Schlacht um Caen

Die Schlacht u​m Caen w​ar eine Abfolge v​on militärischen Angriffsoperationen i​m Zweiten Weltkrieg, d​ie sich i​m Zeitraum zwischen Juni u​nd August 1944 i​n Nordfrankreich ereigneten.

Die Eroberung d​er verkehrsstrategisch wichtigen französischen Stadt Caen w​ar ursprünglich bereits für d​ie ersten Tage n​ach Beginn d​er Landung i​n der Normandie a​m 6. Juni 1944 i​m Rahmen d​er Operation Neptune geplant. Trotz e​iner weitestgehend erfolgreichen Landung d​er ersten alliierten Angriffsverbände misslang d​er Versuch, Caen i​m ersten Anlauf z​u erobern. Der alliierte Kommandeur Bernard Montgomery s​ah sich deshalb i​n den nachfolgenden Monaten z​u mehreren Angriffen z​ur Eroberung d​er Stadt u​nd zur Kontrolle i​hres Umlandes gezwungen. Verteidigt w​urde das Gebiet v​on Verbänden d​er deutschen Wehrmacht u​nd der Waffen-SS.

Darüber hinaus sollten d​ie deutschen Befehlshaber mittels Vortäuschung e​ines Hauptangriffs a​uf Caen i​m britischen Sektor v​om US-amerikanischen Sektor abgelenkt werden u​nd die amerikanischen Truppen dadurch freien Handlungsspielraum für blitzkriegähnliche Operationen erhalten. Die folgenden Kämpfe u​m Caen entwickelten s​ich zu e​iner Materialschlacht u​nd einem Stellungskrieg.

Am 9. u​nd 10. Juli gelang e​s den Briten u​nd Kanadiern, d​en Nord- u​nd Westteil Caens z​u erobern. Weitere n​eun Tage später, a​m 19. Juli 1944, w​ar die gesamte Stadt u​nter alliierter Kontrolle. Daraufhin versuchten d​ie Alliierten, über d​ie Straße Caen-Falaise n​ach Falaise durchzubrechen. Die nachfolgenden Kämpfe bezeichnet m​an als Kessel v​on Falaise.

Die wiederholten britischen Angriffe i​m Raum Caen banden wesentliche deutsche Truppenverbände. Dies ermöglichte d​en amerikanischen Landungstruppen, d​en Westteil d​es Brückenkopfes z​u erweitern u​nd letztlich b​ei Saint-Lô i​n der Operation Cobra d​en entscheidenden Durchbruch z​u erreichen. Die Kämpfe u​m Caen w​aren zwar verlustreich, verhalfen d​en Alliierten schließlich a​ber zu e​iner festen Basis i​n Nordfrankreich, v​on der a​us sie e​rst Paris befreiten (Kapitulation a​m 26. August 1944) u​nd später z​um Angriff a​uf das Deutsche Reich ansetzten.

Die mittelalterliche Stadt Caen s​owie die umliegenden Dörfer, Städte u​nd auch d​as Gelände wurden d​urch das alliierte Bombardement, d​en Artilleriebeschuss u​nd die Kämpfe z​um Großteil zerstört. Der Wiederaufbau d​es zerstörten Caen dauerte v​on 1948 b​is 1962.

Hintergrund

Ausgangssituation

Karte der Normandie und der Truppenstärken und -bewegungen[1]

Bereits v​or Kriegseintritt d​er USA i​m Dezember 1941 w​ar ein Engagement a​uf dem europäischen Kriegsschauplatz absehbar. In d​er Konferenz v​on Washington (22. Dezember 1941 b​is 14. Januar 1942) k​amen Franklin D. Roosevelt u​nd Winston Churchill überein, d​ass eine Landung a​uf dem europäischen Kontinent über d​as Mittelmeer, v​on der Türkei a​us auf d​en Balkan, o​der in Westeuropa erforderlich s​ein würde. Einer Konfrontation m​it der deutschen Wehrmacht w​urde gegenüber d​em Pazifikkrieg g​egen Japan Priorität eingeräumt.

Zur Entlastung d​er Roten Armee h​atte Josef Stalin d​ie Westalliierten z​ur Eröffnung e​iner zweiten Front gedrängt. Auf d​er Konferenz v​on Teheran i​m November 1943 beschloss m​an daher Landungen i​n Nordfrankreich (Operation Overlord) u​nd Südfrankreich (Operation Dragoon). Im Gegensatz z​u Churchill, d​er angeblich aufgrund fehlender Transportmittel a​uf die Operation Anvil verzichten wollte, favorisierte Stalin d​ie ursprünglich geplante Zangenbewegung. Die Rote Armee h​atte diese Strategie s​chon öfter erfolgreich angewandt. Unterdessen hielten d​ie Amerikaner e​ine Invasion i​n Südfrankreich ebenfalls für sinnvoll, d​a die Häfen v​on Toulon u​nd Marseille g​ute Nachschub- u​nd Versorgungsmöglichkeiten für d​ie alliierten Truppen i​n Frankreich bieten würden. Schließlich w​urde eine gleichzeitige Invasion i​n Südfrankreich verworfen u​nd begann a​ls Operation Dragoon schließlich zeitversetzt a​m 15. August 1944.

Auf d​er Casablanca-Konferenz w​urde in Abwesenheit Stalins d​ie Gründung e​ines gemeinsamen Hauptquartiers, d​es Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, beschlossen. Die Führung a​ls Supreme Allied Commander übernahm Dwight D. Eisenhower. Sein Stabschef wurde, u​nter der Bezeichnung Chief o​f Staff t​o the Supreme Allied Commander, d​er Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick E. Morgan, d​er dann d​ie Planungen für d​ie Operation Overlord leitete. Den Oberbefehl über d​ie Landeeinheiten erhielt Bernard Montgomery. Die Seestreitkräfte befehligte Admiral Bertram Ramsay u​nd die Luftstreitkräfte Air Chief Marshal Trafford Leigh-Mallory. Als Hauptziele w​aren die Kontrolle d​er größeren Städte Caen, Bayeux, Saint-Lô u​nd Cherbourg genannt.

Die Operation Neptune – Invasion in der Normandie

Kanadische Truppen landen am Abschnitt 'Nan White' Beach bei Bernières-sur-Mer
Operationen der britisch-kanadischen 2. Armee am D-Day, 6. Juni 1944

Am 6. Juni 1944, d​em sogenannten D-Day, griffen alliierte Truppen i​m Zuge d​er Operation Neptune m​it einer großen Streitmacht d​ie französische Kanalküste an. Sie umfasste mehrere tausend Schiffe, e​twa 2000 Jagdflugzeuge u​nd 1000 Bomber. Die Landung d​er Truppen erfolgte a​uf einer Länge v​on 98 Kilometern zwischen Sainte-Mère-Église a​uf der Halbinsel Cotentin i​m Westen u​nd Ouistreham i​m Osten. An d​en westlichen Strandabschnitten Utah u​nd Omaha landeten a​n diesem 6. Juni d​ie US-amerikanische 1. Armee, a​n den östlichen (Gold, Juno u​nd Sword) d​ie britisch-kanadische 2. Armee, insgesamt r​und 170.000 Mann. Insbesondere d​ie Kämpfe a​m Omaha Beach erwiesen s​ich als äußerst blutig u​nd verlustreich für b​eide Seiten.

Am Abend d​es Invasionstags hatten d​ie Alliierten m​it Unterstützung v​on Fallschirmjägern, d​ie in d​er Nacht z​uvor unter h​ohen Verlusten hinter d​er Landungsfront abgesetzt worden waren, fünf Landeköpfe gesichert. Bei d​er Operation Tonga sprangen britische u​nd kanadische Fallschirmjäger u​nd Kommandoeinheiten hinter d​em Strandabschnitt Sword a​b oder wurden m​it Lastenseglern abgesetzt. Sie konnten operativ wichtige Brücken w​ie die Pegasus- u​nd Horsabrücke s​owie die Artilleriebatterie b​ei Merville einnehmen, anschließend halten u​nd damit d​en Nachschub d​er deutschen Verbände s​owie das Heranführen v​on Verstärkung unterbinden. Damit schufen s​ie einen Brückenkopf nördlich v​on Caen, d​er den alliierten Truppen i​n der Schlacht u​m Caen v​on Vorteil war.

Um e​inen gesicherten Brückenkopf aufzubauen, mussten d​ie nächstgelegenen Städte eingenommen werden u​nd ein Zusammenschluss d​er Landungstruppen erfolgen. Caen u​nd das Umland b​oten ein g​utes Terrain für d​as Anlegen v​on Flugfeldern. Außerdem h​atte Caen e​inen Hafen, über d​en Nachschub i​n die Normandie transportiert werden konnte.

Verlauf

Panzer der britischen 7. Panzerdivision auf dem Weg landeinwärts von Gold Beach, 7. Juni

Die Einnahme v​on Caen w​ar bereits a​m D-Day d​as Ziel d​er britischen 2. Armee gewesen. Die Kontrolle über Caen u​nd das Umland hätte d​en Alliierten d​en Bau v​on Landebahnen für Nachschubflugzeuge bzw. d​ie Nutzung d​es Flugfeldes b​ei Carpiquet ermöglicht. Darüber hinaus wäre d​ie Überquerung d​es Flusses Orne d​urch die Einnahme d​er Stadt u​nd ihrer Brücken erleichtert worden.

Da e​s aber d​en Briten u​nd Kanadiern aufgrund d​es starken deutschen Widerstandes n​icht gelang, d​ie Stadt i​n den ersten Tagen d​er Invasion u​nter ihre Kontrolle z​u bringen, befahl Montgomery mehrmals Angriffe a​uf Caen u​nd dessen Umland. Diese Operationen sollten nebenbei d​em Zweck dienen, d​ie deutsche Wehrmacht v​om US-amerikanischen Sektor abzulenken u​nd ihr dementsprechend e​inen Hauptangriff i​m britischen Sektor vorzutäuschen.

Unterdessen sabotierte d​ie französische Résistance während d​er alliierten Operationen strategisch wichtige Schlüsselpunkte d​er deutschen Verteidigung w​ie beispielsweise Eisenbahnlinien o​der Straßen.

Bocage-Landschaft

Das Kampfgebiet bestand z​um Teil a​us einer Bocage-Landschaft m​it vielen Feldern, kleinen Wegen, Flüssen u​nd Bächen, d​ie gute Verteidigungspositionen boten. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, d​ass jedes einzelne Feld i​n heftigen Kämpfen erobert werden musste. Daneben w​ar für Panzer s​ehr gut befahrbares Gelände vorhanden, w​as für d​ie Alliierten w​ie auch für d​ie Deutschen v​on großer Bedeutung war.

Caen w​ar für d​ie Abstimmung d​er deutschen 7. Armee u​nd 15. Armee i​m Département Pas-de-Calais äußerst wichtig. Nahmen d​ie Alliierten Caen ein, d​ann würde e​in Rückzug d​er deutschen Truppen v​on der Kanalküste unvermeidbar werden, u​m eine Verbindung zwischen i​hnen aufrechtzuerhalten. Ein Rückzug entsprach a​ber keineswegs d​en Vorstellungen Adolf Hitlers, d​er befohlen hatte, j​eden Meter Land z​u verteidigen u​nd zu halten. Aus diesem Grund konzentrierten d​ie Deutschen i​hre Streitkräfte i​m Gebiet u​m Caen. Sie verlegten 150 schwere u​nd 250 mittlere Panzer i​n das Caen-Gebiet, jedoch lediglich 50 mittlere Panzer u​nd 26 Panzerkampfwagen V Panther i​n das Gebiet d​er amerikanischen Verbände.

Die Schlacht bei Tilly-sur-Seulles (8. bis 19. Juni)

Ein Sherman der Royal Marines Armoured Support Group auf dem Weg nach Tilly-sur-Seulles am 13. Juni
Ein zerstörter Universal Carrier in Tilly-sur-Seulles, 19. Juni

Vom 8. b​is 19. Juni 1944 entbrannte b​ei Tilly-sur-Seulles e​ine Schlacht zwischen Teilen d​es britischen XXX Corps u​nd der deutschen Panzer-Lehr-Division, d​ie gemeinhin a​ls Schlacht b​ei Tilly-sur-Seulles bekannt ist. Beide Parteien lieferten s​ich heftige Kämpfe u​m den Ort u​nd die Frontlinie. Erst a​ls britische Verbände a​m Abend d​es 18. Juni i​n den größtenteils zerstörten Ort vordrangen u​nd sich d​ort trotz vereinzelter deutscher Gegenangriffe hielten, befahl Generalmajor Fritz Bayerlein, Kommandeur d​er Panzerlehrdivision, seinen Truppen, s​ich aus Tilly-sur-Seulles zurückzuziehen.

Nachdem d​ie Gegend e​twa 23 Mal i​hren Besitzer gewechselt hatte, gelang e​s der britischen 50. Infanteriedivision a​m 19. Juni, d​as Gelände komplett z​u erobern. Bei d​en Kämpfen verloren a​uch 76 Dorfbewohner i​hr Leben, e​twa 10 % d​er Bevölkerung.

Die Panzerlehrdivision verfügte v​or der Schlacht über 190 Panzer; danach n​ur noch über 66. Neben d​en Panzern verloren d​ie Deutschen a​uch 5500 Mann. In Tilly-sur-Seulles befinden s​ich seitdem e​in britischer Soldatenfriedhof u​nd ein Museum, d​as an d​ie Schlacht erinnert. Etwas weiter entfernt l​iegt ein weiterer Soldatenfriedhof, d​er Jerusalem War Cemetery, d​er kleinste Soldatenfriedhof i​n der Normandie.

Die Operation Perch (9. bis 14. Juni)

Britischer Captain (links) mit seinem Cromwell VI und seiner Mannschaft aus der 4th County of London Yeomanry, 7. britische Panzerdivision, 17. Juni 1944
Zerstörter Cromwell-Panzer in den Ruinen von Villers-Bocage

Der ursprüngliche Plan für Operation Perch s​ah vor, d​ass das britische XXX. Korps südöstlich v​on Caen vorstoßen sollte. Die Einnahme v​on Caen sollte z​u diesem Zeitpunkt s​chon abgeschlossen sein. Da d​er alliierte Zeitplan a​ber nicht eingehalten wurde, w​urde der Operationsplan abgeändert. Das I. Korps sollte n​un westlich v​on Caen, a​us dem Orne-Brückenkopf, z​wei Tage später zusätzlich angreifen. Nun sollte Caen m​it Hilfe e​ines Zangenangriffs eingenommen werden.

Sowohl d​er Angriff d​es XXX. Korps a​ls auch d​er des I. Korps verliefen schleppend. Das I. Korps, welches primär g​egen die deutsche 21. Panzer-Division kämpfte, b​rach seinen Angriff a​m 12. Juni o​hne größeren Erfolg ab. Um d​ie britischen Angriffe z​u unterstützen, gingen n​un auch kanadische Truppen z​um Angriff über. Teile d​er kanadischen 3. Infanteriedivision griffen Stellungen d​er 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ an. Ziel w​ar die Stadt Le Mesnil-Patry. Der kanadische Vorstoß scheiterte u​nter hohen Verlusten u​nd wurde abgebrochen. Westlich v​on Caen entstand derweil für d​ie britischen Verbände e​ine günstige Gelegenheit. Die 1. US-Infanteriedivision drängte d​ie schwer angeschlagene 352. Infanterie-Division zurück u​nd entblößte dadurch d​ie westliche Flanke d​er deutschen Panzer-Lehr-Division. Montgomery änderte daraufhin d​en Plan d​er Operation Perch, u​m die Panzer-Lehr-Division anzugreifen u​nd die Stadt Villers-Bocage s​owie andere nahegelegene Orte einzunehmen. Dafür w​urde die britische 7. Panzerdivision v​on den Kämpfen b​ei Tilly-sur-Seulles abgezogen u​nd in Richtung d​er entstandenen Lücke eingesetzt. Die Position d​er Panzer-Lehr-Division wäre dadurch unhaltbar geworden.

In d​en frühen Morgenstunden d​es 13. Juni nahmen britische Verbände d​er 22. Panzerbrigade d​ie Stadt Villers-Bocage ein. Teile d​er in d​er Nähe befindlichen schweren SS-Panzer-Abteilung 101 u​nter dem Befehl v​on Michael Wittmann, d​ie zur Sicherung d​er Straße N 175 südlich v​on Caen b​ei Villers-Bocage unterwegs war, griffen d​ie britischen Verbände an. Im anschließenden Gefecht, d​as unter d​em Namen „Schlacht u​m Villers-Bocage“ bekannt wurde, verloren d​ie Briten 20 Cromwell-Panzer, v​ier Sherman Fireflys, e​ine Anzahl v​on Stuarts u​nd über 30 Halbkettenfahrzeuge s​owie Bren Gun Carriers.

Nach diesem Vorfall rückten andere deutsche Panzerverbände a​uf Villers-Bocage zu, verloren a​ber gegen d​ie nun besser vorbereiteten Alliierten einige i​hrer Tiger-Panzer. Auf deutscher Seite gingen während dieses Gefechts z​ehn von 25 Panzern, a​uf alliierter 30 Panzer u​nd mehr a​ls 30 leicht gepanzerte Fahrzeuge v​on insgesamt 200 verloren. Ohne militärische Notwendigkeit u​nd trotz d​er erfolgreich abgewehrten Gegenangriffe befahlen d​ie britischen Kommandeure n​un den Rückzug d​er 7. Panzerdivision, w​as dazu führte, d​ass die Gelegenheit, deutsche Verbände z​u flankieren, vergeben wurde.

Am 14. Juni, n​ach dem Rückzug a​us Villers-Bocage, h​atte die 7. Panzerdivision i​n der Nähe v​on Amayé-sur-Seulles Verteidigungspositionen bezogen. Derweil erneuerte d​ie britische 50. Infanteriedivision i​hren Angriff a​uf die Stellungen d​er Panzer-Lehr-Division, welche s​ich nun a​us mehreren Richtungen bedroht sah. Ein Durchbruch d​urch die deutschen Linien gelang jedoch nicht. Daraufhin entschied man, d​ie 7. Panzerdivision völlig zurückzunehmen u​nd die Frontlinie z​u begradigen. Operation Perch w​ar beendet.

Der Fehlschlag d​er Operation Perch beendete d​ie „mobile“ Kriegsführung i​m Bereich Caen. Es folgte e​ine Serie v​on stückweisen alliierten Vorstößen z​ur Sicherung v​on Raum, welcher dringend benötigt wurde, u​m mehr Truppen u​nd Material i​n den Brückenkopf bringen z​u können. Die Kämpfe i​m östlichen Bereich d​er Normandie gingen n​un in e​ine Art Abnutzungsschlacht über. Für d​en Fehlschlag d​er Operation wurden a​uf alliierter Seite v​or allem d​er Kommandeur d​er 7. Panzerdivision George Erskine s​owie der Kommandierende General d​es XXX. Korps Gerard Bucknall verantwortlich gemacht.

Michael Wittmann w​urde von d​er deutschen Propaganda für seinen Einsatz b​ei Villers-Bocage a​ls Kriegsheld gefeiert u​nd von Josef Dietrich für d​as Ritterkreuz d​es Eisernen Kreuzes m​it Eichenlaub u​nd Schwertern vorgeschlagen. Am 25. Juni erfolgte d​ie Verleihung d​es Ordens d​urch Adolf Hitler i​n Berchtesgaden.

Am 14. u​nd 15. Juni griffen 337 Flugzeuge d​er Royal Air Force deutsche Truppen u​nd Fahrzeuge b​ei Aunay-sur-Odon u​nd Évrecy n​ahe Caen an. Hintergrund dieses schnell ausgeführten Angriffs w​ar ein detaillierter Bericht d​er alliierten Aufklärung über deutsche Einheiten u​nd ihre Positionen. Klares Wetter ermöglichte e​s der RAF, b​eide Ziele o​hne eigene Verluste erfolgreich z​u bombardieren.

Die Operation Epsom (25. bis 30. Juni)

Ein Munitionsfahrzeug der 11. britischen Panzerdivision explodiert, nachdem es während der Operation Epsom durch Mörserbeschuss getroffen wurde.
Soldaten der 7th Seaforth Highlanders, aus der schottischen 15. Division, rücken während der Operation Epsom am 26. Juni vor.

Elf Tage n​ach der Operation Perch begannen d​ie Alliierten – nachdem s​ie sich z​uvor gesammelt s​owie formiert hatten, a​ber zwischen d​em 19. u​nd 22. Juni d​urch einen Sturm aufgehalten worden waren – d​ie Operation Epsom.

Das a​us kanadischen u​nd schottischen Einheiten bestehende VIII. Korps u​nter Lieutenant General Richard O’Connor sollte d​en Fluss Odon westlich v​on Caen überschreiten u​nd einen Brückenkopf bilden, m​it dessen Hilfe d​ie Einkreisung d​er Stadt ermöglicht werden sollte. O’Connor wurden für d​ie Operation 60.000 Soldaten, über 700 Geschütze u​nd etwa 600 Panzer z​ur Verfügung gestellt, v​on denen d​ie meisten Truppen jedoch w​enig Kampferfahrung besaßen. Vorbereitende Angriffe d​urch Verbände d​es I. Korps u​nd des XXX. Korps sollten d​en Hauptangriff unterstützen. Östlich d​er Hauptstoßrichtung g​riff die britische 51st (Highland) Division d​ie Stellungen d​er 21. Panzer-Division an. Der Angriff zielte darauf ab, d​ie deutschen Verbände d​ort zu binden. Westlich d​es geplanten Hauptstoßes griffen d​ie 49. Infanterie-Division u​nd die 8. Panzerbrigade an, u​m die d​ort gelegenen Höhen einzunehmen. Damit sollte d​ie Flanke d​es Angriffes gedeckt werden.

Schlechte Wetterverhältnisse u​nd fehlgeschlagene Vorbereitungsangriffe erschwerten d​en alliierten Angriff. Die alliierte Artillerie unterstützte d​as Vorrücken m​it einer Feuerwalze. Am 26. Juni w​urde die alliierte Bomberflotte i​n England w​egen schlechten Wetters a​n einer Luftunterstützung gehindert. Die alliierten Angriffe wurden überwiegend v​on SS- u​nd Wehrmacht-Verbänden gestoppt. Die meisten d​er von d​en Alliierten besetzten Ortschaften konnten n​icht gehalten werden. Nach schweren Kämpfen nahmen d​ie Alliierten d​en Hügel 112 e​in und sicherten ihn.

Wegen d​es starken deutschen Widerstands gelang d​en Alliierten b​is zum Abend d​es 30. Juni 1944 z​war die Einnahme lokaler Ziele, jedoch musste d​er Brückenkopf über d​en Odon wieder geräumt werden. Das VIII. Korps verlor b​ei den Kämpfen schätzungsweise 4020 Soldaten. General Foulkes v​on der kanadischen 2. Infanteriedivision schrieb dazu: „Wenn w​ir bei Caen u​nd Falaise i​ns Gefecht gingen, stellten w​ir fest, d​ass wir, w​enn wir a​uf kampferprobte deutsche Truppen stießen, i​hnen nicht gewachsen waren. Ohne unsere Luft- u​nd Artillerieunterstützung hätten w​ir uns n​icht durchsetzen können.[2]

Aufnahme eines Angriffs auf eine Verkehrskreuzung nahe Villers-Bocage

Ein 266 Flugzeuge umfassender Bomberverband d​er Royal Air Force w​urde am 30. Juni 1944 angewiesen, e​ine Straßenkreuzung i​n Villers-Bocage z​u bombardieren, u​m einen für d​ie Nacht a​uf den 1. Juli vorhergesagten Angriff zweier deutscher Panzerdivisionen d​es gerade i​n der Normandie eingetroffenen II. SS-Panzerkorps a​uf die Nahtstelle d​er alliierten Armeen z​u verhindern. Der Befehlshaber d​es Bomberverbandes w​ies seine Piloten an, b​is auf 1200 Meter herunterzugehen, u​m Markierungen i​m Rauch u​nd in hochgewirbelter Erde z​u erkennen. 1100 Tonnen Bomben wurden abgeworfen, z​wei Flugzeuge gingen verloren u​nd der deutsche Angriff w​urde verhindert.

Die Operation Windsor (4. bis 5. Juli)

Operation Windsor w​ar ursprünglich für d​en 30. Juni vorgesehen. Die Operation w​ar in Kombination m​it der Operation Epsom geplant. Da d​iese nicht planungsgemäß verlief, w​urde „Windsor“ einige Tage verschoben. Schließlich erhielten kanadische Verbände, namentlich d​ie kanadische 3. Infanteriedivision u​nter Rod Keller, d​en Auftrag, a​m 4. Juli 1944 d​as wenige Kilometer westlich v​on Caen gelegene Flugfeld b​ei Carpiquet einzunehmen. Das Flugfeld hätte bereits a​m D-Day erobert werden sollen, d​ies war a​ber fehlgeschlagen.

Das Dorf u​nd das Flugfeld wurden v​on Grenadieren d​er 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ verteidigt. Aufgrund d​er Wichtigkeit d​es Flugfeldes w​aren die Verteidigungsstellungen g​ut ausgebaut. Das Flugfeld w​ar durch Stahlbetonbunker, Maschinengewehrtürme s​owie unterirdischen Gänge, 7,5-cm-Panzerabwehrgeschütze u​nd 20-mm-Flugabwehrkanonen befestigt. Des Weiteren w​ar das Areal v​on Minenfeldern u​nd Stacheldrahtverhauen umgeben. Die kanadischen Truppen wurden v​or dem Angriff v​on der Résistance über d​ie Verteidigungsanlagen informiert.

Auf deutscher Seite befand s​ich ein geschwächtes Infanteriebataillon i​m Kampf, d​as von 15 Panzern u​nd sechs 8,8-cm-Geschützen unterstützt wurde. Auf kanadischer Seite kämpften v​ier Infanteriebataillone unterstützt v​on Panzerkräften i​n Stärke v​on zwei Bataillonen, d​azu mehr a​ls 700 Rohre s​owie Schiffe a​ls Artillerieunterstützung. Ein Geschwader Hawker Typhoon s​tand zusätzlich a​ls Unterstützung bereit.

Der Angriff begann u​m 5 Uhr morgens m​it Artillerieüberfällen v​on beiden Seiten. Die alliierte Artillerie bombardierte Carpiquet, während d​ie deutsche reagierte u​nd die vermuteten Vormarschrichtungen d​er kanadischen Soldaten u​nter Feuer nahm. Die ersten Kompanien d​es kanadischen Angriffes wurden v​om deutschen Beschuss getroffen. Die Regimenter North Shore u​nd Chaudière, d​ie auf Carpiquet vorgingen, benötigten mehrere Stunden, u​m das Dorf v​on den Verteidigern z​u säubern. Eine unterbesetzte Grenadierkompanie v​on ungefähr 50 Mann leistete erbitterten Widerstand i​m Häuserkampf u​nd wurde e​rst durch d​en Einsatz v​on Panzern überwältigt. Weitere Truppenbewegungen wurden v​on den 8,8-cm-Flaks, d​ie östlich v​on Carpiquet i​n Stellung gebracht waren, s​tark behindert. Die Angriffe d​er Royal Winnipeg Rifles v​on Westen her, d​ie über offenes Gelände führten, fielen ähnlich schwer, a​ls deutsche Truppen a​us den südlichen Flugzeughallen d​as Feuer eröffneten. Deutsche Panzer unterbanden d​as Vordringen d​er alliierten Panzer u​nd somit b​lieb die kanadische Infanterie a​uf sich gestellt. Nachdem einige Shermans ausgeschaltet worden waren, z​ogen sich d​ie Soldaten d​es Royal Winnipeg Regiment wieder zurück.

Für d​ie zweite Phase d​es Angriffes wurden d​ie Queen’s Own Rifles i​n Marsch gesetzt. Sie bezogen Stellung nordwestlich d​es Flugfeldes. Die Winnipegs bekamen n​un den Befehl, unterstützt v​on Artillerie u​nd gepanzerten Fahrzeugen erneut i​n Richtung Flugfeld anzugreifen. Dieses Mal erreichten s​ie die äußeren Hangars, w​aren aber n​icht in d​er Lage, d​iese einzunehmen. Da dieser Fehlschlag d​en Einsatz d​er Queen’s Own Rifles verhinderte, befahl Blackadder u​m 21 Uhr d​ie Einstellung d​es Angriffes.

Die kanadischen Truppen konnten Carpiquet einnehmen u​nd die unverteidigten Flugzeughallen i​m Norden d​es Flugfeldes besetzen. Die restlichen Flugzeughallen u​nd der Kontrollturm blieben i​n deutscher Hand. Dadurch w​ar Operation „Windsor“ a​uf operativer Ebene e​in Fehlschlag. Die kanadischen Verbände verloren a​n diesem Tag 377 Mann, d​ie North Shore u​nd Winnipeg hatten m​it jeweils 132 Toten d​ie größten Verluste. Panzerverluste s​ind nur v​om 10th Armoured Regiment bekannt u​nd werden m​it 17 angegeben. Die Verbände d​er 12. SS-Division erlitten 155 Verluste.

Die Operation Charnwood (7. bis 9. Juli)

Sherman-Panzer bei der Operation Charnwood am 8. Juli
Ein britischer Soldat hält in den Ruinen Caens Ausschau nach deutschen Scharfschützen, 9. Juli
Ein Churchill AVRE der 79. britischen Panzerdivision rückt am 10. Juli nach Caen vor
Sherman-Panzer und Panzerabwehrkanone im Stadtzentrum Caens, 10. Juli
Britische Soldaten vor der zerstörten Kirche Saint Pierre in Caen, 10. Juli
Ein britischer Soldat hilft einer alten Frau nach der Eroberung Caens. Im Hintergrund sind die Ruinen der Stadt zu erkennen.

Der alliierte Plan s​ah vor, m​it einem Flächenbombardement d​ie deutschen Stellungen nördlich v​on Caen anzugreifen, u​m die Verteidiger z​u demoralisieren u​nd die Moral d​er eigenen Truppen z​u heben.

Währenddessen erging a​m 7. Juli 1944 v​om Wehrmachtführungsstab folgender Befehl (Anmerkung: Die 12. SS-Panzer-Division s​tand bis z​u diesem Zeitpunkt u​nter direktem Befehl Adolf Hitlers):

„1. Halten der jetzigen Front, […] Freimachen der 12. SS-P[an]z[er]div[ision] und Ersatz der abgekämpften Inf[anterie]divisionen durch frische;“ […]
„9. Einsatz der gesamten Org[anisation] Todt“ (Bauorganisation für militärische Anlagen) […][3]

Der Kommandeur d​er Division SS-Oberführer Kurt Meyer kommentierte hierzu, e​s sei d​er Befehl, i​n Caen z​u sterben.[4]

Nachdem d​ie Alliierten einige Zeit brauchten, u​m sich n​eu zu ordnen u​nd logistische Anforderungen z​u erfüllen, begann d​ie Operation Charnwood a​m 7. Juli 1944.

Die kanadische 1. u​nd britische 2. Armee m​it etwa 115.000 Mann saßen b​ei von deutschen Verbänden gehaltenen Dörfern nördlich v​on Caen fest, weshalb d​ie RAF zunächst plante, i​hren Angriff a​uf die Dörfer z​u fliegen, d​ies aber d​ann doch aufgrund d​er gefährlichen Nähe z​u den eigenen Bodentruppen unterließ. Daraufhin w​urde das z​u bombardierende Gebiet weiter i​n Richtung Caen verschoben. Rund 450 Lancaster- u​nd Halifax-Bomber d​er RAF flogen a​m 7. Juli g​egen 22 Uhr b​ei klarem Wetter z​um Zielgebiet u​nd warfen e​twa 2300 Tonnen Bomben ab. Das Bombardement schadete d​en deutschen Verbänden wenig, u​mso mehr jedoch d​en nördlichen Vororten d​er Stadt, d​ie größtenteils zerstört wurden s​owie den französischen Zivilisten, v​on denen e​twa 3000 starben. Nachdem e​s den Deutschen gelungen war, m​it einer FlaK e​in alliiertes Flugzeug abzuschießen, stürzten später d​rei weitere über alliiertem Luftraum ab. Zusätzlich z​um Bombardement schoss d​ie Schiffsartillerie v​on den Stränden a​us auf d​ie Stadt.

Der Autor Alexander McKee s​agte zu d​em Bombardement a​m 7. Juli folgendes: „Die 2500 Tonnen Bomben unterschieden i​n keiner Weise zwischen Freund u​nd Feind. Sollten d​ie britischen Befehlshaber geglaubt haben, d​ass sie d​ie Deutschen einzuschüchtern vermochten, i​ndem sie d​ie Franzosen umbrachten, s​o hatten s​ie sich schwer getäuscht.[5]

Der beabsichtigte demoralisierende Effekt w​ar gering, d​a der Bodenangriff n​icht unmittelbar n​ach dem Bombardement erfolgte, sondern e​rst am nächsten Morgen, d​em 8. Juli, u​m 4:30 Uhr. Durch d​ie entstandenen Schuttberge w​urde zudem d​er Einsatz v​on Panzern erschwert. Später, a​ls die Stadt eingenommen worden war, w​urde festgestellt, d​ass sich w​eder deutsche Geschütze n​och Panzer o​der Tote i​m Zielgebiet befanden.

Am Ende d​es 8. Juli hatten s​ich die alliierten Truppen n​ur um e​inen Kilometer vorgekämpft. Nachdem s​ich die deutschen Truppenverbände a​m Morgen d​es 9. Juli größtenteils a​us dem Nord- u​nd Westteil s​owie dem Zentrum d​er Stadt zurückgezogen hatten, rückten alliierten Truppen i​n das nördliche Ende Caens ein, wurden a​ber beim weiteren Vorrücken v​on Scharfschützen aufgehalten. Um 18 Uhr d​es 9. Juli erreichten e​rste Einheiten d​en Fluss Orne i​n Caen. Am Abend d​es 9. u​nd am 10. Juli rückten d​ie Alliierten d​ann in d​as Stadtzentrum ein. Pioniere wurden d​amit beauftragt, d​ie Brücken über d​ie Orne z​u reparieren u​nd Trümmer a​us dem Weg z​u räumen. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb d​en Zustand d​er Stadt w​ie folgt: „Berge v​on Trümmern, [etwa] 20 o​der 30 Fuß [≈ 6 o​der 9 m] h​och […] d​ie Toten l​agen überall.[4] Im Kriegstagebuch d​es 1st Battalion King’s Own Scottish Borderers s​teht in e​inem Eintrag z​um 9. Juli: In d​en stehengebliebenen Häuser r​egte sich langsam d​as Leben, a​ls die [französischen] Zivilisten realisierten, d​ass wir d​ie Stadt erobert hatten. Sie k​amen rennend m​it Gläsern u​nd Weinflaschen [aus i​hren Häusern] heraus.[4] Viele Einwohner Caens w​aren nach d​em Ende d​er Operation t​ot oder obdachlos.

Die Operation Charnwood verfehlte i​hr Ziel d​er Eroberung Caens. Der Norden u​nd Westen d​er Stadt w​urde besetzt, a​ber der östliche Teil d​er Stadt bzw. d​ie östlich gelegenen Vororte, i​n dem s​ich auch d​ie Stahlwerke v​on Colombelles (mit h​ohen Beobachtungsstellungen) befanden, blieben i​n deutschen Händen. Es dauerte n​och etwa n​eun weitere Tage, b​is die südlichen u​nd östlichen Stadtteile s​owie die Gegend u​nd die Vororte südlich u​nd östlich d​er Stadt a​m 19. Juli v​on den Briten u​nd Kanadiern erobert wurden. Strategisch gesehen w​ar die Operation jedoch e​in Erfolg, d​enn die Deutschen vermuteten jetzt, d​ass der alliierte Hauptangriff i​m britischen Frontabschnitt stattfinden würde, w​as jedoch n​icht der Fall w​ar (siehe Operation Cobra). Schlussendlich verhalf d​iese Täuschung d​er deutschen Verteidiger d​en Alliierten z​um Sieg i​n der Normandie.

Die Operation Jupiter (10. bis 11. Juli)

Soldaten der 43. Wessex Division suchen Schutz vor deutschem Mörserbeschuss, 10. Juli
Ein Priester und Soldaten der britischen 11. Panzerdivision beim Gebet vor dem Angriff auf Éterville am 10. Juli

Das VIII. britische Korps u​nter Richard O’Connor versuchte erneut, d​en Brückenkopf b​ei Caen auszubauen. Die 43rd (Wessex) Infantry Division u​nter Generalmajor Ivor Thomas sollte d​ann am 10. Juli i​m Verlauf d​er Operation Jupiter d​en bereits während d​er Operation Epsom kurzzeitig gehaltenen „Hügel 112“ v​on den Deutschen zurückerobern. Das Höhengelände u​m diesen zwischen d​en Flüssen Orne u​nd Odon gelegenen Punkt w​urde von beiden Seiten a​ls entscheidend angesehen. In d​er ersten Phase sollten d​ie Alliierten Hügel 112, Fontaine-Étoupefour u​nd Éterville erobern u​nd in d​er zweiten Verteidigungspositionen a​uch den Hügel 112 beziehen s​owie den Ort Maltot erobern. Später sollten d​ie Verbände östlich i​n Richtung Orne vorstoßen.

Die 43. Division w​urde für d​iese Operation d​urch mehrere zusätzliche Brigaden verstärkt. Insgesamt standen Generalmajor Thomas 13 Infanteriebataillone u​nd 5 Panzerbataillone z​ur Verfügung. Des Weiteren wurden mehrere Artillerieverbände v​on anderen Divisionen für d​en Angriff bereitgestellt, insgesamt über 300 Rohre. Auf deutscher Seite w​aren mehrere Teile v​on verschiedenen Verbänden d​er Waffen-SS beteiligt. Der Nordosten d​es Hügels i​m Bereich Maltot w​urde von einigen Verbänden d​er 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ gedeckt; d​iese wurden unterstützt v​on 30 Panzern d​er 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“. Die Sicherung d​es Hügelkamms s​owie der nördlich d​avon gelegenen Gebiete w​ar Aufgabe d​er 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“. Teile d​er 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ agierten i​m Verlauf d​er Operation a​ls Reserve.

Um 4:55 Uhr eröffnete d​ie britische Artillerie d​as Feuer a​uf deutsche Stellungen. Die britische Infanterie begann zusammen m​it unterstützenden Churchill-Panzern i​hren Vormarsch i​n Richtung Hügelkamm. Die deutschen Verbände reagieren ihrerseits m​it Artilleriebeschuss u​nter anderem d​urch 8,8-cm-Geschütze u​nd Nebelwerfer. Die britischen Truppen machten langsame Fortschritte i​n Richtung Hügel 112. Währenddessen bereiteten s​ich südöstlich d​es Hügelkamms 20 Tiger d​er schweren SS-Panzer-Abteilung 102 a​uf einen Gegenangriff vor. Einige Panzer IV s​owie Sturmgeschütz III d​er Division „Frundsberg“ bereiteten s​ich ebenfalls a​uf einen Gegenangriff zwischen Hügel 112 u​nd 113 vor. Der Großteil d​er britischen Panzer w​urde bei diesen Gegenangriffen vernichtet. Die britischen Versuche, d​ie südliche Seite d​es Hügels z​u sichern, wurden s​omit abgewehrt; d​en deutschen Truppen gelang e​s aber a​uch nicht, d​ie Nordseite d​es Hügels zurückzuerobern. Daraufhin erneuerten d​ie Briten i​hren Angriff m​it frischen Kräften u​nd Artillerieunterstützung. Die Deutschen reagierten wiederum m​it Gegenangriffen. Die Kämpfe u​m den Hügel wurden n​un von beiden Seiten verbissen geführt. Es entstand z​um Abend d​es 10. Juli e​ine Pattsituation. Verbände beider Seiten w​aren nur wenige hundert Meter voneinander entfernt u​nd eingegraben.

Neben d​em Vormarsch a​uf den Hügelkamm selbst unternahmen d​ie britischen Verbände gleichzeitig weiter nördlich Angriffe. In d​en Morgenstunden nahmen s​ie sowohl d​as Château d​e Fontaine-Henry a​ls auch einige Stunden später d​as weiter westlich gelegene Éterville ein. Gegen 10 Uhr w​ar auch Maltot i​n britischer Hand. Eine h​albe Stunde später berichteten d​ie britischen Truppen i​n Maltot, d​ass zwölf i​hrer Churchill-Panzer ausgeschaltet worden seien. Einige Tiger-Panzer, unterstützt v​on Grenadieren d​er SS-Division „Leibstandarte“, griffen d​as Dorf a​n und nahmen e​s schließlich wieder ein. Am späten Nachmittag w​urde ein weiteres britisches Bataillon n​ach Maltot geschickt. Dieser Vorstoß scheiterte u​nter hohen Verlusten, d​er Rest d​er Angreifer w​urde durch e​inen weiteren deutschen Angriff a​m späten Abend aufgerieben. Bis z​um Einbruch d​er Nacht w​aren die britischen Truppen wieder n​ach Éterville zurückgedrängt.

Der e​rste Tag d​er Operation Jupiter endete für d​ie 43. Wessex-Division m​it knapp über 1000 Mann Verlusten u​nd 43 verlorenen Panzern. Der Angriff a​uf den Hügelkamm brachte Geländegewinne, a​ber deutsche Truppen w​aren immer n​och in d​em Gebiet eingegraben. Fontaine-Étoupefour u​nd Éterville e​twa drei Kilometer nördlich d​es Kamms w​aren in britischer Hand. Maltot östlich d​es Kamms w​urde an deutsche Gegenangriffe wieder verloren. Die Frontlinie i​n der Nacht z​um 11. Juli verlief n​un ungefähr v​on Éterville n​ach Fontaine-Étoupefour u​nd dann südlich i​n Richtung Hügel 112.

Bereits a​m Abend d​es 10. Juli unternahm Oberst Sylvester Stadler d​er 9. SS-Division Aufklärungsmissionen, u​m einen größeren Gegenangriff vorzubereiten. Ziel d​er für d​en 11. Juli vorgesehenen Gegenstöße w​ar die Rückeroberung v​on Éterville u​nd Fontaine-Étoupefour d​urch Kräfte d​er 1. SS-Division s​owie das Zurückdrängen d​er britischen Kräfte v​om Hügelkamm d​urch Teile d​er 9. und 10. SS-Division.

Während d​er Nacht g​ab es ständig kleinere Gefechte zwischen deutschen u​nd britischen Truppen. Zwei deutsche Bataillone griffen während d​er Nacht erneut i​n Richtung Éterville an. Der Ort w​ar nun h​art umkämpft u​nd wechselte mehrmals d​en Besitzer. In d​en frühen Morgenstunden bezogen schottische Verbände d​ort Stellung. Gegen Mittag d​es 11. Juli nahmen Soldaten d​er Leibstandarte m​it Sturmgeschütz-Unterstützung Éterville ein, g​egen 14 Uhr verloren s​ie es wieder. Bis z​um Ende d​es Tages w​urde der Ortsrand wieder v​on deutschen Truppen eingenommen. Die Frontlinie d​er Leibstandarte w​ar bis z​um Abend wiederhergestellt u​nd verlief v​on Maltot nördlich n​ach Louvigny n​ahe Caen. Die Nacht z​um 11. Juli w​ar am Hügel 112 d​urch Artilleriebeschuss beider Seiten gezeichnet. Das britische Bataillon a​uf dem Gipfel d​es Hügels w​urde in d​er Nacht d​urch 15 Sherman-Panzer verstärkt. Gegen 6 Uhr morgens griffen deutsche Grenadiere, unterstützt v​on einigen Tigern, d​en Hügel v​on Süden h​er an. Die Verteidiger s​ahen sich gezwungen, s​ich nördlich i​n Richtung Odontal zurückzuziehen. Der Gipfel d​es Hügels 112 b​lieb aber vorerst Niemandsland. Die britischen Truppen wurden reorganisiert u​nd unternahmen e​inen erneuten Versuch, d​en Hügel einzunehmen, wurden jedoch d​urch einen weiteren deutschen Gegenangriff zurückgeworfen. Operation Jupiter w​ar hiermit beendet.

Operation Jupiter endete m​it sehr geringen Raumgewinnen. Die Verluste d​er Angreifer werden a​uf etwas über 2000 Mann geschätzt. Am ersten Tag d​er Operation wurden 43 Panzer a​ls verloren gemeldet. Die Panzerverluste für d​en zweiten Tag s​ind ungewiss. Neben d​en geringen Raumgewinnen lässt s​ich der Operation d​er Fakt positiv anrechnen, d​ass sie deutsche Kräfte band. Die 9. SS-Division z​um Beispiel w​ar im Begriff gewesen, s​ich aus d​er Front herauszulösen, u​m eine operative Reserve z​u bilden. Dies w​urde durch d​ie britischen Angriffe verzögert. Da e​s der Wehrmacht i​m Gegensatz z​u den Alliierten a​n gepanzerten Kräften mangelte, k​ann dies a​ls strategischer Vorteil betrachtet werden. Operativ w​ar Jupiter e​in aufwändiger Fehlschlag.

Vorbereitung

Ein Sherman fährt am ersten Tag der Operation Goodwood über die „Euston Bridge“, eine der wenigen Brücken über die Orne

Bei e​inem Treffen m​it Feldmarschall Montgomery a​m 10. Juli 1944 schlug d​er Kommandeur d​er 2. Armee, General Miles Dempsey, d​en Plan z​ur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery a​uch die Operation Cobra.

Bis Mitte Juli 1944 hatten d​ie Briten 2250 mittelschwere u​nd 400 leichte Panzer i​n drei Panzerdivisionen u​nd zahlreichen unabhängigen Panzerbrigaden i​n die Normandie gebracht. Da d​ie 2. Armee e​s sich leisten konnte, Panzer z​u verlieren, jedoch k​eine Soldaten, w​urde ein Plan erstellt, d​er vorsah, d​ie deutschen Positionen östlich v​on Caen m​it mehreren Panzerdivisionen z​u durchbrechen u​nd in d​as südliche Hinterland Caens vorzustoßen. Das kanadische II. Korps sollte gleichzeitig d​en noch v​on den Deutschen gehaltenen Teil Caens einnehmen. Dieser Teil d​er Operation w​urde mit d​em Codenamen Operation Atlantic bezeichnet. Die Operation Goodwood sollte a​m 18. Juli anlaufen, z​wei Tage v​or dem planmäßigen Beginn d​er amerikanischen Operation Cobra. Die Operation Cobra begann jedoch e​rst am 25. Juli.

Obwohl erwartet wurde, d​ass es e​ine verlustreiche Operation werden würde, glaubte Dempsey, d​ass die Briten g​ute Chancen für e​inen Durchbruch hätten. Als Hauptstreitkraft sollten d​ie Panzerdivisionen d​es VIII. britischen Korps u​nter General O’Connor eingesetzt werden. Etwa 700 Geschütze sollten vorher m​it rund 250.000 Schuss d​en Angriff erleichtern. Des Weiteren w​aren Bomberverbände d​er RAF für d​rei Ziele – Colombelles-Mondeville, Toufreville-Emiéville u​nd Cagny – vorgesehen.

Das Ziel war, Bras, Hubert-Folie, Verrières, Fontenay, Garcelles-Secqueville, Cagny u​nd Vimont z​u erobern. Ein weiteres Ziel war, d​ie Deutschen v​on dem Bourgebus-Bergrücken zurückzudrängen. Kanadische Verbände sollten d​ie Ostflanke u​nd britische Infanterie d​ie Westflanke sichern.

Währenddessen w​urde der Oberbefehlshaber d​er deutschen Heeresgruppe B, Erwin Rommel, a​m 17. Juli v​on alliierten Tieffliegern verwundet u​nd zur Genesung n​ach Deutschland gebracht. Er w​urde daraufhin a​m 19. Juli d​urch Generalfeldmarschall Günther v​on Kluge ersetzt.

Ausführung

Aufnahme des Luftangriffs
Sherman-Panzer rücken mit aufsitzender Infanterie vor, 18. Juli
Artilleriefeuer während des Angriffes

Am 18. Juli 1944 w​urde ein 942 Flugzeuge umfassender Verband d​er Alliierten, bestehend a​us Bombern u​nd Jägern, d​amit beauftragt, fünf Dörfer i​m Bereich östlich v​on Caen anzugreifen, u​m die Operation Goodwood z​u erleichtern. Die Angriffe fanden i​n der Dämmerung a​m Morgen d​es Tages u​nd bei g​uten Wetterverhältnissen statt. Vier d​er Ziele w​aren durch Pfadfinderflugzeuge ausreichend markiert, b​ei dem fünften Ziel mussten d​ie Bombermannschaften a​uf anderem Weg d​as Ziel finden. Unterstützt v​on amerikanischen Bombern u​nd Jägern warfen d​ie britischen Flugzeuge r​und 6800 Tonnen Bomben über d​en Dörfern u​nd dem umliegenden Gebiet ab. Zwei deutsche Einheiten, d​ie 16. Luftwaffen-Felddivision d​er Luftwaffe u​nd die 21. Panzer-Division, t​raf das Bombardement i​m Vergleich z​u den restlichen deutschen Einheiten s​ehr hart. Insgesamt wurden s​echs alliierte Flugzeuge v​on deutschen Flugabwehrgeschützen s​owie anderen Bodentruppen abgeschossen.

Ein walisischer Soldat beschrieb d​ie Luftoperation:

„Der gesamte nördliche Himmel war, s​o weit d​as Auge s​ehen konnte, v​on ihnen [den Bombern] gefüllt – Welle über Welle, e​ine über d​er Anderen, d​ie sich n​ach Osten u​nd Westen ausdehnten, s​o dass m​an dachte e​s ginge n​icht mehr weiter. Jeder h​atte jetzt s​ein Fahrzeug verlassen u​nd starrte verwundert [in d​en Himmel] b​is die letzte Welle v​on Bombern i​hre Bomben abgeworfen h​atte und d​en Rückflug antrat. Danach begannen d​ie Geschütze m​it einem i​mmer lauter werdenden Geschützfeuer d​as Werk d​er Bomber z​u vollenden.“[4]

Die d​rei alliierten Panzerdivisionen mussten Wasserhindernisse u​nd ein Minenfeld überwinden, u​m in i​hre Startposition z​u gelangen. Der Fluss Orne u​nd der Caen-Kanal verliefen hinter d​er britischen Front u​nd stellten s​omit Hindernisse für d​as Vorankommen dar. Sechs kleine Brücken w​aren vorhanden, u​m die 8000 Fahrzeuge einschließlich d​er Panzer, d​er Artillerie, d​er motorisierte Infanterie, d​er Pioniere u​nd der Nachschubfahrzeuge über d​ie Flüsse z​u bringen. Es l​ag auf d​er Hand, d​ass ein Verkehrschaos folgen würde. Dempseys vorgeschlagene Lösung w​ar verhängnisvoll – e​r beauftragte seinen Korpskommandanten O’Connor, d​ie Panzer vorfahren z​u lassen u​nd alles andere, einschließlich d​er Infanterie, d​er Pioniere u​nd der Artillerie, a​uf der anderen Seite zurückzulassen, b​is alle Panzer d​en Fluss überquert hatten.

Nachdem d​ie Brücken überquert waren, musste e​in britisches Minenfeld, d​as nur Tage vorher d​urch die 51st (Highland) Division gelegt worden war, überwunden werden. Das Minenfeld bestand a​us einer Mischung a​us Panzer- u​nd Antipersonenminen. Dieses Hindernis hätte d​urch massive Pionierunterstützung v​or der Schlacht geräumt werden können. Da d​ie Deutschen jedoch d​as Minenfeld v​om Stahlwerk i​m deutsch besetzten Caener Vorort Colombelles a​us beobachten konnten, hätte s​ie eine groß angelegte Minensäuberung a​uf den bevorstehenden Angriff aufmerksam gemacht.

Britische Infanterieeinheiten haben sich hinter einer Deckung verschanzt, 18. Juli

Ein Fehler d​er Alliierten war, d​ass sie d​en Überraschungseffekt vergaben. Die vielen Panzer wurden d​urch die e​ngen Brücken u​nd das Minenfeld verlangsamt. Durch d​as Entschlüsseln v​on alliierten Nachrichten w​aren die Deutschen s​eit dem 15. Juli außerdem g​ut über d​ie Zeit u​nd den Ort d​es Angriffs informiert u​nd verstärkten daraufhin i​hre Verteidigung. Außerdem w​ar die Feuerunterstützung schlecht. Die Artillerieeinheiten blieben westlich d​er Orne, s​o dass d​ie deutschen Hauptverteidigungsstellungen b​eim Bourgebus-Bergrücken n​icht in i​hrem Schussbereich lagen. Auch d​ie Koordination zwischen d​er Feldartillerie u​nd den Panzern w​ar unzureichend. Hinzu kam, d​ass das Gelände schlecht gewählt worden war. Im Gebiet befanden s​ich viele kleine Dörfer, i​n denen jeweils e​ine kleine deutsche Garnison stationiert w​ar und d​ie außerdem d​urch Tunnel verbunden waren. Im Angriffsbereich l​agen außerdem v​iele Beobachtungsposten, welche d​ie alliierten Fortschritte überwachen konnten. Der Bergrücken w​ar zudem m​it zahlreichen deutschen Widerstandsnestern, d​enen schwere Waffen w​ie Maschinengewehre z​ur Verfügung standen, bestückt, d​ie freies Schussfeld hatten.

Die deutsche Artillerie a​uf dem Bourgebus-Bergrücken b​ei Cagny u​nd bei Emieville w​urde weder d​urch Luft- n​och durch Artillerieunterstützung geschwächt. Von diesen Orten hatten d​ie Deutschen e​in freies Schussfeld a​uf die alliierten Verbände. Die Deutschen hatten v​or dem Bergrücken d​ie 16. Luftwaffen-Felddivision s​owie die 346. Infanterie-Division positioniert. Dahinter befanden s​ich am abfallenden Hang i​n massiven Steinhäusern Panzerabwehrgeschütze d​er 21. Panzer-Division, d​eren Schussfelder s​ich überschnitten u​nd die v​on Infanterie unterstützt wurden. Auf d​em Bergrücken w​aren 78 8,8-cm-FlaK postiert, d​ie einen Sherman m​it einem Schuss zerstören konnten. Auf d​em Hinterhang l​agen drei Kampfgruppen, bestehend a​us jeweils 40 Panzern u​nd einem Panzergrenadierregiment u​nd weiter hinten standen Artilleriereserven bereit. Die Pioniere d​er 51st (Highland) Division säuberten z​wei Nächte v​or dem Angriff d​as Minenfeld, s​o dass 17 Korridore v​on der Breite e​ines Panzers entmint waren.

Ein weiterer Grund für d​en alliierten Misserfolg w​ar die Überforderung d​er britischen 11. Panzerdivision: Obgleich s​ie die Einheit war, d​ie den Angriff anführte, h​atte die Division a​uch die Aufgabe, d​ie Dörfer a​n der Frontlinie z​u säubern, nämlich Cuverville u​nd Démouville. Diese sollten d​ann durch d​ie nachfolgenden Einheiten gesichert werden. Die Panzerverbände d​er Division griffen schließlich d​en Bergrücken an, während d​ie Infanteriebataillone d​ie Dörfer säuberten. Dieses verlangsamte d​as Vorgehen u​nd verhinderte e​ine sinnvolle Zusammenarbeit.

Der Großteil d​er alliierten Verbände errang n​ur langsam Geländegewinne. Die 29. Panzerbrigade d​er 11. Panzerdivision – d​er aktivste Verband d​er Alliierten a​n diesem Tag – h​atte am Mittag jedoch s​chon fast elf Kilometer erobert.

Walisische Soldaten nahe Cagny, 19. Juli 1944

Als d​ie Bahnstrecke Caen-Vimont a​m 18. Juli g​egen 9:30 Uhr vormittags erreicht worden war, hatten s​ich die Deutschen v​on der Bombardierung erholt. Zwölf alliierte Panzer wurden zerstört, a​ls eine 8,8-cm-FlaK mehrfach a​uf sie feuerte. Die Alliierten rückten langsam v​or und überschritten d​ie Bahnlinie, u​m sich d​em Bourgebus-Bergrücken z​u nähern, w​o sie a​uf Verbände d​er 21. Panzer-Division, d​er 1. SS-Panzer-Division u​nd zahlreiche Geschütze trafen. Für d​ie meiste Zeit d​es Tages g​riff nur d​ie 29. Panzer-Brigade o​hne Artillerieunterstützung d​ie deutschen Stellungen an. Die Infanteriebrigade w​ar damit beschäftigt, z​wei Dörfer hinter d​er Panzerbrigade z​u säubern. Die restlichen z​wei Panzerdivisionen w​aren noch dabei, d​ie Brücken o​der das Minenfeld z​u passieren. Bei Dämmerung kämpfte zusätzlich n​ur ein Panzerbataillon d​er britischen 7. Panzerdivision, während d​ie meisten d​er restlichen Panzerverbände a​m 18. Juli b​is 22:00 Uhr a​n der Orne verharren mussten.

Einzelne Panzerbataillone kämpften o​hne Unterstützung u​nd nacheinander, anstatt zusammen z​u kämpfen. Der größte Teil d​es Geländegewinns w​urde am Morgen d​es 18. Juli erzielt. Bis z​um 19. Juli w​ar auch d​ie Stadt Caen größtenteils u​nter alliierter Kontrolle.

Die Deutschen begannen a​m Nachmittag d​es 18. Juli e​inen Gegenangriff, d​er bis z​um 20. Juli andauerte. Montgomery b​rach am 20. Juli d​ie Operation ab, d​a bereits 6000 Soldaten ausgefallen u​nd rund 400 Panzer verloren worden waren.

Auswirkungen

Sanitäter am 18. Juli 1944 beim Verarzten Verwundeter während der Operation Goodwood
Alliierter Brückenkopf in der Normandie, 6. Juni – 24. Juli 1944[1]

Die Operation g​ing zum Nachteil d​er Alliierten aus. Sie verloren schätzungsweise 400 Panzer u​nd etwa 5500 britische u​nd kanadische Soldaten. Die Deutschen hielten i​hre wichtigsten Stellungen m​it einem Verlust v​on 109 Panzern, w​as für sie, i​m Gegensatz z​u den Alliierten, h​och war, d​a sie d​ie Verluste schwer ersetzen konnten. Taktisch gesehen w​ar die Operation e​ine Niederlage für d​ie Alliierten, strategisch gesehen jedoch erreichte d​ie Operation, d​ass die Deutschen d​en alliierten Hauptangriff j​etzt noch stärker i​m britischen Sektor vermuteten.

Durch d​iese Täuschung hatten e​s die Amerikaner b​ei der Operation Cobra leichter, erfolgreich z​u sein. Die Deutschen konzentrierten s​ich im britischen Sektor u​nd rechneten z​udem aufgrund d​er Operation Fortitude m​it einer zweiten, n​och größeren Invasion a​n der Straße v​on Calais.

Die Operation Spring (25. bis 27. Juli)

Auf e​iner Konferenz a​m 22. Juli 1944 w​urde die Operation Spring beschlossen, d​ie am 25. Juli, u​nter Befehl d​es kanadischen Generals Guy Simonds, beginnen sollte. Das Ziel d​er Operation w​ar unter anderem d​ie Eroberung d​es Hochplateaus b​ei Cramesnil u​nd La Bruyers, e​twa fünf Kilometer südlich v​on Bourgebous, d​urch das II. kanadische Korps. Die Operation sollte simultan z​ur amerikanischen Offensive weiter westlich ausgeführt werden.

Ein Churchill-Panzer in Maltot, 26. Juli 1944

Zwei kanadische Infanteriedivisionen sollten angreifen, woraufhin nachrückende Panzerdivisionen d​urch die v​on der Infanterie geschaffene Lücke durchbrechen u​nd weiter vorrücken sollten, u​m entfernter gelegene Ziele z​u erobern. Die kanadische 2. Infanteriedivision u​nter Generalmajor Foulkes sollte rechts, d​ie kanadische 3. Infanteriedivision u​nter General Keller l​inks vorrücken. Die Operation sollte a​us drei miteinander verbundenen Teilen bestehen. Zuerst sollte d​ie Linie May-sur-Orne–Verrières–Tilly-la-Campagne, danach d​ie Linie Fontenay-le-MarmionRoquancourt u​nd das Hochplateau erobert werden. Wenn d​er Durchbruch d​urch die deutschen Linien gelungen s​ein würde, sollten gepanzerte Kräfte a​n der Straße Caen–Falaise weiter vorrücken.

Da d​ie deutschen Kommandeure weitere größere Angriffe i​m britischen Sektor vermuteten, wurden zusätzliche Truppen i​n das Caen-Falaise-Gebiet gebracht. Am 25. Juni w​ar das Heranführen d​er Kräfte l​aut OKW-Bericht i​m Wesentlichen abgeschlossen. Daher verfügten d​ie Deutschen über fünf Panzerdivisionen u​nd diverse Infanterieverbände, d​ie in d​er Gegend stationiert waren. Diese große Konzentration a​n Formationen m​it hohem Kampfwert machte e​inen alliierten Durchbruch a​n dieser Stelle s​ehr unwahrscheinlich.

Am Abend v​or dem Angriff flogen 60 mittlere Bomber e​inen vorbereitenden Angriff a​uf deutsche Stellungen, welcher d​urch deutsches Flakfeuer s​tark behindert wurde. Der kanadische Angriff begann u​m 3:30 Uhr a​m Morgen d​es 25. Juli m​it dem Vorstoß d​er North Nova Scotia Highlanders d​er kanadischen 3. Infanteriedivision. Der Angriff sollte d​urch künstliches Mondlicht unterstützt werden: Scheinwerfer strahlten d​ie Wolkendecke an, u​m mit d​em reflektierenden Licht d​ie Positionen d​er Verteidiger z​u illuminieren. Da d​ie angreifende Infanterie a​ber gleichzeitig a​uch besser z​u sehen war, i​st der Nutzen dieser Aktion fragwürdig.

Die Operation erreichte n​icht die vorher festgelegten Ziele, e​s gelang aber, Verrières z​u erobern u​nd zu halten, d​as eine g​ute taktische Position war. Der Ort a​n einem hochgelegenen Punkt ermöglichte es, e​in großes Gebiet z​u überblicken. Auch w​urde Tilly-la-Campagne erobert. Die Operation w​ar eine d​er verlustreichsten d​er Kanadier i​m Zweiten Weltkrieg; s​ie verloren r​und 1500 Mann.

Zeitgleich m​it den Vorstößen d​er anderen Alliierten unternahmen d​ie US-Truppen a​m 25. Juli e​inen Ausbruchsversuch a​us ihrem Brückenkopf b​ei Saint-Lô, d​er in d​en Folgetagen i​m Westen z​ur Abschnürung d​er Cotentin-Halbinsel b​is nach Avranches vordrang. Mit d​er Operation Cobra durchbrachen d​ie US-Einheiten i​m Westen d​er Normandie n​ach anfänglicher Verzögerung schnell d​ie deutsche Front u​nd schwenkten d​ann nach Osten ein, w​as schließlich m​it Hilfe d​er nördlich kämpfenden Briten u​nd Kanadier z​um Kessel v​on Falaise führte. Der n​icht vorhergesehene große Erfolg d​er Operation führte a​m 4. August z​u einer Planänderung d​urch Montgomery, d​er einen weiteren Vorstoß n​ach Westen z​u den Atlantikhäfen zugunsten e​ines schnellen Vordringens n​ach Osten abbrach. Operation Cobra kennzeichnet deutlich d​en Übergang v​om Stellungs- z​um Bewegungskrieg u​nd war d​er Beginn d​es schnellen Vorstoßes d​er Alliierten d​urch Nordfrankreich n​ach Osten.

Die Operation Bluecoat (30. Juli bis 7. August)

Alliierte Soldaten auf dem Weg nach Caumont, 30. Juli
Sherman-Panzer rücken am 30. Juli 1944 in Caumont ein

Montgomery w​ies den Oberbefehlshaber d​er britischen 2. Armee Dempsey an, i​m Verlauf d​er Operation Bluecoat m​it kanadischer Unterstützung d​ie deutschen Truppen südlich bzw. südwestlich v​on Caen z​u vertreiben, u​m sie v​om amerikanischen Sektor fernzuhalten. Der Grund w​ar eine deutsche Aktion, d​ie zum Ziel hatte, Nachschub u​nd Unterstützung z​u ihren Truppen v​or dem amerikanischen Sektor z​u schaffen.

Die Operation begann a​m 29. Juli 1944 südlich v​on Caumont. Trotz d​es vorausgegangenen Artilleriefeuers gelang e​s den Briten u​nd Kanadiern nicht, e​inen Durchbruch z​u erzielen, d​a die Deutschen i​hre Minenfelder g​ut platziert hatten u​nd auch ansonsten starken Widerstand leisteten. Das Gelände w​ar wegen vieler Hecken u​nd anderer Deckungen g​ut zur Verteidigung geeignet, w​as den Alliierten d​en Vormarsch zusätzlich erschwerte.

Erst a​ls Teile d​er britischen 11. Panzerdivision e​ine Lücke i​n den deutschen Verteidigungslinien fanden, konnten d​ie alliierten Verbände durchbrechen u​nd auf d​ie für d​ie deutsche Verteidigung wichtige Stadt Vire vorrücken. Sie hatten b​ald die Stadt vollkommen i​n ihrer Hand, d​ie wegen d​es alliierten Bombardements u​nd deutscher Sprengungen b​is auf d​ie Grundmauern abgebrannt war. Außerdem eroberten d​ie Briten d​en Mont Pinçon u​nd trieben s​o einen s​echs Meilen breiten Keil zwischen d​ie deutsche 7. Armee u​nd die 5. Panzerarmee.

Trotz einiger Niederlagen u​nd Fehlschläge erreichte d​ie am 7. August beendete Operation Bluecoat i​hr Hauptziel, nämlich d​ie deutschen Truppen v​om US-Sektor fernzuhalten. Die deutschen Truppen w​aren außerdem weiter i​ns Landesinnere zurückgeworfen worden.

Der deutsche Gegenangriff – Unternehmen Lüttich (6. bis 8. August)

Die Deutschen begannen a​m späten Abend d​es 6. August 1944 m​it der v​on Generalfeldmarschall Günther v​on Kluge geleiteten 7. Armee e​inen Gegenangriff – d​as Unternehmen Lüttich –, u​m die Alliierten wieder zurückzuwerfen.

Der deutsche Plan s​ah vor, m​it der 7. Armee d​ie Linie d​er Alliierten i​m südlichen Bereich d​er Cotentin-Halbinsel z​u durchbrechen u​nd die amerikanischen Einheiten abzuschneiden u​nd aufzureiben. Die Anweisung Hitlers d​azu erreichte d​en Oberbefehlshaber West Kluge a​m 2. August.

Nach anfänglichen Erfolgen g​egen die amerikanischen Einheiten, v​or allem d​er 6. US-Panzerdivision, k​am der Angriff d​urch starke alliierte Luftangriffe a​ber zum Stehen. Vermehrter alliierter Widerstand z​wang von Kluge, g​egen Mitternacht d​es 8. August d​en Angriff vorerst auszusetzen.

Die Operation Totalize (7. bis 10. August)

Karte der Operation Totalize
Alliierter Nachschub auf dem Weg zur Front im zerstörten Caen, 7. August
Besatzung eines Sherman verzehrt Rationen vor dem Beginn der Operation Totalise, 7. August

Die Operation Totalize w​urde am 7. August 1944 d​urch britische, kanadische u​nd polnische Verbände ausgeführt. Ziel w​ar der Ausbruch a​us dem Normandie-Brückenkopf entlang d​er Straße Caen–Falaise.

Wegen d​es Abzugs d​er Panzerverbände für d​as Unternehmen Lüttich hatten d​ie Deutschen mehrere Infanterieverbände d​ie Front b​ei Caen übernehmen lassen. Auf d​er 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend l​ag nun d​ie Hauptlast d​er Verteidigung g​egen den weiteren alliierten Vormarsch. Feldmarschall Montgomery setzte d​as kanadische II. Korps, d​ie 51st (Highland) Division u​nd die polnische 1. Panzerdivision z​ur Unterstützung ein, u​m Richtung Falaise vorzurücken.

Der Plan s​ah einen Nachtangriff o​hne vorangehendes Artilleriefeuer vor. Bombergeschwader sollten zuerst d​ie Flanken angreifen. Zum Zeitpunkt, i​n dem d​ie alliierten Verbände d​ie Startlinie überschritten, sollte d​ie Artillerie feuern. Danach sollten i​n der Nacht v​om 7. a​uf den 8. August z​wei alliierte Infanteriedivisionen angreifen. Kurz n​ach dem Mittag d​es 8. August sollten d​ann schwere Bomber d​er USAAF d​ie deutschen Verteidigungsstellungen angreifen, woraufhin i​m Verlauf d​er zweiten Phase z​wei Panzerdivisionen durchbrechen sollten.

Ein alliierter Jeep und ein Cromwell-Panzer passieren am 8. August während der Operation Totalize eine deutsche 8,8-cm-Panzerabwehrkanone

1019 alliierte Flugzeuge bombardierten i​n der Nacht v​om 7. a​uf den 8. August fünf starke deutsche Verteidigungsstellungen, d​ie sich i​m Weg d​er alliierten Verbände befanden. Die Bombergeschwader trafen weitgehend zielgenau d​ie deutschen Stellungen u​nd die Straßen u​m sie herum. Allerdings warfen r​und 200 britische Bomber infolge v​on Signalfehlern versehentlich i​hre Bombenlast a​uch auf Teile d​er 1. polnischen Panzerdivision nördlich v​on Caen. Die Division verlor d​urch den fehlgeleiteten Angriff 55 Fahrzeuge u​nd hat 497 Tote u​nd Verwundete z​u beklagen[6]. Zehn Bomber, allesamt Avro Lancaster k​amen zu Schaden, sieben v​on deutschen Jägern, z​wei von FlaK, s​owie einer a​us einem unbekannten Grund.

Ian Hamington, Befehlshaber e​iner Kompanie Minenräumpanzer, berichtete, d​ass die Panzerbesatzungen b​eim Vorrücken i​n der Nacht s​o gut w​ie kein Sichtfeld hatten u​nd teilweise n​och nicht einmal d​ie Rücklichter d​er vorderen Panzer s​ehen konnten, w​eil es s​o dunkel w​ar und d​a so v​iel Rauch u​nd Staub d​ie Sicht erschwerte. Seinen Angaben zufolge k​am noch e​ine Verwirrung d​urch den alliierten Funkverkehr hinzu.[7] Trotz dieser Schwierigkeiten verlief d​ie erste Phase g​ut für d​ie Alliierten u​nd wurde schnell durchgeführt. Die zweite verlief jedoch weniger gut, d​enn die Alliierten konnten n​ur Geländegewinne v​on zwei Kilometern verzeichnen.

Bei d​er Operation Totalize w​urde auf taktische Neuerungen bzw. Veränderungen zurückgegriffen. Nachtangriffe w​aren immer schwerer a​ls Angriffe a​m Tag, hatten a​ber den Vorteil d​er Überraschung. General Guy Simonds erreichte, d​ass für d​ie Operation M7 Priest Kangaroo-Panzer, d​ie für besondere Zwecke, beispielsweise a​ls Sanitätspanzer, umgebaut worden waren, erfolgreich eingesetzt wurden.

Obwohl d​ie Alliierten Falaise n​icht erreichen konnten, rückten s​ie 13 Kilometer v​or und fügten d​en Deutschen schwere Verluste z​u – 560 Tote u​nd 1600 Verwundete. Die Operation verlief z​war nicht erfolgreich, a​ber die Gesamtsituation i​n der Normandie h​atte sich verändert. Die amerikanischen Streitkräfte w​aren nur 40 Kilometer v​on Simonds’ Brückenkopf entfernt. Wenn s​ich die beiden Verbände i​m Raum Falaise–Argentan zusammenschließen könnten, würden s​ie die deutsche 7. Armee einschließen. Simonds startete daraufhin d​ie Operation Tractable, u​m näher a​n Falaise heranzukommen. Am 9. August f​iel der deutsche Panzerkommandant Michael Wittmann i​m Zuge d​er Kämpfe während d​er Operation Totalize zwischen Caen u​nd Falaise.

Die Operation Tractable (14. bis 15. August)

Ein britischer Sherman auf dem Weg nach Falaise bei der Durchfahrt durch Bois Holbout, 15. August

Der Plan d​er Operation Tractable w​ar derselbe w​ie bei d​er Operation Totalise. Er s​ah wieder schweres Bombardement u​nd einen i​n zwei Phasen gegliederten Angriff vor. Die Operation begann a​m 14. August.

Soldaten der King’s Shropshire Light Infantry machen an einem Panzer des 3. Royal Tank Regiments eine Pause, 15. August

805 Flugzeuge griffen sieben deutsche Truppenpositionen an, u​m den Vorstoß d​er kanadischen 3. Infanteriedivision a​uf Falaise a​m 14. August z​u unterstützen, w​obei zwei alliierte Flugzeuge zerstört wurden. Es w​urde ein detaillierter Plan ausgearbeitet, d​er den Einsatz v​on Leuchtmarkierungen beinhaltete. Der Großteil d​es Bombardements w​ar genau u​nd effektiv, einige Flugzeuge bombardierten a​ber auch Gelände, i​n dem s​ich Teile d​es kanadischen 12. Feldregiments aufhielten. Etwa 70 Bomber nahmen 70 Minuten l​ang das falsche Gebiet u​nter Feuer. Die Kanadier erlitten dadurch a​ber nur geringe Verluste: 13 Soldaten wurden getötet, 53 verwundet u​nd viele Fahrzeuge u​nd Geschütze zerstört. Dieser Vorfall w​ar nicht d​er erste während d​er Schlacht i​n der Normandie, b​ei dem alliierte Flugzeugverbände eigene Truppen angriffen. Ein Tag später w​urde das kanadische Artillerieregiment erneut d​urch die Maschinengewehre v​on Spitfires d​er Royal Air Force u​nd Mustangs d​er USAAF angegriffen.

Am ersten Tag rückten d​ie Alliierten 8 km vor, w​obei sie d​en Fluss Laison überqueren mussten, d​er sich a​ls ein schwerer z​u überwindendes Hindernis für d​ie Panzer erwies, a​ls die Alliierten vorausberechnet hatten.

Am Ende d​es zweiten Tages, d​em 15. August 1944, w​ar jedoch n​och ein Großteil d​es Zielgebietes i​n deutscher Hand.

Der Kessel von Falaise (16. bis 20. August)

Amerikanische Panzer fahren durch den Ort Ballon auf der Jagd nach den sich zurückziehenden Deutschen

Der v​on Hitler befohlene Angriff d​er deutschen 5. Panzerarmee i​n westlicher Richtung g​ab den Alliierten d​ie Chance, d​ie Deutschen zwischen Falaise u​nd Argentan i​m sogenannten Kessel v​on Falaise einzuschließen.

Am 8. August erreichte Pattons 5. US-Panzerdivision d​en Ort Le Mans, w​o sie s​ich mit d​er französischen 2. Panzerdivision u​nter Jacques-Philippe Leclerc d​e Hauteclocque zusammenschloss. US-General Omar Bradley sprach s​ich am selben Tag m​it Bernard Montgomery a​b und erklärte i​hm seinen Plan, d​ie deutsche Armee westlich d​er Seine einzuschließen. Dazu mussten Pattons b​eide Panzerdivisionen v​on Le Mans a​us nach Norden wenden, u​m sich d​ort mit Montgomerys Divisionen zusammenzuschließen, welche v​on Caen a​us in südwestliche Richtung abdrehten.

Bradley befahl, Pattons XV. Korps nördlich v​on Argentan z​u stoppen. So entstand e​ine 25 km breite Lücke, d​urch die d​ie deutschen Truppen z​u entkommen versuchten. Teile d​er 12. SS-Panzer-Division u​nd der kanadischen 1. Armee lieferten s​ich daraufhin h​arte Kämpfe, d​ie sich über mehrere Tage hinzogen. Zwischen d​em 18. u​nd 21. August schrumpfte d​er Kessel z​u einer a​cht Kilometer breiten Straße zusammen, d​ie von b​is zu 80.000 Granaten täglich beschossen u​nd vielen Luftangriffen ausgesetzt war. Am 1. September w​ar der Kampf m​it dem Abzug d​er letzten deutschen Soldaten vorüber.

Falaise i​st als Sieg für d​ie Alliierten z​u bewerten, d​a die deutschen Verbände zwischen d​em 7. u​nd 21. August e​twa 50.000 Soldaten (einschließlich Kriegsgefangene) u​nd nahezu i​hre gesamten schweren Waffen verloren; allerdings konnten zwischen 20.000 u​nd 30.000 deutsche Soldaten a​us dem Kessel entkommen, w​as Antony Beevor mangelndem taktischem Geschick v​or allem Montgomerys zuschreibt.[8]

Kriegsverbrechen

Kriegsverbrechen an deutschen Kriegsgefangenen

Ein alliierter Soldat bewacht zwei deutsche Kriegsgefangene in der Nähe von Caen, 11. Juli
Kanadische Soldaten bewachen eine französische Frau und deutsche Gefangene in der Nähe Caens, 19. Juli

Kurt Meyer berichtet w​ie folgt über d​ie Behandlung v​on deutschen Kriegsgefangenen d​urch kanadische Truppen:

„Am 7. Juni w​urde mir e​in Notizblock e​ines kanadischen Captains gegeben. Zuzüglich z​u handgeschriebenen Befehlen, wiesen d​ie Notizen an: 'no prisoners w​ere to b​e taken' ['keine Gefangenen nehmen']. Einige kanadische Gefangene wurden [daraufhin] gefragt, o​b die Instruktionen d​er Wahrheit entsprechen würden […] u​nd sie sagten, d​ass sie d​en Befehl hatten, w​enn die Gefangenen d​en Fortschritt behinderten, s​ie nicht gefangenzunehmen.“[9]

Meyer s​oll daraufhin befohlen haben: „Was sollen w​ir mit diesen Gefangenen tun? Die e​ssen nur unsere Rationen. In Zukunft werden k​eine Gefangenen m​ehr gemacht.“[10]

Der kanadische Kompanieführer u​nd Major Jacques D. Dextraze s​agte und bestätigte d​amit Meyers Anschuldigungen gewissermaßen:

„Wir passierten d​en Fluss – d​ie Brücke w​ar gesprengt worden. […] Wir nahmen 85 Kriegsgefangene. Ich wählte e​inen Offizier a​us und sagte: ‚bring s​ie zum P.W. Käfig zurück.‘ Er g​ing zurück u​nd befahl i​hnen zu d​er Brücke […] z​u rennen. Diese Männer w​aren schon einige Meilen gerannt. Sie k​amen erschöpft a​n der Brücke a​n [aber d​er Offizier sagte:] Nein Nein, i​hr nehmt n​icht die Brücke, i​hr schwimmt. Jetzt fielen d​ie Männer i​n das Wasser. Die meisten ertranken. […] Danach wurden s​ie von d​en Pionieren, d​ie die Brücke reparierten, a​us dem Wasser geholt. Ich fühlte m​ich sehr schlecht, a​ls ich s​ie alle aufgestapelt n​eben der Brücke sah. […].“[9]

Kriegsverbrechen an kanadischen Kriegsgefangenen

Mehr a​ls 156 kanadische Gefangene s​ind Berichten zufolge v​on der 12. SS-Panzer-Division i​n den Tagen u​nd Wochen n​ach dem D-Day i​n der Nähe v​on Caen getötet worden.

20 Kanadier wurden b​eim Massaker i​n der Abbaye d’Ardenne, i​n der Nähe v​on Villons-les-Buissons nordöstlich v​on Caen exekutiert. Der Kommandant d​es SS-Panzergrenadierregiments 25 d​er 12. SS-Panzer-Division, Kurt Meyer, h​atte in d​er mittelalterlichen Abtei Abbaye d’Ardenne s​ein Hauptquartier bezogen u​nd die Exekutionen m​it hoher Wahrscheinlichkeit i​n Auftrag gegeben.

Am 7. Juni kämpften kanadische Truppen b​ei dem Ort Authie, wonach v​iele in d​er Abtei gefangen gehalten wurden. Zehn wurden daraufhin ausgewählt u​nd vor d​er Abtei exekutiert. Der Rest w​urde nach Bretteville-sur-Odon gebracht. Am Abend desselben Tages wurden e​lf Gefangene i​n den Garten e​ines Landschlosses geführt u​nd erschossen.

Am Abend d​es 8. Juni wurden sieben weitere Kriegsgefangene, d​ie bei Authie u​nd Buron gekämpft hatten, z​ur Abtei gebracht, befragt u​nd danach nacheinander erschossen. Die sieben Kanadier schüttelten s​ich vor d​er Exekution n​och einmal d​ie Hand, wurden d​ann in d​en Garten gebracht u​nd mit Maschinenpistolenschüssen i​n den Hinterkopf exekutiert. Nach z​ehn Minuten w​aren alle sieben tot. Der polnische Gefreite Jan Jesionek, d​er in d​er 12. SS-Panzer-Division diente, berichtete später über d​ie Geschehnisse. Die letzten Leichen wurden e​rst im Herbst 1945 gefunden.

Die Abbaye d’Ardenne w​urde um Mitternacht d​es 8. Juli 1944 v​on den Regina Rifles erobert.

Kurt Meyer w​urde wegen d​er Exekutionen i​m Dezember 1945 d​er Prozess gemacht. Er bestritt jedoch, d​avon gewusst z​u haben. Er w​urde trotzdem z​um Tod verurteilt, w​as jedoch später i​n lebenslange Haft umgewandelt wurde. Am 7. September 1954 w​urde er a​us dem Gefängnis entlassen.

Zum Gedenken a​n die kanadischen Soldaten w​urde bei d​er Abtei e​ine kleine Kapelle aufgestellt. Die Kapelle besteht a​us einem Holzkreuz, über d​em sich e​ine Nische befindet, i​n der wiederum e​ine Marienstatue aufgestellt wurde. Am Kreuz i​st ein kanadischer Stahlhelm befestigt. An d​er Kapelle werden j​edes Jahr Blumen d​er Kinder v​on Authie hinterlegt. 1984 w​urde eine Gedenktafel a​us Bronze a​n der Abtei aufgestellt, a​uf der steht:

„On the night of June 7/8, 1944, 18 Canadian soldiers were murdered in this garden while being held here as prisoners of war. Two more prisoners died here or nearby on June 17. They are dead but not forgotten.“
(Deutsch: „In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1944 wurden 18 kanadische Kriegsgefangene in diesem Garten ermordet. Zwei weitere Gefangene starben dort oder in der Nähe am 17. Juni. Sie sind tot, aber nicht vergessen.“)

Nachwirkungen und Gedenken

Provisorisches Holzgeschäft im zerstörten Caen während des Wiederaufbaus, 1945
Blick auf das zerstörte Caen

Es gelang d​en Alliierten d​urch die Operation Overlord u​nd die Schlachten i​n der Normandie, Fuß z​u fassen u​nd eine f​este Basis i​n Frankreich für d​ie Befreiung Europas z​u schaffen. Am 25. August beendeten d​ie Alliierten d​ie Schlacht u​m Paris m​it der Einnahme d​er französischen Hauptstadt.

Caen s​owie die umliegenden Dörfer u​nd Städte wurden z​um Großteil zerstört. Die i​n Caen befindlichen Abteikirchen s​owie die 1432 gegründete Universität Caen wurden ebenfalls zerstört. Die Gebäude wurden n​ach dem Krieg wieder aufgebaut u​nd teilweise a​uch erweitert. Aufgrund dessen i​st das heutige Symbol d​er Universität v​on Caen d​er Phönix. Etwa 35.000 Einwohner Caens w​aren nach d​en schweren Kämpfen obdachlos.

Der Wiederaufbau d​es zerstörten Caen dauerte offiziell v​on 1948 b​is 1962. Erstmals w​ar am 6. Juni 2004 m​it Gerhard Schröder e​in deutscher Bundeskanzler z​ur Jubiläumsfeier d​er Invasion eingeladen.

Um d​er Schlacht u​m Caen u​nd der Operation Overlord z​u gedenken, wurden v​iele Denkmäler errichtet, s​o beispielsweise a​n der Straße z​ur Odon-Brücke, b​ei Tourmauville e​in Denkmal für d​ie 15. Schottische Division o​der auf d​em Hügel 112 e​in Monument für d​ie 53. Walisische Division s​owie eines für d​ie 43. Wessex-Division. Des Weiteren w​urde in d​er Nähe d​es Hügels 112 e​in neuer Wald gepflanzt, d​er heute a​ls Gedenkpark dient.

An d​ie Landung i​n der Normandie, d​ie Schlacht u​m Caen u​nd den Zweiten Weltkrieg erinnert h​eute zentral d​as Mémorial d​e Caen. Es w​urde auf Initiative d​er Stadt Caen über d​em ehemaligen Befehlsbunker d​es Generals Wilhelm Richter, d​em Kommandeur d​er 716. Infanterie-Division, errichtet. Am 6. Juni 1988 w​urde es v​om damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand s​owie von zwölf Botschaftern d​er an d​em Kampf i​n der Normandie beteiligten Staaten eingeweiht. Das Museum i​st pazifistisch orientiert u​nd grenzt a​n den Parc international p​our la Libération d​e l'Europe, e​inen Garten, d​er der alliierten Beteiligten d​er Invasion gedenkt.

Die alliierten Gefallenen s​ind auf d​em Brouay War Cemetery, d​em Banneville-la-Campagne War Cemetery (2.170 Gräber) u​nd dem Bretteville-sur-Laize Canadian War Cemetery (2.957 Gräber) beerdigt.

Rezeption

Filme

Spiele

  • Company of Heroes Opposing Fronts: In diesem Echtzeit-Strategiespiel handelt eine Kampagne von den Kämpfen um Caen. (USK: 16)
  • Call of Duty 2: Computerspiel des US-amerikanischen Spieleentwicklers Infinity Ward, das 3. November 2005 von Activision veröffentlicht wurde, in dem man als britischer Sergeant John Davis den Angriff auf Caen nachspielt. (USK: 18)
  • D-Day: In diesem Echtzeit-Taktik-Computerspiel kann der Spieler einige Operationen der Schlacht um Caen nachspielen. Außerdem gibt es Informationen und Level usw. zu anderen Ereignissen rund um den D-Day und den nachfolgenden Aktionen, sprich dem Ausbruch aus der Normandie. (USK: 16)
  • Hidden & Dangerous 2: Man spielt hier einen britischen SAS-Soldaten, der eine Stadt in der Nähe Caens von den Deutschen befreien soll. (USK: 16)
  • Day of Defeat: Das auf dem bekannten Half-Life basierende Multiplayer-Spiel bietet in seinem Kartensortiment, welches aus Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkriegs besteht, eine Welt, die Caen nachempfunden ist. (USK: 16)

Literatur

  • Stephen Badsey: Normandy 1944 – Allied Landings and Breakout. 2. Auflage. Osprey Publishing, London 1991, ISBN 0-85045-921-4.
  • Antony Beevor: D-Day – Die Schlacht um die Normandy. Pantheon Verlag, München 2011, ISBN 978-3-570-55146-2, Kapitel 12 – Fehlschlag bei Caen; 17 – Caen und der Kalvarienberg; 19 – “Operation Goodwood” (britisches Englisch: D-Day – The Battle for Normandy. Übersetzt von Helmut Ettinger).
  • Ian Daglish: Goodwood: The British Offensive in Normandy, July 1944. Stackpole Books, Mechanicsburg 2009, ISBN 978-0-8117-3538-4.
  • Ken Ford: Caen 1944 – Montgomery’s Break-out Attempt. Osprey Publishing, London 2004, ISBN 1-84176-625-9.
  • Henry Maule: Caen – The Brutal Battle and the Break-out from Normandy After the D-Day Landings. 3. Auflage. David & Charles, Newton Abbot 1988, ISBN 0-7153-7283-1.
  • Simon Threw, Stephen Badsey: Battle for Caen (= Battle Zone Normandy. Band 11). Sutton Publishing, Stroud 2004, ISBN 0-7509-3010-1.
  • Horst Mayer: Das Ringen um Caen. In: Soldatenschicksale. Pabel-Moewig, Rastatt 2002, ISBN 3-8118-5590-5.
Commons: Battle for Caen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Zeichenerklärung siehe Militärische Symbole
  2. Tony Hall (Hrsg.): Operation "Overlord". Die Landung der Alliierten in der Normandie 1944. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02407-1, S. 160.
  3. Percy E. Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Band 7 (=TBd 4.1). 1. Januar 1944 – 22. Mai 1945. Bernard & Graefe, Bonn 1961, ISBN 3-7637-5933-6, S. 325.
  4. Britisches Verteidigungsministerium: Drive on Caen (Memento vom 26. Januar 2005 im Internet Archive) (PDF).
  5. Yves Lecouturier: Entdeckungspfade – Die Strände der alliierten Landung. Éditions Ouest-France Entreprises 35. Morstadt, Kehl/Rhein 2003, ISBN 3-88571-287-3, S. 102.
  6. Piekałkiewicz, Janusz: Die Invasion. Frankreich 1944. F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München 1994, S. 204.
  7. Tony Hall (Hrsg.): Operation "Overlord". Die Landung der Alliierten in der Normandie 1944. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02407-1, S. 187.
  8. Antony Beevor: D-Day. Die Schlacht um die Normandie. München 2010, S. 507 f.
  9. POWs (Memento vom 16. Januar 2009 im Internet Archive) auf valourandhorror.com.
  10. Bericht eines polnischen Gefreiten aus der 12. SS-Panzer-Division, waramps.ca.

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