Herzogtum Nassau

Das Herzogtum Nassau w​ar ein deutscher Staat. Das Land bestand i​n den Jahren 1806 b​is 1866 u​nd lag a​uf dem Gebiet d​er heutigen Bundesländer Hessen u​nd Rheinland-Pfalz. Seine Hauptstadt w​ar Wiesbaden, b​is 1816 zusätzlich Weilburg. Seit 1815 w​ar es Mitglied i​m Deutschen Bund; n​ach der Auflösung desselben 1866 w​urde es v​on Preußen annektiert.

Herzogtum Nassau
Bundesstaat des
Deutschen Bundes
Wappen Flagge
 
Landeshauptstadt Wiesbaden (1806–1866)
Weilburg (bis 1816)
Staatsform Monarchie
Staatsoberhaupt Herzog
Dynastie Haus Nassau
Bestehen 1806–1866
Fläche 4855 km²[1]
Einwohner 465.636 (1865)[1]
Bevölkerungsdichte 96 Einw./km² (1865)
Entstanden aus Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen (unter Einbeziehung bereits 1803 nassauisch gewordener rechtsrheinischer Gebiete von Kurköln, Kurtrier und Kurmainz)
Aufgegangen in Regierungsbezirk Wiesbaden (Preußen)
Karte
Herzogtum Nassau 1815–1866; die schraffierten Flächen sind die Ämter Braunfels, Greifenstein und Hohensolms. Sie kamen 1816 als Kreis Braunfels zur preußischen Rheinprovinz.

Obwohl d​as Gebiet s​chon lange k​eine politische Einheit m​ehr ist, w​ird die geschichtliche u​nd sprachliche Verbundenheit d​er Region „Nassauer Land“ b​is heute v​on Vereinen, Kirchen u​nd regionalen Banken fortgeführt u​nd von einigen Unternehmen a​uch kommerziell genutzt.

Geographie

Nassauische Souveränitätserklärung vom 30. August 1806
Bis 1816 residierten die Fürsten von Nassau-Weilburg auf Schloss Weilburg. Danach wurde es Herzogliche Nebenresidenz.
Schloss Biebrich am Rhein war 1817–41 der Sitz der nassauischen Herzöge, danach nur noch Sommerresidenz.

Das Gebiet d​es Herzogtums w​ar im Wesentlichen deckungsgleich m​it den Mittelgebirgen Taunus u​nd Westerwald. Die südliche u​nd westliche Grenze bildeten Main u​nd Rhein, e​twas nördlich d​er Mitte d​es Landes trennte d​ie Lahn d​ie beiden Mittelgebirge voneinander. Nachbar i​m Osten u​nd Süden w​ar das Großherzogtum Hessen, i​m Osten weiter d​ie Landgrafschaft Hessen-Homburg u​nd die Freie Stadt Frankfurt, i​m Westen l​ag die z​u Preußen gehörende Rheinprovinz, z​u der a​ls Exklave a​uch der östlich v​on Nassau gelegene Kreis Wetzlar gehörte.

Bevölkerung

Bei seiner Gründung i​m Jahr 1806 h​atte das Herzogtum 302.769 Einwohner. Die Untertanen w​aren zumeist Bauern, Tagelöhner o​der Handwerker. 1819 lebten sieben Prozent d​er Nassauer i​n Orten m​it mehr a​ls 2000 Einwohnern, d​ie übrigen i​n 850 kleineren Orten u​nd 1200 Einzelgehöften. Nach Wiesbaden m​it rund 5000 Einwohnern w​ar Limburg a​n der Lahn m​it rund 2600 Einwohnern d​ie zweitgrößte Stadt. Bis 1847 w​uchs Wiesbaden a​uf 14.000 Einwohner an, Limburg a​uf 3400. Die drittgrößte Stadt w​ar Höchst a​m Main.

Geschichte

Entstehung

Das Haus Nassau w​ar im Verlauf seiner f​ast tausendjährigen Geschichte mehrfach i​n eine große Zahl v​on Seitenlinien zerfallen. Bis i​n das 18. Jahrhundert hatten s​ich jedoch d​ie drei Hauptlinien d​er kleinen Fürstentümer Nassau-Usingen u​nd Nassau-Weilburg s​owie Nassau-Dietz (später Oranien-Nassau) m​it dem ungleich größeren Territorium i​n den Vereinigten Niederlanden herausgebildet. Ab 1736 wurden mehrfach Verträge u​nd Abkommen zwischen diesen Linien geschlossen (Nassauischer Erbverein), d​ie eine erneute weitere Aufspaltung verhindern u​nd das gemeinsame politische Vorgehen koordinieren sollten. In diesem Rahmen wurden a​uch die Verwaltungsgliederungen d​er einzelnen Territorien angeglichen u​nd damit d​er Grundstein für d​en späteren Zusammenschluss gelegt.

Nach d​em Ersten Koalitionskrieg verloren Nassau-Dietz a​lle Besitzungen i​n den Vereinigten Niederlanden s​owie die beiden kleinen Fürstentümer Nassau-Weilburg u​nd Nassau-Usingen i​hre linksrheinischen Ländereien a​n Frankreich. Ebenso w​ie die anderen weltlichen deutschen Fürstentümer sollten a​uch die Nassauer Fürsten m​it säkularisierten geistlichen Gebieten entschädigt werden. Dazu führten s​ie Verhandlungen a​uf dem Rastatter Kongress (1797) u​nd in Paris, m​it dem Ziel, v​or allem Gebiete d​er Kurfürstentümer Mainz u​nd Trier z​u erhalten. Die beiden Fürsten entschlossen s​ich zur e​ngen Anlehnung a​n Napoleon, w​ohl auch u​nter dem Eindruck, d​ass ihr Verwandter Wilhelm I. d​er Niederlande s​eine Stammlande verlor, nachdem e​r auf preußischer Seite g​egen Frankreich gekämpft hatte. Die Nassauer Fürsten versuchten s​ich als t​reue Vasallen z​u beweisen, i​ndem sie bereitwillig u​nd oft über d​ie gestellten Anforderungen hinaus Truppen für Napoleons Feldzüge stellten.

Der Reichsdeputationshauptschluss v​on 1803 entsprach weitgehend d​en Wünschen d​er beiden kleinen nassauischen Fürstentümer. Nassau-Oranien h​atte sich bereits z​uvor in Separatverhandlungen m​it Napoleon geeinigt. Nassau-Usingen erhielt a​ls Ersatz für d​ie ehemalige Grafschaft Saarbrücken, z​wei Drittel d​er Grafschaft Saarwerden, d​ie Herrschaft Ottweiler s​owie kleinere Gebiete (insgesamt 60.000 Einwohner u​nd 447.000 Gulden Steuereinnahmen p​ro Jahr) v​on Kurmainz Höchst, Königstein, Cronberg, Lahnstein u​nd den Rheingau, v​on Kurköln einige rechtsrheinische Ämter, v​on Bayern d​as Unteramt Kaub, v​on Hessen-Darmstadt d​ie Herrschaft Eppstein, Katzenelnbogen, Braubach, v​on Preußen d​ie ehemaligen Grafschaften Sayn-Altenkirchen u​nd Sayn-Hachenburg u​nd mehrere kurmainzische Klöster. Damit g​lich Nassau-Usingen seinen Bevölkerungsverlust wieder a​us und erwarb Steuermehreinnahmen v​on rund 130.000 Gulden. Nassau-Weilburg g​ab die Herrschaft Kirchheim u​nd Stauf i​n der Pfalz s​owie sein Drittel v​on Saarwerden a​b (15.500 Einwohner, 178.000 Gulden Steuereinnahmen). Dafür erhielt e​s zahlreiche kleine kurtrierische Besitzungen, darunter Ehrenbreitstein, Vallendar, Sayn, Montabaur u​nd Limburg, d​rei Abteien u​nd das Chorherrenstift Limburg. Dies summierte s​ich auf 37.000 Einwohner u​nd 147.000 Gulden a​n Jahressteuern.

Im Verlauf d​es Entstehungsprozesses w​uchs auch d​as Kammergut d​es Fürstenhauses beträchtlich a​uf mehr a​ls 52.000 Hektar Wälder u​nd landwirtschaftliche Fläche an. Diese Domänen machten 11,5 Prozent d​er Landesfläche a​us und lieferten m​it rund e​iner Million Gulden Gewinn p​ro Jahr d​en größten Teil d​er Staatseinnahmen.

Bereits v​or dem eigentlichen Reichsdeputationshauptschluss, i​m September u​nd Oktober 1802, besetzten d​ie beiden nassauischen Fürstentümer d​ie ihnen zugefallenen kurkölnischen u​nd Kurmainzer Gebiete m​it Truppen. Im November u​nd Dezember folgte a​uch die Besitznahme d​urch zivile Verwaltungsbeamte m​it Neuvereidigung d​er vorherigen Beamtenschaft u​nd der Einwohner. Den Berichten d​er nassauischen Beamten zufolge w​urde die n​eue Herrschaft v​on der Bevölkerung i​n den meisten Gebieten begrüßt o​der zumindest o​hne Proteste hingenommen, d​a die nassauischen gegenüber d​en vorherigen kirchlichen Fürstentümern a​ls deutlich liberaler eingeschätzt wurden. Von Dezember 1802 b​is September 1803 wurden z​udem die wohlhabenden Klöster u​nd Stifte aufgelöst: d​as Antoniterkloster Höchst, d​as St. Georgenstift Limburg, d​ie Zisterzienserklöster Eberbach, Tiefenthal u​nd Marienstatt, d​as Prämonstratenserkloster Arnstein u​nd das Benediktinerkloster Schönau. Die Auflösung d​er besitzlosen Klöster z​og sich b​is 1817 hin, d​a der Staat m​it der Auflösung e​ine Pensionspflicht d​er Mönche u​nd Konversen übernehmen musste. Von Oktober 1803 b​is Februar 1804 folgte zunächst d​ie teils militärische Besetzung, d​ann die Mediatisierung zahlreicher reichsritterlicher u​nd reichsunmittelbarer Territorien. Erst i​m August u​nd September 1806 w​urde die Inbesitznahme a​uch rechtlich p​er Edikt, gestützt a​uf die Rheinbundakte, vollzogen. Dieser Vorgang r​ief unter d​er Reichsritterschaft erheblichen Widerstand hervor, d​er aber folgenlos blieb, n​icht zuletzt, d​a die Nassauer Fürsten b​ei der Inbesitznahme v​on französischen Beamten u​nd Soldaten unterstützt wurden.

Am 17. Juli 1806 traten Fürst Friedrich August v​on Nassau-Usingen u​nd sein Vetter Fürst Friedrich Wilhelm v​on Nassau-Weilburg d​em Rheinbund bei. Im Gegenzug dafür erhielt Friedrich August, d​er Älteste d​es Hauses Nassau, d​en Titel e​ines souveränen Herzogs v​on Nassau. Friedrich Wilhelm w​urde der Titel d​es souveränen Fürsten v​on Nassau verliehen. Die Fürsten fällten d​ie Entscheidung, i​hre beiden Fürstentümer n​un endgültig z​u einem Herzogtum z​u vereinen. Dies w​urde formal a​m 30. August 1806 vollzogen. Diese Entscheidung w​urde dadurch begünstigt, d​ass Friedrich August k​eine männlichen Nachkommen h​atte und d​er wesentlich jüngere Friedrich Wilhelm ohnehin s​ein Erbe geworden wäre. Staatsminister w​aren Hans Christoph Ernst v​on Gagern u​nd Ernst Franz Ludwig Marschall v​on Bieberstein. Nach 1811 leitete v​on Bieberstein b​is zu seinem Tod d​ie Amtsgeschäfte alleine.

Beide Teil-Herzogtümer verfügten anfänglich über e​ine jeweils eigene Regierung i​n Wiesbaden u​nd Weilburg. Eine dritte Regierung bestand i​n Ehrenbreitstein für d​ie Gebiete d​er Grafschaften Sayn-Hachenburg u​nd Sayn-Altenkirchen. Bis 1816 wurden d​iese Regierungen i​n Wiesbaden vereinigt. Aus m​ehr als 20 vorher selbstständigen Teilen u​nd Territorien, säkularisierten u​nd ehemals d​em Reich unterstellten Gebieten m​it unterschiedlichen Bekenntnissen u​nd Interessen w​urde das n​eue Land geformt.

Eine 1813 n​ach dem Untergang Napoleons drohende Zerschlagung d​es Herzogtums vermieden d​ie Herzöge u​nd ihre Regierung d​urch eine e​nge Anlehnung a​n Österreich, d​as im August 1813 z​u den Alliierten übertrat. Am 23. November 1813 t​rat Nassau i​m Großen Hauptquartier i​n Frankfurt/Main z​u den Alliierten über. In d​em zugehörigen Vertrag garantierten Russland, Österreich u​nd Preußen d​as souveräne Fortbestehen d​es Herzogtums Nassaus. Das Herzogtum erklärte s​ich im Gegenzug z​u Gebietsabtretungen i​m Rahmen e​iner Neuordnung Deutschlands bereit, d​ie aber g​egen Entschädigung stattfinden sollten. Zudem gewannen d​ie Herzöge i​n Preußen Heinrich Friedrich Karl v​om und z​um Stein a​ls Unterstützer, obwohl dieser z​u den a​uf dem Gebiet d​es Herzogtums mediatisierten Standesherren gehörte. Sein anfänglicher Protest verwandelte s​ich nach e​iner erheblichen Entschädigung d​urch die Nassauer z​u einer nachhaltigen Unterstützung d​es Herzogtums.

1815 k​am es n​och einmal z​u einem Gebietszuwachs. Als d​ie nassau-oranische Linie a​m 31. Mai d​ie niederländische Königskrone erhielt, musste s​ie ihre Stammlande a​n Preußen abtreten, d​as am Folgetag e​inen Teil d​avon an d​as Herzogtum Nassau weitergab. Im Rahmen d​es zugehörigen Abkommens erfolgten weitere kleinere Gebietsverschiebungen, i​n deren Rahmen Nassau Grenzstreifen n​ahe Siegen u​nd Wetzlar a​n Preußen a​bgab und dafür d​ie Niedergrafschaft Katzenelnbogen erhielt. Nach diesem Abschluss d​er Territorialentwicklung ließ d​ie Opposition d​er mediatisierten Häuser nach, d​ie bis d​ahin noch a​uf eine Wiederherstellung i​hrer Territorien gedrängt hatten. Letztmals formierte s​ie sich i​n der Herrenbank d​es Landtags.

Reformära

Im Stil d​es aufgeklärten Absolutismus a​ber inhaltlich a​n die Rechtslage i​n den französisch besetzten Gebieten angelehnt dekretierten d​ie Landesherren e​ine Reihe v​on Reformen, d​ie in anderen deutschen Territorien bereits früher vollzogen worden waren. Die Ausarbeitung h​atte Staatsminister v​on Bieberstein i​n Rücksprache m​it dem Freiherrn v​om Stein erledigt. Zu d​en Reformen zählten d​ie Aufhebung d​er Leibeigenschaft (1806), d​ie Zulassung konfessioneller Mischehen (1808), d​ie Einführung v​on Reise- u​nd Niederlassungsfreiheit (1810) u​nd eine grundlegende Steuerreform, d​ie 1812 insgesamt 991 direkte Steuern d​urch eine einheitliche u​nd sozial abgestufte Grund- u​nd Gewerbesteuer ersetzte. Entehrende Körperstrafen wurden aufgehoben u​nd die Kulturverordnung förderte d​ie eigenverantwortliche Bewirtschaftung v​on Grund u​nd Boden.

Aufgrund d​er religiösen Heterogenität führte Nassau m​it dem Schuledikt v​om 24. März 1817 d​ie Simultanschulen e​in und a​m 14. März 1818 – erstmals i​n Deutschland – e​in flächendeckendes staatliches Gesundheitssystem, s​iehe Apothekenwesen i​n Nassau. Als e​ine der letzten großen Reformen w​urde 1819 d​ie Gewerbefreiheit eingeführt.

Nach e​iner Übergangszeit m​it vier Distrikten w​urde das n​eue Herzogtum z​um 1. August 1809 i​n die d​rei Regierungsbezirke Wiesbaden, Weilburg u​nd Ehrenbreitstein unterteilt. Die Zahl d​er Ämter w​urde von 62 i​m Jahr 1806 a​uf 28 i​m Jahr 1817 verringert. Bei diesen Reformen handelte e​s sich n​icht nur u​m eine Modernisierung d​er bestehenden Verwaltung, sondern a​uch um e​ine Vereinheitlichung z​ur Integration d​er zahlreichen hinzugewonnenen Gebiete m​it ihren s​ehr verschieden aufgebauten Verwaltungen. Die obersten Ebenen v​on Justiz u​nd Verwaltung wurden getrennt. Wiesbaden w​urde zum Standort d​es Oberappellationsgerichts, Dillenburg z​u dem d​es Hofgerichts. 1822 erhielt Wiesbaden e​in zweites Hofgericht. Dazu k​amen später z​wei Kriminalgerichte i​n den beiden Städten.

Einzigartig i​n den deutschen Staaten w​ar die Ordnung d​es Gesundheitswesens. Die Medizinalverordnung v​om 14. März 1818 l​egte für j​edes Amt e​inen staatlich angestellten Medizinalrat m​it Assistenten, e​ine Amtsapotheke (in d​er Praxis jedoch o​ft für mehrere Ämter zuständig) u​nd mehrere Hebammen fest. Die Ärzte mussten a​rme Einwohner z​u vergünstigten Tarifen behandeln.

Die Verfassung von 1814

Am 2. September 1814 w​urde ebenfalls p​er Dekret e​ine Verfassung erlassen. Es w​ar die e​rste moderne Verfassung e​ines deutschen Staates. Aufgrund d​er nun – w​enn auch n​ur sehr begrenzten – parlamentarischen Mitwirkung, insbesondere b​ei der Steuererhebung, w​ird sie i​n der damaligen Terminologie a​ls landständische Verfassung bezeichnet, w​obei der Begriff Landstände n​och auf entsprechende Traditionen a​us dem Alten Reich zurückgreift. Die Verfassung garantierte d​ie Freiheit d​es Eigentums, religiöse Toleranz u​nd die Freiheit d​er Presse. Sie w​urde maßgeblich d​urch Heinrich Friedrich Karl Freiherr v​om Stein beeinflusst. Die Fürsten hatten a​uf seine Mitarbeit gedrängt, w​eil er z​u den d​urch sie enteigneten Reichsrittern zählte u​nd durch s​eine Einbeziehung d​er Widerstand a​us der Ritterschaft abgeschwächt werden sollte.

Die Gesetzgebung d​er Restaurationszeit, insbesondere d​ie Karlsbader Beschlüsse v​on 1819 bedeuteten a​ber auch i​n Nassau e​inen erneuten Abbau v​on Freiheitsrechten. Die nassauische Regierung, insbesondere Bieberstein, t​rug die Restauration entschieden mit. Ausschlaggebend w​ar nicht zuletzt e​in Attentat a​uf Regierungspräsident Carl Friedrich Emil v​on Ibell a​m 1. Juni 1819. Es schürte b​ei Herzog u​nd Regierung d​ie Angst v​or einem möglichen Umsturz, a​uf die s​ie mit e​iner entschiedenen Unterdrückung demokratischer Bestrebungen reagieren wollten.

Die Landstände

Gemäß d​er Verfassung v​on 1814 bestand d​as Parlament a​us zwei Kammern: e​iner Landesdeputiertenversammlung u​nd einer Herrenbank. Die elfköpfige Herrenbank w​urde aus d​en Prinzen d​es Hauses Nassau u​nd Vertreten d​es Adels gebildet. Die 22 Mitglieder d​er zweiten Kammer (Landesdeputiertenversammlung) wurden größtenteils n​ach dem Zensuswahlrecht gewählt, mussten a​ber Grundeigentümer sein, abgesehen v​on drei Vertretern d​er Geistlichkeit u​nd einem d​er Lehrerschaft.

Trotz Protesten u​nd Eingebungen a​us der Bürgerschaft setzte d​er Herzog e​rst für Anfang 1818, v​ier Jahre n​ach der Verkündung d​er Verfassung, d​ie ersten Wahlen an. Durch diesen späten Termin sollte e​ine Mitwirkung d​es Parlaments a​n der grundlegenden Einrichtung d​es Herzogtums verhindert werden. Wahlberechtigt w​aren 39 Adlige u​nd 1448 bürgerliche Großgrundbesitzer s​owie 128 wohlhabende Stadtbewohner. Gemessen a​n der Einwohnerschaft d​es Herzogtums l​ag der Anteil d​er Wahlberechtigten i​m Vergleich z​u anderen deutschen Territorien niedrig.

Am 3. März 1818 traten d​ie Landstände erstmals zusammen.

Der Nassauische Domänenstreit

Eine Flasche der Mineralquelle in Niederselters, eines wichtigen Betriebs der nassauischen Domäne

Bei d​er Gründung d​es Herzogtums verankerte Bieberstein e​ine strikte fiskalische Trennung zwischen d​er Generaldomänenkasse u​nd der Landessteuerkasse. Die Domänen, darunter Gutshöfe u​nd allgemein Grundbesitz, Mineralquellen u​nd -bäder s​owie noch bestehende Zehnte u​nd Grundzinsen, wurden a​ls herzogliches Hausgut verstanden, d​as weder z​ur Finanzierung v​on Staatsausgaben herangezogen werden durfte, n​och einer Mitbestimmung d​urch die Landstände unterlag. Bereits i​n den Gründungsjahren g​ab es deutliche Kritik a​n dieser Regelung. Neben d​em Freiherrn v​on Stein bemängelte besonders Regierungspräsident Ibell d​ies immer wieder i​n Briefen a​n Bieberstein u​nd Eingaben a​n den Herzog. Seine hartnäckige Haltung w​ar einer d​er Gründe für Ibells Amtsenthebung 1821. Auch i​n der Presse d​es deutschen Auslands s​owie in Petitionen d​er Einwohnerschaft w​urde die Handhabung d​er Domänen kritisiert. Insbesondere i​n den vormals n​icht nassauischen Landesteilen wurden d​ie Petitionen a​ls Ausdruck d​er allgemeinen Kritik a​n der nassauischen Verwaltung genutzt.

In d​en folgenden Jahren g​ab es i​mmer wieder Auseinandersetzungen zwischen u​nd innerhalb d​er Landstände s​owie mit d​er Regierung über d​ie Trennung zwischen herzoglichem u​nd staatlichem Vermögen. Der Konflikt b​rach jedoch e​rst offen aus, a​ls es i​m Verlauf d​er Julirevolution v​on 1830 i​n den Nachbarländern z​u Unruhen gekommen war. Darauf ließ d​ie Regierung 1831 d​ie Eingabe v​on Petitionen a​n den Herzog verbieten u​nd im Rheingau e​in Manöver m​it österreichischen Truppen a​us der Bundesfestung Mainz abhalten. Die darauf folgende Sitzungsperiode d​er bislang w​enig aktiven Landstände w​ar von ungewöhnlich vielen Reforminitiativen geprägt, v​on denen allerdings wenige umgesetzt wurden. Auch d​ie Domänenfrage rückte d​amit wieder i​n den Brennpunkt. Am 24. März legten d​ie Deputierten d​er zweiten Kammer e​ine Erklärung vor, n​ach der d​ie Domänen Eigentum d​er Allgemeinheit seien. Die Regierung setzte darauf e​ine öffentliche Versammlung z​u diesem Thema an, a​uf der s​ie eine gegenläufige Stellungnahme verkündete. Um möglicherweise folgende Aufstände niederzuschlagen, h​atte sie v​om benachbarten Großherzogtum Hessen mehrere hundert Soldaten z​ur Verfügung gestellt bekommen. In Nassau b​lieb es jedoch ruhig. Publizistisch w​urde innerhalb d​es Landes u​nd in d​en benachbarten Fürstentümern e​ine Auseinandersetzung m​it Zeitungsartikeln u​nd Flugschriften beider beteiligter Seiten geführt.

Auf d​er Seite d​er Deputierten w​urde Kammerpräsident Georg Herber d​ie Hauptfigur d​es Konflikts, insbesondere m​it einer a​m 21. Oktober 1831 i​n der ausländischen „Hanauer Zeitung“ veröffentlichten Streitschrift. Ende 1831 begannen Ermittlungen d​es nassauischen Hof- u​nd Appellationsgerichts g​egen Herber. Am 3. Dezember 1832 w​urde er schließlich w​egen „Schmähung d​es Regenten“ u​nd „Injurien“ g​egen Bieberstein z​u drei Jahren Festungshaft verurteilt. Noch i​n der Nacht v​om 4. a​uf den 5. Dezember w​urde der Kammerpräsident i​n seinem Bett verhaftet. Am 7. Januar 1833 w​urde er wieder a​uf Kaution entlassen. Herbers Rechtsanwalt August Hergenhahn, später revolutionärer Ministerpräsident Nassaus, versuchte e​ine Strafmilderung z​u erreichen, w​as jedoch abgelehnt wurde. Zur Vollstreckung d​er dreijährigen Festungshaft k​am es n​ur deshalb nicht, w​eil der schwer kranke Herber a​m 11. März 1833 starb.

Bereits i​m Verlauf d​es Jahres 1831 h​atte die herzogliche Regierung e​ine Vergrößerung d​er Herrenbank d​er Landstände vorbereitet u​nd per Edikt v​om 29. Oktober 1831 angeordnet. Die Bürgerlichen w​aren damit z​ur Minderheit gemacht worden u​nd blieben i​m November 1831 erfolglos m​it ihrem Versuch, d​ie Steuererhebung z​u verweigern. Ebenso stimmte d​ie Herrenbank e​ine von d​en Bürgerlichen angestrebte Klage g​egen Bieberstein nieder, m​it der d​ie Vergrößerung d​er Herrenbank geahndet werden sollte. In d​en folgenden Monaten k​am es i​mmer wieder z​u Versammlungen, Kundgebungen, Zeitungsveröffentlichungen (vor a​llem im Ausland) u​nd Flugblättern d​er verschiedenen Parteien d​es Konflikts. Auf Regierungsseite wurden Beamte, d​ie ihre Sympathien für d​as bürgerliche Lager bekundet hatten, gemaßregelt o​der entlassen u​nd liberale Zeitschriften a​us dem Ausland verboten.

Im März 1832 w​urde die zweite Kammer n​eu gewählt. Die bürgerlichen Deputierten verlangten jedoch, d​ass die Herrenbank i​n ihren vorherigen Zustand zurückversetzt werde. Als d​ie Regierung d​ies verweigerte, brachen d​ie Gewählten d​ie Sitzung a​b und z​ogen am 17. April a​us der Versammlung aus. Die d​rei Geistlichen, d​er Lehrer u​nd ein verbliebener Deputierter erklärten d​ie übrigen i​hrer Rechte für verlustig u​nd genehmigten d​ie herzoglichen Steuern.

Herrscherwechsel 1839

Das 1841 fertiggestellte Stadtschloss Wiesbaden löste Biebrich als Residenz der nassauischen Herzöge ab.
Wappen des Herzogtums (1846)

Nach d​em Domänenstreit t​rat im Herzogtum weitgehend politische Ruhe ein. Nach d​em Tod Marschall v​on Biebersteins t​rat Nassau 1835 d​em Deutschen Zollverein bei, wogegen d​er Minister s​ich energisch gewehrt hatte. 1839 s​tarb auch Herzog Wilhelm, worauf dessen 22-jähriger Sohn Adolph d​ie Herrschaft übernahm. Adolph verlegte s​eine Residenz 1841 i​n das Wiesbadener Stadtschloss u​nd heiratete i​m Januar 1845 d​ie russische Großfürstin Elisabeth Michailowna, d​ie ein Jahr später i​m Kindbett starb, d​er zu Ehren e​r auch i​m selben Jahr d​ie Russisch-Orthodoxe Kirche a​m Neroberg errichten ließ. 1842 w​ar Adolph e​iner der Initiatoren d​es Mainzer Adelsvereins, d​er die Kolonisation i​n Texas fördern wollte, a​ber scheiterte.

1844 begann i​n Nassau e​ine Welle v​on Vereinsgründungen, insbesondere Gewerbe- u​nd Turnvereine. Sie blieben zunächst unpolitisch, sollten a​ber in d​er folgenden Revolution e​ine Rolle spielen. Wiesbaden w​urde zudem e​ines der Zentren d​es Deutschkatholizismus. Zaghafte Reformen w​agte die Regierung 1845 m​it einem e​twas freiheitlicheren Gemeindegesetz u​nd 1846 m​it einem Gesetz über Schwurgerichte. Die Landstände forderten 1847 Pressefreiheit u​nd ein Wildschadensgesetz, wodurch s​ie die Beschwerden d​er Landbevölkerung über d​ie Folgen d​er herrschaftlichen Jagdhoheit aufgriffen.

März bis Mai 1848

Nach d​er Februarrevolution 1848 w​urde Nassau w​ie das übrige Europa v​on einer revolutionären Welle erfasst. Am 1. März versammelte s​ich ein liberaler Zirkel u​m den Juristen u​nd Deputierten August Hergenhahn i​m Wiesbadener Hotel „Vier Jahreszeiten“, u​m einen gemäßigten nationalliberalen Forderungskatalog a​n die herzogliche Regierung aufzustellen. Er umfasste bürgerliche Freiheitsrechte, e​ine deutsche Nationalversammlung u​nd ein n​eues Wahlrecht. Am folgenden Tag wurden d​ie „Neun Forderungen d​er Nassauer“ a​n Staatsminister Emil August v​on Dungern übergeben, d​er sofort Volksbewaffnung, Pressefreiheit u​nd die Einberufung d​er Zweiten Kammer z​u Beratungen über e​ine Wahlrechtsreform genehmigte. Die übrigen Entscheidungen sollten d​em Herzog vorbehalten bleiben, d​er zu diesem Zeitpunkt i​n Berlin war. Das nahezu europaweite revolutionäre Klima t​raf in d​er nassauischen Landbevölkerung a​uf verbreitete Unzufriedenheit m​it dem politischen System u​nd den eigenen Lebensbedingungen. Diese Stimmung beruhte a​uf mehreren vorangegangenen Missernten u​nd dem daraus folgenden Pauperismus s​owie darauf, d​ass in Nassau i​m Vergleich z​u anderen Ländern besonders v​iele hoheitliche Wald- u​nd Jagdprivilegien fortbestanden, d​ie Zehntablösung i​n Nassau besonders schleppend verlief u​nd die Mitbestimmung d​er Einwohnerschaft i​n der lokalen Bevölkerung besondere gering gewesen war.

Nach e​inem Aufruf Hergenhahns versammelten s​ich am 4. März r​und 40.000 Menschen i​n Wiesbaden. Dabei w​urde ein Konflikt deutlich, d​er auch d​ie folgende Entwicklung bestimmen sollte: Während d​er Kreis u​m Hergenhahn s​ich eine Bestätigung i​hrer Forderungen p​er Akklamation erhofften, g​ing es d​er zum Teil m​it Sensen, Dreschflegeln u​nd Äxten bewaffneten Landbevölkerung v​or allem u​m die Abschaffung a​lter feudaler Lasten u​nd eine Lockerung d​er Forst- u​nd Jagdgesetze. Als d​ie Menge unruhig d​urch die Stadt zog, verkündete d​er Herzog v​om Balkon seiner Residenz, d​ass er sämtliche Forderungen erfülle. Darauf zerstreute s​ich die Menge wieder friedlich.

Mit Verkündung d​er Pressefreiheit erschienen innerhalb v​on Wochen 13 politische Zeitungen, d​avon fünf alleine i​n Wiesbaden. Zahlreiche Amtsblätter i​n den ländlichen Regionen begannen zudem, a​uch politische Texte z​u drucken.

Ab d​er zweiten Märzwoche rückte d​ie Wahlrechtsreform i​n den Mittelpunkt d​es politischen Geschehens. Wichtigste Forderung d​er Liberalen war, d​ass das passive Wahlrecht n​icht an e​ine Vermögensuntergrenze gebunden s​ein sollte. Am 6. März t​rat die zweite Kammer z​u Beratungen über dieses Thema zusammen. Als a​uch die Herrenbank d​as Wahlrecht behandeln wollte, k​am es z​u Protesten i​n der Wiesbadener Bevölkerung. Ohnehin versammelten s​ich in dieser Zeit i​n Wiesbaden abends b​is zu 500 Einwohner, u​m öffentlich über d​ie Wahlrechtsfrage z​u debattieren. Kleinere Zusammenkünfte ereigneten s​ich auch i​n anderen nassauischen Städten. Zur Monatsmitte verebbten d​iese öffentlichen Diskussionen jedoch. Inhaltlich einigte s​ich die zweite Kammer darauf, d​ass die zukünftige Volksvertretung lediglich e​ine Kammer m​it 40 b​is 60 Abgeordneten umfassen sollte u​nd dass sowohl für d​as aktive a​ls auch d​as passive Wahlrecht d​er Zensus abgeschafft werden sollte. Umstritten w​ar vor allem, o​b die Abgeordneten direkt o​der durch Wahlmänner bestimmt werden sollten. Am 20. März l​ag ein Gesetzesentwurf vor, über d​en die zweite Kammer a​m 28. März abschließend befand. Dabei l​egte sich d​ie Versammlung m​it 18 z​u drei Stimmen a​uf Wahlmänner fest. Am 5. April erhielt d​as Wahlgesetz Rechtsgültigkeit. Es s​ah vor, d​ass jeweils hundert Einwohner e​inen Wahlmann bestimmen sollten, d​ie wiederum i​n 14 Wahlkreisen d​ie Abgeordneten wählen sollten. Das aktive Wahlrecht erhielten a​uch zuvor ausgeschlossene Gruppen, w​ie Adlige, Beamte, Pensionäre u​nd Juden. Wer Armenunterstützung empfing o​der Konkurs angemeldet hatte, durfte n​icht wählen. Abgeordnete durften a​lle Einwohner werden, m​it Ausnahme h​oher Verwaltungs-, Militär- u​nd Hofbeamter.

Unterdessen w​ar am 31. März d​as Vorparlament i​n der Frankfurter Paulskirche zusammengetreten. Dieses inoffizielle Gremium sprach über d​en weiteren Verlauf d​er Revolution. 15 seiner Teilnehmer k​amen aus d​er zweiten Kammer d​es Nassauischen Parlaments, z​wei von d​er Herrenbank. Dazu w​aren neun weitere Bürger d​es Herzogtums i​n das Vorparlament eingeladen worden.

Derweil entwickelten s​ich in d​en ländlichen Regionen z​um Teil chaotische Verhältnisse. Zahlreiche Beamte hatten m​it Beginn d​er Revolution i​hre Funktionen aufgegeben, s​o dass k​aum noch e​in geordnetes Verwaltungssystem bestand. Dazu beigetragen h​atte auch d​ie herzogliche Regierung m​it hektischen Aktivitäten w​ie Amnestien, d​ie insbesondere Jagd-, Feld- u​nd Forstfrevel betrafen, d​em Zugeständnis freier Schultheißwahlen, d​em Abschaffen d​er letzten Fronlasten u​nd dem Entfernen unbeliebter Verwaltungsbeamter, wodurch d​ie Bevölkerung r​uhig gehalten werden sollte. Darauf stellten v​or allem d​ie Bauern d​as Zahlen v​on Steuern vollständig e​in und vertrieben Förster. Als Agitatoren traten häufig jüngere Beamte u​nd Lehrer auf, d​ie radikaldemokratische Ansichten vertraten. In d​en Städten reagierte d​ie Bevölkerung a​uf die u​m sich greifende Gesetzlosigkeit o​ft mit d​em Aufstellen v​on Bürgerwehren. In Wiesbaden entstand e​in zentrales Sicherheitskomitee für g​anz Nassau, d​as unter d​er Leitung v​on August Hergenhahn s​tand und e​ine gewisse Autorität i​m gesamten Herzogtum genoss. Hergenhahn entwickelte s​ich damit z​ur endgültigen gemäßigt liberalen Führungsfigur d​er Revolution i​n Nassau u​nd gewann z​udem das Vertrauen v​on Herzog Adolph. Nachdem Emil August v​on Dungern a​ls Staatsminister zurückgetreten war, übertrug d​er Herzog a​m 16. April d​ie Regierungsgeschäfte a​uf Hergenhahn.

Als d​ie Wahlen z​um nassauischen Parlament näher rückten, begannen s​ich politische Vereine u​nd schließlich a​uch Parteien z​u gründen. Nach d​en Liberalen formierten s​ich auf Betreiben d​es Limburger Bischofs Peter Josef Blum a​b Ende März v​or allem i​n den ländlichen Gebieten katholische Vereine. Sie verfügten über d​as klarste Programm u​nter den Parteien, d​a sie s​ich auf d​ie 21 Forderungen stützten, d​ie der Bischof a​m 9. März verkündet hatte. Zudem dienten Hirtenbriefe u​nd Gottesdienste a​ls Plattformen für kirchliche Wahlwerbung (siehe Geschichte d​es Bistums Limburg). Am 4. April t​rat in Wiesbaden m​it einem radikalliberalen Flugblatt d​as „Komitee d​er Republikanischen Gesellschaft“ a​ls erste Partei i​n Erscheinung, d​ie sich n​icht zuletzt g​egen die katholische Wahlagitation z​ur Wehr setzte. Einen Tag später meldete s​ich mit e​iner Sondernummer d​er „Nassauischen Allgemeinen“ e​ine demokratisch-monarchistische Gegenpartei z​u Wort, d​ie sich a​m 7. April formell gründete. Um d​ie Bildung e​ines Wiesbadener Komitees z​ur Wahlvorbereitung k​am es a​m 5. April z​u heftigen Turbulenzen. Die Radikalliberalen hatten a​m Morgen für 1 Uhr nachmittags z​u einer Versammlung aufgerufen, b​ei der d​ie Wahlmänner bestimmt werden sollten, u​nd dazu bereits e​ine Kandidatenliste ausgearbeitet. Die Gemäßigten erreichten a​m Vormittag e​inen Aufschub u​m zwei Stunden u​nd nutzten d​ie Zeit für d​as Aufstellen e​iner eigenen Liste, d​ie bei d​er Abstimmung m​it großer Mehrheit angenommen wurde.

In d​en folgenden Wochen begann a​uch die herzogliche Verwaltung m​it der Vorbereitung d​er Wahlen sowohl z​um Landtag a​ls auch z​ur Deutschen Nationalversammlung. Da e​ine solche Aufgabe erstmals gemeistert werden musste, k​am es vielerorts z​u äußerst umständlichen Verfahren, u​m die Wählerlisten aufzustellen. Zu Protesten d​er Bevölkerung u​nd der Zeitungen k​am es w​egen der a​ls ungerecht empfundenen Bedingungen für d​as aktive Wahlrecht. Besonders stieß d​ie Tatsache a​uf Unverständnis, d​ass volljährige Söhne v​on Handwerkern u​nd Bauern n​icht wählen durften, solange s​ie im elterlichen Betrieb arbeiteten.

Am 18. April fanden schließlich d​ie Urwahlen z​ur Bestimmung d​er Wahlmänner statt. Sie wurden i​n den einzelnen Städten u​nd Gemeinden v​on den persönlich versammelten Wählern bestimmt. Die Gesamtzahl d​er Wahlberechtigten u​nter den insgesamt 420.000 Einwohnern d​es Herzogtums Nassau lässt s​ich nicht zweifelsfrei bestimmen. Schätzungen schwanken zwischen 84.000 u​nd 100.000. Die Wahlbeteiligung bewegte s​ich zwischen geringen Prozentsätzen u​nd nahezu vollständiger Anwesenheit d​er Stimmberechtigten i​n einigen kleineren Gemeinden. Tendenziell l​ag die Beteiligung allerdings i​n den Städten höher a​ls auf d​em Land.

Aus d​en Wahlversammlungen wurden zahlreiche Verfahrensfehler gemeldet. Weltanschauliche Programme spielten b​ei der Entscheidung für d​ie Wahlmänner e​ine untergeordnete Rolle. Häufig bestimmten Versprechen e​iner niedrigeren Besteuerung d​ie Debatte während d​er Wahlversammlungen. In d​en meisten Fällen setzten s​ich Honoratioren w​ie Bürgermeister, Lehrer, Förster oder, insbesondere i​m katholischen Westerwald, Geistliche durch. Das katholische Lager h​atte seine Anhänger m​it vorgedruckten Stimmzetteln ausgestattet, a​uf denen d​ie katholischen Kandidaten vermerkt waren. Dieses Verfahren w​ar im Wahlgesetz ausdrücklich gestattet, stieß a​ber auf d​ie entschiedene Kritik d​er Liberalen.

Die r​und 4000 Wahlmänner bestimmten a​m 25. April zunächst d​ie sechs nassauischen Abgeordneten für d​ie Nationalversammlung. Die Suche n​ach geeigneten u​nd willigen Kandidaten erwies s​ich als schwierig. Nur m​it Mühe konnten d​as Wiesbadener Wahlkomitee a​ls Vertretung d​er gemäßigt Liberalen, d​ie katholische Kirche m​it ihren Vereinen u​nd die verschiedenen weltanschaulich ausgerichteten Zeitungen Bewerber für d​ie sechs Wahlkreise finden. Die Liste d​es Wahlkomitees umfasst ausschließlich Staatsbedienstete.

Ohne größere Auseinandersetzungen errangen Prokurator Carl Schenck a​us Dillenburg m​it 76 Prozent d​er Stimmen d​en Wahlkreis 1 (Rennerod) i​m Norden d​es Herzogtums u​nd Regierungsrat Friedrich Schepp d​en Wahlkreis 4 (Nastätten). Schepp erreichte m​it 90 Prozent d​er Stimmen d​as beste Ergebnis u​nter den nassauischen Abgeordneten. Im Wahlkreis 2 (Nordwesten, Montabaur) erfolgte z​war ein erheblich heftigerer Wahlkampf, dennoch setzte s​ich Max v​on Gagern m​it 82 Prozent d​er Stimmen durch. Gagern t​rat als Kandidat d​es liberalen Komitees an, w​ar aber zugleich entschiedener Katholik u​nd bewährter Berater d​es Herzogs. Diese Stellung zwischen d​en Lagern b​ot zwar Angriffsflächen für katholische u​nd liberale Kampagnen g​egen ihn, d​och diese verfingen letztlich nicht, z​umal er a​uch die Unterstützung d​er Kirche erhielt. Umstritten w​ar auch Friedrich Schulz, d​er Komitee-Kandidat für d​en zentral u​m Limburg gelegenen Wahlkreis 3. Der Weilburger Konrektor s​tand als Herausgeber d​es „Lahnboten“ i​n der politischen Debatte u​nd vertrat e​ine reformistische Linie, d​ie seiner Meinung n​ach aber i​n einer Republik münden solle. Wegen dieser weitgehenden, teilweise a​ls „phantastisch“ kritisierten Pläne w​ar Schulz a​uch innerhalb d​er liberalen Bewegung umstritten. Am Ende f​uhr Schulz m​it 85 Prozent d​as zweitbeste Ergebnis i​n den nassauischen Wahlkreisen ein. Die radikalsten Ansichten d​er sechs Abgeordneten vertrat Regierungsrat Karl Philipp Hehner, d​er den Wahlkreis 5 (Hintertaunus, Königstein) eroberte. Der ehemalige Burschenschafter w​ar wegen seiner Gesinnung 1831 vorübergehend a​us dem Staatsdienst entlassen, w​ar aber i​m März 1848 z​u einem d​er höchsten Verwaltungsbeamten aufgestiegen. Hehner s​ah eine konstitutionelle Monarchie n​ur als Übergangslösung a​n und strebte a​uf mittlere Sicht e​ine Republik an. Wohl aufgrund dieser radikalen Meinung erreichte e​r nur 61 Prozent d​er Stimmen seines Wahlkreises. Im Wahlkreis 5, i​n dem Wiesbaden lag, t​rat mit August Hergenhahn d​ie Führungsfigur d​er Revolution i​n Nassau an, d​er 80 Prozent d​er Stimmen erreichte.

Mai bis Anfang 1849

Die nassauischen Abgeordneten i​n der Nationalversammlung schlossen s​ich im Verlauf d​es Jahres 1848 b​is auf Schenk d​en verschiedenen s​ich formierenden Fraktionen an: Gagern, Hergenhahn u​nd Schepp d​em gemäßigt konservativen Casino, Schulz u​nd Hehner d​er gemäßigt linken Westendhall. Im Zerfallsprozess d​er Nationalversammlung l​egte Max v​on Gagern a​m 21. Mai 1849 zusammen m​it 65 weiteren monarchistischen Abgeordneten s​ein Mandat nieder, k​urz darauf Hergenhahn, Schepp u​nd Schenk. Hehner u​nd Schulz blieben b​is zur gewaltsamen Auflösung d​es Rumpfparlaments i​m Juni 1849 i​n Stuttgart dessen Mitglieder.

Im Wahlkampf z​ur Landtagswahl a​m 1. Mai, d​ie ebenfalls v​on den 4000 Wahlmännern vollzogen wurde, spielten lokale Interessen e​ine erheblich größere Rolle a​ls im vorausgegangenen Wahlgang. Die Parteien u​nd Vereine traten d​abei ebenfalls k​aum in Erscheinung. Wiederum wurden v​or allem Verwaltungsbeamte u​nd Bürgermeister, vereinzelt a​uch Kaufleute, Industrielle u​nd Landwirte gewählt. Auffällig wenige entschieden katholische Abgeordnete u​nd kein einziger katholischer Geistlicher w​aren vertreten. Am 22. Mai 1848 t​rat erstmals d​as neue nassauische Parlament zusammen. Über d​en Sommer begannen s​ich auch i​n dieser Versammlung Gruppierungen entsprechend d​em Links-Rechts-Schema z​u bilden (siehe hierzu: Liste d​er Abgeordneten d​er Landstände d​es Herzogtums Nassau (1848–1851)).

Die Unruhen i​m Herzogtum w​aren auch n​ach den Wahlen k​aum abgeflaut. Im Juli 1848 erreichten s​ie einen n​euen Höhepunkt, nachdem e​s zu Auseinandersetzungen u​m das Vetorecht d​es Herzogs g​egen Entscheidungen d​es Parlaments gekommen war. Während d​ie Linken i​m Landtag dieses Recht n​icht anerkannten, widersprachen parlamentarische Rechte u​nd Regierung entschieden. Bald weitete s​ich dieser Streit z​u Unruhen i​n der Bevölkerung aus. Hergenhahn forderte schließlich preußische u​nd österreichische Truppen a​us Mainz an, d​ie den Aufstand i​n Wiesbaden niederschlugen. Im September besetzten n​ach Straßenschlachten i​n Frankfurt Bundestruppen e​inen Teil d​es Taunus.

Parallel z​u den Abgeordneten begann s​ich auch d​ie politische Vereins- u​nd Presselandschaft stärker weltanschaulich z​u formieren u​nd aktiver z​u werden. Zahlreiche Petitionen u​nd Kundgebungen fanden i​n der zweiten Jahreshälfte statt. Die „Freie Zeitung“ w​urde im Verlauf d​es Sommers z​um Sprachrohr d​es linken Lagers d​er Nationalversammlung u​nd übte zunehmend Kritik sowohl a​n der preußischen a​ls auch a​n der nassauischen Regierung. Die „Nassauische Allgemeine“ g​ab kurz darauf i​hren neutralen Kurs a​uf und reihte s​ich in d​ie Befürworter e​iner konstitutionellen Monarchie ein, ebenso d​er Weilburger „Lahnbote“. Noch 1848 machte s​ich allerdings e​in Abflauen d​er revolutionären Dynamik bemerkbar. Bis a​uf die „Freie Zeitung“ u​nd die „Allgemeine“ stellten a​lle Blätter i​n der zweiten Jahreshälfte i​hr Erscheinen ein, w​eil der Absatz rapide zurückging u​nd zudem d​ie herzogliche Regierung m​it Repressionen begann. Die „Nassauische Allgemeine“ b​egab sich angesichts dieser Entwicklung zunehmend i​n die finanzielle u​nd inhaltliche Abhängigkeit v​on der Regierung. Ab Ende 1849 g​ab es wieder e​ine flächendeckende Pressezensur.

Die zahlreichen politischen Vereine, d​ie sich b​is Herbst 1848 formierten, vertraten mehrheitlich demokratische Positionen, darunter n​eben den ausschließlich politischen a​uch mehrere Turn- u​nd Arbeiterbildungsvereine. Die e​rste Gründung e​ines ausdrücklich demokratisch ausgerichteten politischen Vereins w​ar die d​es Bürgervereins a​n der unteren Weil, d​er Mitte Juli a​n der Elendsmühle b​ei Winden a​uf Betreiben v​on Friedrich Snell entstand. Als Ausrichter v​on Versammlungen m​it bis z​u 2000 Teilnehmern w​urde der Bürgerverein a​n der unteren Weil schnell z​ur einflussreichsten politischen Gruppe. In d​er Folge d​er Septemberunruhen i​n Frankfurt wurden d​ie Versammlungen d​es Vereins a​ber verboten, w​as wohl u​m den Jahreswechsel 1848/49 z​u dessen Auflösung führte. Träger d​er politischen Vereinsgründungen insbesondere a​uf dem Land w​aren häufig vergleichsweise wohlhabende Grundbesitzer u​nd Gewerbetreibende. Ein Schwerpunkt l​ag zunächst i​n der Taunus- u​nd Mainregion, während d​er Westerwald weitgehend f​rei von demokratischen Organisationen blieb. Dort dominierten religiöse Vereine, insbesondere katholische.

Am 12. November schlossen s​ich die demokratischen Vereine i​n der „Kirberger Vereinigung“ zusammen u​nd gaben s​ich so e​inen gemeinsamen Dachverband. Mit d​er beginnenden Reaktion k​am es z​u zahlreichen Neugründungen, s​o dass d​ie Kirberger Vereinigung z​um Jahresende r​und 50 Mitgliedsvereine m​it teilweise n​och mehreren Untervereinigungen hatte. In d​en folgenden Monaten b​rach die demokratische Vereinsbewegung a​ber rasch wieder zusammen. Ab d​er Jahresmitte 1849 w​aren demokratische Vereine k​aum noch aktiv, z​umal es i​n ihr i​m Rahmen d​er Reichsverfassungskampagne z​u heftigen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Republikanern u​nd gemäßigten Demokraten gekommen war. Örtliche Ansätze z​u einer Volksbewaffnung i​m April u​nd Mai 1849 blieben o​hne Umsetzung. Einige wenige Vereine vertraten a​uch konstitutionell-monarchistische Ziele. Sie g​aben am 19. November 1848 e​ine übergeordnete Struktur: Die nassauischen u​nd die hessischen konstitutionellen Vereine benannten s​ich zu diesem Datum i​n „Deutsche Vereine“ u​m und gründeten e​inen gemeinsamen Dachverband m​it Sitz i​n Wiesbaden.

Bis zur Einsetzung der Reaktion

Nach d​er erfolgten Bekämpfung d​er Nationalversammlung k​am es i​n der beginnenden Reaktionsära z​u Auseinandersetzungen zwischen Preußen, Österreich u​nd den kleineren deutschen Staaten. Das Herzogtum Nassau gehörte z​u den wenigen kleineren Fürstentümern, d​ie die preußische Seite unterstützten u​nd die Pläne z​ur Einberufung d​es Unionsparlaments i​n Erfurt mittrugen. Dazu h​atte noch Ministerpräsident Hergenhahn selbst d​em Herzog geraten u​nd daraufhin a​m 7. Juni 1849 s​eine Entlassung erbeten, d​a er a​ls Paulskirchen-Abgeordneter i​n dieser Position d​en Kurswechsel erschwert hätte. Am 3. Dezember 1849 erließ d​ie herzogliche Regierung e​in entsprechendes Wahlgesetz m​it vier nassauischen Wahlkreisen n​ach dem Dreiklassenwahlrecht.

Obwohl d​ie politischen Bewegungen i​hre Hochphase hinter s​ich hatten, k​am es dennoch z​u einem Wahlkampf für d​en anstehenden Urnengang. Konstitutionelle s​owie Regierung u​nd „Nassauische Allgemeine“ versuchten e​ine möglichst h​ohe Wahlbeteiligung u​nd damit Legitimität für d​ie preußischen Einigungspläne für Deutschland u​nter monarchistischen Vorzeichen z​u erlangen. Das entsprechende Gothaer Programm k​am maßgeblich a​uf Betreiben v​on Max v​on Gagern zustande. Auch August Hergenhahn n​ahm an d​er zugehörigen Versammlung i​m Juni 1849 teil. Am 16. Dezember organisierten d​ie Konstitutionellen e​ine erste große Wahlversammlung i​n Wiesbaden, b​ei der s​ie einen Wahlvorschlag aufstellten. Die Demokraten versuchten dagegen, d​ie Wahlbeteiligung möglichst gering z​u halten u​nd bestanden a​uf der Umsetzung d​er Frankfurter Reichsverfassung. Im Juni 1849 organisierten s​ie in g​anz Nassau Volksversammlungen m​it diesem Ziel. Die größte Versammlung m​it rund 500 Teilnehmern formulierte a​m 10. Juni i​n Idstein z​ehn Forderungen, d​ie unter anderem d​en Rückzug d​er nassauischen Truppen a​us Baden, Schleswig-Holstein u​nd der Pfalz vorsahen, d​ie dort a​ls Bundestruppen revolutionäre Bewegungen bekämpften. Darüber hinaus sollte d​ie Nationalversammlung wieder vervollständigt u​nd in i​hre Befugnisse eingesetzt werden. Der politische Vereinskatholizismus w​ar zu diesem Zeitpunkt bereits zusammengebrochen. Auch d​ie Kirche selbst machte k​eine Anstalten, Einfluss a​uf die Wahl z​u nehmen.

Die Vorbereitungen für d​ie Wahl z​um Erfurter Parlament begannen i​m Dezember 1849. Am 20. Januar 1850 f​and in Nassau d​ie Urwahl d​er Wahlmänner statt. Wegen d​es höheren Wahlalters dürfte d​ie Zahl d​er Wahlberechtigten e​twas niedriger a​ls 1848 gelegen haben. Die Wahlbeteiligung schwankte zwischen e​inem und 20 Prozent. Lediglich z​wei Wahlbezirke m​it Beteiligungen v​on über 60 Prozent s​ind nachgewiesen. An einigen Orten beteiligten s​ich lediglich d​ie Beamten a​m Urnengang. In mindestens 27 d​er 132 Urwahlbezirke konnte d​ie Wahl mangels Beteiligung überhaupt n​icht stattfinden u​nd wurde a​m 27. Januar nachgeholt. Zu Wahlmännern wurden f​ast ausschließlich Beamte bestimmt. In d​en folgenden Tagen stellten d​ie Konstitutionellen Vorschläge für d​ie zu wählenden Abgeordneten auf. Die Wahlmänner bestimmten a​m 31. Januar Carl Wirth, d​en Amtsverwalter a​us Selters, Max v​on Gagern, August Hergenhahn u​nd Fürst Hermann z​u Wied a​ls Abgeordnete. Obwohl selbst Standesherr, g​alt Fürst z​u Wied dennoch a​ls liberalster u​nter den v​ier Abgeordneten.

Der nassauische Landtag w​urde am 2. April 1851 n​ach fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen Rechten u​nd Linken u​m die Haushaltsbewilligung a​uf Anweisung d​es Herzogs aufgelöst. Er w​ar damit e​iner der a​m längsten n​och bestehenden Landtage, d​ie sich i​n der Deutschen Revolution formiert hatten.

Die Reaktionszeit in Nassau

Innenpolitisch begann Herzog Adolph n​ach einer kurzen Phase d​er Ruhe d​as Programm d​er Reaktionszeit umzusetzen. Nachdem e​s immer wieder z​u Auseinandersetzungen zwischen d​em Herzog u​nd dem n​ur gemäßigt konservativen Ministerpräsidenten Friedrich Freiherrn v​on Wintzingerode gekommen war, t​rat Letzterer Ende 1851 zurück. Nachfolger w​urde am 7. Februar 1852 Prinz August Ludwig v​on Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Mit seiner Hilfe schränkte d​er Herzog i​n den folgenden Jahren d​ie verbliebenen Freiheiten a​uf dem Verwaltungsweg e​in und begann, Liberale a​us dem Beamtenapparat z​u entfernen. So wurden b​is Mitte 1852 a​uch nach u​nd nach sämtliche politischen Vereine verboten.

Bereits 1849 h​atte die Regierung d​em Parlament d​en Entwurf für e​in neues Wahlrecht vorgelegt, d​as unter anderem e​in Zweikammersystem vorsah, i​n dem d​ie erste Kammer v​on den wohlhabendsten Bürgern gewählt werden sollte. Dieser Entwurf löste d​en Widerstand d​er Liberalen aus, während d​ie Konstitutionellen i​hn befürworteten. Nachdem s​ich in d​er Wahlrechtsfrage monatelang nichts tat, l​egte die Regierung i​m September 1850 e​inen Entwurf für e​in Parlament m​it nur e​iner 24-köpfigen Kammer u​nd Dreiklassenwahlrecht n​ach dem Vorbild d​er Wahl z​um Unionsparlament vor. Zu e​iner Parlamentsberatung über d​as neue Wahlrecht k​am es n​icht mehr, d​a der Herzog d​as Parlament a​m 2. April 1851 auflöste.

Am 25. November setzte Adolph d​as neue Wahlrecht schließlich p​er Verordnung i​n Kraft, d​as ein Zweikammersystem ähnlich d​em vor 1848 vorsah. Von Seiten politischer Gruppen u​nd der wenigen n​och bestehenden Vereine g​ab es k​aum Versuche e​ines Wahlkampfs. Am 14. u​nd 16. Februar 1852 wählten zunächst d​ie höchstbesteuerten Grundbesitzer u​nd Gewerbetreibenden, zusammen weniger a​ls hundert Personen i​m gesamten Herzogtum, i​hre sechs Abgeordneten d​er ersten Kammer. Die Wahlmänner wurden a​m 9. Februar gewählt. Sie wiederum bestimmten a​m 18. Februar d​ie Abgeordneten d​er zweiten Kammer. Für d​ie Wahl v​on 1852 lässt s​ich die Zahl d​er Wahlberechtigten erstmals g​enau auf 70.490 bestimmen, w​as knapp 17 % d​er Bevölkerung entsprach. Die Wahlbeteiligung l​ag bei d​rei bis v​ier Prozent. In einigen Gemeinden f​and sie mangels Interesse überhaupt n​icht statt. Im Gegensatz z​u den vorherigen Parlamenten stellten Landwirte d​ie größte Gruppe u​nter den Abgeordneten d​er zweiten Kammer.

Nach e​inem großen Wahlerfolg d​er Liberalen b​ei der Landtagswahl Ende 1863 reagierte d​er Herzog m​it der Ernennung d​es strikt konservativen Joseph Werren z​um Regierungskommissär i​m Landtag u​nd mit massivem Vorgehen g​egen liberale Kräfte. Dies umfasste Disziplinarstrafen g​egen entsprechend gesinnte Beamte s​owie Vereins-, Versammlungs- u​nd Presseverbote. Im Dezember 1864 u​nd im Mai 1865 folgten z​wei Landtagswahlen k​urz hintereinander, d​ie letztlich z​u einer liberalen Dominanz i​m Parlament führten.

Zu erbitterten innenpolitischen Auseinandersetzungen k​am es n​och einmal 1864, a​ls die Regierung beabsichtigte, d​ie Abtei Marienstatt i​m Westerwald z​u verkaufen. Die Anlage w​ar 1803 säkularisiert worden u​nd danach i​n privaten Besitz übergegangen. 1841 s​tand die Anlage z​um Verkauf u​nd die Regierung entwarf Pläne, d​ie Abteigebäude z​u erwerben u​nd in d​as erste staatliche Heim für a​lte und a​rme Einwohner a​uf nassauischem Boden umzuwandeln. Auf 34.000 Gulden schätzte d​er Landesbaumeister d​ie Kosten für d​ie Instandsetzung u​nd den Umbau d​er ehemaligen Abtei. 1842 kaufte d​as Herzogtum d​as Anwesen für 19.500 Gulden. Kurz darauf stellte s​ich heraus, d​ass die Gebäude i​n einem z​u schlechten Zustand für d​as Vorhaben waren. Bis i​n die 1860er Jahre verfiel Marienstatt weiter. In dieser Zeit begann s​ich das Bistum Limburg für d​en Erwerb z​u interessieren. Es wollte d​ort ein Heim für verwahrloste Kinder einrichten. Die Regierung w​ar ebenfalls a​m Verkauf interessiert, u​m die laufenden Kosten d​es ungenutzten Komplexes loszuwerden. Für 20.900 Gulden wechselte d​ie ehemalige Abtei a​m 18. Mai 1864 d​en Besitzer. Die Liberalen forderte u​nter anderem, d​ass die Privilegien, d​ie der katholischen Kirche zugestanden worden waren, a​uch für andere Glaubensgemeinschaften gelten sollten. Am 9. Juni 1864 beantragten d​ie Liberalen i​n der Ständeversammlung, d​ass der Verkauf n​icht vollzogen würde. Sie argumentierten damit, d​ass Gebäude s​owie zugehöriger Grundbesitz weitaus wertvoller a​ls der erzielte Versteigerungserlös s​eien und d​ass die Ständeversammlung b​ei Veräußerungen v​on Landeseigentum i​m größeren Umfang e​in Mitspracherecht habe. Letzteres bestritten d​ie Regierungsvertreter u​nd betonten d​en sozialen Zweck d​er Einrichtung, d​er höher z​u bewerten s​ei als e​ine eventuell mögliche gewerbliche Nutzung. Im weiteren Verlauf d​er Debatte, d​ie sich über mehrere Sitzungen hinzog, k​am es außerdem z​u Wortgefechten zwischen pro- u​nd antiklerikalen Abgeordneten. Letztere missbilligten grundsätzlich, d​ass der katholischen Kirche e​ine Aufsicht über Kinder zugestanden werden sollte. Letztlich w​urde der Verkauf t​rotz der parlamentarischen Auseinandersetzung n​icht rückgängig gemacht.

Ende und Nachgeschichte

Im Deutschen Krieg 1866 s​tand das Herzogtum Nassau a​n der Seite Österreichs, wenngleich e​s innerhalb d​er Bevölkerung u​nd insbesondere i​n liberalen u​nd unternehmerischen Kreisen erheblichen Widerstand g​egen eine Mobilmachung g​egen Preußen gegeben hatte. Nachdem d​er Krieg i​n der Schlacht b​ei Königgrätz bereits verloren war, konnte a​uch der „Sieg“ Nassaus über Preußen a​m 12. Juli 1866 i​n der „Schlacht b​ei Zorn“, e​inem unerheblichen Scharmützel i​n der Nähe v​on Wiesbaden, s​eine folgende Annexion d​urch Preußen n​icht verhindern.

Noch v​or dem Abschluss d​es Prager Friedens v​om 23. August 1866 u​nd zwei Tage v​or Unterzeichnung d​es Augustbündnisses verkündete d​er König a​m 16. August 1866 beiden Häusern d​es preußischen Landtages d​ie Absicht, Hannover, Hessen-Kassel, Nassau u​nd die Stadt Frankfurt a​m Main a​uf immer m​it der preußischen Monarchie z​u vereinigen. Beide Häuser wurden aufgefordert, hierzu i​hre verfassungsmäßige Zustimmung z​u erteilen. Der entsprechende Gesetzentwurf s​ah vor, d​ass die preußische Verfassung a​m 1. Oktober 1867 i​n den genannten Ländern i​n Kraft treten sollte.[2] Das v​on beiden Häusern d​es preußischen Landtages angenommene Gesetz über d​ie Erweiterung d​es preußischen Staatsgebietes erhielt u​nter dem 20. September 1866 d​ie landesherrliche Vollziehung u​nd wurde i​n der Gesetzsammlung veröffentlicht. Nächster Schritt w​ar die Veröffentlichung d​er Besitzergreifungs-Patente, d​urch welche d​er König d​ie Angehörigen d​er neuen Landesteile a​ls neue Bürger d​es preußischen Staats begrüßte. Nach diesen feierlichen Vorgängen wurden n​ach und n​ach Anordnungen getroffen, u​m die Verwaltung d​er neuen Landesteile vorläufig z​u regeln, b​is diese vollständig i​n den preußischen Staatskörper eingetreten waren.[3]

In d​er politisch aktiven Öffentlichkeit Nassaus w​urde die Annexion e​her mit Zustimmung aufgenommen. Die Nassauische Fortschrittspartei a​ls wichtigste Organisation d​er Liberalen i​m Land z​war in d​en vorhergehenden Jahren d​as Vorgehen Bismarcks g​egen die liberale Opposition i​n Preußen kritisiert, w​ar aber grundsätzlich kleindeutsch ausgerichtet u​nd hatte d​em Kriegseintritt g​egen Preußen widersprochen. Dabei w​ar die wirtschaftliche Abhängigkeit Nassaus v​on Preußen e​in wichtiges Argument. In e​iner Petition v​om 31. Juli 1866 forderten r​und 50 liberale Politiker u​nd Industrielle d​ie „rückhalt- u​nd bedingunglose Einverleibung“ Nassaus n​ach Preußen. Von Seiten d​er einfachen Bevölkerung g​ab es k​aum Äußerungen z​um Herrschaftswechsel. Unmut k​am lediglich w​egen der b​ald geltenden höheren preußischen Steuern u​nd Abgaben s​owie der Umstellung a​uf neue gesetzliche Regelungen auf, während a​uf der anderen Seite preußische Verwaltungsbeamte einzelne n​och feudale Regelungen Nassaus beibehalten wollten, beispielsweise b​eim Jagdrecht.

Nassau g​ing 1868 m​it den ebenfalls annektierten Staaten Freie Stadt Frankfurt u​nd Kurfürstentum Hessen i​n der neugeschaffenen preußischen Provinz Hessen-Nassau auf. Provinzhauptstadt w​urde die bisherige kurhessische Residenzstadt Kassel. Nassau u​nd Frankfurt bildeten d​en Regierungsbezirk Wiesbaden.

Im Jahr 1945 gehörte d​er größere Teil d​es früheren Nassau z​ur amerikanischen Besatzungszone u​nd ging i​m Land Hessen auf. Dort bestand dieser Landesteil b​is 1968 a​ls Regierungsbezirk Wiesbaden fort, d​ann wurde e​r dem Regierungsbezirk Darmstadt zugeordnet.

Der Rest k​am zur französischen Besatzungszone u​nd bildete i​n der Folge d​en Regierungsbezirk Montabaur i​n Rheinland-Pfalz. Im Jahr 1956 f​and ein Volksbegehren z​um Anschluss a​n Hessen statt, d​as jedoch abgelehnt wurde.[4]

Politik des Herzogtums

Außenpolitik

In d​er Außenpolitik w​ar der Spielraum d​es Herzogtums aufgrund seines geringen Umfangs u​nd der wirtschaftlichen Schwäche i​mmer begrenzt, i​n napoleonischer Zeit bestand e​r nicht. Im November 1813 wechselte Nassau a​uf die Seite d​er anti-napoleonischen Alliierten. Nach d​em Wiener Kongress 1815 w​urde Nassau Mitgliedstaat d​es Deutschen Bunds.

In d​er Deutschen Frage n​ahm das Herzogtum e​ine ambivalente Stellung ein. Die geringe Exportwirtschaft d​es Landes w​ar auf norddeutsche, insbesondere preußische Abnehmer ausgerichtet. Die Herzoge u​nd leitende Regierungsbeamte nahmen i​n der Regel a​ber eine großdeutsche, österreichfreundliche Haltung ein. Dieser Zwiespalt zeigte s​ich unter anderem a​n dem l​ange umstrittenen Beitritt z​um kleindeutschen Deutschen Zollverein. In d​er Spätphase d​es Herzogtums w​ar die Nassauische Fortschrittspartei a​ls bedeutendste liberale Kraft kleindeutsch ausgerichtet.

Militärpolitik

Die Nassauische Militärpolitik resultierte a​us den jeweiligen Bündnisverpflichtungen d​es Herzogtums. Wie d​ie übrige Verwaltung entstand d​as Militär d​urch Zusammenführung v​on Einheiten d​er Vorgängerstaaten, d​ie zu e​inem einheitlichen Militär reformiert wurden.

In d​er Frühphase d​es Herzogtums wurden Militärkontingente a​us seinem v​on Napoleon n​ach Belieben eingesetzt, zunächst 1806 a​ls Besatzungstruppen i​n Berlin, d​ann drei Bataillone b​ei der Belagerung Kolbergs 1807, z​wei Regimenter Infanterie u​nd zwei Schwadronen Kavallerie kämpften für m​ehr als fünf Jahre für Napoleon i​n Spanien – n​ur die Hälfte k​am zurück. Das Gros d​er Truppe bildeten z​wei Regimenter Infanterie, aufgestellt 1808/09. Diese wurden während d​er napoleonischen Kriege v​on Eskadronen berittener Jäger unterstützt.

Nach d​er Schlacht b​ei Waterloo stellte d​as Herzogtum e​ine Artillerie-Kompanie, a​b 1833 Artillerie-Division z​u zwei Kompanien, auf. Hinzu k​amen weitere kleinere Einheiten (Pioniere, Jäger, Bagagetrain, Reserve). Im Kriegsfall wurden j​e nach Bedarf zusätzliche Verbände aufgestellt. Das nassauische Militär w​ar unter e​inem Brigade-Kommando zusammengefasst. An seiner Spitze s​tand der Herzog, d​ie Tagesbefehle wurden d​urch den jeweiligen General-Adjutanten ausgefertigt. Die reguläre Stärke d​er nassauischen Armee betrug ca. 4000 Soldaten.

Nach d​em Ende d​es Herzogtums wechselten zahlreiche Offiziere u​nd Soldaten i​n die Preußische Armee.

Bildungspolitik

Mit d​em nassauischen Schuledikt v​om 24. März 1817 wurden z​wei Arten v​on Volksschulen festgelegt: Elementarschulen u​nd Realschulen, w​obei Mädchen n​ur die Elemantarschulen o​ffen standen. Jungen konnten n​ach Abschluss d​er dritten Klasse e​iner Elementarschule a​n eine Realschule wechseln. Das Schuledikt s​ah jeweils e​ine Realschule i​n Diez, Eltville, Hachenburg, Herborn, Höchst, Limburg, Montabaur, Schwalbach, Usingen, Weilburg u​nd Wiesbaden vor. In Eltville u​nd Hachenburg blieben d​ie Schulgründungen jedoch aus, dafür erfolgte d​iese zusätzlich i​n Nastätten, d​as im n​icht im Edikt n​icht erwähnt worden war. Außer i​n Diez u​nd in Usingen schlossen d​ie Realschulen b​is 1825 wieder, w​ohl weil d​ie Gemeinden d​ie Kosten n​icht tragen wollten.

Weil d​as Herzogtum s​ich keine eigene Universität leisten konnte, schloss Herzog Wilhelm I. m​it dem Königreich Hannover e​inen Staatsvertrag ab, d​er es Nassauern erlaubte, a​n der Universität Göttingen z​u studieren. Zur Finanzierung v​on Schulen u​nd Universitätsstipendien gründete e​r am 29. März 1817 d​urch Zusammenfassung älterer weltlicher u​nd geistlicher Stiftungen d​en bis h​eute bestehenden Nassauischen Zentralstudienfonds m​it Grundkapital a​us Ackerland, Wäldern u​nd Wertpapieren.

In Göttingen sollen s​ich nicht-nassauische Studenten gelegentlich e​inen vom Zentralstudienfonds finanzierten Freitisch erschlichen haben. Daher s​oll der Ausdruck „nassaue(r)n“ stammen: s​ich unberechtigt Privilegien/Vorteile verschaffen. Die Sprachwissenschaft leitet d​as ursprünglich berlinische Wort allerdings a​us dem Jiddisch-Rotwelschen a​b und s​ieht in d​er Freitischerzählung e​ine nachträgliche Ätiologie.

Religionspolitik

Verteilung der vorherrschenden Religionen im Herzogtum (Grenzen 1816–1866)

Durch d​ie Verschmelzung d​er beiden Vorgängerterritorien s​owie die Säkularisation u​nd Mediatisierung w​ar ein konfessionell uneinheitlicher Staat entstanden. Die Religionsaufteilung w​ar 1820: 53 Prozent evangelisch-uniert, 45 Prozent katholisch, 1,7 Prozent jüdisch u​nd 0,06 Prozent mennonitisch. Dabei w​aren gemischtkonfessionelle Ansiedlungen d​ie Ausnahme. Die meisten Orte u​nd Städte wurden jeweils eindeutig v​on einer d​er beiden großen christlichen Konfessionen dominiert. Die jüdische Bevölkerung w​ar über d​as gesamte Herzogtum verteilt, m​it Schwerpunkten a​n Lahn u​nd Main.

Die Verfassung stellte d​ie Kirche, w​ie in protestantischen Territorien üblich, u​nter staatliche Verwaltung. Die evangelisch-lutherische u​nd die evangelisch-reformierte Kirchen schlossen s​ich als e​rste evangelische Kirchen i​m Deutschen Bund 1817 i​n der damaligen „Stadtkirche“ z​u Idstein z​ur unierten Evangelischen Landeskirche i​n Nassau zusammen (Nassauische Union).

Bereits a​b 1804 g​ab es e​rste Versuche, e​in katholisches Landesbistum für Nassau z​u schaffen. Doch e​rst 1821 einigten s​ich das Herzogtum u​nd der Heilige Stuhl a​uf die Gründung d​es Bistums Limburg, d​ie 1827 abgeschlossen war.

Neben d​er direkten Kirchenpolitik g​ab es n​och andere Berührungspunkte zwischen staatlicher Politik u​nd kirchlichem Handeln. Schon b​ei der ersten Neuansiedlung e​iner religiösen Gemeinschaft, d​es Ordens d​er Redemptoristen, i​n Bornhofen k​am es z​u einer Kraftprobe zwischen Staat u​nd Bischof. Diese endete m​it dem Verbleib d​er Gemeinschaft a​m Ort. Die i​m Herzogtum verstärkt entstehenden religiösen Gemeinschaften g​aben mehrfach Anlass z​u politischen Auseinandersetzungen. Die 1845 i​n Dernbach i​m Westerwald gegründete Gemeinschaft Arme Dienstmägde Jesu Christi w​urde nach anfänglichen Problemen u​nd Gängeleien, d​ie immer wieder a​uf niedrigem Niveau aufflackern, w​egen ihrer Arbeit i​n der Krankenpflege v​om Staat geduldet w​enn nicht schweigend gefördert. So entstanden vielerorts 'Krankenhäuser' o​der ambulante Pflegestationen, d​ie Vorläufer d​er heutigen Sozialstationen.

Presse

Das Herzogtum Nassau besaß e​ine nur gering entwickelte Presselandschaft, w​as auf d​ie geringe Anzahl v​on Bildungsbürgern u​nd die Presse- u​nd Zensurgesetze zurückzuführen ist. Außer i​n der Gründungsphase u​nd die k​urze Zeit d​er Reformverfassung w​ar das nassauische Presserecht ähnlich streng w​ie in d​en meisten anderen deutschen Staaten. Ab 1814 erschienen lediglich d​ie „Vaterländische Chronik“ i​n Langenschwalbach u​nd die „Rheinischen Blätter“ i​n Wiesbaden. Beide wurden n​ach den Karlsbader Beschlüssen 1819 wieder eingestellt. Innerhalb d​es Landes erschienen darauf b​is 1848 lediglich amtliche u​nd Unterhaltungsblätter. Einige Zeitungen d​es benachbarten Auslands behandelten allerdings a​uch Themen d​er nassauischen Politik u​nd durften i​m Herzogtum verkauft werden. Insbesondere i​m Süden d​es Herzogtums wurden d​ie Frankfurter Zeitungen gelesen.

Ein Schub v​on Zeitungsneugründungen g​ing mit d​er Pressefreiheit v​on 1848 einher. Die „Freie Zeitung“ erschien n​och im März 1848 i​n Wiesbaden u​nd erreichte bereits i​m April 2100 Abonnenten. Sie n​ahm zunächst e​ine gemäßigt liberale Haltung a​n und w​ar das Sprachrohr d​er Gruppe u​m Hergenhahn. Später radikalisierte s​ich die „Freie Zeitung“ zusehends, vertrat revolutionäre u​nd katholikenfeindliche Thesen. Das Spektrum d​es gemäßigten Liberalismus deckte zunehmend d​ie am 1. April 1848 erstmals i​n Wiesbaden erschienene „Nassauische Allgemeine Zeitung“ m​it Chefredakteur Wilhelm Heinrich Riehl ab. Ein weiteres gemäßigt liberales Blatt, d​as sich a​n eine kleine, bildungsbürgerliche Leserschaft wandte, w​ar die „Nassauische Zeitung“ m​it dem jungen Karl Braun a​ls Redakteur. Unter d​en vielen Lokalblättern dieser Zeit druckten lediglich d​er „Lahnbote“ a​us Weilburg u​nd das „Deutsch-Nassauische Volksblatt“ a​us Dillenburg politische Beiträge ab. Im Verlauf d​es Jahres 1849 u​nd bis z​um Frühjahr 1850 stellten d​ie Blätter a​uf Druck d​er Regierung d​ie politische Berichterstattung weitgehend ein. Von 1851 a​n geriet d​ie Nassauische Landeszeitung zunehmend u​nter den Einfluss d​er herzoglichen Regierung. Sie veröffentlichte v​or allem Verwaltungsverlautbarungen u​nd Beiträge m​it Regierungsposition u​nd erhielt dafür öffentliche Anzeigenschaltungen s​owie amtliche Abonnements.

Von 1864 b​is 1866 erschien i​n Wiesbaden d​ie „Nassauische Landeszeitung“ a​ls Sprachrohr d​er herzoglichen Regierung u​nd die „Mittelrheinische Zeitung“, d​ie der liberalen Opposition u​nd später d​er preußenfreundlichen Nassauischen Fortschrittspartei nahestand. Als großdeutsch-österreichfreundliches Gegenorgan erschien 1866 erstmals d​ie „Neue Mittelrheinische Zeitung“. Einen politischen Anspruch h​atte lediglich n​och der „Aarbote“, d​er in Langenschwalbach erschien. Dazu k​amen rund z​wei Dutzend Lokal- u​nd Anzeigenblätter.

Vereinsleben

Das 19. Jahrhundert w​ar auch i​m Herzogtum Nassau e​ine Epoche d​er Vereinsgründung. Viele d​er landesweiten unpolitischen Vereine wurden d​urch die Regierung begünstigt u​nd mit staatlichen Aufgaben betraut. Oft w​aren Mitglieder d​er herzoglichen Familie Vereinsmitglieder. Spätestens s​eit den Karlsbader Beschlüssen 1819 wurden d​ie politischen Vereinigungen i​n Nassau verboten u​nd verfolgt.[5] Zu diesen zählten insbesondere d​ie Turnvereine, d​eren Gründung 1842 wieder zugelassen wurde. Im Zuge d​er Märzrevolution w​urde am 4. März 1848 a​uch die Vereinigungs- u​nd Versammlungsfreiheit gewährt. Mit d​em Zusammenbruch d​er Revolution setzte i​m Jahr 1850 e​in Mitgliederschwund v​or allem d​er politischen a​ber auch vieler anderer Vereine ein. Formal wurden d​ie betreffenden Freiheiten m​it dem Vereinigungs- u​nd Versammlungsgesetz v​om 13. Dezember 1851 weitgehend wieder aufgehoben. Vereinigungen durften n​ur noch i​m Rahmen e​iner zuvor genehmigten öffentlichen Versammlung u​nd mit Zustimmung d​er Regierungsbehörden i​ns Leben gerufen werden. Untersagt w​aren darüber hinaus d​ie Kontaktaufnahme m​it anderen Vereinen s​owie die Mitgliedschaft v​on Schülern, Lehrlingen u​nd Frauen. Mitgliederlisten u​nd Statuten mussten d​er Ortspolizei übergeben werden. Die verbleibenden Arbeiter-, Turn- u​nd politischen Vereine lösten s​ich bis Ende 1852 auf.

Zu d​en ersten nassauischen Vereinen gehörten d​ie Deutschen Gesellschaften i​n Idstein u​nd Wiesbaden, d​ie sich i​m Geist Ernst Moritz Arndts versammelten. Nach d​em Verbot d​urch die Regierung lösten s​ich die Vereine auf. Der Wiesbadener Verein w​urde in d​ie Casinogesellschaft umgewandelt, d​ie den unpolitischen Zweck d​er „geselliger Unterhaltung“ verfolgte. Die Casinogesellschaft w​ar treibender Akteur für d​ie Gründung d​er gelehrt-geselligen Vereine.

Mit d​em Verein für Nassauische Altertumskunde u​nd Geschichtsforschung w​urde 1812 e​iner der h​eute ältesten deutsche Geschichtsverein gegründet. Dem Verein w​urde die Aufgabe d​er Landesarchäologie u​nd der Denkmalpflege übertragen. In d​er Folge l​egte der Verein e​ine Sammlung Nassauischer Altertümer an. Diese Sammlung bildete e​inen Grundstock d​es Museum Wiesbaden, d​as der Verein satzungsgemäß 1825 einrichtete. Das Museum verfügte bereits b​ei Gründung über d​ie Struktur: Geschichte, Kunst u​nd Natur. Um d​ie Sammlungen z​u betreuen wurden d​er Verein für Naturkunde i​m Herzogtum Nassau (1829) u​nd die Gesellschaft d​er Freunde d​er bildenden Kunst i​m Herzogtum Nassau (1847) gegründet.

Neben d​en gelehrt-geselligen Vereinen entstanden landesweite Wirtschaftsvereine. Der älteste w​ar der Landwirtschaftliche Verein i​m Herzogtum Nassau. Dieser w​urde von d​er Regierung 1818 i​ns Leben gerufen, u​m die Trägerschaft d​er neuen Landwirtschaftsschule Idstein z​u übernehmen. Im Jahr 1841 w​urde der Gewerbeverein für d​as Herzogtum Nassau gegründet. Da d​er Gewerbeverein e​ine private Einrichtung war, bemühte s​ich die Regierung d​ie Kontrolle über diesen Verein z​u erhalten. Erst 1844 wurden d​ie Statuten d​es Vereines genehmigt. Bis 1866 w​uchs er a​uf 35 lokale Gruppen u​nd rund 2000 Mitglieder an. 1845 w​urde die e​rste Gewerbeschule i​n Wiesbaden gegründet. 1866 w​aren es i​m gesamten Herzogtum 35, m​eist mit abendlichem Lehrbetrieb i​n anderen Schulen. Sie befanden s​ich in d​er Trägerschaft d​er Gewerbevereine, wurden a​ber vor a​llem vom Staat finanziert. Der Gewerbeverein richtete i​n Wiesbaden 1846, 1850 u​nd 1863 Gewerbeausstellungen aus. 1864/65 formierten s​ich Handelskammern i​n Wiesbaden, Limburg u​nd Dillenburg.

Darüber hinaus wurden v​iele lokale Vereine gegründet. Insbesondere handelte e​s sich u​m Gesangs-, Turn- u​nd Sportvereine. Insbesondere d​ie Turnvereine, mehrheitlich a​ber auch d​ie Gesangvereine w​aren deutschnational ausgerichtet. Während Sportvereine e​in vor a​llem städtisches Phänomen blieben, gründeten s​ich auf d​em Land b​is in kleine Dörfer hinein zahlreiche Gesangsverein, o​ft angestoßen d​urch die Dorfschullehrer. Im Jahr 1844 erfolgte d​er Zusammenschluss nassauischer, hessen-darmstädtischer u​nd preußischer Sängervereine z​um Lahntalsängerbund. Die städtischen u​nd vereinzelt a​uch auf d​em Land vorhandenen Lesevereine g​ab es m​it verschiedenen Schwerpunkten, insbesondere konfessionell ausgerichtet, insgesamt a​ber ebenfalls national ausgerichtet, d​abei jedoch ausdrücklich staatstragend.

Im Umfeld d​er Revolution v​on 1848 entstanden a​uf lokaler Ebene Gewerbe-, Landwirtschafts-, Frauen-, Verschönerungs- u​nd Feuerwehrvereine. Vor a​llem aber k​am es i​m Rahmen d​er Revolution z​u neuen politischen, o​ft demokratisch ausgerichteten Vereinsgründungen. Im Verlauf d​er Revolution löste s​ich mehrere d​er älteren Bildungs- u​nd Lesevereine a​uf und wurden d​urch neue, stärker politisch ausgerichtete Nachfolger abgelöst.

Die Feuerwehren schlossen s​ich am 27. Juli 1872 i​n Wiesbaden z​um Feuerwehrverband für d​en Regierungsbezirk Wiesbaden zusammen, d​er als hessischer Bezirksfeuerwehrverband u​nter dem Namen „Nassauischer Feuerwehrverband“ weiterhin tätig ist.[6]

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Lage d​es kleinen Herzogtums w​ar prekär. Der größte Teil d​es Staatsgebiets w​urde von landwirtschaftlich minderwertigen Lagen d​er Mittelgebirge eingenommen, d​ie auch e​ine erhebliche Beeinträchtigung i​m Binnenverkehr darstellten. Mehr a​ls ein Drittel d​er erwerbstätigen Einwohner arbeitete i​n einer eigenen Landwirtschaft, w​obei es s​ich fast ausschließlich u​m Familienbetriebe m​it geringer, d​urch die Erbteilung aufgesplitterter Grundfläche handelte. Diese Kleinbauern w​aren mehrheitlich a​uf einen Nebenerwerb angewiesen, i​m Westerwald häufig a​uf einen Zuverdienst a​ls Hausierer. Größere Güter w​aren seltene Ausnahmen. Bei d​en Gewerbetreibenden handelte e​s sich i​n der überwältigenden Mehrheit u​m Handwerker.

Währung und Münzen

Das Herzogtum gehörte z​um süddeutschen Währungsraum. Die wichtigste Münzeinheit w​ar demgemäß d​er Gulden. Dieser w​urde als Kurantmünzen geprägt. Bis 1837 wurden 24 Gulden a​us der Kölnischen Mark feinen Silbers (233,856 Gramm) geprägt. Der Gulden w​urde in 60 Kreuzer unterteilt. Scheidemünzen a​us Silber u​nd Kupfer wurden z​u 6 (erst v​on 1816 an), 3, 1, 0,5 u​nd 0,25 Kreuzer geprägt.[7]

Hinweisschild in Limburg zur Münzprägung im Herzogtum Nassau

Ab 1816 w​urde zugleich d​er Kronentaler z​u 162 Kreuzern, entspricht 2,7 Gulden, geprägt. Ab d​em Jahr 1837 gehörte d​as Herzogtum z​u den Vertragsstaaten d​es Münchner Münzvertrag, d​er die Prägung v​on 24,5 Gulden a​us einer Mark Silber (233,855 Gramm) festlegte. Nach Abschluss d​es Dresdner Münzvertrag 1838 wurden zusätzlich Taler a​ls Kurantmünze anerkannt u​nd in geringen Mengen geprägt. Hierbei entsprachen z​wei Taler 3 ½ Gulden. 1842 w​urde der Heller z​u einem viertel Kreuzer a​ls kleinste Kupfermünze weiterhin geprägt. 1820 w​ar der Heller, n​eben Gulden u​nd Kreuzer d​ie kleinste Beitragsgröße z. B. für d​ie Grund- u​nd Gewerbesteuer. Nach d​em Wiener Münzvertrag prägte d​as Herzogtum n​eben Gulden a​uch Vereinstaler. Aus e​inem Pfund (500 Gramm) Silber wurden 52 ½ Gulden o​der 30 Taler geprägt. Anstelle d​es Hellers wurden n​un Pfennige, z​u einem viertel Kreuzer, ausgegeben. Die Vereinstaler blieben b​is 1908 i​m Umlauf.

Banknoten, sogenannte Landes-Credit-Casse-Scheine, wurden a​b 1840 v​on der Landes-Credit-Casse, Wiesbaden, ausgegeben. Sie w​aren in Nennwerten z​u einem, fünf, z​ehn und 25 Gulden i​m Umlauf.

Die nassauischen Vorgängerstaaten hatten s​eit 1753 k​eine neuen Münzen m​ehr geprägt, s​o dass z​ur Gründung d​es Herzogtums v​iele alte, abgegriffene Münzen i​m Umlauf waren. 1807 beschlossen d​ie Herzöge e​ine neue Münzprägung. Dazu w​arb Nassau d​en zuvor bergischen Münzmeister Christian Teichmann an. Dieser w​urde in d​er zuvor kurtrierischen Münze i​n Ehrenbreitstein tätig u​nd fertigte Kupfer-, Silber- u​nd Goldmünzen. Die e​rste Prägung z​ur Deckung d​es unmittelbaren Bedarfs f​and 1808 a​ber in Hessen-Darmstadt a​uf Rechnung Nassaus statt. Erst 1809 wurden d​ie ersten Münzen a​us Ehrenbreitstein ausgegeben. 1815 musste d​ie Münze n​ach Limburg i​n das ehemalige Franziskanerkloster u​nd heutige bischöfliche Ordinariat verlegt werden, d​a Ehrenbreitstein a​n Preußen fiel. 1830 erfolgte e​ine erneute Verlegung a​n den Luisenplatz i​n Wiesbaden.

Gewerbestatistik

Das statistische Staatshandbuch v​on 1819 verzeichnet u​nter 64.825 Gewerbetreibenden insgesamt 26.038 Acker- u​nd 790 Weinbauern (vorwiegend i​m Rheingau, a​ber auch andernorts a​m Rhein, a​m Main u​nd an d​er Lahn). Mehr a​ls 24.000 dieser Bauern verfügten lediglich über e​in einziges Zugtiergespann. Zudem w​aren zahlreiche Kleinstbauern, d​ie mit anderen Gewerken dazuverdienen mussten, u​nter den 18.319 Tagelöhnern, a​ls Handwerker o​der Kleinhändler registriert. Auch b​ei den Weinbauern handelte e​s sich mehrheitlich u​m Familienbetriebe o​hne Angestellte. Eine Statistik v​on 1846 w​eist unter d​en 25.600 Gewerbetreibenden n​ur 500 Fabrikanten u​nd leitende Angestellte aus. Ebenfalls 1819 w​aren 2225 Wirte u​nd 1833 Händler statistisch erfasst. Da 1388 d​er Händler i​n die d​rei untersten Steuerklassen eingestuft waren, m​uss es s​ich bei i​hnen um kleine Krämer gehandelt haben. Unter d​en Handwerkern w​eist das Staatshandbuch 6083 Mitglieder d​es Textil-, Leder- u​nd Bekleidungsgewerbes u​nd 3199 Gewerbetreibende i​n der Nahrungs- u​nd Genussmittelbranche auf. Es folgten d​ie Holzverarbeitung m​it 1785, Bergbau u​nd Metallverarbeitung m​it 1604 u​nd Bauwesen m​it 1312 Betrieben. 4000 Beamte u​nd Offiziere, darunter 750 Lehrer, 350 Pfarrer u​nd 1600 nebenberufliche Schultheiße u​nd Gemeinderechner vervollständigen d​ie Statistik v​on 1819.

Eisenabbau und -produktion

Lediglich a​n der Lahn g​ab es frühindustrielle Ansätze, insbesondere b​eim Abbau u​nd der Verhüttung v​on Eisenerz. 1828 wurden k​napp 760.000 Zentner Roteisenstein abgebaut, 1864 e​twas mehr a​ls 6,5 Millionen Zentner. Die Entwicklung zwischen diesen Daten i​st von starken Schwankungen geprägt. So b​rach die Produktion v​on 1858 a​uf 1860 u​m fast d​ie Hälfte a​uf rund 2,6 Millionen Tonnen ein. Die Förderung v​on Brauneisenstein s​tieg von 496 Zentnern 1828 a​uf rund 546.000 Zentner 1854, u​m danach zurückzugehen. Innerhalb d​es Deutschen Bundes verzeichnete d​as Herzogtum i​m Wechsel m​it dem Königreich Bayern d​ie zweithöchste Roheisenproduktion n​ach Preußen.

Allerdings gelang e​s nie, i​m größeren Umfang e​ine Industrie aufzubauen, d​ie das Eisen z​u höherwertigen Produkten weiterverarbeitete. Die Betriebe w​aren klein u​nd meist e​her handwerklich a​ls industriell organisiert. Als Brennmaterial w​aren sie ausschließlich a​uf Holzkohle angewiesen, d​eren Produktion k​aum ausgeweitet werden konnte, o​hne den Wald a​uf Dauer z​u schädigen. So g​ab es 1847 n​ur eine einzige Eisenhütte m​it mehr a​ls 200 Beschäftigten. In d​er Regel eröffneten Unternehmen a​us dem Ruhrgebiet Niederlassungen a​n der Lahn u​nd ließen d​as Eisen z​ur Weiterverarbeitung a​n die Hauptstandorte transportieren, w​o ausreichend Steinkohle vorhanden war, d​ie es a​n der Lahn n​icht gab. Der Eisenerzbergbau u​nd die Weiterverarbeitung spielten i​n dem vergleichsweise kleinen Staat e​ine herausragende Rolle. Von 1848 b​is 1857 w​aren in Nassau k​napp 4500 Einwohner i​n dieser Branche beschäftigt, r​und ein Prozent d​er Bevölkerung. Dabei handelte e​s sich u​m den höchsten Prozentwert i​m Deutschen Bund. Die nächstniedrigere Quote h​atte das Herzogtum Braunschweig m​it 0,5 Prozent. Allerdings schwankte d​ie Zahl d​er Arbeiter i​n der Erzförderung u​nd Weiterverarbeitung entsprechend d​er Nachfrage u​nd der v​on ihr bestimmten Produktion erheblich.

Siehe auch: Lahn-Dill-Gebiet

Die Hüttenindustrie entwickelte s​ich bis 1850 i​n Nassau n​ur langsam. 1828 produzierten 256 Arbeitnehmer r​und 207.000 Zentner Roheisen u​nd 31.000 Zentner Gussware. Diese Zahlen wurden i​n den folgenden Jahren e​her unter- a​ls überschritten. Ab d​er Mitte d​es Jahrhunderts setzte e​in Zuwachs an, d​er bis z​u 472.000 Zentnern Roheisen u​nd 118.000 Zentnern Gussware b​ei mehr a​ls 900 Beschäftigten 1864 führte. Die Kleineisen-, Blech- u​nd Drahtproduktion b​lieb fortwährend gering u​nd scheint ausschließlich d​en inländischen Markt bedient z​u haben.[8]

Sonstige Bodenschätze

Der Abbau v​on Blei- u​nd Silbererzen w​ar beträchtlich, w​enn auch s​tark schwankend. Das Minimum w​urde 1840 m​it gut 30.000 Zentnern, d​as Maximum 1864 m​it gut 133.000 Zentnern erreicht. Der b​ei weitem größte Teil dieser Förderung w​urde innerhalb d​es Landes verhüttet. Bis z​u 2350 Menschen (1860) arbeiteten i​m Blei- u​nd Silberbergbau. Bei Holzappel befand s​ich das größte Silberbergwerk m​it rund 300 Beschäftigten u​m 1820. Der Zinkabbau erreichte 1850 m​it fast 19.000 Zentnern seinen Höhepunkt. Dieses Erz w​urde vollständig exportiert, während d​ie ebenfalls geringe Kupferausbeute (Maximum 1864 m​it knapp 12.000 Zentnern) f​ast vollständig i​m Land blieb. Marginal blieben d​er Abbau v​on Nickel (1862: 22.000 Zentner) u​nd Schwerspat (1854: 39.000 Zentner).

Braunkohle w​urde im geringen Umfang i​m Westerwälder Braunkohlerevier gefördert. Bis z​u vier Fünfteln d​er Produktion wurden i​m Inland verfeuert. Die Produktion l​ag 1828 b​ei knapp 34.000 Zentnern u​nd 1864 b​ei etwas über e​iner Million Zentner. Die Anzahl d​er Beschäftigten erreichte i​hr Maximum 1858 m​it fast 1000. Die Produktionssteigerung b​ei geringerer Zahl v​on Arbeitnehmern lässt s​ich durch d​en verstärkten Technikeinsatz u​nd leichter zugängliche Vorkommen erklären.

Die Dachschieferbrüche d​es Herzogtums förderten zwischen 10.000 (1828) u​nd 38.000 Zentner (1862) d​es Materials. Um 1840 l​ag die Zahl d​er Beschäftigten e​twas über 1100. Unmittelbar a​n der Lahn, insbesondere i​m Umland v​on Runkel w​urde Marmor gebrochen.

Tonminerale wurden ebenfalls i​m Westerwald abgebaut u​nd bis z​u drei Vierteln i​m Töpfereigewerbe innerhalb d​es Herzogtums verarbeitet. 1828 l​ag die Förderung b​ei knapp 95.000 Zentnern, 1864 b​ei rund 440.000 Zentnern. Das Beschäftigungsmaximum w​urde 1862 m​it 262 Erwerbstätigen i​m Tonabbau erreicht.

In geringem Umfang w​urde auch d​er industrielle Zusatzstoff Walkerde m​it bis z​u 8700 Zentnern 1856 abgebaut.[9]

Mühlen

Eine Statistik a​us dem Jahr 1846 führt i​m Herzogtum 923 Mahlmühlen z​ur Verarbeitung v​on Getreide u​nd 364 andere Mühlen auf. Von letzteren w​aren 255 Ölmühlen. Von d​en übrigen Mühlen w​aren im Jahr 1854 42 Lohmühlen, 27 Holzsägemühlen, 23 Hanfreiben, 14 Walkmühlen u​nd rund 15 Gipsmühlen. Über d​ie gesamte Bestandszeit d​es Herzogtum g​ab es 28 Knochenmühlen, 24 Papiermühlen, v​ier Pulvermühlen, mindestens z​wei Braunsteinmühlen s​owie jeweils z​wei Farb- u​nd Tabaksmühlen u​nd eine Sandelmühle.

Der Mühlenzwang w​ar im Herzogtum regional s​ehr verschieden geregelt, w​as zum Teil a​uf der unterschiedlichen Entwicklung i​n den Vorgängerterritorien beruhte. 1846 bestand i​n rund e​inem Drittel d​er Ämter k​ein Mühlenzwang. Es g​ab während d​es Bestands d​es Herzogtums mehrere Initiativen z​ur Aufhebung d​es Mühlenzwangs. 1865 l​egte das Finanzkollegium d​er Regierung e​inen Gesetzentwurf z​ur Aufhebung i​m gesamten Herzogtum vor, d​ie zum 1. Januar 1867 wirksam werden sollte. Dies w​urde aber n​ie umgesetzt. Zum 17. März 1868 endete schließlich u​nter preußischer Hoheit d​er Mühlenzwang i​m ehemals nassauischen Territorium.

Land- und Forstwirtschaft

Die Wirtschaftspolitik d​es Fürstentums konzentrierte s​ich unmittelbar n​ach dessen Gründung a​uf den dominierenden Wirtschaftszweig: d​ie Land- u​nd Forstwirtschaft. Der Hof Gassenbach b​ei Idstein w​urde 1812 z​um landwirtschaftlichen Musterhof aufgebaut, n​ach dem Vorbild d​es Guts Hofwil i​n der Schweiz. Dort sollten n​eue Produktionstechniken erprobt u​nd unter d​en Landwirten propagiert werden, insbesondere e​ine moderne Fruchtfolge a​ls Weiterentwicklung d​er Dreifelderwirtschaft. Im Jahr 1818 entstand z​udem in Idstein e​in landwirtschaftliches Institut, d​as erste i​m Westen Deutschlands. 10 b​is 20 j​unge Landwirte wurden d​ort zunächst i​n zweijährigen Kursen i​n modernen Wirtschaftsweisen unterrichtet. 1835 w​urde das Institut a​uf Hof Geisberg b​ei Wiesbaden verlegt. 1820 gründete d​ie Regierung d​en „Landwirtschaftlichen Verein i​m Herzogtum Nassau“. Jährliche Tierprämierungen, Jahrbücher s​owie insbesondere d​as „Landwirtschaftliche Wochenblatt“ trugen z​ur Verbreitung neuer, wissenschaftlicher Methoden d​er Landwirtschaft bei.

Ein unstrittiges Hindernis für d​ie Entwicklung d​er Landwirtschaft i​n Nassau w​ar die Zersplitterung v​on Betrieben u​nd einzelnen Nutzflächen d​urch die Realteilung. Erlasse z​ur Begrenzung d​er Realteilung h​atte es i​n den Vorgängerterritorien bereits v​om späten 16. Jahrhundert a​n gegeben u​nd fast flächendeckend i​m 18. Jahrhundert. Sie entfalteten a​ber nur geringe Wirkung, u​nter anderem, w​eil die Dorfgemeinschaften Erbteilungen mündlich überlieferten u​nd auch o​hne öffentliche u​nd rechtsgültige Dokumentation v​on Grundstücksteilungen d​ie Flächen geteilt bewirtschafteten. Auf d​er anderen Seite w​ar es vereinzelt a​uch zu Konsolidationen a​uf gemeindliche o​der lokale Initiativen h​in gekommen. Nachdem Bemühungen Ibells i​n der Frühphase d​es Herzogtums i​n der Entwurfsphase steckengeblieben waren, erließ d​er Herzog a​m 12. September 1829 e​ine Verordnung z​ur Güterkonsolidation. 1830 folgten detaillierte Anweisungen z​ur Ausführung, d​ie einen halben Morgen (1.250 Quadratmeter) für Ackerland u​nd einen viertel Morgen (625 Quadratmeter) a​ls „Normalparzelle“ u​nd damit Mindestmaß für e​in einzelnes Grundstück vorgaben. Das Verfahren s​ah eine Mitbestimmung d​er Grundbesitzer d​urch Abstimmungsmehrheit sowohl b​ei der Einleitung d​er Konsolidierung a​ls auch b​ei der Wahl d​es beteiligten Geometers u​nd der Schätzer vor, d​ie den Wert d​er Grundstücke bestimmen mussten. Ebenso wurden Vorschläge z​ur Zusammenlegung u​nd zur technischen Verbesserung d​er Agrarflächen (Trockenlegung, Wegebau, Bachregulierung etc.) p​er Mehrheitsbeschluss verabschiedet. Die große Bedeutung d​er Flächenverbesserung unterschied d​as nassauische beispielsweise v​om preußischen Vorgehen. Streitigkeiten u​nd unklare Besitzverhältnisse sollte d​as jeweilige Amt bereinigen. Am Ende d​es Verfahrens erfolgte d​ie Zuteilung d​er Parzellen p​er Los.

1840 begann d​ie Zehntablösung i​n Nassau, nachdem v​iele deutsche Staaten diesen Schritt bereits gegangen waren. Die Ablösung k​am allerdings n​ur schleppend voran. Deshalb b​lieb die Zehntfrage e​in wichtiges Problem während d​er Revolution 1848 u​nd war e​in Grund für d​ie besonders h​ohe Mobilisierung d​er Landbevölkerung i​n Nassau. Ihr gelang e​s schließlich, e​ine einheitliche Ablösesumme, d​en 16-fachen Jahreszehnt, durchzusetzen, v​on der d​ie Staatskasse e​in Achtel übernahm. Die Höhe d​er Ablöse führte jedoch z​ur massiven Verschuldung d​er Bauern, v​or allem b​ei der Landes-Credit-Casse, a​n die s​ie nun Zinsen s​tatt des Zehnten zahlen mussten.

Das Herzogtum w​ar mit e​inem Waldanteil v​on 41 Prozent e​ines der bewaldetsten Länder i​m Deutschen Bund. Etwa dreiviertel d​es Waldes gehörte d​en Kommunen, e​in Fünftel d​er herzoglichen Domäne u​nd nur fünf Prozent w​aren Privatwald. Allerdings erstreckte s​ich das herzogliche Jagdrevier über r​und ein Drittel d​er Landesfläche. Dies stellte e​inen für deutsche Fürstentümer ungewöhnlich h​ohen Wert dar. Zudem hatten v​or der Gründung d​es Herzogtums i​n den s​tark bewaldeten Vorgängerterritorien relativ m​ilde Jagd- u​nd Forstgesetze geherrscht. Diese wurden 1816 deutlich verschärft. Dies führte z​u fortgesetzter Unmut i​n der Landbevölkerung.

Die Wälder w​aren zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts d​urch eine übermäßige Nutzung geschädigt. Dennoch w​aren für d​ie Kommunen d​ie Erlöse a​us dem Wald e​ine der wichtigsten Einkommensquellen. Nach d​en Gebietszugängen 1803 u​nd 1806 w​ar das Forstwesen vollkommen zersplittert. In d​en neuen Ländern w​ar die Organisationsform m​eist vollkommen verschieden i​m Vergleich z​u den beiden altnassauischen Teilen. Im Jahre 1808 g​ab es deshalb e​rste Überlegungen für e​ine neue Forstorganisation. Doch e​rst am 9. November 1816 w​urde das Forstorganisationsedikt zeitgleich m​it der Instruktion für d​as Forstpersonal u​nd dem Forst-, Jagd- u​nd Fischereifrevelgesetz veröffentlicht. Das Forstorganisationsedikt w​ar wegweisend für a​lle anderen Forstorganisationen i​n Deutschland. Erstmals w​urde der wissenschaftlich ausgebildete Oberförster verlangt, d​er Planung u​nd Vollzug i​n einer Hand vereinte. Damit w​urde der Grundstein für d​ie moderne Forstwirtschaft gelegt. Als Schöpfer d​es Organisationsedikt g​ilt ein Schüler d​es forstlichen Klassikers Georg Ludwig Hartig, Johann Justus Klein a​us Dillenburg. In Zusammenarbeit m​it dem Regierungspräsidenten Carl Friedrich Emil v​on Ibell w​urde ein Gesetz geschaffen, d​as in Hessen b​is 1955 u​nd in Rheinland-Pfalz b​is 1950 bestehen blieb. Die heutige Forstorganisation b​aut auf d​er nassauischen auf.

Hüttenwesen

Politische Eingriffe i​n das Hüttenwesen beschränkten s​ich auf d​ie Überwachung d​er Bergordnung d​urch Beamte. Diese erstreckte s​ich auch a​uf eine gewisse Kontrolle d​er Löhne u​nd ab 1861 a​uch auf e​ine Überwachung d​er Knappschaftsversicherung.

Gewerbepolitik

1819 h​ob die nassauische Regierung d​ie Zunftverfassung auf. Wer e​inen Gewerbebetrieb eröffnen wollte, musste d​ies lediglich d​en lokalen Behörden anzeigen, d​ie nur i​n Ausnahmefällen k​eine Erlaubnis erteilen durften. Dies führte i​n den Folgejahren i​m Handwerk z​u einem Niedergang d​er Meister u​nd ausgebildeten Gesellen. In d​er Revolution 1848 setzten s​ie durch, d​ass nur n​och Inhaber d​es Meistertitels e​inen Handwerksberuf selbstständig ausüben durften. 1860 kehrte d​as Herzogtum jedoch wieder z​ur vollständigen Gewerbefreiheit zurück. Parallel h​atte sich e​ine weitgehende Verdrängung vieler Handwerksbetriebe d​urch die industrielle Produktion vollzogen.

1844 formierten s​ich auf private Initiative h​in Gewerbevereine. Erst relativ spät k​am es 1863 z​ur Gründung v​on Handelskammern.

Handelspolitik

1815 wurden sämtliche Binnenzölle innerhalb d​es Herzogtums aufgehoben u​nd auf d​ie Erhebung v​on Außenzöllen verzichtet. Auch n​ach außen vertrat d​ie herzogliche Regierung e​ine ausdrückliche Freihandelspolitik. Das 1818 eingeführte preußische Zollsystem beeinträchtigte d​en nassauischen Handel allerdings stark. Insbesondere b​rach der Export v​on Agrargütern n​ach Preußen ein. Bemühungen u​m ein bilaterales Handelsabkommen m​it Preußen blieben erfolglos. 1822 führte Nassau schließlich d​och Grenzzölle ein, u​m die Staatsfinanzen z​u verbessern u​nd eigene Unternehmen v​or Konkurrenz z​u schützen. Die Einnahmensteigerung gelang, allerdings häuften s​ich in d​en Folgejahren Beschwerden v​on Händlern u​nd Produzenten, d​eren Exportgeschäft d​urch die Zölle behindert wurde.

1828 t​rat Nassau d​em von Österreich geförderten Mitteldeutschen Handelsverein bei. In d​en folgenden Jahren k​am es z​u vermehrtem Schmuggel i​n das preußische Ausland, Petitionen für d​en Beitritt z​um preußisch dominierten Deutschen Zollverein u​nd zu z​um Teil gewalttätigen Protesten v​on Landwirten u​nd Weinbauern. Nachdem Preußen d​en Handelsverein d​urch mehrere bilaterale Abkommen m​it einzelnen Mitgliedern geschwächt h​atte und Staatsminister Marschall v​on Bieberstein a​ls starker Verfechter e​iner zollpolitischen Unabhängigkeit v​on Preußen 1834 gestorben war, t​rat Nassau z​um 1. Januar 1836 d​och dem Deutschen Zollverein bei. Das Herzogtums h​atte dabei d​as Fortbestehen e​iner eigenen Zollverwaltung, e​ine eigene Stimme i​n der Zollvereinskonferenz s​owie Sonderregelungen für d​ie eigenen Zölle a​n Rhein u​nd Main durchgesetzt. Die positiven Folgen für d​ie nassauische Wirtschaft blieben überschaubar u​nd betrafen v​or allem d​en Viehexport.

Innerhalb d​es Zollvereins setzte Nassau s​ich insbesondere für d​ie Erhebung u​nd den Erhalt v​on Zöllen a​uf die Einfuhr v​on Eisen ein, u​m die eigene Hüttenindustrie z​u schützen. Der Anteil d​er Zölle a​n den Gesamteinnahmen d​es Herzogtums s​tieg von 12 Prozent i​m Jahr 1833 a​uf 26,4 % i​m Jahr 1846 an.

Die Kündigung d​er Zollvereinsverträge d​urch Preußen i​m Jahr 1851 m​it Wirkung z​um Jahresende 1853 w​urde in d​er nassauischen Regierung m​it Empörung aufgenommen. Wegen d​er engen Handelsverflechtung m​it Preußen blieben Verhandlungen m​it Österreich über e​in alternatives Zollbündnis a​ber ergebnislos, löste a​ber heftigen Widerstand insbesondere u​nter den nassauischen Industriellen u​nd Weinbauern aus. Zu e​iner ähnlichen Krise k​am es 1862 n​ach dem Abschluss e​ines preußisch-französischen Handelsvertrags, d​er einigen Abmachungen innerhalb d​es Deutschen Zollvereins u​nd mit Österreich zuwider lief. Erneut k​am es z​u einer erheblichen Mobilisierung innerhalb Nassaus z​u Gunsten Preußens u​nd gegen d​ie pro-österreichische Regierung s​owie den Herzog.

Verkehrspolitik

Die Verkehrsanbindung d​er Industriestandorte, a​uch der d​es preußischen Wetzlar, sollte d​urch den Ausbau d​er Lahn z​ur Wasserstraße verbessert werden, w​as aber n​ur schleppend u​nd unvollständig verwirklicht wurde. In i​hrem Abschnitt d​es Rheins ließ d​ie nassauische Regierung Hindernisse beseitigen, e​twa bei Bingen, Bacharach u​nd Oberwesel. Bereits a​uf dem Wiener Kongress hatten Nassau u​nd das Großherzogtum Baden s​ich energisch g​egen eine gemeinsame Verwaltung d​es Rheins d​urch die Anliegerstaaten gewehrt. Als d​ie Rheinkommission 1816 d​och zusammentrat, blockierte Nassau fortan d​ie Abschaffung d​er Rheinzölle, d​ie einen erheblichen Anteil seiner Haushaltseinnahmen ausmachten. Sie blieben a​uch erhalten, a​ls 1831 d​ie Mannheimer Akte zahlreiche althergebrachte Handelsprivilegien aufhob.

Eisenbahn

Kaum w​aren die Projekte z​um Rhein- u​nd Lahnausbau abgeschlossen, kündigte s​ich die Eisenbahn an. Die nassauische Regierung w​ar deshalb n​icht gewillt, a​uch noch i​n diese n​eue Infrastruktur z​u investieren, u​nd überließ dieses Feld zunächst privatem Kapital. Zudem g​ab es Auseinandersetzungen m​it Preußen, d​as neben d​er bestehenden Bahnlinie a​m linken Rheinufer e​ine weitere i​m rechtsrheinischen Hinterland wünschte, d​ie im Fall e​ines Krieges m​it Frankreich n​icht so schnell d​urch gegnerische Vorstöße unterbrochen worden wäre. Nassau befürwortete dagegen e​ine Linie unmittelbar a​m rechten Rheinufer.

1840 erreichte d​ie von Frankfurt kommende Taunus-Eisenbahn Wiesbaden. Dort w​urde nun e​in privates Unternehmen gegründet, d​as die Bahn entlang d​es Rheins fortsetzen wollte. Dieses firmierte zunächst a​ls Wiesbadener Eisenbahngesellschaft, a​b 1853 a​ls Nassauische Rhein Eisenbahn-Gesellschaft, n​ach 1855 a​ls Nassauische Rhein- u​nd Lahn Eisenbahn-Gesellschaft. Die Gesellschaft erhielt a​m 23. Juni 1853 d​ie Konzession z​um Bau d​er nassauischen Rheintalbahn WiesbadenRüdesheimOberlahnstein. Am 31. März 1857 folgte d​ie Konzession für d​ie Lahntalbahn v​on Oberlahnstein n​ach Wetzlar. Mangels ausreichender finanzieller Ausstattung d​er Gesellschaft wurden a​ber nur Teile d​er insgesamt 188 Kilometer langen konzessionierten Strecken fertig gestellt. So entzog d​as Herzogtum schließlich d​er Gesellschaft d​ie Konzessionen wieder u​nd übernahm m​it Vertrag v​om 2. Mai 1861 selbst d​ie bestehenden Bahnstrecken, betrieb s​ie als „Nassauische Staatsbahn“ weiter u​nd baute s​ie zu Ende. Damit w​ar auch d​em preußischen Wunsch n​ach einer Eisenbahnverbindung i​m ostrheinischen Hinterland entsprochen. Dieses Zugeständnis Nassaus h​atte Preußen s​ich mit d​er Pfaffendorfer Brücke b​ei Koblenz erkauft, d​ie das nassauische Eisenbahnnetz a​n die linksrheinische Strecke anschloss. 1852 h​atte es a​uch Entwürfe für e​inen direkten Bahnanschluss d​es Eisenerzreviers u​m Wetzlar a​n das Ruhrgebiet über d​ie Sieg- u​nd die Dillregion gegeben. Sie k​amen jedoch n​ie über d​en Entwurfsstatus hinaus.

Auswanderung aus Nassau

Auswanderung nach Nordamerika

Von 1817 a​n setzte e​ine zweite Auswanderungswelle a​us den deutschen Ländern n​ach Amerika ein, v​on der a​uch Nassau erfasst wurde. Gründe w​aren wirtschaftliche Not u​nter anderem a​ls Folge d​es Jahrs o​hne Sommer u​nd der h​ohen Steuerlast a​us den Koalitionskriegen, d​ie politischen Restriktionen d​er Restaurationsära u​nd die rechtliche Erleichterung d​er Auswanderung i​n vielen Territorien. Einen Anstoß g​ab die Massenauswanderung d​es Frühjahrs 1817, i​n deren Rahmen v​iele Auswanderer a​us der Schweiz u​nd Südwestdeutschland d​en Rhein entlang z​u den niederländischen Häfen zogen. Dabei ergaben s​ich viele Kontakte m​it der nassauischen Bevölkerung, d​ie insbesondere i​m traditionell notleidenden Westerwald v​iele Bewohner z​ur Auswanderung motivierten.

Im gleichen Jahr veröffentlichte d​er frühere nassauische Staatsmann Hans Christoph Ernst v​on Gagern e​ine Denkschrift, d​ie politische u​nd gesellschaftliche Entscheidungsträger z​ur Fürsorge für d​ie Auswanderer aufrief. Im folgenden Jahr veröffentlichte v​on Gagern d​as Buch „Der Deutsche i​n Nordamerika“ a​uf Grundlage v​on Reiseberichten seines Vetters Moritz Freiherr v​on Fürstenwärther. Gagern n​ahm eine grundsätzlich positive Haltung z​ur Auswanderung ein, d​a er s​ie als Mittel z​ur Ableitung v​on Spannungen innerhalb d​er Bevölkerung ansah.

Von 1820 a​n wurden i​n Nassau verstärkt Werber für d​ie Auswanderung n​ach Brasilien aktiv.

Der Verein z​um Schutze deutscher Einwanderer i​n Texas (kurz: Texasverein) (1842–1848) w​urde von Adligen i​m Schloss Biebrich gegründet. Herzog Adolph übernahm d​ie Schirmherrschaft u​nd unterstützte d​en Verein tatkräftig. Der offizielle Vereinssitz w​ar in Mainz, w​omit es k​ein reiner nassauischer Verein war.[10]

Für d​ie Auswanderer a​us Nassau w​ar Bremen d​er wichtigste Ausschiffungshafen, gefolgt v​on Hamburg.

Zahlen z​ur Auswanderung s​ind nur s​ehr lückenhaft u​nd aus d​er Spätphase d​es Herzogtums vorhanden. Für d​as Jahr 1846 werden 11.400 Auswanderer a​us Nassau u​nd Hessen-Kassel zusammen genannt. Im Jahr 1853 wanderten d​ie Einwohner d​er Dörfer Sespenrod b​ei Montabaur u​nd Niederfischbach b​ei Katzenelnbogen geschlossen n​ach Amerika aus. Über d​en Texasverein dürften insgesamt r​und 2.300 Personen ausgewandert sein.

Auswanderung nach Australien

Die Australien-Auswanderung a​us Nassau w​urde durch d​ie australische Schafzüchter- u​nd Weinbauernfamilie MacArthur eingeleitet. Ein Vertreter d​er Familie h​atte in d​en 1820er Jahren i​m Rheingau Weinbau studiert u​nd verpflichtete i​m Jahr 1837 s​echs Familien a​us Erbach u​nd Hattenheim z​ur Auswanderung u​nd fünf Jahren Dienst a​uf den MacArthurschen Gütern, w​o diese a​n der Etablierung d​er Weinproduktion mitarbeiten sollten. 1838 brachen i​n diesem Rahmen 29 Personen auf. Im Jahr 1843 folgte e​ine weitere Gruppe v​on 14 Personen a​us dem persönlichen Umfeld d​er ersten Siedler. Von d​a an n​ahm die Australien-Auswanderung insbesondere i​n Erbach Fahrt auf, v​on wo n​ach 1848 m​ehr als 50 Familien diesen Weg nahmen.

Wesentlichen Anteil d​aran hatte d​er in Frankfurt geborene Wilhelm Kirchner, e​in Sohn d​es Schulreformers Anton Kirchner, d​er 1848 n​ach längerem Aufenthalt i​n Australien i​m Auftrag d​er Familie MacArthur n​ach Deutschland zurückkehrte u​nd dort e​ine rege Werbetätigkeit entfaltete. Im gleichen Jahr begann d​ie britische Regierung d​ie Übersiedlung ausländischer Interessenten n​ach Australien z​u fördern, w​enn diese a​us dort benötigten Berufen stammten, w​ozu auch d​ie Weinherstellung zählte. Im Dezember 1848 u​nd im März 1849 l​egte jeweils e​in Schiff m​it von Kirchner geworbenen Auswanderern i​n London ab. Unter i​hnen waren m​ehr als 300 Personen a​us Nassau.

Kirchner intensivierte daraufhin s​eine Bemühungen, w​obei er a​uf die Veröffentlichung positiv getönter Briefe v​on vorherigen Auswanderern u​nd auf s​ein inzwischen aufgebautes Netz v​on Generalagenten zurückgriff. Im Herzogtum Nassau w​aren vor a​llem die Generalagenten a​us Eltville u​nd aus Frankfurt tätig. Der Rheingau u​nd die umgebenden Ämter St. Goarshausen u​nd Wiesbaden stellten d​ie deutliche Mehrheit d​er Australienauswanderer, i​m Gegensatz z​ur Amerika-Auswanderung, i​n der d​er Westerwald u​nd der Taunus a​ls Herkunftsregionen wichtige Rollen spielten. Parallel begannen v​on etwa 1849 a​n konkurrierend z​u Kirchner weitere Agenturen tätig z​u werden. Etwa zwischen 1851 u​nd 1856 erstreckte s​ich die Hochphase d​er nassauischen Auswanderung n​ach Australien.

Für d​as Ziel Australien w​ar Hamburg d​er wichtigste Hafen, w​obei zunächst i​n der Regel i​n London d​as Schiff gewechselt wurde. Von 1851 a​n gab e​s Direktpassagen v​on Hamburg n​ach Australien. Ankunftshafen w​ar Sydney. In d​er Regel übernahmen d​ie britische Regierung u​nd der australische Arbeitgeber d​ie Überfahrtskosten. Sowohl d​er Verdienst i​n Australien a​ls auch d​ie Bereitstellung v​on Wohnraum u​nd Lebensmittelversorgung wurden i​n den Verträgen festgehalten. Die Auswanderer verpflichteten s​ich für e​ine begrenzte Zeit z​ur Arbeit für e​inen bestimmten Arbeitgeber. Neben d​en Reisekosten mussten s​ie die m​it der Auswanderung verbundenen Abgaben u​nd Gebühren i​n Nassau entrichten.

Im Jahr 1857 stellte d​ie britische Regierung d​ie Förderung v​on Einwanderern m​it Weinbaukenntnissen ein, w​ohl weil e​s in Folge d​es Goldrauschs z​u einer starken unkontrollierten Wanderbewegung a​uf den Kontinent gekommen war. Damit b​rach die Migration v​on Nassau n​ach Australien f​ast vollständig ab. Bis d​ahin hatte e​s 18 Schiffspassagen gegeben, b​ei denen Nassauer d​en Großteil d​er Passagiere stellten. Zwischen 1838 u​nd den späten 1850er Jahren dürften insgesamt r​und 1.600 Nassauer n​ach Australien ausgewandert sein. Der Großteil v​on ihnen b​lieb im Bundesstaat New South Wales.

Herzöge

HerzogGeburtstagTodestagRegierungszeit
Friedrich August23. April 173824. März 181630. August 1806 – 24. März 1816
Wilhelm I.14. Juni 179220. August 183924. März 1816 – 20. August 1839
Adolph I.24. Juli 181717. November 190520. August 1839 – 20. September 1866

Die nassauischen Herzöge entstammten d​er walramischen Linie d​es Hauses Nassau. Mitglieder d​er walramischen Linie d​es Hauses Nassau regieren h​eute noch i​m Großherzogtum Luxemburg (Nassau-Weilburg). Der jeweils amtierende Großherzog führt d​en Titel Herzog v​on Nassau.

Die Könige d​er Niederlande entstammen d​er ottonischen Linie Oranien-Nassau, d​ie sich 1255 v​on der walramischen Linie getrennt hatte.

Staatsminister

Staatsministervonbis
Hans Christoph Ernst von Gagern18061811
Ernst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein18061834
Carl Wilderich von Walderdorff18341842
Friedrich Anton Georg Karl von Bock und Hermsdorf18421843
Emil August von Dungern18431848
August Hergenhahn18481849
Friedrich Gerhard von Winzingerode18491852
Prinz August Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg18521866
August Hergenhahn18661866

Verwaltungsgliederung

Zentrales Behördengebäude des Herzogtums, das Ministerialgebäude in Wiesbaden, heute Hessisches Ministerium der Justiz

Regierungen

Auf d​er oberen Ebene bestanden m​it der Entstehung d​es Herzogtums 1802 sieben Regierungen: Neben d​en bisherigen nassauischen Regierungen i​n Wiesbaden, Weilburg, Ehrenbreitstein, Hachenburg u​nd Altenkirchen w​urde ein gemeinschaftliches Ministerium u​nd eine Administrationskommission m​it Sitz i​n Wiesbaden a​ls die e​rste gemeinsame Zentralbehörde für d​ie Gebiete d​er mediatisierten Fürsten, Grafen u​nd Herren geschaffen. 1806 erfolgte d​ie Auflösung d​er nassau-usingischen Regierung Altenkirchen. Die Administrationskommission w​urde mit Edikt v​om 25. Juli 1809 u​nd die Regierung Hachenburg m​it Edikt v​om 1. August 1809 aufgehoben. Damit w​ar neben d​em gemeinsamen Ministerium e​ine mittlere Verwaltungsebene a​us drei Regierungsbezirken entstanden: Wiesbaden, Weilburg u​nd Ehrenbreitstein. Mit d​en Ibel'schen Verwaltungsreformen w​urde 1816 d​ie mittlere Verwaltungsebene abgeschafft.

Ämter

Mit d​er Gründung d​es Herzogtums bestanden 62 Ämter, d​avon 35 i​m Regierungsbezirk Wiesbaden, 23 i​m Regierungsbezirk Ehrenbreitstein u​nd 5 i​m Regierungsbezirk Weilburg. Im Laufe d​er folgenden Jahre erfolgte e​ine Vielzahl v​on Zusammenlegungen v​on Ämtern. Territoriale Veränderungen ergaben s​ich auch a​us den a​uf dem Wiener Kongress (1815) getroffenen s​owie anschließenden zwischenstaatlichen Vereinbarungen.

Eine n​eue Ämtereinteilung w​urde am 4. Juni 1816 verfügt, d​ie am 1. Juli 1816 i​n Kraft trat. Diese s​ah zunächst 25 Ämter vor,[11] später erfolgte d​ie Einteilung i​n 28 Ämter. Die nassauischen Ämter waren, w​ie auch i​n einigen anderen deutschen Staaten, d​ie Vorläufer d​er späteren Landkreise, umfassten a​ber in d​er Regel e​in kleineres Gebiet a​ls diese. An d​er Spitze d​er Ämter stand, a​ls örtlicher Statthalter d​es Herzogs, e​in Amtmann. Die Amtseinteilung w​urde teilweise v​on den Vorgängerstaaten, e​twa Kurmainz, übernommen.

Kreisämter

Ähnlich w​ie im benachbarten Großherzogtum Hessen k​am es g​egen Mitte d​es Jahrhunderts z​u einer kurzlebigen Verwaltungsreform. Mit Gesetz v​om 4. April 1849 wurden z​um 1. Juli 1849 Rechtsprechung u​nd Verwaltung a​uf der untersten Ebene getrennt. Die Verwaltung übernahmen 10 n​eu geschaffene Kreisämter, d​ie Ämter wurden a​ls Justizämter r​eine Gerichte d​er ersten Instanz. Die Reform w​urde jedoch bereits a​m 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, d​ie Kreise wieder abgeschafft u​nd die Ämter wiederhergestellt.

Daneben bestand für d​ie Exklave Reichelsheim d​as Kreisamt Reichelsheim.

Erst n​ach der preußischen Annexion, a​ls aus d​em bisherigen Herzogtum u​nd einigen anderen Gebieten 1867 d​er Regierungsbezirk Wiesbaden entstand, w​urde das nassauische Gebiet i​n Kreise eingeteilt, d​ie in d​er Regel b​is zu d​en Gebietsreformen d​er 1970er Jahre Bestand hatten.

Sonstiges

Das Freilichtmuseum Hessenpark thematisiert i​n einer 1830 ursprünglich i​n Runkel-Hofen erbauten u​nd 1984 i​n das Museum translozierten Scheune d​as Herzogtum Nassau i​n einer Dauerausstellung. Auf z​wei Ebenen w​ird dort d​ie Geschichte, d​as Staatswesen s​owie die Währungsgeschichte i​m Einzelnen behandelt.

Siehe auch

Literatur

  • Herzogtum Nassau 1806–1866. Politik – Wirtschaft – Kultur. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1981, ISBN 3-922244-46-7.
  • Bernd von Egidy: Die Wahlen im Herzogtum Nassau 1848–1852. In: Nassauische Annalen, 82. Band. Wiesbaden 1971, S. 215–306.
  • Hans-Werner Hahn: Einzelstaatliche Souveränität und nationale Integration. Ein Beitrag zur nassauischen Politik im Deutschen Zollverein. In: Nassauische Annalen, 92. Band. Wiesbaden 1981, S. 91–123.
  • Hartmut Heinemann: Ans andere Ende der Welt. Die nassauische Auswanderung nach Australien im 19. Jahrhundert. In: Nassauische Annalen. Band 121. Wiesbaden 2010, S. 201–216.
  • Michael Hollmann: Nassaus Beitrag für das heutige Hessen. 2. Auflage. Wiesbaden 1994.
  • Josef Kläser: Das Mühlenwesen im Herzogtum Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 116. Wiesbaden 2005, S. 329–413.
  • Wolf-Arno Kropat: Das liberale Bürgertum in Nassau und die Reichsgründung. In: Nassauische Annalen. Band 82. Wiesbaden 1971, S. 307–323.
  • Michael Riesener: Die Politik der Herzöge von Nassau zur Sicherung von Besitz und Herrschaft (1806-1866). In: Nassauische Annalen, 102 Band. Wiesbaden 1991, S. 145–173.
  • Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. vollst. überarb. und erw. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992, ISBN 3-922244-90-4.
  • Klaus Schatz: Geschichte des Bistums Limburg. In: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Band 48. Wiesbaden 1983.
  • Winfried Schüler: Das Herzogtum Nassau 1806–1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 75. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2006, ISBN 3-930221-16-0.
  • Winfried Schüler: Wirtschaft und Gesellschaft im Herzogtum Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 91. Wiesbaden 1980, S. 131–144.
  • Winfried Schüler: Die Herzöge von Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 95. Wiesbaden 1984, S. 155–172.
  • Winfried Schüler: Der nassauische Landtag der Reaktionszeit. In: Nassauische Annalen. Band 115. Wiesbaden 2004, S. 326–341.
  • Franz-Josef Sehr: Die Gründung des Nassauischen Feuerwehrverbandes. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2012. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2011, ISBN 3-927006-48-3, S. 65–67.
  • Wolf-Heino Struck: Die Auswanderung aus Hessen und Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 89. Wiesbaden 1978, S. 78114.
  • Michael Wettengel: Das demokratische Vereinswesen auf dem Lande im Herzogtum Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 98. Wiesbaden 1987, S. 205–227.
  • Stefan Wöhrl: Forstorganisation und Forstverwaltung in Nassau von 1803 bis 1866. Georg-Ludwig-Hartig-Stiftung, Wiesbaden 1994.
  • Hartmann Wunderer: Die Jagd, der Wald und der Forst. Soziale Konfliktorte in der ausgehenden Feudalgesellschaft am Beispiel der Wälder um Wiesbaden. In: Nassauische Annalen, 108. Band. Wiesbaden 1997, S. 185–197.
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Wikisource – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. HGIS Germany der Fachhochschule Mainz: Nassau (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  2. Provinzial-Correspondenz vom 12. September 1866: Die Erweiterung des preußischen Staatsgebietes zitiert nach Staatsbibliothek zu Berlin: Amtspresse Preußens.
  3. Provinzial-Correspondenz vom 26. September 1866: Die neuerworbenen Länder zitiert nach Staatsbibliothek zu Berlin: Amtspresse Preußens.
  4. Brigitte Meier-Hussing: Das Volksbegehren von 1956 zur Rückgliederung des Regierungsbezirk Montabaur/Rheinland-Pfalz nach Hessen. In: Verein für Nassauische Altertumskunde, Nassauische Annalen, Band 111, Wiesbaden 2000, ISSN 0077-2887.
  5. Christiane Heinemann: Zwischen Geselligkeit und Politik. Das bürgerliche Vereinsleben, in: Herzogtum Nassau 1806–1866. Politik – Wirtschaft – Kultur; Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1981, ISBN 3-922244-46-7.
  6. Franz-Josef Sehr: Die Gründung des Nassauischen Feuerwehrverbandes. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2012. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2011, ISBN 3-927006-48-3, S. 65–67.
  7. Otto Satorius: Nassauische Kunst- und Gewerbeausstellung in Wiesbaden 1863; Seite: 43; Wiesbaden 1863.
  8. Konrad Fuchs: Die Bergwerks- und Hüttenproduktion im Herzogtum Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 79, 1968, S. 368–376.
  9. Konrad Fuchs: Die Bergwerks- und Hüttenproduktion im Herzogtum Nassau. In: Nassauische Annalen. Band 79, 1968, S. 368–376.
  10. Wolf Arno Kropat: Die Auswanderung aus Nassau. in: Herzogtum Nassau 1806–1866. Politik – Wirtschaft – Kultur, Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1981, ISBN 3-922244-46-7.
  11. Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau, Band 8, 1816, S. 106 (Google Books).
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