Samarium

Samarium (nach d​em Mineral Samarskit, d​as vom deutschen Mineralogen Heinrich Rose n​ach dem russischen Bergbauingenieur Wassili Samarski-Bychowez benannt wurde)[13] i​st ein chemisches Element m​it dem Elementsymbol Sm u​nd der Ordnungszahl 62. Im Periodensystem s​teht das silbrig glänzende Element i​n der Gruppe d​er Lanthanoide u​nd zählt d​amit auch z​u den Metallen d​er Seltenen Erden. Samarium i​st das e​rste natürlich vorkommende Element, d​as nach e​iner Person benannt wurde.[13]

Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Samarium, Sm, 62
Elementkategorie Lanthanoide
Gruppe, Periode, Block La, 6, f
Aussehen silbrig weiß
CAS-Nummer

7440-19-9

EG-Nummer 231-128-7
ECHA-InfoCard 100.028.298
Massenanteil an der Erdhülle 6 ppm[1]
Atomar [2]
Atommasse 150,36(2)[3] u
Atomradius (berechnet) 185 (238) pm
Kovalenter Radius 198 pm
Elektronenkonfiguration [Xe] 4f6 6s2
1. Ionisierungsenergie 5.64371(17) eV[4]544.54 kJ/mol[5]
2. Ionisierungsenergie 11.078(20) eV[4]1068.9 kJ/mol[5]
3. Ionisierungsenergie 23.55(8) eV[4]2270 kJ/mol[5]
4. Ionisierungsenergie 41.64(11) eV[4]4020 kJ/mol[5]
5. Ionisierungsenergie 62.7(4) eV[4]6050 kJ/mol[5]
Physikalisch [6]
Aggregatzustand fest
Kristallstruktur trigonal
Dichte 7,536 g/cm3 (25 °C)[7]
Magnetismus paramagnetisch (χm = 1,2 · 10−3)[8]
Schmelzpunkt 1345 K (1072 °C)
Siedepunkt 2173 K[9] (1900 °C)
Molares Volumen 19,98 · 10−6 m3·mol−1
Verdampfungsenthalpie 192 kJ·mol−1[9]
Schmelzenthalpie 8,6 kJ·mol−1
Schallgeschwindigkeit 2130 m·s−1 bei 293,15 K
Elektrische Leitfähigkeit 1,06 · 106 A·V−1·m−1
Wärmeleitfähigkeit 13 W·m−1·K−1
Chemisch [10]
Oxidationszustände 2, 3
Elektronegativität 1,17 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZA ZE (MeV) ZP
144Sm 3,07 % Stabil
145Sm {syn.} 340 d ε 0,617 145Pm
146Sm {syn.} 68 ± 9 · 106 a[11] α 2,529 142Nd
147Sm 14,99 % 1,06 · 1011 a α 2,310 143Nd
148Sm 11,24 % 7 · 1015 a α 1,986 144Nd
149Sm 13,82 % 2 · 1015 a α 145Nd
150Sm 7,38 % Stabil
151Sm {syn.} 90 a β 0,077 151Eu
152Sm 26,75 % Stabil
153Sm {syn.} 46,27 h β 0,808 153Eu
154Sm 22,75 % Stabil
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
NMR-Eigenschaften
  Spin-
Quanten-
zahl I
γ in
rad·T−1·s−1
Er (1H) fL bei
B = 4,7 T
in MHz
147Sm 7/2 −1,115 · 107 4,17
149Sm 7/2 −0,919 · 107 3,44
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [12]

Pulver

Gefahr

H- und P-Sätze H: 260
P: 402+404 [12]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Geschichte

Zur Entdeckung d​es Samariums g​ibt es i​n der Literatur mehrere Darstellungen, b​ei denen d​ie Schweizer Jean Charles Galissard d​e Marignac u​nd Marc Delafontaine s​owie der Franzose Paul Émile Lecoq d​e Boisbaudran genannt werden:

  1. 1853 wies Galissard de Marignac Samarium spektroskopisch anhand einer scharfen Absorptionslinie im Didymoxid nach. 1879 isolierte Lecoq de Boisbaudran das Element aus dem Mineral Samarskit ((Y,Ce,U,Fe)3(Nb,Ta,Ti)5O16).
  2. 1878 entdeckte Delafontaine Samarium, das er Decipum nannte, im Didymiumoxid. 1879 entdeckte unabhängig von ihm Lecoq de Boisbaudran Samarium. 1881 zeigte Delafontaine, dass sein isoliertes Element neben Samarium ein weiteres Element enthält.
  3. Die unter 1 erwähnte spektroskopische Entdeckung von 1853 durch Marignac wurde 1878 von Lecoq de Boisbaudran gemacht.

1903 stellte d​er deutsche Chemiker Wilhelm Muthmann metallisches Samarium d​urch Elektrolyse her.

Die Bezeichnung d​es Element leitet s​ich vom Mineral Samarskit ab, d​as nach d​em russischen Berginspektor (Bergbaubeamten) Oberst Samarski-Bychowez benannt wurde, d​er das Mineral entdeckt hatte.

Vorkommen

Samarium in Ampulle unter Argongas

Samarium w​ird derzeit f​ast ausschließlich i​n China gewonnen.[14][15]

Gediegen k​ommt elementares Samarium n​icht vor. Einige Mineralien w​ie Monazit, Bastnäsit u​nd Samarskit enthalten jedoch d​as Element. Monazit enthält b​is zu 1 % Samarium.

Gewinnung und Darstellung

Ausgehend v​om Monazit o​der Bastnäsit werden Seltenerdmetalle über Ionentausch, Solvent-Extraktion o​der elektrochemische Deposition aufgetrennt. In e​inem letzten Verfahrensschritt w​ird das hochreine Samariumoxid m​it metallischem Lanthan z​um Metall reduziert u​nd absublimiert.

Eigenschaften

In Luft i​st Samarium halbwegs beständig, e​s bildet e​ine passivierende, gelbliche Oxidschicht aus. Metallisch glänzendes Samarium entzündet s​ich oberhalb v​on 150 °C. Mit Sauerstoff reagiert e​s zum Sesquioxid Sm2O3. Mit Wasser reagiert e​s heftig u​nter Bildung v​on Wasserstoff u​nd Samariumhydroxid. Die beständigste Oxidationsstufe i​st wie b​ei allen Lanthanoiden +3.

Samarium k​ommt in d​rei Modifikationen vor. Die Umwandlungspunkte liegen b​ei 734 °C u​nd 922 °C. Sm3+-Kationen färben wässrige Lösungen gelb.

Isotope

Es existieren v​ier stabile u​nd 19 instabile, radioaktive Isotope. Die häufigsten natürlichen Isotope s​ind 152Sm (26,7 %), 154Sm (22,7 %) u​nd 147Sm (15 %).

Verwendung

  • Zusammen mit anderen Seltenerdmetallen für Kohle-Lichtbogenlampen für Filmvorführanlagen.
  • Dotieren von Calciumfluorid-Einkristallen für Maser und Laser.
  • Wegen seines großen Wirkungsquerschnitts für thermische und epithermische Neutronen wird Samarium als Neutronen-Absorber in nuklearen Anwendungen verwendet. Da Sm-149 auch als Spaltprodukt entsteht, ist es ein unvermeidbares Neutronengift in Kernreaktoren.
  • Samarium-Cobalt-Magnete:
    Permanentmagnete aus SmCo5 weisen einen hohen Widerstand gegen Entmagnetisierung auf sowie eine Koerzitivfeldstärke von bis zu 2200 kA/m. Die verbesserte Legierung Sm2Co17 ist in der Herstellung aufwendiger, weist aber höhere magnetische Eigenschaften und eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit auf.
    Verwendung finden sie in Schrittmotoren für Quarzuhren, Antriebsmotoren in Kleinsttonbandgeräten (Walkman, Diktiergeräten), Kopfhörern, Sensoren, Kupplungen in Rührwerken und Festplattenlaufwerken. Als gewichtssparende Magnetwerkstoffe werden sie auch in der Luft- und Raumfahrt verwendet.
  • Samariumoxid wird optischem Glas zur Absorption von infrarotem Licht zugesetzt.
  • Samariumverbindungen nutzt man zur Sensibilisierung von (Leucht-)Phosphor für Bestrahlung mit infrarotem Licht.
  • Als Katalysator; Samariumoxid katalysiert die Hydrierung und Dehydrierung von Ethanol (Alkohol).
  • Verbindungen mit Samarium in der weniger günstigen Oxidationsstufe +2 (insbesondere Samarium(II)-iodid und Samarium(II)-bromid) finden Anwendung in der organischen Synthese (Reduktionsmittel und Ein-Elektronen-Transferreagenz, z. B. samariumvermittelte Pinakol-Kupplungen).
  • In Verbindung mit dem Radiopharmakon Ethylendiamintetra(methylenphosphonsäure) in der Nuklearmedizin zur palliativen Therapie von Knochen- und Skelettmetastasen.
  • In der Medizin wird das Isotop 153Samarium in Verbindung mit einem Bisphosphonat (Lexidronam) zur Behandlung von Knochenschmerzen bei Krebserkrankungen eingesetzt (Radionuklidtherapie bei Knochenmetastasen).

Verbindungen

Commons: Samarium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Samarium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Samarium) entnommen.
  3. CIAAW, Standard Atomic Weights Revised 2013.
  4. Eintrag zu samarium in Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J. und NIST ASD Team (2019): NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.7.1). Hrsg.: NIST, Gaithersburg, MD. doi:10.18434/T4W30F (https://physics.nist.gov/asd). Abgerufen am 13. Juni 2020.
  5. Eintrag zu samarium bei WebElements, https://www.webelements.com, abgerufen am 13. Juni 2020.
  6. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Samarium) entnommen.
  7. N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9, S. 1579.
  8. Robert C. Weast (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
  9. Yiming Zhang, Julian R. G. Evans, Shoufeng Yang: Corrected Values for Boiling Points and Enthalpies of Vaporization of Elements in Handbooks. In: Journal of Chemical & Engineering Data. 56, 2011, S. 328–337, doi:10.1021/je1011086.
  10. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Samarium) entnommen.
  11. Norikazu Kinoshita u. a.: A Shorter 146Sm Half-Life Measured and Implications for 146Sm-142Nd Chronology in the Solar System. In: Science. Vol 335, Issue 6076, 30. März 2012, S. 1614–1617. (PDF; 4,3 MB) Literaturwerte bisher: 103 ± 5 · 106a.
  12. Datenblatt Samarium Pulver (PDF) bei Merck, abgerufen am 26. April 2017.
  13. Chemistry in Its Element – Samarium, Royal Society of Chemistry.
  14. Vorkommen und Produktion mineralischer Rohstoffe - ein Ländervergleich. (PDF) Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, abgerufen am 22. Oktober 2015.
  15. Seltene Erden: Streit über Chinas Marktmacht geht in neue Runde. In: heise.de. Abgerufen am 22. Oktober 2015.
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