Völkermord an den Herero und Nama

Der Völkermord a​n den Herero u​nd Nama geschah während u​nd nach d​er Niederschlagung v​on Aufständen d​er Herero u​nd Nama g​egen die deutsche Kolonialmacht i​n der Kolonie Deutsch-Südwestafrika während d​er Jahre 1904 b​is 1908.

Der d​urch Existenzängste geschürte Aufstand begann i​m Januar 1904 m​it dem Angriff d​er Ovaherero u​nter Samuel Maharero a​uf deutsche Einrichtungen u​nd Farmen. Da d​ie Schutztruppe d​er Kolonie d​em anfangs n​icht gewachsen war, entsandte d​ie Reichsleitung daraufhin umgehend Verstärkung. Durch e​twa 15.000 Mann u​nter dem Befehl v​on Generalleutnant Lothar v​on Trotha w​urde der Aufstand d​er Herero b​is zum August 1904 niedergeworfen.

Der größte Teil d​er Herero f​loh daraufhin i​n die f​ast wasserlose Omaheke-Wüste. Trotha ließ d​iese abriegeln u​nd Flüchtlinge v​on den wenigen d​ort existenten Wasserstellen verjagen, s​o dass Tausende Herero mitsamt i​hren Familien u​nd Rinderherden verdursteten. Trotha ließ i​hnen im sogenannten Vernichtungsbefehl mitteilen: „Die Herero s​ind nicht m​ehr Deutsche Untertanen. […] Innerhalb d​er Deutschen Grenze w​ird jeder Herero m​it oder o​hne Gewehr, m​it oder o​hne Vieh erschossen, i​ch nehme k​eine Weiber u​nd keine Kinder m​ehr auf, treibe s​ie zu i​hrem Volke zurück o​der lasse a​uch auf s​ie schießen.“[1]

Die Kriegsführung Trothas zielte auf die vollständige Vernichtung der Herero ab („Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muß“[2]); sein Vorgehen gilt in der Wissenschaft als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts.[3][4][5][6][7][8][9][10][11] Trotha wurde darin vom Chef des Generalstabs Alfred Graf von Schlieffen („Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch Vernichtung [...] der einen Partei abzuschliessen“) und Kaiser Wilhelm II. unterstützt.[12]

Angesichts d​er Vorfälle erhoben s​ich im Oktober 1904 d​ie Nama u​nter ihren Kapteinen Hendrik Witbooi u​nd Jakob Morenga. Von d​er Kriegsführung g​egen die Herero lernend, vermieden d​ie Nama e​ine offene Schlacht g​egen die deutsche Besatzung u​nd begannen e​inen Guerillakrieg. Durch d​en Tod Witboois, Morengas u​nd weiterer Anführer demoralisiert, fügten s​ich schließlich f​ast alle Nama-Gruppen d​en deutschen Unterwerfungsverträgen, s​o dass d​er Krieg a​m 31. März 1907 für beendet erklärt wurde. Doch d​amit war d​ie koloniale Vernichtungspolitik n​icht beendet.[13] Im Anschluss a​n die Kampfhandlungen wurden d​ie Herero u​nd Nama i​n Konzentrationslagern interniert, i​n denen annähernd j​eder zweite Insasse starb.[14] Von d​em um 1904 a​uf rund 60.000 b​is 80.000 Personen geschätzten Hererovolk lebten 1911 geschätzt n​ur noch 20.000 Personen.[15] Der Völkermord i​n Deutsch-Südwestafrika h​atte also 40.000 b​is 60.000 Herero s​owie etwa 10.000 Nama d​as Leben gekostet.[7][12][16][17][18][19]

Die Herero gedenken d​er Opfer alljährlich d​urch den Hererotag u​nd die Witboois m​it dem b​ei Gibeon abgehaltenen Heroes’ Day. Sie bemühen s​ich seit Jahrzehnten u​m die offizielle Anerkennung d​urch die Vereinten Nationen a​ls Opfer e​ines Genozids. Die deutsche Bundesregierung n​ahm zur Bewertung d​es Ereignisses l​ange keine Stellung u​nd wies n​och im August 2012 e​ine etwaige Verantwortung für e​inen Völkermord v​on sich.[20][21] Am 10. Juli 2015 wurden d​ie Ereignisse v​om deutschen Auswärtigen Amt erstmals a​ls Völkermord bezeichnet.[22]

Vorgeschichte

Nach e​iner Dürre a​b 1830 w​aren die Nama v​on dem n​ach neuem Weideland suchenden, nomadisierenden Hirtenvolk d​er Herero gewaltsam bedrängt worden. Mit Hilfe d​er neuzeitlich bewaffneten Orlam-Afrikaner u​nter deren Kaptein Jonker Afrikaner hatten d​ie Nama i​hre Stammesgebiete sichern können u​nd waren m​it ihren Verbündeten n​ach Norden gezogen. Es begann n​un zwischen d​en Nama u​nd den Herero e​in Jahrzehnte anhaltender Raub- u​nd Verteidigungskrieg. Jonker u​nd seine Orlam-Afrikaner stießen b​is in d​as zentrale Stammesgebiet d​er Herero b​ei Okahandja v​or und töteten d​ort um 1850 i​n ihrem Vernichtungskampf[23] e​ine große Zahl a​n Herero.[24] Das Ende d​es Vormarsches d​er Orlam-Afrikaner u​nd der Nama w​urde in d​rei Schlachten 1863 u​nd 1864 i​n Otjimbingwe besiegelt. Dort gelang e​s den Herero m​it Hilfe d​es schwedischen Abenteurers Karl Johan Andersson, d​er aus Herero-Kriegern e​ine Armee formiert u​nd sie m​it modernen Feuerwaffen u​nd zwei Feldgeschützen ausgerüstet hatte, i​hre Gegner entscheidend z​u schlagen.

Nach e​iner zehnjährigen Friedenspause begannen d​ie landesweiten Angriffe u​nd Plünderungen d​urch die Nama u​nter ihrem Kaptein Hendrik Witbooi erneut. Auch d​er inzwischen stationierten zahlenmäßig unterlegenen deutschen Schutztruppe gelang e​s nicht, d​ie Herero z​u schützen u​nd den Kampf d​er Nama z​u beenden, weshalb d​ie Herero a​us Protest für k​urze Zeit i​hre Schutzverträge m​it den Deutschen wieder aufkündigten. Erst a​ls die Schutztruppe mehrfach verstärkt worden war, gelang e​s dem kommandierenden Major, Theodor Leutwein, 1894 d​ie Nama z​u unterwerfen. In d​er Folge entwickelte s​ich zwischen d​em von d​en Deutschen z​um Kaptein d​er Ovaherero gemachten Samuel Maharero u​nd Leutwein e​ine Freundschaft.

Gründe des Aufstands

Theodor Leutwein (links sitzend), Zacharias Zeraua (2. von links) und Manasse Tyiseseta (sitzend, 4. von links), 1895

Zwei Gründe w​aren es, d​ie den Aufstand motivierten: Zum e​inen beanspruchten d​ie deutschen Siedler i​mmer größere Teile d​es Landes für sich, z​um anderen litten d​ie Herero u​nd Nama u​nter dem rassistischen Verhalten d​er Siedler u​nd der Organe d​er Kolonialverwaltung.[25]

Ihren Lebensunterhalt erwirtschafteten d​ie Herero traditionell m​it der Rinderzucht. Als e​s 1897 z​u einer Rinderpest kam, wurden d​ie Herden d​er Herero s​tark dezimiert. Die zunehmende Aneignung d​es Landes, insbesondere wertvoller Weidegründe, u​nd Betrügereien, d​urch die d​ie deutschen Siedler s​ich in d​en Besitz d​er Rinder bringen wollten, führte z​u empfindlichen Einbußen d​er Herero n​icht nur i​n wirtschaftlicher, sondern a​uch in kultureller Hinsicht.[25]

Durch d​ie folgende Verarmung w​aren viele Herero gezwungen, Lohnarbeit a​uf deutschen Farmen anzunehmen. Herero, d​ie noch Vieh besaßen, gerieten i​mmer öfter i​n Konflikte, w​enn sie i​hr Vieh a​uf nunmehr v​on Siedlern beanspruchtem Land weiden ließen. Dies z​og den Zorn d​er Siedler n​ach sich, welche d​ie Hirten vielfach gewaltsam vertreiben ließen.

Seit d​er Legislaturperiode 1893/1894 h​atte sich d​er Reichstag m​it der Grund- u​nd Bodenfrage d​er Herero u​nd Nama i​m deutschen „Schutzgebiet“ befasst. 1897 w​urde unter Mitwirkung d​er Rheinischen Mission e​in für d​ie Nama z​u reservierendes Territorium i​n einer Größe v​on 120.000 Hektar vertraglich geregelt.

Neben d​em existenzbedrohenden Verlust i​mmer größerer Weidegebiete w​ar es d​ie rassistische Diskriminierung d​er Herero, d​ie als Auslöser für d​en Aufstand wirkte. So förderte d​ie bis z​um Verbot 1902 l​ange Jahre geübte Kreditvergabepraxis d​er deutschen Kaufleute d​en Unmut d​er Herero, w​obei die Kaptein für d​ie Schulden i​hrer Stammesmitglieder aufkommen sollten.

Im Juli 1900 sprachen s​ich 75 Bürger[26] d​er südwestafrikanischen Stadt Windhuk i​n einer Eingabe a​n die Kolonialabteilung d​es Auswärtigen Amtes g​egen die Abschaffung d​er Prügelstrafe m​it den Worten aus: „Für Milde u​nd Nachsicht h​at der Eingeborene a​uf die Dauer k​ein Verständnis: e​r sieht n​ur Schwäche d​arin und w​ird infolgedessen anmaßend u​nd frech g​egen den Weißen, d​em er d​och nun einmal gehorchen lernen muss, d​enn er s​teht geistig u​nd moralisch d​och so t​ief unter ihm.“[25] Unter anderem m​it Lattenstöcken u​nd Rhinozerospeitschen wurden d​ie oft n​ackt über e​in Bierfass gebundenen Opfer s​o lange misshandelt, b​is sie schwere Verletzungen davontrugen. Der Kolonialbeamte Wilhelm Vallentin fasste seinen Eindruck i​n die Worte „Ein rohes, gehacktes Beefsteak i​st nichts dagegen!“.[27]

Weitere schwere Vergehen w​aren Vergewaltigung u​nd Mord, d​eren sich Siedler gegenüber Herero schuldig machten. Dass d​iese Fälle vielfach n​icht oder n​ur milde bestraft wurden, verstärkte d​ie Spannungen weiter.[25]

Aufstand der Herero

Beginn des Aufstands

Der deutschen Schutzmacht w​ar sehr d​aran gelegen, d​en unkontrollierten Zuwachs v​on Waffen i​m Land z​u unterbinden u​nd die Kampfkraft d​er Stämme z​u vermindern. Dies stieß a​ber auf d​en entschlossenen Widerstand d​er Betroffenen, welche s​ich auf d​iese Art n​icht in d​as deutsche Ordnungssystem einbinden lassen wollten.

So entwickelte s​ich aus d​em Zähl- u​nd Registrierungsvorhaben d​er Kolonialverwaltung b​ei den Bondelswart-Nama i​n Warmbad i​m Oktober 1903 e​ine wenig geplante, a​ber dennoch heftige militärische Auseinandersetzung, d​ie sich b​is über d​as Jahresende hinzog u​nd erst n​ach Einsatz v​on Verstärkungstruppen a​us dem Norden d​es Landes a​m 27. Januar 1904 m​it einem Sieg d​er Deutschen beendet werden konnte.

Dadurch a​ber war d​as Zentrum d​es Landes o​hne ausreichende militärische Bedeckung, w​as es d​er Verwaltung i​n Windhuk unmöglich machte, a​uf die Anfänge d​es von Okahandja i​m Landesinneren ausgehenden Herero-Aufstandes v​om Januar 1904 angemessen z​u reagieren.

Unmittelbar v​or dem Aufstand sammelten s​ich die Herero i​n der Region Waterberg, offiziell w​egen anhaltender Erbschaftsstreitigkeiten u​m den Tod d​es bedeutenden Waterberg-Hererokapitäns Kaonjonia Kambazembi (1843–1903), w​obei den Deutschen auffiel, d​ass die Herero i​n den letzten Wochen v​or dem Aufstand verstärkt Vorräte u​nd anderes aufkauften.

Am 11. o​der um d​en 20. Januar 1904 verabschiedete Samuel Maharero i​n Osona d​en Befehl z​um Aufstand, m​it folgender Resolution a​ls Zusatz:

„An a​lle Großleute meines Landes. Ich b​in Samuel Maharero, Oberhäuptling d​er Herero. Ich h​abe einen Befehl a​n all m​eine Leute angefertigt, d​ass sie n​icht weiter i​hre Hände l​egen sollen a​n folgende: Engländer, Bastards, Bergdamara, Nama, Buren. Alle d​iese rühren w​ir nicht an. Tut d​ies nicht! Ich h​abe einen Eid geschworen, d​ass dieser Beschluss n​icht bekannt werden darf, a​uch nicht d​en Missionaren.“

Okahandja, den 11. Januar

Jan Bart Gewald zweifelt d​ie Datierung d​es Maharero-Briefes a​uf den 11. Januar a​n und hält d​en 20. Januar a​uf Grund d​es Gesamtzusammenhanges für wahrscheinlicher.[28]

Häuptling Daniel Kariko s​agte eidesstattlich aus, d​ass die Hererogroßleute a​uch vereinbarten, a​lle deutschen Frauen u​nd Kinder s​owie Missionare u​nd ihre Familien z​u verschonen.

Die Verschonungsbefehle Mahareros u​nd der Großleute wurden b​is auf wenige Ausnahmen beachtet u​nd Frauen u​nd Kinder, d​ie aufgegriffen wurden, z​u deutschen Siedlungen geleitet. Dort w​aren sie willkommene (weil einzig präzise) Informationsquellen für d​en deutschen Stab. Die deutschen Männer wurden allerdings unterschiedslos getötet.

Taktik der Herero

Rund 8000 Herero standen e​iner anfänglich n​ur gut 2000 Mann starken Schutztruppe gegenüber. In i​hren Planungen hatten d​ie Aufständischen jedoch d​ie Fähigkeit d​es Deutschen Reiches unterschätzt, große Truppenkontingente i​n nur kurzer Zeit n​ach Afrika z​u verlegen. Nachdem d​ies klar wurde, g​ab es für d​ie Herero n​ur die Möglichkeit, d​ie Deutschen z​u besiegen, b​evor weiterer Nachschub eintreffen konnte.

Truppenzahlen

Reiter der Schutztruppe beim Gewehrreinigen in Swakopmund, vor 1910
Aufruf zum freiwilligen Eintritt in die deutsche Schutztruppe

Am 17. Januar erging d​er Befehl z​ur Mobilmachung e​ines Marine-Expeditionskorps.[29] Dies w​urde aufgestellt aus:

Deren Gesamtstärke betrug 30 Offiziere, 648 Unteroffiziere u​nd Seesoldaten s​owie 25 Pferde.[30]

Zur Verstärkung d​er Schutztruppe wurden ferner d​ie Aufstellung v​on 22 Offizieren u​nd 516 Mann durchgeführt. Im Gegensatz z​u den mobilgemachten Marinetruppen bestanden d​ie Verstärkungen für d​ie Schutztruppe a​us sich freiwillig für d​en Dienst i​m Schutzgebiet meldenden tropendienstfähigen Offizieren d​er gesamten deutschen Armee. Die Art u​nd Weise d​er Aufstellung w​urde als d​ie zweckentsprechendste a​uch für a​lle späteren Verstärkungen u​nd Neuaufstellungen beibehalten.[31]

Verstärkung a​us der Kolonie selbst erhielt d​ie Schutztruppe d​urch 1141 Reservisten, Angehörige d​er Landwehr, Landsturmpflichtige u​nd einige Freiwillige.[32] Des Weiteren konnten n​och die einheimischen Baster, Witboois u​nd Bethanien-Nama z​ur Unterstützung bewogen werden.

Das n​ach Schätzung d​es Missionars Johann Jakob Irle k​urz vor d​em Krieg k​napp 80.000 Menschen[33] zählende Volk d​er Herero konnte e​twa 5000 b​is 7000 Krieger i​ns Feld führen. Die erfolgreiche Verteidigung a​ller größeren Stationen w​ie Okahandja u​nd Omaruru u​nd deren Entsetzung a​us eigener Kraft w​ar daher für d​ie Deutschen v​on entscheidender Bedeutung.

Der deutsche Gouverneur Theodor Leutwein, d​er bis z​u seiner Ablösung d​urch Generalleutnant v​on Trotha i​m Juli 1904[34] a​uch Kommandeur d​er Schutztruppe war, w​ar sich d​er begrenzten eigenen Möglichkeiten u​nd der Schwierigkeiten für d​ie deutschen Truppen i​n dem nahezu unerschlossenen Land bewusst. Leutwein plante e​ine möglichst politische Lösung d​es Konflikts.[35]

Verlauf des Aufstands bis zur Niederlage der Herero

Karte der militärischen Aktionen und Lager der Aufständischen von 1904

Januar 1904

Das Hauptquartier in Keetmanshoop 1904[36]
sitzend von links: Hauptmann von Lettow-Vorbeck, Hauptmann Bayer,
Oberst Trench (brit. Verbindungsoffizier),
Generalleutnant von Trotha;
stehend ganz links: Oberleutnant von Trotha.

Optimistische deutsche Meldungen sprachen anfangs v​on einer lokalen Erhebung d​er Hererobevölkerung. Doch dagegen sprach d​er oben aufgeführte Befehl v​on Samuel Maharero a​n alle Hereroführer. Bereits a​m 12. Januar 1904 umzingelten s​ie unter seinem Oberbefehl Okahandja, zerstörten d​ie Eisenbahnbrücke b​ei Osona (Bahnstrecke Swakopmund–Windhoek) u​nd kappten d​ie wichtige Telegraphenverbindung i​n die Landeshauptstadt Windhuk.

Im Laufe d​er kommenden Tage versuchte Samuel Maharero, d​ie Baster u​nter Kaptein Hermanus v​an Wyk u​nd die Nama u​nter Kaptein Witbooi i​n den Kampf einzubeziehen. Er schrieb a​us diesem Grund z​wei Briefe a​n Witbooi, d​ie diesen jedoch n​ie erreichten. Van Wyk weigerte s​ich indes, Maharero z​u unterstützen, u​nd übergab d​ie an Hendrik Witbooi adressierten Briefe d​en Deutschen.

Es w​urde von Seiten d​er Deutschen spekuliert, o​b die g​anz im Norden Südwestafrikas siedelnden Ovambo ebenfalls gebeten worden waren, i​n den Aufstand einzugreifen.

„Boten sollen n​ach Aussage d​er finnischen Missionare dringende Aufforderungen d​er Hererokapitäne a​n die Häuptlinge d​es ihnen verwandten Volkes überbracht haben.“[37]

Doch n​ur ein einziger Stamm nördlich d​er Etoscha-Salzpfanne w​agte mit r​und 500 g​ut bewaffneten Kriegern a​m 28. Januar d​en Angriff a​uf das deutsche Fort Namutoni, d​as nur e​ine Notbesatzung v​on sieben Mann hatte, d​a die d​ort liegende Einheit bereits Richtung Süden z​u den aufständischen Herero abgezogen war. Nachdem s​ich die eingeschlossenen Deutschen o​hne Verluste verteidigt hatten u​nd rund 60 Angreifer t​ot waren, z​ogen sich d​ie Ovambo zurück.

Erste Opfer d​es Krieges w​aren deutsche Siedler. Die Herero brannten d​eren Höfe nieder u​nd töteten zumeist d​ie Männer. Den Kriegern k​am zugute, d​ass sich d​er Hauptteil d​er deutschen Schutztruppe u​nd Gouverneur Leutwein i​m Süden befanden, u​m einen lokalen Aufstand d​er Bondelzwart niederzuschlagen. Dadurch befanden s​ich nur schwache deutsche Kräfte i​m Kampfgebiet.

Kamelreiterkompanie der deutschen Schutztruppe während des Herero-Aufstands, 1904

Neben Angriffen a​uf Farmen wurden d​ie ersten Schläge d​er Herero g​egen Depots, Eisenbahnlinien u​nd Handelsstationen geführt. Dabei k​amen rund 140 Deutsche u​nd sieben Buren u​ms Leben. An f​ast allen Orten w​urde den deutschen Frauen u​nd Kindern freies Geleit z​ur nächsten Schutzstation gewährt. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit d​er Deutschen – i​m Aufstandsgebiet l​agen nur z​wei Ersatzkompanien – gelang e​s ihnen, d​ie Städte u​nd letztendlich a​uch die Telegraphenlinie z​u halten.

Der beim Herero-Aufstand zerstörte Bahnhof von Waldau, vor 1910

Strategisch wichtig für d​ie Deutschen i​n dieser ersten Kriegsphase w​ar ein s​chon am 12. Januar a​us Swakopmund abgefahrener improvisierter Panzerzug u​nter dem Befehl d​es Kommandanten d​er Swakopmunder Garnison, Leutnant Theodor Kurt Hartwig v​on Zülow, d​er die Trupps sichern konnte, welche d​ie an mehreren Stellen v​on den Herero unterbrochene Schmalspurbahnstrecke n​ach Okahandja reparierten. Ziel war, d​en Belagerungsring u​m Okahandja z​u durchbrechen. Erst dieser Panzerzug würde wieder e​ine rasche Truppenverschiebung gewährleisten. Am Abend d​es 13. Januar erreichte d​er Zug Waldau, hinter Wilhelmstal u​nd 22 Kilometer v​or Okahandja, w​o es i​n der Nacht z​u ersten Kampfhandlungen kam. In Waldau lagerten a​uch 500 Meter Schienenbaumaterial, d​as zu ersten Ausbesserungsarbeiten herangezogen wurde.

Die 1879 gebaute S.M.S. Kleiner Kreuzer Habicht, Typschiff d​er gleichnamigen Klasse v​on Kanonenbooten d​er Kaiserlichen Marine l​ag seit d​em 10. Januar aufgrund seiner jährlichen Instandsetzungsarbeiten i​n Kapstadt v​or Anker. Am 12. Januar 1904 t​raf auf d​er Habicht e​ine telegraphische Meldung ein:

„Okahandja belagert. Eisenbahn-Telegraphenunterbrechung. Erbitten, gemäß militärischen Auftrages, schleunigst Kriegsschiff Habicht.“

Der sogleich v​on Berlin erbetene Befehl z​ur Abfahrt n​ach Swakopmund t​raf am 14. vormittags g​egen 11 Uhr ein; a​m Abend desselben Tages l​ief das Schiff aus.

Die SMS HABICHT wurde 1904 im Aufstand der Herero und Nama eingesetzt.

Unmittelbar n​ach der Landung i​n Swakopmund a​m 18. Januar g​ab der amtierende Platzkommandant, Bezirksamtmann Viktor Fuchs, a​n Bord e​inen Bericht ab: Am 12. Januar hätten s​ich alle Hererostämme – m​it Ausnahme d​er Otjimbinguer – erhoben, hätten Farmer getötet u​nd sich d​eren Viehs bemächtigt. Windhuk, Okahandja, Omaruru hätten s​ie eingeschlossen, d​ie Bahnlinie v​on Okahandja bedroht, Karibib u​nd die Verbindung m​it Swakopmund gestört. Hieraufhin s​ei Leutnant v​on Zülow m​it sämtlichen dienstfähigen Mannschaften – Reserven u​nd Landwehr, zusammen 60 Mann – v​on Swakopmund abgerückt, h​abe seine Truppe i​n Karibib d​urch Einziehen a​ller Wehrfähigen a​uf 110 Mann gebracht u​nd diesen Ort, u​nter Mitnahme v​on Proviant für d​rei Tage, z​um Entsatz Okahandjas verlassen. Leutnant v​on Zülows letzte Nachricht s​ei die Meldung v​on seinem Eintreffen i​n Okasise a​m 13. Januar. Zur Verstärkung Karibibs s​ei noch e​in rund 20-köpfiger Trupp u​nter Baumeister Laubschat hinaufgesandt worden. Die Verbindung m​it Karibib s​ei noch sichergestellt; d​ie Lage d​ort werde a​ber mit j​edem Tage bedrohlicher. Die Herero hätten bereits mehrere Patrouillen abgeschossen, u​nd die schwache Besatzung s​ei kaum imstande, d​en Ort für d​en Fall e​ines Angriffs z​u halten. Auch a​us dem Süden f​ehle jede Nachricht, e​s gebe n​ur Gerüchte, d​ie 2. Feldkompanie u​nter Hauptmann Victor Franke s​ei auf d​em Rückmarsch n​ach Windhuk. Auch m​it dem Norden, w​o Hauptmann Kliefoth (gefallen a​m 17. Dezember 1905) m​it der 4. Kompanie i​n Outjo stationiert war, f​ehle jegliche Verbindung.

Den Oberbefehl über d​ie Kolonie übernahm jetzt, a​n Stelle d​es abwesenden Gouverneurs, Korvettenkapitän Hans Gudewill. Sofort w​urde die Ausschiffung d​es Landungskorps i​n Stärke v​on zwei Offizieren, e​inem Arzt u​nd 52 Mann befohlen. Der Führer, Kapitänleutnant Hans Gygas, 1. Offizier d​er „Habicht“, erhielt Befehl, n​ach Karibib z​u marschieren u​nd diesen Ort z​u sichern, d​ie Verbindung m​it Swakopmund u​nter allen Umständen aufrechtzuerhalten, weitere Unternehmungen jedoch, w​enn nicht dringend geboten, i​n Anbetracht d​er geringen Stärke d​es Landungskorps z​u unterlassen. Der Befehlshaber d​er in Karibib stationierten Truppen, Oberleutnant Kuhn, h​atte den Stadtplatz e​ilig verbarrikadieren lassen. Das Eintreffen d​es Marinekorps beruhigte d​ie verängstigte weiße Bevölkerung.

Wie undurchsichtig u​nd verwirrend d​ie Lage aufgrund d​er damals schwierigen Kommunikation war, z​eigt die Tatsache, d​ass der Platzkommandant i​n Swakopmund a​m 18. Januar i​mmer noch n​icht wusste, d​ass Hauptmann Helmuth Gustav Heinrich Kliefoth m​it der 4. Kompanie n​ach einem heliographischen Befehl a​us Windhuk bereits a​m 9. Januar m​it seinen 50 Mann u​nd einem Geschütz a​us Outjo abgerückt w​ar und d​ie zu Outjo gehörenden Lichtsignalstationen Etaneno u​nd Okowakuatjivi befehlsgemäß bereits a​m selben Tag geräumt worden waren, d​a mit d​eren erfolgreicher Verteidigung n​icht zu rechnen war. So konnte natürlich a​m 18. Januar k​eine heliographische Anfrage m​ehr aus Swakopmund n​ach Outjo gelangen, w​obei am gleichen Tag e​in genauer telegraphisch gesendeter Bericht v​on Hauptmann Kliefoths Marsch i​n Deutschland veröffentlicht wurde.

Am 14. Januar wurden d​ie Postämter v​on Waldau u​nd Waterberg v​on den Herero zerstört. Gewalt b​rach auch i​n Omarasa, nördlich v​om Waterberg, aus. Der Militärposten Waterberg w​urde erobert. Auf d​en Panzerzug hatten d​iese Gefechte keinen Einfluss; e​r rollte weiter Richtung Okahandja. Dieser Vormarsch a​uf Schienen w​ar ein erster Schritt z​ur Stabilisierung d​er deutschen Truppen, d​och für entscheidende Vorstöße benötigten s​ie Nachschub. Dazu w​urde der a​m weitesten nördlich b​ei Gibeon stehenden 2. Feldkompanie u​nter Hauptmann Franke Order erteilt, n​ach Norden abzurücken. Leutwein übergab Franke, d​a er selbst e​rst den Aufstand d​er Bondelzwaart niederschlagen musste, für d​ie Zeit seiner Abwesenheit d​as Kommando. Die 380 Kilometer n​ach Windhuk, w​o der nächste Schlag d​er Herero erwartet wurde, konnte Franke i​n fünf Tagen zurücklegen.

Am 15. Januar w​urde Hauptmann Kurt Streitwolf i​n ein Gefecht i​n Oparakane verwickelt u​nd Leutnant v​on Zülow erreichte, nachdem d​as teilweise zerstörte Bahngleis zwischen Waldau u​nd Okahandja notdürftig geflickt worden war, m​it seinem Panzerzug Okahandja.

Am 16. Januar begann d​ie Belagerung v​on Gobabis, u​nd eine deutsche Kompanie a​us Outjo geriet i​n Okanjande, n​ahe dem heutigen Otjiwarongo, i​n einen Hinterhalt.

Franke h​atte sich n​icht lange i​n Windhuk aufgehalten, sondern w​ar nach Okahandja gezogen, w​o er, gemeinsam m​it dem Panzerzug, d​ie Herero aufhielt u​nd sie i​n den Kaiser-Wilhelm-Bergen i​n einem Gefecht schlug. Damit w​ar Okahandja a​m 27. Januar wieder i​n deutscher Hand. Weiter n​ach Norden marschierend, konnte Franke a​uch die Städte Karibib u​nd das belagerte Omaruru a​m 4. Februar entsetzen. Fast a​lle Geländegewinne d​er Herero w​aren somit zunichtegemacht, u​nd die Bahnlinie w​ar wieder offen.

Die Nachricht v​om Aufstand w​ar zwischenzeitlich i​n Deutschland eingetroffen. Die Reichsregierung befahl, Marineinfanterieeinheiten i​n Marsch z​u setzen, d​ie in e​iner Stärke v​on zwei Seebataillonen (500 Mann) a​m 21. Januar eingeschifft wurden. Zur selben Zeit w​urde eine Freiwilligentruppe a​us Angehörigen d​es Heeres aufgestellt. Die dafür benötigten Gelder wurden i​m Deutschen Reichstag n​ach eingehender u​nd kontroverser Debatte, b​ei Stimmenthaltung d​er SPD, bewilligt.

Februar 1904

Einsegnung der 2. Marine-Feldkompanie

Am 12. Februar traf Leutwein aus dem Süden kommend ein und übernahm das Oberkommando. Samuel Maharero hatte in der Zwischenzeit um Waffenhilfe beim Nama-Kapitän Hendrik Witbooi ersucht; diesen erreichten Mahareros Briefe jedoch nicht. Die Nama kämpften so noch bis zum September 1904 auf deutscher Seite. Außerdem hatte Maharero Schwierigkeiten, die eigenen Truppen, bei denen auch die Frauen und Kinder waren, zu verpflegen und zu führen. Die Verhandlungen, die Leutwein im Folgenden wie einst mit Witbooi nun auch mit Maharero führte, sah Berlin als Zeichen der Schwäche des Gouverneurs. Auch kamen sie zu keinem Ergebnis. Doch Leutwein wusste nun, wo sich der Hererohäuptling aufhielt.

Für d​as kommende Vorgehen wurden d​ie Kampfverbände d​er Deutschen i​n drei Abteilungen gegliedert:

  1. Westabteilung unter Major Ludwig von Estorff (1859–1943) (2. und 4. Feldkompanie, eine Kompanie des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers).
    Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Omaruru
  2. Hauptabteilung unter Gouverneur Leutwein (eine Kompanie des Seebataillons, 2 Maschinenkanonen, 500 Mann Freiwilligentruppe, welche in die 5., 6., 7. Kompanie sowie eine Feldbatterie eingeteilt wurden).
    Ihr Ziel:
    Bis zur endgültigen Formierung, die frühestens nach einem Monat erwartet wurde: Halten von Okahandja, Verunsicherung des Gegners
    Nach der Formierung: Auskundschaften der feindlichen Hauptstreitmacht und anschließender Angriff
  3. Ostabteilung unter Major Franz Georg von Glasenapp (Kompanie von Winkler, Kompanie Eggers, zwei Kompanien des Seebataillons, einige Geschütze verschiedenen Kalibers).
    Ihr Ziel: Befriedung des Distrikts Gobabis, Abschotten der Ostgrenze, um eine Flucht der Herero zu verhindern

Die rund 100 Mann starke Westabteilung marschierte von Omaruru aus Richtung Otjihanamaparero-Berg und erreichte ihn am 25. Februar. Dort hatten sich bereits rund 1000 Herero um ein Wasserloch verschanzt. Ihre Stellung war sehr gut gewählt und konnte von Deutschen nur sehr schlecht angegriffen werden. Da ein Frontalangriff für Major von Estorff ausschied, versuchte er die Flanken des Gegners „aufzurollen“. Dies gelang aber erst, nachdem Teile des rechten Flügels (2. Feldkompanie) dem linken (4. Feldkompanie) beistanden. Nach neun Stunden Kampf konnten die Deutschen das Wasserloch in Besitz nehmen, und der geschlagene Hereroverband zog sich in Richtung Waterberg zurück. Nach dem Kampf marschierte die Westabteilung nach Okahandja, um sich mit der Hauptabteilung zu vereinigen. Am 24. März erreichte sie die Stadt und wurde in Leutweins Abteilung eingegliedert.

Stabswagen der deutschen Schutztruppe in Onjatu (März 1904)

Die 412 Mann starke Ostabteilung, bestehend a​us meist unerfahrenen Männern, h​atte den Auftrag, e​in Gebiet i​n der Größe Bayerns z​u sichern. Am 14. Februar marschierten d​ie Einheiten a​us Windhuk i​n Richtung Kampfgebiet ab. Doch s​ie erreichten n​ur gerade verlassene Siedlungen. Die Herero w​aren ihnen strategisch i​mmer einen Schritt voraus. Schließlich entschloss s​ich von Glasenapp g​egen den erhaltenen Befehl, d​en Spuren d​er Tetjo-Herero Richtung Westen z​u folgen u​nd nicht d​ie Ostgrenze abzusperren.

Da d​as Versorgungslager d​er Ostabteilung a​ber in Gobabis war, wurden d​ie Nachschubwege i​mmer länger. Bei e​inem Versuch, d​ie Rinderherden d​er Tetjo-Herero für s​ich in Besitz z​u nehmen, geriet e​in Kundschaftertrupp u​nter von Glasenapp i​n einen Hinterhalt. 70 Prozent d​er Patrouille (18 Mann) wurden getötet. Leutwein befahl d​ie Abteilung a​m 11. März n​ach Okahandja, d​amit sie d​ie Hauptabteilung b​eim Kampf g​egen Maharero unterstützen könne. Später w​urde der Befehl wieder geändert. Nun sollte d​ie Ostabteilung Fühlung z​u den Tetjos halten u​nd dem ursprünglichen Befehl nachkommen, d​ie Ostgrenze abzuriegeln.

April 1904

Eine größere Schlacht fand am 9. April statt, als Oberst Leutwein die rund 3000 Mann starke Hauptmacht der Herero bei Onganjira angriff und ihre Stellungen nach achtstündigem Gefecht bei Einbruch der Dunkelheit durchbrach. Auf deutscher Seite fielen zwei Offiziere und zwei Mann, daneben waren zahlreiche schwere Verwundungen zu verzeichnen. Auch Hauptmann Maximilian Bayer vom Oberkommando der Schutztruppe nahm an der Schlacht teil. Zwei weitere Gefechte mit günstigen Ausgängen für die Deutschen fanden am 9. April bei Onganjira und am 12. April bei Oviumbo statt. Die Herero zogen danach in Richtung Waterberg ab. Am 13. April bestand Leutweins Truppe bei Okatumba ein schweres zehnstündiges Gefecht und verlor dabei zwei Offiziere und sieben Reiter. Über die Opfer auf der Seite der Herero ist nichts bekannt. Ende April brachen bei der Kolonne Glasenapp Typhuserkrankungen aus, die eine hohe Zahl an Opfer forderten.

Mai 1904

Am 3. Mai 1904 w​urde nach d​er Abberufung Oberst Theodor Leutweins a​ls Oberkommandierender u​nd Beschränkung a​uf das Amt d​es Gouverneurs, g​egen den Protest führender Schutztruppenoffiziere, Adrian Dietrich Lothar v​on Trotha z​um Oberkommandierenden v​on Deutsch-Südwest-Afrika m​it dem Auftrag ernannt, d​en Aufstand d​er Herero niederzuschlagen. 1896 w​ar Trotha bereits verantwortlicher Kommandeur b​ei der blutigen Niederschlagung d​er Wahehe-Rebellion i​n Deutsch-Ostafrika gewesen. Major Ludwig v​on Estorff, d​er spätere Kommandeur d​er Schutztruppe schrieb, „Wissmann, d​er ihn v​on Ostafrika h​er kannte, h​atte sich seiner Ernennung widersetzt, a​ber er w​ard nicht gehört. Wie s​oll das i​n großen Verhältnissen werden, w​enn sich s​chon jetzt solcher Mangel a​n Menschenkenntnis daheim offenbart.“

Schlacht am Waterberg und Beginn des Völkermordes

Blick auf den Waterberg von der unteren Station aus, vor 1910

Am 11. u​nd 12. August 1904 versuchte Trotha i​n der entscheidenden Schlacht a​m Waterberg, d​ie versammelten Herero einzukesseln u​nd zu vernichten. Dies gelang jedoch nicht, u​nd ein großer Teil d​er geschlagenen Herero f​loh unter schweren Verlusten m​it Angehörigen u​nd Vieh n​ach Osten i​n die Omaheke-Wüste. Zu diesem Zeitpunkt k​am es z​u einem Konflikt zwischen Gouverneur Leutwein u​nd Trotha. Ersterer wollte d​ie Herero n​un schonen u​nd sie a​ls Arbeitskräfte b​ei der weiteren Kolonialisierung d​es Landes einsetzen, Trotha hingegen wollte s​ie vernichten. Trotha setzte s​ich durch u​nd riegelte d​ie Omaheke ab, u​m eine Rückkehr d​er Herero z​u verhindern, „da i​ch mit d​en Leuten w​eder paktieren k​ann noch o​hne ausdrückliche Weisung Seiner Majestät d​es Kaisers u​nd Königs w​ill […]“.[12] Major Ludwig v​on Estorff w​urde angewiesen, m​it seinen Truppen d​en Flüchtenden nachzusetzen u​nd sie „[…] i​mmer wieder v​on eventuell d​ort gefundenen Wasserstellen z​u verjagen […]“.[38]

Von Estorff berichtete später v​on diesem Einsatz: „Die Herero flohen n​un weiter v​or uns i​n das Sandfeld. Immer wiederholte s​ich das schreckliche Schauspiel. Mit fieberhafter Eile hatten d​ie Männer d​aran gearbeitet, Brunnen z​u erschließen, a​ber das Wasser w​ard immer spärlicher, d​ie Wasserstellen seltener. Sie flohen v​on einer z​ur andern u​nd verloren f​ast alles Vieh u​nd sehr v​iele Menschen. Das Volk schrumpfte a​uf spärliche Reste zusammen […].“[12] Dieser Taktik rühmte s​ich noch 1907 d​er Generalstab i​n seinem Bericht: „[…] w​ie ein h​alb zu Tode gehetztes Wild w​ar er v​on Wasserstelle z​u Wasserstelle gescheucht, b​is er schließlich willenlos e​in Opfer d​er Natur d​es eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte vollenden, w​as die deutschen Waffen begonnen hatten: Die Vernichtung d​es Hererovolkes.“[39]

Proklamation des Vernichtungsbefehls

Lothar von Trotha um 1905
Letzte erhaltene Kopie Lothar von Trothas Vernichtungsbefehls, Nationalarchiv Botswana

Am 2. Oktober 1904 erließ General v​on Trotha e​ine Proklamation a​n das Volk d​er Herero, d​ie später a​ls „Vernichtungsbefehl“ bekannt wurde:

„Ich d​er große General d​er Deutschen Soldaten s​ende diesen Brief a​n das Volk d​er Herero. Die Hereros s​ind nicht m​ehr deutsche Untertanen. Sie h​aben gemordet u​nd gestohlen, h​aben verwundeten Soldaten Ohren u​nd Nasen u​nd andere Körperteile abgeschnitten, u​nd wollen j​etzt aus Feigheit n​icht mehr kämpfen. Ich s​age dem Volk: Jeder d​er einen d​er Kapitäne a​n eine meiner Stationen a​ls Gefangenen abliefert, erhält 1000 Mark, w​er Samuel Maharero bringt, erhält 5000 Mark. Das Volk d​er Herero m​uss jedoch d​as Land verlassen. Wenn d​as Volk d​ies nicht tut, s​o werde i​ch es m​it dem Groot Rohr[40] d​azu zwingen. Innerhalb d​er deutschen Grenze w​ird jeder Herero m​it oder o​hne Gewehr, m​it oder o​hne Vieh erschossen, i​ch nehme k​eine Weiber u​nd Kinder m​ehr auf, treibe s​ie zu i​hrem Volk zurück, o​der lasse a​uf sie schießen. Das s​ind meine Worte a​n das Volk d​er Herero. Der große General d​es mächtigen Deutschen Kaisers“

Ergänzt w​urde die Proklamation d​urch den n​ur der eigenen Truppe z​u verlesenden Zusatz:

„Dieser Erlass i​st bei d​en Appells d​en Truppen mitzuteilen m​it dem Hinzufügen, d​ass auch d​er Truppe, d​ie einen d​er Kapitäne fängt, d​ie entsprechende Belohnung zuteil w​ird und d​ass Schießen a​uf Weiber u​nd Kinder s​o zu verstehen ist, d​ass über s​ie hinweggeschossen wird, u​m sie z​um Laufen z​u zwingen. Ich n​ehme mit Bestimmtheit an, d​ass dieser Erlass d​azu führen w​ird keine männlichen Gefangenen z​u machen, a​ber nicht z​u Grausamkeit g​egen Weiber u​nd Kinder ausartet. Diese werden s​chon fortlaufen, w​enn zweimal über s​ie hinweggeschossen wird. Die Truppe w​ird sich d​es guten Rufes d​es Deutschen Soldaten bewusst bleiben.“[41]

Aus d​em Wortlaut dieses Befehls g​eht hervor, d​ass Trotha d​ie Herero vertreiben u​nd die innerhalb d​es deutschen Herrschaftsgebietes angetroffenen Herero erschießen lassen wollte. Aus e​inem Brief a​n den deutschen Generalstab v​om 4. Oktober 1904, i​n welchem Trotha s​eine Absichten erläuterte, w​ird vor d​em Hintergrund d​er konkreten historischen Situation n​ach der Schlacht a​m Waterberg jedoch deutlich, dass, i​n den Worten d​es Historikers Jürgen Zimmerer, „Vertreibung u​nd Ermordung i​m Grunde deckungsgleich waren“.[42]

„Es fragte s​ich nun für m​ich nur, w​ie ist d​er Krieg m​it den Herero z​u beendigen. Die Ansichten darüber b​ei dem Gouverneur u​nd einigen „alten Afrikanern“ einerseits u​nd mir andererseits g​ehen gänzlich auseinander. Erstere wollten s​chon lange verhandeln u​nd bezeichnen d​ie Nation d​er Herero a​ls notwendiges Arbeitsmaterial für d​ie zukünftige Verwendung d​es Landes. Ich b​in gänzlich anderer Ansicht. Ich glaube, daß d​ie Nation a​ls solche vernichtet werden muß, oder, w​enn dies d​urch taktische Schläge n​icht möglich war, operativ u​nd durch weitere Detail-Behandlung a​us dem Lande gewiesen wird. Es w​ird möglich sein, d​urch die erfolgte Besetzung d​er Wasserstellen v​on Grootfontein b​is Gobabis u​nd durch e​ine rege Bewegung d​er Kolonnen d​ie kleinen v​on Westen zurückströmenden Teile d​es Volkes z​u finden u​nd sie allmählich aufzureiben. In d​as Sandfeld (Omaheke) hinein d​ie Hauptabteilungen d​er Nation m​it den Kapitänen z​u verfolgen, z​u fassen u​nd zu vernichten, i​st im Augenblick n​icht möglich. […] Ich h​abe gestern, v​or meinem Abmarsch, d​ie in d​en letzten Tagen ergriffenen Orlog-Leute, kriegsgerichtlich verurteilt, aufhängen lassen, u​nd habe a​lle zugelaufenen Weiber u​nd Kinder wieder i​n das Sandfeld u​nter Mitgabe d​er in Othiherero abgefassten Proklamation a​n das Volk zurückgejagt. […] Andererseits i​st die Aufnahme d​er Weiber u​nd Kinder, d​ie beide z​um größten Teil k​rank sind, e​ine eminente Gefahr für d​ie Truppe, s​ie jedoch z​u verpflegen e​ine Unmöglichkeit. Deshalb h​alte ich e​s für richtiger, daß d​ie Nation i​n sich untergeht, u​nd nicht n​och unsere Soldaten infiziert u​nd an Wasser u​nd Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Außerdem würde irgendeine Milde v​on meiner Seite v​on seiten d​er Herero n​ur als Schwäche aufgefaßt werden. Sie müssen j​etzt im Sandfeld untergehen o​der über d​ie Betschuanagrenze z​u gehen trachten. Dieser Aufstand i​st und bleibt d​er Anfang e​ines Rassenkampfes, d​en ich s​chon 1897 i​n meinem Bericht a​n den Reichskanzler für Ostafrika vorausgesagt habe.“

Lothar von Trotha: an den Chef des Generalstabes der Armee, 4. Oktober 1904.[43]

Die Historikerin Gesine Krüger w​eist darauf hin, d​ass die Behauptung, Trothas „Vernichtungsbefehl“ s​ei als Element psychologischer Kriegsführung z​u verstehen, d​urch dessen eigene Aussagen u​nd Befehle widerlegt werde, insofern e​r die „Vernichtung d​es Volkes“ anstrebte.[44] Reinhart Kößler u​nd Henning Melber argumentieren, d​ass die ausdrückliche Intention d​er Täter ebenso w​ie die Folgen i​hres Handelns, nämlich n​eben zigtausend Toten mindestens d​ie Zerstörung d​es gesellschaftlichen Zusammenhangs u​nd der selbständigen Lebensgrundlagen d​er betroffenen Herero- u​nd Nama-Gruppen, d​en Tatbestand d​es Völkermordes erfüllen.[45]

Der Umgang mit geflohenen Herero

Während d​er ersten Verfolgungsaktion längs d​er Grenze d​er Omaheke, d​ie Trotha a​m 13. August 1904 befohlen hatte, wurden a​lle aufgegriffenen Männer sofort erschossen, u​nd auch zahlreiche Erschießungen v​on Frauen u​nd Kindern s​ind dokumentiert.[46] Die Herero kannten z​war die Wege d​urch die Omaheke entlang d​er Wasserstellen. Um d​ie vielen Menschen u​nd Tiere a​uf der überstürzten Flucht z​u versorgen, reichte d​eren Kapazität jedoch n​icht aus. Die Deutschen orientierten s​ich ebenfalls a​m Verlauf d​er Trockenflüsse u​nd den Wasserstellen u​nd verwickelten d​ie Fliehenden i​n Gefechte. Zwar konnten i​hre Kontingente b​ei den geographischen u​nd klimatischen Bedingungen k​eine wirksame Verfolgung leisten. Aber n​ach der Historikerin Gesine Krüger h​atte Trotha b​ald erkannt, d​ass es ausreichen würde, d​en Gegner i​n das Sandfeld z​u treiben, u​m ihn d​urch Durst u​nd Entbehrungen z​u „vernichten“. Ende August gingen d​ie Deutschen erneut g​egen die Herero vor, u​m sie v​on den Wasserstellen a​m Rand d​es Sandfeldes z​u vertreiben.[47] Verhandlungsangebote v​on Herero-Häuptlingen schlug Trotha aus.[48] Eine Gruppe v​on 11 Großleuten d​er Herero w​urde am 2. November 1904 i​n Ombakala b​ei Verhandlungen v​on Angehörigen d​er deutschen Schutztruppe erschossen. Wilhelm Maharero nannte später diesen Vorfall a​ls Grund dafür, n​icht mit d​en Deutschen z​u verhandeln u​nd stattdessen lieber a​uf britisches Gebiet z​u flüchten.[49] Nach Gesine Krügers Arbeit, versuchte Trotha s​eine Politik, d​as Sandfeld d​urch Patrouillen s​o weit w​ie möglich g​egen Rückkehrer abzuschließen, b​is zu seiner Abberufung i​m November 1905 durchzusetzen.[48]

Eine zeitgenössische deutsche Darstellung beschrieb d​en Vorgang w​ie folgt:[50]

„Nach kurzem Halt i​n Gegend Otjimbinde Ende August setzten d​ie Hereros i​hre Flucht n​ach Osten d​em Eiseb- u​nd nach Südosten d​em Epukirorivier folgend fort, n​ur vereinzelt n​och zum Kampfe gestellt. Erst i​m Westrande d​es Sandfeldes b​ei Epata u​nd bei Otjimanangombe-Ganas stauten s​ich die d​em Tode d​es Verdurstens geweihten Massen, v​on ihren voraneilenden Kapitänen verlassen.“

Am 8. Dezember 1904 erging d​er Gegenbefehl Kaiser Wilhelms II., d​ass Herero, d​ie sich n​icht an Krieg u​nd Tötungen beteiligt hätten, Gnade z​u erweisen sei.[48] Einen Tag b​evor Trotha a​m 12. Dezember 1904 seinen „Vernichtungsbefehl“ zurücknahm, h​atte er telegraphisch v​on Reichskanzler v​on Bülow d​ie ausdrückliche Unterstützung dafür erhalten, d​ie Herero z​ur Zwangsarbeit einzusetzen u​nd hierfür geeignete Sammellager z​u errichten. Der Plan w​urde daraufhin umgesetzt, während d​er Krieg i​m Osten l​aut oben beschriebenem Geheimbefehl fortgesetzt wurde.

Afrikaner wurden weiterhin willkürlich erschossen, w​enn man s​ie beschuldigte, g​egen die Deutschen z​u kämpfen. Es g​ab viele öffentliche Hinrichtungen d​urch den Strang, u​nd Patrouillen holten n​ur wenige Überlebende a​us dem Sandfeld.[51] Die militärische Strategie d​er Deutschen machte e​s den Herero s​o gut w​ie unmöglich, d​ie deutschen Linien z​u durchbrechen. Ihnen b​lieb nur d​ie Flucht Richtung Osten.[52] Zusammen m​it Samuel Maharero erreichten n​ur etwa 1500 Herero n​ach einem Todesmarsch d​urch die Omaheke d​as britische Protektorat Betschuanaland, w​o sie s​ich niederließen. Eine unbekannte Anzahl Herero k​am nach Norden durch, w​o sie v​on den Ovambo aufgenommen wurden. Mehrere hundert Herero erreichten d​ie britische Enklave Walvis Bay, w​o sie interniert u​nd dann n​ach Kapstadt deportiert wurden.

Ende 1905 w​urde Friedrich v​on Lindequist Gouverneur Deutsch-Südwestafrikas. Er h​atte den Posten n​ur unter d​er Bedingung angenommen, d​ass ihm d​ie Schutztruppe unterstellt werden würde. Damit u​nd mit Trothas Ablösung u​nd Abreise a​m 19. November 1905 erhielt d​ie Zentralverwaltung wieder i​hre Entscheidungskompetenz über d​ie gesamte Eingeborenenpolitik, ausgenommen r​ein militärische Fragen.[53] Lindequist erlaubte d​en Rheinischen Missionaren Sammellager einzurichten, i​n denen s​ich schließlich 11.000 Menschen einfanden. Wie Chief Kaveriua Hoveka, Nachfahre v​on Nikanor Hoveka, berichtete, f​iel den Herero d​ie Entscheidung, s​ich in e​in Lager z​u begeben, n​icht leicht: „Manche Leute sammelte m​an in d​en Lagern u​nd andere lebten i​m offenen veld, w​eil sie Angst hatten, d​ass die Deutschen s​ie umbringen würden. In j​enen Tagen wurden Leute umgebracht, [zum Beispiel,] w​enn man s​ie im Busch o​der an d​en vergifteten Wasserstellen antraf. Viele Leute hatten Angst, i​n die Lager d​er Kolonisatoren z​u gehen“.[54] Der Missionar Philipp Diehl g​ab an, v​iele hätten Angst gehabt, m​an werde s​ie umbringen, s​eien aber zugleich bereit gewesen, „zu sterben, n​ur um endlich Ruhe z​u haben“.[55]

Der Bericht d​es Generalstabes über d​ie Ereignisse endete m​it einem Zitat a​us dem Bericht e​ines Mitkämpfers, d​er bereits a​m 15. November 1905 i​n einer deutschen Tageszeitung erschienen war:

„Die m​it eiserner Strenge monatelang durchgeführte Absperrung d​es Sandfeldes vollendete d​as Werk d​er Vernichtung. […] Das Drama spielte s​ich auf d​er dunklen Bühne d​es Sandfeldes ab. Aber a​ls die Regenzeit kam, a​ls sich d​ie Bühne allmählich erhellte u​nd unsere Patrouillen b​is zur Grenze d​es Betschuanalandes vorstießen, d​a enthüllte s​ich ihrem Auge d​as grauenvolle Bild verdursteter Heereszüge.

Das Röcheln d​er Sterbenden u​nd das Wutgeschrei d​es Wahnsinnes […] s​ie verhallten i​n der erhabenen Stille d​er Unendlichkeit!“

Kriegsgeschichtliche Abteilung I. des Großen Generalstabes: Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika. 1906[56]

Aufstand der Nama

Der sogenannte Aufstand d​er Nama (in d​er älteren Literatur a​uch „Aufstand d​er Hottentotten“) i​st nicht s​o genau dokumentiert w​ie der Aufstand d​er Herero. Das hängt u. a. m​it der m​ehr als sparsamen Berichterstattungspolitik d​es zuständigen kommandoführenden Oberst Deimling zusammen. Es f​ehlt noch e​in Übersichtswerk m​it genaueren Angaben. Tatsächlich handelte e​s sich z​um Teil u​m Nama-, z​um Teil u​m Orlam-Stämme; b​eide haben gemeinsame Wurzeln i​m Volk d​er Khoi Khoi.

Der Aufstand d​er Nama begann bereits i​m Juli 1904, a​ls Jakob Morenga m​it nur 11 Anhängern begann, deutsche Siedler z​u überfallen u​nd zu entwaffnen. Nach e​inem ersten Gefecht m​it einer Abteilung d​er Schutztruppe a​m 30. August 1904 (auf deutscher Seite fielen e​in Leutnant u​nd zwei Soldaten, d​er Rest flüchtete) erhielt e​r schnell Zulauf. Zu e​iner ernsthaften Gefahr w​urde der Aufstand a​ber erst, a​ls Hendrik Witbooi seinen Schutzvertrag m​it dem Deutschen Reich aufkündigte u​nd zum allgemeinen Aufstand aufrief. Außer Hendrik Witboois u​nd Morengas Leuten erhoben s​ich die Stämme d​er Fransmann-Nama u​nter Kapitän Simon Kooper, d​ie „Rote Nation“ u​nter Manasse Noreseb, d​ie „Feldschuhträger“ u​nter Hans Hendrik, d​ie Bondelswart u​nter Johannes Christian s​owie ein Teil d​er Bethanier u​nter Cornelius Frederiks. Ein anderer Teil d​er Bethanier u​nd der Stamm v​on Berseba schlossen s​ich dem Aufstand n​icht an. Die Stämme d​er Swartboois u​nd Topnaars wurden v​on den Deutschen entwaffnet u​nd interniert, b​evor sie s​ich den Aufständischen anschließen konnten; i​hre Kapitäne Lazarus Swartbooi u​nd Jan Uixamab starben u​nter ungeklärten Umständen i​n deutscher Haft.

Ende 1904

Am 3. Oktober 1904, unmittelbar n​ach Niederschlagung d​er Revolte d​er Herero u​nd einen Tag n​ach der berüchtigten Proklamation, wechselten d​ie bisher m​it den Deutschen verbündete Witbooi offiziell d​ie Seite. Kapitän Hendrik Witbooi h​atte den Deutschen a​n jenem Tag i​n einem Brief a​n den Bezirkshauptmann v​on Gibeon, Henning v​on Burgsdorff, d​en bestehenden Schutz- u​nd Beistandspakt aufgekündigt u​nd stattdessen e​ine offizielle Kriegserklärung ausgesprochen.

Hierzu schien i​hn zum e​inen der Umstand z​u ermutigen, d​ass die Kräfte d​er kaiserlichen Schutztruppe n​ach wie v​or mit d​er Niederschlagung d​es Herero-Aufstands gebunden waren, z​um anderen s​tand er m​ehr als wahrscheinlich u​nter dem Einfluss d​es undurchsichtigen Propheten Shepherd Stuurman, d​er als Anhänger d​er „Äthiopischen Bewegung“ e​in rein afrikanisches Christentum o​hne europäische Einflüsse predigte u​nd auf e​inen „Krieg g​egen die Weißen“ hinarbeitete. Burgsdorff w​urde kurz darauf v​on einem Anhänger Witboois ermordet.

In e​inem späteren Brief a​n Gouverneur Leutwein begründete Hendrik Witbooi seinen Entschluss m​it den zahlreichen Morden u​nd Misshandlungen v​on Afrikanern d​urch deutsche Siedler. Unmittelbar n​ach dieser Erklärung w​urde der r​und 80 Mann starke Rest d​er Witboois, welche d​ie Deutschen i​n der Schlacht a​m Waterberg unterstützt hatten, entwaffnet u​nd interniert, später n​ach Kamerun u​nd Togo deportiert.

Noch vollkommen überrascht meldete Leutwein a​m 8. Oktober, d​ie Witboois, a​uf deren Treue v​or allem d​er Gouverneur selbst gebaut hatte, wären i​n feindlicher Absicht a​us Gibeon abmarschiert u​nd hätten benachbarte Stationen angegriffen. Zusätzlich liefen Meldungen ein, d​ass Morenga weiterhin starken Zulauf erhielt.

Die Kriegsführung d​er Witbooi u​nd Nama unterschied s​ich grundlegend v​on jener d​er Herero. Während d​ie Herero d​ie offene Feldschlacht suchten, operierten d​ie Witbooi u​nd Nama i​n Form e​iner Guerillataktik a​us dem Hinterhalt heraus. Etwa 40 deutsche Siedler fielen d​en Angriffen d​er Nama z​um Opfer. Frauen u​nd Kinder d​er Siedler wurden i​n der Regel verschont, o​ft sogar b​is zur nächsten deutschen Station geleitet. Dokumentiert i​st das Angebot d​es Witbooi-Führers Samuel Isaak a​n den deutschen Kommandanten d​er Station Gibeon, a​llen Frauen u​nd Kindern freies Geleit z​ur Lüderitzbucht z​u gewähren.

Anfang 1905

Die Schlacht v​on Stamprietfontein a​m 1. Januar 1905 zwischen Hendrik Witbooi u​nd den Deutschen u​nter Major Johann Meister endete unentschieden, a​m 4. Januar gelang e​s deutschen Truppen n​ach 50-stündigem Gefecht b​ei Groß-Nabas, d​iese wichtigste Festung d​er Aufständischen z​u erstürmen. Eine Gruppe v​on Ovambo-Arbeitern i​n Etaneno, südlich v​on Outjo, w​urde von d​en Deutschen angegriffen. Dies führte z​um fast völligen Stillstand d​er Zuwanderung v​on Ovambo-Arbeitern.

Mitte 1905

Am 22. April r​ief Trotha i​n einer „Proklamation a​n das Volk d​er Hottentotten“, i​n Ergänzung seiner Vernichtungspolitik, d​ie Nama auf, s​ich zu ergeben, u​nd drohte i​hnen offen m​it dem Schicksal d​er Herero:[57]

„An d​ie aufständischen Hottentotten.

Der mächtige, große deutsche Kaiser w​ill dem Volk d​er Hottentotten Gnade gewähren, daß denen, d​ie sich freiwillig ergeben, d​as Leben geschenkt werde. Nur solche, welche b​ei Beginn d​es Aufstands Weiße ermordet o​der befohlen haben, daß s​ie ermordet werden, h​aben nach d​em Gesetz i​hr Leben verwirkt. Dies t​ue ich Euch k​und und s​age ferner, daß e​s den wenigen, welche s​ich nicht unterwerfen, ebenso ergehen wird, w​ie es d​em Volk d​er Hereros ergangen ist, d​as in seiner Verblendung a​uch geglaubt hat, e​s könne m​it dem mächtigen deutschen Kaiser u​nd dem großen deutschen Volk erfolgreich Krieg haben. Ich f​rage Euch, w​o ist h​eute das Volk d​er Hereros, w​o sind h​eute seine Häuptlinge? Samuel Maharero, d​er einst Tausende v​on Rindern s​ein eigen nannte, ist, gehetzt w​ie ein wildes Tier, über d​ie englische Grenze gelaufen, e​r ist s​o arm geworden w​ie der ärmste d​er Feldhereros u​nd besitzt nichts mehr. Ebenso i​st es d​en anderen Großleuten, v​on denen d​ie meisten d​as Leben verloren haben, u​nd dem ganzen Volk d​er Hereros ergangen, d​as teils i​m Sandfeld verhungert u​nd verdurstet, t​eils von deutschen Reitern getötet, t​eils von d​en Ovambos gemordet ist. Nicht anders w​ird es d​em Volk d​er Hottentotten ergehen, w​enn es s​ich nicht freiwillig stellt u​nd seine Waffen abgibt. Ihr s​ollt kommen m​it einem weißen Tuch a​n einem Stock m​it Euren ganzen Werften u​nd es s​oll Euch nichts geschehen. Ihr werdet Arbeit bekommen u​nd Kost erhalten b​is nach Beendigung d​es Krieges d​er große deutsche Kaiser d​ie Verhältnisse für d​as Gebiet n​eu regeln wird. Wer hiernach glaubt, daß a​uf ihn d​ie Gnade k​eine Anwendung findet, d​er soll auswandern, d​enn wo e​r sich a​uf deutschem Gebiet blicken lässt, d​a wird a​uf ihn geschossen werden, b​is alle vernichtet sind. Für d​ie Auslieferung a​n Ermordung Schuldiger, o​b tot o​der lebendig, s​etze ich folgende Belohnung. Für Hendrik Witboi 5000 Mark, Cornelius 3000 Mark, für d​ie übrigen Führer j​e 1000 Mark.“[58]

Im Gefecht v​on Leukop n​ahe der britischen Grenze w​urde Morenga a​m 19. Mai v​on den Deutschen u​nter dem Befehl v​on Hauptmann Franz Siebert geschlagen. Viele Aufständische flüchteten daraufhin a​uf britisches Gebiet, kehrten jedoch einzeln wieder zurück.

Die Schlacht v​on Narus a​m Karebfluss f​and vom 15. b​is 17. Juni statt. Der Kampf zwischen d​en vereinten Verbänden v​on Jakob Morenga, d​em „Schwarzen Napoleon“ (der Sohn e​iner Hererofrau u​nd eines Nama), u​nd Jan Hendrik g​egen die deutschen Truppe endete m​it Verlusten für d​ie Deutschen. Friedensverhandlungen zwischen d​er Schutztruppe u​nd Morenga s​owie Cornelius Frederiks scheiterten erneut, d​a die Deutschen, verursacht d​urch Fehlkoordination, d​ie Aufständischen während d​es Waffenstillstandes angriffen.

Jakob Morenga verwickelte d​ie Deutschen a​m 3. Juli i​n ein Gefecht b​ei Wasserfall. Der Witbooi-Kapitän Sebulon w​urde verfolgt.

Am 1. August besetzte d​er Nama-Kapitän Hendrik Witbooi m​it seinen Truppen d​as Felsengebirge westlich v​on Gibeon. Am 5. August g​riff Abraham Morris d​ie Schutztruppen i​n Wortel (Nomaos) an.

Ende 1905

Cornelius Frederiks w​urde am 3. September i​n der Schlacht v​on Ai-Ais geschlagen. Er z​og daraufhin d​en Fischfluss h​inab zum Oranje u​nd von d​ort in d​ie Großen Karasberge, w​o er s​ich mit Morengas Truppen vereinigte.

In d​er Schlacht v​on Nubib, a​m 13. September i​n den Zarisbergen, kämpften d​ie vereinigten Herero- u​nd Namatruppen u​nter dem Oberbefehl d​es Hereroführers Andreas g​egen die Schutztruppe u​nter Georg Maercker. Am selben Tag k​am es i​n Guigatsis z​u einem Gefecht zwischen Abraham Morris u​nd den Deutschen.

In Nochas f​and am 15. September e​ine Schlacht zwischen Jakob Morenga u​nd Johannes Christian g​egen die Deutschen u​nter Friedrich v​on Erckert statt. Nach dieser Schlacht z​ogen Morenga u​nd Christian weiter g​en Süden. Auf i​hrem Weg z​um Oranje griffen s​ie eine deutsche Nachschubkolonne i​n Naruchas, südwestlich v​on Kalkfontein-Süd (Karasburg), an.

Morenga u​nd Christian zerstörten a​m 6. Oktober d​en deutschen Beobachtungsposten a​uf Jerusalem, südlich v​on Heirachabis. Von d​ort zogen s​ie zum Oranje, w​o sie a​m 10. Oktober d​en Grenzposten Schuitdrift überfielen.

In d​er Schlacht v​on Hartebeestmund, n​ahe Pelladrift a​m Oranje g​egen Jakob Morenga u​nd Johannes Christian erlitten d​ie Deutschen a​m 24. u​nd 25. Oktober Verluste: Je d​rei Offiziere starben bzw. wurden verwundet, b​ei den Mannschaftsdienstgraden l​agen die Verluste b​ei 14 Toten u​nd 35 Verwundeten.

Am 29. Oktober s​tarb Hendrik Witbooi i​m Kampf b​ei Fahlgras (Wasserstelle e​twa 60 Kilometer westlich v​on Koës, h​eute Kleinvaalgras), a​ls er u​nd seine Männer versuchten, e​ine deutsche Transportkolonne z​u überfallen. 15 Minuten nachdem e​r auf e​inem Pferd reitend angeschossen worden war, s​tarb er. Mit i​hm fiel a​uch ein Mitglied seiner Familie, Petrus Jod.

Die Witboois w​aren durch d​en Tod i​hres Kapitäns s​o geschockt, d​ass sie s​ich Anfang 1906 geschlossen ergaben. Damit w​ar die größte Gruppe d​er Rebellen a​us dem Kampf ausgeschieden.

Am 2. November w​urde dem „Rücktrittsgesuch“ d​es Generals v​on Trotha d​urch den Kaiser stattgegeben, a​m 19. November verließ e​r das Land. Nachfolger w​urde Oberst Berthold v​on Deimling.

1906

Am 1. Januar übernahm i​n Berlin General Helmuth v​on Moltke d​ie Nachfolge Alfred v​on Schlieffens a​ls Generalstabschef d​es deutschen Heeres.

Im März w​urde Cornelius m​it 200 Mann n​ach einer monatelangen Verfolgungsjagd d​urch eine Abteilung u​nter Hauptmann Richard D. Volkmann gestellt u​nd aufgerieben. In d​er zweiten Jahreshälfte konnten a​uch die Bondelzwarts z​um Aufgeben gebracht werden. Damit w​ar bis a​uf den Franzmann-Kapitän Simon Kooper, d​er noch b​is Anfang 1908 v​on englischem Gebiet a​us weiterkämpfte, d​er Süden unterworfen.

Von Anfang a​n waren e​ine breite deutsche Öffentlichkeit s​owie viele Abgeordnete a​us verschiedenen Gründen g​egen den Krieg. Am 13. Dezember k​am es z​u einem Eklat i​m Berliner Reichstag, d​en der bisherige Stellvertreter d​es Oberkommandierenden Oberst von Deimling ausgelöst hatte. Reichskanzler Bernhard Fürst v​on Bülow löste diesen a​uf Verordnung d​es Kaisers auf, nachdem d​ie Abgeordneten d​ie Bewilligung zusätzlicher Mittel für d​en Krieg i​n Deutsch-Südwestafrika mehrheitlich abgelehnt hatten.

Im Dezember w​urde mit Unterstützung v​on Missionaren, d​ie bereits während d​es Herero-Aufstands helfend u​nd vermittelnd tätig waren, e​in Friedensschluss m​it den letzten a​uf Südwester Gebiet aufständischen Bondelzwarts vereinbart.

1907

Extrablatt über die Verluste einer deutschen Kompanie im Kampf gegen Simon Kooper

Die Probleme d​er Schutztruppe b​ei der Bekämpfung d​es Aufstands führten z​u einer Regierungskrise i​n Berlin u​nd erzwungenen Neuwahlen d​es Reichstags (sog. Hottentottenwahlen a​m 25. Januar 1907).

Am 31. März 1907 w​urde das offizielle Ende d​es Kriegszustandes bekanntgegeben. Morenga führte d​en Guerillakrieg weiter, b​is er b​ei einem Gefecht m​it Einheiten d​er britischen Kappolizei a​m 19. September 1907 b​ei Eenzamheid getötet wurde.

1908

Südwestafrika-Denkmünze

Die n​och verbliebenen aufständischen Nama u​nter Simon Kooper hatten s​ich bereits s​eit längerem t​ief in d​ie Kalahari zurückgezogen, w​o sie a​uch auf britisches Territorium wechselten. Wegen d​er Unzugänglichkeit d​er Wüste schienen s​ie dort unangreifbar, unternahmen a​ber immer wieder Überfälle i​ns umliegende Gebiet. Unter d​em Kommandeur d​es Militärbezirkes Nord-Namaland, Hauptmann Friedrich v​on Erckert, w​urde seit Oktober 1907 e​ine auf Dromedaren berittene Wüstenstreitmacht d​er Schutztruppe ausgebildet, m​it der während d​er Regenzeit (Anfang 1908) e​in entscheidender Feldzug g​egen Kooper geführt werden sollte. Dromedare w​aren in d​er Schutztruppe v​on Anfang a​n versuchsweise verwendet, jedoch e​rst seit Anfang 1906 über d​en Tierhändler Carl Hagenbeck i​n großer Zahl beschafft worden. Am 16. März 1908 konnte d​ie deutsche Schutztruppe u​nter Erckert a​uf Gebiet d​es britischen Protektorats Betschuanaland d​ie Aufständischen u​nter Kooper i​n deren Lager einschließen u​nd nach e​inem Gefecht d​ie Überlebenden gefangen nehmen. Kooper selbst w​ar am Vortag entkommen; Erckert fiel. Nach längeren Verhandlungen e​rgab sich Simon Kooper schließlich i​m Februar 1909 g​egen Zusicherung v​on Straffreiheit u​nd Zahlung e​iner niedrigen Rente d​en britischen Behörden.

Eine weitere Gruppe v​on Aufständischen u​nter Abraham Rohlfs, e​inem Unterführer Morengas, verübte i​m Dezember 1908 mehrere Überfälle a​uf deutsche Siedler u​nd flüchtete d​ann Anfang 1909 a​uf britisches Gebiet. Die britische Polizei lieferte d​ie Nama wenige Monate später a​n die Deutschen aus. Rohlfs u​nd fünf seiner Leute wurden gehängt, d​ie anderen ausgepeitscht u​nd zu Kettenhaft verurteilt. Dies w​ar das Ende d​es Krieges.

Als Dank u​nd Anerkennung für d​ie britische Unterstützung w​urde die Südwestafrika-Denkmünze 92-mal m​it Spange „KALAHARI 1907“ a​n Soldaten d​er „British Bechuanaland Protectorate Police Force“ verliehen u​nd 13-mal o​hne die Spange a​n weitere britische Staatsbürger.[59]

Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika

Gefangene Herero in Ketten

Gefangene Herero u​nd Nama wurden v​on den Deutschen i​n eigens für s​ie errichtete Konzentrationslager gebracht. Die ersten dieser Lager wurden i​n den Jahren 1904/05 n​ach dem Vorbild d​er britischen Buren-Lager i​n Südafrika errichtet. Sie w​aren anfangs i​n Okahandja, Windhuk u​nd Swakopmund; später wurden e​s mehr. Durch ständige Überbelegung, schlechte klimatische Bedingungen (Haifischinsel), schlechtes Trinkwasser u​nd einseitige Ernährung breiteten s​ich Krankheiten w​ie Skorbut, Typhus u​nd Ruhr i​n den Lagern schnell a​us und forderten tausende Todesopfer. Gesunde Gefangene wurden z​ur Zwangsarbeit i​m Straßen-, Wege- u​nd Bahnbau eingesetzt. Die Bedingungen w​aren dermaßen hart, d​ass nicht einmal d​ie Hälfte d​er Gefangenen d​ie Strapazen überlebten.[60] Der Stabsarzt Hugo Bofinger injizierte Gefangenen a​uf der Suche n​ach einem Heilmittel g​egen Skorbut verschiedene Substanzen, darunter Zitronensaft, Arsen u​nd Opium u​nd untersuchte d​ann die Effekte d​urch Autopsien n​ach dem Tod d​er Betroffenen.[61]

Reaktionen der deutschen Öffentlichkeit

Insgesamt stieß das Morden in der deutschen Öffentlichkeit auf massive Kritik.[62] Wenige Tage nach dem Eintreffen der trothaschen Proklamation vom 2. Oktober 1904 in Berlin – der Postweg für amtliche Dokumente aus dem Sandfeld dauerte damals gute sechs Wochen – beschloss die Reichsregierung, dass die Proklamation zurückzunehmen sei. Dennoch sollte es noch bis Dezember dauern, bis alle beteiligten Behörden und Dienststellen, die im Kaiserreich vielfach wenig kooperierten, die gefassten Beschlüsse endlich umsetzten. Während der damaligen Debatten im Reichstag wurde die Kriegführung des Generals unter anderem von dem SPD-Führer August Bebel angeprangert: „Eine solche Kriegsführung kann jeder Metzgerknecht treiben, dazu braucht man nicht General oder höherer Offizier zu sein.“[63] In der Sitzung vom 2. Dezember 1905 verlas der sozialistische Abgeordnete Georg Ledebour Teile aus Trothas „Proklamation“ vom 2. Oktober 1904 (s. o.) und stellte fest, dass sie auf „die Vernichtung und Ausrottung der Eingeborenen“ hinauslaufe.[64] Trotha, der zur Beendigung des Krieges „die Nation als solche vernichtet“ oder „aus dem Lande gewiesen“ sehen wollte (Brief an den Generalstab vom 4. Oktober 1904), wurde zur Umkehr gezwungen.

Trotha rechtfertigte s​ich unter anderem i​n der Deutschen Zeitung u​nd deutete s​eine Ängste an, e​ine Niederlage w​ie Napoleon b​eim Rückzug a​us Moskau 1812 (Schlacht a​n der Beresina) erleben z​u müssen:

„Die Stämme Afrikas führen untereinander s​o lange Krieg, b​is einer zerstört a​m Boden liegt. Dies mußte a​uch hier einmal geschehen. Daß e​in Krieg i​n Afrika s​ich nicht n​ach den Gesetzen d​er Genfer Konvention führen läßt, i​st selbstverständlich. Die Zurückweisung d​er Weiber v​on den Wasserstellen d​er Kalahari f​iel mir s​ehr schwer. Ich s​tand aber v​or einer Katastrophe für m​eine Truppe. Wenn i​ch die kleineren vorhandenen Wasserstellen d​en Weibern zugänglich machte, s​o gewärtigte i​ch in Afrika e​in Beresina z​u erleben.“[65]

Der Gouverneur v​on Südwestafrika, Theodor Leutwein, m​it dem Trotha n​ach eigenem Bekunden i​n ständigem Widerspruch lag, schrieb bereits a​m 28. Oktober 1904 a​n das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung): „Diese Proklamation h​at mich schließlich z​ur Absendung d​es oben erwähnten Telegramms veranlaßt, d​a ich d​er Ansicht bin, daß m​it ihr i​n die Rechte d​es Gouverneurs eingegriffen worden ist.“ Und weiter: „Nach alledem w​as ich vorstehend dargelegt habe, b​itte ich d​ie hohe Abteilung m​ir nicht z​u verargen, w​enn ich e​ines Tages d​ie Nachricht v​on meiner erfolgten Abreise sende.“ Leutwein k​am sich „durchaus überflüssig“ vor.[66]

Die Proklamation w​urde zur Zerreißprobe zwischen d​er Landesverwaltung u​nd der Militärführung. Daher schrieb Leutwein a​m 12. November 1904 erneut a​n das Auswärtige Amt (Kolonial-Abteilung):

„Aber e​ine Vernichtungspolitik braucht s​ie darum d​och nicht z​u werden, d​ies nicht a​us Liebe z​u den Eingeborenen, sondern a​us Liebe z​u unserer Sache. Denn i​ch halte e​ine Vernichtung d​er Eingeborenen z​umal eines s​o lebenskräftigen Stammes w​ie die Herero wirtschaftlich für schädlich u​nd militärisch für undurchführbar.“[67]

Der Druck d​er Öffentlichkeit, n​icht zuletzt d​er evangelischen Missionskirchen, wuchs. Der Generalstab i​n Berlin k​am am 23. November i​m Sinne Leutweins z​u der Überzeugung, d​ass der Plan Trothas n​icht umzusetzen sei. Der Chef d​es preußischen Großen Generalstabes d​es Heeres i​n Berlin, General Alfred v​on Schlieffen, stellte d​en Beschluss a​n diesem Tag i​n einem Schreiben a​n Bernhard v​on Bülow (Reichskanzler s​eit dem 17. Oktober 1900) folgendermaßen dar:

„Es w​ird daher k​aum etwas anderes übrig bleiben, a​ls zu versuchen, d​ie Hereros z​ur Übergabe z​u veranlassen. Das w​ird erschwert d​urch die Proklamation d​es Generals v​on Trotha, d​er jeden Herero erschießen lassen will. Wenn d​urch eine n​eue Proklamation d​en Hereros, welche s​ich unseren Truppen stellen, d​as Leben zugesagt wird, s​o werden s​ie der n​euen Zusage k​aum trauen wollen. Es muß i​ndes versucht werden.“[68]

Tags darauf erhielt d​ann der Kaiser v​om Kanzler e​inen Brief, d​ass die v​on Trotha geforderten Maßnahmen i​m Widerspruch z​u den christlichen u​nd menschlichen Prinzipien ständen u​nd die „vollständige u​nd planmäßige Ausrottung d​er Herero a​lles durch d​ie Forderungen d​er Gerechtigkeit u​nd der Wiederherstellung d​er deutschen Autorität gebotene Maß überschreiten.“ Zudem t​rage die Proklamation d​azu bei, „dem deutschen Ansehen u​nter den zivilisierten Nationen Abbruch z​u tun.“[69]

Trotha musste d​ie Proklamation u​nd seinen Befehl a​m 9. Dezember 1904 a​uf ausdrücklichen telegraphischen Gegenbefehl d​es Generalstabes a​us Berlin zurücknehmen.[12] Er w​urde angewiesen, m​it Ausnahme d​er Rädelsführer d​as Leben d​er Herero z​u schonen u​nd die v​on den evangelischen Missionaren angebotene Vermittlungstätigkeit n​icht zurückzuweisen. Im Hinblick a​uf die öffentliche Meinung distanzierte s​ich später a​uch die Reichsführung v​on Trotha. Der Kolonialpolitiker Paul Rohrbach h​atte bereits a​m 7. Oktober 1904 m​it Blick i​n die Zukunft festgestellt:

„Die Trothasche Proklamation w​ird uns b​ei aller Welt schaden u​nd hier n​icht das Mindeste nützen. Die Idee, daß d​ie ‚Schuldigen‘, d​ie Häuptlinge d​er Hereros, d​ie Mörder d​er Weißen, j​e zur Bestrafung i​n unsere Hände fallen werden, d​ass das g​anze Volk m​it seinen Kapitänen j​e sich u​ns auf Gnade u​nd Ungnade ergeben könnte o​der dass w​ir jeden Herero einzeln i​m Sandfeld fangen werden, i​st absurd. Wir können anstellen, w​as wir wollen, s​o werden w​ir doch n​ie darum herumkommen, z​u irgendeiner Zeit v​on uns a​us ein Ende m​it dem Hererokrieg z​u machen u​nd die Hereros wieder heranzuziehen.“[70]

Das Generalstabswerk a​us dem Jahre 1906 unterschlägt d​ie Maßnahmen v​om 9. Dezember 1904 ebenso w​ie die Anordnung a​us Berlin, d​ie Kriegsanstrengungen i​m Osten (also i​n die Fluchtrichtung d​er Herero) fortzusetzen. Tatsache ist, d​ass der Große Generalstab zusammen m​it dem Reichskanzler a​m 11. bzw. 12. Dezember 1904 i​n separaten Telegrammen mitteilte, d​ass die „Veröffentlichung d​es allerhöchsten Erlasses i​n deutscher Presse z​ur Zeit n​icht beabsichtigt“ sei. Auch d​as Generalstabswerk v​on 1906 h​ielt sich n​och an d​iese Anordnungen, obwohl z​u diesem Zeitpunkt d​ie Geschehnisse i​n Deutschland längst allgemein bekannt waren. Trotha antwortete a​uf die beiden Telegramme a​us Berlin sogleich, d​ass er i​n Südwest „die Publikation n​icht mehr verhindern könne“. Am 14. Dezember 1904 erhielt e​r „in Anerkennung seiner Tätigkeit a​ls Kommandeur d​er Schutztruppe für Süd-West-Afrika b​ei Bekämpfung d​es Hereroaufstandes d​en königlichen Kronenorden 1. Klasse m​it Schwertern a​m statutenmäßigen Bande.“

Leutwein, d​er mit Trotha u​nter keinen Umständen m​ehr etwas z​u tun h​aben wollte u​nd sich v​on der deutschen Regierung übergangen u​nd ausgebootet sah, t​rat 1905 v​on seinem Amt a​ls Gouverneur zurück.

Reaktion des Vereinigten Königreichs

Britische Stellen h​aben nach Besetzung d​er deutschen Kolonie e​ine Dokumentation allgemein über d​ie Behandlung d​er indigenen Bevölkerung u​nd die h​ier begangenen Kriegsverbrechen (u. a. i​m Kapitel XV d​es Berichts) d​er deutschen Schutztruppe angefertigt, d​ie neben e​inem ausführlichen Text a​uch einige instruktive Fotoillustrationen enthält. Sie erschien 1918 i​n London i​m königlichen Staatsverlag z​um Zwecke d​er offiziellen Information i​n beiden britischen Parlamentskammern u​nter dem Titel Report o​n the Natives o​f South-West Africa a​nd Their Treatment b​y Germany (deutsch etwa: „Bericht über d​ie Eingeborenen v​on Südwestafrika u​nd ihre Behandlung d​urch Deutschland“).[71]

Diese Dokumentation l​egte schon wenige Jahre n​ach dem Völkermord i​n Deutsch-Südwestafrika e​in Zeugnis v​on der ungerechtfertigten u​nd verbrecherischen Behandlung d​er indigenen Zivilbevölkerung i​m Zusammenhang m​it dem Aufstand u​nd anderen Ereignissen ab. Für Deutschland w​ar die Offenlegung j​ener Militäraktionen m​it einem erheblichen Ansehensverlust i​m internationalen Rahmen verbunden. Darum s​ah sich d​as Reichskolonialministerium darauf m​it einer Schrift, d​ie 1919 i​n Berlin i​m Verlag Hans-Robert Engelmann erschien, z​u einer Gegendarstellung m​it Verweise a​uf die britische Kolonialpraxis veranlasst. Diese Rechtfertigungsschrift t​rug den langen Titel: Die Behandlung d​er einheimischen Bevölkerung i​n den kolonialen Besitzungen Deutschlands u​nd Englands. Eine Erwiderung a​uf das englische Blaubuch v​om August 1918: Report o​n the natives o​f South-West Africa a​nd their treatment b​y Germany.[72]

Der Völkermord und die Vereinten Nationen

Durch d​ie Vereinten Nationen w​urde 1948 d​ie Konvention über d​ie Verhütung u​nd Bestrafung d​es Völkermordes beschlossen. Eine offizielle Anerkennung d​es Genozids a​n den Herero u​nd Nama besteht dadurch jedoch nicht; d​ie Herero u​nd Nama bemühen s​ich seit Jahrzehnten u​m eine Anerkennung v​or den Vereinten Nationen.[73]

Von besonderer Bedeutung i​n diesem Zusammenhang i​st der 1985 veröffentlichte Whitaker-Report, d​er 1983 v​on der Unterkommission für Diskriminierungsprävention u​nd Minderheitenschutz d​er UN-Menschenrechtskommission i​n Auftrag gegeben wurde. Der Bericht nannte explizit d​as Massaker a​n den Herero a​ls Beispiel für Völkermord; d​iese scharfe Formulierung w​urde aber n​icht in d​en Resolutionsentwurf d​er Unterkommission eingearbeitet; vielmehr w​urde der Whitaker-Bericht dankend z​ur Kenntnis genommen m​it der Formulierung, d​ass zu d​en Erkenntnissen u​nd Vorschlägen d​es Berichts gegensätzliche Meinungen geäußert worden seien.[74]

Der Völkermord und die Bundesrepublik Deutschland

Politische Haltung der Bundesrepublik Deutschland

Gedenkstätte für die Opfer der Herero und Nama am Antikolonialdenkmal in Bremen
Schrifttafel an der Gedenkstätte

Bundeskanzler Helmut Kohl besuchte 1995 Namibia a​ls erster deutscher Kanzler s​eit 1904. Er vermied d​abei ein Zusammentreffen m​it Hereroabgesandten. Die damalige deutsche Regierung u​nd das Bundesaußenministerium bedauerten d​as Geschehene, wollten a​ber keine Verantwortung für d​ie Geschehnisse z​ur Zeit d​es Deutschen Kaiserreiches übernehmen u​nd verneinten e​inen Völkermord m​it dem Hinweis, d​ass die UN-Völkermordkonvention n​icht rückwirkend gelte.[20] Sie verwies darauf, d​ass seit 1990 hunderte Millionen Euro Entwicklungshilfe für Namibia geleistet wurden (800 Millionen b​is 2014[75]). Allerdings w​ird diese v​or allem d​urch die alleinregierende SWAPO d​er Ovambo verwaltet u​nd gelangt d​aher kaum z​u den Herero, d​ie eine materielle Wiedergutmachung Deutschlands speziell für i​hre Volksgruppe einfordern.

Repräsentanten d​er Herero argumentierten i​n der Vergangenheit, d​ass nach d​er vierten Haager Konvention v​on 1899 Repressalien g​egen die Zivilbevölkerung d​er Verlierer s​chon damals untersagt gewesen seien. Laut Arte-TV v​om 3. August 2004 verlangte e​in Sprecher d​er Herero i​n Berlin v​on den Deutschen d​as Eingeständnis d​er Schuld u​nd ein Bekenntnis z​ur kolonialen Vergangenheit. Er verwies a​uf die Holocaustmahnmale u​nd sah s​ein Volk benachteiligt, d​a nirgends d​ie Schlacht a​m Waterberg erwähnt werde.

Im Jahr 2009 w​urde unweit d​es umgewidmeten Bremer Antikolonialdenkmals e​in Erinnerungsort im Gedenken a​n die Opfer d​es Völkermords i​n Namibia 1904–1908 u​nd der Schlacht a​m Waterberg i​m Nelson-Mandela-Park eingeweiht. Die Gedenkstätte besteht a​us Steinen d​er Omahekewüste, i​n der zehntausende Herero verdursteten.

Juristische Forderungen gegen die Bundesrepublik Deutschland und andere seit 2002

Im Jahr 2002 w​urde vor e​inem US-Gericht v​on US-Anwälten d​er Kanzlei Musolino & Dessel i​m Auftrag d​er „Herero People’s Reparations Corporation“ (HPRC) d​es Hereroführers Kuaima Riruako, s​eit 2003 Parteivorsitzender d​er National Unity Democratic Organisation, u​nd 199 einzelnen Herero Klagen i​n Höhe v​on zwei Milliarden US-Dollar eingereicht.[76] Nachdem d​ie HPRC bereits 1999 mangels Antragsberechtigung v​or dem Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag gescheitert war, erhoffte s​ie sich, a​uf diesem Wege d​en politischen Druck a​uf die Bundesrepublik z​u erhöhen. Während d​ie Klage v​or dem District Court i​n Washington, D.C. g​egen die Bundesrepublik Deutschland a​ls mit d​em Deutschen Reich völkerrechtlich identischer Staat d​aran scheiterte, d​ass sie aufgrund i​hrer Staatenimmunität d​er Einleitung e​ines Verfahrens widersprechen konnte, r​uhen die n​ach dem Alien Tort Claims Act eingeleiteten Verfahren g​egen die Deutsche Bank (Rechtsnachfolgerin d​er Disconto-Gesellschaft), d​ie Terex-Corporation u​nd die Deutschen Afrika-Linien (Rechtsnachfolgerin d​er Woermann-Linie) s​eit der deutschen Ankündigung e​iner Versöhnungsinitiative i​m Jahre 2004.[77]

Die juristische Betrachtung d​er Folgen d​er deutschen Kolonialherrschaft u​nd des Herero-Aufstandes befindet s​ich bisher n​och im Anfangsstadium. Neben d​en verfahrensrechtlichen Problemen, d​ie insbesondere Klagen v​or nationalen Gerichten bereiten, besteht grundsätzliche Unsicherheit s​chon im Hinblick a​uf die anwendbaren Regeln d​es materiellen Völkerrechts. Während e​in Teil d​er deutschen Völkerrechtswissenschaft d​ie heutige Anspruchsberechtigung d​er Herero vornehmlich u​nter Hinweis a​uf zeitgenössische Rechtsvorstellungen d​er europäischen Völkergemeinschaft verneint,[78] meinen andere, d​ie Völkerrechtswidrigkeit einzelner Aspekte d​er deutschen Kolonialherrschaft u​nter Rückgriff a​uf rechtstheoretische Erwägungen belegen z​u können.[79] Eine endgültige juristische Klärung könnte w​ohl nur Namibia d​urch eine Klage v​or dem Internationalen Gerichtshof herbeiführen. Die Zulässigkeit e​ines solchen Verfahrens wäre allerdings ebenfalls problematisch.

Am 15. November 2007 richtete d​er namibische Außenminister Marco Hausiku e​in Schreiben a​n den damaligen deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, d​as auf e​inen namibischen parlamentarischen Antrag z​ur Unterstützung d​er von d​en Herero geforderten Reparationen zurückgeht.[80]

Heidemarie Wieczorek-Zeuls Besuch am Waterberg 2004

Am 14. August 2004 n​ahm die damalige Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul a​n einer Gedenkfeier z​um 100. Jahrestag i​n Okakarara a​m Waterberg teil, b​ei der u​nter anderem Szenen d​es Aufstands v​on Angehörigen d​er Herero nachgespielt wurden. Die Ministerin w​ar die e​rste offizielle Vertreterin e​iner deutschen Regierung, d​ie an e​iner Gedenkfeier z​u den Ereignissen teilnahm. In e​iner Rede bekannte s​ie sich z​ur politischen u​nd moralischen Verantwortung Deutschlands für d​as damalige Vorgehen d​er deutschen Truppen, m​it den Worten: „Die damaligen Gräueltaten w​aren das, w​as heute a​ls Völkermord bezeichnet würde […]. Wir Deutschen bekennen u​ns zu unserer historisch-politischen, moralisch-ethischen Verantwortung u​nd zu d​er Schuld, d​ie Deutsche damals a​uf sich geladen haben. Ich b​itte Sie i​m Sinne d​es gemeinsamen ‚Vater unser‘ u​m Vergebung unserer Schuld.“[81] Hierauf gegründete Entschädigungszahlungen schloss s​ie jedoch aus; allerdings w​olle die Bundesregierung d​ie Entwicklungshilfe für Namibia i​n Höhe v​on jährlich 11,5 Millionen Euro fortsetzen.[82][83][84]

Die Bundesregierung g​ing allerdings anschließend a​uf Distanz u​nd ließ verlauten, d​ass Wieczorek-Zeul a​ls Privatperson gesprochen habe.[85]

Entschuldigung der Familie Trotha 2004

Im November 2004 trafen s​ich Mitglieder d​er Familie Trotha m​it dem Häuptling d​er Ovaherero, e​iner Gruppe d​es Herero-Volkes i​n Namibia, d​em Nachkommen d​es damaligen Oberhäuptlings (Kapitän) Samuel Maharero, Ombara Alfons Maharero, i​n Ginsheim a​m Rhein, u​m sich z​u entschuldigen. Eine gemeinsame schriftliche Erklärung w​urde abgegeben, i​n der d​ie Familie „als Bürger d​es heutigen Deutschlands u​nd als Christen zusammen m​it Ihnen, unseren Gästen a​us Namibia, i​m ,Vater unser‘ d​en Herrn u​m Vergebung“ bat.[86] Im Oktober 2007 reisten e​lf Mitglieder d​er Familie v​on Trotha a​uf Einladung d​es Hererohäuptlings n​ach Omaruru, u​m sich öffentlich für d​ie Taten d​es Generals v​on Trotha z​u entschuldigen u​nd um Vergebung z​u bitten.[87]

„Wir schämen u​ns für d​ie fürchterlichen Ereignisse, d​ie sich v​or einem Jahrhundert i​n Namibia abgespielt haben.“

Thilo von Trotha[88]

Rückgabe von Gebeinen 2011–2014 und 2018

Beamte verpacken Schädel von Herero in Kisten für den Transport nach Berlin

Im Jahr 2011 besuchte e​ine hochrangig besetzte Delegation a​us Namibia Deutschland, u​m 20 Totenschädel v​on deutschlandweit geschätzten ca. 3000 Schädeln i​n der Berliner Charité z​ur Rückführung n​ach Namibia i​n Empfang z​u nehmen. Diese Schädel w​aren seinerzeit n​ach Deutschland verbracht worden u​nd konnten s​o nicht bestattet werden. Mitglieder d​er namibischen Delegation beklagten sowohl v​or wie während d​es Besuches e​ine weitgehende Ignoranz d​urch die damalige Bundesregierung.[89] Während d​er Übergabefeierlichkeiten d​er Totenschädel k​am es z​u einem Eklat, a​ls die einzige anwesende offizielle Vertreterin d​er Bundesregierung, Staatsministerin Cornelia Pieper, vorzeitig d​ie Veranstaltung verließ u​nd den namibischen Minister s​o brüskierte. Anlass w​aren für s​ie Buhrufe a​us dem Publikum w​egen ihrer a​ls unzureichend empfundenen Rede. Staatssekretärin Emily Haber erklärte später a​uf eine kleine Anfrage, d​ass die „aufgebrachte Stimmung u​nd die konfrontative Grundhaltung einiger Teilnehmer“ Anlass für d​en Sicherheitsdienst d​er Charité waren, Pieper a​us dem Saal z​u führen.[90][91]

Ebenfalls i​m Jahr 2011 wurden a​n der Universität Freiburg 14 Schädel a​ls Herero-Schädel identifiziert, s​ie wurden 2014 i​n die Republik Namibia zurückgeführt.[92]

Im August 2018 g​ab es e​ine weitere Übergabe v​on Gebeinen i​m Rahmen e​ines Gedenkgottesdienstes. Staatsministerin Michelle Müntefering übergab d​ie Gebeine a​n die namibische Delegation.[93]

Forderungen durch Vertreter der Herero

Im Juli 2015 reisten Vertreter d​er Herero u​nter Führung v​on Vekuii Rukoro, z​u der Zeit Paramount Chief o​f the OvaHerero, n​ach Berlin m​it der Intention d​em Bundespräsidenten e​ine von prominenten deutschen Politikern mitunterzeichnete Petition d​es Bündnisses „Völkermord verjährt nicht.“ z​u überreichen. Zwar empfing d​er Bundespräsident d​ie Gruppe n​icht persönlich, d​as Dokument konnte jedoch e​inem Beamten seines Hauses übergeben werden.[94] Das Dokument forderte d​en Bundespräsidenten, d​en Bundestag u​nd die Bundesregierung auf:[95]

  • den Völkermord an den OvaHerero und Nama offiziell anzuerkennen;
  • die Nachfahren der Genozidopfer förmlich um Entschuldigung zu bitten;
  • sich für die Identifizierung und Rückgabe aller nach Deutschland verschleppten Gebeine von Menschen aus Namibia und anderen ehemaligen Kolonien einzusetzen;
  • sich zu einem bedingungslosen und offenen Dialog über Versöhnungsmaßnahmen mit den Nachfahren der Genozidopfer und mit der namibischen Regierung bereit zu erklären.

Der Forderungskatalog sollte b​is zum 2. Oktober 2015 umgesetzt werden, d​em Tag, a​n dem s​ich Trothas Proklamation d​es Vernichtungsbefehls z​um 111. Mal jährte.[95]

Erstmalige Anerkennung als Völkermord

Am 9. Juli 2015 bezeichnete d​er Präsident d​es deutschen Bundestages Norbert Lammert d​ie Kolonialverbrechen i​n einem Zeitungsbeitrag a​ls Völkermord. Wer v​om Genozid a​n den Armeniern 1915 i​m Osmanischen Reich spreche, d​er müsse a​uch die Verbrechen d​es deutschen Militärs g​egen die einheimische Bevölkerung i​m ehemaligen Deutsch-Südwestafrika s​o bezeichnen.[96] Der Historiker u​nd Genozidforscher Medardus Brehl ordnete Lammerts Stellungnahme a​ls „wichtiges Signal a​n die Herero-Gemeinschaft i​n Namibia“ ein.[97] Bei e​inem Besuch i​n Namibia Anfang Oktober 2015 bekräftigte Lammert d​iese Position, machte a​ber zugleich deutlich, d​ass dies k​eine offizielle Erklärung i​m Namen d​er deutschen Regierung sei.[98] Noch i​m selben Monat erkannte d​ie deutsche Regierung erstmals a​uch in e​inem offiziellen Dokument d​es Auswärtige Amts (AA)[99] d​ie Massaker a​n den Herero u​nd Nama a​ls Völkermord an,[100] „der Vernichtungskrieg […] v​on 1904 b​is 1908 [war] e​in Kriegsverbrechen u​nd Völkermord“. Die Bundesregierung schränkte jedoch ein: „Die UN-Völkermordkonvention i​st nicht rückwirkend anwendbar. Dennoch k​ann in e​iner historisch-politisch geführten öffentlichen Debatte d​ie Definition n​ach der Völkermordkonvention a​ls Maßstab für e​ine nicht rechtliche Einschätzung e​ines historischen Ereignisses a​ls Völkermord dienen. Die Bundesregierung i​st der Auffassung, d​ass sich a​us dieser historisch-politischen Verwendung d​es Begriffes ‚Völkermord‘ k​eine Rechtsfolgen ergeben.“[101] Abgesehen d​avon war n​ach Klarstellung d​es AAs[99] e​ine gemeinsame Erklärung d​er Regierungen u​nd Parlamente Deutschlands u​nd Namibias geplant, i​n der d​ie Massaker ausdrücklich a​ls Völkermord bezeichnet werden.[102]

Dialog um Verhandlungen zu Vorbereitungen der Aufarbeitung und Versöhnung

Für d​ie Vertreter d​er Herero blieben ungeachtet d​er Anerkennung wichtige Fragen jedoch weiterhin offen. Neben d​er Anerkennung a​ls Völkermord s​ind dies d​ie offizielle Entschuldigung d​er deutschen Regierung, d​ie Rückgabe a​ller menschlichen Überreste a​us deutschen Sammlungen s​owie Versöhnungsmaßnahmen einschließlich d​er Zahlungen v​on Reparationen. Zum Ablauf d​er Frist für d​ie Umsetzung d​es Forderungskataloges verurteilte Rukoro a​m 1. Oktober 2015 b​ei einer Pressekonferenz a​m Ort d​er Proklamation d​es Vernichtungsbefehls d​ie Untätigkeit d​er deutschen Regierung. Insbesondere moniert wurde, d​ass die deutsche Regierung ausschließlich m​it der namibischen Regierung, n​icht aber a​uch mit Vertretern v​on Opferorganisationen verhandle.[103] In Deutschland w​urde dieser Aspekt m​it einer Kampagne d​es Bündnisses „Völkermord verjährt nicht.“ u​nter dem Titel „Not a​bout us without us!“ betont, b​ei der v​om 12. b​is 15. Oktober Delegierte v​on Herero-Organisationen i​n Deutschland Gespräche führten u​nd an Veranstaltungen teilnahmen.[104]

Ende 2015 wurden v​on Namibia u​nd Deutschland Sondergesandte ernannt, d​ie die Vergangenheit aufarbeiten sollen. Für Deutschland übernahm d​ies Ruprecht Polenz, Namibia w​urde durch Zedekia Ngavirue (1933–2021) vertreten. Eine gemeinsame Versöhnungserklärung sollte ursprünglich b​is Ende 2016 erarbeitet u​nd von beiden Parlamenten bestätigt werden.[105] Die Herero s​ahen sich jedoch n​icht genug i​n den Prozess involviert.

Anfang Juli 2016 w​urde Polenz b​ei seinem zweiten Besuch i​n Namibia d​as Stellungspapier d​er namibischen Regierung vorgelegt. Gleichzeitig überreichte e​r dem namibischen Staatspräsidenten e​in Schreiben v​on Bundespräsident Joachim Gauck. In diesem Rahmen unterstrich d​er deutsche Botschafter für Namibia, Christian Matthias Schlaga, d​ass eine finanzielle Direktentschädigung ausgeschlossen sei. Vielmehr w​olle man i​m Rahmen v​on Entwicklungsprojekten d​en Volksgruppen helfen.

Direkte Verhandlungen d​er Herero m​it der deutschen Regierung, w​ie sie Vekuii Rukoro forderte, lehnten Polenz w​ie auch Botschafter Schlaga für d​ie Bundesregierung ab.[106][107][108] Am 24. November 2016 g​ab es e​in Gespräch zwischen Polenz u​nd Schlaga a​uf deutscher Seite u​nd Vertretern d​er OvaHerero (Ovaherero Genocide Foundation) u​nd der Nama (Nama Genocide Technical Committee), darunter u​nter anderem d​ie Parlamentsabgeordnete Ida Hofmann u​nd der stellvertretende Minister für Landreform Bernadus Clinton Swartbooi.[109] Einige Vertreter d​er Herero u​nd Nama verließen w​egen angeblicher Respektlosigkeit a​uf deutscher Seite verärgert d​as Treffen u​nd behaupteten, d​ass Polenz e​inen Kommentar abgegeben habe, m​an solle aufhören d​ie Vorfälle i​n Namibia m​it anderen Genoziden z​u vergleichen, w​eil nur e​ine kleine Anzahl v​on Herero u​nd Nama getötet worden sei.[110] In e​iner Erklärung d​er deutschen Botschaft i​n Namibia w​urde diese Darstellung relativiert, d​ass sich Polenz g​egen Bestrebungen gewandt habe, d​en Genozid i​n Namibia m​it anderen Verbrechen g​egen die Menschlichkeit z​u vergleichen, speziell m​it dem Holocaust.[111][112]

Prozess in New York

Anfang Januar 2017 reichten Vertreter d​er Ovaherero u​nd Nama i​n New York e​ine Sammelklage g​egen die Bundesrepublik Deutschland ein. Sie fordern Entschädigungs­zahlungen v​on der Bundesregierung. Außerdem verlangen Ovaherero Paramount Chief Vekuii Rukoro u​nd Nama-Kaptein David Fredericks, d​ass die rechtmäßigen Vertreter d​er Ovaherero u​nd Nama-Clans Verhandlungen m​it der Bundesregierung einbezogen werden.[113]

Nachdem d​ie Bundesregierung i​m Januar 2018 d​ie Klagezustellung annahm u​nd eine Motion t​o Dismiss f​or Lack o​f Subject-Matter Jurisdiction einreichte, h​aben die Kläger e​ine 96-seitige zweite Fassung d​er Klageschrift a​m 14. Februar 2018 d​em Gericht vorgestellt.[114] Die Bundesregierung reagierte darauf m​it einem erneuten a​m 13. März eingereichten 25-seitigen Motion t​o Dismiss. Darauf antworteten d​ie Kläger a​m 25. April 2018 m​it einem Memorandum o​f Law s​amt Anlagen. Die Bundesregierung reichte a​m 8. Mai e​in Reply d​azu ein,[115] i​m Mai 2018 w​urde in New York erneut verhandelt.[116]

Die Klage w​urde Anfang März 2019 abgewiesen.[117] Wenige Tage später w​urde Berufung dagegen eingelegt.[118]

Anfang Juni 2021 h​at der Oberste Gerichtshof d​er Vereinigten Staaten e​ine Anhörung z​ur möglichen Wiederaufnahme d​es Verfahrens g​egen Deutschland abgelehnt. Bereits i​m September 2020 w​urde die Immunität Deutschlands a​ls unantastbar v​on einem Gericht bezeichnet.[119]

Weitere Entwicklung zur Aufarbeitung und Aussöhnung

Im November 2017 berichteten u. a. d​ie Namibian Sun u​nd die Deutsche Welle u​nter Berufung a​uf den namibischen Politiker Kazenambo, d​ass die Bundesregierung a​m 27. Juni 2017 über Botschafter Schlaga d​ie Forderung aufgestellt h​aben soll, d​ass der Genozid künftig m​it dem englischen Wort atrocities (dt.: Gräueltaten) bezeichnet werden solle. Das Auswärtige Amt verweigerte bisher e​ine Stellungnahme z​u den Aussagen Kazenambos.[120][121]

Im März 2019 w​urde durch s​echs Experten u​nter der Schirmherrschaft d​er deutschen Nichtregierungsorganisation European Center f​or Constitutional a​nd Human Rights d​ie Gründung e​iner Wahrheitskommission z​ur Aufarbeitung d​es Völkermords vorangetrieben.[122][123]

Unbestätigten Berichten zufolge h​abe Deutschland i​m August 2020 Namibia e​ine Entschädigung v​on 10 Millionen Euro angeboten, d​ie der namibische Präsident Hage Geingob jedoch m​it der Bemerkung, d​ie Höhe dieser Entschädigungszahlungen s​ei „eine Beleidigung für Namibia“, abgelehnt h​aben soll.[124] Schon mindestens z​wei Jahre z​uvor war hingegen v​on deutscher Seite v​on einem Milliarden-Eurobetrag a​ls Wiedergutmachung d​ie Rede. Laut offizieller Stellungnahme v​on Namibias Staatspräsident Hage Geingob a​m 11. August 2020 g​ebe es große Fortschritte i​n den Verhandlungen. Konkrete Geldbeträge wurden n​icht genannt.[125]

Im Mai 2021 wurden d​ie Gespräche m​it einem Abkommen abgeschlossen. Demnach w​erde sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier v​or der Nationalversammlung Namibias förmlich entschuldigen. Wiedergutmachung w​erde in Form v​on Sozialprojekten i​n den historischen Siedlungsgebieten geleistet.[126] Der erfolgreiche Abschluss d​er Gespräche w​urde am 28. Mai 2021 v​om deutschen Außenminister Heiko Maas bestätigt.[127] „Als Geste d​er Anerkennung d​es unermesslichen Leids, d​as den Opfern zugefügt wurde“, s​agte Maas stellvertretend für d​ie deutsche Bundesregierung finanzielle Wiederaufbau- u​nd Entwicklungshilfen i​n Höhe v​on 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre[128][129] a​n Namibia u​nd die Nachkommen d​er Opfer zu.[130] Vereinbart wurde, m​it dem Geld n​eben dem Ausbau d​er ländlichen Infrastruktur u​nd Landwirtschaft a​uch die Berufsbildung i​n den Siedlungsgebieten d​er Herero u​nd Nama z​u fördern.[130]

Das unveröffentlichte Abkommen w​urde umgehend v​om – intern umstrittenen – Paramount Chief Vekuii Rukoro d​er Ovaherero[131] s​owie zahlreichen Oppositionsparteien abgelehnt.[132] Andere traditionelle Führer d​er Herero hingegen übten konstruktive Kritik u​nd begrüßten einzelne Punkte d​es Abkommens, verlangten a​ber eine deutlich höhere Wiedergutmachung v​on 71 Milliarden Euro.[133] Staatspräsident Hage Geingob begrüßte hingegen d​ie Ankündigung Deutschlands.[134] Der OvaHerero/OvaMbanderu a​nd Nama Council f​or the Dialogue o​n the 1904-1908 Genocide (ONCD 1904–1908), d​er aktiv i​n die Verhandlungen involviert war, kündigte Anfang Juni 2021 d​ie Unterzeichnung d​es Abkommens an.[135]

Der namibische Vizestaatspräsident Nangolo Mbumba bestätigte a​m 4. Juni d​en erfolgreichen Abschluss d​er Verhandlungen.[136] Vier Tage später verkündete d​ie namibische Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila v​or der Nationalversammlung, d​ass das vorliegende Abkommen unterschrieben w​ird und anschließend v​om Parlament ratifiziert werden müsse. Es s​ei mit direkter Einbeziehung d​er betroffenen Gemeinschaften z​u Stande gekommen.[137] Im Januar 2022 überreichten Opfervertreter erneut e​ine Petition a​n Deutschland, wonach s​ie die Neuaufnahme d​er Gespräche u​nter direktem Einbezug d​er Volksgruppen verlangten.[138]

Künstlerische Darstellungen

Völkermorddenkmal in Windhoek (2016)

Der Aufstand u​nd die Ereignisse i​n seinem Gefolge s​ind häufig Thema n​icht nur v​on Sachbüchern u​nd wissenschaftlichen Arbeiten, sondern a​uch belletristischer Literatur geworden.

Die ersten Werke erschienen n​och zu Zeiten d​es Krieges selbst, s​o zum Beispiel 1906 Gustav Frenssens Peter Moors Fahrt n​ach Südwest. Kurz n​ach Ende d​es Krieges beschrieb d​er als Generalstabsoffizier a​n der Niederschlagung d​es Aufstandes beteiligte Maximilian Bayer d​ie Ereignisse a​us kolonialistischer Sichtweise i​n Sachbüchern u​nd Romanen u​nter dem Pseudonym „Jonk Steffen“.

Uwe Timms Morenga v​on 1978 hingegen wandte s​ich hin z​u einer postkolonialen Darstellung, n​immt aber e​ine deutsche Perspektive ein, ebenso w​ie Gerhard Seyfrieds Herero v​on 2003. Beide Bücher orientieren s​ich möglichst e​ng an Fakten. 2015 erschien Der l​ange Schatten, e​in Krimi v​on Bernhard Jaumann, d​er sowohl d​en Aufstand a​ls auch d​ie Rückgabe d​er in Deutschland gelagerten Schädel n​ach Namibia i​n den Jahren 2011 b​is 2014 thematisiert.

Filmisch n​ahm sich 1976/77 d​ie deutsche Fernsehserie „Omaruru“ d​er Kolonialzeit i​n Namibia an, i​n diesem Rahmen w​urde auch d​er Aufstand thematisiert. Unmittelbarer a​uf den Völkermord z​ielt der deutsche Dreiteiler Morenga v​on 1985, e​ine Verfilmung d​es Romans v​on Uwe Timm.

In Windhoek erinnert, v​or der Alten Feste u​nd am zweiten Standort d​es Reiterdenkmals, s​eit März 2014 e​in offizielles Denkmal a​n den Völkermord.[139]

Filme

Siehe auch

Literatur

  • Rachel J. Anderson: Redressing Colonial Genocide Under International Law: The Hereros’ Cause of Action Against Germany. In: California Law Review. Band 93, Nr. 1155, 2005; ssrn.com (PDF).
  • Helmut Bley: Kolonialherrschaft und Sozialstruktur in Deutsch-Südwestafrika 1894–1914 (= Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte. Band 5). Leibniz, Hamburg 1968, DNB 456136592.
  • Medardus Brehl: Vernichtung der Herero. Diskurse der Gewalt in der deutschen Kolonialliteratur (Gemeinschaftsgüter: Recht, Politik und Ökonomie). Fink, Paderborn 2007, ISBN 3-7705-4460-9.
  • Medardus Brehl: Der Völkermord an den Herero 1904 und seine zeitgenössische Legitimation. In: Micha Brumlik; Irmtrud Wojak: Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37282-7, S. 77–98.
  • Horst Drechsler: Aufstände in Südwestafrika. Der Kampf der Herero und Nama 1904 bis 1907 gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Dietz, Berlin (DDR) 1984, ISBN 3-320-00417-4.
  • Andreas E. Eckl: „S’ist ein übles Land hier“. Zur Historiographie eines umstrittenen Kolonialkrieges. Tagebuchaufzeichnungen aus dem Herero-Krieg in Deutsch-Südwestafrika 1904 von Georg Hillebrecht und Franz Ritter von Epp. Köppe, Köln 2005, ISBN 3-89645-361-0.
  • Steffen Eicker: Der Deutsch-Herero-Krieg und das Völkerrecht: die völkerrechtliche Haftung der Bundesrepublik Deutschland für das Vorgehen des Deutschen Reiches gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika im Jahre 1904 und ihre Durchsetzung vor einem nationalen Gericht. (Diss. Universität Marburg) Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-58378-4.
  • Jan Bart Gewald: Herero Heroes. A Socio-Political History of the Herero of Namibia 1890–1923. Ohio University Press, Athens 1999.
  • Christof Hamann (Hrsg.): Afrika – Kultur und Gewalt. Hintergründe und Aktualität des Kolonialkriegs in Deutsch-Südwestafrika. Seine Rezeption in Literatur, Wissenschaft und Populärkultur (1904–2004). Institut für Kirche und Gesellschaft, Iserlohn 2005, ISBN 3-931845-87-7.
  • Matthias Häußler: Zur Asymmetrie tribaler und staatlicher Kriegführung in Imperialkriegen: Die Logik der Kriegführung der Herero in vor- und frühkolonialer Zeit. In: Tanja Bührer/Christian Stachelbeck/Dierk Walter (Hrsg.): Imperialkriege von 1500 bis heute. Strukturen, Akteure, Lernprozesse. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2011, ISBN 978-3-506-77337-1, S. 177–195.
  • Matthias Häussler: Der Genozid an den Herero. Krieg, Emotion und extreme Gewalt in Deutsch-Südwestafrika. Velbrück, Weilerswist 2018, ISBN 978-3-95832-164-9.
  • Patrick O. Heinemann: Die deutschen Genozide an den Herero und Nama: Grenzen der rechtlichen Aufarbeitung In: Der Staat. Band 55, 4/2016, S. 461–487, doi:10.3790/staa.55.4.461 (Duncker & Humblot eJournals).
  • Daniel Karch: Entgrenzte Gewalt in der kolonialen Peripherie. Die Kolonialkriege in "Deutsch-Südwestafrika" und die "Sioux Wars" in den nordamerikanischen Plains, Stuttgart (Steiner) 2019. ISBN 978-3-515-12438-6. ISBN 978-3-515-12436-2.
  • Jörn Axel Kämmerer; Jörg Föh: Das Völkerrecht als Instrument der Wiedergutmachung? Eine kritische Betrachtung am Beispiel des Herero-Aufstandes. In: Archiv des Völkerrechts. Band 42, 2004, S. 294–328.
  • Reinhard Kößler, Henning Melber: Völkermord und Gedenken. Der Genozid an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908. In: Micha Brumlik, Irmtrud Wojak: Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37282-7, S. 37–76.
  • Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-35796-6, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052478-9.
  • Susanne Kuß: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-603-1.
  • Toubab Pippa: Die Bosheit im Herzen der Menschen. Hendrik Witbooi und die schwarz-weiße Geschichte Namibias. Grüne Kraft, Löhrbach 2003, ISBN 3-922708-31-5.
  • Jörg Wassink: Auf den Spuren des deutschen Völkermordes in Südwestafrika: Der Herero-/Namaufstand in der deutschen Kolonialliteratur. Eine literarhistorische Analyse. Meidenbauer, München 2004, ISBN 3-89975-484-0.
  • Jürgen Zimmerer, Joachim Zeller (Hrsg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Links, Berlin 2003, ISBN 3-86153-303-0.
  • Jakob Zollmann: Koloniale Herrschaft und ihre Grenzen. Die Kolonialpolizei in Deutsch-Südwestafrika 1894–1915 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 191). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-37018-6.
  • Volker Ullrich: „… deutsches Blut zu rächen“. Beim ersten Großeinsatz deutscher Truppen in Schwarzafrika kamen 1500 Soldaten ums Leben. Dem Aufstand der Herero folgte Deutschlands erster Vernichtungskrieg. In: Die Zeit. 14. Januar 1994, Nr. 3/1994.
Commons: Aufstand der Herero und Nama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jan-Bart Gewald: The Great General of the Kaiser. In: Botswana Notes and Records. Band 26 (1994), S. 67–76, hier: S. 74, JSTOR 40959182.
  2. Brief an Generalstabschef Graf von Schlieffen, 5. Oktober 1904. In: Michael Behnen: Quellen zur deutschen Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus 1890–1911. Darmstadt 1977, S. 292.
  3. Jürgen Zimmerer, Joachim Zeller (Hrsg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Links, Berlin 2003, ISBN 3-86153-303-0.
  4. Tilman Dedering: The German-Herero War of 1904: Revisionism of Genocide or Imaginary Historiography? In: Journal of Southern African Studies. Band 19, Nr. 1, 1993, S. 80.
  5. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier: S. 385, doi:10.1080/1462352042000265864.
  6. Reinhart Kößler, Henning Melber: Völkermord und Gedenken. Der Genozid an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908. In: Irmtrud Wojak, Susanne Meinl (Hrsg.): Völkermord. Genozid und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bd. 8). Campus, Frankfurt am Main 2004, S. 37–76.
  7. Medardus Brehl: »Diese Schwarzen haben vor Gott und Menschen den Tod verdient« Der Völkermord an den Herero 1904 und seine zeitgenössische Legitimation. In: Irmtrud Wojak, Susanne Meinl (Hrsg.): Völkermord. Genozid und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bd. 8). Campus, Frankfurt am Main 2004, S. 77–97.
  8. George Steinmetz: Von der „Eingeborenenpolitik“ zur Vernichtungsstrategie: Deutsch-Südwestafrika, 1904. In: Peripherie: Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt. Band 97–98, 25. Jg., 2005, S. 195–227, hier: S. 195 (PDF; 418 kB; 7. November 2016, abgerufen am 27. Mai 2019).
  9. Rachel J. Anderson: Redressing Colonial Genocide Under International Law: The Hereros’ Cause of Action Against Germany. In: California Law Review. Band 93, Nr. 1155, 2005, papers.ssrn.com (PDF; 2,1 MB).
  10. Jörg Wassink: Auf den Spuren des deutschen Völkermordes in Südwestafrika. Der Herero-/Namaufstand in der deutschen Kolonialliteratur. Eine literarhistorische Analyse. Meidenbauer, München 2004, ISBN 3-89975-484-0.
  11. Mihran Dabag, Horst Gründer, Uwe-Karsten Ketelsen: Kolonialismus, Kolonialdiskurs und Genozid. Fink, Paderborn/München 2004, ISBN 3-7705-4070-0.
  12. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier: S. 398, doi:10.1080/1462352042000265864.
  13. Florian Fischer Nenad Cupic: Die Kontinuität des Genozids. Aphorisma.
  14. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier: S. 422 Anm. 19, doi:10.1080/1462352042000265864.
  15. Isabel V. Hull: Absolute Destruction. Military Culture and the Practices of War in Imperial Germany. Cornell University Press, Ithaka NY 2004, ISBN 0-8014-4258-3, S. 7, 88.
  16. Torben Jorgensen, Eric Markusen: The Genocide of the Hereros. In: Israel W. Charny (Hrsg.): Encyclopedia of Genocide. Band 1, 1999, S. 288.
  17. Samuel Totten, Paul Robert Bartrop, Steven L. Jacobs: Genocide of Herero People. In: Dictionary of Genocide: A–L. 2008.
  18. Jon Bridgman, Leslie J. Worley: Genocide of the Hereros. In: Samuel Totten, William S. Parsons: A Century of Genocide: Critical Essays and Eyewitness Accounts. 2008, ISBN 0-415-99084-X, S. 25.
  19. Walter Nuhn: Sturm über Südwest. Der Hereroaufstand von 1904 – Ein düsteres Kapitel der deutschen kolonialen Vergangenheit Namibias. Bernard & Graefe, Bonn 1989, ISBN 3-7637-6273-6.
  20. Bundesregierung: Deutschland hat keinen Völkermord an Herero und Nama begangen. In den detaillierten Antworten auf eine kleine Anfrage (PDF; 163 kB) heißt es, „Wenn der Begriff [Genozid] als völkerrechtlicher Terminus verwendet wird, […] gilt, […] dass die Konvention vom 9. Dezember 1948 über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes nicht rückwirkend angewendet werden kann. Bewertungen historischer Ereignisse unter Anwendung völkerrechtlicher Bestimmungen, die [… noch nicht] in Kraft waren, werden von der Bundesregierung nicht vorgenommen.“
  21. Vgl. Bettina Vestring: Kolonialverbrechen in Deutsch-Südwestafrika: „Jeder Herero wird erschossen“. (Bericht anlässlich eines Antrags der Linksfraktion im Bundestag).
  22. Deutsche Kolonialverbrechen: Bundesregierung nennt Herero-Massaker erstmals „Völkermord“. In: Spiegel Online, 10. Juli 2015.
  23. Horst Gründer: Christliche Mission und deutscher Imperialismus. Eine politische Geschichte ihrer Beziehungen während der deutschen Kolonialzeit (1884–1914) unter besonderer Berücksichtigung Afrikas und Chinas. Schöningh, Paderborn 1982, ISBN 3-506-77464-6, S. 116.
  24. Heinrich Vedder: Das alte Südwestafrika. Südwestafrikas Geschichte bis zum Tode Mahareros 1890. Berlin 1934 (Nachdruck: SWA Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhoek 1985).
  25. Volker Ullrich: „… deutsches Blut zu rächen“. In: Die Zeit. 14. Januar 1994.
  26. Martin Schröder: Prügelstrafe und Züchtigungsrecht in den deutschen Schutzgebieten Schwarzafrikas. In: Horst Gründer (Hrsg.): Europa - Übersee Historische Studien. Band 6. Lit, Münster 1997, S. 105.
  27. Die Peitsche des Bändigers. In: Der Spiegel. Nr. 3, 2004 (online).
  28. Jan Bart Gewald: Herero heroes, a socio-political history of the Herero of Namibia, 1890–1923. Currey, Oxford 1999, ISBN 0-85255-754-X, S. 141 ff.
  29. Das Marine-Expeditionskorps in Südwest-Afrika während des Herero-Aufstandes. Hrsg. vom Admiralstab der Marine. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1905, S. 1 f.
  30. Das Marine-Expeditionskorps in Südwest-Afrika während des Herero-Aufstandes. Hrsg. vom Admiralstab der Marine. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1905, Anlage 1, S. 97.
  31. Alfred Cramer: Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15. Verlag R. Eisenschmid, Verlagsbuchhandlung für Militärwissenschaft, Berlin 1910.
  32. Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika: Der Feldzug gegen die Hereros. Band I., E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1906, S. 15 f.
  33. Theodor Leutwein: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1906, S. 11.
  34. Theodor Leutwein: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1906, S. 521 f.
  35. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-05392-3, S. 690.
  36. Maximilian Bayer: Mit dem Hauptquartier in Südwestafrika. Weicher, Berlin 1909, DNB 579153509, S. 269.
  37. E. Th. Förster: Das Ovambovolk. In: Vom Fels zum Meer/Die Weite Welt. 23. Jahrgang, Mai 1904 (Wochenausgabe). Scherl, Stuttgart 1904.
  38. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier: S. 397, doi:10.1080/1462352042000265864.
  39. Die Kämpfe der deutschen Truppen in Deutsch-Südwestafrika. Band 1, S. 207, zitiert nach: Reinhart Kößler; Henning Melber: Völkermord und Gedenken. Der Genozid an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908. In: Irmtrud Wojak, Susanne Meinl (Hrsg.): Völkermord. Genozid und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bd. 8). Campus, Frankfurt am Main 2004, S. 49.
  40. Geschütz.
  41. Bundesarchiv Potsdam, Akten des Reichskolonialamtes, RKA, 10.01 2089, Bl. 23, Handschriftliche Abschrift der Proklamation an das Volk der Herero und des Zusatzbefehls an die Kaiserliche Schutztruppe, 2. Oktober 1904. Vgl. Der Einsatz der Telegraphie im Krieg gegen Afrikaner (PDF; 1,4 MB), S. 195.
  42. Jürgen Zimmerer: Bevölkerungsökonomie, Rassenstaat und Genocid in Deutsch-Südwestafrika. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Vorurteil und Genozid. Ideologische Prämissen des Völkermordes. Böhlau, Wien 2010, S. 16.
  43. Zit. nach: Horst Drechsler: Aufstände in Südwestafrika. Der Kampf der Herero und Nama 1904 bis 1907 gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Dietz, Berlin 1984, S. 86, 87.
  44. Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907. Göttingen 1999, ISBN 3-525-35796-6, S. 64.
  45. Reinhart Kößler, Henning Melber: Völkermord und Gedenken. Der Genozid an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908. In: Irmtrud Wojak, Susanne Meinl (Hrsg.): Völkermord. Genozid und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (= Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bd. 8). Campus, Frankfurt am Main 2004, S. 47.
  46. Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907. Göttingen 1999, ISBN 3-525-35796-6, S. 51.
  47. Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907. Göttingen 1999, ISBN 3-525-35796-6, S. 51 f.
  48. Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Namibia 1904 bis 1907. Göttingen 1999, ISBN 3-525-35796-6, S. 53.
  49. Horst Drechsler: Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Akademie, Berlin 1984, S. 161–163.
  50. Friedrich Freiherr von Dincklage-Campe: Deutsche Reiter in Südwest. Berlin 1909, S. 14.
  51. Marion Wallace: Geschichte Namibias. Von den Anfängen bis 1990. Übers. aus dem Englischen durch Sabine Lang. Hrsg. von Basler Afrika Bibliographien. Brandes & Apsel, Basel 2015, ISBN 978-3-95558-063-6, S. 268 (Originaltitel: A history of Namibia).
  52. Andreas H. Bühler: Der Namaaufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia von 1904–1913. IKO, Berlin 2003, S. 133.
  53. Jürgen Zimmerer: Deutsche Herrschaft über Afrikaner. Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia. Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-7473-7, S. 56; Mark Cocker: Rivers of Blood, Rivers of Gold. Europe’s Conquest of Indigenous Peoples. Pimlico, London 1999, ISBN 0-7126-6576-5, S. 339.
  54. Marion Wallace: Geschichte Namibias. Von den Anfängen bis 1990. Basler Afrika Bibliographien, Basel 2015, S. 268 f.
  55. Marion Wallace: Geschichte Namibias. Von den Anfängen bis 1990. Basler Afrika Bibliographien, Basel 2015, S. 269.
  56. Zit. nach: Henning Melber: Der Waterberg. In: Jürgen Zimmerer (Hrsg.): Kein Platz an der Sonne. Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte. Campus, Frankfurt/Main 2013, S. 475.
  57. Jürgen Zimmerer, Joachim Zeller (Hrsg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Links, Berlin 2003, ISBN 3-86153-303-0, S. 54.
  58. Proklamation des Generals v.Trotha an das Volk der Hottentotten vom 22. April 1905; abgedruckt in Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika. Bearbeitet von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Großen Generalstabes. Zweiter Band: Der Hottentottenkrieg. Mittler und Sohn, Berlin 1907.
  59. Gordon McGregor: German Medals, British Soldiers and the Kalahari Desert. ISBN 978-99916-40-74-7 (Namibia) -- ISBN 978-3-936858-89-1 (Germany).
  60. Dominik J. Schaller: «Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss»: Kolonialkrieg und Völkermord in «Deutsch-Südwestafrika» 1904–1907. In: Journal of genocide research. Band 6, 2004, Ausg. 3, ISSN 1462-3528, S. 395–430, hier: S. 399–400, doi:10.1080/1462352042000265864.
  61. Casper Erichsen, David Olusoga: The Kaiser’s Holocaust: Germany’s Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism. Faber and Faber, London 2010, ISBN 978-0-571-26948-8, S. 225 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  62. Winkler, Heinrich August: Geschichte des Westens. Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Beck, München 2009, S. 1043.
  63. Verhandlungen des Deutschen Reichstages, 129. Sitzung vom 30. Januar 1905, S. 4104.
  64. Verhandlungen des Deutschen Reichstages, 5. Sitzung vom 2. Dezember 1905 (digitale-sammlungen.de).
  65. Walter Rahn: Sanitätsdienst der Schutztruppe für Südwestafrika während der Aufstände 1904–1907 und der Kalahari-Expedition 1908. op. cit., S. 83, abweichend bei Gerhard Pool: Samuel Maharero. op. cit., S. 293.
  66. RKA 2089, Bl. 21–22, Leutwein an Auswärtiges Amt, 28. Oktober 1904.
  67. RKA 2089, Bl. 98–99, Leutwein an Auswärtiges Amt, 12. November 1904.
  68. RKA 2089, Bl. 3ff., Schlieffen an den Reichskanzler, 23. November 1904.
  69. RKA 2089, Bl. 8–11, Bülow an Wilhelm II., 24. November 1904.
  70. Paul Rohrbach: Aus Südwest-Afrikas schweren Tagen. Thalacker, Berlin 1907.
  71. Witwatersrand-Universität: bibliografischer Nachweis von Historical Papers Research Archive, University of the Witwatersrand. In: hpra-atom.wits.ac.za (englisch).
  72. bibliografischer Nachweis von Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Elektronische Dokumente Universitätsbibliothek.
  73. Les Herero, un peuple de la Namibie victime de génocide perpétré par les allemands, demandent réparation (frz.)
  74. UN Whitaker Report on Genocide, 1985, paragraphs 14 to 24 (engl.)
  75. Auswärtiges Amt: Namibia: Politische Beziehungen.
  76. Thilo Thielke: Massaker in Südwest-Afrika Wie die Hereros um Wiedergutmachung kämpfen. In: Der Spiegel, 25. Juni 2008.
  77. FAZ am Sonntag. Nr. 33.
  78. Jörn A. Kämmerer, Jörg Föh: Das Völkerrecht als Instrument der Wiedergutmachung? Eine kritische Betrachtung am Beispiel des Herero-Aufstandes. In: Archiv des Völkerrechts. Band 42, 2004, S. 294–328.
  79. M. Jaguttis: Koloniales Unrecht im Völkerrecht der Gegenwart. In: Henning Melber (Hrsg.): Genozid und Gedenken. Frankfurt am Main 2005, S. 121–140.
  80. Stefan Fischer: Herero-Antrag in Deutschland. In: Allgemeine Zeitung. 26. November 2007, abgerufen am 1. November 2008.
  81. Rede von Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul bei den Gedenkfeierlichkeiten der Herero-Aufstände am 14. August 2004 in Okakarara (Memento vom 11. Juli 2015 im Internet Archive). In: windhuk.diplo.de. Deutsche Botschaft Windhuk, abgerufen am 31. August 2018.
  82. Dominik Baur: Deutschlands erster Völkermord. „Das Röcheln der Sterbenden verhallte in der erhabenen Stille“. In: Der Spiegel, 13. August 2004.
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  84. Manuskript der Rede von Heidemarie Wieczorek-Zeul am 14. August 2004, ag-friedensforschung.de, abgerufen am 11. Dezember 2017.
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  88. sueddeutsche.de – Gedenken an Herero-Genozid (Memento vom 13. Dezember 2007 im Internet Archive).
  89. Elena Beis: Der verleugnete Völkermord. In: Die Tageszeitung. 29. September 2011.
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  132. Nachrichten am Morgen. Hitradio Namibia, 28. Mai 2021.
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  136. Nachrichten am Mittag. Hitradio Namibia, 4. Juni 2021.
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  138. Genozid-Abkommen: Nama und Herero fordern Neuverhandlungen. Hitradio Namibia, 27. Januar 2022.
  139. Notice of Removal of Equestrian Statue Monument as National Monument from National Heritage Register. National Heritage Council of Namibia, 31. Juli 2014, Nr. 274.
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