Munderkingen

Munderkingen ist die kleinste Stadt im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Alb-Donau-Kreis
Höhe: 516 m ü. NHN
Fläche: 13,07 km2
Einwohner: 5430 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 415 Einwohner je km2
Postleitzahl: 89597
Vorwahl: 07393
Kfz-Kennzeichen: UL
Gemeindeschlüssel: 08 4 25 081
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstraße 1
89597 Munderkingen
Website: www.munderkingen.de
Bürgermeister: Michael Lohner
Lage der Stadt Munderkingen im Alb-Donau-Kreis
Karte

Geographie

Der historische Stadtkern liegt in einer Schleife der Donau, etwa 33 Kilometer südwestlich von Ulm. Er hat sich zu beiden Seiten des Flusses ausgedehnt.

Nachbargemeinden

Die Stadt grenzt im Norden an die Stadt Ehingen, im Osten an Rottenacker, im Süden an Unterstadion, Emerkingen und Hausen am Bussen sowie im Westen an Obermarchtal und Untermarchtal.

Schutzgebiete

Munderkingen hat Anteil am Naturschutzgebiet Flusslandschaft Donauwiesen zwischen Zwiefaltendorf und Munderkingen. Die Waldgebiete Mochental und Lautertal-Wolfstal sind als Schonwälder ausgewiesen. Einige Landschaftsteile auf dem Stadtgebiet wurden als Landschaftsschutzgebiet Munderkingen ausgewiesen. Die Stadt hat überdies Anteile am FFH-Gebiet Donau zwischen Munderkingen und Riedlingen und am Vogelschutzgebiet Täler der Mittleren Flächenalb.[2]

Geschichte

Frühgeschichte

Munderkingen ist zwar die kleinste Stadt im Alb-Donau-Kreis, sie dürfte aber mit der Nennung als Ort Muntaricheshuntare[3] oder Munterichshuntare[4] (792) und der Stadterhebung (1230) eine der ältesten Stadtgründungen der Alb-Donau-Kreises sein. Funde aus der Römerzeit weisen darauf hin, dass das Gebiet der heutigen Stadt Munderkingen schon in spätantiker Zeit besiedelt war. Von einer durchgehenden Besiedlung bis ins Frühmittelalter kann indes nicht ausgegangen werden, obwohl die Siedlung an einer wichtigen Donaufurt gelegen war, die den Zugang zum nahe gelegenen römischen Kastell in Emerkingen (3 km) erlaubte.

Fachwerkhaus in der mittelalterlichen Innenstadt
Der 1870 erbaute Bahnhof von Munderkingen

Mittelalter und frühe Neuzeit

Erstmals wurde Munderkingen im Jahr 792 in einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen erwähnt; genannt wird darin die Munterichshuntare, nach einer anderen Quelle Muntarihes huntari. Eine Huntare war eine Verwaltungseinheit des fränkischen Reiches, die einen Verband von Kriegern oder von Landgütern bezeichnen konnte; sie entspricht der altenglischen Verwaltungseinheit Hundred und näherungsweise der skandinavischen und norddeutschen Harde.

Das Stadtrecht wurde Munderkingen im Jahr 1230 von den Herren von Emerkingen verliehen. Ende des 14. Jahrhunderts verpfändeten die Habsburger Munderkingen an die Truchsessen von Waldburg. Die Stadt schloss sich daraufhin mit den ebenfalls an die Truchsessen verpfändeten Städten Mengen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee zum Bündnis der Donaustädte zusammen. 1680 gelang es diesen, die Pfandherrschaft abzuschütteln und wieder direkt unter die Herrschaft der österreichischen Vorlande zu kommen.

Württembergische Zeit

Mit dem Pressburger Frieden kam Munderkingen 1805 zu Württemberg. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Königreich Württemberg wurde die Stadt dem Oberamt Ehingen zugeordnet, wobei sie bis 1819 den Sitz eines eigenen Unteramts bildete. War Munderkingen früher von Handel und Handwerk geprägt, so führte der Bau der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen und der damit 1870 erfolgte Anschluss an das Netz der Württembergischen Eisenbahn auch zur Ansiedlung von Industriebetrieben. Um 1900 wurden die Mühlen an der Donau auf die Erzeugung von Elektrizität umgestellt. Noch heute besteht in der Stadt ein größeres Elektrizitäts- und Umspannwerk der EnBW. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Munderkingen 1938 zum Landkreis Ehingen.

Nachkriegszeit

1945 wurde Munderkingen zuerst durch Amerikanische Truppen besetzt und kurze Zeit später der französischen Militärverwaltung übergeben. Munderkingen war nun Teil der französischen Besatzungszone und erfuhr somit 1947 die Zuordnung zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. 1973 vollzog sich die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Munderkingen zum Alb-Donau-Kreis kam.

Munderkingen mit Donau und katholischer Stadtpfarrkirche

Religionen

Munderkingen ist von jeher katholisch geprägt. Zwar gab es in der Reformationszeit hier protestantische Bestrebungen, die jedoch von den Stadtoberen bekämpft wurden. Gemäß Zensus 2011 sind 58,7 Prozent der Bevölkerung katholisch, 18,2 Prozent evangelisch und 23,1 Prozent gehören sonstigen oder keiner Religionsgemeinschaft an.[5]

Eingemeindungen

Der nahe gelegene Weiler Algershofen ist Teil der Stadt Munderkingen.

Einwohnerentwicklung

Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[6] (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1. Dezember 1871 ¹2041
1. Dezember 1880 ¹2035
1. Dezember 1890 ¹1953
1. Dezember 1900 ¹1971
1. Dezember 1910 ¹2048
16. Juni 1925 ¹1944
16. Juni 1933 ¹1914
17. Mai 1939 ¹1840
13. September 1950 ¹2270
6. Juni 1961 ¹3435
Jahr Einwohner
27. Mai 1970 ¹4583
31. Dezember 19804858
27. Mai 1987 ¹4667
31. Dezember 19904849
31. Dezember 19955206
31. Dezember 20005055
31. Dezember 20055099
31. Dezember 20104912
31. Dezember 20155119
31. Dezember 20205430

Politik

Rathaus von Munderkingen

Verwaltungsverband

Munderkingen ist Sitz des 1973 gegründeten Gemeindeverwaltungsverbands Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen, dem neben der Stadt die Gemeinden Emeringen, Emerkingen, Grundsheim, Hausen am Bussen, Lauterach, Obermarchtal, Oberstadion, Rechtenstein, Rottenacker, Untermarchtal, Unterstadion und Unterwachingen angehören.

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird in Baden-Württemberg für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Michael Lohner wurde erstmals 1999 gewählt. Bei den Bürgermeisterwahlen am 22. April 2007 wurde Lohner mit einem Ergebnis von 98,8 % in seinem Amt bestätigt. Im April 2014 wurde Lohner mit 97,2 % wiedergewählt.[7]

Gemeinderat

In Munderkingen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Munderkingen hat nach der letzten Wahl 18 Mitglieder (unverändert). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
50
40
30
20
10
0
47,5 %
24,8 %
24,7 %
3,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−3,2 %p
−3,9 %p
+4,1 %p
+3,0 %p
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 47,5 9 50,7 9
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft 24,8 4 28,7 5
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 24,7 4 20,6 4
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 3.0 1 -- --
gesamt 100,0 18 100,0 18
Wahlbeteiligung 53,4 % 49,3 %

Wappen

Offizielle Blasonierung: In Silber ein golden gekrönter roter Löwe, rechts oben begleitet von einem sechsstrahligen roten Stern.

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts kam Munderkingen durch Kauf an die Habsburger und blieb dies bis zum Jahr 1805. Die Habsburger verliehen der Stadt das alte Wappen ihrer Familie: den steigenden, roten und bekrönten Löwen. Ein Siegel aus dem Jahre 1286 gilt als erster Beleg für dieses Wappen.

Städtepartnerschaften

Seit dem Jahr 1987 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Munderkingen und der französischen Stadt Riedisheim im Elsass.

Wirtschaft und Infrastruktur

Interregio-Express nach Neustadt (Schwarzwald) im Bahnhof Munderkingen

Verkehr

Munderkingen liegt an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen von Donaueschingen nach Ulm. Es besteht mit Regional-Express-Zügen ein Stundentakt nach Ulm oder Sigmaringen und mit Interregio-Express-Zügen ein Zwei-Stunden-Takt nach Tuttlingen, Donaueschingen und Neustadt (Schwarzwald). Die Stadt gehört zum Donau-Iller-Nahverkehrsverbund.

Öffentliche Einrichtungen

Munderkingen verfügt je über eine Grund-, Haupt-, Real- und Förderschule. Ein Gymnasium gibt es in Munderkingen nicht, obwohl die Stadt früher eine eigene Lateinschule besaß. Die nächsten Schulstädte sind Ehingen (Donau) und Biberach an der Riß. Die Erwachsenenbildung wird von der stadteigenen Volkshochschule organisiert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Narrenfigur Wusele der Trommgesellenzunft Munderkingen

Munderkingen liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße sowie am Donauradweg von Donaueschingen nach Wien. Munderkingen ist so vor allem im Sommer ein beliebter Rastpunkt für viele Radwanderer.

Museen

Das Städtische Museum ist im ehemaligen Heilig-Geist-Spital untergebracht. Es widmet sich den Römern und Alemannen, der Stadtgeschichte, dem Handwerk der Munderkinger Bürstenmachern Menne und Bremensdorfer, der Postgeschichte, Munderkinger Persönlichkeiten, Radhauben und Puppen.[8]

Donaubrücke

Die sogenannte „Neue Donaubrücke“ war 1893 die erste massive Betonbogenbrücke, die mit Dreigelenkbogen und mit einer Bogenspannweite von mehr als 50 m erbaut wurde: Ingenieur Leibbrand aus Stuttgart war der Erbauer, die Arbeiten wurden von der Baufirma Buck aus Ehingen durchgeführt.[9][10] Die Bautechnik der Munderkinger Donaubrücke wird heute als herausragende Brückenbauleistung im Deutschen Museum in München dargestellt. Die Brücke wurde bei Kriegsende, am 22. April 1945, von abrückenden deutschen Pioniertruppen, unter Aufsicht einer SS-Einheit, gesprengt. Der Wiederaufbau begann unmittelbar nach dem Krieg. Bereits im Juni 1948 wurde die wiedererstellte Donaubrücke durch die Besatzungsmacht der französischen Zone eingeweiht.

Altes Krankenhaus

Das 1889/90 errichtete historistische Bauwerk gehört zu den stadtbildprägenden Bauwerken der Stadt im Alb-Donau-Kreis. Der Kunsthistoriker Guido Hinterkeuser würdigte es als „bedeutendes Baudenkmal“: „Blickfang des Gebäudes, dessen zweigeschossige Hauptschaufront sich entlang der Schillerstraße erstreckt, ist ein markanter Turm, der für viele Munderkinger auch ein Stück Identität verkörpert. Mit einem Fachwerkgeschoss spielte der aus Ehingen stammende Architekt Joseph Breig auf die traditionelle Munderkinger Bauweise an, während der neogotische Knickhelm als Anleihe aus der rheinischen Gotik interpretiertwerden kann. Damit erweist sich der Turm als typischer Vertreter des historistischen Baustils. Das geböschte Erdgeschoss und die unregelmäßige Eckquaderung entlang der Mauerkanten verleihen ihm Wehrhaftigkeit. Das Portal vereint Elemente von Gotik und Renaissance, einen besonderen Akzent setzen hier die hervorstehenden Kragsteine“.[11]

Kirchen

Chorraum in der Dionysiuskirche

Die katholische Pfarrkirche St. Dionysius verbindet mittelalterliche gotische Bausubstanz mit Veränderungen aus der Zeit der Renaissance und des Barock. Chor und Kirchenschiff wurden um 1700 gänzlich neu im Stil des Barock ausgeschmückt. Einige Tafelbilder des ehemaligen gotischen Hochaltars finden sich heute an den Seitenwänden. Die Kirche und die von dem namentlich nicht bekannten Meister des Munderkinger Altars geschaffenen Bilder dieses gotischen Altars gelten heute als eine besondere Sehenswürdigkeit des Alb-Donau-Kreises.[12]

Regelmäßige Veranstaltungen

Munderkingen ist traditionell eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Allerdings beginnt sie mit dem Rathaussturm am Glombigen Doschdig eine Woche früher als üblich, also am 2. Donnerstag vor Aschermittwoch.[13] Sie findet ihren Höhepunkt im Brunnensprung, der früher am Aschermittwoch stattfand, heute jedoch am Fasnetssonntag und Fasnetsdienstag.[14]

Töchter und Söhne der Stadt

Ansicht von Munderkingen (1906) mit einem Porträt Weitzmanns

Literatur

Commons: Munderkingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Munderkingen – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Innenministerium und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in Wort und Zahl. Band 41 (destatis.de [PDF; abgerufen am 16. Februar 2020]).
  4. Geschichte: 1200 Jahre Munderkingen. Stadt Munderkingen, abgerufen am 16. Februar 2020.
  5. Zensusdatenbank – Munderkingen, Stadt – Bevölkerung im regionalen Vergleich nach Religion – in % –
  6. Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. staatsanzeiger.de
  8. Karl-Heinz Burghart (khb): Nach der Zwangspause öffnet das Munderkinger Museum wieder. In: Schwäbische Zeitung vom 26. Juni 2012
  9. Munderkinger Donaubrücke. In: Structurae
  10. Betonbrücken. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 2: Bauentwurf–Brasilien. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1912, S. 271 ff. (Mit Darstellung des Längsschnittes und Gelenks der Donaubrücke).
  11. Ehinger Tagblatt, 26. August 2010
  12. Alb-Donau-Kreis –Tourismus (Hrsg.): kultiurraum albdonaukreis. Ausgabe 08/2009 (Ulm 2009)
  13. Fasnetsgeschichte. Stadt Munderkingen, abgerufen am 21. Februar 2019.
  14. Brunnensprung. Stadt Munderkingen, abgerufen am 21. Februar 2019.
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