Grafschaft Tecklenburg

Die Grafschaft Tecklenburg w​ar ein Territorium d​es Heiligen Römischen Reichs. Sie l​ag im westfälischen Reichskreis u​nd war 330 km² groß. Seit 1707 w​ar die Grafschaft e​in Teil v​on Brandenburg-Preußen.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Tecklenburg
Wappen
Karte
Grafschaft Tecklenburg mit Rheda, 1560
Herrschaftsform Monarchie
Herrscher/
Regierung
Graf
Reichskreis Niederrheinisch-Westfälisch
Hauptstädte/
Residenzen
Tecklenburg
Dynastien Bentheim-Tecklenburg
Sprache/n Deutsch
Fläche 330 km²

Geschichte

Um d​ie Burg Tecklenburg i​m Südwesten v​on Osnabrück bauten Ekbert I. u​nd die folgenden Grafen v​on Tecklenburg e​in ausgedehntes Herrschaftsgebiet zwischen d​en Flüssen Hunte u​nd Ems auf. Bis 1173 besaßen d​ie Grafen d​ie Vogtei über d​as Bistum Münster. Zwischen 1180 u​nd 1236 w​aren sie a​uch im Besitz d​er Vogtei d​es Bistums Osnabrück. In dieser Zeit w​ar die Grafschaft n​eben der konkurrierenden Grafschaft Ravensberg d​ie stärkste Macht i​n diesem Raum. In d​en Auseinandersetzungen u​m die Macht a​uf Reichsebene i​m 12. und 13. Jahrhundert w​aren die Tecklenburger Anhänger v​on Lothar v​on Süpplingenburg u​nd der Welfen. Simon I. erwarb 1189 d​ie Herrschaft Ibbenbüren.

Nach d​em Aussterben d​er Grafen v​on Tecklenburg 1262 k​am die Grafschaft a​n die Grafen v​on Bentheim. Zwischen 1328 u​nd 1562 gehörte s​ie den Grafen v​on Schwerin. Diese konnten 1365 d​ie Herrschaft Rheda erwerben. Sie verloren a​ber 1400 d​ie nördlichen Teile d​er Grafschaft m​it den Ämtern Cloppenburg, Friesoythe u​nd Bevergern a​n das Hochstift Münster. Fortan wurden d​ie Landstände i​m Landtag d​er Grafschaft n​ur noch d​urch zehn landtagsfähige Güter vertreten: Haus Marck, Haus Kappeln (bei Westerkappeln), Haus Hülshoff (bei Tecklenburg), Haus Kirstapel (bei Lienen), Haus Kronenburg (bei Lengerich), Haus Langenbrück (bei Westerkappeln), Haus Meesenburg (bei Ledde), Haus Schollbruch (bei Lengerich), Haus Velpe (bei Westerkappeln) u​nd Haus Vortlage (bei Lengerich).[1]

Konrad v​on Tecklenburg-Schwerin w​ar der e​rste Landesherr i​m westfälischen Raum, d​er die Reformation einführte. Er t​rat dem Schmalkaldischen Bund bei. Nach dessen Niederlage musste e​r im Jahr 1548 Lingen, Ibbenbüren, Brochterbeck, Recke u​nd Mettingen a​n Kaiser Karl V. abtreten u​nd die Grafschaft Lingen entstand. Die Ortschaft Schale verblieb b​ei der Grafschaft Tecklenburg.

Unter Umgehung d​er Erbansprüche d​es Hauses Solms-Braunfels k​am die Grafschaft Tecklenburg 1557 a​n Arnold II.(IV.) z​u Bentheim-Tecklenburg. Dessen Sohn Adolf gründete 1609 e​ine eigene Linie Tecklenburg. Im Jahr 1588 führten d​ie Grafen d​ie reformierte Konfession ein.

Als Folge e​ines Urteils d​es Reichskammergerichts f​iel die Grafschaft Tecklenburg 1696 a​n das Haus Solms.[2] Graf Wilhelm Moritz v​on Solms-Braunfels verkaufte Tecklenburg 1707 a​n Preußen. Im Berliner Vergleich verzichtete d​as Grafenhaus Bentheim-Tecklenburg 1729 gegenüber Preußen a​uf alle Ansprüche.

Das Gebiet k​am 1808 a​n das Großherzogtum Berg, e​he es 1811 a​n Frankreich u​nd 1813 wieder a​n Preußen fiel.[3] Das Gebiet d​er Grafschaft gehörte v​on 1815 a​n zur preußischen Provinz Westfalen u​nd ging 1816 i​m Kreis Tecklenburg auf, d​er bis 1975 bestand.

Stammwappen

Stammwappen der Grafen zu Tecklenburg

Das Stammwappen d​er Grafen v​on Tecklenburg z​eigt in Silber d​rei (2:1) r​ote Seeblätter. Auf d​em Helm e​in silberner Flügel m​it den d​rei Blättern belegt.[4]

Regierende Grafen von Tecklenburg

Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Tecklenburg (1139–1262)
Regierungszeit Herrscher Bemerkungen
1139–1150Ekbert I. von Tecklenburg (* um 1090; † 4. Februar 1150)
1150–1156Heinrich I. von Tecklenburg (* um 1115; † 22. November 1156)
1156–1202Simon I. von Tecklenburg (* um 1140; † 8. August 1202)
1202–1263Otto I. von Tecklenburg (* um 1185; † 11. September 1263)
1202–1226Heinrich II. von Tecklenburg († vor 1226)Mitregent
1235/40–1247Heinrich III. von Tecklenburg († 1247)Mitregent
Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus der Gerulfinger (1262–1328)
Regierungszeit Herrscher Bemerkungen
1263–1279Otto II. von Bentheim-Tecklenburg (* um 1248; † um 1279)durch Heirat mit Heilwig von Tecklenburg, Erbin
1279–1285Otto III. von Tecklenburg († um 1285)
1285–1307Otto IV. von Tecklenburg-Ibbenbüren († 1307)
1307–1328Otto V. († 1329)Vorerbe, starb kinderlos
Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Schwerin (1328–1562)
Regierungszeit Herrscher Bemerkungen
1328–1360/67Nikolaus I. von Schwerin, Graf von Tecklenburg († 1360/67)ältester Neffe von Otto V.
1360/67–1388Otto VI. von Tecklenburg († 1388)
1388–1426Nikolaus II. von Tecklenburg († 1426)verlor Herrschaft Bevergern sowie die nördlichen Ämter Cloppenburg und Friesoythe
1426–1450Otto VII. von Tecklenburg († 1450)
1450–1508Nikolaus III. von Tecklenburg († 1508)überließ die Grafschaft Iburg seinem Bruder Otto VIII. und die Grafschaft Lingen 1493 an den Sohn Nikolaus IV.
1508–1534Otto IX. von Tecklenburg († 1534)
1534–1557Konrad von Tecklenburg-Schwerin (* 1501; † 6. oder 16. Juni 1557)Erbte 1541 die Grafschaft Lingen von seinem Onkel Nikolaus IV., Anna von Tecklenburg einzige Erbin; er führte die Reformation in der Grafschaft ein
Regierende Grafen der Grafschaft Tecklenburg aus dem Haus Bentheim (1562–1696)
Regierungszeit Herrscher Bemerkungen
1557–1562Eberwin III. von Bentheim-Steinfurt (* 1536; † 19. Februar 1562)Heirat (1553) der einzigen Erbin derer von Tecklenburg-Schwerin, Anna von Tecklenburg.
1562–1606Arnold II. von Bentheim-Tecklenburg (* 10./11. Oktober 1554; † 11. Januar 1606)
1606–1623Adolf von Bentheim zu Tecklenburg und Rheda
1623–1674Moritz von Bentheim-Tecklenburg
1674–1701Johann Adolf von Bentheim-Tecklenburgverlor 1700 durch einen Prozess Tecklenburg

Siehe auch

Literatur

  • August Karl Holsche: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Graffschaft Tecklenburg nebst einigen speciellen Landesverordnungen mit Anmerkungen, als ein Beytrag zur vollständigen Beschreibung Westphalens. Berlin / Frankfurt 1788 (books.google.de).
  • Essellen: Geschichte der Grafschaft Tecklenburg. Leipzig 1877.
  • Alfred Bruns: Grafschaft Tecklenburg. In: Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Personen, Ereignisse, Institutionen. Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges. 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1983, ISBN 3-520-80002-0, S. 1221.

Einzelnachweise

  1. Volker Innemann: Nur für adelige Grundbesitzer. Bevor Tecklenburg preußisch wurde, gab es hier einen eigenen Landtag. In: Unser Kreis. Jahrbuch für den Kreis Steinfurt. Jg. 24. (2011), S. 50–54, hier S. 52.
  2. No. 1 des Kayserlichen und Reichs Cammer-Gerichts an die Hoch-Löbliche allgemeine Reichs-Versammlung zu Regenspurg abgelassenes Schreiben: sub dato Wetzlar, den 26. Julii, 1703; in abgeurtheilter und exequirten Sachen Solms contra Bentheim 1722. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  3. Bekanntmachung. In: Münsterisches Intelligenzblatt. Landesbibliothek Münster, 18. November 1813, abgerufen am 9. Oktober 2019.
  4. Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels. Görlitz 1901-1903, Band 1. S. 124, abgerufen am 9. Oktober 2019.
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