Schloss Wietersheim
Das Schloss Wietersheim ist ein Schloss im Stadtteil Wietersheim der Stadt Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke. Es liegt rund neun Kilometer nördlich von Minden unmittelbar am östlichen Ufer der Weser am Flusskilometer 210 auf einer dem Dorf Wietersheim vorgelagerten Mittelterrasse, umgeben von sandigen Wiesen. Das Gebäude befindet sich heute in Privatbesitz.
Geschichte
Die Schlossanlage wurde im Jahr 1323 errichtet und jahrhundertelang als Rittergut und Kommende des Johanniterordens genutzt.[1] 1799 wurde die Anlage an den Mindener Domkapitular Freiherr Philipp von Cornberg für 103.000 Taler verkauft; den Kaufpreis hinterlegte er in bar. Die Kommende Wietersheim bestand bis 1811 formal weiter als Geldkommende, d. h. der Kommendator erhielt die Zinsen des von Cornberg hinterlegten Kapitals.[2] Bedingt durch die geografische Lage an der Grenze des Fürstbistums Minden mit der Grafschaft Schaumburg wurde Schloss Wietersheim häufig in Grenzstreitigkeiten verwickelt und wurde dementsprechend häufig zerstört.
Die ursprüngliche Anlage bestand aus Fachwerkgebäuden. Die später errichtete Kapelle wurde in Massivbauweise gebaut und um 1810 zum heutigen Gebäude umgebaut. Es entstand ein kompakter achtseitiger Bau im klassizistischen Stil.
Der Freiherr Carl von Schlotheim lebte in Wietersheim. Er war mit Félicité-Mélanie geb. Legarde, einer leiblichen Tochter Jérôme Bonapartes verheiratet. Der König von Westphalen ernannte sie 1810 zur „Gräfin von Wietersheim“. Carl von Schlotheim wurde Landrat des Kreises Minden und galt als der Straßenbauer des Kreises. Sein Sohn Eduard Ernst Franz Johann Freiherr von Schlotheim wuchs auf dem Schloss Wietersheim auf.
Das Schloss gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu dem Gebiet im Amt Windheim zu Lahde, das für die Unterbringung für DPs von Mai 1945 bis Februar 1949 beschlagnahmt wurde. In der Zeit wurde das Gebäude stark zerstört. Erst nach Aufhebung der Beschlagnahmung konnte der Wiederaufbau beginnen.[3]
Heutige Nutzung
Schloss Wietersheim befindet sich im Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich. Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwähnten drei Gartenbereiche gingen mit der Abholzung nach Ende des Zweiten Weltkrieges vollständig verloren. Bei dem heutigen Garten handelt es sich um eine Neuanlage.
Literatur
- Wilhelm Brepohl: Die „Gräfin von Wietersheim“. Eine Tochter Jerome Napoleons. In: Mindener Heimatblätter. Jg. 27, 1955, ZDB-ID 551392-3, S. 68–77 (Juni/Juli) und 89–105 (August).
- Wilhelm Brepohl: In memoriam Landrat Freiherr von Schlotheim. In: Mindener Heimatblätter. Jg. 29, 1957, S. 102–105.
Weblinks
- Eintrag zu Wietersheim in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Schlosspark Wietersheim bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Einzelnachweise
- Wilfried Engel: Landwirtschaftlicher Besitz und Flurstücke der Johanniter-Komturei Wietersheim. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins. Jg. 56, 1984, ISSN 0340-188X, S. 147–150.
- Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem: mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. XVI, 896 S., Berlin, Berendt, 1859 Online bei Google Books (S. 785)
- Sonja von Behrens: Die Zeit der „Polendörfer“. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1559-2.