Paderborn Hauptbahnhof
Der Paderborner Hauptbahnhof ist der wichtigste Bahnhof der Stadt Paderborn. Er liegt an der Bahnstrecke Hamm–Warburg, einem Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung von Köln bzw. Düsseldorf nach Thüringen und Sachsen. In Paderborn zweigt eine Nebenbahn nach Bielefeld (Senne-Bahn) ab.
Paderborn Hbf | |
---|---|
Paderborner Hauptbahnhof vor der Umgestaltung (2007) | |
Daten | |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 5 |
Abkürzung | EPD |
IBNR | 8000297 |
Preisklasse | 2 |
Eröffnung | 1. Oktober 1850 |
Profil auf Bahnhof.de | Paderborn-Hbf-1024732 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Paderborn |
Land | Nordrhein-Westfalen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 42′ 47″ N, 8° 44′ 26″ O |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen |
Geschichte
Die Hauptbahn wurde zwischen Hamm und Paderborn am 1. Oktober 1850 von der Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Die Weiterführung nach Warburg erfolgte 1853. Die Sennebahn kam im Juli 1902 hinzu. Eine weitere Nebenbahn wurde 1899 in Richtung Büren eröffnet (Almetalbahn). Diese Strecke wurde 1981 stillgelegt. In jüngster Zeit gab es Überlegungen, die Strecke zu reaktivieren und damit den Flughafen Paderborn/Lippstadt besser anzubinden. Außerdem wurden bis zur Stadtgrenze Paderborns neue Gleise gelegt. Noch eine Nebenbahn wurde 1906 Richtung Bad Lippspringe gebaut; sie zweigt beim Bahnhof Paderborn Nord ab. 1965 wurde sie für den Personenverkehr stillgelegt und wird nur noch von den Benteler-Werken genutzt.
Nahe dem Paderborner Hauptbahnhof wurde im Dezember 1970 der 25.000 Kilometer Gleis der damaligen Deutschen Bundesbahn elektrifiziert. Eine Gedenktafel im Bahnhofsgebäude erinnert an diesen Meilenstein. Ab Sommer 1973 versuchte die DB, das erfolgreiche IC-Netz mit Nebenlinien zu ergänzen. Zwischen dem Ruhrgebiet und Bebra verkehrten drei DC-Zugpaare des „Intercity-Ergänzungssystems“. Da jedoch die erhoffte Nachfrage ausblieb, wurde dieser „IC-Zubringerverkehr“ zum Sommer 1976 eingestellt. Im Zusammenhang mit der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg wurde geplant, die Verbindung Ruhrgebiet–Kassel-Wilhelmshöhe(–München) zu einer regulären IC-Linie auszubauen. Nach 1990 entstand daraus die Mitte-Deutschland-Verbindung mit Zielrichtung Thüringen und Sachsen bzw. Berlin. Teilweise wurden dafür auch ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2002 ICE-Züge eingesetzt. Da die Nachfrage nicht den Erwartungen entsprach, verkehren seit Dezember 2007 über Paderborn nur noch IC-Züge in Richtung Berlin Hbf. Einzelne Angebote des Fernverkehrs, besonders in Randlagen, wurden aus dem Fahrplan gestrichen, das gesamte Fernverkehrsangebot war hier zeitweilig in Frage gestellt.
Zum Fahrplanwechsel 2010/2011 verschwanden die IC zwischen Düsseldorf/Köln und Leipzig/Berlin aus dem örtlichen Zugangebot. Seitdem verkehren nur noch vier IC-/ICE-Paare über Paderborn Hbf: drei ICE/IC aus dem Ruhrgebiet nach Dresden Hbf, täglich ein ICE nach München, zwei ICE/IC nach Düsseldorf und ein ICE nach Wiesbaden. Am Freitag und Sonntag wird ein zusätzliches IC-Paar nach Berlin-Gesundbrunnen gefahren. Zum Fahrplanwechsel 2015/2016 wurde das Angebot erneut geändert. Das ICE-Paar Düsseldorf–Dresden entfiel und wurde durch drei bis fünf IC von Köln bzw. Düsseldorf nach Jena, Weimar, Halle (Saale) bzw. Berlin ersetzt. Seit März 2016 war geplant, dass die Doppelstock-Intercitys (IC2) mit zwei Zugpaaren pro Tag zwischen Düsseldorf und Weimar über Paderborn verkehren sollten. Der Einsatz wurde aufgrund von technischen Fehlern aber verschoben. Die neuen IC2 können ca. 40 % mehr Fahrgäste befördern als die älteren IC-Wagen[4][5]. In den nächsten Jahren (bis 2032) will die Deutsche Bahn die IC-Verbindung Düsseldorf–Kassel–Erfurt–Weimar(–Chemnitz) im Rahmen der DB-Fernverkehrsoffensive auf einen Zweistundentakt ausbauen.
Im Dezember 2015 beschloss der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH), die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs auf der Almetalbahn (Bahnstrecke Paderborn–Büren) in den neuen ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen zu fordern. Damit hat diese Strecke nach Jahrzehnten wieder Chancen auf eine Reaktivierung. Unter anderem wurde im Rahmen der DB-Stationsoffensive auch eine neue Station „Paderborn-Universität/Lieth“ an der Bahnstrecke Hamm–Warburg eingetragen. Diese liegt an der Driburger Straße im Osten der Großstadt. Außerdem wurde vom NPH ein zweigleisiger Ausbau und eine Elektrifizierung der Senne-Bahn zwischen Paderborn und Bielefeld in den Bedarfsplan vorgeschlagen.
Neubau Bahnhofsgebäude
Es war geplant, nach der Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes seitens der Stadt Paderborn im Jahre 2010/11, das Bahnhofsgebäude 2012 komplett abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.[6] Die Fertigstellung des neuen Bahnhofs, der aus Glas und Beton bestehen und 4,4 Mio. Euro kosten sollte, war für 2013 vorgesehen. Im Juli 2012 wurde bekannt, dass der Termin nicht zu halten ist. Zu diesem Zeitpunkt ging das Bahnhofsmanagement Bielefeld von einer Fertigstellung im Jahre 2015 aus.[7] Neben erweiterter Eingangshalle und Vergrößerung der Geschäftsflächen war auch eine neue Fahrradstation geplant. Die Stadt Paderborn wollte den Neubau mit 1 Mio. Euro bezuschussen.[8]
Das Paderborner Bauunternehmen Bremer AG hat der Deutschen Bahn in Berlin und der Stadt Paderborn im Februar 2016 eigene Pläne für einen Neubau des Hauptbahnhofs vorgestellt. Laut Bremer würde der neue Hauptbahnhof sechs Stockwerke haben, wovon vier für ein neues Business-Hotel genutzt werden sollen. Die Eingangshalle wird zwei Stockwerke haben und ein Reisezentrum besitzen. Neben der Eingangshalle in Richtung Busbahnhof soll die Lobby für das neue Hotel mit geplant 150 Zimmern und in der anderen Richtung (zur Innenstadt) sollen bahnhofstypische Geschäfte gebaut werden. Vorgesehen sind ein Zeitschriftenladen, eine Bäckerei, ein Fast-Food-Restaurant und ein Drogeriemarkt. Im zweiten Stockwerk sollen u. a. Wartebereiche entstehen. Woher die einzelnen Geldsummen kommen sollen, war im April 2016 noch unklar. Alle Parteien erklärten sich aber verhandlungsbereit. Der neue sechsgeschossige Hauptbahnhof soll 20 Meter hoch werden. Er soll ca. 10 Millionen Euro kosten. Angepeilt war eine Fertigstellung zum Ende des Jahres 2022.[9] Aufgrund von Verzögerungen während der Planung wird mit dem Abriss des Aktuellen Gebäudes im Juni 2021 und mit dem Hochbau erst im Jahr 2022 begonnen. Die Geschäfte im Bahnhof werden während der Bauphase in Containern untergebracht. Im Sommer 2023 soll der neue Bahnhof fertiggestellt werden.[10] Neben dem Bahnhof sollen zwei zweigeschossige Fahrradparkhäuser entstehen und der Eingang in das Gebäude wird von einem hohen Kolonengang überspannt. Ebenfalls wird bei dem Neubau auf Nachhaltigkeit gesetzt, so dass es Photovoltaikanlagen auf dem Dach geben wird und Wärmepumpen verbaut werden.[11] Zudem werden seit April 2021 alle Gleise (1, 2, 3, 3West, 4, 5) über einen Aufzug verfügen.
Verkehrsanbindung
Paderborn wird im Fernverkehr nur noch von einzelnen IC- und ICE-Zügen angefahren. Im Regionalverkehr steuern mehrere RE- und RB-Linien den Hauptbahnhof an. Zudem ist Paderborn Endpunkt der S 5 der S-Bahn Hannover.
Ab dem 9. Dezember 2018 wird in Paderborn zusätzlich der neue Rhein-Ruhr-Express (RRX) halten. Vorerst besteht dieser aus der bekannten Linie RE11 mit neuen Triebzügen der Baureihe 462 (des späteren RRX), die dann in einem stündlichen statt zweistündlichen Takt das Rheinland mit Ostwestfalen verbinden.[12][13]
Fernverkehr
Linie | Linienverlauf | Takt |
---|---|---|
ICE 41 | München – Nürnberg – Würzburg – Fulda – Kassel-Wilhelmshöhe – Paderborn – Hamm (Westf.) – Dortmund – Duisburg – Düsseldorf (Köln Hbf/Köln Messe/Deutz – Limburg Süd – Darmstadt) | ein Zugpaar |
IC 50 | (Köln –) Düsseldorf – Duisburg – Dortmund – Hamm (Westf.) – Paderborn – Kassel-Wilhelmshöhe – Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – Jena-Göschwitz – Gera | zwei Zugpaare |
(Köln –) Düsseldorf – Duisburg – Dortmund – Hamm (Westf.) – Paderborn – Kassel-Wilhelmshöhe – Bebra – Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – Naumburg(Saale) – Leipzig | ein Zugpaar Fr/So |
Regionalverkehr
Busverkehr
Der Bahnhof ist ca. 500 m vom Stadtzentrum entfernt. Mit den vor dem Bahnhofsgebäude haltenden PaderSprinter-Buslinien sind die Haltestellen Westerntor und Rathausplatz im Zentrum sowie die meisten Stadtteile erreichbar. Es halten am Hauptbahnhof die Stadtbuslinien 1,2,4,5,6,8,9,11,24,28,46,47,52,58,61,68.Die Regionalbusse (u. a. nach Delbrück, Hövelhof, Bad Lippspringe, Büren, Lichtenau und Warburg) beginnen am Busbahnhof neben dem Bahnhof.
Zugang
Nur die Bahnsteige zu den Gleisen 1 bis 3 sind barrierefrei über Fahrstühle erreichbar. An der Treppe zum Bahnsteig mit den Gleisen 4 und 5 befindet sich ein Rollstuhl-Lift (Bedienung durch Bahnpersonal). Hier halten die RB-Züge mit Verbindungen von und nach Herford, Bielefeld, Holzminden und Göttingen.
Straßenbahn
Die letzte Straßenbahn fuhr in Paderborn am 27. September 1963 vom Hauptbahnhof in den Stadtteil Schloß Neuhaus. Kurz nach der Stilllegung mussten die Gleise neuen Autofahrspuren und dem damaligen Leitbild einer autogerechten Stadt weichen. Auch eine Überlandstraßenbahn bis nach Detmold gab es. Seit der Eröffnung im Jahr 1900 wurde die Straßenbahn elektrisch betrieben und fuhr auf Gleisen mit Meterspur. Trotz der wachsenden Bedeutung des ÖPNV wird über eine Wiederbelebung des Straßenbahnnetzes in Paderborn bisher (2019) nicht diskutiert.
Nahverkehrsverbund
Die Stadt Paderborn gehört zum regionalen Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter („Hochstift-Tarif“). In Richtung Bielefeld, Detmold und Soest gibt es Übergangstarife zum Tarifverbund „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH) bzw. zur Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe (VRL). Landesweit findet der NRW-Tarif Anwendung. Einen speziellen S-Bahn-Tarif gibt es nicht, jedoch gilt seit dem 1. August 2015 auf der Strecke Hannover–Paderborn das „S 5 Paderborn Spezial“-Ticket für 16 Euro (einfache Strecke). Seit August 2017 gilt in Westfalen-Lippe der Westfalentarif. Damit sind der vorherige Hochstift-Tarif und alle andere Tarife in Westfalen-Lippe entfallen.
Fahr mit – Mobil im Hochstift
Am 4. Januar 2016 wurde neben dem Paderborner Hauptbahnhof die Informationsstelle für Mobilität im Hochstift, „Mobithek“, eröffnet. Im neuen Gebäude an der Bahnhofstraße befindet sich die Mobithek und der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter. Die neue Dachmarke „Fahr mit – Mobil im Hochstift“ ist eine gemeinsame Marke von der Verkehrsservicegesellschaft Paderborn/Höxter und vom Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter. Die Dachmarke „Fahr mit – Mobil im Hochstift“ ist für den Service und die Kundeninformation für den ÖPNV in den Kreisen Paderborn und Höxter zuständig. Da die Einrichtung einer Kundenzentrale im Hauptbahnhof aus Platzmangel nicht realisiert werden konnte, wurde in der Bahnhofstraße 27 ein neues, dreigeschossiges Gebäude gebaut. „Fahr mit“ gehört offiziell der VPH.
Einzelnachweise
- Abfrage der Kursbuchstrecke 430 bei der Deutschen Bahn.
- Abfrage der Kursbuchstrecke 403 bei der Deutschen Bahn.
- Abfrage der Kursbuchstrecke 345 bei der Deutschen Bahn.
- 682 DBpza | Deutsche-Reisezugwagen.de. Abgerufen am 28. August 2020 (deutsch).
- Sitzpläne IC mod. Marcus Grahnert, abgerufen am 28. August 2020.
- Ein neuer Bahnhof wirft seine Schatten voraus. In: Neue Westfälische. 22. Februar 2011, abgerufen am 15. Dezember 2013.
- Wolfgang Stüken: Neuer Bahnhof soll 2015 fertig sein. In: Neue Westfälische. 2. Juli 2012, abgerufen am 15. Dezember 2013.
- Neuer Bahnhof: Es gab vier Varianten. In: Neue Westfälische. 31. März 2011, abgerufen am 15. Dezember 2013.
- Westfalen Blatt, Ausgabe vom 11. März 2020, abgerufen am 9. Juni 2020
- Jahrhundert-Projekt kommt ins Rollen. 29. Januar 2020, abgerufen am 29. Januar 2020 (deutsch).
- Ingo Schmitz: Jahrhundert-Projekt kommt ins Rollen. Abgerufen am 14. April 2021.
- Kurz vorgestellt: Abellio Rail NRW. 20. Dezember 2018, abgerufen am 28. Dezember 2018 (deutsch).
- Neue Fahrzeuge gehen an den Start. rrx.de, 9. Dezember 2018, abgerufen am 9. April 2019.
Weblinks
- Gleisplan des Bahnhofs Paderborn Hbf. (PDF) DB Netz, 1. Januar 2012, archiviert vom Original am 25. März 2012; abgerufen am 15. Dezember 2013 (PDF; 235,7 KB).