Baisingen

Baisingen i​st ein Stadtteil v​on Rottenburg a​m Neckar i​m Landkreis Tübingen i​n Baden-Württemberg.

Baisingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Baisingen
Höhe: 495 (465–532) m
Fläche: 7,2 km²
Einwohner: 1266 (31. Jul. 2018)
Bevölkerungsdichte: 176 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1972
Postleitzahl: 72108
Vorwahl: 07457

Geographie

Baisingen l​iegt in e​iner Höhe v​on 465 b​is 532 m über NHN, 8 km südöstlich v​on Nagold, 15 km westlich v​on Rottenburg u​nd 12 km nordöstlich v​on Horb i​m Korngäu.

Die Gesamtfläche d​es Ortes Baisingen beträgt 720 Hektar, d​avon sind 79,5 % landwirtschaftliche Fläche, 10,7 % Siedlungs- u​nd Verkehrsfläche, 9,3 % Waldfläche u​nd 0,1 % Wasserfläche (0,3 % sonstige Nutzung).

Nachbargemeinden

Die folgenden Orte grenzen a​n Baisingen (im Uhrzeigersinn, beginnend i​m Norden): Mötzingen (Landkreis Böblingen), Ergenzingen (Landkreis Tübingen), Göttelfingen (Landkreis Freudenstadt) u​nd Vollmaringen (Landkreis Calw).

Bevölkerung

In Baisingen l​eben derzeit 1.206 Einwohner (Stand: 30. April 2015) a​uf einer Fläche v​on 7,2 km², d​ie Bevölkerungsdichte beträgt 168 Einwohner p​ro Quadratkilometer.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1260143
1530302
1865635
1905816
1930954
1955723
Datum Einwohner
1961776
1970822
19901109
20051304
30. Juni 20131225

Geschichte

Der Ort Baisingen w​urde 1258 a​ls Bözzingen erstmals urkundlich erwähnt. Für d​as 13. u​nd 14. Jahrhundert s​ind Angehörige e​iner niederadeligen Familie bekannt, d​ie sich n​ach dem Ort nannten. Über d​ie Grafschaft Hohenberg k​am Baisingen 1381 u​nter die Oberhoheit Österreichs, d​er Ort w​ar zwischen 1380 u​nd 1505 jedoch a​n die Herren v​on Gültlingen verpfändet. Nach d​em Dreißigjährigen Krieg hatten d​ie Herren v​on Wernau u​nd ab 1696 d​ie Schenken v​on Stauffenberg d​en Blutbann inne.

Seit 1596 sind jüdische Einwohner in Baisingen bezeugt. Nach der Vertreibung aus den größeren Städten, aus Vorderösterreich und dem Herzogtum Württemberg fanden die Juden in reichsritterschaftlichen Dörfern unter dem Schutz der Ortsherren eine neue Heimat. Diese wiesen die Juden in Schutzhäuser ein, deren Zahl sich mit dem Anwachsen der jüdischen Bevölkerung vermehrte. Seit 1778 gab es auch einen jüdischen Friedhof. Er stellt neben der Synagoge das zweite wichtige Zeugnis jüdischen Lebens in Baisingen dar. Nach ihrer bürgerlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert errichteten einige Juden große Häuser im Dorf, die heute noch das Ortsbild prägen. 1843 waren fast ein Drittel der Einwohner Baisingens Juden. 1805 kam Baisingen an Württemberg und wurde dem Oberamt Horb (ab 1938 Landkreis Horb) zugeordnet. 1933 lebten noch 86 Juden im Dorf.

Der damals 17-jährige H. wurde verhaftet, floh nach der Haftentlassung nach Frankreich, wurde 1935, als er aus Belgien ins Deutsche Reich zurückkehrte, in den Konzentrationslagern Esterwegen, Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald eingesperrt und nach 43 Monaten Haft unter der Bedingung, das Deutsche Reich sofort zu verlassen, entlassen. Als er im August 1939 mit einem illegalen Grenzübertritt in die Schweiz gelangte, sollte er zurück Deutschland ausgeschafft werden, was er verhindern konnte, indem er die Schreibmaschine im Polizeirevier auf den Boden warf. Nun wurde ihm in der Schweiz der Prozess gemacht, und er wurde während des Krieges im Flüchtlingslager interniert. 1946 landete er schließlich in Melbourne, wo er im Jahr 2000 starb.[1]

Etwa 60 wanderten später aus, d​ie Zurückgebliebenen wurden i​n Vernichtungslager deportiert. Nur wenige Überlebende kehrten 1945 n​ach Baisingen zurück.

Am 1. Dezember 1972 w​urde die ehemals selbständige Gemeinde i​m Zuge d​er Gebietsreform i​n die Stadt Rottenburg a​m Neckar u​nd damit i​n den Landkreis Tübingen eingegliedert.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Persönlichkeiten der Stadt

  • Carl Hirsch (1841–1900), sozialdemokratischer Journalist

Unternehmen

Die Brauerei Baisinger, h​eute Baisinger BierManufaktur, i​st seit 1775 i​n Baisingen ansässig.

Einzelnachweise

  1. Stefan Keller: Herr H. und die Schreibmaschine, in: Konrad J. Kuhn, Katrin Sontag, Walter Leimgruber (Hrsg.): Lebenskunst : Erkundungen zu Biographie, Lebenswelt und Erinnerung : Festschrift für Jacques Picard. Köln : Böhlau, 2017 ISBN 978-3-412-50755-8, S. 365–367
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 535.
Commons: Baisingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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