Südwestafrika
Südwestafrika (afrikaans Suidwes-Afrika; englisch South West Africa (SWA oder S.W.A.)) war die Bezeichnung Namibias während seiner Fremdverwaltung durch Südafrika in den Jahren 1915 bis 1990. Am 12. Juni 1968 wurde der Name Namibia von der Generalversammlung der Vereinten Nationen bereits anerkannt.[3]
Suidwes-Afrika South West Africa Südwestafrika Namibia (ab 1968) | |
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Amtssprachen | |
Hauptstadt | Windhoek |
Staatsform | Provinz von Südafrika |
Generaladministratoren |
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Gründung |
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Unabhängigkeit | 21. März 1990 |
Währung | Südafrikanischer Rand |
Autokennzeichen | SWA |
Südwestafrika bis 1990 |
Südwestafrika ging aus der reichsdeutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884–1915) hervor und ging 1990 in der Republik Namibia auf.
Geschichte
Die ehemalige deutsche Kolonie wurde 1919 ein Mandatsgebiet des Völkerbundes und unter Verwaltung der Südafrikanischen Union gestellt. 1946 wurde das Gebiet offiziell in ein Treuhandgebiet der UNO umgewandelt, was den Einfluss der Weltorganisation erhöht hätte. Südafrika erklärte mit dem Ende des Völkerbundes das Mandat für erloschen, erkannte die UNO nicht als Rechtsnachfolger des Völkerbundes an und gliederte das Gebiet mit Gesetz vom 21. Februar 1949 als 5. Provinz der Südafrikanischen Union ein.[4] So bekam die weiße Minderheit das Recht, eigene Vertreter in das Kapstädter Parlament zu entsenden.
Im Jahre 1962 versuchte auf Initiative der SWAPO und SWANU die UN-Vollversammlung mittels eines Sonderausschusses (United Nations Special Committee for South West Africa) über die Verhältnisse in Südwestafrika Aufklärung zu erhalten. Die UNO entzog 1966 der Republik Südafrika das Mandat über Südwestafrika und stellte es zwei Jahre später unter dem Namen Namibia de jure unter eigene Verwaltung. Nachdem der Internationale Gerichtshof 1971 die fortdauernde südafrikanische Präsenz als unrechtmäßig verurteilt hatte, begann ab Mitte der 70er Jahre unter starkem internationalen Druck und inneren Spannungen ein Übergangsprozess, der schließlich 1990 zur Unabhängigkeit der Republik Namibia führte.
Die zeitgenössische Verwendung der Begriffe Südwestafrika oder Südwest wird im heutigen Namibia nicht geschätzt. Sie werden als Zeichen für einen nostalgischen Umgang mit der deutschen Kolonialzeit sowie der Zeit der Apartheid empfunden.
Demographie
Vom Department of Statistics (1970) und nach einem Survey of South West African affairs, herausgegeben 1974 vom Südafrikanischen Außenministerium, wurden folgende Angaben entsprechend den damaligen demographischen Gruppenbezeichnungen bekanntgegeben:
Bevölkerungsgruppe | Angehörige zum 6. Mai 1970[5] | Angehörige 1974[6] |
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„Eingeborenen“-Gruppen | ||
Kaokovelders (u. a. Himba) | 6.467 | 7.000 |
Ovambos | 342.455 | 396.000 |
Kavangos | 49.577 | 56.000 |
East Caprivians | 25.009 | 29.000 |
Damaras | 64.973 | 75.000 |
Hereros | 49.203 | 56.000 |
Tswanas | 3.719 | 5.000 |
Bushmen | 21.909 | 26.000 |
Andere | 14.756 | 15.000 |
„Coloured“-Gruppen | ||
Coloureds | 28.275 | 32.000 |
Rehoboth Basters | 16.474 | 19.000 |
Namas | 32.853 | 37.000 |
Weiße | 90.658 | 99.000 |
Südwestafrika gesamt | 746.328 | 852.000 |
Politisch-administrative Strukturen
Südafrika regierte und verwaltete das Gebiet von Südwestafrika/Namibia durch sein eigenes Parlament und seine Ministerien. Für die „eingeborene“ Bevölkerung war das Department of Bantu Administration and Development in Pretoria zuständig. Die regierende National Party hatte auch in Windhoek ein territoriales Büro für Südwestafrika (S.W.A.), von der aus ihr regionaler Vorsitzender A. H. du Plessis die Geschäfte führte. Dort befand sich auch die South West Africa Legislative Assembly, die ähnlich den Provinzparlamenten in Südafrika arbeitete und nur aus weißen Vertretern bestand. Deren Vorsitzender war Dirk Mudge. Ein daraus gewähltes Executive Committee (alle waren Mitglieder der National Party) stand unter der Leitung von Eben van Zyl.
Premierminister Balthazar Johannes Vorster berief 1973 angesichts der politischen Drucks aus den Vereinten Nationen bezüglich Südafrikas Namibiapolitik ein Advisory Council mit 40 Mitgliedern ein, das Repräsentanten der Weißen und Coloured-Organisationen, Vertretern aus den Legislativräten der Homelands und Bantu-Behörden für zwei Tage in einem Kapstädter Hotel zusammenführte. In der Folge ernannte zur Fortführung dieses Gremiums der Premierminister einen Mitarbeiter der S.W.A.-Verwaltung, Billy Marais, zum offiziellen Vertreter in Südwestafrika. Es wurde dafür ein Büro in Windhoek eröffnet. Das erste reguläre Treffen des Advisory Council fand am 23. März 1973 in Windhoek statt.[7][8][9]
Im Verlauf des Jahres 1983 präsentierte der Generaladministrator Willie van Niekerk einen Plan zur Errichtung eines Committee for Constitutional Development (deutsch etwa: Komitee zur Entwicklung einer Verfassung). Es sollte sich aus 50 gewählten sowie aus 22 nominierten Vertretern der 11 ethnischen Gruppen zusammensetzen. Für den September oder Oktober waren Wahlen für dieses Gremium angestrebt. Das Vorhaben erhielt jedoch zu wenig Unterstützung und wurde fallengelassen. Aus der damit verbundenen Diskussion führte van Niekerk einen neuen Vorschlag zur Bildung eines State Council in die Debatte ein, womit eine Gruppe der wichtigsten politischen Organisationen zusammengeführt werden sollte, die Vorschläge zur künftigen Verfassungsordnung für ein noch nicht völlig unabhängiges Namibia unterbreiten könnte. Dieser State Council sollte unter dem Vorsitz von Richter Joseph Hefer, dem damaligen Chief Justice of the Transkei, arbeiten. Im Verlauf der Meinungsbildung wurde deutlich, dass der State Council noch geringere repräsentative Unterstützung hätte als die aufgelöste (weiße) National Assembly. Daraufhin wurde der Vorschlag verworfen.[10]
Literatur
- Johannes Paul: Deutsche, Buren und Engländer in Südwestafrika. Begleitwort zu einer Nationalitätenkarte der Europäer in Südwestafrika. In: „Koloniale Rundschau“ Heft 9/10, 1931.
- Johannes Paul: Deutsch-Südwestafrika. In: Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums, hrsg. von Carl Petersen; Otto Scheel; Paul Hermann Ruth; Hans Schwalm. 3 Bände, Breslau 1933–1938
Weblinks
Einzelnachweise
- Stefan Engelberg, Doris Stolberg: Sprachwissenschaft und kolonialzeitlicher Sprachkontakt, De Gruyter, 2012, Reihe Koloniale und Postkoloniale Linguistik / Colonial and Postcolonial Linguistics (KPL/CPL), Nr. 3.
- Language Ordinance for South West Africa, No 733. Union of South Africa, 1919
- 12 June 1968: South West Africa renamed to 'Namibia'. The Namibian, 12. Juni 2020.
- Faye Caroll, South West Africa and the United Nations, Lexington, KY 1967, ISBN 9780813151632, S. 41
- SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1971. Johannesburg 1972. S. 342
- SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1975. Johannesburg 1976. S. 331
- SAIRR: Survey 1971, S. 344
- SAIRR: Survey 1974, S. 408–409
- SAIRR: Survey 1973, S. 381–382
- SAIRR: Survey 1983, S. 603–604