Kaunitz (Adelsgeschlecht)

Das Geschlecht von Kaunitz (tschechisch z Kounic) w​ar ein a​ltes böhmisches Adelsgeschlecht, welches d​em Gesamthaus Kaunitz angehörte, d​a es seinem Stammwappen m​it den gekreuzten Seerosenstengeln zufolge gleicher Herkunft m​it den schlesischen Stosch s​owie den böhmischen Augezdecz, d​en Martinic, d​en Talmberg, d​en Richnowsky v​on Reichenau u​nd den Černčický v​on Kácov ist. Der gemeinsame Vorfahre s​oll auf d​ie Werschowitz (Vrsovci, Wrschowetze a​uf Vrsovice b​ei Laun a​n der Eger), vermutlich e​inen Zweig d​er Přemysliden, zurückgehen.

Gemeinsames Stammwappen der Kaunitz und der Stosch
Wappen der Familie von Kaunitz-Rietberg ab 1699. Das Kaunitzer Stammwappen ist das Herzschild in der Mitte.

Die urkundliche Stammreihe d​erer von Kaunitz beginnt m​it Zawiss v​on Augezdecz u​nd Kunicz, 1327–1333 Oberstkämmerer i​m Königreich Böhmen, e​inem Sohn d​es Hroznata v​on Husicz, Burggraf v​on Prag, verehelicht m​it einer Tochter d​es Zawiss v​on Krumlov a​us dem Hause d​er Witigonen.[1]

Die Familie w​urde im 14. u​nd 15. Jahrhundert a​uch als Herren i​n Troppau schriftlich erwähnt, d​ie sich i​n zwei Zweige teilten: Stošové z Kounic u​nd Šiškové z Kounic. Der Hauptstamm verzweigte s​ich in d​ie Linie d​er Grafen u​nd Fürsten v​on Kaunitz-Rietberg u​nd Kaunitz-Rietberg-Questenberg. Mit d​em Erbe d​er reichsunmittelbaren Grafschaft Rietberg 1699 bzw. 1726 s​tieg die Familie i​n den Hochadel auf.

Genealogie

Der Urahne d​es Geschlechts s​oll nach unbekannter Quelle e​in Wenzel v​on Kaunitz (Kunicz) (1380–1428) sein, d​er bei Schlapanitz fiel. Seine Enkel Ulrich, Peter u​nd Johann erwarben u​m 1519 d​ie Herrschaft Schlakau.

Ein Ulrich l​ebte von 1546 b​is 1570, s​ein Sohn Ulrich (1569–1617) h​ielt Schloss Austerlitz i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts. Aus d​en Ehen m​it Apollonia von Waldstein u​nd Lidmila Roupovská v​on Roupov gingen j​e zwei Söhne hervor. Vom Älteren, Friedrich, stammte d​ie böhmische Nachkommenschaft ab, v​om Jüngeren, Leo Wilhelm, d​ie mährische Linie.

Wenzel (1380–1428) ⚭ Agnes v​on Mansfeld (* 1396)

  • Georg (1424–1481) ⚭ Barbara Brtnicka von Waldstein (* 1438)
    • Ulrich (1470–1519) ⚭ Katharina von Rican (* 1490)
      • Peter (1517–1560) ⚭ 1545 Dorota Geraltowska (polnisch Gierałtowska) alias Saszowska von Geraltowitz (Gierałtowice), aus dem schlesischen Uradelsgeschlecht Haus Saszowski (* 1522)
        • Ulrich (1546–1570) ⚭ Anezka Cernohorska von Boskovic (* 1547)
          • Ulrich (1569–1617) ⚭ (1) 1590 Apollonia von Waldstein (1565–1597), ⚭ (2) 1598 Lidmila Roupovská von Roupov (1576–1626)
            • (1) Friedrich (1597–1627) ⚭ 1627 Marie Eusebie Sezimova (* 1604) → Böhmische Linie
            • (2) Leo Willem (1614–1655/65) v(1) Maria Eusebia von Sesyma und ⚭ (2) 1646 Eleonore von Dietrichstein (1623–1687) → Mährische Linie

Mährische Linie

  • Leo Wilhelm (1614–1655), stammte aus der Ehe des Ulrich von Kaunitz und seiner Frau Lidmila von Roupov, einer Tochter von Wenzel Wilhelm von Roupov. Am 12. Juni 1642 wurde er zum Reichsgrafen ernannt. Gleichzeitig erhielt er die Erlaubnis, als Erbe der Herren von Alttabor deren Symbol in sein Wappen aufzunehmen. Nach dem Tode seiner ersten Frau Maria Eusebia von Sesyma war er in 2. Ehe verheiratet mit Eleonore von Dietrichstein (1623–1687).
    • Dominik Andreas I. von Kaunitz (1655–1705) ⚭ 1675 Marie Eleonore von Sternberg (1657–1706)
      • Maximilian Ulrich (1679–1746), war kaiserlicher Geheimrat, Ritter des Orden vom Goldenen Vlies und Landeshauptmann in Mähren, ⚭ 1699 die Tochter des 1690 verstorbenen Grafen Ferdinand Max von Ostfriesland und Rietberg, Gräfin Maria Ernestine Franziska (1686–1758). Der Erbschaftsstreit um diese westfälische Grafschaft mit dem Hause Liechtenstein wurde 1726 durch Vergleich dahin beigelegt, dass Rietberg der Gräfin Maria und ihren männlichen Nachkommen verbleiben, aber nach Erlöschen des kaunitz-rietbergischen Mannesstamms das Haus Liechtenstein zur Nachfolge kommen sollte.
        • Wenzel Anton Graf Kaunitz (1711–1794) ⚭ 1736 Maria Ernestine Gräfin von Starhemberg (1717–1749). Für die Verdienste, die er Maria Theresia als österreichischer Staats- und Conferenzminister geleistet hatte, wurde er nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges am 8. April 1764 mit seinen männlichen Leibeserben nach dem Recht der Erstgeburt in den Reichsfürstenstand erhoben.
          • Fürst Ernst Christoph (1737–1797) ⚭ Leopoldine von Öttingen-Spielberg (1741–1795). Sein Vater vertraute ihm früh die Verwaltung des Familienvermögens in Mähren an. Er war zugleich Treuhänder seiner Brüder. Genauso wie sein Großvater war er Träger des Goldenen Vlieses. Als höchster Hofmarschall nahm er als Botschafter in Neapel an der Wahl des Papstes Clemens XIV. teil.
          • Dominik Andreas (1739–1812) ⚭ 1762 Bernardine von Plettenberg-Wittem (1743–1779). Er wurde vom Grafen Johann Adam von Questenberg († 1752), einem Schwager Anton Wenzels, zum Erben seines Besitzes und seiner Würden eingesetzt und nahm auf Veranlassung seiner Tante Maria Antonia, der Witwe des letzten böhmischen Questenberg mit Genehmigung der Kaiserin den Titel „Graf von Questenberg“ an und nannte sich seither Graf von Kaunitz-Rietberg-Questenberg und residierte zum Teil auch in Jarmeritz, bis er 1797 seinem Bruder in der Regierung als dritter Fürst folgte.
            • Aloys Wenzel Dominik (1774–1848) folgte seinem Vater als Fürst; in kaiserlichem Dienst stieg er bis zum Reichsvicekanzler auf. Er heiratete 1798 Franziska Xaverie Gräfin Ungnad von Weissenwolf (1773–1859) und hatte mit dieser vier Töchter
              • Karoline Leopoldine Johanna (1801–1875), verheiratet 1831 mit Reichsgraf Anton Gundaccar von Starhemberg (1776–1842) und 1860 mit Peter von Arenberg (1790–1877).
              • Leopoldine Dominika Karoline (1803–1888), ⚭ 1820 Anton Karl [Antal Karoly] Fürst Pálffy von Erdöd (1793–1879).
              • Ferdinande Karoline Luise (1805–1862), ⚭ 1822 den Grafen Ludwig (Lajos) Graf Karoly (1799–1863).
          • Franz Wenzel (1742–1825) nahm militärischen Dienst an und stieg bis zum Rang des Feldzeugmeisters auf.

Mit d​em Tod v​on Aloys Wenzel Fürst v​on Kaunitz-Rietberg-Questenberg erlosch d​ie mährische Linie 1848 i​m Mannesstamm. Was d​er verschwenderische Fürst n​icht zu Lebzeiten verkaufen musste, f​iel an Reichsgraf Albrecht v​on Kaunitz (1829–1897) a​us der böhmischen Linie.

Nach d​em Aussterben d​er Kaunitz i​m Mannesstamm erlangte 1898 Rudolf Christian Graf Wrbna u​nd Freudenthal († 1927) für s​ich und s​eine Nachfolger a​ls Inhaber d​es Kaunitz’schen Fideikommisses e​ine Namens- u​nd Wappenvereinigung a​ls „Wrbna-Kaunitz-Rietberg-Questenberg u​nd Freudenthal“.[2]

Besitzungen

Außer d​er reichsunmittelbaren, westfälischen Grafschaft Rietberg besaß d​as fürstliche Haus Kaunitz-Rietberg i​n Böhmen u​nd Mähren d​ie Fideicommiss-Herrschaften u​nd Güter Austerlitz, Ungarisch Brod, Groß-Orczechau, Mährisch-Pruß, Jarmeritz, Banow, Bauschitz, Kojetein u​nd Jakobau.

Wenzel Anton Graf Kaunitz war österreichischer Staatsmann und Diplomat.

Besitzungen

Burg Houska, Neuschloß, Osov, Slavkov u Brna (Austerlitz), Ungarisch Brod, Otschehau, Kojetein, Priesen

Persönlichkeiten

Bildnis der Gräfin Ferdinandine Karolyi, geb. Prinzessin Kaunitz-Rietberg, um 1840. Gemälde von Moritz Daffinger
  • Friedrich (1597–1627) ⚭ 1627 Marie Eusebie Sezimova (* 1604)
    • Rudolph von Kaunitz (1628–1664), Oberstjägermeister in Königreich Böhmen ⚭ 1645 Maria Elisabeth von Waldstein; er hatte den Bruder Leo Wilhelm von Sezima-Austy, Graf von Kaunitz, Freiherr von Austy aus Austerlitz (* 16. Januar 1614; † 31. Oktober 1655 in Brünn).
      • Johann Wilhelm (* 1650/56; † 20. März 1721), ⚭ Maria Anna von Sternberg (1662–1724).
        • Johann Adolf Graf von Kaunitz (1696–1771), Kreishauptmann von Beraun und Leitmeritz, Ritter des Wenzelsorden ⚭ 1739 Marie Theresia Gräfin von Ogilvy (1718–1775), aus einem Hochadelsgeschlecht in Schottland
          • Michael Karl (1745–1820), Appellationsrat, ⚭ 1769 Marie Christine von Salm Reifferscheid Hainspach (1751–1820)
            • Vincent Karl (1774–1829), ⚭ 1801 Pauline Julie de Longueval Gräfin von Bucquoy (1780–1857)
              • Michael Karl (* 1803; † 10. April 1852), ⚭ 1828 Eleonora Woracziczky von Pabienitz (tschechisch Voračická z Paběnic) (* 1809; † 10. Januar 1898), eine tschechische Patriotin, die in ihren jungen Jahren mit Josef Dobrovský, František Palacký und Pavel Jozef Šafárik in Verbindung stand. Nach dem Tod ihres Mannes sorgte sie sich um die Erziehung ihrer 10 Kinder.
                • Albrecht (1829–1897), kaiserlicher Kämmerer, Ehrenritter des Malteser Orden und Erbmitglied des Herrenstandes, ⚭ 1854 Elisabeth von Thun und Hohenstein (1831–1910).
                  • Marie (* 28. März 1855; † 18. Januar 1918), ⚭ 1877 Egon Karl zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1853–1896).
                  • Wilhelm Michael (1859–1860)
                  • Karl Wilhelm(1861–1888)
                  • Eleonora (1862–1936/38), ⚭ 1882 Géza Andràssy (1856/57–1938)
                • Christina (1830–1875)
                • Rudolf (1831–1889)
                • Heinrich (1832–1912), ⚭ 1869 Wilhelmine Widtmann (1842–1914)
                • Ferdinand (* 27. Dezember 1833; † 21. Mai 1885)
                  • Franz (1880–1928)
                    • Nachfahren
                  • Georg (1884–1942)
                    • Nachfahren
                • Georg (1835–1909), ⚭ 1887 Zdenka von Wimmer (1841–1923)
                • Elisabeth (1836–1903)
                • Emanuel (1839–1859)
                • Eugen (1841–1919) ⚭ 1871 Anna Fenzl (1848–1909)
                • Wenzel Robert von Kaunitz (1848–1913), ⚭ 1877 Josefina Čermáková (1849–1895) und 1908 Josefina Horová (1881–1961)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Roman von Procházka: Kaunitz (z Kunicz, Kaunitz-Rittberg, Kaunitz-Rietberg-Questenburg), Herkunft, Teilstammfolgen und Ahnentafel, in: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, Neustadt an der Aisch, 1973, Seite 137, ISBN 3-7686-5002-2.
  2. Gall, S. 359.
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