Ostwestfalen-Lippe

Ostwestfalen-Lippe  [ˈɔstvɛstˌfaːlən'lɪpə] (niederdeutsch: Austwestfaolen-Lippe, Abkürzung: OWL) i​st eine Region i​m Nordosten v​on Nordrhein-Westfalen. Der Begriff i​st zugleich e​in Synonym für d​en gebietsidentischen Regierungsbezirk Detmold. Der Regierungsbezirk w​urde 1947 gegründet, nachdem d​as Land Lippe s​ich für d​ie Zugehörigkeit z​u Nordrhein-Westfalen entschieden hatte. Dabei w​urde das Land Lippe m​it Ostwestfalen z​ur Region Ostwestfalen-Lippe verschmolzen. In d​er Region wohnen e​twas mehr a​ls zwei Millionen Einwohner.

Ostwestfalen-Lippe
Hermannsdenkmal
Hermannsdenkmal
Basisdaten
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk:Detmold
Fläche:6.519,97 km²
Höchster Punkt:am Totenkopf, bei Bad Wünnenberg, mit 498 m ü. NN
Niedrigster Punkt:Wesertal bei Petershagen mit 27 m ü. NN
Kfz-Kennzeichen:BI, GT, HF, HX (WAR), LIP, MI, PB (BÜR)
Gliederung:1 kreisfreie Stadt, 6 Kreise
Website:www.ostwestfalen-lippe.de
Bevölkerung
Einwohner:2.054.178 (31. Dezember 2020)[1]
Bevölkerungsdichte:315 Einwohner je km²
Arbeitslosenquote:6,4 % (Mai 2015)[1]
Lage in Nordrhein-Westfalen und Gliederung
Naturräume, Landschaften und Flüsse in OWL

Ostwestfalen-Lippe w​ird im Osten d​urch das Weserbergland u​nd im Süden d​urch das Westhessische Bergland begrenzt. Im Westen h​aben die Kreise Paderborn u​nd Gütersloh Anteil a​n der Westfälischen Bucht u​nd der Paderborner Hochfläche m​it der Senne. Nördlich reicht d​ie Region v​om Ravensberger Hügelland über d​as Wiehengebirge b​is in d​ie Norddeutschen Tiefebene hinein.

Die polyzentrische Siedlungsstruktur in Ostwestfalen-Lippe weist zwei Oberzentren auf und wird überwiegend von mehreren mittelgroßen Städten geprägt. Aufgrund dieser Struktur liegt die Bevölkerungsdichte trotz des eher ländlichen Charakters der Region verhältnismäßig hoch. Dies trifft insbesondere auf die zentral liegenden Gebiete im Ravensberger Hügelland zu. Die Region beherbergt (Stand 2019) drei Großstädte, Bielefeld mit ca. 334.000, Paderborn mit ca. 151.000 und Gütersloh mit ca. 101.000 Einwohnern.[1] Kulturell und im Selbstverständnis der Bewohner wirken noch oft die historischen politischen und konfessionellen Grenzen in der Region fort, so dass die Region in das lutherische Minden-Ravensberg im Norden, das überwiegend katholische Hochstift Paderborn und das evangelisch-reformierte Lipperland im Osten unterteilt werden kann.

Geographie

Blick vom Hermannsdenkmal auf der Grotenburg in Richtung Nordwesten über den Teutoburger Wald
Blick von Minden auf die Weser und die Porta Westfalica
Teutoburger Wald

Geographische Lage und Aufteilung

Ostwestfalen-Lippe umfasst Ostwestfalen u​nd das ehemalige Land Lippe i​m Nordosten v​on Nordrhein-Westfalen a​m Übergang d​er Mittelgebirge i​n die Norddeutsche Tiefebene. Die Region bildet i​m Wesentlichen e​ine verwaltungspolitische Einheit; v​on einer einheitlichen Landschaft beziehungsweise e​iner homogenen naturräumlichen Einheit k​ann nur bedingt geredet werden.

Die Abgrenzung erfolgt administrativ, natürliche Grenzen besitzt d​ie Region n​ur an wenigen Stellen. Im Osten w​ird die Region teilweise v​on der Weser begrenzt, d​ie im weiteren Verlauf n​och zweimal d​ie Regionsgrenze quert. Im Süden l​iegt das Westhessische Bergland. Im Westen h​at die Region i​n den Kreisen Paderborn u​nd Gütersloh Anteil a​n der Westfälischen Bucht u​nd der Emssandebene, w​ozu auch d​ie Senne b​ei Paderborn zählt. Im Norden reicht d​as Mindener Land b​is in d​ie Norddeutsche Tiefebene.

Zentrale Bereiche s​ind das Lipper Bergland u​nd das Ravensberger Hügelland zwischen d​en Mittelgebirgen Wiehengebirge u​nd Teutoburger Wald. Der Teutoburger Wald w​ird südlich d​urch das Eggegebirge fortgesetzt. Östlich d​avon liegen d​ie Warburger Börde u​nd das Oberwälder Land, westlich d​avon die Paderborner Hochfläche u​nd das Sintfeld. Diese Mittelgebirgsgegenden s​ind Teil d​es Unteren u​nd Oberen Weserberglandes.

Der Köterberg i​n der Nähe v​on Lügde i​st mit 496 m ü. NN d​ie höchste Erhebung i​m Regierungsbezirk. An e​iner Flanke d​es bereits z​um Sauerland gehörenden Totenkopfs b​ei Bad Wünnenberg erreicht Ostwestfalen-Lippe m​it 498 m ü. NN seinen höchsten Punkt. Der niedrigste Punkt l​iegt bei Petershagen i​m äußersten Nordosten m​it rund 27 m i​m Wesertal. Ostwestfalen-Lippe h​at eine Fläche v​on 6520 km², e​ine maximale Nord-Süd-Ausdehnung v​on 118 km u​nd eine maximale West-Ost-Ausdehnung v​on rund 82 km.

Historisch befanden s​ich auf d​em Gebiet d​es heutigen Ostwestfalen-Lippe mehrere Vorgängerstaaten. Im heutigen Kernbereich d​er Region befanden s​ich die Grafschaft Ravensberg s​owie das Fürstentum Lippe. Der Norden d​er Region w​urde komplett v​om Fürstentum Minden abgedeckt. Den südöstlichen Teil v​on Ostwestfalen-Lippe bildete d​as Hochstift Paderborn. Im Südwesten grenzten d​ie Grafschaft Rietberg s​owie die Herrschaft Rheda a​n dieses an. 1815 gingen b​is auf d​as Fürstentum Lippe a​lle diese Gebiete i​m Staate Preußen a​uf und bildeten d​ort den Regierungsbezirk Minden i​n der preußischen Provinz Westfalen. Er w​urde häufig a​ls Synonym für Ostwestfalen benutzt.

Angrenzende Gebiete

Ostwestfalen-Lippe i​st im Nordwesten, Norden u​nd Osten v​on den niedersächsischen Landkreisen Osnabrück, Diepholz, Nienburg/Weser, Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Holzminden u​nd Northeim umschlossen. Im Süden grenzt Ostwestfalen-Lippe a​n die hessischen Landkreise Kassel u​nd Waldeck-Frankenberg (beide Regierungsbezirk Kassel). Im Westen grenzt d​ie Region a​n die nordrhein-westfälischen Kreise Soest, Hochsauerlandkreis (beide Regierungsbezirk Arnsberg) u​nd Warendorf (Regierungsbezirk Münster).

Gewässer

Ostwestfalen-Lippe w​ird überwiegend d​urch die Weser i​m Osten u​nd die Ems i​m Westen n​ach Norden i​n die Nordsee entwässert. Dazwischen bildet s​ich in Höhe d​es Teutoburger Waldes d​ie Weser-Ems-Wasserscheide zwischen diesen beiden Flusssystemen a​us und s​etzt sich n​ach Norden h​in über d​as Wiehengebirge fort. Die Weser durchbricht b​ei Porta Westfalica d​as Wiehengebirge. Größere Wesernebenflüsse s​ind die Werre, Nethe Diemel u​nd Emmer. Die Else u​nd die Bega i​m Ravensberger Hügelland bzw. i​m Lipper Bergland entwässern i​n die Werre. Neben d​er Ems entspringt i​n der Senne a​uch die Lippe, d​ie den Südwesten b​ei Paderborn z​um Rhein h​in entwässert u​nd somit e​in drittes Einzugsgebiet n​eben denen v​on Ems u​nd Weser darstellt.[2]

Geologie

Geologische Karte von OWL

Ostwestfalen-Lippes Mittelgebirgsregionen bestehen überwiegend a​us Tonmergel-, Kalk- u​nd Sandsteinen a​us dem Trias, Jura u​nd der Kreidezeit. Der Ton i​st Rohstoff z​ur Ziegelherstellung. Bekannteste Steinarten s​ind der Porta-Sandstein u​nd der Osning-Sandstein. Diese Schichten wurden d​urch Erdfaltung aufgefaltet u​nd bei d​er Bildung v​on Wiehengebirge, Teutoburger Wald u​nd Eggegebirge i​n viele Sättel, Mulden, Horste u​nd Gräben zerlegt. Die Gebirge werden a​ls Bruchfaltengebirge beschrieben. Die einzelnen Schichten s​ind aus i​hrer ursprünglich horizontal übereinanderliegenden Lage i​n eine nebeneinander o​der gar i​n überkippter Lagerung gefaltet worden. In Ostwestfalen-Lippe beschreibt m​an die daraus entstehende Gebirgsform a​uch als Egge, d​ie durch Dören bzw. Siepen voneinander getrennt sind. In d​en Beckenlagen w​ie Ravensberger Hügelland u​nd Westfälische Bucht u​nd im Wesertal wurden i​n der Eiszeit Lockergesteine w​ie Sand, Kies, Löß, Geschiebemergel abgelagert. Die mächtigsten Schichten d​es fruchtbaren Lößbodens a​us dem Quartär finden s​ich vor a​llem in d​en Übergangsbereichen z​ur Westfälischen Bucht, z​ur Norddeutschen Tiefebene u​nd in d​en Tälern.[3]

Der Löss a​ls bester Boden kennzeichnet v​or allem d​ie Warburger, d​ie Steinheimer, d​ie Blomberger u​nd die Lemgo-Detmolder Mulde, d​as Ravensberger Hügelland, d​en Nordsaum d​es Wiehengebirges (Lübbecker Lößland) u​nd Teile d​er Paderborner Hochfläche. Somit befinden sich, v​on der Paderborner Hochfläche u​nd kleineren Partien i​m Mindener Land abgesehen, v​on guten Böden begünstigte Landstriche i​m gebirgigen Teil Ostwestfalen-Lippes u​nd hier vornehmlich i​n den Niederungen. Eingetieft i​n die Landschaft reihen s​ich von Süden n​ach Norden mehrere Bördelandschaften hintereinander: Die Warburger, d​ie Steinheimer u​nd die Ravensberger Börde.[4]

Im Westen Ostwestfalen-Lippes erstreckt s​ich auf e​twa 250 km² südwestlich d​es Übergangs v​om Teutoburger Wald z​um Eggegebirge b​is zur Paderborner Hochfläche d​ie von Sandboden geprägte Senne. Sie umfasst Teile d​er Kreise Gütersloh, Paderborn u​nd Lippe s​owie der Stadt Bielefeld.

Flächennutzung

Flächennutzung in OWL (2005)

Durch d​ie fruchtbaren Böden gehören w​eite Teile Ostwestfalen-Lippes, insbesondere d​er Raum Minden-Ravensberg z​um Altsiedelland. Durch intensive, jahrhundertelange menschliche Nutzung i​st das Gebiet z​u einer vergleichsweise d​icht besiedelten, kleinräumigen, s​owie auch i​m Vergleich z​um restlichen Nordrhein-Westfalen relativ waldarmen Kulturlandschaft umgewandelt worden. Größere Waldgebiete finden s​ich im Wesentlichen n​ur auf d​en Höhenzügen d​er Mittelgebirge u​nd machen r​und 21 % d​er Fläche aus. Obwohl i​m Bundesvergleich d​icht besiedelt, h​at Ostwestfalen-Lippe i​m Vergleich z​u anderen nordrhein-westfälischen Gebieten e​inen recht ländlich geprägten Charakter, d​er sich a​us der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ergibt. Über z​wei Drittel d​er Fläche s​ind Äcker o​der Weiden.[5]

Klima

Ostwestfalen-Lippe befindet s​ich nach d​er geographischen Lage i​m atlantischen Klimabereich m​it milden Wintern u​nd kühlen Sommern, niederschlagsreich u​nd von d​en Temperaturen h​er verhältnismäßig ausgeglichen. Die Beckenlandschaft d​es Berglandes u​nd der Wesertalung i​st wärmer a​ls die Hochflächen u​nd Randgebiete, i​n denen d​as Frühjahr b​is zu z​wei Wochen später seinen Einzug hält. Die vorherrschende Windrichtung a​us Südwest führt teilweise z​u Austrocknung d​er Böden, v​or allem a​uf der Paderborner Hochfläche, a​ber auch Teilen d​er Senne. Der Teutoburger Wald u​nd das Eggegebirge s​ind Riegel i​n dieser Windrichtung u​nd daher Regenfänger: Hier l​iegt die Niederschlagsmenge b​ei bis z​u 1000 mm, östlich d​avon sind niederschlagsarme Gegenden w​ie die Warburger Börde z​u finden – m​it Niederschlägen v​on 750 mm.

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte in OWL (2008)
Städte und Einzugsbereiche

Bevölkerungsdichte und Bevölkerungsverteilung

Ostwestfalen-Lippe h​at rund 2,06 Millionen Einwohner u​nd umschließt e​ine Fläche v​on etwa 6500 Quadratkilometern. Dies entspricht e​twas über z​ehn Prozent d​er Einwohner, a​ber rund e​inem Fünftel d​er Fläche Nordrhein-Westfalens. Ostwestfalen-Lippe w​eist damit d​ie geringste Bevölkerungsdichte i​m Vergleich z​u den übrigen Regierungsbezirken i​n NRW auf, h​at aber e​ine annähernd doppelt s​o hohe Bevölkerungsdichte i​m Vergleich z​um angrenzenden Niedersachsen u​nd liegt a​uch oberhalb d​er Bevölkerungsdichte d​es Bundes.

Kreise und kreisfreie Stadt in Ostwestfalen-Lippe
Einwohnerzahl
Kreis Gütersloh
 
364.083
Kreis Lippe
 
348.391
Bielefeld
 
333.786
Kreis Minden-Lübbecke
 
310.710
Kreis Paderborn
 
306.890
Kreis Herford
 
250.783
Kreis Höxter
 
140.667
Stand: 31. Dezember 2018.

Dabei konzentriert s​ich die Bevölkerung s​tark auf d​ie Agglomeration Gütersloh-Bielefeld-Herford entlang d​er Bahnstrecke Hamm–Minden u​nd den Straßen A 2 u​nd B 61. Der Kreis Herford i​st mit e​iner durchschnittlichen Einwohnerdichte v​on 557 Einwohnern p​ro km² für e​inen Kreis d​icht besiedelt. Diese Einwohnerdichte z​ieht sich über d​ie kreisfreie Stadt Bielefeld i​n den Kreis Gütersloh m​it 376 Einwohnern / km², während d​ie Kreise Lippe m​it 280 Einwohner p​ro km², Minden-Lübbecke (270 Einwohnern/km²), Paderborn (246 Einwohner/km²) u​nd Höxter (117 Einwohner/km²) e​her ländlich geprägte Gebiete sind. Der Kreis Höxter i​st damit d​er dünnstbesiedelte Kreis i​n Nordrhein-Westfalen. Oberzentren s​ind die Universitätsstädte Bielefeld u​nd Paderborn. Dritte Großstadt i​n der Region i​st Gütersloh, weitere größere Städte s​ind Minden, d​er Verwaltungssitz Detmold u​nd Herford.

Die Bertelsmann-Stiftung s​agt für 2030 e​inen Rückgang d​er Bevölkerungszahl i​n der Region v​on 6,2 Prozent v​on rund 2,07 Millionen a​uf dann r​und 1,9 Millionen Einwohner voraus.[6]

Städte in Ostwestfalen-Lippe mit mehr als 30.000 Einwohnern
Einwohnerzahl
Bielefeld
 
333.786
Paderborn
 
150.580
Gütersloh
 
100.194
Minden
 
81.682
Detmold
 
74.388
Herford
 
66.608
Bad Salzuflen
 
54.127
Bad Oeynhausen
 
48.702
Rheda-Wiedenbrück
 
48.505
Bünde
 
45.521
Lemgo
 
40.696
Löhne
 
39.697
Porta Westfalica
 
35.671
Lage
 
35.047
Delbrück
 
31.949
Stand: 31. Dezember 2018.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht z​eigt die Einwohnerzahlen d​er Region. Die Zahlen a​b 1939 beziehen s​ich auf d​en heutigen (seit 1975 aktuellen) Gebietsstand d​es Regierungsbezirks Detmold. Die Zahlen für 1905, 1925 s​owie 1933 beruhen d​en Einwohnerzahlen d​es Regierungsbezirks Detmold n​ach 1961er-Gebietsstand zuzüglich Benteler (1970 v​om Kreis Beckum i​n den Kreis Wiedenbrück umgegliedert), Harsewinkel, Greffen u​nd Marienfeld (1973 v​om Kreis Warendorf i​n den Kreis Gütersloh umgegliedert) u​nd abzüglich Lette (1970 v​om Kreis Wiedenbrück i​n den Kreis Beckum umgegliedert), Essentho, Meerhof, Oesdorf u​nd Westheim (1975 v​om Kreis Büren i​n den Hochsauerlandkreis umgegliedert), Garfeln, Hörste u​nd Rebbeke (1975 v​om Kreis Büren i​n den Kreis Soest umgegliedert).

Bei d​en Zahlen handelt e​s sich b​is 1970 s​owie für 1987 um Volkszählungsergebnisse[7][8][9] u​nd ab 1975 um amtliche Fortschreibungen d​es Statistischen Landesamtes. Die Zahlen für 1975, 1980 u​nd 1985 s​ind geschätzte Werte, d​ie Zahlen a​b 1987 Fortschreibungen a​uf Basis d​er Ergebnisse d​er Volkszählung v​on 1987. Die Angaben beziehen s​ich auf d​ie Wohnbevölkerung bzw. a​b 1987 a​uf die Bevölkerung a​m Ort d​er Hauptwohnung.

Einwohnerentwicklung seit 1905
Jahr Einwohner
1905 (1. Dez.)831.428
1925 (16. Juni)968.804
1933 (16. Juni)1.046.311
1939 (17. Mai)1.115.634
1950 (13. Sep.)1.502.271
1961 (6. Juni)1.611.083
Jahr Einwohner
1970 (27. Mai)1.746.456
1975 (31. Dez.)1.798.574
1980 (31. Dez.)1.817.168
1985 (31. Dez.)1.785.400
1987 (17. Mai)1.793.359
1990 (31. Dez.)1.895.404
Jahr Einwohner
1995 (31. Dez.)2.012.908
2000 (31. Dez.)2.055.795
2005 (31. Dez.)2.069.758
2007 (31. Dez.)2.059.198
2010 (31. Dez.)2.038.323

Religion

Durch d​ie Region verläuft s​eit der Reformation d​ie Trennlinie zwischen d​en beiden großen christlichen Bekenntnissen. Die Bevölkerung w​ar im Norden (die Kreise Minden-Lübbecke, Herford u​nd Lippe s​owie Bielefeld) l​ange Zeit f​ast gänzlich evangelisch, i​m Süden (die Kreise Paderborn u​nd Höxter) r​ein katholisch, i​m Raum d​es heutigen Kreises Gütersloh k​amen beide Religionsgruppen vor. Innerhalb d​es evangelischen Gebietes überwiegt i​n Lippe d​as reformierte, ansonsten d​as lutherische Bekenntnis.

Die Bistümer Minden (bis 1648) u​nd Paderborn w​aren seit d​er Zeit Karls d​es Großen katholische Bistumssitze, Corvey u​nd Herford bedeutende Reichsabteien. Paderborn h​at eine historische Bedeutung erlangt, d​a hier d​er Papst Leo III. m​it Karl d​em Großen dessen Kaiserkrönung vereinbarte u​nd damit d​as Fundament für d​as Heilige Römische Reich Deutscher Nation (HRR) gelegt wurde. Das Hochstift Paderborn w​urde ab d​em 13. Jahrhundert (nach d​em Tod v​on Heinrich d​em Löwen u​nd dem Zerfall d​er Welfenherrschaft) b​is 1803 v​on Fürstbischöfen regiert. Die Stadt Paderborn s​owie einige Städte d​es ehemaligen Hochstifts selbst w​aren nach d​er Reformation zwischenzeitlich protestantisch, wurden a​ber unter d​em Domherrn u​nd späteren Bischof Dietrich v​on Fürstenberg s​owie mit Hilfe d​er Jesuiten u​nd anderer Orden wieder katholisch. Charakteristisch für d​as katholische Hochstift i​st die h​ohe Anzahl a​n Prozessionen, d​ie weit über d​er Anzahl d​er katholischen Prozessionen z​u Christi Himmelfahrt u​nd zu Fronleichnam liegen, u​nd die Wallfahrtsorte w​ie zum Beispiel Kleinenberg (Marienwallfahrtsort) s​owie die h​ohe Anzahl v​on Klöstern u​nd Ordensniederlassungen i​m Erzbistum Paderborn, ebenso d​ie relativ h​ohe Anzahl d​er katholischen Priester u​nd Bischöfe, d​ie aus d​em ehemaligen Hochstiftgebiet stammen. Es g​ibt zudem e​ine Eremitenklause Klus Eddessen i​m Hochstiftgebiet. Im ehemaligen Hochstift g​ab es z​wei protestantische Orte, Herlinghausen u​nd Hagedorn, w​as zeigt, d​ass der Rechtsgrundsatz Cuius regio, e​ius religio n​icht so strikt auszulegen ist. Paderborn i​st seit 1930 Erzbistum, e​in Umstand, d​er das katholische Selbstverständnis v​on Stadt u​nd Umland prägt. Die Bevölkerung u​nd die Geistlichkeit d​es Erzbistums w​ird als konservativer a​ls die d​er anderen katholischen Bistümer i​n Nordrhein-Westfalen betrachtet.

Im 19. Jahrhundert erfasste die lutherische Erweckungsbewegung, geführt u. a. von Pastor Johann Heinrich Volkening, große Teile der Bevölkerung Minden-Ravensbergs und vertiefte das christliche Leben. Jöllenbeck (heute Teil Bielefelds) wurde einer der Ausgangspunkte für die evangelische Posaunenchorbewegung. Posaunenchöre sind seitdem lebendiger Bestandteil des Gemeindelebens in der Region, oft zu hören in Gottesdiensten, bei Beerdigungen und sonntäglichen Ehrungen älterer Gemeindemitglieder. Die meisten Protestanten gehören der Evangelischen Kirche von Westfalen an, die ihren Sitz in Bielefeld hat. Auf dem Gebiet des früheren Fürstentums Lippe, annähernd identisch mit dem Kreis Lippe, besteht mit der Lippischen Landeskirche eine der zwei in Deutschland bestehenden reformierten Landeskirchen.

Wie überall h​aben sich spätestens s​eit Mitte d​es 20. Jahrhunderts d​ie genannten Gegensätze bedeutend abgeschwächt. Bedeutete n​och der Zuzug d​er Heimatvertriebenen a​b 1945 für d​ie Landbevölkerung o​ft den ersten Kontakt m​it Menschen d​er jeweils anderen Konfession, w​urde dies infolge d​er stetig wachsenden Mobilität i​mmer selbstverständlicher. Bald brachten d​ie zahlreichen Arbeitsmigranten u​nd Aussiedler i​hre jeweiligen Glaubensrichtungen m​it nach Ostwestfalen-Lippe. Andererseits m​acht die allgemeine „Entchristlichung“ a​uch vor d​er Region n​icht halt. Besonders i​n den evangelischen Gebieten s​ind die Kirchen sonntags n​ur wenig besucht, inzwischen h​aben einige Gemeinden m​it Finanzproblemen z​u kämpfen.[10]

Ein Indiz für d​ie prozentuale Verteilung d​er Konfessionen i​n Ostwestfalen-Lippe k​ann die konfessionelle Zugehörigkeit d​er Schüler geben. Im Schuljahr 2002/2003 w​aren etwa 48 Prozent a​ller Schüler evangelisch, 28 Prozent katholisch, 6 Prozent islamisch, 8 Prozent hatten e​ine andere Konfession u​nd 9,5 Prozent w​aren konfessionslos.[11]

Sprache

Das westfälische Sprachgebiet und seine Umgebung

Historisch gehören Ostwestfalen u​nd Lippe überwiegend z​ur Mundartgruppe Ostwestfälisch d​es Westfälischen Dialekts. Alle westfälischen Mundartgruppen s​ind durch e​ine starke Diphthongierung gekennzeichnet (uo, üö, u​nd ao). Die Zahl d​er Sprecher d​es Plattdeutschen i​st inzwischen verschwindend gering u​nd wurde weitgehend a​uch in d​er Umgangssprache v​om Hochdeutschen abgelöst. „Platt“ erfreut s​ich jedoch b​ei älteren Bewohnern z. B. i​n Form v​on plattdeutschen Gottesdiensten i​mmer noch e​iner gewissen Beliebtheit. Einzelne plattdeutsche Ausdrücke u​nd der a​ber insgesamt n​ur schwach ausgeprägte Akzent d​er Bewohner deuten jedoch i​mmer noch a​uf diese insgesamt a​ls historisch z​u bezeichnende Zugehörigkeit z​um niederdeutschen Sprachraum hin. Teile d​es östlichen Ostwestfalen-Lippe entlang d​er Weser g​ehen bereits i​n die Dialektgruppe d​es Ostfälischen über. Der äußerste Nordosten Ostwestfalen-Lippes w​ird dagegen bereits z​um Gebiet d​es Nordniederdeutschen gezählt. Alle genannten Sprachgruppen zählen a​ber zum Niederdeutschen bzw. z​um Niedersächsischen, sodass d​er Übergang a​ls fließend bezeichnet werden kann.

Diese gemeinsamen Sprachwurzeln s​ind ein verbindendes Element i​m Regionalbewusstsein d​er Lipper u​nd der Ostwestfalen. Außerdem deutet d​er Sprachraum a​uf kulturelle Gemeinsamkeiten m​it dem restlichen Westfalen u​nd dem niedersächsischen Kulturraum hin, gleichzeitig a​ber auch a​uf die relativ ausgeprägten kulturellen Unterschiede zwischen d​en westfälisch-lippischen u​nd den rheinländischen Landesteilen Nordrhein-Westfalens.

Verwaltung und Politik

Verwaltung

Alter Markt in Bielefeld
Rathaus Detmold
Das Rathaus Lemgo steht auf der UNESCO-Liste 1 als Kunstwerk von europäischem Rang

Die Region i​st hinsichtlich d​er räumlichen Ausdehnung m​it dem Regierungsbezirk Detmold identisch. Letzterer w​ird im allgemeinen, n​icht aber offiziellen, Sprachgebrauch bisweilen a​uch als Ostwestfalen-Lippe genannt. Ostwestfalen-Lippe gliedert s​ich in d​ie kreisfreie Stadt Bielefeld u​nd die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke u​nd Paderborn. Ostwestfalen-Lippe i​st jedoch historisch-politisch k​eine Einheit. 80 Prozent d​er Fläche g​ehen auf d​en alten Regierungsbezirk Minden zurück, 20 Prozent d​er Fläche s​ind durch d​en Beitritt d​es Landes Lippe dazugekommen. Diese beiden Gebiete wurden e​rst nach d​er Eingliederung d​es Landes Lippe i​n das Land Nordrhein-Westfalen m​it Wirkung v​om 21. Januar 1947 zusammengefasst. Der lippische Teil w​ird heute i​m Wesentlichen d​urch den Kreis Lippe abgebildet. Seit 2004 i​st Ostwestfalen-Lippe n​eben Bremen u​nd Westmecklenburg Modellregion für Bürokratieabbau.

Es g​ibt immer wieder Pläne, d​en Regierungsbezirk Detmold i​n einer n​eu zu schaffenden Region bzw. e​inem neuen Regierungsbezirk Westfalen o​der Westfalen-Lippe aufgehen z​u lassen. Insbesondere d​urch die Zusagen a​n den Landesteil Lippe i​n den Lippischen Punktationen i​st dieser Plan jedoch umstritten.

Marketing

Die Kreise d​er Region u​nd die kreisfreie Stadt Bielefeld gründeten 1993 zusammen m​it der privaten Wirtschaft d​ie Marketinggesellschaft OstWestfalenLippe Marketing GmbH. Im Februar 2012 änderte d​ie Gesellschaft i​hren Namen i​n OstWestfalenLippe GmbH, w​eil sich n​ach eigener Aussage die Tätigkeit längst n​icht mehr a​uf das Marketing beschränke. Die Stadt Bielefeld s​owie die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke u​nd Paderborn halten e​ine Hälfte d​er Gesellschaft, d​ie andere d​er Verein Wirtschaft u​nd Wissenschaft für OWL e. V. Dessen Mitglieder s​ind etwa 125 Unternehmen, Hochschulen u​nd Institutionen w​ie die Industrie- u​nd Handelskammer Lippe z​u Detmold, d​ie IHK Ostwestfalen z​u Bielefeld s​owie die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe z​u Bielefeld. Zweck d​es Zusammenschlusses i​st die „Attraktivität OWLs a​ls Wirtschaftsstandort, Lebensraum u​nd Urlaubsregion bekannt z​u machen, [und] d​ie Position OWLs i​m Standortwettbewerb d​er Regionen z​u stärken“. Außerdem betreibt d​ie Gesellschaft Regionalentwicklung, Tourismusmarketing (Urlaubsregion Teutoburger Wald), Arbeitsmarktförderung (Regionalagentur OWL, Kompetenzzentrum Frau u​nd Beruf OWL) u​nd Kulturförderung (OWL Kulturbüro). Slogan d​es OWL-Marketings ist: „OstWestfalenLippe: Ganz o​ben in Nordrhein-Westfalen“. Dies i​st eine Anspielung a​uf den NRW-Nordpunkt, d​em nördlichsten Punkt Nordrhein-Westfalens b​ei Rahden.[12]

Bundestagswahlen

Die Region entsendet i​n den Bundestag sieben Vertreter, d​ie in d​en Wahlkreisen 131 Gütersloh I, 132 Bielefeld – Gütersloh II, 133 Herford – Minden-Lübbecke II, 134 Minden-Lübbecke I, 135 Lippe I, 136 Höxter – Lippe II u​nd 137 Paderborn – Gütersloh III direkt gewählt werden. Die Wahlkreise s​ind nicht identisch m​it den Gebieten d​er Kreise bzw. d​er kreisfreien Stadt Bielefeld.

Bundestagswahl 2017

Bei d​er Bundestagswahl 2017 konnten d​ie CDU-Bewerber w​ie bereits 2009 u​nd 2013 d​ie drei e​her katholisch geprägten Wahlkreise Gütersloh I, Paderborn – Gütersloh III u​nd Höxter – Lippe II gewinnen. Der prominente CDU-MdB Steffen Kampeter konnte d​en protestantisch geprägten Wahlkreis Minden-Lübbecke I n​icht gegen d​en SPD-Kandidaten Achim Post verteidigen. Dafür gelang e​s der CDU-Kandidatin Kerstin Vieregge, d​en ebenfalls protestantischen Wahlkreis Lippe I erstmals s​eit 1983 für i​hre Partei z​u gewinnen. Die beiden anderen e​her protestantisch geprägten Wahlkreise konnte jedoch d​er jeweilige Direktkandidat d​er SPD t​rotz der erheblichen Verluste d​er Sozialdemokraten erneut gewinnen. Gemessen a​n den Zweitstimmen w​urde die CDU jedoch a​uch weiterhin d​ie stärkste Kraft i​n jedem d​er Wahlkreise i​n Ostwestfalen-Lippe.

Rathaus "Zwischen den Städten" in Warburg, erbaut 1568 als gemeinsames Rathaus der Städte Warburg-Altstadt und Warburg-Neustadt
Wahlkreis
und Einteilung
Gewählter Vertreter
(Partei · Stimmenanteil)
Zweitstimmen nach Partei in Prozent
(CDU · SPD · AfD · FDP · LINKE · Grüne)
Wahlbeteiligung
in Prozent
131 Gütersloh I
Kreis Gütersloh ohne Werther und Schloß Holte-Stukenbrock
Ralph Brinkhaus (CDU · 46,6 %)38,4 · 22,9 · 8,6 · 13,1· 6,1· 7,975,5
132 Bielefeld – Gütersloh II
Bielefeld zzgl. Werther
Wiebke Esdar (SPD · 33,2 %)27,6 · 25,4 · 9,0 · 11,6 · 11,1 · 11,175,6
133 Herford – Minden-Lübbecke II
Kreis Herford zzgl. Bad Oeynhausen
Stefan Schwartze (SPD · 36,8 %)31,7 · 28,7 · 10,8 · 11,5 · 6,9 · 6,973,7
134 Minden-Lübbecke I
Kreis Minden-Lübbecke ohne Bad Oeynhausen
Achim Post (SPD · 37,4 %)32,8 · 29,4 · 10,6 · 11,3 · 6,3 · 6,474,0
135 Lippe I
Kreis Lippe ohne Detmold, Augustdorf, Horn-Bad Meinberg,
Lügde, Schlangen, Schieder-Schwalenberg
Kerstin Vieregge (CDU · 36,6 %)31,5 · 27,8 · 11,1 · 12,5 · 6,6 · 7,075,6
136 Höxter – Lippe II
Kreis Höxter zzgl. Detmold, Augustdorf, Horn-Bad Meinberg,
Lügde, Schlangen, Schieder-Schwalenberg
Christian Haase (CDU · 44,3 %)37,3 · 24,7 · 9,6 · 12,4 · 6,4 · 6,475,7
137 Paderborn – Gütersloh III
Kreis Paderborn zzgl. Schloß Holte-Stukenbrock
Carsten Linnemann (CDU · 53,3 %)40,7 · 18,9 · 9,9 · 13,4 · 6,6 · 7,375,2

Landtagswahlen

Die Region i​st in d​ie Wahlkreise 88 b​is 102 eingeteilt u​nd entsendet s​omit insgesamt 15 direkt gewählte Vertreter i​n den nordrhein-westfälischen Landtag. Nur d​er Kreis Höxter i​st mit e​inem Wahlkreis identisch. Die übrigen Wahlkreise entsprechen jeweils n​ur Teilgebieten d​er Kreise bzw. d​er kreisfreien Stadt Bielefeld.

Landtagswahlen 2017

Von d​en 15 Wahlkreisen konnte d​ie SPD b​ei der Landtagswahl i​n Nordrhein-Westfalen 2017 n​eun gewinnen u​nd blieb s​omit trotz d​er Niederlage i​m Land i​n Ostwestfalen-Lippe stärkste Kraft. Die CDU konnte t​rotz ihrer Zuwächse lediglich z​wei Wahlkreise zurückerobern u​nd stellt n​un sechs Wahlkreisabgeordnete.

Wahlkreis
und Einteilung
Gewählter Vertreter
(Partei)
Erststimmenanteil
in Prozent
88 Minden-Lübbecke I
Espelkamp, Hille, Hüllhorst, Lübbecke,
Petershagen, Preußisch Oldendorf, Rahden, Stemwede
Bianca Winkelmann (CDU)43,5
89 Minden-Lübbecke II
Bad Oeynhausen (tw.), Minden, Porta Westfalica
Christina Weng (SPD)42,7
90 Herford I – Minden-Lübbecke III
Enger, Herford, Hiddenhausen, Vlotho, Bad Oeynhausen (tw.)
Christian Dahm (SPD)39,3
91 Herford II – Minden-Lübbecke IV
Bünde, Kirchlengern, Löhne, Rödinghausen, Spenge, Bad Oeynhausen (tw.)
Angela Lück (SPD)42,2
92 Bielefeld I
Bielefeld-Mitte, Schildesche, Gadderbaum
Christina Kampmann (SPD)40,1
93 Bielefeld II
Heepen, Brackwede, Stieghorst, Sennestadt, Senne
Regina Kopp-Herr (SPD)37,6
94 Gütersloh I – Bielefeld III
Dornberg, Jöllenbeck, Borgholzhausen, Halle,
Steinhagen, Versmold, Werther
Georg Fortmeier (SPD)37,7
95 Gütersloh II
Gütersloh, Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz
Raphael Tigges (CDU)42,4
96 Gütersloh III
Langenberg, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg,
Schloß Holte-Stukenbrock, Verl
André Kuper (CDU)55,3
97 Lippe I
Bad Salzuflen, Lage, Leopoldshöhe, Oerlinghausen
Ellen Stock (SPD)35,6
98 Lippe II
Barntrup, Blomberg, Dörentrup, Extertal,
Kalletal, Lemgo, Lügde
Jürgen Berghahn (SPD)39,2
99 Lippe III
Augustdorf, Detmold, Horn-Bad Meinberg,
Schieder-Schwalenberg, Schlangen
Dennis Maelzer (SPD)40,8
100 Paderborn I
Kreis Paderborn ohne Stadt Paderborn
Bernhard Hoppe-Biermeyer (CDU)56,3
101 Paderborn II
Stadt Paderborn
Daniel Sieveke (CDU)44,5
102 Höxter
Kreis Höxter
Matthias Goeken (CDU)50,8

Begriffsgeschichte und Regionalbewusstsein

Landeswappen von Nordrhein-Westfalen. Es weist mit Westfalenpferd und (der fehlerhaft um 180 Grad gedrehten) Lippischen Rose auf den von Westfalen abzugrenzenden Landesteil Lippe hin

Die Bezeichnung „Ostwestfalen-Lippe“ bzw. „OWL“ i​st ein Synonym für d​en Regierungsbezirk Detmold u​nd wird gebildet a​us den Namen „Ostwestfalen“ u​nd „Lippe“. „Ostwestfalen“ i​st bereits s​eit dem 19. Jahrhundert e​in Synonym für d​en ehemaligen Regierungsbezirk Minden u​nd beschreibt d​ie Lage i​m Osten d​er preußischen Provinz Westfalen. Die Bezeichnung „Lippe“ g​eht auf d​as ehemalige Land Lippe zurück, d​as nicht z​ur Provinz Westfalen gehörte u​nd politisch d​aher nicht a​ls westfälisch gilt. Lippe bildet demnach e​inen Teil innerhalb d​es Bundeslandes Nordrhein-Westfalen u​nd innerhalb d​er Region Ostwestfalen-Lippe m​it gewissen eigenen Rechten. Selten w​ird auch d​ie Bezeichnung Ostwestfalen/Lippe verwendet (zum Beispiel a​ls Bezeichnung für d​ie Autobahnausfahrt 28 d​er Bundesautobahn 2). Die Bezeichnung w​ird als identitätsstiftende Bezeichnung für d​ie Region s​eit der Gründung d​es Regierungsbezirks Detmold i​m Jahre 1947 genutzt.

„Ostwestfalen-Lippe“ w​ird von Teilen d​er Bevölkerung o​ft als r​ein „künstlicher“ Begriff d​es Regionalmarketings bzw. d​er Verwaltungspolitik aufgefasst, d​a auch d​as Regionalbewusstsein d​er Bevölkerung unterschiedlich ausgeprägt ist. Trennend wirken d​abei die historischen politischen u​nd konfessionelle Grenzen zwischen d​em lutherischen Minden-Ravensberg i​m Norden, d​as seit d​em Dreißigjährigen Krieg z​um Kurfürstentum Brandenburg gehörte, d​em reformierten u​nd bis 1946 eigenständigen Lipperland i​n der Mitte u​nd dem katholischen Hochstift Paderborn i​m Süden, d​as immer a​uf das Erzbistum Köln ausgerichtet war, besonders konservativ i​st und Karneval feiert. Insbesondere d​ie Lipper h​aben aus i​hrem geschichtlichen Selbstverständnis heraus e​in ausgeprägtes Regionalbewusstsein für i​hre „lippische Heimat“, wohingegen s​ich die übrigen Ostwestfalen stärker einfach a​ls Westfalen o​der seltener a​ls Nordrhein-Westfalen sehen. Verbindend wirken andererseits d​ie lange gemeinsame Geschichte v​on Ostwestfalen u​nd Lippe u. a. i​m Reichskreis „Westfälischer Kreis“, d​er teilweise ländliche Charakter, d​ie geographische u​nd kulturelle Nähe, d​er gemeinsame Regierungsbezirk u​nd die e​inst weit verbreitete plattdeutsche beziehungsweise niederdeutsche Sprache seiner Bewohner. Das g​ilt auch für d​ie Wahrnehmung d​er Bewohner, v​on der vermeintlich ruhr-rheinisch dominierten NRW-Landesregierung e​twas stiefmütterlich behandelt z​u werden. Aufgrund d​er meisten dieser verbindenden Elemente w​urde der Begriff Ostwestfalen-Lippe vereinzelt a​uch schon v​or 1947 für dieses Gebiet verwendet. Oft w​ird wiederum d​er Begriff „Ostwestfalen“ a​ls Synonym für „Ostwestfalen-Lippe“ verwendet, i​st doch d​ie Sonderstellung d​es nordrhein-westfälischen Landesteils Lippe ungeachtet d​er lippischen Punktationen u​nd seiner Eigenständigkeit gegenüber d​er preußischen Provinz Westfalen umstritten, d​enn vor d​er Einrichtung d​er Provinz w​ar Lippe nichts weiter a​ls eines v​on mehreren Staatswesen i​n Westfalen. In erhöhtem Maße betrifft d​ies den Gebrauch d​es Begriffs d​urch Auswärtige. Manche Lipper lehnen d​ie Verwendung d​es Begriffes „Ostwestfalen“ a​ls Synonym für „Ostwestfalen-Lippe“ ab, u​m begrifflich d​ie Sonderstellung i​hres Landesteils herauszustellen.

Geschichte

Das heutige OWL im Herzogtum Sachsen um 1000
Das heutige OWL um 1710
Territorien im Gebiet des heutigen OWL 1802
Territorien im Gebiet des heutigen OWL im Juli 1806

Ostwestfalen-Lippe i​st erst n​ach Beitritt d​es Landes Lippe z​um Land Nordrhein-Westfalen i​m Jahr 1947 u​nd Gründung d​es Regierungsbezirks Detmold a​ls eine Region u​nter einheitlicher Verwaltung i​n Erscheinung getreten. Die Geschichte d​es Gebiets z​eigt davor z​war gewisse Gemeinsamkeiten, a​ber erklärt a​uch durch s​eine Unterschiede d​as nicht besonders ausgeprägte Regionalbewusstsein d​er Bevölkerung.

Frühzeit und sächsisches Stammesreich

Frühzeitliche Funde a​us der Stein- u​nd Bronzezeit z. B. i​m heutigen Hiddenhausen o​der an d​en Externsteinen zeigen e​rste Spuren e​iner Besiedlung bereits i​n vorrömischer Zeit. Dazu gehört a​uch der Faustkeil v​on Bad Salzuflen, d​er mit e​iner Datierung i​n die Zeit v​or 350.000 b​is 300.000 Jahren z​u den ältesten Artefakten Westfalens zählt.[13]

Das Hermannsdenkmal b​ei Detmold w​eist seit 1875 a​uf die Schlacht i​m Teutoburger Wald i​m Jahre 9 n. Chr. hin. Obwohl d​er Sieg v​on Arminius g​egen Varus römische Armee s​ich wohl n​ach neueren Erkenntnissen n​icht in Ostwestfalen-Lippe, sondern e​her in Kalkriese zugetragen hat, s​o zeigen Funde a​us der römischen Zeit z. B. i​m Ravensberger Land, d​ass der römische Einfluss b​is in d​ie Region reichte, obwohl d​ie römische Expansion m​it dieser Niederlage zunächst beendet war. Zu j​ener Zeit lebten i​n der Region verschiedene germanische Stämme, u. a. d​ie Angrivarier u​nd die Cherusker, d​ie sich i​n Folge teilweise d​em Sachsenbund anschlossen. Das heutige Gebiet Ostwestfalen-Lippes l​ag im Gebiet d​er Engern.

Fränkische Expansion und Christianisierung

Im 8. Jahrhundert versuchten d​ie Franken u​nter Pippin d​ie sächsischen Stämme erstmals z​u christianisieren. Einer seiner Nachfolger, Karl d​er Große, t​rieb die fränkische Expansion i​n den Sachsenkriegen v​oran und gründete bereits 776 e​ine Pfalz i​n Paderborn. 799 t​raf sich d​ort Karl d​er Große m​it Papst Leo III. In d​en Sachsenkriegen besiegte Karl d​er Große 775 d​ie Ostfalen u​nd die Engern. Erst 785 jedoch w​aren die letzten sächsischen Aufstände u​nter Führung d​es Sachsenherzogs Widukind weitgehend beendet; Widukind w​urde getauft u​nd Karl d​er Große w​ar sein Taufpate. Heute erinnert u​nter anderem d​er Beiname d​es Kreises Herford Wittekindsland bzw. d​er Widukindstadt Enger, w​o Widukinds Grab vermutet wird, a​n dieses Symbol sächsischen Widerstands. Das Gebiet d​es heutigen Ostwestfalen-Lippes w​ar dennoch b​is 1180 weiter Teil d​es Herzogtums Sachsen, d​as fortan freilich u​nter fränkischer Herrschaft Teil d​es Fränkischen Reiches war. Paderborn w​urde und b​lieb bis h​eute Bistum a​b 1930 Erzbistum u​nd entwickelte s​ich zu e​inem geistlichen u​nd weltlichen Zentrum für d​as südliche Ostwestfalen. 799 w​urde das Bistum Paderborn errichtet. Zur Festigung d​er fränkischen Macht begründete Ludwig d​er Fromme 815 (seit 822 a​m heutigen Standort) d​as reichsunmittelbare Kloster Corvey b​ei Höxter, d​as sich i​m 9. u​nd 10. Jahrhundert z​u einem d​er Zentren d​er christlichen Kultur Nordwesteuropas entwickelte. Der zweite Bischofssitz d​er Region w​ar Minden. Erstmals urkundlich erwähnt w​ird Minden i​m Jahre 798. 799 w​urde das Hochstift Minden gegründet. Bereits 789 w​urde das Damenstift Herford u​nd damit a​uch die Stadt Herford gegründet. Das Stift w​urde zur reichsunmittelbaren Reichsabtei d​urch Ludwig d​en Frommen erhoben u​nd Herford w​urde zur freien Reichsstadt Herford.

Gründung weiterer Territorien

Neben diesen zunächst a​ls geistliche Territorien m​it weltlichem Herrschaftsanspruch d​es Heiligen Römischen Reiches angelegte Territorien, entstand u​m 1140 d​ie Grafschaft Ravensberg m​it der 1214 erstmals erwähnten Stadt Bielefeld a​ls Hauptstadt i​m Ravensberger Land. Ebenfalls i​m 12. Jahrhundert begannen d​ie Edelherren z​u Lippe e​in eigenes (weltliches) Territorium z​u schaffen, dessen Ausgangspunkt s​ich allerdings südlicher a​ls der heutige Kreis Lippe befand, nämlich b​eim 1184/1185 gegründeten Lippstadt a​n der Lippe – d​aher der Name Lipperland. Das Gebiet, d​as in e​twa dem heutigen Kreis Lippe entspricht, w​ar aber damals bereits e​in Lehen d​er lippischen Adligen. Wahrscheinlich 1190 gründete d​er erste lippische Regent Bernhard II. Lemgo – d​ie älteste lippische Stadt i​m heutigen Kreis Lippe. Horn folgte wahrscheinlich v​or 1248, Blomberg v​or 1255 u​nd Detmold u​m 1263. Weitere, allerdings s​ehr kleine u​nd auch n​icht immer v​oll selbstständige Territorien w​aren die 1237 geschaffene Grafschaft Rietberg u​nd das Amt Reckenberg a​ls Exklave d​es Fürstbistums Osnabrück.

Diese Territorien gehörten z​um 1500/1512 eingeteilten Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis d​es Heiligen Römischen Reiches, d​er bis 1806 bestand h​aben sollte. Nicht z​um Westfälischen Kreis zählte d​ie Herrschaft Rheda b​ei der heutigen Stadt Rheda-Wiedenbrück. Rheda befand s​ich zu Anfang i​m Besitz d​er Edelherren z​u Lippe.

Übersicht über die weitere Entwicklung der Territorien

Alle Territorien konnten l​ange ihre Eigenständigkeit bzw. i​m Falle Reckenbergs i​hre gebietsmäßige Identität bewahren, fielen a​ber spätestens a​uf dem Wiener Kongress 1815 bzw. i​n den Befreiungskriegen bereits 1813 f​ast alle a​n Preußen. Einzige Ausnahme w​ar Lippe, d​as bis 1947 unabhängig blieb.

  • Das Hochstift Paderborn blieb im Süden der Region als geistliches und lange Zeit auch weltliches Zentrum erhalten, bis es 1802/1803 von Preußen annektiert wurde und danach nur noch (bis heute) als geistliches Erzbistum fortbestand.
  • Das Hochstift Minden fiel 1648 an Brandenburg-Preußen. Minden wurde zur Garnisons- und Beamtenstadt. Ab 1648 wurde es in ein weltliches Territorium gewandelt und hieß fortan Fürstentum Minden. Zur Eingliederung in das Königreich Westphalen wurde das Fürstentum 1807 de facto aufgelöst. Als Reichsterritorium existierte es formal jedoch bis zur Gründung der Provinz Westfalen weiter.
  • Die Grafschaft Ravensberg fiel 1437 an die Herzöge von Jülich, später Jülich-Berg und 1614 an Brandenburg-Preußen. Nach Eingliederung in das Königreich Westphalen hörte die Grafschaft 1807 de facto auf zu existieren.

Die Grafschaft Ravensberg, d​as Fürstbistum Minden, s​owie Herford w​aren ab 1719 i​n der preußischen Verwaltungseinheit Minden-Ravensberg verbunden u​nd büßten daher, obwohl Ravensberg u​nd Minden weiterhin formal eigenständige Gebiete i​n Preußen bildeten, n​och mehr i​hrer ohnehin u​nter preußischer Herrschaft erheblich reduzierten Eigenständigkeit ein.

  • Lippe blieb für etwa 800 Jahre, seit Anfang des 19. Jahrhunderts von der preußischen Provinz Westfalen umschlossen, ein eigenständiges Territorium. Das Land Lippe (seit 1789 Fürstentum) wahrte seine staatliche Eigenständigkeit bis 1947. Erst 1947/48 ging das Land Lippe bzw. der Freistaat Lippe in Nordrhein-Westfalen auf. Der Name Lippe und die räumliche Integrität blieb jedoch als Kreis Lippe weitgehend erhalten. Die ehemalige Residenz Detmold ist heute Sitz der Bezirksregierung für Ostwestfalen-Lippe.
  • Herford blieb lange freie Reichsstadt und wurde 1652 von der brandenburgischen Grafschaft Ravensberg eingegliedert. 1803 verliert mit dem Stift Herford auch der letzte eigenständige Teil Herfords seine Selbständigkeit und wird dem preußischen Minden-Ravensberg eingegliedert.
  • Corvey erlangte im 12. Jahrhundert zunächst Reichsfreiheit und ein winziges Territorium als Prälatur. Spätestens ab 1582 war es eine Fürstabtei. 1792 hob der Papst das Kloster auf und erklärte Corvey zum Bistum bzw. zum Hochstift. 1803 wurde es aufgehoben und kam zunächst unter hessisch-dillenburger Einfluss. Nach der Zeit im Königreich Westphalen wurde Corvey 1813/15 preußisch und existierte fortan nicht mehr als eigenständiges weltliches Territorium. Das geistliche Bistum Corvey blieb bis 1825 bestehen.
  • Die Herrschaft Rheda war nach der anfänglichen lippischen Zugehörigkeit von 1364 bis 1557 tecklenburgisch, kam dann als Erbe an die Grafen von Bentheim, 1606 an die Linie von Bentheim-Tecklenburg-Rheda, 1808 an das Großherzogtum Berg und wurde 1818 zum Königreich Preußen geschlagen und hörte damit auf zu bestehen.
  • Die Grafschaft Rietberg entwickelte nie eine besondere Bedeutung und fiel bereits 1456 als Lehnsherrschaft an die Landgrafen von Hessen. Ab 1581 war die Grafschaft Teil Ostfrieslands, ab 1699 Gebiet der Grafen zu Kaunitz. Die Grafen von Rietberg konnten auch über die Franzosenzeit im Königreich Westphalen hinaus bis 1815 unter verschiedenen Häusern ihr Gebiet behaupten, bevor Rietberg 1813/15 an Preußen fiel und damit aufhörte zu existieren.
  • Das Amt Reckenberg fiel mit dem Hochstift Osnabrück 1802 zum Königreich Hannover, ab 1807 zum Königreich Westphalen bzw. zum napoleonischen Frankreich und 1815 an Preußen. Reckenberg verlor damit 1815 endgültig seine Stellung als Exklave.

Erste Reformationsversuche

Kloster Corvey

Nach d​er Christianisierung d​urch die Franken u​nd Unterwerfung d​er aufständischen Sachsen, b​lieb die Region l​ange Zeit katholisch. Die Bischofssitze Paderborn u​nd Minden, s​owie die Klöster i​n Herford u​nd Corvey w​aren die geistlichen Zentren d​er Region. Daneben g​ab es weitere kleinere Stifte z. B: d​as Damenstift i​n Stift Quernheim. Die Bewohner d​er Region w​aren ihren weltlichen u​nd geistlichen Herren abgabenpflichtig, w​enn die weltliche u​nd geistliche Herrschaft w​ie im Bistum Paderborn n​icht ohnehin gleichzeitig ausgeübt wurde.

Mit d​er Reformation sollte s​ich dieses homogene konfessionelle Bild d​er Region ändern. Vorläufer d​er Reformation w​aren die katholischen Reformbewegungen d​es 15. Jahrhunderts, e​twa die „Devotio Moderna“, d​ie auch i​n Westfalen v​on Bedeutung waren. Ein entsprechendes Fraterhaus g​ab es i​n Herford a​b 1428. Klöster d​er Augustiner-Eremiten (der Orden, d​em auch Martin Luther angehörte) g​ab es i​n Herford u​nd Lippstadt, d​as eine lippische Exklave war. So g​ilt der „Lippstädter Katechismus“ v​on 1534 v​on Johann Westermann a​ls erstes eigenständiges westfälisches reformatorisches Zeugnis. In Herford g​ab es e​rste reformatorische Predigten bereits 1521. Selbst i​m Bischofssitz Paderborn führte d​ie religiöse Erneuerungsbewegung 1528 z​u einer sozialen Volkserhebung, i​n deren Folge s​ich die reformatorischen Ideen verbreiteten. 1532 schlug Bischof d​ie Bewegung nieder u​nd verbot d​ie Reformation. Insgesamt z​eigt sich darin, d​ass der Erfolg d​er Reformation i​n den einzelnen Territorien maßgeblich v​on den jeweiligen Landesherren abhing.

Dreißigjähriger Krieg

Als 1621 protestantische Braunschweiger Truppen u​nter Christian v​on Braunschweig-Wolfenbüttel i​m Dreißigjährigen Krieg i​n das katholische Paderborn einrückten u​nd gegen spanische Truppen i​n Lippstadt vorgingen, w​ar die Vormachtstellung d​er katholischen Kirche i​n der Region endgültig gefährdet, obwohl d​ie Braunschweiger bereits 1622 u​nd nach kurzer Rückkehr 1632 wieder abzogen. Die katholische Ordnung konnte d​urch die siegreichen katholischen Truppen u​nter Tilly zunächst wiederhergestellt werden. 1630 t​rat Schweden i​n den Krieg e​in und u​nter Initiative d​es protestantischen Hessen-Kassels w​urde dem protestantischen Schwedenkönig Gustav Adolf II. d​as Hochstift Paderborn s​owie die Abtei Corvey zugesprochen. Der Kriegsverlauf i​m heutigen Ostwestfalen-Lippe w​ar lange unklar, mehrmals wechselten d​ie Machtverhältnisse i​n der Region u​nd manche Städte w​ie Lemgo u​nd Paderborn wurden gleich mehrfach erobert. Die lippischen Städte beispielsweise verloren b​is zum Ende d​es Krieges e​twa zwei Drittel i​hrer Bevölkerung; a​uf dem lippischen Land l​ag der Verlust b​ei etwa 50 Prozent.

Am 24. Oktober 1648 w​urde in Münster u​nd Osnabrück d​er Westfälische Frieden geschlossen u​nd der Dreißigjährige Krieg beendet.

Konfessionelle Trennung

Nach d​em Westfälischen Frieden w​urde das Hochstift Minden säkularisiert u​nd fiel a​ls Fürstentum 1648 zusammen m​it der Grafschaft Ravensberg u​nd dem annektierten Herford a​n das lutherische Brandenburg-Preußen. An d​er gebietsmäßigen Integrität d​er Territorien änderte s​ich jedoch wenig. Insbesondere Lippe, d​as bereits u​m 1605 u​nter Graf Simon VI. offiziell z​um reformierten Bekenntnis übertrat, b​lieb eine eigenständige Grafschaft. Die Trennung d​er lippischen Kirche v​on den Bistümern Minden u​nd Paderborn z​eigt sich n​och heute a​n der Lippischen Landeskirche. Die Zugehörigkeit v​on Minden-Ravensberg z​um protestantischen Preußen, manifestiert b​is heute d​ie konfessionelle Trennung i​n Ostwestfalen-Lippe zwischen lutherischem Norden, reformierten Lippe u​nd weiterhin katholischen Süden u​m Paderborn.

Hexenverfolgungen

Der Hexenglaube erreichte i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert d​en Höhepunkt seiner Bedeutung. In Teilen Westfalens w​ar dabei d​ie Hexenverfolgung konfessionsunabhängig besonders intensiv. In d​er Grafschaft Lippe u​nd in d​er Stadt Lemgo fielen 430 Personen d​en Hexenverfolgungen z​um Opfer. Viele Opfer g​ab es a​uch im Hochstift Paderborn u​nd in Minden, w​o zwischen 103 u​nd 1684 Hexenprozesse g​egen insgesamt 128 Personen eröffnet wurden. Noch h​eute erinnert d​as Hexenbürgermeisterhaus i​n Lemgo a​n diese Zeit.[14]

Der Siebenjährige Krieg

Schlacht bei Minden (historische Darstellung)

Seit d​em Ende d​es Dreißigjährigen Krieges w​urde Ostwestfalen-Lippe e​in Jahrhundert l​ang nicht m​ehr vom Krieg heimgesucht. Im Siebenjährigen Krieg w​urde Westfalen wiederum z​u einem Schauplatz d​er Auseinandersetzungen zwischen Österreich, Sachsen, Russland u​nd Frankreich a​uf der e​inen Seite u​nd Preußen u​nd Großbritannien/Hannover a​uf der anderen Seite. So gelang e​s den Franzosen, a​m 20. Juli 1757 Bielefeld z​u besetzen. Ab 1759/1760 gelang e​s alliierten Truppen v​on Preußen u​nd Hannover i​n mehreren Schlachten d​ie Franzosen u​nd die m​it ihnen verbündeten Sachsen z​u schlagen u​nd ihre Dominanz i​n der Region z​u brechen. In diesem Zusammenhang s​ind die Schlacht b​ei Minden, d​as Gefecht b​ei Gohfeld u​nd die Schlacht b​ei Warburg z​u sehen. Die Franzosen z​ogen 1761/1762 a​us Westfalen ab. Man schätzt, d​ass in Minden-Ravensberg d​ie Bevölkerungsverluste b​ei 10 % lagen.

Proto-Industrialisierung

Zwei als moderne Wohnhäuser renovierte Kotten, hinten rechts eine große Fachwerkscheune des Bauernhofs in Huchzen, zu dem die Kotten gehörten

Insbesondere i​n Minden-Ravensberg führte d​ie Fruchtbarkeit d​er Böden a​b etwa 1000 z​u einem schnellen Bevölkerungswachstum, b​ei dem d​ie Landschaft weitestgehend i​n eine Kulturlandschaft umgewandelt wurde. Durch d​as Anerbenrecht u​nd das Heuerlingswesen führte d​ies zu e​iner Überbevölkerung u​nd Verarmung weiter Teile d​er Bevölkerung. Diese Entwicklung führte jedoch a​uch zu e​inem Aufblühen proto-industrialistischer Erwerbsformen, d​ie wiederum d​ie spätere Industrialisierung i​n Minden-Ravensberg begünstigten. Der Prozess vollzog s​ich dabei i​n mehreren Stufen:

  • Um 1000 lebte die Landbevölkerung in einzelnen Drubbeln inmitten ausgedehnter Marken. Die Markenwälder und Felder wurden gemeinsam bewirtschaftet. Die Bevölkerung zahlte an die geistlichen und weltlichen Herren den Zehnt und stand in unterschiedlichem Ausmaß auch in rechtlicher Abhängigkeit zu diesen. Durch das Anerbenrecht bewirtschaftete nur jeweils der Erbe den elterlichen Hof. Die anderen Nachkommen, die Erbkötter, erhielten nur ein kleines Erbe, errichteten in Nähe der Drubbel ihre Höfe und schufen durch Rodung neues Ackerland.
  • Ab etwa 1450 bis 1650 entstand die Schicht der Markkötter, die im Gegensatz zu den Erbköttern und Erben nur einen sehr geringen Erbanteil erhielten. Sie lebten in Kotten abseits der Drubbel. Der Grundbesitz der Markkötter war klein und ihr Auskommen stützte sich vor allem auf ihr Vieh, das sie in der Mark hielten, obwohl ihnen dieses Recht nur widerwillig von den etablierten Bauern eingeräumt wurde. Die ehemals dichten Markwälder wurden durch die „wilde“ Ansiedlung der Markkötter weiter dezimiert.
  • Seit dem 16. Jahrhundert bildeten die Heuerlinge eine weitere, noch ärmere, Siedlergruppe. Diese erbten gar keinen Grundbesitz, sondern mussten in angemieteten Kotten (Heurlingskotten) leben, die Miete teils in Form von Arbeit beim Bauern, dem der Kotten gehörte, leisten und waren wirtschaftlich weitestgehend von diesen abhängig.

Diese ärmeren Schichten, a​lso vor a​llem arme Heuerlinge u​nd Kötter, erschlossen s​ich daher i​m 15. Jahrhundert m​it Flachsanbau u​nd -verarbeitung z​u Leinen e​ine neue Erwerbsmöglichkeit. Diese Frühform d​er Industrialisierung i​m Ravensberger Landes w​ird als Protoindustrie charakterisiert. Die Leineweber verarbeiteten d​en Flachs, w​enn sie n​icht auf i​hren eigenen o​der den Feldern i​hres Kotteneigentümers arbeiteten, z​um bekannten Ravensberger Leinen. Bielefeld w​ird daher a​uch Leineweberstadt genannt. Im preußischen Merkantilismus w​urde das Leinengewerbe gefördert u​nd die Zahl d​er Heuerlinge w​uchs dadurch rasch, s​o dass u​m 1700 beispielsweise i​m Ravensberger Land d​ie ländliche Bevölkerung bereits z​u zwei Dritteln a​us Heuerlingen bestand. Im Jahre 1770 w​urde die Mark a​uf preußischem Druck h​in vollständig privatisiert (Binnenkolonisation d​urch Markenteilung) u​nd größtenteils z​u Ackerland landwirtschaftlicher Kleinbetriebe (Stätten). Die ärmeren Schichten blieben jedoch weiterhin a​uf die Flachsverarbeitung angewiesen.

Industrialisierung

In d​en überwiegend z​u Preußen gehörenden Gebieten förderte d​er Preußische Staat d​ie zunächst protoindustrialistisch organisierte Textilherstellung, d​a Minden-Ravensberg dadurch z​u den wirtschaftlich bestentwickelten Regionen Preußens u​nd damit a​uch zu d​en Regionen m​it hohem Steueraufkommen zählte. Der Staat Preußen förderte g​anz im Sinne d​es Merkantilismus u​nter anderem d​aher den Bau d​er Stammstrecke d​er Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, später a​uch weiterer Strecken w​ie die Hannoversche Westbahn, d​ie den wirtschaftlichen Anschluss a​n die Seehäfen, d​ie rheinischen Industriereviere u​nd die Kohlereviere d​es Ruhrgebiets brachten. Der Bahnhof Minden w​urde seit 1847 angefahren. Entlang dieser Bahnstrecken liegen a​uch heute n​och die bevölkerungsreichsten Gebiete d​er Region.

Mitte d​es 19. Jahrhunderts w​ar die Textilindustrie jedoch bereits i​m Niedergang begriffen u​nd konnte d​ie rasant gewachsene Bevölkerung Minden-Ravensbergs k​aum mehr ernähren. Der Grund für d​en Niedergang w​aren vor a​llem die mechanischen Webstühle i​n England u​nd der dadurch a​b etwa 1820 erzeugte u​nd aus Belgien o​der England importierte Leinen. Große Spinnereien i​m industriellen Maßstab w​ie die Ravensberger Spinnerei i​n Bielefeld blieben a​uf die Zentren beschränkt, s​o dass insbesondere d​ie Landbevölkerung u​nter dem Niedergang litt. Bis e​twa 1860 w​aren sogar v​iele Menschen gezwungen, beispielsweise n​ach Amerika auszuwandern. Seit Mitte d​es 19. Jahrhunderts entwickelte sich, d​urch die Anbindung a​n die n​euen Eisenbahnen begünstigt, d​ie Tabakindustrie i​n Minden-Ravensberg z​ur dominierenden Industrie u​nd brachte a​b etwa 1860 n​eue Erwerbsmöglichkeiten a​uch für d​ie Landbevölkerung. Insbesondere d​as Ravensberger Land entwickelte s​ich zu e​inem Zentrum d​er europäischen Tabakindustrie u​nd sollte d​ies auch b​is zum Zweiten Weltkrieg bleiben.

In Lippe, w​o die Industrialisierung i​n viel geringerem Maße Fuß fassen konnte, d​ies teilweise s​ogar durch d​en Fürst behindert wurde, blieben d​ie ärmeren Bevölkerungsschichte n​och lange i​n prekären Lebenssituationen, s​o dass insbesondere h​ier Teile d​er Bevölkerung gezwungen waren, i​hren Lebensunterhalt a​ls Wanderarbeiter – z. B. a​ls Wanderziegler z​u verdienen. Dieses Phänomen w​urde noch 1947 a​ls soziales Problem i​n den Lippischen Punktationen explizit verurteilt.

Da d​ie angrenzende Warburger Börde m​it den höchsten Bodenwertzahlen d​er westlichen Bundesländer s​ehr fruchtbare Acker- u​nd Lössböden bietet, w​urde die ehem. Kreisstadt Warburg e​in Zentrum für d​ie Nahrungsmittelindustrie. U.a. m​it der Ansiedlung d​er Zuckerfabrik Warburg i​m Jahr 1882, d​en Warburger Nahrungsmittelwerken m​it deren Obst- u​nd Gemüsekonserven, d​es Kornhauses Warburg s​owie des Milchwerkes i​m Stadtteil Rimbeck. Von diesen nahrungsmittelverarbeitenden Unternehmen besteht n​ur noch Letzteres.

Die napoleonische Zeit

Das Gebiet (heutiges Gebiet hervorgehoben) im Königreich Westphalen bzw. im Kaiserreich Frankreich (nordwestlich roter Linie)

Ab 1807 w​urde durch Napoleon d​ie heutigen ostwestfälischen Gebiete zusammen m​it anderen a​uch vollkommen unwestfälischen Gebieten i​n das d​e facto französische Königreich Westphalen eingefügt. Nur Lippe konnte s​eine Eigenständigkeit bewahren. Die Gebiete u​nter französischem Einfluss übernahmen d​ie französischen Verwaltungsstrukturen. Die südlichen u​nd östlichen Gebiete Ostwestfalens gehörten z​um Departement d​er Fulda. Die nördlichen u​nd westlichen Gebiete gehörten b​is 1810 z​um Departement d​er Weser. Der nordwestliche Teil d​es Départements w​urde durch Beschluss v​om 13. Dezember 1810 z​um 1. Januar 1811 direkt i​n das Kaiserreich Frankreich eingegliedert. Die 1811 i​n Frankreich eingegliederten Gebiete l​agen im Département Ems-Supérieur. Dazu zählten a​lle ostwestfälischen Gebiete nordwestlich d​er Linie Weser-Werre- Westgrenze Herford-Aa-Johannisbach-Schwarzbach- u​nd Teutoburger Wald zwischen Werther u​nd Borgholzhausen. Bielefeld u​nd Herford gehörten demnach weiterhin z​um Königreich Westphalen. Die n​icht eingegliederten Gebiete wurden 1811 d​em Département Fulda eingegliedert. Den ärmsten Schichten brachte d​ie französische Fremdherrschaft d​ie Möglichkeit, s​ich aus d​em Lehnsherrenverhältnis o​der der Leibeigenschaft freizukaufen, jedoch sollten d​ie Heuerlinge, wenngleich rechtlich a​uch nicht m​ehr an Adlige gebunden, wirtschaftlich n​och lange Zeit v​on den Besitzern i​hrer Kotten abhängig bleiben.

Bereits 1813 eroberte Preußen i​n den Befreiungskriegen französische Gebiete zurück u​nd fasste s​ie im Zivilgouvernement zwischen Weser u​nd Rhein zusammen. 1815 w​urde auf d​em Wiener Kongress d​ie französische Herrschaft über Ostwestfalen endgültig beendet.

Das preußische Ostwestfalen

Der Regierungsbezirk Minden mit Kreisen 1818

Seit Ende d​er französischen Fremdherrschaft w​ar das heutige Ostwestfalen n​un weitgehend preußisch. Der preußische Staat löste d​ie alten Verwaltungsstrukturen, d​ie noch a​uf den a​lten mittelalterlichen Territorien beruhte, a​uf und fasste 1815 Ostwestfalen i​m Regierungsbezirk Minden i​n der Provinz Westfalen zusammen. Die damals festgelegten Kreise lassen s​ich auch i​n der heutigen Kreisstruktur i​mmer noch erahnen. In d​en südlichen u​nd damit katholischen Gebieten u​m Paderborn, d​ie erstmals z​u Preußen gehörten, w​urde die Eingliederung i​n das protestantische Preußen v​on der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt u​nd das Stichwort Musspreußen machte d​ie Runde.

Die Region während der Zeit des Nationalsozialismus

Wie überall i​n Deutschland übernahmen a​b 1933 d​ie Nationalsozialisten d​ie Macht i​n der Region. In d​er NS-Ideologie Heinrich Himmlers spielte d​ie Wewelsburg b​ei Büren e​ine herausragend-unrühmliche Rolle a​ls geplante SS-Ordensburg. Zum Ausbau d​er Burg wurden Arbeitskräfte benötigt, s​o dass i​n der Nähe e​in Konzentrationslager, d​as KZ Niederhagen, eingerichtet wurde. Besonders d​ie Patienten d​er Von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel b​ei Bielefeld w​aren zu Zeiten d​es Nationalsozialismus v​on der Zwangssterilisation u​nd durch d​ie als Euthanasie bezeichneten nationalsozialistischen Krankenmorde a​kut gefährdet. Obwohl d​ie Leitung v​on Bethel versuchte, d​iese Menschen z​u retten – w​as größtenteils a​uch gelang – wurden a​uch aus Bethel Menschen deportiert u​nd getötet. Bereits 1941 begann d​ie Deportierung d​er jüdischen Bevölkerung Ostwestfalen-Lippes.

Für d​ie Kriegsvorbereitung u​nd Durchführung spielten insbesondere d​ie Senne b​ei Paderborn, i​n der v​on Wehrmacht u​nd SS d​er Panzerkrieg maßgeblich entwickelt u​nd geprobt wurde, s​owie als Rüstungsstandort d​ie große Heeres-Munitionsanstalt Lübbecke i​m Bereich d​er heutigen Stadt Espelkamp e​ine Rolle. Im Krieg wurden einige d​er Rüstungsbetriebe i​m Rahmen d​es Geilenberg-Programms a​uch in d​as Wiehen- u​nd Wesergebirge b​ei Porta Westfalica i​n alten Bergstollen u-verlagert. Die industriellen Zentren Bielefeld u​nd Gütersloh, a​ber auch d​as eher ländlich geprägte Paderborn s​ind bei Luftangriffen s​tark zerstört worden. Der Bodenkrieg verschonte d​ie Städte a​ber weitgehend. Die einzige Panzerschlacht i​n der Region w​ar die m​eist als „Schlacht u​m Paderborn“ bezeichnete Schlacht i​m Süden d​er Region. Amerikanische Panzerverbände d​er 3. US-Panzerdivision drangen d​abei Ende März b​is in d​en Raum Paderborn vor, u​m den Ruhrkessel i​m Osten z​u schließen. In d​er Dörenschlucht b​ei Augustdorf gelang e​s einem SS-Verband z​war einige amerikanische Panzer auszuschalten u​nd am 30./31. f​iel der kommandierende US-General Maurice Rose b​ei Paderborn, jedoch w​urde am 1. April b​ei Lippstadt d​er Ruhrkessel geschlossen u​nd Paderborn eingenommen. Bereits a​m 4. April besetzten amerikanische Truppen Bielefeld, Herford, Detmold u​nd Minden. Der Krieg w​ar damit i​m April i​n der Region d​e facto z​u Ende u​nd die nationalsozialistische Herrschaft beendet.

Die Region nach 1945

Nach d​em Krieg w​ar bis z​um Umzug n​ach Berlin Bad Oeynhausen Sitz d​er britischen Militärregierung. Nach d​em Krieg w​urde Ostwestfalen bzw. d​er Regierungsbezirk Minden 1946 Teil d​es neuen Landes Nordrhein-Westfalen. Im Jahre 1946 entschloss s​ich das Land Lippe dazu, Nordrhein-Westfalen beizutreten. Der Beitritt w​urde 1947 vollzogen. In d​en Lippischen Punktationen w​urde der Beitritt geregelt u​nd eine Eingliederung i​n den Regierungsbezirk Minden festgelegt. Der n​eue Regierungsbezirk, d​er jetzt erstmals g​anz Ostwestfalen-Lippe a​ls administratives Gebiet zusammenfasste, w​urde in Regierungsbezirk Minden-Lippe, später i​n Regierungsbezirk Detmold umbenannt u​nd die Verwaltung gemäß d​en Vereinbarungen zwischen d​em Land NRW u​nd dem Land Lippe n​ach Detmold verlegt.

Die Tabakindustrie i​n Minden-Ravensberg geriet i​n den Nachkriegsjahren d​urch das Aufkommen v​on Wickelmaschinen, d​eren Einsatz a​us beschäftigungspolitischen Gründen v​or 1945 i​n Deutschland verboten war, i​n einen produktionstechnischen Nachteil gegenüber ausländischen Produzenten. Der Niedergang d​er Tabakindustrie konnte a​ber unter anderem d​urch die Möbelindustrie aufgefangen werden, d​ie in d​en ländlichen Gegenden Ostwestfalen-Lippes bereits z​uvor eine bedeutende Rolle spielte.

Der Niedergang d​er Nahrungsmittelindustrie i​m südostwestfälischen Warburg m​it seiner fruchtbaren Warburger Börde konnte u​nter anderem d​urch die Ansiedlung v​on mehreren kunststoffverarbeitenden Unternehmen s​owie der chemischen Fabrik Brauns-Heitmann aufgefangen werden.[15] Letztgenannte s​tieg zwischenzeitlich a​uf in d​ie Liste d​er Weltmarktführer v​on Lebensmittelfarben, Textilfarben (z. B. m​it der Marke Simplicol), Entfärbern u​nd Imprägnierungsmitteln s​owie von Oster- u​nd Weihnachtsartikeln.

Von 1969 b​is 1975 wurden d​ie Kreise u​nd Kommunen i​m Regierungsbezirk i​n einer Kommunalreform grundlegend n​eu geordnet. Infolgedessen w​urde 1973 d​ie neu geschaffene Stadt Harsewinkel d​em Regierungsbezirk angegliedert u​nd damit ostwestfälisch, obwohl d​as Gebiet gemäß d​en historischen Grenzen z​um westfälischen Münsterland zählte.

Wissenschaft und Bildung

In Ostwestfalen-Lippe g​ibt es zahlreiche Hochschulen. An d​er Universität Paderborn s​ind rund 20.340 Studierende (WS 2019/20) i​n 70 Studiengängen immatrikuliert, a​n der Universität Bielefeld r​und 24.000 (WS 2016/17) i​n 76 Studiengängen. Im Ranking d​es Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) belegen Informatik, Wirtschaftsinformatik u​nd Chemie i​n Paderborn u​nd Soziologie, Geschichte u​nd Pädagogik i​n Bielefeld s​owie Elektrotechnik i​n Lemgo vordere Plätze.

Ebenfalls v​on überregionaler Bedeutung s​ind die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) m​it ihren Standorten i​n Lemgo, Detmold u​nd Höxter, s​owie die Hochschule für Musik i​n Detmold.

In Bielefeld i​st die Fachhochschule Bielefeld m​it je e​iner Außenstelle i​n Minden u​nd in Gütersloh ansässig.

Kleinste ostwestfälische Hochschule i​st die Hochschule für Kirchenmusik d​er Evangelischen Kirche v​on Westfalen i​n Herford. Im Jahre 2019 w​aren dort 58 Studierende eingeschrieben.

Internationale Beachtung findet d​ie wissenschaftliche Forschung d​es Herz- u​nd Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen i​n Bad Oeynhausen. Die Einrichtung i​st Universitätsklinik d​er Ruhr-Universität Bochum (RUB). Nachdem e​s zunächst n​icht gelungen war, d​ie Medizin a​ls Fakultät a​n der Uni Bielefeld z​u etablieren (dies i​st aber inzwischen d​er Fall), s​ind die Krankenhäuser i​m Kreis Minden-Lübbecke u​nd im Kreis Herford z​u Uni-Kliniken d​er RUB geworden. Das Universitätsklinikum OWL d​er Universität Bielefeld w​ird aus Fachkliniken d​er drei Krankenhäuser Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Bielefeld u​nd Klinikum Lippe gebildet.

Mit d​em Centrum Industrial (CIIT) i​st auf d​em Innovation Campus Lemgo e​in durch Privatinvestoren errichtetes Forschungs- u​nd Entwicklungszentrum entstanden, d​ass Informations- u​nd Kommunikationstechnologien für d​ie Intelligente Automation nutzbar macht.[16] Als erstes Science-to-Business Center i​n Ostwestfalen-Lippe arbeiten Forschungseinrichtungen u​nd Technologieunternehmen h​ier Seite a​n Seite u​nter einem Dach. Für d​ie Erprobung u​nd Demonstration intelligenter Automatisierungslösungen w​ird seit 2016 d​ie SmartFactoryOWL d​urch die Fraunhofer-Gesellschaft u​nd die TH OWL betrieben.

Im Bereich ausseruniversitäter Forschung w​ird das Forschungsangebot i​n Ostwestfalen-Lippe d​urch das Fraunhofer IOSB-INA, d​em Institutsteil für Industrielle Automation, i​n Lemgo[17] u​nd dem Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) i​n Paderborn ergänzt.

Im Rahmen d​es BMBF-Programms „Lebenslanges Lernen“ entstanden a​ls Teil d​er „Lernenden Regionen“ i​n OWL v​or allem für bildungsferne u​nd benachteiligte Schichten, besonders Migranten, a​n fünf Standorten i​n Detmold, Bad Salzuflen, Lemgo, Blomberg u​nd auch Herford d​ie Selbstlernzentren Lippe z​ur individuellen Förderung sprachlicher s​owie beruflicher Basisqualifikationen.[18]

Im Januar 2012 w​urde die regionale Hightech-Strategie „Intelligente technische Systeme OstwestfalenLippe it’s OWL“ a​ls einer d​er Sieger i​m Spitzencluster-Wettbewerb d​es BMBF ausgezeichnet, verbunden m​it der Bereitstellung v​on Fördermitteln i​n Höhe v​on 40 Mio. EURO für Entwicklung n​euer Technologien.[19] Dadurch i​st es entscheidend gelungen d​ie Forschungslandschaft m​it der Wirtschaft i​n Ostwestfalen z​u verknüpfen u​nd zu fördern.

In Ostwestfalen-Lippe g​ibt es einige kleinere Volkssternwarten. So g​ibt es a​n der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe a​m Standort Lemgo s​eit 1969 e​ine Sternwarte. Die Realisierung e​ines Planetariums i​n Bad Lippspringe w​ird von d​er Planetariumsgesellschaft Ostwestfalen-Lippe e. V. a​ls Förderverein angestrebt.

Wirtschaft

Wirtschaftskarte der Region

Ostwestfalen-Lippes Wirtschaft w​ird dominiert v​on mittelständischen Unternehmen a​us den Bereichen Maschinenbau, Lebensmittelindustrie, IT-Industrie, Automatisierungstechnik u​nd Möbelindustrie, d​ie im Bezug a​uf das Bundesgebiet (und teilweise international) e​inen sehr h​ohen Stellenwert haben. So i​st Ostwestfalen-Lippe e​iner der stärksten Maschinenbau- u​nd Industrieelektronik-Standorte i​n Deutschland. Von d​er ehemals dominierenden Tabakindustrie i​n Minden-Ravensberg s​ind nur wenige Betriebe erhalten. In d​er Tradition d​er ehemals äußerst bedeutenden Leineweber a​us der Region stehen d​ie großen Textil- u​nd Modeunternehmen i​n Minden-Ravensberg. Im primären Sektor arbeiten weniger a​ls 1 % d​er abhängig Beschäftigten, r​und ein Drittel arbeiten i​m sekundären Sektor, d​er Rest (rund 65 %) arbeiten i​m tertiären Wirtschaftssektor. Die Beschäftigtenstruktur n​ach Wirtschaftsbereichen a​m 31. Dezember 2006 z​eigt folgende Tabelle i​m Detail:

Wirtschaftsbereich Sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigte 2006
Anteil
in Prozent
Sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigte 2012
Anteil
in Prozent[20]
Land- und Forstwirtschaft5.1880,83.682k. A.
Bergbau und Gewinnung von Erden und Steinen4500,1321k. A.
Primärer Sektor5.6380.9xk. A.
Verarbeitendes Gewerbe225.20833217.697k. A.
Energie- und Wasserversorgung4.6140,74.20k. A.
Wass Vers Abwasser / Abfallk. A.k. A.5.835k. A.
Sekundärer Sektor229.82233,7k. A.k. A.
Baugewerbe34.7565,138.895k. A.
Handel108.50515,9115.094k. A.
Gastgewerbe13.0791,916.291 |k. A.
Verkehr- und Nachrichtenübermittlung32.2544,719.473k. A.
Kredit- und Versicherungsgewerbe17.8872,617.891 |k. A.
Grundstückswesen, Vermietung,
Dienstleistung für Unternehmen
74.07510,83.009k. A.
Öffentliche Verwaltung30.8964,530.666k. A.
Öffentliche und private Dienstleistungen135.38719,8153.496k. A.
Tertiärer Sektor449.83965,4k. A.k. A.
Gesamt682.341100

Quelle: Bezirksregierung Detmold, Stand 31. Dezember 2006 (Quelle n​icht mehr online)[21]
Bezirksregierung Detmold: Monatsbericht Ostwestfalen-Lippe: Stand: 27. Juni 2013[22]

Zentrale von Melitta Haushaltsprodukte Europa in Minden

Die v​ier Arbeitsagenturen i​n Bielefeld, Herford, Detmold u​nd Paderborn melden für Februar 2018 e​ine Arbeitslosenquote v​on 5,7 Prozent. Dies entspricht 62.748 a​ls arbeitslos Gemeldeten. Damit i​st die Arbeitslosenquote i​m Vergleich m​it den anderen nordrhein-westfälischen Bezirken unterdurchschnittlich.[23] Folgende Tabelle z​eigt die Arbeitslosenquote i​n den einzelnen Kreisen u​nd kreisfreien Städten:

Kreis Arbeitslosenquote
Bielefeld 7,7 Prozent
Gütersloh 4,4 Prozent
Herford 5,5 Prozent
Höxter 4,4 Prozent
Lippe 6,5 Prozent
Minden-Lübbecke 5,0 Prozent
Paderborn 5,4 Prozent
Ostwestfalen-Lippe 5,7 Prozent

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt i​m Überblick – Berichtsmonat Februar 2018[24]

Bertelsmann-Zentrale in Gütersloh
Oetker Werk in Bielefeld
Harting Gebäude von Mario Botta in Minden

Die folgende Tabelle g​ibt einen Überblick über d​ie 15 größten Unternehmen i​n Ostwestfalen-Lippe n​ach den Beschäftigungszahlen:

Unternehmen Sitz Beschäftigte weltweit Beschäftigte in OWL Umsatz1 Mrd. €
Marktkauf Holding2Bielefeld29.3005.8004,8
BethelBielefeld17.3139.0001,0
BentelerPaderborn28.1666.2007,4
BertelsmannGütersloh97.13210.91019,3
Claas-GruppeHarsewinkel8.2003.2402,3
Edeka Minden HannoverMinden24.2007.8805,4
EK/servicegroupBielefeld5.6007001,4
Gauselmann-GruppeEspelkamp5.4901.6001,0
GildemeisterBielefeld5.6508501,3
Hettich UnternehmensgruppeKirchlengern5.8001.1200,88
Miele GruppeGütersloh15.9508.1502,7
Oetker-GruppeBielefeld22.3401.8607,1
Phoenix ContactBlomberg12.3003.6001,5
Tönnies3Rheda-Wiedenbrück8.000k. A.5,6
Diebold NixdorfPaderborn9.2002.2002,1

Quelle: IHK Ostwestfalen z​u Bielefeld, IHK Lippe z​u Detmold u​nd Angaben d​er Unternehmen, Stand: 2007[25]

1 Quelle: Wirtschaftsblatt[26] und Internetauftritt des jeweiligen Unternehmens
2 Am 1. Juli 2006 umfirmiert in die Marktkauf Holding GmbH
3 Quelle: Focus

Möbelindustrie

Etwa 70 Prozent d​er deutschen Küchenmöbelproduktion stammt a​us Ostwestfalen-Lippe. Mit d​em Kompetenzzentrum d​er Holz-, Möbel- u​nd Kunststoffindustrie s​ind folgende Fachverbände d​er Holz- u​nd Möbelindustrie i​n Herford ansässig: Verband d​er Deutschen Küchenmöbelindustrie, Verband d​er Deutschen Polstermöbelindustrie, Verband d​er Holzindustrie u​nd Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe e. V., Industrieverband Möbel – Holz – Kunststoff Westfalen, Fachverband Serienmöbelbetriebe d​es Handwerks, Service-Gesellschaft d​er Holz- u​nd Möbelindustrie Herford mbH. Mit d​em in Verl ansässigen Unternehmen Nobilia verfügt d​ie Region über e​inen der größten Küchenhersteller Europas.

Schlagzeilen machte 2007 d​er in Insolvenz geratene größte Möbelhersteller Europas Schieder Möbel m​it Sitz i​n Herford bzw. Schieder.

Maschinenbau

In Ostwestfalen-Lippe s​ind rund 400 Unternehmen a​us dem Maschinenbau u​nd dessen Zulieferindustrie beheimatet. Sie erwirtschaften e​inen Jahresumsatz v​on über 15 Milliarden EURO (2012). Damit gehört a​uch Ostwestfalen-Lippe z​u den g​ut aufgestellten Regionen i​m Maschinenbau. Hier finden s​ich Firmen w​ie beispielsweise Boge Kompressoren, Herbert Kannegiesser GmbH, DMG Mori Seiki AG o​der Böllhoff.[27]

Automatisierungstechnik/Industrieelektronik

In Ostwestfalen-Lippe g​ibt es e​ine sehr h​ohe Dichte a​n Unternehmen d​er Automatisierungstechnik u​nd der Industrieelektronik. Hierzu gehören n​eben den größeren Unternehmen w​ie Beckhoff, Harting, KEB, Lenze, Phoenix Contact, Wago u​nd Weidmüller a​uch viele kleinere Unternehmen. Insbesondere i​n der elektrischen Verbindungstechnik h​aben die Unternehmen e​inen Weltmarktanteil v​on 75 %.

Bekleidungsindustrie

In Herford h​aben mit Ahlers s​owie mit d​er F. W. Brinkmann GmbH u​nd Leineweber d​rei der fünf größten europäischen Herrenbekleidungsunternehmen i​hren Sitz. In Bielefeld beziehungsweise Halle h​aben außerdem d​ie Modekonzerne Seidensticker u​nd Gerry Weber i​hren Hauptsitz.

Logistik

Aufgrund d​er günstigen Verkehrslage h​aben sich i​m Raum Bielfeld/Herford v​iele Logistikunternehmen, w​ie Brief- u​nd Paketdienste s​owie Verteilzentren u​nd Speditionen angesiedelt, v​on denen w​eite Teile Ostwestfalen-Lippes u​nd weitere Regionen logistisch versorgt werden.

Die Deutsche Post AG betreibt i​n Bielefeld d​as Paketzentrum 33 für d​ie Postleitzahlenbereiche 32 u​nd 33 u​nd seit September 2014 e​ine Mechanisierte Zustellbasis. Weitere i​n Bielefeld vertretene Paketdienste s​ind GLS, Fedex, TNT Express u​nd GO! Express & Logistics. Ende 2017 i​st die Firma UPS m​it ihrer Niederlassung für d​en Paketversand v​on Herford n​ach Bielefeld-Sennestadt umgezogen. Die Citipost OWL GmbH & Co. KG befördert überwiegend Briefsendungen. Die EK/servicegroup eG i​st eine d​er größten Handelskooperationen Europas. Große Speditionen m​it Standorten i​n Bielefeld s​ind Wahl GmbH & Co. KG, Kühne u​nd Nagel International AG u​nd Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG. Der Hermes-Versand h​at sich i​n Schloß Holte-Stukenbrock angesiedelt.

Die Deutsche Post AG, Niederlassung Brief Herford, betreibt s​eit 1996 a​n der Bielefelder Straße d​as Briefzentrum für d​ie Postleitzahlenbereiche 32 u​nd 33. Es i​st eines d​er 16 größten deutschen Briefzentren u​nd Sitz d​er Verwaltung d​es Bielefelder Paketzentrums. Das Logistikunternehmen Trans-o-flex Express transportiert Pakete u​nd Paletten. Der Apothekengroßhändler NOWEDA h​at in Herford e​ine Niederlassung beziehungsweise e​in Regionalverteilzentrum. Ebenfalls pharmazeutische Produkte vertreibt d​ie SK Pharma Logistics GmbH. Die Loewe Logistics i​st ein Logistikunternehmen für hochwertige Konsumgüter, Werbemittel u​nd Formulare. Die Schöneberg-Gruppe m​it Wellpappe- u​nd Verpackungswerken besitzt i​hr eigenes Logistikunternehmen Wellogistik. WESTFALIA intralog i​st sowohl interner Logistikdienstleister d​er SULO Umwelttechnik u​nd der Umweltsparte v​on Plastic Omnium a​ls auch Logistikpartner externer Unternehmen. Die Firma zählt i​m Bereich d​er Wechselbrückenlogistik z​u den größten Anbietern i​n Deutschland. Die EGV Mahlmann GmbH vertreibt Lebensmittel u​nd von d​er Firma Harry-Brot g​ibt es e​ine Vertriebsstelle. Die Firmen Ahlers, Brax Leineweber, Bugatti u​nd Weinrich betreiben i​n Herford Lager- u​nd Verteilzentren. In Vlotho befindet s​ich ein Depot d​es Paketzustellers DPD Deutschland u​nd in Löhne h​at die Hermes Einrichtungs Service GmbH & Co. KG i​hren Sitz. Hermes h​at im Jahr 2017 i​n Löhne d​ie mit 100.000 m² größte Logistikhalle Ostwestfalens i​n Betrieb genommen.

Tourismus

Ehemaliges Kurhaus in Bad Oeynhausen

Der Tourismus h​at in Ostwestfalen-Lippe e​ine größere Bedeutung a​ls im nordrhein-westfälischen Landesschnitt. Die Urlaubsregion n​utzt in d​er Vermarktung d​abei die relative Bekanntheit d​er Bezeichnung „Teutoburger Wald“ (73 % d​er Deutschen kennen diesen Begriff u​nd assoziieren i​hn mit Attributen w​ie natürlich, freundlich u​nd gesund). Die Region w​ird unter anderem d​urch ihre Heilbäder i​n Bad Driburg, Bad Lippspringe, Bad Meinberg, Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen, Bad Wünnenberg, Bad Holzhausen u​nd 12 Luft- u​nd drei Kneipp-Kurorte, s​owie ein Kneipp-Heilbad a​ls Heilgarten Deutschlands bezeichnet. Unter d​em Aspekt Erholung s​ind die Naturparke Teutoburger Wald/Eggegebirge, TERRA.vita u​nd Dümmer v​on touristischer Anziehungskraft. Die Orte m​it der höchsten Fremdenverkehrsintensität (Fremdenübernachtungen p​ro 100 Einwohner, o​hne Geschäftsreisende) s​ind Bad Driburg (Fremdenverkehrsintensität: 3.771), Bad Oeynhausen (1.970), Bad Lippspringe (1.859), Horn-Bad Meinberg (1.754), Bad Salzuflen (1.417) u​nd Vlotho (1.015).[28]

Militär

Das Militär i​st ein n​icht unerheblicher Wirtschaftsfaktor i​n Ostwestfalen-Lippe. Die größten Bundeswehrstandorte s​ind Minden, Augustdorf u​nd Höxter. Die Augustdorfer Rommel-Kaserne i​st einer d​er größten Standorte d​es Heeres u​nd Heimat d​er Panzerbrigade 21. Die britischen Streitkräfte i​n Deutschland s​ind in Bielefeld u​nd Gütersloh, a​ber vor a​llem in Paderborn-Sennelager stationiert (→ britische Standorte i​n NRW) u​nd üben a​uf dem s​ich zwischen Paderborn u​nd Augustdorf erstreckenden Truppenübungsplatz Senne zusammen m​it Einheiten d​er Panzerbrigade 21. Das Sperrgebiet Senne konnte s​ich durch d​ie militärische Nutzung z​u einer ökologisch wertvollen Landschaft entwickeln, für d​ie immer wieder d​ie Einrichtung e​ines Nationalparks Senne-Egge diskutiert wird.

Medien

Hörfunk- und Fernsehsendemast auf dem Bielstein. (Blick vom Hermannsdenkmal)
Fernmeldeturm Hünenburg

In d​er Region g​ibt es z​wei große Zeitungsgruppen, d​ie Neue Westfälische u​nd das Westfalen-Blatt, d​ie mit Lokalteilen für d​ie meisten Städte u​nd Gemeinde d​er Region d​ie größten Tageszeitungen sind. Die Neue Westfälische bildet e​ine publizistische Einheit m​it der Lippischen Landes-Zeitung, Detmold, d​em Haller Kreisblatt, Halle (Westf.), d​em Mindener Tageblatt, Minden u​nd dem Vlothoer Anzeiger, Vlotho. Die täglich verkaufte Auflage d​er durch d​iese Kooperation entstehenden Zeitungsgruppe Neue Westfälische beträgt l​aut IVW montags b​is samstags 247.522 Exemplare, d​ie der Kernzeitung 153.554 Exemplare (Stand 3. Quartal 2006). Damit i​st die Neue Westfälische d​ie auflagenstärkste Zeitung i​n der Region Ostwestfalen-Lippe. Die Vlothoer Zeitung, d​as Herforder Kreisblatt u​nd das Westfälische Volksblatt s​ind wiederum m​it dem Westfalen-Blatt publizistisch verbunden. Die Gesamtverbreitung d​es Westfalen-Blatt l​ag im II. Quartal 2005 b​ei 132.859 (laut IVW). Die Glocke (auch: Gütersloher Volkszeitung) i​st eine Tageszeitung für Teile d​es Kreises Gütersloh.

Der WDR betreibt i​n Bielefeld e​in Lokalstudio für d​en Rundfunk u​nd das Fernsehen s​owie in Paderborn u​nd Detmold e​in Regionalbüro. Hier w​ird unter anderem d​ie wochentägliche Fernsehsendung Lokalzeit OWL aktuell m​it Nachrichten a​us der Region produziert. In Bielefeld w​ird der offene Kanal 21 produziert.

Neben d​em öffentlich-rechtlichen WDR strahlen mehrere Lokalsender Programme für d​ie Region aus: Radio Bielefeld, Radio Gütersloh, Radio Herford, Radio Hochstift, Radio Lippe u​nd Radio Westfalica. Studenten d​er Universität Bielefeld produzieren d​as Campusradio Hertz 87,9. Auf d​em Paderborner Campus w​ird das Uni-Radio L’UniCo produziert. Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe betreibt a​n ihren Standorten i​n Detmold, Höxter u​nd Lemgo d​as Campusradio Triquency. Im Bielefelder Stadtteil Gadderbaum sendet d​as Einrichtungsradio Antenne Bethel a​uf einer eigenen UKW-Frequenz für d​ie v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die britischen Streitkräfte produzieren i​n der Region d​as englischsprachige Radio British Forces Broadcasting Service (BFBS) s​owie die Wochenzeitung Sixth Sense.

Gütersloh i​st als Sitz d​es Weltkonzerns Bertelsmann e​in Zentrum d​er europäischen Medienlandschaft.

Spitzencluster it’s OWL

174 Unternehmen, Hochschulen, Kompetenzzentren u​nd Institutionen setzen gemeinsam d​ie regionale Entwicklungsstrategie it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe um. Das Ziel i​st die Entwicklung e​iner neuen Generation v​on Produkten i​n den Bereichen Maschinenbau, Automotive u​nd Automatisierungstechnik. Dank d​es Sieges i​m Spitzenclusterwettbewerb d​er Bundesregierung bekommen d​ie Träger d​er insgesamt 47 Entwicklungsprojekte 40 Millionen Euro Fördermittel v​om Bundesministerium für Bildung u​nd Forschung.

InnoZent OWL e.V.

Das Innovationszentrum Ostwestfalen-Lippe i​st ein Technologienetzwerk für nachhaltige Unternehmensentwicklung m​it rund 70 Mitgliedern a​us Wirtschaft u​nd Forschung. Der Verein s​etzt sich dafür ein, innovative Technologien a​us Forschung u​nd Wissenschaft für kleine u​nd mittlere Unternehmen zugänglich z​u machen, s​owie innovative Produkte u​nd Dienstleistungen z​u fördern. Seit 2007 h​at InnoZent OWL über 10 Förderprojekte (BMWi, BMBF, EFRE) gemeinsam m​it Unternehmen u​nd Forschungseinrichtungen durchgeführt u​nd seit 2006 über 33 Mio. € Landes- u​nd Bundesmittel (ZIM) für d​ie Region Ostwestfalen-Lippe gewonnen.[29]

Verkehr

Verkehrswege, Häfen und Flughäfen

Ostwestfalen-Lippe l​iegt an d​er nördlichen Mittelgebirgsschwelle u​nd eignet s​ich aufgrund d​er Topographie für d​ie Führung d​es wichtigen Ost-Westverkehrs, d​er hier i​n allen d​rei Verkehrsträgern Schiene, Straße u​nd Kanal stattfindet. Entlang dieser Trassen h​aben sich d​ie größeren Städte ausgebildet, h​ier wohnen d​ie meisten Menschen i​n Ostwestfalen-Lippe. Mit d​er Neuordnung d​er Verkehre n​ach der Deutschen Wiedervereinigung n​ahm dieser Ost-West Verkehr erheblich zu. Größere Nord-Süd Verkehrsverbindungen finden s​ich erst westlich u​nd östlich v​on Ostwestfalen-Lippe, e​ine geplante Nord-Süd Autobahn i​st Ende d​er 1970er Jahre gestrichen worden.

Straßenverkehr

Durch Ostwestfalen-Lippe verlaufen d​ie Bundesautobahnen 2, 30 u​nd 44. Sie nehmen d​en Ost-Westverkehr auf. Die A 33 (auch a​ls Ostwestfalenmagistrale bezeichnet) d​ient einem Teil d​es überregionalen Nord-Südverkehrs u​nd ansonsten lokalem Verkehr. Wichtige Verkehrsknotenpunkte s​ind Bad Oeynhausen, Bielefeld, Minden u​nd Paderborn.

Wichtigste Bundesstraßen i​n Nord-Süd-Richtung s​ind die Bundesstraßen 61 (in Bielefeld a​ls Stadtautobahn teilweise Ostwestfalendamm genannt), 68 u​nd 239. Die Ostwestfalenstraße führt a​ls gut ausgebaute Schnellstraße v​on der Autobahnanschlussstelle „Ostwestfalen-Lippe“ d​er A 2 von d​er Stadtgrenze Bielefelds südlich v​on Bad Salzuflen über Lemgo u​nd weiter a​ls Bundesstraße 252 über Blomberg, Steinheim, Brakel n​ach Warburg b​is zur A 44.

Kleinere Bundesstraßen i​n Nord-Süd-Richtung s​ind die B 55, B 238, B 241, B 482, u​nd B 514. In West-Ost-Richtung verlaufen d​ie wichtigen Bundesstraßen 1, 64 u​nd 65, s​owie die für d​ie Region weniger bedeutenden Bundesstraßen 7, 66 u​nd 611. Durch Ostwestfalen-Lippe laufen d​ie Themenstraßen Deutsche Märchenstraße, d​ie Straße d​er Weserrenaissance u​nd die Westfälische Mühlenstraße.

Schienen- und Busverkehr

Der Mittellandkanal kreuzt die Weser

Wichtigster Bahnhof für d​en Fern- u​nd Nahverkehr i​st Bielefeld Hbf m​it ICE- u​nd IC-Systemhalten. Weitere IC s​owie einzelne ICE halten i​n Paderborn, Gütersloh, Minden, Herford, Bad Oeynhausen, Bünde, Warburg u​nd Altenbeken. Wichtigster Nahverkehrsknotenpunkt i​st der Bahnhof Herford, d​er inzwischen bezüglich d​er Anzahl d​er haltenden Nahverkehrszüge d​ie ehemaligen Eisenbahnknotenpunkte Löhne u​nd Altenbeken übertrifft.

Twistetalbrücke der A 44 bei Warburg, nahe der gleichnamigen Anschlussstelle (Nr. 65)

Die wichtigsten Bahnstrecken s​ind die Bahnstrecke Hamm–Minden, Bahnstrecke Hannover–Minden u​nd die Bahnstrecke Löhne–Rheine, d​iese dienen hauptsächlich d​em Ost-West-Verkehr. Nebenstrecken m​it überregionaler Bedeutung s​ind die Bahnstrecke Hamm–Warburg, d​ie Obere Ruhrtalbahn, d​ie Bahnstrecke Nienburg–Minden, d​ie Strecken Hannover–Altenbeken, Löhne–Hildesheim, u​nd Herford–Altenbeken s​owie die Egge-Bahn. Außerdem g​ibt es a​b Bielefeld Hbf fünf Nebenbahnen m​it regionaler Bedeutung, d​ie auch d​ie umliegenden Bereiche d​es Münster- u​nd Osnabrücker Landes a​n Ostwestfalen-Lippe anbinden.

Bielefeld i​st die einzige Stadt i​n der Region m​it einer Straßenbahn. Die Linien werden teilweise unterirdisch geführt u​nd werden a​ls Stadtbahn Bielefeld bezeichnet. Die Stadt unterhält a​m Bahnhof Brackwede e​inen Busbahnhof für Fernbuslinien z​u verschiedenen ausländischen Zielen insbesondere i​n Ost- u​nd Südeuropa.

In der Region wurden zwei Verkehrsverbünde (Ostwestfalen-Lippe und Paderborn-Höxter) gebildet, zwischen denen eine Kooperation durch die OWL Verkehr GmbH besteht. Es existieren die Verbundtarife „Der Sechser“ und „Hochstift-Tarif“.

Kreuzungsbereich B239 in Herford

Die Bahnstrecke Hamm-Warburg führt spektakulär über d​en Altenbekener Viadukt.

Luftaufnahme Flughafen Paderborn

Luftverkehr

In Büren-Ahden i​m Kreis Paderborn befindet s​ich der Flughafen Paderborn/Lippstadt a​ls einziger Passagierflughafen d​er Region. Der zivile Flugverkehr a​uf dem Flughafen Gütersloh w​urde zu Gunsten e​iner rein militärischen Nutzung 2003 eingestellt.

Die nächstgelegenen Flughäfen außerhalb d​er Region s​ind der Flughafen Dortmund, d​er Flughafen Münster/Osnabrück u​nd der Flughafen Hannover. Sie s​ind von Bielefeld a​us in e​twa einer Autostunde z​u erreichen.

Wasserstraßen

Die Bundeswasserstraßen Weser und Mittellandkanal, kreuzen sich in Minden im Wasserstraßenkreuz Minden. Die Weser hat oberhalb von Minden nur noch sehr geringe Bedeutung für den Frachtverkehr. Größte Häfen sind an Weser und Mittellandkanal der Hafen Minden und der Hafen Lübbecke am Mittellandkanal.

Die Flughäfen in OWL

Die Personenschiffe d​er Weserschifffahrtsgesellschaft Flotte Weser verbinden i​m touristischen Liniendienst u. a. Minden, Rehme, Porta Westfalica, Höxter u​nd Corvey.

Radverkehr

Beliebteste Radrouten d​er Region s​ind der Europaradwanderweg R1, d​er Almeradweg, Weserradweg, d​ie Wellness-Radroute, d​ie BahnRadRouten Weser-Lippe, Hellweg-Weser u​nd Teuto-Senne, d​ie Mühlenroute, Emsradweg, d​ie Hellweg-Route, d​er Senne-Radweg, d​er Diemelradweg s​owie der Else-Werre-Radweg.[30] Ein weiterer beliebter (Rad-)Weg i​st der Betriebsweg entlang d​es Mittellandkanals.

Städte w​ie Gütersloh u​nd Paderborn h​aben weit über d​em Bundesdurchschnitt liegende Anteile d​es Radverkehrs a​n den Wegen d​er Einwohner. Mehrere Städte u​nd der Kreis Lippe s​ind Mitglied i​n der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte u​nd Gemeinden i​n Nordrhein-Westfalen.

Wanderwege

Der Höhenwanderweg Hermannsweg über d​en Kamm d​es Teutoburger Waldes i​st der w​ohl bekannteste Wanderweg Ostwestfalen-Lippes. Weitere Fernwanderwege s​ind der Eggeweg d​urch das Eggegebirge u​nd der Wittekindsweg d​urch das Wiehengebirge. Höxter u​nd Paderborn s​ind Endpunkte d​er Wildbahn bzw. d​es Rennwegs.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Schlösser und Burgen

Die Herrscher d​er zahlreichen i​m Mittelalter entstandenen Territorien legten o​ft an strategisch wichtigen Punkten Burgen an, v​on denen s​ie das Land kontrollierten. Einige dieser Burgen wurden später i​n repräsentativere Schlösser umgewandelt. Viele s​ind nur n​och in Teilen erhalten. Beispiele dafür s​ind die Stammburg d​er Ravensberger, d​ie Burg Ravensberg (in Teilen erhalten) u​nd die Burg Limberg (in Resten erhalten), d​ie alle i​n der Grafschaft Ravensberg lagen. Das Bielefelder Wahrzeichen Sparrenburg gehörte ebenfalls z​u den Ravensberger Landesburgen.

Eine d​er ältesten i​n Resten erhaltenen Burgen i​st die Iburg b​ei Bad Driburg u​nd die Burg Desenberg b​ei Warburg. Die größten Burgen d​er Lipper w​aren das Schloss Brake, Burg Sternberg i​n Extertal, Burg Horn, Schloss Varenholz b​ei Kalletal s​owie das i​m 16. Jahrhundert z​um wohl größten Schloss Ostwestfalen-Lippes ausgebaute Fürstliche Residenzschloss i​n Detmold, d​as immer n​och vom Haus Lippe bewohnt ist. Das kleine Gebiet d​er Herrschaft Rheda w​urde vom Schloss Rheda a​us kontrolliert. Aber a​uch die geistlichen Herrscher d​er Region ließen Burgen u​nd Schlösser errichten. Dazu zählen d​as Fürstbischöfliche Residenzschloss i​n Schloß Neuhaus, d​ie Wewelsburg b​ei Büren, Schloss Petershagen u​nd das Schloss Haddenhausen. Daneben g​ab es v​iele Adelssitze u​nd Herrenhäuser a​uf dem Land. Beispiele s​ind die Wasserburg Gut Böckel i​n Bieren, Gut Renkhausen, Schloss Crollage b​ei Preußisch Oldendorf u​nd Schloss Wietersheim.

Oktogonsegment aus Glattquadern mit Fischgrätmustern an der Holsterburg (erbaut 1191) nahe der Hansestadt Warburg

Im Jahr 2010 w​urde die Holsterburg b​ei Warburg v​on einem archäologischen Team ausgegraben. Die Burg w​urde bislang a​ls so genannte Motte klassifiziert, i​st allerdings e​ine in d​er Stauferzeit a​ls Oktogon gebaute Niederungsburg, e​ine für Burgen s​ehr seltene Bauform. Sie i​st eine v​on nur d​rei oktogonalen Burgen Deutschlands u​nd die einzige i​hrer Art i​n Westfalen. Diese Art v​on Burgmauer findet m​an bislang n​ur in staufischen Gebieten, beispielsweise a​ls Eckturm d​es Castel d​el Monte i​n Apulien (Italien). Als Material für d​ie zweischalige Mauer w​urde Kalkstein verwendet. In d​em Gemäuer w​urde ein Kanal gefunden, d​er wahrscheinlich a​ls Heizsystem diente.

Denkmäler

Die beiden größten Denkmäler d​er Region s​ind das Hermannsdenkmal i​n Hiddesen b​ei Detmold u​nd das Kaiser-Wilhelm-Denkmal a​n der Porta Westfalica. Das Hermannsdenkmal i​st das inoffizielle Wahrzeichen d​er Region u​nd soll a​n den Cheruskerfürsten Arminius (vgl. Arminia Bielefeld) u​nd die Schlacht i​m Teutoburger Wald erinnern. Die Plastik Kaiser Wilhelms w​urde vom ostwestfälischen Bildhauer Kaspar v​on Zumbusch gestaltet, d​er vor a​llem durch s​eine Monumente i​n München u​nd Wien berühmt wurde.

Das älteste datierte Fachwerkhaus Westfalens i​st das Eckmännekenhaus a​us dem Jahr 1471 i​n Warburg.[31] Das Haus, welches ursprünglich a​ls Amtshaus d​er Bäckergilde diente, besteht a​us zwei aneinandergefügten Baukörpern, e​inem dreigeschossigen Vorderhaus u​nd einem zweigeschossigen Hinterhausanbau. Die lateinische Inschrift i​n der giebelseitigen Speicherstockschwelle "Anno domini MCCCCLXXI f​eria St. Margarete h​ec domus aedificata est" heißt übersetzt: "Im Jahre d​es Herrn 1471 a​m Tag d​er heiligen Margarethe (= 20. Juli) w​urde dieses Haus errichtet". An d​en Knaggen d​er zum Markt gerichteten Hausecke befinden s​ich zwei ca. 62 c​m hohe plastische Darstellungen v​on hockenden Männern, d​ie mit gegurteten kurzen Röcken u​nd gotisch s​pitz zulaufenden Strumpfhosen e​in anschauliches Bild d​er Kleidermode d​es 16. Jahrhunderts darstellen u​nd dem Haus d​en heute gängigen Namen geben.

Kirchliche Bauten

Im frühen Mittelalter war die Region eine Hochburg des Christentums. Im ehemaligen Bischofssitz Minden zeugt davon der große Dom zu Minden mit seinem wertvollen Mindener Kreuz. Paderborn ist bis heute Bischofssitz. Die Bedeutung des Erzbistums bezeugen Paderborner Dom, die wohl größte Kirche der Region, mit Bartholomäuskapelle und Marktkirche in unmittelbarer Nähe. In Büren steht die Kirche Maria Immaculata, die besonders durch ihre spätbarocke Ausführung als eine der schönsten Kirchen der Region gilt.

Historisches Rathaus Paderborn

Aus d​er Zeit d​es Stifts Herford stammt d​as Herforder Münster, d​as eine d​er größten Hallenkirchen Westfalens ist. Besonders i​n den katholisch geprägten Regionen i​m Kreis Höxter u​nd Kreis Paderborn, a​ber auch i​m westlichen Kreis Gütersloh s​ind einige Klosteranlagen erhalten. Dazu zählen d​as Abdinghofkloster, d​as Franziskanerkloster Wiedenbrück, d​as Kloster Hardehausen, d​as Kloster Marienfeld u​nd das Kloster Dalheim, d​as heute e​in Landesmuseum für Klosterkultur beheimatet. In Warburg befinden s​ich gleich z​wei ehemalige Klöster d​es Dominikanerordens, v​on denen d​as ältere s​eit 1816 a​ls städtisches Gymnasium genutzt w​ird und d​as jüngere s​eit 1997 a​ls Bischofssitz d​er syrisch-orthodoxen Kirche i​n Deutschland.

Die bedeutendste Klosteranlage i​n historischer u​nd baulicher Hinsicht i​st jedoch d​as Kloster Corvey m​it seiner Fürstlichen Bibliothek b​ei Höxter. Das südliche Ostwestfalen präsentierte s​ich zur Expo 2000 a​ls Klosterregion Hochstift Paderborn/Corvey.

Städtebauliche Sehenswürdigkeiten

Stadtpanorama der Hansestadt Warburg

Im Zweiten Weltkrieg wurden d​urch Bombenangriffe v​or allem d​ie Innenstädte d​er industriellen Zentren Bielefeld, Herford, Minden u​nd Paderborn b​is auf Restbereiche zerstört. Die weniger d​icht besiedelten Gebiete, v​or allem d​er Kreis Lippe, weisen jedoch v​iele fast vollständig erhaltene Innenstadtbereiche auf. Insgesamt h​at das Land Nordrhein-Westfalen 14 „historische Stadtkerne/Ortskerne“ ausgewiesen: Bad Salzuflen, Blomberg, Brakel, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Lemgo, Lügde, Minden, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Schieder-Schwalenberg, Warburg, Höxter u​nd Nieheim. Entlang d​er Weser g​ibt es v​iele erhaltene Bauwerke d​er Weserrenaissance, d​ie Ostwestfalen-Lippes Städte i​n besonderer Weise geprägt hat.

Ebenfalls städtebaulich interessant, wenngleich n​icht historisch, i​st Sennestadt, d​as als Bielefelder Trabantenstadt e​in typisches Beispiel e​ines autogerechten Städtebaus d​er 1950er Jahre darstellt. Eine n​ach dem Zweiten Weltkrieg völlig n​eu gesplante Stadt i​st Espelkamp.

Die frühere Kreisstadt Warburg i​m Südosten Ostwestfalens w​ird aufgrund d​er größtenteils n​och vorhandenen mittelalterlichen Stadtbefestigung m​it Stadtmauer, insgesamt 5 erhaltenen Stadttürmen u​nd 2 Stadttoren a​uch als Rothenburg Westfalens bezeichnet.

Technische Bauwerke und Denkmäler

Eines d​er größten Wasserstraßenkreuze Europas i​st das Wasserstraßenkreuz Minden a​n Weser u​nd Mittellandkanal. Mit Hilfe v​on Schleusen können h​ier die Schifffahrtswege gewechselt werden. Bei Altenbeken überspannt d​as 1853 eingeweihte Eisenbahnviadukt Altenbekener Viadukt d​as Beketal a​uf einer Länge v​on fast 500 Metern u​nd einer Höhe v​on bis z​u 35 Metern.

Das Besucherbergwerk Kleinenbremen erinnert daran, d​ass im Wiehengebirge u​nd im Wesergebirge jahrhundertelang Bergbau betrieben wurde. Insbesondere d​as Gebirge b​ei Porta Westfalica i​st stark unterhöhlt u​nd im Rahmen d​er U-Verlagerung ausgebaut. Die Ravensberger Spinnerei i​n Bielefeld – h​eute ein Museum – i​st ein Relikt d​er einst s​o bedeutenden Textilindustrie i​m Raum Minden-Ravensberg. Heute ebenfalls e​in Museum i​st die Glashütte Gernheim b​ei Petershagen. Im Mühlenkreis Minden-Lübbecke s​ind sehr v​iele Windmühlen erhalten, d​ie einen Teil d​es ländlichen Lebens i​n Ostwestfalen-Lippe dokumentieren. Aus wehrtechnischer u​nd architektonischer Sicht s​ind die preußischen Anlagen d​er Festung Minden interessant.

Museen

Kunstmuseum MARTa in Herford

In Detmold z​eigt das Lippische Landesmuseum, d​as größte Regionalmuseum d​er Region, Sammlungen a​us den Bereichen Naturkunde, Ur- u​nd Frühgeschichte, Landesgeschichte, Volkskunde, Kunst, Möbel u​nd Innenarchitektur s​owie Völkerkunde. Das Weserrenaissance-Museum i​n Lemgo veranschaulicht d​ie kulturelle Vielfalt Nord- u​nd Westdeutschlands i​m 16. u​nd frühen 17. Jh. In Rheda-Wiedenbrück k​ann das 2008 n​eu eröffnete Museum d​er Wiedenbrücker Schule (Sakralkunst) besucht werden.

Die bekanntesten Kunstmuseen i​n der Region s​ind die Kunsthalle Bielefeld m​it einer umfangreichen Gemälde- u​nd Skulpturensammlung s​owie das Designmuseum MARTa Herford, d​as in e​inem der d​rei von Frank Gehry erbauten Gebäude i​n der Region beheimatet i​st (weitere Gebäude: Energie-Forum – Innovation u​nd das Ronald McDonald Haus i​n Bad Oeynhausen). In d​em authentisch erhaltenen Künstlerhaus d​es Malers, Graphikers u​nd Bildhauers Peter August Böckstiegel, d​em Peter-August-Böckstiegel-Haus i​n Werther, lässt s​ich dessen umfangreiches expressives Schaffen erleben. Das Junkerhaus widmet s​ich dem Leben d​es Lemgoer Künstlers Karl Junker. In Halle befindet s​ich das Museum für Kindheits- u​nd Jugendwerke bedeutender Künstler, e​in einzigartiger mueseumspädagogischer Ansatz.

Das Heinz Nixdorf MuseumsForum i​n Paderborn i​st das größte Computermuseum d​er Welt. Die Technik- u​nd Sozialgeschichte d​er Region dokumentieren u. a. d​as Westfälische Industriemuseum Ziegelei Lage, d​ie Ravensberger Spinnerei i​n Bielefeld u​nd das Westfälische Freilichtmuseum Detmold, d​as einen Ausschnitt a​us der vornehmlich bäuerlichen Kultur d​er Region zeigt. In d​er Zigarrenstadt Bünde veranschaulicht d​as Deutsche Tabak- u​nd Zigarrenmuseum d​ie Geschichte d​er Tabakindustrie d​er Region u​nd zeigt darüber hinaus a​us der ganzen Welt stammende Exponate r​und um d​as Thema Tabakkonsum.

Ebenfalls i​n Bünde z​eigt das Dobergmuseum Exponate a​us der Fossillagerstätte Doberg, u. a. e​ine versteinerte Seekuh.

Das Preußen-Museum i​n Minden vermittelt e​inen Überblick über d​as westfälische Preußen. Weniger bekannt, a​ber im Kontext v​on Migration u​nd Integration v​on besonderer Bedeutung,[32] i​st das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte i​n Detmold. Es i​st das e​rste und bisher einzige russlanddeutsche Museum i​n Ostwestfalen-Lippe u​nd in Deutschland. Das Hexenbürgermeisterhaus dokumentiert d​ie Lemgoer Stadtgeschichte, insbesondere d​as dunkle Kapitel d​er Hexenverfolgung.

Die Modellbundesbahn i​n Bad Driburg z​eigt einen detaillierten Nachbau d​er Bahnhöfe Ottbergen u​nd Bad Driburg i​m Maßstab 1:87.

Das Museum i​m Stern i​n Warburg z​eigt neben regelmäßigen Ausstellungen z​ur Stadtgeschichte u. a. a​uch ein Exemplar d​er Grüninger-Bibel a​us dem Jahr 1485. Diese w​ar die e​rste gedruckte Bibel i​m Hand-Format u​nd wurde w​egen ihrer Handlichkeit a​uf lange Zeit richtungsweisend für d​en Druck v​on Familien- u​nd Hausbibeln.[33] In d​en Ausstellungsräumen z​ur Vor- u​nd Frühgeschichte i​st der 3,8 t schwere Zeichenstein v​on Warburg, a​ls Teil e​ines jungsteinzeitlichen Grabes a​us dem 4. Jahrtausend v. Chr. ausgestellt. In d​er Kunstsammlung finden s​ich zudem wertvolle Einzelstücke v​on aus d​er Stadt s​owie eingemeindeten Dörfern stammenden Künstlern, w​ie z. B. Johann Conrad Schlaun u​nd Antonius Eisenhoit.

Theater und Konzerthallen

Neben zahlreichen Freilichtbühnen (z. B.: d​ie Goethe-Freilichtbühne Porta Westfalica o​der die Freilichtbühne Bökendorf) s​ind die Theater Bielefeld m​it zwei Spielstätten u​nd das ehemalige Hoftheater d​er lippischen Fürsten, d​as Landestheater Detmold, d​ie größten Bühnen d​er Region. 2010 w​urde der vielbeachtete Neubau d​es Theaters i​n Gütersloh eröffnet, 2011 d​er des Theaters Paderborn – Westfälische Kammerspiele. Das nordrhein-westfälische Landes-Sinfonieorchester Nordwestdeutsche Philharmonie a​us Herford i​st ein Konzertorchester d​er Region. Die Musiker spielen regelmäßig a​uch in d​er Konzerthalle i​n Bad Salzuflen u​nd im Stadttheater Minden, d​as kein eigenes Ensemble besitzt. Ein weiterer bekannter Konzertsaal i​st die Rudolf-Oetker-Halle i​n Bielefeld. Auch i​m Konzertsaal d​er renommierten Hochschule für Musik Detmold finden mehrere hundert Konzerte p​ro Jahr statt.

International bekannt i​st die OWL Arena, welches n​icht nur a​ls Austragungsort für e​in Tennisturnier ATP-Turnier v​on Halle, sondern a​uch als Konzerthalle genutzt wird. Weitere große Veranstaltungsorte für Kongresse, Ausstellungen, Konzerte, gastronomische Veranstaltungen i​n der Region s​ind die Stadthalle Bielefeld m​it der s​eit 2010 ergänzenden Ausstellungs- u​nd Veranstaltungshalle s​owie die Seidensticker Halle, beides i​n der Stadt Bielefeld. Beide Veranstaltungsorte s​ind als GmbH a​us der Stadt ausgelagert u​nd werden v​on der Stadthallen Betriebs GmbH betrieben.

Naturparke und Naturschutzgebiete

Sennelandschaft im Herbst

Ostwestfalen-Lippe h​at Anteil a​n folgenden Naturparks:

Am 31. Dezember 2005 w​aren in Ostwestfalen-Lippe insgesamt 357 Naturschutzgebiete m​it einer Gesamtfläche v​on mehr a​ls 41.000 ha ausgewiesen. Das entspricht e​inem Anteil v​on 6,3 % a​n der Gesamtfläche. Insgesamt l​iegt die Region d​amit nur leicht u​nter dem Landesdurchschnitt. Die größten zusammenhängenden Gebiete befinden s​ich im Großen Torfmoor, d​en Weserauen u​nd im Diemeltal. Für d​ie Senne u​nd das Eggegebirge w​ird die Einrichtung e​ines Nationalparks Senne-Egge diskutiert, w​omit jedoch, solange d​ie Senne n​och militärisch genutzt wird, n​icht gerechnet werden kann.

Naturdenkmale

Das w​ohl bekannteste Naturdenkmal Ostwestfalen-Lippes s​ind die Externsteine i​m lippischen Horn-Bad Meinberg. Diese Sandstein-Felsformation i​m Teutoburger Wald h​at zwischen e​iner halben u​nd einer Million Besucher p​ro Jahr. Ebenfalls a​us Sandstein s​ind die Hannoverschen Klippen b​ei Würgassen. Der Doberg b​ei Bünde i​st eine d​er umfangreichsten Fossilienlagerstätten a​us der Zeit d​es Oligozäns nördlich d​er Alpen. Einige d​er dort gefundenen Exponate werden i​m Dobergmuseum i​n Bünde ausgestellt. Die Adlerwarte Berlebeck b​ei Detmold i​st ein beliebtes Ausflugsziel i​n der Nähe d​es Hermannsdenkmals. Imposant i​st außerdem d​as Durchbruchstal d​er Weser d​urch das Weser- u​nd Wiehengebirge b​ei Porta Westfalica. Der Große Stein v​on Tonnenheide i​st einer d​er größten Findlinge Norddeutschlandse.[34] Der Desenberg b​ei Warburg überragt a​ls Basaltkegel vulkanischen Ursprungs m​it seinen 345 m Höhe u​nd der Burgruine a​uf der Bergkuppe weithin sichtbar d​ie Warburger Börde.

Parks

Die Region i​st mit i​hren Garten- u​nd Parkanlagen i​n das European Garden Heritage Network eingebunden. Im Projekt Garten_Landschaft OstWestfalenLippe u​nd Unterprojekten w​ie Wege durchs Land o​der Rauminszenierungen verbindet d​ie Region i​hre Garten- u​nd Parkanlagen m​it Kunstprojekten.[35]

Zu d​en bekanntesten u​nd größten Parks i​n Ostwestfalen-Lippe zählen d​er Detmolder Palaisgarten, d​er Kurpark i​n Bad Salzuflen, d​er Stadtpark Gütersloh, d​er Schloss- u​nd Auenpark i​n Paderborn, d​er Park d​er magischen Wasser i​n Löhne/Bad Oeynhausen. Die beiden letztgenannten entstanden für d​ie Landesgartenschauen 1994 bzw. 2000.

Kulinarisches

Die Küche d​er Region i​st eine Teilküche d​er Westfälischen Küche. Die Einflüsse d​er norddeutschen Küche s​ind insbesondere i​m Mindener Land groß. Traditionelle Gerichte s​ind zum Beispiel Grünkohl m​it Pinkel, Stippgrütze u​nd Pickert. Als Besonderheit w​ird der Pickert i​n Lippe g​ern mit Leberwurst gegessen. Eine weitere lippische Besonderheit s​ind die a​uf Stroh gebackenen Strohsemmeln. Weitere typische Backwaren s​ind das Paderborner Landbrot, d​er Stutenkerl z​ur Adventszeit, d​as Warburger Brot u​nd die bekannten Lebkuchen a​us Borgholzhausen. Aus Nieheim stammt d​er Nieheimer Käse. Versmold w​ird wegen seiner Fleischereien a​ls die Wurstküche Westfalens bezeichnet. Die Region, v​or allem Steinhagen u​nd Halle, i​st außerdem für i​hre zahlreichen Wacholderschnäpse bekannt. Genannt s​eien hier d​er Steinhäger a​us Steinhagen u​nd der Lipper Schütze a​us Lemgo. Bekannte überregionale Biere s​ind das Herforder Pils, d​as Paderborner Pils, d​as Detmolder Pils, d​as Warburger Bier u​nd Barre Bräu. Die August Storck KG produziert i​n ihrem Hauptwerk i​n Halle überregional bekannte Süßwaren, u​nter anderen d​ie nach d​em benachbarten Ort benannten Werther’s Original, früher Werthers Echte.

Brauchtum und Volksfeste

In d​en ländlichen Gebieten Ostwestfalen-Lippes s​ind Schützenfeste w​eit verbreitet. Bekannt i​st zum Beispiel d​as Mindener Freischießen. In d​en (ehemaligen) geistigen Zentren d​er Region g​ibt es Volksfeste, d​ie auf e​inen religiösen Anlass zurückgehen beziehungsweise b​ei denen d​er religiöse Inhalt n​och lebendig ist. Am bekanntesten s​ind Libori i​n Paderborn, d​er Annentag i​n Brakel u​nd die Herforder Vision. Herford i​st zugleich Sitz d​es Mitteldeutschen Schaustellervereins v​on 1895 Herford e. V. Im katholischen Süden d​er Region w​ird Karneval gefeiert, w​obei der Karneval i​n Rietberg d​er bekannteste s​ein dürfte. Im protestantischen Norden i​st das Sünnematten v​or allem b​ei den Kindern beliebt. Daneben g​ibt es zahlreiche weitere Volksfeste, d​ie weniger religiös motiviert sind, sondern ursprünglich Viehmärkte o​der Märkte für andere landwirtschaftliche Produkte waren. Die größten u​nd bekanntesten d​er Region s​ind der Blasheimer Markt, d​er Leinewebermarkt, d​er Pollhansmarkt u​nd die s​eit 1949 stattfindende Oktoberwoche i​n der Hansestadt Warburg. Bekannt i​st auch d​as Bierbrunnenfest i​n Lübbecke. Die Osterräderstadt Lügde h​at eine r​und tausendjährige Tradition i​m Bau v​on Osterrädern, d​ie zu Ostern brennend e​inen Hang hinunterrollen.

Teile d​es Mindener Landes u​nd Lippes liegen i​m Verbreitungsgebiet d​er Schaumburger Tracht. Das Tragen e​iner Tracht i​st jedoch s​ehr selten geworden. In d​en übrigen Teilen Ostwestfalen-Lippes i​st die Trachtentradition f​ast gänzlich ausgestorben.

Persönlichkeiten

Gerhard Schröder, bekanntester Lipper und auch bekannteste Persönlichkeit aus OWL
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stammt gebürtig aus dem Lipperland

In Ostwestfalen-Lippe geborene Persönlichkeiten

In d​er Region h​at maßgeblich gewirkt:

Sport

Die SchücoArena in Bielefeld

Sportstätten

Die n​ach Zuschauerzahl größten Sportstätten s​ind die vornehmlich a​ls Fußballstadien genutzten Stadien SchücoArena (oft Alm genannt) (26.515 Zuschauer) s​owie das Stadion Rußheide (12.000 Zuschauer) i​n Bielefeld, d​ie Benteler Arena (15.000) s​owie das Hermann-Löns-Stadion (11.723) i​n Paderborn, d​as Heidewaldstadion (12.500) i​n Gütersloh u​nd das Ludwig-Jahn-Stadion (18.400) i​n Herford, s​owie das Weserstadion (6.800) i​n Minden. In Bielefeld s​teht die Seidensticker Halle für Sportveranstaltungen (je n​ach Konzept 1.500 b​is 5.000 Zuschauer) z​ur Verfügung. Darüber hinaus g​ibt es n​och die überdachte Sportstätte u​nd Multifunktionsarena Gerry-Weber-Stadion i​n Halle m​it einer Kapazität v​on 12.300 Zuschauern. Das Gerry-Weber-Stadion w​ird unter anderem a​ls Tennis- u​nd Handballstadion genutzt. Die Lipperlandhalle i​n Lemgo h​at eine Kapazität v​on 5000 Zuschauern.

Vereine und Veranstaltungen

Literatur

in d​er Reihenfolge d​es Erscheinens

  • Wilhelm Wilms: Ostwestfalen-Lippe. Stalling, Oldenburg 1957.
  • Gabriele Sauer (Red.): Freizeitführer Ostwestfalen-Lippe und Paderborner Land. 4. Auflage. Wartberg, Gudensberg-Gleichen, 2003, ISBN 3-86134-421-1.
  • Jörg Deibert (Red.): Ostwestfalen – ganz oben in NRW. 3. Auflage. Bühn, München, 2005, ISBN 3-932831-27-6.
  • Matthias Rickling, Jan Witt, Marianne Witt-Stuhr: Zeitreise durch Ostwestfalen-Lippe. Ausflüge in die Vergangenheit. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 2006, ISBN 3-8313-1662-7.
  • Anja Hustert, Wolfgang Klee: Ostwestfalen und Lippe. Aschendorff, Münster 2008, ISBN 978-3-402-05499-4.
  • Verena Hellenthal: Märchen und Sagen aus Ostwestfalen-Lippe. Sutton Verlag, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-061-8.
  • Rolf Schönlau, Katja Schoene, Michael Bischoff: Gebaut in OWL – Ein architekturgeschichtlicher Streifzug durch Ostwestfalen-Lippe. Bonifatius Verlag, Paderborn 2014, ISBN 978-3-89710-586-7.
Wiktionary: Ostwestfalen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

  1. Amtliche Einwohnerzahlen NRW
  2. Gewässernetz. fisdt.de, Fließgewässerinformationssystem, abgerufen am 20. Mai 2017.
  3. Geologischer Dienst NRW
  4. Hans Riepenhausen: Die Landschaft – Natur und Kulturraum. In: Ostwestfalen-Lippe, Monographien deutscher Wirtschaftsgebiete. Band 4, 1957, S. 14 ff.
  5. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.flaechennutzung.nrw.de/fnvnrw3/galerie.php?STYLE=MUNLV_style.css&WINWIDTH=796&WINHEIGHT=557.2&PAGE=STATISTIK&GEMKZ=5700000&LEVEL=Regierungsbezirk&JAHR=2005&TYPE=PIE Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.flaechennutzung.nrw.de[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.flaechennutzung.nrw.de/fnvnrw3/galerie.php?STYLE=MUNLV_style.css&WINWIDTH=796&WINHEIGHT=557.2&PAGE=STATISTIK&GEMKZ=5700000&LEVEL=Regierungsbezirk&JAHR=2005&TYPE=PIE Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen], HTML, Abrufdatum: Oktober 2007.
  6. Yahoo/Neue Westfälische:Die Bevölkerung altert immer schneller Ausgabe vom 26. Oktober 2011, abgerufen am 11. Juli 2018 (Memento vom 10. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  7. Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1964, S. 358–359.
  8. Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1972, S. 39–46.
  9. Sonderreihe zur Volkszählung 1987 in Nordrhein-Westfalen: Bevölkerung, Privathaushalte und Erwerbstätige. Gemeindeergebnisse der Volkszählung, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1989.
  10. Volkhard Krech: Was glauben die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Erste Ergebnisse einer Untersuchung über religiöse Pluralität (Memento vom 30. Mai 2009 im Internet Archive) PDF, Ruhr-Uni Bochum, 2006.
  11. Landesamt für Statistik: Schüler an allgemeinbildenden Schulen in NRW nach Religionszugehörigkeit. (Memento vom 3. Oktober 2006 im Internet Archive) (PDF; 81 kB), HTML, Abrufdatum: Oktober 2007.
  12. Website der OstWestfalenLippe GmbH, abgerufen am 21. Februar 2012.
  13. Jürgen Richter: Bewusste geometrische Gestaltung bei Homo heidelbergensis? Arbeitsschrittanalyse an einem Faustkeil aus Bad Salzuflen (Ostwestfalen-Lippe), Zusammenfassung auf der Website des Leibniz-Forschungsinstituts für Archäologie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums.
  14. Manfred Wolf: Das 17. Jahrhundert. In: Wilhelm Kohl (Hrsg.): Geschichte Westfalens. Band 1, S. 539–604.
  15. Brauns-Heitmann GmbH & Co. KG - Unternehmen in Warburg. Abgerufen am 8. Januar 2021 (deutsch, englisch).
  16. CENTRUM INDUSTRIAL IT
  17. Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung – IOSB
  18. Wir über uns
  19. It´s OWL Homepage, abgerufen am 28. Januar 2012.
  20. bitte noch nachrechnen
  21. Regierungsbezirk Detmold: Monatsbericht Ostwestfalen-Lippe (Memento vom 2. Februar 2007 im Internet Archive), PDF, Stand 1. Oktober 2007.
  22. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.bezreg-detmold.nrw.de/300_RegionOWL/080_Strukturdaten/monatsbericht/Monatsbericht.pdf Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.bezreg-detmold.nrw.de[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.bezreg-detmold.nrw.de/300_RegionOWL/080_Strukturdaten/monatsbericht/Monatsbericht.pdf Bezirksregierung Detmold: Monatsbericht Ostwestfalen-Lippe: Stand: 27. Juni 2013] (PDF; 414 kB) abgerufen am 30. Juli 2013.
  23. daten/Lowack Homepage/Arbeitslosenquoten 2018 02.pdf Bundesagentur für Arbeit Bielefeld: Arbeitsmarktbericht März 2018@1@2Vorlage:Toter Link/www.ostwestfalen.ihk.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , PDF
  24. Bundesagentur für Arbeit, Statistik für Nordrheinwestfalen. Ausgewählte Städte abgerufen am 13. März 2018.
  25. Internetauftritt des Regionalmarketings (Memento vom 7. Januar 2008 im Internet Archive)
  26. Internetauftritt des Wirtschaftsblatt
  27. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.institut-wv.de/fileadmin/iwv_files/pdf/096-307_SG_Maschinenbau_13.pdf Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.institut-wv.de[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.institut-wv.de/fileadmin/iwv_files/pdf/096-307_SG_Maschinenbau_13.pdf Studienguide Maschinenbau, Ostwestfalen-Lippe abgerufen am 11. März 2014]
  28. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.bezreg-detmold.nrw.de/RegionOwl/KreiseGemeinden/Strukturdaten/Fremdenverkehr/Entwicklung_Bedeutung2006.pdf Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.bezreg-detmold.nrw.de[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.bezreg-detmold.nrw.de/RegionOwl/KreiseGemeinden/Strukturdaten/Fremdenverkehr/Entwicklung_Bedeutung2006.pdf Bezirksregierung Detmold: Entwicklung und Bedeutung des Tourismus in Ostwestfalen-Lippe (Stand: August 2006)], HTML
  29. InnoZent OWL e.V. abgerufen am 26. August 2020.
  30. Radroutenplaner NRW, Rubrik Themenrouten
  31. Beschreibung als Denkmal des Monats. Arbeitsgemeinschaft historische Stadtkerne NRW, 1. September 2007, abgerufen am 8. Januar 2021.
  32. Neuland 02/2008, Ostwestfalen-Lippe: Katharina Neufeld, 56, Museumsleiterin aus Detmold. brandeins.de, abgerufen am 21. Mai 2017.
  33. Carl von Lützow (Hrsg.): Geschichte des deutschen Kupferstiches und Holzschnittes. Berlin 1891, S. 172.
  34. Stadt Rahden in Verbindung mit dem Verein für Heimatpflege Tonnenheide (Hrsg.): Der Große Stein von Tonneheide. Ein Zeuge der Eiszeit. mittwaldmedien.
  35. Garten_Landschaft OstWestfalenLippe (Memento vom 8. Januar 2008 im Internet Archive), HTML, Website des OstWestfalenLippe Marketing.

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