DP-Lager
DP-Lager (englisch DP Camps) waren Einrichtungen zur vorübergehenden Unterbringung von Displaced Persons (DPs) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien.
Geschichte
Mitte 1943 schätzten die Alliierten die Zahl der displaced Persons in Europa auf 21 Millionen. Diese Menschenmenge müsste untergebracht, versorgt und in ihre Heimatländer gebracht werden. Sobald die militärische Situation vor Ort es zulassen würde, sollte eine zivile, internationale Organisation, die United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) auch die Rückführung organisieren. Im Nahen Osten, Ostafrika und Indien gab es zu dem Zeitpunkt schon Lager der Middle East Relief and Refugee Administration.[1]
Nach dem Einmarsch der Alliierten 1945 befanden sich auf dem Gebiet des Deutschen Reiches zwischen 6,5 Millionen und 7 Millionen DPs. Unter diesem Begriff wurden Zivilisten verstanden, die sich infolge des Krieges nicht mehr in ihrem Herkunftsland befanden, aber nach den Vorstellungen des Hauptquartiers der alliierten Streitkräfte dorthin zurückkehren sollten. In der weit überwiegenden Mehrheit handelte es sich dabei um ehemalige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter oder von den Nationalsozialisten angeworbene ausländische Arbeitskräfte, die sich in den nunmehr westlichen Besatzungszonen Deutschlands und Österreichs befanden.
In der Erklärung von Jalta hatten sich die Alliierten die Repatriierung der Kriegsflüchtlinge – die Rückführung von Flüchtlingen in ihr Heimatland – zum Ziel gesetzt. Bis Ende des Jahres 1946 konnten knapp sechs Millionen DPs in ihre Heimat zurückgeführt werden. Für ungefähr eine Million Menschen kam jedoch eine Rückkehr in ihre Heimat nicht in Frage. Dies waren vor allem ehemalige Zwangsarbeiter, die nicht in ihre von der Sowjetarmee besetzten Heimatländer zurückkehren wollten, jüdische Überlebende des Holocaust, die im Osten ihre gesamte Existenz verloren hatten, aber auch Osteuropäer und Balten, die freiwillig in der Wehrmacht gekämpft oder gearbeitet hatten, um die Unabhängigkeit ihrer Länder von der Sowjetunion zu erreichen, und nun Repressalien in ihren Heimatländern fürchteten.
Die Unterbringung und Versorgung einer derartig großen Anzahl von Menschen gestaltete sich schwierig. Die Militärverwaltungen in den drei westlichen Besatzungszonen betrauten daher die Hilfsorganisation UNRRA der Vereinten Nationen mit der Betreuung der Lager, die offiziell als assembly centers bezeichnet wurden. Für jedes Lager war ein UNRRA-Team verantwortlich. Es bestand in der Regel aus acht Verantwortlichen für unterschiedliche Bereiche der Lagerverwaltung und sechs Funktionsträgern (Koch, Krankenpfleger, Fahrer, Schreibkraft). Ab 1947 übernahm die Nachfolgeorganisation der UNRRA, die IRO die Verwaltung der DP-Lager.
Bereits mit dem Vorrücken der alliierten Streitkräfte nach der Landung in der Normandie wurden in Frankreich, Belgien und den Niederlanden viele Zwangsarbeiter und Fremdarbeiter befreit, die untergebracht und versorgt werden mussten. Die ersten vom SHAEF eingerichteten assembly centers befanden sich daher auch in diesen Ländern. Die überwiegende Mehrzahl der DP-Lager befand sich auf dem Gebiet der US-amerikanischen Besatzungszone. In der sowjetischen Besatzungszone wurden keine DP-Lager eingerichtet. Im Sinne einer möglichst raschen und reibungslosen Repatriierung wurden die Displaced Persons je nach Nationalität auf die DP-Lager verteilt. Für jüdische DPs wurden eigene DP-Lager eingerichtet, nachdem anfangs manche der jüdischen Verfolgten mit ihren früheren Peinigern, wie etwa baltischen oder ukrainischen Nazi-Kollaborateuren, in denselben Baracken hatten zusammenleben müssen. US-Militärrabbiner alarmierten die Öffentlichkeit über diese unhaltbaren Zustände, worauf der amerikanische Präsident Harry S. Truman im Sommer 1945 den Aufbau von eigenen Wohngebieten und Gemeinden für Juden anordnete.[2]
Als DP-Lager dienten vorwiegend bereits bestehende Einrichtungen, wie
- ehemalige Kasernen der Wehrmacht oder der SS,
- ehemalige Kriegsgefangenenlager,
- ehemalige Konzentrationslager und Unterkünfte für Zwangsarbeiter,
- requirierte private Wohnungen, Hotels oder Krankenhäuser.
- die Gemeinde Haren (Ems), die unter polnische Verwaltung gestellt wurde und dadurch als Ganzes zu einem DP-Lager wurde.[3][4][5]
Insbesondere die Unterbringung in Lagern, die zuvor den Nationalsozialisten gedient hatten, wie auch die schlechte Versorgung in den Lagern, verbitterten viele hier Untergebrachte. Dies wurde auch im Harrison-Report vom August 1945 aufgeführt. Durch den Bericht sah sich US-Präsident Truman veranlasst, die Situation der DPs verbessern zu lassen. Die jüdischen DP-Lager der US-amerikanischen Besatzungszone wurden danach unter jüdische Selbstverwaltung gestellt. Eine wichtige Rolle hierbei spielten jüdische Wohlfahrtsorganisationen, wie das Joint Distribution Committee. Ab Dezember 1951 kamen die DP-Lager der US-amerikanischen und britischen Besatzungszonen in der 1949 neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland unter bundesdeutsche Verwaltung und wurden zu Regierungslagern für heimatlose Ausländer erklärt. 1957 wurde das Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen als letztes der DP-Lager der ehemaligen US-Besatzungszone aufgelöst. In der britischen Besatzungszone existierte das DP-Lager Wehnen bei Oldenburg noch bis 1959.
DP-Lager in Deutschland (westalliierte Besatzungszonen)
Durch den Internationalen Suchdienst (ITS) wurden bis März 2014 etwas über 1800 DP-Camps oder DP living zones zusammengetragen, die sich auf den Gebieten der drei Westzonen und der Westsektoren Berlins befanden.[6] Auf der Webseite wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass kein abgeschlossenes Forschungsergebnis dokumentiert werde, sondern man mit der Seite zu weiteren Recherchen anregen.wolle.
Aus jüdischer Perspektive betreibt das Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts[7] eine Webseite, auf der „Informationen über alle jüdischen DP-Camps und Communities in den westlichen Besatzungszonen nach 1945“ zusammengetragen werden.[8]
Die nachfolgend aufgeführten Lager repräsentieren lediglich eine kleine Auswahl aus den beiden zuvor genannten Quellen.
Baden-Württemberg
- Ettlingen
- Geislingen an der Steige, Estenlager in Wohngebieten
- Heidenheim an der Brenz
- Schwarzach (Odenwald): Internationales Kinderzentrum Aglasterhausen
- Stuttgart: DP-Lager Stuttgart-West
Bayern
- Altenstadt
- Aschbach im Landkreis Bamberg: DP-Lager und Kibbuzgemeinschaft „Laejwer Hajardejn“
- Augsburg: Camp Hochfeld, Camp Haunstetten sowie weitere DP-Camps in ehemaligen Wehrmachtskasernen (u. a. Infanteriekaserne, Sommekaserne, Flakkaserne)
- Bad Aibling: DP-Lager und Children's Village Bad Aibling
- Bad Reichenhall
- Deggendorf[9]
- Dillingen, Luitpoldkaserne und Ludwigkaserne
- Feldafing: DP-Lager Feldafing
- Fürth
- Ingolstadt: Das DP Camp Inventory der Arolsen Archives verzeichnet 21 Ingolstadt direkt betreffende Einträge, darunter auch ein Vocational Training Center.
- Königsdorf: Hochlandlager
- Landsberg am Lech: Saarburgkaserne und Das jüdische DP-Lager und Hospital in Sankt Ottilien[10]
- Landshut: Das DP-Transitlager Landshut diente als Auffanglager für zehntausende jüdischer Flüchtlinge, die nach den antisemitischen Übergriffe in Polen in den Westen drängten. Zu ihrer Unterbringung entstand eine riesige Zeltstadt, die zwischen Ende August und Anfang Oktober 1946 von etwa 11.500 Menschen durchlaufen werden musste, bevor sie in anderen DP-Lagern in der amerikanischen Besatzungszone untergebracht werden konnten. Ein größerer Zielort war das extra zu ihrer Unterbringung eingerichtete DP-Lager Babenhausen in Hessen.[11]
- Lauingen
- Leipheim
- Mittenwald: Lager Luttensee
- München (mindestens drei Standorte, u. a. Neu Freimann[12])
- Neuburg an der Donau. DP-Lager in Neuburg (siehe auch: Vocational Training Center)
- Nürnberg-Langwasser: Valka-Lager
- Oberschleißheim: Lager Schleißheim (Feldmoching)
- Pocking: DP-Lager Pocking
- Uffenheim[13]
- Wasserburg am Inn: DP-Lager Gabersee
- Wolfratshausen: Lager Föhrenwald
Berlin
- Berlin-Mariendorf, Berlin-Düppel, Berlin-Schlachtensee
Bremen
- Bremen: Camp Grohn
Hessen
- Allmendfeld
- Arolsen: Neben dem auf mehrere Standorte in Arolsen verteilten ITS-Employees-Camp, in dem DPs untergebracht waren, die für den ITS arbeiteten, gab es noch bis 1949 ein Vocational Training Center.
- Babenhausen
- Bensheim
- Dieburg: Schloss Fechenbach[14]
- Eschenstruth: DP-Lager Rochelle
- Eschwege: Fliegerhorst Eschwege auf Schloss Wolfsbrunnen und in Schwebda, wo sich ein Children’s Center befand.
- Frankfurt am Main: DP-Camp Zeilsheim
- Fritzlar: Watter-Kaserne und Fliegerhorst
- Hanau: Das von der US-Armee eingerichtete Lager befand sich in der François-, Hutier- und Hessen-Homburg-Kaserne im Hanauer Stadtteil Lamboy/Tümpelgarten und wurde von mehr als 10 000 Menschen aus etwa 20 verschiedenen Ländern durchlaufen.[15]
- Heppenheim
- Hessisch Lichtenau
- Kassel. Die Übersicht der Arolsen Archives weist für Kassel 16 Standorte auf.[16]
- Lampertheim
- Lindenfels war Standort eines Children’s Centers
- Schwarzenborn: Truppenübungsplatz Schwarzenborn
- Stadtallendorf: Sprengstoffwerke Allendorf und Herrenwald
- Wetzlar
- Wildflecken
- Ziegenhain: Trutzhain (ehemaliges Stammlager IX A)
Das Ende der DP-Ära in Hessen
Unter Berufung auf Dokumente aus den Arolsen Archives heißt es bei Isabel Panek, „dass im Dezember 1949 nur noch 2859 DPs in ganz Hessen lebten. Neben dem ITS-Employees-Camp in Arolsen gab es nur noch ein weiteres DP-Camp in Hanau sowie drei Einrichtungen, die speziell für Repatriierungs- und Emigrationsangelegenheiten eingerichtet worden waren: ein Control Center in Hanau, ein Resettlement Center in Butzbach und ein Repatriation Center in Babenhausen.“[17]
Nachdem 1951 die administrative Zuständigkeit für das DP-Lager Föhrenwald auf die Bundesrepublik übergegangen war und schließlich die Räumung des DP-Lagers zugunsten des katholischen Siedlungswerks erfolgte, das die Häuser fortan für Heimatvertriebene aus dem Sudetenland nutzte, wurden 1956/57 von den dort noch verbliebene rund 800 DPs und ihre Familien 125 nach Frankfurt umgesiedelt. In der dortigen Waldschmidtstraße, im ehemals stark jüdisch geprägten Frankfurter Ostend, fanden vorwiegend jüdische Überlebende aus dem Osten Europas, die ursprünglich nicht im Land der Täter bleiben wollten, denen aber aus gesundheitlichen, finanziellen oder beruflichen Gründen eine Auswanderung nicht möglich gewesen war, Unterkunft in zwei neu errichteten Wohnblocks.[18] In den Häusern in der Waldschmidtstraße leben bis heute Nachfahren der ehemaligen Föhrenwald-DPs. 2017 thematisierte eine Ausstellung im Hochbunker an der Friedberger Anlage in Frankfurt, dem früheren Standort der Synagoge Friedberger Anlage, den Weg der jüdischen DPs von Föhrenwald nach Frankfurt.[19]
Thüringen
Thüringen wurde zwischen dem 1. und dem 16. April 1945 von den Amerikanern besetzt und zum 1. Juli 1945 an die sowjetische Militärverwaltung übergeben. Während dieser Zeit existierten auch hier DP-Camps.[20]
- DP-Camp Buchenwald im ehemaligen KZ Buchenwald. Nach der Übergabe Thüringens an die Sowjets wurde das DP-Camp Buchenwald „in ein ‚Repatriierungslager‘ unter sowjetischer Leitung umgewandelt und im Oktober 1945 aufgelöst“.[21]
Im Juni 1945 gründeten Jugendliche aus dem DP-Camp Buchenwald auf einem einen Hof in Eggendorf bei Weimar den Kibbuz Buchenwald. Da auch sie nicht unter sowjetischer Verwaltung leben wollten, wichen sie bereits kurze Zeit später auf den Gehringshof im Landkreis Fulda aus, wo sich schon seit 1929 eine Hachschara-Stätte befunden hatte. Von den jetzt hier lebenden DPs gingen in der Folge viele nach Palästina und nach 1948 nach Israel, wo sie erneut einen Kibbuz Buchenwald gründeten, der allerdings später den Namen Netzer Sereni erhielt. Dieser Kibbuz wurde 1999 aufgelöst.[21][22] - DP-Camp Dora im KZ Mittelbau-Dora: „Im Mai 1945 waren hier über 20.000 befreite Zwangsarbeiter:innen und einige Hundert KZ-Überlebende untergebracht. Mitarbeiter:innen der UNRRA kümmerten sich um Waisenkinder, deren Eltern als Zwangsarbeiter:innen oder KZ-Häftlinge ums Leben gekommen waren.“[21]
IRO-Children’s Centers
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs irrten „Tausende von rassisch oder politisch verfolgten Jungen und Mädchen, entweder Waisen oder Kinder, die von ihren Eltern getrennt“ worden waren, „auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches umher“. Sie wurden in weit über zwei Dutzend Children’s Centers untergebracht[23], so zum Beispiel
- im bayerischen Kloster Indersdorf (Internationales Waisenhaus) und im Children's Village Bad Aibling
- im hessischen Lindenfels und auf Schloss Wolfsbrunnen in Schwebda (bei Eschwege)
- im schwäbischen Dornstadt
- in Hamburger Ortsteil Blankenese
- im badischen Schwarzach befand sich das Internationale Kinderzentrum Aglasterhausen[24] Die von 1945 bis vermutlich November 1948 bestehende Einrichtung befand sich im Schwarzacher Hof und verdankte ihren Namen der Tatsache, dass, „sich in der nur wenige Kilometer entfernten Gemeinde Aglasterhausen die Bahnstation befunden hatte“.[23]
Während viele dieser Heime ausschließlich jüdische Jungen und Mädchen beherbergten, standen Aglasterhausen und Indersdorf allen von den Nationalsozialisten Verfolgten offen. Ab 1947 übernahm die Nachfolgeorganisation der UNRRA, die IRO (International Refugee Organization, IRO) die Verwaltung der DP-Lager.[23]
Berufliche Qualifikation für DPs
Für viele Menschen in den DP-Lagern ging es auch darum, sich eine berufliche Zukunft zu sichern. Die Aufgabe, die sich damit stellte, bestand darin, für Personen verschiedener Altersgruppen, unterschiedlicher Bildung und sozialer Herkunft ein Qualifizierungsangebot zu schaffen, das sich gleichermaßen an junge Männer und Frauen ohne ausreichende Grundschulbildung richtete, die ihre Kindheit im KZ verbracht hatten, wie an ehemalige Handwerker oder Kaufleute, die ihren Beruf jahrelang nicht ausüben konnten und nun eine Auffrischung brauchten. Solche Angebote waren vor allem für solche DPs notwendig, die nicht mehr in ihre Herkunftsländer zurückkehren wollten oder konnten und sich auf eine Emigration außerhalb Deutschlands vorbereiten wollten.
Bereits 1945 war es zu einer Vereinbarung zwischen der UNRRA der World ORT (ORT) gekommen, um wo immer möglich Berufsbildungseinrichtungen für DPs einzurichten. Seitens der UNRRA beziehungsweise der IRO kam es in der Folge zur Einrichtung sogenannter Vocational Training Centers (VTC), in denen DPs in mehrwöchigen Kursen Sprachkurse belegen oder handwerkliche Grundkenntnisse als Schreiner, Schlosser, Schweißer oder Schneider. erlernen konnten. VTC bestanden etwa in[25]:
- Altenstadt für den Raum Gauting,
- Arolsen für den Raum Frankfurt;
- Ingolstadt: Zu diesem VTC gibt es bislang nur einen Artikel von Archie S. Lang aus dem Jahr 1951. Lang war damals „Chief, Displaced Populations Branch, OLC Bavaria“.
- Ludwigsburg für den Raum Stuttgart,
- Neuburg an der Donau: In Neuburg bestand ein kombiniertes VTC & Rehabilitation-Center. Das VTC Arolsen wurde 1949 nach hier verlegt.[26]
Das Angebot der ORT richtete sich explizit an jüdische DPs, war aber vom Programm und der Intention her ähnlich strukturiert wie die VTC.
Das ORT-Programm wurde nach der Gründung des Staates Israel zurückgefahren; als letzte ORT-Ausbildungsstätte wurde die im Lager Föhrenwald im März 1956 geschlossen. Einrichtungen der ORT bestanden in Deutschland auch in der britischen Besatzungszone und in vielen weiteren europäischen Ländern mit Einrichtungen für jüdische DPs.
Hamburg
- Hamburg kurzzeitig das Internierungslager Neuengamme
Niedersachsen
- Atter bei Osnabrück (Lager Eversheide)
- DP-Camp Bergen-Belsen
- Burgdorf
- Emden
- DP-Lager Moringen im ehemaligen KZ Moringen
- Wehnen (Oldenburg)
- Wilhelmshaven: Sengwarden
Nordrhein-Westfalen
- Haltern am See. Das dortige DP-Lager wird in dem Wikipedia-Artikel nicht erwähnt. Im Internet finden sich jedoch einige Hinweise dafür, wie in Haltern schon 1946 eine Täter-Opfer-Umkehr praktiziert und die DPs diskriminiert wurden.
„Im April vorigen Jahres wurde nach dem Einmarsch der alliierten Truppen der neue Stadtteil Halterns (das sog. „Neue Viertel“) innerhalb kürzester Zeit (zum Teil 1/4 Stunde) von den hiesigen Anwohnern unter Zurücklassung der gesamten Habe zwangsgeräumt und als Sperrgebiet (DP-Lager) erklärt. Von diesem Zeitpunkt an waren in dem Lager abwechselnd Russen, Italiener und Jugoslawen und in letzter Zeit durchweg nur Polen untergebracht. Über die Bevölkerung der vom Luftkrieg zu 50% zerstörten Stadt begann damit die Zeit der tiefsten Not und schwersten Drangsale [hereinzubrechen]. Beunruhigungen und Bedrohungen, Misshandlungen, räuberische Diebstähle und fortgesetzte Überfälle und Plünderungen nahmen ihren Ausgangspunkt in diesem Lager. Hinzu kommt, dass der Abschaum der grossen Städte des Industriegebietes sich mit diesen Rechtsbrechern paart und gemeinsam die ansässige Bevölkerung in eine panikartige Polenangst versetzt hat. Die tatkräftigen Männer der Stadt Haltern haben sich auf der Grundlage der Nachbarschaftshilfe zusammengeschlossen und versehen Nacht für Nacht, die berufliche Beanspruchung und Ernährungskrise nicht berücksichtigend, mit insgesamt über 500 Freiwilligen einen Streifendienst. Diese von der Verwaltung gesteuerten Massnahmen haben sich bereits günstig ausgewirkt.“
Schleswig-Holstein
„In Schleswig-Holstein wartete auf die Briten eine immense Aufgabe. Tausende „DiPis“ sollten sich in Sammelzentren einfinden. Dort galt es, sie ärztlich zu untersuchen, notdürftig unterzubringen, zu versorgen und für die Heimreise vorzubereiten. In SH dürfte ihre Zahl zum Ende des Krieges deutlich über 200.000 gelegen haben. Als die Briten am 18. Juli 1945 zählen ließen, gab es noch 130.255 „DPs“. 75.972 davon waren Polen, 11.986 Italiener, 4.809 Jugoslawen, 4.629 Russen, 236 Niederländer, 159 Dänen, 129 Franzosen, 63 Belgier sowie 32.859 „Andere“. Zur letzten Gruppe gehörten vor allem Esten, Letten, Litauer und Ukrainer. Die Momentaufnahme zeigt: Die vermutlich ursprünglich größten Gruppen der sowjetischen wie auch die der „DPs“ aus westlichen Ländern waren zu diesem Zeitpunkt durch die Repatriierung bereits auf kleine Reste zusammengeschmolzen.“
- Eckernförde (DP-Sammellager 1206)
- DP-Lager Jägerslust
- Lübeck (Lager Pöppendorf und Am Stau, Meesenkaserne, Artilleriekaserne, Cambrai-Kaserne)
DP-Lager in Österreich (westalliierte Besatzungszonen)
- Admont[29]
- Ansfelden (DP-Lager Haid)
- Bad Gastein[29]
- Lager Davidstern in Ebelsberg[30]
- Ebensee[31]
- Judenburg
- Lager Linz Bindermichl[30]
- Leibnitz
- Seeboden-Treffen
- Saalfelden
- Salzburg-Parsch
- Spittal an der Drau[32]
- Trofaiach[33]
DP-Lager in Frankreich
In Frankreich wurden seit dem Winter 1944/45 rund 50 DP-Camps eingerichtet. Die ersten Camps entstanden in
- Belfort
- Bitche
- Boulay
- Charleville
- Colmar
- Forbach
- Givet
- Hagenau
- Hazebrouck
- Hirson
- Jeumont
- Lille
- Longuyon
- Metz
- Maubeuge
- Mézières
- Mülhausen
- Niederbronn
- Sarrebourg
- Sarreguemines
- St. Avold
- Straßburg
- Thionville
- Valenciennes
- Weißenburg
1947 existierten noch mindestens 45 DP-Camps.
DP-Lager in Italien
Literatur
- Jacqueline Giere, Rachel Salamander (Hrsg.): Ein Leben aufs neu. Das Robinson-Album. DP-Lager: Juden auf deutschem Boden 1945–1948. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1995, 128 S.
- Irene Eber: Ich bin allein und bang. Ein jüdisches Mädchen in Polen 1939–1945. Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. Beck, München 2007, ISBN 3-406-55652-3, 287 Seiten mit 18 Abbi. und 1 Karte. Englischer Originaltitel: The Choice – Poland, 1939–1945. Verlag Schocken Books, NY 2004, ISBN 0-8052-4197-3, 240 S. (englisch).
- Hans-Peter Föhrding, Heinz Verfürth: Als die Juden nach Deutschland flohen. Ein vergessenes Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04866-7.
- Amerikanische Zone
- Atina Grossmann: München. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 4: Ly–Po. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02504-3, S. 258–264 (Artikel über die DP-Lager).
- Robert L. Hilliard: Von den Befreiern vergessen. Der Überlebenskampf jüdischer KZ-Häftlinge unter amerikanischer Besatzung. Übersetzung aus dem Englischen Andreas Simon. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-593-36397-4.
- Angelika Eder: Flüchtige Heimat. Jüdische displaced persons in Landsberg am Lech 1945 bis 1950. München : Uni-Dr., 1998, ISBN 978-3-87821-307-9, Hamburg, Univ., Diss., 1996.
- Angelika Eder: Jüdische Displaced Persons im deutschen Alltag. Eine Regionalstudie 1945 bis 1950. In: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Überlebt und unterwegs: Jüdische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland. Jahrbuch 1997 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Campus Verlag, Frankfurt 1997, S. 163–187 (Auszug).
- Abraham Peck, Manfred Deiler: Zwischen Verzweiflung und Wiedergeburt. In: Landsberg im 20. Jahrhundert – Themenhefte zur Landsberger Zeitgeschichte. Heft 6: Landsberg 1945–1950: Der jüdische Neubeginn nach der Shoa. Vom DP-Lager Landsberg ging die Zukunft aus. 1996, ISBN 3-9803775-5-5, S. 14–17 (Original Artikel PDF-Datei; 2,7 MB).
- Jim G. Tobias: Vorübergehende Heimat im Land der Täter. Jüdische DP-Camps in Franken 1945–1949. Antogo, Nürnberg 2002, ISBN 978-3-9806636-3-2.
- Franz Eduard Peschke: Ausländische Patienten in Wiesloch. Schicksal und Geschichte der Zwangsarbeiter, Ostarbeiter, Displaced Persons und Heimatlosen Ausländer in der Heil- und Pflegeanstalt, dem Mental Hospital, dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus Wiesloch und dem Psychiatrischen Zentrum Nordbaden. Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, 103, Hrsg. Rolf Winau, Johanna Bleker, Matthiesen Verlag, Husum 2005, ISBN 3-7868-4103-9.[34]
- Roman P. Smolorz: Displaced Persons (DPs): Autoritäten und Anführer im angehenden Kalten Krieg im östlichen Bayern. Stadtarchiv Regensburg 2006, ISBN 3-935052-53-7.
- Christian Höschler: Home(less). The IRO Children's Village Bad Aibling, 1948–1951. Berlin 2017.
- Bernhard Stille, "Vom Baltikum ins Schwabenland, Estenlager und Ausquartiertenschicksal in Geislingen an der Steige 1945–1950", Weißenhorn 1994
- Britische Zone
- Sophie Fetthauer: Musik und Theater im DP-Camp Bergen-Belsen. Zum Kulturleben der jüdischen Displaced Persons 1945–1950 (= Musik im „Dritten Reich“ und im Exil Bd. 16), Neumünster: Bockel 2012. ISBN 978-3-932696-91-6
- Andreas Lembeck, Klaus Wessels: Befreit, aber nicht in Freiheit. Displaced Persons im Emsland 1945–1950. Temmen, Bremen 1997, ISBN 3-86108-321-3
- Jan Rydel: Die polnische Besatzung im Emsland 1945–1948. Fibre, Osnabrück 2003, ISBN 3-929759-68-3.
- Stefan Schröder: Displaced Persons im Landkreis und in der Stadt Münster 1945–1951. Veröffentlichung der Historischen Kommission für Westfalen, 22. Aschendorff, Münster 2005, ISBN 3-402-06784-6.
- Gerhard Hausen: Zwangsarbeit im Kreis Olpe. Neues Displaced-Persons-Lager im Kreis Olpe bei Wenden entdeckt. Hg. Der Landrat. Schriftenreihe des Kreises Olpe, 32. ISSN 0177-8153 2007.
- Hermann Kleinebenne: Im Ausländerlager Lahde. Wo wird unsere neue Heimat sein? Aus dem Tagebuch einer lettischen DP-Familie. Der Amtsbereich Lahde unter dem Einfluss der örtlichen Kraftwerksprojekte und als DP-Lager der Militärregierung ab 1945. Weserdruckerei Stolzenau, 2016.
- Amerikanische Zone in Österreich
- Maria Weiss: D.P. Siedlung 121 Haid 1941 bis 1961. Historisch-biographische Fotodokumentation. Ansfelden : Stadtamt Ansfelden, 2007
- Isabel Panek: Zwischen Wartezeit und Neuanfang: Displaced Persons in Arolsen. In: Christian Höschler Christian und Isabel Panek (Hrsg.): Zweierlei Suche: Fundstücke zu Displaced Persons in Arolsen nach 1945, Arolsen Archives - International Center on Nazi Persecution, Bad Arolsen 2019. (Online)
- Hans-Peter Föhrding, Heinz Verfürth: Als die Juden nach Deutschland flohen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04866-7
Weblinks
- Allgemeine Links zu DP-Lagern
- Displaced Persons Camps (international)
- Karte der DP-Lager in Deutschland
- ITS Arolsen sehr umfangreiche Dokumentation der deutschen DP Lager (deutsch)
- Karte vorwiegend jüdischer DP-Lager
- Florian C. Knab: Displaced Persons im besetzten Nachkriegsdeutschland (bei shoa.de)
- Infos und Zeitzeugen zum Lager Düppel Center - Schlachtensee
- LAGIS Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen: Displaced Persons
- Übersicht mit vielen Artikeln zum Thema DP-Lager Landsberg (Saarburgkaserne) auf der Homepage der Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert, abgerufen am 24. April 2020
- Netzwerk Displaced Persons-Forschung an der Universität Bonn, abgerufen am 10. Januar 2021
- Archie S. Lang: Rehabilitation for Emigration, in: US Army: „Information Bulletin“, Frankfurt, Germany, April 195, S. 29–31 (Verfügbar als OCR-Textversion oder als Reprint, beide in englischer Sprache.)
- Links zu jüdischen DP-Lagern
Einzelnachweise
- George Woodbridge: UNRRA – The History of the United Nations Relief and Rehabilitation Administration. Band 2, Columbia University Press, 1950, S. 469 f.
- Jim G. Tobias: Mitten im Land der Täter. In: Neues Deutschland, 27. November 2012
- Maczków – Eine Episode polnischer Geschichte
- Juergen Hobrecht: Als Haren Maczków hieß. In: Die Zeit, Nr. 21/1995
- Karl Forster: Haren - Lwów - Maczków - Haren – Eine polnische Stadt in Deutschland
- DP Camp Inventory des ITS; abgerufen 10. Januar 2022
- nurinst.org
- After the Shoah: Jüdische DP Lager und Gemeinden in Westdeutschland
- Die Alte Kaserne in Deggendorf nach dem Zweiten Weltkrieg von S. Michael Westerholz
- Tobias Freimüller: Frankfurt und die Juden. Neuanfänge und Fremdheitserfahrungen, 1945–1990. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3678-0, S. 41 f. & Anton Posset: Vom DP-Lager Landsberg ging die Zukunft aus
- Holger Köhn: Zweierlei Raum, zweierlei Wirkung – Displaced Persons-Lager in Babenhausen und Dieburg 1946–1950, Magister-Arbeit an der TU Darmstadt, August 2004 (Online, abgerufen am 16. Januar 2022)
- München Neu Freimann displaced persons camp. In: Holocaust Encyclopedia (USHMM), Washington, D.C., Stand: 22. April 2019.
- DP-Lager Uffenheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim
- Dieburg – Jüdisches DP-Lager. after-the-shoah.org; abgerufen: 31. August 2016
- Gregor Haschnik: Hanau: Leiden und Lichtblicke im Sammellager, Frankfurter Rundschau, 7. Januar 2022
- Arolsen Archives: DP Camp Inventory
- Isabel Panek: Zwischen Wartezeit und Neuanfang, S. 41
- Von Föhrenwald nach Frankfurt, haGalil.com, 15. Oktober 2019
- Hanning Voigts: Der Weg jüdischer "Displaced Persons", Frankfurter Rundschau, 5. November 2017. Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog im Buchhandel erhältlich: Initiative 9. November / Iris Bergmiller-Fellmeth / Elisabeth Leuschner-Gafga (Hrsg.): Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-95558-268-5. Siehe hierzu auch die Kurzporträts einiger Ex-Föhrenwalder bei Hans-Peter Föhrding, Heinz Verfürth: Als die Juden nach Deutschland flohen, S. 273 ff.
- Arolsen Archives: Zwischenstationen: Displaced Persons und DP-Camps in Thüringen. Siehe auch: Jens Schley (Hrsg.): Thüringen 1945. Januar bis Juni. Kriegsende und amerikanische Besatzung, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2016, ISBN 978-3-943588-60-6.
- Jugend im KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora
- Judith Tydor Baumel-Schwartz: Kibbutz Buchenwald. Survivors and pioneers, Rutgers University Press, New Brunswick (NJ) 1997, ISBN 0-8135-2336-2
- Jim G. Tobias: „Selten gab es eine herzlichere Stimmung als hier…“ Das Internationale Kinderzentrum Aglasterhausen 1945-48, hagalil.com, 8. Dezember 2013
- After the Shoah: Aglasterhausen – Internationales UNRRA/IRO DP-Kinderlager
- Isabel Panek: Zwischen Wartezeit und Neuanfang, S. 32–33
- Isabel Panek: Zwischen Wartezeit und Neuanfang, S. 35
- Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern: Stellungnahme des Stadtdirektors vom 16. Dezember 1946
- Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte
- Die Deportationen ungarischer Juden nach Österreich (Memento vom 14. August 2011 im Internet Archive) abgerufen am 8. Mai 2010
- Organisierte Hilfsmaßnahmen. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich
- In Ebensee gab es ein DP-Lager (Memento vom 20. Mai 2014 im Internet Archive)
- Geschichte der Evangelischen Gemeinde A. B. in Spittal abgerufen am 8. Mai 2010
- Konflikt und Integration – Die Lager Trofaiach/Gai 1915–1960. CLIO, Graz 2003, ISBN 3-9500971-4-7
- Rezension von Ernst Klee zur Dissertation Peschkes