Wohlfahrtsausschuss 1918/19

Wohlfahrtsausschüsse bildeten s​ich Ende 1918, Anfang 1919 n​ach der Niederlage d​er Mittelmächte i​m Ersten Weltkrieg, i​m Kontext d​er revolutionären Erhebungen i​n Deutschland u​nd Österreich. Die Selbstbenennung a​ls „Wohlfahrtsausschuss“, i​n Anlehnung a​n die Französische Revolution spiegelt d​ie Selbsteinschätzung d​er Teilnehmer a​ls revolutionär wider.[1] Dennoch widmeten s​ich die Wohlfahrtsausschüsse i​n der Realität o​ft mehr bloßen Verwaltungsaufgaben, i​m plötzlich entstandenen politischen Vakuum o​der sogar a​uch der Bekämpfung d​er Radikalen.

Städte mit Wohlfahrtsausschüssen 1918/19 (Auswahl)

  • Karlsruhe: Der Wohlfahrtsausschuss war die provisorische Regierung von Baden, seit dem 9./10. November 1918.[2] Er wurde auf Initiative des Oberbürgermeisters Siegrist zur Aufrechterhaltung von „Ruhe und Ordnung“ eingesetzt.[3]
  • Köln: Der Wohlfahrtsausschuss war ein von Konrad Adenauer initiiertes und geleitetes Entscheidungszentrum, um die Revolution zu organisieren.[4]
  • Frankfurt am Main: Der Wohlfahrtsausschuss war hier ein am 8. November 1918[5] gebildeter revolutionärer Verwaltungsrat.
  • Füssen: Der am 9. November 1918 gegründete Wohlfahrtsausschuss diente hier der lokalen Verwaltung.[6]
  • Graz: Der Wohlfahrtsausschuss diente hier ab 20. Oktober 1918 als Steiermärkische Landesverwaltung.[7]
  • Luxemburg: Hier kam es am 9. Januar 1919 zur Konstituierung eines öffentlichen republikanischen Wohlfahrtsausschusses, der erfolglos eine provisorische republikanische Regierung vorbereiten sollte.[8] Die „luxemburgische Republik“ wurde nach sechs Tagen, ohne Unterstützung in der Bevölkerung gefunden zu haben, bereits wieder aufgelöst.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Harald Heppner, Eduard Staudinger (Hrsg.): Region und Umbruch 1918. Zur Geschichte Alternativer Ordnungsversuche. Peter Lang, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-631-37349-X, S. 58.
  2. Michael Kotulla: Deutsches Verfassungsrecht 1806–1918. Eine Dokumentensammlung nebst Einführungen. Band 1: Gesamtdeutschland, Anhaltische Staaten und Baden. Springer, Berlin/Heidelberg, 2005, ISBN 978-3-540-26013-4, S. 248.
  3. Andreas Hunkel: Eduard Dietz (1866–1940). Richter, Rechtsanwalt und Verfassungsschöpfer. Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-58523-8, S. 59.
    Markus Schmidgall: Die Revolution 1918/19 in Baden. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2012, ISBN 978-3-86644-727-1, S. 105ff.
  4. Volker Depkat: Lebenswenden und Zeitenwenden. Deutsche Politiker und die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-57970-3, S. 360.
  5. Boris Slamka: Der Ernst der Stunde. Die Vereinigten Stadttheater in Frankfurt am Main 1914–1918. Lit, Münster 2014, ISBN 978-3-643-12579-8, S. 56f.
  6. Alexander Jordan: Krieg um die Alpen. Der Erste Weltkrieg im Alpenraum und der bayerische Grenzschutz in Tirol. Duncker & Humblot, Berlin 2008, ISBN 978-3-428-12843-3, S. 534.
  7. Margarete Grandner: Kooperative Gewerkschaftspolitik in der Kriegswirtschaft. Die freien Gewerkschaften Österreichs im ersten Weltkrieg. Böhlau, Wien 1992, ISBN 3-205-05411-3, S. 409.
  8. Gast Mannes: Luxemburgische Avantgarde. Zum europäischen Kulturtransfer im Spannungsfeld von Literatur, Politik und Kunst zwischen 1916 und 1922. Editions Phi, Esch/Alzette 2007, ISBN 978-2-87962-235-4, S. 27.
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