Witzenhausen
Witzenhausen ist eine Kleinstadt im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Der Ort erhielt im Jahr 1225 Stadtrechte und war bis 1974 Kreisstadt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Werra-Meißner-Kreis | |
Höhe: | 147 m ü. NHN | |
Fläche: | 126,78 km2 | |
Einwohner: | 15.003 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 118 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 37213–37218 | |
Vorwahlen: | 05542, 05545 | |
Kfz-Kennzeichen: | ESW, WIZ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 36 016 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt plus 16 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Markt 1 37213 Witzenhausen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Daniel Herz (parteilos) | |
Lage der Stadt Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis | ||
Überregional bekannt ist die Stadt als bedeutendes Anbaugebiet für Kirschen. Das Gebiet gilt als das größte geschlossene Kirschenanbaugebiet Europas. Die Kirsche hat Tradition in Witzenhausen und so wird jedes Jahr im Juli die Kesperkirmes (Kesper = Kirsche) gefeiert, bei der eine Kirschenkönigin gewählt wird.
Witzenhausen ist Sitz des Deutschen Instituts für tropische und subtropische Landwirtschaft, an dem unter anderem von der Universität Kassel der Studiengang Ökologische Landwirtschaft angeboten wird. Des Weiteren befindet sich in dem Ort eine Lehranstalt (DEULA) für Umwelt und Technologie, Landwirtschaft, Gartenbau und Garten-/Landschaftsbau.
Geographie
Lage
Witzenhausen liegt an der Nordostabdachung des Kaufunger Waldes, auf dem sich der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land (Werratal.Meißner.Kaufunger Wald) und der Naturpark Münden ausbreiten. Es befindet sich etwa 25 km östlich von Kassel (Hessen), 17 km südöstlich von Hann. Münden (Niedersachsen), 22 km südlich von Göttingen (Niedersachsen) und 22 km nordwestlich von Eschwege (Hessen). Im Stadtgebiet mündet die Gelster in die Werra. Werraabwärts zwischen Stadtgebiet und dem Ortsteil Ermschwerd fließt der Wilhelmshäuser Bach ebenfalls in die Werra.
Nachbargemeinden
Im Norden grenzt Witzenhausen an die Stadt Hann. Münden, die Gemeinden Rosdorf und Friedland (alle drei im niedersächsischen Landkreis Göttingen), im Osten an die Gemeinden Neu-Eichenberg (im Werra-Meißner-Kreis), Bornhagen und Lindewerra (beide im thüringischen Landkreis Eichsfeld), im Süden an die Städte Bad Sooden-Allendorf und Großalmerode sowie das gemeindefreie Gebiet Gutsbezirk Kaufunger Wald (alle drei im Werra-Meißner-Kreis). Im Westen grenzt es an die niedersächsische Gemeinde Staufenberg im Landkreis Göttingen.
Stadtgliederung
Neben der Kernstadt, zu der auch der Ortsteil Bischhausen[2] gehört, gehören zu Witzenhausen weitere sechzehn Stadtteile. Auf der linken Werraseite sind das die Stadtteile Blickershausen (293 Einwohner), Dohrenbach (657 Einwohner), Ellingerode (344 Einwohner), Ermschwerd (1189 Einwohner), Hubenrode (191 Einwohner), Hundelshausen (1365 Einwohner), Kleinalmerode (925 Einwohner), Roßbach (825 Einwohner), Wendershausen (831 Einwohner) und Ziegenhagen (716 Einwohner).
Auf der rechten Werraseite liegen die Stadtteile Albshausen (69 Einwohner), Berlepsch-Ellerode-Hübenthal (132 Einwohner), Gertenbach (947 Einwohner), Neuseesen (97 Einwohner), Unterrieden (914 Einwohner) und Werleshausen (503 Einwohner).
Geschichte
Seit dem Mittelalter wurde in Witzenhausen einige Zeit Weinbau betrieben. In alten Quellen wird das Jahr 1226 erwähnt, wo jährlich 2 Fuder Weinzehnten an den Erzbischof von Mainz geliefert werden.[3] Noch 1757 wurde der Weinberg an dem sonnenreichen Hang zwischen Werra und der heutigen Bahntrasse erwähnt. Heute erinnert daran noch der Straßenname der B 80 im Stadtgebiet Zu den Weinbergen bzw. Unter den Weinbergen. Erst 2008 wurde aufgrund des Klimawandels an dieser Stelle wieder der Weinbau versucht.
Witzenhausen wurde bereits 1361 als Hauptort eines hessischen Amts erwähnt.[4] Ab 1416 gehörte das Umland von Witzenhausen zum Amtsbereich der in diesem Jahre bezogenen landgräflichen Burg Ludwigstein. Im Ort amtierte ein Stadtschultheiß. Im Jahre 1664 wurde das Amt Ludwigstein mit dem Stadtschultheißenamt Witzenhausen vereint, wodurch Witzenhausen Hauptort des Amts Witzenhausen wurde. Von 1807 bis 1813 war die Stadt Hauptort des Kantons Witzenhausen im napoleonischen Königreich Westphalen und von 1821 bis 1974 des anfangs kurhessischen Landkreises Witzenhausen.
Im Jahre 1898 wurde die Deutsche Kolonialschule (Tropenschule) gegründet, um Übersiedler in die deutschen Kolonien landwirtschaftlich auszubilden. Die Nachfolgeeinrichtungen bilden heute einen Nebenstandort der Universität Kassel.
Im Juni 1945 internierte die US-Armee die deutschen Raketenforscher Wernher von Braun, Walter Dornberger, Helmut Gröttrup und weitere 120 Spezialisten der Heeresversuchsanstalt Peenemünde für knapp drei Monate in Witzenhausen, u. a. im Collmannhaus in der Steinstraße, im Krankenhaus und in Privatquartieren. Sie wurden aus einem Lager in Garmisch-Partenkirchen und aus der Umgebung von Bleicherode kurz vor der Übergabe Thüringens an die Rote Armee zusammengefasst, um sie im Rahmen der Operation Overcast für die Raketenentwicklung in den USA anzuwerben.[5]
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Oktober 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Dohrenbach, Hundelshausen und Wendershausen eingegliedert. Am 31. Dezember 1971 kamen Unterrieden und die am 17. September 1945 durch die Regelungen im Wanfrieder Abkommen von Thüringen nach Hessen gewechselten Orte Neuseesen und Werleshausen hinzu. Albshausen, Berlepsch-Ellerode, Blickershausen, Ellingerode, Ermschwerd, Gertenbach, Hubenrode, Kleinalmerode, Roßbach und Ziegenhagen folgten am 1. Januar 1974 kraft Landesgesetz.[6][7]
Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohner in Witzenhausen.[8][7]
Jahr | Einwohner |
---|---|
1890 | 3216 |
1905 | 3788 |
1910 | 4065 |
1925 | 4323 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1933 | 4922 |
1939 | 5404 |
1961 | 7940 |
1970 | 7573 |
Heutiger Gebietsstand
Jahr | Einwohner |
---|---|
1961 | 16.649 |
1970 | 16.950 |
2003 | 16.111 |
2007 | 15.779 |
2012 | 14.840 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2015 | 14.949 |
2016 | 15.092 |
2017 | 15.163 |
2018 | 15.167 |
2022 | 16.194 |
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[9] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[10][11][12]
Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 28,6 | 11 | 35,0 | 11 | 40,4 | 15 | 42,1 | 16 | 44,6 | 17 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 24,0 | 9 | 27,3 | 9 | 28,5 | 11 | 34,3 | 13 | 32,7 | 12 |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 18,6 | 7 | 15,9 | 5 | 20,2 | 7 | 11,9 | 4 | 10,7 | 4 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 8,3 | 3 | 7,8 | 2 | 5,2 | 2 | 8,0 | 3 | 6,3 | 2 |
AfW | Alternativen für Witzenhausen[13] | 7,2 | 3 | 4,8 | 2 | — | — | — | — | — | — |
FDP | Freie Demokratische Partei | 6,7 | 2 | 4,7 | 1 | 2,4 | 1 | 3,7 | 1 | 5,7 | 2 |
Linke | Die Linke | 3,7 | 1 | 4,5 | 1 | 3,4 | 1 | — | — | — | — |
PARTEI | Die PARTEI | 3,0 | 1 | — | — | — | — | — | — | — | — |
Gesamt | 100,0 | 37 | 100,0 | 31 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | |
Wahlbeteiligung in % | 56,4 | 51,7 | 54,0 | 53,2 | 57,2 |
Bürgermeister
- 1945–1948: Eduard Platner (CDU)
- 1963–1979: Rudolf Harberg (SPD)
- 1987–2005: Günter Engel (SPD)
- 2005–2018: Angela Fischer (CDU)
- seit 2018: Daniel Herz (parteilos)
Bürgermeister ist Daniel Herz (* 1983). Bei der Wahl 2017 setzte sich Herz (parteilos) in der Stichwahl am 8. Oktober mit 64,9 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen Angela Fischer (CDU) durch. Er trat Ende März 2018 sein Amt an. Herz wurde bei der Wahl von der FWG unterstützt.[14]
Partnerstädte
Witzenhausen unterhält Partnerschaften mit dem französischen Saint-Vallier (seit 1975), mit dem englischen Filton (seit 1978), mit dem italienischen Vignola (seit 1995) und mit dem ugandischen Kayunga (seit 2001). Die Partnerschaft zwischen St.-Vallier und Witzenhausen kam durch einen Zufall zustande. Der Nachname des damaligen Bürgermeisters von Saint-Vallier lautete Witsenhausen-Adelmann. Als dieser im April 1972 auf einer Deutschlandreise den Namen „Witzenhausen“ auf einem Straßenschild erblickte, fuhr er dorthin, kontaktierte den damaligen Bürgermeister der Stadt Witzenhausen und es entstand die bis heute bestehende Partnerschaft. Seit 1979 führen Filton, Saint-Vallier und Witzenhausen eine Dreierpartnerschaft. Dieser Dreierbund trifft sich jedes Jahr abwechselnd in den einzelnen Ländern. Die Städtepartnerschaften und die Austauschtreffen werden seit 2008 von dem Verein „Städtepartnerschaften der Stadt Witzenhausen e. V.“ betreut bzw. organisiert.[15]
Zwischen Saint-Vallier und der Gesamtschule Witzenhausen finden seit 1973 regelmäßig Schüleraustausche statt. Außerdem gab es einige Jahre lang einen Austausch zwischen der Gesamtschule Witzenhausen und Filton, einen Schüleraustausch zwischen der Highschool in 100 Mile House (Kanada, British Columbia) und der Gesamtschule Witzenhausen sowie einen Austausch zwischen dem Beruflichen Gymnasium und der Turlock High School (USA, Kalifornien).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Das Völkerkundliche Museum Witzenhausen
Die Ethnographische Sammlung des Völkerkundlichen Museums Witzenhausen umfasst ca. 2000 ethnographische Objekte, davon 1400 Stück, die von Freunden und Absolventen der ehemaligen Deutschen Kolonialschule Witzenhausen und seiner Nachfolgeeinrichtungen seit etwa 1900 zusammengetragen worden sind. Die 1976 gegründete Stiftung Völkerkundliches Museum Witzenhausen wird vom Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft (DITSL) zusammen mit der Stadt Witzenhausen getragen. Die Ausstellung zeigt ständig ca. 1200 Ethnographika auf 200 m². Das Leitthema ist die menschliche Gesellschaft in Bezug zur natürlichen Umwelt. Beispielhaft werden Geräte zur Gewinnung, Verarbeitung und zum Genuss von Nahrung sowie Kleidung, Schmuck und Waffen aus Agrarkulturen in West-, Süd- und Ostafrika sowie aus Melanesien, Polynesien und Südamerika gezeigt. Bildmaterial und Texttafeln ergänzen die Präsentation. Die Darstellung der Wirtschaftsformen erlaubt den Vergleich der Anpassungsstrategien der Völker an die jeweiligen naturräumlichen Bedingungen.
- Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen
Das Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen wird durch die Universität für Forschung und Lehre genutzt, ist aber auch regelmäßig für Besucher geöffnet.
Bauwerke
- Historischer Stadtkern mit verschiedenen bedeutenden Fachwerkhäusern:
- historisches Rathaus
- Grau’sches Haus
- Rotes Haus
- Steinernes Haus
- Sommermann’sches Haus
- Meinhard-Wedekind’sches Haus
- Persch’sches Haus
- Liebfrauenkirche
- Liebfrauenkirche – die Altstadt überragend
- Nordseite der Liebfrauenkirche
- Liebfrauenkirche mit Ostchor
- Nördliches Seitenschiff mit Orgel
- Westseite der Liebfrauenkirche mit romanischem Turm
- Erlöserkirche
- Teile der alten Stadtmauer mit Schalenturm, Eulenturm und Diebesturm, der als Aussichtsturm bestiegen werden kann[16]
- Leiterhäuschen
- ehemaliges Wilhelmitenkloster, Teil der Kolonialschule und heute Teil der Universität Kassel
- Gut Gelsterhof, Vorwerk der ehemaligen Kolonialschule
- Burg Ludwigstein, darin das Archiv der deutschen Jugendbewegung
- Schloss Berlepsch
- Das schlossgleiche Herrenhaus im Renaissance-Stil im ehemaligen Rittergut Werleshausen, weit über die Werra hinaus bekanntes bauliches Wahrzeichen des Stadtteils Werleshausen.
Parks
- Stadtpark mit Schwanenteich (ehemaliger Löschwasserteich)
- Johannisbergpark
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kirschblütenwalking (Nordic Walking) jährlich Mitte April (2010 zum zehnten Mal) in Unterrieden
- Kesperkirmes: Altstadtfest mit Wahl der Kirschenkönigin, Deutsche Meisterschaft im Kirschsteinweitspucken
- CherryMan (Jedermann-Triathlon)[17]
- Bilstein-Marathon in Kleinalmerode
- Erntedank- und Heimatfest (jährlich am vierten Wochenende im August)
- Witzenhausen war Startpunkt der 3. Etappe des Radsportrennens Deutschland Tour 2006
- Weihnachtsmarkt
- Keller-Treppen-Hinterhöfe
Wirtschaft und Infrastruktur
In Witzenhausen-Unterrieden produzierte bis 2016 Grimm & Triepel Kruse-Kautabak. Die Firma war der letzte, noch produzierende Hersteller von Kautabak in Deutschland. Ein wichtiger Arbeitgeber in Witzenhausen mit ca. 430 Mitarbeitern ist die DS Smith Paper GmbH. Die Firma produziert in Witzenhausen Wellpappenrohpapiere für die Herstellung von Verpackungen und Hygienepapiere wie Toilettenpapier oder Küchenkrepp. Weitere wichtige Arbeitgeber sind das Krankenhaus in der Kernstadt Witzenhausen sowie die VG-Orth GmbH & Co. KG, die im Stadtteil Hundelshausen ein Gipswerk betreibt.
Witzenhausen ist Sitz der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen,[18] die die Erhaltung der alten Nutztierrassen in landwirtschaftlichen Betrieben, bei Hobbyhaltern, in Bildungseinrichtungen usw. betreibt, hierfür und für die Nutzung der Erzeugnisse und Produkte wie Fleisch, Wolle, Felle Konzepte erarbeitet sowie Halter berät und unterstützt.
In Witzenhausen ist ebenfalls der Sitz des Dreschflegel e. V.,[19] der sich dem Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt widmet; und der Dreschflegel GbR,[20] einem Verbund von Bio-Saatgutherstellern.
Konsequent erweitert wurde auch der Grundgedanke der "Weiternutzung", der bei der Erfindung der Biotonne ausschlaggebend war. Im Stadtbereich wurde ein sogenanntes Gebrauchtwarenzentrum aufgebaut. Hier werden Möbel, Elektronikartikel, Bücher und Glaswaren instand gesetzt und zur Weiterbenutzung angeboten.
Der Stadtteil Dohrenbach ist ein anerkannter staatlicher Luftkurort.[21]
Medien
- Witzenhäuser Allgemeine (HNA)
- Marktspiegel, ein kostenloses Anzeigenblatt, das über die Verlagsgruppe Ippen ebenfalls zur HNA gehört
- Witzenhüsser
- Extra Tipp, ein kostenloses Anzeigenblatt, das über die Verlagsgruppe Ippen ebenfalls zur HNA gehört. In seiner Redaktion entsteht auch der Marktspiegel.
- RundFunk Meißner, ein freies Bürgerradio
Verkehr
Über die Bundesstraßen 27 (Göttingen–Eschwege), 80 (Bad Karlshafen–Heiligenstadt) und 451 (Helsa–Witzenhausen) ist Witzenhausen an das übergeordnete Straßennetz angebunden. Im etwa zehn Kilometer entfernten Hedemünden besteht Anschluss an die Bundesautobahn 7 (Hamburg–Hannover–Göttingen–Kassel–Würzburg). In Richtung Göttingen zweigt von der A 7 bei Friedland die stadtnahe Bundesautobahn 38 in Richtung Halle (Saale) ab. Darüber hinaus ist die Stadt an den touristischen Routen Deutsche Fachwerkstraße und Deutsche Märchenstraße gelegen.
Im Stadtgebiet von Witzenhausen befinden sich die Bahnhöfe „Witzenhausen Nord“[22] und „Gertenbach“[23] auf dem Abschnitt Eichenberg–Kassel der Strecke aus Halle. „Witzenhausen Nord“ liegt oberhalb der Stadt auf dem Nordhang des Werratals. Es verkehren Züge nach Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen, Erfurt und Halle (Saale). Dabei werden die Linien nach Erfurt von DB Regio und nach Halle von Abellio mit Regionalexpress-Zügen befahren, die hier nur in Witzenhausen Nord halten. Die Verbindung Göttingen–Kassel betreibt cantus, es werden beide Stationen bedient. „Witzenhausen Süd“ lag südöstlich der Innenstadt an der Gelstertalbahn Eichenberg–Großalmerode und ist seit 1973 stillgelegt.
Die Erschließung des Ortes erfolgt mit dem Stadtbus, der von den Stadtwerken Witzenhausen GmbH betrieben wird, und durch Regionalbusse nach Helsa und Eschwege.
Das Segelfluggelände Burgberg befindet sich etwa drei Kilometer nordwestlich von Witzenhausen.
Durch Witzenhausen führt der Werra-Burgen-Steig.[24]
Bildung
- Lindenhofschule Gertenbach (Grundschule)
- Gelstertalschule Hundelshausen (Grundschule)
- Kesperschule Witzenhausen (Grundschule)
- Johannisbergschule Witzenhausen (Gesamtschule)
- Berufliche Schulen des Werra-Meißner-Kreises
- Medienzentrum Witzenhausen
- Bildstelle des Werra-Meißner-Kreises
- Deutsches Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft GmbH (DITSL), deren Vorgängereinrichtung vor dem Ersten Weltkrieg den Namen Deutsche Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe trug
- IBZW Internationales Bildungszentrum Witzenhausen GmbH
- DEULA Lehranstalt für angewandte Technik GmbH
- Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung (GNE)
- Volkshochschule (ehem. Steintorschule)
- Der Fachbereich 11 Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen ist der einzige Universitäts-Fachbereich Deutschlands, der sich auf das Thema Ökologische Landwirtschaft konzentriert. Er führt den Bachelorstudiengang "Ökologische Landwirtschaft" sowie die Masterstudiengänge:
- Ökologische Landwirtschaft
- Sustainable International Agriculture
- International Food Business and Consumer Studies
- Sustainable Food Systems
Im Rahmen eines 2011 gestarteten EU-Projekts begannen 16 nordkoreanische Wissenschaftler und Dozenten aus Pjöngjang eine zweijährige Ausbildung zum Thema „Ernährungssicherheit im Ökolandbau“ in Witzenhausen, was aufgrund der restriktiven Führung des abgeschotteten Landes als äußerst ungewöhnliches Bildungsprogramm bewertet wurde.[25]
Tourismus
Witzenhausen ist Etappenort auf dem Fernwanderweg Werra-Burgen-Steig Hessen (X5H).
Telefonvorwahlen
Während in Witzenhausen hauptsächlich die Vorwahlnummer 05542 genutzt wird, gilt in Blickershausen, Hubenrode, Ziegenhagen die 05545.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Josef Josel (* Anfang des 17. Jahrhunderts, † nach 1686), Drucker und Übersetzer des Alten Testaments[26]
- Burkhardt von Berlepsch (1619–1691), Jurist und Verwaltungsbeamter
- Jacob Schweppe (1740–1821), Uhrmacher und Silberschmied, Gründer und Teilhaber der Firma Schweppes
- Elard Johannes Kulenkamp (1777–1851), Richter am Oberappellationsgericht Kassel
- Edwin von Bischoffshausen (1810–1884), kurhessischer und preußischer Politiker, Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung
- Carl Ludwig (1816–1895), Physiologe
- Michael Silberstein (1834–1910), Rabbiner und Schriftsteller
- Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch (1850 auf Gut Fahrenbach –1915), Ornithologe
- Cuno von Bodenhausen (1852–1931), Maler
- Edward Schröder (1858–1942), germanistischer Mediävist
- Louis Staffel (1866–1921), Unternehmer und Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
- Johannes Böhmer (1879–1955), Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
- Theodor Neubauer (1890–1945), Politiker der KPD und Widerstandskämpfer
- Eduard Platner (1894–1980), Politiker
- Heinz Bonatz (1897–1981), Marineoffizier
- Karl August Eckhardt (1901–1979), Jurist, Hochschullehrer, SS-Sturmbannführer und Rechtshistoriker
- Franz Alexius (1922–1997), Fußballspieler
- Hans Stilett (1922–2015), Schriftsteller und Übersetzer
- Erwin Henkel (* 1936), Politiker (SPD)
- Karl-Dieter Bünting (* 1939), deutscher Sprachwissenschaftler und Hochschullehrer
- Helga Seibert (1939–1999), Richterin am Bundesverfassungsgericht
- Volker Schmidt-Gertenbach (* 1941), Musiker und Dirigent, sowie Generalmusikdirektor
- Rita Streb-Hesse (1945–2020), Politikerin
- Jürgen Engel (1947–2018), Politiker (Die Grünen) und Abgeordneter des Hessischen Landtags
- Manfred Baumgardt (* 1947 in Hundelshausen), Historiker, Politologe und LGBT-Aktivist
- Bodo Abel (* 1948), Wirtschaftswissenschaftler
- Herbert Reyer (* 1949), leitender Archivdirektor und Leiter des Fachbereichs Archiv und Bibliotheken der Stadt Hildesheim sowie Honorarprofessor an der Universität Hildesheim
- Edmund Neugebauer (* 1949), Mediziner
- Bernd Hucke (* 1952), Jurist, Richter am Bundesgerichtshof
- Ullrich Meßmer (* 1954), Politiker (SPD) und Gewerkschafter
- Thomas Peternell (* 1954), Mathematiker
- Harald Atmanspacher (* 1955), Physiker
- Manfred Strecker (* 1955), Geologe
- Klaus-Peter Jünemann (* 1956), Arzt und Urologe
- Andree Köthe (* 1964), in Dohrenbach geborener Koch, mit zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet
- Tina Teubner (* 1966), Chansonette, Musikerin und Kabarettistin
- Stephan Szász (* 1966), Schauspieler
- Martin Glade (* 1972), Schauspieler
- Stefan Markolf (* 1984), erster gehörloser Profi-Fußballspieler
Persönlichkeiten, die in Witzenhausen gewirkt haben oder wirken
- Friedrich Wilhelm Kulenkamp (1714–1799), Jurist
- Ernst Koch (1808–1858), romantischer Dichter und Jurist
- Hermann von Christen (1841–1919), Reichstagsabgeordneter der Freikonservativen Partei, die sich ab 1871 auf Reichsebene auch Deutsche Reichspartei nannte
- Karl von Berlepsch (1882–1955), Schriftsteller, Lyriker und Maler
- Robert Denk (1916–1953), Elektriker, soll 1948 ein röhrenloses Radio erfunden haben
- Wolfgang Schmidt (1929–1995), Grafiker
- Joachim Tappe (1942–2012), Politiker (SPD)
- Fachwerkhäuser im Stadtkern
- Witzenhäuser Rathaus
- Gedenkstein für die ehemalige Synagoge
Literatur
- Karl August Eckhardt: Festschrift zum 700 jährigen Bestehen der Stadt Witzenhausen 1225–1925. Magistrat der Stadt Witzenhausen (Hrsg.), 1925.
- Herbert Reyer und Hans-Georg Stephan: Witzenhausen im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit: Archäologische, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte. Schriften des Werratalvereins Witzenhausen, Heft 13, Juni 1985
- Artur Künzel (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte und Naturkunde der Region Witzenhausen, (Schriften des Werratalvereins Witzenhausen, Heft 24, 325 S.) Witzenhausen 1993
- Peter Wolff, Marina Hethke, Karl Hammer: 100 Jahre Gewächshäuser für tropische Nutzpflanzen in Witzenhausen – von der kolonialen Pflanzensammlung zur Forschungs- und Bildungseinrichtung. Festschrift 2002. Beiheft Nr. 74 zu Der Tropenlandwirt, Verband der Tropenlandwirte Witzenhausen e. V., Universitätsbibliothek Kassel. ISBN 3-89792-084-0 (Digitalisat, PDF; 10,2 MB)
- Literatur über Witzenhausen In: Hessische Bibliographie[27]
Weblinks
- Website der Stadt Witzenhausen
- Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Illustration von Daniel Meisner von 1624: Witzenhausen; Cur Fel Pro melle Propinas ? (Digitalisat)
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Bischhausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 10. Juni 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 22. Juni 2016.
- Friedrich Hamm. Naturkundliche Chronik Nordwestdeutschlands, 1976, Landbuch-Verlag, Hannover, S. 31. online
- Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Februar 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Matthias Roeper: Vor 70 Jahren: Raketenforscher wurde in Witzenhausen interniert. Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 20. Juni 2015, abgerufen am 17. Januar 2020.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Eschwege und Witzenhausen (GVBl. II 330-21) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 353, § 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
- Michael Rademacher: Witzenhausen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 15. Januar 2016: Neue Liste in Witzenhausen will Bürger beteiligen
- Nach Stichwahl: Daniel Herz wird Bürgermeister in Witzenhausen, hna.de, 8. Oktober 2017.
- Seite des Städtepartnerschaftsvereins
- Sehenswürdigkeiten auf wikivoyage Witzenhausen.
- Offizielle CherryMan Site
- Webseite der GEH, Abruf am 4. Juli 2020.
- http://www.dreschflegel-verein.de/aufgaben-ziele/
- http://www.dreschflegel-saatgut.de/
- Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016, Seite 218.
- Witzenhausen Nord auf bahnhof.de
- Gertenbach auf bahnhof.de
- Website des Werra-Burgen-Steigs
- Kleine Sensation – Nordkoreanische Wissenschaftler beginnen Ausbildung zum Ökolandbau in Witzenhausen
- siehe zu diesem Norbert Ott: Josel, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 610 (Digitalisat).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!