III. Seebataillon (Deutsches Kaiserreich)
Das III. Seebataillon war eine militärische Formation, die das Deutsche Kaiserreich im Pachtgebiet Kiautschou unterhielt. Es war das einzige kaiserliche Seebataillon, das dauerhaft in Übersee stationiert war.
III. Seebataillon | |
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Truppenfahne des III. Seebataillons | |
Aktiv | 3. Dezember 1897 bis November 1914 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Kaiserliche Marine |
Truppengattung | Seestreitkräfte |
Typ | Bataillon |
Gliederung | siehe Gliederung |
Stärke | ca. 1.299 (1914)[1] |
Ehemalige Standorte | Tsingtau (mit Stamm in Wilhelmshaven/Cuxhaven) |
Herkunft der Soldaten | Deutschland China (1899–1901) |
Infanteriewaffe | Gewehr 88 (1897) |
Gefechte (Auswahl) | Boxerkrieg |
Kommandeur | |
Wichtige Kommandeure |
Siehe Kommandeursliste |
Formierung und Geschichte
Im Unterschied zu allen anderen deutschen Überseegebieten wurde Kiautschou nicht von der Kolonialabteilung (später Reichskolonialamt) verwaltet. Die militärische Sicherung oblag daher auch nicht dem Kommando der Schutztruppen, sondern der Marine. Zwischen dem 3. und dem 13. Dezember 1897 wurde ein gesondertes Marineinfanterie-Bataillon mit der 1. und 2. Kompanie aus Teilen des I. Seebataillons in Kiel und der 3. und 4. Kompanie aus Teilen des II. Seebataillons in Wilhelmshaven gebildet. Mit der Darmstadt wurde das neue Bataillon am 16. Dezember 1897 von Wilhelmshaven ins deutsche Pachtgebiet Kiautschou nach Tsingtau in China verlegt, wo es am 26. Januar 1898 eintraf.[2] Am 13. Juni 1898 erhielt es den Namen III. Seebataillon. Es unterstand dem Gouvernement von Kiautschou (fachlich auch der Inspektion der Marineinfanterie), das seinerseits dem Reichsmarineamt unterstand. Die Offiziere der Seebataillone wurden für einige Jahre aus der Armee zur Marine versetzt und traten später wieder zur Armee zurück. Für die Mannschaften wurde Gardeersatz gestellt. Eine Rekrutierung unter Chinesen erfolgte nur kurzzeitig, da die Chinesen-Kompanie als unzuverlässig galt und bald aufgelöst wurde.[3]
Das III. Seebataillon nahm am „Boxer“-Krieg teil und leistete Dienst als Garnisons- und Kolonialtruppe.[4] Die Hauptaufgabe bestand in der landseitigen Sicherung des deutschen Marinestützpunktes in Tsingtau, der wiederum eine zentrale Bedeutung für die ostasiatische Marinestation hatte. Detachements befanden sich zur Bewachung deutscher Niederlassungen oder zu sogenannten Strafexpeditionen zeitweise auch an anderen Orten Chinas.
Im Sommer 1900 beteiligte sich das III. Seebataillon an Kämpfen in und um Tientsin, wo internationale Vertretungen am 23. Juni durch das Seebataillon und russische Truppen entsetzt wurde. Am 4. Juli wurde das Bataillon wieder aus Tientsin abgezogen, da auch in der Region um Tsingtau der offene Ausbruch des Aufstandes drohte.[5] Einzelne Abteilungen waren an Gefechten im Gesandtschaftsviertel von Peking und in der Provinz Shandong beteiligt.
Am 14. Juni 1901 wurden die vier Infanteriekompanien um eine berittene fünfte Kompanie ergänzt. Im September 1910 erhielt das Bataillon eine Pionier-Kompanie und eine Feldbatterie.[6]
Im Ersten Weltkrieg trugen die Soldaten des III. Seebataillons die Hauptlast der Kämpfe an der Landfront von Kiautschou. Mit der Einnahme Tsingtaus durch japanisch-britische Verbände am 7. November 1914 kapitulierten die deutschen Truppen des Pachtgebiets. Dadurch kamen die meisten Überlebenden des III. Seebataillons in japanische Kriegsgefangenschaft und das Bataillon hörte faktisch auf zu bestehen. Die 50 Bataillonsangehörigen des Peking-Detachements wurde 1917 im Sommersitz des Prinzen Tsai-toa bei Peking interniert.[7]
Uniformierung
Abweichend von den übrigen Seebataillonen trugen die Angehörigen des III. Seebataillons eine braune Tropenuniform sowie graue Litewken mit tombachenen Knöpfen und blauen abnehmbaren Schulterklappen.[8]
Bataillonsfahne
Zunächst führte das Bataillon als Truppenfahne die Flagge des I. Seebataillons. Am 9. Oktober 1898 erhielt die Fahne des III. Seebataillons im Potsdamer Stadtschloss ihre Nagelung und Weihe. Am 3. Dezember 1898 folgte die Übergabe an das Bataillon in Tsingtau.[9] Kurz vor der Eroberung Tsingtaus entkam Gunther Plüschow mit einem Flugzeug des Typs Etrich Taube aus der belagerten Stadt. Dabei führte er Teile der Bataillonsflagge mit sich.[10] Später gelangten die Flaggenreste in die Reichsmarinesammlung des Museums für Meereskunde nach Berlin und gelten heute als verschollen.[11]
Gliederung
Bei Kriegsbeginn 1914 bestand das III. Seebataillon aus folgenden Einheiten:[12]
- vier Marineinfanterie-Kompanien
- eine berittene (5.) Kompanie
- eine Feldartillerie-Batterie
- eine Pionier-Kompanie
- eine Maschinengewehr-Kompanie[13]
- ein Musikkorps
Kommandeure
Oberster Befehlshaber der militärischen Besatzung im Pachtgebiet war ein Seeoffizier mit dem Titel Gouverneur. Ihm unterstellt war der Kommandeur des III. Seebataillons, bei Ernennung stets im Rang eines Majors.
Kommandeure des Bataillons waren:
Jahr der Ernennung | Rang bei Ernennung | Name | Porträt |
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1897 | Major | Oskar Kopka von Lossow | |
1898 | Major | Karl Dürr | |
1900 | Major | Johannes Christ | |
1902 | Major | Richard Hofrichter | |
1903 | Major | Arwed von Frobel | |
1907 | Major | Hermann Credner | |
1909 | Major | Ernst von Below | |
1912 | Major | Luiz Freiherr von Liliencron | |
1913 | Major/Oberstleutnant | Friedrich von Kessinger |
III. Stamm-Seebataillon
Das III. Stamm-Seebataillon war ein Verband zum Personalersatz und Ausbilden für die anschließende Verwendung im III. Seebataillon. Er wurde durch allerhöchster Kabinettsorder vom 31. Mai 1905 als selbstständige Einheit aufgestellt. Die Uniformen trugen die Abzeichen des III. Seebataillons.[14] Sein Standort war zunächst Wilhelmshaven und ab dem 1. März 1913 Cuxhaven.[15] Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 ging das Stammbataillon im VII. Seebataillon auf.[16]
Literatur
Curt Huguenin: Geschichte des III. See-Bataillons. Adolf Haupt, Tsingtau 1912 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg).
Weblinks
Einzelnachweise
- Joachim Schultz-Naumann: Unter Kaisers Flagge. Deutschlands Schutzgebiete im Pazifik und in China einst und heute. Universitas, München 1985, ISBN 3-8004-1094-X, S. 204.
- Albert Röhr: Deutsche Marinechronik. Stalling, Oldenburg/Hamburg 1974, ISBN 3-7979-1845-3, S. 99.
- Curt Huguenin: Geschichte des III. See-Bataillons. Adolf Haupt, Tsingtau 1912, S. 68–72.
- Herbert von Kleist: Die Kämpfe des III. Seebataillons während der Wirren 1900/01. Herausgegeben vom Kommando des III. Seebataillons, Missionsdruckerei Tsingtau, S. 8 (online, PDF, ca. 200 kB).
- Albert Röhr: Deutsche Marinechronik. Stalling, Oldenburg/Hamburg 1974, ISBN 3-7979-1845-3, S. 102 f.
- Albert Röhr: Deutsche Marinechronik. Stalling, Oldenburg/Hamburg 1974, ISBN 3-7979-1845-3, S. 112.
- Albert Röhr: Deutsche Marinechronik. Stalling, Oldenburg/Hamburg 1974, ISBN 3-7979-1845-3, S. 195.
- Joseph Kürschner: Armee und Marine. Ludwig & Lohmann, Braunschweig 1902, S. 592.
- Curt Huguenin: Geschichte des III. See-Bataillons. Adolf Haupt, Tsingtau 1912, S. 55 f.
- Karl-Dieter Seifert: Deutsche Flieger über den Kolonien. VDM Heinz Nickel, Zweibrücken 2007. ISBN 978-3-86619-019-1, S. 119.
- Jörg M. Karaschewski: Eine Ruhmeshalle für Kaisers Flaggen: Die Fahnen und Flaggen der Reichs-Marine-Sammlung im Museum für Meereskunde, Berlin. BoD – Books on Demand, Norderstedt, ISBN 978-3-7322-3688-6, S. 76 f.
- Brüninghaus: Marineinfanterie, in: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 507.
- Kurt Aßmann: Die Kämpfe der kaiserlichen Marine in den deutschen Kolonien. Mittler & Sohn, Berlin 1935.
- Ohne Verfasser: Kiautschou. Militärische Veränderungen. In: Deutsche Kolonialzeitung. 22. Jg. (1905), Ausg. Nr. 36 vom 9. September 1905, S. 387 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main).
- Markus Felten: Aufstellung der Stamm- und Ersatz-Seebataillone. In: Geschichte der Marine-Infanterie (1675–1919). Abgerufen am 14. Dezember 2021.
- Frank Logemann: Seebataillone. In: Kaiserliche Marine in Wilhelmshaven. Abgerufen am 14. Dezember 2021.