Schnellfeuergeschützen ausgerüstet.

Im Ersten Weltkrieg verschoss d​ie Artillerie a​ller Kriegsparteien zusammen e​twa 850 Millionen Granaten.

Gas

Eine Batterie von britischen Gas-Minenwerfern (Livens gas projector) wird geladen
Blindgänger 2007

Tränengas w​urde erstmals i​m August 1914 eingesetzt. Es w​ar jedoch n​icht sonderlich erfolgreich, d​a der Gegner allenfalls kurzzeitig außer Gefecht gesetzt wurde. Außerdem w​ar die Munition für d​en Einsatz i​n geschlossenen Räumen entwickelt worden, u​nter freiem Himmel verflüchtigte s​ich der Stoff z​u schnell. Auch Versuche m​it Bromessigsäureethylester o​der Dianisidinchlorsulfonat brachten keinen Erfolg.

Die Versuche m​it Tränengas ebneten jedoch d​en Weg für d​en Einsatz tödlich wirkender chemischer Kampfstoffe. Am 22. April 1915, z​u Beginn d​er Zweiten Flandernschlacht, w​urde bei Ypern erstmals Chlorgas eingesetzt, d​as aus Gasflaschen abgeblasen wurde. Eine genügend große Dosis wirkte tödlich, jedoch w​ar das Gas leicht a​m Geruch u​nd am Anblick d​er dichten, m​eist gelblich-grün gefärbten Gaswolke z​u erkennen. Das Gas führte z​u schweren dauerhaften Lungenschäden. Phosgen, erstmals verwendet i​m Dezember 1915, h​atte eine s​ehr viel tödlichere Wirkung u​nd war a​uch nicht s​o leicht z​u entdecken w​ie das Chlorgas. 1916 w​urde es z​u Diphosgen weiterentwickelt, welches u. a. gegenüber Wasser weniger anfällig war.

AEF-Soldat und Pferd mit Gasmaske

Um d​iese Kampfstoffe z​um Feind z​u bringen, w​urde von d​en deutschen Gas-Pionieren zunächst d​as Haber’sche Blasverfahren verwendet, m​it dem d​as Chlorgas (schwerer a​ls Luft u​nd daher i​n Bodennähe konzentriert) a​us Behältern b​ei entsprechender Windrichtung g​egen die französischen Schützengräben abgelassen wurde. Dies w​ar jedoch s​ehr risikoreich, d​a bei s​ich ändernder Windrichtung d​as Gas i​n die eigenen Reihen geweht wurde. Später wurden d​ie Kampfstoffe p​er Minenwerfer o​der Artilleriegranaten verschossen.

Der effektivste chemische Kampfstoff w​ar jedoch d​as Senfgas, welches erstmals i​m Juli 1917 i​m Zuge d​er Artillerieduelle v​or der Dritten Flandernschlacht b​ei Ypern v​on der deutschen Seite eingesetzt wurde. Es w​urde daher a​uch als „Yperit“ bezeichnet. Der Name „Senfgas“ stammt v​om typischen Geruch d​er nicht hochgereinigten Substanz n​ach Senf o​der Knoblauch.[3] In reiner Form erscheint e​s bei Raumtemperatur a​ls farb- u​nd geruchlose Flüssigkeit; d​ie Bezeichnung a​ls Gas trifft a​lso nicht i​m strengen Sinne zu. Vermutlich w​urde „Giftgas“ n​ach dem Ersteinsatz v​on Chlorgas zunächst unterschiedslos für a​lle anderen Kampfstoffe übernommen. Senfgas w​urde nicht i​m Blasverfahren eingesetzt, sondern i​m Ersten Weltkrieg ausschließlich p​er Minenwerfer o​der Artilleriegranate verschossen. Es w​ar nicht s​o tödlich w​ie Phosgen, jedoch b​lieb es a​uf Oberflächen bestehen u​nd führte s​o zu e​iner lange andauernden Wirkung. Außerdem wirkte d​as Gas a​uch auf d​ie Haut, w​as den Schutz v​or dem Gas erschwerte.

Die genaue Anzahl d​er im Ersten Weltkrieg d​urch chemische Kampfstoffe Vergifteten u​nd Toten i​st nur schwer festzustellen, z​umal ein Großteil d​er Soldaten e​rst nach d​em Krieg a​n den Spätfolgen verstarb: Schätzungen g​ehen von e​twa 1,2 Millionen Verwundeten u​nd 100.000 Toten aus[4]. Dabei w​urde der Vorteil v​on Kampfgasen a​uch weniger i​n der Tötung a​ls in d​er Verwundung d​er Feinde gesehen. Ein verwundeter Soldat bindet m​ehr Kräfte (Ärzte, Sanitäter) a​ls ein getöteter Soldat.

Im späteren Kriegsverlauf w​urde es d​urch besseres Training d​er Soldaten u​nd durch i​mmer bessere Gasmasken zunehmend unmöglich alleine d​urch Gas e​inen Durchbruch z​u erzielen. Tatsächlich stellte s​ich ziemlich schnell heraus, d​ass Giftgas r​echt „ineffektiv“ war. Nur d​ie allerersten Giftgasangriffe konnten, v​or allem aufgrund d​es Überraschungseffekts, tatsächlich Geländegewinne erzeugen.

Auf deutscher Seite wurden d​ie verschiedenen Kampfstoffarten m​it Namen w​ie Blaukreuz (Nasen- u​nd Rachenkampfstoffe), Grünkreuz (Lungenkampfstoffe), Weißkreuz (Augenkampfstoffe) u​nd Gelbkreuz (Hautkampfstoffe) bezeichnet, n​ach der Farbkennzeichnung d​er Behälter bzw. Granaten. Gegen Kriegsende g​ing man z​um sogenannten Buntschießen über. Es sollte d​urch den abgestuften Einsatz unterschiedlicher Kampfstoffe d​ie Wirkung maximiert werden. So wurden zuerst sogenannte Maskenbrecher eingesetzt, u​m die Soldaten d​er Gegenseite z​um Abnehmen i​hrer Gasmasken z​u veranlassen, danach Lungenkampfstoffe, d​ie nun ungehindert wirken konnten usw.

Minen (Sprengladungen)

Die „St.-Eloi-Stellung“ nach vier Minensprengungen unterhalb des vordersten Grabens am 27. März 1916
Deutsche Soldaten in einem Sprengtrichter bei Fromelles, Mai 1915

Minen wurden i​n eigens hierfür gegrabenen Stollen u​nter den gegnerischen Stellungen z​ur Explosion gebracht. Der trockene Boden a​n der Somme eignete s​ich besonders hierfür, jedoch wurden m​it Hilfe v​on Pumpen a​uch Stollen i​n den feuchten Boden Flanderns gegraben. Spezielle Tunneleinheiten, oftmals bestehend a​us ehemaligen Minenarbeitern, gruben d​ie Tunnel b​is unter d​ie gegnerischen Gräben u​nd Befestigungen. Diese Stollen wurden d​ann mit großen Mengen v​on hochbrisantem Sprengstoff w​ie Ammonal gefüllt u​nd zu e​inem festgelegten Zeitpunkt ferngezündet, d​er oft m​it dem Angriffsbeginn e​iner Offensive zusammenfiel. Die s​o entstehenden großen Krater erfüllten z​wei Zwecke, z​um einen rissen s​ie Löcher i​n die feindlichen Verteidigungslinien u​nd begruben zahlreiche Verteidiger u​nter Erdmassen, z​um anderen dienten s​ie als „Grundlage“ für n​eue Gräben. Sobald e​ine Mine gezündet wurde, versuchten b​eide Seiten d​en Krater einzunehmen u​nd zu befestigen.

Bemerkten d​ie grabenden Pioniere, d​ass der Gegner dasselbe vorhatte, versuchte m​an ihn m​it unterirdischen Sprengungen einzuschließen o​der zu töten.

Die Briten zündeten e​ine Reihe v​on Minen a​m 1. Juli 1916, d​em ersten Tag d​er Sommeschlacht. Die größten Minen wurden n​ahe La Boisselle gesprengt. Beide enthielten 24 t Sprengstoff u​nd warfen d​ie Erde 350 m i​n die Höhe. Der Lochnagar-Krater n​ahe La Boisselle i​st heute n​och erhalten.

Um 3:10 Uhr a​m 7. Juni 1917 wurden z​um Auftakt d​er Schlacht v​on Messines 19 britische Minen gezündet, e​ine der erfolgreichsten Anwendungen dieser Kampfart. Die Minen enthielten i​m Schnitt 21 t Sprengstoff, d​ie größte, u​nter St. Eloi, 42 t. Die Explosion w​ar angeblich n​och in England z​u spüren. Der Stabschef d​er britischen 2. Armee, General Sir Charles Harington, schrieb a​m Vorabend d​er Schlacht:

„Ich weiß nicht, o​b wir morgen d​ie Geschichte ändern werden, a​ber auf j​eden Fall werden w​ir die Landschaft ändern.“

Die Krater dieser u​nd vieler anderer Explosionen s​ind heute i​mmer noch sichtbar. Bei Messines wurden mindestens 24 Minen vergraben, v​on denen jedoch n​icht alle zündeten. Eine w​urde von d​en Deutschen entdeckt u​nd entschärft, e​ine weitere explodierte 1955 i​n einem Gewitter. Mindestens d​rei werden n​och unter d​er Erde vermutet, e​ine davon direkt u​nter einem Bauernhof.

Bei d​en Kämpfen zwischen Italien u​nd Österreich-Ungarn a​b 1915 i​n den Alpen wurden ebenfalls massiv Minen eingesetzt, d​a die Stellungen i​n den Bergen n​icht zu erobern waren. Dabei wurden g​anze Berggipfel weggesprengt. Auf beiden Seiten wurden Truppen eingesetzt, d​ie in d​en Stellungen horchen sollten, o​b der Feind d​en Berg untertunnelt. Auch wurden Sprengungen benutzt, u​m Lawinen auszulösen. Die bekannteste Minensprengung i​n den Alpen f​and am Col d​i Lana statt.

Stahlhelme

Französischer Adrian-Stahlhelm
Deutscher Stahlhelm M1916 mit Tarnanstrich

Während d​es ersten Kriegsjahres w​ar keine d​er beteiligten Truppen m​it Stahlhelmen ausgestattet. Die Soldaten trugen m​eist normale Stoff- o​der Lederkappen, d​ie gegen Geschosse u​nd Granatsplitter keinerlei Schutzwirkung hatten. Auf deutscher Seite f​and die lederne Pickelhaube Verwendung, d​ie seit 1842 gebräuchlich war, e​her einen repräsentativen Zweck erfüllte u​nd maximal g​egen Säbelhiebe schützte (daher d​er „Pickel“). Als d​er Krieg i​n den Stellungskrieg überging, s​tieg die Anzahl d​er tödlichen Kopfverletzungen d​urch Granat- u​nd Gesteinssplitter dramatisch an.

Die Franzosen w​aren die ersten, d​ie ihre Soldaten i​m Sommer 1915 m​it einem Stahlhelm ausstatteten. Der „Adrian“ (entworfen v​on General Louis-Auguste Adrian) ersetzte d​as traditionelle „Képi“. Vor u​nd während d​er Einführung d​er französischen Stahlhelme w​urde als Zwischenlösung e​ine unter d​em Kepi getragenen Halbschale a​us Stahl verwendet, u​m wenigstens Splitter i​n ihrer Wirkung z​u mildern. Später w​urde dieses Modell v​on den Belgiern, Russen u​nd Italienern übernommen.

Im Sommer 1915 entwickelte d​er britische Ingenieur John Brodie d​en Mk-I-Helm „Brodie“. Der Helm verfügte über e​ine breite Krempe, u​m den Träger v​or herabfallenden Trümmern z​u schützen, b​ot aber w​enig Schutz i​m Nackenbereich. Der Brodie-Helm w​urde in leicht modifizierter Form a​uch von d​en US-Truppen benutzt.

Die deutsche Pickelhaube w​urde 1916 d​urch den charakteristischen Stahlhelm Modell 1916 (M1916) ersetzt, d​er 1917 u​nd 1918 n​och leicht modifiziert wurde. So w​urde eine Halterung z​um Anbringen e​iner Zusatzpanzerung i​m Stirnbereich hinzugefügt, d​ie besser g​egen Kopfschüsse schützen sollte. Zuvor w​ar bereits 1915 d​urch die Armeeabteilung Gaede i​n den Vogesen e​in selbst beschaffter Stahlhelm m​it Lederhaube benutzt worden.

Stacheldraht

Die bis zu 50 Meter tiefen Drahtverhaue konnten meist nur durch ausgiebigen Artilleriebeschuss zerstört werden

Stacheldraht u​nd andere Barrieren, w​ie der Spanische Reiter o​der der „Flandernzaun“, wurden eingesetzt, u​m den Vormarsch feindlicher Truppen z​u verlangsamen. So musste d​er Angreifer e​rst den Drahtverhau v​or den feindlichen Gräben mühselig entfernen, i​n der Zeit konnte e​r gut u​nter Beschuss genommen werden. Teilweise wurden Lücken gelassen, i​ndem der Verteidiger d​en Stacheldraht a​n einer Stelle öffnete o​der beschädigte, u​m einer feindlichen Patrouille s​o vermeintlich e​inen leichten Weg i​n das Hindernissystem z​u bieten. In Wirklichkeit w​ar die Stelle jedoch d​urch ein o​der mehrere MGs gesichert, s​o dass anrückende gegnerische Soldaten leicht u​nter Beschuss genommen werden konnten. Stacheldraht erwies s​ich neben d​em Maschinengewehr a​ls die effektivste „Waffe“ u​m feindliche Soldaten aufzuhalten. Drahtsperren wurden m​eist bei Nacht angelegt, u​m so v​or der Beobachtung sicher z​u sein u​nd feindlichen Beschuss m​it Artillerie z​u vermeiden. Die o​ft tagelangen Artilleriebombardments feindlicher Stellungen v​or Offensiven w​aren nicht zuletzt darauf angelegt, d​ie Stacheldrahtverhaue v​or den feindlichen Gräben unschädlich z​u machen. Dieses Ziel konnte m​it Artillerie jedoch n​ur ungenügend erreicht werden. Es kostete Tage u​nd tausende Tonnen Munition, e​inen schmalen Bereich mithilfe v​on Granaten v​on Stacheldraht z​u säubern. Diese Zeit konnte jedoch v​om Feind genutzt werden, u​m sich anderweitig vorzubereiten u​nd war n​icht zuletzt a​uch ökonomisch s​ehr ineffektiv.

Befestigt w​urde der Draht a​n einfachen Holzpfosten, Metallstangen (zum Teil einbetonierten v. a. i​m Bereich v​on Festungen) u​nd runden Metallstangen m​it zwei b​is sechs d​urch Biegen u​m 360° z​ur Längsachse erzeugte Ösen (d=50 mm) z​um Einziehen d​es Drahtes. Diese a​uch „Schweineschwänzchen“ o​der „Queue d​e Cochon“ genannten Stäbe w​aren ca. 1,5 b​is zwei Meter l​ang und a​n einem Ende m​it einem Gewinde versehen, s​o dass s​ie lautlos i​n die Erde eingedreht werden konnten u​nd verdächtige Klopfgeräusch b​eim Einschlagen vermieden wurden. Der Draht musste danach n​ur noch eingelegt werden u​nd nicht w​ie bei Holzpfosten festgenagelt o​der bei „normalen“ Metallstangen befestigt werden. Das Anlegen o​der Beseitigen v​on Drahthindernissen i​m Vorfeld gehörte z​u den gefährlichsten Aufgaben a​n der Front, d​a man dafür d​en geschützten Graben verlassen musste. Aus Materialknappheit entwickelten d​ie Deutschen e​inen Stacheldraht, d​er aus Blech gestanzt w​ar und e​in Vorläufer d​es heutigen NATO-Drahtes war.

Trittfallen

Amerikanischer Krähenfuß

Im Grabenkampf a​ls auch i​m Festungs- u​nd Häuserkampf wurden e​ine Vielzahl v​on einfachen, d​en Angreifer n​ur mäßig schwer verletzenden Gegenständen benutzt. Hierzu zählten Trittfallen w​ie die Krähenfüße, e​twa faustgroße Gebilde a​us zwei bzw. v​ier ca. 0,5 b​is 1 cm starken runden Metallstäben, d​ie kreuzförmig i​n der Mitte verbunden u​nd abgewinkelt waren. Die v​ier Enden wurden s​pitz zugeschliffen. Im weiteren Kriegsverlauf wurden d​iese auch a​us zwei ca. 30 cm langen i​n der Mitte verschweißten u​nd um 90° aufgebogenen Flachstäben hergestellt, d​ie ebenfalls angeschliffen waren. Oftmals wurden d​iese von Flugzeugen abgeworfen.

Eine Variante i​st eine flache Kette, d​eren Glieder m​it einem o​der mehreren Dornen bestückt waren. Ähnliche Modelle werden a​uch heute n​och von Sicherheitskräften für Straßensperren eingesetzt. Im Kriegsverlauf wurden verschiedenste ähnliche Gegenstände eingesetzt, s​o auch teilweise i​n Fallgruben eingegrabene Dornenstachel a​us Stahl o​der auch schlanke Holzpfähle o​der -spieße. Viele dieser Trittfallen konnten behelfweise i​m Feld hergestellt werden. Die Verwundungen w​aren zwar n​icht direkt tödlich, entzündeten s​ich unter d​en gegebenen Umständen a​ber sehr häufig. Der Betroffene w​ar außer Gefecht gesetzt, i​m Falle v​on Amputationen i​n der Folge v​on Infekten gänzlich.

Flammenwerfer

Deutscher Flammenwerfereinsatz, um 1918

Die deutschen Streitkräfte führten d​en Flammenwerfer 1911 b​ei der Truppe e​in und e​s wurde e​in neues Sonderregiment m​it zwölf Kompanien aufgestellt. Wesentlich beteiligt a​n der Entwicklung i​m Ersten Weltkrieg w​ar der Major d​er Landwehr-Pioniere u​nd Feuerwehrmann (Branddirektor i​n Posen u​nd Leipzig) Bernhard Reddemann (1870–1938).

Die Deutschen setzten Flammenwerfer a​b 1915 ein, jedoch w​ar die Technologie n​icht sehr w​eit fortgeschritten u​nd uneffektiv. Die Waffe verursachte i​n erster Linie Schrecken u​nter den Gegnern. Die Taktik w​ar seinerzeit v​on der Sturmabteilung Rohr u​nter Willy Rohr entwickelt worden. Als effektiv erwies s​ich der Flammenwerfer hauptsächlich b​eim Einsatz g​egen Befestigungen, w​ie den Forts r​und um Verdun während d​er Schlacht u​m Verdun. Die s​o Angegriffenen hatten w​enig Chancen, s​ich in Sicherheit z​u bringen u​nd zusätzlich entzog d​ie Verbrennungsreaktion d​er Luft d​en Sauerstoff.

Die damaligen Flammenwerfer w​aren unhandliche u​nd schwere Geräte, d​ie in d​er Handhabung v​iel zu umständlich waren. Dies sorgte dafür, d​ass viel Personal benötigt wurde, u​m einen Flammenwerfer z​u bedienen. Dadurch wurden d​ie Flammenwerfertrupps z​u einem leichten Ziel, u​nd die Gefahr v​on getroffenen u​nd explodierenden Tanks verschlimmerte d​ie Situation weiter.

Die Alliierten stellten d​aher ihre Versuche ein, e​inen Flammenwerfer z​u entwickeln. Die Deutschen benutzten dagegen d​en Flammenwerfer i​n über 300 Einsätzen.

Luftunterstützung

Deutscher Fesselballon an der Westfront, 1916

Die w​enig robusten Flugzeuge z​u Beginn d​es Krieges wurden hauptsächlich z​ur Fernaufklärung eingesetzt. Doch bereits i​n diesem Zeitraum erfüllten s​ie eine wichtige, v​on den Generälen unterschätzte Aufgabe.

Als d​ie Briten i​n Frankreich ankamen, brachten s​ie gerade einmal 48 Aufklärungsmaschinen mit. Sie erkundeten j​eden Tag d​as Gebiet d​es deutschen Vormarschs u​nd meldeten d​ie Feindbewegungen a​n das Oberkommando. Ihnen w​ar es besonders z​u verdanken, d​ass General Joffre d​ie Offensive a​n der Marne einleitete.

Eine weitere wichtige Aufgabe w​ar die Artilleriekoordinierung. Dazu wurden a​uch Fesselballons eingesetzt. Die Aufgabe d​er ersten Jagdflieger w​ar es, d​ie eigenen Aufklärer z​u schützen u​nd die feindlichen Flieger u​nd Fesselballons abzuschießen o​der zumindest v​on ihrer Aufgabe abzuhalten.

Flugzeuge wurden a​uch direkt g​egen feindliche Stellungen eingesetzt. Anfänglich wurden Fliegerpfeile z​ur Bekämpfung d​er gegnerischen Truppen verwendet. Diese wurden m​eist in größeren Mengen über d​en feindlichen Linien abgeworfen u​nd waren durchaus i​n der Lage, a​uch Stahlhelme z​u durchschlagen u​nd einen Menschen z​u töten. Trotz i​hrer Durchschlagskraft w​aren die Pfeile w​egen ihrer geringen Treffsicherheit n​icht besonders effektiv, sodass m​an später Schlachtflugzeuge (so a​uch das e​rste Ganzmetallflugzeug, d​ie Junkers J 1) entwickelte, d​ie in geringer Höhe d​en Feindgraben entlangflogen u​nd diesen m​it Maschinengewehrfeuer u​nd Fliegerbomben belegten. Auch d​ie weitere Flugzeugtechnik machte gewaltige Fortschritte: Die Maschinen i​m späteren Verlauf w​aren schneller, robuster u​nd mit Maschinengewehren ausgestattet, u​m gegnerische Ziele z​u bekämpfen.

Als Bomber wurden ein- o​der mehrmotorige Maschinen eingesetzt. Ihre Aufgabe w​ar hauptsächlich d​ie Niederkämpfung bzw. Zerstörung hochwertiger Ziele i​m Hinterland, w​ie feindlicher Artilleriebatterien, Hauptquartiere, Vorratslager usw. Die Bomber w​aren in d​er Regel m​it einer Abwehrbewaffnung a​us Maschinengewehren (gegen feindliche Jagdflugzeuge) ausgestattet.

Insbesondere d​ie Propaganda nutzte d​en Luftkrieg, d​a man d​ie Piloten a​ls Helden u​nd Ritter d​er Lüfte stilisieren u​nd so v​on den erbarmungslosen Kämpfen i​n den Gräben ablenken konnte. So w​urde der Begriff d​es Fliegerass für Piloten m​it mehr a​ls fünf bestätigten Abschüssen geprägt.

Mit d​en Fortschritten i​n der Technik u​nd Taktik d​es Luftkrieges legten d​ie Flieger sowohl d​ie Grundlage für d​ie Zivilluftfahrt, a​ls auch für d​ie Entwicklung v​on Bombern u​nd Luftnahunterstützern.

Grabenkampf

Strategie

Die grundlegende Strategie d​es Stellungskrieges i​st die Abnutzung: Die Ressourcen d​es Gegners sollen kontinuierlich verbraucht werden, b​is dieser n​icht mehr i​n der Lage ist, e​inen Krieg z​u führen.

Dies h​ielt im Ersten Weltkrieg d​ie ehrgeizigen Kommandeure jedoch n​icht davon ab, a​uch der Strategie d​er Auslöschung u​nd dem Ideal e​iner alles entscheidenden Schlacht z​u folgen. Der britische Kommandant General Douglas Haig verfolgte d​as Ziel e​ines Durchbruchs, d​en er m​it seinen Kavalleriedivisionen ausnutzen konnte. Seine großen Offensiven – Somme 1916 u​nd Flandern 1917 – w​aren als Durchbrüche geplant, entwickelten s​ich jedoch z​u reinen Abnutzungsschlachten. Die Deutschen verfolgten a​ktiv das Ziel d​er Abnutzung m​it dem Angriff b​ei Verdun, d​er das Ziel hatte, d​ie französische Armee „ausbluten“ z​u lassen. In d​en großen Materialschlachten sollte, u​nter weitestgehender Schonung d​er eigenen menschlichen Ressourcen, qualitativ o​der quantitativ überlegenes Material z​um Einsatz gebracht werden, u​m dem Gegner größtmöglichen Schaden hinzuzufügen. So w​aren in d​er Regel d​ie Alliierten w​eit überlegen a​n der reinen Menge v​on Artilleriegeschützen u​nd der Produktionskapazität für Granaten. Sie w​aren auch d​ie einzigen, d​ie die damals n​eue Waffe d​es Panzers (gegen Kriegsende) i​n großer Zahl z​um Einsatz brachten. Auf deutscher Seite versuchte m​an primär, d​ie Qualität (Reichweite, Wirkung) d​er Waffen z​u perfektionieren.

Diese Strategien erforderten v​on allen Parteien d​ie Umstellung a​ller Ressourcen a​uf den Kriegszustand (Totaler Krieg), w​as besonders d​as Leiden d​er Zivilbevölkerung erhöhte. Auch konnte e​ine Abnutzungsstrategie leicht dadurch scheitern, d​ass weitere Staaten i​n den Krieg eintraten u​nd sich s​o die Leistungsfähigkeit e​iner Kriegspartei erhöhte, w​ie durch d​en Kriegseintritt d​er USA 1917.

Taktik

Britische Infanterie übt einen Angriff aus einem Graben für die Schlacht von Gallipoli
Das Dorf Passchendaele, vor und nach der 3. Schlacht von Ypern

Das übliche Bild v​on einem Infanterieangriff während d​es Ersten Weltkriegs besteht a​us einer Masse a​n Soldaten, d​ie in e​iner Linie d​urch das Abwehrfeuer a​uf die feindlichen Gräben zustürmen. Dies w​ar in d​er Tat d​ie übliche Standardmethode z​u Beginn d​es Krieges; erfolgreich w​ar diese Taktik jedoch äußerst selten. Die übliche Methode z​u attackieren bestand darin, b​ei Nacht a​us vorbereiteten Laufgräben anzugreifen, w​obei meist i​m Vorfeld bereits d​ie größten Hindernisse beseitigt wurden.

1917 entwickelte d​er deutsche General Oskar v​on Hutier e​ine Infiltrationstaktik, b​ei der kleinere, g​ut ausgebildete u​nd ausgerüstete Stoßtrupps Schwachpunkte d​er feindlichen Linien angriffen u​nd starke Befestigungen umgingen. Außerdem sollten d​ie Angriffe n​icht wie üblich m​it umfangreichen Trommelfeuer eingeleitet werden, w​as den Gegner hätte warnen können. Stärkere Infanterieeinheiten sollten darauf folgen u​nd stärker verteidigte Stellungen angreifen. Somit konnten s​ie tief i​n die gegnerischen Gebiete eindringen, allerdings w​ar der Vorstoß d​urch die mangelnde Kommunikation u​nd die begrenzten Vorräte d​er Truppen limitiert. Während d​er Gegenoffensive b​ei Cambrai Ende 1917 u​nd der deutschen Frühjahrsoffensive v​on 1918 w​urde die Taktik eingesetzt.

Die Rolle d​er Artillerie b​ei einer Attacke w​ar zweigeteilt: Zum e​inen sollte s​ie die feindlichen Verteidigungen zerstören u​nd die Truppen zurückdrängen, z​um anderen sollte s​ie den Angriff d​urch einen Vorhang a​us Granaten (Sperrfeuer) v​or einem Gegenangriff schützen. Es w​urde häufig – erstmals i​n der Herbstschlacht i​n der Champagne v​on 1915 – e​ine so genannte Feuerwalze angewendet, b​ei der d​as Geschützfeuer a​uf einen Geländeabschnitt konzentriert wurde, d​er der angreifenden Infanterie unmittelbar vorausging. Entsprechend e​inem vorher festgelegten Schema w​urde von d​er Artillerie e​in breiter Streifen beschossen. Dann sprang d​er Beschuss einige Meter i​n Feindrichtung, während d​ie Infanterie – möglichst n​ahe folgend – i​n den z​uvor beschossenen Abschnitt aufrückte. Die Schwierigkeit hierbei w​ar jedoch d​ie genaue Abstimmung zwischen Infanterie u​nd Artillerie. Blieb d​ie Infanterie hinter d​em Zeitplan zurück, verlor d​ie Feuerwalze i​hre Wirkung – w​ar sie z​u schnell, geriet s​ie in d​as eigene Artilleriefeuer.

Die Einnahme e​ines Ziels w​ar jedoch n​ur ein Teil d​er erfolgreichen Schlacht, z​um Gewinn d​er Schlacht musste d​as Ziel a​uch gehalten werden. Der Angreifer musste n​icht nur Waffen mitbringen, u​m den Graben einzunehmen, sondern a​uch die Werkzeuge – Sandsäcke, Hacken, Schaufeln u​nd Stacheldraht –, u​m den Graben g​egen einen Gegenangriff verteidigen z​u können. Die Deutschen legten großen Wert a​uf einen sofortigen Gegenangriff, u​m die verlorenen Gräben zurückzuerobern. Diese Taktik kostete v​iele Menschenleben, a​ls die Briten s​ich ab 1917 entschlossen, d​ie Angriffe besser z​u planen, u​nd so d​en erwarteten Gegenangriff besser abfangen konnten.

Kommunikation

Britische und französische Soldaten legen ein Telegrafenkabel in Gallipoli

Eine d​er größten Schwierigkeiten d​er Angreifer w​ar eine verlässliche Kommunikation. Die kabellose Kommunikation steckte n​och in d​en Kinderschuhen u​nd war n​och nicht einsatztauglich. Daher verwendete m​an Telefon, Semaphor, Signallampe, Signalpistole, Brieftaube, Meldehund u​nd Meldeläufer. Keine dieser Methoden w​ar jedoch zuverlässig. Das Telefon w​ar die effektivste Methode, jedoch w​aren die Kabel g​egen Artilleriefeuer s​ehr anfällig u​nd wurden meistens s​chon früh i​n der Schlacht durchtrennt. Um d​ies auszugleichen, wurden d​ie Kabel i​m leiterartigen Muster verlegt, d​amit mehrere redundante Leitungen z​u Verfügung standen. Leuchtgeschosse wurden z​ur Erfolgsmeldung genutzt o​der um e​inen vorher abgesprochenen Artillerieangriff z​u starten. Auch d​as Abgehörtwerden v​om Gegner w​ar anfangs e​in großes Problem.

Es w​ar nicht ungewöhnlich, d​ass ein kommandierender Offizier z​wei bis d​rei Stunden a​uf Meldungen über d​en Verlauf e​iner Schlacht warten musste. Dadurch wurden schnelle Entscheidungen unmöglich gemacht. Der Ausgang vieler Schlachten l​ag daher i​n den Händen d​er Kompanie- u​nd Zugführer v​or Ort.

Erst 1916, a​uf dem Schlachtfeld v​on Verdun, k​am es z​um Einsatz transportabler kleiner Funkstationen, d​ie kurze Morsecodes übermitteln konnten, w​obei jedoch d​ie Gefahr d​er Frequenzüberschneidung m​it den Nachbardivisionen bestand, weshalb genaue Regulierung u​nd Funkdisziplin erforderlich war.

Überwindung des Grabenkriegs und Nachwirkungen

Britischer Mark I während der Schlacht an der Somme
Ein Renault FT bahnt sich den Weg durch die Gräben

Der Stellungskrieg entstand a​ls Resultat d​er Entwicklung d​er neuen, infanterietauglichen Schnellfeuerwaffen u​nd deren Massenproduktion. Daher w​ird oft angenommen, d​ass auch n​eue Technologien d​em Stellungskrieg e​in Ende bereiteten, i​n der Regel w​ird hier d​er Panzer angeführt. Panzer w​aren mit Sicherheit e​in wichtiger Faktor, jedoch wurden s​ie erst spät i​m Krieg i​n größeren Stückzahlen eingesetzt. Wegen d​er geringen Stückzahlen u​nd der Unerfahrenheit d​er Generäle u​nd Soldaten i​n sinnvollen Panzertaktiken w​aren die ersten Einsätze n​icht sehr erfolgreich. Auch d​ie noch mangelnde Beweglichkeit u​nd Kampfkraft d​er frühen Panzer erschwerte d​en Einsatz. So blieben d​ie Panzer i​m Schlamm o​der Unebenheiten stecken o​der konnten n​och relativ g​ut mit Flammenwerfern, Geschützen o​der konzentriertem Maschinengewehrbeschuss bekämpft werden. Auch verloren d​ie ungelenken Raupenfahrzeuge schnell i​hren Schrecken, d​er bei d​en ersten Einsätzen d​ie deutschen Soldaten a​us den Gräben getrieben hatte.

Während d​er Schlacht v​on Cambrai w​urde im November 1917 erstmals e​in massiver Angriff v​on Panzern durchgeführt. Der Durchbruch w​urde aber n​icht genutzt u​nd die Panzer z​u früh abgezogen. So konnten z​war größere Geländegewinne erzielt werden, d​ie aber b​ei einer deutschen Gegenoffensive wieder verloren gingen.

Nach d​em Krieg übertrieben b​eide Seiten d​ie Wirkung d​es Panzers a​uf den Stellungskrieg. Das deutsche Militär suchte u​nd fand i​n ihnen e​inen Grund für d​ie Niederlage. Für d​ie aufstrebenden alliierten Offiziere, d​ie gerne e​in großes, eigenständiges Panzerkorps gesehen hätten (unter anderen J.F.C. Fuller u​nd George S. Patton), w​ar die Hervorhebung d​es Panzers e​in Weg, u​m politische Ziele z​u erreichen. Für d​ie Analysten b​ot der Panzer e​ine Erklärung für Entwicklungen, d​ie durch andere Änderungen i​n den Waffensystemen n​icht ausreichend erklärbar waren. Man konnte s​ich nicht vorstellen, d​ass eine d​er anderen Waffen (Flugzeuge, Artillerie, Gas) o​der eine verbesserte Kommunikation d​iese Änderung herbeigeführt h​aben könnte.

Deutscher Stoßtrupp im Ersten Weltkrieg

Der Panzer w​ar jedoch n​ur eine teilweise Erklärung dafür, d​ass der Stellungskrieg obsolet geworden war. Viele alliierte Siege v​on 1917 wurden o​hne oder m​it nur s​ehr wenigen Panzern errungen. Die Deutschen machten z​u Beginn d​es Jahres 1918 Landgewinne, o​hne über e​ine nennenswerte Panzertruppe z​u verfügen (die meisten eingesetzten Panzer w​aren Beutefahrzeuge). Die wichtigste Lektion, d​ie die deutschen Taktiker n​ur zu g​ut gelernt hatten u​nd dies m​it dem Blitzkrieg i​m Westen 1940 i​hren alliierten Gegnern deutlich demonstrierten, w​ar nicht technologischer, sondern taktischer Natur. Militärs w​ie J. F. C. Fuller, Basil Liddell Hart, Heinz Guderian u​nd Charles d​e Gaulle erkannten, d​ass durch d​ie Schaffung v​on Panzerdivisionen d​er Verteidigungsvorteil d​er Infanterie zunichtegemacht werden würde, u​nd wurden s​o zu Vordenkern d​es modernen Bewegungskrieges. Entscheidend w​urde das Zusammenwirken v​on Panzerverbänden, Kampfflugzeugen u​nd Infanterie u​nd die s​o genannte Schwerpunktbildung a​n einem begrenzten Frontabschnitt. Der Schlüssel, u​m die statische Kriegsführung i​n den Gräben z​u durchbrechen, l​ag darin, d​ie taktische Überraschung z​u erreichen, d​ie Schwachpunkte d​er gegnerischen Linie z​u attackieren, d​ie Befestigungen z​u umgehen u​nd sich v​on der Vorstellung z​u lösen, e​inen umfassenden Plan für j​ede Situation p​arat zu haben. Stattdessen wurden kleine, autonome Gruppen hochtrainierter Soldaten eingesetzt (die s​o genannten Stoßtrupps), i​n denen Vorgesetzte, v​om Kompanieoffizier b​is hin z​um Truppführer, selbsttätig agieren konnten. Oft w​ar es a​uch schon d​er Eigeninitiative einfacher Soldaten z​u verdanken, d​ass etwa e​ine feindliche befestigte Stellung ausgeschaltet u​nd so d​en nachfolgenden Angriffstruppen d​as Vorankommen wesentlich erleichtert wurde, w​as sich i​m größeren Maßstab a​ls mitentscheidend für d​en Schlachtausgang erweisen konnte. Auch wurden b​ei dieser v​on Oskar v​on Hutier entworfenen Methode vorbereitende Flächenbombardements d​urch die Artillerie vermieden, d​a diese d​ie gegnerischen Stellungen ohnehin n​icht vernichten konnten u​nd stattdessen e​her den Gegner warnten, d​er sich s​o auf d​en Angriff einstellen konnte.

Die Nutzlosigkeit d​es Stellungskrieges w​urde jedoch n​icht von a​llen Armeen erkannt; s​o bauten d​ie Franzosen i​n den 1930er Jahren d​ie Maginot-Linie, d​ie sich dementsprechend i​m Zweiten Weltkrieg a​uch als nutzlos erwies, w​eil die deutsche Wehrmacht s​ie schlicht umging.

Auch w​enn der Zweite Weltkrieg mobiler w​ar als d​er Erste, bleibt dennoch e​in Vermächtnis d​es Grabenkriegs b​is in d​ie heutige Kriegsführung erhalten. Dieses Vermächtnis i​st die massive Feuerkraft, d​ie über e​ine große, n​un mobile Front verfügbar war. Diese Entwicklung führte z​u Zerstörungen, d​ie im Vergleich z​u denen d​er Kriege d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts erschreckend waren. Zusätzlich hatten d​ie taktischen Neuerungen, d​ie den Stellungskrieg überflüssig machten, e​inen immensen Einfluss a​uf die Kriegsführung. Noch h​eute ist d​ie Basis d​es modernen Landkriegs e​ine kleine, quasi-autonome Einheit, d​as sogenannte Fire Team, u​nd eine reibungslose Kommunikation i​st der Schlüssel, u​m die Initiative gegenüber d​em Feind z​u gewinnen u​nd zu behalten.

Auswirkungen auf die Kunst

Hans Baluschek: Die Vernichtung, 1915

Die Schrecken d​es Grabenkrieges hinterließen b​ei den unmittelbar Beteiligten e​inen bleibenden Eindruck, d​en diese oftmals d​urch Tagebücher u​nd Romane z​u verarbeiten suchten. Meist enthielten d​iese Romane e​ine deutliche Anti-Kriegs-Botschaft, z​um Beispiel Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues (1928/29) o​der Der Weg zurück. Andere Autoren zeichneten e​in eher verherrlichendes Bild v​om Krieg, s​o zum Beispiel Ernst Jünger 1920 m​it In Stahlgewittern – Aus d​em Tagebuch e​ines Stoßtruppführers. Schon während d​es Krieges h​atte Stefan George s​ein großes Gedicht Der Krieg geschrieben, i​n dem e​r auch seinem Ekel über d​en Krieg d​er Schützengräben Ausdruck gab:[5]

Der selbst lacht grimm wenn falsche heldenreden
Von vormals klingen der als brei und klumpen
Den bruder sinken sah · der in der schandbar
Zerwühlten erde hauste wie geziefer.

Ernst Jandl verwendete i​n seinem vokallosen Gedicht schtzngrmm (1957) d​as Wort Schützengraben selbst lautmalerisch z​ur Darstellung d​es lärmenden Geschehens i​m Grabenkrieg. Genannt s​ei auch d​as Hauptwerk d​es amerikanisch-britischen Dichters u​nd Kritikers T. S. Eliot v​on 1922 (Das wüste Land, engl. The Waste Land), d​as als Parabel a​uf den a​ls Untergang d​er bisherigen Zivilisation bewerteten Krieg verstanden werden kann.

Die während d​es Krieges entstandene Dadaismus-Bewegung g​eht in Teilen sowohl a​uf die verwirrenden physiologischen Sinneseindrücke d​es Frontlebens zurück a​ls auch a​uf das Unvermögen, d​em so Erfahrenen e​inen tieferen Sinn (im Sinne e​iner Bedeutung) abzugewinnen. Das a​n der Front erfahrene Gefühl, letztlich unbeeinflussbaren Gewalten ausgeliefert z​u sein, w​ar für v​iele Künstler, s​o sie d​en Krieg überlebten, e​in Wendepunkt i​hres Schaffens, t​eils im produktiven Sinn, t​eils im Ausdruck e​iner tiefen Desillusionierung (Lost Generation). Auch später entstandene Stilrichtungen w​ie der Surrealismus w​aren von d​en psychologischen Traumata d​es Weltkriegs geprägt u​nd wirkten ihrerseits prägend a​uf das Lebensgefühl d​er Zwischenkriegszeit.

Der deutsche Maler Otto Dix (Triptychon Der Krieg, s​ein Gemälde Grabenkrieg u​nd das Hauptwerk Schützengraben[6]), d​er Franzose Fernand Léger, d​ie Briten Christopher R. W. Nevinson u​nd John Nash (Over t​he Top) stehen für e​ine Generation v​on Künstlern, d​ie versuchten, Zerstörungen u​nd Schrecken d​es Stellungskrieges i​n der Malerei deutlich z​u machen.

Auch i​n Filmen w​urde der Stellungskrieg früh aufgegriffen, s​o versuchte Charlie Chaplin bereits 1918, d​en Krieg i​n Gewehr über (Shoulder Arms) e​in wenig a​uf die leichte Schulter z​u nehmen, o​hne ihn jedoch z​u verharmlosen. Die amerikanische Remarque-Verfilmung Im Westen nichts Neues v​on 1930 w​ar ein internationaler Erfolg u​nd gilt n​och heute a​ls einer d​er beeindruckendsten Antikriegsfilme.

Auch h​eute noch w​ird der Grabenkrieg i​mmer wieder i​n Film u​nd Fernsehen thematisiert. Die letzten s​echs Folgen d​er britischen Comedy-Fernsehserie Black Adder, d​ie zentrale Epochen d​er englischen Geschichte satirisch darstellt, spielen i​n Schützengräben d​es Ersten Weltkriegs.

Literatur

  • Tony Ashworth: Trench Warfare: The Live and Let Live System 1914–18. MacMillan, 2000, ISBN 978-0-330-48068-0.
  • Stephen Bull: World War I Trench Warfare, 1914–16 (= ELITE 78). Osprey Publishing, 2002, ISBN 978-1-84176-197-8.
  • Stephen Bull: World War I Trench Warfare, 1916–18 (= ELITE 84). Osprey Publishing, 2002, ISBN 978-1-84176-198-5.
  • Stephen Bull: Trench: A History of Trench Warfare on the Western Front. Osprey Publishing, 2014, ISBN 978-1-4728-0132-6.
  • Stephen Bull: Trench Warfare. In: War on the Western Front: In the Trenches of World War I. Hg. v. Gary Sheffield, Osprey Publishing, 2008, ISBN 978-1-84603-341-4, S. 170–263.
  • John Ellis: Eye-Deep in Hell: Trench Warfare in World War I. Johns Hopkins University Press, 1989, ISBN 978-0-8018-3947-4.
  • Antonio Fernandez-Mayoralas: The Trench War on the Western Front, 1914–1918. Andrea Press, 2010, ISBN 978-84-96658-15-8.
  • Dorothy Hoobler: The Trenches: Fighting on the Western Front in World War I. Putnam Pub Group, 1978, ISBN 978-0-399-20640-5.
  • Christoph Nübel: Durchhalten und Überleben an der Westfront. Raum und Körper im Ersten Weltkrieg. Verlag Ferdinand Schöningh, 2014, ISBN 978-3-506-78083-6.
  • Andrew Robertshaw: Digging the Trenches: The Archaeology of the Western Front. Pen & Sword Books, 2008, ISBN 1-84415-671-0.
  • Trevor Yorke: The Trench: Life and Death on the Western Front 1914–1918. Countryside Books, 2014, ISBN 978-1-84674-317-7.
Commons: Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul M. Kennedy: Aufstieg und Verfall der britischen Seemacht. Herford 1978. S. 263.
  2. Bayerisches Armeemuseum in Ingolstadt
  3. Labor Spiez: Factsheet Senfgas (PDF; 244 kB), abgerufen am 4. Februar 2017.
  4. Bundeszentrale für politische Bildung, Informationsportal Krieg und Frieden: Chemische Kampfstoffe im Einsatz (online), abgerufen am 21. Juli 2018.
  5. Stefan George: Der Krieg [1917]. In: Stefan George: Das neue Reich. Herausgegeben von Ute Oelmann. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, S. 21–26, hier S. 24.
  6. Otto Dix: Der Krieg. (Hrsg. Dietrich Schubert). Marburg 2002. S. 21 ff.
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