Morgen (Einheit)
Ein Morgen (Mg), regional auch Acker, ist ein historisches, aber auch gegenwärtig noch gelegentlich verwendetes deutsches Flächenmaß. Während er heute, in ungefährer Übereinstimmung mit dem preußischen Morgen, mit 25 Ar bzw. 2500 Quadratmeter gleichgesetzt wird, reichte seine Fläche einst von 1.906 bis 11.780 Quadratmeter.
Geschichte
Das Maß wurde durch jene Fläche bestimmt, die mit einem einscharigen Pferde- oder Ochsenpflug an einem Vormittag pflügbar ist. Der Morgen wurde meist als Rechteck mit Seiten einer geraden Anzahl lokaler Ruten festgelegt, da beim Pflügen das Wenden möglichst vermieden wird.
Das Flächenausmaß des Morgen war regional sehr verschieden, lag aber meist bei einem fünftel bis halben Hektar (2.000 bis 5.000 m²). In Norddeutschland waren auch Morgen von 6.000 bis 9.000 Quadratmeter in Gebrauch, in den Marschen bis 11.000 Quadratmeter. Mit der Festsetzung im späten 19. Jahrhundert entsprachen im Deutschen Reich vier Morgen einem Hektar, weshalb Ersterer zur Abgrenzung von traditionellen Maßen auch Viertelhektar (vha) genannt wurde.
Im 20. Jahrhundert setzte sich der 1869 eingeführte metrisierte Morgen des Norddeutschen Bundes von 25 Ar durch, der aber mittlerweile vom Hektar, dem Quadratmeter und dem Quadratkilometer abgelöst worden ist.
Ähnliche agrarische Flächenmaße, die einen ganzen Arbeitstag Bodenbearbeitung bezeichnen, sind:
- das Tagewerk mit 2.500 m² bis 3.600 m². In Bayern war der Morgen ein Synonym für Tagwerk.[1]
- das Joch in Süddeutschland und Österreich
- in Bayern und Württemberg mit 3.525 bzw. 3.309 m²
- in Österreich mit 5.755 m² (1.600 Quadratklafter)
- die Juchart in der Schweiz mit 3.600 m²
- die Matt in der Herrschaft Jever mit 4.292 m²
Im angloamerikanischen Maßsystem gilt der Acre mit etwa 4.047 m².
In Kroatien wird noch heutzutage gelegentlich der dem Morgen entsprechende Jutro gebraucht. In Serbien entsprach ihm das Dan oranja. Ein weiteres vergleichbares Maß ist das Dunam aus Vorderasien.
Vergleichsmaße zum Morgen im deutschsprachigen Raum
Gegend (Zeit) | Name | Fläche in m² | in Quadratruten (QR) |
---|---|---|---|
metrisch | Viertelhektar (vha) | 2.500 | (100 QR) |
Preußen (1816–1869) | Magdeburger Morgen | 2.553,22 | 180 QR |
Sachsen (1781) | Morgen, Scheffel (Aussaat) | 2.767 | 150 QR |
Bayern | Tagwerk | 3.407 | 400 QR |
Württemberg (1806–1871) | Schwäbischer Morgen | 3.152 | 384 QR |
Baden (ab 1810) | Badischer Morgen | 3.600 | 400 QR |
Hessen, Großherzogtum (ab 1817) | Hessischer Morgen | 2.500 | |
Bergisches Land | Bergischer Morgen | 2.132 | 120 QR |
Köln Rheinland | Rheinländischer Morgen | 3.176 | 150 QR |
Hannover (vor 1836) | 2.608 | 120 QR | |
Hannover (nach 1836) | 2.621 | 120 QR | |
Oldenburg | 2.256 | ||
Bremen | 2.572 | 120 QR | |
Hamburg | 9.658 | 600 QGR | |
Schleswig-Holstein | Steuertonne | 5.466 | 260 QGeestR |
Holstein | Tonne (Tønde) | 5.046 | 240 QGeestR |
Mecklenburg | 6.500 | 300 QR | |
Franken | 2.000 | ||
Frankfurt am Main | Feldmorgen | 2.025 | 160 QFeldR |
Homburg | 1.906 | 160 QR | |
Kassel | Acker | 2.386 | 150 QR |
Waldeck-Pyrmont | (wie Preußen) | 2.553,22 | 180 QR |
Lippe | [2] | 2.574,881||
Landkreis Schaumburg | 2.585 | 120 QR | |
Frankfurt am Main | Waldmorgen | 3.256 | 160 QWaldR |
Braunschweig | Feldmorgen | 2.502 | 120 QR |
Braunschweig | Waldmorgen | 3.335 | 160 QR |
Oldenburg | Jück | 4.538 | 160 QR |
Danzig | um 5.000 | 300 QR | |
Deutschordensstaat | Kulmischer Morgen | 5.601,17 | 300 QR |
Ostfriesland | Diemat (h) | 5.674 | |
Altes Land (Harburg und Stade) | 8.185 | ||
Kehdingen | Marschmorgen | 10.477 | |
Altes Land | 10.484 | 480 QR | |
Hadeln | 11.780 | 540 QR | |
Herzogtum Nassau | Morgen | 2.500 |
Im Königreich Hannover wurde für den ¾-Morgen = 90 Geviertruten = 18,49 Pariser Geviertfuß der Begriff Drohn[3] verwendet. Der ½-Morgen war ein Vorling[4] und war 60 Geviertruten groß.
Sonstiges
Als Probemorgen bezeichnete man ein 1 Morgen großes Waldstück, das zur näherungsweisen Berechnung des Holzbestandes benutzt wurde.[5]
Siehe auch
Literatur
- Fritz Verdenhalven: Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet. 2. Auflage. Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-7686-1036-5.
- Otto Brandt: Urkundliches über Maß und Gewicht in Sachsen. Sächsisches Ministerium des Innern, Dresden 1933.
Einzelnachweise
- Alte Maße und Gewichte in Bayern (1869)
- Wüsten, Menschen und Geschichte. Bei: woiste.de.
- Leopold Carl Bleibtreu: Handbuch der Münz-, Maß- und Gewichtskunde und des Wechsel-, Staatspapier-, Bank- und Aktienwesens europäischer und außereuropäischer Länder und Städte. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1863, S. 68.
- Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. … Verlag von Gottfried Basse, Quedlinburg und Leipzig 1830, S. 370.
- Stephan Behlen (Hrsg.): Real- und Verbal-Lexicon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hülfswissenschaften. Band 5. Verlag Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1843, S. 239 (Textarchiv – Internet Archive).