Oxford
Oxford (ˈɒksfəd) ist die Hauptstadt der Grafschaft Oxfordshire in England, Großbritannien. Die Stadt liegt an Themse und Cherwell 90 km nordwestlich von London, hat über 150.000 Einwohner und ist Sitz der alten und renommierten Universität Oxford sowie der jüngeren Oxford Brookes University. Oxford bildet zugleich einen eigenständigen Distrikt innerhalb der Grafschaft.
City of Oxford Oxford | |||
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Koordinaten | 51° 45′ N, 1° 15′ W | ||
OS National Grid | SP513061 | ||
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Traditionelle Grafschaft | Oxfordshire | ||
Einwohner | 154.327 (Stand: 2018)[1] | ||
Fläche | 45,59 km² (17,6 mi²) | ||
Bevölkerungsdichte: | 3385 Einw. je km² | ||
Verwaltung | |||
Post town | Oxford | ||
Postleitzahlenabschnitt | OX1 – OX4 | ||
Vorwahl | 01865 | ||
Landesteil | England | ||
Region | South East England | ||
Shire county | Oxfordshire | ||
Zeremonielle Grafschaft | Oxfordshire | ||
District | Oxford | ||
ONS-Code | 38UC | ||
Website: www.oxford.gov.uk | |||
Oxford ist bekannt als city of dreaming spires, ein Begriff, den Matthew Arnold aufgrund der harmonischen Architektur der Universitätsgebäude prägte. Anders als der große Rivale Cambridge ist Oxford zugleich eine Industriestadt.
Geschichte
Oxford tauchte zum ersten Mal zur Zeit der Sachsen unter dem Namen Oxanforda auf, welches „Ford of the Oxen“, also Furt der Ochsen, also Ochsenfurt, bedeutet. Es geht auf die Gründungen des Klosters einer sächsischen Prinzessin und Nonne namens Frideswide im 8. Jahrhundert zurück und wurde in der Angelsächsischen Chronik von 912 erstmals urkundlich erwähnt. Im 10. Jahrhundert wurde Oxford eine militärisch äußerst bedeutende Stadt im Kampf zwischen den Königreichen Mercia und Wessex.
Die University of Oxford ist erstmals in Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert zu finden. Die ersten Colleges der Universität waren das University College (1249), Balliol College (1263) und Merton College (1264).
Im Jahr 1322 fand ein Konzil in Oxford statt, bei dem unter anderem die Abnahme der Beichte bei Frauen an dunklen Orten verboten wurde.[2]
Die Christ Church Cathedral ist eine Collegekapelle und eine Kathedrale. Ursprünglich die Hauptkirche von St. Frideswide, wurde das Gebäude erweitert und als Kapelle in die Struktur des Christ Church College eingegliedert. Seine doppelte Funktion sowohl als Kapelle für das College als auch als Kathedrale für die Diocese of Oxford hat es seit 1546. Diese Partnerschaft war des Öfteren sehr schwierig und viele Studenten wurden am St Scholastica Day riot von 1355 getötet.
Während des English Civil War 1642 war Oxford, nachdem der König aus London vertrieben worden war, Regierungssitz des Königs Charles I., obwohl es in der Stadt eine breite Unterstützung für die Parlamentarier gab. Die Stadt stritt unter General Fairfax 1646 für die Sache der Parlamentarier.
Seit 1790 verbindet der Oxford Canal die Stadt mit Coventry und dem Industriegebiet um Birmingham. Für eine kurze Zeit zählte der Oxford Canal zu den wichtigsten und profitabelsten Verkehrsstrecken in England, über die die Oxford Canal Company den Großteil des Handels zwischen London und den Midlands abwickelte. Transportiert wurden mit sog. Narrowboats vor allem Kohle, Stein und landwirtschaftliche Produkte. Mit der Inbetriebnahme des Kanals sank der Kohlepreis in Oxford innerhalb kürzester Zeit auf ein Achtel.
In den 1840er Jahren stellten die Great Western Railway und die London and North Western Railway eine Eisenbahn-Verbindung nach London her.
Im 19. Jahrhundert rückte der Streit um die Oxford-Bewegung in der Anglikanischen Kirche die Stadt in das Blickfeld der Bevölkerung. Das Rathaus von Oxford wurde während der Herrschaft von Königin Victoria errichtet. Obwohl Oxford schon seit 1542 den Status einer City hat, wird das Rathaus weiterhin Town Hall genannt.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erlebte Oxford einen großen Aufschwung, nachdem sich vor allem Druckereien und Verlagshäuser dort niedergelassen hatten. Infolgedessen stieg auch die Zahl der Einwohner erheblich. Etwa zur gleichen Zeit gründete William Morris die Morris Motor Company in Cowley, einem Vorort von Oxford. Wegen dieser Industrialisierung gewann Oxford 40.000 mehr Bewohner. Das von ihm begründete Werk produziert heute noch Autos und gehört mittlerweile als Produktionsstätte des Minis zum BMW-Konzern. Im Zweiten Weltkrieg blieb Oxford vor Angriffen durch die deutsche Luftwaffe verschont.
Die Automobilproduktion brachte zahlreiche Gastarbeiter nach Oxford. Zusammen mit den Einwanderern aus Südostasien und den vielen Studenten geben sie der Stadt einen kosmopolitischen Charakter. Das gilt besonders für den Stadtteil Headington und die Cowley Road mit ihren vielen Kneipen, Cafés, Restaurants, Clubs, Asia Shops und Fast-Food-Restaurants.
Neben der Oxford University beherbergt die Stadt auch eine weitere Universität, die Oxford Brookes University, deren Entstehung bis ins Jahr 1865 zurückzuverfolgen ist. Den Titel „University“ trägt sie seit 1992 mit Hauptsitz in Headington.[3]
2015 enthüllte ein Bericht, dass in Oxford und ganz Oxfordshire von 2000 bis 2015 373 Mädchen ab einem Alter von 11 Jahren Opfer bandenmäßigen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, Kinderprostitution und Menschenhandel durch britisch-pakistanische Männer wurden. Wie in ähnlichen Fällen in Rochdale, Rotherham, Derby und Bristol schritten die Behörden trotz Hinweisen nicht ein. Wie bei anderen Missbrauchsskandalen in Großbritannien reagierten die Behörden nicht, weil sie befürchteten, rassistische Vorurteile zu bedienen. Die Mädchen waren in der Regel weiße Britinnen.[4][5]
Gliederung des Distrikts
In den Randbereichen des Distrikts liegen vier kleinere Gemeinden (Civil Parish): Blackbird Leys, Risinghurst and Sandhills, Littlemore und Old Marston. Der weit überwiegende Teil steht als unparished area außerhalb dieses Systems. Das bedeutet, dass die anfallenden Entscheidungen auf der Ebene des Distrikts gefällt werden, ebenso die Erledigung damit verbundener Aufgaben.[6]
Stadtteile, Vor- und Nachbarorte
Barton, Binsey, Blackbird Leys, Botley, Cowley, Cowley Marsh, Cutteslowe, East Oxford, Godstow, Grandpont, Greater Leys, Headington, Headington Quarry, Iffley, Jericho, Littlemore, Marston, New Headington, New Hinksey, Kennington, New Marston, Norham Manor, North Hinksey, North Oxford, Osney, Risinghurst, Rose Hill, Sandhills, South Hinksey, Summertown, Temple Cowley, Walton Manor, Wolvercote, Wood Farm.
Verkehr
Oxford liegt etwa 80 Kilometer nordwestlich von London und ist über den Motorway M40 nach Südosten mit der Hauptstadt und nach Norden hin mit Birmingham verbunden. Es bestehen Eisenbahnverbindungen u. a. nach London Paddington, Birmingham, Worcester und Bicester. Des Weiteren besteht eine direkte Expressbus-Verbindung zwischen Oxford und London Victoria Coach Station, die von zwei Busgesellschaften mit mehreren Abfahrten in der Stunde betrieben wird.
Der Oxford Canal verbindet Oxford mit der Stadt Coventry. Er hat seine wirtschaftliche Bedeutung als Verkehrsweg verloren und dient heute nur noch den Freizeitkapitänen auf ihren zu schwimmenden Ferienwohnungen umgebauten Narrowboats.
In Kidlington (etwa 7 km nördlich des Stadtzentrums) liegt der London Oxford Airport, ein Flughafen, der für Privat- und Geschäftsflugzeuge genutzt wird.
Die Innenstadt von Oxford soll ab August 2021 emissionsfrei sein. Dazu wurde das Projekt Zero Emission Zone (ZEZ) ins Leben gerufen.
Sport
Wohl am bekanntesten dürfte die Rudermannschaft sein, die jedes Jahr gegen die Mannschaft von Cambridge in einem Rennen (Boat Race) auf der Themse antritt. Das Kassam Stadium in Blackbird Leys ist die Heimspielstätte des Fußballvereines Oxford United, der trotz hoher Investitionen nur in den unteren Ligen Englands spielt.
Am 13. März 1909 verlor die deutsche Fußballnationalmannschaft in Oxford mit 0:9 gegen die Engländer. Dies blieb bis heute die höchste Niederlage der deutschen Auswahl.
Neben dem Rudern ist das sogenannte Punting in Oxford (wie auch in Cambridge) äußerst beliebt, welches dem Tübinger Stocherkahn ähnelt.
Im Motorradsport gehört das Oxforder Speedway-Elite-League Profi-Team der Oxford Cheetahs zu den bekanntesten auf der britischen Insel.
Sehenswürdigkeiten
Oxford hat viele große Touristenattraktionen, einige davon im Zusammenhang mit der Universität, wie z. B. das Ashmolean Museum, das Pitt Rivers Museum und die Bodleian Library. Im Stadtzentrum befindet sich der Carfax Tower aus dem 11. Jahrhundert. Im Sommer sind Bootsfahrten auf der Themse und dem Cherwell beliebt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind
- Christ Church Cathedral
- Church of St Mary the Virgin (auch University Church genannt)
- St.-Aloysius-Kirche, römisch-katholisch
- Clarendon Building
- Radcliffe Camera
- Sheldonian Theatre
- Somerville College
- Radcliffe Observatory
- Oxford University Press
- Botanischer Garten
- Zahlreiche Parks, darunter die University Parks und der South Park.
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Oxford sind:
Persönlichkeiten
Literatur in Oxford
Die Kriminalromane um „Inspektor Morse“ von Colin Dexter spielen in Oxford und wurden auch hier geschrieben. Weitere Autoren, die mit Oxford in Verbindung standen:
- John Ronald Reuel Tolkien (Anglistik-Professor am Pembroke College, vorher Student am Exeter College)
- C. S. Lewis (Fellow am Magdalen College)
- John Henry Newman (Fellow am Oriel College)
- Iris Murdoch (Studentin am Somerville College und Fellow am St Anne’s College)
- Philip Pullman
- Lewis Carroll
- Javier Marías (spanischer Schriftsteller, lehrte ein Jahr in Oxford, sein Roman Alle Seelen spielt dort)
- Dorothy L. Sayers (eine der ersten Studentinnen in Oxford (Somerville College), ihr Detektivroman Gaudy Night (1935) ist ein Klassiker der Oxford-Krimiliteratur)
Literatur
- Peter Sager: Oxford und Cambridge. Eine Kulturgeschichte. Schöffling, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-89561-671-6.
- Peter Sager: Oxford. Eine Kulturgeschichte. Insel, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-458-35034-7 (Insel-Taschenbuch 3334).
- Fabian Pregel: Oxford. Goldfinch, Hamburg 2007, ISBN 978-3-940258-04-5.
- Eleanor Chance, Christina Colvin, Janet Cooper, C J Day, T G Hassall, Mary Jessup and Nesta Selwyn: A History of the County of Oxford: Volume 4, the City of Oxford. London, 1979. (englisch)
- Oxford. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 12, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 580.
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt Oxford (englisch)
- Statistische Daten auf Basis der Volkszählung 2011 auf der Website des Office for National Statistics (englisch)
- District Oxford in der Datenbank des Ordnance Survey (englisch)
Belege
- Office for National Statistics: UK Midyear Estimates 2019, Population Estimates for UK, England and Wales, Scotland and Northern Ireland, 25. Juni 2019 (XLS-Datei; 1,4 MB).
- Oskar Panizza: Deutsche Thesen gegen den Papst und seine Dunkelmänner. Mit einem Geleitwort von M. G. Conrad. Neuausgabe (Auswahl aus den „666 Thesen und Zitaten“). Nordland-Verlag, Berlin 1940, S. 42.
- Oxford Brookes University: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Juni 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 19. August 2011.
- Allison Pearson: Oxford grooming gang. We will regret ignoring Asian thugs who target white girls. In: The Telegraph, 15. Mai 2013.
- Sandra Laville: Professionals blamed Oxfordshire girls for their sexual abuse, report finds. In: The Guardian, 3. März 2015.
- Option One: No change to local governance. Beschreibung einer derartigen Konstellation am Beispiel Bexhill von Herbst 2017 anlässlich einer durch eine Petition aus der Bevölkerung ausgelösten Überprüfung, Website des Distrikts Rother, abgerufen am 29. März 2018 (englisch)