Schloss Petershagen
Das Schloss Petershagen ist eine um 1306 als Wasserburg errichtete Anlage in der ostwestfälischen Stadt Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen. Im 16. Jahrhundert wurde sie im Stil der Weserrenaissance zu einem Schloss umgebaut. Sie umfasst mehrere Gebäude, die zur heutigen Schlossanlage zusammengewachsen sind.
Das Schloss liegt nördlich der Stadt Minden an der Mündung der Ösper in die Weser.
Geschichte
Die Wehrburg in Petershagen wurde im Jahr 1306 vom damaligen Mindener Bischof Gottfried von Waldeck erbaut und unter den Schutz des Heiligen Gorgonius als Schutzpatron gestellt. Sie sollte das Land der Mindener Bischöfe nach Norden hin verteidigen und war Residenz der Mindener Bischöfe.[1]
Auf Veranlassung des Bischofs Franz von Waldeck baute der schwäbische Meister Jörg Unkair die Burg 1544–1547 zu einem Schloss um. Er schuf damit ein Beispiel der frühen Weserrenaissance. Als Baumaterial wurde sowohl dunkler Portasandstein als auch heller Obernkirchener Sandstein benutzt. Wegen des Schmalkaldischen Krieges wurden die Bauarbeiten früher als geplant beendet.[2] Das Gebäude ist eine unregelmäßige Zweiflügelanlage mit einem polygonalen Treppenturm im Hof und einer Bastion zur Weserseite.[3]
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Schloss wie das ganze Fürstbistum Minden durch die Schweden besetzt.[4] Als Ersatz für Territorien, die Schweden zugesprochen wurden, erhielten die Hohenzollern, Herzöge von Preußen und Kurfürsten von Brandenburg, im Westfälischen Frieden 1648 das Fürstbistum Minden zugesprochen, welches in ein Erbfürstentum umgewandelt wurde. Das Territorium wurde, abgesehen von der Stadt Minden, die bis zum 17. September 1650 schwedisch besetzt blieb, vom 23. bis 25. Oktober 1649 von den Schweden an Brandenburg-Preußen übergeben. Schloss Petershagen, wo die Regierung eingerichtet wurde und das von 1649 bis 1659 Sitz des Statthalters von Minden war, wurde noch am 25. Oktober 1649 von brandenburgischen Gesandten übernommen. Am 22. und 23. Februar 1650 nahm hier der Große Kurfürst die Huldigung als neuer Landesherr entgegen. Bis 1669 blieb das Schloss Sitz der Regierung des Fürstentums Minden.[5][6] Danach verfiel die Anlage zunehmend. Einige Gebäude brachen zusammen oder wurden abgerissen.[7]
1780 wurde bei einem Brand das Hauptdach des Treppenhauses zerstört.[8]
Das Schloss wurde 1901 durch Heinrich Hestermann, Landwirt und Abgeordneter im Reichstag, gekauft und ab 1902 in einen bewohnbaren Zustand versetzt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch die Britische Rheinarmee besetzt. Die Besitzerfamilie musste das Haupthaus verlassen, in ein vorgelagertes Haus umziehen und erst nach Freigabe durch die Besatzungsmacht konnte sie wieder ihre Wohnung beziehen. Im Schloss waren zu dieser Zeit auch viele Flüchtlingsfamilien untergebracht. Zudem litt die Bausubstanz, da es kaum Baumaterial und Geld gab.[9]
1964 bis 1967 wurden die Kriegsschäden beseitigt und das Schloss Petershagen nach einem Umbau ab 1967 als Hotel genutzt. Später wurde es weiter renoviert und einige Räumlichkeiten waren zu anderen Zwecken vermietet. So befanden sich eine Diskothek und ein Möbelgeschäft im Schloss.[9] 1969 kam der Huldigungssaal hinzu und 1975 wurde im Garten ein beheizbares Schwimmbad eröffnet. 1985 entstand das Restaurant „Orangerie“. 1988 eröffnete in der untersten Etage der „St.-Gorgonius-Keller“, benannt nach dem Schutzpatron des Schlosses.[10]
Bis 2021 befand sich die Anlage in Besitz der Familie Hestermann. Die Besitzerfamilie leitete auch den Hotelbetrieb, gab diesen allerdings aus finanziellen Gründen zum 31. August 2018 auf und hat die Absicht, das Schloss zu verkaufen.[10] Die Stadt Petershagen strebt eine Vereinbarung zur Nachfolgenutzung an, die den Komplex als Ganzes erhalten soll.[11]
Im Januar 2021 erwarb Peter Kenzelmann das Schloß um den Betrieb nach der Wiedereröffnung für Übernachtungen, Gastronomie, Feiern und Tagungen fortzuführen.[12] < [13]
Heutige Nutzung
Der Betrieb eröffnete als gehobenes Hotel mit acht Zimmern. Später wurde das Angebot auf drei Einzelzimmer, zwei Suiten, fünf Juniorsuiten und fünf Doppelzimmer, also auf 15 Zimmer in unterschiedlichen Größen, Lagen und Einrichtungen erweitert. Auf der ausgebauten Terrasse, die zum Teil durch Anlage eines Wintergartens wetterfest gemacht wurde, hat man einen guten Blick auf die Weserauen.
Außerdem veranstaltet der Kreis Minden-Lübbecke in Kooperation mit dem Verein „Herrenhäuser und Parks im Mühlenkreis“ Kammerkonzerte im Schloss, das auch als Ausgangspunkt für die Besichtigung zahlreicher in unmittelbarer Nachbarschaft liegender Mühlen der Westfälischen Mühlenstraße und für Radtouren auf dem Weserradweg genutzt wird. 2018 wurde der Restaurant- und Hotelbetrieb eingestellt.
In einigen Räumen befindet sich ein Museum zur Schlossgeschichte.[10]
Weblinks
- Eintrag zu Schloss Petershagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Schlosspark Petershagen bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun
- Das Schloss von Oben: www.youtube.com/watch?v=DkkhJhknBKk
- Geschichte der Stadt Petershagen
- Herrenhäuser Parks
- Schloss Petershagen, ein Auszug aus der Geschichte
- Gen Wiki: Schloss Petershagen
Einzelhinweise
- Wilfried Hansmann: Kunstreiseführer Westfalen. Bindlach 1988, S. 484.
- Leseprobe abgerufen am 17. Juni 2018. Wilfried Hansmann: Kunstreiseführer Westfalen. Bindlach 1988, S. 484.
- Georg Dehio - Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Nordrhein-Westfalen. II. Westfalen. München, Berlin 1977, S. 465.
- Burgenwelt:Geschichte von Petershagen, abgerufen am 24. Juni 2018.
- Hans Nordsiek: Vom Fürstbistum zum Fürstentum Minden - Verfassungsrechtliche, politische und konfessionelle Veränderungen von 1550 bis 1650. In: Westfälische Zeitschrift. 140, 1990, S. 251–274.
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Nordrhein-Westfalen. Zweite Auflage. Stuttgart 1970, S. 610.
- Leseprobe abgerufen am 17. Juni 2018. Schlossgarten Petershagen bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverband Westfalen-Lippe abgerufen am 17. Juni 2018. Wilfried Hansmann: Kunstreiseführer Westfalen. Bindlach 1988, S. 484. Schlossgarten Petershagen bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverband Westfalen-Lippe abgerufen am 17. Juni 2018.
- Burgenwelt:Geschichte von Petershagen, abgerufen am 24. Juni 2018.
- Kinderritterfest: Location Seite: Schloss Petershagen abgerufen am 17. Juni 2018.
- Schloss schließt Ende August. In: Mindener Tageblatt. Druckausgabe vom 15. Juni 2018, S. 13.
- Bürgermeister Blume: Schloss Areal als ganzes erhalten. In: Mindener Tageblatt. 20. Juni 2018. (kostenpflichtig als online Ausgabe, abgerufen am 21. Juni 2018.)
- Schloss Petershagen plant Wiedereröffnung unter neuer Leitung. 4. Februar 2022, abgerufen am 4. Februar 2022 (deutsch).
- MT: Das sind der neuen Besitzer und seine Pläne für den baldigen Neuanfang, abgerufen 8. Februar 2022