Niederdeutsche Sprache
Die niederdeutsche oder plattdeutsche Sprache ist eine hauptsächlich in Norddeutschland und daran angrenzenden Regionen, etwa im Osten der Niederlande, verbreitete westgermanische Sprache.
Niederdeutsch | ||
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Gesprochen in |
Deutschland, Niederlande, Dänemark,[A 1] Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Kanada, Vereinigte Staaten, Mexiko, Belize, Brasilien, Bolivien und Paraguay | |
Sprecher | 2,2 Millionen mit sehr guten Kenntnissen und 5 Millionen mit guten oder sehr guten Kenntnissen (Deutschland).[1] 1,6–2,15 Millionen Sprecher in den Niederlanden.[2] | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Deutschland[A 2] Brasilien (Pomerano ist offizielle Co-Amtssprache in Teilen des Landes)[3] | |
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Deutschland Niederlande | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
— | |
ISO 639-2 |
nds | |
ISO 639-3 |
nds |
Das Neu-Niederdeutsche ist in zahlreiche Dialekte gegliedert (vgl. Westniederdeutsch und Ostniederdeutsch). Hervorgegangen ist es aus dem Mittelniederdeutschen, das wiederum auf das Altsächsische zurückgeht. Die niederdeutschen Dialekte bilden zusammen mit den hochdeutschen und den niederfränkischen Dialekten ein kontinentalwestgermanisches Dialektkontinuum. Die niederdeutschen Dialekte weisen aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft aus der Gruppe der nordseegermanischen Sprachen Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf. Gemeinsame Merkmale der niederdeutschen Dialekte, die sie von den unmittelbar angrenzenden Sprachen und Mundarten abgrenzen, sind das Ausbleiben der zweiten germanischen Lautverschiebung (im Gegensatz zu den mittel- und süddeutschen Mundarten und damit auch vom Hochdeutschen, die diese Lautverschiebung vollzogen haben), das Ausbleiben der Palatalisierung (im Gegensatz zum Friesischen) und die Verwendung von Pronomina und Artikeln mit d- (im Gegensatz zum Niederländischen).
Neben den im Volk gesprochenen Mundarten bestand in mittelniederdeutscher Zeit vom 13. bis 16. Jahrhundert eine niederdeutsche Kanzlei- und Rechtssprache, die auch als Verkehrssprache in Handel und Diplomatie sowie als Literatursprache verwendet wurde (siehe Hansesprache, Sachsenspiegel). Als Literatursprache wird Niederdeutsch teilweise bis in die Gegenwart verwendet. Heute stehen die verbliebenen niederdeutschen Dialekte unter starkem Einfluss der jeweiligen Dachsprache, dem Standarddeutschen und dem Niederländischen. Teilweise wurden sie durch neue, auf hochdeutscher Grundlage gebildete Regiolekte mit niederdeutschem Substrat abgelöst (z. B. Ruhrdeutsch, Missingsch).
Wie bei Mittel- und Oberdeutsch lässt sich die Bezeichnung Niederdeutsch geographisch herleiten: Das Niederdeutsche bezeichnet Sprachformen, die in den tiefer gelegenen, also „niederen“ nördlichen Regionen beheimatet sind. Niederdeutsch wird fälschlich in das Niedersächsische, Ostniederdeutsche und das nicht zugehörige Niederfränkische unterteilt.
Name und Status
Eigenbezeichnung
Übliche zeitgenössische Eigenbezeichnungen des Niederdeutschen sind Plattdütsch, Plattdüütsch, Plattdütsk, Plattdüütsk, Plattduitsk und ähnliche. (Der Ausdruck Platt hingegen ist mehrdeutig und wird nicht ausschließlich in Bezug auf das Niederdeutsche verwendet; auch im westmitteldeutschen Sprachraum, etwa im Rheinland und der Eifel, bezeichnen Mundartsprecher ihre Mundart so.)[4]
Die Schreibung Plattdüütsch[5] nach Johannes Saß, der eine niederdeutsche Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins festgelegt hat, ist heute am weitesten verbreitet. Im ostniederdeutschen Sprachraum herrscht – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen, das lange Vokale oft doppelt schreibt – die Schreibung Plattdütsch vor.[6]
In Gebieten mit ursprünglich Ostfriesisch sprechender Bevölkerung ist die Bezeichnung Plattdütsk üblich.[7] Deren Aussprache variiert von [ˈplʌtdyːtʃ] über [ˈplʌtdyːtʃk] bis zu [ˈplʌtdyːtsk].
Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen, osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte werden als Plautdietsch bezeichnet.[8] (In diesen Mundarten ist kurzes altniederdeutsches /a/ unter bestimmten Bedingungen zu /au/ diphthongiert.)
Daneben wird auch die Bezeichnung Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, in den Niederlanden hingegen vor allem (Neder)saksisch. Dagegen bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch in der Regel nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die sich vom Ostniederdeutschen abheben, das in seiner Entstehungszeit, der deutschen Ostkolonisation, auch vom Niederfränkischen beeinflusst wurde. In ähnlicher Weise ist im Englischen Low Saxon als Synonym für Low German gebräuchlich, in einem engeren Sinne jedoch wiederum nur für die in den Niederlanden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gesprochenen Dialekte.
Die Bezeichnung Niedersächsisch bzw. Nedersaksisch ist die Grundlage des ISO-639-3-Codes nds.[9]
Geschichte der Bezeichnung
Aus altniederdeutscher Zeit ist kein einheimischer Name für die altniederdeutsche Sprache belegt. In lateinischen Texten findet sich der Ausdruck lingua Saxonica („sächsische Sprache“);[10] der Stammesname der Saxones war bereits vor der Auswanderung der Angelsachsen nach Britannien üblich und wurde dort weitergeführt. Die walisische Bezeichnung Saxanach[11] geht auf das Lateinische zurück, ein hypothetisches angelsächsisches *seaxanig bzw. altniederdeutsches *sahsonik ist nicht belegt. Die spätere mittelniederdeutsche Selbstbezeichnung sassesch lässt die altniederdeutsche Bezeichnung *sahsisk vermuten.
Eine weitere neben dieser und der klassisch-lateinischen Bezeichnung lingua Germanica war lingua Theudisca, das u. a. im Prolog des Heliand erscheint (Theudisca poëmata)[12] und das spätere deutsch (altniederdeutsch *thiudisk) vorwegnimmt,[13] sonst jedoch vor allem für die germanische(n) Sprache(n) des Frankenreiches Anwendung findet (sofern diese in den Darstellungen überhaupt vom Altniederdeutschen unterschieden wurden).[14]
In mittelniederdeutscher Zeit ist in Bezug auf das Niederdeutsche oft von düdesch („deutsch“) die Rede,[15] insbesondere zu dessen Abgrenzung von fremden Sprachen, etwa dem Lateinischen. So gab es in manchen norddeutschen Städten im 15. Jahrhundert neben den Lateinschulen die düdeschen schrifscholen („niederdeutsche Schreibschulen“).[10] Wenn die eigene Sprache gegenüber dem Hochdeutschen oder Niederländischen abgegrenzt werden sollte, wurden Bezeichnungen wie unse düdesch („unser Deutsch“), sassesch düdesch („sächsisches Deutsch“), moderlike sprake („Muttersprache“) verwendet. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Bezeichnungen, die sassesch enthielten, am gebräuchlichsten, vor allem sassesch oder sassesche sprake, später auch mit verdeutlichender Vorsilbe nedder-sassesch.[10]
Die mittelniederdeutsche Wendung tō dǖde, später gelegentlich mit „zu Deutsch“[15] übersetzt, war wohl keine Selbstbezeichnung der Sprache, sondern ist analog zum frühneuhochdeutschen „zu deute“ eine Ableitung von düden („deuten“) und meint, dass in deutlicher, verständlicher, klarer Sprache gesprochen oder geschrieben wurde, also in der Volkssprache und etwa nicht auf Latein.[16]
Beide Bezeichnungen, Niederdeutsch und Hochdeutsch, wurden aus dem Niederländischen entlehnt.[17] Als hoghen duutsche und neder duutsche tauchten sie in einem mittelniederländischen Text von 1457 erstmals auf.[18] Zunächst hatten die Bezeichnungen eine rein geografische Bedeutung. Mit Niederdeutsch waren die Sprachen am Niederrhein und Westfalens gemeint, wohingegen Hochdeutsch (oft synonym mit dem anfangs häufiger verwendeten Oberländisch) für die Sprachformen des Hügel- und Berglandes am Rhein verwendet wurde. Der Gebrauch des Wortes Niederdeutsch blieb jedoch bis ins 17. Jahrhundert selten. Erst später entwickelte sich aus der Bezeichnung Niederdeutsch die in der Dialektologie übliche Dreiteilung des deutschen Sprachraumes in Nieder-, Mittel- und Oberdeutsch, die durch die Grammatiken von Justus Georg Schottelius, Johann Bödiker und Martin Opitz popularisiert wurde.[19]
Im 17. Jahrhundert kommt außerdem die Bezeichnung Plattdeutsch auf, die sassesch und ähnliche verdrängt und zur allgemein üblichen Bezeichnung des Niederdeutschen wird. Dieser neue Name ist über das Mittelniederländische ins Niederdeutsche und von dort aus ins Hochdeutsche gelangt. Ursprünglich geht er auf das griechische Wort platús („flach, breit“) zurück, das über das Lateinische (plattus) und Französische (plat) in den germanischen Sprachraum gelangt war.[20] Die Grundbedeutung des Wortes war im Mittelniederländischen noch wie im Griechischen „flach“, doch trug es bereits Nebenbedeutungen. Etwa in der für das Jahr 1388 bezeugten Wendung platten lande van Brabant wurde mit plat das ländliche, unbebaute Gebiet Brabants beschrieben. Im 16. Jahrhundert entstanden weitere Konnotationen, wie in platte wijn („Wein mit niedrigem Alkoholgehalt“), plat van ghestalt zijn („einfacher Herkunft sein“), plat spreken („offen oder klar sprechen“), und eine Delfter Bibel von 1524 war in goede platten duytsche gedruckt, was „im vertrauten, verständlichen Niederländisch“ oder „in der niederländischen Volkssprache“ (und eben nicht auf Latein) bedeutete. Diese Bedeutung – vertraute, verständliche Volkssprache – hat sich im 17. Jahrhundert auch im niederdeutschen Gebiet verbreitet.[21][22][21][23]
Ein Unterschied zwischen dem niederländischen und dem (nieder)deutschen Gebrauch der Bezeichnung plat(t) besteht darin, dass plat im Niederländischen hauptsächlich als Adjektiv gilt: man sagt nicht Antwerps plat („Antwerpener Platt“), sondern plat Antwerps („das Antwerpener Dialekt“).[20]
Die Stellung des Niederdeutschen
Der Status des Niederdeutschen wird in der vergleichenden Sprachwissenschaft einerseits und Teilen der Soziolinguistik und Literaturwissenschaft andererseits unterschiedlich beurteilt. Für jede der einander widersprechenden Positionen wird dabei jeweils auch mit der Selbsteinschätzung der Sprecher argumentiert.[24][25]
- Niederdeutsch als Schwestersprache des Hochdeutschen: Historisch entwickelte sich das Niederdeutsche seit der Zweiten Lautverschiebung eigenständig vom Hochdeutschen, wenn auch in ständigem Austausch mit diesem und steht diesem insofern ebenso nah oder fern wie etwa das Niederländische oder das Friesische, sowie deutlich ferner als das Jiddische, deren Status als eigenständige Sprachen allgemein anerkannt wird. Insbesondere die unterschiedliche Entwicklung der Vokale im Spätmittelalter führte dazu, dass es oftmals nicht möglich ist, die hochdeutsche Lautung eines Wortes aus seiner niederdeutschen Form (bzw. umgekehrt) vorauszusagen, so dass niederdeutsche und hochdeutsche Phonologie unabhängig voneinander erworben werden müssen (nd. /o:/ entspricht hd. /u:/ in Fot ‚Fuß‘, aber hd. /o:/ in grot „groß“, hd. /s/ entspricht nd. /s/ in Hus „Haus“, aber nd. /t/ in dat „das“). Das Niederdeutsche hat über die Phonologie hinaus einen eigenständigen Wortschatz und eine Grammatik, die von der hochdeutschen erheblich abweicht.[25] Anknüpfungspunkte zu diesen abweichenden Elementen finden sich im Niederländischen und Englischen. Niederdeutsch selbst teilt sich wiederum in verschiedene Dialekte auf.
- Niederdeutsche Dialekte als deutsche bzw. niederländische Dialekte: Während eine überregionale niederdeutsche Schriftsprache heute fehlt, besaß das Niederdeutsche einen gewissen Anteil an der Ausformung der hochdeutschen Standardsprache, insbesondere im Bereich der Aussprache.[26] Daher stehen neben historischen und i. e. S. sprachwissenschaftlichen auch soziolinguistisch motivierte Einschätzungen, die mehr der jüngeren politischen Entwicklung Rechnung tragen wollen. Auch die traditionelle Auffassung, dass die Unähnlichkeit zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch genügend groß sei, um das Niederdeutsche als eigene Sprache zu betrachten, ist nicht unbestritten geblieben. So hält Ulrich Ammon das Niederdeutsche für einen „Grenzfall der Ähnlichkeit, bei dem sich aufgrund der bisherigen, lediglich intuitiven Handhabung des Ähnlichkeitskriteriums nicht jeder Kenner der Sachlage gleich entscheidet“, erachtet jedoch wegen der Überdachung durch das Hochdeutsche eine Zuordnung des Niederdeutschen als Dialekt der deutschen Sprache in Deutschland[24] bzw. der niederländischen Sprache in den Niederlanden für gerechtfertigt. Für eine Kategorisierung als Dialekt spricht demnach v. a. dessen funktionale Beschränkung in Folge eines gravierenden Sprachwechsels, den Ulf-Thomas Lesle, Jan Goossens, Willy Sanders und Dieter Stellmacher beschreiben,[27] insbesondere das Fehlen einer überregionalen Literatursprache in der Neuzeit. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Fehlen einer Literatursprache kein sprachwissenschaftliches, sondern ein politisches Kriterium ist und dass ein Großteil der heute gesprochenen Sprachen schlecht dokumentiert, d. h., nicht oder nur unzureichend verschriftet, ist.[28]
- Niederdeutsch als Scheindialekt: Eine vermittelnde Position, vertreten z. B. von Heinz Kloss, betrachtet das Niederdeutschen heute um eine scheindialektisierte Abstandsprache, also – wegen der historischen Autonomie der Sprachentwicklung und der weiterhin genügend großen Unähnlichkeit zum Hochdeutschen – zwar um eine eigene Sprache, die aber trotzdem heute als deutscher Dialekt angesehen wird, da die standardsprachlichen Funktionen nun von der Dachsprache Hochdeutsch übernommen werden (Scheindialekt).[29]
Bis etwa in das 16. Jahrhundert bestand mit dem Mittelniederdeutschen eine überregionale niederdeutsche Schriftsprache, die als Sprache der Hanse großen Einfluss v. a. auf die skandinavischen Sprachen ausgeübt hat. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge eines Medienwechsels von der Mündlichkeit zur Schrift auch plattdeutsche Dialekte wieder als Literatursprache eingesetzt, so von Fritz Reuter, Klaus Groth und anderen. Thomas Mann verwendete in seinen Buddenbrooks das Plattdeutsche seiner Heimatstadt Lübeck nicht allein, um die Sprechweise der sogenannten kleinen Leute zu kennzeichnen. Tatsächlich war das lübische Niederdeutsch im Mittelalter lingua franca der Hanse gewesen, so dass sich wohl noch im 19. Jahrhundert ein Abglanz von Hochsprachlichkeit in den großbürgerlichen Kaufmannsfamilien bewahrt haben konnte. Anhand des Romans von Thomas Mann oder auch von Uwe Johnsons Romantetralogie Jahrestage kann man die Entwicklung des Niederdeutschen als gesprochener Sprache gut nachvollziehen. Als Reflex dieser Verschriftlichung und Literarisierung des Niederdeutschen hat sich eine niederdeutsche Philologie innerhalb der deutschen Philologie herausgebildet.
Das Niederdeutsche ist im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in den Niederlanden (dort als Nedersaksisch) und in Deutschland offiziell anerkannt und geschützt. In Deutschland sind die diesbezüglichen Regelungen 1999 in Kraft getreten. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es gesetzliche Regelungen gegen die Diskriminierung des Niederdeutschen. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf Plattdeutsch zu bearbeiten, und berechtigt, auch auf Plattdeutsch zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in München auf Plattdeutsch eingereicht werden können; sie werden allerdings als „nicht in deutscher Sprache abgefasst“ angesehen, bedürfen also einer Übersetzung.[30] Im Gegensatz zu der – wesentlich auf die Spezialnorm des § 4a GebrMG (parallel dazu § 35 PatG) gestützten – Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofs in dieser Entscheidung gehen andere Juristen und Gerichte aber davon aus, dass der Begriff deutsche Sprache sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Sprache einschließt; nach dieser Rechtsauffassung, die auch in Schleswig-Holstein vertreten wird, ist neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch als Teil des Deutschen eine Amtssprache in Deutschland.[31] In der Freien und Hansestadt Hamburg gilt Plattdeutsch neben Hochdeutsch als faktische Amtssprache, weswegen Anträge, die in niederdeutscher Sprache in die Hamburgische Bürgerschaft, das Landesparlament, eingebracht wurden,[32] auch auf Plattdeutsch im Plenum beraten werden.[33]
Schulfach
In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist Niederdeutsch ein Schulfach im Wahlpflichtbereich. Hamburg war 2010 das erste Bundesland, das Niederdeutsch als reguläres Fach einführte, 2014 folgte Schleswig-Holstein, 2016 Mecklenburg-Vorpommern. In Niedersachsen wird Niederdeutsch teilweise in den Unterricht anderer Fächer integriert. Seit 2017 ist Niederdeutsch ein von der Kultusministerkonferenz anerkanntes mündliches und schriftliches Prüfungsfach im Abitur. Mecklenburg-Vorpommern ist bisher das einzige Land, das entsprechenden Unterricht in der Sekundarstufe II eingerichtet hat.
Anzahl der Sprecher
Allgemein ist es schwierig, die Zahl der Sprecher einer Sprache zu ermitteln. Im Falle des Niederdeutschen wird normalerweise mit Umfragen gearbeitet, in denen man die Befragten darum bittet, ihre Sprachkenntnisse selbst einzuschätzen. Zu unterscheiden ist ferner die aktive Beherrschung vom passiven Verständnis. Wenn jemand angibt, dass er das Niederdeutsche „etwas“ verstehe oder „ab und zu spreche“, ist das interpretationsbedürftig. Außerdem kann Unsicherheit darüber bestehen, was genau Niederdeutsch ist und was eher ein Regiolekt des Deutschen mit niederdeutschen Elementen. Umfragen wie die GETAS-Umfrage von 1984, so Heinz H. Menge, vernachlässigen ferner die Tatsache, dass ein Teil der Bevölkerung Norddeutschlands ausländische Wurzeln hat und durch Umfragen weniger gut erreicht wird als Einheimische. Das müsse man berücksichtigen, wenn man Umfrageergebnisse auf die Gesamtbevölkerung umrechnet, denn Menschen mit ausländischen Wurzeln haben normalerweise keinen niederdeutschen Familienhintergrund.[34]
In Deutschland
Das Institut für niederdeutsche Sprache nannte 2,6 Millionen Sprecher oder 14 Prozent (2009) der Bevölkerung in Norddeutschland, die „gut oder sehr gut Platt“ sprechen, sodass das Niederdeutsche „ohne Zweifel gefährdet“ sei.[35] Jan Wirrer beschreibt 1998 die Situation des Niederdeutschen zur Jahrtausendwende als „hochgradig moribund“.[36] Den Anteil derjenigen, die „mäßig“ gut Niederdeutsch sprechen, beziffert Möller in der zitierten Untersuchung auf 23 Prozent oder ca. 4,3 Millionen. Der Anteil erhöht sich um die rund 200.000 Plautdietsch-Sprecher in Deutschland. Passive Sprachkenntnis der niederdeutschen Sprache besitzen bis zu 17 Millionen Deutsche: Nach der bereits erwähnten Studie des Instituts für niederdeutsche Sprache sind es 75 Prozent der Bevölkerung im Sprachgebiet der niederdeutschen Sprache.[37] Die letzte umfassende Erhebung von 1984 zum Sprachstand des Niederdeutschen wies für die damalige Bundesrepublik Deutschland rund acht Millionen Sprecher der Regionalsprache aus. Allerdings ist spätestens seit den 1960er Jahren ein massiver Rückgang der aktiven Sprecher festzustellen. Untersuchungen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben ergeben, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der aktiven Sprecher unter den Kindern massiv gesunken ist und die aktive Beherrschung in den vergangenen Jahren bis auf verschwindend kleine Reste quasi erloschen ist.[38] Das Niederdeutsche hat sich vor allem in der Nähe der Nordseeküste als Nähesprache erhalten, insbesondere in Ostfriesland, im Elbe-Weser-Dreieck und in Dithmarschen.[39]
Außerhalb Deutschlands
In den Niederlanden sprechen nach einer Erhebung aus dem Jahre 2003 rund 1,5 Millionen Menschen die dortigen Dialekte der niederdeutschen Sprache. In Dänemark spricht nur ein Bruchteil der deutschen Minderheit (ca. 20.000) Nordschleswigsch (oder Nordschleswiger Platt), einen Dialekt des Schleswigschen. Hinzu kommen weitere rund 300.000 Sprecher des Plautdietschen weltweit außerhalb Deutschlands, rund 300.000 Ostpommerschsprechende in Brasilien und eine unbekannte Anzahl von Niederdeutsch-Sprechern in weiteren Gebieten weltweit (unter anderem in den USA und Kanada bzw. Steinbach in Manitoba).
Sprachgeschichte
Als Niederdeutsch werden heute allgemein jene deutschen Dialekte bezeichnet, die sich sprachgeografisch im Westen nordöstlich der Rhein-IJssel-Linie (auch Einheitsplurallinie oder Westfälische Linie genannt) befinden und weiter östlich nördlich der Benrather Linie liegen und die sich bis 1945 auch auf die Gebiete Pommerns und größtenteils auf Ostpreußen erstreckten.[40] Im Westen ragt das Sprachgebiet auch in die Niederlande hinein, wo das Niederdeutsche als Niedersächsisch bezeichnet wird. Die Sprachgebiete südwestlich der Rhein-IJssel-Linie werden in der Regel nicht dem Niederdeutschen, sondern dem Kleverländischen und dem Limburgischen zugeordnet, also den niederfränkischen Mundarten. Das Kleverländische und Limburgische bilden den rhein-maasländischen Sprachraum (siehe auch Niederrheinisch).
5. bis 11. Jahrhundert
Durch die Völkerwanderung breiteten sich die Sachsen – und damit auch ihre Sprache – von der Nordseeküste aus nach Süden, Südwesten sowie nach England aus. Die auf dem Kontinent verbliebenen Sachsen wurden von Beda Venerabilis als „Altsachsen“ bezeichnet; mit dieser Bezeichnung verbindet sich der Name „altsächsisch“ für die älteste Stufe des Niederdeutschen. Das Altsächsische breitete sich über ein Gebiet aus, das die heutigen Regionen Holstein (ohne Ostholstein), Stormarn, Niedersachsen, Magdeburger Börde, Harz, Westfalen und die östlichen Niederlande umfasste. Im Wendland (Wenden wurden die Slawen von den Sachsen genannt) gab es noch jahrhundertelang ein slawisch-sächsisches Mischgebiet. An der Besiedlung des ostelbischen Koloniallandes waren, neben den Altsachsen, auch zahlreiche Siedler beteiligt, die aus den heutigen Niederlanden stammten.[41]
Die angelsächsischen Dialekte und das Altenglische weisen starke Übereinstimmungen mit dem Altsächsischen auf, da die germanische Bevölkerung Großbritanniens ursprünglich im heutigen Norddeutschland beheimatet war. Aufgrund des starken Einflusses der von dänischen und norwegischen Wikingern eingebrachten altnordischen Sprachelemente in Großbritannien sowie der französischen Sprachüberlagerung und der Erosion der englischen Grammatik im Mittelalter haben sich diese Gemeinsamkeiten stark verringert, auch wenn die Verwandtschaft noch deutlich sichtbar ist. So hat das Englische seinen westgermanischen Grundcharakter nie verloren.
11. bis 17. Jahrhundert
Mit Beginn der Ostsiedlung (Ostkolonisation) breitete sich die altniederdeutsche, seit etwa 1225 mittelniederdeutsche Sprache nach Osten aus. Neue große Sprachlandschaften entstanden: Mecklenburgisch, Ostpommersch, Brandenburgisch, Niederpreußisch (nicht zu verwechseln mit der baltischen altpreußischen Sprache) und das Niederdeutsche in den Städten und auf den Gutshöfen im Baltikum und Skandinavien. Außerdem verzeichnete das Mittelniederdeutsche Gebietsgewinne in Schleswig, wo es das Dänische und Nordfriesische nach Norden drängte, und in Ostfriesland, wo es das Ostfriesische verdrängte. So löste es im südlichen Schleswig das Angeldänische und das Eiderstedter Friesisch ab.
Diese neuen niederdeutschen Sprachgebiete sind sogenannte Kolonisationsschreibsprachen oder Kolonisationsmundarten, die einige Besonderheiten in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen. So endet der Plural der Verben noch heute in den Dialekten des sogenannten Altlandes, d. h. des bereits in altsächsischer Zeit niederdeutschen Sprachgebietes, auf -(e)t, etwa in wi maakt, ji maakt, se maakt. Im Ostniederdeutschen, Schleswiger Platt und (teils) im ostfriesischen Niederdeutsch lautet das wiederum einheitliche Pluralmorphem hingegen -en, also wi maken, ji maken, se maken („wir machen“, „ihr macht“, „sie machen“).
In mittelniederdeutscher Zeit (ungefähr 1200–1600) entwickelte sich das Niederdeutsche zu einer bedeutenden Schriftsprache, die neben dem Lateinischen in Urkunden und Gesetzestexten verwendet wurde. Das Lübecker Niederdeutsch war zudem die Verkehrssprache der Hanse (siehe Hansesprache) und lange Zeit die Lingua franca des Nord- und Ostseeraumes. In der mittelniederdeutschen Schriftsprache liegen zahllose bis in die Neuzeit hinein entstandene schriftliche Dokumente, Bücher und Urkunden vor. Eine große Bedeutung kam daneben theologischen Schriften zu. Ende des 15. Jahrhunderts existierten bereits mehrere Bibelübersetzungen in niederdeutscher Sprache (Kölner Bibel, Lübecker Bibel).
Zwischen 1345 und 1358 entstand mit der Hanse ein politisch-wirtschaftlich motiviertes Bündnis, das von den norddeutschen Städten getragen wurde und dem auf dessen Zenit etwa zweihundert Städte, südwärts von Köln, Göttingen, Halberstadt bis Breslau, angehörten und das ausländische Kontore in London, Brügge, Bergen und Nowgorod besaß. Führend war die Stadt Lübeck, deren Rechtstexte bis weit in den Osten ausstrahlten.[42]
In den nordgermanischsprachigen Ländern Dänemark, Norwegen und (mit Einschränkungen) Schweden stellte Niederdeutsch zur Zeit der Hanse eine wichtige Verkehrs- und Handelssprache dar, die auch an den Königshöfen gesprochen wurde. Diese Funktion, Sprache der Oberschicht zu sein, verlor es im 17. Jahrhundert an das Hochdeutsche.[43]
Um 1500 bestand die Tendenz, dass Deutschland sprachlich in zwei Blöcke, das niederdeutsche und das hochdeutsche Sprachgebiet, mit zwei eigenständigen Schriftsprachen zerfällt. Das Niederdeutsche Lübecks hatte im Ersteren Vorbildcharakter, und der sprachliche Gegensatz zwischen „oberlendisch“ und „niderlendisch“ war seit dem 13. Jahrhundert bezeugt.[44]
Jedoch nahm bereits vom 16. Jahrhundert an infolge des Niedergangs der Hanse und der aus dem mitteldeutschen Raum vordringenden Reformation die Bedeutung des Niederdeutschen als Schriftsprache deutlich ab. Zwar stieg in der Reformationszeit die Zahl der niederdeutschen Drucke zunächst an. Etwa die von Johannes Bugenhagen verfasste Lübecker Kirchenordnung ist auf Niederdeutsch geschrieben. Von Bugenhagen stammte auch eine niederdeutsche Fassung der Luther-Bibel.[45] Doch wird an Letzterem zweierlei sichtbar: einerseits die große Bedeutung des Niederdeutschen als Verkehrssprache für den gesamten norddeutschen Raum, sodass dafür eine eigene Bibelübersetzung als notwendig erachtet wurde, und andererseits die im Wesentlichen bereits erfolgte Unterordnung des Niederdeutschen unter das Hochdeutsche. Denn das Vorbild, die luthersche Bibelübersetzung, setzte sich selbst in Norddeutschland gegen die „bugenhagensche Konkurrenz“ durch.
Ab 1600 schlossen sich immer mehr norddeutsche Städte dem Hochdeutschen an. So war der formelle Sprachwechsel von Nieder- zu Hochdeutsch beispielsweise in Berlin bereits Mitte des 16. Jahrhunderts vollzogen, und bis ins 17. Jahrhundert waren die Stadt und ihr Umland durch eine niederdeutsch-hochdeutsche Zweisprachigkeit geprägt: Das Märkische der Stadt war zudem obersächsisch beeinflusst, wohingegen das von den Berlinern gesprochene Hochdeutsch mit niederdeutschen Elementen durchsetzt war.[46]
Durch den hochdeutschen Buchdruck wurde Niederdeutsch etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts an vom Hochdeutschen als Schreib- und Drucksprache abgelöst, ein Prozess, der bis etwa Ende des 17. Jahrhunderts anhielt. Niederdeutsch wurde letztendlich nur noch gesprochen, erlitt dadurch eine allmähliche Redialektalisierung und wurde nicht mehr offiziell verwendet. Vielmehr wurde es ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sozial stigmatisiert. Ist der schrittweise Wechsel von Mittelniederdeutsch zu ostmitteldeutschem Frühneuhochdeutsch (15./16. Jahrhundert) noch als Bilingualismus (Zweisprachigkeit) zu werten, so galt im 17. und 18. Jahrhundert das Verhältnis zwischen Nieder- und Hochdeutsch soziallinguistisch als Diglossie. Hochdeutsch galt bei den Niederdeutschen bis ins 19. Jahrhundert als sogenannte Berufssprache, die für öffentliche und überregionale Tätigkeiten verwendet wurde, und somit als eine ausgesprochene Männersprache.[47] In den anderen Lebensbereichen herrschte noch das Niederdeutsche vor.
Die Vermischung von Nieder- und Hochdeutsch führte zur Ausbildung von Mischsprachen, etwa Missingsch und Ruhrdeutsch.
17. bis 19. Jahrhundert
1669 fand der letzte dokumentierte Hansetag statt, der das Ende der Hanse als Städtebund einleitete. Nach deren Niedergang begann der „Sprachenkampf“ zwischen dem Niederdeutschen, das von dieser Zeit an analog zum Neuhochdeutschen als Neuniederdeutsch bezeichnet wird[48], und Neuhochdeutsch. Aufgrund des Schreibsprachenwechsels der norddeutschen Städte und ihrer Kanzleien zum Hochdeutschen fand, wie Heinz Kloss es formulierte, eine sogenannte Scheindialektisierung statt, in der das Niederdeutsche oft nur noch als gesprochene Sprache existierte und von seinen Sprechern als „Dialekt des Deutschen“ empfunden wurde.[49] Der Niedergang der Hanse verhinderte also, dass künftig in Deutschland zwei verschiedene Schriftsprachen existierten.[44]
Dem Sprachwechsel kam entgegen, dass es im Mittelniederdeutschen keine höfische Dichtung gab, da der norddeutsche Adel bereits vor 1650 stark nach „Oberdeutschland“, das heißt zum hochdeutschen Sprachgebiet hin orientiert war.[50] Zwar war Luther ein Liebhaber des Niederdeutschen und daher bemüht, für die Reformation der Kirche auch niederdeutschsprachige Geistliche zu gewinnen, die in seinem Sinne in Norddeutschland hätten predigen sollen. Doch fand er nicht genügend, auf die er hätte zurückgreifen können. So oblag es vor allem Priestern aus dem mittel- und oberdeutschen Raum, die Reformation in Norddeutschland voranzutreiben, sodass Predigten in norddeutschen Kirchen fortan meist auf Hochdeutsch gehalten wurden. Dies zog zahlreiche Beschwerden betroffener Gemeinden nach sich.[51] So häuften sich beispielsweise in Mecklenburg ab 1535 die Beschwerden, dass die niederdeutschen Kirchenbesucher der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten – ein Zustand, der dort bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte.[52] Bereits 1546 wurde in den lutherischen Gemeinden zudem damit begonnen, die niederdeutschen Bibelübersetzungen durch hochdeutsche zu ersetzen. Darüber hinaus erfolgte zwischen 1570 und 1642 in Paderborn, Braunschweig, Soest, Brandenburg an der Havel, Stettin und Flensburg die Ersetzung der niederdeutschen Schulsprache durch das Hochdeutsche.
„Im Laufe des 16. und 17. Jh. setzte sich von Köln und Münster her zunächst teilweise das Hochdeutsche gegen das Niederdeutsche als Schriftsprache durch. Im territorialen Einflußbereich der spanischen Niederlande und der niederländischen reformierten Kirche (auch durch Glaubensflüchtlinge) sowie der Handelsbeziehungen der Niederlande zur deutschen Nord- und Ostseeküste, trat im 17. und frühen 18. Jh. in diesen Übergangsgebieten, auch in Ostfriesland, eine obrigkeitlich und kirchlich geförderte schriftsprachliche Niederlandisierung ein, teilweise kommerziell auch in den Hafenstädten Emden, Bremen, Hamburg und, durch wirtschaftlich bedingte Auswanderung, auch im westlichen Holsteinischen. (…) Im deutsch-niederländischen Grenzbereich wird ein grundsätzlicher sprachenpolitischer Unterschied zwischen der Epoche der Territorialstaaten und der Epoche der Nationalstaaten deutlich: Im 18. Jh. herrschte noch viel Liberalität beim Neben- und Übereinander verschiedener Sprachen. Bei Fortdauer niederdeutscher Grundsprache im mündlichen Verkehr der Allgemeinheit wurden die Schriftsprachen Hochdeutsch und Niederländisch je nach Empfänger(kreis) und Sachdomäne abwechselnd verwendet, selbst noch unter preußischer Herrschaft (ab 1713) im oberen Gelderland, wobei auch beide Kirchen das Niederländische gegen preußische Verhochdeutschung in Gottesdienst und Schule stützten (..).“
Die Verdrängung des Niederdeutschen als eigenständige Literatur- und Verkehrssprache des Nordens war bis zum 18. Jahrhundert nicht national, sondern religionspolitisch motiviert.[53] Seine Ersetzung durch das Hochdeutsche erfolgte ab dem 17. Jahrhundert rigoros durch kirchliche Instanzen, denen auch der Schulbetrieb oblag. So sind schriftliche Zeugnisse aus dem Jahr 1611 erhalten, in denen es heißt, dass auf der Insel Rügen niemand Hochdeutsch verstehe. In Osterfeld bei Husum wurde 1678 ein Küster entlassen, weil er im Gottesdienst nur Plattdeutsch sang, und 1750 beklagte der Theologe Johannes David Michaelis, dass es in Göttingen Bauern gebe, die der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten. Es wurde sogar erwogen, Niederdeutsch als Kirchen- und Gesetzessprache wieder einzusetzen.[54]
Als mündliches Kommunikationsmittel im niederdeutschen Sprachraum besaß Hochdeutsch zunächst noch eine gewisse Exklusivität. Etwa in Westfalen hielt es zwischen 1580 und 1620 zwar Einzug in Predigten und Schulunterricht und etablierte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts im juristischen Bereich in „medialer Diglossie“. Doch blieb das westfälische Niederdeutsch in den sozialen Unterschichten, den Familien und bei den Frauen zunächst noch die alleinige Umgangssprache.[55]
In Ostfriesland, Lingen, Tecklenburg, Geldern, Kleve und Rees, die nahe der deutsch-niederländischen Sprachgrenze lagen, war der Verdrängungsprozess noch komplexer. Vor der Übernahme des Hochdeutschen hatte sich dort, vor allem durch die zahlreichen reformierten Kirchengemeinden, das Niederländische als Kultursprache durchgesetzt. Dabei tendierten in Kleve die Katholiken zur flämisch-brabantischen Varietät des Niederländischen, während sich die Reformierten eher am Sprachgebrauch der benachbarten östlichen Niederlande orientierten. Vor allem Preußen setzte ab 1815 durch, dass das Niederländische (und damit verbunden auch die niederdeutschen Dialekte) durch das Hochdeutsche zu ersetzen sei. Unterstützt wurde die Propagation des Hochdeutschen von der lutherischen Kirche, die in Preußen die Mehrheit der protestantischen Gemeinden bildete.[56]
19. Jahrhundert bis heute
Der deutsche Frühnationalismus berief sich ursprünglich auf einen kulturell geprägten Nationalismus,[57] der sich im Laufe der napoleonischen Befreiungskriege politisierte; im Umkehrschluss der französischen Auffassung, dass ein Staat, der aus vielen Nationalitäten besteht, nur eine offizielle Sprache benötige, verband die damalige deutschsprachige Bildungselite diese Formel mit der Abstammung und deklarierte, dass eine Sprache ein Volk ausmache, welches auch in einem gemeinsamen Staat leben müsse.[58]
Infolge des Wiener Kongresses konnte Preußen seine westlichen Gebiete mit seinem ostelbischen Kernland vereinen, da ihm in Wien Westfalen und das gesamte Rheinland zugesprochen worden waren.[59]
War die preußische Politik lange Zeit durch Sprachtoleranz geprägt gewesen, so änderte sich dies nach 1815, als auf seinem Staatsgebiet nur noch eine offizielle Sprache, das Hochdeutsche, akzeptierte wurde und man begann, dieses konsequent durchzusetzen: ein Vorgang, der insbesondere in den unter preußischer Herrschaft stehenden slawischsprachigen Gebieten (Lausitz, Provinz Posen), aber auch in den niederdeutsch- und niederfränkischsprachigen Teilen Preußens massive Auswirkungen hatte. Zum preußischen Bestreben, eine einheitliche Staatssprache durchzusetzen, traten die einsetzende Industrialisierung und Urbanisierung, die den Gebrauch des Niederdeutschen zugunsten des Hochdeutschen immer mehr beschränkten. Durch den Zuzug fremdsprachiger Preußen, insbesondere der späteren Ruhrpolen ins Ruhrgebiet, stellte Hochdeutsch meist die einzige Verständigungssprache zwischen diesen und den Einheimischen dar.
Die Bürokratisierung des gesellschaftlichen Lebens, die allgemeine Pflicht zum Besuch der allein auf Hochdeutsch unterrichtenden Schulen und Universitäten und nicht zuletzt seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der ausschließlich hochdeutschen Massenmedien förderten und festigten den Übergang der Bevölkerungsmehrheit zum Hochdeutschen als Gemeinschaftssprache im ehemals niederdeutschen Sprachraum. In einem langen Prozess wurde seit dem 16. Jahrhundert das Niederdeutsche aus Kanzleien und Kirchen, aus Handel, Schule, Politik und Literatur verdrängt, im 20. Jahrhundert schließlich auch aus den meisten Familie (vgl. Sprachtod). Aber auch die starke Zuwanderung von Menschen aus anderen Dialekträumen haben nach dem Zweiten Weltkrieg zur Erosion der niederdeutschen Sprache erheblich beigetragen.
Es gilt als unumstritten, dass Niederdeutsch einen großen Anteil an der Ausbildung der modernen deutschen Standardsprache hatte. Bereits im Hochmittelalter drangen, neben niederländischen, niederdeutsche Worte und Redewendungen ins damalige Deutsch ein. Vor allem zur Zeit der Hanse war der Einfluss auf die mittelhochdeutschen Dialekte am größten. Auch als internationale Seefahrer- und Handelssprache besaß Niederdeutsch seinen Rang gegenüber anderen Sprachen.[60]
Die Germanistik teilt Niederdeutsch heute überwiegend den deutschen Dialekten zu. Auch wenn dies politisch begründbar ist, bleibt es sprachgeschichtlich nicht unumstritten. Es gibt Positionen, die das Niederdeutsche nach wie vor als eigenständige germanische Sprache betrachten.[61][62] Im 19. Jahrhundert entdeckte die junge Germanistik das Niederdeutsche wieder und beanspruchte es als ihr Forschungsobjekt, zumal Heimatdichter und Regionalautoren wie der Holsteiner Klaus Groth oder der Mecklenburger Fritz Reuter begannen, ihre Geschichten in ihrem Heimatdialekt zu verfassen. Es entstanden daraufhin Diskussionen, wie das Niederdeutsche zu schreiben sei. Solle man bezüglich der Orthografie dem Niederländischen oder dem Hochdeutschen folgen? Oder solle man die Orthografie des Mittelniederdeutschen wiederbeleben? Man einigte sich 1919 in den Lübecker Richtlinien auf eine hochdeutschbasierte Orthografie, der schließlich 1935 eine neuniederdeutsche Rechtschreibung folgte.[62]
Sprachgebiet, Abgrenzung und Binnengliederung
Historisches Sprachgebiet
Das historische Sprachgebiet des Niederdeutschen erstreckte sich von der Ijssel bis nach Estland. Wegen Umsiedlung und Vertreibung der deutschen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederdeutsche Sprache in den heute zu Polen und Russland (Oblast Kaliningrad) gehörigen Gebieten sowie in den baltischen Staaten weitgehend ausgestorben. Das auf friesisch-niederdeutsche Varietäten zurückgehende Plautdietsch der Russlandmennoniten hat sich hingegen von der Ukraine her in verschiedene Gegenden der Welt verbreitet und wird heute beispielsweise noch in den USA, Mexiko, Brasilien und Kasachstan gesprochen.
Heutiges Sprachgebiet: Grenzen und Binnengliederung
Niederdeutsch umfasst die norddeutschen und ostniederländischen Dialekte Westniederdeutsch (Niedersächsisch) und Ostniederdeutsch.
Im Westen wird der niederdeutsche Sprachraum von der Rhein-Ijssel-Linie (auch Einheitsplurallinie oder Westfälische Linie) begrenzt, jenseits derer niederfränkische Mundarten wie das Kleverländische, das Limburgische und Südgeldersche gesprochen werden. Die Rhein-IJssel-Linie beginnt am Veluwemeer, verläuft in den Niederlanden westlich von Apeldoorn und überschreitet die niederländisch-deutsche Grenze östlich von Isselburg. Nach einem Schwenk nach Nordosten läuft sie an Dorsten vorbei und durchzieht Oberhausen und Essen. Das im Oberhausener Südosten und Essener Nordwesten gesprochene Borbecksch Platt wird dem westfälischen Niederdeutsch zugerechnet. Das im benachbarten Mülheim an der Ruhr gesprochene Mölmsch gehört bereits wie das ausgestorbene Duisburger Platt zum Kleverländischen. Im Oberbergischen Kreis stellt sich die Dialektlandschaft besonders vielschichtig dar (siehe Mundarten in Oberberg). An der Grenze des Oberbergischen Kreises zum Kreis Olpe kreuzt die Rhein-Ijssel-Linie die Benrather Linie und vereinigt sich bei Hilchenbach an der Grenze zwischen dem Landkreis Olpe und dem Kreis Siegen-Wittgenstein mit der Benrather und der Bad Honnefer Linie. Etwas weiter östlich verschmilzt sie auch mit der Hunsrücker Schranke. An diesem Kristallisationspunkt des Rheinischen Fächers scheidet sich das Sauerländer Platt (niederdeutsche Mundart) vom Siegerländer Platt (Moselfränkisch) und dem Wittgensteiner Platt (Rheinfränkisch). Östlich des Kreises Olpe bildet die Südgrenze des Niederdeutschen eine Isoglosse, in der die Benrather Linie, die Rhein-Ijssel-Linie, die Bad Honnefer Linie und die Hunsrücker Schranke im Wesentlichen zusammenfallen. Einen bemerkenswerten Verlauf nimmt die Benrather Linie in Brandenburg. Sie schwenkt dort nördlich um Berlin und trennt sich von den anderen Isoglossen, mit denen sie sich in Westdeutschland im Sauerland vereinigt hat. (Daher sagt man im Berlinerischen und Südmärkischen beispielsweise ik (niederdeutsch) für ich, jedoch machen (mitteldeutsch) statt maken.)
In der Dialektologie ist es üblich, den niederdeutschen Sprachraum in zwei Untergruppen zu teilen, indem man die 1., 2. und 3. Person Plural Präsens Indikativ der Verben als Indikator heranzieht:
- Die niedersächsischen Dialekte verwenden bis zu einer Linie, die von Lübeck über Magdeburg nach Halberstadt verläuft, mit wi mak(e)t, gi mak(e)t, se mak(e)t eine einheitlich auf -(e)t endende Pluralform.
- Die als Ostniederdeutsch definierten Dialekte verwenden ebenfalls einen Einheitsplural, der jedoch nicht auf -et, sondern auf -en endet, sodass es dort wi maken, gi maken, se maken heißt.[63]
Die östlich der Rhein-Ijssel-Linie liegenden niedersächsischen Mundarten werden von der politischen Grenze Deutschlands und der Niederlande durchschnitten. Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niederdeutschen. Linguisten kategorisieren sie als niedersächsische Varietäten in den Niederlanden und insofern als niederländische Dialekte. Das Niederländische als Dachsprache hat inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Aussprache dieser Varietäten, genauso wie umgekehrt die hochdeutsche Dachsprache auf die niederdeutschen Varietäten in Norddeutschland.[64]
Die traditionelle deutsche Dialektologie schlug häufig auch die sich westlich der Rhein-Ijssel-Linie / Einheitsplurallinie anschließenden Mundarten dem Niederdeutschen zu, die demnach eine weitere, als Niederfränkisch bezeichnete Untergruppe bildeten, die jene Dialekte umfasst, die zum Beispiel für hochdeutsches „wir machen, ihr macht, sie machen“ die Formen wej maken, gej maakt, sej maken (ndl. wij maken, jij maakt, zij maken) verwenden. Diese Zuordnung gilt heute als sprachwissenschaftlich und politisch überholt, da das Niederländische eine – vom Niederdeutschen unabhängige – Ausbausprache auf Grundlage niederfränkischer Mundarten ist. Zur Problematik der veralteten Zuordnung des Niederländischen und des damit eng verwandten (ebenfalls niederfränkischen) Niederrheinisch siehe auch: Zuordnung des Niederländischen, Zuordnung des Niederrheinischen und die Diskussion um den Begriff des Deutschniederländischen im Artikel Rhein-Maasländisch.
Die westfälischen Dialekte erscheinen als ausgesprochenes Beharrungsgebiet, da sie die altsächsischen a-Laute â und ā, die in den anderen niederdeutschen Dialekten sächsischer Herkunft verschwunden sind, bis heute bewahrt haben. Das Ostfälische lässt sich mithilfe der Formenlehre vom eng verwandten Westfälischen und dem angrenzenden Nord- und Ostniederdeutschen abgrenzen: Während Letztere für das Personalpronomen in den Objektkasus mit dativischen Einheitsformen mi, di, u(n)s, ju verwenden, ist der Gebrauch von mik, dik, üsch, jük typisch ostfälisch.
Allgemein gilt, dass alle niederdeutschen Dialekte, die nicht über west- und ostfälische Kennzeichen verfügen, als Nordniederdeutsch eingeordnet werden.[63] Das westfälische Westmünsterländisch zeigt darüber hinaus zahlreiche Eigenschaften, die es mit dem angrenzenden (niederfränkischen) Niederrheinisch verbinden.[65]
Zuordnung des Niederländischen
Die deutsche Perzeption der niederländischen Sprache war seit dem späten 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend von einer negativen Grundeinstellung bestimmt. Aus dem Blickwinkel der frühen deutschen Germanistik wurde Niederländisch einseitig als sich in „Randlage befindlich, als Sprache eines Restgebiets“ betrachtet.[66][67] Zusätzlich entstand in der deutschen Germanistik mit der häufigen Verwendung von „Deutsch“ im Sinne „Kontinentalwestgermanisch“ von den Anfangsphasen der Germanistik bis in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts, ein Namensmythos, wobei das alte Konglomerat von Dialekten, aus denen sich die zwei modernen Kultursprachen Deutsch und Niederländisch entwickelt haben, die heute die Fortsetzungen dieser Mundarten überdachen, mit dem erstgenannten und wichtigeren dieser beider Sprachen gleichsetzt wurde. Diese fälschliche Gleichsetzung von „Kontinentalwestgermanisch“ mit „Deutsch“ hat dem Ansehen des Niederländischen im deutschen Sprachgebiet geschadet und die Auffassung, das Niederländische sei eine Art (Nieder)deutsch, sei früher ein Teil des (Nieder)deutschen gewesen oder sei wenigstens irgendwie aus dem (Nieder)deutschen entstanden, trifft man im populären Diskurs im deutschen Sprachraum noch heute sporadisch an.[68][69]
Sprachwissenschaftlich gehören die niederländischen Varietäten, zusammen mit den englischen, niederdeutschen und friesischen, zu denjenigen germanischen Varietäten, die nicht an der zweiten germanischen Lautverschiebung teilgenommen haben. Ursprungssprache des Niederländischen und der ihm zugeteilten niederfränkischen Dialekte bildete das Altfränkische, im Wesentlichen die Sprache der Salier (Westfranken). Zwar fehlt im Niederländischen wie im Niederdeutschen die zweite Lautverschiebung, doch ist die niederländische Sprache – im Gegensatz zu Niederdeutsch und Englisch – nicht hauptsächlich aus den nordseegermanischen Sprachen des 1. Jahrhunderts entstanden, sondern aus den Weser-Rhein-germanischen Sprachen. Auf diesen Unterschied der Herkunft gehen eine Reihe phonetischer, lexikalischer und grammatischer Unterschiede zurück.
Oft wird von einer erhöhten gegenseitigen Verständlichkeit zwischen Niederländisch und Niederdeutsch, etwa im Vergleich zu jener zwischen Niederländisch und Standardhochdeutsch, ausgegangen, vor allem wegen phonologischer Ähnlichkeiten. Eine Untersuchung von 2011 zeigt aber, dass Hochdeutsch für die Niederländischsprachigen besser zu verstehen ist als Niederdeutsch. Dabei wird erwähnt, dass an niederländischen Schulen Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird. Im direkten Grenzgebiet können Niederländer Niederdeutschsprecher zwar etwas besser verstehen, dennoch verstehen sie Hochdeutsch besser als Plattdeutsch.[70]
Zuordnung des Niederrheinischen
Das meiste, was im vorigen Abschnitt über das Niederländische gesagt wurde, trifft auch auf die niederfränkischen Dialekte am Niederrhein zu, die heute vielfach unter der Bezeichnung Niederrheinisch zusammengefasst werden. Das heißt, sie sind gleich den meisten niederländischen Dialekten salfränkischer und nicht altsächsischer Herkunft. Da das Niederrheinische wie die plattdeutschen Dialekte Westfalens, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins die zweite germanische Lautverschiebung nicht durchgeführt hat, wurde es im späten 19. Jahrhundert von der jungen Germanistik, aber auch von der gleichzeitig begründeten Niederlandistik mit diesen gemeinsam zum „Niederdeutschen“ gerechnet. Diese, auch mit der Stammbaumtheorie begründete Zuordnung hielt sich bis Anfang der 1980er Jahre. Bis zur Herausgabe der von dem Germanisten Peter Wiesinger entworfenen Karte „Deutsche Dialekte – Historische Verbreitung“, die, von Jost Gippert weiter bearbeitet, im Metzler – Lexikon Sprache (3. Auflage, S. 769) verwendet wird, wurden die niederdeutschen Dialekte zusammen mit den niederrheinischen südlich der gesamten Benrather Linie von den hochdeutschen Dialekten geschieden.
Indes bleibt die Abgrenzung des Niederrheinischen vom Niederdeutschen für die Sprachträger des Niederrheinischen ohne Belang. Sie bezeichnen ihren Dialekt weiterhin als Platt, Plattdeutsch und Niederdeutsch. Die Fehrs-Gilde, die sich für den Erhalt der niederdeutschen Sprache einsetzt, rechnet zwar das eigentliche Niederrheinische noch zum Niederdeutschen, setzt aber ihre Tätigkeit ausschließlich im niedersächsischen Raum fort (ohne jedoch das Niedersächsische in den Niederlanden einzuschließen).[71]
„Niederrheinisch oder Niederfränkisch hat (wie weiter westlich die niederländische, einschließlich flämische Sprache) eine niederfränkische Grundlage, während die übrigen genannten Mundarten eine sächsische Grundlange haben.“
Dass das Niederrheinische einen Übergangscharakter hat, zeigen seine südlichen Dialekte, die wie die südöstlichen niederländischen Dialekte (Limburgisch) zahlreiche Gemeinsamkeiten mit dem Mitteldeutsch-Ripuarischen aufweisen. Sie befinden sich allesamt zwischen der Benrather und der Uerdinger Linie, die im 15./16. Jahrhundert als sprachliche Ausgleichslinie entstand und Folge der sogenannten Kölner Expansion war. Das bedeutet, dass in den südlichen niederrheinischen Dialekten maken statt machen vorherrscht, doch in der 1. Person Singular anstelle des zu erwartenden ik oder ek die scheinbar lautverschobenen Formen ech und ich verwendet werden, die vielerorts /eʃ/ oder /əʃ/ bzw. /iʃ/ ausgesprochen werden. Die Einschränkung „scheinbar“, mit dem vorheriges über das Personalpronomen 1. Person Singular eingeleitet wurde, ist sprachhistorisch berechtigt, da die in den südlichen Dialekten des Niederrheinischen vorkommenden „lautverschobenen Formen“ im Grunde keine darstellen. Sie sind kein Ergebnis der hochdeutschen Lautverschiebung, sondern das Ergebnis sprachlicher Anpassung infolge der Kölner Expansion, d. h., eine Übernahme südlicherer Formen.[72]
Im Hochmittelalter und der Frühen Neuzeit, d. h. zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert, war es am Niederrhein üblich, dass Dokumente und Verträge in der jeweiligen Ortsmundart wie dem jülischen Platt, dem geldrischen Platt und dem kleverischen Platt (Kleverländisch) abgefasst wurden. Diese Ortsdialekte, die eine Fortsetzung der mittelniederländischen Schrifttradition darstellten,[73] standen zudem in einem engen Schreibsprachen- und Dialektkontinuum mit den angrenzenden Dialekten des Niedersächsischen wie dem Westmünsterländischen, sodass die einzelnen Schriftstücke nur anhand weniger regionaler Besonderheiten dem jeweiligen Sprachgebiet (Niederfränkisch oder Niederdeutsch) zuzuordnen sind.
„Unnötig zu bemerken, daß der Niederrhein im späten Mittelalter nicht durch eine ‚Sprach‘-Grenze zerschnitten wurde. Die Frage nach dem ‚Niederländischen am Niederrhein‘ läßt sich für diesen Zeitraum eigentlich gar nicht stellen, weil im 14. Jahrhundert weder eine niederländische noch eine deutsche Hochsprache existierte. Die niederrheinische Varietät fügt sich vielmehr ein in ‚ein Kontinuum miteinander verwandter regionaler Schreibsprachen‘. So ist auch eine eindeutige Bestimmung der Grenze zwischen niederfränkischen und niedersächsischen Dialekten dieser Übergangszone nicht möglich. Bestenfalls lassen sie sich als ‚Mischsprachen‘ charaktersieren, die jeweils Elemente des Mittelniederländischen (MNL), Mittelniederdeutschen (MND) und z. T. auch des Mittelhochdeutschen (MHD) in unterschiedlicher Verteilung enthalten.“
Aufgrund der Tatsache, dass diese Schriftdokumente sowohl „niederländische“ (= niederrheinische) als auch „(nieder)deutsche“ (= niedersächsische) Elemente enthalten, wurden die jeweiligen Sprachregionen mitunter als „deutschniederländisch“ zusammengefasst.
Im 17. und 18. Jahrhundert setzte sich am Niederrhein das Neuniederländische als Kultursprache durch (sogenannte Niederländische Expansion), wobei hier vor allem der römisch-katholisch geprägte linksrheinische Landesteil betroffen war, während die protestantischen Minderheiten, die vor allem rechtsrheinisch lagen, mehrheitlich das Neuhochdeutsche verwendeten. Vor allem das Herzogtum Kleve galt als zweisprachig. Nach der Schrift sprachen damals nur wenige – dies beschränkte sich auf Pastoren und Priester sowie Verwaltungsbeamte und das Bildungsbürgertum. Das einfache Volk sprach weiterhin Platt, und wenn es schriftlich gebildet war, verwendete es überwiegend Niederländisch, das seinem Heimatdialekt näher stand als das Deutsche.[74]
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte es sich allgemein durch, das ehemals „deutschniederländisch“ genannte Gebiet als Nord- und Südniederfränkisch zu bezeichnen, sofern es das Rhein-Maas-Delta und den Niederrhein betraf. Die Niederlandistik begann mit den Begriffen Niederrheinisch (wenn es die niederfränkischen Sprachgebiete des Niederrheins betraf) und Ostniederländisch (für die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande) zu arbeiten. Seitens der Germanistik war man sich uneinig, ob und wie man das Niederrheinische zum Niederdeutschen rechnen könnte, und viele Germanisten klammerten seine Behandlung daher aus.
Um die mittelalterlichen Schreibsprachen des Rhein-Maas-Deltas und des Niederrheins sowie des angrenzenden Westfälischen einheitlich (und wertneutral) in der Germanistik bearbeiten zu können, etablierte der Germanist Arend Mihm zum einen den Begriff Rhein-Maasländisch, der das Niederfränkische im deutsch-niederländischen Grenzgebiet umfasste, und zum anderen den Begriff Ijsselländisch, der analog zum Niederfränkischen das Niedersächsische im deutsch-niederländischen Grenzraum umfasste. Denn er hatte wie viele seiner Kollegen nach ihm erkannt, dass sich die direkte Einordnung des Niederrheinischen ins Niederdeutsche aus sprachhistorischen und -typologischen Gründen verbietet.[75] Die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen ins Niederdeutsche findet sich daher meist nur noch in der populärwissenschaftlichen Literatur.
Niederdeutsche Dialekte in Deutschland
Die niederdeutschen Dialekte werden herkömmlich wie folgt gegliedert:[76]
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Diese Einteilung basiert allerdings in erster Linie auf geographischen (westliche und östliche Hälfte) und historischen (primäres und sekundäres Siedlungsgebiet) Kriterien, aber fast gar nicht auf sprachlichen (Ausnahme: Pluralendung des Verbs im Präsens). In linguistischer, also in lautlicher und grammatischer Hinsicht, bilden das westniederdeutsche Nordniedersächsische und das ostniederdeutsche Mecklenburgisch-Vorpommersche eine recht geschlossene Einheit, der eine ebenfalls recht geschlossene Einheit des West- und Ostfälischen gegenübersteht; umgekehrt haben das westniederdeutsche Westfälische und das ebenfalls westniederdeutsche Nordniedersächsische wenig gemeinsam. Eher als von einer Ost-West-Gliederung wäre daher von einer Nord-Süd-Gliederung der niederdeutschen Dialekte zu sprechen, durch die Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch zum Nordniederdeutschen und Westfälisch und Ostfälisch zum Südniederdeutschem zusammenzufassen wären. Das stark niederrheinisch-niederländisch beeinflusste Märkisch wird seinerseits teils dem Nord- und teils dem Südniederdeutschen zugeordnet.[77]
In den größeren Städten in Norddeutschland gibt es neben den älteren niederdeutschen Stadtdialekten auch hochdeutsche Stadtdialekte, wie das hamburgische Hochdeutsch oder das Ruhrdeutsch, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der städtischen Oberschicht entwickelt und durchgesetzt haben und nicht zum Niederdeutschen zählen. Sie besitzen allenfalls ein niederdeutsches Substrat, das durch seine Sprachlehre, Wortschatz, Satzbau oder Lautung auf einige Elemente dieser Stadtdialekte eingewirkt hat.
Niederdeutscher Dialekt in Dänemark
Im dänischen Nordschleswig existiert das Nordschleswiger Platt, ein Unterdialekt des Schleswigschen.
Niederdeutsche Dialekte in den Niederlanden
Im Niederländischen gilt „Niederdeutsch“ als rein linguistischer Term, die niederdeutsche Varietäten der östlichen Niederlande werden „Niedersächsisch“ genannt. Die niedersächsischen Dialekte in den Niederlanden gliedern sich folgendermaßen:
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Weitere Länder
Im Ausland gibt es folgende niederdeutsche Dialekte:
- Plautdietsch (in Kanada, USA, Südamerika, Mittelamerika, Russland, Zentralasien; die Sprecher sind vor allem Mennoniten, deren Vorfahren von der Weichselmündung bei Danzig ausgewandert sind; wegen der Rückwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion momentan mit der größten Sprecherzahl in Deutschland)
- Nicht-mennonitische Dialekte aus verschiedenen Gebieten Norddeutschlands und der östlichen Niederlande (besonders in Kanada, USA und Brasilien; darunter im 19. Jahrhundert von Schleswig-Holstein und Pommern aus in den Mittleren Westen der USA und von Pommern aus ins südliche Brasilien (Pomerano) verpflanzte und dort weiterentwickelte spezifisch amerikanische Mundarten des Niedersächsischen)
Mischsprachen aus Hochdeutsch und Plattdeutsch
Teilweise auch mit Sprachelementen weiterer Sprachen sind das Missingsch und das Petuh gebildet. Das Kollumerpompsters mit starkem Einfluss durch die westfriesische Sprache wird allgemein als niedersächsischer Dialekt eingestuft.
Aus dem Plattdeutschen hervorgegangen sind u. a.
- zahlreiche Wörter der Seemannssprache,
- die Kedelkloppersprook in Hamburg.
Historische Phonologie
Ausbleiben der zweiten Lautverschiebung
Die niederdeutschen Dialekte unterscheiden sich von den mitteldeutschen und hochdeutschen Dialekten vor allem dadurch, dass keine der drei Phasen der zweiten Lautverschiebung, die sich im Frühmittelalter zwischen dem 6. und dem 8. Jh. ereignete, durchgeführt wurde. Das Ausbleiben der hochdeutschen Lautverschiebungen teilen sie mit dem Niederländischen und Kleverländischen und anderen niederfränkischen Varietäten. Von der zweiten Lautverschiebung betroffenen stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) [p] als bilabialer, [t] als alveolarer und [k] als velarer bleiben erhalten und werden nicht zu Frikativen (Reibelauten) oder Affrikaten (Zischlauten) verschoben. Ihre stimmhaften Gegenstücke [b], [d] und [g] bleiben ebenfalls unverändert und werden nicht zu stimmlosen Plosiven.
Viele Wörter der niederdeutschen Sprache ähneln den niederländischen, englischen, friesischen, schwedischen, norwegischen, isländischen und dänischen Wörtern von derselben Wortwurzel, z. B.:
Niederdeutsch | Niederländisch | Englisch | Saterfriesisch | Nordfriesisch | Schwedisch | Norwegisch | Isländisch | Dänisch | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Water | water | water | Woater | weeder (Fering/Öömrang) | vatten | vann | vatn | vand | Wasser |
Vad(d)er | vader | father | Foar | Faader (Sölring) | far | far | faðir | far | Vater |
Pann(e) | pan | pan | Ponne | poon (Fering/Öömrang) | panna | panne | panna | pande | Pfanne |
Solt | zout | salt | Soalt | saalt (Fering/Öömrang) | salt | salt | salt | salt | Salz |
Melk | melk | milk | Molk | moolk (Fering/Öömrang) | mjölk | melk | mjólk | mælk | Milch |
Kopp | kop | cup[A 4] | Kop | kop (Fering/Öömrang) | kopp | kopp | kop | Kopf |
In einigen westniederdeutschen Dialekten wird das g ebenso wie im Niederländischen (nicht Flämischen) als stimmloses ch [x] gesprochen (für die stimmhafte Variante dieses Phonems [ɣ] wird ǧ geschrieben), im Westfälischen als stimmhaftes ch.
Niederdeutsche Konsonanten ↔ hochdeutsche Konsonanten
Erste Phase: Verschiebung der stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) p,t, k zu Frikativen (Reibelauten)
In einer ersten Phase wurden folgende Verschlusslaute zwischenvokalisch zu Frikativgeminate, oder im Auslaut nach einem Vokal zu einzelnen Frikativen: /*p/→/ff/→/f/ , /*t/→/ss/→/s/ und /*k/→/xx/→/x/
p ↔ f:
- nd. slapen, slopen, nl. slapen, engl. sleep ↔ hdt. schlafen
- nd. Schipp, nl. schip, engl. ship ↔ hdt. Schiff
t ↔ s:
- nd. nl. dat, wat, eten, engl. that, what, eat ↔ hdt. das, was, essen
k ↔ ch:
- nd. nl. ik ↔ hdt. ich
- nd. kaken, koken, nl. koken ↔ hdt. kochen
- nd. nl. maken, engl. make ↔ hdt. machen
Zweite Phase: Verschiebung der stimmlosen Plosive (Verschlusslaute) p,t, k zu Affrikaten (Zischlauten)
In einer zweiten Phase wurden folgende Verschlusslaute im Anlaut, in der Verdopplung und nach einem Liquid (/l/oder /r/) oder Nasal (/m/oder /n/) zu Affrikaten: /*p/→/pf/, /*t/→/ts/ und /*k/→/kx/ und →/x/
p ↔ pf:
- nd. Peper, nl. peper, engl. pepper ↔ hdt. Pfeffer
t ↔ z:
- nd. Tied, Timmer, nl. tijd, mdartl. timmer, engl. tide, timber ↔ hdt. Zeit, Zimmer
t ↔ tz:
- nd. sitten, nl. zitten, engl. sit ↔ hdt. sitzen
Dritte Phase: Verschiebung stimmhafter Plosive (Verschlusslauten) zu stimmlosen Plosiven
In einer dritten Phase wurden folgende stimmhaften Plosive zu stimmlosen Plosiven: /*b/→/p/, /*d/→/t/ und /*g/→/k/.
d ↔ t:
- nd. nl. dag, engl. day ↔ hdt. Tag
jedoch d ↔ d (wo im Engl. th):
- nd. dat, Doorn, nl. dat, doorn (engl. that, thorn) ↔ hdt. das, Dorn
Andere Veränderungen
v, w, f ↔ b:
- nd. Wief, Wiewer, nl. wijf, wijven, engl. wife, wives ↔ hdt. Weib, Weiber
- nd. leev, leewer, nl. frühengl. lief ↔ hdt. lieb, lieber
Ingwäonische Merkmale
Niederdeutsch kann – ähnlich den anglofriesischen Sprachen – den nordseegermanischen Sprachen (ingwäonische Sprachen) zugerechnet werden. Demgegenüber weisen niederfränkische Sprachen, wie das Niederländische oder das Kleverländische, lediglich ein nordseegermanisches Substrat aus dem früher dort gesprochenen Friesischen auf[78]. Dies gilt allerdings nur bedingt für die seit dem Hochmittelalter entstandenen ostniederdeutschen Dialekte, da diese teilweise sehr starke niederfränkische bzw. niederländische Einflüsse aufweisen, die dazu geführt haben, z. B. das Märkische als „Kolonialniederländisch“ zu beschreiben[79] was den Anteil niederländischer Siedler in der brandenburgischen Kolonisation des 12.–13. Jahrhunderts widerspiegelt,[80] und unterscheidet sich unter anderem darin vom nördlich benachbarten Mecklenburgisch-Vorpommerschen. Teuchert (1944) beschrieb die märkischen Dialekte daher als „Kolonialniederländisch“.[79] Diese Position wird heute i. d. R. abgelehnt bzw. stark relativiert,[81] Einflüsse im Bereich der Lexik sind jedoch unumstritten.[82] Pauschal ist für neuere Sprachstufen des (ost)niederdeutschen damit jedoch keine klare Einstufung möglich. Merkmale wie das Nasal-Spiranten-Gesetz variieren teilweise selbst innerhalb einer einzigen Varietät, vgl. z. B. Belege für Gans im Artikel zum Wisconsin Pomeranian.
Mittel- und oberdeutsche Mundarten besitzen ebenfalls keine ingwäonischen Merkmale. Nordseegermanisch ist ein Unterzweig der westgermanischen Sprachen. Die ingwäonischen Merkmale sind im Friesischen und Englischen am stärksten ausgeprägt.
Lautliche Veränderungen:
Standarddeutsch | Niederländisch | Niederdeutsch | Friesisch | Englisch | |
---|---|---|---|---|---|
Nasal-Spiranten-Gesetz | Gans, Uns, Fünf, Sanft | Gans, ons, aber: vijf, zacht | Goos, fief/fiev, sacht, aber: uns oder us | Goes, fiif, sêft, ús | Goose, five, soft, us |
Assibilierung des Plosivs k vor palatalen Vokalen zu einem Frikativ | Käse, Kirche | kaas, kerk | Kees, Kark | tsiis, tsjerke | cheese, church |
Palatisierung des germanischen a | Straße | straat | Straat | strjitte | street |
r-Metathese | brennen | branden | brannen | baarne/brâne | burn |
Wegfall des t in der 3. Person Singular von sein | er ist | hij is (friesisches Substrat) | he is | hy is | he is |
Unter dem Nasal-Spiranten-Gesetz ist der Ausfall des Nasals vor einem Frikativ mit einer Ersatzdehnung des vorlaufenden Vokals zu verstehen.
Weitere Unterschiede zum Hochdeutschen
Es gibt weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die nicht aus der zweiten Lautverschiebung resultieren. Diese treten nicht in allen niederdeutschen Dialekten auf. So wird s vor Konsonanten im Westniederdeutschen [s] ausgesprochen. Hingegen herrscht in den ostniederdeutschen Dialekten (mit Ausnahme des Mecklenburg-Schwerinerischen) die Aussprache [ʃ] (sch) vor, wie sie auch im Hochdeutschen üblich ist. Im Gegensatz zum Hochdeutschen ist die Schreibweise im Niederdeutschen allerdings beiderseits der Elbe vornehmlich die mit bloßem s.
sl ↔ schl:
- westnd. slapen ↔ hdt. schlafen
sm ↔ schm:
- westnd. smeren, Smeer ↔ hdt. schmieren, Schmiere
sp ↔ schp:
- westnd. spitz, spiss ↔ ostnd. und hdt. spitz („schpitz“ ausgesprochen)
st ↔ scht:
- westnd. Steen ↔ hdt. Stein („Schtein“ ausgesprochen)
sw ↔ schw:
- westnd. Swien ↔ hdt. Schwein
Rechtschreibung
Das Niederdeutsche hat keine einheitliche oder verbindliche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler benutzen phonetische Transkriptionen, also Schreibungen, die die Laute wiedergeben. Diese Texte sind für Laien schwer lesbar.
Eine gebräuchliche Rechtschreibung für niederdeutsche Texte in Deutschland ist die Rechtschreibregelung von Johannes Saß (Kleines plattdeutsches Wörterbuch). Sie lehnt sich an die hochdeutsche Rechtschreibung an und macht Abweichungen kenntlich. Diese Rechtschreibung ist weder verbindlich noch geographisch umfassend und lässt eine Variabilität zu. Sie gilt primär für die nordniedersächsischen Dialekte. Für das Westfälische mit seinen Diphthongen ist sie ungeeignet.[83] Otto Bremer gab Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung heraus und für den nordniedersächsischen Raum hat Conrad Borchling eine Rechtschreibungslehre erarbeitet, die neben ö, ü, ß auch die Buchstaben ę und ǫ̈ verwendet.
Für die ostniederdeutschen Dialekte gibt es kein schriftliches Regelwerk, das übliche Schreibweisen zusammenfasst. Es existiert eine nicht kodifizierte Konvention, die im 19. Jahrhundert aufkam und die auch von der modernen mecklenburgisch-vorpommerschen Lexikographie verwendet wird. Sie unterscheidet sich von den Regeln Saß’ durch das Fehlen von Vokalverdopplung, des Digraphs ‹ie› für langes /i:/ sowie einige Sonderzeichen (Æ/æ bzw. Œ/œ, Å/å, Ę/ę), die für Laute stehen, die im niedersächsischen Raum teilweise nicht mehr verwendet werden.
Grammatik
Niederdeutsch ist keine standardisierte Sprache, sondern eine Regionalsprache mit zum Teil sehr unterschiedlichen Dialekten. Eine umfassende grammatische Beschreibung des Niederdeutschen ist daher schwierig. Die folgende Darstellung basiert teilweise auf einer Kurzgrammatik von Wolfgang Lindow und orientiert sich vermutlich weitgehend an den Verhältnissen im Nordniedersächsischen.[84] Zu beachten ist, dass das g im Auslaut (je nach dem vorangehenden Vokal) als Ach-Laut (x) bzw. Ich-Laut (ç) gesprochen wird. Diese auch heute noch bei norddeutschen Sprechern des Hochdeutschen gebräuchliche Aussprache war ursprünglich eine Folge der Auslautverhärtung ((ɣ → x bzw. ç)). Die niederdeutsche Lautung hat sich daneben in der Aussprache der Endung -ig im Standarddeutschen erhalten.
Genera
Substantive haben (wie im Hochdeutschen) drei Geschlechter: männlich (maskulin, m.), weiblich (feminin, f.) und sächlich (neutrum, n.):
- de Mann („der Mann“; Akkusativ: den Mann)
- de Fru („die Frau“; Akkusativ: de Fru)
- dat Kind („das Kind“; Akkusativ: dat Kind)
Das Geschlecht der Substantive ist bei manchen Wörtern nicht eindeutig festgelegt. Es stimmt auch nicht unbedingt mit dem Geschlecht des entsprechenden hochdeutschen Wortes überein:
- de/dat Band („der Bindfaden“): m. oder n.
- de Disstel („die Distel“): m. oder f.
- de/dat Schiet („der Dreck, Schmutz“): m., f. oder n.
- dat Liev („der Körper, Leib“): n.
- dat Been („der Knochen“; eng. bone): n.
- de Been („das Bein“; eng. leg): m.
In der Flexion ist im Vergleich zum Hochdeutschen häufig eine Vereinfachung des Formeninventars festzustellen. Jedoch finden sich vom Mittelalter bis zur Moderne Beispiele für das Vorhandensein aller Fälle mit ähnlicher Verwendung von Präpositionen und Artikeln wie in der deutschen Grammatik.[85][86]
Dativ und Akkusativ (Objektiv)
Man spricht beim Niederdeutschen oft von einem Subjektfall (dem Nominativ) und einem Objektfall (dem Dativ und Akkusativ). Der Dativ scheint mit dem Akkusativ zusammenzufallen und der Genitiv wird durch eine präpositionale Verbindung umschrieben (Beispiel: mien Vadder sien Huus – „meines Vaters Haus“). Ein tatsächlicher Dativ findet sich allerdings noch in einigen Dialekten (Westfälisch) und bei andern Dialekten in Relikten, da der Dativ-Artikel ’n in Kontraktionen in fast allen Dialekten vorherrscht.
Dabei tritt heute als ausgeschriebener Artikel für Dativ und Akkusativ nur den für männliche Substantive auf. Der weibliche und der sächliche Artikel bleiben unverändert. Im Gegensatz zum Hochdeutschen wird der ursprüngliche mittelniederdeutsche Akkusativartikel den in vielen Dialekten kurz gesprochen und findet sich daher auch als dän oder denn geschrieben.[87]
Der Subjektfall ist ein Merkmal der nordseegermanischen Sprachen (Ingwäismen), den z. B. auch das Niederländische oder Friesische aufweist.
Genitiv
Der Genitiv wird mit angehängtem -(e)s und dem Artikel des gebildet. Mit dem neuzeitlichen Niedergang des Niederdeutschen ist er nahezu ausgestorben. Nur in bestimmten Konstruktionen, vor allem in Tageszeitangaben, findet er sich noch.
- Tüügs maken – „des Zeuges machen“ (als Umschreibung für Dummheiten; von Tüg „Zeug“)
- eens Dags – „eines Tages“
- ’s Morrns – „des Morgens“
- ’s Nachts – „des Nachts“
Das Verkürzen des des zu ’s ist dabei allgemein üblich. Heute wird der Genitiv jedoch zumeist durch eine Dativkonstruktion und das Possessivpronomen bzw. durch „von“ wie im Englischen und Niederländischen ersetzt, also in der Form den Fischer siene Fru oder als de Fru vun den Fischer. In älterer Zeit fanden sich noch Doppelformen aus Konstruktion und Genitiv in der Art von Des Fischer sien Fru.[88]
Plural
Den Plural bilden die Substantive auf unterschiedliche Weise:
Muster | Singular | Plural | Deutsch | z. B. Süd-Niederfrankisch (Limburgisch) |
---|---|---|---|---|
Umlautung des Stammvokals | dat Huus | de Hüüs | das Haus, die Häuser | öt Huus, de Huuser |
Verlängerung des Stammvokals* | de Dag | de Daag(/e/n) | der Tag, die Tage | de Daag, de Daag |
Endung -(e)n | de Disch | de Dischen | der Tisch, die Tische | de Dösch (Taofel), de Dösche |
Endung -er | dat Kleed | de Kleder | das Kleid, die Kleider | öt Kleed, de Klèjjer |
Endung -er mit Umlaut | dat Book | de Böker | das Buch, die Bücher | öt Book, de Böök |
Endung -s | de Arm | de Arms | der Arm, die Arme | de Ärm, de Ärm |
Keine Änderung | de Fisch | de Fisch | der Fisch, die Fische | de Fösch/Vösch, de Fösch(e)/Vösch(e) |
unregelmäßig | de Mann | de Mannslüd (traditionell auch de Manns) | die Männer | de Mann, de Männer/Mannslüj/Män |
(*) Überrest früherer Mehrsilbigkeit
Viele der Beispiele entstanden erst in späterer Zeit und entsprechen nicht dem Stand des Mittelniederdeutschen. So führt hüs eigentlich ein stummes E. (mnd. hüse), ebenso die Pluralendung -er(e). Ebenfalls fanden Wechsel der Klassen statt. „Kleid“ etwa existierte lange Zeit parallel in den Formen klede und kledere, wobei letzteres zuerst seltener war und später ob der Ähnlichkeit zum Hochdeutschen siegte. Auch die Pluralendung -s gewann erst in späterer Zeit an Boden, als Singular- und Pluralformen durch die Apokope des pluralen -e ununterscheidbar wurden (ebenso in -er(e)/-er(e)s). Das -e als Pluralendung kommt in den nordniedersächsischen Dialekten eigentlich nicht mehr vor und ist anderen Ableitungen gewichen bzw. abgefallen.
Pronomen
Auch bei den Pronomen gibt es teilweise nur einen Subjektfall (den Nominativ) und einen Objektfall (den Dativ und Akkusativ).
- Die Personalpronomen („ich, du, er, sie, es“ usw.) ähneln zum Teil dem Hochdeutschen, allerdings hat die dritte Person Singular maskulin eine andere Wurzel (he statt er).
Numerus | Person | Genus | Nominativ | Objektiv | Objektiv (Ostfriesland) | Objektiv (Ostfalen) |
---|---|---|---|---|---|---|
Singular | 1. | ik/ick (ek/eck) | mi | mi | mik/mick (mek/meck) | |
2. | du | di | di | dik/dick (dek/deck) | ||
3. | Maskulinum | he(i) | em | hum | ö(h)ne | |
Femininum | se(i) | ehr | hör | se(i) | ||
Neutrum | dat/et | dat/et | dat | et | ||
Plural | 1. | wi | u(n)s | uns | üsch | |
2. | ji | ju, juch[89][90] (verschriftlicht auch als jug),[91] ji | jo | jehre | ||
3. | se(i) | jem/jüm/ehr/se(i) | hör |
In Störmede (westfälisch):[92]
1. Person | 2. Person | 3. Person | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Maskulin | Feminin | Neutral | ||||
Singular | Nominativ | ik | diu | hoi | soi | iät |
(Genitiv) | (van meune) | (van deune) | (van seune) | (van iähre) | (van seune) | |
Dativ | meu | deu | iähne | iähr | iähne | |
Akkusativ | soi | iät | ||||
Plural | Nominativ | weu | jeu | soi | ||
(Genitiv) | (van use) | (van jiue) | (van iähre) | |||
Dativ | us | jiu | iähnen | |||
Akkusativ | soi |
Die in westlichen Teilen Südwestfalens gebräuchlichen Pronomen (j)it bzw. ink (2. Pers. Pl. Nom. bzw. Akk.)[93] leiten sich aus den altsächsischen Dualformen „git“ (ihr beide) und „ink“ (euch beiden) ab.[94]
- Das Reflexivpronomen (der 3. Person) ist sik/sick (ostfriesisch sük).
- Die Possessivpronomen („mein, dein, sein, ihr“ etc.) unterscheiden Singular und Plural, abhängig davon, ob das Besessene in der Einzahl oder Mehrzahl vorhanden ist. Dies ist auch im Hochdeutschen so („mein, meine“). Bei den Akkusativformen mit einfachem Besitz stehen die Formen mit der Endung -en für das männliche Geschlecht, die Formen ohne -en für das weibliche bzw. das sächliche Geschlecht.
Numerus (Possessor) | Person (Possessor) | Genus (Possessor) | Singular Mask./Neut., Nominativ | Singular Mask./Neut., Akkusativ | Singular Fem. | Plural Nominativ | Plural Akkusativ |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Singular | 1. | mien | mien(en) | mien(e) | mien | mien | |
2. | dien | dien(en) | dien(e) | dien | dien | ||
3. | Maskulinum/Neutrum | sien | sien(en) | sien(e) | sien | sien | |
Femininum | ehr | ehr(en) | ehr | ehr | ehr | ||
Plural | 1. | u(n)s | u(n)s(en) | u(n)s(e) | u(n)s | u(n)s | |
2. | ju(un), jug(e/n)[91] | ju(un), jug(e/n) | ju(e), jug(e) | juun | juun | ||
3. | (jem-)ehr | (jem-)ehr(en) | (jem-)ehr | (jem-)ehr | (jem-)ehr |
- Bei den Demonstrativpronomen („dieser, diese, dieses“ etc.) unterscheiden sich maskuline und feminine Formen im Nominativ Singular kaum. Der Plural ist für alle Geschlechter gleich.
Numerus | Genus | Nominativ | Akkusativ |
---|---|---|---|
Singular | Maskulinum | de / disse/düsse | den / dissen/düssen |
Femininum | de / disse/düsse | de / disse/düsse | |
Neutrum | dat / dit/düt | dat / dit/düt | |
Plural | de / disse/düsse | de / disse/düsse |
Adjektiv
Adjektive, Artikel und Pronomina, die sich auf ein Substantiv beziehen, richten sich in ihrer Form nach dem Geschlecht des Substantivs. Dies bezeichnet man auch als Kongruenz. Die Flexion der Adjektive ist im niederdeutschen Sprachgebiet nicht einheitlich. Es treten unterschiedliche Formen auf, die auch nicht eindeutig regional gegliedert werden können. Bei allen drei Geschlechtern kann das Adjektiv ohne Endung gebraucht werden (de lütt Mann, de lütt Fru, dat lütt Kind). Den Gebrauch mit Endungen kann man den folgenden Beispielen entnehmen:
Genus | Nominativ | Objektiv | |
---|---|---|---|
Männlich | bestimmt | de starke Mann | den starken Mann |
unbestimmt | en starken Mann | enen starken Mann | |
Weiblich | bestimmt | de smucke Deern | de smucke Deern |
unbestimmt | en(e) smucke Deern | en(e) smucke Deern | |
Sächlich | bestimmt | dat wide Land | dat wide Land |
unbestimmt | en wid(es)/wid(et) Land | en wid(es)/wid(et) Land |
Die Steigerung der Adjektive erfolgt durch die Endungen -er und -st(e). Der Superlativ mit „am“ („am besten“) wurde früher ausgedrückt mit up’t („up’t best“), heute vielfach auch mit an’n.
Zahlwort
Grundzahlen:[95]
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Ordnungszahlen:
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Die noch höheren Zahlwörter sind die international üblichen: Million, Milliard usw. Zusammengesetzte Zahlwörter werden wie im Hochdeutschen gebildet: 27 = söbenuntwintig, 1845 = eendusend achthunnert fiefunveertig (als Jahreszahl: achteihnhunnert…).
In Störmede (westfälisch):[96]
Grundzahlen:
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Verb
Konjugation
Das plattdeutsche Verb kennt die zwei grundlegenden Zeiten des Präsens und des Präteritums sowie die Modi des Indikativs und des Imperativs.
In vielen, aber nicht allen,[97][98] niederdeutschen Dialekten sind die Pluralendungen, wie sie im Hochdeutschen unterschieden werden und im Mittelniederdeutschen unterschieden wurden, zu einer Einheitsendung zusammengefallen. Diese lautet westlich der Elbe -t, östlich der Elbe und in Ostfriesland -(e)n und gilt als zentrales Kriterium zur Unterscheidung west- und ostniederdeutscher Dialekte. Das gleiche Phänomen findet sich auch anhand der Eiderlinie in Schleswig-Holstein, sodass die Einheitsendung in Schleswig -(e)n ist, während in Holstein -t verwendet wird. Der Einheitsplural ist ein gemeinsames Merkmal der modernen nordseegermanischen Sprachen.
Standarddeutsch | Niederländisch | Niederdeutsch | Friesisch | Englisch | |
---|---|---|---|---|---|
1. PL | wir haben | wij hebben | wi hebbt (wnd.), wi hebben (ond.) | wy hawwe | we have |
2. PL | ihr habt | jij hebt (heute: jullie hebben) | ji hebbt (wnd.), ji hebben (ond.) | jo hawwe | you have |
3. PL | sie haben | zij hebben | se hebbt (wnd.), se hebben (ond.) | se hawwe | they have |
Es existiert nur ein Partizip, das Partizip Perfekt (auch als „Partizip II“ bezeichnet).
Das Partizip Präsens (oder „Partizip I“) ist formal mit dem Infinitiv zusammengefallen. Hierfür verwendet man eine Verlaufsform, wie sie auch im Niederländischen und umgangssprachlich im Deutschen vorkommt (Rheinische Verlaufsform).
Plattdeutsch: Ik bün an’t maken.
Niederländisch: Ik ben aan het maken.
Umgangssprachliches Deutsch: Ich bin am machen.
Standardhochdeutsch: Ich mache gerade.
Deutsch mit Partizip I: Ich bin machend.
Englisch: I’m making.
Vergangenheit
Das Perfekt und Plusquamperfekt wird – ähnlich wie im Deutschen – mit dem Hilfsverb hebben gebildet.
Futur
Das Futur wird zum Teil – anders als im Deutschen und ähnlich wie im Schwedischen, Englischen, Niederländischen, Friesischen – mit dem Hilfsverb sölen/schölen/zullen/sallen/schælen… (verwandt, aber nicht bedeutungsidentisch mit dem Deutschen „sollen“) gebildet.
Standarddeutsch | Niederländisch | Niederdeutsch | Friesisch | Englisch | |
---|---|---|---|---|---|
Futurbildung mit dem Hilfsverb schallen (sallen) | Ich werde gehen (Hilfsverb werden) | Ik zal gaan (Hilfsverb: zullen) | Ik sall gahn (Hilfsverb: sallen) | Ik sil gean | I shall go (Hilfsverb: shall) |
- Ik schall na School gahn kann sowohl „Ich werde zur Schule gehen“ als auch „Ich soll zur Schule gehen“ bedeuten. Tatsächlich bevorzugt das Niederdeutsche aber – wie auch das gesprochene Hochdeutsche – reines Präsens zur Bezeichnung des Futurs („Ik gah mörgen na School to.“)
Zum Teil wird das Futur wie im Hochdeutschen mit dem Verb waarn (= „werden“). gebildet: Ik waar morgen to School gahn („Ich werde morgen zur Schule gehen“). Beide Möglichkeiten sind gleichwertig verwendbar. In mittelniederdeutschen Texten, etwa der niederdeutschen Übersetzung des Narrenschiffs, findet sich auch, wie im Englischen und Norwegischen, das Futur mit vil.
- Vorsilbe ge-
Das Präfix ge- findet sich im Niederpeußischen sowie (reduziert auf e-) im Ostfälischen, aber nicht im Ostfriesischen, Nordniedersächsischen und Mecklenburgischen.
- nnds. kööpt, ostf. ekofft (vgl. dän. købt, ndl. gekocht, dt. gekauft)
- nnds. slapen, ostf. eslapen (vgl. engl. slept, ndl. geslapen, dt. geschlafen)
Die Ursache dieses Unterschiedes ist nicht eindeutig geklärt. Im Altsächsischen wurde das Partizip Präteritum von nicht zusammengesetzten Verben – wie auch im Althochdeutschen – mit dem Präfix gi- gebildet (mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch ge-), die alle auf urgermanisches *ᵹi- zurückgehen. Im Angelsächsischen wurde es gewöhnlich mit dem Präfix ge- bzw. ᵹe- (abhängig von der normalisierten Orthographie), altangelsächsisch ᵹi-, gebildet, aber daneben gibt es auch Formen ohne Vorsilbe.[99][100][101][102]
Generell ist zu beobachten, dass es im nördlichen Sprachraum eine über das Partizip hinausgehende Abneigung gegen das Präfix ge- gibt. So wird bereits in älteren Quellen ein Geschlechterbuch Slechtbook genannt. Mit dem hochdeutschen Verb „gehören“ korrespondiert das niederdeutsche hören/heurn und – präziser – tohören/toheurn. He heurt de vun de Geest to = „Er gehört zu denen von der Geest“.
Das ausfallende Präfix ge- ist ein Merkmal der nordseegermanischen Sprachen:
Standarddeutsch | Niederländisch | Niederdeutsch | Friesisch | Englisch | |
---|---|---|---|---|---|
Partizips Perfekt ohne das Präfix ge | getan | gedaan | daan | done |
Syntax
Der Satzbau des Niederdeutschen ist großteils dem anderer kontinentalgermanischer Sprachen vergleichbar und kann (wie z. B. auch hochdeutsch und dänisch) mit einem topologischen Feldermodell beschrieben werden, wobei die Wortstellung im Relativsatz heute weitgehend dem hochdeutschen Muster folgt. Deutliche Unterschiede zum Hochdeutschen liegen unter anderem in der systematischen Verwendung von Preposition Stranding:
(1) | dor heff ick den ganzen Keller von vull |
PRONADV AUX PRON DET ganz Keller PREP ADV | |
"Davon habe ich den ganzen Keller voll." |
Beispiel aus[103]
Ein anderes Merkmal ist ein stärkerer Gebrauch von Rechts- und Linksversetzung:
(2) | Dat Perd dat schüdde mit’n Koppe |
DET Pferd DET schütteln.3sg.pst mit.DET Kopf | |
"Das Pferd, das schüttelte den Kopf." |
Hier ist das Pferd linksversetzt.[104]
(3) | Nu hett he ’n Knecht hatt, de Bur, de hett Hans heten |
PART AUX er DET Knecht haben.PTCP DET Bauer DET AUX Hans heißen.PTCP | |
"Jetzt hat er[1] einen Knecht[2] gehabt, der Bauer[1], der hieß Hans[2]." |
In diesem Beispiel ist de Bur rechtsversetzt.[105]
Andere Beispiele sind Sätze wie: Ik mag dat nich, gahn rut bi Regen (hochdt. wörtlich: „Ich mag es nicht, gehen hinaus bei Regen“) normal, da die Wörter z. T. andere Fälle und Formen regieren als die deutschen. In diesem Fall gilt das etwa für das Wort mögen, welches einen Infinitiv ohne to (zu) erfordert.[106] Unterschiede finden sich weiter im Bereich der Wortstellung, was u. a. durch den weitgehenden Zusammenfall von Akkusativ und Dativ im Niederdeutschen bedingt ist. In allen Fällen gilt allerdings starke regionale Variation, und insbesondere die Zusammenwirkung zwischen Informationsstruktur und Syntax im Niederdeutschen ist kaum erforscht.
Semantik: Einfluss auf das Hochdeutsche
Das Niederdeutsche nimmt gegenüber dem Hochdeutschen die Stellung einer Substratsprache ein. In Norddeutschland sind unzählige niederdeutsche Wörter im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden, manche werden sogar in der hochdeutschen Standardsprache verwendet.
- aus der Fachsprache der Seefahrt stammen unter anderem:
- Achterdeck (von achter, niederdeutsch für „hinter, hinten“)
- Bug
- Heck
- Kiel
- Lotse
- Planke
- Rah(e)
- Reling
- Steven
- ein-, ausscheren (ursprünglich von Schiffen) bzw. einscheren (von einem Tau)
- schlingern
- Wrack
- wriggen (mittels eines Ruders kreisende Bewegungen zum Vorwärtsbewegen des Bootes vollführen)
- in die deutsche Standardsprache eingegangen sind unter anderem:
- Bernstein
- Fliese (Kachel)
- Laken (Leintuch)
- Lappen (Lumpen)
- Mettwurst (niederdeutsch Mett = Fleisch, speziell gehacktes Schweinefleisch)
- Möwe
- Spuk (Geistererscheinung)
- Ufer (anstelle von hochdeutsch Gestade)
- Hafen (anstelle von hochdeutsch Lände)
- Ware (anstelle von hochdeutsch Kaufmannsgut)
- knabbern
- kneifen (jüngere verhochdeutschte Form des niederdeutschen kniepen)
- schmuggeln
- verrotten (verfaulen)
- wringen (ringen)
- binnen (innerhalb; vgl. binnen … Minuten; Binnenschifffahrt)
- echt (ursprünglich niederdeutsch für „gesetzmäßig“)
- sacht (sanft)
- Wappen (entspricht hochdeutsch "Waffen", nieder- oder mitteldeutsch)
- beschränkt auf die norddeutsche Umgangssprache sind unter anderem:
- Dustern (Dunkelheit)
- Puschen (Hausschuhe)
- Schmacht (Entzugserscheinungen bei Rauchern, von smacht, niederdeutsch für „Hunger“)
- schnacken (reden, bereden)
- dröge (trocken)
- Trecker (Traktor)
- luschern (schauen, gucken)
- sutsche (sachte, locker, entspannt)
- Feudel (Wischlappen für den Boden, hiervon abgeleitet: feudeln)
- dun (betrunken, berauscht)
- schmöken ([Tabak] rauchen, vgl. „schmauchen“)
- in die allgemeine Umgangssprache eingegangen sind unter anderem:
- doof (= hochdeutsch „taub“)
- hapern (fehlen, nicht vorangehen)
- schlabbern (geräuschvoll auflecken; [sich] schlenkernd bewegen)
- piepen (hochdeutsch „pfeifen“)
- pinkeln, pissen (urinieren)
- schrubben (fegen, kräftig reibend reinigen)
- klamm (klamme Finger, nasskalt)
Einstellungen zum Niederdeutschen
Das Niederdeutsche hat den Ruf, eine gemütlich-heimelige Sprache zu sein. Dieter Stellmacher verweist auf das Beispiel eines Bremer Bundestagsabgeordneten, der zwar nicht fließend Niederdeutsch spricht, aber in Reden und Gesprächen gern niederdeutsche Sätze und Redewendungen einfließen lässt. Damit wolle der Abgeordnete (nach eigener Aussage) eine bessere Stimmung und eine nähere Verbindung zu seinen Zuhörern und Gesprächspartnern herstellen.
Vereinzelt ist auch in den Landtagen der norddeutschen Bundesländer niederdeutsch gesprochen worden, besonders bei Themen, die die niederdeutsche Sprache betreffen. Dies führte dann zu einer heiteren und versöhnlichen Stimmung unter den Parlamentariern. Allerdings zeigt dies auch, dass das Niederdeutsche gerne für weniger wichtige Themen verwendet wird.
Auch in der niederdeutschen Literatur und im plattdeutschen Theater (etwa im Hamburger Ohnsorg-Theater) erwartet das Publikum eher heitere und leichte Themen, obwohl es auch „ernste“ Literatur und Problemstücke auf Niederdeutsch gibt. Wo die niederdeutsche Literatur und Dramatik nicht nur oberflächlich unterhaltend ist, sondern „seriöser“ sein möchte, wird sie eher unwillig zur Kenntnis genommen. Dies kann damit begründet werden, dass das Niederdeutsche in seiner Anwendung lange Zeit auf private Themen, auf nicht-öffentliche Bereiche und auf die Lebenswelt der „kleinen Leute“ beschränkt war.[107]
Verwendung in der EDV
Einige Software wurde nach der Jahrtausendwende ins Plattdeutsche übersetzt. Jedoch beschränken sich die Übersetzungen dabei auf das Nordniedersächsische. Die Desktop-Oberfläche KDE für Unixsysteme, für das Betriebssystem Linux und Derivate gibt es seit einiger Zeit auch mit Sprachpaketen in niederdeutscher Sprache. Die Übersetzungen der Desktop-Oberfläche Gnome für Linux in die niederdeutsche Sprache haben im August 2009 begonnen. Damit einher gehen aktuelle Übersetzungen systemeigener Dialoge der Betriebssysteme Ubuntu und Fedora. Besonders Ubuntu Linux mit dem GNOME Desktop ist bereits gut in Plattdeutsch unterstützt.[108][109] Auch ein Brennprogramm, und zwar „Brann-Stuuv 7“ von Ashampoo, ist in niederdeutscher Sprache erhältlich.[110]
Liste niederdeutscher Dichter, Schriftsteller, Liedtexter und Übersetzer
- Caspar Abel
- Jürgen Friedrich Ahrens
- Friedrich Wilhelm Albrecht (altmärkisch)
- Richard Althaus
- Oswald Andrae
- Pauline Arndt
- Hermann Bärthel
- Georg Julius Berling
- Korl Biegemann (westfälisch: lippisch)
- August Biester
- Max Blum
- Hans Friedrich Blunck
- Johann Wilhelm Bornemann (altmärkisch)
- Hermann Boßdorf
- Hein Bredendiek
- John Brinckman (mecklenburgisch)
- Waltrud Bruhn
- Manfred Brümmer
- Reimer Bull
- Hans Bunje
- Karl Bunje
- Ruth Bunkenburg
- Gottfried Wilhelm Bueren
- Hermann Claudius
- Gerd Constapel
- Helmut Debus
- Heinrich Deiters
- Heinrich Deumeland
- Johannes Diermissen
- Theodor Dirks
- Georg Droste
- Eduard Edert
- Johann Hinrich Fehrs
- Gorch Fock (Johann Wilhelm Kinau)
- Wilhelm Fredemann
- August Freudenthal
- Friedrich Freudenthal
- Hermann Graebke
- Klaus Groth (dithmarsisch)
- Emanuel Gurlitt
- Heinrich Hanke (westfälisch: lippisch)
- Irmgard Harder
- Günter Harte
- Rudolf Hartmann
- Emil Hecker
- Wilhelm Henze (ostfälisch)
- August Hinrichs
- Christian Holsten
- Moritz Jahn
- Johannes Jessen
- Norbert Johannimloh
- Charlotte Keyser
- Anneliese Kiehne-Tecklenburg
- Rudolf Kinau
- Heinrich Kleibauer (westfälisch)
- Jürgen Kropp
- Hinrich Kruse
- Carl van der Linde
- Albert Mähl
- Joachim Mähl
- Johann Meyer (dithmarsisch)
- Ursel Meyer-Wolf
- Lisa Milbret
- Marie Mindermann
- Maria Mönch-Tegeder
- Wilhelm Oesterhaus (westfälisch: lippisch)
- Jutta Oltmanns
- Hans Hansen Palmus
- Elke Paulussen
- Friedrich Ernst Peters
- Emil Pleitner
- Franz Poppe
- Fritz Reuter (mecklenburgisch)
- Alma Rogge
- Walter Rothenburg
- Jacobus Sackmann
- Karl Sauvagerd
- Heinrich Schacht
- Jochen Schimmang
- Ernst-Otto Schlöpke
- Heinrich Schmidt-Barrien
- Helmuth Schröder
- Walter Schröder
- Wilhelm Schröder
- Paul Schurek
- Martin Selber
- Wolfgang Sieg
- Felix Stillfried
- Julius Stinde
- Rudolf Tarnow
- Hans-Joachim Theil
- Marie Ulfers
- Ernst Voß
- Walter Volbehr
- Falko Weerts
- Walter Wiborg
- Adolf Woderich
- Fritz Worm
- Richard Wossidlo (mecklenburgisch – Verf. von Mecklenburgica – siehe http://d-nb.info/gnd/119371340)
- Toni Wübbens
- Alwine Wuthenow
Siehe auch Listen niederdeutsch schreibender Autoren:
Liste plattdeutscher Filme, Musikgruppen u. a.
- Filme
- Boot un Dood (Kriminalkomödie; 2020)
- Apparatspott-Reihe:
- Ritter Trenk op Platt (ursprünglich hochdeutsch 2015, plattdeutsch 2018)
- Fernsehserien
- Comic-Reihen
- Musikgruppen
- De fofftig Penns
- De Plattfööt
- De Tampentrekker
- Die Tüdelband
- Godewind
- Laway
- Piatkowski & Rieck
- Speelwark
- Sänger
- Hannes Wader: Plattdeutsche Lieder
- Ina Müller
- Knut Kiesewetter
- Helmut Debus
- Wolfgang Rieck (Musiker)
- Schauspieler
Von Gerd Micheel gibt es Aufnahmen des gesamten Werks von Fritz Reuter für den Rundfunk.
- Verlage
- Hinstorff Verlag insbesondere mit Publikationen bzgl. Fritz Reuter
- Quickborn-Verlag insbesondere mit Publikationen bzgl. Klaus Groth
Siehe auch
Literatur
Allgemeines
- Gerhard Cordes, Dieter Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. (NSL.) Erich Schmidt Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7.
- Klaas Hinrich Ehlers: Mecklenburgisch-Vorpommersch, Mittelpommersch, Brandenburgisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 590–615.
- Michael Elmentaler: Nordniederdeutsch, Ostfälisch, Westfälisch, Nordrheinmaasländisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 550–590.
- William Foerste: Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Wolfgang Stammler (Hrsg.): Deutsche Philologie im Aufriss. 1. Band. 2. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1957, Sp. 1730–1898.
- Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch. Band 1: Sprache. 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 1983, ISBN 3-529-04510-1.
- Klaas Heeroma: Niederländisch und Niederdeutsch. 3. Auflage. Bonn 1976 (Nachbarn 2).
- Friedrich Ernst Peters: Formelhaftigkeit, ein Wesenszug des Plattdeutschen. Westphal, Wolfshagen-Scharbeutz 1939.[111]
- Friedrich Ernst Peters: Anmerkungen zur Frage des Plattdeutschen. In: F. E. Peters: Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen. Husum-Verlag, Husum 2012; Online: Potsdam, Universitätsverlag Potsdam, 2012.[112]
- Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch. Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6 (Sammlung Vandenhoeck).
- Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4 (Germanistische Lehrbuchsammlung 26).
Wortschatz
- Johannes Sass: Der neue Sass – Plattdeutsches Wörterbuch – Plattdeutsch – Hochdeutsch, Hochdeutsch – Plattdeutsch. 6. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03000-0.
Grammatik
- Martin Durrell: Westphalian and Eastphalian. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 59–90.
- Reinhard H. Goltz, Alastair G. H. Walker: North Saxon. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 31–58.
- R[udolf] E. Keller: Westphalian: Mönsterlänsk Platt. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 299–338.
- R[udolf] E. Keller: North Saxon: Lower Elbe. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 339–381.
- Robert Langhanke: Niederdeutsch. In: Janet Duke (Hrsg.): EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2: Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019, ISBN 978-3-8440-6412-4, S. 225–266.
- Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 20). Verlag Schuster, Leer 1998, ISBN 3-7963-0332-3.
- Helmut Schönfeld: East Low German. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 91–135.
- Heinrich Thies: Plattdeutsche Grammatik. Formen und Funktionen. A–Z (= Kiek mal rin – zum Nachschlagen). 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03200-4.
Literatur
- Heinrich Karl Adolf Krüger: Geschichte der niederdeutschen oder plattdeutschen Literatur vom Heliand bis zur Gegenwart. Stiller, Schwerin 1913.
- Wolfgang Stammler: Geschichte der niederdeutschen Literatur. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Teubner, Leipzig 1920.
- Claus Schuppenhauer: Plattdeutsche Klassiker 1850–1950. Wege zur niederdeutschen Literatur (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 7). Verlag Schuster, Leer 1982, ISBN 3-7963-0209-2.
Sprachsituation
- Birte Arendt: Niederdeutschdiskurse: Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik (= Philologische Studien und Quellen. H. 224). E. Schmidt, Berlin 2010, ISBN 978-3-503-12223-3.
- Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch – gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der Deutschen Demokratischen Republik in Geschichte und Gegenwart (= Hinstorff-Bökerie. Niederdeutsche Literatur. 11). 2. Auflage. Hinstorff, Rostock 1980, ZDB-ID 1166820-9.
- Ulf-Thomas Lesle: Plattdeutsch zwischen gestern und morgen: Geschichtsbeschleunigung und die Suche nach der identitas. In: Robert Peters, Horst P. Pütz, Ulrich Weber (Hrsg.): Vulpis Adolatio. Festschrift für Hubertus Menke zum 60. Geburtstag. Heidelberg 2001, S. 429–449.
- Ulf-Thomas Lesle: Das Eigene und das Fremde: ‚Der Fall des Niederdeutschen‘ – Beispiel eines Identitätsdiskurses. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Jg. 66, H. 1, 2014, S. 32–55.
- Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Festschrift für Willy Diercks. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 693–741.
- Ulf-Thomas Lesle: Germanistik und Niederdeutsch. Liaison im Schatten eines Essentialismus. In: Michael Fahlbusch et al. (Hrsg.): Völkische Wissenschaften: Ursprünge, Ideologien und Nachwirkungen. De Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-065272-7, S. 79–101.
- Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region (= Literatur – Sprache – Region. 5). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37194-2, S. 9–33.
- Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster u. a. 1998, ISBN 3-89325-632-6, S. 171–184.
- Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 101–138.
- Bernd und Eva Robben: Mundartgebrauch im Emsland – Eine regionale Schüler- und Elternbefragung (1990). In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 62–99.
- Fritz Specht: Plattdeutsch (= Was nicht im Wörterbuch steht. Band IV). Piper Verlag, München 1934
Weblinks
- Wöörböker in der niederdeutschsprachigen Wikipedia – Liste niederdeutscher Wörterbücher
- Bundesrat für Niederdeutsch
- Niederdeutsche Literatur (Bibliotheca Augustana)
- Institut für niederdeutsche Sprache (INS)
- Streektaal-Organisatie in het Nedersaksisch Taalgebied
- Niederdeutsches und friesisches Dialektikon (in niederländischer Sprache)
- plattdeutsches Internet-Wörterbuch
- Plattmakers-Wörterbuch, mit mehrsprachigen Übersetzungen
- Drents Wörterbuch
- Astrid Adler, Christiane Ehlers, Reinhard Goltz, Andrea Kleene, Albrecht Plewnia: Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016. Institut für deutsche Sprache, Mannheim 2016 (PDF).
- sin-projekt.de DFG-Forschungsprojekt „Sprachvariation in Norddeutschland“
- Die niederdeutsche Sprache im Kulturportal Nordwest
- SASS Plattdeutsche Grammatik
- Podcast mit plattdeutschen Sprichwörtern und Redensarten vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit Übersetzungen ins Hochdeutsche und Erklärungen
- Verschiedene Sprachgrenzen im niederdeutschen und niederländischen Sprachraum – interaktive Karte (regionalsprache.de, Deutscher Sprachatlas)
- Platt2Go – Ohnsorgs lütte Platt-School – Was ist Plattdeutsch?
Anmerkungen
- In Nordschleswig das Nordschleswiger Platt
- Unterschiedliche Rechtsauffassungen, ob Niederdeutsch in Deutschland insgesamt Amtssprache ist – siehe dazu Amtssprache in Deutschland; zumindest aber in Schleswig-Holstein.
- Das Schleswigsch wird allerdings entgegen der Zeichnung auch im Sprachgebiet der nordfriesischen Sprache und als Nordschleswiger Platt auch in Nordschleswig (Dänemark) gesprochen und reicht zudem bis nach Kiel.
- Das englische Wort cup hat dieselbe Wortwurzel wie niederdeutsch Kopp / hochdeutsch Kopf. Im Deutschen hat sich jedoch die ursprüngliche Bedeutung ‚Trinkgefäß‘ verschoben zur neuen Bedeutung ‚Haupt‘, vgl. Kopf. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
- Zu Ehren von Carl von Ossietzky veröffentlichte Oswald Andrae 1979 "Dat Leed van den Häftling Nr. 562 : Dokumentation über Entstehung und Wandel eines Liedes": Bei der Entstehung des plattdeutschen Textes wurde Hans-Joachim Theil um Rat gebeten; es entstand die Vertonung des Liedes, eine Moll-Version von Helmut Debus und weltweite Bekanntheit erlangte das Lied durch den schottischen Folksänger Dick Gaughan – DNB bibliografischer Nachweis unter: http://d-nb.info/946810451
- Dokumentation zu „Dat Leed van den Häftling Nr. 562“ unter Arbeitskreis Gröschler-Haus – Oswald Andrae (1926–1997) – Autor, plattdeutscher Querdenker, Intellektueller aus Jever – Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland / Wilhelmshaven. Abgerufen am 19. Juni 2021 – siehe https://www.groeschlerhaus.eu/forschung/jever-und-umgebung/oswald-andrae-1926-1997-autor-plattdeutscher-querdenker-intellektueller-aus-jever/#5
- Von Gerd Micheel gibt es Aufnahmen des gesamten Werks von Fritz Reuter für den Rundfunk.
Einzelnachweise
- Zitiert nach Astrid Adler et al.: Status und Gebrauch des Niedereutschen 2016. Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung, S. 15, in: Institut für Deutsche Sprache, 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.
- Taaltelling Nedersaksisch H. Bloemhoff (2005)
- Einzelnachweise bei Pomerano (Artikel in der niederdeutschen Wikipedia)
- Siehe:
- Platt, in: Duden online
- Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), in: uni-augsburg.de, archiviert bei archive.org.
- Z. B. Marianne Kloock, Ingo Viechelmann: Uns plattdüütsch Spraakbook op hooch- un nedderdüütsch. 3. Auflage. Buske, Hamburg 1996, ISBN 3-87548-134-8.
- Z. B. Plattdütsch Leiderbauk för Schaul un Hus. Rutgeb’n von’n Plattdütschen Lands-Verband Meckelborg. H. Burmeister, Rostock.
- Z. B. Elke Brückmann: Ostfriesisches Wörterbuch Plattdeutsch/Hochdeutsch. Ostfreesk Woordenbook Plattdütsk/Hoogdütsk. Leer 1992.
- Isaias McCaffery: Wi leahre Plautdietsch: A Beginner’s Guide to Mennonite Low German. Mennonite Heritage Museum, Goessel. 2008.
- SIL International: nds | ISO 639-3. Abgerufen am 12. Januar 2021.
- Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 24–27.
- Saesneg. In: GPC: Geiriadur Prifysgol Cymru: A Dictionary of the Welsh Language. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- bibliotheca Augustana. Abgerufen am 17. September 2021.
- theodiscus – Wiktionary. Abgerufen am 17. September 2021.
- Heinz Thomas: Frenkisk: Zur Geschichte von ‚theodiscus‘ und ‚teutonicus‘ im Frankenreich des 9. Jahrhunderts. In: Beiträge zur Geschichte des Regnum Francorum. 1990, S. 67–95 (regesta-imperii.de [abgerufen am 17. September 2021]).
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Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 32 f.
Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 92. - Benjamin und Radetzky (2014) bezeichnen 3000 von etwa insgesamt 7000 Sprachen als bedroht und grenzen sie von Sprachen ab, für die Daten (Text oder Aufnahmen) verfügbar sind (http://www.ilc.cnr.it/ccurl2014/LREC2014-Workshops_CCURL2014-Oral-2_Presentation.pdf)
- Heinz Kloss: Abstandsprachen und Ausbausprachen. In: Joachim Göschel u. a. (Hrsg.): Zur Theorie des Dialekts (= ZDL Beih. N. F., Nr. 16). Wiesbaden 1976, S. 303, 305; sowie Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800 (= Sprache der Gegenwart, 37). Zweite Auflage. Düsseldorf 1978, S. 67–70, 181–198.
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- (Antrag) Geiht üm: Schiller op plattdüütsch. (PDF) Drucksache 18/7833 der Abgeordneten Karen Koop, Bernd Reinert, Bernd Capeletti, Elke Thomas, Hanna Gienow und Alexander-Martin Sardina. Hamburgische Bürgerschaft – 18. Wahlperiode, 23. Januar 2008, abgerufen am 19. März 2018.
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- Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 287.
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- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I: Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Walter de Gruyter, 2000, S. 109.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 81.
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- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I: Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Walter de Gruyter, 2000, S. 90.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart. Band I: Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Walter de Gruyter, 2000, S. 266.
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- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert, S. 210–211.
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- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 239–240.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 240.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 11.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 110.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert. Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 12.
- Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 299–300.
- Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 370.
- Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, Lizenzausgabe C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 294.
- Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen (= Germanistische Arbeitshefte, Band 37). 2., neubearbeitete Auflage. Max Niemeyer Verlag, 2006, ISBN 3-484-26037-8, S. 220.
- Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, Neumünster 1973, S. 9–27.
- Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen (= Germanistische Arbeitshefte, Band 37). 2., neubearbeitete Auflage. Max Niemeyer Verlag, 2006, ISBN 3-484-26037-8, S. 87.
- H. W. J. Vekeman, Andreas Ecke, P. Lang: Geschichte der niederländischen Sprache. 1992, S. 8.
- Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Band 22. Waxmann Verlag, 2001, S. 352.
- Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Band 22. Waxmann Verlag, 2001, S. 349.
- Heinz Eickmans, Jan Goossens, Loek Geeraedts, Robert Peters, Jan Goossens, Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters: Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Band 22. Waxmann Verlag, 2001, S. 353.
- Charlotte Gooskens, Sebastian Kürschner, Renée van Bezooijen: Intelligibility of Standard German and Low German to speakers of Dutch. In: Dialectologia. Special issue, II. 2011, S. 35ff. (Dialectologia, Special issue, II; Charlotte Gooskens: Publications)
- Fehrs-Gilde (Hrsg.): SASS. Plattdeutsche Grammatik, Kapitel „Große Mundartgruppen“, abgerufen am 11. November 2018.
- Jan Goossens: Sprachatlas des nördlichen Rheinlands und südöstlichen Niederlands. „Fränkischer Sprachatlas“. Zweite Lieferung Textband, S. 16.
- Ludger Kremer: Das Niederländische in Deutschland. Aspekte seiner Verbreitung und Beschreibung. In: Helga Bister-Broosen (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein, S. 26.
- Helga Bister-Broosen: Einleitung – Niederländisch am Niederrhein: früher und jetzt. In: Helga Bister-Broosen: (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein. Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1988, ISBN 3-631-32578-9, S. 14.
- Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 74–75.
- Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 108.
- Grundlegend hierzu sind: Alfred Lameli: Raumstrukturen im Niederdeutschen Eine Re-Analyse der Wenkerdate. In: Niederdeutsches Jahrbuch 139 (2016), S. 7–28 ([https://www.academia.edu/30823402/Raumstrukturen_im_Niederdeutschen_Eine_Re-Analyse_der_Wenkerdaten online}); Ingrid Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: Dieter Stellmacher (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim/Zürich/New York 2004 (Germanistische Linguistik 175–176), S. 35–97; sowie Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. 2. Hbd., Berlin/New York 1983, S. 807–900 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 1.2), bes. S. 828 f.; ferner ganz allgemein Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation, Nr. 20). Leer 1998, S. 18. – Strukturalistische Darstellungen des Lautsystems, die auf eine Nord-Süd-Gliederung hinauslaufen, geben etwa Baldur Panzer, Wolf Thümmel: Die Einteilung der niederdeutschen Mundarten auf Grund der strukturellen Entwicklung des Vokalismus (= Linguistische Reihe, 7). München 1971, zusammenfassend S. 165 ff.; sowie Peter Wiesinger: Phonologische Vokalsysteme deutscher Dialekte. Ein synchronischer und diachronischer Überblick. In: Dialektologie. (wie oben), S. 1042–1076, bes. S. 1062 ff.; zur Bestätigung der Nord-Süd-Gliederung mithilfe der Arealtypologie siehe Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013 (Linguistik – Impulse und Tendenzen 54), S. 147–148, 182–198 und bes. 214–225. Für das Mittelniederdeutsche vgl. sodann Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte IX). Halle (Saale) 1914. (Zweite Auflage. Tübingen 1974, S. 12 ff.) wo ebenfalls die Nord-Süd-Gliederung in den Vordergrund tritt.
- Adolphe van Loey: Schönfeld’s Historische Grammatica van het Nederlands. Kankleer, vormleer, woordvorming. 8. Druck. Thieme, Zutphen 1970, ISBN 90-03-21170-1, Kap. 9, S. XXXIII.
- Herrmann Teuchert: Die Sprachreste der niederländischen Siedlungen des 12. Jahrhunderts. Böhlau, 1972.
- Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch gestern und heute. Rostock 1980, S. 33–34.
- Ludger Kremer: Varieties of Dutch / Dutch as a minority language in Germany. In: Frans Hinskens, Johan Taeldeman (Hrsg.): Language and Space. An International Handbook of Linguistic Variation. Vol. 3: Dutch. De Gruyter Mouton, 2013, ISBN 978-3-11-018005-3, S. 764 f.
- Jan Peter Ponten: Deutsch-niederländischer Lehnworttausch. In: Walther Mitzka (Hrsg.): Wortgeographie und Gesellschaft. Walter de Gruyter, Berlin 1968, S. 561–607.
- Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 185–187.
- Wolfgang Lindow: Plattdeutsches Wörterbuch. Schuster, Leer 1984, ISBN 3-7963-0215-7, S. 253–257.
- Demeudige Bidde Des Garlefeschen Beers An den Försten van Brönsewiek un Lüneborg – Uth dem Latienschen Taur Lust in de platdüsche sprake versettet. Gardelegen 1651.
- Ernst Moritz Arndt: Dom büst du då. In: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Verlag G. Reimer, Berlin 1843.
- Manfred Brümmer: De Mallbüdel. Tennemann, 2009.
- Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Verlag Max Niemeyer, Halle an der Saale 1914, § 401.
- Bei Ulrich Jahn: Dei Fischer un syne Fruu. In: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. l, Norden/Leipzig 1891, auf Wikisource.
- Bei Wolfgang Rieck: Stephan Jantzen, 17. Dezember 1873, „Jungs hollt juch fast“.
- Mecklenburgisches Wörterbuch. Band 3, Neumünster 1961, Sp. 1106, so bei Fritz Reuter, Beispiele auf Wikisource: Ut de Franzosentid, Eine alte Kinderfrau, Ik weit einen Eikbom.
- Franz Kemper: Stürmeder Platt: Wi et lutt düt un dat. 1998, S. 18
- Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
- Friedrich Holthausen: Altsächsisches Wörterbuch. In: Niederdeutsche Studien. Band 1. 1967 Gerhard Köbler: Altsächsisches Wörterbuch. (koeblergerhard.de).
- Z. T. nach:
- Alfred v. d. Velde: Zu Fritz Reuter! Praktische Anleitung zum Verständniß des Plattdeutschen an der Hand des ersten Kapitels des Fritz Reuter'schen Romanes: „Ut mine Stromtid“. 2. Aufl., Leipzig, 1881, S. 18 f.
- Franz Kemper: Stürmeder Platt: Wi et lutt düt un dat. 1998, S. 17
- Julius Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. In Grundlage der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Mundart. Hamburg, 1858, S. 54 f.
- Alfred v. d. Velde: Zu Fritz Reuter! Praktische Anleitung zum Verständniß des Plattdeutschen an der Hand des ersten Kapitels des Fritz Reuter’schen Romanes: „Ut mine Stromtid“. Leipzig, 1881, S. 17–18.
- Johan Hendrik Gallée: Altsächsische Grammatik (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, Band VI). Zweite völlig umgearbeitete Auflage. Herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle 1910, S. 246 f., 250.
- Joseph Wright: An Old High-German primer with grammar, notes, and glossary. Oxford 1888, S. 63.
- Eduard Sievers: Angelsächsische Grammatik (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, Band III). Dritte Auflage. Herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle 1921, S. 198.
- Joseph Wright, Elizabeth Mary Wright: Old English grammar. 1908, S. 247.
- Johann Haddinga, Bolko Bullerdiek: Wi truert. Quickborn 1/2016, S. 14 (PDF).
- Friedrich-Wilhelm Nölke: Watt eck noch vertelln wolle. Schaumburger Landschaft, Stadthagen 2014, S. 101.
- Wilhelm Wisser: Plattdeutsche Volksmärchen. BoD – Books on Demand, 2017, ISBN 978-9925-04493-1 (google.de [abgerufen am 12. Januar 2021]).
- Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. § 52,2.
- Dieter Stellmacher: Niederdeutsch: Formen und Forschungen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1981, ISBN 3-484-10415-5, S. 22–25, 132 f.
- https://fedoraproject.org/wiki/L10N/Teams/LowGerman
- pro-linux.de: Linux op Platt wiederbelebt (8. Dezember 2010).
- Kurios: Ashampoo veröffentlicht CD-Brennprogramm auf Plattdeutsch. In: computerbild.de, abgerufen am 22. November 2015.
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