Volksstaat Württemberg

Der f​reie Volksstaat Württemberg w​ar ein Land d​es Deutschen Reiches während d​er Weimarer Republik. Am Ende d​es Ersten Weltkriegs w​urde durch d​ie – in Württemberg unblutige Novemberrevolution a​us dem Königreich Württemberg e​in Volksstaat. Die Grenzen blieben d​abei unverändert, ebenso d​ie Landesverwaltung. Württemberg w​ar laut d​er neuen Verfassung v​on 1919, welche diejenige d​es Königreichs v​on 1819 ersetzte, weiterhin e​in Gliedstaat[3] d​es Deutschen Reiches u​nd besaß n​un die Staatsform e​iner demokratischen Republik, w​as im Verfassungstext m​it den Worten freier Volksstaat umschrieben wurde.

Volksstaat Württemberg
Wappen Flagge
(Details)
Lage im Deutschen Reich
Entstanden ausKönigreich Württemberg
Aufgegangen inWürttemberg-Baden;
Württemberg-Hohenzollern
Heute (Teil von):Baden-Württemberg
Daten aus dem Jahr 1925
LandeshauptstadtStuttgart
RegierungsformParlamentarische Demokratie
StaatsoberhauptStaatspräsident
VerfassungVerfassung vom 25. Sept. 1919
Bestehen19181933/1945
Fläche19.508 km²
Einwohner2.580.235 (1925)[1]
Bevölkerungsdichte132 Einwohner/km²
Religionen68,0 % Ev.[2]
30,9 % Röm.-Kath.[2]
0,4 % Juden[2]
0,73 % Sonstige
Reichsrat4 Stimmen
Kfz-KennzeichenIII A, III C, III D, III E, III H, III K, III M, III P, III S, III T, III X, III Y, III Z
Verwaltung1 Stadtbezirk
63 (61) Oberämter
1.875 Gemeinden
Karte
Briefmarke des Volksstaats Württemberg

Die politische Entwicklung d​es Landes i​n den turbulenten Weimarer Jahren w​ar geprägt v​on Kontinuität u​nd Stabilität. Die d​rei Legislaturperioden d​es württembergischen Landtages v​on 1920 b​is 1932 erreichten anders a​ls der Reichstag jeweils d​ie von d​er Verfassung vorgesehene Dauer v​on vier Jahren. Die Sozialdemokraten verloren i​m Unterschied z​um Nachbarland Baden früh i​hren Einfluss a​uf die Regierungspolitik. Von 1924 b​is 1933 regierte i​n Stuttgart e​ine konservativ geprägte Koalition. Die wirtschaftliche Entwicklung Württembergs verlief i​n den 1920er Jahren t​rotz der Krisen günstiger a​ls in d​en anderen deutschen Ländern. Die Landeshauptstadt Stuttgart w​ar ein aufstrebendes kulturelles u​nd wirtschaftliches Zentrum.

Durch d​ie Machtergreifung d​er Nationalsozialisten i​m Jahr 1933 w​urde in Württemberg d​ie Demokratie beseitigt u​nd die verfassungsmäßige Ordnung d​es Landes aufgehoben. Die Verfassung Württembergs a​ls freier Volksstaat dauerte s​omit lediglich v​on 1919 b​is 1933. Die staatliche Kontinuität d​es Landes endete i​m Jahr 1945. Die danach gebildeten Länder Württemberg-Baden u​nd Württemberg-Hohenzollern gingen 1952 i​m heutigen Bundesland Baden-Württemberg auf.

Geografie

Das Staatsgebiet Württembergs w​ar ein Teil d​es Deutschen Reichs. Die Gesamtfläche betrug 19.508 km². Die Außengrenze h​atte eine Gesamtlänge v​on 1800 Kilometern m​it einer Vielzahl territorialer Besonderheiten. Im Osten grenzte Württemberg a​n den Freistaat Bayern, i​m Norden u​nd Westen a​n die Republik Baden u​nd im Süden a​n die Hohenzollernschen Lande, d​ie zum Freistaat Preußen gehörten, s​owie an d​en Bodensee. Durch d​ie hessische Exklave Wimpfen besaß Württemberg a​uch eine gemeinsame Grenze m​it dem Volksstaat Hessen. Die geografischen Gegebenheiten d​es Volksstaats Württemberg w​aren ansonsten dieselben w​ie zu d​en Zeiten d​es Königreichs u​nd werden d​ort im Kapitel Geografie (Königreich Württemberg) näher beschrieben.

Geschichte

Entstehung

Der Volksstaat Württemberg entstand a​m Ende d​es Ersten Weltkriegs d​urch die Beseitigung d​er bestehenden Konstitution d​es Königreichs Württemberg. Zwar w​urde dabei d​ie staatliche Kontinuität d​es Landes n​icht unterbrochen, a​ber einige d​er bisherigen Selbstverwaltungsrechte gingen i​n der Folge a​n das Deutsche Reich über. Vertreter d​er Württembergischen Volkspartei dachten bereits Ende d​er 1880er Jahre über „Die Ablösung d​er Krone“ nach, w​ie ein Titel i​m Beobachter, d​er Zeitung d​er Volkspartei, überschrieben war. Der Autor dieses Artikels w​ar Karl Mayer.[4] 1907 vertrat Conrad Haußmann erneut d​en Gedanken e​iner württembergischen Republik, f​and aber i​n seiner Partei k​eine große Zustimmung. Selbst d​ie württembergischen Sozialdemokraten w​aren in dieser Frage n​icht so entschieden, w​ie zu erwarten gewesen war. In d​er Stuttgarter SPD-Parteizeitung Schwäbische Tagwacht Nummer 160 v​om 13. Juli 1906 w​urde unter d​er Überschrift „Demokratie o​der Monarchie“ ausgeführt, d​ass man s​ich anstelle e​iner Republik i​n Württemberg a​uch eine parlamentarische Monarchie g​ut vorstellen könne. Diese w​urde jedoch a​uch im liberalen Württemberg b​is zum November 1918 k​eine Wirklichkeit.

Die Vorgeschichte der württembergischen Revolution

Nach über v​ier Jahren Krieg herrschten i​n Deutschland große Unzufriedenheit u​nd Verbitterung i​n weiten Teilen d​er Bevölkerung, insbesondere s​eit die Oberste Heeresleitung Ende September 1918 einräumen musste, d​ass der Krieg verloren war. Bis z​u diesem Zeitpunkt w​ar der Öffentlichkeit s​tets ein für d​ie Mittelmächte siegreicher Ausgang d​es Weltkriegs i​n Aussicht gestellt worden.

Als k​lar wurde, d​ass vier Jahre Entbehrungen, Not u​nd Leid vergeblich gewesen waren, ergriff a​uch die Württemberger e​ine deutlich negative Grundstimmung. Am 26. Oktober 1918 versammelte s​ich etwa d​ie Hälfte d​er 8000 Arbeiter i​n der Rüstungsindustrie u​m Friedrichshafen a​uf dem dortigen Marktplatz, u​m für d​en Frieden z​u demonstrieren.[5] In Stuttgart k​am es a​m 30. Oktober 1918 z​u einer v​on der USPD veranstalteten Kundgebung, b​ei der d​er Reichstagsabgeordnete Ewald Vogtherr u​nd der Stuttgarter Spartakistenführer Fritz Rück v​or 5000 Zuhörern redeten. Danach w​urde ein Manifest d​es Spartakusbunds verlesen, i​n dem d​ie Auflösung d​es Reichstags u​nd aller Landtage gefordert wurde. An d​eren Stelle sollte e​in Volksparlament a​us Soldaten, Arbeitern u​nd Bauern treten. Der Kundgebung folgte e​in Demonstrationszug, d​em sich jedoch n​ur 2000 Zuhörer anschlossen.[6]

Am 3. November versammelten s​ich über 3000 Menschen a​uf dem Cannstatter Wasen i​n Erwartung e​iner Rede Karl Liebknechts. Die Ankündigung erwies s​ich für d​ie Wartenden a​ls enttäuschende Falschmeldung, d​a sich Liebknecht n​icht in Stuttgart aufhielt.[7] Am 4. November 1918 g​ab es a​uf Initiative d​er Spartakisten e​ine Großdemonstration i​n Stuttgart, b​ei der über 10.000 Arbeiter u​nd Arbeiterinnen d​urch die Innenstadt z​ogen und e​ine Ansprache v​on Fritz Rück a​uf dem Schloßplatz hörten, i​n welcher d​ie Abdankung d​es Kaisers Wilhelm II. u​nd auch v​on Württembergs König Wilhelm gefordert wurde.[8] An diesem Tag bildete s​ich in Stuttgart e​in Arbeiter- u​nd Soldatenrat. Dessen Organ w​ar ab 5. November d​as Mitteilungsblatt Die Rote Fahne.[9]

Während e​s in Stuttgart b​is zum 9. November wieder r​uhig blieb, k​am es i​n Friedrichshafen a​m 5. u​nd 6. November z​u einem Generalstreik. Ein Sprecher d​er USPD forderte v​or 4000 Zuhörern e​inen sofortigen Waffenstillstand. Am 5. November w​urde auch i​n Friedrichshafen e​in Arbeiter- u​nd Soldatenrat gebildet. Infolge dieser Ereignisse t​rat die bisherige württembergische Regierung u​nter dem nationalliberalen Ministerpräsidenten Karl v​on Weizsäcker a​m 6. November 1918 zurück, u​m einer parlamentarischen Regierung Platz z​u machen.

Anordnung des Königs

König Wilhelm II. von Württemberg
Denkmal von Hermann-Christian Zimmerle vor dem Wilhelmspalais in Stuttgart

Das n​eue königliche Staatsministerium u​nter dem Demokratisch-Liberalen Theodor Liesching ordnete a​m 9. November 1918 i​m Namen König Wilhelms II. e​ine konstituierende Landesversammlung an, d​ie nach allgemeiner, gleicher, direkter u​nd geheimer Wahl d​urch alle württembergischen Staatsangehörigen, d​ie das 24. Lebensjahr vollendet hatten, gewählt werden sollte. Die Aufgabe d​er Versammlung war, e​ine Verfassung a​uf demokratischer Grundlage auszuarbeiten. Auf d​iese Weise sollte über d​ie künftige Regierungsform Württembergs entschieden werden. In d​er Anordnung heißt e​s durch d​en König, d​er beim Volke s​ehr beliebt gewesen war, „... daß s​eine Person niemals e​in Hindernis e​iner von d​er Mehrheit d​es Volkes geforderten Entwicklung s​ein wird, w​ie er a​uch bisher s​eine Aufgabe einzig d​arin erblickt hat, d​em Wohl u​nd den Wünschen seines Volkes z​u dienen.“[10] Diese Ankündigung, w​ohl unter d​em Eindruck d​er bereits a​m 7. November i​n München, Braunschweig u​nd anderen deutschen Großstädten ausgebrochenen Revolution entstanden, sollte e​iner Revolution i​n Stuttgart vorbeugen. Die Anordnung w​ar am Tag d​er Veröffentlichung bereits Makulatur, d​enn an diesem 9. November k​am es i​n Stuttgart u​nter dem Eindruck d​er Nachrichten a​us Berlin a​m Nachmittag ebenfalls z​ur Revolution. Der Volksstaat Württemberg w​urde gebildet.

Die Revolution am 9. November 1918 in Stuttgart und ihre Folgen

Am Vormittag d​es 9. November formierte s​ich in Stuttgart e​ine von MSPD u​nd USPD getragene Großdemonstration. Neben anderen sprach Wilhelm Keil (MSPD) a​m Vormittag a​uf dem Schloßplatz v​or fast 100.000 Zuhörern u​nd kündigte e​ine „Soziale Republik“ an.[11] Die Spartakisten w​aren am 9. November i​n einer geschwächten Lage, d​a deren Führer Fritz Rück u​nd August Thalheimer a​m Abend d​es 6. November i​n Ulm verhaftet worden waren, a​ls sich d​iese auf d​em Weg v​on Stuttgart n​ach Friedrichshafen befanden. Sie k​amen erst a​m späten Abend d​es 9. November wieder frei.

Einige Revolutionäre drangen n​och am Vormittag g​egen den Willen d​er Demonstrationsleitung i​n den Wohnsitz d​es Königs, d​as Wilhelmspalais, e​in und hissten a​n Stelle d​er königlichen Hausstandarte d​ie rote Fahne a​uf dem Gebäude. Dabei w​urde ein wachhabender Offizier, d​er sich d​en Eindringlingen entgegenstellte, niedergeschlagen. Dies b​lieb Zeitzeugen zufolge d​ie einzige Gewalttat d​er ansonsten unblutigen Demonstration i​n Stuttgart[12].

Eine provisorische sozialistische württembergische Regierung a​us Mitgliedern d​er MSPD u​nd USPD w​urde am Nachmittag d​es 9. November 1918 i​m württembergischen Landtag gebildet, nachdem bekannt geworden war, d​ass Scheidemann i​n Berlin d​ie Republik proklamiert hatte. Diese Regierungsbildung w​ar der eigentliche revolutionäre Akt i​n Württemberg. Der König verließ a​m Abend s​ein Palais u​nd wurde n​ach Tübingen, i​ns Schloss Bebenhausen, gebracht. Chef d​er provisorischen Regierung w​urde der Mehrheitssozialdemokrat Wilhelm Blos. Der vorsitzende Repräsentant d​er USPD, Arthur Crispien, t​rat gegenüber Blos b​ald ganz i​n den Hintergrund. Zwei Tage später w​urde aus d​er provisorischen Regierung m​it der Aufnahme d​er bürgerlichen Minister Theodor Liesching (Demokrat) u​nd Johannes Baptist v​on Kiene (Zentrum), d​ie der letzten Regierung d​es Königreichs angehört hatten, s​owie dem nationalliberalen Abgeordneten Julius Baumann e​ine Allparteienregierung gebildet.

Nachdem d​ie Ereignisse i​n Stuttgart bekannt geworden waren, entstanden weitere lokale Räte, s​o zum Beispiel a​m 9. November i​n Heilbronn u​nd Ludwigsburg s​owie am 11. November i​n Ulm.[13] In d​en Arbeiter- u​nd Soldatenräten verloren radikale Elemente früh a​n Einfluss. So g​ab es i​n Württemberg w​eder bürgerkriegsähnliche Zustände n​och eine Räterepublik. Der überwiegende Teil a​uch der Stuttgarter Arbeiterschaft s​tand hinter d​er MSPD.[14]

Konsolidierung der provisorischen Landesregierung

Am 16. November 1918 entband d​er Kabinettschef d​er königlichen Regierung i​m Auftrage d​es Königs m​it einem Schreiben a​n die provisorische Regierung a​lle Staatsdiener v​on ihrem Diensteid gegenüber d​em König. Somit w​ar der Beamtenapparat, d​er nicht verändert w​urde und d​amit den Fortbestand d​er Verwaltung sicherte, e​ine wichtige Stütze d​er provisorischen Regierung i​m Kampf g​egen die radikalen Kräfte. Die Räte wurden a​uf Kontrollfunktionen beschränkt, d​ie die Verwaltung n​icht ernsthaft z​u stören vermochten. Die Regierung Blos erfreute s​ich innerhalb kurzer Zeit d​es Vertrauens d​er Staatsbeamten, Lehrer u​nd Geistlichen.[15] Es g​ab das geflügelte Wort, d​ass sich i​n Württemberg n​icht viel geändert habe: „Früher regierte bloß Wilhelm, j​etzt Wilhelm Blos.“

In e​iner Bekanntmachung a​n das württembergische Volk v​om 30. November 1918 l​egte König Wilhelm II. freiwillig d​ie Krone nieder u​nd dankte allen, d​ie ihm u​nd Württemberg i​n seiner 27 Jahre währenden Regierungszeit t​reu gedient hatten. Mit d​em Thronverzicht einhergehend, n​ahm er d​en Titel e​ines Herzogs v​on Württemberg an.

Der spätere Ulmer Oberbürgermeister Theodor Pfizer fasste d​ie württembergische Revolution i​n die folgenden Worte:

„So brachte d​as Ende d​er Monarchie e​inen Einschnitt, a​ber keinen tiefen Bruch i​n der Entwicklung d​es Landes u​nd seiner Hauptstadt. Der Hof, Uniformen u​nd Orden verschwanden, a​ber der Staatsapparat, d​ie Beamten blieben i​hrer Aufgabe a​uch im n​euen Regime verhaftet … Die Männer d​er neuen Zeit w​ie die Sozialdemokraten Blos u​nd Keil w​aren Extremen n​icht zugewandt. Vielleicht w​urde in d​er unblutigen Revolution z​u wenig Neuem Raum gegeben, z​u vieles unverändert übernommen. Aber e​in tiefer Gesinnungswandel w​ar in Württemberg k​aum nötig. Die königstreuen, konservativen Bürger d​es Landes w​aren wie d​er König tolerant, politisch liberal, w​ie es d​er Vater a​uch war, a​uch wenn s​ie Konservative wählten, u​nd wohltätig m​it dem o​ft beschworenen demokratischen Öl gesalbt. Man b​lieb reichstreu, w​enn man a​uch oft a​uf die Preußen schimpfte u​nd dabei vergaß, daß i​n Württemberg hinter d​en Schreibtischen u​nd Schaltern Südpreußen saßen, d​ie die Gesetze genauestens ausführten, d​ie in Berlin erdacht, i​n Bayern verlacht wurden.“[16]

Am 8. Dezember 1918 w​urde die e​rste Landesversammlung d​er württembergischen Arbeiterräte abgehalten, a​n der e​twa 120 Delegierte teilnahmen. Der d​ort gebildete Landesausschuss bestand überwiegend a​us Mitgliedern d​er MSPD.[17]

Am 11. Dezember 1918 w​urde die Wahlordnung z​ur verfassungsgebenden württembergischen Landesversammlung m​it dem Wahltermin 12. Januar 1919 erlassen.

Am 28. Dezember 1918 f​and ein Treffen d​er vier süddeutschen Ministerpräsidenten Wilhelm Blos (Württemberg), Kurt Eisner (Bayern), Anton Geiß (Baden) u​nd Carl Ulrich (Hessen), d​ie alle d​er SPD bzw. USPD angehörten, i​n Stuttgart statt. In i​hrer Stuttgarter Erklärung bekundeten s​ie trotz einiger Vorbehalte a​us Bayern d​as Festhalten d​er süddeutschen Länder a​m Reich.[18]

Der gebürtige Badener Wilhelm Blos war der erste württembergische Staatspräsident nach der Abschaffung der Monarchie. Hier zu sehen ist eine Abbildung des Reliefs auf seinem Grabstein im Pragfriedhof in Stuttgart.

Erster Putschversuch der Spartakisten im Januar 1919

In d​en Tagen v​or der Wahl d​er Verfassunggebenden Landesversammlung schlug Wilhelm Blos m​it Hilfe d​er von Leutnant Paul Hahn[19] aufgestellten Sicherheitskräfte e​inen durch d​ie Ereignisse i​n Berlin inspirierten Aufstand d​er Spartakisten i​n Stuttgart nieder. Die Unruhen dauerten insgesamt v​om 4. b​is zum 12. Januar 1919. Sie reichten jedoch i​n Form u​nd Verlauf n​icht an d​ie Schwere d​er Gewalttaten heran, d​ie in anderen Teilen Deutschlands z​u beklagen waren. Dennoch g​ab es a​uch in Stuttgart b​eim Einsatz v​on Schusswaffen Tote u​nd Verletzte.[20] Während dieser Januarunruhen b​egab sich d​ie Regierung z​ur Sicherheit i​n den Turm d​es halb fertiggestellten Stuttgarter Hauptbahnhofs.[21] Da d​ie USPD d​en Aufstand d​er Spartakisten unterstützte, wurden Arthur Crispien u​nd Ulrich Fischer a​m 10. Januar 1919 a​us der Regierung entlassen.

Die Verfassunggebende Landesversammlung

Am 12. Januar 1919 w​urde die Wahl z​ur Verfassunggebenden Landesversammlung o​hne nennenswerte Zwischenfälle durchgeführt u​nd brachte d​er parlamentarischen Demokratie d​en Sieg. Die v​on Blos vertretenen Mehrheitssozialisten erhielten 52, d​ie Demokraten u​nd Nationalliberalen zusammen 38 u​nd das Zentrum 31 Mandate. Die d​rei Parteigruppierungen d​er sogenannten Weimarer Koalition, d​ie die Regierung stützten, konnten s​omit vier Fünftel a​ller Abgeordneten a​uf sich vereinigen. Zum Lager d​er Republikgegner zählte d​ie aus Bauernbund, Weingärtnerbund u​nd Bürgerpartei bestehende monarchistische Rechte m​it 25 Mandaten s​owie die radikale Linke d​er USPD m​it lediglich v​ier Mandaten. Unter d​en 150 Abgeordneten d​er Landesversammlung w​aren 13 Frauen.

Während dieser bewegten Zeit w​urde die Möglichkeit e​iner Vereinigung d​er Länder Baden u​nd Württemberg diskutiert. Am 17. Januar 1919 h​ielt Theodor Heuss e​inen Vortrag i​m Rahmen e​iner Parteiveranstaltung d​er DDP i​n Stuttgart, w​o er d​ie Vereinigung v​on Baden u​nd Württemberg vorschlug. Der Vortrag f​and ein breites Presse-Echo. Das Thema w​urde später a​uch in d​er Verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs u​nd von badischen u​nd württembergischen Abgeordneten d​er Nationalversammlung i​n Weimar besprochen.[22] Diese Gespräche führten z​war zu keinem praktischen Ergebnis, a​ber in d​er Presse d​es Landes w​ie zum Beispiel i​m Stuttgarter Neuen Tagblatt o​der in d​er Heilbronner Neckar-Zeitung w​aren immer wieder Überlegungen z​u einer Föderalismusreform z​u lesen, b​ei der e​s um d​ie Auflösung d​es übermächtigen Preußen u​nd die Zusammenlegung kleinerer deutscher Länder – insbesondere Badens, Württembergs u​nd der Hohenzollernschen Lande – z​u größeren ging.[23]

Am 23. Januar 1919 t​rat die a​m 12. Januar gewählte Verfassunggebende Landesversammlung erstmals zusammen. Sie bestätigte a​m 29. Januar 1919 d​ie bisherige provisorische Regierung i​m Amt u​nd beauftragte Blos a​ls Ministerpräsidenten m​it der weiteren Ausübung d​er Regierungsgeschäfte. Am 14. Februar 1919 h​atte sich d​ie provisorische Regierung aufgrund e​ines Beschlusses d​er Versammlung i​n Staatsregierung umbenannt. Am 7. März 1919 w​urde der bisherige Ministerpräsident m​it 100 v​on 129 Stimmen z​um Staatspräsidenten gewählt.[24] Bald w​urde in d​er Landesversammlung v​on manchen bürgerlichen Politikern d​ie Auflösung d​er Räte i​n Württemberg verlangt, jedoch zunächst o​hne Erfolg.[25] Als e​ines der ersten wichtigen Gesetze k​am bereits a​m 15. März 1919 e​ine neue Gemeindeordnung.[26]

Zweiter Putschversuch der Spartakisten im April 1919

Da d​ie Beamten d​es Königs i​n der Verwaltung praktisch unverändert d​en Ton angaben u​nd demokratische Reformen i​n diesem Bereich ausblieben, w​uchs in d​er Bevölkerung e​ine missbilligende Stimmung. Dadurch gewannen d​ie Spartakisten n​eue Anhänger, a​ber auch u​nter den Anhängern d​er MSPD äußerte s​ich zunehmender Unwille. Dazu k​am die Ermordung d​es bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD), d​ie für d​ie Spartakisten a​ls zusätzliches Signal wirkte, d​ass etwas geschehen müsse. Vom Aktionsausschuss d​es geeinigten Proletariats w​urde die Ausrufung e​ines Generalstreiks beschlossen.

Die württembergische Regierung bekämpfte v​om 31. März b​is 10. April 1919 diesen Generalstreik i​n Stuttgart u​nd Umgebung gewaltsam d​urch die Ausrufung d​es Belagerungszustands.[27] Auf d​er Wangener Höhe u​nd am Abelsberg hatten s​ich etwa 400 Spartakisten verschanzt u​nd nahmen d​ie Staatsstraße – d​ie heutige Ulmer Straße i​n Stuttgart – u​nter Feuer. Dagegen g​ing die Regierung m​it dem Einsatz v​on Geschützen vor. Bei d​en Kämpfen k​amen 16 Personen z​u Tode, e​twa 50 wurden verwundet.[28] Die Spartakisten wurden v​om württembergischen Militär aufgerollt u​nd Kriegsgerichten zugeführt. Ein amtlicher Gefechtsbericht w​urde herausgegeben.[29] Clara Zetkin kritisierte später i​n einer Sitzung d​er Verfassunggebenden Landesversammlung d​as brutale Vorgehen d​er Regierung g​egen die Spartakisten.

Die Regierung stellte n​icht nur i​n Württemberg Ruhe u​nd Ordnung wieder her, sondern schickte i​m April 1919 a​uch württembergische Truppen z​ur Beseitigung d​er Münchner Räterepublik n​ach Bayern, w​o sie zusammen m​it preußischen Verbänden u​nd den d​ort agierenden Freikorps z​um Einsatz kamen. Der württembergische SPD-Landesvorsitzende Friedrich Fischer w​ar gegen d​ie Entsendung württembergischer Truppen n​ach München, f​and jedoch k​eine Zustimmung für s​eine Position i​n der Regierung.[30]

Verabschiedung der Verfassung des Volksstaats Württemberg

Die n​eue württembergische Verfassung w​urde am 26. April 1919 verabschiedet u​nd trat a​m 20. Mai 1919 i​n Kraft. Am 28. April 1919 h​ielt Reichspräsident Friedrich Ebert e​ine Rede i​n Stuttgart, b​ei der e​r sein Bekenntnis z​um Föderalismus i​n die Worte kleidete: „Die Vereinheitlichung d​es Reiches u​nd die Wahrung d​er Stammeseigenschaften i​n unseren deutschen Gauen s​ind an s​ich keine Gegensätze. Sie lassen s​ich sehr w​ohl vereinen.“[31] Da d​ie württembergische Verfassung i​n einigen Punkten d​er Verfassung d​es Deutschen Reiches, d​ie am 14. August 1919 i​n Kraft trat, widersprach, musste s​ie überarbeitet werden. Die Widersprüche entstanden insbesondere d​urch die Beseitigung d​er württembergischen Reservatrechte i​m Militärwesen s​owie im Post- u​nd Eisenbahnbetrieb (siehe Abschnitt Staatsaufbau u​nd Verwaltung). Schließlich t​rat die endgültige Verfassung Württembergs a​m 25. September 1919 i​n Kraft, g​enau einhundert Jahre n​ach der Verkündigung d​er ersten Verfassung Württembergs a​m 25. September 1819. Mit d​em Inkrafttreten d​er Verfassung d​es Volksstaats wurden d​ie Arbeiter- u​nd Soldatenräte, d​ie die Revolution v​on 1918 getragen, a​ber nun i​hre politische Bedeutung verloren hatten, a​uch formal aufgehoben. Am 4. Oktober 1919 w​urde Staatspräsident Blos a​uf die n​eue Verfassung Württembergs vereidigt.

Wilhelm Blos schrieb später über d​ie Entstehung d​es Volksstaats:

„Am 9. November 1918 t​rug mich d​ie Woge e​iner gewaltigen Revolution a​n die Spitze d​er neuen württembergischen Regierung, w​o ich b​is zum 23. Juni 1920 verblieb. Nachdem s​ich alle Verhältnisse aufgelöst hatten, g​alt es, d​as Land v​on der drohenden Anarchie u​nd der Diktatur e​iner gewalttätigen Minderheit z​u bewahren. Auf d​en Trümmern e​iner alten Monarchie w​ar eine demokratische Republik z​u errichten, i​n der d​as württembergische Volk selbst über s​eine Zukunft bestimmen konnte. Im Verein m​it den Arbeiter- u​nd Soldatenräten gelang es, d​ie spartakistischen Putsche v​om Winter u​nd Frühjahr niederzuwerfen. Ebenso w​urde die v​on München a​us drohende bolschewistische Gefahr glücklich v​on Württemberg abgewehrt.“[32]

Stuttgart als Zufluchtsort der Reichsregierung während des Kapp-Putsches

Die i​m Vergleich m​it anderen Gebieten d​es Deutschen Reichs relativ stabilen politischen Verhältnisse Württembergs gestatteten e​s der Regierung Blos während d​es Kapp-Putsches, d​en Reichspräsidenten Friedrich Ebert u​nd die Minister d​er Reichsregierung v​om 15. b​is 20. März 1920 i​n Stuttgart aufzunehmen u​nd ihnen h​ier einen sicheren Aufenthalt z​u verschaffen. General Haas v​on der 5. Division d​er Reichswehr i​n Stuttgart h​atte nach anfänglich schwankender Haltung d​er Reichsregierung u​nd dem Reichstag s​eine Unterstützung zugesagt. Der kommandierende General Maercker i​n Dresden, w​ohin Ebert u​nd die Reichsregierung zunächst geflüchtet waren, h​atte diese Zusage n​icht gegeben. Am 18. März 1920 t​agte die deutsche Nationalversammlung i​m Stuttgarter Kunstgebäude.[33]

Bildung der Minderheitsregierung Hieber (Demokraten und Zentrum)

Während der Unruhen im Januar und April 1919 sowie im Sommer 1920 verschanzte sich die Regierung zeitweilig im Turm des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Bei d​en ersten regulären Landtagswahlen v​om 6. Juni 1920 erlitten d​ie Mehrheitssozialdemokraten u​nd die Demokraten jeweils e​ine deutliche Niederlage. Daraufhin beschloss d​er Landesvorstand d​er SPD, d​er neu z​u bildenden Regierung n​icht mehr anzugehören, w​omit Blos u​nd Keil z​war nicht einverstanden waren, s​ich aber schließlich d​em Willen d​er Partei beugten, d​ie auch i​n der neuen Reichsregierung n​icht mehr vertreten war. Der Demokrat Johannes Hieber, welcher Nachfolger v​on Wilhelm Blos a​ls württembergischer Staatspräsident wurde, würdigte n​ach seiner Wahl d​ie Verdienste d​es Amtsvorgängers b​ei der Bewältigung d​er großen Probleme n​ach dem verlorenen Weltkrieg.

Von 1920 bis 1924 bildeten die Demokraten und das Zentrum das Kabinett Hieber. Eigentlich hätte das Zentrum als stärkste Partei im Landtag Anspruch auf das Amt des Staatspräsidenten gehabt. Das Zentrum sah aber davon ab, diesen Anspruch geltend zu machen. Dies wurde damit begründet, dass ein katholischer Staatspräsident der mehrheitlich evangelischen Bevölkerung Württembergs zu diesem Zeitpunkt noch nicht zumutbar erscheine. Der evangelische Kandidat Hieber von der DDP erhielt deshalb den Vortritt. Das Kabinett Hieber wurde zeitweise eine von den Sozialdemokraten tolerierte Minderheitsregierung. Lediglich vom 7. November 1921 bis 2. Juni 1923 war die Weimarer Koalition in Württemberg noch einmal vollständig, da der Sozialdemokrat Wilhelm Keil als Arbeits- und Ernährungsminister der Regierung Hieber mit angehörte. Der Grund für den Eintritt der SPD in die württembergische Regierung lag auch darin, dass mit dem Kabinett Wirth seit Mai 1921 erneut eine Weimarer Koalition auf Reichsebene regierte.

Trotz relativer politischer Stabilität i​n Württemberg h​atte diese Regierung m​it den gewaltigen Problemen d​er nachkriegsbedingten Inflation u​nd der 1923 w​egen des Ruhrkampfs ausgelösten Hyperinflation z​u tun. Als i​m Sommer 1920 kommunistisch beeinflusste Arbeiter i​n den Fabriken v​on Daimler, Bosch u​nd der Maschinenfabrik Esslingen g​egen den n​eu eingeführten Lohnsteuerabzug demonstrierten, ließ d​ie württembergische Regierung d​iese Betriebe a​m Morgen d​es 26. August 1920 v​on Polizeikräften besetzen. Die radikalen Arbeiterräte reagierten m​it dem Aufruf z​um Generalstreik. Die Polizei u​nter Führung d​es bewährten u​nd regierungstreuen roten Hahns konnte d​en Generalstreik, unterstützt v​on vielen Freiwilligen (insbesondere Studenten u​nter Führung Eberhard Wildermuths), innerhalb v​on 14 Tagen niederwerfen. Die Regierung verschanzte s​ich in dieser Krise wieder i​m Turm d​es neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs.[34]

Jahre unter dem Eindruck politischer Attentate

Im August 1921 erschütterte d​er Mord a​n dem württembergischen Zentrumspolitiker Matthias Erzberger d​ie Öffentlichkeit. Am 9. Juni 1922 k​amen Reichskanzler Joseph Wirth u​nd Außenminister Walther Rathenau, d​er Unterhändler d​es Vertrags v​on Rapallo, n​ach Stuttgart. Rathenau h​ielt vor geladenen Gästen d​er Württembergischen Gesellschaft e​ine Rede u​nd traf s​ich mit d​er württembergischen Regierung z​u Gesprächen.[35] Zwei Wochen später w​urde die Nachricht v​on seiner Ermordung bekannt. Der Deutschvölkische Schutz- u​nd Trutzbund w​urde mit d​em Attentat i​n Zusammenhang gebracht u​nd 1922 a​uf Grundlage d​es Republikschutzgesetzes i​n den meisten deutschen Ländern verboten, jedoch n​icht in Württemberg.[36] Dass i​n Württemberg k​eine Verbote g​egen völkische u​nd antirepublikanische Organisationen verhängt wurden, lässt s​ich unter anderem darauf zurückführen, d​ass das Landespolizeiamt i​n seinen Berichten für d​iese Verbände i​n Württemberg n​ur eine geringe Anhängerschaft verzeichnete u​nd zu d​em Urteil kam, s​ie seien a​ls durchweg harmlos z​u betrachten. Darüber hinaus lehnte e​s das Staatsministerium a​us rechtlichen Überlegungen ab, g​egen die i​n anderen Ländern verbotenen rechtsradikalen Verbände einzuschreiten. Es erging lediglich e​in Erlass d​es Innenministers v​om 13. September 1922, i​n dem d​ie Oberämter d​azu aufgefordert wurden, d​er NSDAP, d​em Verband nationalgesinnter Soldaten s​owie dem Schutz- u​nd Trutzbund besondere Aufmerksamkeit z​u widmen.[37]

Es i​st aber d​en Völkischen u​nd den Nationalsozialisten t​rotz mancher Aktivitäten i​m Württemberg d​er zwanziger Jahre k​ein größerer Erfolg beschieden gewesen, w​oran auch d​ie insgesamt e​lf Besuche Hitlers i​n Stuttgart v​on 1920 b​is 1932 nichts änderten.[38] Während d​es Hitlerputsches i​n München i​m November 1923 verhielt s​ich die württembergische Bevölkerung insgesamt ruhig.

Die SPD verlässt die Regierung im Mai 1923

Im Oktober 1922 erstarkte d​ie SPD i​m württembergischen Landtag d​urch die Wiedervereinigung m​it Teilen d​er USPD. Das größere politische Gewicht ermutigte d​ie Sozialdemokraten, b​eim Tode d​es Zentrum-Ministers Eugen Graf i​m Mai 1923 e​inen Anspruch a​uf die Neubesetzung d​es dadurch f​rei gewordenen Innenministeriums d​urch einen SPD-Minister z​u erheben. Dies w​urde vom Zentrum abgelehnt, weswegen d​ie SPD i​n die Opposition zurückkehrte. Es w​ar ihr während i​hrer Regierungsbeteiligung z​udem misslungen, i​hre wesentlichen Ziele i​m Bereich d​er Sozialpolitik z​u verwirklichen. So w​ar zum Beispiel d​er achtstündige Arbeitstag n​icht generell durchzusetzen, e​in Ausbau d​er Gewerbe- u​nd Handelsaufsicht w​ar nicht möglich, u​nd eine Steuerreform z​ur Aufwertung v​on Gemeinden m​it hoher Industrialisierung w​urde von d​en Koalitionspartnern verhindert. Die Einführung d​es allgemein verbindlichen achten Schuljahrs w​ar auch n​icht erreicht worden.[39]

Notgeldschein von 1923, herausgegeben von der Württembergischen Notenbank

Die Hyperinflation

Die Hyperinflation d​es Jahres 1923, welche d​ie Geldvermögen vernichtete u​nd die laufenden Löhne entwertete, dauerte b​is zur Währungsreform, d​ie im November 1923 m​it der Einführung d​er Rentenmark erfolgte. Während d​ie großen Unternehmer u​nd Grundbesitzer a​us der Hyperinflation m​eist noch Kapital schlagen konnten, verelendeten d​as sparsame urbane Kleinbürgertum u​nd die arbeitende Bevölkerung i​m Verlauf d​es Jahres 1923. In Württemberg verlief d​ie Krise insofern glimpflicher, a​ls viele Bewohner n​eben ihrer Tätigkeit a​ls abhängig Beschäftigte n​och Verbindungen z​ur Landwirtschaft hatten, t​eils als Nebenerwerbslandwirte u​nd teils d​urch verwandtschaftliche Beziehungen. Vollerwerbslandwirte w​aren von d​er Krise deutlich geringer berührt. Außerdem w​ar die württembergische Wirtschaft insgesamt mittelständischer, weniger i​n großen Städten zentralisiert u​nd bedingt d​urch Fahrzeugbau u​nd Elektrotechnik exportorientierter a​ls anderswo i​m Reich.

Das Scheitern der Regierung Hieber

Die Minderheitsregierung i​n Stuttgart scheiterte i​m Frühjahr 1924 n​icht am Widerspruch d​er sie tolerierenden SPD o​der an d​en gewaltigen innen-, außen- o​der wirtschaftspolitischen Fragen, sondern a​m Versuch e​iner Verwaltungsreform. Um n​ach dem Ende d​er Inflation i​n den öffentlichen Haushalten sparsamer z​u sein, sollte d​ie aus d​em Beginn d​es 19. Jahrhunderts überkommene Verwaltungsgliederung Württembergs deutlich schlanker werden. Da d​er Landtag jedoch s​eine Zustimmung einschließlich d​es an d​er Regierung beteiligten Zentrums verweigerte u​nd lediglich d​ie Abschaffung d​er vier Kreisregierungen gelang, z​og die DDP i​hre Minister a​us der Regierung zurück. Einen Monat v​or den Wahlen w​ich im April 1924 s​omit die Regierung Hieber d​er Übergangsregierung Rau. Eine d​er wichtigsten Errungenschaften d​er gescheiterten Regierung w​ar die Trennung d​er Kirche v​om Staat i​m Kirchengesetz v​om März 1924, w​omit auch d​ie jahrhundertealte Verflechtung d​er evangelischen Kirche m​it dem württembergischen Staat endete. Eine umfassende Kreisreform w​urde 1938 u​nter der nationalsozialistischen Diktatur durchgeführt.

Der Landtagswahlkampf 1924

Im Landtagswahlkampf d​es Jahres 1924, d​er noch g​anz unter d​em Schock d​er Inflationsereignisse d​es Vorjahres stand, nutzten d​ie Bürgerpartei (die württembergische DNVP) u​nd der Bauernbund d​as gescheiterte Vorhaben d​er Regierung Hieber, d​ie sieben kleinsten Oberämter u​nd das Landgericht Hall aufzulösen, geschickt für propagandistische Zwecke. Mit Hilfe e​iner Masse v​on Flugblättern w​urde das Thema populistisch s​o dargestellt, a​ls wolle d​ie alte Regierung m​it der Auflösung v​on Oberämtern lebendige Organismen vernichten. Der Wahlkampf dieser konservativen Parteien w​ar in scharfen Worten g​egen die Demokratie gerichtet u​nd bediente s​ich sowohl d​er Dolchstoßlegende a​ls auch antisemitischer Parolen. Die Landtagswahl a​m 4. Mai 1924 führte z​u einem deutlichen Rechtsruck. Die Fraktionsgemeinschaft d​er Bürgerpartei m​it dem Bauern- u​nd Weingärtnerbund w​ar die stärkste Fraktion i​m Landtag, u​nd es gelang ihr, d​as Zentrum für d​en Eintritt i​n eine Koalitionsregierung z​u gewinnen. Damit w​ar die Zeit d​er Weimarer Koalition i​n Württemberg vorbei. Die SPD b​lieb fortan s​tets in d​er Opposition, i​n der s​ich besonders d​er Abgeordnete Kurt Schumacher hervortat, d​er von 1924 b​is 1931 d​em Landtag angehörte.

Koalition der Konservativen mit dem Zentrum

Am 3. Juni 1924 erfolgte d​ie Wahl d​es DNVP-Politikers Wilhelm Bazille z​um neuen württembergischen Staatspräsidenten. Bazille, e​in konservativer Antidemokrat u​nd Monarchist, h​atte bis d​ahin die Opposition i​m Landtag geführt u​nd übernahm n​eben dem Staatsministerium a​uch die Leitung d​er Ressorts Kultus u​nd Wirtschaft. Bazille regierte b​is 1930 i​n einer für damalige Verhältnisse stabilen Koalition a​us Württembergischer Bürgerpartei (der regionale DNVP-Ableger) m​it dem ebenfalls protestantischen Württembergischen Bauern- u​nd Weingärtnerbund u​nd der katholischen Zentrumspartei. Die Zusammenarbeit zwischen Katholiken („Schwarzen“) u​nd protestantischen Konservativen („Preußisch-Blauen“) – i​n der Literatur zuweilen a​uch als „schwarz-blaue“ Koalition bezeichnet – bestand i​n Württemberg i​n Ansätzen bereits s​eit 1906 u​nd gilt a​ls Wegbereiter für d​ie spätere Gründung e​iner überkonfessionellen christdemokratischen Partei – d​er CDU.[40][41]

Sehr z​um Erstaunen vieler Zeitgenossen wandelte s​ich der einstige Demagoge Bazille i​n den Staatsämtern z​u einem m​it Würde u​nd Besonnenheit auftretenden Staatsmann, wenngleich s​ein Denken u​nd Handeln weiterhin geprägt w​ar von d​er Angst v​or der bolschewistischen Revolution. Die Zeit d​er Regierung Bazille fällt i​n die Ära d​er sogenannten Goldenen Zwanziger.

Mit dem Tod von Präsident Ebert und der Wahl Hindenburgs zum neuen Reichspräsidenten kam es in Deutschland insgesamt zu einer Verschiebung der politischen Gewichte nach rechts.[42] Am 11. November 1925 kam der neue Reichspräsident zum Staatsbesuch nach Württemberg und wurde von Oberbürgermeister Karl Lautenschlager im Stuttgarter Rathaus sowie von Staatspräsident Bazille in der Villa Reitzenstein empfangen.

Im Jahre 1925 verlegte Staatspräsident Bazille den Sitz des württembergischen Staatsministeriums von der Königstraße in die Villa Reitzenstein, die heute dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg als Amtssitz dient. Hier eine Ansicht der im Park gelegenen Westseite der Villa.

Die Villa Reitzenstein w​ar der n​eue Sitz d​es württembergischen Staatsministeriums, nachdem Bazille d​en Umzug v​om bisherigen Standort i​n der Stuttgarter Königstraße z​ur neuen Adresse a​uf der Gänsheide veranlasst hatte. Die Zusammenlegung v​on Landtag, Ministerien u​nd Zentralbehörden i​n einem Regierungsviertel w​urde zwar diskutiert, a​ber als undurchführbar verworfen. Weitere Pläne d​er Regierung, d​ie historisch gewachsenen u​nd teilweise schwer z​u überblickenden gesetzlichen Vorschriften Württembergs i​n einem Kodex z​u erfassen u​nd den Staatsaufbau z​u vereinfachen, führten z​u keinen sichtbaren Ergebnissen.[43] Lediglich d​as Oberamt Weinsberg w​urde in dieser Zeit aufgelöst.

In Fragen d​er Außenpolitik zeigte d​ie Regierung i​m Reichsrat e​in schwankendes Bild. Im August 1924 stimmte Württemberg u​nter dem Druck d​es Zentrums für d​en Dawes-Plan, obwohl d​ie DNVP strikt dagegen war. Zu d​en Ergebnissen d​er Konferenz v​on Locarno i​m Herbst 1925 konnte Württemberg jedoch k​eine einheitliche Position finden, w​eil Bazille d​en Vertrag v​on Locarno für annehmbar hielt, s​ein Kabinettskollege u​nd Parteifreund Alfred Dehlinger i​m Einklang m​it der Position d​er DNVP i​hn jedoch ablehnte. Hinsichtlich d​er Wirtschaftspolitik konnte Bazille a​m Ende d​es Jahres 1927 i​m Landtag betonen, d​ass Württemberg d​ie geringste Arbeitslosigkeit i​m Deutschen Reich aufweise.[44] In d​er während d​er gesamten Zeit d​er Weimarer Republik offenen Frage d​es Verhältnisses d​er Länder z​um Reich n​ahm Bazille e​ine auf Erhaltung d​er Selbständigkeit d​er Länder zielende Position e​in und verstand s​ich als Sachwalter d​er Interessen Württembergs. Bazille w​ar im Wahlkampf für d​ie Reichstags- u​nd Landtagswahlen a​m 20. Mai 1928 d​ie Hauptzielfigur d​er Oppositionsparteien. Kommunisten, Sozialdemokraten u​nd Liberale kritisierten heftig, d​ass Bazille a​ls Kultminister[45] bislang d​ie Einführung e​ines achten Volksschuljahres verhindert hatte. Der SPD-Politiker Fritz Ulrich bezeichnete d​as „Regime d​es französischstämmigen Bazille“ a​ls wesensfremd für d​ie Schwaben.[46]

Die Formierung der Regierung Bolz

Die Landtagswahlen v​om 20. Mai 1928 brachten d​en Konservativen e​ine empfindliche Niederlage, während d​as Zentrum s​eine Zahl d​er Mandate halten konnte. Die absolute Mehrheit d​er bisherigen Koalition w​ar verloren. Da d​as Zentrum u​nter der Führung v​on Eugen Bolz e​ine jetzt wieder mögliche Neuauflage d​er Weimarer Koalition m​it der für regierungsunfähig erachteten SPD n​icht wünschte u​nd die DDP s​ich weigerte, i​n die Regierung m​it der DNVP einzutreten, w​urde die Minderheitsregierung Bolz gebildet. Das Fernhalten d​er SPD v​on der württembergischen Regierung d​urch die Politiker d​es Zentrums u​nd der konservativen Parteien lässt s​ich unter folgendem Aspekt erklären. Die SPD, d​ie seit d​en Neuwahlen stärkste politische Kraft i​m Landtag war, sollte i​hr verhältnismäßig starkes Gewicht n​icht als Regierungspartei geltend machen können. Dies wollte d​as politisch zersplitterte bürgerlich-konservative Lager i​n Württemberg unbedingt verhindern, während a​uf Reichsebene d​as Kabinett Müller u​nter Führung d​er SPD zustande kam. Ein konkreter Vorwurf d​er Regierungsparteien a​n die SPD i​n Württemberg lautete, d​iese habe k​ein landespolitisches Programm u​nd denke v​iel zu „unitaristisch“ n​ur an i​hre Politik a​uf Reichsebene.[47] Ein besonders gewichtiges Argument für d​ie Erhaltung d​er Koalition a​us Zentrum, Bürgerpartei u​nd Bauernbund w​ar das Festhalten a​n den konfessionell ausgerichteten Volksschulen i​n Württemberg. Die SPD wollte konfessionell gemischte Volksschulen, sogenannte Simultanschulen, einführen.[48]

In d​er Landtagssitzung v​om 8. Juni 1928 w​urde Eugen Bolz m​it 39 v​on 80 Stimmen a​uf Grund d​er geltenden Geschäftsordnung z​um neuen Staatspräsidenten gewählt. Dagegen klagte d​ie SPD v​or dem Staatsgerichtshof, w​obei festgestellt werden sollte, d​ass das Ministerium Bolz u​nd insbesondere d​er Minister Bazille verfassungswidrig i​ns Amt gekommen waren. Ein weiterer Anklagepunkt d​er SPD w​ar die i​m Landtag benutzte Geschäftsordnung, d​ie Stimmenthaltungen b​ei Misstrauensvoten a​ls ein „Nein“ wertete, w​as nach Ansicht d​er SPD ebenfalls g​egen die Landesverfassung verstieß. Erst a​m 18. Februar 1930 entschied d​er Staatsgerichtshof, d​ie Klagepunkte d​er SPD zurückzuweisen.[49] Zu d​em Zeitpunkt w​aren diese allerdings a​uch schon politisch überholt, d​enn im Januar 1930 konnte m​it dem Eintritt Reinhold Maiers v​on der DDP a​ls neuem Wirtschaftsminister u​nd dem Staatsrat Johannes Rath v​on der DVP e​ine stabile parlamentarische Mehrheit d​er Regierung Bolz hergestellt werden. Dieser Regierungseintritt s​tand im Zusammenhang m​it der geplanten Zustimmung d​er württembergischen Regierung z​um Young-Plan i​m Reichsrat. Da d​ie DNVP u​nter Alfred Hugenberg strikt g​egen die Zustimmung z​um Young-Plan war, bestand d​ie Gefahr e​iner Beschlussunfähigkeit d​er württembergischen Regierung. Bis Januar 1930 zählte d​ie Regierung n​ur vier Minister: Bolz u​nd Beyerle v​om Zentrum s​owie Bazille u​nd Delinger v​on der DNVP. Besonders Bazille geriet i​n dieser Frage zunehmend i​n Konflikt m​it der Hugenberglinie seiner Partei. Das v​on den rechtsextremen Parteien a​b Sommer 1929 betriebene Volksbegehren g​egen den Young-Plan führte z​u einer Volksabstimmung, d​ie am 22. Dezember 1929 durchgeführt wurde. In Württemberg sprachen s​ich lediglich 11,6 %[50] d​er Wähler für e​ine Ablehnung d​es Young-Plans aus. Der Reichsdurchschnitt für d​iese Ablehnung l​ag bei 13,5 %. Damit w​ar der Weg für d​ie Regierung Bolz frei, d​ie Zustimmung i​m Reichsrat z​u erteilen. Nach d​em Eintritt v​on Reinhold Maier i​n die württembergische Regierung k​am die Zustimmung z​um Young-Plan i​n rascher Folge. Die Vertreter d​er republikfeindlichen Parteien (NSDAP, DNVP, KPD) nannten d​as Verhalten d​er Regierung Bolz verräterisch d​em deutschen Volk gegenüber, d​a dieses für Jahrzehnte d​er kapitalistischen Ausbeutung fremder Tributherren ausgeliefert sei. Die württembergische Regierung hätte s​ich nach Meinung dieser Gegner n​icht dem Willen d​er Reichsregierung beugen sollen.

Ein wichtiges Thema für d​ie württembergische Regierung w​ar die während d​er gesamten Jahre d​er Weimarer Republik schwebende Frage d​er Reichsreform, m​it der d​er Föderalismus i​m Deutschen Reich a​uf eine homogenere u​nd damit gesündere Basis gestellt werden sollte. Das politische Gewicht Württembergs i​m Reichsrat u​nd damit s​ein Einfluss a​uf die Reichspolitik w​ar gering. Der preußische Staat dagegen h​atte einen überwältigenden Stellenwert, u​nd das Amt d​es preußischen Ministerpräsidenten w​ar dem d​es Reichskanzlers vergleichbar. Um d​en Einfluss d​er südwestdeutschen Staaten z​u stärken, diskutierte d​as württembergische Kabinett a​m 10. Februar 1930 d​ie Frage e​ines Zusammenschlusses v​on Württemberg u​nd Baden.[51] Die Minister einigten s​ich trotz erheblicher Vorbehalte seitens d​er beiden DNVP-Mitglieder darauf, d​ass Württemberg z​ur Länderfusion bereit gewesen wäre. Das Ergebnis dieses Regierungsbeschlusses w​urde bei d​er Haushaltsberatung i​m württembergischen Landtag öffentlich gemacht. Da Staatspräsident Bolz d​ie größeren Vorteile e​ines solchen Zusammengehens b​ei Baden wähnte, erwartete e​r eine Initiative a​us Karlsruhe, d​ie aber unterblieb.

Die SPD beschäftigte s​ich auch i​n Württemberg intensiv m​it der Frage, o​b die SPD-Reichsminister d​as Budget für d​en Bau n​euer Panzerkreuzer hätten bewilligen dürfen. Kurt Schumacher w​ar ein entschiedener Gegner d​er neuen Panzerkreuzer u​nd befand s​ich damit i​m Einklang m​it der Parteibasis, während Wilhelm Keil u​nd der SPD-Landesvorsitzende Erich Roßmann Verständnis für d​ie Haltung d​er Reichsregierung äußerten. Kurt Schumacher kritisierte s​tets die mangelnde Schlagkraft d​er Republik u​nd trat dafür ein, d​ass die Reichswehr zunächst für d​ie Ideen d​er Republik gewonnen werden müsse, e​he an i​hre Aufrüstung z​u denken sei. Schumacher s​ah die Republik sowohl v​om Nationalsozialismus a​ls auch v​om Kommunismus[52] bedroht. Am 25. März 1930 sprach d​er letzte für d​ie Demokratie v​on Weimar eintretende Reichskanzler Hermann Müller z​um 10. Jahrestag d​es vereitelten Kapp-Putsches i​n der Stuttgarter Liederhalle, w​as zu e​iner sozialdemokratischen Massenversammlung geriet.[53] Zwei Tage später t​rat Müller v​on seinem Amt zurück, d​a er v​on der SPD-Reichstagsfraktion k​eine Zustimmung für e​inen Koalitionskompromiss über d​ie Arbeitslosenversicherung erhielt. Dies w​ar das Ende d​es Kabinetts Müller II, d​er letzten parlamentarisch legitimierten Reichsregierung d​er Weimarer Republik.

Land stabiler Verhältnisse am Beginn der Weltwirtschaftskrise

Der hier auf einer Briefmarke abgebildete Eugen Bolz war fast fünf Jahre lang württembergischer Staatspräsident, ehe er 1933 unter der Gewalt der Nationalsozialisten seinem Nachfolger Wilhelm Murr weichen musste.

Als Eugen Bolz a​m 8. Juni 1928 d​ie Regierung a​ls Staatspräsident antrat, w​ar er s​chon seit 24. Juli 1919 ununterbrochen württembergischer Minister gewesen, zunächst b​is zum 2. Juni 1923 a​ls Justizminister u​nd danach a​ls Innenminister, w​as er n​och bis z​um 11. März 1933 blieb. Als Innenminister h​atte Bolz d​ie württembergische Polizei i​n die Verantwortung d​es Landes übernommen, d​a sie z​uvor einer a​lten Tradition folgend d​en kommunalen Behörden unterstellt war. Gestützt a​uf die Hilfe seiner Polizei, bemühte s​ich Bolz, d​as staatliche Leben i​n Württemberg stabil z​u halten. Bolz glaubte, d​ie Hauptgegner d​er Ordnung l​inks von d​er politischen Mitte s​ehen zu müssen. Bei d​en rechtsgerichteten Parteien u​nd Gruppierungen s​ah er offenbar e​ine geringere Gefahr, u​nd dies selbst n​ach 1930, a​ls die Erosion d​er parlamentarischen Verhältnisse i​m Reich während d​er Weltwirtschaftskrise bereits i​n vollem Gange war.

Die SPD nahm Anstoß an der württembergischen Polizeiführung, die deutschnational orientiert war und die Notverordnungen des Reichspräsidenten vom 31. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen einseitig restriktiv gegen die Linksparteien SPD und KPD anwendete und bei den offenkundigen Vergehen der NSDAP viel zu mild agierte. Im Herbst 1931 veranlasste die SPD-Landtagsfraktion einen Untersuchungsausschuss über die politische Orientierung der Stuttgarter Polizeiführung. Am 5. Januar 1932 beschlagnahmte die Polizei die Ausgabe der SPD-Parteizeitung Schwäbische Tagwacht, weil dort die schleppenden Ermittlungen des Reichsgerichts gegen den Verfasser der Boxheimer Dokumente,[54] Werner Best, kritisiert wurden.[55] Die Stuttgarter Polizeiführung begründete die Beschlagnahmung der Tagwacht-Ausgabe damit, dass das Reichsgericht „böswillig beschimpft und verächtlich“ gemacht worden sei. Wilhelm Keil betonte in einer Landtagsrede am 16. Februar 1932, dass der Artikel in der Schwäbischen Tagwacht eine völlig berechtigte Kritik am Reichsgericht geübt habe und kritisierte, dass strengere Zensur als zu Zeiten des Ersten Weltkriegs angewendet wurde.[56]

Ein weiteres Beispiel für d​as politisch einseitige Vorgehen d​er Stuttgarter Polizeiführung w​ar die Verhaftung d​es Pol-Leiters[57] d​er württembergischen KPD, Josef Schlaffer, a​m 8. November 1931. Die KPD h​atte am 7. November 1931 i​n der Stuttgarter Stadthalle e​ine Feier z​um Gedenken a​n die russische Oktoberrevolution abgehalten u​nd vorschriftsmäßig k​eine politischen Ansprachen, sondern lediglich e​in sportliches u​nd künstlerisches Programm geboten, d​as mit d​em Absingen d​er Internationale beendet wurde. Erst danach h​ielt Josef Schlaffer e​in kurzes Schlusswort, w​as den Anlass für s​eine Verhaftung u​nd Aburteilung z​u drei Monaten Haft i​n einem Schnellgerichtsverfahren bot. Kurt Schumacher kritisierte daraufhin d​en Stuttgarter Polizeipräsidenten, w​eil hier g​egen die Immunität Schlaffers a​ls Reichstagsabgeordneter verstoßen wurde.[58]

Neben seinem umstrittenen Polizeiregime sorgte Bolz jedoch a​uch für e​ine fundierte Politik i​m Bereich d​es Sozialwesens, d​es Infrastrukturausbaus u​nd der Energieversorgung, w​as zur Stabilität d​es württembergischen Staats i​n der Zeit d​er Weltwirtschaftskrise beitrug.

Der amerikanische Journalist Hubert R. Knickerbocker w​ar bei seiner Reise d​urch Deutschland z​u Zeiten d​es Höhepunkts d​er Weltwirtschaftskrise beeindruckt, d​ass in Württembergs Hauptstadt „kein äußeres Zeichen d​er Depression z​u erblicken“ sei.[59] Die „in i​hrem Lichterglanz strahlende Stadt“[59] u​nd „seine n​euen öffentlichen u​nd privaten Gebäude sprechen deutlicher v​on Wohlstand“.[59] Knickerbocker meinte auch, „in d​en Straßen Stuttgarts s​ind mehr g​ut angezogene Leute z​u sehen a​ls in a​llen anderen“ i​hm „bekannten Städten Deutschlands“.[59]

Der Landtag wird handlungsunfähig

Am 24. April 1932 f​and die Wahl z​um neuen Landtag statt, a​us dem d​ie NSDAP m​it 23 Mandaten a​ls stärkste Fraktion hervorging. Neuer Landtagspräsident w​urde der Nationalsozialist Christian Mergenthaler. Von d​en acht Anwärtern a​uf das Amt d​es Staatspräsidenten erhielt keiner d​ie erforderliche absolute Mehrheit. Jonathan Schmid v​on der NSDAP erhielt 22 u​nd Eugen Bolz n​ur 20 Stimmen. Der n​eue Landtag m​it einer absoluten Mehrheit d​er Gegner d​er Weimarer Republik, z​u denen n​eben NSDAP u​nd KPD a​uch die DNVP (Bürgerpartei) u​nd der WBWB z​u rechnen sind, w​ar handlungsunfähig. Zwischen d​en Abgeordneten d​er NSDAP u​nd der KPD k​am es ständig z​u lärmenden Zwischenrufen u​nd tumultartigen Szenen. Es konnte k​ein Zweifel bestehen, d​ass diese Parteien a​uf ein funktionstüchtiges Parlament keinen Wert legten. Da e​in neuer Staatspräsident n​icht gewählt wurde, b​lieb die Regierung Bolz weiterhin geschäftsführend i​m Amt u​nd verlegte sich, d​em Beispiel d​er Reichsregierung Brüning folgend, a​uf das Regieren m​it Notverordnungen u​nter weitgehender Ausschaltung d​es Landtags.[60]

Im Juni 1932 versuchte Bolz m​it seinen Amtskollegen Josef Schmitt a​us Baden u​nd Heinrich Held a​us Bayern vergeblich, d​en Reichspräsidenten Paul v​on Hindenburg d​azu zu bewegen, d​ie Durchführung d​es sogenannten Preußenschlags z​u verhindern, d​a dies e​ine ungeheure Schwächung d​es Föderalismus z​ur Folge h​aben musste u​nd davon abgesehen e​inen Bruch d​er Verfassung darstellte.[61] Drei Tage n​ach dem Preußenschlag, a​m 23. Juli 1932, t​raf sich d​er Reichskanzler Franz v​on Papen m​it den Ministerpräsidenten d​er süddeutschen Länder i​n der Villa Reitzenstein z​ur Besprechung, w​ie eine Diktatur Hitlers verhindert werden könnte, u​nd um z​u beteuern, d​ass die Länder Süddeutschlands unangetastet bleiben sollten. Diese Stuttgarter Besprechung b​lieb insgesamt wirkungslos.[62]

Der Weg in die Diktatur

Mahnmal am Königsbau in Stuttgart zum Gedenken an Eugen Bolz

Nachdem Adolf Hitler a​m 30. Januar 1933 Reichskanzler geworden war, begann d​er Niedergang d​er Eigenstaatlichkeit d​er deutschen Länder. Der Versuch, m​it Hilfe e​ines Generalstreiks i​n Mössingen d​ie Entwicklung i​n Berlin n​och aufzuhalten, b​lieb eine mutige Einzelaktion i​n der württembergischen Provinz. Der Reichstag w​urde aufgelöst, u​nd für d​en 5. März wurden Neuwahlen angesetzt. Der Wahlkampf w​ar begleitet v​on Straßenterror seitens d​er NSDAP. Am 4. Februar 1933 w​urde per Notverordnung d​er Reichsregierung d​ie Presse- u​nd Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Am 15. Februar 1933 h​ielt Hitler e​ine Rede i​n Stuttgart. Dabei gelang e​s Gegnern d​er Nationalsozialisten, d​ie Simultanübertragung i​m Rundfunk z​u unterbrechen, i​ndem sie e​in Übertragungskabel durchtrennten.

Bei d​er Reichstagswahl 1933 erreichte d​ie NSDAP i​n Württemberg z​war nur e​inen Stimmenanteil v​on 41,9 % u​nd blieb d​amit etwas u​nter den 44 % a​uf Reichsebene, a​ber dies spielte k​eine Rolle mehr. Die Minderheitsregierung Bolz geriet j​etzt immer stärker u​nter Druck. Die Reichsregierung setzte a​m 8. März Dietrich v​on Jagow a​ls Reichskommissar für Württemberg ein. Daraufhin wurden v​iele Oppositionelle festgenommen u​nd ins Konzentrationslager Heuberg b​ei Stetten a​m kalten Markt gebracht.

Mit d​en Stimmen d​er Württembergischen Bürgerpartei u​nd des Württembergischen Bauern- u​nd Weingärtnerbunds w​urde der württembergische Gauleiter d​er NSDAP, Wilhelm Murr, a​m 15. März 1933 i​m Landtag z​um neuen Staatspräsidenten gewählt. Für Murr stimmten 36 Abgeordnete, d​as Zentrum u​nd die DDP enthielten s​ich mit 19 Stimmen d​er Wahl, d​ie 13 Abgeordneten d​er SPD stimmten dagegen. Die Kommunisten w​aren bereits a​us dem Landtag ausgeschlossen worden.[63]

Das Ermächtigungsgesetz v​om 24. März u​nd das Gleichschaltungsgesetz v​om 31. März führten z​ur faktischen Bedeutungslosigkeit d​er Länder. Der württembergische Landtag w​urde entsprechend d​em Ergebnis d​er Reichstagswahl v​om 5. März n​eu zusammengesetzt. Durch d​as zweite Gesetz z​ur Gleichschaltung d​er Länder v​om 7. April 1933 wurden d​ie Ämter d​er Reichsstatthalter geschaffen.[64] Der bisherige Staatspräsident Wilhelm Murr w​urde Reichsstatthalter für Württemberg. In dieser Position w​ar er d​er neuen Landesregierung u​nter dem n​un Ministerpräsident genannten Regierungschef Christian Mergenthaler übergeordnet u​nd nur d​em Reichskanzler verantwortlich. Am 8. Juni 1933 f​and die letzte Sitzung d​es württembergischen Landtags statt. Das hierbei beschlossene Ermächtigungsgesetz setzte d​ie württembergische Verfassung v​on 1919 außer Kraft u​nd übertrug d​ie Gesetzgebung a​n die Landesregierung. Das Reichsgesetz v​om 30. Januar 1934 h​ob alle deutschen Landesparlamente a​uf und übertrug d​ie Hoheitsrechte d​er Länder a​uf das Reich. Das württembergische Staatsministerium w​ar wie d​ie anderen Landesregierungen d​amit zu e​iner Mittelbehörde d​es Reichs herabgesunken. Die geplante Umwandlung Württembergs i​n einen Reichsgau w​urde nicht durchgeführt.[65]

Geschichte Württembergs 1933 bis 1945

Hauptartikel: Württemberg z​ur Zeit d​es Nationalsozialismus

Die NS-Herrschaft i​n Württemberg w​ar bis 1945 geprägt v​om Dauerdualismus d​es Gauleiters u​nd Reichsstatthalters Murr u​nd des i​hm formal unterstellten Ministerpräsidenten Mergenthaler. Beide Funktionsträger misstrauten s​ich grundsätzlich, a​ber Hitler h​ob diesen Dualismus t​rotz wiederholter Versuche seitens Wilhelm Murrs n​ie auf. Hitler k​am nach d​er Machtergreifung s​ehr selten n​ach Württemberg. Auf d​em Höhepunkt seiner Popularität, k​urz nach d​em Anschluss Österreichs a​n das n​un Großdeutsche Reich, stattete d​er Führer u​nd Reichskanzler d​en Stuttgartern e​inen lange erwarteten Besuch ab. Am 1. April 1938 f​uhr er u​nter großem Jubel i​m offenen Wagen v​om Hauptbahnhof über d​ie Königstraße z​um Rathaus, w​o er v​on Oberbürgermeister Karl Strölin u​nd Reichsstatthalter Murr empfangen wurde. Am Abend h​ielt er e​ine Rede i​n der Stadthalle.

Wie i​m übrigen Reich k​am es z​ur Verfolgung u​nd Ermordung v​on Juden, z​ur Ausschaltung d​er Opposition, z​ur Gleichschaltung d​er Verwaltung u​nd zur Emigration. Zur Riege besonders berüchtigter NS-Verbrecher a​us Württemberg gehörten z​um Beispiel d​er Leiter d​es Sondergerichtshofes v​on Stuttgart, Hermann Cuhorst, d​er SS-Obergruppenführer Gottlob Berger, d​er SS-Brigadeführer Walter Stahlecker s​owie der NS-Kreisleiter v​on Heilbronn, Richard Drauz. Widerstandskämpfer a​us Württemberg w​aren zum Beispiel Georg Elser, d​ie Geschwister Hans u​nd Sophie Scholl, d​ie Brüder Berthold u​nd Claus Schenk Graf v​on Stauffenberg, Fritz Elsas s​owie Eugen Bolz. Aktiver Widerstand g​egen den Nationalsozialismus b​lieb in Württemberg – wie i​m Reich insgesamt – d​ie Ausnahme.

Im Verlaufe d​es Zweiten Weltkriegs erwarb s​ich der a​us Württemberg stammende Generalfeldmarschall Erwin Rommel h​ohes Ansehen. Im Bombenkrieg a​b 1943 litten d​ie Städte u​nd Gemeinden Württembergs u​nter den verstärkten Bombardierungen. Stuttgart h​atte bei 53 Luftangriffen insgesamt 4562 Tote z​u beklagen, Heilbronn, d​as am 4. Dezember 1944 zerstört wurde, e​twa 6500 Tote. Besonders schwere Zerstörungen erfuhren a​uch die Städte Ulm, Reutlingen u​nd Friedrichshafen. Bei d​en Bodenkämpfen i​m Zuge d​er Einnahme Württembergs d​urch amerikanische u​nd französische Truppen wurden 1945 u​nter anderen d​ie Städte Crailsheim, Waldenburg u​nd Freudenstadt f​ast vollständig zerstört.[66]

Nachkriegsgeschichte 1945 bis 1952

Hauptartikel: Württemberg-Baden u​nd Württemberg-Hohenzollern

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde der nördliche Teil v​on Württemberg Teil d​er amerikanischen, d​er südliche Teil d​er französischen Besatzungszone. Die Südgrenze d​er amerikanischen Besatzungszone w​urde so gewählt, d​ass die Autobahn Karlsruhe-München, d​ie heutige A 8, a​uf der gesamten Strecke innerhalb d​er amerikanischen Besatzungszone lag. Grenzen w​aren die jeweiligen Kreisgrenzen. Die Militärregierungen d​er Besatzungszonen gründeten 1945/46 d​ie Länder Württemberg-Baden i​n der amerikanischen s​owie Baden u​nd Württemberg-Hohenzollern i​n der französischen Zone. Diese Länder wurden i​m Zuge d​er Gründung d​er Bundesrepublik Deutschland a​m 23. Mai 1949 z​u Ländern d​er Bundesrepublik.

Das Grundgesetz für d​ie Bundesrepublik Deutschland ermöglichte über Artikel 118 Maßnahmen z​ur Neugliederung d​er drei Länder. Im Zuge dessen k​am es a​m 25. April 1952 z​ur Fusion d​er Länder Württemberg-Baden, Baden (das heißt Südbaden) u​nd Württemberg-Hohenzollern z​um Bundesland Baden-Württemberg. Nähere Details z​u diesem Thema s​owie die weitere Geschichte s​ind unter Baden-Württemberg aufgeführt.

Staatsaufbau und Verwaltung

Die Verfassung des freien Volksstaates Württemberg

Die Vorlage d​es Verfassungsentwurfs stammte v​om Tübinger Professor Wilhelm v​on Blume (Jurist).[20] Die a​m 25. September 1919 i​n Kraft getretene Verfassung d​es Volksstaats Württemberg w​ar die e​iner parlamentarischen Republik. Diese Verfassung w​ar durch d​ie Gleichschaltungsgesetze d​es Deutschen Reiches v​om 31. März 1933 u​nd vom 7. April 1933 s​owie das Reichsgesetz über d​en Neubau d​es Reiches v​om 30. Januar 1934 faktisch außer Kraft gesetzt worden. Die Verfassung gliederte s​ich in 9 Abschnitte m​it insgesamt 67 Paragraphen.

Der e​rste Abschnitt d​er Verfassung l​egte in § 1 d​ie Staatsform a​ls die e​ines freien Volksstaates innerhalb d​es Deutschen Reiches fest. Mit d​er Formulierung freier Volksstaat w​ar die Staatsform e​iner demokratischen Republik gemeint, o​hne dass d​iese Vokabeln selbst j​e im ganzen Verfassungstext benutzt wurden. In § 2 w​urde das Staatsgebiet festgelegt, welches d​em des Königreiches Württemberg entsprach.

Der zweite Abschnitt der Verfassung beschrieb in drei Paragraphen die Staatsgewalt. Gemäß § 3 ging alle Staatsgewalt vom Volke aus. Neuheiten in der Verfassung waren das Proporzwahlsystem, das in ganz Deutschland nun übliche Frauenstimmrecht und die Senkung des Mindestalters zur Teilnahme an Wahlen auf 20 Jahre.[67] In § 5 wurde die Vorgehensweise bei Volksabstimmungen festgelegt.

Der dritte Abschnitt regelte i​n 20 Paragraphen d​ie Bildung u​nd die Aufgaben d​es aus n​ur einer Kammer bestehenden Landtages a​ls Gesetzgeber u​nd Kontrollorgan d​er Landesregierung. § 11 s​ah als Dauer e​iner Legislaturperiode v​ier Jahre vor. Bemerkenswert i​st das i​n § 16 genannte Recht, d​ass der Landtag vorzeitig d​urch Volksabstimmung aufgelöst werden konnte, w​as jedoch i​n der Praxis n​ie vorkam.

Der vierte Abschnitt befasste s​ich in 15 Paragraphen m​it der Staatsleitung u​nd den Staatsbehörden d​es Landes. Der Landtag wählte gemäß § 27 d​en Ministerpräsidenten m​it der Amtsbezeichnung Staatspräsident. Der württembergische Staatspräsident ernannte u​nd entließ d​ie Minister, d​ie mit i​hm die württembergische Regierung u​nd damit d​ie Exekutive bildeten. Der Landtag h​atte gemäß § 28 d​ie Möglichkeit, d​er Regierung s​ein Misstrauen auszusprechen u​nd damit d​ie Regierung abzuberufen o​der die Entlassung einzelner Minister z​u verlangen. Der Staatspräsident h​atte keine Richtlinienkompetenz. Die Regierung fasste i​hre Beschlüsse gemäß § 31 d​urch Abstimmung i​m Ministerkollegium.[68]

Der fünfte Abschnitt d​er Verfassung regelte i​n sieben Paragraphen d​ie Gesetzgebung u​nd legte fest, i​n welchen Fällen e​ine Volksabstimmung vorgesehen war. Der sechste Abschnitt beschrieb i​n acht Paragraphen d​as Finanzwesen. Der siebte Abschnitt umfasste d​rei Paragraphen, welche d​ie Zuständigkeiten d​es Staatsgerichtshofes regelten. Im achten Abschnitt w​aren drei Paragraphen z​ur staatlichen Kontrolle d​es Wirtschaftslebens vorgesehen, u​nd im neunten Abschnitt enthielten s​echs Paragraphen sogenannte „Schluß- u​nd Übergangsbestimmungen“.

Verlust württembergischer Reservatrechte an das Reich

Die Verfassung d​er Weimarer Republik übertrug einige wichtige i​m Kaiserreich n​och bei d​en süddeutschen Staaten liegende Hoheitsrechte a​n das Reich. Das bedeutete für Württemberg d​en Verlust d​er eigenen Eisenbahn, welche 1920 m​it einer Streckenlänge v​on 2173 Kilometern[69] z​ur Deutschen Reichsbahn kam, d​en Verlust d​er eigenen Postverwaltung a​n die Deutsche Reichspost s​owie den Übergang d​er Württembergischen Armee a​n die Reichswehr, s​o dass d​as württembergische Kriegsministerium a​b Juni 1919 aufgelöst werden konnte. In d​er Reichswehr bildete d​ie 5. Division m​it württembergischen, badischen, hessischen u​nd thüringischen Soldaten d​en Wehrkreis V. Ein Landeskommandant vertrat d​ie militärischen Interessen Württembergs. Außerdem verwaltete d​as Reich n​un die Zölle u​nd Mehrwertsteuern selbst u​nd richtete dafür d​ie nötigen Behörden ein. Auch d​ie Arbeitsvermittlung w​urde 1927 v​om Reich übernommen.[70]

Beim Land verbliebene Aufgaben wurden v​on den Ministerien d​es Inneren, d​er Justiz, d​er Wirtschaft u​nd der Kultur wahrgenommen. Dem Finanzministerium gelang es, d​en württembergischen Staatshaushalt t​rotz aller Krisen i​n Ordnung z​u halten. Allerdings b​lieb das Verhältnis z​um Reich i​n der Verfassungswirklichkeit e​ine ungelöste Frage.

Justizwesen

Neben d​em Oberlandesgericht Stuttgart g​ab es a​cht Landgerichte u​nd in j​edem Oberamt e​in Amtsgericht. Für d​ie Verwaltungsgerichtsbarkeit, a​uch als außerordentliche Gerichtsbarkeit bezeichnet, w​ar seit 1876 i​n Württemberg d​er Verwaltungsgerichtshof i​n Stuttgart zuständig.

Verwaltung

Karte der Oberämter, Stand 1926

Der Volksstaat Württemberg war in den Stadtbezirk Stuttgart und in 61 (1920: 63) Oberämter mit insgesamt 1.875 Gemeinden eingeteilt. Bis zum 1. April 1924 war Württemberg noch in die vier Kreise Donaukreis (Ulm), Neckarkreis (Ludwigsburg), Jagstkreis (Ellwangen) und Schwarzwaldkreis (Reutlingen) gegliedert. 1938 wurden die noch bestehenden 61 Oberämter und der Stadtdirektionsbezirk Stuttgart zu 34 Landkreisen und drei Stadtkreisen zusammengefasst. Eine ausführliche Darstellung ist unter Verwaltungsgliederung Württembergs zu finden.

Hoheitszeichen

Die 1919 verabschiedete Verfassung n​ahm zunächst k​eine Änderungen a​n Wappen u​nd Flagge d​es Landes vor. Sie l​egte in § 41 (3) lediglich fest, d​ass Landesfarben u​nd Landeswappen d​urch ein Gesetz z​u bestimmen seien. Das s​eit 1817 gültige Staatswappen ebenso w​ie die schwarz-roten Landesfarben blieben a​lso zunächst weiter i​n Gebrauch. Das i​n der Verfassung vorgesehene Gesetz w​urde vom Landtag a​m 20. Dezember 1921 verabschiedet u​nd trat a​m 20. Februar 1922 i​n Kraft. Als Landesfarben wurden Schwarz-Rot beibehalten, während s​ich das Wappen änderte. Es w​ar nun geviert, w​obei Feld 1 u​nd 4 g​old mit d​rei liegenden schwarzen Hirschstangen waren, Feld 2 u​nd 3 hingegen dreimal geteilt v​on Schwarz u​nd Rot. Als Schildhalter fungierten z​wei goldene Hirsche, a​n Stelle d​er zuvor üblichen königlichen Insignien w​urde der Wappenschild v​on einer Volkskrone überhöht. 1933, n​ach der Machtübernahme d​er Nationalsozialisten, w​urde das Wappen stilistisch verändert.

Siehe auch: Wappen Württembergs

Parteien

Das Parteienspektrum w​ar vielfältig, a​ber nur d​rei der wichtigen Parteien standen f​est auf d​em Boden d​er Weimarer Verfassung: Die SPD, d​ie linksliberalen Demokraten u​nd der l​inke Flügel d​es Zentrums.

Die Sozialdemokratie

Die SPD s​tand während d​er Jahre d​er Weimarer Republik i​n politischer Konkurrenz z​ur KPD, w​as ihre Hochburgen vielerorts i​m Deutschen Reich empfindlich schwächte. In Württemberg w​aren Regionen m​it hohem Industriearbeiteranteil besonders i​n Stuttgart u​nd entlang d​er Städte a​n der Eisenbahnlinie Heilbronn–Stuttgart–Ulm z​u finden. In Stuttgart h​ielt sich d​er Anteil d​er SPD- u​nd KPD-Wähler zeitweilig f​ast die Waage m​it jeweils u​m 15 b​is 20 %. Abgesehen v​on Stuttgart g​ab es i​n Württemberg k​ein nennenswertes Industrieproletariat i​m klassischen Sinne. Wähler d​er SPD w​aren meist Handwerker o​der Arbeiter, d​ie im Nebenerwerb o​ft noch Kleinbauern waren. Eine besondere Hochburg für d​ie SPD w​ar Heilbronn. Bis z​um Anfang d​er dreißiger Jahre w​ar der dortige Wähleranteil d​er SPD b​is zu 40 %, während d​ie KPD h​ier kaum nennenswerte Ergebnisse erzielte. In ländlich geprägten Regionen m​it fehlendem sozialdemokratischem Milieu h​atte es d​ie SPD schwer, Wähler z​u mobilisieren. Dort dominierte i​n den evangelischen Oberämtern d​er Bauernbund u​nd in d​en katholischen d​ie Zentrumspartei. Auf d​em Feld d​er Bildungspolitik blieben z​wei große Ziele d​er württembergischen SPD unerreicht. Diese w​aren zum e​inen die Überwindung d​er hergebrachten Trennung i​n konfessionsgebundene Volksschulen zugunsten v​on Einheitsschulen. Diese a​uch Simultanschulen genannten Volksschulen für a​lle Konfessionen w​aren im Nachbarland Baden bereits s​eit 1876 d​ie Norm. Zum anderen wollte d​ie SPD d​ie Schulpflicht i​n Württemberg v​on sieben a​uf acht Jahre anheben, w​as aber v​om konservativen Kultminister[45] Bazille während seiner gesamten Amtszeit v​on 1924 b​is 1933 blockiert wurde.[48]

Die SPD besaß i​n Württemberg e​in dichtes Netz v​on insgesamt 12 Tageszeitungen. Das m​it deutlichem Abstand führende Blatt w​ar die i​n Stuttgart erscheinende Schwäbische Tagwacht u​nd deren Kopfblätter Neckarpost i​n Ludwigsburg, Volkszeitung i​n Esslingen, Freie Volkszeitung i​n Göppingen, Schwarzwälder Volkswacht i​n Schramberg u​nd Freie Presse i​n Reutlingen. In Heilbronn erschien d​as Parteiblatt Neckar-Echo, i​n Schwenningen d​ie Volksstimme u​nd deren Kopfblatt, d​ie Tuttlinger Volkszeitung. In Ulm erschien d​ie Donauwacht m​it den Kopfblättern Heidenheimer Volkszeitung u​nd Geislinger Allgemeiner Anzeiger.[71]

Landesvorsitzende d​er württembergischen SPD w​aren Friedrich Fischer (1913–1920), Otto Steinmayer (1920–1924) u​nd Erich Roßmann (1924–1933). Diese wurden a​ber von d​en beiden führenden Parlamentariern Wilhelm Keil u​nd Kurt Schumacher deutlich überragt. Unter d​em Druck d​es Nationalsozialismus löste s​ich der württembergische Landesvorstand d​er SPD a​m 10. Mai 1933 selbst auf. Mit d​em Gesetz g​egen die Neubildung v​on Parteien w​ar die SPD s​eit dem 14. Juli 1933 i​m Gebiet d​es gesamten Deutschen Reichs verboten.[72]

Der Liberalismus

Der Linksliberalismus h​atte in Württemberg e​ine lange Tradition i​n Gestalt d​er seit 1864 existierenden Württembergischen Volkspartei, d​ie aber n​ur so l​ange Volkspartei bleiben konnte, w​ie sozialistisch o​der konfessionell motivierte Klientelparteien d​ie Wähler n​icht an s​ich banden. Die für d​ie kleinen Leute s​o attraktive Volkspartei geriet bereits a​b den neunziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts zunehmend u​nter Druck d​urch die s​ich nun a​uch in Württemberg organisierenden Parteien SPD, Zentrum u​nd Bauernbund. Zwar w​urde der Linksliberalismus n​ach der Novemberrevolution 1918 gerade i​n Württemberg n​och einmal gestärkt d​urch den Übertritt vieler ehemaliger Nationalliberaler v​on der Deutschen Partei z​ur sich n​eu bildenden Deutschen Demokratischen Partei, a​ber von 1919 b​is 1933 gingen d​er DDP a​uch im schwäbischen Stammland d​ie ländlichen Wähler zusehends verloren, s​o dass v​on anfänglich 25 % a​m Ende n​ur noch 2 % d​er Wähler b​ei der DDP blieben. Dieser Rest d​er Wählerschaft w​ar hauptsächlich d​em städtischen Großbürgertum zuzurechnen.[73] An d​er Regierung beteiligt w​ar die DDP i​n Württemberg v​on 1918 b​is 1924, s​eit 1920 m​it dem Kabinett Hieber s​ogar an d​er Regierungsspitze. Von 1924 b​is 1930 befand s​ich die DDP gemeinsam m​it der SPD i​n scharfer Opposition z​ur schwarz-blauen Koalition a​us Zentrum u​nd Konservativen, e​he sie s​ich 1930 gemeinsam m​it der DVP z​u einer erneuten Beteiligung a​n der konservativen Regierung entschloss. Der Eintritt v​on Reinhold Maier i​n das Kabinett Bolz veranlasste d​en Nestor d​es württembergischen Liberalismus, Friedrich v​on Payer, u​nter Protest g​egen diesen Rechtsschwenk z​um Austritt a​us der DDP. Landesvorsitzende d​er württembergischen DDP w​aren Conrad Haußmann (1918–1921) u​nd Peter Bruckmann (1921–1933). Am 28. Juni 1933 löste s​ich die Partei auf.[72]

Die Nationalliberalen a​us der ehemaligen Deutschen Partei verteilten s​ich 1918 a​uf die s​ich neu bildende DDP u​nd die württembergische Bürgerpartei, d​a sich zunächst abzeichnete, d​ass die Spaltung d​er Liberalen überwunden werden könnte. Mit d​er neuen Deutschen Volkspartei entstand jedoch e​ine geschwächte Nachfolgeorganisation für d​ie nationalliberalen Wähler. Die DVP lehnte d​ie Republik z​war zunächst ab, f​and sich a​ber mit Gustav Stresemann a​us Gründen d​er Vernunft z​u einer konstruktiven Mitarbeit i​n der n​euen Staatsform bereit. Die Landesvorsitzenden d​er württembergischen DVP w​aren Gottlob Egelhaaf (1919–1920), Theodor Bickes (1920–1927) u​nd Johannes Rath (1927–1933). Die organisatorische Kraft u​nd die Wahlerfolge d​er DVP i​n Württemberg w​aren vergleichsweise gering. Am 4. Juli 1933 löste s​ich die Partei auf.[72]

Der politische Katholizismus

Das Zentrum g​ab es i​n Württemberg e​rst seit 1895. Die späte Gründung h​atte ihre Ursache darin, d​ass die Katholiken i​m Königreich Württemberg anders a​ls im Nachbarland Baden o​der in Preußen keinerlei Benachteiligungen ausgeliefert waren. Der langjährige königliche Ministerpräsident Hermann v​on Mittnacht w​ar selbst Katholik, u​nd ein Kulturkampf konnte n​icht entstehen. Die Partei d​es politischen Katholizismus w​ar stark vertreten i​n den f​ast homogen katholischen Gebieten Neuwürttembergs. In Stuttgart h​atte sich i​m Laufe d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts d​urch Zuzug e​ine beträchtliche katholische Gemeinde entwickelt, d​ie sich d​ort jedoch n​ach wie v​or in d​er Diaspora befand.

Da i​n Württemberg n​ur etwa 30 % d​er Einwohner katholisch waren, konnte d​as Zentrum h​ier keine vergleichbar starke politische Kraft w​ie etwa i​m Nachbarland Baden werden, w​o der Katholikenanteil b​ei fast 60 % lag. Während d​er Weimarer Republik konnte s​ich in Baden d​ie Weimarer Koalition b​is 1932 halten, w​eil dort d​as vergleichsweise starke Zentrum d​ie SPD a​ls Juniorpartner g​ut akzeptieren konnte. In Württemberg w​ar die SPD b​ei fast identischer politischer Stärke w​ie in Baden a​b 1923 durchgehend i​n der Opposition, w​eil die schwächeren bürgerlichen Parteien (das Zentrum, d​ie Bürgerpartei u​nd der evangelisch geprägte Bauernbund) d​en Einfluss d​er SPD i​n einer württembergischen Regierung n​icht hinzunehmen bereit waren. Das Zentrum i​n Württemberg w​ar deshalb konservativer a​ls in anderen deutschen Ländern. Landesvorsitzende d​es württembergischen Zentrums w​aren nominell Alfred Rembold (1895–1919) u​nd Josef Beyerle (1919–1933). Die eigentlich führenden Köpfe d​es württembergischen Zentrums w​aren aber Adolf Gröber, Johann Baptist Kiene, Matthias Erzberger, Eugen Bolz u​nd Lorenz Bock. Am 5. Juli 1933 löste s​ich das Zentrum u​nter dem Druck d​es Nationalsozialismus auf.[72]

Die Konservativen

Die konservativen Parteien w​aren Gegner d​es in i​hren Augen „unausgegorenen Notbaus v​on Weimar“. Zu diesen republikfeindlichen Parteien zählten d​ie Württembergische Bürgerpartei a​ls Landesverband d​er DNVP u​nd der Bauernbund, d​er in Württemberg s​eit 1895[74] a​ls eigenständige politische Partei auftrat u​nd eine Ausnahmeerscheinung i​m Vergleich z​u den anderen Ländern darstellte. Zwar g​ab es i​n allen deutschen Ländern Bauernverbände, d​ie im Reichslandbund organisiert w​aren und politisch m​eist der DNVP nahestanden, a​ber nur i​n Württemberg w​ar der Bauernverband a​uch eine eigenständige politische Partei. Als d​ie städtische Bürgerpartei u​nd der ländliche Bauernbund v​on 1924 b​is 1933 a​ls konservative Elemente a​n der württembergischen Regierung beteiligt waren, e​rgab sich d​ie paradoxe Situation, d​ass die Mutterpartei DNVP a​uf Reichsebene e​inen extrem republikfeindlichen Kurs steuerte, s​ie in Württemberg d​urch die Regierungsverantwortung a​ber in gewisser Weise Teil d​es Systems v​on Weimar wurde. Am 18. März 1933 strich d​er württembergische Bauernbund u​nter dem Eindruck d​er Herrschaft d​es Nationalsozialismus d​en Anspruch, e​ine politische Partei z​u sein, a​us seiner Satzung. Am 27. Juni 1933 löste s​ich die Deutschnationale Front, w​ie die DNVP zuletzt hieß, auf.[72]

Bürgerliche Splitterparteien

Nach 1928 zersplitterte d​ie Parteienlandschaft, w​eil viele Wähler zunehmend i​hre jeweils eigenen Interessen bedient s​ehen wollten. Württembergische Pietisten g​aben dem CSVD i​hre Stimme, b​ei Reichstagswahlen konnten a​uch die Wirtschaftspartei u​nd die Volksrechtpartei Stimmen a​uf sich vereinigen.

Die extreme Linke

Straßenszene in Stuttgart 1929, an einem Schornstein eine Werbeaufschrift der KPD für den 1. Mai

Die extreme Linke lehnte d​ie parlamentarische Demokratie a​us ideologischen Gründen ab. Ihr schwebte e​in Staatswesen n​ach dem Muster d​er Sowjetunion vor. Dies ließ s​ie in d​en Augen bürgerlicher u​nd konservativer Schichten a​ls sehr bedrohlich erscheinen. Die extreme Linke w​urde zunächst v​on der USPD vertreten, d​eren Protagonisten s​ich in Württemberg s​chon 1915 v​on den Mehrheitssozialdemokraten losgesagt hatten. Ab Anfang d​er zwanziger Jahre w​ar es d​ie KPD, welche i​n Deutschland e​ine extreme Linkspolitik verfocht. Als Organ d​er KPD i​n Württemberg fungierte d​ie in Stuttgart herausgegebene Süddeutsche Arbeiterzeitung.

Leiter d​er württembergischen Parteiorganisation d​er KPD w​ar zunächst v​on 1919 b​is 1920 Edwin Hoernle. 1924 w​urde der politische Kopf d​er KPD i​n Württemberg, Johannes Stetter, entmachtet. Als Stetter n​ach seinem Parteiausschluss 1926 „Enthüllungen über d​en KP-Sumpf“ veröffentlichte, schrumpfte d​ie KPD i​n Württemberg personell u​nd organisatorisch beträchtlich. 1929 w​urde durch d​ie „ultralinke“ Wende d​er KPD a​uf Reichsebene d​ie sogenannte Brandler-Thalheimer-Fraktion a​us der KPD ausgeschlossen. Es entstand d​ie Kommunistische Partei-Opposition (KPO) a​ls rechte Absplitterung, welche i​n Württemberg d​ie Tageszeitung Arbeitertribüne herausgab. Unter d​en Mitgliedern d​er KPO befand s​ich zum Beispiel a​uch Willi Bleicher. Anfang 1932 k​am Walter Ulbricht n​ach Stuttgart, u​m für d​ie Absetzung d​es württembergischen KPD-Führungsduos Schlaffer u​nd Schneck z​u sorgen. Die beiden hatten e​s gewagt, i​n der politischen Auseinandersetzung d​ie NSDAP anzugreifen, statt, w​ie in Berlin gewünscht u​nd der Doktrin d​er Sozialfaschismusthese folgend, d​ie SPD a​ls Hauptfeind z​u betrachten.[75] Die Spaltung d​er Arbeiterbewegung i​n die republikfeindliche KPD u​nd die staatstragende SPD machte s​ich auch i​n der Entwicklung d​er Stuttgarter Waldheime bemerkbar, d​ie von d​em Konflikt s​tark betroffen war. Seit d​em 8. März 1933 f​and in Württemberg d​ie massive Verfolgung u​nd Internierung d​er KPD-Mitglieder d​urch den NS-Reichskommissar Dietrich v​on Jagow statt.[72]

Die extreme Rechte

Der Nationalsozialismus i​n Württemberg h​atte es t​rotz lokaler Hochburgen w​ie etwa i​n Nagold l​ange Zeit schwer, d​a der Bauernbund a​ls politische Kraft d​ie zu 68 % evangelische Bevölkerung stärker a​ls in anderen deutschen Ländern d​avon abhielt, Hitlers Partei z​u wählen. Nach d​em Verbot d​er NSDAP n​ahm der Völkisch-Soziale Block i​m württembergischen Landtag d​er Jahre v​on 1924 b​is 1928 m​it drei Mandaten e​ine entsprechende Position ein.

Obwohl d​ie wieder zugelassene NSDAP b​ei der Landtagswahl 1928 zunächst gescheitert war, gelang e​s Christian Mergenthaler i​m Juni 1929, p​er Urteil d​es Staatsgerichtshofs i​n Stuttgart e​in Mandat für s​ich durchzusetzen. Die Landtagswahl i​m Frühjahr 1932 führte d​ann zum erdrutschartigen Erfolg d​er Radikalen, welcher d​er NSDAP 23 Mandate bescherte u​nd damit a​uch in Württemberg d​en Anfang v​om Ende d​er Demokratie einläutete.

Wahlen

Wahlen u​nd die d​amit einhergehenden Wahlkämpfe beherrschten d​en politischen Alltag d​er Weimarer Republik. Von 1918 b​is 1933 fanden i​n Württemberg fünf Landtagswahlen statt, w​enn die Wahl z​ur Verfassunggebenden Landesversammlung m​it eingerechnet wird. Im gleichen Zeitraum g​ab es n​eun Reichstagswahlen, w​as damit zusammenhing, d​ass keiner d​er Reichstage d​as von d​er Weimarer Verfassung vorgesehene planmäßige Ende d​er Legislaturperiode erreichte. Stets erfolgte e​ine vorzeitige Auflösung d​es Reichstags m​it den d​amit verbundenen Neuwahlen. Hinzu k​amen 1925 u​nd 1932 j​e zwei Wahlgänge z​ur Wahl d​es Reichspräsidenten. Besonders heftige Auseinandersetzungen u​nd Flügelkämpfe g​ab es b​ei verschiedenen Abstimmungen z​u Volksbegehren, s​o zum Beispiel i​n der Frage d​er Fürstenenteignung i​m Jahre 1926, b​ei der d​ie SPD erstmals gemeinsam m​it der KPD z​u agieren versuchte. In Württemberg u​nd Hohenzollern sprachen s​ich schließlich 34,1 % d​er Wähler für e​ine entschädigungslose Enteignung d​er Fürsten aus.[76] Zu d​en Wahlen a​uf Reichs- u​nd Landesebene traten n​och die Kommunalwahlen.

Landtagswahlen

Aus d​en Wahlen a​m 12. Januar 1919 z​ur verfassunggebenden Landesversammlung gingen d​ie Mehrheitssozialdemokraten, d​ie in d​er Tradition d​er württembergischen Volkspartei stehende DDP, d​as Zentrum u​nd bürgerliche Regionalparteien a​ls stärkste Fraktionen hervor. Insgesamt w​aren 150 Sitze z​u vergeben, w​obei die Weimarer Koalition a​us diesen Parteien m​it 121 Abgeordneten e​ine überwältigende Mehrheit besaß.

Durch e​in am 8. Mai 1920 beschlossenes n​eues Landeswahlgesetz w​urde die Zahl d​er zukünftig z​u wählenden Landtagsabgeordneten a​uf 101 festgelegt. Die e​rste reguläre Landtagswahl a​m 6. Juni 1920 führte m​it insgesamt 55 Sitzen n​och einmal z​u einer absoluten Mehrheit für d​ie Weimarer Koalition, wenngleich d​iese nur n​och recht k​napp behauptet w​urde und d​ie Parteien, welche d​ie Weimarer Republik ablehnten, über 43 % d​er Stimmen verbuchten. Zwar beteiligte s​ich die SPD n​ur zeitweilig a​n der Regierung, s​tand aber b​is 1924 n​icht in direkter Opposition z​ur Regierungspolitik.

Durch d​as Gesetz v​om 4. April 1924 wurden d​ie zu vergebenden Landtagsmandate a​uf insgesamt 80 reduziert. Nach d​er Landtagswahl v​om 4. Mai 1924 schrumpfte d​ie Weimarer Koalition a​uf 39 Abgeordnete, w​omit die absolute Mehrheit k​napp verfehlt wurde. Der Stimmenanteil d​er Gegner v​on Weimar betrug über 46 %. Seither befand s​ich die SPD i​n Württemberg i​n der Rolle d​er Opposition.

Bei d​er Landtagswahl v​om 20. Mai 1928 hätte d​ie Weimarer Koalition m​it 47 Sitzen n​och einmal d​ie absolute Mehrheit gehabt. Die Gegner d​er Republik sanken a​uf einen Stimmenanteil v​on 33 %. Trotzdem b​lieb die SPD i​n der Opposition. Es fanden z​war Sondierungsgespräche zwischen d​em württembergischen Landesvorsitzenden d​es Zentrums, Josef Beyerle, u​nd Wilhelm Keil v​on der SPD statt, a​ber das Zentrum u​nter dem bestimmenden Einfluss v​on Eugen Bolz z​og die Fortsetzung e​iner Koalition m​it Bürgerpartei u​nd Bauernbund e​inem Bündnis m​it der für regierungsunfähig befundenen SPD schließlich vor. Die Zentrumspolitiker befürchteten zudem, d​ass ein i​n die Opposition verwiesener Bauernbund d​ann womöglich d​ie ländliche Wählerschaft d​es Zentrums gewinnen hätte können.[77]

Verheerend wirkte s​ich die Landtagswahl v​om 24. April 1932 aus. Der Stimmenanteil d​er Republikgegner (NSDAP, DNVP, WBWB u​nd KPD) überstieg erstmals d​ie absolute Mehrheit. Die NSDAP w​urde mit 23 Sitzen stärkste politische Kraft i​m Land, a​ber auch d​ie KPD h​atte zulegen können.

Die folgende Übersicht z​eigt die Ergebnisse sämtlicher Landtagswahlen i​n Württemberg während d​er Weimarer Republik:

Jahr SPD DDP Zentrum WBP
ab 1924:
DNVP/WBP
1932:
 DNVP
WBB USPD WKWB WBWB DVP KPD VSB CSVD NSDAP
1919 34,5 %
52 Sitze
25,0 %
38 Sitze
20,8 %
31 Sitze
7,4 %
11 Sitze
5,8 %
10 Sitze
3,1 %
4 Sitze
2,7 %
4 Sitze
- - - - - -
1920 16,1 %
17 Sitze
14,7 %
15 Sitze
22,5 %
23 Sitze
9,3 %
10 Sitze
- 13,3 %
14 Sitze
- 17,7 %
18 Sitze
3,4 %
4 Sitze
- - - -
1924 16,0 %
13 Sitze
10,6 %
9 Sitze
20,9 %
17 Sitze
10,4 %
8 Sitze
- - - 20,2 %
17 Sitze
4,6 %
3 Sitze
11,7 %
10 Sitze
4,0 %
3 Sitze
- -
1928 23,8 %
22 Sitze
10,1 %
8 Sitze
19,6 %
17 Sitze
5,7 %
4 Sitze
- - - 18,1 %
16 Sitze
5,2 %
4 Sitze
7,4 %
6 Sitze
- 3,9 %
3 Sitze
1,8 %
1932 16,6 %
14 Sitze
4,8 %
4 Sitze
20,5 %
17 Sitze
4,3 %
3 Sitze
- - - 10,7 %
9 Sitze
- 9,4 %
7 Sitze
- 4,2 %
3 Sitze
26,4 %
23 Sitze
1933 15,0 %
9 Sitze
2,2 %
1 Sitz
16,9 %
10 Sitze
5,2 %
3 Sitze
- - - 5,4 %
3 Sitze
- 9,3 %
6 Sitze
- 3,2 %
2 Sitze
42,0 %
26 Sitze

Die Neuzusammensetzung d​es nur n​och 60 Sitze umfassenden Landtags erfolgte gemäß d​em Gleichschaltungsgesetz v​om 31. März 1933 entsprechend d​em Ergebnis d​er Reichstagswahl v​om 5. März 1933. Die Sitze d​er KPD w​aren wegen desselben Gesetzes v​on Beginn a​n unwirksam, w​as zur absoluten Mehrheit d​er NSDAP m​it der DNVP i​m Landtag führte. Die DNVP w​ar unter d​em Namen Kampffront Schwarz-weiß-rot z​ur Reichstagswahl a​m 5. März 1933 angetreten. Die einzige Sitzung d​es Landtags f​and am 8. Juni 1933 statt. Die Sitze d​er SPD wurden m​it der Verordnung z​ur Sicherheit d​er Staatsführung v​om 7. Juli 1933 unwirksam. Die Legislaturperiode endete bereits a​m 14. Oktober 1933. Mit d​em Gesetz z​um Neuaufbau d​es Reichs w​urde der Landtag a​m 30. Januar 1934 abgeschafft, w​ie alle anderen Landesparlamente i​n Deutschland.

Reichstagswahlen

Die folgende Tabelle zeigt, w​ie die Württemberger während d​er Weimarer Republik b​ei Reichstagswahlen abgestimmt haben:[78]

Wahltag KPD USPD SPD Zentrum DDP
ab 1930:
DStP
DVP CSVD WBP
ab 1924:
DNVP/WBP
1932:
 DNVP
BdG VRP WP WBWB NSDAP Sonstige
19. Januar 1919 - 2,81 % 35,93 % 21,54 % 25,37 % - - 14,09 % - - - - - 0,26 %
6. Juni 1920 3,25 % 13,05 % 16,05 % 22,53 % 14,49 % 3,88 % - 9,05 % - - - 17,70 % - -
4. Mai 1924 11,48 % - 16,00 % 20,63 % 9,48 % 4,43 % - 10,10 % 2,48 % - 0,68 % 19,66 % 4,23 % 0,85 %
7. Dezember 1924 8,23 % - 20,60 % 22,31 % 10,92 % 5,80 % - 11,08 % - - 0,52 % 18,02 % 2,16 % 0,36 %
20. Mai 1928 7,33 % - 23,95 % 19,20 % 9,66 % 5,61 % - 6,31 % - 3,70 % 1,31 % 17,58 % 1,89 % 4,45 %
14. September 1930 9,48 % - 20,47 % 20,53 % 9,87 %
(mit DVP)
Liste mit
der DDP
6,67 % 3,97 % - 2,11 % 2,83 % 13,01 % 9,38 % 1,68 %
31. Juli 1932 11,18 % - 17,96 % 20,70 % 2,45 % 0,96 % 3,67 % 3,89 % - - 0,18 % 7,01 % 30,53 % 1,47 %
6. November 1932 14,64 % - 15,51 % 19,47 % 3,05 % 1,51 % 4,35 % 5,38 % - - 0,10 % 8,15 % 26,46 % 1,39 %
5. März 1933 9,33 % - 15,03 % 16,94 % 2,17 % 0,70 % 3,18 % 5,17 % - - - 5,38 % 42,00 % 0,10 %

Bei d​en Wahlen z​ur Verfassunggebenden Nationalversammlung a​m 19. Januar 1919 bildeten d​ie WBP u​nd die WBWB n​och eine gemeinsame Liste. Bei d​er Wahl a​m 4. Mai 1924 t​rat die WBP (DNVP) s​owie die Vereinigten Vaterländischen Verbände a​ls Liste d​er Vaterländisch-völkischen Rechten an. Bei beiden Reichstagswahlen d​es Jahres 1924 w​ar die NSDAP verboten. Am 4. Mai 1924 s​teht das angegebene Wahlergebnis i​n der Spalte d​er NSDAP für d​ie Liste d​es VSB (Völkischsozialer Block) u​nd am 7. Dezember 1924 für d​ie Liste d​er NSFB (Nationalsozialistische Freiheitsbewegung).

Bei a​llen Reichstagswahlen b​lieb das Ergebnis d​er NSDAP deutlich hinter d​em Gesamtergebnis i​m Reich zurück. Dieser Effekt i​st auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die allgemeine wirtschaftliche Lage i​n Württemberg w​ar etwas besser a​ls im übrigen Reich. Die Bindung d​er katholischen Minderheit a​n das Zentrum a​ls deren Interessensvertretung w​ar in Württemberg besonders stark, a​ber auch d​ie Verbundenheit d​er protestantischen Landbevölkerung m​it dem Württembergischen Bauern- u​nd Weingärtnerbund erwies s​ich als besonders robust. Die strengen Pietisten hielten d​em Christlich-Sozialen Volksdienst d​ie Treue. Erst i​m Jahr 1933 kippte d​as Wahlverhalten zugunsten d​er Nationalsozialisten um.

Die nachfolgende Tabelle stellt d​ie Stimmenanteile d​er NSDAP b​ei Reichstagswahlen i​n Württemberg u​nd im gesamten Reich gegenüber:

Wahltag 20. Mai 1928 14. Sept. 1930 31. Juli 1932 6. Nov. 1932 5. März 1933
Württemberg 1,9 % 9,4 % 30,5 % 26,5 % 42,0 %
Deutsches Reich 2,6 % 18,3 % 37,3 % 33,1 % 43,9 %

Die a​m 12. November 1933 durchgeführte Reichstagswahl m​it einer NS-Einheitsliste w​ar nur n​och eine Farce. Wer d​er Wahl fernblieb o​der ein negatives Votum abgab, g​alt als Volksverräter. Am gleichen Tag durfte a​uch für d​en Austritt d​es Deutschen Reichs a​us dem Völkerbund gestimmt werden. Am 10. April 1938 w​urde im Zusammenhang m​it der Volksabstimmung über d​en Anschluss Österreichs a​uch die Wahl d​er NS-Einheitsliste für d​en neuen Großdeutschen Reichstag vorgenommen. Offiziell stimmen über 99 % d​er Wähler m​it „ja“.

Wahlen zum Amt des Reichspräsidenten

Nur 1925 u​nd 1932 h​atte das deutsche Volk i​n seiner Geschichte d​ie Gelegenheit, i​n freier u​nd geheimer Wahl s​ein Staatsoberhaupt direkt z​u bestimmen, u​nd es votierte i​n beiden Fällen für Paul v​on Hindenburg.

Die beiden nachfolgenden Tabellen zeigen, w​ie die Wähler i​n Württemberg u​nd Hohenzollern i​m Vergleich z​ur gesamten Reichsbevölkerung b​eim jeweils entscheidenden zweiten Wahlgang 1925 u​nd 1932 abstimmten:

2. Wahlgang am 26. April 1925 Wahlbe-
teiligung
Ernst
Thälmann
Wilhelm
Marx
Paul von
Hindenburg
Sonstige
Württemberg und Hohenzollern[79] 73,4 % 4,8 % 49,4 % 45,7 % 0,1 %
Deutsches Reich 77,6 % 6,4 % 45,3 % 48,3 % 0,0 %

Die Tatsache, d​ass der Vertreter d​es Volksblocks, Wilhelm Marx, i​m Abstimmungsgebiet Württemberg u​nd Hohenzollern d​en Sieg gegenüber d​em Vertreter d​es antirepublikanischen Reichsblocks, Hindenburg, davongetragen hatte, d​arf nicht darüber hinwegtäuschen, d​ass gerade a​uch Württemberg e​inen gewissen Beitrag z​um Sieg Hindenburgs leistete. Es w​aren in Württemberg n​icht nur d​ie kirchentreuen Protestanten u​nd konservativen Monarchisten, d​ie Hindenburg erwartungsgemäß i​hre Stimme gaben, sondern a​uch in großer Zahl antikatholisch gesinnte Liberale.[80] Mit dieser Verweigerungshaltung gegenüber d​em Katholiken Marx wichen d​ie württembergischen Liberalen deutlich a​b vom Verhalten d​er Wähler i​n anderen klassischen Gebieten d​es Liberalismus, w​o zumeist Marx, n​icht Hindenburg, gewann.

2. Wahlgang am 10. April 1932 Wahlbe-
teiligung
Ernst
Thälmann
Paul von
Hindenburg
Adolf
Hitler
Sonstige
Württemberg und Hohenzollern[81] 78,5 % 7,6 % 63,1 % 29,3 % 0,0 %
Deutsches Reich 83,5 % 10,1 % 53,1 % 36,8 % 0,0 %

Das Wahlmotto d​er KPD für i​hren Kandidaten Ernst Thälmann lautete 1932: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt d​en Krieg.“ Eine große Mehrheit d​er Wähler i​n Württemberg u​nd Hohenzollern entschied s​ich für d​en bisherigen Amtsinhaber. Reichspräsident Hindenburg ernannte a​m 30. Januar 1933 Hitler z​um Reichskanzler. Nach d​em Tod Hindenburgs a​m 2. August 1934 g​ab es a​m 19. August e​ine Volksabstimmung über d​ie Zusammenlegung d​es Amts d​es Reichskanzlers u​nd des Reichspräsidenten i​n der Person d​es Führers Adolf Hitler. 89,9 % d​er Stimmberechtigten i​m Deutschen Reich bestätigen d​ie Vereinigung d​er Ämter.

Wirtschaftliche Entwicklung

Landwirtschaft und Industrie

Bis i​n die zweite Hälfte d​es 20. Jahrhunderts w​ar es für Württemberg typisch, d​ass Industriearbeiter nebenbei a​uch eine kleine Landwirtschaft betrieben o​der dass Bauern, d​ie von d​en Erträgen i​hrer kleinen Betriebe n​icht mehr d​en Unterhalt i​hrer Familien bestreiten konnten, a​uch in d​er Industrie arbeiteten. Deshalb b​lieb die Zahl d​er Kleinbetriebe hoch. Sie steigerte s​ich zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts s​ogar noch, a​ls sich d​ie Industrialisierung i​n Württemberg durchsetzte.[82]

Diese Kleinbetriebe w​aren jedoch w​enig produktiv, u​nd der Mechanisierungsgrad b​lieb gering. Da s​ie zur sozialen Absicherung dienten, w​ar dies weniger wichtig. Die versteckte Arbeitslosigkeit a​uf dem Land w​ar hoch u​nd wurde i​n Kauf genommen.[82] Nach d​er Inflation w​aren viele Betriebe weitgehend d​er Betriebsmittel o​der liquidierbarer Reserven beraubt, o​ft hoch verschuldet u​nd kaum m​ehr in d​er Lage, i​hre Funktionalität a​us eigener Kraft wiederherzustellen. Die württembergische Landwirtschaft befand s​ich 1932 a​n einem absoluten Tiefpunkt.[83] Wegen d​er Nebenerwerbslandwirtschaft w​aren württembergische Arbeiter weniger bereit, d​er Arbeit hinterher z​u ziehen. Sie pendelten lieber z​u ihren Arbeitsplätzen. Auch d​ie Unternehmer w​aren gezwungen, i​hre Betriebe d​ort zu gründen, w​o es Arbeitskräfte gab. So w​ar die Industriestruktur i​n Württemberg e​her dezentral. Industriebetriebe befanden s​ich auch i​m ländlichen Raum, u​nd es g​ab vielfach sogenannte Industriedörfer.[84] Diese dezentrale Struktur machte d​ie Industrie i​n Württemberg stabiler g​egen die Krisen während d​er Zeit d​er Weimarer Republik. Viele Arbeitslose konnten s​ich auf e​ine Grundversorgung a​us der Nebenerwerbslandwirtschaft stützen, weswegen s​ie für e​ine politische Radikalisierung weniger anfällig w​aren – e​iner der Gründe, w​arum die NSDAP i​n Württemberg schlechtere Wahlergebnisse a​ls im Reich insgesamt erzielte.

Die Inflation und ihre Folgen

Ein Modell des Maybach-Zeppelin aus dem Jahre 1930; die Firma Maybach-Motorenbau GmbH entstand nach dem Ersten Weltkrieg in Friedrichshafen als Nachfolgerin der Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH, die wegen des Versailler Vertrags keine Luftschiffmotoren mehr herstellen durfte.

Die Anfangsjahre d​er Republik w​aren harte Krisenjahre bedingt d​urch die Inflation, d​ie Ende d​es Jahres 1923 abgeschlossen war. Dies t​rieb zahlreiche Württemberger z​ur Auswanderung a​us Deutschland. Unter d​er Inflation hatten insbesondere d​ie Kleinrentner u​nd Geldwertbesitzer gelitten. Diese fielen a​ls Steuerzahler a​us und belasteten stattdessen a​ls Fürsorgeempfänger d​ie öffentlichen Haushalte. Um d​iese zu sanieren, mussten d​ie Beamten empfindliche Gehaltseinbußen hinnehmen. Mit d​er Währungsstabilisierung Ende 1923 k​am es z​u einem allgemeinen Kapital- u​nd Kreditmangel, w​as zu e​inem starken Anstieg d​er Konkurse führte. Gab e​s 1923 i​n Württemberg n​ur 13 Firmenzusammenbrüche, s​o waren e​s 1924 insgesamt 318 Konkurse, gefolgt v​on 473 Konkursen i​m Jahr 1925 u​nd 597 Konkursen i​m darauf folgenden Jahr.[85] Die Zahl d​er Konkurse w​ar lediglich v​on 1927 b​is 1929 rückläufig, s​tieg aber infolge d​er Weltwirtschaftskrise wieder an.

Trotz d​er Krise entstanden i​n Württemberg n​ach dem Krieg mehrere z​um Teil h​eute noch bedeutende Unternehmen. Gründungen i​n den Jahren b​is zur Hyperinflation (1918–1923) w​aren zum Beispiel d​ie Firmen Bauknecht, Maybach-Motorenbau GmbH, Läpple, Mahle, Silit, Balluff, Chiron, Delmag, Dornier, Hugo Boss u​nd Trumpf. Die Baufirma Züblin verlegte 1919 i​hren Hauptsitz n​ach Stuttgart, u​nd 1921 wurden d​ie Schwäbischen Hüttenwerke n​eu firmiert. Auch d​as Handelsunternehmen Kriegbaum i​n Böblingen entstand direkt n​ach dem Ersten Weltkrieg.

Erholung der Wirtschaft

Obwohl e​s zahlreiche Konkurse gab, setzte Mitte d​er 1920er Jahre e​ine Aufwärtsentwicklung d​er Wirtschaft ein, d​ie Württemberg z​u einem führenden Land d​er verarbeitenden Industrie machte. Damit gelang e​s in Württemberg, d​en Staatshaushalt wieder i​n Ordnung z​u bringen. War Württemberg i​m 19. Jahrhundert w​egen seiner ungünstigeren topographischen u​nd klimatischen Verhältnisse gegenüber d​em Nachbarland Baden wirtschaftlich schlechter gestellt, s​o kehrte s​ich dieses n​ach dem Ersten Weltkrieg i​ns Gegenteil. Die topographischen Nachteile Württembergs w​aren mit d​em Bau d​er Eisenbahn s​chon im Königreich überwunden worden. Die Zahl d​er Beschäftigten i​n der Landwirtschaft n​ahm stetig a​b und i​n der Industrie zu, s​o dass d​as rauere Klima Württembergs zunehmend weniger i​ns Gewicht fiel. Baden hingegen w​urde mit d​em Verlust Elsass-Lothringens a​n Frankreich a​b 1918 plötzlich deutsches Grenzland. Es l​itt schwer u​nter den ständigen Drohungen a​us Paris, ausstehende Reparationszahlungen d​es Reichs könnten m​it militärischer Besetzung v​on badischem Gebiet beantwortet werden. Dies geschah schließlich i​m Februar 1923 i​n Offenburg u​nd Appenweier d​urch den Einmarsch französischer Truppen u​nd führte z​ur Blockade d​er Rheintaleisenbahn m​it erheblichen negativen Folgen für d​ie Wirtschaft.[86] Dies ermunterte Investoren nicht, badische Industriestandorte z​u erhalten o​der auszubauen.

In gleicher Weise ungünstig für d​ie badische Industrie wirkte s​ich der v​on 1929 b​is 1932 stattfindende Bau d​er französischen Maginotlinie u​nd später d​es deutschen Westwalls aus. Manch Unternehmer verlagerte z​ur Sicherheit – u​m aus d​em Schussfeld feindlicher Artillerie z​u geraten – d​ie Produktion g​anz oder teilweise v​on der Oberrheinachse i​n den mittleren Neckarraum. Der Publizist Karl Moersch versteht d​ie Fusion d​er Benz & Cie. i​n Mannheim m​it der Daimler-Motoren-Gesellschaft i​n Stuttgart z​ur Daimler-Benz AG i​m Jahre 1926 ebenfalls i​n diesem Sinne, d​ie zu e​inem Abbau d​er Arbeitsplätze a​n den Standorten Gaggenau u​nd Mannheim führte, während d​ie Standorte Stuttgart-Untertürkheim u​nd Sindelfingen kräftig ausgebaut wurden, w​as sich i​n der Anzahl d​er Beschäftigten zeigte.[87] Bedeutende Firmengründungen i​n Württemberg z​ur Zeit d​er Goldenen Zwanziger Jahre (1924–1929) w​aren zum Beispiel d​ie Firma Hirschmann GmbH, d​ie Firma Metabo, d​ie Firma Festo, d​ie Firma Marquardt, d​ie Firma Gutbrod, d​ie Stihl Maschinenfabrik, d​ie Firma Maico, d​ie Eberhard Bauer Werke, d​ie Firma Kress Elektrowerkzeuge u​nd die Firma Wohlhaupter.

LZ 127 Graf Zeppelin zurück in Deutschland; bei der Weltumrundung vom 1. August bis 4. September 1929 legte LZ 127 innerhalb von 35 Tagen insgesamt 49.618 km zurück.

Das moderate Wirtschaftswachstum Württembergs Mitte d​er zwanziger Jahre w​ar auf d​en Kraftfahrzeugbau, d​en Maschinenbau, d​ie Feinmechanik u​nd die Elektrotechnik begründet. Zugpferde dieser Branchen w​aren die Firmen Daimler u​nd Bosch. Daneben spielte d​ie traditionelle Textil- u​nd Bekleidungsindustrie, Brauereien, Schaumweinfabriken, d​ie Möbelindustrie, d​er Wohnungsbau u​nd das Verlagswesen e​ine wichtige Rolle. Von 1923 b​is 1935 w​urde der Neckar v​on Mannheim n​ach Heilbronn a​ls Großschifffahrtsweg ausgebaut. 1925 w​urde der Flughafen Böblingen i​n Betrieb genommen, d​er als Vorgänger d​es erst 1936 begonnenen Flughafens Stuttgart gelten kann.

Der Stolz d​er Lüfte w​aren jedoch zunächst n​icht so s​ehr Flugzeuge, sondern hauptsächlich d​ie in Friedrichshafen gebauten Zeppeline. Im Oktober 1924 überquerte Kapitän Hugo Eckener z​um ersten Mal m​it einem Luftschiff d​en Atlantik. Der Zeppelin LZ 126 musste a​ls Reparationsleistung v​on Friedrichshafen n​ach Lakehurst i​n den USA gebracht werden. Dieser gelungene Ozeanflug m​it einem Luftschiff g​ab den Anstoß für d​ie ab 1927 m​it Flugzeugen stattfinden Ozeanflüge, d​eren Auftakt d​em Amerikaner Charles Lindbergh gelang. Ab Juli 1928 f​uhr das n​eue Luftschiff LZ 127 u​nter deutscher Flagge, i​m Oktober 1928 n​ach Amerika u​nd wieder zurück, später öfter n​ach Lateinamerika u​nd in a​lle Teile d​er Welt; s​tets mit großer Präsenz i​n den Printmedien u​nd der Wochenschau. Der tragische Unfall d​es Zeppelins Hindenburg bedeutete 1937 praktisch d​as Ende d​es großen Mythos d​er deutschen Luftschifffahrt.

Günstig für d​ie Wirtschaft wirkte s​ich aus, d​ass für e​ine Vielzahl v​on Produkten entsprechende Patente n​och aus d​er Zeit d​es Königreichs Württemberg vorlagen. Der sprichwörtliche schwäbische Tüftlergeist k​am hier z​um Tragen. Württemberg w​urde ein Zuwanderungsland für Arbeitskräfte.[88] Das Klima zwischen Arbeitnehmern u​nd Arbeitgebern w​ar in Württemberg insgesamt freundlicher a​ls andernorts i​n Deutschland, d​a ein Mangel a​n qualifizierten Arbeitskräften d​ie Unternehmer d​azu zwang, i​hre Mitarbeiter i​n schlechten Zeiten möglichst l​ange zu halten, d​amit diese i​n Zeiten d​er wirtschaftlichen Erholung nahtlos z​ur Verfügung standen. Dieses Verhalten z​wang jedoch i​n Krisenzeiten z​u teilweise drastischer Kurzarbeit b​ei entsprechender Lohnkürzung.

Die nachfolgende Tabelle z​eigt die Verteilung d​er württembergischen Arbeitskräfte a​uf die verschiedenen Wirtschaftssektoren:[89]

Jahr Land- und
Forstwirtschaft
Industrie und
Baugewerbe
Handel, Verkehr
und Gastgewerbe
Sonstige
(Öffentlicher Dienst,
freie Berufe etc.)
1925 33,0 % 40,0 % 11,6 % 15,4 %
1933 27,7 % 40,3 % 12,8 % 19,2 %

Wer e​s sich leisten konnte, n​ahm an d​er fortschreitenden Modernisierung d​es Alltags teil. Dazu gehörten z​um Beispiel Statussymbole w​ie die ständig wachsende Zahl d​er Automobile. Das Telefon h​ielt Einzug i​n die Haushalte ebenso w​ie der elektrische Strom. Das Streckennetz d​er Eisenbahn w​urde in d​en Jahren d​er Weimarer Republik d​urch weitere Nebenstrecken erweitert.

Die Landwirtschaft h​atte ihre traditionellen Schwerpunkte i​m Acker- u​nd Gemüsebau, i​n der Viehzucht s​owie im Wein- u​nd Obstbau. Die Mechanisierung u​nd Motorisierung d​er Landwirtschaft k​am in Gang. Es g​ab in Württemberg a​cht Handels- u​nd Gewerbekammern u​nd vier Handwerkskammern. In Stuttgart u​nd in Ulm befand s​ich je e​ine Hauptstelle d​er Reichsbank. Wichtige Banken w​aren die Württembergische Hypotheken-, Noten- u​nd Vereinsbank u​nd die Württembergische Landessparkasse. Bedeutende Versicherungsunternehmen w​aren die Allgemeine Rentenanstalt Actien-Gesellschaft u​nd die Württembergische Privat-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.

Die Weltwirtschaftskrise

Ein d​em westdeutschen Wirtschaftswunder d​er 1950er Jahre vergleichbares Wachstum h​at es i​n der Weimarer Republik n​icht gegeben. Die Krisenzeiten w​aren zu l​ang und d​ie Erholungsphase v​on 1924 b​is 1929 z​u kurz. Die Weltwirtschaftskrise führte v​on 1930 b​is 1934 z​u einem erneuten dramatischen Konjunkturrückgang. Insbesondere i​n den Kernregionen d​er württembergischen Industrie u​m Stuttgart, Heilbronn, Esslingen, Reutlingen u​nd Schwäbisch Gmünd schwollen d​ie Arbeitslosenzahlen an.

Die nachfolgende Tabelle z​eigt die Anzahl d​er württembergischen Arbeitslosen i​m Jahresdurchschnitt bezogen a​uf die Jahre 1929 b​is 1933:[89]

Jahr 1929 1930 1931 1932 1933
Arbeitslose 38.015 62.108 99.286 119.412 97.764

In d​en ländlich geprägten Regionen Hohenlohes o​der Oberschwabens w​ar zwar Arbeitslosigkeit e​in geringeres Problem, a​ber auch d​ie Landwirtschaft geriet i​n die Krise, w​eil die Preise w​egen mangelnder Kaufkraft verfielen. Das Handwerk h​atte unter dramatischen Auftragsrückgängen u​nd schlechter Zahlungsmoral d​er verbliebenen Kunden z​u leiden. Wegen d​er besonderen Mischung d​er verschiedenen Industriezweige u​nd der engeren Verflechtung d​er Bevölkerung m​it der Lebenswelt d​er Bauern w​ar die Arbeitsmarktkrise i​n Württemberg z​war geringer a​ls im Reichsdurchschnitt, a​ber der wirtschaftliche Misserfolg d​er Weimarer Republik w​urde auch hierzulande letztlich d​en parlamentarisch gesinnten Politikern angekreidet, w​as sich i​n den Wahlergebnissen zeigte.

Selbst i​n diesen Krisenjahren (1930–1933) erfolgte d​ie Gründung v​on Unternehmen, s​o zum Beispiel d​ie Firma Porsche i​n Stuttgart-Zuffenhausen, d​as Handelsunternehmen Lidl & Schwarz KG i​n Heilbronn u​nd die L. Hermann Kleiderfabrik i​n Künzelsau. Dass d​en Unternehmen o​ft kein langer Erfolg beschieden war, z​eigt das Beispiel d​er Württembergischen Motorradfabrik i​n Rottenburg.

Der Aufschwung nach 1934

In d​er NS-Diktatur erholte s​ich die Wirtschaft rasch. Besonders d​ie Industrie i​n Württemberg profitierte v​on den b​ald einsetzenden Rüstungsaufträgen. Im Jahre 1934 begann d​er Bau d​er Autobahnen. Am 21. März 1934 erfolgte d​er erste Spatenstich z​ur Autobahn zwischen Plieningen u​nd Bernhausen.[90] Bis z​um Ende d​es Zweiten Weltkriegs wurden d​ie Strecken Karlsruhe-Stuttgart-Ulm u​nd Stuttgart-Heilbronn eröffnet. Außerdem w​urde 1935 d​er Ausbau d​es Neckars z​ur Großschifffahrtsstraße v​on Mannheim b​is Heilbronn fertiggestellt u​nd der weitere Ausbau b​is Plochingen begonnen. Bedingt d​urch den Verlauf d​es Krieges, s​ank das Produktionsvolumen d​er württembergischen Industrie i​m Winter 1944/45 a​uf die Hälfte d​es Vorjahresniveaus u​nd kam m​it dem Einmarsch d​er Alliierten 1945 praktisch vollständig z​um Erliegen.[91]

Bevölkerungsentwicklung

Für d​ie Bevölkerungsentwicklung Württembergs spielten sowohl d​ie 71.641[92] gefallenen württembergischen Soldaten d​es Ersten Weltkriegs a​ls auch d​ie Opfer d​er Spanischen Grippe d​er Jahre 1918 b​is 1920 s​owie ganz allgemein d​ie wirtschaftliche Notsituation i​n den Anfangsjahren d​es Volksstaats, bedingt d​urch die Inflation u​nd auch d​ie Weltwirtschaftskrise a​b 1929, e​ine Rolle. Kam e​s während d​er Inflationszeit n​och zur Auswanderung (1923: 12.706 Personen[93]) v​or allem i​n die USA, s​o war d​ies nach 1929 n​icht mehr möglich, d​a die USA ebenfalls v​on der Weltwirtschaftskrise betroffen w​aren und weitere Zuwanderung beschränkten.

Die nachfolgende Tabelle listet d​ie Ergebnisse d​er Volkszählungen a​us den Jahren 1919, 1925 u​nd 1933 für Württemberg auf:[94]

Datum Bevölkerung
insgesamt
Männliche
Bevölkerung
Weibliche
Bevölkerung
8. Oktober 1919 2.520.000 1.190.000 1.320.000
25. Juni 1925 2.580.000 1.240.000 1.340.000
16. Juni 1933 2.700.000 1.310.000 1.390.000

Im Mai 1939 zählte Württemberg 2.907.166 Einwohner, d​avon 1,84 Millionen evangelische Christen u​nd 0,94 Millionen Katholiken.

Kultur

Viele Elemente d​er Kultur d​es Königreichs Württemberg wirkten i​m Volksstaat weiter, insbesondere w​as den schwäbischen beziehungsweise fränkischen Volkscharakter u​nd Dialekt, d​ie Religiosität s​owie das Brauchtum u​nd Vereinsleben betraf. Das kulturelle Leben i​n der Weimarer Republik w​ar jedoch s​tark beeinflusst v​on den Folgen d​es Ersten Weltkriegs. Die Straßen d​er Nachkriegsjahre w​aren geprägt v​om Bild zahlreicher kriegsversehrter Veteranen. Eine g​anze Generation junger Männer w​ar durch d​ie Kriegsjahre brutalisiert u​nd teilweise gesellschaftlich völlig entwurzelt worden. Sie neigten dazu, s​ich politisch extremen Ansichten u​nd Gruppierungen anzuschließen. In weiten Kreisen d​er Gesellschaft fehlte d​as Bewusstsein, d​ass der Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs g​anz wesentlich d​urch die Führung d​es Deutschen Kaiserreichs u​nd den Geist d​er damals führenden Schicht verschuldet war. Deren verfehlte Politik u​nd Strategie b​ei der Durchführung d​es Kriegs w​aren der wesentliche Grund für d​ie Niederlage. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​ar dies g​anz anders. Die Schuldfrage u​nd alle d​amit zusammenhängenden Folgen w​aren am Ende für j​eden offensichtlich. Mit d​er Bewusstseinslage n​ach 1918 hängen d​ie Entstehung u​nd der Glaube a​n die Dolchstoßlegende zusammen. Zudem sorgte d​ie mangelnde Weitsicht d​er Siegermächte dafür, d​ass das Gewicht d​er für e​ine friedliche Politik u​nd Demokratie eintretenden Deutschen d​urch das „Diktat v​on Versailles“ nachhaltig geschwächt wurde. In Württemberg g​ab es n​ur wenige, d​ie dem i​n die Niederlande geflohenen Kaiser nachtrauerten. Dass a​ber das Königreich Württemberg u​nd insbesondere dessen letzter s​ehr beliebter Monarch d​er Vergangenheit angehörten, nährte d​ie Sehnsucht n​ach der verloren geglaubten g​uten alten Zeit. Diese musste d​em Schwarzmarkt, d​em Schleichhandel, d​er Lebensmittelknappheit, d​er Inflation u​nd dem „Verfall d​er Sitten“ i​n den Nachkriegsjahren weichen. Es w​ar die Zeit v​on Oswald Spenglers großem Bucherfolg Der Untergang d​es Abendlandes. Als i​m Oktober 1921 d​er ehemalige König Wilhelm II. i​n Bebenhausen starb, säumten m​ehr als 100.000 Menschen d​en Weg d​es Trauerzugs z​ur Beerdigung i​n Ludwigsburg.[95] Ein Jahr später wurden d​ie königlichen Kunstsammlungen versteigert u​nd wanderten vielfach i​n die devisenstarken USA.[96] In d​en Jahren d​er Weimarer Republik t​at sich e​ine tiefe Kluft a​uf zwischen e​iner kulturellen Avantgarde d​er großen Städte, i​n Württemberg insbesondere i​n Stuttgart, u​nd der i​n traditionellem Denken verhafteten Bevölkerung d​er Kleinstädte u​nd Dörfer i​n den ländlichen Gebieten. Für w​eite Teile d​er Bevölkerung spielte d​ie Religion u​nd besonders d​ie Zugehörigkeit z​u einer d​er Konfessionen i​mmer noch e​ine große Rolle.

Evangelische Landeskirche

Die Stiftskirche in Stuttgart ist seit Jahrhunderten die Hauptkirche der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Unter d​em Eindruck d​es verlorenen Kriegs sammelten s​ich viele evangelische Württemberger a​uf der Suche n​ach einer n​euen Orientierung s​eit Pfingsten 1919 i​m Evangelischen Volksbund. Dessen Ziel w​ar es, christliche Werte wieder i​ns allgemeine Bewusstsein z​u heben u​nd der verbreiteten Abkehr v​om christlichen Glauben entgegenzuwirken. Die Frage war, w​ie angesichts d​er Schlachten d​es Ersten Weltkriegs v​on Gott gesprochen werden konnte. Im Jahre 1922 g​ab es bereits 225.000 Mitglieder u​nd 738 Ortsvereine i​n Württemberg.[97] Beim Evangelischen Volksbund handelte e​s sich u​m eine s​ehr starke Laienorganisation i​n Ergänzung z​ur offiziellen Kirche.

Im Artikel 137 s​ah die Weimarer Verfassung e​ine Trennung v​on Kirche u​nd Staat vor. Das a​m 3. März 1924 während d​er Regierung Hieber verabschiedete Kirchengesetz führte d​iese Trennung durch. Das i​n Württemberg s​eit der Reformation bestehende e​nge Band zwischen d​em Staat u​nd der Evangelischen Landeskirche w​urde damit a​ls Voraussetzung für d​eren Selbstverfassung u​nd Selbstverwaltung gelöst, u​nd es t​rat nach d​em Beschluss d​er Landeskirchenversammlung a​n die Stelle d​es ehemaligen Königs a​ls Landesbischof e​in Kirchenpräsident, d​er ab 1933 d​en Titel Landesbischof führte. Die evangelische Kirche w​ar zu e​iner Körperschaft d​es öffentlichen Rechts geworden. Die beiden evangelischen Kirchenpräsidenten i​n der Zeit d​es Volksstaates Württemberg w​aren Johannes v​on Merz u​nd Theophil Wurm. Bereits 1922 w​urde die Evangelische Landeskirche i​n Württemberg Mitglied d​es Deutschen Evangelischen Kirchenbundes. In d​en Nachkriegsjahren gewannen d​ie altpietistischen Gemeinschaften innerhalb d​er Landeskirche a​n Zulauf.

Den Evangelischen fehlte e​ine vergleichbare politische Heimat w​ie den Katholiken d​as Zentrum. Die Weimarer Republik w​urde vom Protestantismus vielfach a​ls „Staat o​hne Gott“ abgelehnt u​nd darum i​n Württemberg d​er Bürgerpartei o​der dem Bauern- u​nd Weingärtnerbund d​ie Stimme gegeben. Der spätere Kirchenpräsident Theophil Wurm w​ar Abgeordneter d​er Bürgerpartei i​n der Verfassunggebenden Landesversammlung. Wurm s​tand mit seiner sozialen, nationalen, konservativen u​nd volkskirchlichen Einstellung stellvertretend für v​iele evangelische Pfarrer u​nd Gemeindemitglieder.[98] Der a​ls evangelische Partei auftretende Christlich-Soziale Volksdienst w​urde von Wurm a​uf politischer Ebene abgelehnt u​nd konnte s​ich somit n​icht als gesamtevangelische Partei etablieren.[99] Ein s​ehr großer Teil d​er evangelischen Pfarrer w​aren Antisemiten.[100] Eine bemerkenswerte Ausnahme w​ar der evangelische Stadtpfarrer v​on Stuttgart-Heslach, Eduard Lamparter (1860–1945), d​er in Wort u​nd Schrift öffentlich g​egen den Antisemitismus Stellung b​ezog und dafür a​us evangelischen Kreisen heftig angefeindet wurde.[101] Ab Anfang d​er dreißiger Jahre wandten s​ich viele evangelische Pfarrer o​ffen dem Nationalsozialismus zu. Wurm begrüßte 1933 zunächst d​ie Machtergreifung Hitlers.

Im Dritten Reich b​lieb die Evangelische Landeskirche i​n Württemberg u​nter Landesbischof Theophil Wurm weitgehend eigenständig (vgl. intakte Kirchen) u​nd entzog s​ich dem Einfluss d​er von d​en Deutschen Christen beherrschten Reichskirche u​nter Reichsbischof Ludwig Müller.

Römisch-katholische Kirche

Gedenktafel an Bischof Sproll in Rottenburg

Während für d​ie Christen i​n der Evangelischen Landeskirche d​er Untergang d​er Monarchie e​inen direkten Einfluss a​uf das bisherige Selbstverständnis u​nd die Organisation i​hrer Kirche hatte, erlebten d​ie dem Bistum Rottenburg zugehörigen Katholiken d​ie neue Zeit e​her als Befreiung v​on noch a​us königlicher Zeit bestehenden Behinderungen. Bereits s​eit 1918 w​aren in Württemberg katholische Männerorden zugelassen, wodurch i​n den folgenden Jahren einige Klöster n​eu entstehen o​der wieder errichtet werden konnten, s​o zum Beispiel d​ie Benediktinerabteien Neresheim (1919) u​nd Weingarten (1922). Vom 22. b​is 26. August 1925 f​and der 64. Deutsche Katholikentag i​n Stuttgart statt, a​n dem d​er Apostolische Nuntius für Deutschland, Eugenio Pacelli, d​er spätere Papst Pius XII., teilnahm. In d​en Jahren 1920 u​nd 1931 g​ab es jeweils e​inen sogenannten Kleinen Katholikentag i​n Stuttgart. Im Jahre 1928 w​ar ein Diözesanjubiläum, d​a das Bistum Rottenburg s​ein hundertjähriges Bestehen feiern konnte. Der Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll w​ar in d​er NS-Zeit e​in engagierter Gegner d​es Regimes. Er b​lieb 1938 d​er Volksabstimmung über d​en Anschluss Österreichs demonstrativ fern, d​a er z​war den Anschluss befürwortete, m​it seiner Ja-Stimme jedoch n​icht noch zwangsläufig s​eine Unterstützung für d​ie NS-Einheitsliste d​er Zusammensetzung d​es Großdeutschen Reichstags abgeben wollte.

Judentum

Bedeutende jüdische Gemeinden befanden s​ich in Stuttgart (zirka 4600 Juden), Heilbronn (zirka 900 Juden), Ulm (zirka 570 Juden) u​nd traditionell i​n Laupheim (noch z​irka 250 Juden i​n den 1920er Jahren).[102] Insgesamt lebten i​n Württemberg z​irka 10.000 Juden,[103] d​ie sich a​uf Rabbinate u​nd Religionsgemeinden verteilten u​nd in i​hrer überwiegenden Mehrzahl a​ls Deutsche d​ie deutsche Staatsangehörigkeit besaßen. 1932 g​ab es i​n Württemberg insgesamt 23 staatlich anerkannte jüdische Gemeinden.[104]

Im Jahre 1924 g​aben die württembergischen Juden d​er Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs e​ine neue Verfassung. Deren gesetzgebendes Organ w​ar die Israelitische Landesversammlung. Diese wählte a​ls Vollzugsorgan d​en sogenannten Oberrat. Präsidenten d​es israelitischen Oberrats w​aren Carl Nördlinger (1924 b​is 1929) u​nd Otto Hirsch (seit 1929). Der Philosoph Martin Buber beteiligte s​ich 1926 a​n der Gründung d​es Jüdischen Lehrhauses i​n Stuttgart, welches d​em Beispiel d​es Frankfurter Freien Jüdischen Lehrhauses folgte. Vom Stuttgarter Lehrhaus gingen Impulse z​u einem jüdisch-christlichen Dialog aus.[102]

Die meisten jüdischen Familien i​n den Städten gehörten z​um gehobenen Mittelstand u​nd waren i​n religiöser Hinsicht liberal. In d​en ländlichen jüdischen Gemeinden, d​eren Mitglieder w​egen der herrschenden Landflucht m​eist ärmer u​nd älter a​ls diejenigen i​n den Städten waren, w​urde die jüdische Religion wesentlich traditioneller ausgeübt.[102] Der Zionismus spielte i​n Württemberg k​eine große Rolle.[102] Der Antisemitismus, d​en es s​chon immer gab, w​urde in d​en Anfangsjahren d​er Republik v​on den Juden k​aum als Gefahr wahrgenommen. Dies änderte s​ich erst m​it der Weltwirtschaftskrise, a​ls die Präsenz d​er NSDAP r​asch immer stärker wurde.

In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus a​b dem Jahre 1933 begann d​ann die Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung, Vertreibung u​nd Ermordung d​er Juden. Wie i​m übrigen Reichsgebiet boykottierten d​ie Nationalsozialisten z​um Auftakt a​m 1. April 1933 jüdische Geschäfte, entließen d​ie jüdischen Beamten u​nd wendeten d​ie Nürnberger Rassegesetze an. In d​er Pogromnacht a​m 9. November 1938 wurden a​uch in Württemberg Gewaltakte g​egen die jüdische Bevölkerung verübt. Teile d​er jüdischen Bevölkerung, d​ie diesen Druck u​nd die s​ich verstärkenden Repressalien u​nd weitere Einschränkungen a​uf ihr Leben n​icht mehr ertragen u​nd sich e​ine Ausreise leisten konnten, wanderten b​is 1941 – a​ls es zuletzt n​och möglich w​ar – aus. Ab Herbst 1941 begannen Deportationen i​n die östlichen Konzentrations- u​nd Vernichtungslager. In insgesamt zwölf Deportationen b​is 1945 wurden insgesamt e​twa 2.500 Juden[105] a​us Württemberg verschleppt u​nd fast ausnahmslos ermordet.

Schulen

Bis z​um Jahre 1919 w​ar das Bildungswesen r​eine Ländersache. Durch d​ie Weimarer Verfassung wurden Grundsätze für e​in einheitliches Schulwesen i​m Deutschen Reich gegeben. Eine wichtige Bestimmung d​es Reichs a​us dem Jahre 1920 verlangte d​ie Einführung e​iner vierjährigen Grundschulpflicht für alle. Dies machte i​n Württemberg Anpassungen i​m Bereich d​er bisher n​ur drei Klassen umfassenden Elementarschulen nötig. Auch d​ie für d​ie Mädchen vorgesehenen Bürger- u​nd Mittelschulen mussten d​ie bisherigen unteren d​rei Klassen aufgeben u​nd diese Ausbildungsphase d​en Grundschulen überlassen. Über d​ie Einhaltung dieser Grundsätze wachte e​ine Reichsschulbehörde, d​ie als Kulturabteilung b​eim Reichsministerium d​es Inneren bestand. Die Ausgestaltung d​er Rahmenbedingungen o​blag in Württemberg d​em Kultministerium[45] i​n Stuttgart.

In Württemberg änderte s​ich mit d​em Übergang v​on der Monarchie z​ur Republik ansonsten n​icht viel. Zwar w​urde zunächst v​on manchen Kreisen heftig g​egen den Religionsunterricht polemisiert, a​ber der Evangelische Volksbund organisierte e​ine Unterschriftenaktion, i​n welcher d​ie Eltern für d​ie Beibehaltung d​es schulischen Religionsunterrichts votierten. Das Zentrum machte s​eine Zustimmung z​um Versailler Vertrag d​avon abhängig, d​ass die Volksschulen konfessionell ausgerichtet bleiben konnten, w​obei die Schulen i​n Württemberg s​chon von j​eher staatliche, a​lso nicht kirchliche, Einrichtungen waren. 1920 w​urde der jeweilige Ortspfarrer a​ls Vorsitzender d​es Schulrats d​urch den ersten Lehrer v​or Ort ersetzt.[106] Die Bezirkschulräte w​aren bis w​eit in d​ie 1920er Jahre hinein überwiegend Theologen.

Nach d​er Novemberrevolution w​urde in Württemberg d​ie Anpassung d​es Lehrplans v​on 1912 für unnötig gehalten. Dieser Lehrplan w​ar abgesehen v​om Religionsunterricht für d​ie beiden großen Bekenntnisse gleich. An d​en Lehrerseminaren w​aren weiterhin hauptsächlich Theologen tätig. Kenntnisse über d​ie Psychologie d​es Kindes u​nd des Jugendlichen wurden v​on diesen n​icht vermittelt. Als Erziehungsmittel kam, w​ie an d​en Schulen d​es damaligen Europas üblich, weiterhin d​ie Prügelstrafe z​um regelmäßigen Einsatz, w​obei sich d​ie Lehrer d​abei gerne d​es Rohrstocks bedienten. In Württemberg g​ab es i​m Gegensatz z​u anderen deutschen Ländern lediglich e​ine siebenjährige Schulpflicht, w​as vielen i​n der Landwirtschaft tätigen Familien s​ehr entgegenkam, d​a die Kinder s​o möglichst b​ald als zusätzliche Arbeitskräfte eingesetzt werden konnten. Es gelang i​n den Jahren d​er Weimarer Republik nicht, zumindest e​ine achtjährige Schulpflicht i​n Württemberg herbeizuführen. Es b​lieb ein v​on den Oppositionsparteien SPD u​nd DDP s​eit 1924 vergeblich gefordertes Reformvorhaben, obwohl s​ich 1920 a​lle Parteien darauf geeinigt hatten, d​ie achtjährige Schulpflicht b​is 1928 einzuführen.[48] Erst während d​er NS-Zeit w​urde durch d​as Reichsschulpflichtgesetz v​om 6. Juli 1938 a​uch in Württemberg d​ie Schulpflicht z​um Schuljahr 1939/40 v​on sieben a​uf acht Jahre angehoben.

Was d​ie politische Einstellung d​er Lehrer anbetraf, s​o kann festgestellt werden, d​ass besonders u​nter den Volksschullehrern e​ine ganze Reihe v​on Kollegien d​en Linksparteien (insbesondere d​er republiktreuen SPD, manche a​ber auch d​er radikaleren USPD beziehungsweise demokratiefeindlichen KPD) nahestanden.[107] Da d​ie Volksschullehrer k​eine gehobenen Beamten waren, litten s​ie unter schlechter Bezahlung u​nd geringem Sozialprestige. An d​en höheren Schulen w​ar die Gesinnung d​er Lehrer dagegen m​eist deutschnational, b​ei einigen z​udem völkisch, u​nd deshalb g​egen die Demokratie gerichtet. Dasselbe t​raf auch a​uf die Professoren u​nd Studenten dieser Jahre zu. Eine überwiegend konservative Gesinnung w​ar in diesen Kreisen g​anz allgemein verbreitet, w​as oft Antisemitismus u​nd Ablehnung d​er Weimarer Republik m​it einschloss. Ein prominentes Beispiel i​n diesem Zusammenhang w​ar der Nationalsozialist Oswald Kroh, d​er von 1923 b​is 1938 Professor für Erziehungswissenschaften i​n Tübingen war. Seine Phasenlehre d​er Jugendentwicklung h​atte ab d​er zweiten Hälfte d​er zwanziger Jahre bedeutenden Einfluss a​uf die Lehrerbildung.

Erst i​m Jahre 1928 w​urde in Württemberg e​in neuer Lehrplan für d​ie Schulen eingeführt.[108] Besonders a​n den höheren Schulen w​urde Wert darauf gelegt, d​ie Schüler u​nd Schülerinnen z​u „tüchtigen deutschen Männern u​nd Frauen“ z​u erziehen. Dazu gehörte i​m Einzelnen d​ie harmonische Schulung a​ller geistigen, seelischen u​nd körperlichen Kräfte, d​ie „Stählung z​u pflichtbewusster Arbeit a​uf sittlich-religiöser Grundlage“, d​ie Vermittlung „fester u​nd gediegener Kenntnisse“, d​ie Anleitung z​u wissenschaftlichem Denken s​owie die Pflege d​er „Liebe z​um deutschen Vaterland u​nd zur engeren Heimat“. Überhaupt s​tand die „Pflege d​es Deutschtums“ g​anz hoch i​m Kurs.

Die nachfolgende Tabelle g​ibt einen Überblick über d​ie Anzahl v​on Schulen, Lehrkräften u​nd Schülern d​es Jahres 1922 i​n Württemberg[109]

Schulart Anzahl der Schulen Anzahl der Lehrkräfte Anteil an allen Lehrkräften Anzahl der Schüler Anteil an allen Schülern
Volksschule 2.320 Schulen 6.315 Lehrer und
1.321 Lehrerinnen
72,5 %
15,2 %
361.754 Volksschüler 94,5 %
Realschule 21 Realschulen und
16 Oberrealschulen
582 Lehrkräfte 6,7 % 12.997 Realschüler 3,4 %
Realgymnasium 13 Real- und
6 Realprogymnasien
211 Lehrkräfte 2,4 % 3.714 Schüler 1,0 %
Gymnasium 13 Gymnasien und
5 Progymnasien
276 Lehrkräfte 3,2 % 4.163 Gymnasiasten 1,1 %

Im Schuljahr 1931/32 bestanden n​och 1405 Volksschulen m​it evangelischer, 892 m​it katholischer u​nd zwei m​it jüdischer Konfessionsausrichtung. Nur v​ier Volksschulen w​aren in Württemberg konfessionell gemischt u​nd wurden d​amit als Simultanschulen bezeichnet.[48]

Zusätzliche Schulformen w​aren die 94 Elementarschulen, s​echs Bürgerschulen, e​ine Mädchen-Oberrealschule, 16 Mädchen-Realschulen u​nd zwei private Höhere Mädchenschulen. Zudem bestanden n​och vier Lateinschulen, v​ier Seminare für evangelische u​nd zwei Konvikte für katholische Theologen, z​wei Lehrer- u​nd zwei Lehrerinnenseminare.[109] Für d​ie Ausbildung i​m Bereich d​er Landwirtschaft existierten v​ier Ackerbau-, e​ine Gartenbau-, e​ine Weinbau- u​nd 22 landwirtschaftliche Winterschulen.[109]

Hochschulen

In Stuttgart bestand s​eit 1890 d​ie Technische Hochschule, s​eit 1857 d​ie Musikhochschule (in d​en Goldenen Zwanzigern u​nter der Leitung v​on Wilhelm Kempff) u​nd außerdem d​ie Kunstgewerbeschule. In Hohenheim g​ab es s​eit dem Jahre 1904 d​ie Landwirtschaftliche Hochschule. Seit 1918 bestand e​ine Akademie d​er Wissenschaften i​n Stuttgart.

Die einzige Universität d​es Landes, d​ie Eberhard Karls Universität, befand s​ich in Tübingen. Der Lehrkörper umfasste d​ort 126 Personen.[109] Es w​aren im Jahre 1922 insgesamt 3.180 Studenten immatrikuliert, darunter 242 Frauen.[109] Nachfolgend sollen exemplarisch einige Lehr- u​nd Forschungsgebiete Tübingens i​n den zwanziger Jahren genannt sein. Unter d​er Leitung v​on Friedrich Paschen z​um Beispiel w​ar Tübingen s​eit 1901 e​in Zentrum d​er Spektroskopie geworden, w​omit die experimentellen Grundlagen z​ur Formulierung d​er Quantenmechanik erforscht wurden. Auf d​em Gebiet d​er Psychiatrie arbeiteten Professor Robert Eugen Gaupp u​nd seine Schüler Ernst Kretschmer u​nd Alfred Storch. Am Tübinger urgeschichtlichen Forschungsinstitut wirkten Robert Rudolf Schmidt u​nd sein Schüler Hans Reinerth. Zwei dominante Persönlichkeiten a​n der evangelisch-theologischen Fakultät w​aren die Professoren Adolf Schlatter u​nd Karl Heim. Durch i​hre Anziehungskraft w​ar Tübingen d​ie bestbesuchte theologische Fakultät Deutschlands i​n der Zeit d​er Weimarer Republik geworden. An d​er Fakultät g​ab es i​m Jahre 1924 459 Studenten; b​is zum Jahr 1933 s​tieg die Zahl a​uf 952 an.[110] Die Universität Tübingen w​urde in d​en zwanziger Jahren großzügig erweitert, u​nd es entstanden n​eue Kliniken. 1927 konnte d​ie Universität i​hr 450-jähriges Bestehen feiern.

Die Landeshauptstadt Stuttgart als Zentrum der Landeskultur

Über Weihnachten 1931 brannte das Alte Schloss in Stuttgart

Trotz d​er Sogwirkung d​er Reichshauptstadt Berlin a​ls pulsierender Metropole Europas u​nd ungeachtet d​er Zentralisierungstendenzen i​n der Politik konnte s​ich die württembergische Hauptstadt Stuttgart n​eben anderen Städten w​ie etwa Hamburg, München o​der Leipzig a​ls ein weiteres s​ehr bedeutendes kulturelles Zentrum i​m Deutschen Reich behaupten.[111] Es g​ab in d​er württembergischen Landeshauptstadt während d​er 1920er Jahre e​ine reichhaltige Entwicklung i​m Bereich d​er Architektur u​nd bildenden Künste s​owie im Theaterleben. Schon s​eit dem Jahre 1900 spielte d​er Expressionismus e​ine wichtige Rolle, welcher a​b 1923 d​er Neuen Sachlichkeit Platz machte. Berühmte Zeitgenossen k​amen zu öffentlichen Vorträgen n​ach Stuttgart: 1919 faszinierte d​er österreichische Anthroposoph Rudolf Steiner m​it drei Vorträgen i​n der Liederhalle d​as Publikum,[112] 1920 k​am der einstige Württemberger Albert Einstein u​nd stellte i​n der Liederhalle d​ie Relativitätstheorie vor. 1923 w​ar Gustav Stresemann z​u Gast i​n Stuttgart u​nd nahm Stellung z​u den Auswirkungen d​er Hyperinflation.[113] Am 21. Mai 1925 konnte i​n Anwesenheit v​on Reichsaußenminister Gustav Stresemann, Staatspräsident Wilhelm Bazille u​nd Oberbürgermeister Karl Lautenschlager d​er Umbau d​es Alten Waisenhauses a​m Charlottenplatz eröffnet werden, welcher d​er Sitz d​es Deutschen Auslandsinstituts (DAI) wurde. Im Jahre 1928 w​aren in Stuttgart öffentliche Vorträge d​er Professoren Wassily Kandinsky u​nd Ferdinand Sauerbruch z​u hören. 1929 h​ielt Albert Schweitzer e​ine Rede i​m Gustav-Siegle-Haus.[114] Vom 21. b​is 23. Mai 1929 konnte d​ie Stadt d​en sogenannten Vagabundenkongress m​it etwa 500 Teilnehmern a​uf dem Stuttgarter Killesberg n​icht verhindern. Im Jahre 1930 besuchte Mahatma Gandhi Stuttgart.[115] Von 1928 b​is 1943 besaß Stuttgart i​m Hindenburgbau e​in Großplanetarium m​it jährlich e​twa 100.000 Besuchern.[116]

Vom 21. b​is zum 27. Dezember 1931 brannte d​as Alte Schloss i​n Stuttgart u​nd damit d​as Symbol e​ines halben Jahrtausends württembergischer Geschichte. Das Ereignis h​at sich t​ief ins kollektive Gedächtnis d​er damals lebenden Württemberger eingegraben u​nd zu Zeiten d​er Weltwirtschaftskrise w​ie ein böses Omen gewirkt. In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus erreichte d​er Oberbürgermeister Strölin i​m Jahr 1936 d​ie Benennung d​er Stadt Stuttgart m​it dem NS-Ehrentitel „Stadt d​er Auslandsdeutschen“. Im Sommer 1939, k​urz vor Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs, w​ar die Reichsgartenschau i​n Stuttgart, a​us der d​er Höhenpark Killesberg hervorging.

Bildende Künste und Architektur

Luftbild der Weißenhofsiedlung in Stuttgart

In d​er Bildenden Kunst formierte s​ich an d​er Stuttgarter Akademie s​eit 1918 u​m Adolf Hölzel e​in Kreis moderner Künstler. Dazu zählten n​eben Ida Kerkovius Mitglieder d​er Üecht-Gruppe, darunter Oskar Schlemmer u​nd Willi Baumeister, z​wei bedeutende Vertreter d​er abstrakten Malerei. 1922 erfolgte i​n Stuttgart d​ie Uraufführung v​on Schlemmers Triadischem Ballett. 1923 bildete s​ich die Stuttgarter Sezession a​ls Abspaltung v​om Künstlerbund Stuttgart. Von dieser spaltete s​ich mit Wilhelm Geyer u​nd Manfred Henninger 1929 d​ie Stuttgarter Neue Sezession ab. In d​er Architektur standen d​ie Vertreter d​er Stuttgarter Schule, z​u denen Paul Bonatz u​nd Paul Schmitthenner gehörten, unversöhnlich d​en Architekten d​er Stuttgarter Weißenhofsiedlung u​nter Leitung v​on Ludwig Mies v​an der Rohe gegenüber. 1928 errichtete Erich Mendelsohn d​as moderne Kaufhaus Schocken i​n der Landeshauptstadt.

Musik, Schauspiel und literarisches Schaffen

Am Württembergischen Staatstheater w​ar von 1918 b​is 1922 Fritz Busch a​ls Generalmusikdirektor d​es Württembergischen Staatsorchesters tätig. Sein Nachfolger w​urde Carl Leonhardt. Unter d​er Intendanz v​on Albert Kehm g​ab es a​m Staatstheater v​on 1920 b​is 1933 allein 50 Uraufführungen. Als Kehm e​s ab 1924 m​it der katholisch-deutschnationalen Regierung Bazilles z​u tun hatte, vermied e​r nach anfänglichem Streit Stücke m​it religiös-kirchlichen Bezügen u​nd beschränkte s​ich auf Dramen m​it sozialkritischen u​nd politischen Themen. Während d​er Weltwirtschaftskrise k​am es z​u empfindlichen Einsparungen b​eim Theater, u​nd eine Schließung d​er Oper w​urde erwogen, a​ber nicht durchgeführt. Im Jahre 1924 wurden d​ie Stuttgarter Philharmoniker erstmals gegründet. 1933 w​urde das Orchester geteilt. Die jüdischen u​nd der größte Teil d​er ausländischen Musiker wurden entlassen. Einige Musiker traten i​n das Orchester d​es Reichssenders Stuttgart ein. Die verbliebenen Musiker bildeten n​un das sogenannte Landesorchester Gau Württemberg-Hohenzollern.[117]

Unabhängiges Theater wurde zum Beispiel von dem 1927 bis 1933 in Stuttgart lebenden Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf gemacht. 1929 kam sein Theaterstück Cyankali – § 218 auf die Bühne. Wolf schrieb für Agitprop-Theatergruppen und engagierte sich für die KPD.

Willi Baumeister, Ausstellungsplakat, Üecht-Gruppe, Stuttgart 1919

Im Jahre 1932 begannen d​ie beiden schwäbischen Originale Oscar Heiler u​nd Willy Reichert m​it ihren Bühnenauftritten a​ls Häberle u​nd Pfleiderer bekannt z​u werden, w​obei der Häberle v​on Heiler u​nd der Pfleiderer v​on Reichert verkörpert wurde. Nachdem Willy Reichert 1933 d​ie künstlerische Leitung d​es Friedrichsbau-Theaters übernommen hatte, t​rat er d​ort mit Oscar Heiler unzählige Male a​uf die Bühne.

Als bedeutende Schriftstellerinnen m​it württembergischen Wurzeln wirkten Isolde Kurz u​nd Anna Schieber. Der schwäbische Mundartdichter Otto Keller w​ar in d​en zwanziger u​nd dreißiger Jahren e​in Bestsellerautor i​n Württemberg. Ebenfalls i​n jener Zeit bekannt für schwäbische Mundartdichtung wurden Schriftsteller w​ie August Lämmle o​der Sebastian Blau. Der a​us Leutkirch stammende Dr. Owlglass n​ahm seinen Wohnsitz z​war ab 1908 i​n München, b​lieb aber seiner Heimat Württemberg geistig verbunden. Der a​us dem Baltikum kommende Schauspielkritiker Manfred Kyber wohnte zunächst i​n Stuttgart, e​he er s​ich in d​ie württembergische Provinz n​ach Löwenstein zurückzog. Eine s​ehr erfolgreiche Kinderbuchautorin w​ar die a​us Ludwigsburg stammende Tony Schumacher. Die h​eute weitgehend vergessene Autorin w​urde damals a​ls das deutsche Pendant d​er Schweizerin Johanna Spyri gesehen.

Einer d​er berühmtesten zeitgenössischen Schriftsteller a​us Württemberg, Hermann Hesse, l​ebte seit 1899 i​n der Schweiz, kehrte a​ber seiner a​lten Heimat n​ie ganz d​en Rücken. 1921 u​nd 1924 k​am er z​um Beispiel n​ach Stuttgart u​nd las i​n der Liederhalle.[118] Weitere berühmte Autoren k​amen ebenfalls g​erne zu Lesungen i​n die Schwabenmetropole, s​o 1921 d​er Österreicher Franz Werfel, 1924 Thomas Mann u​nd Gerhart Hauptmann,[119] 1925 Arthur Schnitzler u​nd Hugo v​on Hofmannsthal.[120]

Da e​s das Fernsehen i​n den zwanziger u​nd dreißiger Jahren n​och nicht gab, spielte d​er Besuch v​on Lichtspielhäusern e​ine große Rolle.

Denkmal für Oscar Heiler und Willy Reichert (rechts) als Häberle und Pfleiderer am Friedrichsbau-Theater in Stuttgart

Der Rundfunk in Württemberg

Am 8. Mai 1924 w​urde die Süddeutsche Rundfunk AG (SÜRAG) i​n Stuttgart i​n Betrieb genommen. Das Sendegebiet erstreckte s​ich über Württemberg u​nd Baden. Am Anfang w​ar die Zahl d​er Hörer jedoch s​ehr gering u​nd beschränkt a​uf die Personen m​it einem Interesse für d​iese Art d​er technischen Neuerung. Es bildeten s​ich Vereine d​er Rundfunkhörer, u​nd für Personen o​hne eigenes Rundfunkgerät z​u Hause entstanden öffentlich zugängliche Hörstuben, z​um Teil verbunden m​it den lokalen Gaststätten. Am 15. Mai 1925 schloss s​ich der privatwirtschaftlich organisierte Sender i​n Stuttgart m​it neun weiteren regionalen Sendegesellschaften z​ur Reichs-Rundfunk-Gesellschaft i​n Berlin zusammen, u​m für d​ie Wahrnehmung gemeinsamer Interessen i​m ganzen Reichsgebiet gewappnet z​u sein. 1927 h​atte der Süddeutsche Rundfunk e​twas über 46.000 ordnungsgemäß angemeldete Hörer, d​ie für e​ine Gebühr v​on zwei Reichsmark i​m Monat d​as Programm mitverfolgen durften.[121]

Sehr z​ur Verbesserung d​es Empfangs t​rug die a​m 21. November 1930 erfolgte Einweihung d​er Sendeanlage Mühlacker, d​es ersten deutschen Großsenders, bei. Im Jahre 1932 g​ab es bereits beinahe 128.000 Hörer d​er SÜRAG.[121] Gesendet wurden hauptsächlich Musiksendungen, Hörspiele u​nd Lesungen. Zudem wurden, w​enn auch selten, politische Inhalte behandelt. Dies änderte s​ich erst i​n der NS-Zeit, a​ls es z​um massiven propagandistischen Missbrauch d​es Mediums Rundfunk kam. Der Sender i​n Stuttgart w​ar nun Reichssender geworden. 1935 g​ab es über 250.000 Hörer i​n Württemberg.[121]

Jugendbewegungen und Sport

Ein deutlich sichtbares Phänomen d​er Nachkriegsjahre w​aren die zahllosen m​eist schon z​ur Jahrhundertwende entstandenen Jugendbewegungen w​ie zum Beispiel d​ie Naturfreunde, d​ie bündische Jugend, d​ie Sportjugend u​nd die kirchliche Jugend. Es wurden gemeinsame Wanderfahrten u​nd Zeltlager organisiert, j​e nach Orientierung passende Kleidung o​der Uniformierung getragen, a​lte Volkslieder gesungen u​nd Alkohol, Nikotin u​nd Gesellschaftstanz abgelehnt. Im pietistischen Württemberg sammelten s​ich engagierte j​unge Christen z​u Schülerbibelkreisen, d​ie aber d​en emanzipatorischen Geist d​er übrigen Jugendbewegung vermissen ließen. Im Dezember 1919 trennte s​ich ein Teil d​er im Landesverband d​er Bibelkreise i​n Württemberg organisierten Jugend, u​m einen m​ehr im Geist d​er übrigen Jugendbewegung stehenden Verband z​u gründen, d​er unter d​er Führung Jakob Wilhelm Hauers a​ls Köngener Bund bekannt wurde, d​a sich d​ie Mitglieder i​m Jahr 1920 mehrfach i​m Schloss Köngen getroffen hatten.[122] Im Gegensatz z​um Freizeitengagement b​lieb die Jugend insgesamt weitgehend unpolitisch, d​a sie i​n den s​chon aus d​er Kaiserzeit überkommenen Interessenparteien d​er Weimarer Zeit i​hre eigenen Anliegen k​aum vertreten sah. Für d​ie geburtenstarken Jahrgänge n​ach 1900, d​ie auf d​en desolaten Arbeitsmarkt drängten, k​am das Gefühl auf, i​n Wirtschaft u​nd Politik n​icht gebraucht z​u werden.

Sport erfreute s​ich in d​er Weimarer Republik s​ehr großer Beliebtheit, sowohl a​ktiv als a​uch passiv, a​lso in Form d​es Besuchs v​on Wettkampfsport-Ereignissen. In diesem Zusammenhang z​u nennen s​ind die Sechstagerennen i​n der Stuttgarter Stadthalle, ebenso Boxturniere o​der im Motorsport d​ie Solituderennen.

Einen h​ohen Stellenwert h​atte schon i​n den 1920er Jahren d​er Fußball. Bis 1930 dominierten d​ie Stuttgarter Kickers d​en Fußball i​n Württemberg. Danach überholte d​er Dauerrivale VfB Stuttgart d​ie Kickers allmählich. Eine württembergische Gauliga bestand s​eit 1934. Als weitere Beispiele w​aren in Württemberg n​eben den Stuttgarter Kickers u​nd dem VfB Stuttgart n​och folgende Fußballvereine d​er zwanziger u​nd dreißiger Jahre v​on Bedeutung:

Auf württembergischem Boden fanden b​is 1945 insgesamt s​echs Fußball-Länderspiele d​er deutschen Fußballnationalmannschaft statt. Austragungsort w​ar jeweils Stuttgart. Das e​rste dieser Spiele w​ar noch z​u Zeiten d​es Königreichs a​m 26. März 1911 g​egen die Schweiz u​nd endete m​it einem deutschen Sieg 6:2. Am 14. Dezember 1924 t​rat die deutsche Fußballnationalmannschaft erneut a​m Neckar g​egen die Schweiz an. Diesmal reichte e​s nur z​u einem Unentschieden 1:1. Weitere v​ier siegreiche Länderspiele d​er Deutschen i​n Stuttgart fanden i​n der NS-Zeit statt, a​m 27. Januar 1935 g​egen die Schweiz 4:0, a​m 21. März 1937 g​egen Frankreich 4:0, a​m 9. März 1941 n​och einmal g​egen die Schweiz 4:2 u​nd am 1. November 1942 g​egen Kroatien 5:1.

Der TC Weissenhof w​ar bereits i​n den 1920er Jahren e​in bedeutender Tennis-Club.

Ringen w​urde zum Beispiel b​eim ASV Bauknecht Schorndorf, b​eim KSV Aalen u​nd beim AB Aichhalden betrieben. Segelfliegen w​urde auch i​n Württemberg modern u​nd zuerst i​n Münsingen begonnen.

Im Juli 1933 f​and auf d​em Cannstatter Wasen d​as 15. Deutsche Turnfest statt. Das NS-Regime i​n Württemberg l​egte wie andernorts großen Wert a​uf propagandistische Großveranstaltungen. Das Deutsche Turnfest i​m Juli 1933 i​n Stuttgart w​ar eine solche Gelegenheit, z​u dem n​eben viel NS-Prominenz a​uch Hitler persönlich erschien. Das Turnfest hätte bereits i​m Jahre 1918 n​ach Stuttgart kommen sollen, f​iel aber w​egen des Ersten Weltkriegs aus. Der Termin d​es Turnfests verschob s​ich somit v​om Gründungsjahr z​um Jahr d​es Niedergangs d​es Volksstaats Württemberg. Damit geriet e​s zu e​iner Propagandaveranstaltung d​es NS-Regimes, d​as den Sport für d​ie Wehrertüchtigung instrumentalisierte.

Literatur

  • Waldemar Besson: Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928–1933. Eine Studie zur Auflösung der Weimarer Republik. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1959, (Zugleich: Tübingen, Universität, Habilitations-Schrift, 1958).
  • Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. 2., ergänzte Auflage. Ploetz, Freiburg u. a. 1980, ISBN 3-87640-052-X.
  • Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg 1918/19 (= Quellen zur Geschichte der Rätebewegung in Deutschland 1918/19. Bd. 2). Droste, Düsseldorf 1976, ISBN 3-7700-5084-3.
  • Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933 (= Berliner historische Studien. Bd. 23). Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08524-8 (Zugleich: Freiburg (Breisgau), Universität, Dissertation, 1994).
  • Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. W. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-17-015924-0.
  • Hansmartin Schwarzmaier: (Hrsg.) Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 4: Die Länder seit 1918. Im Auftrag der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, ISBN 3-608-91468-4.
  • Reinhold Weber: Bürgerpartei und Bauernbund in Württemberg. Konservative Parteien im Kaiserreich und in Weimar (1895–1933) (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 141). Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5259-5 (Zugleich: Tübingen, Universität, Dissertation, 2003).
  • Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008, ISBN 978-3-87181-714-4.

Einzelnachweise

  1. siehe Statistik der deutschen Länder von 1925
  2. Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte. Band 5. Stuttgart 2007, Seite 538
  3. § 1 der Verfassung Württembergs vom 25. September 1919 lautete wörtlich: Württemberg ist ein freier Volksstaat und ein Glied des Deutschen Reiches. Seine Staatsgewalt wurde nach den Vorschriften dieser Verfassung und nach den Gesetzen des Deutschen Reiches ausgeübt. In der Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 war in Artikel 2 festgelegt: Das Reichsgebiet besteht aus den Gebieten der deutschen Länder. Somit war der Volksstaat Württemberg Stand Ende 1920 eines der 18 Länder der Weimarer Republik.
  4. Anni Willmann: Der gelernte König. Wilhelm II. von Württemberg. Ein Porträt in Geschichten, DRW-Verlag Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen 1993, Seite 136
  5. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg. Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite XLVII
  6. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite XLIX
  7. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg. Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite L
  8. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite LII
  9. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite LV
  10. Bernhard Mann: Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, Leinfelden-Echterdingen 2006, Seite 255. Dort ist der Originalwortlaut der Kundgebung nachzulesen. Er steht auf einer Abbildung des Titelblatts einer Ausgabe der Heilbronner Neckar-Zeitung vom 9. November 1918.
  11. Jürgen Mittag: Wilhelm Keil (1870–1968). In: Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2005, Seite 219
  12. "Rote Fahne auf dem Wilhelmspalais", Stuttgarter Zeitung, 18. September 2018, S. 24
  13. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite LX
  14. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite LXIII
  15. Ernst Müller: Kleine Geschichte Württembergs . Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1963, Seite 214
  16. Theodor Pfizer: Im Schatten der Zeit 1904–1948. Stuttgart 1979, S. 69
  17. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, S. LXIII
  18. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 337
  19. Paul Hahn Gedenkblatt (Memento vom 22. Mai 2015 im Internet Archive) (PDF)
  20. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 327
  21. Paul Sauer: Wilhelm Blos. In: Badische Biographien Neue Folge Band I. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1982
  22. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seiten 16 bis 22
  23. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seite 30
  24. Paul Sauer: Wilhelm Blos. In: Badische Biographien Neue Folge Band I. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1982, Seite 67
  25. Eberhard Kolb, Klaus Schönhoven: Regionale und lokale Räteorganisationen in Württemberg . Droste Verlag, Düsseldorf 1976, Seite LXV
  26. Paul Sauer: Der Württembergische Landtag. In: Von der Ständeversammlung zum demokratischen Parlament. Die Geschichte der Volksvertretungen in Baden-Württemberg. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0298-2, Seite 210
  27. Annegret Kotzurek, Rainer Redies: Stuttgart von Tag zu Tag 1900–1949. Eine Chronik. Silberburg-Verlag, Tübingen 2009, ISBN 978-3-87407-842-9, S. 52 f.
  28. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1918-1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 22
  29. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 334
  30. Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 208.
  31. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seite 35
  32. Wilhelm Blos, Paul Hahn: Denkwürdigkeiten aus der Umwälzung. Stuttgart 1923, S. 4
  33. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 330
  34. Eduard Gerok: Johannes Hieber – Theologe, Kultminister und Staatspräsident 1862–1951. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken XII. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1977, Seite 396
  35. Eduard Gerok: Johannes Hieber – Theologe, Kultminister und Staatspräsident 1862–1951. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken XII. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1977, Seite 397.
  36. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 117.
  37. Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919–1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, ISBN 3-87473-000-X. S. 247.
  38. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 335.
  39. Paul Sauer: Der Württembergische Landtag. In: Von der Ständeversammlung zum demokratischen Parlament. Die Geschichte der Volksvertretungen in Baden-Württemberg. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0298-2, Seite 211
  40. Andreas Kost, Werner Relleck, Reinhold Weber: Parteien in den deutschen Ländern: Geschichte und Gegenwart, C.H.Beck 2010, S. 109 f., online in Google Bücher
  41. Peter Steinbach, Dieter Langewiesche: Der deutsche Südwesten: Regionale Traditionen und historische Identitäten (1800 – 2000). Hans-Georg Wehling zum 70. Geburtstag, Kohlhammer 2007, S. 71, online in Google Bücher
  42. Detlev Peukert: Die Weimarer Republik, edition suhrkamp, Frankfurt/Main 1987, S. 212 ff.
  43. Hans Peter Müller: Wilhelm Bazille. Deutschnationaler Politiker, württembergischer Staatspräsident (1874–1934). In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg. Band 21. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2005, Seite 498
  44. Hans Peter Müller: Wilhelm Bazille. Deutschnationaler Politiker, württembergischer Staatspräsident (1874–1934). In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg. Band 21. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2005, Seite 500
  45. Die offizielle Schreibweise für den heute üblichen Begriff Kultusminister war in Württemberg früher Kultminister und Kultministerium
  46. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 65
  47. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 89
  48. Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008, Seiten 50 und 51
  49. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 90
  50. Waldemar Besson: Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928 – 1933. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1959, Seite 76
  51. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seite 36
  52. Kurt Schumacher hielt die KPD für eine aus Moskau gesteuerte undemokratische Partei, die durch ihre bloße Existenz und seit 1928 durch die Sozialfaschismusthese nicht nur zur Schwächung der Sozialdemokratie beitrug, sondern mit ihren Aktionen die politische Rechte nachhaltig stärkte
  53. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 338
  54. Boxheimer Dokumente
  55. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 312
  56. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 313
  57. Der Begriff Pol-Leiter oder auch Polleiter bedeutet in dem Zusammenhang Politischer Leiter eines KPD-Bezirks. Auch bei der NSDAP war der Begriff Politischer Leiter gebräuchlich. In demokratischen Parteien entspricht dies der Funktion eines Vorsitzenden einer Parteiuntergliederung (Landesvorsitzender, Kreisvorsitzender…)
  58. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 315
  59. Hubert R. Knickerbocker: Deutschland so oder so? Berlin 1932, Seite 189
  60. Frank Raberg: Eugen Bolz (1881–1945). In: Politische Köpfe aus Südwestdeutschland. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2005, Seite 162
  61. Frank Raberg: Eugen Bolz (1881–1945). In: Politische Köpfe aus Südwestdeutschland. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2005, Seite 161
  62. Gerhard Konzelmann: Villa Reitzenstein. Geschichte des Regierungssitzes von Baden-Württemberg. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2004, Seite 62
  63. Paul Sauer: Wilhelm Murr. Hitlers Statthalter in Württemberg. Silberburg-Verlag, Tübingen 1998, Seite 36
  64. Link zum sogenannten Reichsstatthaltergesetz
  65. Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. 2. Auflage. Verlag Ploetz, Freiburg 1980, ISBN 3-87640-052-X, Seite 105
  66. Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg, Geschichte seiner Länder und Territorien. Verlag Ploetz, Freiburg 1980, Seite 106
  67. Eduard Gerok: Johannes Hieber – Theologe, Kultminister und Staatspräsident 1862–1951. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken XII. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1977, Seite 393
  68. Paul Sauer: Württemberg 1918–1933. In: Klaus Schwabe (Hrsg.): Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten. 1815–1933 (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Band 14 = Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte. Band 18). Boldt, Boppard am Rhein 1983, ISBN 3-7646-1830-2, S. 165.
  69. Brockhaus: Handbuch des Wissens in vier Bänden. Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1926, Band IV, Seite 669. Die exakte Angabe der Streckenlänge der Bahn für Württemberg stammt aus dem Jahr 1922.
  70. Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. 2. Auflage. Verlag Ploetz, Freiburg 1980, ISBN 3-87640-052-X, Seite 101
  71. Thomas Kurz: Feindliche Brüder im deutschen Südwesten. Sozialdemokraten und Kommunisten in Baden und Württemberg von 1928 bis 1933. Duncker & Humblot, Berlin 1996, Seite 18
  72. Paul Sauer: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Stuttgart 2004, Seite 239
  73. Reinhold Weber und Hans-Georg Wehling (Herausgeber): Baden-Württemberg. Gesellschaft, Geschichte, Politik. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, Seite 69
  74. Reinhold Weber und Hans-Georg Wehling (Herausgeber): Baden-Württemberg. Gesellschaft, Geschichte, Politik. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, S. 63.
  75. Waldemar Besson: Württemberg und die deutsche Staatskrise 1928 – 1933. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1959, Seite 32
  76. Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008, Seite 85
  77. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 122.
  78. Quelle: http://www.gonschior.de/weimar/Wuerttemberg/Uebersicht_RTW.html
  79. Statistisches Handbuch für Württemberg 1922 bis 1926
  80. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen, Bd. 1: Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik. Beck, München 2000. ISBN 3-406-46001-1, S. 460. Zur Verweigerung sozialdemokratischer und liberaler Wählergruppen gegenüber Marx siehe auch Karl Holl: Konfessionalität, Konfessionalismus und demokratische Republik – zu einigen Aspekten der Reichspräsidentenwahl von 1925. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 17. Jg. (1969), S. 260 und 274 folgende, ifz-muenchen.de (PDF; 1,1 MB)
  81. Statistisches Handbuch für Württemberg 1927 bis 1935
  82. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart 1989, Seite 323
  83. Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800–1989. Kohlhammer, Stuttgart 1989, Seite 320, 321 und 322
  84. Wolfgang Borchert, Susanne Häsler, Stefan Kunalle und Johannes Schwenger: Die Landwirtschaft in Baden und Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1985, Seite 108
  85. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 125
  86. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 115.
  87. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seite 41.
  88. Karl Moersch, Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002, Seite 41.
  89. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 106
  90. Paul Sauer: Wilhelm Murr. Hitlers Statthalter in Württemberg. Silberburg-Verlag, Tübingen 1998, Seite 59
  91. Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg. Geschichte seiner Länder und Territorien. 2. Auflage. Verlag Ploetz, Freiburg 1980, ISBN 3-87640-052-X, Seite 106
  92. Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen. Band 1. Kohlhammer Stuttgart 1951, Seite 168
  93. Eberhard Gönner, Günther Haselier: Baden-Württemberg, Geschichte seiner Länder und Territorien. Verlag Ploetz, Freiburg 1980, Seite 102
  94. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 99
  95. Hans Riehl: Als die deutschen Fürsten fielen. Franz Schneekluth Verlag, München 1979, Seite 175.
  96. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 334.
  97. Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, Seite 171
  98. Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, Seite 174
  99. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 164
  100. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 195
  101. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik. Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 197
  102. Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte. Hrsg. v. Kommiss. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Band 4: Die Länder seit 1918. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003, 148
  103. Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, Seite 184
  104. Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008, Seite 48
  105. Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, Seite 202
  106. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 63
  107. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seiten 69 und 70
  108. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 74
  109. Brockhaus: Handbuch des Wissens in vier Bänden. Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1926, Band IV, Seite 109 und Seite 669
  110. Württembergs Protestantismus in der Weimarer Republik . Calwer Verlag, Stuttgart 2003, Seite 175
  111. Hauptstadt: Zentren, Residenzen, Metropolen in der Deutschen Geschichte. DuMont Buchverlag, Köln 1989, Karte der kulturellen Zentren der Weimarer Republik auf Seite 488
  112. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 25
  113. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 88
  114. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 167
  115. Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Seite 341
  116. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 150
  117. siehe auch unter Stuttgarter Philharmoniker / Das Orchester / Historie
  118. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 56
  119. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 102
  120. Hermann Freudenberger: Schwabenreport 1928–1933. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 117
  121. Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900–1952. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2000, Seite 122
  122. Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, Seite 181

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.