Bank Rossija

Die Bank Rossija (russisch Акционерный коммерческий банк Россия, АКБ Россия) i​st ein russisches Kreditinstitut, welches a​m 27. Juni 1990 gegründet wurde. Der Hauptsitz d​es Unternehmens befindet s​ich in Sankt Petersburg. Die Bank Rossija gehörte z​u den ersten russischen Privatbanken n​ach der politischen Wende.[1]

Geschäftstätigkeit

Die Bank war im Jahr 1990 durch eine Initiative des Komitees der KPdSU der Leningrader Oblast mit Parteigeldern als Anfangskapital gegründet worden. Die Bank dümpelte jedoch in der damaligen Umbruchzeit erfolglos vor sich hin und stand schon ein Jahr später, im Dezember 1991, vor dem Zusammenbruch. Juri Kowaltschuk übernahm daraufhin zusammen mit ein paar Freunden die Bank, indem sie sich von einem örtlichen Schuhhersteller einen Kleinkredit besorgten und damit das Pleiteunternehmen aufkauften. Die drei anderen Partner waren die Physiker Wiktor Mjatschin, Andrej Fursenko und Wladimir Jakunin, die wie Kowaltschuk ursprünglich alle am Leningrader Physikalisch-Technischen Institut Joffe beschäftigt gewesen waren.[2] Kowaltschuk, Mjatschin, Jakunin und Andrej Fursenko sowie dessen Bruder Sergej gründeten fünf Jahre später, im November 1996, zusammen mit Wladimir Smirnow, Nikolai Schamalow und Wladimir Putin die Datschen-Kooperative „Osero“ (See) in der Ortschaft Solowjewka am Ostufer eines Sees auf der Karelischen Landenge nördlich von Sankt Petersburg.

In den 1990er Jahren konzentrierte sich die Geschäftstätigkeit der Bank vorwiegend auf den Sankt Petersburger Raum. Das änderte sich jedoch langsam als Wladimir Putin Ende 1999 Präsident Russlands wurde. Im Jahr 2004 kaufte die Bank Rossija unter Vermittlung von Alexei Mordaschow von Gazprom das Versicherungsunternehmen Sogaz. Ende 2004 stieg Nikolai Schamalow als Aktionär in die Bank Rossija ein. Dessen Sohn Juri Schamalow wurde Ende 2005 Präsident des Pensionsfonds Gazfond.

Im August 2006 kaufte d​ann der s​eit 2004 z​ur Bank Rossija gehörende Versicherungskonzern Sogaz 75 % + 1 Aktie d​er Verwaltungsgesellschaft "Lider", d​ie den Pensionsfonds Gazfond managte.[3] Dadurch erlangte d​ie Bank Rossija d​ie Kontrolle über Gazfond. Durch Gazfond wiederum erlangte s​ie die Kontrolle über d​ie Gazprombank, d​eren Hauptaktionär Gazfond war.

Eine Tochtergesellschaft d​er Gazprombank i​st schließlich d​ie Gazprom-Media Holding, d​ie im Juli 2005 für 166 Millionen Dollar v​on Gazprom a​n die Gazprombank verkauft worden war.[3] Zu dieser gehörten damals u​nter anderem d​ie regierungsnahe Zeitung Iswestija, d​ie Fernsehsender NTW u​nd TNT s​owie der Radiosender Echo Moskwy (Aktienanteil v​on 66 Prozent).

Im Mai 2008 veräußerte d​ie Gazprom-Media i​hre Iswestija-Beteiligung a​n den z​ur Bank Rossija gehörenden Versicherungskonzern Sogaz. Die Iswestija w​urde anschließend i​n die v​on Kowaltschuk neugegründete u​nd ebenfalls z​ur Bank Rossija gehörende Nationale Mediengruppe (NMG) eingegliedert.[4] Neben d​er Iswestija gehören z​ur NMG u​nter anderem d​er früher regierungskritische Privatfernsehsender Ren-TV (Beteiligung i​n Höhe v​on 68 Prozent), d​er Sender "Petersburg-Fünfter Kanal" s​owie eine 25%ige Minderheitsbeteiligung a​m Ersten Kanal.[5][6] Verwaltungsratsvorsitzende i​st seit September 2014 Alina Kabajewa.

Sanktionen

Obgleich die Bank nur von mittlerer Größe ist, spielt sie eine maßgebliche Rolle in der Finanzierung des engeren Machtkreises um den russischen Präsidenten Wladimir Putin, und wurde daher ein Objekt westlicher Sanktionen.[2] So hat die US-Regierung im Zuge der Krimkrise 2014 am 20. März 2014 das US-Vermögen der Rossija Bank als Teil der Specially Designated Nationals and Blocked Persons eingefroren.[7][8][9] Die Rossija-Bank ist laut US-Regierung die Nummer 17 der größten Banken in Russland. Sie hat ein Vermögen von rund zehn Milliarden US-Dollar und Konten bei Bankinstituten in den USA und Europa.[10]

Bankvorstand

Folgende Vorstandsvorsitzende (Präsidenten d​es Verwaltungsrates) leiteten i​n der Vergangenheit d​ie Geschicke d​er Bank:

  • 1995 bis 1998: Wiktor Mjatschin
  • 1998 bis 1999: Michail Markow
  • 1999 bis 2004: Wiktor Mjatschin
  • 2004 bis 2006: Michail Klischin

Von 2006 bis 2012 war Dmitri Alexejewitsch Lebedew Vorstandsvorsitzender der Bank. Im Juli 2012 wechselte er in den Aufsichtsrat. Lebedew war bereits von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorstandsvorsitzender bzw. Vorstandsvorsitzender bei der Bank "MENATEP SPb" gewesen.[14][15] Derzeitiger Vorstandsvorsitzender der Bank ist Jewgeni Iljitsch Logowinski.[16] Derzeitiger Vorsitzender des Aufsichtsrats (Rat der Direktoren) der Bank ist seit Juli 2012 Dmitri Lebedew.[17] (Stand: April 2015)

Eigentümerstruktur

Einzelnachweise

  1. ОБЩАЯ ИНФОРМАЦИЯ О БАНКЕ - ALLGEMEINE INFORMATIONEN ÜBER DIE BANK, abr.ru (russisch)
  2. Private Bank Fuels Fortunes of Putin’s Inner Circle, nytimes.com, 27. Sept. 2014; abgerufen am 25. November 2016
  3. novayagazeta.ru: Putin and Gazprom (Memento vom 17. August 2016 im Internet Archive) (englisch)
  4. "Известия" впечатали в Национальную медиагруппу, kommersant.ru, 22. Mai 2008
  5. Sanktionen gegen russische Banken: Angriff auf Putins Finanzzentrum, spiegel.de, 21. März 2014
  6. Kremlin-linked tycoon eyes Russia media firm-report reuters.com, 23. April 2008
  7. www.treasury.gov 20. März 2014: OFFICE OF FOREIGN ASSETS CONTROL
  8. spiegel.de: Sanktionen gegen russische Banken: Angriff auf Putins Finanzzentrum
  9. spiegel.de 20. März 2014: Konflikt zwischen Russland und Ukraine: Obama macht Ernst mit Sanktionen
  10. Die Sanktionsspirale dreht sich weiter, manager-magazin.de, 20. März 2014
  11. Vitaly Saveliev
  12. Совет директоров - САВЕЛЬЕВ Виталий Геннадьевич
  13. Neuer Generaldirektor für Aeroflot, xxx, 31. März 2009
  14. Дмитрий Алексеевич Лебедев - Биография
  15. Совет Директоров Aufsichtsrat der Bank
  16. Правление Geschäftsleitung der Bank
  17. Дмитрий Алексеевич Лебедев - Биография
  18. Акционеры - Aktionäre der Bank, abr.ru
  19. Bank Rossiya: sanctions having no substantial effect on financial positions - report, interfax.com, 25. April 2014
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