Merck KGaA
Die Merck KGaA (in Nordamerika EMD) ist ein deutsches Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie mit Sitz in Darmstadt. Die heutige Merck KGaA ist unabhängig vom US-amerikanischen Pharmakonzern Merck & Co., Inc. Beide Unternehmen sind auf die deutsche Industriellen-Familie Merck zurückzuführen, welche die Merck & Co., Inc. bis zum Ersten Weltkrieg als Tochtergesellschaft von E. Merck (heute Merck KGaA) betrieb. Infolge des Krieges wurde die Merck & Co., Inc. durch Enteignung ein eigenständiges Unternehmen.
Merck KGaA | |
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Rechtsform | Kommanditgesellschaft auf Aktien |
ISIN | DE0006599905 |
Gründung | 1668[1] |
Sitz | Darmstadt, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 58.096[2] |
Umsatz | 17,534 Mrd. Euro[2] |
Branche | Chemie- und Pharmaindustrie |
Website | merckgroup.com |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Die deutsche Merck verlor durch die Enteignung der US-Tochter die Rechte am Namen Merck in Nordamerika und darf diesen dort nicht mehr verwenden. Daher tritt sie in Nordamerika unter dem Namen EMD (abgeleitet von Emanuel Merck, Darmstadt) auf. Im Ausland firmiert die US-amerikanische Merck & Co., Inc. als Merck Sharp & Dohme (MSD).[3]
Die Anfänge von Merck gehen bis zum Jahr 1668 zurück. Merck ist damit das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt.
Unternehmensentwicklung
Historische Entwicklung
Am 26. August 1668 erhielt Friedrich Jacob Merck die Erlaubnis, eine Apotheke in Darmstadt zu betreiben. Die Engelapotheke gehört bis heute der Familie Merck. Heinrich Emanuel Merck begann 1827, selbst isolierte Wirkstoffe, u. a. Alkaloide wie Morphin, zu vertreiben. Mit seinen Söhnen gründete er 1850 ein Gemeinschaftsunternehmen (E. Merck Darmstadt), das 1860 bereits 800 verschiedene Produkte anbot. Es gilt als besondere Neuerung, dass Merck nach verbindlich formulierten Reinheitsstandards arbeitete. Ab 1889 veröffentlichte das US-amerikanische Tochterunternehmen Merck & Co., Inc., den Merck Index, ein Standardwerk für Stoffeigenschaften der wichtigsten Arzneistoffe, Chemikalien, Drogen und biochemischen Stoffe. In der 15. Auflage, die mittlerweile von der Royal Society of Chemistry herausgegeben wird, enthält der Merck Index über 10.000 Monographien zu einzelnen Substanzen oder Wirkstoffklassen.[4]
Im 19. Jahrhundert war Merck vermutlich das umsatzstärkste Pharmaunternehmen im Deutschen Reich. 1894 wurde das erste Schilddrüsenpräparat weltweit entwickelt. Um die Jahrhundertwende wandelte sich Merck von einer „Großapotheke“ für Naturstoffe zu einem Unternehmen für synthetische Wirkstoffe. So wurde 1903 das Schlafmittel Veronal eingeführt – das weltweit erste Barbiturat.
In den Jahren 1903/1904 zog das nun auf über 1000 Mitarbeiter gewachsene Unternehmen in neue Betriebsstätten im Norden Darmstadts. Von 1906 bis 1918 gehörte Merck zu einem gegen die IG Farben gerichteten, größeren Herstellungs-, Einkaufs- und Preiskartell. Bis zum Ersten Weltkrieg erhöhten sich Mitarbeiterzahl und Umsatz stark. Bereits ab 1887 bestand eine Verkaufsniederlassung in den USA, die 1908 in die formal eigenständige, aber weiterhin eng mit dem Mutterunternehmen verbundene Aktiengesellschaft Merck & Co. umgewandelt wurde. Nach Kriegseintritt der USA wurde Merck & Co. beschlagnahmt und 1919 an ein Konsortium um das Familienmitglied Georg Merck verkauft, der die Niederlassung bereits früher geleitet hatte und US-Bürger geworden war. Als Folge dieser Beschlagnahme darf weder die deutsche E. Merck in Nordamerika unter dem Namen Merck auftreten, noch das US-Unternehmen außerhalb Nordamerikas.
Im Ersten Weltkrieg produzierte E. Merck kriegswichtige medizinische Güter, aber auch Gasmasken und Munition. Eine Neuentwicklung war das Opioid Eukodal (Oxycodon). 1920 bestand die Geschäftsleitung erstmals nicht ausschließlich aus Familienmitgliedern. Ab 1927 wurde ein Vitamin-D-Präparat vermarktet, 1936 folgte als Weltneuheit Vitamin B1.
1939 hatte Merck 4000 Mitarbeiter. Die Unternehmensleitung lag ab 1932 – und bis 1959 – bei Karl Emanuel Merck, NSDAP-Mitglied seit 1933 und während der Zeit des Nationalsozialismus ein Wehrwirtschaftsführer. Ab 1942 wurde der Einfluss der Familie auf die Betriebsführung geringer zugunsten des strikt nationalsozialistischen Direktoriumsmitglieds Bernhard Pfotenhauer, ebenfalls zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden ab 1941 Zivilarbeiter aus Westeuropa angeworben. Ab 1942 wurden Zwangsarbeiter aus Osteuropa eingesetzt, um unter anderem kriegswichtige Pharmazeutika und chemische Pflanzenschutzmittel zu produzieren. Die osteuropäischen Arbeitskräfte waren kaserniert und wurden schlechter bezahlt und behandelt als die Stammbelegschaft; von schweren Übergriffen wird nicht berichtet. Merck hatte eine nennenswerte Beteiligung an dem Unternehmen Elektrochemische Werke München, Dr. Adolph, Albert Pietzsch & Co. (EWM), das vom späteren Leiter der Reichswirtschaftskammer Albert Pietzsch geleitet wurde. EWM produzierte Spezialbrennstoffe für U-Boote, Torpedos und Raketen. Am 12. Dezember 1944 wurde Merck von einem Luftangriff getroffen, der 60 Mitarbeiter tötete und die Produktionskapazität zu über 70 Prozent zerstörte. Merck ist dem Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft beigetreten und ist darüber hinaus vor allem in Weißrussland um Wiedergutmachung bemüht.
Merck erhielt im April 1945 eine erste neue Produktionsgenehmigung. Das Firmenvermögen wurde beschlagnahmt (bis 1948) und eine externe Werksleitung eingesetzt. Ende 1945 wurden 2290 Mitarbeiter beschäftigt. In den 1950er und 1960er Jahren wurden viele neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht (u. a. Oxymetazolin/Nasivin, die Antibabypille Aconcen, Lichtschutzsubstanzen). Die Forschung an Flüssigkristallen wurde aufgenommen, für das Werk Darmstadt eine technologisch führende Kläranlage gebaut und mit dem Aufbau der zweitgrößten Konzern-Betriebsstätte in Gernsheim begonnen (u. a. Produktion von Perlglanzpigmenten und Thioglycolsäure).
Aconcen wurde 1970 vorsichtshalber vom Markt genommen; im gleichen Jahr wurde Hans Joachim Langmann Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Umsatz betrug umgerechnet 358 Millionen €; 2000 lag der Wert bei 6,74 Milliarden €. 1972 erwarb Merck die Hälfte der italienischen Bracco-Gruppe (Verkauf im Jahr 2000). Das Wurmmittel Praziquantel erhielt 1985 den Galenus-von-Pergamon-Preis. In den 1980er Jahren waren mit Otto Esser und Hans Joachim Langmann zwei Mitglieder der Geschäftsführung in Spitzenpositionen der deutschen Unternehmerverbände tätig. Merck übernahm 1991 die französische Lipha, das den Blockbuster Glucophage (Wirkstoff: Metformin) einbrachte.
An dem nun als Merck KGaA organisierten Unternehmen verkaufte die Familie 1995 26 % der Anteile an Kommanditaktionäre. Der Rest liegt bei der Familie, die als Komplementär der E. Merck OHG fungiert. 1996 übernahm Merck Flüssigkristall-Tätigkeiten von Hoffmann-La Roche. Acamprosat erhielt 1999 den Galenus-von-Pergamon-Preis. 2001 musste das Unternehmen 9,2 Mio. € Strafe wegen unerlaubter Preisabsprachen im Vitaminmarkt zahlen. Merck-Forscher erhielten 2003 den Deutschen Zukunftspreis für ihre Arbeiten zu Flüssigkristallen.
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts befindet sich Merck in einem Konzernumbau. 2004 verkaufte Merck unter anderem Biomet Merck (Knochenersatzmaterialen, Implantate) und VWR International (Labordistribution). Merck war 2006 schuldenfrei und versuchte, den Berliner Konkurrenten Schering AG gegen dessen Willen zu übernehmen. Die Übernahme misslang, das Engagement war aber ein finanzieller Erfolg.
2006/7 gelang die Übernahme des Schweizer Biotechnologie-Unternehmens Serono S.A. für umgerechnet 10,6 Mrd. €, womit Merck zum drittgrößten Biotechnologieunternehmen weltweit avancierte. Zur Finanzierung wurde die umsatzstarke Generika-Sparte verkauft. Der Anteil der Familie Merck an der Merck KGaA liegt seitdem bei 70 %. 2010 gelang ebenfalls die Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore Corp. Weitere Übernahmen betrafen 2014 die britische Spezialchemiefirma AZ Electronic Materials und 2015 das große US-Unternehmen Sigma-Aldrich (13,1 Mrd. €).[5] Gesetzeskonform in den 1950er bis 1970er Jahren im Werk Gernsheim entsorgte Rückstände der Lindan-Produktion mussten in den letzten Jahren mit hohem Aufwand rückgeholt und fachgerecht verbrannt werden.
Die Merck KGaA heute
Für das Unternehmen sind rund 58.100 Mitarbeiter tätig, davon 13.300 in Deutschland. Am Hauptsitz in Darmstadt arbeiten 11.000 Beschäftigte. Dort findet auch die Hauptausbildung mit rund 600 Auszubildenden statt.[6] Die Merck KGaA ist in 66 Ländern mit 221 Gesellschaften vertreten.[2]
Die Kapitalmehrheit der KGaA liegt bei der als Komplementär auftretenden E. Merck KG, die von der Familie Merck geleitet wird und die strategischen Leitlinien des Konzerns vorgibt. Das Kapital der E. Merck KG wird zu rund 70 % überwiegend von stillen Gesellschaftern der Familie Merck (217 Mitglieder; Stand Oktober 2009) gehalten. Davon bilden 130 die Gesellschafterversammlung, die wiederum den Familienrat bestimmt.[1][7]
Der Familienrat ist das gesellschaftsrechtliche Gremium der E. Merck KG. In ihm werden die Mitglieder des Gesellschafterrates und der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA, sowie sein Stellvertreter bestimmt und Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung für das Unternehmen getroffen. Vorsitzender des elfköpfigen Gremiums ist Frank Stangenberg-Haverkamp.
Der Gesellschafterrat hat eine dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ähnliche Funktion. Er überwacht die Geschäftsführung der E. Merck KG und der Merck KGaA. Für wesentliche Geschäfte der KGaA bedarf es der Zustimmung durch den Gesellschafterrat, der zudem die Mitglieder der Geschäftsleitung der KGaA bestellt und abberuft. Im Gesellschafterrat sitzen sowohl Familienmitglieder als auch externe Mitglieder wie beispielsweise Rolf Krebs und Theo Siegert.[8] Vorsitzender des neun Mitglieder umfassenden Gesellschafterrates ist Johannes Baillou. Stangenberg-Haverkamp und Baillou sind Nachfahren in der elften Generation von Friedrich Jacob Merck und aufgrund ihrer Funktion die obersten Repräsentanten der Unternehmerfamilie Merck.[9][10]
Die Merck KGaA ist in drei Unternehmensbereiche aufgeteilt: Healthcare (Pharma), Life Science (Laborchemie) und Electronics (Spezialchemie und Halbleiter).
Aktie und Anteilseigner
Die Merck Kommanditgesellschaft auf Aktien ist mehrheitlich in Familienbesitz. Über die E. Merck KG als Komplementär hält die Familie Merck rund 70 % des Gesamtkapitals. Die restlichen 30 % des Kapitals laufen auf die Aktien der Kommanditaktionäre. Seit 1995 werden die Aktien an der Börse gehandelt und sind seit dem 15. Juni 2007 im DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse vertreten.
Die Anzahl der öffentlich gehandelten Stückaktien beträgt rund 129 Millionen.[11] Meldepflichtige Streubesitzaktionäre zum November 2017 sind BlackRock mit 7,20 % und die Massachusetts Financial Services Company (MFS) mit 4,91 %.[12]
Geschäftsbereiche
Healthcare
Das Health-Care-Segment gliedert sich in drei Geschäfte: Merck Serono, Allergopharma und Biosimilars. Das Consumer-Health-Geschäft wurde 2018 an Procter & Gamble veräußert.
Biopharma
Biopharma, bis 2015 Merck Serono, entstand 2007 mit der Übernahme des Schweizer Biotechnologie-Unternehmens Serono und anschließender Fusion mit der eigenen Pharmasparte Merck Ethicals. Biopharma vertreibt und produziert verschreibungspflichtige Originalpräparate auf den Gebieten:
- Onkologie mit dem monoklonalen Antikörper (Erbitux / Cetuximab)
- Neurologie (Rebif Beta-Interferon, Multiple Sklerose) und (Mavenclad Cladribin, Multiple Sklerose), für das Ende Juni 2016 ein Zulassungsantrag in der Europäischen Union eingereicht wurde.
- Diabetes (Glucophage, Metformin)
- Schilddrüsenerkrankungen (Euthyrox / Levo-Thyroxin)
- Herz-Kreislauf (Concor / Bisoprolol)
- entzündliche Erkrankungen (Decortin bzw. Decortin H / Prednison bzw. Prednisolon)
- Fruchtbarkeit (Hormonsubstitutionstherapie)
- Phenylketonurie (Kuvan / Sapropterindihydrochlorid), bis Jahresende 2015[13]
- Wachstumshormonstörungen (Saizen/Somatropin)
Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Onkologie, neurodegenerative Erkrankungen und Rheumatologie.
In der Onkologie arbeitet Merck z. B. an der Forschung und Entwicklung von Therapien, die zielgerichtet auf Krebszellen wirken, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Die Entwicklungsprojekte nutzen das Potenzial von Immunologie, Biotechnologie und Molekularbiologie, um den Körper bei seinem eigenen Kampf gegen Krebszellen zu unterstützen. Das Ziel sind effektive Therapien, mit geringen Nebenwirkungen, die Überlebenszeit der Patienten verlängern und ihre Lebensqualität verbessern.
Merck forscht dabei auf vier Hauptgebieten:
- monoklonale Antikörper, die das Krebswachstum blockieren sollen
- Immunzytokine, die Tumorzellen erkennen und eine lokale Immunantwort hervorrufen sollen
- Angiogenesehemmer, die Tumoren „aushungern“ sollen, indem sie von der weiteren Versorgung mit Nährstoffen abgeschnitten werden.
- Anti-PD-L1-Antikörper (Immuncheckpoint-Inhibitor)[14]
Zu den wichtigsten Entwicklungssubstanzen gehörte bis Ende 2015 das Hypoxie-aktivierte Molekül Evofosfamid (zuvor TH-302).[15]
Consumer Health (Selbstmedikation)
Das Consumer-Health-Geschäft produziert und vertreibt nicht-verschreibungspflichtige Medikamente (OTC-Arzneimittel) und Nahrungsergänzungsmittel. Beispiele sind Nasivin, Bion3, Multibionta, Cebion, Kohle-Compretten, Femibion, Kidabion, Neurobion, Epamax und Kytta-Salbe. Im April 2018 gab das Unternehmen bekannt, dass die Sparte für 3,4 Mrd. € an Procter & Gamble verkauft wurde. Die Transaktion wurde im vierten Quartal 2018 vollzogen.[16]
Allergopharma
Das Allergopharma-Geschäft umfasste Produkte zur Behandlung von Allergien. Das Tochterunternehmen Allergopharma wurde 1969 gegründet und war ein vollständiges Mitglied der Merckgruppe.[17] Im Februar 2020 gab Merck bekannt, dass Merck Allergopharma an die Dermapharm Holding SE verkauft.[18]
Biosimilars
Der Geschäftsbereich Biosimilars umfasste die Entwicklung und Herstellung von Biosimilar-Arzneimitteln. Der Geschäftsbereich Biosimilars wurde 2017 an Fresenius Kabi veräußert[19].
Life Science
Das Life-Science-Segment besteht aus dem Geschäft Merck Millipore und dem Life-Science-Portfolio des 2015 übernommenen Sigma-Aldrich. Zu den Kernmarken gehören Millipore, Milli-Q, Sigma, SAFC und BioReliance.
Merck Millipore
Merck Millipore entstand 2010 nach Abschluss der Übernahme der US-amerikanischen Firma Millipore. In dieser Sparte wurden alle Aktivitäten von Millipore und große Teile der ehemaligen Merck-Sparte Performance & Life Science Chemicals zusammengelegt. Merck Millipore besteht aus drei Geschäftseinheiten (Business Units): Bioscience, Lab Solutions und Process Solutions. Die Geschäftseinheit Bioscience beschäftigt sich mit Lösungen und Reagenzien für die Proteinforschung und die Zellbiologie, Zellkulturlösungen, sowie Produkten und Dienstleistungen zur Entwicklung biopharmazeutischer Wirkstoffe. Laborchemikalien und andere Materialien für Forschung, Wissenschaft und Industrie, Produkte und Dienstleistungen zur Probenentnahme und Test-Kits für die Pharma-, Lebensmittel- und Diagnostika-Industrie, sowie Produkte, Verbrauchsmaterialien und Dienstleistungen rund um hochreines Laborwasser für Wissenschaft und Industrie sind der Tätigkeitsbereich von Lab Solutions. Bei Process Solutions stehen Produkte und Dienstleistungen für die Produktion von chemischen und biopharmazeutischen Wirkstoffen im Vordergrund.
Sigma-Aldrich
Sigma-Aldrich war ein eigenständiges US-amerikanisches High-Tech-Unternehmen mit Aktivitäten in den Bereichen Laborausrüstung und Hochleistungsmaterialien.
Electronics
Liquid Crystals (Flüssigkristalle)
Merck ist einer der weltgrößten Hersteller von Flüssigkristallen, die für die Herstellung von Flüssigkristallanzeigen benötigt werden. Der Weltmarktanteil liegt bei über 60 %. Das Unternehmen gilt damit als ein sogenannter Hidden Champion.[21]
Seit einigen Jahren entwickelt und vertreibt Merck auch die mögliche Nachfolgetechnik, die organische Leuchtdiode.
Zu dem Bereich Liquid Crystals gehören auch Materialien für die Photovoltaik und die Beleuchtungsindustrie.
Pigments & Cosmetics (Pigmente und Kosmetik)
In diesem Geschäftsfeld sind alle Aktivitäten für Pigmente in Lacken, Druck- und Kunststoffanwendungen, im Bereich der Sicherheitstechnik (beispielsweise Fälschungsschutz), Pigmente für Anwendungen im Lebensmittel- und Pharma-Bereich, funktionale Materialien, sowie Kosmetikwirkstoffe und -pigmente gebündelt.
Gesellschaftliches Engagement
Einen Teil des unternehmerischen Gewinns spendet Merck für gemeinnützige gesellschaftliche Zwecke. Ein gefördertes Projekt ist beispielsweise das Merck-Praziquantel-Spendenprogramm, bei dem Merck gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Bilharziose bei afrikanischen Schulkindern bekämpft. Merck stellt dabei seit 2007 insgesamt 200 Millionen Tabletten mit dem Wirkstoff Praziquantel kostenlos zu Verfügung. Damit können 27 Millionen Kinder behandelt werden.[22] Anfang 2012 gab das Unternehmen bekannt, sein zunächst auf zehn Jahre ausgelegtes Engagement im Kampf gegen Bilharziose unbefristet bis zur Ausrottung der Krankheit in Afrika fortzusetzen. Dazu ist geplant, die Anzahl der jährlich gespendeten Praziquantel-Tabletten auf mittelfristig bis zu 250 Millionen zu erhöhen.[23][24] Stand 2019 wurden bereits über 900 Millionen Tabletten gespendet, sowie die Kosten für den Transport nach Afrika übernommen.[25]
Historische Bauwerke
Museum
Seit 2004 gibt es am Hauptsitz des Unternehmens in Darmstadt ein betriebseigenes Museum. Auf etwa 400 m² Fläche werden rund 350 Jahre Chemie- und Pharmaziegeschichte dieses ältesten chemisch-pharmazeutischen Unternehmens der Welt dokumentiert[26].
Literatur
- T. L. Wilkinson: Mixing Business With Family – The Merck Group has found the solution to the generation game. In: Wallstreet Journal vom 9. November 2009
- P. Brors, T. Kewes: Mit Risiken und Nebenwirkungen. In: Handelsblatt vom 6. Februar 2011
- Joachim Scholtyseck, Carsten Burhop, Michael Kißener, Hermann Schäfer: Merck – Von der Apotheke zum Weltkonzern, Verlag C.H.Beck, 1. Auflage, München 2018, ISBN 978-3-406-70038-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Merck in der 13. Generation | Börsengeschichte. In: boerse.ARD.de. 9. September 2015, archiviert vom Original am 26. Mai 2019; abgerufen am 26. Mai 2019.
- Geschäftsbericht 2020, abgerufen am 6. März 2021
- Merck KGaA: Der Name Merck (Memento vom 8. Oktober 2010 im Internet Archive). Abgerufen am 26. Oktober 2010.
- The Merck Index* Online auf der Homepage der Royal Society of Chemistry abgerufen am 21. August 2018.
- Handelsblatt.de: Darmstädter dürfen Sigma-Aldrich für 13,1 Milliarden Euro kaufen
- Merck KGaA - Standort Darmstadt. Merck KGaA, abgerufen am 6. März 2021.
- Merck-Strippenzieher – 400 Millionen in zwei Wochen. In: Manager Magazin vom 14. Juni 2006.
- Gesellschafterrat der E. Merck KG (Memento vom 26. November 2010 im Internet Archive). Abgerufen am 26. Oktober 2010.
- W. Huber: Aufsichtsgremien der E. Merck OHG neu besetzt. Pressemitteilung der Merck KGaA vom 28. Juli 2004.
- J. Salz u. a.: Merck setzt auf neue Medikamente. In: Wirtschaftswoche vom 16. Januar 2007.
- Shares & Bonds - Investors | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 26. Mai 2019.
- BaFin - Bedeutende Stimmrechtsanteile nach § 33, § 38 und § 39 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG). Abgerufen am 26. Mai 2019.
- Merck gibt Rechte an Stoffwechselmittel Kuvan an US-Spezialisten zurück. Abgerufen am 26. Mai 2019.
- Immunonkologie: Merck kooperiert mit Pfizer. In: pharmazeutische-zeitung.de. 17. November 2014, abgerufen am 1. Juli 2015.
- Siegfried Hofmann: Pharmariese scheitert mit „Hochrisiko-Projekt“. In: handelsblatt.com. 7. Dezember 2015, abgerufen am 31. Mai 2016.
- Successfully divests Consumer Health - News | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 5. Oktober 2019 (englisch).
- Unternehmen Allergophama. Abgerufen am 17. Januar 2017.
- Merck verkauft Allergopharma an die Dermapharm Holding SE, PM Merck vom 19. Februar 2020, abgerufen am 20. Februar 2020
- Kirsten Sucker-Sket (ks): Fresenius kauft Biosimilars von Merck. In: DAZ.online. 4. September 2017 (deutsche-apotheker-zeitung.de [abgerufen am 24. Januar 2018]).
- Merck Gernsheim nun zukunftssicher (Memento vom 7. Juni 2016 im Internet Archive)
- H. Simon: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus Verlag, 2007. ISBN 978-3-593-38380-4. S. 20.
- Merck und WHO beschließen Partnerschaft. In: Ärzte Zeitung vom 26. April 2007.
- ava: Merck Serono will Bilharziose ausrotten. In: Ärzte Zeitung vom 30. Januar 2012.
- eb: Merck KGaA unterstützt Kampf gegen Bilharziose. In: Ärzte Zeitung vom 15. Dezember 2011.
- Schistosomiasis - Company | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 26. Mai 2019.
- Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Eine Familie schreibt Pharmaziegeschichte. (Museum der Firma Merck, Darmstadt) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 182–184, ISBN 978-3-7776-2511-9